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Schlaganfall

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29.01.2010
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Schlaganfall

Eine Krankenschwester schob Paul Härtling im Rollstuhl in sein Zimmer zurück. Nichts deutete darauf hin, was hier vorgefallen war. Die Untersuchungsbehörde hatte das Patientenzimmer wieder freigegeben, das Bett war ausgetauscht und alles steril gereinigt.

Seit Härtling nach einem Schlaganfall ins Krankenhaus eingeliefert worden war, verhielt er sich apathisch. Auch nach Abklingen der halbseitigen Lähmung hatte er geringe Bereitschaft gezeigt, aktiv an den therapeutischen Massnahmen mitzuwirken. Die Nahrungsaufnahme lehnte er für kurze Zeit ab, bis ihm künstliche Ernährung drohte. Da seine anhaltend depressive Verstimmung den behandelnden Arzt beunruhigte, hatte er Härtling bis auf Weiteres in die Psychiatrische Abteilung verlegt.
Für Härtling war die Erkenntnis seines Zustandes ein Schock. Die Lähmung war eine temporäre Erscheinung. Doch sein Denken blieb eingeschränkt, den Sinn von Worten verstand er nur verzögert. Seine Angst, künftig ein solches Dasein zu fristen, hatte ihn im Griff. Anfänglich kam er sich in seiner Hilflosigkeit wie ein Kleinkind vor, nur dieses konnte sich wenigstens durch Schreien artikulieren. Er war sprachlos!

Ohne dass angeklopft wurde, öffnete sich die Tür. Doktor Krassinsky, der leitende Psychiater, trat ein, gefolgt von einem Mann und einer Frau. Sie hatte er gestern aus Entfernung kurz gesehen, wie er sich erinnerte.
«Guten Tag, Herr Härtling. Mein Name ist Lisa Sporn von der Kriminalpolizei. Dies ist mein Kollege Meyer», sie deutete auf den ihm unbekannten Mann. «Wir möchten uns hier im Raum nochmals umsehen.»
«Er versteht Sie nicht, sein Hirn wurde durch den Schlaganfall nicht unwesentlich verletzt», sprach Krassinsky. «Durch sein apathisches Verhalten dürfen Sie sich aber nicht täuschen lassen, er ist mobiler als es scheint. In der Physio- und der Ergotherapie hat er gute Fortschritte gemacht. Dennoch sitzt er meist nur im Fauteuil.»
«Denken Sie, seine Sprachfähigkeit stellt sich auch wieder ein?» Meyer hatte dies gefragt, während er Härtling beobachtete. Doch dieser zeigte keinerlei Regung, sass still in seinem Fauteuil und blickte starr vor sich hin.
«Dies können wir heute noch nicht abschliessend beurteilen, aber ich bin da skeptisch. Er wird für seine Tat aber so oder so büssen müssen, da er durch das Absterben von Hirnzellen in einem Zustand von geistiger Einschränkung gefangen ist.»
«Sie sind also der festen Meinung, wie Sie uns bereits gestern sagten, Härtling habe die Tat begangen?»
«Ja sicher, wer sonst! Andere Patienten konnten dieses Zimmer nicht betreten und von unserem männlichen Personal halte ich niemanden zu so etwas fähig. Schon gar nicht in Gegenwart eines Patienten.»
«Hat er denn, seit er hier ist, Auffälligkeiten gezeigt?», fragte Sporn.
«Ausser dem apathischen Verhalten nicht. Aber wir konzentrierten uns darauf, seine depressive Verstimmung aufzuhellen. Charakterliche Abnormitäten sind in einem solchen Stadium schwer zu bestimmen und können kaschiert sein.»
«Ist es möglich, dass die Hirnschädigung seine Persönlichkeit veränderte?»
«In begrenzter Form schon, aber nicht derart. Eher wahrscheinlich ist, dass er seit jeher ein pervertierter Triebtäter war.»
«Mit der Justiz war er nie in Konflikt geraten und auch sein Arbeitgeber und seine Nachbarn stellen ihm nur die besten Zeugnisse aus», bemerkte nun Meyer.
Krassinsky lachte grimmig. «Solche Leute sind oft hervorragende Schauspieler. Er hat nach aussen wohl den soliden Bürger gespielt und es verstanden sich nie erwischen zu lassen. Schauen Sie mal in seiner Wohnung nach, es gibt da sicher Hinweise auf seine Neigungen.»
«Ist bereits geschehen», mischte sich nun Meyer ein. «Absolut nichts Auffälliges, abgesehen von einem alten Heft des Playboys. Das erachten wir aber als nichtssagend.»
«Äusserst raffiniert! Das passt bestens ins Bild eines überdurchschnittlich intelligenten, aber pathologischen Täters. Er hat vermutlich einen andern Ort, an dem er Utensilien, Fotos oder anderes Material versteckt hält.» Krassinkys Stimme hatte sich einen Moment leicht überschlagen. «Ich will ja nicht in Ihre Arbeit hineinreden, aber glauben sie mir, in die Geschichte der Psychopathologie fügt sich Härtlings Tat bestens ein.»
«Es ist schon ungewöhnlich, dass ein Gewalttäter sein Opfer, nachdem er es getötet hat, sorgsam hinbettet», äusserte Sporn und nahm ein Foto zur Hand, auf dem die Tote abgebildet war. Schwester Yvonne lag auf Härtlings Bett, mit dem Kopf sorgsam auf das Kissen gebettet, mit dem sie zuvor erstickt worden war. Ihre Augen waren geschlossen, die Hände übereinandergelegt, als ob sie schlafen würde, wäre da nicht die zerrissene Leibwäsche unter ihrer offenen Kittelschürze, intime Körperteile freilegend.
«Genau das meine ich», bemerkte Krassinsky überstürzt. «Ein gewöhnlicher Vergewaltiger würde nach begangener Tat einfach flüchten, das Opfer wäre ihm dann bedeutungslos. Nur eine abnorme Persönlichkeit nimmt sich in einem solchen Moment die Zeit, eine Tote noch liebevoll herzurichten, oder vielmehr das, was er darunter versteht. Wäre ihm allenfalls nachträglich ein Funken von Schamgefühl aufgekommen, hätte er zumindest die Kleidung der Toten geordnet, um sein Unrecht vermeintlich zu verwischen. Dies ist eindeutig die Tat eines Perversen.»
«Schwester Yvonne war noch jungfräulich, wie die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab. Der Täter war nicht zum Vollzug seiner Absicht gekommen», bemerkte Sporn nachdenklich.
Meyer der Härtling weiterhin beobachtete, bemerkte, wie dessen Augen flackerten, nicht bestimmt deutbar, aber es regte sich in seinem Innern etwas.
Sporn, die den Raum nochmals eingehend gemustert hatte, trat zur Tür und drehte sich zu Härtling um. «Auf Wiedersehen, Herr Härtling.» Sie nahm den Türgriff zur Hand und öffnete.
«Wate… warten Sie!», die lallende, nicht leicht verständliche Stimme kam von Härtling. Er keuchte schwer. E… e… es war Krasschimsky. Er hatte sie be… betatscht und da da o… ohfeigte sie ihn. … Er muschte ausge… ausgeraschtet schein. … Jedenfalsch warf er sie auf mein Bett und verschuchte sie zu ver… vergewaltigen, wähend sie schich heftig wehrte. Alsch er scheine Hose runterzog, sie hatte wohl ge… gespürt, dass all… alles verloren war, be… begann sie zu schreien. Da drückte er ihr das Kischsen auf das Geschicht, bis kein Laut mehr zu hören war.» Härtling wurde von einem Hustenanfall geschüttelt.
«Sehen Sie», erregte sich nun Krassinsky, «er schauspielert, wie ich es voraussagte. Plötzlich kann er nun doch sprechen. Härtling ist ein gemeingefährlicher Psychopath. Es ist nicht ungewöhnlich, dass solche Kreaturen nicht mal davor zurückschrecken, den behandelnden Arzt ihrer Taten zu bezichtigen.»
«Schweigen Sie», herrschte Sporn Krassinsky mit harter Stimme an. Sie wandte sich wieder Härtling zu, die Türe hatte sie schon bei seinen ersten Worten wieder geschlossen. «Sie sind sich der Schwere der Anschuldigung bewusst, Herr Härtling. Falls dies so nicht stimmt, verschlimmern Sie Ihre Situation damit nur noch mehr.»
«Do… do… doch, doch, es ist wahr», und nach kurzer Pause mit mühevoll hervorgepresster Stimme, «i… i… ich kann es beweischen!» Er atmete schwer.
«Wie?» Sporn stand nun unmittelbar vor Härtling und verdeckte ihm die Sicht auf Krassinsky, der vor Wut zu beben schien.
«Alsch Krasschimsky seine Hosen herun… herunterzog, verschob schich sein Arztkittel. Dadurch schah ich auf scheinem Hintern ein gro… grosses Feuermal. Wo… woher schollte ich dies schonst kennen?»
«Das ist eine Frechheit, eine infame Unterstellung. Glauben Sie ihm kein Wort, er erzählt fantastische Lügen», schrie Krassinsky.
«Es wird Ihnen als Arzt doch wohl nichts ausmachen, uns einen persönlichen Augenschein zu gewähren?» Dem Ton nach war es keine Frage von Sporn, sondern eine Aufforderung.
Krassinsky wandte sich der Tür zu, um zu gehen, doch Meyer hielt ihn mit hartem Griff zurück. Mit der freien Hand öffnete er ihm die Hose und zog sie unter zeterndem Geschrei von Krassinsky so weit wie notwendig herab. Ein dunkelrotes Feuermal prangte da auf der rechten Backe!
«Herr Krassinsky», seinen Titel verschluckte Sporn, «wir nehmen Sie unter dem Verdacht der versuchten Vergewaltigung und des Mordes an Schwester Yvonne fest.» Monoton klärte sie ihn noch über seine Rechte auf. Meyer legte Krassinsky Handschellen an, der nun seinerseits völlig apathisch wirkte.
«Auf Wiedersehen, Herr Härtling. Wir kommen dann nochmals vorbei, um alles offiziell zu protokollieren.

Er konnte wieder sprechen, dieser Gedanke vereinnahmte Härtling in den nächsten Stunden und immer wieder übte er die Aussprache von Worten und Sätzen. Die Nachtruhe war im Krankenhaus bereits eingekehrt, bis er damit aufhörte. Er fühlte sich wieder mehr als der, der er bis zu seiner Erkrankung war.
Aus dem Schrank, in dem seine persönlichen Gegenstände untergebracht waren, entnahm er ein Handy und ein Stromkabel. Der Akku war leer. Nach der Tat von Krassinsky, als er begriff, was geschehen war, hatte er erst ein Foto der Toten gemacht, wie sie dalag mit dem Kissen auf dem Gesicht. Schrecklich. Er spürte wieder die Wut auf Krassinsky hochkommen, wie vorhin, als dieser ihn beschuldigte, ein Perverser zu sein. Zudem besass er noch die Unverfrorenheit, seine Tat ihm anzulasten.
Als die Akkuanzeige zu steigen begann, rief er die gespeicherte Fotodatei ab. Da war dieses schreckliche Bild der kopflosen Toten, er würde das Bild löschen, denn es war unerträglich anzusehen. Das nächste Bild zeigte Schwester Yvonne wie schlafend. Sie wirkte so lieblich - wenn man das Geschehen verdrängte -, wie nach einem Liebesakt ruhend. Ihm war seit Tagen aufgefallen, dass sie unter dem Schwesternkittel nur Unterwäsche trug, was ihre sich abzeichnende Figur reizvoll präsentierte. Diesen wunderbaren Körper einmal entblösst zu sehen, hätte er nicht zu hoffen gewagt.
Da schwelte wieder die Wut auf Krassinsky, der ihn für schwer hirngeschädigt und normaler Wahrnehmung nicht mehr zugänglich gehalten hatte. Leider waren seine Denkfähigkeit und seine Kräfte im entscheidenden Moment zu eingeschränkt gewesen, als dass er die Tat hätte verhindern können. Doch er würde das liebliche Bild der jungen Frau in Ehren aufbewahren, nur ihm zugänglich. Sie war noch Jungfrau, sagte die Kommissarin. Er erinnerte sich, wie er Schwester Yvonne berührte, ganz zärtlich mit seiner Hand.

 

"Ein guter Psycholog ist imstande, dich ohneweiteres in seine Lage zu versetzen."*


Die Welt ist schlecht und mancher ein Schlächter -

aber wem sag ich das,

lieber Anakreon.

Nach'm ersten Lesen lass ich mal - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - die Kleinkrämerseele raus:

Gar die Nahrungsaufnahme lehnte er für kurze Zeit ab,
Das "Gar" wirkt hier ungar, zumindest in der Startposition schlecht positioniert. Es ginge auch ohne!

Seine AngstKOMMA künftig ein solches Dasein zu fristen,

«Sie sind also der festen Meinung, wie sie uns bereits gestern sagten, Härtling habe die Tat begangen?»
Bisher wurd' das Anrede-Pronomen mit Großbuchstaben gesprochen ...

«Hat er denn, seit er hier ist, Auffälligkeiten gezeigt?, fragte Sporn.
Gänsefüßchen verschütt' gegangen.

Das passt bestens ins Bild eines überdurchschnittlich intelligentenKOMMA aber pathologischen Täters.

«Auf WiedersehenKOMMA Herr Härtling.»

Mit der freien Hand öffnete er ihm die Hose und zog sie unter zeterndem Geschrei von Krassinsky so weit wie notwendig herab.
Na, na! Bedarf es dazu nicht des Durchsuchungsbeschlusses?

«... wir nehmen sie unter dem Verdacht der ...»
Wiederholungstäter!. wie auch hier:
«Auf Wiedersehen, Herr Härtling, wir kommen dann nochmals vorbei, um alles offiziell zu protokollieren.

..., entnahm er einer TascheKOMMA ein Handy und ein Stromkabel.

..., als dieser ihn beschuldigteKOMMA ein Perverser zu sein.

"In keiner Sprache kann man sich so schwer verständigen wie in der Sprache."*

War sicherlich nicht die letzte Meldung ...

Gruß

Friedel

* K. Kraus (den bekanntesten Aphorismus lass ich ma' weg!)

 

"Ein guter Psycholog ist imstande, dich ohneweiteres in seine Lage zu versetzen."

Ich bin konsterniert, was Karl Kraus vor lauter Freud bemerkte. Da schleppe ich mein Leben lang einen Witz mit mir herum, der mir in jungen Jahren doziert wurde:
„Eines Morgens begegnen sich zwei Psychiater an der Berggasse. Der eine sagt zum andern: Ihnen geht es gut! Wie geht es mir?“
Und Kraus versteht es, diesen in einem Satz zu deuten.

Doch in Bestürzung kam ich da,

lieber Friedel,

als du bemerktest,

Gänsefüßchen verschütt' gegangen.

Sie mussten beim immer wiederkehrenden Feilschen um das treffende Wort und den damit vorgenommenen Änderungen im Manuskript, meuchlings geopfert worden sein.

Das "Gar" wirkt hier ungar, zumindest in der Startposition schlecht positioniert. Es ginge auch ohne!

Und hier meinte ich, das Fastenopfer verstärken zu müssen. Aber so auf dem Präsentierteller betrachtet stimme ich dir zu, denn Köche und Magyaren haben in einer KG keinen angestammten Platz.

Zu dem Anrede-Pronomen und den Kommas fällt mir nun keine andere „Deutung“ mehr ein, als dass sie verdrängt wurden, beim fortwährenden Bemühen es perfektionieren zu wollen, oder in meiner Unvollkommenheit.

Na, na! Bedarf es dazu nicht des Durchsuchungsbeschlusses?

Wenn die Mehrheit sich einig ist, nennt es sich doch Basisdemokratie! Wer sucht da noch in den verfilzten Paragrafen?

Ich danke dir für den krausen Kommentar – das Schmunzeln will ich hier nicht abbilden - und die präzisierenden Hinweise. Die Letzteren habe ich umgesetzt und werde bei Tageslicht mir selbst auch nochmals, den Text sorgfältig zu Gemüte führen.

Hätte Krassinsky doch nicht zu sehr den Worten von Karl Kraus vertraut, der sagte:

„Ein Psychiater ist ein Mann, der sich keine Sorgen zu machen braucht, solange es andere Menschen tun.“

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon,
abgesehen von den oftmals etwas unnatürlich wirkenden Dialogen (zu lang und steif formuliert) mich hat vor allem die Namensänderung der Kommissarin irritiert, die oben "Sporn", weiter unten "Spross" heißt.
Der Schluss dürfte m.E. kürzer und knackiger sein, wie ein Spotlight, das kurz und heftig einen bisher unbeachteten Gegenstand auf der Bühne anstrahlt, um dann sofort wieder zu verschwinden: Der Patient selbst wäre gern der Täter gewesen, wäre er physisch dazu in der Lage gewesen... Krassinsky war nur sein Stellvertreter. Oder so ähnlich.

Da war dieses schreckliche Bild der kopflosen Toten, er würde das Bild löschen, denn es war unerträglich anzusehen.
Oder war dies der Hinweis auf einen Mord, den er selbst zuvor verübt hat? Da komme ich nicht ganz mit.
Annsonsten: spannende psychologische Konstruktion.
Das Lesen hat Spaß gemacht.
Schöne Grüße!
Christine

 

Hallo Anakreon,
ich gehöre zu den Zeitgenossen, die bei einem Krimi den Schluß voher lesen:sealed:, aufstehen, wenn die Spannung im TV zu groß wird und im Kino die Augen schließen, wenn eine kritische Situation kommt. Du hast vollkommen Recht, warum tue ich mir das dann an? Weil ich neugierig bin;)...

Beim Lesen deiner Geschichte brauchte ich nichts tun, da für mich relativ schnell klar war, dass Paul Härtling auf keinen Fall der Mörder sein konnte aufgrund seines körperlichen Zustandes. Der Arzt verhielt sich von Anfang an unangemessen, teils aggressiv, und lenkte immer wieder den Verdacht auf den Patienten. Auch deshalb konnte es Paul Härtling nicht gewesen sein.
Die Geschichte gefällt mir und ich habe sie gerne gelesen, weil du sie psychologisch gut aufgebaut hast und alle Personen äußerst glaubhaft rüberkommen. Witzig fand ich das Feuermal:D, zweifele allerdings, ob sich ein Arzt tatsächlich so schnell die Hose runterziehen lässt!
Sehr gern gelesen!

Lieben Gruß,
Jurewa

 

Hallo Anakreon!

Denken Sie, seine Sprachfähigkeit stelle sich auch wieder ein?»
Bei solchen Stellen komm ich nicht mehr klar, weil niemand so spricht. Zumindest nicht in meiner Welt. Denken sie, seine Sprachfähigkeit stellt sich wieder ein? das klingt tausend mal realistischer. Es ist doch wörtliche Rede. Wenn du deinen Erzähler gerne so reden lässt, dann ist das okay. Aber für mich verliert eine Geschichte immer viel, wenn in einem Dialog ein moderner Mensch sagt: Denken sie, seine Sprachfähigkeit stelle sich wieder ein.. Aber gut, ich weiß ja, dass du einfach drauf stehst :-)


Es ist schon ungewöhnlich, dass ein Gewalttäter sein Opfer, nachdem er es getötet hatte, sorgsam hinbettet»,
Hier passt besser: nachdem er es getötet hat.

Also ansonsten konnte ich es gut zu Ende lesen und ich wollte auch wissen, wie es ausgeht. Mir hätte es besser gefallen, wenn am Ende noch ein kleiner Dreh gekommen wäre. Z.B dass Härtling das Feuermal bei einer anderen Gelegenheit gesehen hat und Härtling vielleicht doch der Täter ist. Darauf hab ich noch gewartet.

um es mal mit deinen Worten zu sagen: nicht ungern gelesen

Grüße

Lollek

 

Hallo Anakreon

Eine interessante Geschichte mit einer netten Wendung hast du da geschrieben. Ich muss Lollek Recht geben, auch ich habe am Ende erwartet, dass Härtling das Feuermal bei anderer Gelegenheit gesehen oder - und das ist glaubhafter in die Geschichte eingebaut - evtl. zwei Pflegerinnen darüber sprechen gehört hat (mit einer könnte Krassinsky ja ein Verhältnis gehabt haben, und Härtling hätte die beiden in seinem Zimmer reden hören können, da sie ja angenommen hätten, er, Härtling, würde nichts verstehen).

Aber gut. Was mir gefällt, sind die verzweifelten Versuche Krassinskys, Härtling die Tat in die Schuhe zu schieben. Das nimmt schon sehr absurde Züge an, vor allem dann, wenn er bspw. auf den harmlosen Fund eines Playboy entgegnet:

Äusserst raffiniert! Das passt bestens ins Bild eines überdurchschnittlich intelligenten, aber pathologischen Täters.

Das erinnert an die Mörder aus so mancher Columbo-Folge. Da wird auch versucht, aus nichts heraus ein Indiz zu erfinden, das auf jemand anderen deutet. Sehr amüsant zu lesen.

Was mir nicht so gut gefällt, ist die Figur Härtling. Obwohl die Geschichte aus seiner Sicht geschrieben ist, ist er zumindest im Hauptteil nur eine Randfigur. Das Gespräch geht zunächst komplett an ihm vorbei und man weiß auch nicht, wie er darüber denkt. Man kann jetzt natürlich argumentieren, das würde viel von der Spannung nehmen, denn dass Krassinsky der Täter ist, ist der eigentliche Twist, der soll den Leser ja überraschen und daher erst am Ende kommen. Aber hier muss ich wieder auf Columbo verweisen und denke, diese Geschichte eignet sich besser für eine howcatchem (von der es viel zu wenig gibt in dieser Rubrik) als eine whodunit - Geschichte, zumal die Versuche Krassinskys ja sehr schnell wie gesagt absurd werden und man als Leser da schon etwas "ahnt". Da fände ich es besser, wenn auch du als Autor gleich die Hosen runterlässt - zumal dir das die Möglichkeit gibt, den Härtling besser in die Geschichte einzubinden.
Denn: Dass er auf einmal, im rechten Moment, wieder quietschfidel reden kann (warum hat er eigentlich während der Tat nicht geschrien?), sofort ganze Sätze redet, das finde ich die eigentliche Schwachstelle dieser Geschichte. Das wirkt zu konstruiert, gerade im rechten Moment bekommt er, der (wochenlang?) stumm war, seine Sprache zurück. In diesem Kontext kann ich mich auch mit dem letzten Absatz nicht so ganz anfreunden - ja, er hat die Tote fotografiert, also auch er hängt da indirekt mit drin und scheint nicht ganz koscher zu sein - aber das kommt so unvermittelt, da fehlt mir irgendwie der Zusammenhang. Wenn wir da nochmal einen Twist gehabt hätten, dass eben doch Härtling der Täter war, dann hätte das Sinn gemacht, aber so hängt das ein bisschen in der Luft.

Vom Stil her wars flüssig und angenehm zu lesen. Ich geh mal noch so durch die Notizen die ich mir zum Text gemacht hab:

Eine Krankenschwester schob Paul Härtling im Rollstuhl in sein Zimmer zurück. Nichts deutete darauf hin, was hier vorgefallen war. Die Untersuchungsbehörde hatte das Patientenzimmer wieder freigegeben, das Bett war ausgetauscht und alles steril gereinigt.

Finde ich einen guten Beginn, der Lust auf mehr macht. Allenfalls das "im Rollstuhl" könnte mEn entfallen.

Anfänglich kam er sich in seiner Hilflosigkeit wie ein Kleinkind vor, nur dieses konnte sich wenigstens durch Schreien artikulieren. Er war sprachlos!

"Sprachlos" assoziiere ich mit "... vor Erstaunen" oder "... vor Entsetzen", also eher als geflügeltes Wort. Hier erscheint mir "Er war stumm" o.ä. passender.

Dennoch sitzt er meist nur im Fauteuil

Ungewöhnliche Bezeichnung.

Er wird für seine Tat aber so oder so büssen müssen, da er durch das Absterben von Hirnzellen in einem Zustand von geistiger Einschränkung gefangen ist.

Da es wörtliche Rede ist kann man ein Auge zudrücken, aber genau genommen büsst er ja nicht für die Tat - das Absterben der Hirnzellen ist ja nicht auf das (vermeintliche) Verbrechen zurückzuführen.
Ich frage mich übrigens, warum Härtling zu dem Zeitpunkt, als jeder noch dachte, er sei der Täter, nicht sediert oder gar fixiert war. Wenn man wirklich denkt, er könnte Menschen töten, würde man ihn einfach seelenruhig im Sessel sitzen lassen?

«Absolut nichts Auffälliges, abgesehen von einem alten Heft des Playboys. Das erachten wir aber als nichtssagend.»

Hab ich ja eben schon erwähnt, gefällt mir, vor allem die Reaktion Krassinskys ... aber hey, dass der Playboy hier überhaupt erwähnt wird. Ist ja eine seriöse Zeitschrift, da stehen Artikel, Interviews, ja sogar Kurzgeschichten drin ... ;)

«Schwester Yvonne war noch jungfräulich, wie die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab. Der Täter war nicht zum Vollzug seiner Absicht gekommen», bemerkte Spross nachdenklich.

Mich irritiert, dass die Kripobeamten immer von "Schwester Yvonne" reden. Ich denke, die würden eher "Frau <Nachname>" sagen. Übrigens, woher kennen die Beamten die Absicht des Täters? Und: Wenn wirklich ein "heftiger Kampf" stattgefunden hat, warum finden sie bspw. an den Händen oder unter den Nägeln des Opfers keine Haar- oder Hautreste vom Täter?

Meyer der Härtling weiterhin beobachtete, bemerkte, wie in dessen Augen ein Flackern trat,

... wie dessen Augen flackerten --> finde ich knackiger

Aus dem Schrank, in dem seine persönlichen Gegenstände untergebracht waren, entnahm er einer Tasche, ein Handy und ein Stromkabel.

Entweder muss das Komma nach "Tasche" raus oder es muss "eine Tasche" heißen.

Ja das wars. Also du siehst, für mich ist noch die eine oder andere "kriminalistische" Ungereimtheit drin. Auch dass sie ihm die Hose sofort gegen seinen Willen vor dem Patienten runterziehen ist ziemlich ... skurill.

Aber insgesamt finde ich das eine interessante, kurzweilige Geschichte, die mich gut unterhalten hat.

Viele Grüße.

 

Hallo Christine

abgesehen von den oftmals etwas unnatürlich wirkenden Dialogen (zu lang und steif formuliert)

Nun, das ist natürlich immer Geschmacksache, was man gern liest. Ein salopper Stil wäre mir an diesem Tatort und durch diese Figuren aber verfehlt erschienen. Bei der Wortwahl achtete ich darauf, dass sie auch den Funktionen der Sprechenden entsprach.

mich hat vor allem die Namensänderung der Kommissarin irritiert, die oben "Sporn", weiter unten "Spross" heißt.

Oh, ist mir dies jetzt peinlich! In meinen Überlegungen schwankte ich, ob der Name der Kommissarin Sporn oder Spross lauten soll, und entschied mich dann (vermeintlich) für Sporn. Da hat mir mein Wankelmut unbewusst einen Streich gespielt, über den ich beim Lesen dann gestolpert bin.

Der Schluss dürfte m.E. kürzer und knackiger sein, wie ein Spotlight, das kurz und heftig einen bisher unbeachteten Gegenstand auf der Bühne anstrahlt, um dann sofort wieder zu verschwinden: Der Patient selbst wäre gern der Täter gewesen, wäre er physisch dazu in der Lage gewesen... Krassinsky war nur sein Stellvertreter.

Zum Ausgang des Geschehens hatte ich mir auch Gedanken gemacht, fand diese Passage so aber notwendig. Deine Vorstellung wäre durchaus eine andere Variante gewesen, aber etwas ins Unwirkliche abdriftend. Hier ging es mir in prioritär um Plausibilität. Der Patient wäre physisch schon in der Lage gewesen, die Tat auszuführen, wie Krassinsky zu seinem Zustand mal bemerkte.

Oder war dies der Hinweis auf einen Mord, den er selbst zuvor verübt hat? Da komme ich nicht ganz mit.

Immerhin hast du den Knackpunkt bemerkt, der der Fantasie des Lesers Spielraum lässt. :D

Annsonsten: spannende psychologische Konstruktion.
Das Lesen hat Spaß gemacht.

Das freut mich sehr und danke für deinen Kommentar.


□​

Hallo Jurewa

ich gehöre zu den Zeitgenossen, die bei einem Krimi den Schluß voher lesen,

Jetzt schrie ich beinah auf, typisch …

Weil ich neugierig bin ...

Aber du hast es nachfolgend diplomatischer ausgedrückt. :D

Beim Lesen deiner Geschichte brauchte ich nichts tun, da für mich relativ schnell klar war, dass Paul Härtling auf keinen Fall der Mörder sein konnte aufgrund seines körperlichen Zustandes.

Bist du dir sicher? Also ich als Autor sinniere noch immer darüber, ob Härtling uns nicht alle an der Nase herumgeführt hat. Zwar sind da seine Gedanken, aber wer sagt mir denn, dass er wirklich klar im Kopf ist, ob es nicht seine Vorstellung der Dinge ist. Es gibt da ja diese Justizirrtümer, bei denen die Indizien eindeutig scheinen. Aber dieses Ungewisse werde ich wohl ertragen müssen.

Die Geschichte gefällt mir und ich habe sie gerne gelesen, weil du sie psychologisch gut aufgebaut hast und alle Personen äußerst glaubhaft rüberkommen.

Das freut mich sehr, da mir die Plausibilität in diesem Stück sehr wichtig war.

Witzig fand ich das Feuermal, zweifele allerdings, ob sich ein Arzt tatsächlich so schnell die Hose runterziehen lässt!

Mir hat mal ein Polizist einen Griff beigebracht, wie man gewalttätige Menschen, selbst wenn es Kraftprotze sind, auf einfache Weise zu winselnden, am Boden liegende Lämmer verwandeln kann. Es ist erschreckend, was diese Berufsgattung hierbei für Anwendungen bereithält. Ich hatte anschliessend drei Monate eine schmerzende Sehne in der Hand, obwohl er es nur sanft anwandte, wie er meinte. Also hatte Krassinky wohl gar keine Chance sich zu sträuben. ;)

Sehr gern gelesen!

Das freut mich sehr, und danke für deinen Kommentar.


□​

Hallo Lollek

Bei solchen Stellen komm ich nicht mehr klar, weil niemand so spricht. Zumindest nicht in meiner Welt.

Hoppla, du hast eine absolute Weltsicht! :D

Aber für mich verliert eine Geschichte immer viel, wenn in einem Dialog ein moderner Mensch sagt: Denken sie, seine Sprachfähigkeit stelle sich wieder ein.

Der moderne Mensch und damit seine Sprache ist in beständigem Wandel. Vergleiche deine Sprache mal mit der von Adoleszenten. Wer ist nun moderner? Aber ich denke, dies ist nicht das Wesentliche, vielmehr ist es doch wohl, dass angewandte Sprache in zeitgemässem Rahmen (Epoche) steht und sich durch Vielfältigkeit auszeichnet.

Aber gut, ich weiß ja, dass du einfach drauf stehst

Ganz so ist es nicht. Meine Sprache entspricht meiner Identität, auf die ich nicht leichtfertig verzichte, auch wenn ich Absolutem eher skeptisch begegne.

Doch jetzt habe ich die beiden von dir bekrittelten Passagen mal im Gesamtkonzept gelesen und gebe dir recht. Ich bin da in der Form auf die Nase gefallen; nun ist es angepasst.

Mir hätte es besser gefallen, wenn am Ende noch ein kleiner Dreh gekommen wäre. Z.B dass Härtling das Feuermal bei einer anderen Gelegenheit gesehen hat und Härtling vielleicht doch der Täter ist. Darauf hab ich noch gewartet.

Ich habe mir schon gedacht, dass wahrscheinlich nicht wenige Leser genau diesen Umkehrschluss so abgebildet erwarten, aber das wäre mir zu klischeehaft gewesen. Der Dreh ist durchaus da, mit dem Foto und der Berührung der Toten durch Härtling. Darin liegt sehr viel Potenzial für die üppige Fantasie des Lesers, doch dieses zwischen den Zeilen lesen muss sich jeder selbst erschliessen.

um es mal mit deinen Worten zu sagen: nicht ungern gelesen

Das freut mich jetzt beides ausserordentlich: dass dir eine meiner Wortvarianten adaptierbar erscheint und natürlich das nicht ungern gelesen.

Danke dir für deinen Kommentar und die korrigierenden Hinweise.



Hallo Schwups, ich sehe jetzt eben, dass du auch einen ausführlichen Kommentar geschrieben hast. Ich muss aber unterbrechen, da ich in wenigen Minuten einen Termin wahrnehmen muss. Werde aber baldmöglichst darauf eintreten. Meist ist dies erst zur Geisterstunde, wenn alle braven Bürger bereits schlafen, aber es folgt.

Schöne Grüsse an alle

Anakreon

 

Hallo Schwups

auch ich habe am Ende erwartet, dass Härtling das Feuermal bei anderer Gelegenheit gesehen oder - und das ist glaubhafter in die Geschichte eingebaut - evtl. zwei Pflegerinnen darüber sprechen gehört hat

Nun die Katze ist ja bereits aus dem Sack, da ich zu vorstehenden Kommentaren erwähnte, dass ich genau mit dieser Erwartungshaltung der Leser rechnete. Die von dir erwähnte Variante, dass Härtling es aus einem vertraulichen Gespräch entnahm, ging mir auch durch den Kopf. Diese Lösung schien mir zu einfach.

Aber gut. Was mir gefällt, sind die verzweifelten Versuche Krassinskys, Härtling die Tat in die Schuhe zu schieben. Das nimmt schon sehr absurde Züge an, vor allem dann, wenn er bspw. auf den harmlosen Fund eines Playboy entgegnet:

Von den mir bekannten Psychiatern verfügen vereinzelte schon über ganz besondere Eigenarten (oder verfügten, einige sind gestorben). Man darf solches natürlich nicht verallgemeinern, aber die Persönlichkeit von Krassinsky hatte ich mir genau überlegt.

Das erinnert an die Mörder aus so mancher Columbo-Folge. Da wird auch versucht, aus nichts heraus ein Indiz zu erfinden, das auf jemand anderen deutet. Sehr amüsant zu lesen.

Dieser Vergleich ist nicht ganz mein Gusto. In ein oder zwei Columbo-Filme habe ich vor vielen Jahren mal kurz hineingeschaut, aber sie gefielen mir nicht. Ich denke aber ein Indiz ist vorhanden oder wird konstruiert, und Letzteres ist in meinem Stück nicht der Fall. Es ist eben Kommissar Zufall im Spiel, was in der Realität nicht selten sein dürfte.

Was mir nicht so gut gefällt, ist die Figur Härtling. Obwohl die Geschichte aus seiner Sicht geschrieben ist, ist er zumindest im Hauptteil nur eine Randfigur. Das Gespräch geht zunächst komplett an ihm vorbei und man weiß auch nicht, wie er darüber denkt. Man kann jetzt natürlich argumentieren, das würde viel von der Spannung nehmen, denn dass Krassinsky der Täter ist, ist der eigentliche Twist, der soll den Leser ja überraschen und daher erst am Ende kommen. … Dass er auf einmal, im rechten Moment, wieder quietschfidel reden kann (warum hat er eigentlich während der Tat nicht geschrien?), sofort ganze Sätze redet, das finde ich die eigentliche Schwachstelle dieser Geschichte.

Ich kann deine Bedenken nachvollziehen, es wäre möglich gewesen, seine Gedanken zum Gespräch zeitverzögert einzublenden. Zum Lesen wäre dies aber mühsam geworden. Dass er erst die Sprache wiederfindet, als die Kommissarin gehen will, ist kein Zufall. Der emotionale Druck, der auf ihm lastet, ist Auslöser und lässt ihn da versuchen zu sprechen, und es gelingt, wenn auch mühsam. Es war erwähnt, dass Härtling von einem verzögerten Denkvermögen und einer temporären Sprechunfähigkeit, wie sich zeigte, betroffen war, was durch das Absterben von Hirnzellen verursacht wurde. Das Hirn besitzt jedoch die Fähigkeit, teilweise Funktionen zu kompensieren, aber dies braucht Zeit. Die Krux der Sache ist schon, dass Krassinsky davon ausgehen konnte, wenn auch nicht zwingend!, der Patient sei irreparabel geschädigt. Ohne diese Aspekte hätte die Geschichte total anders gestaltet werden müssen. - Vielleicht ist es etwas eine Zumutung an die Leser, solches Wissen vorauszusetzen oder einfach zu akzeptieren.

Wenn wir da nochmal einen Twist gehabt hätten, dass eben doch Härtling der Täter war, dann hätte das Sinn gemacht, aber so hängt das ein bisschen in der Luft.

Mir wäre es zu anspruchslos, wenn es sich so auflöste. Wie ich schon gegenüber Jurewa erwähnte, deuten die Indizien durchaus auf Krassinsky als Täter hin. Aber das letzte Quäntchen an Gewissheit können der Autor und die Leser daraus nicht gewinnen. Natürlich hätte es sich noch weiter spinnen lassen, aber es soll ja als Kurzgeschichte stehen und so einiges kann der Leser da zwischen den Zeilen entnehmen.

Vom Stil her wars flüssig und angenehm zu lesen.

Oh danke, da hat sich mein Mühen darin ja erfüllt.

Allenfalls das "im Rollstuhl" könnte mEn entfallen.

Das war mir aus Überlegung der realen Situation wichtig. Härtling musste lange warten und in seiner Situation war es nur angemessen, ihm diese Erleichterung zu gewähren.

Ungewöhnliche Bezeichnung.

Meinst du nun Fauteuil oder den ganzen Satz? Fauteuil, ein aus dem Französischen entlehnter Begriff, ist eine übliche Bezeichnung und sogar dudenkonform. Dass ein Patient, der sich zudem apathisch verhält, nur herumsitzt, scheint mir nicht ungewöhnlich.

Da es wörtliche Rede ist kann man ein Auge zudrücken, aber genau genommen büsst er ja nicht für die Tat - das Absterben der Hirnzellen ist ja nicht auf das (vermeintliche) Verbrechen zurückzuführen.

Krassinsky verstärkt damit auch nur die Schuldzuweisung, aber ich meine es passt so oder so zu ihm.

Ich frage mich übrigens, warum Härtling zu dem Zeitpunkt, als jeder noch dachte, er sei der Täter, nicht sediert oder gar fixiert war.

Im Text ist ein Hinweis, dass keiner der andern Patienten sein Zimmer betreten konnte. Es war also verschlossen. Da bestand kein Grund, ihn noch weiter einzuschränken.

Ist ja eine seriöse Zeitschrift, da stehen Artikel, Interviews, ja sogar Kurzgeschichten drin ...

Exakt, darum wählte ich auch diese Publikation von Hugh Hefner. Die harmlosen Nackedeis, Pardon „Bunnys“, geben nun wahrlich auch keinen Hinweis auf eine gestörte Persönlichkeit. Dieser Meinung war ja auch die Polizei, nur Krassinsky findet dies als täuschend.

Mich irritiert, dass die Kripobeamten immer von "Schwester Yvonne" reden. … Übrigens, woher kennen die Beamten die Absicht des Täters? Und: Wenn wirklich ein "heftiger Kampf" stattgefunden hat, warum finden sie bspw. an den Händen oder unter den Nägeln des Opfers keine Haar- oder Hautreste vom Täter?

Ich hatte mir überlegt, ihren Nachnamen offenzulegen. Da die Szene aber nur im Krankenzimmer spielt, hielt ich es für vertretbar, hier nur von der Schwester und ihrem Vornamen zu sprechen. In den Akten und vor Gericht wäre dies aber nicht tragbar. Die zerrissene Leibwäsche deutet eindeutig auf dieses Motiv hin. Hätte Krassinisky nicht gepuscht, wären natürlich noch andere mögliche Motive in Erwägung getreten. Den Aspekt der Kampfspuren musste ich zugegebenermassen etwas beugen. Doch ist es nicht ganz unplausibel, dass unter den Fingernägeln des Opfers nicht zwingend Hautfetzen sein müssen. Die DNA-Spuren wiederum sind noch nicht ausgewertet und was sie aussagen damit auch offen.

... wie dessen Augen flackerten --> finde ich knackiger

Gut, diesen Kompromiss an das Knackige - jetzt wollten meine Gedanken zu der erwähnten Zeitschrift abwandern -, habe ich übernommen.

Entweder muss das Komma nach "Tasche" raus oder es muss "eine Tasche" heißen.

Das Komma wurde als fehlend beanstandet und nun votierst du für die erste Version. Nun ich entschloss mich zu einer Lösung unter Beachtung des salomonischen Urteils, indem ich dieses jedoch verkehrte und die Tasche eliminierte.

Also du siehst, für mich ist noch die eine oder andere "kriminalistische" Ungereimtheit drin.

Ich hoffe, es ist mir gelungen deine kriminologische Beweisführung dahin gehend zu entkräften, dass ich das Vorhandensein eindeutiger Fakten einwandfrei belegen konnte.

Aber insgesamt finde ich das eine interessante, kurzweilige Geschichte, die mich gut unterhalten hat.

Das freut mich sehr, da ich nebst der Plausibilität voll auf den Unterhaltungswert setzte.

Für deine akribische Auseinandersetzung mit dem Text danke ich dir herzlich. Es war mir eine Prüfung, ob ich irgendwo einen Logikfehler machte, doch einen solchen konnte ich nicht ausmachen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon!


«In begrenzter Form schon, aber nicht derart. Eher wahrscheinlich ist, dass er seit jeher ein pervertierter Triebtäter war.»
Hier macht Krassinsky seinen ersten Fehler und gerät dann prompt tiefer in die Bredouille:
Schauen Sie mal in seiner Wohnung nach, es gibt da sicher Hinweise auf seine Neigungen.
Ich hatte vermutet, das er dort wenigstens etwas deponiert hat. Aber es ist auch köstlich mit anzusehen, wie er, auf Grund seines ersten Fehlers, immer mehr Argumente aus dem (Doktor-)Hut zaubern muss.
Mit
aber glauben sie mir
ist er dann auch bald am Ende. Bei dieser Redewendung weiß jeder erfahrene Ermittler, das sein Gegenüber höchstwahrscheinlich der Täter ist und diesem bald die Ausflüchte ausgehen.
Einer der Ermittler hätte hier hellhörig werden dürfen, zumal der Doc auch recht nervös reagiert.
Es ist für mich ein klitzekleines Haar in der Suppe, das der Doktor und die Ermittler immer ein Fingerbreit unter ihren Möglichkeiten (die ich von ihnen auf Grund ihrer Stellung erwarte) agieren.

«wir nehmen Sie unter dem Verdacht der versuchten Vergewaltigung und des Mordes an Schwester Yvonne fest.»
Festnehmen ist hier auch ohne den Zusatz „vorläufig“ richtig. Das gewaltsame Hoserunterziehen dagegen ist äußerst fragwürdig. Aber da ein Auge zuzudrücken, fällt mir leicht, ist das Ganze doch ein amüsantes, kriminalistisches Kammerspiel. Da müssen die Dinge halt an Ort und Stelle geklärt werden.

Lieben Gruß

Asterix

 

Hallo Asterix

Das Poltern, welches eben durch die nächtliche Ruhe ging, war der Stein, der mir von Herzen gefallen ist, als ich deinen Kommentar las.

Ich hatte vermutet, das er dort wenigstens etwas deponiert hat.

Hm, ja, das wäre eine perfide Idee gewesen. Doch das Tötungsdelikt geschah im Affekt, er verlor seine Kontrolle über sich total. Anschliessend fehlte ihm anscheinend die Zeit zu praktischen Täuschungsmanövern.

Es ist für mich ein klitzekleines Haar in der Suppe, das der Doktor und die Ermittler immer ein Fingerbreit unter ihren Möglichkeiten (die ich von ihnen auf Grund ihrer Stellung erwarte) agieren.

Natürlich hätte es auf anspruchsvollerem Niveau über die Bühne gehen können, doch gewichtete ich die menschlichen Aspekte dabei höher und gestand ihnen zu, nicht perfekt zu funktionieren.

Festnehmen ist hier auch ohne den Zusatz „vorläufig“ richtig. Das gewaltsame Hoserunterziehen dagegen ist äußerst fragwürdig.

Die Sporn war da wirklich etwas kurz angebunden, dass sie nicht nur den Titel, sondern auch noch das „vorläufig“ wegliess. Wahrscheinlich kam sie durch Meyers spontane Aktion doch auch etwas aus der Fassung und wurde vom Erscheinungsbild überrascht. Fragwürdig war es auf jeden Fall!, aber manchmal unterlaufen solch unziemliche Verhaltensweisen auch Gesetzeshütern.

Aber da ein Auge zuzudrücken, fällt mir leicht, ist das Ganze doch ein amüsantes, kriminalistisches Kammerspiel. Da müssen die Dinge halt an Ort und Stelle geklärt werden.

Das bringt meine Absicht schön auf den Punkt. Auch wenn das Thema einen durchaus ernsten Hintergrund zeigt, sollte der komödiantische Gehalt tragend sein.

Danke dir für deine positive Meinung, die mich sehr freut.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon!

Den (durchaus) ernsthaften Hintergrund vermute ich abseits der Handlung. Er liegt in den Charakteren Krassinsky und Härtling.

Krassinsky sieht Yvonne als Objekt. Das ist einfach und schnell erkennbar. Er benutzt ihren Körper zur Befriedigung seiner sexuellen Gier.
Krassinsky wird in der Geschichte klar als Psychopath gezeichnet, der seine Patienten Kreaturen nennt und Härtling ohne Gewissen eine Straftat in die Schuhe schiebt.

Etwas subtiler dagegen die Figur Härtling.

Für Härtling ist das Bild der Toten schrecklich. Er verspürt Wut über Krassinskys Tat und seiner eigenen Unfähigkeit, diese zu verhindern. Das erweckt zunächst den Eindruck, Härtling sähe Yvonne als Subjekt und empfinde Mitleid.

Erst ganz am Ende wird deutlich, dass Härtlings Sicht auf Yvonne sich nur in Nuancen von Krassinskys unterscheidet. Auch Härtling betrachtet Yvonne als Objekt, als (s)eines, das er auf ein Podest heben möchte, um es zu betrachten, zu verehren, anzubeten und es höchstens zärtlich zu berühren.
Ihm genügt es, ein Bild von ihr zu haben und es war ihm egal, während er ihren Körper berührte, ob noch Leben darin ist oder nicht.

Während die Krassinskys bestraft und als pervers bezeichnet werden, leben die Härtlings meist unerkannt oder belächelt unter uns.


Lieben Gruß

Asterix

 

Hallo Asterix

Das perfide Thema hat dich noch nicht losgelassen, wie ich sehe. Dieser Nachhall freut mich.

Als ernsthaften Hintergrund verstehe ich die Komponenten, dass ein Mensch Gewaltopfer wurde, als auch die Charaktere von Krassinsky und Härtling als Tätern.

So direkt würde ich Krassinsky dennoch nicht als Psychopath definieren. Sein Verhalten lässt darauf schliessen, dass er weibliches Personal nicht erstmals nötigend anmachte und damit bis anhin durchkam. Seine charakterliche Destruktivität gipfelt dann in der Skrupellosigkeit, mit der er dem Patienten das Tötungsdelikt anlastet. Es weist schon klar auf Störungen in seiner Persönlichkeit hin, ohne das volle Bild daraus zu erschliessen. Ich gehe mal davon aus, dass er diese Zurückweisung nicht verkraftete, oder Yvonnes Reaktion fehlinterpretierte, sie ziere sich, damit er so vorgehe. Aber es ist schon richtig, Yvonne ist für ihn nur ein Objekt seiner Triebregulierung.

Bei Härtling stehen gemischte Gefühle an. Doch auch er kann sich dem Reiz nicht entziehen, sie als Objekt seiner Begierde wahrzunehmen. Es ist zwar Schicksal, dass er in diese Situation gerät, doch der zwanghafte Reiz diesen Körper zu berühren und zu fotografieren, wenn auch unter äusserst extremer Gegebenheit, lässt bei ihm den Reflex des Gewissens aussetzen. Dass er sich dadurch in den Bereich der Nekrophilie manövriert, wird ihm nicht bewusst.

Ich ging in diesem Stück davon aus, dass die Grenzen zwischen allgemein verstandener Normalität und gestörtem Verhalten sich verwischen können, wenn sozialisierte Werte unterlaufen werden und Reize überflutend wirken.

Deine Konklusion trifft es voll, die Krassinkys stehen am Pranger und die Härtlings leben meist unerkannt unter uns. Wenn man es moralisierend deuten wollte, müsste man anmerken, dass sich nur jene ihrer Unbefangenheit sicher fühlen können, die nie in solch grenzverwischende Situationen geraten. Die Leser schliesse ich natürlich von solchen Versuchungen voll aus, und meine eigene Perfidität besteht darin, als Autor dem Thema eine komödiantische Note verliehen zu haben.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo maria

hab ich schon erwähnt, dass ich deine Texte für meine Verhältnisse für zu hoch halte?

Ja, das hast du. Es freut mich aber immer wieder, dass du dich trotzdem dran wagst.

Jedes deiner Geschichten erinnert mich an ein altes Buch, sogar älter als die Geschichten Goethes.

Oh, der olle Goethe ist dir vertraut. Ich komme zunehmend in Verruf, wenn meine Texte hin und wieder mit solchen Leuten im gleichen Atemzug genannt werden.

Trotzdem lese ich gerne deine Geschichten. Auf eine Art, die ich selbst nicht so ganz begreife.

Das freut mich doch sehr. Das Unbegreifliche hat eben seinen Zauber, würde man es erklären können, würde es diesen verlieren.

Die Hervorsehbarkeit aber ist etwas in einer Krimigeschichte, die man nicht haben will.

So hervorsehbar fand ich es gar nicht. Ich selbst frage mich schon die ganze Zeit, seit diese Figuren auf dem Bildschirm ihre wüsten Eskapaden entfalteten, ob da nicht der Härtling den Krassinsky hereingelegt hat, und einfach den Spiess umkehrte. Aber dahinter werde ich wohl nie kommen.

Auch der Beweis für seine Unschuld ist schon fast ein Klischee, das man in heutiger Zeit eher in einer Komödie erwarten würde.

Eine Krimikomödie, das macht die Geschichte doch angenehm leichtverdaulich.

Doch was mir jetzt wirklich gut gefallen hat, war der Schluss, … Er wird sie ehren, hat er gesagt, doch ich bin mir sicher, er wird nächtelang zu dem Bild :zensiert: Yeeeah, das ist der Stoff, der mir gefällt.

Ich ahnte doch, dass ich die Fantasie der Leser und Leserinnen mit der einen oder andern Szene in Schwingungen versetzen könnte.

Danke dir für deinen Kommentar und die zum Ausdruck gebrachte Lesefreude, ich nahm es vergnüglich zur Kenntnis.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

bin leider nicht so begeistert. Handwerklich in Ordnung, die Dialoge wirken auch auf mihc etwas hölzern. Was mich mehr gestört hat war zum einen, wie schnell sich mE Krassinsky verdächtig macht - war für mich keine Überraschung. Außerdem zwei fachlihce Sachen: kurz nach einem Schlaganfall wird NIEMAND, der fachlich halbwegs was auf dem Kasten hat, einen Schlaganfallpatienen so darstellen, wie Kassinsky es tut. Sorry - niemand. Und das zweite fachliche: ein Ergotherapeut wurde offenbar hinzugezogen - was ist mit einem Logopäden - wegen Schluckbeschwerden und Spachlosigkeit? Gerade bei Krankenhäusern, die nach Schlaganfällen behandeln ist das Pflicht - zumindest bei der Diagnostik!

Grüße
Anne

 

Hey Anakreon,

hehe, ich mag ja den Hintergedanken der Geschichte. Wir haben da einmal den Arzt und seine Neigungen, dessen Beschuldigung, der Patient wäre pervers, was der Patient für sich ablehnt, nein er doch nicht, der Schock darüber bringt ihm sogar die Sprache zurück und doch ist er es, nur auf eine andere Art als der Arzt, ihm gehört der Voyeurismus.

Etwas sehr auf dem Silbertabelett präsentiert finde ich das Ganze. Eine subtilere Art hätte mir besser gefallen. Leiser eben. Und was ich Dir echt übel nehme, ist das Verhalten Deiner Polizisten, die mit der Jungfräulichkeit der Schwester hausieren, statt einfach nur zu erwähnen, dass die Gerichtsmedizin festgestellt hat, dass es nicht zu einem Eindringen gekommen ist. Da ist ja nicht nur die Jungfräulichkeit ein Indiz, sondern in diesem Fall ja auch ausbleibende Verletzungen. Das Privatleben der Toten so auszutratschen, wirklich entehrend!

