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Psycho II ist richtig gut

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01.09.2005
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Psycho II ist richtig gut

George öffnete den Koffer. Die Mumie darin glotzte durch halb geöffnete Lider. Sie war grau wie Mörtel und faltig wie die Trockenpflaumen, die Theresa sich morgens ins Müsli mischte.
Sie schüttelte den Kopf. „Es ist nur ein toter Zwerg.“
George zuckte die Schultern. Langsam schloss er den Kofferdeckel. „Wenn du willst, bleibt es ungesühnt.“

Sie spürte Andreas in sich, roch den Pfeffi in seinem Atem. Der Geruch begleitete sie seit dieser Nacht. Alles stank nach Minze. Bücher, Haare, die Autos von Freunden. Wie er sie festhielt, als sie aufstehen wollte. Nee, Blocho. Er nannte sie so, weil er ihre Promotion über das Frauenbild in Robert Blochs Psycho betreute.

Theresa griff nach dem Deckel, bevor George ihn ganz schließen konnte. „Was muss ich tun?“
Er musterte sie kritisch. Der Priester und die Zweiflerin. Diese Hinterraumkirche mit Telefontarifen aus aller Welt an der Wand. Blechern klingender Rap aus den Lautsprechern von Telefonen. Du Nutte, du Hure, du Fotze. Vorne der Laden, ein Internet-Café, jetzt noch. Dubios. Terroristen und Drogenhändler, sagten die Leute. Sachen, die du anderswo nicht findest, hatte der Junge aus ihrem Deutschkurs gesagt. Talib. Er hatte einen Satz für sie gelernt: Ich bin verliebt in die Lehrerin. Er hatte gemerkt, etwas stimmte nicht mit ihr, und sie hatte ihm erzählt, was passiert war. Nur ihm. So lange hatte sie es in sich gehalten. Es platzte raus, als würde sie in die Hose pissen. Weil Talib sonst nicht mit kam, pisste sie Englisch: He didn't stop.

Sie wollte nicht zur Polizei. Der Asta würde eine Heilige aus ihr machen. Eine Märtyrerin. Monatelang würde das Arschloch Internet die Suppe am Köcheln halten. Vielleicht Jahre. Sagen, sie sei nur auf den #metoo-Zug aufgesprungen, weil sich sonst niemand für sie interessiert. Dabei wünschte sie sich nichts mehr als das. Uninteressant zu sein. Das, und dass sie nicht zur Mensaparty gegangen wäre, Andreas dort nicht getroffen hätte, nicht mit ihm hoch in sein Büro sei. Er hatte ihr Gras versprochen, als wäre es ein Fass Amontillado. Sie wünschte sich, sie hätte Nein gesagt, als noch all die Leute um sie herum gewesen waren und tanzten und tranken und über Arminia redeten. Was für eine verkackte Saison.
Das alles wünschte sie sich. Das, und Andreas' Tod.

George hob den Deckel wieder. „Du bringst ihn hin und gehst.“
Eines der Mumienaugen zuckte. „Ist das ein Affe?“ Theresa blickte zu George. „Es sieht aus wie ein Affe.“
George schüttelte den Kopf. „Warum ist das wichtig?“ Er strich seiner Ware über die Brust. Der Koffer selbst war auch eine Mumie. Hellbraunes Leder mit Rissen. Alte Filme gingen Theresa durch den Kopf. Mann und Frau winkten einander. Der Zug fuhr los. Tränen und dramatische Musik, schwarz-weiße Welt.
„Hast du etwas von ihm dabei?“ George streckte die Hand aus.

Die Fortsetzungen von Psycho hatten sie nicht interessiert. Für ihre Forschung waren die Filme uninteressant. Sie wusste nicht mal, wie viele es außer Hitchcocks gab. „Drei“, hatte Andreas ihr erklärt. Remake und Serien außen vor. Er war der Meinung, es könne nicht schaden, sie gesehen zu haben, „für deinen Hintergrund“ oder auch für eine spätere Arbeit: Kontinuität und Wandel des Frauenbildes in den Psycho-Filmen. „Außerdem“, hatte er gesagt und sein hübsches Lächeln gelächelt, „das glaubt immer keiner, aber der Zweite ist echt richtig gut.“ Er hatte ihr den USB-Stick über den Schreibtisch gereicht, den Theresa jetzt George geben wollte.

Er wies sie zurück. „Du legst ihn rein.“
Sie zögerte. George blickte an ihr vorbei, als ginge ihn das alles nichts an. Sie roch Pfefferminz. Spürte Finger wie Schraubzwingen um ihre Handgelenke. Hörte Andreas lallen, sie solle sich entspannen, er mache langsam. Scht, Blocho.
Sie legte den USB-Stick auf die Brust des Schrumpelzwergs. George schloss den Koffer. Kurz bevor der Deckel unten war, glaubte sie zu sehen, wie die kleinen Finger nach der Beigabe griffen. Die Krallen waren so lang wie Streichhölzer. Darum war der Koffer innen mit Metall verkleidet.
George nahm sechshundert Euro.

Eben erst angekommene Gast-Dozenten hatten manchmal ihre Rollkoffer dabei. Der Wachmann, der am späten Sonntagnachmittag am Haupteingang stand, fand den Anblick Theresas gewöhnlich genug. Er sah kurz zu ihr und dann wieder auf sein Telefon, das in der Dunkelheit leuchtete wie eine kleine Fackel. Was immer dort ablief, brachte ihn zum Grinsen.
Theresa schleppte den Koffer hoch in die Haupthalle. Der Boden war nass und schmutzig, die Leute hatten Novemberdreck an den Schuhen hineingetragen. Hier und da ein Gesicht, jemand auf dem Weg in die Bibliothek oder zurück. Der alte Fahrstuhl machte Geräusche, als hätte er Lungenkrebs im Endstadium. Theresa wünschte sich, sie hätte die Treppe hoch in den Vierten genommen. Seit dem ersten Semester hatte sie sich vorgestellt, wie es wäre, in dem Scheißding steckenzubleiben. Jetzt wäre sie hier drin gefangen mit dem Inhalt des Koffers, den sie neben sich abgestellt hatte. Etwas darin klang, als würde jemand die Spitze eines Messers über ein Tablett ziehen.

Der Gang lag im Dunkeln, rechts und links Türen zu den Dozentenbüros. Ihr letztes Mal hier oben war auch weit außerhalb der normalen Sprechzeiten gewesen. Danach hatte sie sich in der WG unter der Dusche verbrannt, weil sie einfach immer heißer gedreht hatte. Der Gedanke ließ sie die Finger fester um den Griff des Koffers schließen. In der Stille des Flures gab es keinen Zweifel mehr. Es bewegte sich. Sollte es. Dafür war es hier. Das und mehr. Es wollte mehr. Ihr passt zusammen.
Sie hatte ein Exemplar von Andreas' Schlüssel. Wie er ihn hochgehalten und gesagt hatte: „Einzigartiger Vertrauensbeweis.“ Sein Lächeln wieder. „Keinen Scheiß damit machen.“
Das Büro roch nach Aftershave, altem Papier und dem Pizza-Karton im Mülleimer. Theresa legte den Koffer auf den Schreibtisch, sodass er die Bilder verdeckte. Andreas beim Berlin-Marathon, Andreas mit seiner Mutter, Andreas schüttelte die Hand von T. C. Boyle. Aufgeregt leuchtende Augen.
Sie sagte die Worte, wie George es ihr aufgetragen hatte. Sie kannte ihre Bedeutung nicht und George hatte sie ihr nicht gesagt. Er wusste angeblich selbst nicht, welche Sprache es war. Wann Menschen sie gesprochen hatten. Ob es überhaupt Menschen gewesen waren.
Der Krallenzwerg im Koffer schlug gegen den Deckel, als hätte Theresa ihn aus dem Halbschlaf geweckt. Er fauchte wie eine Klapperschlange.
Sie legte den Zettel auf den Koffer: Für dich! Darunter ein Smiley. Später hatte sie noch ein Herz dazu gemalt.
Das Fauchen verstummte. Stille im Koffer. Still wie ein Sarg. Das ist es wirklich, nicht wahr?
Theresa ging raus auf den Flur und schloss die Bürotür. Kurz bevor sie nach rechts zum Fahrstuhl abbog, drehte sie sich noch einmal um. Ihr Herz pochte heftig, obwohl sie sicher war, sich den Geruch wie immer nur einzubilden. Pfefferminz. So stank der Schmerz zwischen ihren Beinen. Es gab keinen Grund, zu zögern. Sie tat es nicht für sich. Sie tat es für alle. Nie wieder Pfeffi. Nie wieder ganz langsam. Sie drückte auf den Knopf. "E".

Am nächsten Tag stand ein Krankenwagen stand vor dem Haupteingang, ein Leichenwagen daneben. Polizisten leiteten die Studentenströme um, die sich von den Haltestellen der Stadtbahn und der Busse auf sie zu bewegten. Eine Frau lehnte an einem Polizeiwagen und rauchte mit zitternden Fingern. Reporter, die Fotos machten, konkurrierten mit Studenten, die mit dem Handy draufhielten. Ein Polizist sprach in ein Megafon, der Staatsanwalt habe soeben das gesamte Gebäude zum Tatort erklärt, es würden jetzt alle Ein- und Ausgänge geschlossen und gehen Sie bitte nach Hause.
Theresa war eine der ersten, die taten, wie ihnen geheißen. Auf dem Weg zur Bahn drehte sie sich um und sah hoch zu Andreas' Büro. Das Fenster war gesplittert. Ein Mann oder eine Frau in einem weißen Schutzanzug lehnte sich kurz raus und sah nach unten. Dort standen drei Polizisten in Uniform und eine Frau in Zivil, vielleicht eine Kommissarin. Der Schutzanzug im Fenster winkte. Die Frau sah zu ihm, dann zu einem der Polizisten, zu dem sie etwas sagte. Er zuckte die Schultern. Die Frau sah zurück zum Schutzanzug und machte eine Geste, die wohl bedeutete: Auch keine Ahnung. Die drei Männer und sie standen um ein paar Glasscherben herum. Von dort oben aus ergoss sich ein starrer, roter Wasserfall die Wand hinunter, als hätte jemand nach der Mensaparty aus dem Fenster gekotzt.
Einer der Polizisten sah kurz zu Theresa und sagte etwas zu einem der anderen. Ein uniformierter Junge nicht viel älter als sie kam auf sie zu und zeigte in Richtung der Bahn-Haltestelle. Er entschuldigte sich, aber sie solle bitte weitergehen.

