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Rendezvous mit einem Rätsel

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11.04.2001
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Rendezvous mit einem Rätsel

"Achtung noch zehn Minuten bis zum Sprungpunkt," die Stimme des Captains dröhnte geradezu aus den Lautsprechern der wissenschaftlichen Station in der zur Zeit trotz des bevorstehenden Subraumsprungs rege gearbeitet wurde.

"Warum ständig diese Durchsagen?" bemerkte einer der beiden hier arbeitenden jungen Männer. "Ich meine, es passiert doch nun wirklich nichts außergewöhnliches wenn wir durch den Sprungpunkt aus diesem Sonnensystem hinaus und in ein anderes eintreten. Ich verstehe diese ganze Aufregung einfach nicht."

"Sie verstehen so manches nicht, Cal," antwortete ihm eine weibliche Stimme. "Wie weit sind sie mit der Analyse des Felsgesteins?"

Erstaunt blickten die beiden auf, sie hatten nicht bemerkt, daß ihre Vorgesetzte leise den Raum betreten hatte. Die Frau, etwa Mitte dreißig, trug ihre braunen Haare in Raumfahrermanier recht kurz aber dennoch modisch geschnitten. Wie alle an Bord dieses Forschungsschiffes bevorzugte sie legere, weite Kleidung. Die eigentlich vorgesehenen Uniformen pflegte die Mannschaft regelmäßig erst beim Anlaufen eines besiedelten Planeten anzulegen und selbst da gab es Ausnahmen.

"Fast fertig, Les," beantwortete der Assistent die gestellte Frage und fuhr dann gleich fort, "aber finden sie nicht auch, daß der Captain ein wenig übertreibt? Ich meine all diese Checks und zusätzlichen Vorsichtsmaßnahmen vor dem Sprung. Hier herrscht doch kein Verkehr, es kann doch nichts passieren..."

"Ich kann ja verstehen, daß sie ein wenig ungeduldig werden, Cal," antwortete die Chefwissenschaftlerin. "Aber der Captain hält sich halt an die Vorschriften und die besagen, daß ein Sprungpunkt mit minimalster Geschwindigkeit anzufliegen ist. - Man weiß nie was einen am anderen Ende erwartet, Cal. Vergessen sie das nie! Wir sind nicht im Krieg. Damals war es sicher üblich, daß die Kampfraumer mit vollem Schub und den unmöglichsten Vektoren in einen Sprungpunkt gestürzt sind um dem Bombardement der Gegner auf der anderen Seite zu entgehen, aber heute ist das anders. Außerdem befinden wir uns hier in unbekanntem, unkartographiertem Raum. Wer weiß was uns wirklich am anderen Ende erwartet, vielleicht ein dicker Felsbrocken oder tatsächlich das Äquivalent einer Schnellstraße eines nichtmenschlichen Volkes..."

"Glauben sie tatsächlich daran, Les, daß wir die Springer finden werden?" mischte sich der bisher schweigsame andere Assistent in die Diskussion ein.

"Was ich glaube tut nichts zur Sache, Martin. Tatsache ist, daß sie da draußen irgendwo sind. Sie und vermutlich noch eine Menge anderer Leute!"

"Ruinen, nichts als Ruinen und wir stöbern drin rum...," Cals Bemerkung wurde von der neuerlichen Ansage des Captains unterbrochen, der den Eintritt in den Sprungpunkt verkündete. Unwillkürlich zuckten alle zusammen. Ungeachtet der noch vor kurzem so vehement vertretenen Meinung schien es doch etwas besonderes zu sein in unbekanntes, bisher von keinem Menschen gesehenes Gebiet vorzudringen.


***


"Energetische Aktivitäten, Bakensignale, Sprungpunkte?" Die Fragen des Captains waren längst Routine geworden. Die an den Kontrollinstrumenten auf der Brücke der Pegasus sitzenden Offiziere gaben ihre Statusberichte ab. "Keine Springer, niemand sonst, nur ein weiterer Sprungpunkt," sinnierte der Captain. "Ein weiteres leeres System. zwei Planeten, Gasriesen sagten sie, Manu?" die so angesprochene erste Offizierin nickte schweigend. "Na ja, nicht gerade aufregend. Sonde klarmachen und durch den Sprungpunkt zurückschicken, wir gehen durch den anderen Punkt weiter," befahl der Captain. "Ich werde die Mannschaft informieren." Er betätigte einen Schalter an seiner Konsole und schaltete so das Interkom an. "Achtung, alle mal herhören, leider muß ich mitteilen, daß auch dieses System keinerlei außergewöhnliche Dinge beinhaltet. Zum Glück ist ein weiterer Sprungpunkt vorhanden, so daß unsere Reise hierher nicht ganz umsonst ist. Eintritt in diesen Sprungpunkt in ungefähr drei Stunden, Captain Ende."


***


"Nicht umsonst," bemerkte Martin seufzend. "Was machen wir, wenn wir drei Systeme weiter an ein Sackgassensystem gelangen? Dann müssen wir die ganze Strecke unverrichteter Dinge zurück - und was haben wir vorzuweisen? Eine neue Sprungkette von über zwanzig Systemen, alle nur linear, mit einer minimalen, wahrscheinlich unrentablen Erzabbaumöglichkeit," er deutete auf das vor ihm zur Untersuchung liegende Gestein.

"So ist das Leben nun mal im Weltraum, Martin," ließ sich seine Chefin vernehmen. "Seien sie doch froh, daß der nächste Sprungpunkt nur drei Stunden entfernt ist, wir hätten es wesentlich schlechter treffen können."

"Ich bin mir dessen bewußt, Les. Worüber ich mir aber noch mehr bewußt bin ist, daß unser Weg zurück zur nächsten bewohnten Welt mindestens vier Monate und bis zur nächsten halbwegs zivilisierten Welt so ungefähr ein halbes Jahr dauern wird!"

"Das Los des Forschers, Martin. Sie wußten das vorher. Niemand hat sie gezwungen an dieser Expedition teilzunehmen. - Ich meine mich sogar erinnern zu können, daß um die offenen Stellen an der Universität fast offene Kämpfe ausgebrochen sind, oder etwa nicht?" fragte sie schmunzelnd in Richtung ihrer Assistenten gewandt. Beide nickten ein wenig schwach und wandten sich wieder ihrer Arbeit zu.


***


"Energetische Aktivitäten, Bakensignale, Sprungpunkte?" Die Fragen hätte sich der Captain eigentlich sparen können, jeder auf der Brücke wußte, was seine Aufgabe in den ersten Minuten nach dem Austritt aus einem Sprungpunkt in einem unbekannten System war.

"Bakensignale, Captain." Der Ausruf der ersten Offizierin brachte die mühevoll geprobte Routine durcheinander. Fieberhaft wurden die Scanner bedient, wurden Instrumente abgelesen und Meßergebnisse ausgewertet. Das Sternsystem bestand aus einer kleinen gelben Sonne, Sol nicht unähnlich. Es hatte sieben Planeten, davon war einer mitten in der Biosphäre der Sonne plaziert. Geradezu ideal gelagert für das Vorhandensein offenen Wassers. Darüber hinaus besaß er einen für die Entstehung von Gezeiten wichtigen Mond. Kurzum, nach der allgemeinen Kurzanalyse verwunderte es den Captain nicht mehr zu erfahren, daß sich die Bake der Springer, die die direkt nach ihrem Eintritt in das System aufgefangenen Signale abstrahlte, in einer Umlaufbahn um genau diesen Planeten befand.

"Anflugdaten erfassen, Sonde aussetzen und mit den bisherigen Meßergebnissen zurückschicken.. Weitere Sonde klarmachen und nahe dem Sprungpunkt stationieren, für den Fall, daß wir schnell eine Nachricht zurückschicken müssen," fügte der Captain hinzu. "Sprungpunkte?"

"Mindestens zwanzig, Captain. Der Computer hat einige Schwierigkeiten sie alle zu scannen und zu kartographieren, da einige sehr dicht beieinander liegen," der Navigator grinste begeistert über das ganze Gesicht. "Ein richtiger Knotenpunkt, Captain."

"Wie lange brauchen wir bis zu diesem Planeten?" Die Frage des Captains blieb nicht lange im Raum stehen.

"Etwa eine Woche," war die Antwort.

"Na, dann haben wir ja genug Zeit uns eine Strategie zu überlegen. Vielleicht finden wir ja diesmal einen genaueren Hinweis auf das Verbleiben dieser Springer!"


***


"Was sagen sie dazu, Leslie?" fragte der Captain, der mißmutig in seinem Essen stocherte. "Sie sind unsere Expertin, was die Springer angeht."

"Ich fühle mich sehr geehrt, Captain," erwiderte die Chefwissenschaftlerin. "Aber leider kann ich nur das Übliche anbieten. Wie bereits schon in den zehn anderen Fällen, in denen die Menschen Baken der Springer entdeckt haben, befindet sich auch diese hier im Orbit eines verlassenen Planeten.. Relikte wie diese riesige halbzerstörte Raumstation im Orbit nahe der Bake legen den Schluß nahe, daß auch diese Welt in einem Inferno untergegangen ist." Sie holte tief Luft um fortzufahren. "Die Signale der Bake würde ich ebenfalls wie die bereits bekannten auslegen: Kommt her, das Museum ist geöffnet. Freier Eintritt von..."

"Ja, ja. Schon gut," fiel ihr der Captain lachend ins Wort. "Mit anderen Worten tatsächlich nichts neues?"

"Nicht zum jetzigen Zeitpunkt, Captain. Wir sollten mit der Bewertung warten bis wir auf der Bake sind und uns die Schautafeln mit den Sehenswürdigkeiten angesehen haben. Vielleicht können wir ja dann genaueres sagen."

"Schade, ich hatte gedacht sie könnten mir helfen die Mannschaft ein wenig aufzumuntern. Nach der ersten Euphorie kam die Lethargie doch wieder recht schnell zum Vorschein. Na ja, noch zwei Tage, dann werden wir wohl alle wieder mehr als genug zu tun bekommen." Der Captain blickte aus dem großen Panoramafenster auf die immer größer werdende blau-braune Kugel, die sich langsam an das Raumschiff heranzuschieben schien.


***


"Es sind die selben Vorgänge auf den Bildtafeln aufgezeichnet, wie bereits in den zehn bekannten anderen Fällen. Der große Krieg hat auch diese Zivilisation zerstört. Die Leute von hier, insektoid, unseren irdischen Ameisen nicht unähnlich, allerdings auf vier Beinen gehend, die beiden vorderen Gliedmaßen benutzten sie zum Greifen, standen auf der selben Seite wie die Leute von Medea, d.h. sie führten Krieg gegen die restlichen neun anderen Zivilisationen, deren Überreste bislang entdeckt worden sind. - Manchmal bin ich froh, daß dieser Krieg bereits ca. zwanzigtausend Jahre irdischer Zeitrechnung her ist und daß Terra, die Wiege der Menschheit, in einem Sackgassensystem liegt, daß nur über eine lange Reihe von linearen zwei Sprungpunktsystemen zu erreichen ist. so blieben wir bzw. unsere Ahnen von den Auswirkungen dieses Konflikts verschont..."

"Was ist mit den Springern?" wurde die Chefwissenschaftlerin durch einen Zwischenruf eines Mannschaftsmitgliedes in ihren Ausführungen unterbrochen.

Sie suchte vergeblich im nur vom Licht des großen Bildschirms erhellten Versammlungsraum der Pegasus nach dem Fragesteller. "Über die Springer konnten wir bislang leider nicht mehr in Erfahrung bringen, als wir ohnehin schon wußten," fuhr sie fort. "Sie haben dieses System vor etwa zweitausend Standardjahren besucht, erkundet und diese Bake installiert, die wir als Wegweiser eines Sternsystemweiten Museums deuten. Wohin sie von hier aus gegangen sind, woher sie gekommen sind oder gar warum sie das alles getan haben, sind nach wie vor offene Fragen," Leslie Gart hielt in ihrem Vortrag inne und wandte sich an den Captain. "Da wir nur ein kleines Erkundungsschiff zur Verfügung haben und unsere Aufgabe die Kartographierung der Sprungpunktketten sowie die Entdeckung von abbauwürdigen Erzvorkommen ist, müssen wir jetzt eine Entscheidung treffen wie wir weiter vorgehen sollen. - Ein wenig Archäologen spielen oder unseren eigentlichen Auftrag weiterverfolgen und uns in einen der neu entdeckten Sprungpunkte werfen?" Erwartungsvoll blickte die Chefwissenschaftlerin den Captain an.

Dieser nahm den ihm zugespielten Ball mit Gelassenheit auf. "Ich denke wir alle haben uns eine Pause verdient...," er wurde von tosendem Beifall unterbrochen. "Auf ein oder zwei Wochen sollte es bei unserem Zeitplan nicht ankommen. Spielen wir also, wie Leslie es so schön gesagt hat, zwei Wochen Archäologen. Wer weiß, vielleicht sichern wir uns dadurch ja einen bleibenden Eintrag in den Geschichtsbüchern und nicht nur die Fußnote, daß die Pegasus im Jahre 3.167 AD dieses System entdeckte. - Aber wohlgemerkt, maximal zwei Wochen, dann stürzen wir uns in den nächsten Sprungpunkt," er blickte sich kurz um und bemerkte, daß die vor kurzem noch vorhandene Lethargie seiner Crew vom jetzt aus ihren Augen sprühenden Tatendrang wie weggeblasen war. "Ich schlage vor, Leslie übernimmt für die nächsten vierzehn Tage die Einteilung der Dienstpläne und somit auch das Kommando. Ich gedenke mich lediglich auf die normalen Brückenfunktionen zu konzentrieren. Ich hoffe, daß dadurch ein gewisser Erholungseffekt eintreten wird," fügte er noch kurz an während seine Rede nunmehr endgültig in tosendem Beifall unterging.


***


Die Bake der Springer drehte sich langsam in ihr Blickfeld. Vor dem Hintergrund des blau-braunen Planeten irgendwie ein beeindruckendes Schauspiel. Die in allen Farben des Regenbogens schillernde Oberfläche des Zylinders hob sich perfekt vor dem Hintergrund des im All schwebenden Planeten ab.

Irina wandte sich wieder ihrer Aufgabe zu. Aus dem Fenster starren konnte man sich kaum erlauben, der Zeitplan ließ solche Extratouren kaum zu. Sie war der Gruppe zugeteilt worden, die die sich im Orbit um den Planeten befindende, halbzerstörte Raumstation einer ersten Untersuchung unterziehen sollte.
Sie war nun bereits seit zehn Stunden hier im Einsatz. Langsam machten sich erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Sie riß sich erneut vom Anblick der Bake los. Wenn ihr Gruppenleiter sie hier am Fenster der Station in den Raum hinausstarrend erwischte dann konnte sie sich sicherlich eine kleine Standpauke anhören.

"Irina, kannst du mir mal helfen?" Das war Martins Stimme, die da in ihrem Helmfunkgerät empfangen wurde. Sie sah sich um. Da hinten, etwa fünfzig Meter von ihr entfernt, gerade noch nicht durch die Krümmung des Ganges verdeckt, stand er in seinen Raumanzug gehüllt und winkte ihr zu.

"Ich komme. Worum geht es denn?" rief sie zurück.

"Nicht so laut," war seine Antwort. "Der Helmfunk überträgt deine Stimme auch so," bemerkte er kurz. Sie konnte sich sein hämisches Grinsen direkt vorstellen. Sie hatte noch nicht besonders viel Raumerfahrung, irgendwie waren ihre Reflexe immer noch planetengebunden - und auf einem Planeten hätte sie bei dieser Entfernung auch ihre Stimme angehoben. Egal, irgendwann würde sie es diesem Affen schon wieder heimzahlen. "Ich soll hier eines der Atmosphärenzelte errichten, wir bleiben heute Nacht hier," verkündete seine Stimme in ihrem Helm.

"Hier?" Sie erschauerte ein wenig bei der Vorstellung nur durch die dünne Plastikhaut eines Atmosphärenzeltes vor dem Vakuum geschützt, eine Nacht in dieser Raumstation zu verbringen. "Ich komme."

Der Aufbau des Zeltes war zu zweit bei weitem nicht so schwierig wie alleine. Innerhalb von zehn Minuten war es komplett inklusive Schleuseneingang installiert und mit Luft aufgeblasen.

"Fertig," verkündete Martins Stimme. "Hast du dir eigentlich schon den Raum hinter der Tür da angesehen?" fragte er mit einer Hand zu einer verschlossenen Tür ganz in ihrer Nähe deutend.

"Nein, so weit war ich noch nicht vorgedrungen," gab sie zurück.

