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Sonja

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24.01.2004
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Sonja

„War ein Sonnenuntergang schon schön, bevor das erste Gedicht darüber geschrieben wurde?“
Sonja schnitt ein Stück von ihrem Steak ab und schob es sich in den Mund. Schmatzend betrachtete sie die dürren Kerzen, die in der Tischmitte standen und vom Gewicht der blassen Flammen langsam zerdrückt wurden.
Heinrichs klebrigsüßes Lächeln sackte in sich zusammen, die Fältchen unter seinen Augen wanderten zur Stirn, zogen sein Gesicht in die Länge, ließen es altern, doch dann schoben sich seine Mundwinkel wieder auseinander, brachten das Siruplächeln zurück. Sonja wäre nicht überrascht gewesen, wenn sich Fliegen auf seine Lippen gesetzt hätten.
„Wen interessieren Sonnenuntergänge? Man sollte Gedichte über dich schreiben“, säuselte er, stützte den Ellenbogen auf den Tisch, ließ seinen Kopf gegen die Handfläche kippen und betrachtete die junge Frau mit halbgeschlossenen Augen.
Sonja würgte die breiige Fleischmasse herunter, legte ihr Besteck auf den Teller und stupste mit dem Zeigefinger eine der runzligen Rosenblüten an, die das weiße Tischtuch bedeckten wie Furunkel.
„Neben dir verblasst jeder Sonnenuntergang“, fuhr Heinrich mit einer Stimme fort, die nach den Plüschherzchen klang, die er als Kissen auf der Couchgarnitur verteilt hatte. „Neben dir verblasst eigentlich alles.“
Sonja beobachtete, wie sich auf ihrem Teller fettäugiges Blut mit dunkler Pfeffersoße vermischte und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Heinrichs Sätze waren Romeo und Julia-Zitate, obwohl er vermutlich noch nie Shakespeare gelesen hatte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück.
„Noch etwas Wein?“, fragte Heinrich und griff nach der Flasche.
Sonja schüttelte den Kopf. Parfümgeruch wehte ihr entgegen – eine Mischung aus herber Männlichkeit, melancholischer Süße, metrosexueller Fruchtigkeit und Terpentin. Kostüme aus dem Flakon, Identitäten zum Aufsprühen.
Der Mief schwebte träge in der Luft wie der ewige Geist der Liebe, der mit knisternder Stimme einen französischen Chanson vertrug. Die sanften Klänge verfingen sich in den zahllosen Romantikaccessoires, verschmolzen mit der sakralamourösen Atmosphäre des Wohnzimmers, so dass man nicht mehr wusste, was zuerst da gewesen war – das Lied oder der Raum.
„Du bist heute so schweigsam.“ Heinrich knickte das Handgelenk ab und ließ seinen Zeigefinger über den Rand des Weinglases gleiten. In diesem Satz hatte eine Vertrautheit gelegen, die eher zu einem zehnten Hochzeitstag gepasst hätte, als zum ersten Rendezvous.
„Bin ich das?“
Heinrich nickte sanft.
„Hab letzte Nacht schlecht geschlafen.“ Sonja zuckte mit den Schultern. „Bin einfach ein bisschen müde.“
„Wir müssen nicht reden, wenn du nicht willst. Schweigen ist die Sprache der Liebe.“
„Wenn du meinst.“ Über Sonjas Gesicht huschte ein Lächeln, das lediglich der Rückstand eines unterdrückten Lachens war. Früher hatten sie solche Phrasen beeindruckt, doch diese Zeiten waren vorbei.
„Das solltest du öfter machen.“
„Was?“
„Lächeln. Dann öffnet sich dein Gesicht nämlich wie eine Knospe.“
Sonja kippte ihr Stirnrunzeln dem soßenbesudelten Rand ihres Tellers entgegen.
„Du kannst abräumen, wenn du willst“, sagte sie.