Niemand in der Bahn sprach von etwas anderem. Jeder wusste ein bisschen mehr als der andere. Jemand sagte, im Vierten sähe es aus wie in einem Schlachthof. Ein Mädchen wollte gesehen haben, wie ein Polizist einen Finger nach draußen trug. Einer sagte, zuerst hätten sie es für eine Aktion gehalten. Die Tierschützer. Kunstblut, weil die Mensa immer noch nicht ganz vegan war. „Aber dann haben sie ein paar Zähne in der Suppe schwimmen sehen und die waren von einem Menschen.“
Theresa steckte Kopfhörer in die Ohren, ohne Musik anzumachen. Sie wollte sich gut fühlen, aber ihr war schlecht. Vielleicht musste das bisschen Müsli raus, das sie runterbekommen hatte. Der Gedanke brachte das Bild vom roten Wasserfall zurück.
Ihr Blick traf den eines Mannes, der sich im Fenster spiegelte. Sie fuhr herum, aber jetzt saß er hinter Fahrgästen, die keinen Sitzplatz mehr bekommen hatten. Die Uni so plötzlich zu schließen hatte Folgen gehabt. In den Cafés der Innenstadt würde es in einer halben Stunde eng werden.
Das war er nicht.
Wie auch? Was von Andreas geblieben war, trocknete an der Wand des C-Turms.
Der Zug hielt. Die Studentenwohnheime in der Nähe des Stadions. Ein ganzer Tross stieg aus, aber es war immer noch voll. Theresa hatte die Augen geschlossen, als die Türen sich öffneten. Bitte treten Sie von den Türen zurück. Ein Ruck, als die Bahn wieder anfuhr. Sie öffnete die Augen.
Andreas war immer noch da. Saß dort und starrte sie an. Sie drehte sich um. Auch davon verschwand er nicht. Stattdessen rang ihr Doktorvater sich ein verkrampftes Lächeln ab und winkte ihr zu.
Du bist tot. Wahrscheinlich lächelte er deshalb nicht mehr so schön.
An der nächsten Haltestelle blieb sie zunächst sitzen. Als es hieß, zurück von den Türen, sprang sie auf und rannte raus. Ihre Schuhspitze blieb am Spalt zwischen Bahn und Bahnsteig hängen. Ein Moment der Schwerelosigkeit, dann krachte ihr Kinn auf den Boden. Kurz wurde ihr schwarz vor Augen. Der Asphalt schlug ihr die Luft aus der Brust.
Einige drehten sich zu ihr um. Ein Typ kicherte. Ein anderer sagte, er sei ein Arschloch. „Tut mir leid, aber es hat einfach geil ausgesehen.“ Ein Mädchen fragte, ob alles in Ordnung sei. Der Fahrer hatte den Sturz auch bemerkt. Die Bahn blieb noch einen Moment lang stehen.
Andreas stieg aus und beugte sich zu ihr runter. Er berührte ihre Schultern und streifte dabei an ihrer Wange entlang. Seine Hände waren kalt. Theresa wollte schreien, aber sie konnte kaum atmen.
„Alles in Ordnung.“ Andreas gab den anderen ausgestiegenen Fahrgästen ein Zeichen. „Ich gehöre dazu, alles unter Kontrolle.“
Der Zug fuhr an. Die Studenten gingen nach Hause oder zu den Cafés. Andreas half ihr hoch.
„Geht's, Blocho?“
Sie schüttelte den Kopf und drückte ihn von sich.
„Warum bist du zurückgekommen?“
Er kniff die Augen zusammen. „Was?“
„Du hattest es verdient, also warum?“
Er schüttelte den Kopf. „Du hast dich ganz schön lang gemacht, Blocho. Komm, wir setzen uns.“
Er bot ihr einen Platz an, eine der orangefarbenen Plastikschalen der Haltestelle. Dann setzte er sich neben sie.
„Alles okay?“
Sie sagte nichts. Hielt ihr Kinn. Kein Blut. Andreas räusperte sich.
„Hast du das mitbekommen in der Uni?“
Sie schwieg weiter. Geh weg. In die Hölle. In den Himmel. Nirwana. Nur weg.
„Natürlich hast du. Es war mein Büro. Sie werden reden wollen mit mir. Ich hab dich draußen gesehen und ich musste mit dir zuerst sprechen.“
Sie sah ihn an. „Bist du tot?“
„Was?“ Er setzte an, ihr über den Kopf zu streichen, zog die Hand aber wieder zurück. „Gute Güte, Mädchen, du hast echt was abbekommen. Wir gehen ins Krankenhaus gleich. Aber erst muss ich mit dir reden. Es war Regina, sagen sie alle. Ihre Brille war da, dieses hässliche grüne Ding.“
Sie sah ihn an. Er nickte. „Die Putzfrau hat sie gefunden.“ Er rieb sich die Augen. „Sie war wohl aus Zürich zurück, von ihren Vorträgen. Wusste ich nicht. Wir hatten was zusammen, aber es war schon wieder vorbei. Ich hatte auch vergessen, dass sie noch einen Schlüssel hatte. Jedenfalls, dass das nichts mit mir zu tun hat, muss ich wohl nicht sagen. Aber erst mal sieht das natürlich aus ... der Gedanke ist halt schnell da. Und wenn sie dann mit dir sprechen, als meine Doktorandin, und du erzählst von ...“ Er schluckte. „Es tut mir leid, okay? Ich glaube, ich habe die eine Flasche mit dem Pfefferminzscheiß ganz allein gekillt.“
Regina. Zurück aus Zürich mit ihrer grünen Brille. Nur noch Zähne und ein Finger und ein Blutschwall an der Wand.
„Ich weiß, warum du mich so ansiehst.“ Er wollte ihre Hand nehmen. Sie zog ihre in Sicherheit. „Ich weiß, dass das keine Entschuldigung ist, und wenn es drei Flaschen gewesen wären. Aber wenn die jetzt ermitteln und du erzählst, ich hätte ... und dabei war ich eigentlich nur besoffen. Im Ernst, ich war voll und es tut mir leid und in dem Moment hätte ich schwören können, du willst auch.“ Er zeigte in Richtung der Uni, etwa einen Kilometer nach Westen. „Das bin ich nicht.“ Er hatte jetzt Tränen in den Augen.
Theresa stand auf. Er schluchzte und griff nach ihrer Hand. Sie wedelte seine Finger weg wie ein lästiges Sommerinsekt. „Warum war sie da?“
Er sah hoch zu ihr. „Was?“
„Warum war sie in deinem Büro?“
Er ließ seinen Hinterkopf gegen die Scheibe der Haltestelle krachen, zog ein Taschentuch aus der Hose und schnäuzte sich. „Wahrscheinlich hat sie ihren Aufsatz gesucht und hatte keinen Bock, mich zu sehen. Ihre nächste Veröffentlichung. So, wie ich sie kenne, hatte sie keine andere Kopie als die auf dem Stick. Den hätte sie lange suchen können. Weißt du? Der, auf den ich dir die Filme gezogen habe.“
Die nächste Bahn fuhr ein. Theresa machte einen Schritt auf das Gleisbett zu. Dann noch einen.
„Blocho?“ Andreas' Stimme hinter ihr, ganz weit weg. Noch ein Schritt und noch einer. Die Bahn wurde sehr schnell viel größer. Theresa sah den Fahrer in der Kabine rumschreien und gestikulieren. Hoffentlich, dachte sie, war es gleich einfach nur schwarz und still und roch nach gar nichts, kein Pfeffi, keine Kommentarspalten, gar nichts.
Aber von irgendwo mussten Sachen wie der verschrumpelte Zwerg im Koffer doch kommen. Als ihr Gleichgewicht bereits kippte, ihr Schwerpunkt über die Bahnsteigkante gerutscht war, es kein Zurück mehr gab, die Bremsen der Bahn panisch quietschten, da dachte sie kurz an die Hölle und hatte Angst davor. Vielleicht war es ja ein Dämon, der gerade seine Finger in ihre Jacke krallte wie ein Raubvogel, der ihre Seele mitnahm, um sie abzuwerfen über einem Nest voller hungriger Mäuler.
Sie drehte eine Pirouette. Nein. Sie wurde gedreht, ihr Körper von der einen in die andere Richtung gerissen. Im Fallen sah sie Andreas, der diesen Sekundentanz mit ihr getanzt hatte und gerade noch stoppte, bevor er selbst mit seinem Schwerpunkt über die Kante rutschte.
Es folgte ein dumpfer Schlag, ein Klang fast wie unter Wasser. Die wenigen Zentimeter, die Andreas' Kopf über die Kante hinausragte, hatten gereicht. Er flog ein Stück wie ein Superheld, kam noch einmal auf die Beine und machte ein paar Schritte, ein unruhiger, zuckender Gang über den Bahnsteig, als hätte er sich überlegt, doch lieber zu Fuß zu gehen. In der Bahn schrien Menschen, ein Mann riss ein Mädchen mit Hello Kitty-Pudelmütze vom Fenster weg.
Theresa konnte Andreas' Gesicht nicht sehen, aber wahrscheinlich war es nicht mehr da. Er stakselte von ihr weg, der Kopf oval, Blutstöße wie bei einem Springbrunnen. Das kluge Hirn mit T. C. Boyle und so viel mehr darin tropfte auf seine Kleidung und den Bahnsteig.
Wie die Ameisen auf einem weggeworfenen Lolli wurden die Menschen um Theresa herum mehr. Sie kamen nicht nur aus der Bahn, sondern auch von der Straße.
„Hast du das gesehen?“, sagte einer. „Der hat ihr das Leben gerettet!“ Ein anderer sagte, vorsichtig und leise aber nicht ohne Stolz, er habe es sogar gefilmt.
Ein Dritter flüsterte, das sei der Schock, als Theresa anfing zu lachen.

