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Schwerelos

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21.04.2015
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Schwerelos

Wir laufen der Sonne entgegen. Sie hat den Höhepunkt längst überschritten, nähert sich Stück für Stück dem Horizont und schickt ihre weichen Strahlen über die Strandpromenade. Ein leichter Wind streicht über die Haut, kühlt unsere glühenden Gesichter, verfängt sich in den Haaren. Er riecht nach Sonnencreme.
Ich nippe an der Flasche, fühle den Rum die Kehle hinablaufen, die mulmigen Spuren in meinem Bauch. Wir folgen dem gepflasterten Weg schon eine ganze Weile. Vorbei an Menschen, vom Sonnenbad verbrannt, die unter den Strohdächern der kleinen Bars Schutz suchen, sich bunte Drinks bestellen, voll mit Eiswürfeln, die bei jeder Bewegung klirrend aneinanderstoßen.
„Ach du Scheiße, die ist ja knallrot.“ Meine Freundin zeigt auf eine ältere Dame, die sich auf einen Barhocker hievt. „Warte mal kurz.“ Sie geht auf die Strandbar zu, kramt in ihrer Handtasche und drückt der Dame eine kleine Tube in die Hand. Mir wird ganz warm im Bauch.
Sie kommt zurück und schnappt sich den Rum.
„Du bist toll“, sage ich.
„Du aber auch.“ Sie zwinkert mir zu.
„Hm.“
„Das weißt du doch, oder?“
Ich lecke mir über die Lippen, schmecke das Meer. Ein junges Paar schlendert an uns vorbei. Ich betrachte die Gesichter der beiden Verliebten, die unbeschwerten Gesten, lausche ihrem Gespräch, so als könnten sie mir Worte leihen, die ich gerade nicht finden kann.
„Hey, schau mich an!“
Da ist er wieder, dieser Blick. In ihm liegt etwas, das mich fertig macht. Andere würden ihn empathisch nennen, aufmerksam oder beschützend. Mich erdrückt er. Er gibt mir das Gefühl, kaputt zu sein. Ich weiß, meine Freundin meint es nur gut. Alle meinen es nur gut. Aber ich will, dass sie mich ansehen wie früher.
„Was denn?“
„Lass dir nichts anderes einreden, hörst du? Vor allem – red dir selbst nichts anderes ein.“
„Schon gut. Ich bin toll.“
„Geht doch!“

Wir passieren ein Hotel nach dem anderen, aus manchen tönt laute Musik, aus anderen wehen leise Klaviermelodien hinaus aufs funkelnde Meer.
Mein Kopf hängt in einer Wolke, sanft liegt sie auf meinen Schultern. Sie lullt mich ein, lässt die Konturen um mich herum verschwimmen, alles ist ein bisschen weicher als sonst. Die Gedanken bewegen sich frei, geschmeidig. Sie scheinen zufrieden zu sein.
Der Schatten hat von mir abgelassen mit seiner Schwere, seinen Vorwürfen. Manchmal denke ich noch an ihn, wie er hinter mir lauert, aber wenn ich mich umdrehe, sehe ich nur den gepflasterten Weg, der sich am Strand entlangschlängelt und unter der Hitze flimmert.
Immer wieder halten wir inne, setzen uns auf eine Bank und beobachten Kinder, die Bällen hinterherjagen, Sonnenschirme, die im Wind flattern oder Hunde, die im Sand herumflitzen.
„Fühlt sich an, als wären wir schon ewig hier“, sagt meine Freundin.
„Stimmt.“ Ich nehme noch einen Schluck Rum. „München ist weit weg.“
„Nur München?“
Vor uns landet ein knallgelbes Frisbee, ein Mann kommt schnaufend auf uns zu, hebt es auf und wirft es seinem Sohn zu.
„Wollen wir weiter? Sonst fängt die Party noch ohne uns an.“

Der dumpfe Beat wummert über den Strand. Ich stelle mir vor, wie die Sandkörner bei jedem Schlag in die Luft hüpfen. Vor dem Haupteingang zum Hotel hat sich eine Schlange gebildet. Wir reihen uns ein. Ich beobachte die beiden Türsteher, die mit ernsten Gesichtern die Taschen kontrollieren. Sehe im Hintergrund die tanzenden Menschen am Pool. Ich drücke die Hand meiner Freundin.
„Das wird mega!“
Sie erwidert den Druck und lächelt.
Die Türsteher nicken uns zu, werfen einen kurzen Blick in unsere Taschen und winken uns durch. Wir laufen durch einen Rundbogen und betreten die riesige Poollandschaft. Zwischen Palmen sind kleine und große Becken verteilt und durch Brücken miteinander verbunden. Am Kopf der Tanzfläche thront der DJ auf einer Bühne.
Ich weiß gar nicht, wohin ich zuerst schauen soll. Um uns herum tanzen junge Mädchen in kurzen Shorts und Bikinioberteilen, Männer in Bademänteln, Frauen in weißen, gehäkelten Kleidern, Betrunkene in Schwimmreifen. Wie ein Sog zieht uns die Menge zu sich. Wir treiben durch den Trubel, lächeln in verschwitzte Gesichter. Der Boden vibriert, der fette Bass wandert meine Beine hinauf, drückt auf meinen Brustkorb, bis mein Herz im Rhythmus der Musik schlägt.
Wir lachen, werfen die Arme in die Luft, werden Teil der tanzenden Menge, verschmelzen mit Fremden, drehen uns umeinander, springen im gleichen Takt, wir atmen gemeinsam, atmen diesen Augenblick.
Ein Knattern vermischt sich mit den harten Schlägen, die aus den Boxen dröhnen. Alle sehen in den Himmel hinauf zu dem Hubschrauber, der über die Party fliegt, die kreisenden Rotorblätter spiegeln sich zitternd in tausend glänzenden Augen. Wir strecken ihm die Hände entgegen, schreien, jubeln ihm zu, bis sich unsere Stimmen überschlagen. Wir fühlen uns vogelfrei, als würden wir mit ihm durch die Luft fliegen, unter uns die feiernde Masse, der feine Sand und das türkisblaue Meer, geküsst von der untergehenden Sonne.
Kanonen schießen Konfetti in die Luft. Ich schließe die Augen, spüre die winzigen Papierschnipsel auf Gesicht und Schultern rieseln, Gänsehaut jagt mir vom Rücken bis in den Nacken hinauf.
„Alles okay?“, schreit mir meine Freundin ins Ohr und legt den Arm um mich.
Ich öffne die Augen, sehe ein wenig verschwommen. „Das ist unfassbar!“
Sie drückt mich an sich. „Ich hab’s dir doch gesagt.“
„Was?“
„Du musst loslassen. Du musst endlich loslassen!“
Vor uns gehen die Scheinwerfer an. Rotes Licht übergießt die tanzende Menge. Grüne Laserstrahlen durchschneiden die Abenddämmerung, malen Muster in die Luft. Der DJ brüllt ins Mikrofon, wir lachen und grölen und springen. Ich tanze, drehe mich im Kreis, sehe in den Himmel, die ersten Sterne leuchten im dunklen Blau.
Ich spreche deinen Namen aus, flüstere ihn erst, sage ihn ein wenig lauter, noch einmal und noch lauter. Bis ich ihn schreie. Ich schreie ihn hinaus in die Nacht, sehe ihm nach. Der stampfende Bass zersetzt ihn in seine Einzelteile, sie verlieren sich zwischen blitzenden Lichtern, wirbeln umher, bis sie der Wind hinausträgt aufs Meer.