Ohne eine weitere Antwort von sich zu geben wandte sich der Mann der Tür zu. Die Tür ließ sich erstaunlich leicht mit vereinten Kräften in die Wand zurückschieben. Vor ihnen tat sich ein kleiner Raum von vielleicht zehn Quadratmetern Grundfläche auf. Mit ihren Helmscheinwerfern leuchteten sie die Kammer langsam systematisch aus.

"Irgendwie irre, daß sich diese Station nach über zwanzigtausend Jahren noch immer im Orbit um diesen Planeten befindet, findest du nicht?" fragte Martin leise. "Ich meine, man sollte doch annehmen, daß sie bereits vor langer Zeit runtergetrudelt wäre. Irgendeine Unwucht muß sich doch im Laufe der Zeit ergeben haben, alleine schon durch die Zerstörung am äußeren Ringsegment - aber nein, das Ding hängt immer noch hier. Das ist eine Meisterleistung. Davon könnten sich unsere Ingenieure eine ganze Scheibe abschneiden. - He was ist denn das da?" Martins Lichtkegel fiel auf das nichtmenschliche Äquivalent zu einer Liege, die in die Wand des Raumes eingelassen war. Darauf lag ein undefinierbares Etwas. Martin ging langsam darauf zu. "Irina, ich glaube wir haben ein Besatzungsmitglied gefunden," keuchte seine Stimme über das Funkgerät. "Sieh dir das mal an!" Er kniete vor dem Körper des Fremden nieder, seine Hand fuhr langsam über den Leichnam. "Irgendwie ganz schön gruselig, oder?"

"Faß nichts an, wir sollten Meldung machen," entgegnete die Frau.

"Ja, ja. Will nur mal sehen." Seine Hand berührte den Körper sacht. "Ein Exoskelett, wie es auf den Hinweisschildern der Springer zu sehen war. Erstaunlich, das es so gut erhalten ist, das Vakuum hat es wohl konserviert. - He, was ist das?" Martins Hand hatte wohl zu fest auf das mittlere Körpersegment gedrückt, sie brach ein. "Dracula läßt grüßen," kommentierte er lakonisch und zog seine Hand ruckartig zurück. Dabei lösten sich einige Teile des Exoskeletts des Toten und schwebten langsam zu Boden. "Schon stark, nicht wahr? Immer noch genug Fliehkraft da um ein wenig Gravitation zu erzeugen," murmelte er vor sich hin.

"Die Gravitation wird nicht durch die Fliehkraft erzeugt," entgegnete Irina müde. "He, was ist los?" rief sie erstaunt. Leichte Nebelschwaden begannen das Zimmer zu füllen, sie gingen von Martins Handschuh aus. "Dein Anzug, du hast ein Leck," brüllte sie geradezu in ihr Funkgerät.

"Ein Leck?" Martin geriet in Panik und versuchte mit seiner anderen Hand das wohl durch Teile des Skeletts verursachte Leck abzudecken, was ihm nicht gelang. Der Handschuh war über eine Länge von vielleicht zehn Zentimetern vollständig aufgerissen. "Ich muß hier raus," schrie er und drehte sich wie wild um seine eigene Achse. Dabei stieß er hart mit seiner Kollegin zusammen, die gegen die Kabinenwand gedrückt wurde. Bedingt durch die Wucht seiner Bewegung schwebte er nunmehr mitten in dem kleinen Raum, Fliehkraft und Magnetsohlen zum Trotz, der Decke entgegen, während immer mehr Gas aus seinem Anzug entwich.

"Das Atmosphärezelt," gellte Irinas Stimme in ihren eigenen Ohren, so als ob ein anderer diese Worte gesprochen hätte. Instinktiv griff sie nach den strampelnden Gliedmaßen ihres Kollegen und zog ihn in den Korridor hinaus. Obwohl er immer mehr in Panik zu geraten schien, schaffte sie es dennoch ihn durch die Schleuse in die Sicherheit des Zeltes zu schaffen. Der Rest war glücklicherweise dann nur noch reine Routine.


***


"Ein Asteroid, das ist in der Tat seltsam, lassen sie mich mal sehen, Cal." Leslie Gart beugte sich über die Schulter ihres Assistenten und sah auf das Display des Bibliothekscomputers - zumindest hatten ihn die Entdecker der ersten Springerbake so getauft und bislang war es den Menschen nicht gelungen ihm andere Informationen als Bilder und unidentifizierbare Schriftzeichen bezüglich der Sehenswürdigkeiten des jeweiligen Sternsystems zu entlocken. "Ein Asteroid ohne erkennbare Artefakte an seiner Oberfläche, als Naturereignis ebenfalls absolut unbedeutend. Warum befindet er sich in dieser Datenbank?" Ihr Assistent blieb ihr eine Antwort schuldig. "Haben sie versucht weitere Bilder abzurufen?" fragte sie ihn.

"Leider das alte Problem, ich bekomme wahllos andere Sehenswürdigkeiten geliefert, aber weitere Bilder dieses Asteroiden erhalte ich nicht," entschuldigend zuckte er mit den Achseln.

"Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Cal. Vor ihnen sind bereits viele andere Köpfe an dieser Aufgabe gescheitert. Ich hatte nur gedacht, daß sie vielleicht zufällig...," er schüttelte bedauernd den Kopf.

"Aber sehen sie hier," er deutete auf das Bild des Asteroiden auf dem Display. "Dies könnte der Eingang zu einer Höhle sein..."

"Oder ein Schatten, wer weiß, es könnte alles bedeuten. Auf jeden Fall ist es ein absolut untypisches Objekt in einer Datenbank der Springer," führte er seinen Gedankengang fort. "Denken sie dasselbe wie ich, Les?" fragte er lauernd.

"Das Ding schwirrt sicherlich da draußen im Asteroidengürtel herum, mal sehen, dieses Symbol auf der Tastatur bestimmt den Standort der Sehenswürdigkeit relativ zur Position der Bake, nicht wahr?" Cal nickte schweigend. "Verdammt, dazu brauchen wir wenigstens zwei Tage mit einem Shuttle, - für eine Strecke," fügte sie hinzu. "Wir hätten also maximal einen halben Tag Aufenthalt dort um rechtzeitig zum Weiterflug wieder hier zu sein, vorausgesetzt der Captain genehmigt den Flug, und wir starten umgehend," sie blickte ihren Assistenten an. "Ich versuch`s ihn rumzukriegen. Weitere von Bomben zerstörte Sehenswürdigkeiten sind sicherlich nicht so interessant wie diese hier, hoffe ich jedenfalls. - Sind sie dabei?" Ihr Assistent nickte begeistert.


***


Der Captain hatte nach kurzem Zögern sein Einverständnis erteilt. Auch er hatte gehofft mit einem sensationellen Fund aufwarten zu können und witterte nun den Hauch einer Chance auf eine zumindest ungewöhnliche Entdeckung in den Verhaltensmustern der Springer.
Leslie, Cal und der Pilot des Shuttles fieberten ihrer Ankunft auf dem Asteroiden entgegen. Der Flug mit dem Shuttle war recht eintönig verlaufen, zumal die Bewegungsfreiheit an Bord doch arg eingeschränkt war. Nicht daß sie an Bord der Pegasus phänomenal gewesen wäre, zumindest war sie aber ausreichend genug um sich nicht gegenseitig auf die Nerven gehen zu können, was an Bord des Shuttles nicht der Fall war. Auch war es nicht jedermanns Sache mehrere Tage in Schwerelosigkeit zu verbringen. Das Shuttle verfügte nicht wie die Pegasus über Vorrichtungen, die zumindest eine geringfügige Gravitation simulieren konnten.
Schließlich hatten sie den Asteroiden erreicht, einen Gesteinsbrocken mitten im Weltraum, umgeben von vielen kleineren und manchen größeren Felsen zog er seine Bahn um die Sonne. Die Annäherung des Shuttles an den Asteroiden erwies sich als relativ unproblematisch, erst in allerletzter Sekunde kam allerdings die Stelle in den Blickwinkel der Außenkameras, die Leslie und Cal so sehr interessierte. Es war tatsächlich der Eingang zu einer Höhle.
Da der Autopilot den weiteren Anflug nicht übernehmen konnte griff der Pilot in die Kontrollen des Shuttles ein und lenkte das Raumschiff langsam auf das große Loch zu. "Hinein?" fragten seine Augen stumm. Leslie nickte kaum merklich, das Shuttle senkte seine Nase und tauchte aus der relativen Dunkelheit des Alls in die absolute Dunkelheit der Höhle ab.
Die Scheinwerfer des Shuttles erhellten immer nur einen relativ kleinen Teil, der sich als recht gigantisch darstellenden Höhlung. Obwohl sie an allen Seiten des Schiffes angebracht waren vermochten sie nicht die Höhle bis zu ihren Wänden auszuleuchten, die Scanner des Shuttles registrierten jedoch, daß die Höhlenwände zur linken wie zur rechten ca. zehn Kilometer und nach vorn ungefähr zwanzig Kilometer entfernt waren.

"Fliegen sie uns erst mal weiter geradeaus, Mirko," gab Leslie dem Piloten die nächste Weisung. "Sehen wir erst mal weiter was am anderen Ende dieser Höhle ist. In der Analogie zu den anderen Sehenswürdigkeiten müßten wir eigentlich bald auf ein Hinweisschild der Springer stoßen."

Nachdem das Shuttle etwa die Hälfte des Weges zur Wand am anderen Ende der Höhle zurückgelegt hatte, tauchte plötzlich im Scheinwerferlicht eines dieser Gebilde der Springer auf, die die Menschen bereits vor langer Zeit Hinweisschilder genannt hatten. Wie üblich hatten die technischen Möglichkeiten der Menschen nicht ausgereicht um das Objekt bereits aus größerer Entfernung auszumachen. Es war aus einem hauchdünnen Material gebaut, welches sich aus noch unerfindlichen Gründen den Scannern entzog.
Durch das vom Shuttle ausgehende Scheinwerferlicht oder die Annäherung des Shuttles selbst, auch in dieser Beziehung waren sich die Experten uneins, wurde das Hinweisschild aktiviert. Woher es die dazu notwendige Energie bezog, entzog sich wie so vieles was die Springer betraf den Menschen.
Auf einer Fläche von rund dreißig m² wurde nunmehr die rückwärtige Höhlenwand projiziert - und in der Mitte des projizierten Bildes war ein künstliches Objekt zu erkennen, unschwer als Raumschiff auszumachen. Es schien in der Felsenwand des ausgehöhlten Asteroiden paßgenau verankert zu sein, zumindest soweit man dies auf der Projektion erkennen konnte. Es hatte die Form einer riesigen Zigarre, die mit zahlreichen Ein- und Ausbuchtungen verziert zu sein schien.

Ein leiser Pfiff entfuhr dem Piloten nachdem er das Bild längere Zeit betrachtet hatte. Aufgrund der fragenden Blicke der beiden Wissenschaftler erläuterte er. "Dort am Heck des Schiffes sind winzig kleine Ausbuchtungen zu erkennen die Einstiegsluken darstellen könnten, unterstellt die Leute die das da gebaut haben sind in etwa so groß wie wir, hat das Schiff geradezu gigantische Ausmaße. - Ich schätze so circa zwei bis drei Kilometer in der Länge und rund fünfhundert Meter hoch, die Tiefe vermag ich derzeit nicht einzuschätzen..."

"Wir sollten es uns in der Realität ansehen, fliegen wir hin," Leslie wandte sich fasziniert dem Bildschirm zu, der das Bild der Frontkameras ins Innere des Shuttles übertrug.
Ein wenig später wurde die Projektion Wirklichkeit, das Ende der riesigen Höhle war erreicht. In die Felswand eingebettet hing das fremde Raumschiff.

"Können wir diese Bilder zur Pegasus übertragen?" fragte Leslie den Piloten.

"Schwierig, aber nicht unmöglich. Vermutlich wird die Übertragung durch das umgebende Gestein erheblich gestört - versuchen können wir es." Der Pilot nahm einige Schaltungen vor und sandte einen kurzen Bericht an die Pegasus ab.

"Den Scannern nach zu urteilen ist das Ding da draußen wirklich riesig," bemerkte Cal staunend. "So große Schiffe haben wir bislang noch nie gebaut. Auch in den Ruinen der anderen Zivilisationen war derartiges oder auch nur ein Hinweis darauf meines Erachtens nicht zu finden," er unterbrach sich kurz um dann erregt fortzufahren, "entweder die Leute dieses Systems hier hatten einen Hang zum gigantischen - oder," er unterbrach sich schon wieder selbst, anscheinend hatte er nicht den Mut den Gedanken, der ihm im Kopf herumspukte auszusprechen.

"Oder wir haben hier ein Schiff der Springer vor uns," vollendete Leslie den Satz für ihren Assistenten. "Lassen wir uns nicht von unseren Gefühlen zu Spekulationen hinreißen, sehen wir nach! - Mirko, können sie uns an eine dieser Schleusen am Heck bringen?"

"Ich werde es versuchen," war die kurze Antwort des Piloten.

Das Shuttle vibrierte leicht, als er den Kurs änderte und auf das Heck des fremden Schiffes zusteuerte. Während das Shuttle langsam über das Schiff schwebte konnten sie deutlich erkennen, daß aus der Felswand paßgenaue Aus- und Einbuchtungen heraus- bzw. hineingeschnitten worden waren um das Schiff fest mit ihr verankern zu können. Kurz gesagt, die Felswand schmiegte sich geradezu an einer Seite an der Außenhülle des Schiffes an.

"Eine der Luken ist geöffnet," Mirkos Stimme riß Leslie aus ihren Gedanken. Soll ich...?" Er blickte sie erwartungsvoll an.

"Sicher, deswegen sind wir ja hier," antwortete sie. "Sollen wir eine solche Einladung etwa ausschlagen?"

Das Shuttle bewegte sich noch langsamer als bisher auf die geöffnete Luke zu. Gekonnt manövrierte der Pilot es in das große Schiff hinein. Die Scheinwerfer des Shuttles erhellten den Raum, der sich relativ schnell als Hangar oder Frachtraum identifizieren ließ. Zur Enttäuschung der Besatzung war der Raum jedoch vollständig leer. Drei Türen führten von diesem Hangar aus zu den übrigen Räumen des Schiffes, wovon wiederum eine weit geöffnet war.

"Das sieht ja tatsächlich nach einer Einladung aus, murmelte Cal erstaunt.

"Wir haben nur vier Stunden Zeit, also sollten wir uns beeilen," Leslie war bereits aufgesprungen und begann ihren Raumanzug anzulegen. "Streng nach Vorschrift, Mirko. Tut mir leid!" sagte sie zu dem Piloten gewandt.

"Schon klar, Les," bemerkte dieser. "Ich bleibe beim Shuttle. - Vielleicht habe ich ja nachher kurz Gelegenheit mich ein wenig umzusehen?"

"Sicher, wir werden daran denken," beantwortete sie seine Frage während sie sich zusammen mit Cal der Schleuse zuwandte. "Ist der Empfang der Helmkamerabilder klar?"

"Bis jetzt ja. Ich hoffe es bleibt auch so," antwortete der Pilot nach einem kurzen Blick auf die Monitore des Cockpits.

Die Magnetsohlen ihrer Raumanzüge hafteten auf dem Deck des fremden Schiffes, so daß sie die Düsen ihrer Anzüge nicht zur Fortbewegung einsetzen mußten. Der Gang, der sich an die geöffnete Hangartür anschloß war ebenso dunkel wie es der Hangar selbst gewesen war bevor die Scheinwerfer des Shuttles ihn in gleißende Helligkeit getaucht hatten. Er zog sich schnurgerade wohl fast einen Kilometer entlang der Längsachse des Schiffes hin. Zu beiden Seiten gingen in regelmäßigen Abständen von vielleicht zwanzig Metern Türen ab, die allesamt verriegelt waren. Schließlich mündete der Gang in einem kleinen Raum, von dem wiederum sternförmig Türen abzweigten, die bis auf eine ebenfalls verschlossen waren.

Die geöffnete Tür war allerdings nicht wie die bisher geöffneten Türen willentlich offen gelassen worden. Sie war vielmehr fein und säuberlich entlang der sie umgebenden Zarge herausgeschnitten und dann an die Wand gelehnt worden.
In der Mitte des Raumes war eine kleine Konsole angebracht, auf ihr befand sich ein etwas überdimensional wirkender, rot blinkender Schaltknopf.

"Energie," ließ sich Cals Stimme in Leslies Helmlautsprecher vernehmen. "Das Ding hat noch Energie! Und davor ein Hinweisschild der Springer!" Er deutete auf die etwa einen m² große Folie, die bewegungslos im Raum schwebte und nunmehr zum Leben erwachte. Auf ihr waren allerdings nur die bislang nicht entschlüsselten Schriftzeichen der Springer auszumachen.

