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Schachteln

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19.03.2015
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Schachteln

Ich besuchte meinen freund Rolf. Er lebte seit anderthalb Jahren in einer Wohngemeinschaft mit Andreas und lud mich zum ersten Mal zu sich nach Hause ein. Als ich zur Wohnungstür hineinkam, fielen mir die vielen Schachteln im Flur auf.
»Zieht Andreas wieder weg?«
»Nein, wieso?«
Ich blickte rasch in die Küche. Der Tisch war an die Wand gelehnt, die Beine aufgeklappt. Daneben zwei Stühle.
»Nun, wegen der vielen Umzugskisten.«
»Ach, wir haben noch nicht ganz ausgepackt.«
Wir setzten uns auf die zwei Stühle. Auf dem Herd dampften zwei Kochtöpfe. Da kam Andreas hinzu, lächelte mich an.
»Das ist Andreas«, stellte ihn Rolf vor, »er hat mir assistiert.«
Ich schaute mich um, sah keine dritte Sitzgelegenheit, stand auf.
»Nein, nein, bleib nur sitzen.« Andreas winkte ab, schritt in den Flur.
Bald kam er zurück, einen Stuhl in der Hand, in einer Plastikfolie verpackt, die mit den vielen Luftbläschen. Er riss die Folie ab, stopfte sie in den Mülleimer unter dem Waschbecken und setze sich dazu.
»Hast du dich bedankt?«, sagte Andreas zu Rolf.
Rolf knallte seine Handfläche auf seine Stirn, stand auf und verschwand. Ich blickte ihm nach.
»Er hat das Kochrezept von einer Susi23«, sagte Andreas und schmunzelte.
Ich nickte. »Kennt er sie denn persönlich?«
Andreas schüttelt seinen Kopf, sagte: »Kaum, er hockt immer vor seinem Compi, geht nie raus, ein Wunder, dass er dich kennengelernt hat.«
»Nun ja, mit mir macht er viel«, murmelte ich. Wenn ich ein paar Stunden wöchentlich als viel bezeichnen kann, dachte ich.
Andreas strahlte andauernd. Er sah mich an. »Rolf hat sich seinen Wunsch erfüllt«, sagte er.
»Ja?«, hauchte ich.
Ich überlegte, ob sein Wunsch etwas mit dem Baukonto zu tun hat, womit wir für unser zukünftiges Häuschen sparen wollten. Oder mit der Wokpfanne, die er für mein Lieblingsmenü brauchte. Nein. Es standen normale Kochtöpfe auf dem Herd.
»Vor vier Monaten«, ergänzte Andreas. »Einen fünfrädrigen Bürostuhl mit ölgedämpfter Feder. Möchtest du ihn sehen?«
»Gern.«
Wir standen auf, schlängelten um die Kisten im Flur, an die Tür vorne links. Andreas blieb stehen, zeigte hinein.
Da sah ich Rolf an seinem Schreibtisch sitzen, den Laptop anstarren. Er saß auf einer Kartonkiste.
Darauf stand: ›Sitzfläche gepolstert, verstellbare Armlehnen, Netzstoff bezogen.‹
»Er hat ihn noch nicht ausgepackt, doch der Stuhl muss irre bequem sein.«

 

Hallo Raul5,

ist natürlich nicht gut, wenn schon das vierte Wort deiner Geschichte falsch geschrieben ist:

Ich besuchte meinen freund [Freund] Rolf.
Das ist dann in der Regel nicht so recht einladend. Aber jetzt erst Mal der Reihe nach:


Als ich zur Wohnungstür hineinkam, fielen mir die vielen Schachteln[/] im Flur auf..

Obwohl du das auch als Titel verwendest, ist der Begriff "Schachteln" vielleicht ein wenig problematisch. Oft wird die "Schachtel" eher mit einem kleineren Verpackungsbehältnis gleichgesetzt (Schuhschachtel, Hutschachtel oder eben noch Kleineres), wohin "Kartons" vom Begriff her schon größeres meint. Daher heißt es ja eigentlich auch "Umzugskartons" anstatt "Umzugsschachtel".


»Zieht Andreas wieder weg?«
»Nein, wieso?«
Für den Leser wäre es an dieser Stelle hilfreich, zu wissen, dass der Gesprächspartner Rolf ist. ISt ein wenig Erbsenzählerei, aber ich für meinen Teil habe schon kurz überlegt und darauf gewartet, darüber aufgeklärt zu werden, wer denn hier miteinader spricht.


Ich blickte rasch in die Küche. Der Tisch war an die Wand gelehnt, die Beine aufgeklappt. Daneben zwei Stühle.
Etwas holprige Formulierungen: "rasch" meint ja "schnell"! Wie kann man schnell oder langsam blicken? Bestenfalls blickt man "kurz" irgendwo hin.
Die Vorvergangenheit ist hier unnötig kompliziert. "Der Tisch lehnte an der Wand", klingt doch gleich viel flüssiger!?
Ja, und dann die Beine. "Aufgeklappt" ist eher ein Begriff im Rahmen dessen, dass etwas "auf" im Sinne von "offen" oder vielleicht noch "hochstehend" ist. Bei Tischbeinen scheint mir die Verwendung von "eingeklappt", respektive "ausgeklappt", richtiger zu sein. In diesem Falle als eher "eingeklappt"


Wir setzten uns auf die zwei Stühle. Auf dem Herd dampften zwei Kochtöpfe. Da kam Andreas hinzu, lächelte mich an.
Spätestens hier wird ja klar, dass er nicht nur mal eben kurz ("rasch") in die Küche geblickt hat, sondern sie betreten hat und nun darin verweilt.


»er hat mir assistiert.«
Das finde ich jetzt etwas unfreiwillig komisch. Hat er beim Sezieren des Tisches "assistiert"? Warum nicht einfach " ... hat mir (beim Umzug) geholfen"?


Ich schaute mich um, sah keine dritte Sitzgelegenheit, stand auf.
Diese Satzsprengel empfinde ich in deiner Geschichte nicht als beschleunigenden, vorantreibenden Stil, sondern eher als lust- und emotionslosen Berichtsstil.
Vielleicht ja eher in dieser Richtung:

Ich stand auf, um im Umzugschaos eine dritte Sitzgelegenheit zu suchen, aber Andreas winkte ab: "Nein, nein bleib ...."


Andreas winkte ab, schritt in den Flur.
Sorry, das "Schreiten" stellt sich mir fast als militärischer Stechschritt dar. Warum nicht einfach "ging in den Flur"?


Er riss die Folie ab, stopfte sie in den Mülleimer unter dem Waschbecken und setze sich dazu.
"Waschbecken" gibt es i. d. R. im Badezimmer, in der Haushaltsküche sind es "Spülbecken"


»Hast du dich bedankt?«, sagte Andreas zu Rolf.
Eigentlich "fragte" er hier ja eher.


Andreas schüttelt[e] seinen Kopf, sagte:
Neben dem Zeitfehler ist es naheliegend, das es der eigene Kopf ist, den er schüttelte. Daher klingt "er schüttelte den Kopf" irgendwie natürlicher.


»Nun ja, mit mir macht er viel«, murmelte ich.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! Was für Sachen macht er denn so mit dir? Ne, im Ernst, treffender wäre "unternimmt"


Andreas strahlte andauernd. Er sah mich an. »Rolf hat sich seinen Wunsch erfüllt«, sagte er.
"Andauernd" zu strahlen hat schon sehr was von verstrahlt zu sein. Versuch's doch mal so:
Andreas strahlte, während er mich ansah und meinte: "Rolf hat ...."


»Ja?«, hauchte ich.
Nun ja, das "Hauchen" klingt jetzt schon ein wenig lasziv ;)


Ich überlegte, ob sein Wunsch etwas mit dem Baukonto zu tun hat, womit wir für unser zukünftiges Häuschen sparen wollten. Oder mit der Wokpfanne, die er für mein Lieblingsmenü brauchte.
Ja und hier braucht's dann doch mal den Konjunktiv:

Ich überlegte, ob sein Wunsch etwas mit dem Baukonto zu tun haben könnte, womit wir für unser zukünftiges Häuschen sparen wollten. Oder mit der Wokpfanne, die er für mein Lieblingsmenü brauchen würde.


Da sah ich Rolf an seinem Schreibtisch sitzen, den Laptop anstarren.
Um in der richtigen Zeit zu bleiben müsste es hier eher lauten:

Da sah ich Rolf, der an seinem Schreibtisch saß und den Laptop anstarrte.


Er saß auf einer Kartonkiste.
Hier reicht zweifellos der "Karton" zum Sitzen.

Ja, liebe(r) Raul, formulierungstechnisch gesehen ist das ganze leider noch nicht so recht gelungen. Du versuchst ab und an Wortvariationen zu finden, die es dann aber nicht besonders gut treffen.

Die Story an sich ist noch etwas mager. Das Vorgeplänkel bis zu deiner Pointe wirkt trotz der Kürze der Geschichte doch recht bemüht und unnötig aufgeblasen. Eigentich passiert ewig gar nichts und zum Schluss verhungert die Pointe.

Ist jetzt alles gar nicht böse gemeint, Raul, aber ich empfehle dir, noch viel zu lesen. Und wenn du es ernst meinst mit dem Schreiben,solltest du dir Sätze oder Formulierungen, die dir gefallen einfach mal notieren, so würdest du leichter ein Sprachgefühl entwickeln, das deinen Geschichte mehr Leben einhaucht.

Bleib dran
oisisaus

 

Danke oisisaus
Deine Kritikpunkte bringen mich weit. Da sehe ich, wo ich stehe, was ich alles noch zu tun habe. Danke vielmals.

 

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