„Natürlich.“ Heinrich erhob sich, stellte die Teller übereinander und verschwand mit dem Geschirr in der Küche.
Sonja konnte durch die geöffnete Tür sehen, wie er an der Spüle stand und das Wasser aufdrehte. Sie betrachtete seinen Rücken, die schmalen Schultern, das schwarze Haar, das sich in seinem Nacken kräuselte, die leicht abstehenden Ohren, beobachtete, wie er sich bewegte, wie er, anmutig auf den Ballen balancierend, die Teller mit der für ihn typischen Leichtigkeit in die Spüle stellte, wie ...
Sonja erschrak, als sie ihren Blick bemerkte und riss ihn von Heinrich los. Sie füllte ihr Weinglas nach, leerte es hastig, schloss die Augen und ließ den Inhalt ihres Kopfes in die stumpfrotschimmernde Lidnacht abfließen.
„Wollen wir es uns nicht gemütlicher machen?“ Heinrich war hinter sie getreten, hatte eine Hand auf ihre Schulter gelegt. Sonja öffnete die Augen und sah sich flüchtig um.
Heinrichs Finger glitten von ihrem Pullover. Er pustete die Kerzen aus und deutete zum Sofa, auf dem der warme Schein eines kalten Breitbildkaminfeuers lag.
Sonja hob den Arm und sah auf ihre Uhr, obwohl sie wusste, dass es viel zu früh war.
„Ich muss los“, sagte sie.
„Jetzt schon? Aber ...“ Heinrich ließ seine einladende Geste fallen. Die Enttäuschung verlieh seiner Haltung etwas anrührend kindliches. „Ich dachte, du musst erst um ...“
„Tut mir leid.“ Sie umarmte Heinrich, der ihre Umarmung nicht erwiderte, eilte in den Flur und verließ die Wohnung. Im Treppenhaus mischten sich Heinrichs verhaltene Schritte kurz unter ihr Stakkatogetrippel, zogen sich dann wieder zurück und verschwanden hinter dem Krachen der Wohnungstür.
Sonja trat auf die Straße hinaus und schob die Ärmel ihres Pullovers zu den Handgelenken. Die Luft hatte sich abgekühlt, roch aber noch nach Sonne. Der Rest des Tages hing als dunkelblauer Streifen über den Häusern und verschwand langsam hinter der vom Stadtlicht entsternten Kuppel der Nacht.
Sonja wartete, bis die Haustür zugefallen war, sprang vom Trittstein und ging den Fußweg entlang, bog ab, näherte sich einer Bushaltestelle. Sie atmete durch den Mund, um den penetranten Odem des Frühlings aus ihrer Nase zu verscheuchen. Es war einer dieser Abende, die die Einsamen mit ihrer süßlichen Schwere erdrückten und die Gemeinsamen aneinander aufquellen ließen, einer dieser Abende, die sie hasste.
Sonja wechselte die Straßenseite, lehnte sich gegen das Haltestellenschild, rieb ihre spröden Strichlippen, auf denen noch immer das Knospenlächeln brannte, und blickte die schweigende Straße hinauf. In der Ferne hob sich die Schornsteinsilhouette eins Kirchturms gegen den dunklen Himmel ab, seine Uhr dröhnte, vertonte den Verfall.
Sonja wusste nicht, wann der nächste Bus kommen würde und verspürte kein Bedürfnis, einen Blick auf den Fahrplan zu werfen. Sie hatte es nicht eilig und mochte diese Momente der Langeweile, in denen sich die Zeit dehnte, bis sie riss und ein fahles, aufgeblähtes Jetzt enthüllte. Trotzdem spürte sie, wie der Abend auf ihrer Einsamkeit zu lasten begann. Sie schüttelte sich, stellte ihre Handtasche zwischen die Füße und passte ihre Haltung dem starren Metallpfosten an.
Ihre Einsamkeit war eine selbst gewählte und notwendige Einsamkeit. Wer wirklich glücklich sein wollte, der durfte keine Zukunft kennen, und keine Zukunft kannten nur die, die alleine waren.
Sie glaubte nicht, dass sie Heinrich wiedersehen würde.


*

Sonja presste ihre Wange auf den sperrholzharten Samtbezug, leckte sich über die Lippen und ließ ihren Slip von ihrem baumelnden Fuß gleiten. Die Drehbühne, auf der sie lag, quietschte müde.
Blicke drangen durch die Plexiglasscheibe, rieben sich an ihr, formten sie langsam. Sie härtete in der Bühnenhitze aus, fühlte ihre Brüste unter den Händen, ihre Nippel, die sich in ihre Haut gruben.
Die verspiegelten Fenster der Einzelkabinen schoben sich in ihr Sichtfeld. Sonjas Blick verschmolz mit dem der unsichtbaren Gaffer, die in den engen Zellen hockten, wurde eins mit ihm und gerann zum Abbild ihres Körpers, das sich auf den Scheiben räkelte. Sie beobachtete, wie ihre Hand über ihren Bauch glitt, sich in ihrem Schritt versenkte, wie ihr Mund sich mechanisch zu einem stummen Stöhnen öffnete, wie sich ihre Schulterblätter vom Samt lösten, sich ihr Oberköper aufrichtete, wie ihre Fingernägel Furchen in ihren Schenkel gruben, durch ihr rotes Haar strichen, dann verschwanden die Einzelkabinen, wichen dem Zuschauerraum. Eine Sirene ertönte und beendete ihren Auftritt.
Die dumpf hämmernde Musik verstummte, die Drehscheibe stoppte. Sonja griff nach ihrem Slip, verteilte lächelnd Kusshände, die am Plexiglas abprallten, verließ die winzige Bühne durch eine Seitentür und betrat die Garderobe.
Chantal, die vor dem Schminkspiegel saß, rückte mit ihrem Stuhl näher an die Wand heran. Sonja zwängte sich zwischen ihr und einem alten Sofa hindurch und griff nach ihren Kleidern, die auf einem Cocktailtischchen lagen.
„Wie ist das Publikum heute?“, nuschelte Chantal, während sie sich knallrote Lippen ins Gesicht malte.
„So wie immer.“
„Gut.“ Chantal saugte ihre Unterlippe ein und spuckte sie schmatzend wieder aus.
Sie arbeitete erst seit einer Woche hier. Sonja kannte ihren richtigen Namen nicht, interessierte sich aber auch nicht sonderlich dafür. Es war unwichtig, wie man jenseits dieser Mauern hieß. Man gab seinen Namen an der Tür ab und bekam eine Typbezeichnung. Chantal war immer blond, immer mittelgroß und immer Anfang dreißig. Und das seit über zwanzig Jahren.
„Was soll eigentlich diese komische Scheibe vor der Bühne?“ Chantal schmiss den Lippenstift in ihr Schminktäschchen, warf einen hektischen Blick auf die Wanduhr und stand auf. „War die schon immer da?“
„Keine Ahnung.“
„Schlecht für das Trinkgeld, was? Müssten die ja drüber werfen.“
Sonja zuckte mit den Schultern, während sie in ihre Jeans schlüpfte. Sie arbeitete hier nicht des Geldes wegen, sondern um gesehen zu werden, weil sie begehrt werden wollte, ohne selber begehren zu müssen.
Eine ehemalige Freundin, die eine der zahllosen Chantals gewesen war, hatte ihr den Job besorgt, und seitdem trat sie hier zwei Mal in der Woche auf.
Die Sirene ertönte, Musik setzte ein. Chantal warf einen letzten Blick in den Spiegel, zupfte an ihren Strapsen herum und eilte mit kleinen, hochhackigen Schritten zur Tür.
„Viel Spaß“, rief Sonja in ihren Pullover.
Als ihr Kopf aus dem Polyestermeer auftauchte, war Chantal bereits verschwunden. Männerstimmen jubelten, grölten, lachten, Glas klirrte. Die Musik, die nur aus Bass zu bestehen schien, klang, als wenn jemand Pappkartons zertreten würde.
Sonja griff nach ihrer Haarbürste und ging vor dem Spiegel in die Hocke. Ihr Gesicht wirkte auf sie fremd und gleichzeitig vertrauter denn je; ein Gemälde, das ein leidenschaftlicher Pinsel geschaffen hatte, ein Portrait, auf dem sie sich durch die Augen des Künstlers sah. Das idealisierte Gesicht auf der Leinwand lächelte.
Sonjas ungekämmter Kopf durchbrach den Plastikrahmen des Spiegels. Sie packte den Tragegurt ihrer Handtasche, ging in den Zuschauerraum und stellte sich an die Theke. Auf ein Handzeichen hin schob ihr der Besitzer des Ladens, ein hagerer, schweigsamer Italiener, der mit seinen Gästen ausschließlich per Kassenbon und Wechselgeld kommunizierte, eine Flasche Bier vor den aufgestützten Ellenbogen.
Sie trank einen Schluck, schlenderte zu der Vitrine mit den Pornofilmen, die im hinteren Teil des Raumes stand und begutachtete das aktuelle Sortiment, während Pfiffe die Bühne stürmten. Schlampen tanken Sperma Vol. I war durch den zweiten Teil ersetzt worden, Dr. Kot und Professor Bondage flirteten mit den Oberschwestern im Schwanzfieber und neben dem Geilen Altersheim der reifen Mösen hatte man eine Natursektfabrik eröffnet.
„Finden Sie nicht auch, dass Pornos die ehrlichsten Liebesfilme sind?“
Sonja blickte über ihre Schulter. Der Mann, der am Tisch neben der Vitrine saß, den gewaltigen, cordsakkobespannten Rücken gegen die ächzende Lehne seines Stuhls gepresst, sah sie über den Rand eines Buches hinweg an.
„Schon möglich.“
„Liebe ist nichts weiter als ein sublimierter Trieb. Sozialisiertes und beherrschbar gemachtes sexuelles Verlangen.“
Sonja pulte am Etikett ihrer Bierflasche herum. Der Fremde hatte das Buch neben ein aufgeschlagenes Notizheft gelegt und wischte sich eine fettverklebte Haarsträhne aus dem Gesicht, die für einen Augeblick kerzengerade auf seinem Scheitel balancierte und dann langsam nach hinten kippte. Ein Grinsen hing zwischen Essensresten in dem wirren Bartgestrüpp, das sein dickliches Geicht bedeckte.
„Mir hat Ihr Auftritt gefallen“, sagte er. Seine Stimme klang abgewetzt und passte zu der Altkleiderkollektion, die er am Körper trug.
„Danke.“
„Wollen Sie sich nicht setzen?“
Sonja nippte an ihrem Bier. Sie unterhielt sich recht gerne mit Gästen. Insbesondere mit denen, die unattraktiv genug waren, um ihr nicht gefährlich zu werden. Sie vermutete, dass der Mann Schriftsteller war. Oder Dichter. Oder einfach jemand, der die stimulierende Atmosphäre einer Stripbar nutzen wollte, um Lesen und Schreiben zu lernen.
„Meinetwegen“, sagte sie schließlich und rückte den freien Stuhl vom Tisch ab.
„Ich sehe Ihnen gerne zu. Den Anderen natürlich auch. Aber Ihnen besonders.“
„Freut mich.“ Sonja stellte die Bierflasche neben den Aschenbecher. „Sind Sie oft hier?“
Der Fremde schob sich einen Fingernagel zwischen die Zähne und kaute darauf herum.
„Ständig“, sagte er schmatzend.
„Sie sind mir bis jetzt noch nicht aufgefallen.“
Die Hand des Fremden seilte sich an einem Speichelfaden zur Tischplatte ab.
„In den dunklen Ecken von schäbigen Bars nistet sich das wahre Leben ein“, nuschelte er.
„Das wahre Leben?“ Sonja schnaufte. „Das hier ist nur die andere Seite der selben Medaille. Allerdings die heruntergekommene Seite. Man sieht das billige Blech unter dem rissigen Blattgold.“
Der Fremde legte den Kopf schräg und musterte Sonja trübäugig. Eine Fettwulst zwängte sich zwischen Kragen und Schulter hindurch.
„Wie heißen Sie?“
„Monique.“
„Wie heißen sie wirklich?“
„Das ist unwichtig. Ich komme, um Monique zu werden und bleibe es, bis ich den Laden verlassen habe.“
„Ich verstehe.“
Der Fremde stierte auf seine Hand, die fingerbeinig über das Buch krabbelte wie eine Spinne.
„Was lesen Sie da?“
Der Mann sah auf und schob ihr den zerfledderten Einband hin.
Morgue und andere Gedichte. Interessant“, sagte Sonja desinteressiert.
„Gottfried Benn hat den lyrischen Körper aufgeschnitten und darin keine Seele gefunden, sondern einen Klumpen blutiger Eingeweide.“
Sonja nickte. Eindeutig ein Dichter. Vermutlich einer von den Typen, die sich für Bukowski hielten, die in vollen Aschenbechern nach Wahrheiten suchten, die andere weggeworfen hatten und jammernd an einer selbst erdichteten Realität zerbrachen, zerbrechen wollten. Sonja war diesen Menschen, die wirkten, als hätte sie ein Klischee auf das Hier und Jetzt gedruckt, oft genug begegnet, um sie auf den ersten Blick erkennen zu können.
„Eingeweide werden unterschätzt“, sagte sie und leerte ihre Bierflasche.
„Das hier hab ich grade geschrieben. Es handelt von Ihnen. Ein poetisches Portrait.“ Der Fremde griff nach dem Heft, verdeckte damit sein Gesicht und fing an zu lesen, während Sonja seine gelbschwarzen Fingernägel betrachtete:

