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Schreibendes Mädchen
Momente.
Die großen Ferien waren gestern zu Ende.
Und ich probiere es ohne Zeilenumbruch, vielleicht zeige ich Gertraud,
was ich geschrieben habe.
Erster Schultag im Gymnasium. Gottseidank setzte sich Natalie heute vormittags neben mich. Vorletzte Reihe am Fenster. Draußen wogt der Kastanienbaum.
Sie spinnt seit drei Monaten auf Ewald, eher ein Doofling, aber verdammt gut aussehend. Bisher ohne Erfolg.
"Du wirst nie erraten, was gestern passiert ist."
(Drei rosa Einhörner in jeder ihrer Pupillen.)
"Ewald hat dich geküsst."
"Hei! Woher weißt du das?"
"Na, ja."
Sie legte ihren Ballettarm um mich, sie hat einen Ballettarm. meiner sieht aus wie der eines Bonobos.
Wir hatten vor drei Wochen ausgemacht, in´s Kino zu gehen. Das konnte man jetzt vergessen. Dabei hatte ich mich so gefreut, dass er am Donnerstag anläuft: "Das Jahr der ersten Küsse". Der liebe Gott hatte heute seinen teuflischen Spaß mit mir, oder?
Natürlich, könnte auch allein gehen, bin schon groß, ich weiß, wie man eine Kinokarte kauft. Aber trotzdem. Mal gucken, was die nächste Katastrophe ist.
Die Tür ging auf. "Guten Tag. Ich bin Frau Martens, Ihre Klassenleiterin."
Wir schauten uns an, stolz und grinsend.
"Ja, Sie werden gesiezt ab diesem Schuljahr", seufzte die Dame in den Raum hinein.
Sie legte ihre Aktentasche auf den Schreibtisch und las die Klassenliste vor.
Wer neu dazugekommen ist, wer nicht. Dabei pendelte die Brille, die an einer Kette vor ihrer Brust hing, hin und her.
Sie guckte jeden kurz an.
"Melanie Stein", sagte sie.
"Hier", sagte ich.
Und wartete, was jetzt so kommt, wie immer beim Schulanfang.
"Klassensprecherwahl, Schülerausweise, Bücherausgabe, das macht der zweite Klassenleiter, Herr Ginschel."
Sie setzte die Brille auf. "Mein Fach ist Mathematik. Wir haben viel vor."
Noch 39 Minuten.