Was ist neu

Schubert

Mitglied
Beitritt
23.10.2004
Beiträge
23

Schubert

Franz Schubert- Die große Sinfonie


Es will mir einfach nicht gelingen. Seit Stunden sitze ich nun in meinem Stüblein und denke nach über einen Anfang meiner neuen Sinfonie, komme aber nicht voran. Sie muss ein monumentales Werk werden, damit die musikalische Welt endlich auf Franz Schubert aufmerksam wird.
Welche meiner Kompositionen sind der Öffentlichkeit denn schon bekannt? - Einige Lieder vielleicht, die in Wiens Gassen von Kindern gesungen werden. Schnell werden die aber vergessen sein. – In der Lichtenthaler Kirche durfte ich meine F- Dur- Messe dirigieren. Sonst aber. Wenn mir doch ein solcher Ruhm wie dem Herrn Beethoven zuteil werden würde. Jede Sinfonie, die man heute komponiert, wird an seiner neunten gemessen. Zurecht natürlich. Die einzige Möglichkeit dieses Werk zu übertreffen, so scheint mir, besteht darin, sämtliche Spielarten des Gefühls und der Handlungsenergie klanglich zu veranschaulichen : existenzielle Angst, Traurigkeit, Verzweiflung, dann wieder Freude, Schaffenskraft, Tatendrang, und die Suche nach einem transzendenten Ziel. Doch, was nützt dies alles ohne einen Beginn, der die Menschen ganz auf die Musik konzentriert? Wie ist Beethoven vorgegangen? Wie war das noch ?
- Aus der Stille erheben sich die Streicher , eine wahrhaftige Schöpfungsstimmung baut sich auf und, dann ertönt das Thema des ersten Satzes. Ja, in diese Richtung sollte ich vielleicht weiterdenken.
Aber, kann mir Beethoven als ein Vorbild gelten?
Ich bin nun einmal kein großauftretender Maestro. Zu Beginn von Beethovens Hochzeit herrschten in der Gesellschaft ja auch ganz andere Verhältnisse. Heute weiß man, was die Revolution uns erbracht hat – Elend, Leid und Trauer.
Aber es gab auch Menschen, die aus der damaligen Zeit ihren Nutzen gezogen haben. Während ich bisher meistens nur von Dichtern, Malern, anderen Komponisten, Sängern und Juristen umgeben war, ja, wem ist Beethoven stattdessen begegnet: dem Grafen Waldstein, unzähligen Fürsten, sogar dem preußischen König, und Goethe. Ich hörte auch, mit den Fürsten Lobkowitz und Kinsky hätte er einen Vertrag über ein langfristiges Legat abgeschlossen. Da ist es nicht verwunderlich, dass seine Sinfonien, Klavierkonzerte, oder Ouvertüren ständig in Akademien aufgeführt wurden. Meine Musik aber ist nicht für den Adel, sondern für meinesgleichen bestimmt. Anstatt Unterstützung von blaublütigen Gönnern zu bekommen, war ich deshalb der Hilfslehrer meines Vaters. Drei Jahre lang musste ich dieses Martyrium aushalten, bis es zum Zerwürfnis kam. In der Zeit darauf war ich wenigstens der Musiklehrer des Grafen Johann Karl Esterhazy von Galantha. Nur dieses Engagement in den Sommermonaten auf Schloss Zseliz an der Gran sicherte mir überhaupt einige bescheidene Mittel, die gerade zum Überleben ausreichten.
Es war ganz gewiss nicht so, dass ich mich, wie der Lachner Franz, oder Mayrhofer , bewusst aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen habe.
Immer wieder bewarb ich mich für eine Anstellung, ob als Lehrer in Laibach , oder in den letzten Jahren um die Kappellmeisterstelle am Kärntnertortheater. Aber überall dort wollte man von Schubert nichts wissen. Dabei war ich bereits als zehnjähriger Schüler bei Salieri.
Und wie viel mehr Werke habe ich nun schon komponiert als Beethoven in meinem Alter. Welchen Lohn aber habe ich dafür erhalten?
Ist es denn wirklich so, dass der Genius in Revolutionszeiten seine gebührende Anerkennung erhält, und in Zeiten wie dieser verschmäht wird ?
Eine dunkle Vorahnung hat von meiner Seele Besitz ergriffen. Obwohl ich kein geniehaftes Wunderkind gewesen bin, fürchte ich, so zu enden wie Mozart, der große Meister. -Den steckten sie ins Massengrab. Nun gut, das ist immer noch erträglicher als das, was sie Beethoven angetan haben.
-Ihm haben diese Halunken nach seinem Tod ein Ohr abgeschnitten.
Mir selbst bleibt nur noch die Hoffnung, wenn ich zu Lebzeiten keine Beachtung finde, dass die Nachwelt den Namen Schubert niemals vergessen wird. Wenn ich die Gewissheit hätte, später einmal in der ewigen Reihe mit Bach, Mozart und Beethoven zu stehen, könnte ich zufrieden mein Dasein auf dieser Welt beenden. Dafür muss ich jetzt aber endlich zur Arbeit zurückkehren. Auf dem Klavier habe ich schon einige Themen improvisiert und für die Sinfonie ausgearbeitet. Die Übergänge glücken mir an manchen Stellen aber nicht. Nicht noch einmal darf etwas ähnliches wie bei der H- Moll- Sinfonie geschehen: Ich, als Meister des dritten Satzes, konnte eben diesen nicht vollenden. Diesmal ist Vieles schon ausgereifter, und für den Schlusssatz habe ich auch bereits einige Ideen. Dort werde ich Motive aus meiner sechsten Sinfonie sowie aus der Rosamunde- Ouvertüre einarbeiten. Aber ein Grundprinzip für das Finale fehlt mir. Die Fugentechnik, welche der Salzburger Maestro in seiner letzten, der Jupiter – Sinfonie angewendet hat, ist heute wohl überholt. Ich habe eine völlig neue Art der Themenfortführung entwickelt. Doch auch ich werde auf eine bestimmte Weise zu den Traditionen der Musik zurückkehren:
In den vergangenen Wochen schwankte ich beim Komponieren häufig zwischen Dur und Moll, so dass die Sinfonie keinen einheitlichen Charakter besaß. Doch wie Mozart habe ich nun die ursprünglichste aller Tonarten gewählt- C –Dur. Ich glaube, dadurch wird mir das Fortkommen in der Partitur erleichtert.
Aber mir scheint heute die rechte Inspiration zu fehlen. Wie könnte mein Kopf auch heute voller Schaffenskraft sein, wo ich doch meine Muse nicht habe sehen können. Ein wunderschönes Mädel geht schon seit Wochen, jeden Tag um die Mittagszeit, an meinem Fenster vorbei. Wenn ich sie erblicke ,ist ihr Bild den ganzen Tag in mir und ich bin fähig, die traumhaftesten Melodien zu schreiben. Ein Hauch von Göttlichkeit durchfließt dann meine Feder. Vom Himmel scheint sie herabgestiegen zu sein, und einen Himmel muss es geben, denn niemand auf Erden ist so wunderbar. Immer hat sie ein freundliches Lächeln auf ihrem, dem schönsten je betrachteten Gesicht. Ihre Bewegungen sind der einer Gräfin gleich, sie ist mein Adel, für den ich schreibe. So gern würde ich sie ansprechen, doch ob ihrer Schönheit versagen mir alle Kräfte. Wenn ich nur ihre Bekanntschaft machen könnte, oder wenigstens ihren Namen kennen würde. Wahrscheinlich aber wird sie mich fortschicken. Wer ist denn schon Franz Schubert? Ich befürchte, der Michael und der Josef haben bereits ein Auge auf sie geworfen. Ich habe ihre Gesichter beobachtet, als sie mich zu einem Fest einladen wollten, und die Schönheit währenddessen vorbeilief. Die Einladung habe ich ausgeschlagen. Sie dulden mich nur, akzeptieren mich nicht. Zum Musizieren können sie mich gut gebrauchen. Die schönsten Melodien spiele ich ihnen für die Tänze vor, und niemand würdigt sie auch nur ein einziges Mal. Immer nur: „Spielen sie doch, Herr Schubert, spielen sie.“ Ich bin der Ausnutzung überdrüssig.
Was ist das? Da ist sie ja. Tatsächlich, sie kommt. Schnell, ich muss zu ihr. Heute werde ich mit ihr sprechen.
„Fräulein, Fräulein so wartens doch.“ – „Ja, bittschön?“
„Grüß Gott, Schubert mein Name. Ich wollte ihnen mitteilen, dass...“
„Franzl, Franzl.“ –„Ja Johann was is denn?“
„Tolle Neuigkeiten, Franzl. In einem Konzert zum Todestage Beethovens sollen deine Werke aufgeführt werden.“
„Ja sind sie denn etwa Franz Schubert, der Kompisiteur?“
„Richtig, der bin i.“- „Na, wer kennt ihn den nicht, den Schubert Franz?
Horch, Franzl, vielleicht spielen sie sogar deine neue Sinfonie. Sag a mal, wie weit bist denn? Schon fertig?“ - „Na, noch net ganz.“
„Herr Schubert, ich liebe ihre Musik. Neulich hörte ich sie auf einem Fest. Schon nach den ersten Takten musste ich aufspringen und tanzen, so bezaubernd war die Melodie.“ – „Dankschön.“
„Was wollten sie mir vor der Unterbrechung durch den Herrn eigentlich sagen?“ –„Hättens Lust auf einen Spaziergang? Da könnte ich es ihnen erzählen.“ – „Ja, freili.“
„Entschuldigen sie, wie heissens denn eigentlich?“ –„Stefanie.“
„Stefanie, was für ein wundervoller Name. Also dann, auf geht´s.
Wiederschaun Johann.“ – „Wiederschaun Franzl, bleib aber net so lang fort. Denk an die Sinfonie.“
.....
„Horchens, was is des?“ – „Ein Hornsignal , eine Jagd nehm ich an.
Ein Hornsolo, das ist es.“ – „Wie?“ – „Der Beginn meiner neuen Sinfonie. Gerade ist mir der richtige Einfall gekommen . Ich werde zuerst ein Horn mit dem ersten Thema einsetzen lassen, so muss das Publikum schon zu Beginn ganz aufmerksam zuhören. Wahrlich Stefanie, ihre Gegenwart gibt mir die geistige Kraft, endlich die große Sinfonie zu schreiben.“

