Was ist neu

Seelenlabyrinth

Mitglied
Beitritt
24.06.2008
Beiträge
14
Zuletzt bearbeitet:

Seelenlabyrinth

Gebrochene Welten dämmern dahin, in meinem Kopfe,
zerstückeltes Gedankengut.
Heißer Wille, kalter Mut.
So häng ich nun, an des Lebens müdem Tropfe
und schwimme umher.
Immer in mir, die kalte Glut.

Ich wachte auf. Der neue Tag brannte sich geradezu in mein Bewusstsein ein. Reglos lag ich da, betrachtete die weiße Tapete über mir und dachte an das, was ich noch vor kurzem geträumt hatte. Kein schöner Traum aber immerhin ein Anfang, wie mir schien. Alles war besser als das, was noch folgen sollte.

Die Straßenbahn kam, wie immer, viel zu früh. Einem unbegründeten Hass folgend verfluchte ich den Fahrer und seine selbstgerechte Art, hier einfach so, zwei Minuten vor dem offiziellen Fahrplan, aufzukreuzen, um sich dann, wie ein Wahnsinniger, aus dem Staub zu machen. Das war schon ein starkes Stück. Egal, sei’s drum. Ich stieg ein und verkroch mich auf einem der hinteren Plätze. Angstgefühle plagten mich. Mit jeder Haltestelle, mit der ich meinem Ziel näher kam, schrumpfte ich zusehends. Als ich fast schon die Größe eines Atomkerns angenommen hatte kam der erlösende Spruch: „Nächste Haltestelle, Augustusplatz“. Die Bahn hielt und ich stieg aus.

Ich betrat den Vorlesungsraum und erstarrte innerlich. Was hatte ich auch erwartet? Als ob sie wegen mir ihre Pflichten vernachlässigen würde! Mein kurzer Rundumblick hatte sie sofort erfasst. In dem verhältnismäßig kleinen Zimmer war das auch kein großer Akt gewesen. In der vorletzten Reihe saßen sie und betrachteten mich unauffällig. Wieder vergrub ich mich, strebte nach hinten, fand einen freien Platz und setzte mich. Mein Magen schlug Purzelbäume. Alles in mir revoltierte. In Gedanken stand ich auf, stieß den Tisch um und schnappte mir den erstbesten Stuhl, mit dem ich ihm den Schädel eindrosch.

Endlich traf der Professor ein, schaute kurz um sich und begann, sein Wissen auf uns nieder regnen zu lassen. Eine wahre Wohltat. Ich notierte dies und jenes, machte mir einige Gedanken dazu und hatte teilweise sogar das Gefühl, noch nie so konzentriert bei der Sache gewesen zu sein. Die Pause nahte. Wieder Purzelbäume. Falsche Schmetterlinge.

Sie drehte sich zu mir um und legte mir etwas auf die Bank. Noch geschockt von dieser plötzlichen Zuwendung, realisierte ich im nächsten Moment, dass es mein Ersatzschlüssel war. Ihre Worte drangen nicht in mein Bewusstsein. Alles was ich sah, war dieser Schlüssel. Ein Symbol besonderer Vertrautheit. Meine rechte Hand erfasste ihn und steckte ihn irgendwohin, wo er sicher war. Da ich nicht auf ihre Oberflächlichkeit reagierte, drehte sie sich wieder um, strich sich ein, zwei Mal durch ihr schwarzes Haar, so als wollte sie diesen Moment vernichten und beteiligte sich an einem Gespräch, das zwei Kommilitonen neben ihr gerade führten.

‚Drei Verdammte Jahre’, dachte ich. Mir kam es so vor, als hätte sie, anstatt eines Schlüssels, einen überdimensionalen Radiergummi auf den Tisch gelegt, dessen abgenutzte Seite unsere Vergangenheit widerspiegelte.

Als die Vorlesung zu Ende war, blieb ich noch eine Weile sitzen. Normalerweise wäre ich jetzt schon damit beschäftigt gewesen, mir Gedanken über die übrige Tagesplanung zu machen aber ich konnte nicht anders, als dazusitzen und dem Treiben der beiden zuzuschauen. Schließlich erhob ich mich und verließ das Zimmer. Wieder stieg die Wut in mir hoch. Mit jedem Schritt den ich ging, reifte ein Verlangen in mir, mich umzudrehen und das zu tun wonach mir gelüstete. Aber was sollte das schon ändern? Schließlich erreichte ich die Haltestelle und kurz darauf kam eine Bahn, um mich nach Hause zu tragen.

