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Schmerz

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08.04.2020
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Schmerz

Er lief den regennassen Pfad entlang, der sich am verdreckten Park entlang schlängelte.
Schmerz erfüllte seinen Körper. Die Art von Schmerz, die aus dem Herzen kommt und sich langsam, aber stetig ihren Weg in den Kopf bahnte.
Dort angekommen, verrichtete sie ihre Bestimmung und ließ ihn gefühlstrunken zurück.

Ertrinkend im Schmerz begegnete er einem jungen Mädchen, das versonnen auf die Straße starrte.
Es schien komplett ruhig zu sein, doch sein tränennasser Blick erkannte, wie ihre Lippen scheinbar sorglos und leise den Tanz der Sprache tanzten.
Ihr Anblick ließ ihn sich in seinem Schmerz überlegen fühlen, er erkannte verkrampft das Verlangen,
ihr den Kopf zu tätscheln und ihre Unbescholtenheit zu belächeln.

Sie hatte noch nie gelitten, sagte er sich, sie war in ihrer Unschuld so dumm und naiv.
Sie würde nie die Welt durch seine Augen sehen, sich nie an der Weisheit des Verlustes laben können.
Das machte ihn nicht nachdenklich, er freute sich.
Sein Schmerz machte ihn besonders, schon fast einzigartig in dieser trüben Welt, dachte er.

Nachdem er ein paar Schritte gegangen war, sah er sich mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen noch einmal um.
Er folgte dem Blick des jungen Mädchens, und sah ein Holzkreuz, das neben der Straße von Blumen umsäumt in den Boden gerammt war.


Sein Lächeln mitsamt seines Schmerzes erstarb, als er verstand.

 

Hi @Sebitas

Okay, das brauchte einen Moment.
"Bilde dir nicht ein, dass nur du leidest", lässt sich auf viele Weisen ausdrücken.
Aber mal ernsthaft, ist das aus deiner Sicht eine Kurzgeschichte? Ist doch im Grunde eine auktoriale Beschreibung einer Szene.
Da kommt bei mir keine Spannung auf.
Die Idee hat was, falls das deine Frage war.

Grüße
Joyce

 

Hallo @Sebitas

Mir hat dein Text gefallen. Ich finde es gut, dass du dich von den Konventionen der Kurzgeschichte etwas abwendest. Ich finde die Art und Weise, wie du deinen Text geschrieben hast, vermittelt viel mehr die Sicht des Protagonisten. Ihn interessiert nicht seine Umwelt oder was um ihn herum geschieht. Er leidet und deswegen ist ihm der Rest egal.

Sie hatte noch nie gelitten, sagte er sich, sie war in ihrer Unschuld so dumm und naiv.
Sie würde nie die Welt durch seine Augen sehen, sich nie an der Weisheit des Verlustes laben können.
Das machte ihn nicht nachdenklich, er freute sich.
Hier, finde ich zumindest, spiegelst du sehr gut die Attitüde von Leuten, die trauern bzw. leiden. Ein Gefühl, dass man ganz alleine ist und das andere nie verstehen werden, wie man sich fühlt.

den Tanz der Sprache tanzten.
In meinen Augen, ein zumindest interessanter Vergleich. Ich weiß nicht so wirklich, wie gut das Bild funktioniert, aber ich denke die Bedeutung kommt rüber und das ist schon mal was.

Sein Lächeln mitsamt seines Schmerzes erstarb, als er verstand.
Ich finde in einem Satz perfekt auf den Punkt gebracht. All diese Ideen, die der Erzähler hatte, wie einzigartig er ist, wegen seines Schmerzes und so weiter und so fort, zerstört. Das vorher spöttische Lächeln verschwindet und lässt die Tür offen dafür, was danach noch alles kommen könnte. Bereut er sein Verhalten? Versucht er das Mädchen zu trösten? Für mich passend zum Punkt gebracht und trotzdem noch Platz für eigene Interpretation gelassen.

Vielen Dank fürs Veröffentlichen,

Grüße,
K. Wannstedt

 

Hola @Sebitas,

Er lief den regennassen Pfad entlang, der sich am verdreckten Park entlang schlängelte.
Warum beginnt ein winziger Text mit einer Doppelung?

