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19.08.2001
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Die Narbe fühlte sich an wie Plastilin. Leise vor sich hinsummend saß Birol in einem Raum, der lediglich mit einem Metallstuhl ausgestattet war und fuhr mit seinen Fingern die Furche an seiner Stirn entlang, welche sich von seinem Nasenbein bis zum linken Haaransatz erstreckte.

Die Tür öffnete sich und mehrere Ärzte, darunter Dr. Volker, betraten den Raum. Er ging auf Birol zu und lächelte ihm aufmunternd zu.

„Sind sie bereit, Herr Karatas?“

Birol atmete tief durch.

„Kann losgehen.“

„Na, dann auf!“

Sie verließen den Raum um einem langen Gang zu folgen, der vor einer massiven Metalltür endete. Auf dem Weg stellte Dr. Volker ununterbrochen dieselben nervigen Fragen, die sie schon tausendmal durchgekaut hatten.

"Was ist Ihr Auftrag?"

"Observieren."

"Was müssen Sie unter allen Umständen vermeiden?"

"Kontakt zu irgendwelchen Personen aufnehmen."

"Warum müssen Sie das vermeiden?"

"Um den Lauf der Zeit nicht zu beeinflussen."

"Wieviel Zeit haben Sie?"

"Soviel Sie mir geben."

"Was haben Sie gefrühstückt?"

"Zwei Spiegeleier, zwei Scheiben gebutterten Toast und eine Tasse ausgezeichneten türkischen, schwarzen Tee."

Dr. Volker nickte lächelnd und tätschelte Birol's Arm.

Sie erreichten das Ende des Gangs. Die tonnenschwere Tür, die den Weg in die Schleuse und den dahinter liegenden Transportraum freigab, öffnete sich mit einem zischenden Geräusch. Der Arzt drehte sich zu Birol um und sah ihn mit ernster Mine an.

„Sie wissen, was sie zu tun haben. Tun Sie's.“

Birol setzte sein strahlendstes Superheldenlächeln auf.

„Rein, gucken, raus. Alles klar. Ich weiß Bescheid. Machen sie sich keine Sorgen Dr. Volker.“

Der Arzt zwinkerte Birol zu und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.

„Na, dann los mein Guter. Viel Glück und viel Erfolg!“

Birol betrat die Schleuse, drehte sich um und wartete, bis das Metalltor hinter ihm mit einem dumpfen Geräusch zufiel. Nachdem er seinen Kittel abgelegt hatte und desinfiziert wurde, teilte ihm ein grün blinkendes Signal auf dem einzigen Monitor in diesem Raum mit, dass er den Transportraum betraten konnte. Nahezu lautlos glitt die dicke Glastür, die in einen kleinen Raum führte, zur Seite und Birol trat ein. In der Mitte befand sich eine Liege, neben der einige Apparate auf ihren Einsatz warteten. Er setzte sich auf die Liege und befestigte alle notwendigen Teile an seinem Arm. Birol wusste, dass sein Körper diesen Raum nicht verlassen würde. Die Mischung aus dem Hauptserum und einigen Kontakten, die er zum Schluss an verschiedenen Stellen seines Körpers anbrachte, würde dafür Sorge tragen, dass er imstande war, bereits stattgefundene Geschehnisse erneut zu erleben, allerdings in seinem damaligen Erscheinungsbild.

Die Zeit, die einem zur Verfügung stand um sich in der Vergangenheit umzusehen, war begrenzt. Die Rückreise war etwas, auf das man keinen Einfluss hatte. Jede Zeitreise war mit einem Zeitfenster ausgestattet, in dem der Auftrag ausgeführt werden musste. Bei Ablauf der Zeit wurden sofort medizinische Maßnahmen zur Rückholung des Reisenden getroffen. Birol musste sich also beeilen.

Nachdem er alle Dioden und die Injektionsautomatik an seinem Arm befestigt hatte, legte er sich auf den Rücken und wartete auf Dr. Volker’s Startsignal.

„Okay, alles läuft prima. Systeme laufen stabil. Wir haben grünes Licht! Sind sie bereit?“

Birol schloss seine Augen.

„Bereit!“

Mit einem Zischen bohrte sich die Nadel in seine Vene und jagte ihm das Serum in den Körper. Die Welt um ihn herum verschwand komplett.

