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Ragor

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09.03.2003
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Ragor

Die Schweißtropfen auf Ragors Astralkörper schimmerten im Mondschein wie Tausende kleine Diamanten, die seine gestählten Muskeln übersäten. Die Götter hatten es gut mit ihm gemeint. Er war Ragor, Sohn des Strengor, Prinz von Tamsdor, eine kraftstrotzende Kriegsmaschine durch dessen Schwert schon hunderte von Bestien ein jähes Ende fanden. Er hatte dem Flugteufel von Malächim den Schädel gespalten, der Speihydra die Köpfe abgeschlagen und die Todeskobra von Teleufel entweiht. Klingsor, sein treues Bastardschwert, frisch geölt mit Drachenfett, ruhte sanft in der Scheide. Er war jederzeit bereit, denjenigen der wahnsinnig genug war, ihn, den großen Krieger, die Legende von Tamsdor, herauszufordern, in den ewigen Baalgrund der Hölle zu schicken.
Ein leises Knacken ließ Ragors Muskeln in einen katatonen Spannungszustand übergehen, an denen selbst Pfeilspitzen abgeprallt wären.
„Was war das?“, fragte Ragor und verzog sein kantiges Gesicht zu einer Fratze, die zum Ausdruck brachte, dass er vor nichts zurückschreckte. Er hatte bereits Dinge gesehen und gemacht, die zu schrecklich waren, sie jemandem zu berichten, der noch nicht den Glauben an Gott verloren hatte.
„Ich habe keine Ahnung“, zischte eine leise Stimme. Es war Wiesor, König der Diebe, der linkischste Rattenmann von ganz Grohndorf. Wenn jemand einen schier unmöglichen Auftrag hatte, und ihm auch das nötige Kleingeld zur Verfügung stand, dann war Wiesor das beste Wesen, das man für Geld anheuern konnte. Sein Kopf ähnelte mehr dem einer Ratte als dem eines Menschen, und sein Körper war über und über mit borstigen braunen Haaren übersät. Zwei dottergelbe, spitze Zähne ragten aus seinem Kiefer und lenkten von seinen milchig braunen Augen ab, die wachsam und linkisch in die Dunkelheit starrten.
„Ich glaube, es waren nur die Wesen der Nacht, die durch die Wälder streifen und nach Nahrung suchen“, fügte Wiesor schnell hinzu, als er bemerkte, dass Ragor ihn bedrohlich fixierte.
„Ach … Wesen der Nacht. Hast du schon einmal daran gedacht, dass wir hier im Auftrag der unbeseelten Drachenfurche sind, um den Krondiamanten des Nebelschleiers zu stehlen, und nicht um ein paar Trolle zu erlegen?“, antwortete Ragor und hatte dabei sichtlich Mühe, seinen Zorn zu unterdrücken. Seine Finger umtänzelten den Griff von Klingsor wie ein Lorchmännchen, das eine geschlechtsreife Lorchstute umwarb.
„Wir müssen alle Signale beachten, du elender Rattenmensch. Ich weiß nicht, warum ich mich mit einer Krompling wie dir eingelassen habe.“
„Weil ich der Besssste bin, Menschensssssohn.“
Der milchige Schleier aus Wiesor Augen verschwand und enthüllte ein diamantenes Funkeln.
Die beiden betraten eine Lichtung, auf der sie einen Lichtkegel vorfanden, der etwas zu markieren schien. „Was hat dassss zu bedeuten?“, fragte Wiesor. Noch bevor Ragor antworten konnte, stand der Rattenmann schon in dem Lichtkegel und bückte sich, um den Boden genauer zu betrachten. In diesem Moment schnellte eine 2 Meter große Axt auf den Rattenmann herab und spaltete ihm den Kopf. Ragor, unbeeindruckt von der Szene, hechtete seinen massigen Körper hinter eine dicke Eiche. Noch bevor er die Situation einschätzen konnte, splitterte das Holz und ein dicker Ast barst. Der Ast stürzte krachend wenige Zentimeter neben ihm auf den Boden und wirbelte den Waldboden auf. Mit einer lässigen Bewegung zückte Ragor Klingsor und machte sich bereit, das- oder denjenigen ins Jenseits zu befördern, der es wagte seine Mächtigkeit herauszufordern.
Er trat hinter der Eiche hervor und stellte sich dem etwas, das wohl nicht mehr lange zu leben hatte. Doch was er da erblickte, bedeckte seine eiserne Miene für wenige Sekunden mit einer Maske des Entsetzens. Vor ihm stand ein ca. 4 Meter großer Golarth, dessen gelbbraune Haut mit dutzenden Totenköpfen gepanzert war, die wohl alle von seinen geschlachteten Gegnern stammten. In der linken Hand hielt er eine riesige, schwarze Axt, deren Stiel aus einem riesigen Knochen zu bestehen schien. Auf seinem hässlichen, mit Narben übersäten, glatzköpfigen Schädel prangte ein rotes Auge, das ihn fixierte und tiefe Verachtung zum Ausdruck brachte.
„Ich werden zermatschen“, grölte der Golarth, und sein blutverschmierter Mund entblößte eine Reihe von abgebrochenen, schwarzen Zähnen, an denen noch Haut und Fleischfetzen hingen.
„Du hässliche Ausgeburt der Hölle. Ich werde dich töten und deine Seele in die ewige Verdammnis verbannen“, schrie Ragor, wobei sich seine Stimme überschlug und er sich mit diesem hasserfüllten Schrei in einen Zustand der Furchtlosigkeit versetzte.
Noch bevor er den Satz beendet hatte, schnellte die Axt auf ihn herab. Nur durch einen beherzten Sprung zur Seite konnte er sich retten. Sein massiger Körper wirbelte den Erdboden auf und überzog seinen verschwitzten Leib mit einer Schicht aus mattroter Erde. Mit einer geschmeidigen Bewegung zückte er seinen Kurzbogen, spannte einen Pfeil und ließ ihn auf den Golarthen schnellen. Der Pfeil traf das Biest in den rechten Oberarm. Der Golarth grunzte nur und zog sich den Pfeil aus dem Arm, als hätte ihn gerade ein lästiges Insekt gestochen. Ragor überlegte blitzschnell: „Er scheint einen sehr unempfindlichen, gut gepanzerten Leib zu besitzen. Seine einzige Schwachstelle dürfte sein Auge sein.“ Er spannte den nächsten Pfeil in den Bogen und zielte auf sein Auge.
„Zisch“, der Pfeil verfehlte seinen Kopf um wenige Zentimeter. Es war ein schwieriges Unterfangen, einen Golarthen in Bewegung zu treffen. Diese Biester sind sehr groß und kräftig, wissen sich aber auch schnell zu bewegen.
„Noch ein bisschen weiter nach rechts“, dachte Ragor. Nun setzte der Golarth zum Gegenangriff an. Die Axt blitzte im Sonnenlicht auf und fuhr mit einen Zischen auf Ragor herab. Dieses Mordinstrument glitt durch sein Fleisch, als bestünde es aus Butter. Aus Ragor quoll ein Gurgeln heraus. Er griff nach Klingsor, um einen letzten Angriff durchzuführen, doch es war zu spät … der Kopf des Helden purzelte auf den Boden und sein restlicher Körper fiel auf die blutgetränkte Erde und blieb liegen.