Die Art
von Schmerz, die aus dem Herzen kommt und sich langsam, aber stetig ihren Weg in den Kopf bahnte.
Dort angekommen, verrichtete sie ihre Bestimmung und ließ ihn gefühlstrunken zurück.
‚Die Art’ bestimmt den Satz mit den dazugehörigen Pronomen, doch die Rede ist nicht von der Art, sondern vom Schmerz!
Und wenn der Schmerz (oder die Art von Schmerz :shy: ) ‚seine Bestimmung verrichtet’, also weh tut, macht das den Prota gefühlstrunken? Ist er Sado? Für meinen Privatgeschmack empfinde ich das als zu gedrechselt und abgehoben.
Der Leser wird ohne Vorwarnung konfrontiert mit hehren Redensarten ohne Inhalt. Soll das beeindrucken, wenn es schon nichts aussagt?

Unmittelbar nach ‚gefühlstrunken’ kommt:

Ertrinkend im Schmerz ...

Heiliges Kanonenrohr! Das ist schon unangenehm – vielleicht kann man im Antiquariat noch so was kaufen, aber 2020 neu geschrieben?

Ihr Anblick ließ ihn sich in seinem Schmerz überlegen fühlen, er erkannte verkrampft das Verlangen, ihr den Kopf zu tätscheln und ihre Unbescholtenheit zu belächeln.

Courths-Mahler lässt grüßen, vielen Dank. Für wen schreibst Du? Mir scheint, für Dich, ganz für Dich.
Der Leser scheint Dir wurscht zu sein. Du fabulierst auf Teufel komm raus und eventuell applaudieren einer oder zwei. Es ist eine reine Tell-Geschichte, da gibt es keine Poesie, keinen Plot, kein Setting - nur Verschrobenheit.

Sie würde nie die Welt durch seine Augen sehen
, sich nie an der Weisheit des Verlustes laben können.

Das Kursive ist dümmlich logisch, das Fette eitel und überheblich. Und dann kommt noch das süßliche Ende:

... sah ein Holzkreuz, das ...
Jaja, bei einem Kreuz sollen sie alle kriechen – nicht nur im Leben, sondern auch beim Lesen. Da raunt es ganz fürchterlich und keiner muckt auf. Passt.

Meine unmaßgebliche Meinung hat keinerlei Bedeutung, nur wage ich anzumerken, dass Du mit Deinem jetzigen Schreibstil – trotz guten Handwerks – vermutlich nicht den Leser erreichst.

Wenn Du das willst, wärest Du im richtigen Forum – emsige Mitarbeit vorausgesetzt.
Vielleicht hören wir noch voneinander.

José

 

Hallo Sebitas,

ich habe vor Jahren einmal eine Serie über Unfallkreuze fotografiert und dabei auch einmal eine Mutter kennengelernt, die seit 20 (!!) Jahren dieses Kreuz an der Straße gepflegt hat. Die leidet sicher bis an ihr Lebensende.
Leider fand ich, genau wie Jose, diesen Text furchtbar überladen, vor Schwülstigkeit muss man sich konzentrieren, um überhaupt zu verstehen, was du erzählen willst. Einzige Aussage: Vorsicht mit Vorurteilen. Das ist für mich zu wenig als Kurzgeschichte.

Für mich war das jetzt leider nichts und ich bin gespannt, ob jemand diesen Herzschmerz gut findet. Du schwelgst in Worten, die in mir nur Achselzucken hervorrufen. Vielleicht bin ich auch zu alt, um das gut zu finden ;)

Viele Grüße
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Sebitas,

mich stört dieses Pastorale. Thema ist ja wohl die Erkenntnis, dass niemand von uns wirklich weiß, welche Kämpfe der andere kämpft. Das gibt's hier aber mit dem Hammer auf den Kopf. In Extrem laut und unglaublich nah gibt es diese Stelle, da klingelt der Junge an einer Tür und der Typ sagt, er kann nicht aufmachen, weil er an einer Beatmungsschiene (Beatmungsmaschine, hab früh morgens getippt) hängt oder so. Selbes Ding eigentlich, aber verpackt in eine weniger gleichnisartige Story und mir überlassen, was ich da nun draus mache. Hier habe ich richtig das Gefühl, jemand will mir was beibringen, wovon er sich, ein bisschen Bescheidenheit vorausgesetzt, denken kann, dass ich es selber weiß.

