Schnee
Schnee
Die Ouvertüre
Man kann Schnee tatsächlich hören…ein Hauch Langsamkeit, der die Haut streichelt, zerschmilzt und kalt die warme Haut entlang rinnt, so als wollte er durch die punktgenaue Kälte niemanden erschrecken. Schnee fällt wie eine zarte Berührung, packt uns warm ein, lässt Haut und Augen in besonderem Glanz erblühen, während Lippen die Wärme sehnsüchtiger Haut suchen.
Schnee verzögert, benebelt die Sinne, verschärft die Ursprünglichkeit und das Verlangen nach Schlaf, eingehüllt für immer beieinander zu liegen. Augen wollen nicht mehr fixieren, sondern lassen den Blick träge schweifen, der glitzernden weißen Wolke folgend. Körper möchten in den Schnee fallen und liegen bleiben, eingehüllt in einen dicken Kokon, den die Sonne im Morgengrauen erwärmt.
Schnee macht uns aber auch blind; unsichtbar für andere, genau erkennbar für uns, die wir im Paralleluniversum schweben, eingehüllt in Sein und Verlangen. Und Schnee können wir nicht festhalten; wie das Glück, dass uns leise an der Hand nimmt und eine wundervolle Melodie vor sich hinsummt – wir müssen genau hinhören, um die feinen Tonstufen wahrzunehmen. Das geschenkte Glück wird uns führen, wie auch immer sich die Tonfolge entwickeln wird.
Während wir dem Schnee zuhörten, leckte seine Stimme weich meine Möse, die Lippen kalt und nass meinen warmen Mund erforschend - seine Hände berührten mich wie Nadelstiche durch tausend Kleiderschichten hindurch, während er mich durch den klingenden Morgenschnee trägt. Wir folgen mit Ziel und doch ohne Orientierung dem betörenden Klang der Musik.
Der 1. Akt
Gelegentlich beginnt es, ohne dass sie sich bewusst ist, wie sehr es bereits begonnen hat. Sie geht ins Bad, lässt Wasser über ihren Körper fließen, als gehe es um ein Ritual – so alt, doch immer wieder neu, ein zeremonielle Waschung vor der Begegnung. Der Geist schwebt bereits frei und klar, wissend, dass die Erfüllung durch alle Schichten des Seins und Fühlen geht.
Sie spürt seine Schritte, langsame, bedächtige Schritte, die einen Fuß vor dem anderen setzen, die Straße entlang wandern, hört das Herz schon von Weitem klopfen. Kann ein Herz so laut sein, dass es die Stille der Straße übertönt, eine wunderbare Melodie intoniert und ein Lied von Liebe und Leidenschaft zum Leben erweckt? Kleine Staccato flechten sich ein, nur hörbar für die, die hören können. Hingabe und Liebe gehören zusammen, brauchen einander wie die Sonne das Rot am Abend und das zarte Grau des morgens, haben eine Kraft, die nur der spüren kann, der bereit ist, einen Schritt weiter zu gehen. Doch wurden beide vor langer Zeit getrennt.
Seine Schritte kommen näher, formen das Lied, lassen es dichter und intensiver werden und geben den Ton an. Er geht. Es musste nicht viel passieren, um etwas geschehen zu lassen. Es reicht, der Melodie zu zuhören und im hier und jetzt mit zu singen.
Sie singen eine unbekannt Melodie, während sich die Lippen aneinanderklammern, einander aufessen, spüren wollen. Ein Kuss kann alles sein – unser Kuss ist die Erfüllung, das hinübertreten auf die andere Seite, die Seite, die uns macht- und hilflos macht, uns vor Freude schreien lässt und tiefer Traurigkeit über die Endlichkeit Platz macht. Traurigkeit, süß wie Honig, tröpfelt die Lippen herunter, verliert sich in Küssen, die fast weh tun, weil sie die verwundeten Seelen aufisst.
Ich verliere mich unter seinen Händen, die fest meinen Nacken greifen, meine nassen Krater liebkosen, seine Zunge versunken in den weichsten Regionen, die mein Körper zu bieten hat. Ich öffne mich bereitwillig, lege alles bloß, was seine Zunge ehrerbietig auslecken möchte, mein Hintern ist ein Heiligtum, zu dem nur er Zugang hat, mein Seele wird zum Tempel, ist sein Zuhause, seine Erfüllung und Sehnsucht. Ich will mich ergeben, mich leiten lassen, von ihm benutzt und erobert werden. Süß tröpfelt der Schweiß von unseren Körpern, will aufgesaugt und getrunken zu werden. Während seine Zunge weich meine Klitoris und meinen Anus umspielt, will ich mich nur noch ergießen, sein Freude über meine Säfte, meinen schweren Geschmack und die Hingabe spüren.
Ganz langsam, Stück für Stück, werden beide konturen- und hilflos.
Der 2. Akt
Nachts geht der Mond nur für uns auf, die Kühle der Nacht erfrischt unseren Geist, während die Sonne am Morgen unsere zerrissenen Gemüter streichelt.
Jede Bewegung, jeder Schritt, den wir miteinander gehen, ist ein Tanz, bei dem wir uns selbstverständlich ineinander fügen. Wir schreiten, majestätisch und groß, während wir auf die andere Seite gehen, werden anschießend immer kleiner und vorsichtiger, aus Angst, diese wieder verlassen zu müssen. Wir sind beieinander, auch wenn wir nicht beieinander sind. Jedes Detail, egal wie klein, erfühlen und erschnuppern wir – den Duft der Haare, der ein wenig anders ist – die Augen, die etwas trüber sind als sonst, einen Hauch von Melancholie tragen und der Zerrissenheit, die wir nicht verstehen, Ausdruck verleihen. Die Beschaffenheit der Lippen, der unausgesprochene Wunsch nach Bindung, der verzweifelt versucht sich Gehör zu verschaffen.
Ich will seine Gedanken besitzen, jede Zelle seiner Seele durchforsten, ihn in mich aufsaugen, mich darin verlieren, will die Traurigkeit spüren, die Angst und Verzweiflung, aber auch die Liebe, die Besessenheit und den Wahnsinn. Will seine Tränen weinen, seine Haut tragen – wie es sich wohl anfühlt, wenn mein Körper die gleiche bronzefarbene Tönung hätte? Manchmal ist es so, als ob unsere Welt, in die wir hinübertreten, nur für uns sichtbar ist, nur wir den Schlüssel kennen, die Schleusen zu öffnen, die den Weg offenlegen, den Pfad, den nur wir gehen.
Liebe ist ein große Wort, es fällt uns so leicht, uns im Rausch einander mitzuteilen, es fließt aus unserem Mund, mit einer verstörenden Leichtigkeit fühlen und atmen wir. Wir haben die Fähigkeit, uns im „als-ob-Zustand“ aufzuhalten, etwas zuzulassen, was uns die Türen zu unserem Heiligtum, der andern Seite öffnet, deren Tore für jeden anderen verschlossen und unsichtbar sind. Dieses „als-ob“ wird umso verwirrender, je länger wir uns spüren und fühlen, aber ohne diesen Zustand wären wir nicht da, wo wir sind, hätten niemals die Schönheit entdeckt, die wir fähig sind, ineinander auszulösen, das traurige Geheimnis des Wissens, ob das „als-ob“ jemals enden und in ein „es-ist“ übergehen könnte.
Wir werden porös, fühlen alle kleinen Elemente, aus denen Hingabe und Haut bestehen. Die Grenzen verschwimmen, lösen sich auf, gewähren einander Zugang und Verwirrung. Liebe diffundiert auf die Seite der Leidenschaft und gibt ihr Raum, während die Sinnlichkeit einen selbstverständlichen Platz in unserem Beisammensein hat. Sie schwappt herüber wie ein schwerer roter Wein, vollmundig aber tanninreich. Die berauschende Durchlässigkeit löst unsere Konturen und erschafft unsere Wirklichkeit, einen verstörenden Platz voller Sehnsucht und Angst.
Während er sie zudeckt, ihr zu trinken gibt und mit leisen Schritten zur Tür geht wird es immer leiser, ihren Geschmack trägt er im Mund, Unendlich langsam schließen sich die Tore zu der Welt, die nicht aufhören will ihre bittere Melodie heraus zu schreien.
Der 3. Akt
Nach dem Schnee kommt der Frühling, die ersten Knospen, die sich langsam durch die trockenen Baumrinden schieben, zart, grün, aber zu jung, um ohne eine schützende Hand zu überleben. Unsere Bindung durchlebt die gleiche Häutung, und es ist kalt, zu kalt.
Wir wandern durch den Frühling, spüren die ersten Strahlen der Sonne, warm genug, um unsere Haut leicht erröten zu lassen, aber zu wenig kraftvoll, um langfristig die Hitze halten zu können. Nur die Sehnsucht verbrennt heiß, gepaart mit der Angst, dass es bald zu einer Abspaltung von Gefühl und Raum kommen wird.
Wir legen unsere Masken ab, „la bella figura“, und schauen uns in die nackten Gesichter. Wir sehen den kommenden Abschied, wollen uns nicht voneinander lösen, denken über eine Zukunft nach – eine Zukunft, die wir beide, bei Betrachtung der hüllenlosen Tatsachen, nicht haben werden.
Laute Schreie übertönen die Angst, seine Zunge leckt jede Klarheit von ihr weg, seine Hände umgarnen wie sanfte Flügel, beschützend und beängstigend zugleich. Zärtliche verreibt er seinen warmen Saft auf ihr, hinterlässt Spuren, die sich nicht aus der Seele waschen lassen. Ihr Körper vibriert unter seinen geschickten Händen, lässt die Augen unter Tränen zerfließen und neue Hoffnung schöpfen. Während sie ihn reitet, ihn verzweifelt ganz in sich aufnimmt, ihn Angst und Unsicherheit spüren lasse, fickt er sie weiter mit einer Inbrunst und Verzweiflung, die den Atem und den Verstand ausschaltet.
Unsere Augen sind der Spiegel der Seele, und wer in Augen blicken kann, ohne darin die echte Wahrheit zu fühlen, hat noch nicht gesehen. Wir könnten nicht unterschiedlicher sein.
Der 4. Akt
Er kam die Treppe hoch, duftend nach einem neuen Parfüm, trug noch seinen Anzug von der Arbeit und es schien alles wie immer zu sein. Seine strahlenden Augen, während wir kochten, Berührungen, die nicht intensiver sein könnten – es war das gelebte Glück, welches man nur fähig ist zu erleben, wenn man sich wider besseren Wissens hingeben kann.
Seine wachen Augen streichelten mein Gesicht, die Hände erforschten meinen Körper, bittend, zärtlich und fordernd hart zugleich, während er mich mit Koseworten überschüttete, sein Herz nah an meinem schlug, unsere Körper symbiotisch wurden.
Während die Suppe anbrannte, leckte er hingebungsvoll meine Möse aus, fickte wie ein Besessener mit seinen Fingern meinen Arsch, flüsterte mir zu, dass er sich an mir verschlucken, nein, ertrinken wolle… seine Zunge wie Seide, seine Stimme wie eine Sirene, sein Herzschlag brüllte nah an meinem. Dann hielt er mich fest wie ein Ertrinkender, flüsterte mir zu, welche Liebe er in seinem Herzen für mich habe, dass er nur so küssen und lieben könne, weil er mir verfallen sei, nicht von mir loskomme, obwohl er es so oft probiert hätte….
Er: Was bedeutet das für Dein Herz?
Ich: Willst Du die ehrliche Antwort oder die Ladies-Antwort?