 

Franz Schubert-
Leerzeichen vor -
F- Dur- Messe
F-Dur-Messe
Wenn mir doch ein solcher Ruhm wie dem Herrn Beethoven zuteil werden würde.
Beethoven sucks!
Zurecht natürlich
hau mal ab
veranschaulichen :
Leerzeichen weg
noch ?
Streicher ,
Leerzeichen weg
Aber, kann mir Beethoven als ein Vorbild gelten?
wart kurz ... Antwort: Nein!
Drei Jahre lang musste ich dieses Martyrium aushalten
Märtyrium
Mayrhofer ,
Leerzeichen weg
Diesmal ist Vieles schon ausgereifter
vieles
Jupiter - Sinfonie
Jupitersinfonie
"Spielen sie doch, Herr Schubert, spielen sie."
Sie groß
"Ja sind sie denn etwa Franz Schubert, der Kompisiteur?"
Sie; Kompositeur
Hallo Mike Renners,
hm, deine Geschichte überzeugt mich nicht wirklich. Einerseits lässt du Beethoven in einem zu guten Licht dastehen :)
Andererseits passiert hier eigentlich nichts, Franz Schubert rekapituliert in sehr groben Zügen sein Leben, dann sieht er wieder dieses schöne Mädchen, denkt, keiner würde ihn kennen, ist aber in echt voll berühmt. Nun ja.
Aber - bis auf den letzten Dialog - ziemlich gut geschrieben.
Bruder :sad: Tserk

 

@Tserk

Drei Jahre lang musste ich dieses Martyrium aushalten

Märtyrium

Martyrium...:Pfeif:

@Mike Renners

Ansonsten muss ich Tserk zustimmen. Ich habe auch schon die Erfahrung gemacht, dass eine KG mit wenig Handlung, und sei sie, wie Tserk richtig bemerkt, gut geschrieben, doch etwas unspannend wirkt, selbst wenn die Geschichte für Musiktheoretiker vielleicht wegen der Gedanken interessant sein könnte.

Übrigens: Ist es historisch belegt, dass Schubert zu Lebzeiten unbekannt oder sowas wie ein verkanntes "Genie" war?

 

Ach ja? Heißt es "Martyrer" oder "Märtyrer"? Denkt darüber nach ... Euer
Bruder :sad: Tserk

 

Ja. Es heißt Märtyrer aber Martyrium. Genauso wie religiös und Religiosität.

Aber wenn du die Sicherheit willst, dann schau im Duden nach...;)
Also in Meyers Großem Taschenlexikon steht jedenfalls Martyrium.

 

Hätte nicht gedacht, daß sich auf dieser Seite auch Autoren finden, die etwas von Schubert verstehen. Du, Mike, bist einer, der Bescheid weiß, hast gut recherchiert und die Stimmung Schuberts wie auch der damaligen Zeit gut rübergebracht. Nicht daß ich Experte für die Zeit und das wienerische Slang wäre, aber ich habe vor Jahren den Film „Mit meinen heißen Tränen“ von Axel Corti gesehen, und du schreibst ähnlich wie da gesprochen - ich nehme an, Axel Corti hat, wie sonst immer, auch hier gut recherchiert. Ein toller Film jedenfalls, ich weiß nicht, ob es den auf DVD gibt.

Zurück zu deinem Text. Bei der h-moll Sinfonie würde ich sagen, daß Schubert es vielleicht vorhatte, wie du schreibst, sie in 4 Sätzen zu schreiben, aber als er gesehen hatte, daß sie auch so, mit 2 Sätzen nur, funktionierte, da hatte er es sein lassen und hatte die 2 Sätze selbst als Sinfonie dem Musikverein in Steiermark angeboten. Das war auch richtig so, die h-moll Sinfonie ist mit 2 Sätzen vollkommen, ja ist das Vollkommenste, was Schubert je geschaffen. Ich besitze eine CD, The Chamber Orchestra of Europe mit Claudio Abbado, die beste Interpretation, die es gibt - für mich versteht sich.

Schubert und die Frauen, das war ein Kapitel für sich. Er war wohl sein Leben lang unglücklich, daß er keine feste Beziehung hatte, aber du hast das gut geschildert, ich meine, kaum hatte er die Idee mit dem Horn, schon läßt er die junge Frau stehen, ein Künstler halt, hatte er nur seine Musik im Kopf, sein Leben lang und mußte trotzdem wahrscheinlich an Syphilis sterben, Scheiße echt, so ein Mann und keine richtige Frau, ungerecht ist das Leben.

Dion

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom