Was ist neu

Rectory Red

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28.12.2009
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Rectory Red

Ich drückte die Rolle gegen den Eimerrand, ließ die überschüssige Farbe abtropfen und tunkte sie in eine Schüssel mit Terpentin. Die Farbe an den Wänden war gleichmäßig verteilt. Eine große, rote Fläche. Es sollte unser Schlafzimmer werden.

Ich wischte mir an einem feuchten Lappen die Hände ab und sah aus dem Fenster. Ich blickte auf den Garten, ein langes, schmales Stück Land, umgeben von verwittertem Backstein, die Mauern dicht mit Efeu bewachsen, der Rasen seit langer Zeit nicht mehr gemäht. An das Haus grenzte ein kleiner Patio. Auf dem Fundament aus Waschbeton stand ein weißer Plastikstuhl, den der Vorbesitzer dort vergessen hatte.

Ich hörte, wie Ivi die Haustür aufschloss. Sie hatte an der Tankstelle Bier und Zigaretten gekauft und legte die Dosen ins Waschbecken des Gäste-WC.
Gab nur Gaffel, sagte sie und drehte den Wasserhahn an.
Besser als nix.
Was?
Warte, ich komm runter.
Die Treppe in das Untergeschoss war steil, die Stufen schmal, wie in so vielen Bauten der Nachkriegszeit.
Der Handlauf aus Glattholz hing nur noch lose in den Halterungen. Ich stützte mich mit einer Hand an der Wand ab und setzte langsam einen Fuß vor den anderen.

Die Küche war bereits gestrichen, in einem kräftigen Lindgrün, ansonsten aber noch leer. Wir warteten auf die Spedition. Neuer Herd und Backofen, dazu eine Industriespüle aus Edelstahl und passende Schranksysteme. Ivi stand vor meiner alten Doppelkochplatte und rührte in einem Topf. Ich blieb neben ihr stehen und nahm die leere Konservenbüchse vom Fenstersims.
Ravioli …
Musst du mit leben.
Ich trink sogar Gaffel.
Sie lachte und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich legte meinen Arm um sie, zog sie an mich, und dann sahen wir beide aus dem Fenster, auf die Straße und die mintfarbenen Laternen. Die gegenüberliegenden Genossenschaftshäuser alle mit der gleichen schmutzig grauen Fassade.
War das Richtige, sagte sie. Die richtige Entscheidung.
Ich küsste ihren Nacken. Vielleicht fällt doch noch `ne Bombe auf die Siedlung.
Aber ich mag das, das Alte, Schäbige, das wirkt wie, ich weiß nicht …
Wie in Russland?
Du warst doch noch nie in Russland.
Mein Großvater ist in Lemberg geboren, das muss reichen.
Nein, sagte sie und legte ihre Hand auf meine. Das passt zu uns.
Das Alte, Schäbige?
Du weißt, was ich meine.

Wir setzten uns auf den Boden, aßen die Ravioli aus dem Topf, hörten die neue Scheibe der Cowboy Junkies auf meinem alten Karcher und tranken dazu lauwarmes Gaffel
Hättest du das gedacht?
Was?
Irgendwann wieder auf den Stallberg zu ziehen?
Hab ich nie so drüber nachgedacht, um ehrlich zu sein. Hat sich auch viel verändert, oder?
Das musst du mir sagen.
Ich nickte. Hat sich schon viel verändert. Und das hier ist jetzt die beste Ecke, ich sags dir.
Ivi nahm einen Schluck Bier und zeigte mit der Dose auf das Fenster. Streichen wohl bald die Häuser da drüben, die werden kernsaniert, richtig aufwändig.
Ja? Kann ich mir kaum vorstellen. Woher weisst du das?
Ich hab heute nachmittag mit einer Frau gesprochen, die draußen mit ihrem Hund Gassi gegangen ist. Ich glaube, die wohnt in der Nachbarschaft, da oben in einem der Häuser am Hang.
Grafenkreuz?
Genau, ja.
Das sind die Bonzen, denen darf man doch kein Wort glauben.
Sie schien ziemlich genau Bescheid zu wissen.
Also, ich glaube, wer ziemlich genau Bescheid weiß, wohnt nicht am Stallberg.
Wir wohnen jetzt auch am Stallberg.
Es ist ja auch nur so eine Theorie.
Ich hatte lange keine Ravioli aus der Dose mehr, sagte sie und legte den Löffel neben den leeren Topf. Und weißt du, was ich noch lange nicht mehr hatte?

Sie behielt das T-Shirt an, die Spitzen ihrer langen, dunklen Haare berührten mein Gesicht, und ich schloss die Augen und legte meine Hände auf ihre Hüften. Ich spürte die Fugen der Kacheln an meinem Rücken, ihre warmen Finger auf meinem Bauch. Sie zog eine lange Gerade über meinen Nabel und öffnete den Reißverschluss meiner Jeans.
Wir haben das Bett noch nicht aufgebaut, sagte ich.
Brauchst du ein Bett dafür?
Sie lachte, ganz leise und wie für sich selbst, als würde ihr niemand zuhören, und ich liebte dieses Lachen an ihr, es klang verwegen und auch ein bisschen hinterhältig.
Du bist ja ganz hart, flüsterte sie und zog mir die Jeans bis in die Kniekehlen.
Ich konnte die Hitze spüren, die Feuchtigkeit an den Innenseiten ihrer Schenkel.
Das kommt sicher von den Ravioli.
Sicher …
Sie schmiegte ihr Becken an meines, beugte sich nach vorne, küsste meinen Hals, die Lippen weich und leicht geöffnet, ein kurzer, feuchter Druck, den ich bis in die Fußspitzen spüre, ihre Wange gleich an meiner; leises Seufzen, der Luftzug kühl an meinem Ohr. Ich legte meine Hand auf ihren unteren Rücken, ließ sie zum Steiß hinabgleiten, fühlte ihre Bewegungen auf der nackten Haut, das rhythmische Anspannen, der kurze Moment des Innehaltens, Schweben wie in Schwerelosigkeit, dann das langsame Pulsieren, der noch zitternde, ertaubte, ausgezehrte Leib.
Eine tiefe Ruhe.
Wir sollten öfter Ravioli machen, sagte ich und küsste ihre Stirn, sog den Geruch ihrer Kopfhaut ein.
Wir lagen für einige Momente so da, ineinander, aufeinander, atmend und erschöpft. Danach duschten wir im Gäste-WC auf der Halbetage, der Wasserdampf beschlug die enge Kabine, wir seiften uns gegenseitig den Rücken ein und lachten über unsere Ungeschicklichkeit dabei.

Später lagen wir nackt auf der Matratze und rauchten bei offenem Fenster.
Ich würd zum Einschlafen gerne Musik hören, sagte sie.
Vielleicht Slayer?
Nein, nicht Slayer.
Okay, sagte ich. Aber nur weil du es bist.
Morning Song to Sally war ihr Lieblingssong. Wir hörten ihn oft fünf oder sechsmal hintereinander.
Und ich hätte gerne mal wieder was zum rauchen, sagte sie und zog die Decke über ihre Schultern. Gutes Gras.
Gibt sicher noch n paar Leute von früher hier. Bisschen Gras besorgen ist sicher kein Problem.
Leute von früher, wiederholte sie und lachte. Klingt, als wärst du schon Siebzig.
Manchmal fühle ich mich auch so.
Hast du schon wen getroffen? Von den alten Leuten, meine ich.
Ja, aber nur einen.
Und?
Keine Ahnung, sagte ich und legte mich neben sie. Ziemlich abgestürzt, wirkte jedenfalls so, aber war schon damals auf Schore, am Bonner Loch rumgehangen, ich weiß nicht, Klassiker eben. Falsche Freunde, die Familie. Jeder kennt doch so einen.
Und jetzt ist er wieder hier.
Wir haben nicht miteinander gesprochen, ich hab ihn nur kurz am EDEKA gesehen.
Vielleicht ist er auch nie weg.
Seine Mutter wird sicher hier noch irgendwo wohnen, nehm ich an, ich weiß es aber nicht.
Ist manchmal schon seltsam, oder? Wenn man wen von früher trifft, ist das ja oft so … als hätten die sich gar nicht verändert, als wäre die Zeit stehengeblieben.
Ja, oder aber so, als wären das irgendwelche Fremde, bei manchen kann man es echt nicht sagen, die drehen sich um hundertachtzig Grad, und dann ist man richtig geschockt, wenn man die wieder trifft.
Sie nahm einen letzten Zug aus der Zigarette und drückte die Kippe auf einer Untertasse aus. Was meinst du, denken die Leute über dich? Also, die von früher?
Ich schob mir ein Kissen in den Nacken. Keine Ahnung. Ich denk, ich hab mich nicht so sehr verändert. Ich hab mal eine aus der Schule wieder getroffen, ist schon was länger her, paar Jahre, und die meinte, sie hätte nie gedacht, dass ich noch hier bin, also in Deutschland. Die dachte, ich wäre irgendwo in den Staaten unterwegs.
Warum das denn?
Die wusste halt, dass ich in irgendwelchen Bands gespielt hab, und dann dachte die eben, ich meine es ernst.
Mit der großen Karriere?
Mit überhaupt irgendeiner Karriere.
Wäre ja genau dein Ding … Blowjob zum Frühstück und dann erstmal ‘ne Flasche Pappy, zum Soundcheck n Haufen Koks, abends den Gig in der Grand Ole Pry.
Die Flasche Pappy nehme ich auf jeden Fall schon mal.
Komm hör auf, ich kenn dich doch.
Na ja, den Kids von irgendwelchen reichen Pissern ihren ersten Marshall verkaufen ist auch nicht gerade das Schlechteste, oder?
Wir lagen schweigend nebeneinander, ihr Kopf auf meiner Brust, es lief immer noch Jerry Jeff Walker.
Gram Parsons hat übrigens auch mal in der Ole Pry gespielt, mit den Byrds zusammen.
Und?
Sie haben ihn gnadenlos ausgebuht.
Ivi lachte. Dann drehte sie sich zur Seite und legte eine Hand auf das Kissen.
Einer meiner Profs hatte so einen lang gewachsenen Fingernagel, am kleinen Finger meine ich, den nannte er immer meine Koksschaufel.
Echt?
Seltsamer Typ, aber hat mir ne gute Note gegeben.
Komm, du hast ihm schöne Augen gemacht, das ist alles.
Nee, der war schwul. Er mochte aber Walker Evans, das hat einfach gepasst. Der wusste, wo ich hin wollte mit der Diss.
Ich stand auf, legte New West Motel von den Walkabouts auf und zündete mir noch eine frische Zigarette an.
Ich weiß nicht, sagte ich und setzte mich auf den Stuhl, der vor dem offenen Fenster stand.
Die Straße vollkommen ruhig, kein Verkehr und kaum Lichter in den gegenüberliegenden Häusern.
Sind jetzt nur noch zehn Minuten runter in die Stadt, ist auch alles gut, alles in Ordnung, das Haus ist okay, nein, ist n gutes Haus, mehr Platz und Garten, und ich weiß auch, dass wir im Grunde alles richtig gemacht haben …
Aber?
Ich zuckte mit der Schulter.
Fühlt sich doch nicht richtig an?
Ach, ich weiß nicht … war so n junger Typ im Laden, der kommt seit paar Wochen immer mal wieder, testet jedes Mal die gleiche Gitarre, ne Les Paul Standard, eine von den neuen Modellen, und der ist verdammt gut, richtig gut, nicht nur einfach so wie die anderen, und ich seh da einfach was in seinem Blick. Weißt du, was ich meine?
Sie schüttelte den Kopf.
Na ja, das ist so ungefähr der gleiche Blick, den ich auch mal hatte, und ich weiß auch genau, was der vorhat, der geht irgendwo arbeiten, in ner Hühnchenbraterei oder sonstwo und spart die Kohle, der verzichtet auf alles, Konzerte und Clubs und Bier, und in nem halben Jahr kauft der sich die Gibson und n halbes Jahr später n JCM 900, dann zockt der mit seiner ersten Band im Kulturcafe, danach im Kult 41, und dann in allen Läden in Köln, MTC, Blue Shell, Sonic Ballroom, und dann haut der Drummer ab weil er in irgendeiner anderen Stadt studiert, und dann gibts die nächste Band, und wieder das gleiche Spiel, das macht er drei oder vier Mal, und irgendwann rafft ers dann.
So fühlt sich das für dich an?
Unser erster Proberaum war hier gleich die Straße runter, keine fünfhundert Meter …
Und jetzt bist du wieder hier, nach fünfzehn Jahren Ehrenfeld, ohne Band, ohne Plattenvertrag, gelandet im Reihenhaus wie so ein ...
Ganz genau.
Ja, sagte sie und legte ihre Hand wieder auf meine Brust. Das ist wirklich eine Tragödie, weil du ja eigentlich auf die Bühnen in Nashville gehörst, oder wenigstens hinter die Neve in Muscle Shoals.
Universal Audio, sagte ich. Muscle Shoals hatte keine Neve.
Jetzt musst du eben hier in der Provinz darben, während du natürlich viel lieber mit Lucinda Williams auf Tour gehen würdest, weil das eben deine einzige und wahre Bestimmung ist. Schon klar.
Also, Lucinda Williams hatte ja nur ein gutes Album, wenn man es genau nimmt, aber so vom Prinzip her … Ich nahm ihren Blick auf und musste lachen. Klinge ich wirklich wie so ein weinerlicher alter Sack?
Ja, und das weißt du auch.
Ich drehte mich auf den Rücken und blickte an die Glühbirne, die ohne Lampenschirm von der Decke hing.
Du hast ja Recht. Uns gehts gut, oder?
Verdammt gut, sagte sie.

Am nächsten Morgen stand ich früh auf, ließ Ivi schlafen und holte an der Bäckerei am Kreisverkehr belegte Brötchen und ein paar Nussecken. Dann machte ich leise eine Scheibe von Coleman Parker an und kochte Kaffee.

Die erste Tasse trank ich im Garten. Ich setzte mich auf den alten Plastikstuhl und zündete mir eine halbe Toscano an. Es war zu viel Nikotin auf nüchternen Magen, doch ich mochte das Gefühl, der schnellere, hart schlagende Puls, der leicht werdende Kopf und der kurze Schwindel nach jedem Zug.
Rauchst doch sonst nicht so früh morgens?
Sie trug mein altes Aerosmith-Shirt und hatte sich einen Becher Kaffee mitgebracht.
Hast du gut geschlafen?
Ja, sehr.
Ich auch. Wie n Stein.
Warst aber früh raus, hab dich gar nicht gehört.
Ich wollt dich noch schlafen lassen und war beim Bäcker um die Ecke. Die Brötchen sind gut. Hab dir noch was Süßes besorgt.
Ein wahrer Gentleman. Sie nahm mir die Toscano aus der Hand und gab sie mir nach einem Zug wieder zurück. Ist mir noch zu früh.
Mir normalerweise auch, aber heute hatte ich irgendwie Bock drauf, keine Ahnung … arbeitest du heute von zuhause?
Ich telefoniere nachher nochmal mit den Kuratoren, was das jetzt genau für ein Text werden soll, das kann ja wirklich alles und nichts sein, aber ich bräuchte da schon irgendwie eine ungefähre Richtung.
Walker Evans in Bottrop …
Ja, seine erste Retrospektive in Europa. Schon krass, oder?
Ist ne große Sache für dich.
So groß auch wieder nicht.
Jetzt stapel mal nicht tief …
Wir werden sehen. Du musst langsam los, oder?
Ja, sagte ich. Ich verkauf den Söhnen von irgendwelchen reichen Pissern ihren ersten Marshall und such mir die Nummer von Lucinda raus.

Ich parkte in der großen Tiefgarage neben dem Rathaus und ging durch die Fußgängerzone zum DRÖHNLAND. Unten im Hauptgeschäftsraum schaltete ich die Beleuchtung an, ließ die Fronttür aber noch abgeschlossen. Viertel vor zehn stand Mick mit zwei Bechern schwarzen Kaffee im Nebeneingang.
Why you’re still using this plastic cups? We got some proper ones here in the shop.
Well, its shitty coffee anyways. So?
Ich schüttelte den Kopf.
How could you damn americans win the war?
You know, my granddad once told me this story. He said that the Germans could make either weapons or bread, while we could make both. We meaning: us damn americans. I guess that’s how we won the war.
Wir setzen uns in die alten Ledersessel vor den Fenstern der ersten Etage, wo sich neben dem Lager die Reparaturwerkstatt befand. Mick stammte ursprünglich aus North Carolina und war während einer Tour seiner Indie-Band in Deutschland hängen geblieben, natürlich wegen der Liebe. Er sprach nahezu perfektes Deutsch, aber ich wollte im Training bleiben und mochte außerdem seinen southern drawl.
Did you check the new Jack White record?
Not yet, sagte ich. But what I did check is the new Tyler Childers.
Yeah, well, that one fuckin sucks! I mean, come on! Why can this dude not just record twelve proper songs like it’s 1988?
This other fellow ruined him.
You mean Sturgill?
I saw Tyler in Amsterdam a couple of years ago, and I swear, this dude was obsessed, he fuckin brought the house down. Then all of a sudden he is produced by Mr. Outlaw Country Big-Shot and gets his soul sucked right out of him … the new album is a pile of bull, man.
Word!
By the way, we need to put these new greenbacks into the Framus speakers asap, that dude called again.
Ah, when did they arrive? Today?
Yesterday.
First thing I’ll do, just lemme finish this shitty coffee.

Nachdem ich meinen Kaffee ausgetrunken hatte ging ich nach unten, wo ich eine Scheibe der Georgia Satellites auflegte und mir eine Zigarette anzündete. Ich brauchte diesen kurzen Moment des Innehaltens: das Beobachten der Fußgänger und wie sie die Ladenfront passierten, alle in ihren eigenen Gedanken verloren und in unterschiedlicher Geschwindigkeiten, manche lässig und langsam, andere schnell und zielstrebig.
Ich kannte keinen von ihnen, manche Gesichter kamen mir zwar bekannt vor, doch ich erinnerte mich an keinen Namen, keine Begebenheit, sie blieben immer Fremde, die rein zufällig ins Schaufenster blickten, auf das alte Marshall-Stack, aus dessen Logo Mick und ich das M und das ALL herausgeschnitten hatten, die elektrischen und akustischen Gitarren, die dort hingen, das alte Townes van Zandt-Poster über der Theke und die KISS-Miniaturfiguren auf der Kasse. Wie der Blick in den Fernseher, wenn ein obskurer Film im Nachtprogramm läuft, so kam es mir immer vor.