Die Wörter waren: Hubschrauber, Sonnenbad, vogelfrei, zersetzt, empathisch

 

Hallo RinaWu,

ich habe erst zum Schluss bemerkt, dass das hier gar nicht der Kurzgeschichten-Bereich ist und habe deine Geschichte deshalb wie eine ganz normale Kurzgeschichte "beurteilt", keine Ahnung, ob das so gewünscht ist, aber jetzt hab ich schon getippt und ... ja.

Am Anfang ist mir neben dem bildstarken Einstiegssatz - der könnte auch aus einem Radio-Pop-Song stammen, das meine ich gar nicht wertend - leider auch der Possesivpronomenoverkill aufgefallen:

Sie hat ihren Höhepunkt längst überschritten, nähert sich Stück für Stück dem Horizont und schickt ihre weichen Strahlen über die Strandpromenade. Ihre Wärme legt sich auf unsere Haut, umhüllt unsere Körper.

Kurz darauf, mittlerweile wahrscheinlich übersensibilisiert, fiel mir dann das hier auf:

Ein leichter Wind streicht die Beine entlang. Er riecht nach Sonnencreme, er schmeckt nach Meer.
Ich nippe an der Flasche, fühle den Rum die Kehle hinablaufen, er hinterlässt mulmige Spuren in meinem Bauch.

Erst ist der Wind der "Er", im nächsten Moment der Rum.

Empathischere

Hier musste ich einen Augenblick verweilen und überlegen, was denn eigentlich eine "Empathie-Schere" ist :Pfeif::shy:

andere schmiegen sich still an den Strand mit Blick aufs funkelnde Meer.

Vielleicht ein Komma nach "Strand"?

Mein Kopf hängt in einer Wolke, sanft liegt sie auf meinen Schultern, auf meiner Sicht.

Hm, ja, wie schon gesagt bin ich wahrscheinlich übersensibel gerade, aber ... Zuerst dachte ich, das "sanft liegt sie auf meinen Schultern" bezieht sich auf den Kopf, was ja nicht passen würde, aber ja, das lag wohl an mir, egal. Dass die Wolke aber "auf ihrer Sicht" liegt ... Ich weiß nicht. Da hätte mir persönlich so was wie "..., sanft liegt sie auf meinen Schultern, nimmt mir die Sicht." besser gefallen, vielleicht auch "verändert meine Sicht" oder so was in der Art. Aber egal, Geschmackssache, wollte dir nur meinen Eindruck mitteilen.

Den Satz hier

Die Gedanken bewegen sich frei, geschmeidig. Sie scheinen zufrieden zu sein.

vermerke ich mir mal eben für mein Schlussfazit ... das jetzt schon folgt, weil ich am Rest nichts mehr zu "bemängeln" habe.

Ja, dieser Satz da trifft ganz gut die gesamte Stimmung der Geschichte, finde ich. Du, oder die Erzählerin, oder ihr beide, ihr scheint zufrieden zu sein, irgendwie geschmeidig. So liest sich das nämlich alles, ziemlich zufrieden und, um wieder auf den Anfang zurückzukommen, wie ein Pop-Song im Radio.

Jetzt werde ich aber doch noch wertend: Für meinen Geschmack ist es etwas zu poppig. Du schreibst schön, ich glaube wirklich, deine gute Laune zu spüren, deine Zufriedenheit. Aber irgendwie lässt du mich nur oberflächlich ran, hier und da kratzt du mal etwas an, zum Beispiel, dass die Erzählerin in mancher Hinsicht vielleicht auch ganz gerne so wäre wie ihre Freundin, aber ja, tief kratzt du nicht, die Erzählerin und auch ihre Freundin bleiben weitestgehend gesichtslos.

Alles fühlt sich sehr "vanilla" an hier, ohne Ecken und Kanten, ich bekomme ein paar nette Urlaubsimpressionen, frisbeewerfende, schnaufende Männer, wummernde Strandparties, Sonnencremegeruch, aber vom Hocker reißt mich da leider nichts.

Trotzdem waren es ein paar unbeschwerte Momente, und dafür danke ich dir.

Liebe Grüße,

Lani

 

Hallo AWM,

danke für deinen Kommentar zu meiner Wörterbörsengeschichte.

finde ich komisch
Ja, hmm, okay. Das nehme ich einfach mal so hin. Ich selbst mag die Formulierung und lasse sie daher stehen.

Dass Hotels am Strand einen Meerblick haben ist klar und das ist hier unnötig. Vereinzelte Zimmer haben vielleicht keinen Meerblick.
Ja, stimmt, das ist klar, dennoch denke ich, dass dieser Satz hier für die Atmosphäre und das Bild, das entstehen soll, nicht unbedingt schadet. Denke ich aber noch einmal drüber nach.

Auch das ist klar. Würde die Bühne genauer beschreiben oder gar nicht.
Hast du recht, habe ich gestrichen.

Du schaffst es schön, die Melancholie in deinem sonnigen Setting herüberzubringen und bleibst dabei meist subtil.
Danke dir, freut mich zu hören. Leise Melancholie in sonnigem Setting, das trifft es ganz gut. Aber eben auch eine gewissen Freiheit, Schwerelosigkeit, die sich im Laufe der Szene entwickelt.

Viele Grüße
RinaWu

Hallo Lani,

auch dir vielen Dank für die Gedanken zu meinem Text.

leider auch der Possesivpronomenoverkill aufgefallen
:D Ist echt ein Overkill, habe ich verbessert. Danke für den Hinweis!

Erst ist der Wind der "Er", im nächsten Moment der Rum.
Habe ich auch leicht angepasst, lässt sich aber im Laufe eines Textes nicht vermeiden, dass "er" verschiedene Dinge sein kann, oder? ;) Der Bezug vor dem jeweiligen "er" ist ja eigentlich recht klar. Vielleicht fällt mir hier aber noch etwas ein, um das zu umgehen.

Hier musste ich einen Augenblick verweilen und überlegen, was denn eigentlich eine "Empathie-Schere" ist
Geil, die Empathie-Schere! Ist kein schönes Wort, habe ich geändert in "Empathische", ganz simpel.

Zuerst dachte ich, das "sanft liegt sie auf meinen Schultern" bezieht sich auf den Kopf, was ja nicht passen würde
Okay, sehe ich mir nochmal an, aber eigentlich ist doch der Bezug zwischen "Wolke" vor dem Komma und "sie" danach recht klar, oder?

Da hätte mir persönlich so was wie "..., sanft liegt sie auf meinen Schultern, nimmt mir die Sicht." besser gefallen, vielleicht auch "verändert meine Sicht" oder so was in der Art.
Stimmt, da muss ich noch was Besseres finden.

Deine Kritik zum Schluss kann ich verstehen, was die beiden Freundinnen betrifft, gebe ich ihnen nur wenige, bzw. dezente Konturen. Mir ging es hier viel eher um die Entwicklung von der leichten Melancholie der Erzählerin hin zu einem Moment, in dem sie komplett loslassen kann.

Trotzdem waren es ein paar unbeschwerte Momente, und dafür danke ich dir.
Das ist doch auch etwas Schönes :)

Viele Grüße
RinaWu

 

Hallo RinaWu,

super find ich, dass du es schaffst, die Stimmung bildhaft rüberzubringen. Man kann den Sommer- bzw. Strandtag richtig fühlen und ich habe sofort Sehnsucht nach dem Meer bekommen. Allerding sehe ich es ähnlich wie Lani, dass du noch ein bisschen mehr in die Tiefe gehen könntest. Denke, das könntest du gut.


Liebe Grüße

 
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Hey Piep, süßer Nickname, by the way ;)

Danke für deinen Kommentar und für das Lob bezüglich der Stimmung. Hm, ich weiß noch nicht, ob ich hier mehr in die Tiefe gehen möchte. Die Frage, die sich mir stellt, ist, ob ich die Schwere, die dann automatisch hinzukommen würde, hier in dieser Geschichte möchte. Schwierig zu erklären, ich verstehe euren Kritikpunkt, muss aber für mich noch überlegen, ob ich dieser Ebene hier Raum geben möchte, oder ob ich lieber dabei bleibe, dieses eine Gefühl zu beschreiben, diesen Moment, in dem man komplett im Jetzt ist.

Viele Grüße
RinaWu

 

Hallo, du schnelle, strebsame RinaWu,

Wirklich faszinierend wie schnell du schreiben kannst. Da bin ich neidisch ...

Ich finde die Geschichte gut gelungen, und meiner Meinung nach brauchst du auch nicht weiter in die Tiefe zu gehen. Das nimmt der Geschichte doch die ganze Leichtigkeit. Es ist ja auch egal, was die Protagonistin vorher erlebt hat, es geht darum, dass sie jetzt loslassen kann.

Was mich ein wenig stört, ist, dass die Prota mir nicht vorkommt als hätte sie vorher Probleme locker zu sein. Klar, sie ist etwas melancholisch drauf, aber das steht ja jedem zu. Ansonsten finde ich sie aber ganz locker, wie sie daher schlendert und Rum trinkt. Vielleicht wäre der Kontrast zu dem Loslassen am Ende stärker, wenn du vorher eine Szene hast in der sie verklemmt ist, sich zurückzieht oder so. Nur als Idee. Ich finde aber, dass der Text auch so funktioniert, ich empfinde ihn aber einfach als Einblick in einen Sommerurlaub und nicht unbedingt als Geschichte über de großen Befreiungsschlag. Weiß nicht, was davon dir nun wichtiger ist.

mulmige Spuren in meinem Bauch hinterlassen
Ich finde die Formulierung übrigens auch schön. Die ist anders, erfrischend.

Wir laufen schon eine ganze Weile. Vorbei an Menschen, vom Sonnenbad verbrannt,
Vielleicht einfach:
Wir laufen vorbei an Menschen ...

Die, die vergeben kann. Anderen und sich selbst.
Hmm, so alleine finde ich das theatralisch. Brauch ich nicht.

Du hast so ein paar Standardformulierungen drin, die nicht recht zu den frischeren Stellen passen wollen. Z.B.
Frisch:

Mein Kopf hängt in einer Wolke, sanft liegt sie auf meinen Schultern, auf meiner Sicht
vs. muffig:
Der dumpfe Bass wummert über den Strand.

Wir können nicht anders
Finde ich überflüssig, sie wollen ja auch nicht anders, oder?

nichts ist mehr wichtig
Auch irgendwie muffig. Ich finde, du beschreibst die Atmosphäre so gut, du kannst auf so Phrasen verzichten.

Der stampfende Bass zersetzt ihn in seine Einzelteile
Gefällt mir. :)

Mensch, da hab ich jetzt echt Lust auf ne Poolparty. Sehr schöne Sommergeschichte.

Liebe Grüße,
NGK

 
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Meine liebe Nichtgeburtstagskind,

seit Samstag ist die Katze ja aus dem Sack ... Ja, wenn ich schreibe, schreibe ich recht schnell. ABER dafür habe ich regelmäßig auch lange Durststrecken, in denen kein einziges Wort aufs Papier kommt. Hat alles seine Vor- und Nachteile ;)

Ich finde die Geschichte gut gelungen, und meiner Meinung nach brauchst du auch nicht weiter in die Tiefe zu gehen. Das nimmt der Geschichte doch die ganze Leichtigkeit. Es ist ja auch egal, was die Protagonistin vorher erlebt hat, es geht darum, dass sie jetzt loslassen kann.
Jetzt fühle ich mich gerade sehr verstanden, danke dafür.

Vielleicht wäre der Kontrast zu dem Loslassen am Ende stärker, wenn du vorher eine Szene hast in der sie verklemmt ist, sich zurückzieht oder so. Nur als Idee.
Das stimmt, das wäre vielleicht ganz gut. Ich wollte sie nicht unbedingt als verklemmt (also als Gegenteil zu locker) darstellen, sondern eher als ein wenig schwermütig, als jemanden, dem noch etwas nachhängt, das er dann aber abschüttelt. Aber du hast schon recht, der Kontrast wäre stärker spürbar, wenn ich da am Anfang vielleicht noch eine Stufe tiefer auf dem Stimmungsbarometer starte. Danke für den Anstoß, ich überlege da mal drauf herum.

Ich finde die Formulierung übrigens auch schön. Die ist anders, erfrischend.
:kuss:

Du hast so ein paar Standardformulierungen drin, die nicht recht zu den frischeren Stellen passen wollen.
Voll gut, diese Gegenüberstellung, danke! Schau mir das gleich mal an.