"Es sieht geradezu so aus, als ob dieser Schalter als Blickfang konzipiert ist, so als ob man ihn betätigen sollte, was wir auf keinen Fall tun werden," fügte Leslie schnell in Richtung des sich in Bewegung setzenden Assistenten hinzu. "Wer weiß was dadurch ausgelöst werden wird. Unter Umständen ist es der Auslöser eines Selbstzerstörungsmechanismusses."

"Das glaube ich nicht, es ergäbe keinen Sinn. Vermutlich ist es eher der Lichtschalter," entgegnete Cal gereizt.

"Ich verstehe ja ihre Ungeduld, Cal," bemerkte die Wissenschaftlerin streng. "Aber wir halten uns hier an die Vorschriften, auch wenn uns die Zeit wegläuft. - Wir gehen erst einmal diesen Weg." Sie deutete mit einer Hand auf den sich an die herausgeschnittene Tür anschließenden Gang.

Mißmutig schlurfte nun auch Cal in Richtung des Ganges. Nach kurzer Zeit mündete dieser in eine große Halle. In ihr waren, zum Erstaunen der beiden Eindringlinge, lange, doppelstöckige Reihen mit etwa drei mal zwei Metern Grundfläche und etwa einen Meter hohen Containern untergebracht.

"Ein Laderaum?" ließ sich Leslies Stimme vernehmen.

"Mitten im Schiff? Wohl kaum," war Cals Antwort.

Sie wandten sich dem ersten dem Eingang durch den sie gekommen waren zugewandten Container zu. Eine kleine Glasscheibe an der Seite gewährte Einblick in das Innere. Leslie beugte sich vor und prallte regelrecht zurück.

"Was ist?" fragte sie der Assistent, während auch er einen kurzen Blick in den Container riskierte. Er blieb geradezu versteinert stehen und blinzelte mehrfach mit den Augen, so als ob er versuchte Trugbilder zu verscheuchen.

Leslie hatte sich mittlerweile gefangen und wandte sich den anderen Containern zu. Nachdem sie drei weitere inspiziert hatte rief sie aufgeregt nach ihrem Kollegen und deutete dann wortlos auf die Glasscheibe des vor ihr stehenden Behälters. Cal beeilte sich zu ihr zu kommen und warf ebenfalls einen Blick hinein.

"Ich denke wir sollten den Captain informieren," war seine knappe Antwort. "Das hier könnte uns auf ewig eine Eintragung in die Geschichtsbücher verschaffen!"


***


"Menschen?" Trotz der schlechten Bildübertragung konnte die Besatzung des Shuttles den ungläubigen Gesichtsausdruck des Captains recht deutlich erkennen. "Menschen und Aliens sagen sie? - Und die Aliens sind identisch mit denen, die auf den Abbildungen in der Bake der Springer zu sehen sind?"

"Soweit wir das erkennen können, Captain. Durch die Glasscheibe ist nicht viel mehr als der Kopf jeweils eines Individuums zu sehen," erwiderte Leslie angespannt. "Captain, ich denke wir sollten unseren Aufenthalt hier verlängern. Eine solche Chance erhalten wir niemals mehr in unserem Leben. Warum sollen wir das alles hier anderen überlassen?"

"Wir sind ein Erkundungsschiff, gedacht für erste, oberflächliche Kartographierung, nicht für eingehende Untersuchungen. Mit dem vierzehntägigen Aufenthalt hier habe ich bereits meine Kompetenzen fast überschritten. - Vergessen sie nicht, die vineanischen Bürger haben mit ihren Steuern diesen teuren Flug bezahlt, sie wollen möglichst viele Ergebnisse sehen..."

"Dieses Ergebnis wiegt doch alle anderen mehr als auf, Captain. Wir haben Menschen gefunden, an einem Ort wo nach menschlichem Ermessen noch nie ein Mensch vor uns gewesen sein kann! Wie sind sie hierhergekommen? Wann sind sie hierhergekommen? Stammen sie von Terra selbst? Das Schiff ist bereits seit mehreren Tausend Jahren in diesem Asteroiden. Zu dieser Zeit lebten alle Menschen noch auf Terra und verschwendeten nicht den Funken eines Gedankens an Raumfahrt! - Captain, das hier ist so ziemlich das größte Rätsel des uns bekannten Universums, neben den Springern, und, verdammt noch mal, wir haben es entdeckt also sollten wir es auch untersuchen!
Wir können ja eine Sonde zurück nach Vinea schicken..." Leslies engagierte Rede wurde vom Captain lachend unterbrochen.

"Ja, ja. Sie haben mich überredet. Vielleicht bin ich doch zu sehr den Vorschriften verhaftet," er holte tief Luft bevor er weitersprach. "Ich werde eine Sonde vorbereiten und zurücksenden lassen. - Sobald alle Außenteams wieder an Bord sind werden wir uns in Richtung des Asteroiden auf den Weg machen. - Haben sie genügend Vorräte an Bord um, sagen wir fünf bis sechs Tage durchzuhalten? Wir werden sicherlich so lange brauchen um bei ihnen zu sein."

"Sicher, das wird gehen. Wir erwarten ihren Besuch, Captain," antwortete Leslie mit einem vor Glück strahlenden Gesicht.

"Aber rühren sie auf keinen Fall diesen Schalter oder irgend etwas anderes an, bevor wir da sind," fühlte sich der Captain noch verpflichtet hinzuzufügen.

"Wir halten uns an die Vorschriften, Captain. Warum sollten wir das Ding betätigen, wenn die Springer vor zweitausend Jahren es nicht getan haben? - Vielleicht stellt ihre Tafel ja tatsächlich ein Warnschild dar, wer weiß?"


***


Die Pegasus benötigte, wie erwartet, rund sechs Tage um die Außenteams aufzunehmen und anschließend zum Asteroiden zu gelangen. In einer Parkposition über dem Höhleneingang verharrte sie für das menschliche Auge scheinbar unbeweglich. Empfindliche Meßinstrumente hätten sicherlich die fast ständigen, kurzen Korrekturschübe bemerkt, die die Pegasus in ihrem Orbit hielten. Captain Schappner wollte kein Risiko eingehen und das Schiff lieber nicht in den Asteroiden fliegen, obwohl die Öffnung mehr als groß genug war, schließlich hatte auch das fremde Schiff seinerzeit hindurchgepaßt.
Ein reger Shuttleverkehr hatte zwischen der Pegasus und dem riesigen Raumschiff eingesetzt, eine Menge Ausrüstungsgegenstände wurden hinüber transportiert.
Soweit die Ausbildung der Crew bzw. deren technische Möglichkeiten reichten, wurde versucht das fremde Schiff zu untersuchen, wobei man allerdings äußerst behutsam vorging. Türen die verschlossen waren öffnete man vorerst nicht, so daß die Untersuchung auf den Hangar, den langen Gang, die kleine Vorhalle, die Tiefschlafkammer sowie die Außenhülle des Schiffes beschränkt blieb.
Erkenntnisse über die Tatsachen hinaus, daß es sich bei den Containern in der großen Halle um Hibernationseinrichtungen handelte, wie sie auch von Menschen in den Anfängen der Raumfahrt, vor der Entdeckung der Sprungpunkte verwandt wurden, konnte allerdings aus dem Schiffsinneren nicht gewonnen werden.
Das Äußere war dafür um so interessanter. Das ungefähr drei Kilometer lange Schiff verfügte über zahlreiche kleine Aufbauten bzw. verschlossene Schachtöffnungen, die nach einiger Zeit als Waffentürme bzw. Ausstoßöffnungen für Raketentorpedos oder ähnliches mit einer Wahrscheinlichkeit von achtzig Prozent identifiziert wurden. Eine Restunsicherheit verblieb zwar, jedoch war man sich an Bord der Pegasus so gut wie einig, daß man ein riesiges Kriegsschiff vor sich hatte. Ein Kriegsschiff, dessen war man sich mittlerweile sicher, das nicht von Menschenhand erbaut sein konnte, da es unzweifelhaft mindestens fünfzig bis fünfundfünzigtausend Jahre alt war. Davon hatte es allerdings nur rund zweitausend Jahre in diesem Asteroiden verbracht. Wie sich herausgestellt hatte war die Höhle künstlichen Ursprungs und vor ungefähr zweitausend Jahren geschaffen worden. Ein Zeitpunkt, der in etwa mit dem Zeitpunkt übereinstimmte, den man bislang grob für den Besuch der Springer in diesem System festgestellt hatte. Je mehr man sich mit den Untersuchungsergebnissen beschäftigte, um so mehr Fragen taten sich auf.
Über Energie verfügte das Schiff unzweifelhaft, eine sehr leistungsstarke Energiequelle befand sich am Heck des Schiffes, nahe den Antriebsaggregaten. Die dort über die Jahrtausende produzierte Energiemenge mußte gewaltig sein, die Menschen hüteten sich immer mehr davor, etwa unbeabsichtigt, einen falschen Schalter umzulegen und dadurch ein Inferno zu entfachen. Nicht das etwa die Möglichkeit dazu bestand dies zu tun, der einzige Schalter war in der Vorhalle zu finden, er blinkte ununterbrochen rot vor sich hin. Die Furcht vor unabsehbaren Konsequenzen hatte Captain Schappner jedoch zu sehr restriktiven Anordnungen getrieben, keine verschlossene Tür durfte mit Gewalt geöffnet werden, die Untersuchungen sollten sich nur auf die frei zugänglichen Teile des Schiffes beschränken und zu guter letzt oder sollte man sagen an allererster Stelle stand das Verbot den einsam vor sich hin blinkenden Schalter zu betätigen.


***


"In drei Tagen werden wir abreisen," die Worte hingen geradezu in der Luft, während Flaschen mit alkoholischen Getränken die Runde machten. Der Captain hatte die während des Fluges eigentlich geltenden Bestimmungen für kurze Zeit gelockert, so daß überall auf dem Schiff kleine Feiern stattfanden.

"Was kümmerts dich, Cal," bemerkte eine der anderen anwesenden Assistentinnen der Wissenschaftsabteilung. "Je eher wir von hier abhauen, desto früher werden wir wieder zu Hause sein."

"Irina hat recht, Cal. Ich verstehe auch nicht was dich hier hält. Ich meine, diese alte Zivilisation ist ja gut und schön, aber da können sich doch auch andere drum kümmern. Ich möchte auch lieber so langsam zurück nach Hause. - Und momentan haben wir noch nicht einmal die Hälfte der Strecke nach draußen hinter uns gebracht...," der Sprecher, ein Mann etwa Mitte zwanzig griff erneut zu der vor ihm auf einem kleinen Tisch stehenden Flasche und nahm einen tiefen Zug. "Wenn es hier wenigstens etwas zu entdecken gäbe, die Menschen da drin könnten uns ja einiges erzählen - wenn der Captain es erlauben würde diesen Schalter zu betätigen. Oder seid ihr etwa auch der Ansicht, daß es sich dabei um einen Selbstzerstörungsmechanismus handelt?"

"Das ist der Startknopf für die Hibernationsanlage," entfuhr es Cal. "Das weiß jeder an Bord, auch der Captain. Er traut sich nur nicht den notwendigen Schritt zu machen - genauso wenig wie er sich traut mit etwas größerer Geschwindigkeit in einen Sprungpunkt einzutreten." Der letzte Satz Cals erzeugte allgemeine Heiterkeit in der versammelten Runde.

"Wir fliegen weiter und den Ruhm das Rätsel dieser Menschen und Aliens zu lösen den kassieren andere. Andere die ihn nicht verdienen, die ihn nur deshalb ernten, weil sie so mutig sind einen bestimmten Knopf zu drücken." Wohl nicht zuletzt durch den anhaltenden Alkoholkonsum bedingt wurden die Worte schärfer und die Köpfe heißer.

Kurze Zeit später befand sich die kleine Gruppe von Wissenschaftsassistenten auf dem Korridor in Richtung der Shuttlebay. Ein wahnwitziger Plan war geboren und kurzfristig in die Tat umgesetzt worden. Ein Shuttle zu besetzen war mangels Sicherheitsvorkehrungen oder gar Wächtern recht einfach. Es in alkoholisiertem Zustand aus der Shuttlebay und in den Asteroiden zu steuern schon schwieriger. Das Einfliegen in das fremde Schiff endete fast in einem Fiasko, das Shuttle streifte die Außenhülle des fremden Schiffes und blieb an der verbeulten äußeren Schleusentür des Shuttlehangars hängen. Der dadurch hervorgerufene Schock ernüchterte zwar die Insassen des Shuttles, die weitere Durchführung ihres Plans wurde allerdings nicht beeinträchtigt.
Die Raumanzüge wurden angelegt, die Schleuse des Shuttles geöffnet. Wie bereits schon so oft in den letzten Tagen betraten die Menschen das fremde Schiff. Der Weg durch den langen Korridor erschien unheimlich. Irgendwie noch unheimlicher als das erste Mal, als Cal zusammen mit Leslie den nur durch das Licht ihrer Helmscheinwerfer erleuchteten Gang durchschritten hatte. Mittlerweile hatte man transportable Lampen und einige Energiezellen installiert, so daß der Gang bis in den letzten Winkel erleuchtet war.
Die kleine Vorhalle war erreicht. Das rot blinkende Licht fiel nun, da auch hier alles ausgeleuchtet war, nicht mehr dermaßen ins Auge wie beim ersten Mal. Es erschien Cal fast schon wie ein Sakrileg hier nicht mehr das Dunkel vorzufinden, in das der Raum Äonen lang getaucht gewesen war.
Kurze Zeit bekam er Skrupel den Knopf zu betätigen, der Druck der Gruppe um ihn herum wirkte jedoch so stark, daß er nach kurzem Zögern den Schritt machte. Sein im Handschuh des Raumanzuges steckender Finger stellte mit geringem Druck den Kontakt her, der seit langer Zeit auf seine Auslösung wartete.
Das Verblüffende war, daß rein gar nichts zu geschehen schien. Irgendwie hatten die Anwesenden damit gerechnet, daß etwas aufsehenerregendes passieren würde. Warnlichter, Lautsprecheransagen, neblige Gasschwaden, die das Einströmen von Atmosphäre in das kalte Schiff anzeigen würden oder ähnliches. Nichts dergleichen geschah. Lediglich vereinzelt ließen sich an den Containern einzelne kleine Kontrollichter erkennen die anzeigten, daß ein Prozeß in Gang gesetzt worden war.

"Wenig eindrucksvoll," bemerkte Irina während sie und die Anderen in der Halle mit den Containern verharrten. "Ich bin mir nicht mehr sicher, ob wir das Richtige getan haben."

"Ein zurück gibt es jetzt nicht mehr...," war die einzige Antwort die Cal darauf hatte.

"He, seht mal hier drüben...!" Der Ausruf kam von Martin, der langsam begonnen hatte durch die Containerreihen zu schlendern. "Ich glaube das Ding hier beginnt sich zu öffnen!"

Die Anderen eilten in den Gang in dem sich Martin befand. Tatsächlich strömte aus einem kleinen Spalt Nebel aus dem Container und gefror an dessen Oberfläche.

"Da entweicht Luft," kommentierte Irina nach einer Weile. "Verdammt, da geht etwas schief, der Typ da drin hat doch keinen Raumanzug an," schrie sie geradezu weiter.

Der Spalt vergrößerte sich zusehends, der ausströmende Nebel wurde stärker.

"Der Computer, oder welches gottverdammte Ding diesen Prozeß hier auch steuert, nimmt an, daß dieser Raum hier mit Atmosphäre geflutet ist. Die Tür da ist von den Springern herausgesägt worden, dabei ist die Luft entwichen...," Cals Worte hingen voller Entsetzen in der Luft. "Wir müssen etwas unternehmen, hat jemand einen Vorschlag?" Betretenes Schweigen folgte der Frage.

"Ein Atmosphärezelt," schlug Irina nach einiger Zeit vor. "Im Shuttle müßte eines sein. Wir haben es auf der Raumstation benutzt um nicht in den unbequemen Anzügen schlafen zu müssen."

"Das reicht maximal für zwei bis drei Container, damit kommen wir nicht weit," erwiderte Martin.

"Ich meinte nicht, daß wir es über den Containern aufbauen sollen. Wir müssen die Tür da abdichten und den Raum hier mit Atmosphäre aus dem Shuttlevorrat fluten, los, das ist die einzige Chance die sie haben!" Irina rannte bereits in Richtung Shuttle, eine Schocksekunde später folgten ihr die Anderen.

Der Weg bis zum Shuttle schien sich unendlich zu dehnen. Im Laderaum des kleinen Raumschiffes war, vorschriftsmäßig verpackt, tatsächlich eine der dünnwandigen Blasen vorhanden, die im allgemeinen Sprachgebrauch der Crew als Atmosphärezelte bezeichnet wurden. Auch diverse Preßluftflaschen fanden sich schnell.
Die Ausrüstungsgegenstände durch den langen Korridor zu schaffen erwies sich trotz der vorhandenen Schwerelosigkeit als kompliziert, da die Preßluftflaschen zwar ihr Gewicht aber nicht ihre Masse verloren hatten und somit nicht einfach zu händeln waren. Das Atmosphärenzelt so in der aufgesägten Tür zu plazieren, daß es die Öffnung luftdicht abschloß, erwies sich ebenfalls als nicht gerade einfach, aber schließlich gelang es doch. Das Gasgemisch strömte aus den nun auch geöffneten Preßluftflaschen in den Raum.
Nachdem nun alles in ihrer Macht stehende getan war, wandten sich die Menschen wieder den Containern zu. Zwanzig der Behälter hatten sich bereits geöffnet bzw. waren noch im Begriff dies zu tun. Bei den Anderen rührte sich nichts.
Betreten standen die Wissenschaftsassistenten vor dem Container, der sich als erster zu öffnen begonnen hatte. Der in ihm liegende Mann hatte das Vakuum nicht überlebt. Der Anblick seiner Leiche war grauenvoll. In drei weiteren Behältern sah es ähnlich aus, lediglich der Inhalt wich hinsichtlich eines Containers ab. In ihm waren die Überreste eines Aliens zu finden. Weitere dreizehn Behälter enthielten ebenfalls nur Leichen. Diesen konnte man jedoch ansehen, daß sie nicht an den Auswirkungen des Vakuums, sondern wahrscheinlich bereits schon vor langer Zeit am Versagen der Hibernationsanlage gestorben waren.
Die drei übrigen Container bargen lebende Wesen, zwei Menschen, beide weiblich und ein Alien. Alle drei schienen jedoch ebenfalls nicht auf der Höhe zu sein. Der Pulsschlag der Menschen ging nur unregelmäßig, die Atmung sehr flach. Der Alien zitterte ständig am ganzen Körper, seine Atmung ging nur stoßweise. Die Menschen deuteten auch dies als nicht korrekt einzustufenden Zustand.

"Wir müssen sie rüber zur Pegasus schaffen oder den Arzt hier herüber holen," bemerkte Cal nach einer Weile. "Wir können hier nichts für sie tun."

"Richtig, wir haben schon mehr als genug für sie getan indem wir sie umgebracht haben!" Irinas Gesicht war zu einer steinernen Maske erstarrt. "Wir müssen zumindest versuchen ihnen zu helfen!"


***


"Sie haben was getan?" Der Captain starrte ungläubig vom Interkombildschirm herab auf die Brücke.

"Ein Shuttle halb zu Bruch geflogen, den Schalter auf dem fremden Schiff betätigt und damit den Wiedererweckungsprozeß in Gang gesetzt wodurch einige Individuen getötet wurden. Drei vermutlich schwer in Mitleidenschaft gezogene Fremde werden zur Zeit von unserem medizinischen Team geborgen. Vielleicht können wir ihnen helfen," die erste Offizierin hatte, nachdem sie der Notruf aus dem Shuttle im Bauch des fremden Schiffes erreichte, zuerst die Rettungsoperation in Gang gesetzt und dann erst den Captain informiert, der gerade schlief.

"Das ist Meuterei! Meuterei auf meinem Schiff! ich kann es nicht fassen...," dem Captain fehlten sichtlich die Worte.

"Ich denke sie sollten auf die Brücke kommen, Captain," erwiderte die erste Offizierin knapp. "Wir müssen uns jetzt eindringlich um das fremde Schiff kümmern."

"... und um diese jungen Leute," fügte der Captain an. "Ich bin in fünf Minuten bei ihnen, Manu."


***


"Haben sie Chancen, Doktor?" Der Captain hatte sich nach einer kurzen Einsatzbesprechung auf der Brücke zur Krankenstation begeben in der soeben die aus dem fremden Schiff geborgenen Raumfahrer eintrafen.

Der Arzt, ein Mann etwa um die fünfzig Jahre alt mit stark schütterem Haar, wiegte langsam seinen Kopf. "Schwer zu sagen, Captain. Der Mechanismus dessen sie sich bedient haben ist dem von uns in den Anfängen der Raumfahrt benutzten in etwa vergleichbar. Allerdings haben wir noch nie jemand so lange in Hibernationskammern gelassen. Dazu kommen noch die Schäden, die das kurzzeitige Vakuum angerichtet hat. ich kann es beim besten Willen nicht sagen, vor allem bei dem da," der Arzt deutete auf den Alien dessen zwei vordere Gliedmaßen in unablässigem Stakkato um sich schlugen. "Ich bin auf Menschen spezialisiert. Leider kann ich so gut wie keine Kenntnisse bezüglich Insekten vorweisen. Außerdem war ich bislang der Ansicht, daß Insekten dieser Größenordnung schlechterdings biologisch unmöglich seien. - Nun, da muß ich ja jetzt wohl umdenken," schloß der Arzt seine Kurzdiagnose.

"Arachna, ma nen te torus...," flüsterte unüberhörbar eine fremde Stimme in der Krankenstation. Der Captain hatte keine Schwierigkeiten die Quelle ausfindig zu machen, es war eine der beiden Frauen, die man von dem fremden Schiff geborgen hatte. Sie trug, wie die andere Frau auch, einen grauen Overall. Ihr Kopf war kahlgeschoren. Zitternd hob sie ihre rechte Hand und versuchte damit die sich neben ihr auf der anderen Liege befindende Frau zu erreichen. Der Arzt stand fast sofort neben ihr und ergriff ihre Hand. Mit beruhigender Stimme sprach er auf sie ein. Ihrem Gesichtsausdruck war anzumerken, daß sie ihn nicht verstand, der Tonfall seiner Stimme bewirkte jedoch den bezweckten Erfolg. Der Puls der Frau, welcher sich sprunghaft erhöht hatte, fiel auf ein erträgliches Maß zurück.

Langsam näherte sich der Captain der Frau, deren Augen unablässig die Krankenstation durcheilten, scheinbar ständig darauf bedacht an etwas bekanntem hängen zu bleiben.

"Können sie mich verstehen?" fragte der Captain, obwohl er sich ziemlich sicher war, daß dies nicht der Fall war.

"Arachna?" war die Antwort auf seine Frage.

Der Captain wandte sich der anderen Frau zu und deutete mit dem Finger auf sie. "Meinen sie ihre Gefährtin?" fragte er.

Die Frau nickte schweigend mit dem Kopf.

"Ich denke ein Anfang ist gemacht, wir können uns verständigen," bemerkte der Captain. Er deutete mit dem Daumen auf sich. "Schappner," sagte er. "Captain Schappner." Fragend deutete er mit seinem Zeigefinger auf die auf der Bahre liegende Frau.

Diese verstand was er von ihr wollte. "Nadeshda," antwortete sie mit einem verspielten Lächeln auf den Lippen. "Schappner, Captain Schappner," wiederholte sie seine Worte. "Arachna?" fügte sie mit einem besorgten Tonfall an.

Der Captain sah sie lange an bevor er langsam die Achseln zuckte. "Ich weiß es nicht," beantwortete er ihre Frage. "Wir können nicht viel tun."

"Despinto?" Sie deutete auf den Alien, der immer noch mit zuckenden Gliedmaßen auf der Bahre lag.

"Ich fürchte bei ihm können wir noch viel weniger tun," beantwortete der Captain auch diese Frage. Am Tonfall schien die Frau den Sinn der Worte erfaßt zu haben, sie versuchte sich aufzurichten, sackte aber fast augenblicklich wieder in sich zusammen.

"Vorsichtig, nicht übernehmen," rief der Arzt während er schnell eine oberflächliche Untersuchung der Frau vornahm. "Nur ein Schwächeanfall, nichts ernstes," sagte er zu dem Captain gewandt.

Die Frau nickte schwach, wandte sich jedoch sofort wieder an den Captain. "Raduto," sagte sie und deutete auf einen auf der ihr nahestehenden Konsole liegenden Schreibblock. "Raduto," wiederholte sie bestimmt.

Ein Pfleger ergriff das Papier und einen Stift und überreichte beides der Frau. Diese ergriff dankbar die Gegenstände und begann mit zittriger Hand etwas zu zeichnen, was nach kurzer Zeit unschwer als stilisierte Darstellung des fremden Raumschiffs erkannt wurde. Ein Strichmännchen neben dem Schiff wurde durch einen Pfeil mit dem Schiff verbunden. "Nadeshda," sagte sie erneut, zeigte auf sich und das Strichmännchen und fuhr dann mit dem Finger entlang des Pfeils zum Raumschiff. Fragend blickte sie den Captain an.

"Ich glaube sie will zurück zum Schiff," bemerkte der Arzt.

"Ist sie transportfähig?" fragte der Captain.

"Nein, aber spielt das eine Rolle?" gab der Arzt die Frage zurück. "Vielleicht kann sie dort drüben besser für sich und ihre Gefährten sorgen als wir hier für sie. Wer weiß welche Geheimnisse in dem Koloß da drüben noch schlummern?"

"Eben das macht mir ein wenig Angst," entgegnete der Captain. "Eine Wahl haben wir jedoch kaum." Ein tiefer Seufzer entrang sich seiner Kehle. "Lassen sie ein Shuttle klarmachen, wir fliegen rüber," er deutete zuerst auf sich, dann auf die Frau und fuhr alsdann mit seinem Finger den Pfeil entlang zum Schiff. "Arachna, Despinto?" fragte er.

Die Frau schüttelte den Kopf und deutete auf sich und den Captain. "Nadeshda, Schappner, Captain Schappner," entgegnete sie.

"Also gut, die Beiden bleiben vorerst hier. Doktor, sie kommen mit. Gehen wir rüber zum fremden Schiff. Mal sehen was uns dort erwartet."


***


Der Anblick des fremden Schiffes hatte sich nicht verändert, es ruhte immer noch, wie bereits seit Jahrtausenden, eingebettet in der Felswand der Höhlung. Obwohl ihm eigentlich irrationale Gedanken widerstrebten hatte der Captain mit einer spektakulären Veränderung gerechnet. Zumindest hatte er erwartet, daß das Schiff in hellem Licht erstrahlte, sei es durch extra dazu in den Rumpf eingelassene Scheinwerfer, sei es durch die durch die Fenster nach außen dringende Innenbeleuchtung. - Nichts dergleichen hatte sich ereignet. Nach wie vor lag das Schiff in vollkommenster Dunkelheit da, lediglich ausschnittweise erhellt durch die Scheinwerfer des Shuttles, das nunmehr den Andockvorgang einleitete.

Nadeshda verfolgte den Anflug über den Bildschirm der im Frachtraum des Shuttles über der Verbindungstür zum Cockpit installiert war. Langsam kam die offene Luke näher, das Shuttle schwebte vorsichtig in den Hangar hinein. Einige Leute der Pegasus hatten mittlerweile das beschädigte Shuttle, mit dem die Wissenschaftsassistenten hergekommen waren, in den Hangar hineinbugsiert, so daß die Einflugöffnung wieder passierbar war.

Der Captain blickte den Arzt stumm an und versuchte sich vorzustellen wie die drei Fremden in, für den Einsatz im Vakuum gedachten, Transportblasen gesteckt und dann aus dem Hangar heraus, an dem havarierten Shuttle vorbei, in das wartende Shuttle des medizinischen Teams gebracht worden waren um zur Pegasus transportiert zu werden.

Das Shuttle war zum Stillstand gekommen, wortlos legten die Insassen ihre Raumanzüge an. Nadeshda wurde in eine Transportblase verpackt, die sie mit dem notwendigen Sauerstoff versorgte. Während sie den Weg durch den Korridor gingen behielt sie ihre passive Beobachterrolle bei. Als die Gruppe jedoch die kleine Vorhalle erreichte war ihr eine sichtliche Gemütsbewegung anzumerken als sie die von den Springern geöffnete Tür bemerkte. Captain Schappner versuchte ihr zu erläutern, daß die Besatzung der Pegasus diesen Schaden nicht verursacht hatte, inwieweit sie seine mit Händen und Füßen vorgetragene Erläuterung jedoch verstand blieb im dunkeln.

Crewmitglieder der Pegasus hatten mittlerweile eine Schleuse aus Teilen von Atmosphärezelten in die Tür eingebaut, so daß die Gruppe ungehindert in den Raum mit den Hibernationszellen gelangen konnte. Dort angekommen öffnete der Arzt die Transportblase und half der stark geschwächten Frau auf eine bereitgestellte Liege. Die Auswirkungen der Schwerelosigkeit nach der simulierten Schwerkraft auf der Pegasus hatten nicht zu einer Verbesserung ihres Zustandes geführt.

Ihre Augen schweiften in der Halle umher, suchten die Reihen der Container ab. "Rado!" Sie streckte eine Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger in Richtung einer Tür an der rückwärtigen Wand der Halle aus. Zwei Crewmitglieder ergriffen die Bahre und trugen Nadeshda in Richtung der Tür. Captain Schappner und der Arzt folgten ihnen auf dem Fuße.

An der Tür angelangt richtete sich die Frau mit Hilfe des Arztes auf der Bahre auf und berührte mit ihrer Hand eine Stelle mitten auf der Tür, die sich in keinster Weise von der sie umgebenden Fläche unterschied. Nichtsdestotrotz mußte dort ein Mechanismus verborgen sein, denn die Tür öffnete sich ohne Verzögerung. Hinter der Tür erstreckte sich wiederum ein langer Gang mit zahlreichen von ihm abgehenden Türen, der mit Öffnung der Tür plötzlich in grellem Licht erstrahlte. Schale, abgestanden riechende Luft schlug den Menschen entgegen.

"Atmosphäre," bemerkte der Captain. "Wir sollten als Vorsichtsmaßnahme wieder die Raumanzüge anlegen."

"Was sie atmen kann, das können auch wir atmen, Captain," erwiderte der Arzt. "Solange wir nicht in einen Raum mit Vakuum gelangen dürfte hier keine Gefahr drohen, mal abgesehen von Krankheitskeimen oder ähnlichem, aber diesbezüglich hätten wir uns bereits schon viel früher angesteckt. Außerdem schätze ich, daß die Leute hier ihr Schiff genau wie wir ziemlich keimfrei gehalten haben. - Lassen sie uns weitergehen."

Der Captain nickte nach kurzem Überlegen mit dem Kopf und Nadeshda, die den Disput interessiert beobachtet hatte, deutete mit ihrem Finger den Gang hinab. "Rado!" entfuhr es erneut ihren Lippen.

Nach wenigen Metern deutete die Frau erneut auf eine Tür, die zur linken Hand von dem Gang abging. Auch diese Tür öffnete sich unversehens nachdem Nadeshda ihre Hand auf eine bestimmte Stelle in der Mitte der Tür gelegt hatte. Die Gruppe betrat den Raum, der mit allerlei Konsolen und mehreren Liegen ausgerüstet war. "Krankenstation," entfuhr es dem Arzt. "Das hier muß die Krankenstation sein."

Die Frau deutete auf eine der Liegen. Nachdem man sie auf diese gelegt hatte senkte sich plötzlich ein Bedienungspult von der Decke herab. Nadeshda löste auf diesem einen Kontakt aus und bedeutete den anderen einige Schritte zurückzutreten. Aus der Decke senkte sich eine durchsichtige Haube herunter, die die Liege komplett mit dem Boden abschloß.
Innerhalb der Haube senkten sich diverse Geräte von der Decke herab und begannen Nadeshda zu untersuchen. Nach einiger Zeit wurden ihr diverse Injektionen verabreicht des weiteren konnten die Menschen einen blauen Nebel innerhalb der Haube beobachten, der nach und nach die Sicht auf die Frau vollends versperrte.

"Wir sollten hier nicht untätig herumstehen," sagte der Captain. "Versuchen wir so viel wie möglich von den uns bislang nicht zugänglichen Sektoren des Schiffes zu erfahren. Wer weiß was uns hier noch alles erwartet. - Doktor, ich denke es wird das Beste sein, wenn sie hierbleiben und ggf. Hilfestellung leisten sobald der Prozeß beendet ist." Er blickte die zwei anderen Crewmitglieder an während er weitersprach. "Wir werden uns mal ein wenig umsehen." Der Captain und seine beiden Begleiter verschwanden aus dem Raum und ließen den Arzt alleine zurück.

Der hellerleuchtete Korridor führte noch ungefähr einhundert Meter weiter in dieselbe Richtung, dann wurde er von einer Tür versperrt. Trotz aller Bemühungen diese so zu öffnen wie Nadeshda es bei den anderen Türen bislang getan hatte, wurden ihre Versuche nicht vom Erfolg gekrönt, die Tür blieb verschlossen.