Ich zog ein letztes Mal an der Zigarette und schloss dann die Tür auf. Mick schraubte in der Werkstatt an den Framus-Boxen, ich erledigte ein paar Telefonate und sortierte eine neue Lieferung Ernie Ball Saiten in die Ständer.
Gegen Mittag tauchte Mick unten auf.
Call this dude, sagte er. Speakers are ready. But charge him double. Who’s playin’ Framus anyways?
Dude wears white leather pants on stage …
Some dumb fuck who can’t decide what he’s more into, his POISON records or his F-150?
Nah, I think he’s serious.
Like really serious?
Spandex-serious.
Jeez …
I have to admit though, when I was like fifteen, I was totally obsessed with Guns ‘n’ Roses.
Dude, I get your love for Bob Seger and John Cougar Mellencamp, although in a somewhat fucked up and twisted way, like someone drilled a hole in your skull when you were just a little kid, and thats why you like these douches … but Axl? The Axl?
Appetite for Destruction is a masterpiece.
Yeah, for douches. I mean, come on, does Ivi know about this? Does she fell in love with you while you were rocking out to Sweet child o’ mayayayayin?
She was born mid nineties, I think she has no clue about Axl or Guns ‘n’ Roses.
Yeah, I forgot your such an old fuck.
Wait, what? Who’s like sixty and is still dreaming about playing the drums in R.E.M?
I’m not sixty, you arsh.
Well, short of.
Plus Michael Stipe is a real arsh from what I’ve heard.
I mean, what do you expect from a guy who wrote songs like Nightswimming?

In der Pause gönnten wir uns Frikandel spezial vom Belgier und zwei Dosen eiskalte Cherry-Coke. Der Nachmittag begann schleppend: Kids, die billige Saiten kauften und uns mit dem Gerede über ihre Lieblingsbands nervten, dann ein Gitarrenlehrer, der mit einem seiner Schüler in den Laden kam um ein paar der Konzertgitarren zu testen: anderthalb Stunden klassisches Rumgewichse, um schließlich ohne etwas zu kaufen wieder zu verschwinden.

Er kam kurz vor Ladenschluss. Er besaß diese seltsame Qualität, ohne eine Gitarre in der Hand unsichtbar zu bleiben, man nahm seine Präsenz einfach nicht richtig wahr. Das änderte sich jedoch sobald er eine Gitarre in die Hand nahm. Er hatte diese langen und dünnen, aber kräftigen Finger, die es ihm erlaubten, noch die wildesten Akkorde sauber zu greifen, und dann spielte er improvisierte Soli, die direkt aus Eat a Peach von den Allmanns zu stammen schienen.
Sparst du eigentlich für die Paula? fragte ich ihn und setzte mich auf eine VOX-Combo in der Testecke.
Er zuckte mit der Schulter.
Ich hab schon ne Hagstrom …
Ist aber natürlich n Klassiker, die Standard hier.
Ich weiß, sagte er. Schon auch n geiles Teil.
Spielst du inner Band? Wir hören dich ja hier immer … ich meine, du hast’s schon drauf, so isses ja nich.
Danke dir, aber nee, ich spiel in keiner Band. Ich geh ab und an mal zu den Sessions im Kunsthaus da bisschen zocken, hab aber nix Festes.
Wenn ich’s so drauf hätte wie du, wär ich schon lange nich mehr hier - ab nach L.A, New York, London. Oder wenigstens Berlin!
Er lachte.
Na ja, ich kenn n Typen, der in Leipzig Jazzgitarre studiert hat und jetzt in Coverbands die Top 40 nachzockt, um sich die Euros für die Miete zu verdienen! Nee, is mir alles zu unsicher, ich mein, wer sich da noch drauf verlässt, Musik und Band und Karriere … oder?
Nee, klar, auf jeden Fall.
Ich mach erstmal die Schule fertig, und dann mal sehen. Studium, irgendwas Kreatives, wo auch das Geld stimmt, und mit der Musik … ich mein, wenn sich was entwickelt, klar, da sag ich nicht Nein, aber ich setz jetzt nicht alles auf eine Karte, muss halt einfach passen.
Na, klingt doch absolut vernünftig und richtig, sagte ich. Hör mal, wir machen gleich zu. Fünf Minuten haste noch, okay?
Er nickte.

Auf dem Nachhauseweg hielt ich bei REWE, streifte dort ziellos durch die Gänge und wollte abgepacktes Sushi kaufen, entschied mich dann aber für eine Flasche Jack Daniels. Danach fuhr ich langsam den Seidenberg hoch, hielt in der Einfahrt und blieb noch im Wagen sitzen. Licht im Obergeschoss. Ich lehnte mich in den Sitz, drehte den Verschluss von der Flasche auf. Diesen Geruch hatte ich fast schon vergessen gehabt - süß und scharf, phenolisch … er machte mir eine Gänsehaut.
Dann klopfte Ivi gegen das Seitenfenster.
Was hast du da?
Flasche Jacky.
Hast noch was vor heute Abend.
Ich weiß nicht. Vielleicht. Keine Ahnung.
Wasn das für ne Antwort, sagte sie und öffnete die Beifahrertür.
Wir saßen für einen Moment schweigend nebeneinander, dann drehte ich die Flasche wieder zu.
Ich würd gern ne Runde drehen. Einfach rumfahren.
Kleiner Roadtrip durch die alte Gegend?
Ich nickte und startete den Motor. Ivi nahm mir die Flasche aus der Hand und schob sie zwischen ihre Schenkel. An der Kreuzung bog ich nach rechts ab und fuhr an den Genossenschaftshäusern vorbei, ein Block nach dem anderen,
Früher haben wir nur Jacky Cola getrunken, nein, gesoffen haben wir das.
Wie Slash, sagte Ivi.
Ganz genau.
Ich sah zuerst sie an, dann die Flasche in ihrem Schoß.
Slash und Tas Pappas waren die großen Idole vom Stepi. Hab ich dir das nie erzählt?
Dein Bruder hat Guns ‘n’ Roses gehört? Das ist ja eigentlich ne Sache, die man sonst gerne verschweigt.
Nein, mein Vater musste mit ihm sogar zum Konzert ins Müngersdorfer Stadion, weil er da noch nicht alleine hin durfte, da gab’s ja nix für ihn. Muss super gewesen sein, obwohl Stepi nachher meinte, Soundgarden hätte er fast noch besser gefunden als die Gunners.
Ja, auf dem Gig war ich auch, sogar im abgeschlossenen Vorraum. Soundgarden und Faith no more, muss 92’ gewesen sein. Da hab ich noch alles auf Platte gehabt … immer in die Bahn nach Köln, Saturn am Hansaring, jede Mark hingebracht, und heute Scheiß-Spotify, ein Klick und du hast alles da.
Ivi hob die Augenbrauen.
Again?
Ja, schon gut.
Wir fuhren über die alte Panzerstraße durch das militärische Sperrgebiet, an der Wahner Heide vorbei bis nach Lind.
Wo seid ihr früher immer zum Rummachen hingefahren?
Keine Ahnung, ich war noch Jungfrau, bis ich dich kennengelernt hab, antwortete ich, und sie schlug mir mit der flachen Hand auf den Oberarm.
Jaja, schon gut. Also, es gab da diesen Platz, oben an den Wolsbergen, da sind wir schon ab und zu mal gewesen.
Ab und zu?
Vielleicht zwei oder drei Mal.
Sie lachte.
Wir fuhren über den Steilhang der Weingartsgasse, unter uns die in der Dämmerung liegenden Höhenzüge und der sich durch die Talsohle windende Fluss, dunkel und ruhig.
Ich habs noch nie auf nem Rücksitz gemacht, sagte Ivi auf einmal.
Du meinst, auf dem Rücksitz hier?
Nein, auf gar keinem.
Ah, ich versteh schon, sagte ich. Ich kann dir aber nicht versprechen, dass es da noch genauso aussieht und genauso still und heimlich ist wie früher.
Finden wir es einfach heraus …

Es war ihr Lächeln. Es war schon immer ihr Lächeln gewesen. Sie sah mich an, ein kurzer Blick, wie rein zufällig, dann lächelte sie und ich wusste, dass alles richtig so war; sie und ich und das Haus und Dröhnland und Mike und der ganze Rest.

Ich fuhr bis an den Rand der Wiese, auf der ein paar vereinzelte Kühe standen und uns mit feuchten Augen anglotzten, dann schaltete ich Motor und Standlicht aus.
Und jetzt?
Jetzt trinke ich mir erstmal Mut an, sagte ich und griff nach der Flasche.
Aha, also so lief das … die Mädels zuerst besoffen machen und dann …
Nee, ich hab nie wen besoffen gemacht, hatte ich gar nicht nötig.
Moment mal, ich dachte, du warst noch Jungfrau?

Ich drehte den Verschluss ab, nahm einen Schluck und stellte die Flasche in die Mittelkonsole. Der Whiskey brannte auf der Zunge, breitete sich langsam und warm in den Eingeweiden aus, und ich lehnte den Hinterkopf gegen die Nackenstütze und schloss die Augen.
Hey, flüstere Ivi, und als ich die Augen wieder öffnete, hatte sie das Top ausgezogen.
Ich berührte die glatte Haut ihrer Brüste, spreizte meine Finger und legte meine ganze Hand flach unter ihre Kehle, spürte den Puls sanft in ihrem weichen Fleisch schlagen.
Deine Nippel haben die Farbe von Creme Brulee, sagte ich.
Du bist bescheuert.
Ja, stimmt, ich bin bescheuert, du hast Recht.
Komm her … Sie legte ihre Hände auf meine Wangen, zog meinen Kopf langsam zu sich und küsste meine Stirn, ihre Lippen geschlossen und kühl. Dann öffnete sie die Beifahrertür und stieg aus.

Ich wartete einen Moment in der Dunkelheit, trank noch einen Schluck Jack Daniels, und als ich mich neben sie setzte, schob ich meine Füße unter den Sitz, streckte meinen Arm auf dem kalten, harten Polster aus und sagte: Ich hab noch nie hier hinten gesessen, fällt mir gerade auf. Und übrigens hab ich dich belogen …
Du warst gar keine Jungfrau mehr?
Ich lachte. Nein, aber ich glaub, ich war öfter als drei Mal hier.
Dreißig Mal?
Vielleicht fünf. Oder sechs.
Sie setzte sich auf mich, legte eine Hand um meinen Nacken, ließ die andere auf meiner Schulter liegen, ich spürte die Spitzen ihrer Finger an meinem Hals, den leichten Druck, den sie ausübten, dann küsste ich die warme Stelle zwischen ihren Brüsten und sog den Duft ein, malzig und süß, verharrte einen Moment lang so, atmend, abwartend, das Zittern in meinen Lenden, die Erregung, dieses alte, ewige Gefühl, das einen immer wieder zurückführt, einen immer wieder zurückbringt zur Ursprünglichkeit, zu den nackten, rohen Gefühlen der Lust, des Verlangens.

Ihr heißer Atem strich an meinem Gesicht vorbei, und in dem Atem war dieser ganz bestimmte, betörende Geruch der mich wahnsinnig, der mich wild machte. Ich drückte Ivi auf die Sitzbank, küsste sie mit halb geöffneten Lippen, biss ihr leicht in Kinn und Ohrläppchen, ließ meine Zungenspitze ihren Hals bis zur Vertiefung über dem Brustbein gleiten und leckte die straffe Haut, nahm ihren salzigen Geschmack in mich auf, und sie griff in mein Haar, ihre Hand an meiner Wange, ihr Gesicht nur eine Ahnung, ein heller Schemen in der Dunkelheit, doch ihr Körper war überall, der Duft ihres Geschlechts streng und präsent, eine uralte Verlockung. Ich schob eine Hand unter ihren Rock, strich mit dem Daumen langsam über die pralle, feste Haut des Schenkels, kam dem heißen, pulsierenden Punkt immer näher, ihr Atmen nah an meinem Ohr, und meine Finger tanzten über den weichen Hügel ihrer Scham, fuhren durch die biegsamen Haare.

Wir beide hielten den Atem an, als ich in sie glitt, ein kurzer Augenblick des Erstaunens, als würde man etwas wieder zum ersten Mal tun, als müsse man alles erst lernen, und dann bewegte ich mich in ihr, behutsam, ungeschickt, ein Reiben, ein Kreisen, und sie zog mich auf sich, weiter in sich, umschloss mich ganz, und ich legte meine Stirn auf ihre Schulter, spürte das Beben leise beginnen, ein langsames und langes Vibrieren aus den Tiefen meines Körpers, das stärker und stärker wurde.

So hast du das also fünf oder sechs Mal gemacht, sagte Ivi, und ich küsste ihren Hals, hielt meine Lippen geschlossen, genoss unseren Geruch und ihre samtige, erregte Haut.
Ivi, sagte ich. Ivi …

Wir zogen uns wieder an, setzten uns auf die noch warme Motorhaube, rauchten abwechselnd eine von meinen Toscano und tranken kleine Schlucke Jack Daniels, sahen schweigend auf den Sternenhimmel über der Stadt, die sich schon für die Nacht bereit machte, immer mehr Lichter erloschen, nur die Abtei blieb in bläulichem Licht illuminiert. Auf der Rückfahrt legte Ivi eine Hand auf meinen Oberschenkel und ließ sie dort liegen, sie war klein und warm und zart, und ich umschloss sie mit meiner und wusste, dass da etwas zusammengehört.

Als wir auf der Matratze in unserem unfertigen Haus lagen, spielte ich wieder Jerry Jeff Walker für sie, und wir lagen eng nebeneinander, spürten die Haut des anderen und den Wind eines warmen Oktobers, rauchten filterlosen Zigaretten und waren eins mit der Welt.
Hast du es wirklich noch nie auf ner Rückbank gemacht?
Spielt das eine Rolle?
Ich schüttelte den Kopf, drehte mich auf den Rücken und betrachtete die Wand hinter uns, das satte, tiefe Rot.
Rectory Red, sagte ich. So nennt sich der Farbton. Hat man Man früher vor allem in Kirchen und Pfarrhäusern benutzt. Hab ich gelesen …
Ja, sagte sie. Ist gut, eine gute Farbe. Dann küsste sie meine Schulterspitze.

Ich ließ das kleine Licht solange an, bis sie eingeschlafen war und rauchte noch eine Zigarette. Ich starrte in die Dunkelheit, und ganz allmählich bekam der Raum wieder Konturen, wurden die Dinge sichtbar. Ich lag noch lange wach, den Geschmack des Whiskeys und ihrer Haut in meinem Mund, und als ich die Augen schloss wusste ich, dass sie Recht hatte, dass sie Recht behalten würde.

 
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Rory Gallagher würde ich eher nicht mit der Gibson Les Paul in Verbindung bringen.

Moin Ronnie,

hast natürlich Recht, so hatte ich das gar nicht gesehen/geplant oder die beiden in Verbindung gebracht. Zuerst wollte ich Paul Gilbert nehmen, halt irgendeinen bekannten Gitarristen, wo klar wird, wenn ich den jetzt mit jemandem vergleiche, dann rafft man, das ist nicht nur irgendein talentierter Typ, sondern schon extra-talentiert. Ich nehme das aber, glaube ich, einfach raus.

Ist jetzt vielleicht ein wenig Haarspalterei.
Nee, ich bin ja selber auch Musiker und nehme es da schon auch genau, schon okay so.

Erst am Ende kommt Ivi wieder vor. Und die ist doch die Hauptsache, oder?
Tja, die Szene mit Mick bereit ja auch vor, das ist ja sozusagen eine Show-Szene, um zu zeigen, dass Ivi jünger ist als er und er sie vielleicht im Nachhinein doch nicht so gut kennt, wie er glaubt.

Außerdem ist der Text eben wie das echte Leben, das Beste kommt zum Schluss, die Sexy-time-Szene ist hier also der Reward für die Ausdauer des Lesers! Das klingt fast wie bad taste, aber ich meine es ernst! :D

Danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar!

Gruss, Jimmy

 
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Ich mochte deinen Text sehr. Weiß gar nicht, welchen Teil ich mehr mochte, die Szenen mit Ivi oder das Gespräch mit Mick. Ich könnte dir aber ehrlich gesagt stundenlang zuhören oder deinen Text lesen, vor allem, wenn du wie hier mit atmosphärischen Impressionen arbeitest oder Musikdetails erzählst und einen Bandnamen nach dem anderen aus dem Hut zauberst. Mir geht es dann immer so, dass ich darüber, welche Musik einer hört und wie er darüber redet, sehr viel von diesem Menschen zu verstehen glaube. Mag aber auch daran liegen, dass ich mich sehr stark mit Musik beschäftige, also vor allem mit den Musikrichtungen, Musikern oder Bands, die du immer so nennst. Also ist echt so, ich hätte da noch ewig folgen können.
Wenn ich da jetzt aber mal zurücktrete von meiner eigenen Affinität und mich versuche, in einen anderen Leser zu versetzen, fürchte ich, dass die Teile, also der Iviteil und der Teil mit Mick vielleicht zu wenig verzahnt sind. Also der Mickteil hat ja eine wichtige Bedeutung, ich meine den Teil über Guns n Roses. Und das ist wichtig, wenn Ivi doch auf einmal Slash kennt, er sie also gar nicht so gut kennt, wie er sie zu kennen glaubte. Und der Teil ist auch wichtig, um die Szene mit dem Jungen mit der Les Paul und das Gespräch mit ihm zu zeigen. Aber um das zu installieren bräuchte das Gespräch mit Mick nicht so lang zu sein. Und vielleicht hüpfen dir ein paar Leser aus der Geschichte raus oder diese wichtigen Informationen gehen in dem Gesamttext unter. Wie gesagt, für mich könnte der fast noch länger sein, aber keine Ahnung, wie das welchen geht, die mit Musik nicht so viel am Hut haben.

Ich sehe deine Geschichte so: Der Icherzähler hadert ein wenig mit seiner Vergangenheit, Spuren von Bitterkeit und Wehmut über die Chancenlosigkeit, er sieht sich selbst in diesem hochtalentierten jungen Mann mit der Les Paul aus seinem "Dröhnland" (Dröhnland, so ein geiler Name übrigens, der eher nach Metal klingt, ich musste ein bisschen kichern) es ist wie ein Stagnieren oder ein Absinken, wenn er in den alten Stadtteil zurückzieht, jedenfalls ist er sich unsicher darüber, und noch ein wenig Unsicherheit schwingt mit darüber, dass er mit dieser so viel jüngeren Frau zusammenzieht (oder er hat schon mit ihr zusammengelebt, da war ich mir nicht ganz schlüssig, aber sie ziehen jedenfalls in die für ihn alte Gegend zurück). Man könnte also sagen, ist wie ein Rückschritt. Aber eigentlich hat er es ganz gut getroffen, nicht jeder scheinbar Rückschritt ist es das auch und der Junge ist dann ganz schön abgeklärt und redet sich seiner Musikerträume selbst aus:

Nee, is mir alles zu unsicher, ich mein, wer sich da noch drauf verlässt, Musik und Band und Karriere … oder?
oder hier
ich mein, wenn sich was entwickelt, klar, da sag ich nicht Nein, aber ich setz jetzt nicht alles auf eine Karte, muss halt einfach passen.
Als dein Erzähler später mit Ivi zusammen liegt, spürt man die tiefe innere Verbundenheit zwischen beiden, und dass ihm Ivi total gut tut. Dass er sich wohl fühlt und mit Zutrauen in die Zukunft schaut (auch wenn er sich das fast ein wenig selbst bestätigen muss, aber wirklich nur fast). Ist halt einer dieser Momente, die man festhalten möchte und es doch nicht kann, aber sie sind (vielleicht gerade deswegen) unheimlich schön und kostbar.
Als wir auf der Matratze in unserem unfertigen Haus lagen, spielte ich wieder Jerry Jeff Walker für sie, und wir lagen eng nebeneinander, spürten die Haut des anderen und den Wind eines warmen Oktobers, rauchten filterlosen Zigaretten und waren eins mit der Welt.
Hast du es wirklich noch nie auf ner Rückbank gemacht?
Spielt das eine Rolle?
Ich schüttelte den Kopf, drehte mich auf den Rücken und betrachtete die Wand hinter uns, das satte, tiefe Rot.
Rectory Red, sagte ich. So nennt sich der Farbton. Man hat ihn früher vor allem in Kirchen und Pfarrhäusern benutzt. Hab ich gelesen …
Ja, sagte sie. Ist gut, eine gute Farbe. Dann küsste sie meine Schulterspitze. Alles ist gut. Ich ließ das kleine Licht solange an, bis sie eingeschlafen war und rauchte noch eine Zigarette. Ich starrte in die Dunkelheit, und ganz allmählich bekam der Raum wieder Konturen, wurden die Dinge sichtbar. Ich lag noch lange wach, den Geschmack des Whiskeys und ihrer Haut in meinem Mund, und als ich die Augen schloss wusste ich, dass sie Recht hatte, dass sie Recht behalten würde.