Mensch, da hab ich jetzt echt Lust auf ne Poolparty.
Frag mal! Seit Ibiza denke ich an kaum was anderes :Pfeif:

Liebe Grüße!
RinaWu

 

Der Schatten hat von mir abgelassen mit seiner Schwere, seinen Vorwürfen.
Zweifellos ein schönes Bild, wenn auch nahe beim - Schlemiel (jiddisch, "Pechvogel", "Narr"), dessen Geschichte Du sicherlich kennst,

liebe Mme. Wou,

von der dann hier

Manchmal denke ich noch an ihn, wie er hinter mir lauert, aber wenn ich mich umdrehe, sehe ich nur das Kopfsteinpflaster, das unter der Hitze flimmert
ein bisschen aufscheint und verrät, dass da eine/r eine Beziehung hinter sich lässt - ein Akt der Befreiung. Manchmal liegt das Glück auch in der Flucht. Aber wie die Freundin schon sagt, lass Dir nix einreden - schon gar nicht von einem emotionalen Kühlschrank - außer vielleicht hier
Jeder Schritt ist leicht, läuft sich wie von selbst.
, obwohl das Reflexivpronomen ja schon im gaz normalen Denkprozess angekommen ist, statt dass einer schlicht denkt, denkt er sich dies und das, als müsse er sich immer wieder selbst denken.

Kurz: Mich stört ein wenig das Reflexivpronomen, das sich nur auf den "Schritt" als Subjekt beziehen kann. Aber können und kennen "Schritte" - gleich in welcher Bedeutung vom Gang bis zum Hosenbein - ein "sich selbst"?
"Jeder Schritt (...) läuft wie von selbst" oder ein anderes Subjekt wird dazwischen gesetzt (am besten das neutrale "es", dass alles und nichts bedeuten kann und "jeder Schritt ist leicht, 'es' läuft sich wie von selbst", z. B.

Wie auch immer -

gern gelesen vom

Friedel

 

Mein lieber Friedrichard,

schön, von dir zu lesen!

ein bisschen aufscheint und verrät, dass da eine/r eine Beziehung hinter sich lässt - ein Akt der Befreiung. Manchmal liegt das Glück auch in der Flucht.
Ich bin mir nicht sicher, ob man das, was sie macht, Flucht nennen kann. Also klar, jeder sieht das anders, aber eventuell ist sie einen Schritt weiter. Der Schatten lässt von ihr ab, nicht weil sie vor ihm flieht, sondern weil sie wieder zu sich zurückfindet. Unter anderem dadurch, einfach mal den Moment genießen zu können. Aber ich sehe ein, dass ich hier sehr vage bleibe und das kann ganz unterschiedlich gelesen werden. Befreiung trifft es aber sehr gut :)

Mich stört ein wenig das Reflexivpronomen, das sich nur auf den "Schritt" als Subjekt beziehen kann. Aber können und kennen "Schritte" - gleich in welcher Bedeutung vom Gang bis zum Hosenbein - ein "sich selbst"?
Ja, ich verstehe was du meinst, macht Sinn!

Hab eine tolle Woche!
Liebe Grüße
RinaWu

 

Hi Rina,

wenn du willst, verschieben wir die Geschichte für zwei Wochen in die "normale" Kurzgeschichten-Rubrik.

Liebe Grüße
bernadette

 

Liebe bernadette,

ich glaube, ich fühle mich wohler damit, wenn sie hier bleibt im Experimentierbereich :) Aber danke für's Fragen!

Liebe Grüße
Rina

 

Hallo RinaWu ,

wow, von der Wörterbörse habe ich bis jetzt noch gar nichts metbekommen. Interessant, was man mit der Zeit alles neues entdeckt.

Aber jetzt zum Text:


Schwerelos
Wir laufen der Sonne entgegen.
Hier denke ich jetzt schon ans Fliegen. Sehr schön, dass du "laufen" statt "fliegen" schreibst. Das finde ich schön abwechslungsreich.

und schickt ihre weichen Strahlen über die Strandpromenade.
Hier denke ich an Urlaubsgeschichte. Vor allem bei dem Wort "Strandpromenade".

Wärme legt sich auf unsere Haut, umhüllt unsere Körper.
Sie redet von uns. Umschreibung von Nähe :)

Er riecht nach Sonnencreme,
Urlaub.

Er riecht nach Sonnencreme, er schmeckt nach Meer.
Nein, wenn du erst beschreibst, dass er Sonnencreme trägt, und mir dann die Vorstellung gibst, ihn zu lecken, dann habe ich Sonnencremegeschmack auf der Zunge. Nicht schön. Außerdem stellst du hier einen Mann vor, aber der Begleiter deines Prots ist doch eine Frau, oder? … Ach so! Mit "er " meinst du den Wind. Ich musste diese Stelle vielleicht dreimal lesen, um es zu verstehen.


fühle den Rum die Kehle hinablaufen
Beschreib' doch das Brennen! Es brennt doch, oder?

Sie geht auf die Strandbar zu, kramt in ihrer Handtasche
und drückt der Dame eine kleine Tube in die Hand.
Oh, wie nett.

„...“
Ich fände es anschaulicher, wenn du statt "..." beschrieben hättest, was der Prot denkt. Keine Ahnung "Sie guckte mich mit schrägem Krabbenkopf an. Wartete auf eine Antwort, aber meine Zunge war zu trocken." Krabbe, weil ihr Kopf ist auch rot ;)


ernsten Gesichtern
Wie ernst? Sie lächeln nicht? Verschränken sie die Arme?

Der dumpfe Bass wummert ...
Du beschreibst zwar häufig den Bass, aber die Partyszene bleibt für mich komischerweise stumm. Ich weiß nicht, woran das liegt. Ist das Absicht von dir? Eine Umschreibung von Melancholie?

Ich weiß gar nicht, wohin ich zuerst schauen soll. Um uns herum tanzen junge Mädchen in kurzen Shorts und Bikinioberteilen, Männer in Bademänteln, Frauen in weißen, gehäkelten Kleidern, Betrunkene in Schwimmreifen.
Wohoo!

Also, ich weiß wirklich nicht, was ich von der Geschichte halten soll. Es kahm bei mir keine Spannung auf, aber gerade das ist für mich persönlich ganz wichtig. Und ich finde auch, dass deine Figuren sooo blass sind. Ja, dein Prot lässt los, aber wieso und wovon? (Angenommen, ich habe nichts überlesen :schiel: .) Gerade das ist doch interessant.
Aber es ist trotzdem eine ganz nette Geschichte. Die Urlaubsatmosphäre triffst du gut und die Wörter hast du kreativ eingesetzt.

Liebe Grüße,
alexei

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Rina,

ich steig' gleich in den Text ein.

Wärme legt sich auf unsere Haut, umhüllt unsere Körper.
Und vorher war es kalt? Ich verstehe den aktuellen Zustand nicht so recht. Also wieso legt sich die Wärme erst in dem Moment auf die Haut?

Ein leichter Wind streicht die Beine entlang.
Sie laufen. Der Wind streicht dann nur die Beine entlang? Wieso nicht auch an den Schultern, im Gesicht?

Er riecht nach Sonnencreme, er schmeckt nach Meer.
riechen und schmecken - obwohl beides durch die Nase wahrgenommen wird?

„Ach du Scheiße, die ist ja knallrot.“ Meine Freundin zeigt auf eine ältere Dame, die sich auf einen Barhocker hievt. „Warte mal kurz.“
Sie geht auf die Strandbar zu, kramt in ihrer Handtasche und drückt der Dame eine kleine Tube in die Hand. Mir wird ganz warm im Bauch. Sie war schon immer die Empathische von uns beiden. Die, die vergeben kann.
Da verarbeitest du das empathisch erstmal als Substantiv, nun, das ist okay. Aber die Szene ist extra dafür geschrieben, die ist nicht im Fluss.


„...“
Also das geht für mich nicht. Da solltest du als Autor anderen Wege der Sprachlosigkeit finden.

Wir passieren ein Hotel nach dem anderen, aus manchen tönt laute Musik, andere schmiegen sich still an den Strand mit Blick aufs funkelnde Meer.

Das Bild ist nicht gut herausgearbeitet. Beim manchen Hotels ist es nur laut, andere schmiegen sich (Standortangabe) an den Strand. Wo stehen die lauten? Dominant auf einem Felsen? Für mich sollten Gegenüberstellungen gleichberechtigt sein.

Mein Kopf hängt in einer Wolke, sanft liegt sie auf meinen Schultern, verschleiert die Sicht. Die Gedanken bewegen sich frei, geschmeidig. Sie scheinen zufrieden zu sein.
Hmm. Wenn ich Nebel vor Augen habe, bin ich beengt. Dann habe ich keine Freiheit, weil mir die Luft in die Weite fehlt. Wieso meint der Erzähler aber auch nur, dass es scheint, sie seien zufrieden?
Wieso nicht: Sie sind zufrieden. ?

Der dumpfe Bass wummert über den Strand. Ich stelle mir vor, wie die Sandkörner bei jedem Schlag in die Luft hüpfen. Vor dem Haupteingang zum Hotel hat sich eine Schlange gebildet. Wir reihen uns ein. Ich beobachte die beiden Türsteher, die mit ernsten Gesichtern die Taschen kontrollieren. Sehe im Hintergrund die tanzenden Menschen am Pool. Ich drücke die Hand meiner Freundin.
„Das wird mega!“
Interessant. Die Sprachmelodie wirkt so melancholisch, da ist diese Aussage geschummelt, wenn ich das so lese.


Zwischen Palmen sind kleine und große Becken verteilt und durch Brücken miteinander verbunden.
Witzig. Ich würde immer mit groß anfangen.

Alle sehen in den Himmel, die kreisenden Rotorblätter spiegeln sich zitternd in tausend glänzenden Augen.
Die Sonne ist am Untergehen. Die Rotorblätter können sich im Dämmern nicht mehr in den Augen spiegeln.


„Alles okay?“, schreit mir meine Freundin ins Ohr und legt den Arm um mich.
Ich öffne die Augen, sehe ein wenig verschwommen. „Das ist unfassbar!“
Sie drückt mich an sich. „Ich hab’s dir doch gesagt.“
„Was?“
„Du musst loslassen. Du musst endlich loslassen!“
Schöner Absatz.


Der DJ brüllt ins Mikrofon, wir lachen und grölen und springen und lachen.
Beim
springen im gleichen Takt, wir atmen gemeinsam, atmen diesen Augenblick.
fand ich das Atmen als Wortwiederholung gut. Hier beim Lachen weniger.


Ich spreche deinen Namen aus, flüstere ihn erst, sage ihn ein wenig lauter, noch einmal und noch lauter. Bis ich ihn schreie. Ich schreie ihn hinaus in die Nacht, sehe ihm nach. Der stampfende Bass zersetzt ihn in seine Einzelteile, sie verlieren sich zwischen blitzenden Lichtern, wirbeln umher, bis sie der Wind hinausträgt aufs Meer.
Klasse Ende.


Liebe Rina,

da ich erst vor Tagen die bezaubernde Bekanntschaft mit dir machen durfte, bin ich nun so trocken in meinem Kommentar, weil ich weiß, dass du das verkraftest. :kuss:

Mir ist nun schon klar, wieso du so schnell bist. Du hast Ideen, die sprudeln. Da sind aber auch viele unklare Bilder dabei, die eben im ersten Moment so aus dir rausfließen.
Ich denke, dass es wichtig ist, von diesem Punkt aus von anderen Hinweise zu bekommen, wo es noch hakt, weil du selber den Blick nicht darauf hast.
Versuche dir die Bilder, die du so in einem Flow niederschreibst, auch vorzustellen. Was genau beschreibst du damit, weitergehend von einer Atmospähre, die du damit schaffen willst. Stimmung ist das eine, treffende Worte das andere.

Bei der Wörterbörse wurde in Vergangenheit immer auch darauf geachtet, wie geschmeidig die Worte verpackt worden sind. Aus der Reihe ist mir nur das empathisch aufgefallen, den Rest hast du sehr gut in die KG integriert.
Trotz meiner Detailkritik hat mir die Geschichte gefallen in ihrer Melancholie, die sie ausstrahlt.

Aufpassen musst du auch mit solchen - für mich - Schlüsselsätzen wie:

Sie war schon immer die Empathische von uns beiden. Die, die vergeben kann.
ich vermute, du hast das als Autor nur auf die Frau gemünzt, die sich in die Sonne gelegt hat und die Freundin auch sagen hätte können: Selber schuld.
Aber nein, sie hat ihr die Creme gegeben, hat ihr also vergeben.

Das ist aber - wenn ich das richtig interpretiere - kontraproduktiv zu der Hauptaussage der Geschichte, dass die Protagonistin endlich mal an sich denken soll, loslassen soll, - das hat nichts mit Vergeben zu tun.
Das wird umso wichtiger, bei solchen Aussagen auf die Nebenwirkungen zu achten, je kürzer ein Text ist.
Denn beim aufmerksamen Lesen ist man dann hin- und hergerissen, was der Autor denn nun vermitteln will.
Was ich schlicht und einfach sagen will: Jedes Wort zählt und auch nach schnellem Schreiben sollte man kritisch den Text nach mindestens ein-zwei Tage, besser Wochen, nochmal auf solche Fragestellungen untersuchen.

Schön, dass du dich so schnell der Herausforderung* gestellt hast.

Ganz liebe Grüße
bernadette


*Gathering-Insider

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo alexei,

vielen Dank für deine Anmerkungen.

Nein, wenn du erst beschreibst, dass er Sonnencreme trägt, und mir dann die Vorstellung gibst, ihn zu lecken, dann habe ich Sonnencremegeschmack auf der Zunge. Nicht schön. Außerdem stellst du hier einen Mann vor, aber der Begleiter deines Prots ist doch eine Frau, oder? … Ach so! Mit "er " meinst du den Wind. Ich musste diese Stelle vielleicht dreimal lesen, um es zu verstehen.
Wirklich? Okay, ich sehe mir das noch einmal an, dachte aber eigentlich, dass der Bezug recht klar ist, denn der Wind wird ja im Satz davor namentlich erwähnt.

Ich fände es anschaulicher, wenn du statt "..." beschrieben hättest, was der Prot denkt. Keine Ahnung "Sie guckte mich mit schrägem Krabbenkopf an. Wartete auf eine Antwort, aber meine Zunge war zu trocken." Krabbe, weil ihr Kopf ist auch rot
Also, das mit dem Krabbenkopf lasse ich eher weg, das ist mir dann für den Ton der Geschichte doch zu ulkig ;) Aber das Schweigen werde ich mir noch einmal vornehmen und besser ausdrücken (zumindest versuchen).

Du beschreibst zwar häufig den Bass, aber die Partyszene bleibt für mich komischerweise stumm. Ich weiß nicht, woran das liegt. Ist das Absicht von dir? Eine Umschreibung von Melancholie?
Hmm, nein, das ist keine Absicht.

Es kahm bei mir keine Spannung auf, aber gerade das ist für mich persönlich ganz wichtig. Und ich finde auch, dass deine Figuren sooo blass sind. Ja, dein Prot lässt los, aber wieso und wovon? (Angenommen, ich habe nichts überlesen .) Gerade das ist doch interessant.
Nein, eine Spannungsgeschichte ist das nicht. Und eine Charakterstudie auch nicht. Ich möchte mich da gar nicht so sehr rechtfertigen, denn ich verstehe deine Kritik und deine Forderung an einen Text, aber im Moment bin ich in so einer Phase, da möchte ich vielmehr Stimmungen einfangen, als Hintergründe. Das kratzt natürlich nur an der Oberfläche, dennoch schimmert aber auch etwas durch. Zumindest ist so mein Gedanke. Ich taste mich sicher auch wieder an andere Geschichten heran, nur im Augenblick ist das so mein Weg, mit diesen Schreibexperimenten wieder ein Stück weiter zu kommen. Ich hoffe, du siehst mir das nach :)

Viele Grüße
RinaWu

Liebe bernadette,

danke auch dir für's genaue Hinsehen und Kommentar hinterlassen!

Und vorher war es kalt? Ich verstehe den aktuellen Zustand nicht so recht. Also wieso legt sich die Wärme erst in dem Moment auf die Haut?
Das ist ungenau, stimmt.

Sie laufen. Der Wind streicht dann nur die Beine entlang? Wieso nicht auch an den Schultern, im Gesicht?
Kennst du das nicht, wenn man z.B. einen Rock trägt und am Strand entlang geht und so eine Brise an den Beinen langstreicht und man sie dort auch in dem Moment am deutlichsten spürt? Das war der Hintergrund zu diesem Satz. Aber klar, um ganz deutlich zu sein, müsste man wohl auch Schultern, Gesicht oder Arme erwähnen. Das fänd ich aber irgendwie so ... Weiß auch nicht. So ... "Ich schreibe das jetzt der Vollständigkeit halber". Ich überlege mir mal, wie ich das lösen könnte.

riechen und schmecken - obwohl beides durch die Nase wahrgenommen wird?
Guter Punkt!

Da verarbeitest du das empathisch erstmal als Substantiv, nun, das ist okay. Aber die Szene ist extra dafür geschrieben, die ist nicht im Fluss.
Ich habe das gelöscht, denn du hast recht. Das muss besser gehen! Habe es nun an anderer Stelle verpackt, ich finde, es passt besser, fließt besser mit dem Rest der Geschichte, aber mal abwarten, was ihr dazu meint ;)

Das Bild ist nicht gut herausgearbeitet. Beim manchen Hotels ist es nur laut, andere schmiegen sich (Standortangabe) an den Strand. Wo stehen die lauten? Dominant auf einem Felsen? Für mich sollten Gegenüberstellungen gleichberechtigt sein.
Also eigentlich war die Gegenüberstellung schon laut und still ... Aber ich sehe, wo das Problem liegt, da überlege ich mir auch etwas, damit das klarer wird.

Hmm. Wenn ich Nebel vor Augen habe, bin ich beengt. Dann habe ich keine Freiheit, weil mir die Luft in die Weite fehlt. Wieso meint der Erzähler aber auch nur, dass es scheint, sie seien zufrieden?
Die Wolke setze ich nicht mit Nebel gleich. Aber ich weiß, was du meinst, da muss ich ran. Was ich sagen will, ist eigentlich, dass sie sich wie in Watte gepackt fühlt, dass sie sich wie in einer Blase bewegt, in der alles weicher ist, unbekümmerter. Und der Erzähler meint nur, dass es scheint, sie seien zufrieden, weil er dieser Ruhe vielleicht noch nicht so recht traut. Also das "scheinen" habe ich tatsächlich mit Bedacht so gewählt.

Interessant. Die Sprachmelodie wirkt so melancholisch, da ist diese Aussage geschummelt, wenn ich das so lese.
Da liegst du vielleicht nicht ganz falsch ;)

Die Sonne ist am Untergehen. Die Rotorblätter können sich im Dämmern nicht mehr in den Augen spiegeln.
Da muss ich jetzt aber widersprechen. Dämmerung ist ja keine Dunkelheit. Da ist doch noch immer genug Licht vorhanden, damit sich in den Augen etwas spiegeln kann. Kann sich in den Augen nicht immer etwas spiegeln? Und ist es in einem fiktionalen Text nicht auch möglich, mit solchen Bildern auch ein wenig zu spielen und nicht haargenau bei der Realität zu bleiben. Was ich sagen will, klar, vermutlich, wenn man sich bei Dämmerung hinstellt und auf die feiernde Menge herabschaut und da kommt der Hubschrauber und man beobachtet die Augen der tausend Menschen, sieht man das Spiegeln vermutlich nicht. Sähe man aber vermutlich auch nicht bei voller Sonneneinstrahlung. Steht man aber näher dran und wirft einen Blick auf die einen umgebenden Menschen, die in den Himmel sehen, von dem ja wie gesagt schon noch ein gewisses Licht ausgeht, wenn die Sonne gerade erst im Begriff ist, unterzugehen, dann sieht man diese Spiegelung vielleicht schon. Du siehst schon, diesen Satz möchte ich behalten, die Freiheit nehme ich mir an dieser Stelle :D

fand ich das Atmen als Wortwiederholung gut. Hier beim Lachen weniger.
Ja, das stimmt, da hab ich's übertrieben.

da ich erst vor Tagen die bezaubernde Bekanntschaft mit dir machen durfte, bin ich nun so trocken in meinem Kommentar, weil ich weiß, dass du das verkraftest
Das ist total okay. Und ich weiß, dass du verstehst, wenn ich mich auch mal sträube.

Ich denke, dass es wichtig ist, von diesem Punkt aus von anderen Hinweise zu bekommen, wo es noch hakt, weil du selber den Blick nicht darauf hast.
Versuche dir die Bilder, die du so in einem Flow niederschreibst, auch vorzustellen. Was genau beschreibst du damit, weitergehend von einer Atmospähre, die du damit schaffen willst. Stimmung ist das eine, treffende Worte das andere.
Stimme ich dir voll und ganz zu! Und werde ich mir zu Herzen nehmen.

ich vermute, du hast das als Autor nur auf die Frau gemünzt, die sich in die Sonne gelegt hat und die Freundin auch sagen hätte können: Selber schuld.
Aber nein, sie hat ihr die Creme gegeben, hat ihr also vergeben.
Ja, genau.

Das ist aber - wenn ich das richtig interpretiere - kontraproduktiv zu der Hauptaussage der Geschichte, dass die Protagonistin endlich mal an sich denken soll, loslassen soll, - das hat nichts mit Vergeben zu tun.
Doch, eigentlich schon. Ich verbinde mit dem loslassen auch ein sich selbst vergeben. Das stand in der Ursprungsversion auch deutlicher drin, ich habe es aber gestrichen, weil (zu Recht) angemerkt wurde, dass es ein wenig theatralisch wirkt. Ich muss mir mal überlegen, wie ich da noch nachjustieren könnte.

Danke dir für deine tollen Anmerkungen!
Ganz liebe Grüße zurück
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe RinaWu

Zurück vom Fischbach direkt an die Börse. cool!

Na, dann will ich mal gucken, ob mir die Geschichte gefällt, und was soll ich sagen: Baccardi Feeeeeling, oder so. Jedenfalls herscht gute Laune im Überfluss und deine Protagonistin taucht - nein wird von ihrer Freundin eingetaucht. Einmal drin, lässt sie sich treiben und versucht ihren Balast im Nacken abzuschütteln, was ihr am Ende ja auch gelingt. Für die Vorgeschichte kann man sich was ausdenken, ist nicht wichtig für die Gefühlsstudie in diesem Moment. Hier geht es rein ums Spannungsfeld des Loslassens.

Yep, die Geschichte hat mir gefallen, aber warst du auch der Herausforderung gewachsen, die Worte geschmeidig unterzubringen? Da ist mir eigentlich nur der Hubschrauber herausgestochen, der mir etwas gezwungen auftaucht, wie, ach der Hubschrauber muss auch noch rein, also: 'Ein Hubschrauber flog über die Party'.
Gut, Hubschrauber sind je nach Geschwindigkeit schon plötzlich da. Aber überleg mal, wie du auf die ganzen Fluggeräte im Altag aufmerksam wirst. Die hört man doch immer erst, bevor man nachschaut, was da so lärmt. Somit würde ich das hier genau so machen, erst das Geräusch, dann schauen alle hin.
"Ein Knattern vermischt sich mit den harten Schlägen, die aus den Boxen dröhnen. Alle sehen in den Himmel, ein Hubschrauber fliegt über die Party, die kreisenden Rotorblätter spiegeln sich ..."

[EDIT: oder noch versteckter: , die kreisenden Rotorblätter des Hubschraubers spiegeln sich ...]

Den Schluss hast du gut getroffen, auch wenn ich bei "Ich spreche deinen Namen aus, ..." kurz irritiert war, weil ich mich direkt angesprochen fühlte, aber eigentlich nichts mit der Sache zu tun habe - haben will.
Aber "Ich spreche seinen Namen aus," wäre dann eindeutig zu schwach, hm - vielleicht ist es gerade gut, dass der Leser den Gegenpart übernehmen muss. So wird der Ausbruch eindringlicher, ja ich glaube, das passt, klasse dot, ein gaanz toller Com.

Kleinkram:

... spüre die winzigen Papierschnipsel auf meiner Haut, Gänsehaut jagt mir vom Rücken bis in den Nacken hinauf.
unschön, vielleicht "ein Schauer jagt mir ..."

Fazit: Hast mich gut unterhalten, und die Herausforderung ganz gut gemeistert.

Liebe Grüsse,
dot

 

Lieber dotslash,

schön, von dir zu lesen. Ach, ich finde das so toll, bei euch jetzt ein Gesicht vor Augen zu haben. Wenn ich an dich denke, dann wohl für immer mit einem Besen oder einer Axt in der Hand :D

Na, dann will ich mal gucken, ob mir die Geschichte gefällt, und was soll ich sagen: Baccardi Feeeeeling, oder so.
:lol: oder so

deine Protagonistin taucht - nein wird von ihrer Freundin eingetaucht
schön gesagt!

Für die Vorgeschichte kann man sich was ausdenken, ist nicht wichtig für die Gefühlsstudie in diesem Moment. Hier geht es rein ums Spannungsfeld des Loslassens.
Ich sage dir, was ich zuvor auch schon Nichtgeburtstagskind gesagt habe: Hier fühle ich mich gerade sehr verstanden, danke dafür.

Gut, Hubschrauber sind je nach Geschwindigkeit schon plötzlich da. Aber überleg mal, wie du auf die ganzen Fluggeräte im Altag aufmerksam wirst. Die hört man doch immer erst, bevor man nachschaut, was da so lärmt. Somit würde ich das hier genau so machen, erst das Geräusch, dann schauen alle hin.
Sehr guter Punkt, da hast du natürlich recht, werde ich abändern.

Den Schluss hast du gut getroffen, auch wenn ich bei "Ich spreche deinen Namen aus, ..." kurz irritiert war, weil ich mich direkt angesprochen fühlte, aber eigentlich nichts mit der Sache zu tun habe - haben will.
Aber "Ich spreche seinen Namen aus," wäre dann eindeutig zu schwach, hm - vielleicht ist es gerade gut, dass der Leser den Gegenpart übernehmen muss. So wird der Ausbruch eindringlicher, ja ich glaube, das passt, klasse dot, ein gaanz toller Com.
:lol: Herrlich, wie du dir selbst gut zusprichst, ich feier dich! Aber im Ernst, das trifft es auch wirklich ganz gut. Ich weiß, "ich spreche deinen Namen aus" ist hier ein Bruch in der Erzählstruktur, aber ich wollte mal versuchen, wie das funktioniert. Ich dachte da an Beispiele im Filmbereich, ein ganz prägendes für mich ist zum Beispiel Funny Games, als einer der gestörten Jungs plötzlich mit direktem Blick in die Kamera spricht und ich mir als Zuschauer dachte: Geh weg, ich will da nichts mit zu tun haben. Aber es hat dennoch etwas in mir ausgelöst, das hängengeblieben ist. Naja, lange Rede, kurzer Sinn, das wollte ich eben hier auch mal versuchen. Und es freut mich, dass du es so annehmen kannst.

Den "Haut"-Doppler sehe ich mir auch an, danke für den Hinweis.

Fazit: Hast mich gut unterhalten, und die Herausforderung ganz gut gemeistert.
Danke dir!