* * * * *

Mit offenem Mund stand Birol vor einem Supermarkt und betrachtete die Leute, die ein und ausgingen. Er war auf alles gefasst gewesen, nur nicht auf sein Spiegelbild, welches ihm aus einer Auslagenscheibe dümmlich entgegengeglotzte. Er war wieder elf Jahre alt! Teils euphorisch wieder jung zu sein, teils bis ins Mark erschüttert, stand er regungslos da und betrachtete seine Hände und seine Kleidung. Auf dem Rücken befand sich sein Adidas Rucksack, den er behalten hatte, bis er sich irgendwann vollends aufgelöst und in seine Einzelteile zerfallen war. Schließlich drehte er sich um und erkannte auf einer Uhr über einem Juweliergeschäft, dass es viertel nach sieben morgens war. Er musste langsam loslegen.

Während er schnellen Schrittes zu seinem Bestimmungsort ging, fuhr seine Hand automatisch an seine Stirn um nach der Narbe zu tasten. Sie war fort. Oder, besser gesagt, sie war noch gar nicht da. An einer Kreuzung blieb Birol stehen und sah sich um. Eine schmale Gasse zu seiner Rechten führte direkt zu seiner ehemaligen Schule. Er beschleunigte seine Schritte, als er von weitem das Schulgebäude erblickte. Drei Jungen standen vor dem Schultor und rauchten Zigaretten. Birol rannte los, überquerte die Strasse und schälte im Laufen die Träger seines Rucksacks vom Rücken. Das dumpfe Aufprallgeräusch ließ die drei Jungen zu ihm hersehen. Es war genau wie damals. Sie standen da, rauchten Zigaretten und suchten jemanden, den sie fertig machen konnten. Aber nicht heute.

„Guckt mal, da kommt Mustafa!“, höhnte der Größte. Das musste Stefan sein. Birol fiel sein Spitzname wieder ein, den ihm diese Idioten verpasst hatten, nachdem irgendwann eine Tatort Folge mit einem türkischen Kriminellen im Fernsehen gelaufen war, der auf diesen Namen hörte. Ehe die anderen auch nur ein Wort sagen konnten, rannte Birol auf Stefan zu und rammte ihm seinen Schuh in die Weichteile. Mit einem Grnuzer klappte Stefan zusammen. Die anderen zwei Jungs, Jürgen und Siegfried, sprangen erschrocken zur Seite. Kommentarlos drehte sich Birol um, drosch seine Faust immer wieder in Jürgen’s Gesicht und ließ nicht locker, ehe er ihm die Nase zu Brei geschlagen hatte und er blutend und halbohnmächtig zu Boden ging.

Weiß wie ein Bettlaken hatte sich Siegfried an die Wand gedrängt und beobachtete Birol dabei, wie er sich wieder dem am Boden liegenden Stefan zuwandte und ihn mit Tritten an den Kopf traktierte, bis dieser sich nicht mehr rührte. Schließlich ließ er von ihm ab, wischte sich die blutigen Knöchel seiner Hand an seiner Hose ab und näherte sich Siegfried mit mordlüsternem Gesicht.

„Warte mal, warte mal..“, stieß dieser ängstlich hervor. Birol nahm Anlauf und donnerte ihm die Stirn gegen die Nase. Sein Hinterkopf krachte gegen die Mauer des Schulgebäudes und Sterne explodierten vor Siegfrieds Augen. Sofort spritzte schwallartig heißes Blut aus der Nase und er sackte in sich zusammen. Birol trat ihm noch ein paar Mal in den Bauch, ehe er auch von ihm abließ und sich umdrehte. Er blickte in mehrere fassungslose Gesichter anderer Schulkinder, die sich vor dem Gebäude eingefunden und seinen Amoklauf mit angesehen hatten. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und lief die Straße entlang.

Sein Herz pochte wie verrückt, als er mehrere Häuserblocks weiter schließlich völlig außer Atem stehen blieb und sich an die Hausmauer lehnte.