 

Gude @Proof,

jawoll, endlich zieht der Horror in die Challenge ein. Gut erzählt und mit schwieriger Thematik, die du aber gekonnt einsetzt ohne plakativ zu werden. Den Pfeffi finde ich dabei ein gutes Element, weil er unverbraucht ist und man ja eigentlich was "richtig Hartes" erwarten würde. Ne, es kann auch Pfeffi sein und die Geruchsnote überall einzusetzen, macht den Text m.E. sehr plastisch.

Am Anfang hat mich auch das Tempo des Textes begeistert, der schnell vorangeht und zur Eskalation kommt. Ich habe mich dann schon ganz neugierig gefragt, was jetzt noch kommen wird ... und war enttäuscht. Eine Verwechslung? Das typische "Artefakt-eines-anderen-das-aber-eigentlich-noch-einem-anderen-gehört". Da hätte ich mir mehr gewünscht, vielleicht eine Weiterführung des letzten Absatzes. Mehr Aktion der Protagonistin, vielleicht schubst sie den Typen, der sie jetzt auch noch Vollheulen will, vor die nächste Bahn. Nochmal so eine Schleife mehr, die man nicht kommen sieht. So ist mir das zu erwartbar.

Kleinigkeiten:

Ein Krankenwagen stand vor dem Haupteingang, ein Leichenwagen daneben.
bzw. eine Nachfage: Ist das wirklich so, dass da gleich ein Leichenwagen anrückt? Kommt mir fast zu plakativ vor. Aber ich hab auch keine Ahnung jenseits filmischer Inszenierungen.

Als es passierte, war sie nicht in der Uni.
Theresa war eine der ersten, die taten, wie ihnen geheißen. Auf dem Weg zur Bahn drehte sie sich um und sah hoch zu Andreas' Büro.
Sie war nicht da, war aber doch da :lol:

Ich würde mich über einen Ausbau der Geschichte sehr freuen, weil - das braucht man ja eigentlich nicht zu sagen - du sehr guten Horror schreibst und ich da auch gerne nochmal überrascht werden will.

Liebe Grüße
Vulkangestein

 

Moin und Danke, @Vulkangestein,

"Artefakt-eines-anderen-das-aber-eigentlich-noch-einem-anderen-gehört".
Das ist typisch? Ich meine, jetzt so drauf hingewiesen wundert es mich nicht, es mag schon sein, dass ich das von irgendeiner anderen Story im Hinterkopf spuken hatte, aber mit fällt spontan echt kein Beispiel ein.

Ist das wirklich so, dass da gleich ein Leichenwagen anrückt?
Bin auch kein Notarzt, aber sieht man doch auch manchmal auf Unfallfotos. Wenn definitiv nichts mehr zu machen ist, warum einen Krankenwagen, der vielleicht irgendwo gebraucht wird, wo sein Einsatz Sinn gibt? Denke ich mir mal so.

Sie war nicht da, war aber doch da
Zur Tat selbst ... vllt mache ich was anderes. "Zwei Tage später" oder so.

Ich würde mich über einen Ausbau der Geschichte sehr freuen
Ma schauen, ich wollt erst noch Bis zu den Knien neu machen.

Viele Grüße
JC

 

Hey Proof,

Horror - wir beide sind so schön verschieden :D. Aber in deinen Texten findet sich ja dann doch oft ein Element, dass sogar mich zum Genre zieht.

Heute morgen (frisch aufgestanden, zerknautscht die erste Tasse Kaffee haltend und das Hirn noch im halbdunkel) hatte ich am Anfang echt Orientierungsschwierigkeiten. Jetzt bin ich etwas wacher, vermag aber nicht zu sagen, ob es mir jetzt leichter fiele.

George öffnete den Koffer. Die Mumie darin glotzte durch halb geöffnete Lider. Sie war grau wie Mörtel und faltig wie die Trockenpflaumen, die Theresa sich morgens ins Müsli mischte.
Sie schüttelte den Kopf. „Es ist nur ein toter Zwerg.“
George zuckte die Schultern. Langsam schloss er den Kofferdeckel. „Wenn du willst, bleibt es ungesühnt.“
Sie spürte Andreas in sich, roch den Pfeffi in seinem Atem.

Ich hatte das Gefühl, es hier auf den paar Sätzen mit vier Personen zu tun zu haben.
Georg ist klar, Theresa war für mich wer, mit der Georg zusammen lebt, weil er um ihre Frühstücksgewohnheiten weiß. Dass diese Gewohnheit nun aber bedeutet das sie bei der Kofferöffnung neben ihm steht, war mir nicht sofort klar und deshalb stolperte ich über das sie. Wer ist sie? Und dann kommste auch gleich mit Andreas ums Eck. Ich war schwer überfordert.

Der Geruch begleitete sie seit dieser Nacht. Alles stank nach Minze. Bücher, Haare, die Autos von Freunden. Wie er sie festhielt, als sie aufstehen wollte.
Okay - harter Stoff. Einer von denen, wo ich mich nicht rantraue. Das Pfefferminzding hat mir als roter Faden sehr gefallen.

Theresa griff nach dem Deckel, bevor George ihn ganz schließen konnte. „Was muss ich tun?“
Er musterte sie kritisch. Der Priester und die Zweiflerin. Diese Hinterraumkirche mit Telefontarifen aus aller Welt an der Wand. Blechern klingender Rap aus den Lautsprechern von Telefonen. Du Nutte, du Hure, du Fotze. Vorne der Laden, ein Internet-Café, jetzt noch. Dubios. Terroristen und Drogenhändler, sagten die Leute. Sachen, die du anderswo nicht findest, hatte der Junge aus ihrem Deutschkurs gesagt. Talib. Er hatte einen Satz für sie gelernt: Ich bin verliebt in die Lehrerin. Er hatte gemerkt, etwas stimmte nicht mit ihr, und sie hatte ihm erzählt, was passiert war. Nur ihm. So lange hatte sie es in sich gehalten.
Hier war ich ganz raus. Was hat dieses Internetcafé mit der Story zu tun? Und anstatt ich erfahre, in welchem Verhältnis Theresa und Georg stehen, warum sie etwas tun muss, kommt jetzt ein Talib ins Spiel. Außerdem war Theresa für mich bis eben eine Studentin, nun ist sie Lehrerin und gibt ihr Geheimnis an einen Schüler weiter. In einem Internetcafé? Ich fühl mich grad total blind, irgendwie.
Und ich weiß schon, dass man auch aus einem Job heraus promovieren kann, also Theresa kann gut Lehrerin sein oder auch als Studi Nachhilfe geben, aber für mich war das hier so - Bild im Kopf umdrehen - irgendwie.

Es platzte raus, als würde sie in die Hose pissen. Weil Talib sonst nicht mit kam, pisste sie Englisch: He didn't stop.
Aber der Satz ist trotzdem cool.

Monatelang würde das Arschloch Internet die Suppe am Köcheln halten. Vielleicht Jahre. Sagen, sie sei nur auf den #metoo-Zug aufgesprungen, weil sich sonst niemand für sie interessiert.
hehe - sehr treffend und auch schön die Schattenseite in einem Satz verpackt :thumbsup:. Ab diesem Absatz lief es dann für mich. Ich war drin, ich konnte folgen, ich hab den Weg wiedergefunden.

Spürte Finger wie Schraubzwingen um ihre Handgelenke. Hörte Andreas lallen, sie solle sich entspannen, er mache langsam. Scht, Blocho.
Mir stellen sich echt nie Nackenhaare auf.

George nahm sechshundert Euro.
Okay. Theresa selbst stellt den Müsli-Mumien-Vergleich. Das hab ich so nicht gelesen am Anfang. Und sie unterhält mit Georg eine Geschäftsbeziehung. Und ihn hat sie über das schmuddelige Café gefunden, ja? T. hat ihr den Tipp gegeben? So?

Der alte Fahrstuhl machte Geräusche, als hätte er Lungenkrebs im Endstadium.
Ich mag ja deine herben Vergleiche echt gern.

Andreas beim Berlin-Marathon, Andreas mit seiner Mutter, Andreas schüttelte die Hand von T. C. Boyle. Aufgeregt leuchtende Augen.
OT: Heutzutage brauchen Autoren echt viel Zeit. Zu jedem Autogramm braucht es noch ein Foto. T.C.Boyle musste seinerzeit fast zwei Stunden durchhalten und tat mir leid. Ich mir auch, ich wollte so gern Feierabend machen :D.

Sie legte den Zettel auf den Koffer: Für dich! Darunter ein Smiley. Später hatte sie noch ein Herz dazu gemalt.
Ich kann sie so gut verstehen.

Pfefferminz. So stank der Schmerz zwischen ihren Beinen.
So wenige Sätze, so gut.

Ich war mit ihr beleidigt, dass es die Falsche getroffen hat. ich frag mich nur, was sie da in den Leichenwagen legen: den einen Finger? Fand ich ne absurd gute Vorstellung.

... Und wenn sie dann mit dir sprechen, als meine Doktorandin, und du erzählst von ...“ Er schluckte. „Es tut mir leid, okay? Ich glaube, ich habe die eine Flasche mit dem Pfefferminzscheiß ganz allein gekillt.“
...
„Ich weiß, dass das keine Entschuldigung ist, und wenn es drei Flaschen gewesen wären. Aber wenn die jetzt ermitteln und du erzählst, ich hätte ... und dabei war ich eigentlich nur besoffen. Im Ernst, ich war voll und es tut mir leid und in dem Moment hätte ich schwören können, du willst auch.“
Dieser Typ macht mich sooo wütend. Gleich noch einen Koffer holen. Bitte!

„Sagst du's?“
Sie tat so, als hätte sie ihn nicht gehört.
Ja! Ja! Ja! Sie soll es verdammt noch mal sagen!

Der letzte Absatz, weiß nicht, ich find der fällt so ab nach der sonst so starken Geschichte.
Mag den Text.