Liebe Grüße
RinaWu

 

Hey Piep, süßer Nickname, by the way ;)

Danke für deinen Kommentar und für das Lob bezüglich der Stimmung. Hm, ich weiß noch nicht, ob ich hier mehr in die Tiefe gehen möchte. Die Frage, die sich mir stellt, ist, ob ich die Schwere, die dann automatisch hinzukommen würde, hier in dieser Geschichte möchte. Schwierig zu erklären, ich verstehe euren Kritikpunkt, muss aber für mich noch überlegen, ob ich dieser Ebene hier Raum geben möchte, oder ob ich lieber dabei bleibe, dieses eine Gefühl zu beschreiben, diesen Moment, in dem man komplett im Jetzt ist.

Viele Grüße
RinaWu


Hallo RinaWu,

vielen Dank. :D Ja, du hast schon Recht … ich verstehe deinen Standpunkt. Manchmal muss es ja auch gar nicht so "deep" sein. Mir hat dein Text jedenfalls sehr gut gefallen!

LG

 

Hallo RinaWu,

ich habe deine Geschichte sehr gern gelesen, ich finde, dass die Stimmung extrem gut rüberkommt.

Besonders gefallen hat mir, dass man gar nicht genau weiß, was denn nun passiert ist (in München?), was die Protagonistin hinter sich lassen sollte, was sie genau loslässt am Ende. Für mich macht es die Geschichte besonders und sehr eindrücklich, weil sie mich zum einen in eine intensive Stimmung mitnimmt, zum anderen auch nachdenken lässt.

Die Gedanken bewegen sich frei, geschmeidig. Sie scheinen zufrieden zu sein.
Das finde ich einen sehr coolen Satz. Gerade in einer so melancholischen Stimmung, wie hier, wirken Gedanken ja bei manchen Menschen anders, als sie sonst so sind. Ich finde, dass die Protagonistin zeitweise, wie auch hier, wirkt, als wären ihre Gedanken beinahe von ihr losgelöst. Das macht mir das Gefühl, dass sie in einer recht depressiven Verfassung ist, was auch zum Rest der geschilderten Dinge passt. Hat mir extrem gut gefallen!

Wie ein Sog zieht uns die Menge zu sich.
Das las sich für mich etwas holprig. Nur mein total subjektiver Eindruck natürlich, aber bin ich beim Lesen was drüber gestolpert. Für mich würde sich so etwas flüssiger lesen: "Wie von einem Sog werden wir in die Menge gezogen" schreiben?

Danke dir dafür, dass du diese Geschichte mit uns geteilt hast,
viele liebe Grüße,
Maria

 

Hallo MariaSteffens,

wow, danke für deine netten Worte, hat mich wirklich sehr gefreut.

Besonders gefallen hat mir, dass man gar nicht genau weiß, was denn nun passiert ist (in München?), was die Protagonistin hinter sich lassen sollte, was sie genau loslässt am Ende. Für mich macht es die Geschichte besonders und sehr eindrücklich, weil sie mich zum einen in eine intensive Stimmung mitnimmt, zum anderen auch nachdenken lässt.
Das stimmt. Deshalb habe ich mit mir gehadert, da mehr zu erklären und mich letztendlich auch dagegen entschieden. Es ist dadurch alles sehr vage, aber lässt gleichzeitig auch viel Raum für den Leser. Das hat mir irgendwie gefallen. Schön, dass es bei dir funktioniert.

Gerade in einer so melancholischen Stimmung, wie hier, wirken Gedanken ja bei manchen Menschen anders, als sie sonst so sind. Ich finde, dass die Protagonistin zeitweise, wie auch hier, wirkt, als wären ihre Gedanken beinahe von ihr losgelöst.
So habe ich das tatsächlich noch gar nicht betrachtet. Aber es stimmt, manchmal - und vor allem, wenn man mit sich selbst nicht so recht im Reinen ist - lösen sich Gedanken von einem selbst, bzw. drehen immer wieder ihre Kreise, ohne dass man es wirklich kontrollieren kann. An diesem Punkt hier beruhigen sie sich langsam, finden vielleicht wieder zu der Protagonistin zurück.

Das las sich für mich etwas holprig. Nur mein total subjektiver Eindruck natürlich, aber bin ich beim Lesen was drüber gestolpert. Für mich würde sich so etwas flüssiger lesen: "Wie von einem Sog werden wir in die Menge gezogen" schreiben?
Mein Satz ist aktiv, deiner passiv. In meinem liegt der Fokus auf der Menge, bei dir liegt er auf dem Sog. Ich muss da mal drüber nachdenken, kann mich gerade nicht wirklich entscheiden, welchen Klang ich lieber mag. Aber danke für den Vorschlag!

Danke dir dafür, dass du diese Geschichte mit uns geteilt hast
Danke dir für's Lesen und Kommentieren.

Liebe Grüße
RinaWu

 

Liebe RinaWu,

ein bisschen plätschert die Geschichte dahin wie die Spiele der deutschen Mannschaft bei der WM, ein netter Pass hier, einer dort, vor dem Tor, in der Tiefe des Raums sozusagen, dort, wo der Schmerz der Protagonistin steckt, folgen Andeutungen, ein bisschen Hoffnung und Lebensfreude, aber vor allem der wabernde Bass, der ins Mark trifft. Einzelne Passagen finde ich dennoch sehr hübsch, ja stark, und wenn ich jetzt ein wenig zirble, dann stellt sich gewiss die von dir geschilderte Stimmung ein. Ich glaube, der Text würde gewinnen, wenn du konkrete Erinnerungen einbauen würdest und die Party als Verortungsfolie drunterlegst, den Textausweitest.

Textstellen:

Ich nippe an der Flasche, fühle den Rum die Kehle hinablaufen, mulmige Spuren in meinem Bauch hinterlassen.
den Nebensatz würde ich kürzen: die mulmigen Spuren in Bauch oder so… hinterlassen ist kein schönes Wort.

Sie geht auf die Strandbar zu, kramt in ihrer Handtasche und drückt der Dame eine kleine Tube in die Hand. Mir wird ganz warm im Bauch.
Sie kommt zurück und schnappt sich den Rum.
na ja, Sonnenmilch als gute Tat, hat was Humoristisches

Der Schatten hat von mir abgelassen mit seiner Schwere, seinen Vorwürfen.
das wäre eine Stelle, aus der du mehr, konkrteres machen könntest

Um uns herum tanzen junge Mädchen in kurzen Shorts und Bikinioberteilen, Männer in Bademänteln, Frauen in weißen, gehäkelten Kleidern, Betrunkene in Schwimmreifen.
was haben die Mädels eigentlich an?

Der stampfende Bass zersetzt ihn in seine Einzelteile, sie verlieren sich zwischen blitzenden Lichtern, wirbeln umher, bis sie der Wind hinausträgt aufs Meer.
am Ende bleibt der Bass, den du insgesamt dreimal erwähnst, aber das Schlusstableau gefällt mir sehr.

Verzirbelte Sonnengrüße
Isegrims

 

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