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Silberpfad

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29.03.2008
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Silberpfad

SILBERPFAD

Lass sehen, wohin man durch dich schaut, oh Seele – lass fliegen deinen Geist - wie Blütenstaub über die Wiesen, lass deine Gedanken überall wie Blumen sprießen...

Über einen langen Weg hinweg und über dessen Ende hinaus schritt ein einsamer, alter Mann langsamen Schrittes bis ans Ende der Welt – und noch weiter. Was dann geschah, weiß niemand, da er den Planeten verließ und nie wiederkehrte.
Es hieß, er habe die Erde über den Silberpfad verlassen, welchen der Schimmer des Mondenscheins auf dem Meer bildet, sobald Luna – so scheint’s - aus dem Wasser in den Himmel heraufsteigt.

Nur wenige Menschen erzählten diese Geschichte – kaum einer wusste davon. Aber eine alte Frau erinnerte sich noch genau an den Tag, an dem Jan (damals war er noch ein kleiner Junge gewesen) zu ihr kam und nach dem Silberpfad fragte. Sie, Maria, hatte ihm davon erzählt, bei Keksen und Getreidekaffee. Und Jan hatte aufmerksam zugehört, die Ohren gespitzt wie ein Wachhund, die Augen groß, wie die einer erwartungsvollen Katze, oft vergessend, zu kauen – vor Spannung.
Maria hatte ihm die Geschichte authentischer als andere erzählen können, denn der Mann, der damals plötzlich verschwand, war ihr Gatte – Winfried Reininsland. Die alte Frau erinnerte sich noch genau an das viele, herzliche Beileid, das ihr die gesamte Ortschaft ständig wünschte, nachdem an eine Rückkehr ihres Gatten keiner mehr glaubte. Doch Maria grinste nur, denn sie wusste es besser: Winfried war damals nicht gestorben – er hatte bloß die Welt verlassen, über den Silberpfad nämlich – das hatte er ihr verraten, bevor er gegangen war, beim Abschied nämlich, während er Marias Tränen über ihrem Gesicht verstrich. Da nämlich hatte er ihr das ins Ohr geflüstert und so hatte Maria ihn schließlich ziehen lassen, da sie wusste, dass es sein innigster Wunsch war, den Silberpfad endlich zu beschreiten.
Und immer, wenn Maria Luna am Himmelszelt silbrig anmuten sah, spürte sie diese endlose, tiefe Liebe zu ihrem Gatten und betete jede Nacht für ihn.
Sie wusste alle Details noch ganz genau, als Jan sie danach fragte, und sie erzählte ihm auch, wie es überhaupt dazu gekommen war:
- Mein lieber Jan, begann Maria zu erzählen, mein liebster Winfried erzählte
mir einst von einem Traum, den er eines Nachts erlebt hatte.
Dort, so sagte er, sei ihm ein Wesen erschienen, welches zu ihm sprach. Es erzählte ihm von den endlosen Weiten der Liebe, welche uns alle miteinander verbindet. Es sandte ihm Grüße aus einem Land, fern allem irdischen Gewühle, einem zeitlosen Ort jenseits aller Welten. Einem Platz, den zu erreichen man nur imstande sei, indem man den Silberpfad aufrichtig und in bedingungsloser Bereitschaft betrete.
Man dürfe jedoch nur allein kommen, um sicher zu gehen, dass man sich tatsächlich von allem Irdischen gelöst habe – sei die Liebe zu einem anderen Menschen noch so stark – erst die Bereitschaft zur Trennung von allem, was einen umgibt, mache das Verschmelzen mit allem möglich. Denn, so das Wesen, erklärte mir mein Winfried, man müsse seinen Ego ablegen, um nicht mehr ein von allem getrenntes Wesen zu sein.
Der einzige Hinweis für die Aufrichtigkeit eines Entschlusses, lieber Jan, ist die eigene Intuition. Intuition bedeutet, auf sein Herz, auf seine innere Stimme zu hören. Und diese – so wahr ich hier bin – soll bisher noch niemanden belogen haben, mein Junge!
Nun hör, da war es dann soweit, dass mein Mann sich entschlossen hatte, wahrhaftig zu gehen.
‚Ich verlasse dich nicht wirklich, meine Liebste. Es ist nur für kurze Zeit. Sobald ich den Silberpfad erreicht haben werde, bin ich wieder bei dir – nur eben anders, als ich es vorher war – da ich plötzlich überall sein werde... Schau nur hoch zum Mond, wenn du an mich denkst, und du wirst meine bedingungslose Liebe in deinem Herzen spüren. Ehrenwürdiges Weib, ich danke dir, dass du immer gut zu mir warst.’
Ja, lieber Jan, das hat mein Winfried mir gesagt, als er seinen Entschluss gefasst hatte. Und ich – ich glaubte ihm. Zurecht, wie sich erwies, denn schaue ich zum Mond hinauf, so spüre ich die Anwesenheit jener Seele, welche mich ansah, wenn ich meinem Mann tief in die Augen blickte. Es ist das selbe, vertraute Gefühl. So, als sei es ewig da gewesen, längst, bevor überhaupt einer von uns seinen ersten Atemzug tat!
Und Jan – dieser war immer fasziniert gewesen von den Geschichten der damals schon alten, faltigen Maria, deren Augenpaar jedoch nichts an Glanz verloren hatte in all den Jahren, die ihr Gatte schon fort war.