Beste Grüße, Fliege

 

Hallo @Proof,

von mir nur ganz kurz. Ich lese Deine Geschichten immer gerne, habe sie aber noch nie kommentiert, weil ich die meistens so professionell finde, dass es eigentlich nichts Grundlegendes zu sagen gibt.

So ist das auch hier. Man kann das flüssig weglesen und ich war gut unterhalten.

Mein Problem mit Horrorgeschichten ist oftmals mehr grundsätzlicher Natur. Die sind meistens so vorhersehbar und das ist letztlich auch der einzige Kritikpunkt den ich habe. Frage mich bitte nicht, wo ich schon überall das Setting gesehen/gelesen habe, dass die Rache versehentlich an der falschen Person verübt wurde. Ich kann es nicht konkret benennen, aber für mich ist das so eine Art Standardplot.

Die Schwierigkeit hier ist vielleicht noch verschärft, weil es ja bei so einem Racheplot, wie Du ihn hier aufziehst, erst einmal nur zwei grundsätzliche Möglichkeiten gibt, wie sich das weiterentwickeln kann: Entweder es klappt, oder nicht. Wenn es nicht klappt, geht die kleine Mumie eben - typischerweise - auf jemand anderen los.

Ich fände es gut, wenn sich da mehr entwickeln würde, es mehr Spannung gäbe, mehr ungewollte Wendungen. Zum Beispiel: Was wäre, wenn Theresa die Regina mit dem Koffer aus dem Gebäude laufen sehen würde?

Ich hoffe, dass Du mit meinem Feedback irgendetwas anfangen kannst, wenn nicht: einfach ignorieren.

Gruß
Geschichtenwerker

 
Zuletzt bearbeitet:

Tach auch!
Jetzt bin ich mal wieder dazu gekommen, bisschen Horror zu lesen, und ich muss sagen, dass ich erfreut war, von dir was zu sehen, weil ich wusste, dass ich zumindest recht gut unterhalten werde.

Und, natürlich, unterhalten wurde ich und ich war auch angetan. Und zwiegespalten, wie meine Vorredner wohl.

Mir kam es so vor, als hätte ich zwei Storys vor mir. Die eine, da heckt Theresa mit ihrem George (warum dieser Name? warum nicht Georg? oder ist das der Nachname?) den Plan zur Rache aus und parallel dazu kriegen wir als Leser enthüllt, warum Theresa sich rächen will. Das gefällt mir, weil du kein bisschen danach gehst, jetzt zeige ich dem Leser, was er sehen will und dann sind die Tatsachen enthüllt. Du spielst bisschen mit Bande. Schön, sehr schön.

Die Rache an sich kriegen wir nicht mit, nur die Auswirkungen. Auch das sehr schön, denn ich als Leser muss mir selbst zusammensuchen, was passiert ist. Du bietest nur Spuren. Klasse.

Dieses indirekte Erzählen zieht sich durch den ganzen Text; das würde ich als verbindendes Element sehen, der Pfeffi-Geruch symbolisiert eigentlich die Vergewaltigung.

Allerdings fällt das Stück dann rapide ab. Du hattest mich richtig, als Andreas in der Fensterscheibe (indirekt) zu sehen ist, als dann aber klar wird, dass er überlebt hat, ist die Story nur noch profan. Du versuchst die Enden zusammenzuklauben, dabei muss dir Regina helfen, die du aus dem Nichts materialisierst.
Na, und so eine richtige Karthasis haben wir ja dann auch nicht.

Ich weiß wirklich nicht, wie man das enden lassen könnte, zumal die ersten beiden Drittel so geil sind!
Also, mach dir n Kopp, du bist der Autor :D

weil er ihre Promotion über das Frauenbild in Robert Blochs Psycho betreute.

:D Sehr schön, der erste Hinweis, was für ein Arschloch das ist.

...als würde sie in die Hose pissen. Weil Talib sonst nicht mit kam, pisste sie Englisch ...

Die Doppelung macht n bisschen den Fluss kaputt, vielleicht ginge es besser: ... kam, auf Englisch.

Das, und dass sie nicht zur Mensaparty gegangen wäre, Andreas dort nicht getroffen hätte, nicht mit ihm hoch in sein Büro sei.

Ich hielt die beiden Nebensätze für überflüssig. Da das ganze Teil sehr verknappt ist, könnte das eine Bild, das von der Mensaparty für sich stehen. Ich hatte die richtigen Schlüsse gezogen, als ich den ersten Halbsatz gelesen hatte.

wie viele es außer Hitchkocks gab

Pfui :dozey: dafür sollt ich dir seine Vögel auf den Hals hetzen!

die Leute hatten Novemberdreck an den Schuhen hineingetragen

Tolles Bild, und so praktisch.:D

Die Welt war eine bessere ohne Andreas darin.

Och nö:susp: versuch mal, ein anderes Bild dafür zu finden, das hier hab ich schon so oft gehört!

...und eine Frau in zivil

Mach das z mal bitte n bisschen größer.

Wie gesagt, hat sich super gelesen, war spannend, aber das Ende. Ich weiß nicht, vielleicht hab ich ja auch was nicht begriffen in diesem Text der vielen Andeutungen.:D


Schöne Grüße von diesseits!


edit: Nach Flieges und Geschichtenwerkers Kommentaren (spätere), ging mir auf, dass es tatsächlich die andere Ebene gibt, die ziemlich jämmerliche Performance von Andreas, der um seine Karriere bangt. In der Tat könnte man die Rache von Theresa dann doch als geglückt bezeichnen und das dann als gewisse Karthasis.
Hm, ein neues Licht, ich muss drüber nachdenken.

 

Mein Problem mit Horrorgeschichten ist oftmals mehr grundsätzlicher Natur. Die sind meistens so vorhersehbar und das ist letztlich auch der einzige Kritikpunkt den ich habe. Frage mich bitte nicht, wo ich schon überall das Setting gesehen/gelesen habe, dass die Rache versehentlich an der falschen Person verübt wurde. Ich kann es nicht konkret benennen, aber für mich ist das so eine Art Standardplot.

Na ja, kein Plot ist neu und nicht in hundert Varianten schon verarbeitet. Aber deshalb zitiere ich Dich auch gar nicht, sondern wiel ich gerade feststelle, dass für mich der Horror (in Form des Kofferinhaltes) hier ja nur der Rahmen für den eigentlichen Horror (Vergewaltigung) ist und das Ende, die Wendung für mich dann auch eher darin besteht, dass der Typ da um Entschuldigung heult, weil er Schiss um seine Karriere hat, um sein Image. Bitte, bitte - halt doch den Mund, Du würdest mir damit einen riesen Gefallen tun. Da hats mich echt geekelt. Viel mehr als Blut und Hirnmatsch und so. Und ich finde es gerade spannend, wie verschieden hier die Lesarten sind, deshalb habe ich dich zitiert ;).

 

, die Wendung für mich dann auch eher darin besteht, dass der Typ da um Entschuldigung heult, weil er Schiss um seine Karriere hat, um sein Image. Bitte, bitte - halt doch den Mund, Du würdest mir damit einen riesen Gefallen tun. Da hats mich echt geekelt. Viel mehr als Blut und Hirnmatsch und so. Und ich finde es gerade spannend, wie verschieden hier die Lesarten sind, deshalb habe ich dich zitiert

Der Aspekt bzw. diese Ebene ist natürlich auch vorhanden und der ist in der Tat eklig, wie er versucht, seine Karriere zu retten, obwohl ihm klar ist, was er getan hat und sogar weiß, dass er eigentlich nicht ausreichend benebelt war, um das Getränk als Entschuldigung zu sehen.

Ich habe diese Geschichte aber tatsächlich unter dem Fokus einer klassischen Horrorgeschichte gelesen. Um den diskutierten Punkt in den Fokus zu schieben, bräuchte es für mich an der Stelle auch noch etwas mehr und andererseits etwas weniger Blut und Hirnmatsch.

Das ist auch ein wenig der Fluch und Segen der Tags, denn diese erzeugen eine Erwartungshaltung. Aber für Proof ist es sicher interessant, die unterschiedlichen Wirkungen zu sehen, so kann er in die gewünschte Richtung optimieren.

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin,

@Fliege:

Wer ist sie? Und dann kommste auch gleich mit Andreas ums Eck. Ich war schwer überfordert.
Beim ersten Sie am Satzanfang hätte ich jetzt gesagt, es kann sich doch nur auf Theresa beziehen und beim zweiten Mal ist sie ja dann schon eingeführt. Aber gut, in medias res kann auch mal zu Verwirrung am Anfang führen. Ich hoffe immer auf diesen Effekt, Was zum Teufel ist da los? - Weiterlesen, und nicht Boa, das ist mir zu durcheinander. Ist wahrscheinlich auch immer vom jeweiligen Leser abhängig und ob er schon lange genug wach ist. :)

Einer von denen, wo ich mich nicht rantraue.
So ein bisschen ist das einfach passiert. Also, ich wollte ein Monster im Koffer, die Vergewaltigung hat sich so ergeben. Hab schon gedacht, ob ich mir das erlauben kann oder ob man denkt, der hat doch gar keine Ahnung. Aber ich hab mir Mühe gegeben. Horror mit seinem ganzen Gedöns hilft oft auch, über echten Horror zu sprechen.

Und ich weiß schon, dass man auch aus einem Job heraus promovieren kann, also Theresa kann gut Lehrerin sein oder auch als Studi Nachhilfe geben, aber für mich war das hier so - Bild im Kopf umdrehen - irgendwie.
Ich dachte an sowas wie Deutsch als Fremdsprache im Nebenfach. Schien mir zu viel Ballast, das auszuformulieren. Wie gesagt, dass sich nicht sofort zu hundert Prozent erschließt, was Sache ist, ist schon Absicht - und ich meine nicht so "der Text ist im letzten Drittel langweilig um rüberzubringen, wie langweilig der Tag für den Protagonisten ist"-Absicht -, aber es soll natürlich niemanden raushauen.

Mir stellen sich echt nie Nackenhaare auf.
Wie gesagt, hab mir Mühe gegeben. Zwei Dinge, die ich über die gängige Vergewaltigung im Kopf behalten habe: 1. Der dunkle Riese, der dir im Parkhaus auflauert, das passiert, aber in der Statistik ist das der extreme Ausnahmefall. Meistens kennen Opfer und Täter sich, Alkohol ist im Spiel, er wird von seiner Geilheit übermannt und akzeptiert - auch wegen des Alkohols - das Nein nicht mehr. 2. Er ist entgegen landläufiger Meinung auch eher nicht der Typ, der keine abbekommt. Im Gegenteil. Er hatte schon 10.000 Mal Geschlechtsverkehr (mit 10.000 Frauen) und hat, bewusst oder unbewusst, dieses Bild davon im Kopf, wofür Frauen auf der Welt sind, nämlich um von ihm flachgelegt zu werden. Die Zurückweisung führt dann dazu: Bitte? Das kann sie nicht ernst meinen. Es geht hier um MICH und ich bin der geilste Stecher, das wissen alle. Nee, sie mag's einfach nur ein bisschen härter. Darum hab ich angedeutet, dass Andreas nichts anbrennen lässt, wie's am Tresen heißt, mit seinem Lächeln und seinen Vertrauensbeweisen und der Regina.

Und sie unterhält mit Georg eine Geschäftsbeziehung. Und ihn hat sie über das schmuddelige Café gefunden, ja? T. hat ihr den Tipp gegeben? So?
Korrekt!

T.C.Boyle musste seinerzeit fast zwei Stunden durchhalten und tat mir leid. Ich mir auch, ich wollte so gern Feierabend machen
Jetzt überlege ich. Du bist Bibliothekarin? Arbeitest in einer Buchhandlung? Machst was mit Literaturwissenschaft?

Ich war mit ihr beleidigt, dass es die Falsche getroffen hat.
Beleidigt ist gut. Sie hat mutmaßlich unschuldiges Blut an den Händen.

Dieser Typ macht mich sooo wütend
Ich gehe mal davon aus, du bist ne Frau. Auch deshalb hatte ich Respekt vor dem Thema, ich bin's ja nun mal nicht. Cooles Kompliment, wenn du sagst, dass es funktioniert. Also, du weißt, was ich meine.

Der letzte Absatz, weiß nicht, ich find der fällt so ab nach der sonst so starken Geschichte.
Ich wollte eine Klammer und irgendwie habe ich dann doch wieder nur den Obdachlosen aus Hellraiser geklaut. Vielleicht fällt mir noch was Besseres ein.

Vielen Dank für deine Kritik!

@Geschichtenwerker:

noch nie kommentiert, weil ich die meistens so professionell finde, dass es eigentlich nichts Grundlegendes zu sagen gibt.
Kenne ich. Es ist leichter, was zum Handwerklichen zu sagen, wenn da offenkundig was nicht stimmt, als zum Inhalt. Man arbeitet sich von Absatz zu Absatz. Inhalt ist schwieriger. Es ist glaube ich auch leichter zu benennen, was man nicht gut findet. Wie Stuhlgang: Wenn's flutscht, denkt man gar nicht groß darüber nach. Ich freu mich aber, wie wohl jeder hier, über so ziemlich jede Rückmeldung.

Die sind meistens so vorhersehbar und das ist letztlich auch der einzige Kritikpunkt den ich habe.
Oft ist das so. Das mit dem "Rache geht schief" ist mir wie gesagt erst gar nicht aufgefallen. Als @Vulkanstein es dann gesagt hat, dachte ich: Stimmt. Mir fällt immer noch kein Beispiel ein, aber ich bin mir auch sicher, da nichts Neues erfunden zu haben.

Zum Beispiel: Was wäre, wenn Theresa die Regina mit dem Koffer aus dem Gebäude laufen sehen würde?
Könnte eine Möglichkeit sein, das Monster in Aktion zu zeigen. Wobei ich eher überlegt hatte, nochmal an die Haltestellenszene zu gehen. Mal schauen.

Dir vielen Dank!

@Hanniball:

warum dieser Name? warum nicht Georg? oder ist das der Nachname?
Someplace Afrika.

Du hattest mich richtig, als Andreas in der Fensterscheibe (indirekt) zu sehen ist, als dann aber klar wird, dass er überlebt hat, ist die Story nur noch profan. Du versuchst die Enden zusammenzuklauben, dabei muss dir Regina helfen, die du aus dem Nichts materialisierst.
Ich hätte es eigentlich erwartbarer gefunden, wenn sie jetzt wirklich von seinem Geist verfolgt worden wäre. Aber vielleicht kann es tatsächlich nicht schaden, Regina zuvor mal eine Zeile zu gönnen.

Hoppala.

versuch mal, ein anderes Bild dafür zu finden, das hier hab ich schon so oft gehört!
Gemacht.

Vielen Dank auch für die Verbesserungen!

Nochmal @Geschichtenwerker:

Aber für Proof ist es sicher interessant, die unterschiedlichen Wirkungen zu sehen
Ist es.

 

Hallo @Proof,

ich hab noch sehr gut deine Geschichte von dem schwebenden Auge über der Modelleisenbahn vor Augen. Ich glaube, es war der erste Text, den ich von dir gelesen habe, und ich war stark beeindruckt.
Da entstand der Horror für mich daraus, dass ein harmlos anmutender, allerdings besessener Bastler seinen Nachbarn tötet, weil er dessen imposantere Modelleisenbahnanlage nicht verkraften kann. Und die Trophäe, den toten Körper, montiert er geschickt in seine eigene Anlage.
Ein Auge darf als Heißluftballon schweben.

Ja, das scheint das Markenzeichen deiner Geschichten zu sein, die Abgründe zu beleuchten, die sich hinter sauberen, bürgerlichen Fassaden auftun und verstaubte Moralvorstellungen ans Tageslicht zu zerren. Mag ich sehr, diesen "Zwei-Ebenen-Horror", obwohl ich mich im Allgemeinen nicht als Fan von Horrorgeschichten bezeichnen würde.

Achtung! Jetzt wird’s gruselig. Es folgen ein paar abenteuerliche Überlegungen!

Ich lese so: Die obere Schicht aus Voodoo-Zauber, Blut, Zähnen und einzelner Finger überdeckt den wirklichen Horror wie die Vergewaltigung, unverhältnismäßige Rache des Opfers und der Versuch des Vergewaltigers, seine Tat zu bagatellisieren.

Die Fortsetzungen von Psycho hatten sie nicht interessiert. Für ihre Forschung waren die Filme uninteressant. Sie wusste nicht mal, wie viele es außer Hitchcocks gab. „Drei“, hatte Andreas ihr erklärt. Remake und Serien außen vor. Er war der Meinung, es könne nicht schaden, sie gesehen zu haben, „für deinen Hintergrund“ oder auch für eine spätere Arbeit: Kontinuität und Wandel des Frauenbildes in den Psycho-Filmen.
Ja, wie sind die Frauen im ersten Psycho dargestellt? Attraktive Naivchen, die in ihrer Blauäugigkeit annehmen, sie bräuchten nur den Vergewaltiger in die Luft zu blasen, und damit wäre das Verbrechen ausgelöscht und die „Schande“?

Kann ja sein, dass ich zu viel in den Text hineininterpretiere. Aber willst du mit Theresas Weigerung, alle Filme zu analysieren, zeigen, dass sie mit ihren Ansichten in dieser Zeit hängen geblieben ist? Denn die Frage stellt sich ja wirklich, warum macht sie die Vergewaltigung nicht öffentlich? Damit könnte sie ihrem Doktorvater ernsthaft schaden. Aber sie scheut den Medienrummel, sie ist voller Scham.

Sag jetzt nicht, in diesem Falle hättest du keinen Stoff für diese Geschichte gehabt. :baddevil:

Ihr Blick traf den eines Mannes, der sich im Fenster spiegelte. Sie fuhr herum, aber jetzt saß er hinter Fahrgästen, die keinen Sitzplatz mehr bekommen hatten. Die Uni so plötzlich zu schließen hatte Folgen gehabt. In den Cafés der Innenstadt würde es in einer halben Stunde eng werden.
Das war er nicht.
Schöner Schlenker! Die Schuld in Form von vermeintlichen Hallus schleicht sich an.
Du willst den Leser in die Irre führen? Bei mir hat‘s funktioniert. Ich hab das Auftauchen von Andreas erst mal als Wahnvorstellung gelesen.

Andreas war immer noch da. Saß dort und starrte sie an. Sie drehte sich um. Auch davon verschwand er nicht. Stattdessen rang ihr Doktorvater sich ein verkrampftes Lächeln ab und winkte ihr zu.
Du bist tot. Wahrscheinlich lächelte er deshalb nicht mehr so schön.
Da ahnt sie schon und auch der Leser, dass er mehr als eine Erscheinung ist. Dann flüchtet sie. Auch vor ihrer Schuld?

Ist mir aufgefallen:

Der Koffer selbst war auch eine Mumie.Hellbraunes Leder mit Rissen.

Am nächsten Tag stand ein Krankenwagen stand vor dem Haupteingang

Die schaurigste Stelle für mich im Text. Sanft und doch so bedrohlich.

Hörte Andreas lallen, sie solle sich entspannen, er mache langsam. Scht, Blocho.

Wenn ich was bekritteln sollte, dann das: Der Einstieg in die Geschichte ist mir zu verwirrend.
George öffnet den Koffer, die Mumie blinzelt, Theresa nimmt Trockenpflaumen zum Frühstück, Andreas riecht nach Pfefferminze. Zu viele Infos auf engstem Raum, die nicht ausgerichtet sind, die irgendwie konkurrieren. Später erzählst du doch auch sehr sauber und stringent mit effektvollen Rückblenden. Warum nicht im wichtigsten Abschnitt?
Für den einen oder anderen könnte das ein Grund sein, gar nicht erst in die Geschichte zu finden. Und da würde er doch gepflegten Horror verpassen.

Eine interessante Geschichte, die Lust auf mehr von dir macht. Und darauf, sich selbst mal an so ein Thema zu wagen.