 

Hallo Mikegoth, zu deiner Geschichte: Hmm.

Als ich diesen Anfang las:

Die Schweißtropfen auf Ragors Astralkörper schimmerten im Mondschein wie Tausende kleine Diamanten, die seine gestählten Muskeln übersäten.
dachte ich: "Okay, das ist eine Fantasy-Satire!"

Warum dachte ich das?
Du baust deine Prots nach einem ganzen Stapel von Pulp-Fantasy-Klischees auf, dein Ragor ist die Karikatur des Conan-Archetyps, dein König der Diebe ein Halb-Rattenmensch(?), der das "verdorbene" und "hinterhältige" seines Charakters nicht verbergen kann, weil es schon auf 200-Meter im dicken Nebel an seinem Erscheinungsbild erkannt wird. Außerdem, wenn das

der Besssste
seiner Art ist, möchte ich die weniger guten nicht kennenlernen, sein Abgang ist für einen "König der Diebe" doch ziemlich arm!
Diese Falle hätte der letzte DSA/D'n'D-Level-1-Schurke schneller erkannt. Doch da kommt wieder der Gedanke: Satire?

Naja, ich geh nicht weiter ins Detail, denn für eine echte Satire fehlt mir doch noch zuviel, der Witz kommt nicht richtig raus; für eine ernstgemeinte Fantasy-Story fehlt das "Neue" daran. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, hat die Geschichte keinen wirklichen Plot, keine Tiefe und auch das Ende ist trotz dem Tod des "Helden" nicht der große Brüller, auch wenn das ein schöner Versuch war die Situation umzudrehen, und mal den Helden mit ihrer großen Klappe und Muskelkraft eins auszuwischen.

Schönen Gruß, H.D.

 

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