Was in deiner Geschichte sehr zum Ausdruck kommt, ist die starke Verbindung durch die Erotik zwischen ihm und Ivi. Aber es gibt noch ganz andere Verbindungen, ohne die die Erotik so schön gar nicht funktionieren würde, Ivis Verbindung zur Musik, ihr persönlicher Hintergrund, ihre ganze wunderbare Art. Ein kleiner frevlerischer Gedanke daher noch zum Schluss, der letzte Teil ist unheimlich schön geschrieben und ich könnt auch von diesem Teil nicht genug kriegen, weil Erotik endlich mal so geschrieben ist, dass es nicht übertrieben oder schwülstig klingt, sondern einfach nur schön. Aber ich hab mich gefragt, oder besser, das Geschichtenteufelchen auf meiner Schulter fragt sich das, ob auch dieser Teil (genau wie das Gespräch mit Mick) nicht recht lang ist, also zu lang um die eigentliche Geschichte zwischen Erzähler, Ivi und einem Neuanfang zu erzählen.

Eine kleine Sache noch am Rande:

Der Nachmittag begann schleppend: Kids, die billige Saiten kauften und uns mit dem Gerede über ihre Lieblingsbands nervten, dann ein Gitarrenlehrer, der mit einem seiner Schüler in den Laden kam um ein paar der Konzertgitarren zu testen: anderthalb Stunden klassisches Rumgewichse
Ich musste total lachen, als ich das las, nicht nur das klassische Rumgewichse hat mich belustigt, sondern die Kids mit ihren Lieblingsbands. Und alle wollen beim Ausprobieren der neuen Gitarre immer (jedenfalls war das früher so) Stairways to heaven spielen oder das Intro von Nothing else matters. Weshalb in einem früheren Musikladen in Frankfurt in dem Vorspielraum extra ein Verbotsschild stand für just diese songs. Waren noch ein paar mehr, aber die weiß ich nicht mehr.

Also sehr sehr schöner und für mich persönlich sehr starker Text mit Geschichtenteufelchens Bedenken. :)

Viele Grüße von Novak

 

Ich stand auf, legte New West Motel von den Walkabouts auf und zündete mir noch eine frische Zigarette an.
Starkes Album. :D

Hey Jimmy.

Das Schlechte zuerst: Ich fand alle englischen Passagen ziemlich "annoying"^^: sehr anstrengend zu lesen und ohne Mehrwert oder Konflikt, da sickert bei mir kein "High Fidelity" durch.

Generell etwas zu sehr "Heile Welt"; man ist jetzt also erwachsen geworden und "angekommen", schön für sie! Aber so richtig spannend ist das für mich als Leser dann nicht.

Auf der Haben-Seite eine sehr schön(e) (geschriebene) Liebesgeschichte; obgleich wieder mit dem Klischee, dass der Kerl natürlich ne junge Schnalle am Start hat - Wäre eigentlich mal schön zu lesen, dass eine ältere Punk-Frau mit nem jungen Kerl zusammen ist. ;)

Fazit: Für meinen Geschmack ist der Text (noch) zu lang; gerade die Passagen im Shop sind irgendwie - weiß auch nicht - eigentlich nur Füllmaterial; da müsste noch was passieren, finde ich ...

Liebe Grüße.

Dante

 

Hallo,

Ich antworte euch die Tage, bin gerade auf dem Weg nach Hamburg, spiele dort mit der Band einen Gig und will nicht über Handy schreiben, das wird ja sowieso wieder länger. Ich bitte also um ein klein wenig Geduld.

Gruss Jimmy

 

Moin @jimmysalaryman ,

erotisch ist sie eindeutig, deine Geschichte. Und was mir besonders wichtig ist, gelingt dir auch, nämlich, nicht ins Pornographische, aber auch nicht ins Kitschige abzudriften. Für mich sind diese beiden Gefahren beim Schreiben einer erotischen Geschichte die größten. Das eine wie das andere würde Erotik vernichten.
Insoweit großes Kompliment, die Balance ist gelungen gehalten.
Was mir gefällt, ist das Positive an deiner Geschichte. Da gibt es Ivi, die unverbrüchlich zeigt, wie sehr sie sich für ihren Partner erotisch, sexuell, aber auch weit darüber hinaus interessiert, von ihr kommt Zuneigung rüber.
Und das schilderst du auf fein unauffällige Weise, diesen Stil deiner Umsetzung von Aussagen mag ich sehr gern. Du beschreibst, was sie tun und man kann seine eigenen Schlüsse drauf ziehen, naja nicht ganz die eigenen, sondern von dir gesteuerten Schlüsse, aber eben nicht mit dem Holzhammer vorgegeben, sondern fein gezeichnet.
Ich hoffe, du verstehst, wie ich dieses Lob meine.

Du kombinierst Erotik mit tiefer Verbundenheit auf beiden Seiten, es ist fast schon zu ideal ausgeglichen zwischen den beiden, da zieht es keinen mehr hin zum anderen, während der andere sich eher zurückzieht. Es liegen keinerlei Spannungen zwischen ihnen. Das mag ich durchaus gerne lesen, es führt aber bei mir dazu, dass es mich weniger hineinzieht in deine Geschichte. Zwischen den beiden liegen allenfalls Unsicherheiten bezüglich des Umzugs in diesen Stadtteil und der Frage, ob sie eine gute Entscheidung getroffen haben.
Dieses Hinausdriften aus konkreter oder purer Erotik ist irgendwie ein Teil deiner Geschichte und passt somit zu ihr.
Aber (natürlich kommt jetzt das Aber) es ist damit eine eher unterdimensioniert erotische Geschichte, eine Geschichte über zwei, die zusammen gezogen sind in eine neue (alte) Umgebung und einem Mann, der seinen Beruf ausübt.
Beim erotischen Teil oder besser gesagt, den beiden erotischen Teilen fehlt mir die Leidenschaft. Die finde ich dann eher im beruflichen Teil.

Gestört hat mich, dass ich mit fast allen Bandnamen und Interpreten nichts akkustisch verbinden konnte. Ich höre ganz andere Musik und somit konntest du mich da leider nicht von den Aussagen her erreichen. Schade, weil ich sicherlich, so gut meine ich dich doch zu kennen, aus diesen Passagen noch viel Aussage über die Protagonisten hätte herauslesen können, wäre ich dazu besser in der Lage gewesen.
Für mich ist dies daher insoweit eher eine Geschichte, die für all diejenigen Leser gedacht ist, die genau verstehen, was du über die Musik ausdrücken möchtest. Absolut legitim, es so zu einzugrenzen und auch kein Vorwurf, nur eine Feststellung.
Es wäre eh verwegen zu hoffen, man erreiche mit seinen Geschichten alle Leser gleichgut und gleichintensiv.

Den englischsprachigen Teil empfand ich teils zu langatmig, schwierig zu lesen und um Grunde auch überflüssig. Was genau wolltest du damit für eine Stimmung erzeugen, frage ich mich. Ginge es nicht vielleicht auch ohne den Wechsel in eine andere Sprache? Lässt sich Musikverstand und Musikverstehen nur so transportieren? Da bin ich auf deine Antwort gespannt.

Im Grunde genommen, wenn ich so ein paar Schritte zurücktrete und deine Geschichte mit etwas Abstand betrachte, kommt sie mir so vor als seien es zwei Geschichten: die eines Paares, das sich grad neu orientiert und liebt und die eines Berufsmusikers und seiner Welt mit ihren Höhen und Tiefen. Da ich über Berufe, ich weiß gar nicht wieso das so ist, immer sehr gerne lese, hast du mich natürlich auch in der sog. zweiten Geschichte gut unterhalten, trotz der Abstriche für mein fehlendes Musikverständnis und der störenden englischen Sprache.

Textarbeit:

An das Haus grenzte eine kleine Patio.
ein, Patio ist männlich
Auf dem Fundament aus Waschbeton stand ein weißer Plastikstuhl, den der Vorbesitzer dort vergessen haben musste.
Dieses haben musste ist etwas behäbig, wie wäre es mit: stand ein vom Vorbesitzer zurückgelassener, weißer Plastikstuhl.
Ich hörte, wie Ivi die Haustür aufschloss.
Vielleicht bin ich heute etwas affig, aber mich stört das "wie". Wie wäre es mit: Ich hörte Ivi, die Tür aufschließen.
die mintfarbenen Laternen.
Ich kann mir unter einer mintfarbenen Laterne nichts vorstellen, da baut sich kein Bild bei mir auf.
Ich legte meine Hand auf ihren unteren Rücken,
Ist mir zu steril, technisch formuliert.
ließ sie zum Steiß hinabgleiten,
Auch das finde ich zu unerotisch.
sog den Geruch ihrer Kopfhaut ein.
Welchen Geruch?
mal wieder was zum rauchen
zum Rauchen
Die Flasche Pappy nehme ich auf jeden Fall schon mal.
Komm hör auf, ich kenn dich doch.
Komm hör auf.... passt hier meiner Meinung nach nicht inhaltlich, weil es keine Antwort oder Reaktion auf den Satz davor ist.
dann haut der Drummer ab weil er in irgendeiner anderen Stadt studiert,
ab, weil
Du hättest sie ihnen sicher handverkabelt, aber jetzt musst du eben hier in der Provinz darben und in diesem grausamen Laden arbeiten, den du quasi aus dem Nichts aufgebaut hast und in den ne Menge gute Leute kommen, um sich ihr Equipment zu kaufen, weil es sich bis nach Düsseldorf rumgesprochen hat, dass es da jemanden gibt der richtig Ahnung hat, während du natürlich viel lieber mit Lucinda Williams auf Tour gehen würdest, weil das eben deine einzige und wahre Bestimmung ist. Schon klar.
Dies hier ist ja wörtliche Rede. Die eindeutig zu lang (atmig) ist. Da müsste dringend vom anderen Gesprächspartner was dazwischen gesagt werden, denn so wirkt es monologartig. Auch ist mein Eindruck von irre langen Sätzen oftmals der, dass man alles in einen Satz packt, weil es dann darin untergehen soll als nicht so wichtig und tragend. Aber das ist hier ja eigentlich nicht der Fall. Ich verstehe diese Passage so, dass hier Wichtiges über den Protagonisten ausgesagt wird, zwar möglichst in einem Rutsch, aber es alles in einen Satz zu packen, macht den Sinn teils wieder kaputt. Ich würd es also einerseits durch eine Erwiderung auflockern und die Sätze in ihrer Länge verändern.
und blickte an die Glühbirne
auf oder in fände ich besser, wobei in die Glühbirne würde ich eher blinzeln.
während einer Tour seiner Indie-Band in Deutschland hängen geblieben, n
in Deutschlang würde ich streichen
Townes van Zandt
Nur damit du weiß, wie wenig Ahnung ich habe von deinen Musikern: an dieser Stelle taucht der erste auf, den ich überhaupt musikalisch kenne, vorher waren es alles nur Namen ohne Schall.
dann ein Gitarrenlehrer, der mit einem seiner Schüler in den Laden kam um ein paar der Konzertgitarren zu testen
kam , um
Das änderte sich jedoch sobald er eine Gitarre in die Hand nahm.
jedoch , sobald
Sparst du eigentlich für die Paula? fragte ich ihn
Paula? , fragte ich ihn
dem Atem war dieser ganz bestimmte, betörende Geruch der mich wahnsinnig, der mich wild machte.
Geruch , der
ihren salzigen Geschmack in mich auf, und sie griff in mein Haar, ihre
Ich würde nach "auf" einen Punkt setzen und mit "Sie griff in mein Haar..." weitermachen. Da steht mir zu viel in einem Satz an Tätigkeiten.
fuhren durch die biegsamen Haare.
biegsam finde ich nicht so passend.
Ivi, sagte ich. Ivi …
Würde ich weglassen.
Ich schüttelte den Kopf, drehte mich auf den Rücken und betrachtete die Wand hinter uns, das satte, tiefe Rot.
Du lässt einen Bewegungsschritt aus, der mir persönlich fehlt, nämlich, dass dein Protagonist noch seinen Kopf etwas tiefer in den Kissen drücken muss oder alternativ die Schultern heben muss, um seinen Kopf etwas zurückzubiegen. Wenn man auf dem Rücken liegt, kann man nicht automatisch über sich rüber nach hinten schauen. Wie wäre es denn, wenn er einfach die Wand betrachtet, es ist ja für deine Geschichte überhaupt nicht wichtig, welche Wand es ist, sondern nur wichtig, dass es die rotgestrichene ist.
Übrigens ein gutes Ende, weil du das Rot der Wand vom Anfang nochmals aufnimmst und damit etwas aussagst. So hat das Streichen nicht nur den Informationsinhalt, dass da neue Räume bezogen wurden, sondern am Ende auch noch etwas über die Beziehung auszusagen.
Rectory Red, sagte ich. So nennt sich der Farbton. Man hat ihn früher vor allem in Kirchen und Pfarrhäusern benutzt. Hab ich gelesen …
Ich denke aber, es ginge jetzt zu weit, wenn man darüber nachsinnen würde, ob der Titel der Geschichte und der Hinweis auf Kirchen und Pfarrhäuser etwas mit der Beziehung der beiden zu tun hat oder? Auf die Idee könnte man aber kommen.

Ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen, feiner Challengebeitrag.

Lieben Gruß und ach, fast vergessen: willkommen in der Hansestadt!

lakita

 
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Hey @jimmysalaryman ,

ein schöner Text. Erotik ist so schwer zu schreiben und ich finds cool, dass du es kannst. Hat etwas Geerdetes, wenn ich das so sagen darf. Ich glaube, ich würde das ganz anders machen – so ist es sicher etwas Gutes, wenn man das Gefühl hat, einen Autor auch aus einer Erotikszene herauszulesen. Ein intimes Unterfangen heheh.
Nur eins raff ich wirklich nicht: warum bitte schreibst du das in der Vergangenheitsform?? Das ergibt für mich wirklich gar keinen Sinn. Präsens würde das doch viel näher und fühlbarer machen – und wozu dort einen reminiszierenden Ton anschlagen? Für mich ein ganz klarer Änderungskandidat. Ansonsten verstehe ich meine Vorredner und -rednerinnen, was die Musikpassagen angeht, finde das aber richtig so – das ist nichts, woran du was ändern müsstest, sondern einfach eine Disposition des Textes.
Zweiter Vorschlag: ich würde für die direkte Rede Anführungszeichen benutzen, so lange das nicht speziell gelayoutet bzw. vom übrigen Text vielleicht durch geringfügig höheren Zeilenabstand abgesetzt ist. Fänd ich einfach besser.

Ravioli …
Musst du mit leben.

heheh

Sie schien ziemlich genau Bescheid zu wissen.
Also, ich glaube, wer ziemlich genau Bescheid weiß, wohnt nicht am Stallberg.
Wir wohnen jetzt auch am Stallberg.
Es ist ja auch nur so eine Theorie.

auch sehr schön

den ich bis in die Fußspitzen spüre

hier bist du dann auch mal ins Präsens gewechselt (um das aus dem Präsens heraus allgemeingültig zu kommentieren oder aus Versehen?)

Ich würd zum Einschlafen gerne Musik hören, sagte sie.
Vielleicht Slayer?
Nein, nicht Slayer.

wieder sehr schön :lol:

einen lang gewachsenen Fingernagel, am kleinen Finger meine ich, den nannte er immer meine Koksschaufel.

auch das

Ich zog ein letztes Mal an der Zigarette und schloss dann die Tür auf. Mick schraubte in der Werkstatt an den Framus-Boxen, ich erledigte ein paar Telefonate und sortierte eine neue Lieferung Ernie Ball Saiten in die Ständer.
Gegen Mittag tauchte Mick unten auf.
Call this dude, sagte er. Speakers are ready. But charge him double. Who’s playin’ Framus anyways?
Dude wears white leather pants on stage …
Some dumb fuck who can’t decide what he’s more into, his POISON records or his F-150?
Nah, I think he’s serious.
Like really serious?
Spandex-serious.
Jeez …
I have to admit though, when I was like fifteen, I was totally obsessed with Guns ‘n’ Roses.
Dude, I get your love for Bob Seger and John Cougar Mellencamp, although in a somewhat fucked up and twisted way, like someone drilled a hole in your skull when you were just a little kid, and thats why you like these douches … but Axl? The Axl?
Appetite for Destruction is a masterpiece.
Yeah, for douches. I mean, come on, does Ivi know about this? Does she fell in love with you while you were rocking out to Sweet child o’ mayayayayin?
She was born mid nineties, I think she has no clue about Axl or Guns ‘n’ Roses.
Yeah, I forgot your such an old fuck.
Wait, what? Who’s like sixty and is still dreaming about playing the drums in R.E.M?
I’m not sixty, you arsh.
Well, short of.
Plus Michael Stipe is a real arsh from what I’ve heard.
I mean, what do you expect from a guy who wrote songs like Nightswimming?

fand ich wirklich top den Absatz. Einfach weil der so urig und in einem Stück, aber, wie gesagt, so ganz urwüchsig geschrieben ist.

In der Pause gönnten wir uns Frikandel spezial vom Belgier und zwei Dosen eiskalte Cherry-Coke.

Und das ein richtiger Jimmy-Satz.

Hat Spaß gemacht!

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich stand auf, legte New West Motel von den Walkabouts auf und zündete mir noch eine frische Zigarette an.
Die "Devil's Road" (1996) ist aber viel besser ... dachte, du meintest die. <3 Heutzutage abgelöst von "Angus & Julia Stone": Living Underground (Life is Strange, 2021)

Ich antworte euch die Tage
Tue dies. Rock on!

 

lso der Mickteil hat ja eine wichtige Bedeutung, ich meine den Teil über Guns n Roses. Und das ist wichtig, wenn Ivi doch auf einmal Slash kennt, er sie also gar nicht so gut kennt, wie er sie zu kennen glaubte. Und der Teil ist auch wichtig, um die Szene mit dem Jungen mit der Les Paul und das Gespräch mit ihm zu zeigen.

Danke dir, liebe Novak, für deine Zeit und deinen Kommentar.

Die beiden Szenen sind wichtig für die Geschichte, für ihre Statik. Man kann darüber diskutieren, ob die Länge angemessen ist, aber nicht, ob sie abdingbar sind; für mich sind sie das nicht. Hier werden mehrere Dinge verhandelt: der "Jungssprech" über Musiker und Bands, das ist auch etwas typisch Zeitgeistiges, was sich ein wenig verloren hat, da es keine Heiligen Hallen mehr gibt, früher hat man noch Platten und CDs gekauft, da gab es bei Mr.Music in Bonn so Cracks, die immer genau Bescheid wussten und natürlich auch dementsprechend arrogant waren ... das braucht man heute alles nicht mehr. Aber das Zurschaustellen von Insiderwissen oder auch dieses Bashing, was im Grunde auch liebevoll gemeint ist, das gibt es immer noch; das soll hier gezeigt werden, es dient natürlich der tieferen Charakterzeichung, der Erzähler ist auf jeden Fall auch noch ein unverbesserlicher Fan, das ist wichtig, um ihn zu verstehen: er hat nie aufgehört, Musik als das zu lieben, was sie ist, als Musik. Und ebenso ist die Dopplung des Motivs mit dem Gitarrenjungen wichtig, denn für ihn ist dieser Junge ja eine Stellvertreterfigur, die vielleicht den Schneid und das Können oder beides hat, was er nie hatte; das weiß man nicht, aber es gibt eine vage Ahnung. Der Junge ist ein Symbol für die unerfüllten Träume, die er im Grunde immer noch hegt, da schwingt auch etwas Krisenhaftes mit, die Frage, warum ihm keine Karriere vergönnt war, vielleicht auch Neid oder Bitterkeit, und dann antwortet der Junge aber vollkommen rational mit der Sicht der heutigen Jugend - das habe ich mir ja nicht aus den Fingern gesogen, ich kenne solche jungen Musiker, die ein vollkommen realistisches Bild haben und ihre Situation was die Musik betrifft, sehr genau einschätzen können. Da treffen natürlich zwei Welten aufeinander, und das war mir wichtig zu zeigen. Ohne diese Szenen würde die Geschichte meiner Meinung nach gar nicht funktionieren.

ber ich hab mich gefragt, oder besser, das Geschichtenteufelchen auf meiner Schulter fragt sich das, ob auch dieser Teil (genau wie das Gespräch mit Mick) nicht recht lang ist, also zu lang um die eigentliche Geschichte zwischen Erzähler, Ivi und einem Neuanfang zu erzählen.
Ja, das kann sein, ich brauche mal etwas Abstand und schaue dann noch mal drauf, ich werde da auf jeden Fall auch noch kürzen.

Und alle wollen beim Ausprobieren der neuen Gitarre immer (jedenfalls war das früher so) Stairways to heaven spielen oder das Intro von Nothing else matters.
Waynes World lässt grüssen! Ist natürlich auch ein kleiner Stereotyp, der aber wirklich auch stimmt, da ist was Wahres dran!

Das Schlechte zuerst: Ich fand alle englischen Passagen ziemlich "annoying"^^: sehr anstrengend zu lesen und ohne Mehrwert oder Konflikt, da sickert bei mir kein "High Fidelity" durch.
Hallo,

ist interessant, dass du High Fidelity nennst, weil ich da beim Schreiben gar nicht dran gedacht habe und da auch keine Ähnlichkeiten sehe, weil die beiden in der Geschichte hier aktive Musiker sind. (Ist der Jack Black Charakter auch, fällt mir gerade auf, sorry, stimmt also nur halb). Ich war auch nie der große Hornby-Fan, über Musik können andere besser und auch authentischer schreiben, aber egal. Wenn ich die Passagen lese, die englischen, dann muss ich selber immer lachen, weil die natürlich nicht ganz erfunden sind, sondern ich solche und so ähnliche Dialoge mit einem guten Freund, der selber Songwriter und Gitarrentechniker ist, und nicht Mick sonder Mike hast aber auch aus N.C stammt, gehabt habe, und man dieses Twang der Gespräche aufgrund der anderen Sprachmelodie und des Idioms nur schwer nachahmen kann, es sind einzigartige Situationen, die auch immer etwas Komisches, Komödiantisches haben, das habe ich hier versucht einzufangen. Annoying finde ich andere Dinge, aber ich verstehe, wenn man da nicht mitgeht. Doch das diese Passagen keinen Mehrwert haben, das stimmt eben einfach nicht, denn den haben sie.

Generell etwas zu sehr "Heile Welt"; man ist jetzt also erwachsen geworden und "angekommen", schön für sie! Aber so richtig spannend ist das für mich als Leser dann nicht.
Mehrere Sachen, die ich mal herausgreife, und über dich es sich für mich nachzudenken lohnt.

Heile Welt. Was genau soll das sein? Wie definiert man das? Ist es schon Heile Welt, wenn die beiden einen Job haben, finanziell unabhängig sind und sich ein kleines Haus leisten können und ihre geistige Freiheit? Wenn die beiden Protagonisten nicht seelisch kaputt, sexuell mißbraucht, von einer Krankheit lebensgefährlich bedroht werden oder sonst irgendwelche psychischen Schäden haben? Müssen die auf der Straße leben oder unmittelbar von sozialem Abstieg bedroht sein, oder von Schulden und einer komplizierten Familiengeschichte geplagt? Und wie würde das den Text hier ändern? Würde es etwas zwischen den beiden ändern, würde die Erotik eine andere sein, ich weiß es nicht, vielleicht ja, aber man könnte auch argumentieren, dass dies dann eine vollkommen andere Geschichte wäre und dieses Drama einfach nur konstruiert. Was ich sagen will ist, ich glaube an die wirklich kleinen und stillen Geschichten, die sich organisch entwickeln und wo der Druck der Figuren nicht zwangsläufig entsteht, weil man das Unheil in der Welt auf sie loslässt.

Dann das erwachsen werden. In deinem Kommentar klingt das ein wenig spöttisch, so als sei es irgendwie schlimm, erwachsen geworden zu sein. Es ist auch seltsam, dass du das erwähnst, denn findest du den Erzähler wirklich erwachsen? Der hat doch etwas total Jungenhaftes, wie sie über Bands reden, als würde das etwas ändern, als hätte ihr Wort Gewicht, und wie er die Rückkehr als Niederlage begreift, und immer noch davon träumt, es zu schaffen; es meint eine Karriere als Musiker. Das ist kein erwachsenes Verhalten. Erwachsen verhält sich hier nur Ivi, die ihm gnadenlos den Spiegel vorhält.

Spannung. Das ist ja für mich mit so einem gemeinen Kichern verbunden, wenn ich das sage, weil ich dabei immer an Ü-Eier denken muss, Spiel, Spass, Spannung. Ein guter Freund, der Regisseur ist, sagt immer: Plot und Spannung ist was für Kinder. Ich würde das so nicht unterschreiben, aber ich frage mich, was du mit Spannung genau meinst? Eine Spannung, wo du wissen willst, wie es weitergeht mit den Figuren? Wie wird das deiner Meinung nach denn erreicht? Was wäre hier konkret zu verändern? Spannung ist so eine Sache, die ich nie ganz durchdrungen habe; was genau soll das sein? So wie im Genre: Ivi wird entführt, und der Prot muss sie suchen? Der Prot ist eigentlich ein Spion von Putin und wird vom KSK enttarnt und muss fliehen? Ivi geht ihm fremd und er stalkt die beiden manisch um dann am Ende den großartigen Versöhnungssex zu haben? Der Prot ist schon verheiratet mit Familie und Kind und führt ein Doppelleben? Oder ein noch vollkommen unglaubwürdigerer Plottwist? Das sind doch alles Konstruktion, die man durchschaut, und dann zerbröselt der Text. Und was meint hier genau, es ist nicht spannend? Ich lese ja einen Text nicht deswegen zuende, weil er in irgendeiner Weise spannend ist, sondern weil ich den Charakteren folgen will, weil diese eine Immersion aufbauen, ich eine Art empathische Verbindung, ich fühle mit, und da will ich wissen, wie es weitergeht mit dieser Fiktion, zu der ich aber schon eine emotionale Bindung aufgebaut habe; ist das schon Spannung? Und wenn du sagst, es ist nicht spannend genug, was wäre denn dann für dich spannend? Kann man in einem solchen Text eigentlich wirklich Spannung erwarten? Es könnte ja auch schief gehen: Ivi könnte ihn bei weiteren weinerlichen Verhalten verlassen. Der Prot könnte depressiv werden wegen der Rückkehr in seine alte Heimat und der damit intensiveren Gefühle, er habe eine persönliche Niederlage erlitten und bringt sich schlussendlich um. Der Prot schmeißt Ivi raus weil er denkt, er greift nochmals groß an im Musikbiz und gründet einen neue Band und deswegen braucht er keine feste Flamme, sondern tausend Groupies. Wissen wir doch alles nicht, oder? Das ist eine Geschichte über einen Mann in seinen Vierzigern, der sein Herzblut in die Musik gelegt hat, es aber aus wahrscheinlich diversen Gründen nie zu einer echten Karriere gerreicht hat. Er hat diesen Traum noch nicht begraben und empfindet diesen Schmerz darüber aufgrund der Rückkehr aus dem hippen Ehrenfeld (wo man solche Gefühle prima verdrängen kann) zurück in die engere, aber günstigere Provinz als auf einmal wesentlich tiefer und stärker. Das projiziert er auf den jungen Musiker, der in seinen Laden kommt, er sieht sich selbst in ihm. Ivi ist im Grunde der Pol in seinem Leben, der ihm nicht nur Halt gibt, sondern auch in der Lage wäre, ihm jederzeit richtig in den Arsch zu treten und das auch zeigt. Trotzdem liebt sie ihn. Zwischendurch haben sie geilen Sex, weil sie scharf auf sich sind: das tun Paare manchmal! Ich weiß nicht, mir reicht das als Spannungselement, wenn es denn eins ist. Für mich muss da jetzt kein großes überkandideltes Dramenfeuerwerk abgebrannt werden, weil es doch im echten Leben auch selten der Fall ist.

Auf der Haben-Seite eine sehr schön(e) (geschriebene) Liebesgeschichte; obgleich wieder mit dem Klischee, dass der Kerl natürlich ne junge Schnalle am Start hat
Es sollte eine Liebesgeschichte sein, richtig. Lakita hat da noch ein paar Punkte in ihrem Kommentar, mit denen ich mich auch noch auseinandersetzen werde um da meine Sicht der Dinge auf dieses Thema zu verdeutlichen. Von einer jungen Schnalle steht in dem Text allerdings nicht, da steht höchstens etwas von einer jüngeren Frau. Und ob das Klischee vom ältern und erfahreneren Lover mit jüngerer Frau nicht eigentlich demontiert wird, weil die jüngere Frau diejenige ist, die jeden Sex in der Geschichte von sich aus initiiert, es eben gerade nicht die alte patriarchale Nummer ist und zudem die junge Frau auch noch diejenige ist, die ganz offensichtlich als einzige Person wirklich erwachsen denkt und handelt, wäre ergebnisoffen zu diskutieren.

Wäre eigentlich mal schön zu lesen, dass eine ältere Punk-Frau mit nem jungen Kerl zusammen ist.
Es steht dir offen, diese Geschichte bei Bedarf zu schreiben.
Die "Devil's Road" (1996) ist aber viel besser ... dachte, du meintest die.
Hätte ich Devils Road gemeint, hätte ich Devils Road geschrieben und nicht New West Motel. Die Walkabouts haben ja kein einzig wirklich schlechtes Album, aber auf NWM ist ein Townes van Zandt Cover, dass ganz gut passte wegen dem Tourplakat im Dröhnland.

Ich werde sicher noch kürzen und feilen in den nächsten Tagen. Dir danke ich erstmal für Zeit und Kommentar.

Gruss, Jimmy

wird fortgesetzt

 
Zuletzt bearbeitet:

Du kombinierst Erotik mit tiefer Verbundenheit auf beiden Seiten, es ist fast schon zu ideal ausgeglichen zwischen den beiden, da zieht es keinen mehr hin zum anderen, während der andere sich eher zurückzieht.

Hallo lakita, und auch dir danke ich für Zeit und Kommentar.

Leider verstehe ich das oben Genannte nicht ganz: es zieht keinen mehr hin zum anderen. während der eine sich eher zurückzieht? What is it? Ich verstehe da den Sinn nicht so ganz, mir klingt das etwas widersprüchlich.

Es liegen keinerlei Spannungen zwischen ihnen.
Das sehe ich dezidiert anders. Zwischen den beiden scheint doch eine recht große sexuelle Anspannung zu bestehen. Oder was genau meinst du hier im Kontext mit Spannungen? Das die beiden nicht in einer dramatischen oder emotionalen Extremsituation stehen? Dürfen die nicht einfach so vollkommen grundlos scharf aufeinander sein und sich dem hingeben? Und wie würde das denn den erotischen Teil verändern, wenn es da Spannungen gebe? Wie sollten die denn aussehen und ich frage mich auch vor allem, warum? Funktioniert Erotik nur richtig gut durch ein Gefälle irgendeiner Art? Immer im Niedergang oder als etwas Aufstrebendes?

Dieses Hinausdriften aus konkreter oder purer Erotik ist irgendwie ein Teil deiner Geschichte und passt somit zu ihr.
Ich weiß nicht, ob du in die Vorgaben der Challenge geschaut hast. Da steht ja explizit, es sollten keine Texte sein, die nur aus erotischen Szenen bestehen oder wo die Geschichte als Mittel zum Zweck dient, um endlich zum Versauten zu kommen. Ich habe es so verstanden, dass ich eine Geschichte schreibe, in der Erotik und/oder Sex organisch sich einfügen. Die vorliegende Geschichte ist also mein Versuch, diesem Rahmen gerecht zu werden.

Aber (natürlich kommt jetzt das Aber) es ist damit eine eher unterdimensioniert erotische Geschichte, eine Geschichte über zwei, die zusammen gezogen sind in eine neue (alte) Umgebung und einem Mann, der seinen Beruf ausübt.
Ich weiß nicht so ganz genau, was du mit unterdimensioniert erotisch genau meinst? Das es nicht nur um Erotik geht sondern diese Teile in eine Geschichte eingebunden sind? Es geht auch nicht um einen Mann, der seinen Beruf ausübt, sondern um einen Mann, der seinem, oder einem seiner Träume hinterhertrauert bzw ihn hinter sich lässt.

Beim erotischen Teil oder besser gesagt, den beiden erotischen Teilen fehlt mir die Leidenschaft.
Na ja, sagen wir mal so: das ist halt auch ein Totschlagargument. Wie würdest du sie denn anders gestalten, um sie leidenschaftlicher zu machen? Ich persönlich finde Sex auf der Rückbank schon auch irgendwie leidenschaftlich, aber jeder hat da ja andere Extreme. Mich würde ganz konkret interessieren, was man da deiner Meinung nach ändern sollte? Die Figurenkonstellation allgemein, wen woanders hin mit anderer Motivation?

Gestört hat mich, dass ich mit fast allen Bandnamen und Interpreten nichts akkustisch verbinden konnte.
Ja, das kann ich dann leider nicht leisten. Das ist wohl so. Ich glaube aber, dass das nicht so wichtig ist, man muss keinen der Interpreten kennen, um da ein Gefühl für die Protagonisten zu bekommen.

Den englischsprachigen Teil empfand ich teils zu langatmig, schwierig zu lesen und um Grunde auch überflüssig.
Der ist nicht überflüssig, weil da wichtige Informationen transportiert werden. Das ist im Grunde klassisches Show um zu zeigen, das Ivi jünger ist und er Vermutungen über sie anstellt, die sich nachher als unwahr herausstellen. Auch ist dieses "Jungsgerede" über Bands und Musiker eben eine Art Hahnenkampf, wo es um die Tiefe des Wissens und auch um den richtigen, den guten Geschmack geht. Bei manchen Männern legt sich das wieder, bei anderen nicht. Wenn du mir heute ankommst und behauptest, du liebst Punkrock, kennst dann aber nur die Toten Hosen und die Ramones, dann kann ich dich nicht ernstnehmen im Bezug auf Musik. Das ist der Sinn solcher Gespräche, das Abstecken des eigenen Königreichs, auch der Selbstvergewisserung. Es dient also zur Vertiefung des Charakters würde ich sagen.

Was genau wolltest du damit für eine Stimmung erzeugen, frage ich mich.
Sagen wir es so: wenn du fragen musst, wirst du es wahrscheinlich auch nicht verstehen können. Wenn man auf diese Art über Bands spricht, dann hat das etwas mit dem Erringen oder Verteidigen von Respekt zu tun; ich kenn die Band, die kennst du nicht, ich bin tiefer in der Materie, dieses Wissen musst du dir noch aneignen. Heute ist das nicht mehr so wie noch in den 90ern, als du dir deine Playlisten wirklich noch analog zusammenstellen musstest, das bedeutete Arbeit. Das sagt auch etwas über einen Menschen aus, wenn er so redet und diese Gespräche sucht, es ist auch ein wenig Flachsen und den anderen necken aufgrund seines vermeintlich schlechteren Musikgeschmacks oder seines Unwissens; ich sehe bei der Schilderung eines solchen Gesprächs direkt die entsprechenden Personen vor meinem inneren Auge.

Im Grunde genommen, wenn ich so ein paar Schritte zurücktrete und deine Geschichte mit etwas Abstand betrachte, kommt sie mir so vor als seien es zwei Geschichten: die eines Paares, das sich grad neu orientiert und liebt und die eines Berufsmusikers und seiner Welt mit ihren Höhen und Tiefen.
Ich weiß nicht, aber in meinem Text steht nichts über einen Berufsmusiker. Der Mann wollte vielleicht mal Berufsmusiker werden, aber er ist jetzt Inhaber eines Instrumentenhandels. Ich habe das oben schon einmal zusammengefasst, worum es eigentlich geht in der Geschichte, nämlich um verpasste Träume und wie man damit umgeht, was das mit einem macht und ob das wirklich so wichtig ist, und das Ivi dann diejenige ist, die damit richtig und erwachsen umgeht. Aber ich werde hier auch den Text jetzt nicht verteidigen, weil man das herauslesen sollte, also liegt es wahrscheinlich eher am Text selbst.

Vielleicht bin ich heute etwas affig, aber mich stört das "wie". Wie wäre es mit: Ich hörte Ivi, die Tür aufschließen.
Ja, das stimmt, du warst da sicher etwas affig. Ich hörte Ivi, die Tür aufschließen, das klingt in meinen Ohren nicht richtig. Er hört ja auch tatsächlich, wie sie die Tür aufschließt, das Geräusch des Schlüssels im Schloss.
Ich kann mir unter einer mintfarbenen Laterne nichts vorstellen, da baut sich kein Bild bei mir auf.
Gemeint war eine mintgrüne Straßenlaterne. Ich habe da nur Grün schon vorher im Satz, dass muss ich irgendwie noch ändern.

Ist mir zu steril, technisch formuliert.
Naja, aber schon auch präzise, oder? Ich weiß nicht, was Wörter erotisch oder unerotisch macht, um ehrlich zu sein. Ich überlege noch, auch beim Steiß, obwohl es schon der korrekte Begriff wäre, oder? Aber klingt wie beim Hautarzt.
Komm hör auf.... passt hier meiner Meinung nach nicht inhaltlich, weil es keine Antwort oder Reaktion auf den Satz davor ist.
Hm, nee. Das ist doch eine Reaktion auf ihre eigene Aufzählung, die er abwiegelt in dem er sich genau ein Teil herauspickt, aber sie sagt: Komm hör auf, ich weiß genau, dass es stimmt, was ich gesagt habe. Ich kenne dich!

Ich verstehe diese Passage so, dass hier Wichtiges über den Protagonisten ausgesagt wird, zwar möglichst in einem Rutsch, aber es alles in einen Satz zu packen, macht den Sinn teils wieder kaputt.
Ja, da muss ich nochmal ran, ich will die Dialoge nochmals ausdünnen und konkreter, präsziser machen.

Welchen Geruch?
Den Geruch ihrer Kopfhaut, so wie es da steht. Kennst du das nicht, dass jeder Mensch einen eigenen Geruch gerade am Kopf hat? Nicht nur da, auch Nacken etc? Es ist also meistens so gemeint, wie er da steht. Ich könnte jetzt noch hingehen und schreiben; er roch nach ihr oder irgendeinen Vergleich, aber man muss ja auch aufpassen, dass die Sensorik bei den wichtigen Teilen angesprochen wird, sonst verliert sich ja alles.

Übrigens ein gutes Ende, weil du das Rot der Wand vom Anfang nochmals aufnimmst und damit etwas aussagst. So hat das Streichen nicht nur den Informationsinhalt, dass da neue Räume bezogen wurden, sondern am Ende auch noch etwas über die Beziehung auszusagen.
Ja, sie lieben sich. Das Rot kann man natürlich auch als etwas Beständiges lesen, sie streichen das Schlafzimmer in diesem Rot, in ihrem neuen Haus, und ihre Liebe wird diese kleine Krise überstehen. Es ist interessant, dass niemand die Szene auf der Rückbank erwähnt, die ja ebenfalls motivisch ist; Ivi stößt die Tür zur Vergangenheit des Erzählers weit auf, sie provoziert ihn ja auch relativ selbstbewusst, ohne aber etwas von sich preiszugeben, sie lässt ihn witzig daherquatschen, offenbart sich aber selbst am Schluss nicht: sie fahren sogar zu dem Platz, wo er mit irgendwelchen anderen Frauen rumgemacht hat - das würde sicher nicht jede Frau machen, dafür braucht man schon Chuzpe, und für mich setzt sie hier ja auch eine Art Marker, einen Punkt, ein Symbol: die Vergangenheit ist nicht vorbei, vielleicht nicht ganz vorbei und wird das auch nie, sie ist ein Teil von uns und wird das bleiben, aber das Leben geht eben auch weiter und es ist gut und kann noch besser werden, es bringt nichts weinerlich herumzujammern wegen irgendwelcher verpasster Chancen. Face the truth. Das wird dem Erzähler ja auch ganz deutlich gemacht in der Szene mit dem Gitarrenjungen, der selbst in seinen jungen Jahren das Ganze besser verstanden hat als er: natürlich gibt er ihm Recht, weil er sich nicht lächerlich machen will, aber insgeheim fragt er sich doch, warum es bei ihm nicht gerreicht hat und ob er es immer noch drauf hätte. Vertrau mir, ich weiß das, weil man das nie verliert als Musiker, der von einem Leben mit und in einer eigenen Band geträumt hat. Diese Rückkehr in die Provinz, wo alles angefangen hat, verstärkt das Gefühl natürlich, und da er bis jetzt in Ehrenfeld durch seine hippe Umgebung vielleicht gut verdrängen konnte, oder dachte, er sei sowieso näher am Puls der Zeit, sich eingeredet hat alles ist jederzeit möglich, fällt er in dieses Loch. Sein Leben ist ja im Grunde wirklich ein gutes, und vielleicht ist das auch ein Grund für die Szene mit Mick, er ist ja nicht mies drauf und sie haben Spaß, das wollte ich auch zeigen, die hängen nicht in der Ecke rum und sind griesgrämig und machen alle anderen schlecht, die lachen und machen Witze und verarschen sich gegenseitig; aber der Kern bleibt, dass er sich vielleicht eingestehen muss endgültig, dieser Traum ist ad acta gelegt, aber es ist nicht wirklich so immens wichtig, es geht eben weiter, man muss damit leben, weil er auch Ivi hat, die ihn eben nicht in diesem Negativzirkel bestärkt sondern Tacheles redet.

Ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen, feiner Challengebeitrag.
Ja, mal sehen, was so kommt, ich bin gespannt. Ich schreibe eigentlich selten dezidiert erotisches Material, war aber einfach gespannt, wie ich so etwas umzusetzen imstande bin, und das hier ist eben das Ergebnis. The torture never stops!

Gruss, Jimmy

wird fortgesetzt

 

Moin @jimmysalaryman,

danke für Deine Geschichte.

Bin seit der Veröffentlichung ein wenig „drumherum geschlichen“, zum einen, weil ich im Genre keine Erfahrung habe und zum anderen, weil ich nicht wusste, wie ich Deinen Challenge-Beitrag (be-)greifen soll.

Erklär mir doch (wenn Du magst) bitte nochmal, warum Du die Anführungszeichen der wörtlichen Rede weglässt. Das haut mich hart raus und macht den Text an manchen Stellen nur schwer klar lesbar. Zum Beispiel:

War das Richtige, sagte sie. Die richtige Entscheidung.
Ich küsste ihren Nacken. Vielleicht fällt doch noch `ne Bombe auf die Siedlung.
Aber ich mag das, das Alte, Schäbige, das wirkt wie, ich weiß nicht …
Wie in Russland?
Du warst doch noch nie in Russland.
Mein Großvater ist in Lemberg geboren, das muss reichen.
Nein, sagte sie und legte ihre Hand auf meine. Das passt zu uns.
Das Alte, Schäbige?
Du weißt, was ich meine.
Bei allem, was nach Nacken und vor Nein, kommt, weiß ich nicht: Wer sagt das, wer denkt das und wessen Großvater ist jetzt in Lemberg geboren? Ich möchte es gar nicht werten, ich würde diese Art der gewählten Form nur gerne verstehen.

Davon ab liest es sich wie ein Text von Jimmy Salaryman. Routiniert geschrieben, mit vielschichtigen Figuren, die meist reden wie aus dem echten Leben gegriffen.

Da ich mich nicht besonders für Musik interessiere, kannte ich keine einzige Band (außer Slayer und die auch nur vom Namen) und keinen einzigen Interpreten oder Gitarrenhersteller.
Deswegen wusste ich meistens nicht, worüber geredet wird, konnte die Probleme des Protas nur zu Teilen nachvollziehen, die Stimmung (wenn denn Musik ins Spiel kommt) schwer greifen und fand die Story daher auch nur bedingt spannend.
Tatsächlich hat es mich stellenweise ein wenig an "High Fidelity" erinnert (hab das Buch nicht gelesen, kenne nur den Film). Da hadert der Prota ja auch mit seinen Entscheidungen und seinem Werdegang und es schwingt so eine selbstbemitleidende Melancholie im Subtext, die erst durch einen weiblichen Gegenpart geklärt werden muss.

Die englischen Passagen haben mich zügig rausgehauen, die habe ich irgendwann nur noch überflogen, sorry.
Die Sexszenen fand ich gut beschrieben, passend zur Erzählstimme und auch sonst schön ausbalanciert.

Also trotz mangelnder Erfahrung und oftmals fehlendem Verständnis für die musikalischen Hintergründe gerne gelesen. :)

Just my five Cent.
Beste Grüße
Seth

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @jimmysalaryman ,

ein sehr schöner Text - ich finde, seit "Der Mann, der das Rauchen erfand" lesen sich deine Texte entspannter, während sie nichts von den Konflikten und der Dringlichkeit oder dem Harschen verloren haben. Aber sie sind nicht mehr ganz so in your face, und das ist so eine tolle Balance.

Ein paar Anmerkungen und Vorschläge (die Zitate sind nicht ganz in Chronologie):

I saw Tyler in Amsterdam a couple of years ago
Ago ist das standardsprachlich Korrekte, aber grad, wenn es um AE geht, hab ich durchaus das Umgangssprachliche im Ohr: a couple of / a few years back.

Edit:
Weil es gegenteilige Wortmeldungen dazu gab: Ich fand das Amerikanische authentisch und mir hat das Spaß gemacht, zumal ich - außerhalb dieses Forums - eh fast nur Englisch lese. Es bringt eine andere Stimmung rein als bei den Ivi/Erzähler-Szenen und es passt, weil es im Text wie gesagt viel um Herkunft/Zugehörigkeit/Verortung geht. Der Erzähler bewegt sich nicht nur zwischen Wohnung und Laden, sondern im Grunde ja generell im Leben zwischen zwei Kulturen (was noch mal aufgegriffen wird, als er über ggfs. unrealistische Musikerkarrieren im Ausland spricht.) Ich erkenne mich da durchaus drin wieder, als Teenie las ich nur den Guardian, hörte Musik aus UK und das war wie ein inneres Exil, um mich von Deutschland zu distanzieren, womit ich damals v.a. Negatives verband. Inzw. hat sich meine Haltung geändert. Bissl sowas meine ich, im Erzähler zu sehen: Er ist älter, nicht im Ausland, aber auch nicht vollkommen desillusioniert, sondern dabei, die Herkunftsregion / das Viertel anders zu sehen, mit einem Blick von Heute. Was vllt. möglich dadurch wurde, dass er auch dort etwas findet, was zu ihm passt (und der Laden / Mick ist da noch eine kleine Brücke zu dem, wo er mal hinwollte. So zumindest hab ichs gelesen, und dazu sind die beiden Sprachen notwendig.)

Nah, I think he’s serious.
Like really serious?
Spandex-serious.
Jeez …
:D *gniechel*
Penibel gesehen könnte man ein Komma hinter Like setzen (weiter unten hast du es analog bei ähnlichen Strukturen so gemacht).

An das Haus grenzte eine kleine Patio.
Patio = maskulin
Auf dem Fundament aus Waschbeton stand ein weißer Plastikstuhl, den der Vorbesitzer dort vergessen haben musste.
Nur eine Idee, das vllt. etwas zu straffen (solche Bilder / Details finde ich in dem Text sehr schön), und dann mit mehr Sicherheit behauptet als er eigentlich wissen kann:
Auf dem Fundament aus Waschbeton hatte der Vorbesitzer einen weißen Plastikstuhl vergessen. Irgendwie so?
Gab nur Gaffel, sagte sie und drehte den Wasserhahn an.
Wieder was gelernt - ich kenne nur diese Gaffel.
auf
Die Treppe in das Untergeschoss
ins, oder eigentlich: zum
Der Handlauf aus Glattholz hing nur noch lose in den Halterungen. Ich stützte mich mit einer Hand an der Wand ab und setzte langsam einen Fuß vor den anderen.
Feines Detail (abgesehen davon beschreibt es die Kellertreppe in meinem Haus, brrr.)
Sie lachte und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich legte meinen Arm um sie, zog sie an mich, und dann sahen wir beide aus dem Fenster, auf die Straße und die mintfarbenen Laternen.
Wie später noch mal bei Zitaten gesagt: Wirklich tolle, ruhige Atmosphäre, die dennoch spannend bleibt. Wirklich super gelöst, auch vom Tempo her; und ohne Kitsch.
Ich meine ja, es gäbe nicht nur starke und schwache Verben, sondern auch starke und schwache Adjektive: mintfarben stärkt die Aussage jedenfalls massiv, gibt mir den Eindruck: Ja, genau sowas gibt es da (gibt es vllt. auch in der Realität). Ein Paradebeispiel dafür, dass 'Adjektive streichen' einen Satz nicht immer besser macht.
Aber ich mag das, das Alte, Schäbige, das wirkt wie, ich weiß nicht …
Wie in Russland?
Du warst doch noch nie in Russland.
Mein Großvater ist in Lemberg geboren, das muss reichen.
Haha, eine meiner Lieblingsstellen!
Nein, sagte sie und legte ihre Hand auf meine. Das passt zu uns.
Das Alte, Schäbige?
Du weißt, was ich meine.
Es ist sicher realistisch, dass man in einem Gespräch sowas noch mal wiederholt. In einem Text meine ich: "Das passt zu uns" wäre ganz enorm stärker, wenn es den Abschluss bildete: Fettes raus, klingt nachgetreten.
Hab ich nie so drüber nachgedacht, um ehrlich zu sein. Hat sich auch viel verändert, oder?
Das musst du mir sagen.
Ich nickte. Hat sich schon viel verändert.
Hier u.a. finde ich es grandios, dass er einen Teil der Aussage wiederholt (v.a. da es Frage -> Aussage ist).
Mir gefallen die Dialoge ohne Anführungszeichen sehr gut (In Finnland gibts die gar nicht, hier stehen - wie glaube ich manchmal in UK - lange Gedankenstriche vor wörtlicher Rede und dann eben auch immer regulär Zeilenumbrüche bei Sprecherwechseln.)
Das lässt an einigen Stellen nämlich offen, ob der Erzähler etwas sagt oder nur denkt (so wie hier möglich), und damit lässt sich die Szene dezent auf zwei verschiedene Arten parallel lesen.

Also, ich glaube, wer ziemlich genau Bescheid weiß, wohnt nicht am Stallberg.
Wir wohnen jetzt auch am Stallberg.
Hier mag ich auch die Wiederholung - es gibt auch linguistische Studien, dass Leute, die sich sympathisch sind, Wörter oder Satzteile übernehmen und gegenspiegeln, das läuft größtenteils unbewusst (oder als Manipulation, davon gehe ich bei den beiden hier aber nicht aus). Hier ist es eben spannend, weil da ein netter Rüffel ausgedrückt wird - macht den Austausch schön komplex.
Ich hatte lange keine Ravioli aus der Dose mehr, sagte sie und legte den Löffel neben den leeren Topf. Und weißt du, was ich noch lange nicht mehr hatte?
Fein gelöst. Anders als im RL finde ich es in Texten gar nicht so einfach, eine gute Ueberleitung von 'allgemeiner Handlung' zum Sex zu finden.
Ich spürte die Fugen der Kacheln an meinem Rücken, ihre warmen Finger auf meinem Bauch. Sie zog eine lange Gerade über meinen Nabel und öffnete den Reißverschluss meiner Jeans.
Schöne Details, und auch richtig Zeit in den Szenen gelassen, nicht so drübergewischt. (Du könntest überlegen, aus dem letzten und ein Komma zu machen - das würde ich bei einer Handvoll weiterer Stellen sagen, ich lese aber einfach generell nicht so gern viele unds hintereinander.)
Sie lachte, ganz leise und wie für sich selbst, als würde ihr niemand zuhören, und ich liebte dieses Lachen an ihr, es klang verwegen und auch ein bisschen hinterhältig.
Insgesamt auch eine meiner Lieblingsstellen - gerade weil hier der Erzähler ganz konkret wertet und das für den Leser einordnet. Bei Icherzählern möchte ich genau diese dezidierte Ansage bekommen, da wäre show don't tell vollkommen kontraproduktiv.

Einziger Vorschlag: Das ist hier wie ganz oben mit den Fußgängern in den verschiedenen Geschwindigkeiten. Eines der beiden markierten Teile würde ich streichen. Beide klingen gut, vielleicht das erste stehenlassen, weil ein 'wie' unauffälliger ist als ein 'als ob'.

Wir lagen für einige Momente so da, ineinander, aufeinander, atmend und erschöpft. Danach duschten wir im Gäste-WC auf der Halbetage, der Wasserdampf beschlug die enge Kabine, wir seiften uns gegenseitig den Rücken ein und lachten über unsere Ungeschicklichkeit dabei.
Auch schön, mit viel Zeit gelassen. Das ist alles sehr haptisch.
Ich könnte ohne die Halbetage leben, oder ohne das Gäste-WC und dann gleich die Dusche in die Halbetage ziehen - weil ich bei den Protas bin, finde ich das ziemlich viel Ansage zum Setting an dieser Stelle.
Und wie wärs mit: die enge Kabine ist vom Wasserdampf beschlagen? Okay, das ist nicht mehr so aktiv, aber imA wäre der Flow bissl schöner.
Und ich hätte gerne mal wieder was zum rauchen,
zum Rauchen
Gibt sicher noch n paar Leute von früher hier.
Ich finde sehr gut, dass du inzw. ohne ' arbeitest. So wie hier - ganz am Anfang ist ein einzelnen im deutschsprachigen Teil, das könntest du dann analog kicken.
Vielleicht ist er auch nie weg.
war er nie weg / ist er nie weggegangen (Oder ist das Regiolekt?)
Die Straße vollkommen ruhig, kein Verkehr und kaum Lichter in den gegenüberliegenden Häusern.
Sind jetzt nur noch zehn Minuten runter in die Stadt, ist auch alles gut, alles in Ordnung, das Haus ist okay, nein, ist n gutes Haus, mehr Platz und Garten, und ich weiß auch, dass wir im Grunde alles richtig gemacht haben …
Aber?
Ich zuckte mit der Schulter.
Klasse, so einen Konflikt anzuteasern, der hängt da erstmal und hält einen aufmerksam im Text (diese Spannung löst du ja erst mit dem Schluss, oder aber: Diese Stelle relativiert den Schluss etwas und löst die Spannung am Ende doch nicht ganz.)
Tiefpunkt - diese
Gedankenstrich, kein Minus (ist noch drei- oder viermal im Text.)
Also, Lucinda Williams hatte ja nur ein gutes Album, wenn man es genau nimmt, aber so vom Prinzip her … Ich nahm ihren Blick auf und musste lachen. Klinge ich wirklich wie so ein weinerlicher alter Sack?
Ja, und das weißt du auch.
Ich drehte mich auf den Rücken und blickte an die Glühbirne, die ohne Lampenschirm von der Decke hing.
Du hast ja Recht. Uns gehts gut, oder?
Verdammt gut, sagte sie.
Klingt seltsam, vllt. fing ihren Blick auf / erwiderte ihren Blick
Sonst super Szene, weil es a) das Ende vorwegnimmt, und b) man meinen könnte, da schlitterten sie in einen Konflikt, aber der kommt nicht. Das hat also Spannung, ohne direkt Konflikt zu zeigen.
Rauchst doch sonst nicht so früh morgens?
Sie trug mein altes Aerosmith-Shirt und hatte sich einen Becher Kaffee mitgebracht.
Hast du gut geschlafen?
Ja, sehr.
Ich auch. Wie n Stein.
Warst aber früh raus, hab dich gar nicht gehört.
Ich wollt dich noch schlafen lassen und war beim Bäcker um die Ecke. Die Brötchen sind gut. Hab dir noch was Süßes besorgt.
Ein wahrer Gentleman. Sie nahm mir die Toscano aus der Hand und gab sie mir nach einem Zug wieder zurück. Ist mir noch zu früh.
Das mit dem früh rauchen erwähnt der Erzähler ja schon einmal, bevor sie dazukommt. Mind. eines würde ich kicken, ggfs. zwei der drei (dann bei der ersten Erwähnung allein, und hier den Satz am Ende, dann bliebe ein schönes entry.)
Why you’re still using this plastic cups?
Plural: these / those
How could you damn americans win the war?
You know, my granddad once told me this story. He said that the Germans could make either weapons or bread, while we could make both. We meaning: us damn americans. I guess that’s how we won the war.
Americans groß, wie die Germans
Aber eine lustige, feine Stelle, die auch gut Historisches reinbringt (das zieht sich ja durch den ganzen Text: Herkünfte, Verortungen, Wegziehen/Wiederkehren - sowohl auf vergangene Orte wie auch vergangene Zeiten bezogen.)

Did you checked the new Jack White record?
Den Mix gibts nicht: Did you check oder have you checked.
Da es eine Frage zu einer Sache ist, die eigentlich noch anhält / bis zu diesem Moment: Have you checked ...
Why can this dude not just record twelve proper songs like it’s 1988?
Da hab ich why can't im Ohr.
:lol: Cool, lange nicht gehört.
Nachdem ich meinen Kaffee ausgetrunken hatte ging ich nach unten, wo ich eine Scheibe der Georgia Satellites auflegte und mir eine Zigarette anzündete. Ich brauchte diesen kurzen Moment des Innehaltens: das Beobachten der Fußgänger und wie sie die Ladenfront passierten, alle in ihren eigenen Gedanken verloren und in unterschiedlicher Geschwindigkeiten, manche lässig und langsam, andere schnell und zielstrebig.
Genau solche Beobachtungen mag ich total gern, das sind Ruhepunkte, in denen man mehr über den Erzähler erfährt, ganz unauffällig.
Das Fette wär besser gestrichen, zumal 'unterschiedliche Geschwindigkeiten' etwas schräg klingt (das sind ja keine Unterscheide wie 4 vs 50 kmh). Das Spezifische kommt ja dann auch, und das ist eine schönere Beobachtung / Feststellung, die ein klareres Bild entstehen lässt.
Ich zog ein letztes Mal an der Zigarette und schloss dann die Tür auf. Mick schraubte in der Werkstatt an den Framus-Boxen, ich erledigte ein paar Telefonate und sortierte eine neue Lieferung Ernie Ball Saiten in die Ständer.
Gegen Mittag tauchte Mick unten auf.
Winzigkeit: Mit Werkstatt verbinde zumindest ich Erdgeschoss - wie wärs damit, das umzudrehen: erst: schraubte oben in der Werkstatt, dann das unten streichen?
Yeah, I forgot your such an old fuck.
you're
Wird grad von Amis zwar oft falsch so verwendet (evt. häufer als das korrekte Wort), aber man hört ja den Unterschied.
I’m not sixty, you arsh.
Well, short of.
*gn*
Plus Michael Stipe is a real arsh from what I’ve heard.
Komma nach Plus (Gleiche Struktur wie oben beim Well, ...)
und dann spielte er improvisierte Soli, die direkt aus Eat a Peach von den Allmanns zu stammen schienen.
Gut, der Erzähler ist übervorsichtig, aber schienen, und dann ist es wirklich wie? Er nimmt ja nix anderes konkret an. Wie wäre es mit stammen könnten?
hier - ab nach L.A
Gedankenstrich statt Minus
gehabt - süß
dito
Was hast du da?
Flasche Jacky.
Hast noch was vor heute Abend.
Ich weiß nicht. Vielleicht. Keine Ahnung.
Wasn das für ne Antwort, sagte sie und öffnete die Beifahrertür.
Das war der eine Punkt, an dem ich erwartete, dass es zwischen den beiden kracht. Ich kenne solche betonten Indifferenzen (grad bei Frauen) als Auftakt zu einem Streit um irgendwas anderes. Obwohl ich nicht so romantisch ticke, war ich doch heilfroh, dass die Szene anders weitergeht. Aber gut gemacht, hält einen on the tip of one's toes, sozusagen.
Dein Bruder hat Guns ‘n’ Roses gehört? Das ist ja eigentlich ne Sache, die man sonst gerne verschweigt.
:lol:
Ja, auf dem Gig war ich auch, sogar im abgeschlossenen Vorraum. Soundgarden und Faith no more, muss 92’ gewesen sein. Da hab ich noch alles auf Platte gehabt … immer in die Bahn nach Köln, Saturn am Hansaring, jede Mark hingebracht, und heute Scheiß-Spotify, ein Klick und du hast alles da.
Ivi hob die Augenbrauen.
Again?
Ja, schon gut.
Hehehehe! Super Dialog.
(Detail: Bandname, Wortanfänge groß.)
Ah, ich versteh schon, sagte ich. Ich kann dir aber nicht versprechen, dass es da noch genauso aussieht und genauso still und heimlich ist wie früher.
Finden wir es einfach heraus …
Fände ich stärker, wenn das Fette rausfiele - man merkt das Herausfinden ja auch gleich durch die Handlung. Ist auch so ein phrasenhafter Teaser / Cliffhanger, und sonst ist der Text ja ganz frei davon.
Und jetzt?
Jetzt trinke ich mir erstmal Mut an, sagte ich und griff nach der Flasche.
Sympathisches Detail. Ich mag diese Selbstironie, die nie ins komplett Zynische kippt. (Ich meine, das wäre bei älteren Geschichten von dir öfter so gewesen.)
Ich drehte den Verschluss ab, nahm einen Schluck und stellte die Flasche in die Mittelkonsole. Der Whiskey brannte auf der Zunge, breitete sich langsam und warm in den Eingeweiden aus, und ich lehnte den Hinterkopf gegen die Nackenstütze und schloss die Augen.
Diese kleinen Ruhemomente sind eine der Stärken des Textes. Die sorgen auch dafür, dass ich nicht nur lese, sondern mich tatsächlich in der Geschichte aufhalte.
Rectory Red, sagte ich. So nennt sich der Farbton. Man hat ihn früher vor allem in Kirchen und Pfarrhäusern benutzt. Hab ich gelesen …
Wieder was gelernt - grad wollte ich sagen, du hättest auch deutsch Ochsenblut nehmen können, Ochsenblut ist aber tatsächlich um einiges dunkler, gedeckter; dafür das, was in den nordischen Ländern verwendet wird.
Ich ließ das kleine Licht solange an, bis sie eingeschlafen war und rauchte noch eine Zigarette. Ich starrte in die Dunkelheit, und ganz allmählich bekam der Raum wieder Konturen, wurden die Dinge sichtbar. Ich lag noch lange wach, den Geschmack des Whiskeys und ihrer Haut in meinem Mund, und als ich die Augen schloss wusste ich, dass sie Recht hatte, dass sie Recht behalten würde.
Sehr schönes, paßgenaues Ende, das aber nicht zu süßlich ist.

Hat mir gut gefallen, Jimmy - und, um das noch mal extra zu sagen, weil es da so gut wie keine guten Texte damit gibt: v.a. auch die Sexszenen. Nicht zu viel, nicht zu wenig, haptisch, sensorisch und unkitschig-phrasenlos.

P.S.
Cross-Thread Korrektur, ziehe ich mal aus Zeitgründen dem Komm dort vor:
Lamentatio silentii (sonst hast du drei Sprachen im Titel, lamentation ist ja Englisch). An sich aber ne coole Kombi. Und ein t, kein c.

Finde es sehr spannend, wohin sich das bei dir grad entwickelt, jedenfalls klingt es danach, als hättest du Spaß dabei.
Herzlichst,
Katla

 

Nur schnell, ich antworte euch allen nachher, ich muss jetzt erstmal ausgiebig rauchen! Bis gleich!

Gruss, Jimmy

 

Nur schnell, ich antworte euch allen nachher, ich muss jetzt erstmal ausgiebig rauchen! Bis gleich!
Das gibt mir Gelegenheit, noch ein wenig auf den englischen Passagen herumzureiten ... :D Also, ich stehe damit ja nicht alleine im Wald - siehe oben - dass diese jene zwar für den Autor, aber für den Leser nicht funktionieren. Und ich denke, das liegt einfach daran, dass sie keinen Fokus haben, kein Vehikel sind, um die Handlung voranzubringen, sondern einfach nur "da" sind. Klar kannst du dich dagegen sperren, hier ein wenig "Schreib-Handwerk" anzuwenden, aber du spürst dann vielleicht auch das Resultat: deine Leser überspringen diese Zeilen; das ist - so glaube ich - wohl nicht in deinem Sinne. ;)

Reingehauen!

Der Dante

 

ein schöner Text. Erotik ist so schwer zu schreiben und ich finds cool, dass du es kannst. Hat etwas Geerdetes, wenn ich das so sagen darf. Ich glaube, ich würde das ganz anders machen – so ist es sicher etwas Gutes, wenn man das Gefühl hat, einen Autor auch aus einer Erotikszene herauszulesen. Ein intimes Unterfangen heheh.

Danke dir Carlo für deine Zeit und deinen Kommentar,

ist ja ein schwieriges Unterfangen, erotisch schreiben. Ist ja auch ein bißchen subjektiv immer, was ist denn eigentlich erotisch? Ich kann mich noch an diesen Schmonz erinnern, "Salz auf unserer Haut", das war glaube ich der Titel, ist auch verfilmt worden. Fanden alle Frauen ganz stark! Ich glaube, es ist ein bißchen so, dass wir sehr stark durch Nacktheit geprägt sind, überall sind man Titten und Ärsche, die springen dich nur so an, mit drei Klicks bist du auf youporn in den übelsten rabbit holes (haha!) unterwegs, und damit sind wir übersättigt, das ist auch alles wirkliche Pornographie, es reizt nicht deine Vorstellungskraft, weil alles schon da ist, du siehst jede Pore, jedes Haar. Früher hast du mal einen angedeutet halbnackten Schenkel irgendwo gesehen und schon pumpte das Blut in der Ungerbutz, heute wirst du halt mit Sex und nackten Körpern und Einsichten in alle Körperöffnungen zugeballert. Erotik ist, denke ich, eine etwas unschuldigere, zahme, subtilere Variante, vor allem wenn du deine eigene Vorstellungskraft, deine Fantasie anstrengen musst, und es eben nicht auf die ewiggleichen Bilder rekurriert, dann kann es etwas werden. Ja, das ist verdammt schwer! Man erliegt schnell dem Kitsch oder abgegriffenen, oft benutzten Bildern, das ist nicht so einfach, deswegen finde ich es schön, wenn du die Stimmung geerdet nennst, das mag ich.

Präsens würde das doch viel näher und fühlbarer machen – und wozu dort einen reminiszierenden Ton anschlagen?
Das ist ein guter Punkt. Ich weiß auch nicht genau, warum ich hier in der Vergangenheit geschrieben habe, vielleicht aus dem Ansinnen heraus, das aus einer entfernteren Zukunft zu erzählen, also das war so, jetzt ist es anders, aber da fehlt dann irgendwie auch der Anschluss, bemerke ich gerade. Vielleicht sollte ich da noch das Ende anpassen oder ändern, ich weiß es ehrlich gesagt nicht so genau. Diese Zeitform hat sich erstmal richtig angefühlt, aber ich probiere das mal mit einem Absatz aus, wie es klingt. Eigentlich wäre das eine tolle Idee für so Computernerds, ein Programm was Texte einfach per Klick in eine andere Zeitform bringt, haha.

Ja, danke dir auf jeden Fall, es freut mich sehr, dass du wieder dabei bist.

Gruss, Jimmy

 

Erklär mir doch (wenn Du magst) bitte nochmal, warum Du die Anführungszeichen der wörtlichen Rede weglässt. Das haut mich hart raus und macht den Text an manchen Stellen nur schwer klar lesbar. Zum Beispiel:

Dear Seth-Lord,

ja, ich weiß nicht, habe ich mir böserweise so angewöhnt. Manchmal denke ich, man liest den Text dann besser in einem Fluss, aber es kann eben auch voll daneben gehen. Ich denke nochmal sorgfältig darüber nach.

Davon ab liest es sich wie ein Text von Jimmy Salaryman. Routiniert geschrieben, mit vielschichtigen Figuren, die meist reden wie aus dem echten Leben gegriffen.
Ist schön auch. Irgendwie mag ich es, wenn andere Kritiker und Autoren den eigenen Stil wiedererkennen, das man doch irgendwie auch eine eigene Stimme hat oder haben kann. Vielschichtige Figuren, gute, lebensnahe, echte Dialoge, ist mir alles wichtig. Deswegen nehme ich das echt als Kompliment. Thanks!

Da ich mich nicht besonders für Musik interessiere, kannte ich keine einzige Band (außer Slayer und die auch nur vom Namen) und keinen einzigen Interpreten oder Gitarrenhersteller.
Ich habe mich lange dagegen gewehrt, überhaupt über Musik zu schreiben. Mein erster Roman sollte ein Musikerroman werden, aber dann dachte ich, nee, das ist einfach zu naheliegend, und nachher nerve ich die Leute mit dem Nerdgequatsche über Musik und Bands, die kein Schwein kennt, und ich weiß ja, es klingt auch immer etwas neunmalklug und auch elitär. Na ja, nun nerve ich die Leute eben hier! Das ist meine Ausrede.
Tatsächlich hat es mich stellenweise ein wenig an "High Fidelity" erinnert (hab das Buch nicht gelesen, kenne nur den Film). Da hadert der Prota ja auch mit seinen Entscheidungen und seinem Werdegang und es schwingt so eine selbstbemitleidende Melancholie im Subtext, die erst durch einen weiblichen Gegenpart geklärt werden muss.
Das stimmt, von der Anlage her ist das, wo du es gerade sagst, schon ähnlich. Ich mochte den Film auch, das Buch dann irgendwie weniger, weil du sein Fan-Sein eben sehr merkst. Michael Turner hat einen Roman über eine Band geschrieben, Hard Core Logo, die auch verfilmt wurde, ist ein kanadischer Autor, der aber eben selbst in einer Band gespielt hat die extensiv tourte, und da liest du viel eher die Wahrheit, vor allem eben über die Egos der Musiker, das hat mich immer mehr fasziniert.

Hier war eben die jüngere Frau immanent wichtig, weil sie ihm einen Spiegel vorhält, sie ist weiter als er selbst, ich meine, er weiß es ja auch wahrscheinlich, aber sich das eingestehen, das ist nochmal eine andere Sache. Um in der Musik wirklich zu bestehen, braucht man vor allem Schneid; Schneid ist das Wichtigste, denke ich. Du musst es einfach tun, wenn du gut bist, gehst du nach Berlin, London, Los Angeles, egal. Du musst es versuchen, und du musst darauf hoffen, dass dein Kram zur richtigen Zeit gut klingt; nicht jeder hat diesen Schneid, nicht jeder wächst mit diesem Selbstvertrauen auf, und ich kenne eine Menge Musiker, die das Zeug hätten, aber eben nie den Schneid hatten. Glück und alles kann man erzwingen irgendwann, aber der Grundimpuls ist, dass du riesige Eier hast. Man kann daraus eine richtige Tragödie stricken, aber das wollte ich eben hier nicht; ein kleiner Konflikt, eine kleine Sinnkrise, und er hat Ivi, die zu ihm hält, ihn aber auch in Frage stellt, die ihm genau sagt, was Sache ist. Ich weiß, dass man das auch sicher als Klischee lesen kann, so wie man fast alles als Klischee lesen kann, aber für diese Geschichte fühlte sich diese Konstellation irgendwie richtig an, manchmal trifft man eben spontan solche Entscheidungen.

Die englischen Passagen haben mich zügig rausgehauen, die habe ich irgendwann nur noch überflogen, sorry.
Die Sexszenen fand ich gut beschrieben, passend zur Erzählstimme und auch sonst schön ausbalanciert.
Ja und Ja. Das mit den englischen Passagen sei mir verziehen, natürlich MÜSSEN die nicht dahin, aber ich fand sie einfach witzig zu schreiben, auch auf die Gefahr hin, dass mir das einige reinhauen und bemäkeln; so ist es eben, man muss auch mal was riskieren!

Ist schön, wenn du die erotischen Passagen gut beschrieben fandest, ist halt auch immer so eine Sache, wie macht man es, was ist noch guter Geschmack und was nicht, wo fängt Kitsch an und wo hört er auf? Ist ein weites Feld, auf dem man sich schon mal verlaufen kann, deswegen ist ja gutes Feedback so wichtig.

Ja, danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar, ich werde mich alsbald revanchieren!

Gruss, Jimmy

 

ein sehr schöner Text - ich finde, seit "Der Mann, der das Rauchen erfand" lesen sich deine Texte entspannter, während sie nichts von den Konflikten und der Dringlichkeit oder dem Harschen verloren haben. Aber sie sind nicht mehr ganz so in your face, und das ist so eine tolle Balance.

Katla, du beschämst mich - was für ein Kommentar!

Ja, ich werde altersmilde, deswegen. Ich weiß genau, was du meinst, es ist nichts, was ich erzwinge, sondern einfach in gewisse Sparten in meinem Gehirn sortiere: ich brauche für bestimmte Themen nicht mehr den totalen Holzhammer, sondern drehe lieber das Volumen leiser, noch nicht ganz leise, aber merklich.

Er ist älter, nicht im Ausland, aber auch nicht vollkommen desillusioniert, sondern dabei, die Herkunftsregion / das Viertel anders zu sehen, mit einem Blick von Heute. Was vllt. möglich dadurch wurde, dass er auch dort etwas findet, was zu ihm passt (und der Laden / Mick ist da noch eine kleine Brücke zu dem, wo er mal hinwollte. So zumindest hab ichs gelesen, und dazu sind die beiden Sprachen notwendig.)
Ja, was soll ich sagen, ich hätte es selbst nicht besser ausdrücken können. Ich weiß nicht, ich habe auch tatsächlich viele Freunde aus den Staaten und auch Familie in Kanada, davon nicht wenige Musiker, und es ist einfach ein anderes Register, wenn man so mit jemandem spricht, in einer fremden Sprache, das kann man nur schwer beschreiben.

ch meine ja, es gäbe nicht nur starke und schwache Verben, sondern auch starke und schwache Adjektive: mintfarben stärkt die Aussage jedenfalls massiv, gibt mir den Eindruck: Ja, genau sowas gibt es da (gibt es vllt. auch in der Realität). Ein Paradebeispiel dafür, dass 'Adjektive streichen' einen Satz nicht immer besser macht.
Ja, ich bin da auch lockerer geworden. Ich weiß, was du meinst, hier bei dem Beispiel fehlt vielleicht auch noch etwas Präzision, mitgrün war gemeint, aber sicher hast du Recht, manchmal muss man etwas dichter anstreichen das Ganze, um wirklich etwas auszudrücken, was nachhaltig ist.

Das lässt an einigen Stellen nämlich offen, ob der Erzähler etwas sagt oder nur denkt (so wie hier möglich), und damit lässt sich die Szene dezent auf zwei versch
Das hast du gut beobachtet, mir ist dieser Effekt noch gar nicht selbst so aufgefallen: aber klar, er könnte es auch wirklich nur denken. Das finde ich als Trick noch vertretbar; mir ist aufgefallen, dass zuviele Tricks bei mir immer noch den Verdacht erregen, dass sich der Autor vor die Zeilen schiebt in dem Sinne, dass er seine Charaktere nicht selbst erzählen oder sprechen lässt, sondern auch dem Leser immer seine Präsenz offenbart: hier, das bin ich, ich erzähle, eigentlich bin ich das, ich, ich ich!, das finde ich schrecklich nervig, deswegen bin ich bei Tricks immer vorsichtig, wie was aufgenommen wird. Deswegen ist es schön, wenn du auch diese doppeldeutige Ebene wahrnimmst, ohne sie als zu aufdringlich zu empfinden.

Hier ist es eben spannend, weil da ein netter Rüffel ausgedrückt wird - macht den Austausch schön komplex.
Ja, ich denke, das ist auch gesprochene Sprache, wenn man sich besser kennt, wird auch die Sprache eine andere, und das klingt natürlich logisch, man entwickelt so einen privaten Raum, in dem man kommuniziert, da ist als Autor denke ich die Kunst, es so hinzukriegen, dass es auch andere verstehen, nachvollziehen können.

Fein gelöst. Anders als im RL finde ich es in Texten gar nicht so einfach, eine gute Ueberleitung von 'allgemeiner Handlung' zum Sex zu finden.
Moment, ich finde das im RL manchmal auch schwierig! :D Nein, klar. Ich meine, natürlich ist das alles konstruiert und ich denke, man sollte da auch als Autor nicht so drüber denken, dass man es genauso wie im echten Leben hinkriegt, aber wenigstens so, dass es nicht so stumpf und beknackt klingt, da kann man sich ja echt schwer verhauen.

Americans groß, wie die Germans
Aber eine lustige, feine Stelle, die auch gut Historisches reinbringt (das zieht sich ja durch den ganzen Text: Herkünfte, Verortungen, Wegziehen/Wiederkehren - sowohl auf vergangene Orte wie auch vergangene Zeiten bezogen.)
Ja, ich finde das auch witzig zu lesen, wenn man sich so etwas frotzelt, auch wenn es in einer anderen Sprache ist, also so macht es ja erst wirklich Sinn, haha.

Schöne Details, und auch richtig Zeit in den Szenen gelassen, nicht so drübergewischt. (Du könntest überlegen, aus dem letzten und ein Komma zu machen - das würde ich bei einer Handvoll weiterer Stellen sagen, ich lese aber einfach generell nicht so gern viele unds hintereinander.)
Prinzipiell mal zu deinen Verbesserungsvorschlägen - übernehme ich die meisten, mach ich aber am WE, krieg morgen einen Backenzahn gezogen und weiß nicht, wie ich mich danach fühle ... deswegen bisschen Zeit lassen. Und ja, ich finde, wenn Erotik, dann auch vernünftig und zünftig, also nicht wham bam thank you, sondern ausgiebig wie die Sexgötter natürlich! :D War mir wichtig, dass irgendwie halbswegs ansprechend hinzukriegen, das ist nicht so einfach. Schön, wenn es für dich funktioniert.
Wird grad von Amis zwar oft falsch so verwendet (evt. häufer als das korrekte Wort), aber man hört ja den Unterschied.
Whoa, peinlich. Ist mir schon mal in nem Text passiert, wirkt dann nachlässig. Ändere ich alles.

Sympathisches Detail. Ich mag diese Selbstironie, die nie ins komplett Zynische kippt. (Ich meine, das wäre bei älteren Geschichten von dir öfter so gewesen.)
So Erzählertypen sind für mich nicht so einfach, weil man die Grenze schnell erreicht hat zwischen Wust und Witz, also wo man die Schwere nicht mehr als Schwere, sondern als Fassade wahrnimmt, wo es dann aufgesetzt witzig wird und den Ernst verliert. Ist natürlich auch abhängig vom Sujet, aber hier hat dieser Erzählertyp gepasst, der kann so etwas sagen, ohne direkt das Gesicht zu verlieren und als Lachnummer wortwörtlich zu enden. Ist eine Gratwanderung.

Das war der eine Punkt, an dem ich erwartete, dass es zwischen den beiden kracht. Ich kenne solche betonten Indifferenzen (grad bei Frauen) als Auftakt zu einem Streit um irgendwas anderes. Obwohl ich nicht so romantisch ticke, war ich doch heilfroh, dass die Szene anders weitergeht. Aber gut gemacht, hält einen on the tip of one's toes, sozusagen.
Ist für mich sehr schön, dass du das so liest. Die Geschichte könnte mehrmals anders abbiegen, und ich glaube vielleicht, die Erzählposition macht das, dass man das nicht so erwartet, weil sie retrospektiv und ruhig wirkt, als könnte da nicht viel passiert sein. Ist natürlich widersprüchlich zu dieser insgesamten Erzählanlage, die sollte ja so sein, vielleicht kann man da nicht anders abbiegen. Ist halt ein kleiner Konflikt im Ansatz, der nie so wirklich ausbricht, aber es eben könnte.

Diese kleinen Ruhemomente sind eine der Stärken des Textes. Die sorgen auch dafür, dass ich nicht nur lese, sondern mich tatsächlich in der Geschichte aufhalte.
Hattest du oben ja auch nochmal erwähnt, diese Ruhephasen. Ja, ich mag das auch, die entschleunigen einen Text, lassen einen verweilen, geben Zeit zur Beobachtung.
Hat mir gut gefallen, Jimmy - und, um das noch mal extra zu sagen, weil es da so gut wie keine guten Texte damit gibt: v.a. auch die Sexszenen. Nicht zu viel, nicht zu wenig, haptisch, sensorisch und unkitschig-phrasenlos.
Hey, vielen lieben Dank, Katla, toller Kommentar muss ich nochmal betonen, ist immer krass, wie sehr du da auch einsteigst, das ist super und auch konstruktiv, kann man nicht oft genug sagen, davon lebt das Forum. Ich baue den Text alsbald um und bessere aus, da steckt noch einiges drin, was du ja auf treffsicher aufzeigst.

Gruss, Jimmy

 

Hallo @jimmysalaryman ,

sorry, dass du jetzt etwas warten musstest, aber ich konnte nicht früher antworten, war zu viel los grad.
Da sind ja noch ein paar Passagen, die ich dir einerseits noch mehr erläutern möchte, weil du sie nicht nachvollziehen kannst, andererseits gibt es auch was richtig zu stellen, was ich nicht korrekt wieder gegeben habe. Ich fange mal mit meinem Irrtum bzw. nicht zutreffenden Behauptung an:

Ich weiß nicht, aber in meinem Text steht nichts über einen Berufsmusiker. Der Mann wollte vielleicht mal Berufsmusiker werden, aber er ist jetzt Inhaber eines Instrumentenhandels.
Ich habe Berufsmusiker fälschlicherweise geschrieben. Präzise wäre es, wenn ich Instrumenten oder vielleicht sogar exakt Inhaber eines Geschäftes für Gitarren und andere Instrumente geschrieben hätte.
Berufsmusiker ist er wirklich nicht.
Das ist auch richtig so bei mir angekommen, während ich gelesen hatte, ich habe es nur falsch geschrieben.
Mir kommt es allerdings, insoweit ist vielleicht noch die Hinzufügung meines Feedbacks für dich wichtig, auch nicht so vor, dass er sich für gescheitert hält. Bei mir ist nicht angekommen, dass sein Traum gewesen ist, Berufsmusiker zu sein.
Ich habe es eher als das abgeklärte Reden über Vergangenes und flüchtige vergangene Ideen gelesen, eines Menschen, der eben nicht mit seinem jetzigen Job hadert, sondern sich versöhnt hat mit dem, was er tut. Und dieser Job hat seine Höhen und Tiefen, wenn einerseits die klassische Gitarrespieler ihre Probeprelüden runterschrammeln und diese Musik ihn nervt, während dieser begnadete Bursche ihn an seine ehemaligen Träume erinnert.
Aber ohne Wehmut. Dein Protagonist ist mit sich im Reinen. So kommt er bei mir an.

Ich legte meine Hand auf ihren unteren Rücken, ließ sie zum Steiß hinabgleiten, f
Ja, nochmals zu diesem Satz. Sorry, ich springe jetzt etwas hin und her in deinem Text.
Naja, aber schon auch präzise, oder? Ich weiß nicht, was Wörter erotisch oder unerotisch macht, um ehrlich zu sein. Ich überlege noch, auch beim Steiß, obwohl es schon der korrekte Begriff wäre, oder? Aber klingt wie beim Hautarzt.
Präzise ist hier nicht das Gebot. Es reicht, wenn man sich vorstellen kann, wo in etwa. Unerotische Wörter gibt es durchaus, Steiß wäre für mich (muss nicht anderen so ergehen) so ein Wort. Mein Gegenformulierungsvorschlag wäre: "Ich legte meine Hand auf ihren Rücken und ließ sie (tief) hinabgleiten." 'tief' könnte noch dazu passen, wenn es dir gefällt.
sie fahren sogar zu dem Platz, wo er mit irgendwelchen anderen Frauen rumgemacht hat - das würde sicher nicht jede Frau machen, dafür braucht man schon Chuzpe, und für mich setzt sie hier ja auch eine Art Marker, einen Punkt, ein Symbol: die Vergangenheit ist nicht vorbei, vielleicht nicht ganz vorbei und wird das auch nie, sie ist ein Teil von uns und wird das bleiben,
Dann noch eine Kleinigkeit bezüglich deiner Protagonistin. Ja, man könnte es als Markersetzen betrachten, aber auch noch weitergehend als Ersetzen. Wenn sie mit ihm ebenfalls auf dem Rücksitz an genau dieser Stelle Geschlechtsverkehr hat, ersetzt sie alle vorhergehenden Frauen und das ist ein bisschen mehr und weitergehend als nur Marker setzen. Das ist übrigens eine super Szene in ihrer Vielschichtigkeit. Kompliment.
Es wiederholt sich das Ankommen der beiden in der neuen (alten) Gegend, sie demonstrieren wie von Anbeginn an ihre Einigkeit, ihr Miteinanderverschmolzensein.
Weder er noch sie hadern mit der Vergangenheit, sondern sie lebt fort, aber sie lebt fort in ihrer Gemeinsamkeit. Das bringst du durch diese Szene gut erneut auf den Punkt.

Leider verstehe ich das oben Genannte nicht ganz: es zieht keinen mehr hin zum anderen. während der eine sich eher zurückzieht? What is it? Ich verstehe da den Sinn nicht so ganz, mir klingt das etwas widersprüchlich.
Ok, jetzt zu deiner Frage: Ich setze mal in Schrägschrift rein, was ich zuvor geschrieben hatte und deine Antworten bzw. Fragen darauf in normaler Schrift und zwar alles zu diesem Thema. Ich habe mit der Zitatfunktion nicht anders hinbekommen.

lakita schrieb:
Du kombinierst Erotik mit tiefer Verbundenheit auf beiden Seiten, es ist fast schon zu ideal ausgeglichen zwischen den beiden, da zieht es keinen mehr hin zum anderen, während der andere sich eher zurückzieht.

Hallo lakita, und auch dir danke ich für Zeit und Kommentar.
Leider verstehe ich das oben Genannte nicht ganz: es zieht keinen mehr hin zum anderen. während der eine sich eher zurückzieht? What is it? Ich verstehe da den Sinn nicht so ganz, mir klingt das etwas widersprüchlich.

lakita schrieb:
Es liegen keinerlei Spannungen zwischen ihnen.

Das sehe ich dezidiert anders. Zwischen den beiden scheint doch eine recht große sexuelle Anspannung zu bestehen. Oder was genau meinst du hier im Kontext mit Spannungen? Das die beiden nicht in einer dramatischen oder emotionalen Extremsituation stehen? Dürfen die nicht einfach so vollkommen grundlos scharf aufeinander sein und sich dem hingeben? Und wie würde das denn den erotischen Teil verändern, wenn es da Spannungen gebe? Wie sollten die denn aussehen und ich frage mich auch vor allem, warum? Funktioniert Erotik nur richtig gut durch ein Gefälle irgendeiner Art? Immer im Niedergang oder als etwas Aufstrebendes?
lakita schrieb:
Dieses Hinausdriften aus konkreter oder purer Erotik ist irgendwie ein Teil deiner Geschichte und passt somit zu ihr.

Ich weiß nicht, ob du in die Vorgaben der Challenge geschaut hast. Da steht ja explizit, es sollten keine Texte sein, die nur aus erotischen Szenen bestehen oder wo die Geschichte als Mittel zum Zweck dient, um endlich zum Versauten zu kommen. Ich habe es so verstanden, dass ich eine Geschichte schreibe, in der Erotik und/oder Sex organisch sich einfügen. Die vorliegende Geschichte ist also mein Versuch, diesem Rahmen gerecht zu werden.
lakita schrieb:
Aber (natürlich kommt jetzt das Aber) es ist damit eine eher unterdimensioniert erotische Geschichte, eine Geschichte über zwei, die zusammen gezogen sind in eine neue (alte) Umgebung und einem Mann, der seinen Beruf ausübt.

Ich weiß nicht so ganz genau, was du mit unterdimensioniert erotisch genau meinst? Das es nicht nur um Erotik geht sondern diese Teile in eine Geschichte eingebunden sind? Es geht auch nicht um einen Mann, der seinen Beruf ausübt, sondern um einen Mann, der seinem, oder einem seiner Träume hinterhertrauert bzw ihn hinter sich lässt.
lakita schrieb:
Beim erotischen Teil oder besser gesagt, den beiden erotischen Teilen fehlt mir die Leidenschaft.

Na ja, sagen wir mal so: das ist halt auch ein Totschlagargument. Wie würdest du sie denn anders gestalten, um sie leidenschaftlicher zu machen? Ich persönlich finde Sex auf der Rückbank schon auch irgendwie leidenschaftlich, aber jeder hat da ja andere Extreme. Mich würde ganz konkret interessieren, was man da deiner Meinung nach ändern sollte? Die Figurenkonstellation allgemein, wen woanders hin mit anderer Motivation?

Ich muss, um deine Fragen zu beantworten, etwas ausholen.

Was ist Erotik? Erotik ist nicht Sex, aber Sex kann erotisch sein. Ich meine damit, dass Erotik quasi einerseits eine Vorstufe, also Art Vorbereitung zum Sex sein kann, aber keinesfalls muss, wenn man an die unendlich vielen Momente denkt, in denen man etwas Erotisches empfindet, aber keinerlei sexuelle Handlung folgt. Große Teile der Erregung sind erotisch, vielleicht ist sogar Erregung ausschließlich erotisch?

Erotik äussert sich also nicht in den sexuellen Handlungen ansich, sondern in den Momenten, die die Erregung aufbauen, die Phantasie öffnen und eigentlich könnte man sagen, dass in dem Moment, wo es dann zur sexuellen Handlung kommt, hat die Erotik ihre Schuldigkeit, ihren Job getan.
Ich weiß, jetzt kommen bestimmt die Stimmen die sagen, dass es aber doch einen erotischen Kuss gibt und dass es erotische Situationen innerhalb der sexuellen Handlungen geben kann und das ist auch richtig eingewendet.
Aber für mich stellt sich das als eine Art Wechsel dar. Immer dann, wenn sich Spannung aufbaut und ich erkläre auch gleich, welche Spannung ich meine, dann befindet man sich in einem erotischen Moment. Und das läuft dann natürlich nicht in einzelnen für sich abgeschlossenen Akten ab, sondern befindet sich im Fluss, geht fließend in einander über.
Spannung würde ich mit Drang und Verlangen, Anziehung, Hingezogenfühlen, Sehnen, Erobern umschreiben. Spannung erzeugt sich dadurch, dass der andere noch nicht alles gibt, sich eben noch nicht vollends hingibt, sondern eine gewisse Form der Distanz hält, fast so etwas wie Abstand hält. Es gibt also eine Art Gefälle oder Distanz zwischen den Personen, nämlich der einen, die stärker drängt und wünscht und begehrt und die andere, die weniger gibt, noch zögert, hinauszögert bis hin zu verweigert. Und auch das ist natürlich nicht festgezurrt auf die miteinander agierenden Personen. Nicht ausschließlich einer ist der plump gesagt Drängende und der andere der Verweigernde, sondern auch hier gibt es Wechselmöglichkeiten, kann sich alles drehen und wandeln.

Erotik ist nicht, wenn beide sagen: "Ich liebe dich."
Sondern Erotik ist, wenn beide es sagen (oder nur eine Person) und wenigstens eine Person sich im Zustand von Unsicherheit und Zweifeln befindet, ob es wirklich so ist.
Distanz könnte man vielleicht als wichtiges Merkmal der Erotik bezeichnen, Distanz in all ihren Facetten und Ausprägungen.

So wäre ein Kuss dann erotisch (und so manche andere Handlung natürlich auch), wenn der Sehnende noch nicht erreicht hat, was er anstrebt, er also noch um sein Ziel zu erreichen, etwas tun muss, vielleicht sogar ringen oder kämpfen muss, alles geben muss.
Ich hoffe, dir reichen meine einfachen Beispiele, um es zu verdeutlichen.

Das meine ich mit Spannung und denke, dass Erotik umso erotischer ist, je mehr Spannung zwischen einem Paar oder schlicht gesagt, den Beteiligten besteht.
Und selbstredend ist es dann auch möglich innerhalb eines Sexaktes, erotische Momente zu erfahren, aber eben auf der Ebene, die ich eben geschildert habe. Es entstünden immer dann erotische Momente, wenn sich Distanz aufbaut.

Dein Paar ist im idealsten Sinne ein Paar. Man spürt eine uneingeschränkte Zuneigung zueinander. Es gibt keine Widersprüche, Brüche, Zerbrochenes bei ihnen. Und das möchte ich nicht missverstanden wissen: mir gefällt es, wie du es angelegt hast. Ich mag diese Harmonie zwischen den beiden.
Aber die erotischen Momente fallen damit eben flacher aus.

Und klar kannst du mir vorwerfen, dass ich einerseits dein Paar angenehm harmonisch empfinde und gleichsam dir vorhalte, es damit ein wenig ihrer Erotik beraubt zu haben.
Ich gestehe, dass ich mich nicht entscheiden kann, was mir nun besser gefiele: Spannungen zwischen den beiden oder so wie es grad ist.

Hier sind zwei Zitate, aus denen ich diese unverbrüchliches Harmonie herausgelesen habe.

Es war ihr Lächeln. Es war schon immer ihr Lächeln gewesen. Sie sah mich an, ein kurzer Blick, wie rein zufällig, dann lächelte sie und ich wusste, dass alles richtig so war; sie und ich und das Haus und Dröhnland und Mike und der ganze Rest.

Auf der Rückfahrt legte Ivi eine Hand auf meinen Oberschenkel und ließ sie dort liegen, sie war klein und warm und zart, und ich umschloss sie mit meiner und wusste, dass da etwas zusammengehört.

Noch ein winziger Schwenk zur Frage, was Leidenschaft ist. Ich könnte mir vorstellen, dass wir beide es etwas unterschiedlich definieren. Für mich wäre etwas leidenschaftlich, wenn es auch wieder wie bei der Erotik von einer gewissen Distanz geprägt ist. Dieses Mehrwollen als der andere wäre ein Aspekt, aber auch die Sehnsucht auf den anderen, die sich in der sexuellen Begegnung entlädt kann leidenschaftlich sein und mit Sicherheit, aber das sich wieder des anderen versichern, nach einem Streit oder einem Fremdgehen.

In vorliegenden Fall könnte dein Protagonist sich sexuell unsicher fühlen, mit seinem Alter hadern, er könnte vielleicht glauben, er sei schon zu alt für seine Partnerin, deswegen zu unattraktiv oder in Konkurrenz zu jüngeren Männern stehend. Aber das möchte ich dir nicht wirklich vorschlagen, dahingehend den Text zu ändern. Du hattest mich nur gefragt, was man denn ändern könnte. Diese Antwort wollte ich dir nicht schuldig bleiben.


Ich hoffe, du konntest verstehen, was meine Gedanken zu deiner Geschichte waren, die ich immer noch sehr gern gelesen habe und auch richtig gut finde.


Lieben Gruß

lakita

 

Und ich denke, das liegt einfach daran, dass sie keinen Fokus haben, kein Vehikel sind, um die Handlung voranzubringen, sondern einfach nur "da" sind.

Moin Dante,

na ja, scheint ja Leser zu geben, die es genau wie intendiert verstehen. Aber sei's drum, man wird nie jeden zufriedenstellen. So ist das wohl. Mir reicht die Motivation in deiner Geschichte nicht, du findest die englischen Parts hier blöde - so be it.

Bei mir ist nicht angekommen, dass sein Traum gewesen ist, Berufsmusiker zu sein.

Hallo Lakita,

ist jetzt kein depressiver Typ, der sich deswegen jahrelang versteckt hätte, aber ich denke, durch diese Rückkehr in seinen Heimatort ist das etwas, was plötzlich schwerer wiegt. Und so wie er in dem Dialog mit Ivi die Aussichten des jungen Gitarristen beschreibt, steckt da ja auch die Erfahrung drin, da sagt er ja:

Ich habe es eher als das abgeklärte Reden über Vergangenes und flüchtige vergangene Ideen gelesen, eines Menschen, der eben nicht mit seinem jetzigen Job hadert, sondern sich versöhnt hat mit dem, was er tut.
Nee, flüchtige vergangene Ideen, das sehe ich jetzt nicht so. Dafür steckt er ja schon sehr tief in dieser Musiksache drin, als ob das jetzt nur eine rasche und flüchtige Idee wäre. Es ist ja eher so, dass er auch am Anfang sagt, den Söhnen von irgendwelchen reichen Typen ihrern ersten Marshall verkaufen wäre auch nicht das Schlechteste. Das ist also mehr so ein Surrogat, es ist das, was ihm übriggeblieben ist. Nicht sein Traum. Das ist die sichere Bank.

Große Teile der Erregung sind erotisch, vielleicht ist sogar Erregung ausschließlich erotisch?
Ich glaube, da sind schon ein paar gute Punkte bei, in dem was du sagst. Dann würde aber Erotik tatsächlich nur in einem Gefälle funktionieren, irgendwo ist ein Wollen, das auf Widerstand trifft, da finde ich, sind wir bei so 80er Jahre Schmonzetten angelangt, 9 1/2 Wochen und so. Das ist ja genau das, was ich nicht wollte.
Sondern Erotik ist, wenn beide es sagen (oder nur eine Person) und wenigstens eine Person sich im Zustand von Unsicherheit und Zweifeln befindet, ob es wirklich so ist.
Na ja, liest sich schon etwas fragwürdig, oder? Im Endeffekt entsteht dann eine erotische Situation mit mindestens einer Person, die daran zweifelt, ob das alles so richtig ist und ihren Gefühlen auch wirklich entspricht. Da hätte ich irgendwie ein ethisches Problem.
Das meine ich mit Spannung und denke, dass Erotik umso erotischer ist, je mehr Spannung zwischen einem Paar oder schlicht gesagt, den Beteiligten besteht.
Ich weiß nicht ... Spannung im Sinne von Distanz, im Sinne von Machtgefälle. Das klingt für mich irgendwie alles sehr ungesund.
Es gibt keine Widersprüche, Brüche, Zerbrochenes bei ihnen.
Ja, vielleicht verstehen wir dann Erotik tatsächlich unterschiedlich. Für mich ist Erotik irgendwie vor allem eine ästhetische Kategorie; wie etwas dargestellt wird, eben nicht so carnografisch wie beim Porno, sondern verhaltener und stiller, zurückhaltender. Ich sehe das auch nicht so, dass die erotische Anziehungskraft stärker wird, wenn es da eine Distanz gibt. Das würde ja bedeuten, zwischen Paaren gibt es irgendwann gar keine Anziehung mehr, gar keine Erotik, weil es da eben ein gewisse Harmonie gibt; wie ist der Sex dann von denen, einfach nur langweilig, leidenschaftslos? Könnte man nicht genau andersherum argumentieren? Erotik wäre dann etwas, was man aus der Ungewissheit und Unsicherheit gebiert; ich weiß nicht, ob sie bei mir bleibt, ob sie morgen noch da ist, ob sie mich verlässt für einen anderen. Das kann man machen. Oder aber aus der Perspektive des Eroberers: Ich kriege sie, ich überzeuge, denn ich will sie ja. Das ist dann so eine Sache, wo es um die Jagd, das Spiel geht. Ich meine, man kann dieser Ansicht sein und oft ist das auch so, aber es scheint ja Paare zu geben, bei denen das nicht so ist. Man könnte auch sagen, Erotik ist es dann, wenn man sich noch nicht so gut kennt, wenn alles neu und aufregend ist, also eine Kategorie des Neuen, des noch zu Entdeckenden. Das ist schwierig, finde ich, ich würde da auch nicht abschließend etwas beurteilen, weil es ja sicher auch abhängig von der jeweiligen Geschichte ist. Hier wollte ich ein Paar zeigen, was sich liebt, was sich vertraut, aber was trotzdem scharf aufeinander ist; die wissen auch nicht alles übereinander, wie ja der Text offenbart, doch Sex ist für sie ein zentraler Bestandteil ihrer Beziehung, sie lebt auch dadurch.

Ich habe natürlich auch über eine solche Geschichte nachgedacht, aber ich bin da irgendwie immer bei 9 1/2 Wochen oder auch Salz auf unserer Haut angelangt, wo Erotik eben über diese Ungleichheit und dieses Abenteuerliche funktioniert, über eine gewisse Exotik, die eben nicht alltäglich ist. Ich verstehe, wie solche Geschichten funktionieren bzw wie die Erotik in diesen funktioniert - da basiert diese eben auf einem größtmöglichen Unterschied zwischen den Protagonisten oft, und dieser ungleiche Ebene wird dann oft als Leidenschaft ausgegeben, bzw wird sie so dargestellt. Mein Ansatz hier war ein anderer, ich wollte mich eben nicht in dieses Muster begeben. Ich schreibe nicht oft solche Texte, deswegen kenne ich mich auf in diesem Genre nicht so gut aus, aber es scheint ja doch wiederkehrende Bausteine zu geben, Voraussetzungen, unter denen so etwas, also die Erotik, besonders gut zur Geltung kommt. Müsste man sich wahrscheinlich näher mit beschäftigen, um da abschließend etwas sagen zu können. Ein Anfang ist ja mit der Challenge gemacht.

Danke dir für deine nochmalige Rückmeldung, guter Kommentar.

Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @jimmysalaryman ,

danke, dass du mit mir in das Gespräch darüber einsteigst, was Erotik bedeutet.

Ich möchte, auch wenn dies hier unter deiner Geschichte nicht in eine lange Diskussion ausarten soll, doch noch auf deine Punkte gerne so kurz es nur geht, eingehen.

Na ja, liest sich schon etwas fragwürdig, oder? Im Endeffekt entsteht dann eine erotische Situation mit mindestens einer Person, die daran zweifelt, ob das alles so richtig ist und ihren Gefühlen auch wirklich entspricht. Da hätte ich irgendwie ein ethisches Problem.
An dieser Stelle habe ich den Eindruck, dass du meinem Gedankengang nicht folgen konntest, vermutlich, weil wir uns hier missverstehen. An späterer Stelle, die ich auch noch zitiert habe, bist du dann wieder genau da, wo ich auch stehe und greifst meine Gedanken exakt in meinem Sinne auf. Hier aber seltsamerweise nicht. Weshalb ist es ein ethisches Problem für dich, wenn innerhalb einer Begegnung eine Person (oder beide) daran zweifelt, ob sie geliebt, gemocht, begehrt wird? Und ob die Gefühle des anderen sich so äußern, wie man es sich erhofft? Oder umgekehrt diese Person selbst sich nicht im Klaren darüber ist, wie sehr es sie erwischt hat? Ich bin davon überzeugt, dass auf diese Weise, also durch diese Fragezeichen eine gute Portion erotische Spannung entstehen kann. So meinte ich es.
Ich weiß nicht ... Spannung im Sinne von Distanz, im Sinne von Machtgefälle. Das klingt für mich irgendwie alles sehr ungesund.
Bitte missverstehe es nicht in der Art, dass ich mit Machtgefälle die (gar noch sexuelle) Unterdrückung des anderen meine und glaube oder behaupte, dadurch entstünde Erotik. Ein Eingriff in die sexuelle Selbstbestimmung ist schlicht ungesund und auch unerotisch.

Ich meine mit Machtgefälle eher solche Situationen, dass da einer der Beteiligten mehr Erfahrung und Wissen, vielleicht auch mehr Mut, weniger Scham, mehr Phantasie, mehr Lust in diese Begegnung mitbringt und damit dem anderen auf diese Weise überlegen sein kann. Das könnte man dann etwas verkürzt auf den Begriff Machtgefälle runterbrechen, wenn man möchte. Wenn jemand mutiger ist als ich, ist er auch der Mächtigere, der Überlegenere.

Ja, vielleicht verstehen wir dann Erotik tatsächlich unterschiedlich. Für mich ist Erotik irgendwie vor allem eine ästhetische Kategorie; wie etwas dargestellt wird, eben nicht so carnografisch wie beim Porno, sondern verhaltener und stiller, zurückhaltender. Ich sehe das auch nicht so, dass die erotische Anziehungskraft stärker wird, wenn es da eine Distanz gibt. Das würde ja bedeuten, zwischen Paaren gibt es irgendwann gar keine Anziehung mehr, gar keine Erotik, weil es da eben ein gewisse Harmonie gibt; wie ist der Sex dann von denen, einfach nur langweilig, leidenschaftslos?
Deinen zweiten Satz könnte ich auch unterschreiben. Für mich könnte Erotik auch eine gewissen Ästhetik besitzen und sich ganz entschieden von der Pornographie dadurch abgrenzen.
Aber ich denke, dass die erotische Anziehungskraft sich mit der Distanz steigert.
Denke mal an all die Literatur, in der jemand sich in eine Person verliebt, also diese Person heiß begehrt, sich nach ihr sehnt und dabei fast vergeht und die andere Person unerreichbar bleibt, wobei die Gründe, weshalb das so ist, egal sind. Wichtig ist dieses unbedingte endlich den anderen Habenwollen und die Gefühle, die diese Person hat, wenn sie erlebt, dass das Ziel, dass der Wunsch immer weiter in die Ferne driftet. Das sind für mich erotische Momente.

Deine Schlussfolgerung ist richtig: wenn zwischen Paaren keine Anziehungskraft mehr besteht, geht auch die Erotik flöten.

Könnte man nicht genau andersherum argumentieren? Erotik wäre dann etwas, was man aus der Ungewissheit und Unsicherheit gebiert; ich weiß nicht, ob sie bei mir bleibt, ob sie morgen noch da ist, ob sie mich verlässt für einen anderen. Das kann man machen.
Das meinte ich die ganze Zeit. Unsicherheit ist eine Form der Unterlegenheit und wir haben wieder ein Gefälle, Distanz. Der, der nicht zweifelt, hat mehr Macht als der, der zweifelt und sich unsicher fühlt. Daraus kann Erotik entstehen. Wohlgemerkt "kann", es gibt dabei keinen Automatismus, es hängt von den Figuren und ihren Charakteren ab.
Das ist dann so eine Sache, wo es um die Jagd, das Spiel geht. Ich meine, man kann dieser Ansicht sein und oft ist das auch so, aber es scheint ja Paare zu geben, bei denen das nicht so ist.
Die Jagd nach dem anderen in seiner mehr oder weniger intensiven Form ist für mich Ausdruck von Erotik.
Man könnte auch sagen, Erotik ist es dann, wenn man sich noch nicht so gut kennt, wenn alles neu und aufregend ist, also eine Kategorie des Neuen, des noch zu Entdeckenden.
Ja, aber nicht nur, das ist eine Facette, wie Erotik entstehen kann. Aber ich sehe, du verstehst mich.
Hier wollte ich ein Paar zeigen, was sich liebt, was sich vertraut, aber was trotzdem scharf aufeinander ist; die wissen auch nicht alles übereinander, wie ja der Text offenbart, doch Sex ist für sie ein zentraler Bestandteil ihrer Beziehung, sie lebt auch dadurch.
Genau das hast du getan. Dieses Paar liebt und vertraut sich und hat guten Sex miteinander, hat Lust aufeinander und deine nicht zu leugnende Leistung ist die, dass es dir gelungen ist, die Sexszenen so zu schreiben, dass sie auf den Punkt kommen, dass sie nicht nervös drumherumeiern und trotzdem kein bisschen Porno entsteht, von Kitsch ganz zu schweigen. Ich empfinde das als irre schwer, genau so zu schreiben, wie du es hier getan hast. Eine sehr gelungene Leistung von dir. Das wollte ich an dieser Stelle anmerken.

Wären die beiden jedoch in irgendeinem Punkt ihres Daseins zueinander in einer gewissen Distanz, dann könnte noch mehr das erotische Moment entstehen.

Ich habe natürlich auch über eine solche Geschichte nachgedacht, aber ich bin da irgendwie immer bei 9 1/2 Wochen oder auch Salz auf unserer Haut angelangt, wo Erotik eben über diese Ungleichheit und dieses Abenteuerliche funktioniert, über eine gewisse Exotik, die eben nicht alltäglich ist. Ich verstehe, wie solche Geschichten funktionieren bzw wie die Erotik in diesen funktioniert - da basiert diese eben auf einem größtmöglichen Unterschied zwischen den Protagonisten oft, und dieser ungleiche Ebene wird dann oft als Leidenschaft ausgegeben, bzw wird sie so dargestellt.
Stimmt das Nichtalltägliche ist vielleicht auch so ein Punkt, den Erotik ausmacht. Der Verliebte, der sich in einem Ausnahmezustand befindet, schafft es viel eher erotische Momente zu erleben als der Routinierte, der schon alles xmal erlebt hat.
Ja, auch große Unterschiede zwischen Protagonisten können Erotik hervorbringen, sehe ich auch so. Der Unterschied erzeugt Spannung.

Mein Ansatz hier war ein anderer, ich wollte mich eben nicht in dieses Muster begeben.
Das verstehe ich sehr gut. So etwas wie 9 1/2 Wochen nochmals zu verarbeiten, sähe auch für mich so aus als wäre dir nichts Neues eingefallen, egal wie individuell du es dann geschrieben hättest. Bei "Salz auf unserer Haut" bin ich grad nicht mehr so richtig im Film, ich meine mich eher an triefende, also zu übertriebene Romantik zu entsinnen, täusche mich aber wohl. Aber wenn ich mich nicht täusche, dann verstehe ich noch besser, weshalb du von so etwas total Abstand genommen hast. Das wäre nicht deine Welt.

Ich schreibe nicht oft solche Texte, deswegen kenne ich mich auf in diesem Genre nicht so gut aus, aber es scheint ja doch wiederkehrende Bausteine zu geben, Voraussetzungen, unter denen so etwas, also die Erotik, besonders gut zur Geltung kommt.
Ich (leider) auch nicht. Meine zwei Texte, die ich mal geschrieben habe, sind pornographischer Natur und somit nicht frei veröffentlichbar. Diesem Genre des erotischem Schreibens gerecht zu werden, ist für mich das Schwierigste, was man als Autor angehen kann.
Ob man nun von sog. Bausteinen sprechen könnte, die Erotik besser zur Geltung bringen, weiß ich nicht, aber ich denke schon, dass es bestimmte Dinge gibt, die einem das erotische Schreiben erleichtern können.
Zum Beispiel erreicht man unter Umständen mehr, wenn man mit Andeutungen und Auslassungen arbeitet. Etwas explizit auszudrücken, ist eher ein Erotikkiller.
Es kann sich die Spannung deutlich erhöhen, wenn der Leser erfährt, was eine der Personen vorhat und weshalb sie es vorhat, was also ihr Ziel ist, um dann zu schildern, dass sie dieses Ziel nicht erreicht. Eine sexuelle Begegnung mit Hindernissen kann sehr erotisch wirken.
Verbote und Verbotenes wirken oftmals erotisch. Heimlichkeit zählt auch dazu.
Nicht zu vergessen: der Ort der Handlung kann Erotik erzeugen oder vernichten, wobei ich mir dazu noch keinerlei abschließende Gedanken gemacht habe. Vielleicht ist es gar nicht die Örtlichkeit, die da was erzeugt oder vernichtet, sondern das, was die Protagonisten da tun?
Ich glaube auch, dass zu den Bausteinen die Überraschung gehört. Sobald Protagonisten etwas Überraschendes tun, kann dies ein erotischer Moment sein oder werden.


Müsste man sich wahrscheinlich näher mit beschäftigen, um da abschließend etwas sagen zu können. Ein Anfang ist ja mit der Challenge gemacht.
Stimmt.
Danke dir für deine nochmalige Rückmeldung, guter Kommentar.
Ich danke dir, dass ich von dir den Raum, die Möglichkeit und den Rahmen dazu bekommen habe.

Lieben Gruß

lakita

 

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