Er hatte es geschafft! Lächelnd setzte er sich auf die Stufe vor dem Hauseingang und versuchte sich beruhigen. Sein kleiner Ausflug hatte sicher nicht länger als fünf Minuten gedauert. Genug Zeit seinen eigentlichen, persönlichen Auftrag zu erfüllen. Die Ärzte würden nichts mitbekommen, immerhin gab es keine Möglichkeit der Aufzeichnung. Inwiefern sich seine Handlungen auf die Zukunft auswirken würden, konnte er nicht sagen, niemand konnte das. Letzten Endes war es ihm auch egal. Er fühlte sich, als hätte ihm jemand eine Riesenlast von den Schultern genommen. Was für ein Riesenglück, dass gerade er für diesen Auftrag ausgesucht worden war! Als er erfahren hatte, dass ihn der Zeitsprung genau an diesen Tag zurückbringen würde, hatte er alles Menschenmögliche getan um sich gegen seine Kontrahenten zu behaupten. Mit Erfolg. Niemand würde ihn heute Tag mit dem Gesicht in eine Fensterscheibe schubsen. Es würde keine Narbe geben, die ihn für den Rest seines Lebens entstellen würde. Lächelnd strich er mit seinen Fingern über seine glatte Stirn. Sie fühlte sich toll an! Er war gespannt darauf, wie er sein neues Ich bei seiner Heimreise vorfinden würde.

Er stand auf und klopfte sich den Straßenstaub vom Hosenboden. Zeit, sich um seinen eigentlichen Auftrag zu kümmern, der ein paar Gassen weiter auf ihn wartete. Rein, gucken, raus – ein Kinderspiel!

Birol begann erneut zu laufen. Zuerst langsam, dann immer schneller. Als er zwischen den Passanten hindurchflitzte, begann er zu lachen. Ein neues Leben erwartete ihn und er war verdammt gespannt darauf.

 

Hallo grOOvekill@,

ein immer wieder beliebtes Thema, das du hier anpackst. Da ist es schwer, noch etwas Originelles zu erfinden. Hier ist es wohl die Rache als eigentlicher Zweck der Reise, aber ich bin mir nicht sicher, dass es das nicht auch schon gibt.

Die Geschichte ist solide geschrieben, finde ich, aber da sehr schnell klar wird, um was es geht, fehlen mir die überraschenden Momente, außer natürlich die Privatfehde, die du sehr plastisch und als ziemlich brutal beschreibst, vielleicht etwas zu brutal.
Aber irgendwie ist es nur die halbe Geschichte. Bei diesem Plot ist es fast schon Pflicht, dass du zeigst, welche katastrophalen Auswirkungen sein kleiner Privatausflug hat. Außerdem: Was war denn nun sein eigentlicher Auftrag?
Außerdem dauert es viel zu lange, bis es los geht. Die ganzen technischen Einzelheiten sind zu ausführlich dargestellt. Du könntest gut mit "Sie wissen, was Sie zu tun haben...." beginnen.

Grüße
Sturek

 

Hi Sturek, danke für's Lesen und für's Feedback. Ich muß Dir teilweise Recht geben, die Story lief teilweise ein wenig unrund. Ich habe daher einige Änderungen vorgenommen, sie der Beginn ist nun etwas kürzer und der eigentliche, private Auftrag von Birol erschließt sich einem nicht so früh.

Was das Ereignis dieses speziellen Tages anbelangt, sehe ich das ein wenig anders. Ich bevorzuge es, den Leser nicht aufzuklären, da es in der Story ja eigentlich nicht um seinen offiziellen Auftrag geht, sondern um seinen privaten. Daher habe ich mich einfach damit begnügt zwar darauf hinzuweisen, dass es weitreichende Folgen hatte, gehe aber nicht näher darauf ein. Inwiefern sich Birol's Hanldungen auf die Zukunft auswirken, wollte ich auch nicht erläutern, immerhin ist er sich bewußt, dass es Folgen geben könnte, ignoriert aber diese Tatsache, nur um sich Erleichterung zu verschaffen. Auf bereits breit getretene Szenarien die man aus Dutzenden Filmen kennt, wollte ich also nicht zurückgreifen, sondern Birol mit diesem leichten Gefühl aus der Story entlassen, dass er sich einen langersehnten Wunsch erfüllt und somit sein Ziel erreicht hat.

Die ursprüngliche Version der Story können sich interessierte hier runterladen.

 

Hi grOOvekill@!