 

Hi T.,
die zerstörten Träume eines Liebhabers verlaufen sich in der Leere des Alltages.
Ein netter kleiner Quickie, den du uns hier präsentierst. Natürlich ist das Thema nicht neu oder besonders innovativ umgesetzt, aber du hast einige schöne Wortmalerein eingebaut die das ganze doch zumindest nicht "Unlesenswert" machen;).

Mal ein paar Auszüge:

Wieder Purzelbäume. Falsche Schmetterlinge.
...als hätte sie anstatt eines Schlüssels einen überdimensionalen Radiergummi auf den Tisch gelegt
...kam eine Bahn um mich nach Hause zu tragen.
Hier spielst du auf geradezu schönste Art und Weise mit den Worten und fängst mich Leser mit den Symbolen ein.

Dann gibt's da aber wieder den Schlamm, den du nach dem Ausbuddeln nicht von dieser Geschichte runtergefegt hast (shame on you).;)
Da die Geschichte recht kurz ist und vom Inhalt her einen vernünfigen Aufbau liefert wage ich mich hier mal direkt an den Text zur Arbeit:

...um sich daraufhin, wie ein Wahnsinniger, aus dem Staub zu machen.
...und sich dann... => Geschmacksache

kam der erlösende Spruch:
natürlich ist die Ansage der Haltestelle erlösend aber ist sie nicht noch viel mehr gefürchtet?

In der vorletzten Reihe saßen sie, einer neuen Sitzordnung folgend, nebeneinander und betrachteten mich unauffällig.
brauchst du diesen Einschub? Für mich war er eigentlich Balast, dass sie einer neuen Sitzordnung folgen ist für den weiteren Verlauf oder das Verständnis der Geschichte eigentlich nicht ausschlaggebend.
Endlich traf der Professor ein, schaute kurz um sich und begann daraufhin sein Wissen...
schmeiß' es raus, Balast!
Ich notierte dies und jenes, machte mir Gedanken über den Stoff und hatte teilweise sogar das Gefühl...
Ich würds rauskürzen oder umformulieren "war in Gedanken beim Stoff" klingt ohne eine weitere Erklärung aber unglaubwürdig... raus?
Normalerweise wäre ich mittlerweile schon längst damit
beide raus!

In den folgenden Monaten sah ich sie kaum noch. Ich lernte mich zu arrangieren, mich dem fremden Glück unterzuordnen. Was blieb waren zerrissene Träume, ein Gefühl der Leere und die Erkenntnis, dass man letztlich ein Stück seines eigenen Wesens beerdigt um einem anderen nahe zu sein.
Dieser letzte Absatz kommt mir so hohl und leer vor... raus? umformulieren?

Ich sehe gerade, ich sollte um diese Urzeit keine Kritiken mehr schreiben, sie sind nicht so ausführlich wie ich's gern hätte. Seis drum ich hoffe du kannst trotzdem was damit anfangen...

les' dich
Nice

 

Vielen Dank für die Anmerkungen :).

Hab das meiste umgesetzt, weil eingesehen.

Der "erlösende" Spruch ist übrigens nur temporärer Natur. Natürlich wird die Sache schlimmer, da das Ziel näher rückt. Das ganze kann man aber vielleicht so erklären, dass die Fahrt an sich schlimm ist weil sie einen unwiderruflich nach vorne treibt. Endet sie und man kann aussteigen ist zumindest ein kleines Stückchen Weg noch zu absolvieren. Diesen kann man so schnell oder so langsam gehen wie man möchte bevor man sich erneut in einer ungemütlichen Situation (im Lesungsraum) widerfindet.

Insofern ist die Ankunft an der Haltestelle gewissermassen ein Glück im Unglück, eine kurze Verschnaufpause bevor der Kampf weitergeht.

Gruß T.

 

Hallo Tarantoga!

In dem Text befinden sich ziemlich viele Kommafehler (entweder sind sie am falschen Platz oder sie fehlen ganz), deshalb hab ich die Geschichte ins Korrektur-Center verschoben. Hier befinden sich nützliche Threads, die dir bei der Korrektur helfen. Für die Überarbeitung hast du vier Wochen Zeit.

Liebe Grüße,
strudel

aus Romantik/Erotik

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom