Schlampe - Die Affäre
Er beugt sich zu mir, seine Lippen berühren meine, es schmatzt leise. Sofort fliegen meine Hände hoch um seinen Hals zu umfassen, während er noch die Kiste mit den Getränken in der einen Hand balanciert. Sein Kuss schmeckt gut, der Kuss ist gut.
Ich habe ihn jetzt 3 Wochen nicht gesehen und noch länger nicht mit ihm geschlafen. Nach dem unbeholfenen Sex mit einem 23-jährigen und dessen Küsse wird mir klar, was die Erfahrung ausmacht, die er hat. Zwar ist mir klar, dass jeder andere nur eine Lücke zu füllen hat, doch das können sie nicht. Wahrscheinlich auch dann nicht, wenn sie das Kamasutra zuvor auswendig gelernt hätten. Und doch hatte ich wiederholt nicht nein gesagt.
Mein Körper drückt sich rhythmisch an seinen, meine Hüfte presst sich fest an ihn und stößt, ohne dass ich irgendwie Gewalt über diesen Ausbruch habe.
Ich will das eigentlich nicht. Doch was kann man sich wohl davon versprechen, wenn man jemanden in einen Raum abseits der Kneipe folgt? Es ist das Getränkelager – kühl und angenehm im Gegensatz zu der stickigen, überfüllten und heißen Kneipe weiter oben. Das ist auch meine Ausrede gewesen.
„Da oben ist eine Bullenhitze, ich will mich nur kurz abkühlen.“ Ich bin ihm ins Getränkelager gefolgt, war Zigaretten holen. In einen Moment unsinniger Schwäche, von der ich wusste, dass sie mir nichts einbringt, habe ich länger dort verweilt und gehofft, dass er mir folgt. Ich schimpfte mich selbs einen Narren und bin wieder Richtung Treppe gegangen. Plötzlich kam er kam mir entgegen, ging an mir vorbei und brachte die leeren Flaschen in den anderen Raum. Ich beobachtete ihn einen Moment und folgte ihm, als er in den Kühlraum wechselte. Wir plauderten kurz, ich merke, dass er mit dem Einräumen fertig ist und habe Angst. Obwohl ich ihn will, beherrsche ich mich schon den ganzen Abend ihn anzugraben. Das letzte Mal hat er mich zurückgewiesen, gleich 2 Mal. Und wenn man einem Mann indirekt und doch deutlich zu verstehen gibt, dass man nur mit ihm schlafen will und er einen dann dennoch zurückweist, dann stürzt das Selbstbewusstsein wie ein morsches Klettergerüst zusammen. Und obwohl ich mich zwingen wollte, dass der nächste Schritt von ihm kommt, war es mir unmöglich ihm nicht zu folgen, mich ihm erneut anzubieten.
Ich öffnete ihm die Tür um ihn herauszulassen. Er trat neben mich, die volle Getränkekiste locker auf einem Arm balancierend, und gab mir einen Kuss auf den Mund. Ihn mir explodierte etwas.
Wir lösen uns voneinander. „Warum kannst du eigentlich so fantastisch küssen?“, frage ich ihn. „Vielleicht weil ich es so gerne mache.“ Er stellt die Bierkiste ab und wendet sich mir zu. Sehnsüchtig schmiege ich mich an ihn und ich murmle: „nur noch einen Kuss“, und drücke meine Lippen auf seine. Da ist sie wieder, seine Zunge die perfekt weiß, wie sie mich an jeglichen Stellen zu verwöhnen hat. Manchmal nicht mit der nötigen Ausdauer, aber dafür so fantastisch, dass es mir fast völlig egal ist. Alles ist mir egal, wie immer, wenn ich dieses Prickeln spüre, dass mich durchfährt. „Wir können das ja später fortsetzen“, flüstert er. Sein Atem streift dabei mein Gesicht. „Ist das eine Einladung?“, meine Hüften drängen sich immer heftiger an seine. „Warum nein…“, sagt er. „Was?“, frage ich. „Warum nein heißt bei mir ja, aber das erzähl ich dir später wieso.“ Jedem Moment kann jemand rein kommen.
Er möchte die ganze Sache unbedingt geheim halten, während ich schon mit sämtlichen Freundinnen getratscht habe. Nachdem er mir das Versprechen abgenommen hat, nicht mal mit meiner besten Freundin drüber zu reden. Wenn das jemals bis zu ihm dringt, wird selbst diese für ihn so einfache Affäre vorbei sein. Vielleicht wäre es besser, bevor ich mich in einem Netz der Gefühle verfange, aus dem ich keinen Ausweg mehr finde. Mein Körper spricht weiter zu ihm und hält dabei die Seele gefangen, um dieses Ende zu verzögern, um sich der Wahrheit nicht zu stellen, wie auch immer diese aussehen mag.
Ich fand ihn toll. Seine lockere und freundliche Art, offen, herzlich und vor allem ehrlich. Und seine widersprüchlichen Zeichen beim Flirten weckten mein Interesse. Er wirkte nicht wie ein Mann der eine Affäre sucht. Vom ersten Moment an, bevor der erste Kuss ausgetauscht war, hat er mir gesagt, wie klasse er mich findet, aber das er zurück zu seiner Ex will. Es beeindruckte mich, dass er das Risiko einging, dass ich nein sage.
Ich verlasse vor ihm den Raum. Ein paar Typen stehen neben dem Kicker und schauen mich merkwürdig an. Automatisch hebt sich mein Kinn und ein hochmütiges Lächeln spielt um meine Lippen. Ich möchte es herausschreien. Doch der Blick ist alles was sie ernten – und sie scheinen zu verstehen. Wenn auch nicht richtig. Doch ob ich ihn in diesem Raum hatte oder später – welchen Unterschied macht das wirklich für jemanden wie mich.
Ich gehe die Treppe hoch und spüre wie mich jemand in den Hintern zwickt. Ich lasse meine Hüften noch weiter auseinander pendeln und muss grinsen. Als ich oben bin und er an mir vorbei will, fasse ich ihn kurz an der Schulter. Er bleibt stehen und beugt sich zu mir. „Ich wollte es dir nur sagen...“, flüstere ich und beuge mich näher zu ihm. „Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich heute keine Unterwäsche trage…“. Sein Blick sagt alles. Es stört ihn nicht wirklich. Das habe ich mir gedacht.
Ich geselle mich wieder zu meiner Freundin. Mein Grinsen ist nicht zu unterdrücken und ich platze damit heraus.
Gegen 3 Uhr will sie nach Hause. Ich bekomme leichte Panik ihn jetzt ansprechen zu müssen. Alleine will ich auch nicht bleiben. Mein Herz klopft einen seltsamen Takt, während ich an der Theke warte, dass er kurz Zeit für mich hat. Er ist mitten im Stress. Dann kommt er endlich zu mir.
„Wann macht ihr zu?“ „Na ich denke heute wird es bestimmt 4 Uhr.“ „Naja, meine Freundin will jetzt nach Hause, und…“ „ich komme dann vorbei“. Ich muss erstaunt geblickt haben, aber das war zu einfach. Wir lächeln uns an und ich gehe.
Zu Hause halte ich mich zwanghaft wach. Ich spüle das Geschirr, räume auf. Dann setze ich mich vor meinen Computer und chatte mich durch das Internet. Telefoniere kurz noch mal mit meiner Freundin von vorhin, die weiß, worauf ich warte.
Es ist 4.20 Uhr als ich Schritte auf dem Kiesweg höre. Ich presse meine Augen zusammen und bitte, dass er es ist und kein Anwohner, als ich die Türklingel höre. Wie ein Schlafwandler laufe ich zur Treppe, mache ihm auf. Er kommt mir entgegen und ich falle fast in seine Arme. Ich hatte so Angst. Wir küssen uns und ich ziehe ihn ins Zimmer. Wir küssen uns weiter. Dann unterbreche ich uns. Jetzt haben wir Zeit, und ich mache das Fenster zu, fahre meinen Computer herunter und verschwinde mit einer kurzen Entschuldigung noch mal ins Bad. Als ich wieder komme, ist er noch angezogen. Dieses Mal blickt er unsicher, während er in meinem Zimmer steht. Mir gibt dieser Moment Selbstsicherheit, während ich die anderen beiden Male fast gestorben bin. Ich gebe ihm einen kurzen Kuss. „Jetzt sorgen wir erst mal für die richtige Beleuchtung“, sage ich und schalte eine kleine Lichterkette an und lösche das große Licht.
Ich greife nach seinem T-Shirt, küsse ihn und dränge ihn gleichzeitig zurück ins Bett. Dieser Moment lässt mich schon beben, seine Unsicherheit zu sehen, während ich dieses Mal die Gewissheit habe, dass er zu mir gekommen ist. Sofort wird es wild und ich kann es kaum erwarten, sein T-Shirt auszuziehen. Hab ich schon erwähnt, wie gut dieser Mann gebaut ist? Bestimmt. Alles andere würde mich wundern.
Er richtet sich auf und lässt sich dass T-Shirt ausziehen. „Ich stinke bestimmt. Heute war es so heiß bei uns.“ Meine Nase gleitet an seinem Hals lang, während meine Fingernägel sich in seine muskulösen Arme krallen. „Überhaupt nicht.“, flüstere ich und meine es auch so. „Du riechst wunderbar.“ Alle meine Sinne sind plötzlich geschärft wie selten. Seine Hände spüre ich auf meinem Rücken – eine schon immer sehr erogene Zone von mir. Seine Hände gleiten unter meine Jeans an meinen nackten Po. „Du hast ja wirklich nichts drunter…“ Seine Hände gleiten tiefer in meine Jeans. „Das hat mich vorhin echt scharf gemacht.“
Als ob er dies geahnt hat, dreht er mich noch während des Vorspiels auf den Bauch. Sein Mund wandert über meinem Rücken und ich muss laut stöhnen. Nicht nur wegen der Erregung an sich, sondern dem Glück, dass jemand diesem Teil meines Körpers Aufmerksamkeit schenkt. Seine Lippen wandern über meinen gesamten Rücken, während seine Hände meinen Hintern kneten. Nicht so fest, wie ich es gern hätte, aber ich zerspringe trotzdem fast vor Lust.
„Hast du Kondome, oder muss ich welche holen?“ Fragt er mich. Einen Moment bin ich enttäuscht, weil mir das Vorspiel zu kurz war. Nicht dass meine Erregung zu gering ist, um ihn aufzunehmen, aber ich möchte seine Hände und Zunge ewig spüren. „Nein, hab ich alles da.“ Ich greife in die Schublade, reiße die Packung auf und streife das Kondom über.
Wieder spüre ich diese Strömungen im Kopf. Er wechselt ab zwischen harten und schnellen und sanften Stößen. „Wie magst du es lieber?" „Die Mischung machts", flüstere ich. Seine Hände sind überall, ich schaue ihn an. Seine Augen sind auf mich gerichtet und ich muss triumphierend lächeln, als ich seine Erregung sehe.
Zwischendurch schlafft er etwas ab. „Ich hasse diese Dinger“, murmelt er und ich bestätige das. Dann ziehe ich ihm das Kondom runter. Ich will ihn ganz spüren. Und das ohne Gewissheit völlig gesund zu sein. Doch in diesem Moment ist mir das fast völlig egal. „Bist du sicher? Ich kann nicht für noch ein Kind aufkommen.“ Ich bin sicher. Leider. Er kennt den Verhütungsring nicht, obwohl ich ihm davon erzählt hab, doch der Ring ist wesentlich zuverlässiger als ich, wenn ich nur die Pille nehme. Am liebsten möchte ich ja sagen und ihn im nächsten Moment entfernen um sein Kind zu empfangen. Bin mir in dem Moment sicher, dass ich ihm nie wieder gegenüber trete würde, ihm etwas sagen würde. Und trotzdem glücklich werden würde, wie nie zuvor in meinem Leben. Ich ziehe in an mich, führe in mich. Es fühlt sich anders an, besser, intensiver, näher. „Das fühlt sich ganz anders an“, sagt er und ich bestätige das. Es ist wie ich es gesagt habe. Und später fühle ich zum ersten Mal richtig, wie er kommt. „Das sollten wir viel öfters tun“, flüstere ich und könnte mich im selben Moment verfluchen.
Wir liegen quer über dem Bett und eigentlich ist mir kalt. Doch meine Brust ruht an seiner, seine Hand streichelt sanft meinen Rücken – und wir reden. Eine schönere Situation kann ich mir nicht vorstellen. Er lacht oft über meine Bemerkungen. Ich liebe es sein Lachen zu hören. Wie die Unsicherheit zuvor in seinem Blick ist dieses Lachen jetzt eine Bestätigung meiner Selbst. Selten habe ich mich so fantastisch gefühlt. Wie immer sind es immer nur diese kurzen Lichtblicke in meinem Liebesleben, die es ausmachen. „Ich weiß selber, dass es nicht richtig sein kann, dass ich seit 2 Jahren ihr hinterherlaufe. Doch auch wenn man es mir nicht glaubt, wenn man mich an der Arbeit sieht, bin ich ein sehr konservativer Mensch. Ich möchte sie zurück.“ Mein Herz krampft sich für einen Takt zusammen, während mein Mund seinen Hals küsst. Seine Hand streichelt weiter meinen Rücken und ich wünsche mir, dass trotz dem Schmerz dieser Moment nicht endet. „Du bist so eine tolle Frau.“, flüstert er und sein Mund streift meine Schläfe. Ich presse mein Gesicht in seine Halsbeuge. Es ist, als ob er sich bewusst ist, dass er einem Phantom hinterher rennt. Einer perfekten Vorstellung davon, was eine Familie ausmacht. „Ich“, schreit mein Herz „könnte dich mehr als glücklich machen.“ Doch wie immer versagt meine Stimme.