Als die gutherzige Maria dann eines Tages starb, fand Jan sie lächelnd im Lehnstuhl sitzend vor, die Augen geschlossen. Marias Haustür war niemals verschlossen, und so konnte Jan ganz einfach ins Haus kommen, wenn er Maria besuchen wollte – wie auch an jenem Tag, als Maria schon längst nicht mehr in ihrem Körper hauste.
Gedankenscherben und Bildfragmente zogen durch den Raum, und Jan hatte beschlossen, den Ort aufzusuchen, an welchem der Silberpfad zu beschreiten war.
Das Lichtspiel seines kindlichen Seins – er schloss einen Pakt mit sich selbst.


Und so kam es eines Tages, einige Jahre später nämlich, dass Jan tatsächlich den Fuß des Pfades erreichte. Es geschah ganz plötzlich: Jan war abends spazieren gegangen, am großen See in der Nähe des Dorfes. Der Mond schien am wolkenlosen Himmel und der Junge wurde von einer Kraft getrieben – seinem endlosen Willen, den Silberpfad zu beschreiten.
Und da eröffnete sich ihm plötzlich der Schoß eines Weges – am Horizont des Sees. Der Mond schien hell und bildete jenen Schimmer, von dem Maria Reininsland ihm damals erzählt hatte.
Wie gebannt starrte Jan auf den Pfad – er sah ihn deutlich vor sich.
Zunächst zögerte er noch, dachte an seine Mutter, die sich sicherlich Sorgen machte und untröstlich sein würde, wenn er nicht mehr zurückkehrte. Doch dann erinnerte sich Jan an die Worte Marias:
- Winfried ist nicht wirklich weg, er ist immer noch da – nur anders.
Und so beschloss er, den Pfad zu beschreiten.
Mutig und zielsicher stapfte Jan in den See. Er lief auf dem sandigen Grund entlang, bis er nicht mehr stehen konnte, weil das Wasser zu tief wurde. Und so schwamm er, weiter und weiter, beharrlich dem Mond nach, immer tiefer in die Mitte des Sees, den Schimmer des Mondenscheins stetig vor sich – als sein Ziel.
Irgendwann, nach langer Zeit des Schwimmens, erreichte Jan erschöpft den Fleck, an welchem der Mond seinen silbrigen Glanz auf dem Wasser verteilte. Was war nun zu tun? Jan wusste es nicht genau. Sein Herz pochte vor Aufregung und Anstrengung und er schwamm auf der Stelle, mitten im Mondenschein.
Was nun? Dachte Jan, ich werde einfach hier verweilen, bis der Silberpfad mich aufnimmt...
Jan prustete nun schon vor Anstrengung – jedoch geschah noch immer nichts. Und so richtete er sein Wort an Luna:
- Oh, lieber Silberpfad, ich möchte dich nun endlich beschreiten! Ich bin bereit, meine Intuition leitet mich gänzlich. So bitte, Mond, nimm mich doch auf in deinen schimmernden Silberglanz!
Noch eine ganze Weile schwamm Jan auf der Stelle. Er war so müde, und so kam es, dass er die Augen schloss und alles um sich herum vergaß. Die einzigen Gedanken, die er zu formen noch imstande war, lauteten:
Das muss er sein, das muss der Silberpfad sein!
Und glücklich entspannte sich Jan. Jegliche Spannung, Erschöpfung und Kälte wich von ihm. Er sah Maria, wie sie sich lächelnd an ihren Gatten schmiegte. Ja, das musste der Ort sein, von welchem Winfried Reininsland einst Maria berichtet hatte – und nun war sie auch da. Und auch Jan wollte plötzlich nirgendwo anders mehr sein.
Erleichtert ließ der Junge los und sank immer tiefer, tiefer, tiefer...

 

Hallo ShreeGanesh!

"Lass sehen, wohin man durch dich schaut, oh Seele – lass fliegen deinen Geist - wie Blütenstaub über die Wiesen, lass deine Gedanken überall wie Blumen sprießen..." => Das klingt aber arg nach Poesie (was bei kg.de nicht erlaubt wäre). Oder ist das ein Zitat? Dann solltest du es als solches kennzeichnen.

"Und Jan hatte aufmerksam zugehört, die Ohren gespitzt wie ein Wachhund, die Augen groß, wie die einer erwartungsvollen Katze, oft vergessend, zu kauen – vor Spannung." => Also, diese kunstfertig wollend klingende Sprache klingt einfach nicht gut. So etwas sollte man nur machen, wenn man es beherrscht, bei dir ist es offensichtlich nicht der Fall, sorry.

"- Mein lieber Jan, begann Maria zu erzählen, mein liebster Winfried erzählte" => Dialoge bitte in Anführungszeichen. Und erneut sorry, aber das ist eine reine Nacherzählung - was für den Leser, also für mich, ziemlich langweilig rüberkommt. Hast du schon mal was von: Show, don't tell gehört? Falls nicht: unbedingt nachschlagen.

Und warum steht der Text unter "Jugend?" Fantasy/Märchen wäre angebrachter (allein von der gewählten Sprache her - die kommt bei 12-16jährigen nicht gerade an).

Grüße
Chris

 

Auf Wunsch der Autorin aus der Rubrik Jugend nach Fantasy/Märchen verschoben.

 

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