Grüße
JC

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sebitas,

ich sitze im Kino und sehe einen Film. In dem Film läuft ein Junge auf einem gewundenen Pfad an einem Park vorbei. Der Park ist verdreckt. Der Junge begegnet einem Mädchen, das am Wegesrand steht und auf die Straße starrt und dabei die Lippen bewegt, ohne etwas zu sagen. Sie steht neben einem Holzkreuz. Jetzt sehe ich, dass der Junge weint oder geweint hat; er hat ein tränennasses Gesicht. Warum er geweint hat, weiß ich nicht. Der Junge steht unschlüssig da, er hebt die Hände, lässt sie aber wieder sinken. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Dann geht er weiter, dreht sich noch einmal zu ihr um, und verlässt schließlich die Szene. Der Vorhang schließt sich.

Das, @Sebitas sehe ich, wenn ich deinen Text lese. Nur du allein weißt, was der Junge fühlt, was in dem Mädchen vorgeht. Der Regisseur des Films vermochte es nicht, seinen Job ordentlich auszuführen, weil der Drehbuchautor ihm alles Wesentliche verschwiegen hat und nur mit Behauptungen kann er die Szenen nicht mit Leben erfüllen.

Du weißt, was du sagen willst. Das solltest du aber nicht durch schwüsltige Phrasen tun, sondern du solltest deinen Figuren das Leben einhauchen, das sie auf der Leinwand agieren lässt und den Zuschauer lachen, weinen, wütend oder traurig werden lässt. Du kannst dich nicht aus der Verantwortung stehlen, indem du sagst, deine Leser verstehen dich nicht und es sei die Wahrheit, was du geschrieben hast. Mach deine Figuren greifbar. Wenn du den Jungen zu dem Mädchen sprechen lässt, wirst du erstaunt sein, wie sie reagiert. Folge deinen Figuren, nimm sie nicht an die Hand und zwinge sie, in eine bestimmte Richtung zu gehen.

Nimm dir doch mal einen Text hier aus dem Forum vor und analysiere ihn und dann schreib einen Kommentar. Du wirst sehen, was das mit dir macht. Ich wünsche dir viel Spaß dabei.

khnebel

 

Hola @Sebitas zum Zweiten, ganz auf die Schnelle:

Erst einmal meinen Dank für Deine ausführliche Antwort; das hätte ich nicht erwartet.
Und dann mein Überraschtsein von unserem Altersunterschied von zarten 61 Jahren.

Hier ist der berühmte Knackpunkt: Die meisten Forumsmitglieder sind in ihrem Profil sehr sparsam mit wenigstens den wichtigsten Informationen über sich – Alter, Geschlecht, Beruf.
So auch in unserem Fall, ich weiß nix über Dich.

Ich habe meinen Komm verfasst an einen männlichen Autor mittleren Alters, dem ich seine tränenreißerischen Ausdrucksformen übelnehme. Ein Autor dieses Alters ist aus meiner Sicht unreif, aber arrogant.

Wenn Du in Deinem Alter jedoch schon solche (fehlerfreien!) Texte verfasst, dann sieht die Sache ganz anders aus: Da ist ein sehr junger Mensch, der sich brennend für Literatur interessiert, der selbst schreiben will – und es schon tut! – und der erkennbares Talent hat.

Da hat natürlich auch der hochgeschätzte @Sisorus*) recht mit seinen guten Empfehlungen. Da ist es viel einfacher, sich in der Mitte zu treffen und auf Augenhöhe miteinander zu reden.

In diesem Sinne sollten wir weitermachen,
und schönen Gruß!
José

*) Der hatte Wissensvorsprung, denn er kannte Dein Alter aus Deiner Antwort auf meinen Komm :cool:
.
(Von Deiner Antwort #5 ist leider nur noch ein Z übriggeblieben).

 

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