Liebe Grüße von peregrina

 

So ein bisschen ist das einfach passiert. Also, ich wollte ein Monster im Koffer, die Vergewaltigung hat sich so ergeben. Hab schon gedacht, ob ich mir das erlauben kann oder ob man denkt, der hat doch gar keine Ahnung. Aber ich hab mir Mühe gegeben. Horror mit seinem ganzen Gedöns hilft oft auch, über echten Horror zu sprechen.

Das ist gut,

lieber Proof,

so kommt selbst einer in den Text, dem der tägliche, „historische“ Horror Horror genug ist, als dass er sich noch mit fi(c)ktivem auseinandersetzen wollte, gar müsste. Was auch für den Krimi gilt, der m. E. von der falschen Prämisse ausgeht, Verbrechen geschähen, um aufgeklärt zu werden. Dann wäre das Verbrechen sowas wie der Hilferuf des Suizidgefährdeten. Mit dem Vorsatz, alle Beiträge zu lesen, kommt man ja hier nicht vorbei. Immerhin kenn ich Mr. Bates und Tukurs Murot seh ich auch ganz gern, besonders wenn wie im Schmerz geboren entrüstete Zuschauer zum Telefon greifen, weil Alexander Held, eigentlich gerade eben erschossen, wieder auf(er)steht und Shakespeare rezitiert (wenn ich mich recht erinnere). Wie gläubig oder blöd müssen Krimifetischisten, die sich entrüsten gegen den vermeintlichen Regelbruch ...

Was nichts zur Sache tut - schreiben kannstu schmerzfrei, ein kleiner feiner Ersatz für meine Pein.

Paar Flusen wären aufzulesen

Mumie.[...]Hellbraunes Leder mit Rissen.

„Außerdem“, hatte er gesagt und sein hübsches Lächeln gelächelt, „das glaubt immer keiner, aber der Zweite ist echt richtig gut.“
„der Zweite“ eher mit Minuskel, weil wohl ein verkürztes „der zweite Film“

Am nächsten Tag stand ein Krankenwagen stand vor dem Haupteingang, ein Leichenwagen daneben.

Er entschuldigte sich, aber sie solle bitte weiter gehen.
„weitergehen“

Jemand sagte, im Vierten sähe es aus wie in einem Schlachthof.
Eher ähnlich dem „zwoten“ vorhin „im vierten [Stock]“

„Was?“ Er setzte an, ihr über den Kopf zu streichen, zog die Hand aber wieder zurück.
Besser „streicheln“, versetz das mal in die Vergangenheit „er strich/streichelte x über den Kopf“

Aber erstmal sieht das natürlich aus ...
„erst mal“ auseinander, weil ein verkürztes „erst einmal“

Wie dem auch sei, nicht ungern gelesen vom

Friedel

 

Hallo @Proof,

so, nun zu deinem Koffer.
Schön ist ja der Kontrast zwischen Theresas und Andreas Bewertung der Vergewaltigung. Theresa setzt ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, diesem bestialischen Ding aus, während er glaubt, es sei damit getan:

„Es tut mir leid, okay? Ich glaube, ich habe die eine Flasche mit dem Pfefferminzscheiß ganz allein gekillt.“
Ich denke, das ist der echte Horror, der sich hinter deiner Geschichte verbirgt und der in dem Wort "Kavaliersdelikt" steckt. Der das Ende auch so ironisch macht.

Ich fand das Wesen in dem Koffer irgendwie faszinierend. Etwas Gefangenes, fast Babyhaftes von absoluter Brutalität. Wie das Auge zuckte. Gruselig. Du hast immer so sprechende kleine Details.

Sie schüttelte den Kopf. „Es ist nur ein toter Zwerg.“
Sie ist ja ziemlich cool. Ich würde umfallen, wenn ich so ein Ding sehen würde.

Nee, Blocho. Er nannte sie so, weil er ihre Promotion über das Frauenbild in Robert Blochs Psycho betreute.
Dass er sie Blocho nennt, das ist schon eine Unverschämtheit, zeigt das Hierarchiegefälle und was er glaubt sich leisten zu können.

Es platzte raus, als würde sie in die Hose pissen. Weil Talib sonst nicht mit kam, pisste sie Englisch: He didn't stop.
Eindrucksvoll

Der Koffer selbst war auch eine Mumie.Hellbraunes Leder mit Rissen.
Premiere: Ich weise zum ersten Mal auf ein fehlendes Leerzeichen hin. Nach der Mumie.

Jetzt wäre sie hier drin gefangen mit dem Inhalt des Koffers, den sie neben sich abgestellt hatte. Etwas darin klang, als würde jemand die Spitze eines Messers über ein Tablett ziehen.
Die ist trotzdem supercool.

Dann kommt das Gemetzel und die Szene im Zug. Ich war fast ein wenig enttäuscht, dass es sich nur um eine Verwechslung handelte. Ich dachte schon, nach dieser Tat hat sie ihn jetzt als Toten am Hacken. Und natürlich hätte ich es ihm eher gegönnt als Regina. Aber so hat er natürlich nochmal die Gelegenheit, bei ihr rumzuheulen und ernsthaft um Komplizenschaft zu werben.

Er roch nach scharfem Alkohol, nannte sie eine blöde Kuh und sagte, das ginge sie nichts an. Eine Fliege flog aus seinem Mund. Er fragte, ob sie das Scheißding kaufen wolle. Eine weitere Fliege kroch ihm aus der Nase. Zwanzig Euro, schlug er vor.
Ups, ist das die durch das Blut von Regina erstarkte Mumie?

Du schreibst toll, das sind prägnante Bilder. Ich lese sonst eigentlich keinen Horror, aber bei dir schaue ich immer rein.

Liebe Grüße von Chutney

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Leute,

verwirrender Anfang und spannungsmäßig abfallender, letzter Absatz, das nehme ich jetzt Mal als gemeinsamen Nenner der Kritiken mit und werde mich damit demnächst auseinandersetzen.

@peregrina:

Ich glaube, es war der erste Text, den ich von dir gelesen habe, und ich war stark beeindruckt.
Schön zu wissen, dass ein Text von mir nicht gelesen und gleich wieder vergessen wurde, danke!

Ja, das scheint das Markenzeichen deiner Geschichten zu sein, die Abgründe zu beleuchten, die sich hinter sauberen, bürgerlichen Fassaden auftun und verstaubte Moralvorstellungen ans Tageslicht zu zerren.
Mit Absicht mache ich das nicht, aber ich bin so aufgewachsen, Dorf, Haus und Hund, aus dem Fenster gucken, der X hat schon wieder ein neues Auto, Konfirmation, Hochzeit, gute Miene usw., und ich sehe das heute bei Leuten in meinem Alter, in den sozialen Medien, der perfekte Urlaub, der perfekte Geburtstag, die perfekten Kinder, alles perfekt, und wenn du ins Gespräch kommst, nope, ist alles nur fürs Selfie bis zur Unkenntlichkeit poliert. Horror ist eine Möglichkeit, das auszudrücken, aber in erster Linie will ich, dass es Spaß macht.

Die obere Schicht aus Voodoo-Zauber, Blut, Zähnen und einzelner Finger überdeckt den wirklichen Horror wie die Vergewaltigung, unverhältnismäßige Rache des Opfers und der Versuch des Vergewaltigers, seine Tat zu bagatellisieren.
Da denke ich daran, was Stephen King über John Frankenheimers Prophecy (Ein Bär mutiert durch Industrieabfälle zum krassen Monster) gesagt hat. Man macht den Film aus, lacht, denkt "Was für ein Quatsch" und fragt sich dann: Moment, was machen wir eigentlich wirklich mit dem ganzen Giftmüll? Hoffentlich habe ich das nicht peinlicherweise schon zehnmal gesagt. Ich bin so lange im Forum, ich kann das echt nicht mehr überblicken.

Ja, wie sind die Frauen im ersten Psycho dargestellt? Attraktive Naivchen
Jetzt muss ich zugeben, das letzte Mal Psycho ist bei mir eine Weile her, aber ist Janet Leigh nicht für die Zeit eine ungewöhnlich starke Figur? Dieser Coup, sie klaut ja glaube ich bei ihrem Arbeitgeber, ist der nicht sogar auf ihrem Mist gewachsen?

Aber willst du mit Theresas Weigerung, alle Filme zu analysieren, zeigen, dass sie mit ihren Ansichten in dieser Zeit hängen geblieben ist? Denn die Frage stellt sich ja wirklich, warum macht sie die Vergewaltigung nicht öffentlich?
Interpretieren heißt für mich nicht, zweifelsfrei festzustellen, was der Autor beim Schreiben im Kopf gehabt hat. Das geht ja gar nicht. Hat Bram Stoker mit Dracula wirklich ganz bewusst dem verklemmten Umgang mit Sexualität im viktorianischen England eine lange Nase gemacht? Wer weiß. Kann sein. Insofern finde ich das legitim, was du sagst, aber ich selbst habe da nicht dran gedacht, nein.

Ich weiß nicht, ob das so von vorgestern ist, eine Vergewaltigung (ausgenommen der Extremfall, Gangbang und das Opfer ist hinterher halbtot oder so) für sich zu behalten, aus Angst, es könnte heißen, man sei ja bekanntermaßen eine Schlampe und habe es sicher provoziert, warum zieht man auch so was Enges an. Wir sind glaube ich nicht so weit, wie wir das gern annehmen. Jedenfalls nicht alle.

Sag jetzt nicht, in diesem Falle hättest du keinen Stoff für diese Geschichte gehabt.
Es wäre eine andere Geschichte. Das Mumienmonster hätte sich gefragt, wann denn nun endlich sein Auftritt kommt.

Du willst den Leser in die Irre führen? Bei mir hat‘s funktioniert.
Danke! Man könnte sagen: Sie akzeptiert die Existenz von Geistern sehr schnell. Andererseits ... Ein Rachezombiekilleraffe okay, aber Geister, das geht mir zu weit. Auch komisch.

Auch vor ihrer Schuld?
Denke schon.

