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Reichtum
Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie eine Frau hysterisch wegläuft. Sie hat uns gesehen. Darauf kommt es auch nicht mehr an.
„Verpisst euch! Alle!“ Da rennen sie. So eine Waffe macht eben was her.
„Nummer zwei, Lass die Spielchen und rein da.“
„Nummer eins, Leck mich, Ladies first.“
Bruno reißt die Türe auf und stürmt los. Im Vorraum begegnet uns der erste Kunde. Unglücklicherweise kreuzt er Brunos Weg und erfährt dessen Zuneigung. Was wäre ich nur ohne Bruno. Der Mann hat Stahl statt Muskeln. Ohne ihn hätte ich mich gar nicht hergetraut.
„Zwei! Du links, ich rechts!“
Wunderbar, alles nach Plan.
„Das ist ein Überfall! Nehmt eure verschissenen Hände hoch!“
Das Adrenalin kickt jetzt richtig. Auf meiner Seite stehen ein Mann und eine Frau. Sie wollten zum Geldautomaten. Der Schalter ist auf Brunos Seite. Dort steht ein ältere Kundin und hinter dickem Panzerglas drei Angestellte. Egal. Die Bank ist versichert. Das Geld interessiert die gar nicht. Solange wir mit der Pistole fuchteln machen die alles. Bedingungslos. Tote Geiseln machen Schlagzeile. Das können die nicht brauchen.
„Zuhören!“, brüllt Bruno. Unnötig. Die Aufmerksamkeit hatte er längst. Er ist perfekt in seiner Rolle. Der zwei Meter Sturmhaubenmann. Mit dem legt sich keiner an.
„Die nächsten fünf Minuten läuft hier nur das, was wir sagen. Sonst kann die Spurensicherung nachher euren Gesichtsbrei auflöffeln!“
Sie nicken brav. Wie die Lämmer. Und jetzt werden sie geschoren.
„Mein Kollege Zwei da drüben nimmt mit Freude eure Wertsachen entgegen. Wer bescheißt, stirbt.“
Ich hebe meine schwarze Sporttasche und zeige was Sache ist.
„Gleichzeitig schiebt mir die süße Blonde den Inhalt der Kassen rüber. Und wegen des stillen Alarms bleiben noch etwa drei Minuten. Also zackig! Wäre schade um die hübschen Gesichter.“
Ich halte meine Tasche auf. Die Frau schmeißt unter Tränen alles rein, was auch nur ansatzweise Geld bringt.
„Bitte, nehmen sie alles, bi...“
„Halt die Fresse, du Schlampe! Rein damit und auf den Boden!“
Ich fühle mich sicher. Die Kameras stören nicht. Warum auch? Erkennen die eh Nichts drauf. Mit einer teuren Uhr ist der Mann ebenfalls sein letztes Habe losgeworden.
„Du auch, auf den Boden!“
Unsanft gebe ich ihm einen Tritt. Bruno hat am Schalter alles im Griff.
„Hey Oma, komm mal rüber, ich will dein Sparbuch!“
Sie hat ordentlich Angst. Ich gehe ihr entgegen. Zeitmangel. Auch die alte Schachtel zieht blank - finanziell gesehen.
„Rüber zu den andren und runter!“
Zu meiner Freude sehe ich, wie Bruno das Geld von der Bankangestellten durchgeschoben bekommt. Mein Herz rast. Schweiß rinnt mit ins Auge.
In der Ferne heulen die ersten Sirenen.
„Verdammt, Brun... Scheisse, Nummer Eins. Raus hier!“
„Schnapp dir die Frau und ab dafür!“
Ich eile zu den Automaten, ziele auf die Frau.
„Abfahrt!“
„N-nehmen sie l-lieber mi...“
„Halt deine Fresse! Ich will sie!“
Ein kräftiger Schwung mit der Rückhand. Der Griff meiner Waffe trifft den Kopf des Mannes, lässt eine unschöne Risswunde aufklaffen. Bewusstlos bleibt er lieben.
„Was treibst du da hinten, Zwei?“
„Komme!“
Die Frau kapiert und steht auf. Mit dem Pistolenlauf schiebe ich sie vor mir her.
„Schneller!“
Sirenengeheul durchdringt das ganze Dorf.
„Verdammt, verdammt, verdammt!“
Mit einem kräftigen Tritt zeigt Bruno der Türe, was er von ihrem höflichen „bitte Drücken“ hält. Ich stürme hinterher. Die Geisel immer vor mir.
Ich öffne die Hintertüre des Fluchtwagens und stoße die Frau mit roher Gewalt ins Innere. Sie heult. Bruno schmeißt seine Beute auf den Beifahrersitz, steigt ein, startet den Motor, gibt Gas. Wir sind auf dem Land. Der einzige Fluchtweg führt auf die Hauptstraße. Unsere Achillesferse. Die Sirenen sind jetzt überall. Das erste Polizeiauto. Direkt hinter uns.
„Bruno, fahr schneller!“
Schwachsinn! Natürlich fährt er schneller. Was sonst. Meine Sinneszellen laufen Amok.
Die nächste Kurve kommt plötzlich. Zu plötzlich. Wir überschlagen uns in den Acker. Mein Kopf leert sich. Keine Sirenen mehr, keine heulende Frau, kein Herzrasen...
Nur ein Gedanke: Ich bin reich!