Solide Unterhaltung, die du da abgeliefert hast. Es braucht allerdings vielleicht noch ein wenig Feinschliff:

Ich bevorzuge es, den Leser nicht aufzuklären, da es in der Story ja eigentlich nicht um seinen offiziellen Auftrag geht, sondern um seinen privaten.

Das Problem, das ich damit habe, ist, dass du den Leser erst neugierig machst, was der Prot denn nun für ein weltbewegendes Ereignis beobachten soll, und danach enttäuscht zurücklässt.
Du hast wohl Recht, dass der Plot abgegriffen ist, aber das heißt nicht, dass der Leser nicht trotzdem neugierig ist, welches Ereignis die Welt verändert hat.
Damit der Text seine ursprüngliche Intention behält und gleichzeitig die Enttäuschung des Lesers vermieden wird, solltest du den Prot das Ereignis so auf den Schluss hin erwähnen lassen. Möglichst beiläufig, vielleicht ein bisschen abfällig, etwa so: "Gleich würde dem schleimigen Diktator aus China die Birne weggepustet und damit der Dritte Weltkrieg ausgelöst werden. Aber das war nichts für mich im Verhältnis zu dem, was ich für mich selbst bewegt hatte."
Damit die Beiläufigkeit funktioniert, solltest du Birol dem Ereignis am Anfang nicht so viel Bedeutung beimessen lassen. Sätze wie "Birol konnte es immer noch nicht fassen, dass er sich damals, als es passierte, in unmittelbarer Nähe befunden hatte" stören deine Intention. Eine falsche Fährte funktioniert nur, wenn dadurch keine Widersprüche entstehen.

Es sind noch ein paar andere Mängel im Text. Die liefere ich dir vielleicht heute Nacht, wenn ich wieder Zeit habe. ;)

Ciao, Megabjörnie

 
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So! Ich habe doch wieder ein bisschen Zeit! Ein paar andere Textstellen:

Birol saß auf einem Metallstuhl und wartete

Das ist zwar nicht unbedingt falsch. Aber ein Anfang sollte den Leser direkt in die Handlung hineinziehen. Das geht am besten mit Aktivität, z. B. "Immer noch fühlte sich die Narbe an wie eine häßliche Furche".
Auch in Romanen fangen Kapitel häufig an mit "Soundso stand Daundda und machte Diesunddas". Zum Weiterlesen animiert es nicht. Und gerade bei Kurzgeschichten sollte der Anfang genau das tun, denn deine Leser haben oft nicht viel Zeit ( Mittagspause, Warten beim Friseur etc. ). Da muss man ihnen mit einem "En medias res"-Anfang Appetit machen. :teach:

Birol schloss die Augen und ließ seinen Kopf ruckartig nach links und rechts schnellen, sodass sein Genick grausame Knackgeräusche von sich gab

Deutet das auf ein Gebrechen hin oder eine Verspannung? Ich dachte eher an Ersteres, aber im Text fehlen weitere Hinweise.

Sie verließen den Raum um einem langen Gang zu folgen, der vor einer massiven Metalltür endete. Auf dem Weg instruierte Dr. Volker Birol zum wiederholten Mal.

Das ist auch nicht unbedingt falsch, aber es markiert den Punkt, wo deine Geschichte ein bisschen zu stark in den Tell-Stil abgleitet. Du beschreibst zu viele Vorgänge, die sich der Leser selbst ausmalen kann.
Diese Aussagen dieser beiden Sätze könnten auch im folgenden Abschnitt dezent eingebaut werden, z. B.: "Während sie durch das Labyrinth der Flure schritten, stellte Dr. Volker ununterbrochen dieselben nervigen Fragen, die sie schon tausendmal durchgekaut hatten.
'Was ist Ihr Auftrag?'
'Was dürfen Sie auf keinen Fall tun?'
'Warum dürfen Sie es nicht tun?'
..."

Und durch die Antworten Birols erfährt der Leser, was Sache ist. Und Birol sollte immer in flapsigem Stil antworten, dann wird es nicht langweilig.

So, schon wieder Zeitdruck. Bis dann!

Ciao, Megabjörnie

 

Weiter im Text:

Um endlich loslegen zu können, setzte Birol sein strahlendstes Superheldenlächeln auf.