Der Einstieg in die Geschichte ist mir zu verwirrend.
s.o. Danke für deine Kritik!

@Friedrichard:

Ich muss ja immer grinsen, wenn ich deinen Namen unter meinen Geschichten lese. Bin gespannt.

so kommt selbst einer in den Text, dem der tägliche, „historische“ Horror Horror genug ist, als dass er sich noch mit fi(c)ktivem auseinandersetzen wollte, gar müsste.
Das scheint dir ein wichtiger Punkt zu sein, denn du bringst ihn: Immer. Ist okay. Hab mich dran gewöhnt. Schwamm drüber. Den Fickwitz fand ich ganz lustig, frage mich nur, ob der sich nicht mit der von dir entwickelten Forumspersönlichkeit beißt.

besonders wenn wie im Schmerz geboren entrüstete Zuschauer zum Telefon greifen, weil Alexander Held, eigentlich gerade eben erschossen, wieder auf(er)steht und Shakespeare rezitiert (wenn ich mich recht erinnere).
Na gut.

„der Zweite“ eher mit Minuskel, weil wohl ein verkürztes „der zweite Film“
Frag ich mich tatsächlich immer wieder. Wenn ich sage: Der erste Hund lief los. Dann der zweite. Hätte ich jetzt gesagt: Der zweite klein, wenn auch allein im Satz, bezieht sich ja eindeutig auf die Hunde. Aber der Zweite als Film ist ja im Grunde ein eigener Name. Also, den Dritten fand ich scheiße. Kein Mensch sagt den dritten Film. Ähnlich mit dem Vierten. Klar ist der Stock gemeint. Aber ich sag doch: Die wohnen im Vierten. Oder nicht? Gibt's da tatsächlich eine klare Regel?

Wie dem auch sei, nicht ungern gelesen vom
Hey, danke. In meinem Teil von Deutschland heißt "Ich musste jetzt nicht sofort aufs Klo rennen", dass es geschmeckt hat.

@Chutney:

Schön ist ja der Kontrast zwischen Theresas und Andreas Bewertung der Vergewaltigung.
Ist glaube ich ähnlich wie schlagen. Ich bin halt einfach nur echt sauer gewesen ...

Ich fand das Wesen in dem Koffer irgendwie faszinierend.
Das will ich doch hoffen! Ohne ist es keine Horrorstory im beabsichtigten Sinne.

Sie ist ja ziemlich cool.
Sie ist glaube ich ziemlich gedemütigt und traumatisiert und deshalb ziemlich entschlossen.

Ich war fast ein wenig enttäuscht, dass es sich nur um eine Verwechslung handelte.
Ein Rachestory, in der alles glatt geht, wäre mir zu linear gewesen. Da nehme ich lieber die Kritik, den Aus-Versehen-kriegt's-der-Falsche-ab-Kniff nicht erfunden zu haben.

Ups, ist das die durch das Blut von Regina erstarkte Mumie?
Mmh, interessante Idee.

Ich lese sonst eigentlich keinen Horror, aber bei dir schaue ich immer rein.
Das höre ich gern! Auch dir vielen Dank für alles!

Viele Grüße
JC

 

Wenn ich sage: Der erste Hund lief los. Dann der zweite. Hätte ich jetzt gesagt: Der zweite klein, wenn auch allein im Satz, bezieht sich ja eindeutig auf die Hunde. Aber der Zweite als Film ist ja im Grunde ein eigener Name. Also, den Dritten fand ich scheiße.

Wenn ich zwo Filme hintereinander seh,

lieber Proof,

seh ich zuerst den ersten und dann den zwoten (Film), seh ich nach Hitchcock's (hab ich ihn korrekt geschrieben, wenn nicht, möge Alfred mir verzeihen) Verfilmung "Psycho" eine andere Verfilmung gleichen Titels, dann ist es schlicht die zwote oder andere ("Verfilmung" von "Psycho"), wie ich ja auch lauf und zunächst das eine Bein und dann das andere bewege. Andernfalls hüpfte ich.

Gleichwohl, schönen Adventssonntag, dem zwoten,

und bis bald

Friedel

 

Hallo @Proof

den Anfang fand ich verwirrend: Anspielungen, Tell, Einführung der Figuren, Verortung. Die Kurzsätze haben mich zusätzlich aus dem Lesefluss gebracht. Ab dem zweiten Drittel, wenn die Handlung Fahrt aufnimmt, folge ich gespannt, atemlos, wie der Text, obwohl das Genre nicht zu meinen Lesepräferenzen gehört. Dazu passen die Ellipsen dann auch. Der Text könnte gewinnen, wenn du zu Beginn kürzt, konzentierst.

Auch wenn ich nichts zu den Filmen sagen kann, weil ich vermutlich dabei eingeschlafen bin, oder Psycho nicht genug Eindruck hinterlassen hat, um mich zu erinnern, hatte ich Spaß an der Story.

George öffnete den Koffer. Die Mumie darin glotzte durch halb geöffnete Lider.
Voodoo, yea

Er hatte gemerkt, etwas stimmte nicht mit ihr, und sie hatte ihm erzählt, was passiert war. Nur ihm. So lange hatte sie es in sich gehalten. Es platzte raus, als würde sie in die Hose pissen. Weil Talib sonst nicht mit kam, pisste sie Englisch: He didn't stop.
na ja, so halblustig

Monatelang würde das Arschloch Internet die Suppe am Köcheln halten.
und ewig erkennbar bleiben

Der Koffer selbst war auch eine Mumie. Hellbraunes Leder mit Rissen.
starker Vergleich

„Außerdem“, hatte er gesagt und sein hübsches Lächeln gelächelt, „das glaubt immer keiner, aber der Zweite ist echt richtig gut.“
keine Ahnung, sollte mir das Zeug anschauen

Die Krallen waren so lang wie Streichhölzer. Darum war der Koffer innen mit Metall verkleidet.
George nahm sechshundert Euro.
glaube Streichhölzer haben eine DIN-Länge, so exakt lang sind die also?

Er sah kurz zu ihr und dann wieder auf sein Telefon, das in der Dunkelheit leuchtete wie eine kleine Fackel. Was immer dort ablief, brachte ihn zum Grinsen.
auch dieses Bild mag ich

Der Gang lag im Dunkeln, rechts und links Türen zu den Dozentenbüros. Ihr letztes Mal hier oben war auch weit außerhalb der normalen Sprechzeiten gewesen. Danach hatte sie sich in der WG unter der Dusche verbrannt, weil sie einfach immer heißer gedreht hatte. Der Gedanke ließ sie die Finger fester um den Griff des Koffers schließen.
mm, hier hätte ich gern gewusst, warum sie heißt geduscht hate

Am nächsten Tag stand ein Krankenwagen stand vor dem Haupteingang,
stand doppelt

„Natürlich hast du. Es war mein Büro. Sie werden reden wollen mit mir. Ich hab dich draußen gesehen und ich musste mit dir zuerst sprechen.“
die Satzstellung ist durcheinander oder willst du das so?

Wir gehen ins Krankenhaus gleich.
hier auch: wir gehen gleich ins KKH

Eine Fliege flog aus seinem Mund. Er fragte, ob sie das Scheißding kaufen wolle. Eine weitere Fliege kroch ihm aus der Nase. Zwanzig Euro, schlug er vor. Sie schüttelte den Kopf und ging weiter. Er rief ihr etwas Schlimmeres hinterher als blöde Kuh. Diesmal tat sie nicht so, als würde sie nichts hören. Es war ihr wirklich egal.
eine Fliege flog würde ich vermeiden, die Dopplung. Aber der Schluss passt gut. (müsste jetzt nicht eine Anspielung auf Psycho 3 folgen?

Viele Grüße in den Psychoadvent
Isegrims

 

Lieber proof, ich glaub, ich hab deine Geschichte mindestens viermal gelesen und fand sie jedes Mal besser. Wahrscheinlich, weil man dann Zeit hat, auf die einzelnen Übergänge zu achten, auf die Art, wie du Rückblenden einbaust, oder auch, wie du mit der Erwartung des Lesers spielst. Das Gewahrwerden, dass Andreas doch keine Halluzination ist, sondern echt, das fand ich geil. Wirklich gelungen, wie du das gemacht hast.

Klar, ich hab natürlich in deinem Fall die Rückmeldungen in den Kommentaren gelesen, mir ging das übrigens nicht so, dass ich den Anfang verwirrend gefunden hätte. Nee, ging mir gar nicht so. Ich fand das im gegenteil eigentlich sogar ganz geschickt und interessant, wie du das gemacht hast, aber sowas ist vielleicht auch Geschmackssache und liebt unter Umständen auch daran, dass man den Aufenthaltsort käuflicher Rachemumien als Horrorleser eher kennt. :D

Ja, und dass es soooo viele Möglichkeiten nicht gibt, die Geschichte zu gestalten, wenn man eine Rachmumie ausgesetzt hat, das stimmt natürlich. Aber ich finde ja immer, dass es im Horror auch auf was anderes ankommt, als immer die ganz neue und originelle Wendung zu finden. Die Horrorzutaten, der Horrorhintergrund ist doch oft nur die Leinwand, auf der man das ganz normal menschlich Abgründige zeigen kann. Die Verzerrung und Verschiebung hinter dem scheinbar Normalen. Und das kriegst du hier in der Gestalt von Andreas wunderbar hin. Andreas ist so darauf bedacht, dass sie nur ja nichts erzählt, der scheint noch nicht mal Angst zu haben, was da in seinem Zimmer passiert ist. Er muss doch drauf kommen, dass das Massaker in seinem Arbeitszimmer vielleicht mehr mit ihm zu tun hat, als ihm lieb sein kann. Im Moment ist er so scheinheilig, so selbstgerecht, so sehr auf Rufrettung aus, dass er eine mögliche Gefahr für sich völlig ausblendet. Ja vielleicht, der Gedanke ist mir auch gekommen, obwohl es so direkt nicht da steht, dass der saubere Herr auch Regina mit seinen "Aufmerksamkeiten" beehrt hat, und jetzt fast froh ist, dass Regina nichts ausplaudern kann. Klar, da muss man die zweite Frau doch schnell noch manipulieren, dann ist man endgültig wieder als Herr Saubermann hergestellt.

Mit dem Ende war ich leider auch unzufrieden wie viele. Ich meine, es klingt gut. Das ist es nicht. Und manchmal passt das ja auch. Aber hier kommt es mir halt bisschen vor, wie wenn man unbedingt in Horrormanier darauf hinweisen will, dass der Horror weitergeht. Hätte ich nicht gebraucht. Ich finde, man kann auch da aufhören:

„Sagst du's?“
Sie tat so, als hätte sie ihn nicht gehört.
Und jetzt bleibt mir nur noch übrig zu spoilern, denn
Diese Geschichte ist eindeutig eine meiner Lieblingsgeschichten
Und jetzt Ciao bis zum nächsten Mal.
Novak

 

Hi,

@Isegrims:

Auch wenn ich nichts zu den Filmen sagen kann,

Die Geschichte funktioniert glaube ich auch, wenn man nur mal von gehört hat, und das hat ja nun wirklich jeder.

na ja, so halblustig
Sollte nicht mal das sein.

keine Ahnung, sollte mir das Zeug anschauen
Kommt man als Genrefan eigentlich nicht drum herum. Muss man ja nicht abfeiern, aber es gibt so Sachen, die sollte man mal gelesen oder gesehen haben, insbesondere, wenn man selbst Horror schreibt.

glaube Streichhölzer haben eine DIN-Länge, so exakt lang sind die also?
Spätestens jetzt sind alle Orientierungsschwierigkeiten dahin: Dies ist ein deutsches Forum.

mm, hier hätte ich gern gewusst, warum sie heißt geduscht hate
Wenn du dich richtig dreckig fühlst, drehst du richtig heiß. Kennst du nicht?

die Satzstellung ist durcheinander oder willst du das so?
Wenn Menschen sprechen, ist alle Grammatik nur noch ein unverbindlicher Diskussionsvorschlag.

müsste jetzt nicht eine Anspielung auf Psycho 3 folgen?
Die Bedeutung der Filme für die Story nicht überbewerten!

Danke für deine Hinweise!


@Novak:

Wirklich gelungen, wie du das gemacht hast.
Danke!

dass man den Aufenthaltsort käuflicher Rachemumien als Horrorleser eher kennt.
Ja, das habe ich schon unter anderen Geschichten und auch in meinem Alltag festgestellt. Man lernt so bestimmte Codes. Wenn da plötzlich den ganzen Tag die Vorhänge zugezogen sind, ist der neue Nachbar ein Vampir, das ist doch ne ganz klare Kiste. Ich weiß noch, wie mal ein Mädchen eines meiner Comichefte durchgeblättert und gesagt hat: Mein Problem ist immer, ich wüsste jetzt gar nicht, in welcher Reihenfolge ich mir die Bilder angucken muss.

Aber ich finde ja immer, dass es im Horror auch auf was anderes ankommt, als immer die ganz neue und originelle Wendung zu finden.
Gilt auch anderswo, finde ich. Wenn man so einen Dreh hat, ist's cool, aber wenn nicht, ist die Geschichte deswegen nicht schlecht. Ganz abgesehen von Leuten, die Drehs für neu halten, weil sie nicht wissen, wo der Autor geklaut hat.

ganz normal menschlich Abgründige
"Ganz normale Abgründe" klingt mir auch schon wieder verwertbar.

Und das kriegst du hier in der Gestalt von Andreas wunderbar hin.
Aus irgendeinem Grund ist mir erst jetzt eingefallen, dass ich in der Uni einen Dozenten mit dem Namen hatte, nicht so viel älter als ich, bin ich gut mit ausgekommen. An den habe ich definitiv nicht gedacht beim Schreiben. Hoffentlich liest er das nicht irgendwann und denkt, ich hätte.

der scheint noch nicht mal Angst zu haben, was da in seinem Zimmer passiert ist.
Guter Punkt, hatte ich so nicht auf dem Schirm. Tja, jeder ist der Mittelpunkt seines eigenen Universums.

Aber hier kommt es mir halt bisschen vor, wie wenn man unbedingt in Horrormanier darauf hinweisen will, dass der Horror weitergeht.
Da ist schon was dran, ist ein bisschen schnell noch rangelötet. Ich gehe da demnächst noch mal ran.

Vielen Dank für deine Kritik!

Viele Grüße
JC

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Proof,

#Textkram:

nicht mit ihm hoch in sein Büro (gegangen) sei.
ohne ist schwer verständlich.

die Leute hatten Novemberdreck an den Schuhen hineingetragen
mit den Schuhen?

die sich von den Haltestellen der Stadtbahn und der Busse auf sie zu bewegten
zubewegten.

drei oder vier Schritte nach vorn ins Gleisbett zu machen. Er verging. Sie machte sich auf den Weg nach Hause
machen ist kein wirklich schönes Verb, auch nicht gedoppelt.

Ich hab mich gefragt, wie du aus der linearen Nummer rauskommst, wie du dem Plot nochmal einen Schubs gibst und hatte mit dem falschen Opfer schon beinahe gerechnet. Da wären viele andere Abwege denkbar gewesen. Ein Andreas, der sie als Geist heimsucht, den sie fortan in allen spiegelnden Flächen sieht (das fand ich megaspooky, als sie ihn das erste Mal wieder im Fenster der Bahn sieht). Oder eine Zwergmumie, die ihren Tribut einfordert, zu Theresa zurückkehrt und an ihr kleben bleibt, sie als Zwischenwirt benutzt, bis Theresa sie selbst für den nächsten Einsatz verkauft, etc.. Hätte mir da noch ein wenig was Abseitiges gewünscht.
Aber was weiß ich schon, ich bin kein Horror-Experte. Den Typ mit den Fliegen in der Nase habe ich nicht kapiert, ist das die sattgefressene Mumie, die voldemortmäßig an Substanz gewinnt?
Gruselig ist auch der jammerlappige Andreas, der nur alles glattbügeln will, dem es nur darum zu gehen scheint, dass Theresa nichts sagt. Und dann noch dieses "Das bin ich nicht." Echt eklig.

Gerne gelesen. Ich mag deinen Stil, das wirkt sehr geschult und professionell.

Peace, linktofink

ps. den Titel finde ich etwas verschenkt, da der Bezug keinen Sinn macht, oder sehe ich da was nicht? Da fände ich Pfeffi passender.

 

Hallo @linktofink,

Ein Andreas, der sie als Geist heimsucht, den sie fortan in allen spiegelnden Flächen sieht (das fand ich megaspooky, als sie ihn das erste Mal wieder im Fenster der Bahn sieht). Oder eine Zwergmumie, die ihren Tribut einfordert, zu Theresa zurückkehrt und an ihr kleben bleibt, sie als Zwischenwirt benutzt, bis Theresa sie selbst für den nächsten Einsatz verkauft, etc..Hätte mir da noch ein wenig was Abseitiges gewünscht.
Wobei man beiden, insbesondere aber der zweiten Variante nicht mehr und nicht weniger als meiner jetzigen vorhalten könnte, sie gebe einem das Gefühl, man lese sie nicht zum ersten Mal.

Den Typ mit den Fliegen in der Nase habe ich nicht kapiert, ist das die sattgefressene Mumie, die voldemortmäßig an Substanz gewinnt?
Finde ich interessant, dass du schon der Zweite bist, der das sagt.

Gerne gelesen.
Danke!

den Titel finde ich etwas verschenkt, da der Bezug keinen Sinn macht,
Nicht so richtig, nein, aber er klingt cool. War plötzlich in meinem Kopf und ging nicht wieder weg, da habe ich ihn genommen.

Vielen Dank und viele Grüße!
JC

 

Hallo @Proof ,

was 'ne gruselige Geschichte.
Perfekt gemacht, gar keine Frage. Ich habe nur 2 kleine Stellen, aber das kommt noch, ansonsten sauber durchgezogen, nichts Zuviel drin, aber es fehlt auch nichts. Spannung immer durchgängig gehalten, ein paar Twists zur Erhöhung des Überraschungsmoments. Alles gut gemacht.

Ach, hab ich schon erwähnt, dass es allerdings nicht mein Genre ist? Insoweit hast du es ein wenig schwerer als bei den anderen. Aber es war trotzdem gut, mir hat es gefallen, wenn auch, ich gestehe es, ich deine Geschichte wohl nie angeklickt hätte, wäre nicht jetzt Challengetime.

Wirklich gut geschriebene spannende Geschichte!

Es platzte raus, als würde sie in die Hose pissen.
als würde sie in die Hose pissen finde ich als Vergleich nicht schön. Es platzte eher heraus wie ein Schwall Kotze, weil den kann man ab einem bestimmten Punkt nicht mehr zurückhalten.
Es platzte raus wie das nasse Innere einer auf den Boden krachenden Wassermelone.

Er hatte ihr Gras versprochen, als wäre es ein Fass Amontillado.
Wer trinkt denn heute noch Amontillado, also Sherry? Und bei Amontillado und Faß muss ich immer an Alan Poe denken und dieser Geschichte, wo einer jemanden in die Falle lockt, weil er ihm ein Fass Amontillado anbietet und während derjenige sich in die Besinnungslosigkeit trinkt, wird er eingemauert.
Deswegen ist das Fass Amontillado bei mir mit der Erinnerung an diese Geschichte konnotiert. War das deine Idee dazu?
Er hatte ihr Gras versprochen, als hätte er noch eine Dose Kekse für sie übrig.

Was für eine verkackte Saison.
Nein, sie denkt doch eben noch an die widerlichste Vergewaltigungsszene und eine winzige Sekunde später denkt sie an Arminia. Das ist unglaubwürdig.

Tja, aber mehr habe ich nicht zu meckern. Wirklich eine sehr ausgereifte Geschichte, wobei ich als Nichthorrorleserin natürlich nicht weiß, was du alles eventuell aus anderen Filmen oder Romanen entliehen hast und inwieweit man es in irgendeiner Form schon mal wo gelesen hat.

Lieben Gruß
lakita

 

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