Ach ja, und dem Augenblick, wo der Patient die Sprache wiederfindet, lass ihn doch etwas lallen und stotern, so hopp und fix geht das sicher nicht, auch wenn das Gefühlschaos (die Wut) in seinem Kopf da irgendwelche Blockaden löst.

Soweit von mir.
Beste Grüße Fliege

 

Hallo Anne

bin leider nicht so begeistert.

Das ist dein gutes Recht. Ich erwartete auch nicht, dass die Geschichte jedermann anzusprechen vermag.

Was mich mehr gestört hat war zum einen, wie schnell sich mE Krassinsky verdächtig macht - war für mich keine Überraschung.

Dies ist ein Aspekt, der anscheinend der Erwartungshaltung mehrerer Leser zuwiderläuft. Doch würde Krassinsky sachlich und fachlich auftreten, ginge das Komödiantenhafte verloren, es wäre einzig ein düsterer, schrecklicher Fall. Aber vielleicht verträgt diese Rubrik ein solch leichtes Genre weniger. Ist bei mir vermerkt.

Außerdem zwei fachlihce Sachen: kurz nach einem Schlaganfall wird NIEMAND, der fachlich halbwegs was auf dem Kasten hat, einen Schlaganfallpatienen so darstellen, wie Kassinsky es tut. Sorry - niemand.

Woher willst du eine solch absolute Gewissheit haben? Das NIEMAND hat in einem solchen Kontext einzig die Wertigkeit eines Glaubenssatzes und nicht die von Wirklichkeit. Klar dienten mir die Äusserungen Krassinkys hier als Mittel zum Zweck. Aber, auch wenn ich es gewollt überzeichnete, ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu abwegig. Es zeichnet kein Fachgespräch auf, sondern ist ein emotional besetztes Vertuschungsmanöver der Person Krassinsky. Oder glaubst du ernsthaft, ein Psychiater sei allein seines Berufes wegen erhaben über eine solche Entgleisung und Fehlleistung?

Und das zweite fachliche: ein Ergotherapeut wurde offenbar hinzugezogen - was ist mit einem Logopäden - wegen Schluckbeschwerden und Spachlosigkeit? Gerade bei Krankenhäusern, die nach Schlaganfällen behandeln ist das Pflicht - zumindest bei der Diagnostik!

Es ist anscheinend deiner Aufmerksamkeit entgangen, von was exakt in diesem Zusammenhang die Rede war. Es wurde klar einzig die Massnahmen zu seiner Bewegungsfähigkeit angesprochen, also ausschliesslich die Willkürmotorik, da es für die Handlung Sinn machte. Härtling könnte aufgrund dessen durchaus der Täter sein. Welche Fachkräfte und Spezialisten zur Diagnostik beigezogen wurden, wäre hier nur Füllsel gewesen. Es ist eine Kurzgeschichte und kein Roman!

Tut mir leid, wenn ich deine geäusserte Fachlichkeit in diesem Zusammenhang als subjektives Empfinden entlarven musste. Aber hier geht es um den inhärenten Realitätsgehalt der Geschichte und nicht um die nebensächliche Darstellung einer Berufsgruppe oder der Integrität eines Berufsstandes.

Für das Lesen der Geschichte und deinen Kommentar, den ich mit Interesse las, danke ich dir. Er war mir Gelegenheit diese Aspekte nochmals kritisch zu prüfen.


+​

Hallo Fliege

hehe, ich mag ja den Hintergedanken der Geschichte.

Das freut mich. Bei solch hinterhältigen Themen habe ich stets Goethe vor Augen, der einmal erwähnte: Nichts Menschliches ist mir fremd.

Etwas sehr auf dem Silbertabelett präsentiert finde ich das Ganze. Eine subtilere Art hätte mir besser gefallen.

Mit subtilen Stücken bin ich anhin eher gestrandet, also war die Konsequenz mal was Neues zu versuchen, im Stil der Kriminalkomödien. Aber wahrscheinlich war dies ein einmaliger Ausbrecher.

Und was ich Dir echt übel nehme, ist das Verhalten Deiner Polizisten, die mit der Jungfräulichkeit der Schwester hausieren, ...

Da hast du meinen wunden Punkt erwischt, ich hatte lange über diese Passage nachgedacht. Man hätte es fachlich ausdrücken, mit fehlender Defloration kaschieren können, doch drängte sich vor dem Gesamthintergrund die Jungfräulichkeit direkt zwanghaft auf. Ich hatte früher mal ausgiebiger die Gelegenheit, Gespräche von Polizisten untereinander zu verfolgen, bei denen es um deren Klientel aber auch um Opfer ging. Mit der Erwähnung, die ich da einbrachte, bin ich dagegen direkt ein Waisenknabe. Aber mein Teint hatte bei der Abfassung doch etwas Schamröte zugelegt.

Ach ja, und dem Augenblick, wo der Patient die Sprache wiederfindet, lass ihn doch etwas lallen und stotern

Hab ich doch, na ja gut, mehr mit Auslassungszeichen die Pausen andeutend. Ich wollte dem Leser keine unnötigen Klippen setzen, aber ich werde darüber nochmals nachdenken. Vielleicht fällt mir dazu noch das eine oder andere witzige Wort für den Lallklang ein.

Danke auch dir fürs Lesen und kommentieren. Es freut mich, dass es dir heitere Passagen vermittelte.

Schöne Grüsse an euch beide

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anakreon,

Ein leitender Arzt, der eine Krankenschwester im Beisein eines an den Rollstuhl gefesselten Schlaganfallpatienten in dessen Patientenzimmer massakriert und die Tat dem kraftlosen Mann im Rollstuhl offenbar glaubhaft in die Schuhe schiebt. Der Patient und Augenzeuge findet prompt seine Sprache wieder und verweist die Kripo auf die knallroten Arschbacken, die den mörderischen Psycho-Doc überführen, nachdem ihm die Polizei beim Fluchtversuch die Hose aufgeknöpft (!) und runtergezogen hat. Dann bekommt er trocken seine Rechte vorgelesen. Am Schluss - so mein Eindruck - ärgert sich der (dann doch) auch perverse Patient im Grunde darüber, dass dem Doc vergönnt war, was er selbst gerne angerichtet hätte.

Ja, wie irre ist das denn :D?! (Positiv gemeint)

Ich verstehe das als böse Satire und finde es großartig.

Natürlich würde die Polizei niemals - auch nicht einem Tatverdächtigen - ohne richterlichen Beschluss die Hosen einfach so runterreißen. Aber das sehe ich gerne nach.

Grüße
Nic

 

Hallo Nic

Es freut mich, dass du an dem kleinen Text als bös-ironisches Kriminalstück gefallen fandst. Dieser Effekt war auch so beabsichtigt, einzig Unterhaltungswert vermittelnd.

Natürlich würde die Polizei niemals - auch nicht einem Tatverdächtigen - ohne richterlichen Beschluss die Hosen einfach so runterreißen. Aber das sehe ich gerne nach.

Eindeutig ein Verstoss gegen die Rechtsordnung! Allerdings kommt es immer wieder mal vor, dass diese auch durch einzelne ihrer Vertreter gebeugt oder missachtet wird. Wobei, es hier nicht als Vorwurf gegen diese steht, sondern einzig um die gegebene Situation schamlos zu persiflieren. Die Geschichte hat denn auch keinerlei Bezug zu realen Personen oder Fällen und ist einzig Fiktion.

Danke für deinen Kommentar und die positiven Worte.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

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