Würdest du als Kurzgeschichtenleser diese "Um...zu"-Sätze mögen? Ich nicht. Und ich kann mir denken, dass Birol endlich loslegen will. Das Fette kannst du streichen.

Birol betrat die Schleuse, drehte sich um und wartete, bis das Metalltor hinter ihm mit einem dumpfen Geräusch zufiel. Nachdem er sich seines Kittels entledigt hatte, wurde er desinfiziert. Der Vorgang war rasch beendet. So schnell, wie der, angeblich vollkommen harmlose, Dampf in die Schleuse eintrat, wurde er auch wieder durch Dutzende Ventile, die sich an der Decke des Raums befanden abgesaugt. Ein grün blinkendes Signal auf dem einzigen Monitor in diesem Raum teilte Birol mit, dass er den Transportraum betraten konnte.

Nahezu lautlos glitt die dicke Glastür, die zur Transportkammer führte, zur Seite und Birol tapste in einen ausnahmslos weiß eingerichteten Raum. In der Mitte befand sich eine Liege, neben der einige Apparate auf ihren Einsatz warteten.

Er setzte sich auf die weiße Liege und befestigte alle notwendigen Teile an seinem Arm. Birol wusste, dass sein Körper diesen Raum nicht verlassen würde. Die Mischung aus dem Hauptserum und einigen Kontakten, die er zum Schluss an verschiedenen Stellen seines Körpers befestigte, würde dafür Sorge tragen, dass er imstande war, bereits stattgefundene Geschehnisse erneut zu erleben, allerdings in seinem damaligen Erscheinungsbild.


Das ist jetzt wirklich eine leserfeindliche Passage. Klar, ohne "Tell" kommt man als Autor nicht aus, gerade in der SF nicht, aber deshalb besteht für uns die größte Herausforderung darin, solche Abschnitte möglichst kurz zu halten.
Vieles von dieser Vorgangsbeschreibung ist für die Story einfach nicht wichtig. Ich würde mindestens die Hälfte wegkürzen oder straffer formulieren.

Aus nahezu fünfhundert Bewerbern war es ihm aufgrund seiner Fähigkeiten, seines passenden Alters und seines früheren Wohnortes gelungen, für dieses Projekt ausgewählt zu werden. Sein Bestimmungsort war Wien im Jahr 2019. Zu dem Zeitpunkt war er elf Jahre alt und wohnte zehn Minuten vom Einsatzort weg. Er konnte sich noch dunkel an die Geschehnisse des Tages erinnern, es war tagelang in allen Medien breitgetreten worden. Dass es ihn damals besonders gekümmert hätte, konnte Birol nicht unbedingt behaupten, immerhin hatte er an diesem Tag einen dicken Verband um den Kopf getragen, der den Hauptanteil seiner Aufmerksamkeit beanspruchte.

Die Zeit, die ihm zur Verfügung stand um sich in der Vergangenheit umzusehen, war natürlich begrenzt. Die Rückreise war etwas, auf das er keinen Einfluss hatte. Jede Zeitreise war mit einem Zeitfenster ausgestattet, in dem der Auftrag ausgeführt werden musste. Bei Ablauf der Zeit wurden sofort medizinische Maßnahmen zur Rückholung des Zeitreisenden getroffen. Er musste sich also beeilen.


Das gleiche Stirnrunzeln wie oben: Wozu muss ich das alles wissen? Vieles von dem, was du mir in diesem Abschnitt vorträgst ( von "erzählen" und "zeigen" kann man hier nicht reden ), ergibt sich später aus der Handlung und wäre sogar überflüssig. Anderes kannst du bestimmt in die nachfolgende Szene einbauen. Der ganze Abschnitt kann fast völlig wegfallen, nur das mit den medizinischen Maßnahmen ist wirklich wissenswert.

welches ihm aus einer Auslagenscheibe dümmlich entgegengeglotzt hatte.[/QUOTE]

Falsche Zeitform. Imperfekt reicht.

Wie auch, die Verletzung, die diese Narbe hinterlassen sollte, hatte er sich noch gar nicht zugezogen.

Wieder ein überflüssiger Satz. Traust du mir als Leser gar nichts zu? :sad:

Birol konnte es immer noch nicht fassen, dass er sich damals, als es passierte, in unmittelbarer Nähe befunden hatte.

Siehe weiter oben ( in meinem ersten Posting hier, du weißt schon )! ;)

Kuckt mal, da kommt Mustafa!“, höhnte der größte.

Das heißt gucken, nicht kucken! ;)
Du schreibst den Größten klein? Das ist aber gar nicht nett. :D
Ansonsten hätte ich dazu eine ganz neutral gemeinte Frage: Ist Birol Karatas ein muslimischer Name? Klingt irgendwie eher lateinamerikanisch. Oder wolltest du damit die Ignoranz der Jungen kennzeichnen?

Weiß wie ein Bettlaken hatte sich Siegfried an die Wand gedrängt und beobachtete Birol dabei, wie er den am Boden liegenden Stefan mit Tritten an den Kopf traktierte, bis dieser sich nicht mehr rührte. Schließlich ließ er von ihm ab, wischte sich die blutigen Knöchel seiner Hand an seiner Hose ab und näherte sich Siegfried mit mordlüsternem Gesicht.

Ich habe den Eindruck, du beschreibst jetzt aus der Sicht von Siegfried. Wieso dieser Perspektivenwechsel? Das verwirrt. Es ist doch Birols Geschichte.

Rein, kucken, raus

Nur zur Erinnerung: Diese Wendung kommt an zwei Stellen vor. Einmal im Flur und einmal am Ende. ;)

Ciao, Megabjörnie

 
Zuletzt bearbeitet:

So. Erstmal tausend Dank an Megabjörnie, für sein ausführliches Feedback. Nachdem ich die Story mehrere Male durchgegangen bin, habe ich festgestellt, dass Deine Änderungsvorschläge durchaus Sinn machen. Daher habe ich die Story abermals überarbeitet und Deine Vorschläge großteils eingebaut. Ich finde in der Tat, dass sie dadurch etwas straffer geworden ist. Das eigentliche Ereignis, dem Birol beiwohnen soll, habe ich nochmal etwas weniger Gewicht beigemessen, damit es nicht zu dominant wirkt. Es wird nun am Ende erwähnt, als sich herausstellt, dass Birol gar nicht seinen eigentlichen Auftrag erfüllt hat, sondern einer persönlichen Vendetta gefrönt hat. Bin natürlich wieder dankbar für jedes Feedback zu dieser Version. :)

 

Erstmal tausend Dank an Megabjörnie, für ihr ausführliches Feedback.

Äh, du weißt doch, dass ich männlich bin, oder? :D *Kusshandzuwerfundmitkleidchenwedel*

Aber ganz davon abgesehen: Die neue Version gefällt mir schon wesentlich besser ( und schmeichelt mir *selberlob* :D ). Sie liest sich flott, und der Leser ist schnell durch. Darin könnte vielleicht auch ein Nachteil liegen, wenn du Wert auf Atmosphäre legst und der Leser die Story genießen soll. Aber das ist eine Frage der Intention. Unterhaltend ist der Text allemal.

 

Oops, da hab' ich mich doch glatt im Geschlecht vertan, sorry! :D Nein, auch nach wiederholtem Lesen finde ich, dass die Story jetzt etwas besser wirkt. Dadurch, dass erst am Ende darauf hingewiesen wird, dass Birol sich gar nicht um seinen eigentlichen Auftrag gekümmert hat, entsteht wenigstens auch so etwas wie eine Punchline, die in den ersten zwei Versionen nicht existierte. Danke nochmal für die Hinweise. :)

 

Hallo grOOvekill@,

hmmm,
ich finde, der Text ist lebendig und interessant geschrieben.
Es wird auch einigermaßen Spannung erzeugt, ich wollte schon wissen, wie es ausgeht.
Am Schluss kommt auch eine logische Erklärung der ganzen Geschehnisse.

Leider bin ich mit dieser Erklärung nicht zufrieden.
Erstmal erklärt sie nicht alles.
Was ist Birols eigentlicher Auftrag?
Dann ist das was erklärt wird (Birol will die Narbe loswerden) zu geradlinig, zu einfach.
Das geht um zu wenige Ecken und haut mich nicht wirklich aus den Socken.

Ich habe so das Gefühl, dass bei deiner Zeitreisegeschichte irgendwo ein Haken dabei ist.
Birol kommt zurück, und etwas sehr seltsames ist geschehen. Oder wird noch geschehen.
Oder Birol verletzt sich bei der Ausführung seines regulären Auftrags und bekommt so eine Narbe. Was beweisen würde, dass man den Lauf der Zeit nicht wirklich ändern kann.

Ich finde, du kannst die Geschichte von da wo sie jetzt aufhört, nahtlos noch ein Stück weiterschreiben.

Noch ein paar Einzelheiten.

„Er ging auf Birol zu und lächelte ihm aufmunternd zu.“
Wiederholung zu

„Sie verließen den Raum um einem langen Gang zu folgen“
Das ist bestimmt nicht der Grund warum sie den Raum verlassen.
Außerdem finde ich das lahm.
Warum nicht einfach
„Sie verließen den Raum und folgten einem langen Gang.“

„die in einen kleinen Raum führte“
Ich finde, dieser Einschub bremst ziemlich.
Könnte man vielleicht so machen
„Nahezu lautlos glitt die dicke Glastür zur Seite und gab den Durchgang in einen kleinen Raum frei.

„bis er sich irgendwann vollends aufgelöst und in seine Einzelteile zerfallen war.“
Das ist grammatikalisch unvollständig.
Es sollte heißen „vollends aufgelöst hatte“.
Außerdem finde ich diese Beschreibung etwas zu ausführlich.

„schälte im Laufen die Träger seines Rucksacks vom Rücken.“
Das ist im Prinzip interessant, da ungewöhnlich formuliert.
Allerdings ist es etwas ungenau.
Die Träger des Rucksacks befinden sich eigentlich auf den Schultern oder den Armen, nicht auf dem Rücken.
Und statt schälen wäre vielleicht doch streifen besser, denn die Träger des Rucksacks bedecken nicht ganze Körperteile wie eine Schale.
Außerdem schält man sich vielleicht aus einem Mantel, aber eigentlich nicht aus einem Rucksack.

„das dumpfe Aufprallgeräusch“
Das ist mir zu ungenau.
Was geschieht hier?
Lässt er den Rucksack einfach fallen?
Wirft er ihn irgendwo hin?

Die Erklärung des Spitznamens durch Tatort finde ich etwas kompliziert.

„Grnuzer“
Tippfehler

„Sein Hinterkopf krachte gegen die Mauer des Schulgebäudes und Sterne explodierten vor Siegfrieds Augen.“
Sein Hinterkopf ist nicht unbedingt eindeutig, besser: Siegfrieds Hinterkopf.
Außerdem wird hier plötzlich die Perspektive gewechselt.
Die Sterne sieht nur Siegfried und sonst niemand, ganz bestimmt nicht Birol.
Ich würde die Sterne komplett weglassen und mich auf das Blut aus der Nase beschränken.

„und lief die Straße entlang“
Entlang finde ich hier unpassend.
Da er von dem Tatort weggeht würde ich eher hinauf oder hinab verwenden.
Außerdem besser rannte, wenn er gleich darauf völlig außer Atem ist.

„seinen eigentlichen, persönlichen Auftrag zu erfüllen“
Persönlich finde ich hier falsch.
Persönlich war ja das, was er gerade gemacht hat.
Hier würde ich eher offiziell verwenden.

„Riesenlast - Riesenglück“
Wiederholung Riesen

„dass ihn der Zeitsprung genau an diesen Tag zurückbringen würde“
Hier ist noch nicht klar, dass Birol den Auftrag kriegt. Deshalb lieber unpersönlich
„dass der Zeitsprung des Auftrags genau zu diesem Tag zurückführen würde“

„gegen seine Kontrahenten zu behaupten.“
Statt behaupten fände ich durchsetzen besser, Birol muss nicht nur so gut sein wie seine Kontrahenten (sich behaupten) sondern besser (sich durchsetzen).

„würde ihn heute Tag mit dem Gesicht“
Hier stimmt was nicht.
Tag streichen?

Der Adidas-Rucksack ist nur - hm - heiße Luft.
Er wird zwei Mal ausführlich erwähnt.
Dann sollte auch eine wichtige Rolle in der Geschichte spielen, finde ich.
Tut er aber nicht.
Oder habe ich was übersehen?

So weit so gut.

viele Grüße
jflipp

 

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