Er: Ich nehme die Antwort, die Du mir geben kannst.
Ich: Ich glaube, das ist mehr, als Du wissen möchtest. Warum fragst Du das?
Er: Ich war so nah daran, Herz und Sinne komplett von Dir beherrschen zu lassen, aber ich bin wie ein verheiratetet Mann.
Ich: Warum erzählst Du mir das?
Er: Ich bin emotional gebunden, obwohl ich sie weder küssen, noch mit ihr Sinnlichkeit und Leidenschaft erleben kann.
Ich: Und was sagt Dein Herz?
Er: Ich bin Dir verfallen, aber es wird immer einen Teil meines Herzens geben, der verschlossen bleiben wird. Dass musst Du wissen.
Ich: Ich will von Dir keine Entscheidung.
Er: Wenn man an einem bestimmten Punkt ist, will man nicht teilen.
Ich: Du sprichst von Ihr?
Er: Nein, ich meine Dich, den Break - Even haben wir doch längst überschritten. Ich könnte es nicht ertragen zu wissen, das Du einen Anderen küsst. Was wir miteinander haben, ist mehr Gnade, als die meisten Menschen erleben – Hingabe, Verständnis…es ist so ein Glück, ich bin so dankbar, dass Du da bist…
Ich: Ich gebe Dich frei, Du musst tun, was Du tun musst.
Er: Nein, das will ich nicht, ich könnte auch damit leben, wenn Du einen andern hast, solang für Dich die emotionale und sinnliche Verbindung mit mir die Wichtigste ist.
Währenddessen steckte er mit seinen Fingern wieder in all meinen Löchern und bohrte diese in mein sehnsüchtiges Fleisch, welches er eroberte und liebkoste. Anschließen hob er mich hoch, trug mich hinüber ins Bett, fickte mich, küsste und leckte mich bis zur Besinnungslosigkeit – um sich dann selbst anzufassen und auf meinem Bauch zu kommen, den cremigen Saft bedächtig und mit ernstem Blick auf mir verreibend.
Trotz des lauen Sommerabends liefen meine Tränen eiskalt die Wangen hinunter.
Der 5. Akt
Dieses Jahr fällt der Schnee besonders leise. Es ist kalt, eiskalt, der Anblick des reinen Schnees lässt Herzen gefrieren. Die Konturen dieses bleichen Winter sind hart und streng, die Langsamkeit ist durch eine gleichbleibende Aktivität ersetzt worden. Unsere Wirklichkeit ist beängstigend klar, auch wenn viele Fragen offen sind. Das Paralleluniversum hat einer unverfälschten und eindeutigen Sauberkeit Platz gemacht, die so grell ist, daß es schon fast weh tut.
Während mein Mittelfinger hektisch meine Rosette massiert, spüre ich die Wohltat des vibrierenden Dildos in meiner Möse. Die kühlen Laken bedecken warm meine Füße und geben mir Gelegenheit, mich voll auf das klebrige saften zu konzentrieren. Als das Laken beginnt schön feucht zu werden, nehme ich den seimigen Dildo in den Mund, stecke ihn tief in mich, sauge ihn fest und schmatzend in mich hinein, während meine Finger kundig die angeschwollene Klitoris zwischen den gespreizten Schamlippen von unten nach oben streichen. Der klare Geschmack meiner Weiblichkeit und das nasse Reiben meiner Perle lassen mich gequält zur Ruhe kommen.
Reinheit ist eine Definitionssache, die reine Liebe dagegen nicht. Auch wenn wir dass nicht immer hören wollen. Ich werde erst einmal liegen bleiben. Frischer, leichter Neuschnee wird fallen und mit einer phantastischen neuen Ouvertüre meine Seele zum Klingen und die Lippen zum Lächeln bringen. Denn wahrhaftiges Glück ist die unlösbare Verbindung von Hingabe und Liebe, auch wenn man dieses Glück nicht festhalten kann.