Ebenso erging es ihnen bei den vom Korridor abgehenden Türen an denen sie zuerst achtlos vorbeigegangen waren. "Scheint ein persönlicher ID-Code von Nöten zu sein um diese Türen zu öffnen," bemerkte eins der beiden Mannschaftsmitglieder als sie wieder vor der immer noch geöffneten Tür der Krankenstation standen. "Wir können wohl von Glück sagen, daß diese hier sich nicht geschlossen hat nachdem wir mit Nadeshda eingetreten waren. Wer weiß, vielleicht wären wir nicht mehr herausgekommen."

Der Arzt blickte auf als er die Stimmen hörte. "Noch keine Veränderung," berichtete er mit einem Kopfnicken in Richtung der immer noch unter der Haube liegenden Frau. "Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig als zu warten," schloß er.


***


Nadeshda verbrachte rund sechsunddreißig Stunden unter der Haube. Als sich letztere nach erfolgter Behandlung endlich hob schlief sie fest. Entgegen ihrer Anweisung hatte Captain Schappner mittlerweile dafür gesorgt, daß auch die anderen zwei Fremden von der Pegasus zurück in das fremde Schiff transportiert wurden. In der Krankenstation dort waren noch weitere Liegen vorhanden. Der Arzt war sich zwar nicht hundertprozentig sicher den richtigen Knopf in Erinnerung zu haben, mangels einer ihm selbst möglichen Behandlung der Patienten löste er einfach den ihm am wahrscheinlichsten erscheinenden Kontakt an der sich aus der Decke herabsenkenden Schalttafel aus. Hauben senkten sich über die Beiden, ob tatsächlich die richtige Behandlung einsetzte würde die Zeit zeigen.

Nach rund zwanzig stündigem Tiefschlaf erwachte Nadeshda, immer noch auf der Liege in der Krankenstation ruhend. Der Pfleger, der zu dieser Zeit gerade Wache hielt, benachrichtigte sofort den Captain, der kurze Zeit später zusammen mit dem Arzt der Pegasus wieder in der Krankenstation des fremden Schiffes eintraf.

"Schappner, Captain Schappner," waren die ersten Worte der sichtlich gestärkten Frau als die beiden Männer den Raum erneut betraten.

"Erstaunliche Entwicklung," bemerkte der Arzt und fügte hinzu, "das Ding da hat sie vermutlich mit allerlei Drogen aufgeputscht. Für eine tatsächliche Genesung war die Zeit einfach zu kurz - bei den für meine Heilkünste eigentlich irreparablen Schäden."

Nadeshda war mittlerweile von der Liege aufgestanden und hatte sich, nachdem sie kurze Blicke auf ihre sich auf den anderen Liegen befindenden Kameraden geworfen hatte, der Tür zugewandt. Ein an den Captain gewandter, auffordernder Blick war die einzige Regung, die ihm Gesicht zu entnehmen war.

"OK, gehen wir," war dessen, mit einer auffordernden Handbewegung gepaarte Geste.

Die Frau führte die kleine Gruppe, der Captain hatte noch drei weitere Begleiter mitgenommen, den Gang ein Stück herunter und dann durch eine Tür, die vor kurzem noch für die Mannschaft der Pegasus nicht zum Öffnen zu bewegen gewesen war. Auf Nadeshdas Hand reagierte sie sofort.

Ein mit Leitersprossen versehener Schacht verbarg sich hinter der Tür. Ohne ein Wort zu verlieren kletterte die Frau behend die Leiter nach oben. Drei Stockwerke später verließ sie den Schacht wieder und betrat erneut einen Korridor von dem wiederum zahlreiche Türen abgingen. Auch in diesem Korridor schaltete sich wie von Zauberhand das Licht ein. Wenige Meter vom Schacht entfernt öffnete Nadeshda eine Tür und trat in einen großen, ovalen Raum ein, der mit zahlreichen Bedienungskonsolen an den Wänden und verschiedenen Pulten in der Mitte des Raumes bestückt war. Auch dieser Raum erstrahlte urplötzlich in gleißendem Licht. Verschiedene Lichter an einzelnen Konsolen ließen unschwer erkennen, daß von hier aus verschiedene Prozesse gesteuert wurden, und dies vermutlich seit tausenden von Jahren.

Nadeshda entfaltete plötzlich eine rege Aktivität. Sie hastete von Konsole zu Konsole und untersuchte die angezeigten Daten beziehungsweise nahm einzelne Schaltungen vor. Entsetzt betrachtete sie einzelne nicht aktive Konsolen um sich dann schnell anderen, scheinbar nicht hundertprozentig funktionierenden zuzuwenden.

Nach einiger Zeit, während der sie die Crewmitglieder der Pegasus vollständig ignoriert hatte, wandte sie sich wieder diesen zu. "Schappner, Captain Schappner," sprach sie den fast regungslos dastehenden Mann an und winkte ihn gleichzeitig zu einer Konsole herüber, die in etwa im geometrischen Zentrum des Raumes installiert war. Der dort vorhandene Bildschirm war soeben zum Leben erwacht und zeigte ein stilisiertes Bild der Halle mit den Hibernationcontainern, wobei Teile der Container in roter, andere in gelber und einige in grüner Farbe dargestellt wurden.

Der Captain blickte Nadeshda fragend an. Diese verstand, deutete auf die roten Symbole und schüttelte langsam den Kopf, die gelben bewertete sie mit einer schlackernden Handbewegung und deutete dabei auf sich selbst, die grünen wurden positiv bewertet. Mit dieser Konsole konnte anscheinend die ordnungsgemäße Funktion der Hibernationszellen überprüft werden.

"Über fünfzig Prozent Verlust," entfuhr es dem Captain. "Die Anlagen waren nicht für die Ewigkeit gebaut...," seine Stimme verstummte.

Nadeshda deutete auf die grünen Symbole und blickte den Captain fragend an. Dieser blickte nicht verstehend zurück. Die Frau deutete erneut auf die grünen Symbole, dann auf sich und dann auf den Captain, welcher in ihren Augen eindeutig eine Frage und die Hoffnung auf eine positive Antwort zu erkennen glaubte.

"Sie will ihre Leute aufwecken, Captain. - Aber nur mit ihrem Einverständnis," warf eins der Crewmitglieder ein, die die beiden begleitet hatten.

"Mein Einverständnis?" Der Captain war verblüfft. "Wieso mein Einverständnis?" Er sah die Frau lange an, dann nickte er kaum merklich, deutete auf die grünen Symbole, dann auf Nadeshda und sich und nickte erneut.

Der Frau schienen Steine vom Herzen zu fallen, sie wandte sich wieder der Konsole zu und begann einige Schaltungen vorzunehmen, vermutlich um den Wiedererweckungsprozeß zu initiieren. Nachdem dies geschehen war winkte sie den Captain zu einer anderen Konsole. Dort angelangt erweckte sie auch diese zum Leben. Auf dem Bildschirm erschienen einige Symbole, danach, stilisiert dargestellt, ein Mensch. Nadeshda deutete auf einzelne Körperteile der Figur und nannte gleichzeitig einige fremd klingende Worte, auffordernd blickte sie den Captain an. Dieser verstand, auch er deutete auf die angesprochenen Körperteile und nannte die dazu gehörenden Begriffe. Nadeshda grinste ihn fröhlich an. In schneller Folge erschienen nun andere Gegenstände des täglichen Lebens, welche alle benannt wurden, der Computer baute nach und nach ein Wörterbuch auf.


***


"Sie kümmern sich jetzt um die wohl offensichtlich beschädigten Hibernationsanlagen, Cal. Ich schätze in wenigen Tagen werden wohl alle noch lebenden Besatzungsmitglieder aufgeweckt worden sein." Leslie seufzte und griff nach ihrer Tasse Tee, die auf dem ansonsten leeren Tisch vor ihr stand. "Der Captain läßt sich nicht erweichen, alle Beteiligten an dem Kommandounternehmen haben immer noch bis auf weiteres Stubenarrest. Ich konnte da leider nichts erreichen, obwohl meine Abteilung nunmehr so gut wie nicht existent ist. - Tut mir leid."

"Das braucht ihnen nicht leid zu tun, Les," entgegnete der Assistent mit resigniert klingendem Tonfall. "Wir haben es uns selbst zuzuschreiben. Es gab eindeutige Anweisungen auch wenn wir sie für falsch hielten, wir hätten sie nicht ignorieren dürfen. - Wieviele sind gestorben?"

"Aufgrund des Vakuums nur die, die bereits von ihnen selbst bemerkt wurden. Ansonsten liegen rund vierhundert Tote in den Containern, bei ungefähr fünfzig Leuten steht die Sache wohl arg auf der Kippe, wenn ich alles richtig verstanden habe. Die Hibernationseinrichtungen hatten einen schwerwiegenden Defekt und versorgten die Schläfer nicht richtig."

"Die Dinger sollten zwar dafür da sein, eine lange Zeitspanne zu überbrücken, aber für die Ewigkeit waren sie halt doch nicht gemacht, eine Ironie des Schicksals," bemerkte Cal ruhig. "Wie hat sich der Captain entschieden, wieviel Zeit werden wir jetzt noch hier verbringen?"

"Alle Pläne bezüglich des Weiterflugs sind ausgesetzt, Cal. Zumindest dieses haben sie mit ihrer Aktion erreicht. Wir werden uns um dieses Schiff kümmern - zumindest bis jemand anderes von Vinea kommt - und das kann dauern." Leslie blickte in die scheinbar unergründliche Tiefe ihrer Teetasse und fügte dann noch hinzu, "Sie haben uns einen dauerhaften Eintrag in den Geschichtsbüchern gesichert, Cal. Wer weiß, vielleicht wird ihr Name noch in Jahrhunderten von den Kindern im Geschichtsunterricht gepaukt werden."

"Davon habe ich im Moment sehr viel," erwiderte der Assistent und starrte aus dem Fenster seiner Kabine hinaus in die schwarze Nacht des Alls. Undeutlich konnte er in einiger Entfernung den Asteroiden wahrnehmen in dessen Innern sich das fremde Schiff befand.


***


"Bitte nehmen sie doch Platz, Captain," die Frau deutete auf die freien Stühle, die um den Konferenztisch herum aufgestellt waren. Die in der fremden Sprache gesprochenen Worte wurden automatisch von einem Translatorgerät in Captain Schappners Ohr übersetzt. Einigen der Stühle konnte man unschwer anmerken, daß sie für die menschliche Anatomie denkbar ungeeignet waren, vermutlich waren sie für die Nichtmenschen unter der Mannschaft des Schiffes bestimmt.

"Sie haben unsere Sprache bemerkenswert schnell erlernt, Nadeshda," bemerkte der Captain während er sich in einem der an Sessel erinnernden Stühle niederließ. "Erstaunlich, was ihre Technik zu leisten vermag."

"Ich kann nur das ausdrücken, was der Computer vorher gelernt hat, Captain," entgegnete die Frau. "Wir haben trotzdem recht lange gebraucht um die Einzelheiten ihrer Sprache zu analysieren, ich hoffe die Fehler sind nicht zu arg?"

"Überhaupt nicht, die Übersetzung ist perfekt. Aber sagen sie, wie kommen sie voran mit dem Erwecken ihrer Mannschaftsmitglieder?"

"Mehr schlecht als recht, wenn ich ehrlich bin, Captain," erwiderte die Frau. "Wir haben nicht mit so vielen Ausfällen gerechnet."

"Ihre zwei Schicksalsgenossen...?" fragte der Captain weiter.

"Arachna ist gestorben, die Schäden waren irreparabel. Despinto ist schwachsinnig. Unsere Medizin kann ihn vermutlich nicht wiederherstellen. Ich bin die einzige Überlebende des ersten Erweckungsteams."

"Das tut mir leid," der Captain senkte seinen Blick und starrte auf seine wie zum Gebet gefalteten Hände.

"Es braucht ihnen nicht leid zu tun, wir müssen ihnen dankbar dafür sein, daß sie das Relais betätigt und dann schnell gehandelt haben. - Wissen sie was passiert wäre, wenn sie den Raum nicht abgedichtet hätten?" Der Mann schüttelte den Kopf. "Nach und nach hätten die Computer in regelmäßigen Abständen weitere Schläfer erweckt, mit der Konsequenz, daß wir alle jetzt tot in den Containern liegen würden, nein wir haben zu danken, Captain."

"Wenn unsere Leute den Schalter nicht betätigt hätten, dann würden aber einige ihrer Kameraden jetzt noch leben," entgegnete der Captain.

"Wenn sie den Schalter, wie sie es nennen, nicht betätigt hätten, dann hätte dies in absehbarer Zeit wahrscheinlich auch niemand anderer getan." Nadeshda starrte aus den Panoramafenstern in die im Asteroiden vorhandene Schwärze hinaus. "Wer weiß wie viele Systeme dann noch versagt hätten, bis jemand den Mut aufgebracht hätte den Kontakt auszulösen, nein, Captain. Es war schon die beste Alternative, die von ihren Leuten gewählt wurde, ich kann nur wiederholen, wir haben zu danken."

In diesem Moment öffnete sich eine der beiden Türen, die zu dem Konferenzraum führten. Durch die Türöffnung konnte Captain Schappner einen Blick in einen weiteren Korridor des fremden Schiffes erhaschen, er konzentrierte sich jedoch mehr auf die Neuankömmlinge, sah er doch nun zum ersten mal einen der Nichtmenschen in vollständiger Aktion. Begleitet wurde der auf vier Beinen gehende, das vordere Körpersegment mit den weiteren zwei Gliedmaßen und den zwei Fühlern nach oben erhobene Alien von zwei Menschen, einem Mann und einer Frau. Beide waren in den mittleren Jahren und wirkten irgendwie unwirklich in ihren grauen Overalls und ihren kahlgeschorenen Köpfen, die ihnen irgendwie ein uniformes Aussehen verliehen. Der Alien nahm schwungvoll auf einem der seltsam anmutenden Sitzgelegenheiten Platz indem er seine beiden hinteren Körpersegmente auf der Sitzfläche ablegte und sein vorderes Segment auf der Tischkante abstützte. Er, Captain Schappner bezeichnete das Wesen erst einmal mangels besseren Wissens als männlich, richtete seine Fühler dem Captain entgegen und gab klackende, von den gegeneinander schlagenden vorderen Gliedmaßen verursachte, Geräusche von sich. Der kleine Translator in Schappners Ohr begann mit der Übersetzung.

"Captain Schappner, ich heiße sie willkommen auf unserem Schiff. Erst einmal möchte auch ich ihnen meinen herzlichen Dank aussprechen für die von ihnen bewiesene Courage unseren Erweckungsprozeß zu initiieren." Nach einer kurzen Unterbrechung deren Ursache der Captain nicht feststellen konnte fuhr das Wesen fort. "Leider kann unser Captain sie nicht persönlich willkommen heißen, er ist unter denjenigen Individuen, die sehr stark gelitten haben. Ob er überleben wird ist noch sehr fraglich. Ich vertrete Ihn als ranghöchster, voll funktionsfähiger Offizier, mein Name ist Raho."

"Es tut mir leid, das von ihrem Captain zu hören," entgegnete Captain Schappner und kam sich dabei seltsam beschränkt vor, da er bei diesem Erstkontakt mit einer fremden Intelligenz immer nur Beileidsbekundungen und scheinbar nichts konstruktives von sich geben konnte.

Der Alien senkte leicht seine Fühler, eine anerkennende Geste für Schappners Worte? Dann fuhr er fort. "Captain, wir wissen, daß wir sehr lange Zeit in den Kammern verbracht haben. Unsere Leute, die bisher mit ihnen Kontakt hatten, hatten strenge Anweisungen keine Informationen über uns zu geben oder Informationen von ihnen einzufordern. Dies sollte nach Plan nur auf höchster Kommandoebene erfolgen. Da wir beide, wie es scheint, diese nun darstellen, möchte ich ihnen gerne ein paar Fragen stellen. Möchten sie zu diesem Gespräch noch weitere ihrer Leute hinzuziehen oder können wir beginnen?"

"Wir können beginnen, Raho," erwiderte der Captain der Pegasus. "Ich hielt es für besser vorerst alleine mit ihnen zu konferieren."

"Eine Geisteshaltung, die der unseren entspricht, das freut uns Captain," entgegnete der Alien um sofort fortzufahren. "Wie steht der Krieg, Captain? Wo stehen unsere Flotten, in welchem Frontabschnitt sollen wir uns eingliedern?" Sechs menschliche Augenpaare und zwei Fühler richteten ihre Aufmerksamkeit uneingeschränkt Captain Schappner zu.

"Krieg," murmelte dieser zurückhaltend vor sich hin, "ich fürchte, ich muß da etwas weiter ausholen, Raho. - Wir, das heißt das von mir befehligte Raumschiff Pegasus befindet sich auf einer reinen Forschungsmission in diesem, bisher von Menschen nicht erforschten Gebiet. Das von Menschen erkundete und besiedelte Gebiet liegt viele Sprungpunkte entfernt in Richtung auf den auslaufenden Spiralarm unserer Galaxis. Wir sind das erste menschliche Schiff, das so weit vorgedrungen ist. Wir selbst stammen Vinea, einer der ältesten, seinerzeit von Terra, der Heimatwelt der Menschen, besiedelten Kolonien..."

"Wir wissen wo Terra liegt, Captain. Wenn wir auch einen anderen Namen dafür haben," unterbrach ihn die bisher schweigsam am Tisch sitzende Frau, die kurz wie um Erlaubnis bittend Raho anblickte. "Raho ist mit seiner Frage wohl ein wenig über das Ziel hinausgeschossen. Captain, als wir uns schlafen legten da stand es nicht zum besten mit der Verteidigung unserer aus Menschen und Ardianern," sie deutete auf Raho, "bestehenden Föderation. Unsere Feinde hatten die Verteidigungsgürtel überwunden, die wir um unsere Kolonien sowie um die Heimatplaneten gelegt hatten. - Seither ist viel Zeit vergangen, wir würden gerne mehr über die derzeitige politische Lage erfahren - vor allem über die rätselhaften Wesen, die uns vor zwei Jahrtausenden ihrer Zeitrechnung aufgesucht, aber nicht erweckt haben."

Schappner blickte lange in das Gesicht der Frau um eine Gefühlsregung hinter ihrem wie aus Stein gemeißelten Gesicht entdecken zu können, gab es aber schließlich auf. Er entschied sich dazu, sein, zugegebenermaßen geringes Wissen auf einen Schlag preiszugeben. "Ich muß ihnen da wohl leider unangenehme Nachrichten mitteilen," begann er. "Wir Menschen haben in den gut neunhundert Jahren, in denen wir nun zwischen den Sternen reisen, bislang keine lebende andere intelligente Spezies getroffen. Zwar sind wir auf diverse Artefakte der Springer, so nennen wir die Spezies, die auch sie vor ungefähr zweitausend Jahren entdeckt hat, gestoßen. Mit diesen selbst sind wir aber bislang noch nicht zusammengetroffen. - Wir haben darüber hinaus jedoch einige, von einem interstellaren Krieg vollständig zerstörte Welten, mit vormals intelligentem Leben gefunden. - Der sich innerhalb der Biosphäre dieses Systems befindliche Planet gehört dazu." Schappner ließ seine Worte wirken und lehnte sich unbehaglich in seinem Sessel zurück.

Die Gesprächspartner starrten fassungslos vor sich hin, niemand gab einen Ton von sich bis Raho nach mindestens fünf Minuten erneut das Wort ergriff. "Keine Zivilisation auf Ardia?" fragte er erschüttert und nahm das Kopfschütteln Schappners kaum zur Kenntnis. "Die Menschen haben keinen Krieg geführt?"

"Wir haben auch unrühmliche Punkte in unserer Vergangenheit," entgegnete Schappner. "Der letzte Krieg endete vor ungefähr neunzig Jahren, es handelte sich dabei jedoch um einen zwischen Menschen geführten Kolonialkrieg, die Einzelheiten würden hier jedoch zu weit führen. Gegenwärtig sind vereinzelt kleinere Konflikte zwischen einzelnen Kolonien oder auf einzelnen Kolonien zu verzeichnen - nichts jedoch, was mit dem Krieg vergleichbar ist, der ihre Heimatwelt und die der anderen von uns bislang entdeckten Völker zu Schlackehaufen im All werden ließ."

"Mit dieser Entwicklung haben wir nicht gerechnet. Wissen sie wie dieser Krieg zustande kam?" fragte Nadeshda, die bislang dem Gespräch schweigsam gefolgt war.

"Nein, unsere Archäologen sind sich nicht einig über die Ursache. Fest steht nur, das die Zivilisation von Ardia zusammen mit einer weiteren, uns nur aus Aufzeichnungen und Ausgrabungen bekannten Zivilisation, gegen die anderen Krieg geführt hat. Zahlreiche, die eigentlichen Kriegshandlungen an Bord von Raumschiffen oder Raumstationen, überlebende Leute haben wohl kollektiven Selbstmord begangen, so sagen zumindest unsere Wissenschaftler. - Wir können ihnen gerne unser Datenmaterial zur Verfügung stellen, auch wenn ich fürchte, daß es kaum ausreichend sein wird ihnen viel weiterzuhelfen."

"Wenn das so ist, Captain," faßte sich Raho nach einiger Zeit. "Welche Anweisungen haben sie für uns?" Wieder blickten alle vorhandenen Augenpaare Schappner an. Rahos Fühler waren wie Speerspitzen auf den Captain gerichtet.

"Anweisungen, ich verstehe nicht," entgegnete der Captain.

Nadeshda mischte sich wieder in das Gespräch ein. "Wir haben die Anweisung uns der herrschenden Autorität bedingungslos zu unterstellen, die wir nach unserem Erwachen vorfinden, Captain. So wollten es unsere Führer als sie uns mit unserer Mission beauftragten. - Ich glaube aber, es wird besser sein, wenn ich ihnen vorerst erläutere welchen Sinn unsere Mission hatte. Vielleicht können sie danach eine bessere Entscheidung treffen, ihre Datenlage ist momentan, was uns angeht recht dürftig fürchte ich."

"Nadeshda ist als Kontaktperson zu ihnen bestimmt worden," mischte sich nun der bislang lediglich als Beobachter der Runde beiwohnende Mann in das Gespräch ein. "Sie wird ihnen alles ausführlich berichten, wir möchten jedoch anmerken, daß es unsereserachtens angebracht erscheint, daß die ihnen nunmehr zugänglich gemachten Informationen unter Verschluß gehalten werden. Wir werden uns vorerst um die Instandsetzung des Schiffes und das Wohl der Mannschaft kümmern, dringender Handlungsbedarf scheint ihren Worten nach ja nicht zu existieren."

"Haben sie etwas dagegen einzuwenden, Captain, wenn ich ein Team nach Ardia entsende um dort eigene Untersuchungen durchführen zu lassen?" fragte Raho demütig. "Ich will damit auf keinen Fall ihre Autorität oder Glaubwürdigkeit in Frage stellen, es ist nur schwer eine solche Tatsache zu akzeptieren ohne sie mit eigenen Augen gesehen zu haben."

"Selbstverständlich habe ich nichts dagegen einzuwenden, Raho. Ich werde darüber hinaus veranlassen, daß ihnen unsere Aufzeichnungen zur Verfügung gestellt werden."

"Ich danke ihnen, Captain. Erlauben sie uns, daß wir uns zurückziehen, Nadeshda wird sie informieren." Raho und seine zwei menschlichen Begleiter erhoben sich schweigend und verschwanden durch die Tür in den Korridor. Zurück blieb ein irritierter Captain und eine sichtlich geschockte Verbindungsoffizierin.


***


"Sie wollen damit sagen, daß diese Leute in der Zeit zurückgereist sind um diesen Krieg zu verhindern?" Leslie Gart lehnte sich fassungslos in ihrem Stuhl zurück und starrte an die Wand des Privatquartiers Captain Schappners. "Sowas hört sich doch stark nach dem schlechtem Abenteuerstoff eines Holofilmes an. - Die hat ihnen einen Bären aufgebunden, Captain - oder der Translator funktioniert nicht richtig."

"Es würde die uns ansonsten unerklärlichen Zeitdiskrepanzen erklären, Les. Außerdem erscheint mir die Sache auch so recht plausibel."

"Captain, es ist wissenschaftlich erwiesen, daß eine Zeitreise unmöglich ist," entgegnete die Wissenschaftlerin streng.

"Das war auch hinsichtlich interstellarer Reisen so, bevor man die Sprungpunkte entdeckte," erwiderte der Captain. "Les, versuchen sie doch nur einmal sich auf diese Geschichte einzulassen. - Der Krieg stand schlecht für die Allianz aus Ardia, Terra und einigen anderen Welten. Man hatte einen Hauptaggressor, der mit der totalen Vernichtung jeglichen Lebens auf den beteiligten Welten gedroht hatte, die Umsetzung dieses Plans war nur noch eine Frage von Monaten. Da entschließt sich die Regierung zu einem großen Wagnis, sie entsendet eines ihrer Kriegsschiffe in die Zeit zurück, in der der Planet der Aggressoren ihm noch keinen Widerstand entgegensetzen kann - mit dem Auftrag ihn komplett zu zerstören. Man schließt folgerichtig daraus, daß der Aggressor nun in der Zukunft keinen Krieg mehr gegen die Föderation führen kann und..."

"Und warum hopsen sie dann nicht einfach wieder in ihre Zeit zurück? Statt dessen legen sie sich in Hibernationskammern um die Zeit totzuschlagen, Captain das ist Bullshit, sowas ist einfach absolut unlogisch." Die Wissenschaftlerin war aufgebracht.

"Die Zeitreise funktioniert nur in einer Richtung," bemerkte der Captain ruhig. "So hat Nadeshda es mir erklärt. - Lassen sie sich doch für einen Moment mal darauf ein, Les. Was für einen Sinn sollte es denn haben, daß sie uns eine solche Geschichte auftischen, wenn sie nicht der Wahrheit entspräche. Bedenken sie, sie unterstellen sich bedingungslos unserem Kommando! Wir können hinüber gehen und ihre Speicherbänke komplett abfragen, wir würden ihnen schnell auf die Schliche kommen, wenn sie uns nicht die Wahrheit erzählt hätten.
Stellen sie sich also vor, der Planet der Aggressoren wird zerstört, die Leute legen sich in die Hibernationskammern und wachen jahrzehntausende später wieder auf. Was finden sie vor? - Eine Galaxis, die einen solch verheerenden Krieg hinter sich hat, daß von ihrer Föderation nichts mehr übrig ist - außer uns Menschen. Und wir können uns an keine Kontakte mit anderen Intelligenzen erinnern, da unsere Vergangenheit anders verlaufen ist. Bedenken sie, Terra liegt in einem extrem weit entfernten Sackgassensystem, da verirrt sich so leicht niemand hin, der nicht weiß was ihn erwartet. Irgendwie ist das alles nicht so unlogisch, wie es auf den ersten Blick scheinen mag.
Einzig ihre Theorie hinsichtlich der Verhinderung des Krieges ist nicht aufgegangen, die Zeit hat sich selbst geheilt, will meinen, da genug Zeit vergangen ist hat der massive Eingriff in der Vergangenheit keine wirklich gravierenden Auswirkungen auf die Zukunft gehabt. Vermutlich war ihre damalige Gesellschaft einfach reif für diesen Krieg, eines Aggressors bedurfte es wahrscheinlich überhaupt nicht. So wurde halt ein Krieg mit etwas veränderten Vorzeichen geführt, der zu denselben Ergebnissen führte wie die, die bei ihrer Abreise vorlagen," der Captain sah die Wissenschaftlerin erwartungsvoll an.

"Wenn sie jetzt eine Kommentierung von mir erwarten, dann kann ich nur bei meiner vorhin bereits dargebrachten Meinung bleiben. - Sicherlich finden sie in der Literatur genügend Hinweise und abstrakte Denkmodelle, die sich mit dem Zeitfluß und der Möglichkeit der Zeitreise auseinandersetzen, dort wird auch häufig genug die These vertreten, daß es wirklich wichtige geschichtliche Ereignisse nicht gibt, daß heißt, daß beispielsweise die Ermordung Cäsars vor seiner Machtübernahme im antiken Rom Terras, keinen Einfluß auf unsere heutige Welt gehabt hätte. Rom wäre trotzdem zur Diktatur umgeschwenkt, vielleicht etwas später als in der bekannten Geschichte, aber die Folgen für uns wären minimal und geht man noch weiter zurück, in die Steinzeit etwa, dann würden sie gegen null laufen. - Aber diese Thesen beweisen rein gar nichts. Es gibt keine Zeitreise, die binden uns einen Bären auf, Captain."

Captain Schappner seufzte tief. "Ich fühle mich bei der Geschichte selber nicht gerade wohl, Les. Aber was soll ich denn jetzt ihrer Meinung nach tun? - Da drüben im Asteroiden liegt das mächtigste Kriegsschiff, das Menschen jemals zu Gesicht bekommen haben, mit einer mutmaßlich kriegsgewohnten Besatzung, die sich bedingungslos meinem Kommando unterordnet. Was soll ich ihrer Meinung nach tun?" wiederholte er seine Frage.

"Schwierig zu sagen, Captain," sinnierte die Wissenschaftlerin. "Ich fühle mich ja sehr geehrt, daß sie das Problem mit mir anstatt mit den Führungsoffizieren besprechen, aber ich fürchte, ich kann da keine große Hilfe sein." Sie blickte den ihr gegenüber des kleinen Tisches sitzenden Mann lange an bevor sie weitersprach. "Vielleicht sollten wir erst einmal versuchen sie kennenzulernen, ihre Absichten ergründen, mehr Informationen sammeln. Auf einer breiteren Informationsbasis ist es sicherlich leichter eine Entscheidung zu fällen." Der Captain nickte langsam zustimmend. Nach einer für beide Gesprächspartner als recht unwohl empfundenen Gesprächspause bemerkte Les noch. "Ich weiß nicht so recht wie ich es sagen soll, Captain. Aber gerade im Augenblick könnte ich jegliche Unterstützung brauchen, die ich erhalten kann..."

Captain Schappner blickte sie nicht verstehend an.

"Meine Assistenten, ich kann zwar absolut nachvollziehen, daß sie unter Arrest gestellt worden sind, aber angesichts der Tatsache, daß wir noch lange Zeit hier draußen zubringen werden - was ich sagen will ist, wir können sie doch nicht die ganze Zeit über in ihren Quartieren einsperren..."

Der Captain winkte müde ab. "Dieses Problem hatte ich ganz verdrängt angesichts des fremden Schiffes. Von mir aus holen sie sie aus dem Arrest heraus, aber nur mit der Auflage, daß sie sich zukünftig an vergebene Anweisungen halten, eine weitere Mißachtung meiner Befehle werde ich nicht hinnehmen. - Les, gesetzt den Fall die Geschichte die Nadeshda mir erzählt hat entspricht der Wahrheit, dann haben wir es hier mit den größten Massenmördern in der uns bekannten Geschichte zu tun. Sie haben einfach einen ganzen Planeten mitsamt aller auf ihm lebenden Wesen vernichtet, aus welchen Motiven auch immer, wie können wir mit solchen Leuten zusammenarbeiten? Ihr Wertesystem ist doch ein ganz anderes als unseres. Zudem haben sie das ungeheure Vernichtungspotential ihres Schiffes zur Verfügung, was sollen wir tun, Les?"

Ein verzweifeltes Schulterzucken war alles was der Captain als Antwort erhielt.


***


Das fremde Schiff war für die Besatzung der Pegasus geöffnet worden, überall wurden Rundgänge und Führungen organisiert. Hydroponische Anlagen, Freizeiteinrichtungen, Kontrollräume und die Hibernationsanlagen erfreuten sich wachsender Beliebtheit. Nadeshda leitete in vielen Fällen die Besichtigungstouren.
Auch die wieder am täglichen Leben teilnehmenden Wissenschaftsassisstenten nahmen an den Führungen teil. Sie waren, wie die übrigen Mannschaftsmitglieder auch, speziell darauf hingewiesen worden, möglichst viele Informationen über das Schiff, seine Besatzung und vor allem den Zweck seiner Mission herauszufinden, wobei man mit keinem Wort den dem Captain gegenüber offenbarten Zweck erwähnt hatte.

Die heutige Exkursion hatte die Antriebssysteme des Schiffes zum Ziel. Außer den mit dem Antrieb der Pegasus vertrauten Crew-mitglieder war, wie bisher auf jeder Exkursion, auch Leslie zusammen mit einigen ihrer Assistenten vertreten. Nadeshda als Verbindungsoffizierin war wie gewohnt in die Rolle des Fremdenführers geschlüpft. Wobei sie sich stark zurückhielt, als es um die technischen Detailfragen hinsichtlich der Steuerung der Antriebsaggregate ging. Diesen Augenblick nutzend zog Leslie die fremde Frau beiseite.

"Sagen sie, Nadeshda. Der Captain würde gerne noch einmal mit Raho sprechen um einige wichtige Dinge zu klären. Er bat mich mit ihnen einen Termin diesbezüglich auszumachen."

"Raho? - Ah, ja, das wird leider nicht so schnell möglich sein," antwortete Nadeshda etwas verwirrt. "Er hat leider mit Spätfolgen des Erweckungsvorgangs zu kämpfen. Er liegt auf der Krankenstation in einer Intensivbehandlung."

"Oh, das tut mir leid," antwortete die Wissenschaftlerin. "Wer vertritt ihn während dieser Zeit?"

"Der nächste ranghöchste Offizier ist Rajipal, die Frau, die bei der Besprechung des Captains mit Raho ebenfalls anwesend war. Ich werde sehen was ich machen kann," ergänzte Nadeshda und schritt langsam zu der Gruppe der anderen Menschen zurück, die von einigen menschlichen Crewmitgliedern des fremden Schiffes informiert wurden.

Leslie eilte hinter ihr her und riß ihren Arm, heftiger als gewollt, zurück. "Moment mal, Nadeshda. Was heißt das, sie wollen sehen was sie machen können? Der Captain möchte wirklich wichtige Dinge besprechen und..."

"Bitte lassen sie mich los," flüsterte die Frau erschrocken über den Temperamentsausbruch der Wissenschaftlerin, "sie wissen nicht was sie da anrichten," fügte sie mit einem warnenden Blick auf die ihren Vortrag unterbrechenden anderen menschlichen Crewmitglieder hinzu.

Verwirrt ließ Leslie Nadeshdas Arm los und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder den den Antrieb erläuternden Menschen zu. Diese begannen nun, nachdem Nadeshda wieder ruhig in der Gruppe der Zuhörer stand, mit ihrem Vortrag fortzufahren. Leslie zuckte schreckhaft zusammen, als sich ihr plötzlich eine Hand auf die Schulter legte. "Ich muß mit ihnen sprechen, Les," flüsterte ihr eine Stimme ins Ohr, "sofort!" Knapp hinter ihr stand Cal, ihr Assistent, der nach einem kurzen Blickkontakt auf die offene, in einen angrenzenden Korridor führende Tür deutete. "Folgen sie mir unauffällig, wir tun so als ob wir uns für die Diagramme da hinten neben der Tür interessieren."

Vor den Diagrammen angelangt bedeutete Cal der Frau möglichst leise zu sprechen. "Ich vermute, daß diese Translatoren ziemlich große Reichweiten haben, habe es vorhin mal mit einer gemurmelten Frage aus einer anderen Ecke des Raumes ausprobiert, sie haben sie gehört, also: leise!" Er sah sich beschwörend um, ob ihnen jemand Aufmerksamkeit schenkte, nachdem er sich überzeugt hatte, daß das nicht der Fall war fuhr er fort. "Ist ihnen eigentlich noch nicht aufgefallen, daß seit ein paar Tagen keine Ardianer mehr zu sehen sind, Les? Außerdem hat sich auch die Stimmung hier an Bord merklich verändert, irgend etwas ist hier im Fluß, ich will versuchen herauszubekommen was es ist."

"Was meinen sie damit, Cal?" fragte Leslie betroffen zurück.

"Kommen sie schon, Les. Irgend etwas müssen sie doch auch bemerkt haben. Was war denn vorhin mit Nadeshda? Sie hat sich doch auch äußerst merkwürdig verhalten, oder? Und erst die Reaktion dieser Ingenieure, wenn ich sie so nennen darf. - Les, hier stimmt irgend etwas nicht und wir müssen herausbekommen was das ist. Ich werde mich jetzt von der Gruppe absetzen und auf eigene Faust das Schiff durchstreifen. Vielleicht finde ich ja heraus was los ist. Ich wollte nur, daß sie das wissen, für alle Fälle," fügte er hinzu.

"Das werden sie auf keinen Fall tun, Cal," erwiderte seine Vorgesetzte streng. "Captain Schappner wird sie endgültig in Arrest setzen, sie werden ihre Kabine bis zu unserer Rückkehr nach Vinea nicht mehr verlassen!"

"Was soll schon passieren, Les? Ich habe mich halt verlaufen. Jetzt machen sie nicht so ein Gesicht, ich will mich nur ein wenig umsehen. Ist ihnen denn nicht auch ein wenig unwohl hier?"

Leslie blickte langsam über die kleine Gruppe von Menschen, die vor den Schalttafeln des Antriebsaggregats standen. Zufällig fiel ihr Blick auf Nadeshda, die fast unmerklich zusammenzuckte und ihren Blick von ihr und Cal abwandte. Leslie kam es fast so vor, als hätte sie sie beobachtet. "Ich komme mit," beantwortete sie die Frage ihres Assistenten. Los kommen sie, eine günstigere Gelegenheit ergibt sich so schnell nicht wieder." Sie zog den überraschten Mann durch die offene Tür in den Korridor und eilte mit ihm zusammen den Gang hinunter. "Wir sollten versuchen mal eine der Ebenen zu erreichen, die wir bislang noch nicht betreten haben," schlug sie vor. "Suchen wir uns den Zugang zu einem der Notfallschächte. Ich klettere jetzt lieber auf einer Leiter, als daß ich in einem Aufzug erwischt werde! - Daß ich noch einmal Pfadfinder spielen würde, hätte ich mir auch nicht träumen lassen."

Kurze Zeit später erreichten sie den Knotenpunkt an dem sie vor kurzer Zeit zusammen mit Nadeshda den Aufzug verlassen hatten. Die Türen dieser Ebene des fremden Schiffes hatten eine tiefblaue Farbe, ein Zeichen dafür, daß sie sich ziemlich am unteren Ende des in Decks entlang der Längsachse aufgeteilten Schiffes befanden. Den Farben eines Regenbogens nachempfunden waren die Türen Deck für Deck in etwas anderer Farbe gehalten, von einem tiefdunklen blau über violett- und rottöne bis hin zu orangen und hellgelben Farben. Die Tür zum Notfallschacht neben dem Lift ließ sich nunmehr erstaunlicherweise leicht, einfach durch auflegen der Hand in ihrer Mitte, öffnen. Die Kodierung war, wie man ihnen mitgeteilt hatte, aufgehoben worden, so daß sie sich nunmehr frei und ungehindert im Schiff bewegen konnten, bis auf die Sektionen, wo ihnen durch Unachtsamkeit leicht ein Unfall zustoßen konnte, diese waren für sie gesperrt und nur in Begleitung zugänglich.

"Nach oben," wies Leslie ihren Assistenten an. "Nach unten kommen wir nicht mehr sehr weit, höchstens zwei oder drei Stockwerke. Welche Ebene sollen wir nehmen?"

"Eine aus dem orangen Bereich, der ist für uns nicht ohne Begleitung zugänglich. Mich würde interessieren was wir dort noch nicht gesehen haben." Der Aufstieg war aufgrund der nunmehr überall herrschenden künstlichen Schwerkraft recht beschwerlich. Nach ungefähr einer Viertelstunde angestrengten Kletterns erreichten sie endlich eine Ebene von der eine orangefarbene Tür Zugang zu einem Korridor verhieß. "Hier," keuchte Leslie und deutete auf die Tür. "Lassen sie uns mal hier hinausschlüpfen."

Die Tür ließ sie in einen Gang hinaus, der außer in der farblichen Gestaltung seiner Türen keinerlei Unterschied zu einem ihnen bekannten Gang aufwies. Die beiden Menschen nickten einander zu und gingen langsam den Gang hinunter. Besatzungsmitglieder des fremden Schiffes waren nirgends zu entdecken. Wahllos öffneten sie Türen und blickten in die sich ihnen öffnenden Räume hinein. "Laboratorien," entfuhr es Cal. "Leslie, das sind Laboratorien. Ähnlich wie auf unserer Pegasus, nur sehr viel größer und vielfältiger ausgestattet. Den Zweck dieser Geräte kann ich nur erahnen, aber das dies Laboratorien sind, das steht zweifelsfrei fest."

"Aber aus welchem Grund haben sie uns das verschwiegen, Cal? Laboratorien sind doch nichts ungewöhnliches. Wenn sie mit einem Forschungsauftrag durch das All geschickt wurden, so ist da doch nichts verwerfliches dran zu entdecken, da hätten sie uns doch nicht so eine hanebüchene Geschichte auftischen müssen..."

"Was für eine Geschichte, Les?" fragte Cal seine Vorgesetzte, die erst jetzt bemerkte, daß sie sich verplappert hatte. "Ich dachte wir wissen nicht was mit denen hier los ist?"

"Dem Captain ist eine absolut unglaubwürdige Geschichte aufgetischt worden, in der es um Zeitreisen und die versuchte Verhinderung des großen Krieges, wie wir ihn nennen, geht. - Ich habe dieser Story nie auch nur ein wenig Glaubwürdigkeit beigemessen," fügte sie hinzu. "Aber, Cal. Wenn dies hier ein Forschungsschiff ist, wozu denn dann die Waffen?"

"Eine berechtigte Frage, Les. Die kann ich auch nicht beantworten. Vielleicht befanden sie sich im Krieg als sie die Forschungsmission losschickten," antwortete er.

"Würden sie eine Forschungsmission losschicken, wenn sie gerade einen Krieg führen? Recht unwahrscheinlich, oder? - Lassen sie uns weitersuchen."

Ihr Weg den Korridor hinunter und die Blicke in die angrenzenden Laboratorien führten zu keinen neuen Erkenntnissen, bis sie in einen etwas größeren Raum gelangten, der mit Vitrinenreihen ausgestattet war. In den Vitrinen waren, in einer Flüssigkeit eingelegt, fremde Lebensformen zu erkennen.

"Sie haben einen fremden Planeten entdeckt und seine Lebensformen katalogisiert, komisch irgendwie sind doch alle Lebensformen gleich, nicht wahr, Les? Wir haben auch solche Galerien in unseren Museen...," er wurde von Leslies entsetztem Aufschrei unterbrochen.

"Cal, kommen sie her, sehen sie mal hier! Die Schalttafeln kann man bedienen. Hier sehen sie auf welchen Planeten die einzelnen Individuen gefangen genommen wurden und wie sie dort lebten! - Cal, das waren alles intelligente Lebensformen!" Sie deutete auf den von ihr eingeschalteten Bildschirm, der einen kurzen Film über den Planeten ablaufen ließ, auf dem das in dem Tank konservierte Wesen gelebt hatte, das sich über dem Bildschirm befand, der in einer kleinen Leiste vor dem Tank angebracht war. Leslie bückte sich und öffnete eines der Fächer die unter dem Tank in die Wand eingelassen waren, kalter Nebel schlug ihr entgegen. "Irgend etwas wird hier tiefgefroren gelagert, Cal. Ich schätze wir sind dem Geheimnis dieses Schiffes auf der Spur."

"Tut mir leid sie unterbrechen zu müssen," machte sich eine bisher nicht bekannte Stimme in ihren Translatoren bemerkbar. "Aber ich muß sie bitten mir zu folgen." Wie auf ein Kommando drehten sich Leslie und Cal um. In der Korridortür stand ein Mensch, ein Mann der Crew des Schiffes. In seiner linken Hand hielt er einen unschwer als Waffe auszumachenden Gegenstand. "Bitte machen sie keine Dummheiten, ich schieße gut und die Nachwirkungen dieser Betäubungspfeile sind von übelster Sorte, außerdem müßte ich sie dann zu allem Überfluß hier auch noch heraustragen!"


***


Leslie und Cal wurden in einem Raum einige Etagen über den Laboratorien untergebracht. Es schien sich um ein Quartier von menschlichen Crewmitgliedern zu handeln, da es sowohl mit Liegen als auch mit für Menschen zugeschnittenen Stühlen versehen war. Die Einrichtung war äußerst karg. Außer den erwähnten Sitz- und Liegemöglichkeiten war weiter nichts in dem vielleicht zwanzig Quadratmeter großen Raum vorhanden. Zwei Stunden vergingen, in denen nichts geschah. Dann öffnete sich ohne Vorwarnung die Tür zum Korridor. Nadeshda trat ein, im Gefolge der Mann mit der Waffe.

"Warum haben sie das getan?" fragte sie mit leicht vorwurfsvollem Unterton in der Stimme.

"Was meinen sie?" entgegnete Leslie scharf. "Sie selber sagten doch dem Captain, daß sie sich seinem Befehl bedingungslos unterstellen würden. Wir haben uns nur das Schiff ein wenig angesehen, das ist alles. - Und jetzt wären wir ihnen dankbar, wenn sie uns wieder auf die Pegasus bringen lassen würden."

"Ich fürchte so einfach ist das nicht," antwortete die Frau müde. "Ist schon gut, Gart," sprach sie den mit ihr eingetretenen Mann an. "Ich komme alleine zurecht." Der Mann blickte die zwei von der Pegasus stammenden Menschen an, nickte und verließ wortlos den Raum. "Sie bringen uns da in eine Lage die nicht gerade angenehm ist, wissen sie," fuhr sie in Leslies Richtung gewandt fort. "Wir haben lange darüber diskutiert was wir mit ihnen machen sollen, schließlich haben wir uns dafür entschieden sie erst einmal hierzubehalten..."

"Wie wollen sie das Captain Schappner erklären?" fragte Cal aufgebracht. "Er wird wissen wollen wo wir sind."

"Er hat nichts zu wollen," entgegnete Nadeshda scharf. "Sie verkennen ein wenig die Verhältnisse. Ihr Schiff ist mit keinerlei Waffen ausgerüstet während wir über ein nahezu unerschöpfliches Arsenal verfügen, das sollten sie bedenken."

"Nadeshda, was soll das?" fragte Leslie nachdem sich eine Pause in der Unterredung eingeschlichen hatte. "Warum halten sie uns hier fest? Sicherlich haben wir ihr Schiff ohne Erlaubnis durchstreift, aber daß sie nun so reagieren ist doch überzogen, oder?"

"Sie verstehen nicht was hier los ist, Leslie," entgegnete die fremde Frau übermüdet. "Wir haben die Macht an Bord dieses Schiffes übernommen, verstehen sie? Raho und die anderen Ardianer sind inhaftiert worden. Die Exekution steht kurz bevor. Ihr müßt euch nun an neue Partner gewöhnen."

"Inhaftiert, Exekution? Ich verstehe nicht..."

"Vielleicht ist es besser, wenn ihr erst mal die volle Geschichte erfahrt," begann Nadeshda zu erläutern. "Die Ardianer hatten bereits schon vor langer Zeit die Sprungpunkte entdeckt und das interstellare Reisen begonnen. Sie sandten Expeditionen in alle möglichen Teile dieses Teils der Galaxis aus, auf der Suche nach fremden Intelligenzen und vor allem nach industriell nutzbaren Ressourcen an bestimmten Mineralien. Vor allem aber benötigten sie Arbeitskräfte, die für sie selbst arbeiteten, damit sie sich auf die faule Haut legen konnten. Diese Arbeitskräfte wurden auf noch nicht so weit entwickelten Planeten ausgehoben. Auf Ardia und seinen Kolonien entstand eine Sklavenhaltergesellschaft übelster Sorte. Fremde Intelligenzen wurden unterjocht. Schiffe der Ardianer suchten so ziemlich jeden Planeten mit intelligenten Lebensformen heim, den sie finden konnten, so auch Terra. Unsere Großeltern waren Wilde, die man auf Terra gekidnappt hatte. Sie und auch unsere Eltern mußten den Ardianern in ihren Fabriken dienen.
Dies ging so lange bis man auf Zivilisationen traf, die in etwa auf einer Stufe mit den Ardianern standen. Einige Zeit lang ging alles gut, dann jedoch ergaben sich Reibereien, erste interstellare Kriege flammten auf. Die Auseinandersetzungen gewannen mit der Zeit an Heftigkeit. Ardia begann seine Sklaven auch als Soldaten in der Kriegsmaschinerie einzusetzen, an untergeordneten Positionen versteht sich.
Mittlerweile hatte sich eine Allianz aus verschiedenen intelligenten Völkern gegen Ardia gebildet, auf Ardias Seite stand lediglich noch eine weitere, nichtmenschliche Rasse, sowie die zum Dienst gepreßten Sklaven. Ardia verlor Schlacht um Schlacht, vor allem wegen fehlender Bodentruppen. So wurden Expeditionsschiffe ausgesandt um neue Welten zu erkunden, auf denen man Aushebungen durchführen konnte.
Langfristige Expeditionen wie die unsrige gehörten dazu. Wir sollten ungefähr einhundert Jahre unterwegs sein, in Richtung des galaktischen Zentrums sollten wir möglichst viele Systeme erkunden. Es war nicht zu erwarten, daß Ardia innerhalb der nächsten eintausend Jahre in ernsthafte Bedrohung geraten würde, die Ressourcen würden noch lange reichen, aber zur endgültigen Überwindung der Anderen brauchten sie mehr Kanonenfutter als ihnen zur Verfügung stand.
Damit wir nicht die ständige Routineüberwachung durchführen mußten, wurde das Schiff mit Tiefschlafkammern ausgestattet. Die Computer sollten uns immer dann wecken, wenn wir in einem System angelangt waren, in dem eine intelligente Spezies auszumachen war.
Auf unserem Flug haben wir so manche Entdeckung gemacht, jedoch versagte nach zahlreichen Tiefschlafphasen der Erweckungsmechanismus. Nur durch einen glücklichen Zufall wurde dann doch ein Ardianer von den Computern erweckt, der manuell die restliche Besatzung erweckte.
Nun stand man vor einem Dilemma. Die Maschinerie ließ sich mit Bordmitteln nicht mehr instand setzen, den Maschinen konnte man nicht mehr vertrauen. Wir waren jedoch so weit draußen, daß niemand der Besatzung Lust hatte den Weg zurück im Wachzustand zurückzulegen, dies hätte ungefähr vierzig terranische Jahre gedauert. Ein Zeitraum in dem viele an Altersschwäche bereits gestorben wären, die Überlebenden wären als Greise zurückgekehrt.
So entschied man sich dazu die Tiefschlafkammern doch wieder zu benutzen, jedoch das Relaissystem einzubauen, mit dem manuell von außen die Wiedererweckung in Gang gesetzt werden konnte. Irgendwie wollte man sichergehen, daß man nicht die Zeit bis in alle Ewigkeit in den Tiefschlafkammern zubringen mußte. Die Ardianer fürchteten, daß ihre Artgenossen sich nicht allzuviel Mühe mit der Wiedererweckung machen würden, angesichts von ein paar hundert Individuen, wovon die Hälfte einem Sklavenvolk zuzurechnen war, das die Handlangerdienste an Bord zu verrichten hatte.
Die Ardianer haben halt eine gewisse, ihnen eigene Philosophie was den Wert eines Lebens angeht. So machte man es den eigenen Artgenossen also möglichst einfach mit der Initiirung des Wiedererweckens.
Nun kommt das Seltsame, wir wurden von euch erweckt. - Menschen, wie wir es sind drückten den Schalter, über fünfzigtausend Jahre nachdem wir uns, nur rund vierzig Reisejahre von Ardia entfernt, in die Hibernationskammern gelegt hatten. Wir haben dafür keine Erklärung. Ebensowenig wie wir eine Erklärung für diesen ausgehöhlten Asteroiden oder die Vertäuung des Schiffes in demselben haben. Uns bleibt nur die Vermutung, daß die Spezies, die ihr die Springer nennt, unser Schiff mit uns im Tiefschlaf abgefangen und hierher gebracht hat. Warum sie das taten ist uns absolut nicht einsichtig. Vielleicht meinten sie, daß wir eben hierher gehören, in einem Museum hat eben alles an seinem Platz zu sein, wer weiß?
Nun, die Ardianer waren von ihren Artgenossen konditioniert worden dem Regime treu ergeben zu sein, welches sie bei ihrer Rückkehr im Heimatsystem vorfanden. Dazu ist zu sagen, daß die Herrschaftskaste recht häufig wechselte und gerade bei solchen Langzeitmissionen nicht das Risiko eingegangen werden sollte einen potentiellen Machtfaktor, den ein solches Schiff wie das unsrige einfach darstellt, in falschen Händen zu wissen. Wie gesagt, die Ardianer denken eigenartig.
So ist zu erklären, daß Raho gegenüber Captain Schappner die bekannten Ausführungen machte.
So, das ist in kurzem Abriß die Geschichte. Ich habe viel vereinfacht und auch einiges übersprungen, aber wir haben nun den Spieß umgedreht. Ein Ereignis mit dem die Ardianer niemals gerechnet haben. Wir haben uns gegen sie erhoben." Nadeshdas Stimme war der Triumph geradezu anzuhören.

"Eins verstehe ich nicht ganz," bemerkte Leslie kurz. "Warum sind die Menschen an Bord nicht auch konditioniert worden und warum wurde Captain Schappner eine so hanebüchene Story aufgetischt?"

"Eine Konditionierung war bei vielen Sklaven nicht notwendig. Wir waren viel zu wenige, um uns erfolgreich erheben zu können. Mit anderen Rassen hätten wir uns niemals zusammengetan. Die Ardianer verstanden es vorzüglich zwischen den Sklaven Abstufungen besonderen Ausmaßes herzustellen," Nadeshda zuckte mit ihren Achseln, "warum man diese Zeitreisegeschichte erfand? - Na ja, irgendwie mußte man doch die Anwesenheit von Menschen erklären. Hätte man zugeben sollen, daß man uns von Terra gekidnappt hat? Euren Erzählungen zufolge hatte man es doch nun mit einer bedeutenden Macht zu tun. Menschen, die bereits viele Welten kolonisiert hatten, Menschen die untereinander Interstellare Kriege ausfochten. Hätte man sich da als das zu erkennen geben sollen was man wirklich ist? Bei aller Konditionierung, das ging dann wohl auch für einen ardianischen Verstand zu weit."

"Wenn ich das recht verstanden habe," warf Cal ein, "dann existierte die Ardianische Zivilisation bereits seit mindestens fünfzigtausend Jahren?" Nadeshda nickte. "Die Artefakte die wir in diesem System fanden sind aber nicht viel älter als rund zweitausend Jahre. Die Raumstation in der Umlaufbahn um Ardia ist beispielsweise auf ziemlich genau zweitausenddreihundert Jahre datiert worden, daran gibt es nichts zu rütteln," bemerkte Cal kurz. "Wie erklärt sich dieser Widerspruch?"

"Vieles ist wahrscheinlich in dem Krieg vollständig zerstört worden, anderes wird im Laufe der Zeit ersetzt worden sein, was weiß ich? Der Krieg dauerte bereits ein paar tausend Jahre als die Ardianer auf Terra stießen," entgegnete Nadeshda. "Ich glaube wir Terraner können von Glück sagen, daß unser Heimatplanet so weit entfernt von den Hauptsprungpunktrouten liegt, daß sich eine große Aushebung dort nicht gelohnt hat. Von hier aus hätte man doch weit über fünfhundert Jahre gebraucht um dorthin zu gelangen."

"Ein Krieg der Jahrtausende dauerte, kaum vorstellbar," flüsterte Leslie. "Aber irgendwie erklärt das die Heftigkeit mit der schlußendlich alle Zivilisationen komplett ausgelöscht wurden. Mein Gott, was für eine Vorstellung!"

"Fünfhundert Jahre um nach Terra zu gelangen?" warf Cal ein. "Ich glaube die Ardianer waren auch nicht allwissend. Es ist gewiß ein weiter Weg, aber in ungefähr zehn Jahren ist er zu schaffen, ich schätze wir kennen da so manche Abkürzung!"

"Zehn Jahre nur?" entfuhr es Nadeshda. "Wie weit ist es denn bis zu eurer nächsten Kolonie?"

"Bis zur nächsten von Menschen bewohnten Welt dauert es ungefähr vier Monate," beantwortete Leslie die Frage. "Legt man ein wenig Wert auf Komfort und Zivilisation dauert es etwa ein halbes Jahr."

"Wie viele menschliche Welten gibt es?" fragte die Frau weiter.

"Oh, das weiß ich nicht genau, zwei bis dreihundert dürften es mittlerweile sein," entgegnete Leslie. "ich denke ihr solltet es euch noch einmal gut überlegen mit den Dingen, die ihr hier vorhabt. Unsere Welten sind bereits informiert. Wir haben ständig Sonden mit den neuesten Daten zurückgesandt. Binnen kürzester Zeit dürfte es hier nur so wimmeln von Raumkreuzern und Schlachtschiffen mit denen es euer, zugegebenermaßen beeindruckendes Schiff, wahrscheinlich kaum aufnehmen kann. Was habt ihr denn eigentlich nach eurer Meuterei vor? Wollt ihr zurück nach Terra oder wohin?"

"Wir sind die geborenen Führer für die menschliche Rasse," entgegnete Nadeshda überzeugt. "Mit unseren Kenntnissen und diesem Schiff werden wir uns an die Spitze der Menschheit stellen und ein galaktisches Imperium errichten, welches das von Ardia in den Schatten stellen wird."

"Vertue dich da mal nicht, Nadeshda," entgegnete Leslie ruhig. "Sicherlich wird es für euch ein leichtes sein mit uns und der Pegasus fertig zu werden, aber die Menschen werden sich von euch nicht unterjochen lassen. Unsere Streitkräfte werden euch in Grund und Boden stampfen. Meint ihr denn wir hätten euch so einfach erweckt ohne uns des Risikos bewußt zu sein? - Wir wußten schließlich, daß wir hier ein riesiges Kriegsschiff vor uns hatten. Trotzdem haben wir mit vollem Bewußtsein diesen Knopf da gedrückt..."

"Ich dachte es war ein betrunkenes Mitglied ihrer Besatzung...," Nadeshdas Stimme wurde brüchig.

"Es war mein Kollege hier, der den Knopf gedrückt hat," entgegnete Leslie scharf. "Aus welchem Grunde wohl ist er nun mit mir durch dieses Schiff unterwegs gewesen? Was meinen sie?"

"Ich, ich weiß nicht."

"Wir wollten uns vergewissern was hier gespielt wird, Nadeshda. Er ist Spezialist auf dem Gebiet der Kriegsführung. Wir wollten ihre Waffenarsenale sehen, was uns leider nicht gelungen ist. - Aber das spielt nun auch keine Rolle mehr, wir haben erfahren was wir wissen wollten. - Captain, ich denke sie wissen nun alles notwendige. Der Höhleneingang kann gesprengt werden, die auf dem Asteroiden installierten Thermobomben können zur Zündung freigegeben werden, es war schön für sie gearbeitet zu haben, Leslie Ende."

"Captain, was?" fragte Nadeshda entsetzt.

"Captain Schappner, sie haben ihn doch kennengelernt," entgegnete Leslie scharf.

"Aber er ist doch..."

"An Bord der Pegasus, ja. Wir sind durch in unseren Schädeln implantierte Minisender mit unserem Schiff verbunden. Er wird jetzt den Befehl zur Sprengung des Asteroiden geben. Ihr Schiff ist bald nur noch ein Klumpen Metall," entgegnete Leslie kalt.

"Aber sie sind doch hier an Bord..."

"Ein wenig Schwund ist immer. Man wird uns in glorreicher Erinnerung behalten. Was sind schon zwei Individuen?" bemerkte Leslie achselzuckend.

"Aber, nein, das darf nicht sein. -Warten sie, sagen sie ihm er soll warten. Wir fliegen zur Pegasus hinaus. Ich bringe sie hin. Es ist doch sinnlos so zu sterben. Wir wollen doch nur Selbstbestimmung und nichts weiter. Sagen sie ihm er soll die Bomben nicht zünden, bitte." In Nadeshdas Augen war Todesangst zu lesen.

"Ich will sehen was sich machen läßt," erwiderte Leslie. "Bringen sie uns zur Pegasus, aber sofort!" Stolz erhobenen Hauptes stand Leslie auf und gab Cal Zeichen es ihr gleich zu tun. Nadeshda öffnete die Tür und flüsterte dem vor ihr stehenden Wachtposten einige Worte zu. Dieser erstarrte vor Schreck und rannte den Korridor hinunter. Leslie blickte ihm nach. Der Weg zum Lift und zum Shuttle kam Cal wie ein Traum vor. Vor wenigen Minuten noch war er davon überzeugt gewesen, daß sein letztes Stündlein geschlagen hätte, nunmehr wurden er und Leslie von den menschlichen Besatzungsmitgliedern des fremden Schiffes hofiert wie Könige.
Im Shuttlehangar des Schiffes kam ihnen die erste Offizierin der Pegasus entgegen, die soeben mit einem Shuttle angedockt hatte um sich nach dem Verbleib der beiden Besatzungsmitglieder zu informieren. Leslie winkte ihr bereits von weitem zu.

"Alles in Ordnung, Manu. Wir fliegen mit ihnen zurück," rief sie ihr zu, vielleicht eine Spur zu fröhlich.


***


"Wir sind durch in unseren Schädeln implantierte Minisender mit unserem Schiff verbunden, die Thermobomben werden in kurzer Zeit gezündet. Es war schön mit ihnen zusammenzuarbeiten, Captain Schappner, ein bißchen Schwund ist immer," grölte der leicht angetrunkene Cal im Aufenthaltsraum der Pegasus. "Les, sie haben mir das Leben gerettet, dafür bin ich ihnen ewig dankbar! Lassen sie sich umarmen!"

"Wie sind sie auf die Idee mit diesem Bluff gekommen, Les?" fragte der Captain. "Ich meine in einer solchen Situation so zu reagieren, dazu gehört eine ganz schöne Portion Selbstsicherheit."

"Es war recht simpel, Captain. Eins und eins ergibt zwei," entgegnete die Wissenschaftlerin. "Die Menschen an Bord des fremden Schiffes waren es gewohnt in der Kategorie von Sklaven zu denken. Für sie waren die Herren einfach immer übermächtig gewesen. Sicherlich durften sie technische Aufgaben an Bord versehen, aber trotzdem waren ihnen von klein auf gewisse Denkstrukturen eingeprägt worden. Sie waren eben doch konditioniert worden, auch wenn Nadeshda das nicht wahr haben wollte. Denken sie an die Situation in unserer Krankenstation als sie erwachte. Sie mußte unbedingt zurück auf ihr Schiff um ihren Herren zu helfen. Ihre Leidensgenossin war ihr egal, daraus und aus ihren Ausführungen zu der Paranoia der Ardianer bezüglich der Hilfeleistung innerhalb ihrer eigenen Spezies schloß ich, daß ein solcher Bluff recht wirkungsvoll sein konnte..."

"Aber in der Krankenstation lag doch auch Despinto..."

"Vielleicht hat sie damals bereits erkannt, daß er nicht zu retten war - oder sie hatte Anweisungen unbedingt zuerst alle Ardianer aufzuwecken bevor sie sich um einzelne kümmern sollte. Vielleicht hatten die Ardianer Angst, daß nicht alle wieder erweckt würden, wer weiß? - Auf jeden Fall war ich mir sicher, daß wir eine gute Chance haben würden, wenn ich die Menschheit als übermächtig darstellen konnte, wie sie sehen hat es geklappt." Leslie griff nach ihrem Glas und prostete ihren Kollegen zu.

"Wie gehen wir weiter vor, Captain?" fragte Cal.

"Wir werden die Mannschaft des Schiffes an Bord nehmen und Kurs auf Vinea setzen. Die Leute werden wir dann zu Hause den Behörden übergeben. Hier, an Bord des Schiffes werden wir eine Prisenmannschaft zurücklassen, ich denke sie und einige andere Leute aus der Wissenschaftsabteilung sind geradezu prädestiniert dazu oder?"

Cal und die in seiner Nähe sitzenden Assistenten der Wissenschaftsabteilung hatten im Anschluß an diese Worte des Captains irgendwie die Lust an der Party verloren.]

 

Hallo Leute,

jetzt war ich drei Wochen urlaubsbedingt abwesend und noch immer ist keine Kritik zu dieser Story vorhanden. Ist sie so schlecht, daß sich eine Kritik nicht lohnt - oder sollte sie zu gut sein? Beides kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.

Gruß

 

Falls es dir ein Trost ist: Die meisten meiner Stories versanden hier auch ungelesen, oder zumindest unkritisiert. :D

Wahrscheinlich ist sie einfach zu lange, und da so viele Stories hier sind, pickt man sich zuerst die kurzen raus. Aber wenn ich noch dazu komme, lese ich sie und werde dir sagen, wie sie mir gefällt, okay?

 

Ich hab sie mir jetzt mal durchgelesen und finde sie echt gelungen.
Nur das Ende läßt einen vielleicht etwas unbefriedigt zurück.
Was geschah denn weiter?
Was geschah mit den Menschen auf dem Schiff? Mit den Ardianern?
Schreib doch einfach ne Fortsetzung, bitte :)

gez. Camaun, der fleißig Kritik schreibende und viele Geschichten lesende

 

Also wie geht es weiter? - Keine Ahnung, bislang habe ich mir dazu noch keine Gedanken gemacht. Leider bin ich auch beruflich und privat ziemlich stark eingespannt, so daß ich meinem Hobby nicht allzu viel Zeit widmen kann.

Außerdem hat momentan die Fortsetzung von "Der nächste Stern" (enthalten in meiner Storysammlung Iteration, veröffentlicht in G. Meyers Taschenbuchverlag, Hanau ISBN 3-934193-17-X) Priorität, da das Teil (Arbeitstitel derzeit: El Silbador) evtl. als Taschenbuch aufgelegt werden soll. - Aber das ist noch Zukunftsmusik, ich stecke noch in den ersten Kapiteln.

Gruß

 

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