„Kontraktionsdurchkämmtes Haar
extensionsforciertes Follikelreißen
Synoviagleiten

Diaphorese
Stratum corneum
drüsenglänzend

Medulla spinalis
impulsbeseelt
inklinationsgekrümmt

Inspirationsgeschwängertes Abdomen
Respirationsfötus
exspirationsabgetrieben

Seneszenzherz
Blutfäden der Klotho
grabgezogen.“

Er ließ das Heft sinken, schnappte keuchend nach Luft und wischte sich den Schweiß von der pockennarbigen Stirn.
„Das ist ...“ Sonja suchte nach einem Euphemismus für furchtbar. „... sehr ungewöhnlich.“
„Verlogen.“
„Nein, ich finde wirklich, dass es ...“
„Ich meine das Gedicht.“ Der Fremde begrub das halbe Heft unter seiner fleischigen Pranke, löste die beschriebene Seite heraus und riss sie langsam in der Mitte durch. Sein feistes Geicht tauchte hinter dem bebenden Papier auf, füllte den wachsenden Spalt.
„Warum machen Sie das?“
„Weil es nicht ausreicht, den lyrischen Körper mit dem lyrischen Skalpell aufzuschneiden. Man muss ihn mit physischer Gewalt zerstören, dann erscheint hinter ihm die Wirklichkeit. Es gibt nur eine Wahrheit, die ein Gedicht verkünden kann.“ Er schob die beiden Seitenhälften übereinander, zerriss sie und ließ die Fetzen auf die Tischplatte rieseln. „Und das die Wahrheit, die in seiner Vernichtung liegt.“
„Sie schreiben Gedichte, um sie dann zu zerreißen?“
„Nicht mehr. Das war mein letztes.“ Der Fremde fegte die Fetzen mit einer schwerfälligen Bewegung vom Tisch. „Ich habe begriffen, dass Kunst, die sich mit dem Körper beschäftigt, immer versucht, vom Körper abzulenken. Der Körper in der Kunst hat nichts mit dem biologischen Körper zu tun. Er ist ein von der Idee des Künstlers beseelter Körper.“ Sein Gesicht wälzte sich nah an das von Sonja heran, schob eine massive Wand aus Schweiß und Mundgeruch vor sich her. Die wulstigen Lippen des Fremden bewegten sich stumm wie Würmer, sein huschender Blickt kündigte Flüstern an. „Wissen Sie, die Kunst ...“
„Ich weiß nur, dass der korrekte Umgang mit Wasser und Seife auch eine Kunst ist“, unterbrach ihn Sonja.
Der augenrollende Kopf des Fremden zog sich zurück.
„Natürlich. Körperpflege ist durchaus mit der Kunst vergleichbar. Sie ist der lächerliche Versuch, den Körper in ein Ideal aufzulösen.“
„Wenigstens stinken Ideale nicht.“
„Und genau das ist ihr Problem.“ Die Nase des Fremden hinterließ schimmernde Schlieren auf seinem schwarzen Sakkoärmel. „Die Kunst überhöht den Körper und damit den Tod. In Wirklichkeit ist das einzig tragische am Tod seine Banalität. Paradoxerweise sind es große Katastrophen, Kriege und Seuchen, die den Keim dieser Erkenntnis sähen. Wenn Millionen sterben, wird der Tod zur Massenware und verliert den bittersüßen Zauber des individuellen Schicksals.“ Der Fremde packte das Buch und schleuderte es in einen Mülleimer, der neben der Pornovitrine stand. „Die Kunst leugnet die Banalität.“
Sonja rutschte auf ihrem Stuhl herum. Das Gespräch wurde ihr von Sekunde zu Sekunde unangenehmer. Die Worte des Fremden, die nach seinem Atem stanken und wie verfaulte Fleischbrocken in ihr Gesicht klatschten, widerten sie an. Sonja beugte sich über ihre verkrampften Fäuste, die sie auf die Tischplatte geknallt hatte.
„Der Tod fasziniert sie, was?“, zischte sie.
„Sie nicht?“
„Nein.“
„Was war die Todesursache?“
„Was? Die Todes... Woher wissen Sie ...“
Der Fremde presste den Zeigefinger auf einen seiner Augenringe und ließ ihn seine Wange hinab gleiten. Sonja imitierte seine Geste und spürte Feuchtigkeit an ihrer Fingerkuppe. Sie wischte mit den Handballen über ihre Augen.
„Mein Beleid.“ Der Fremde lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinterm Kopf. Sein Bauch verschlang die Tischkante. „Woran ist er oder sie oder es gestorben?“
„Das geht Sie nichts an.“
Der Fremde deutete ein träges Schulterzucken an.
„Wissen Sie, ich glaube, dass Todesursachen die Totentänze des medizinischen Zeitalters sind. Sie dienen ebenfalls dazu, den Tod greifbar zu machen. Er wird zu einer Krankheit, zu einer Fehlfunktion, die bekämpft werden kann und bekämpft werden muss. Er ...“
Sonja unterbrach ihn, indem sie aufstand und nach der leeren Bierflasche griff.
„Ich muss los“, sagte sie.
Der Fremde nickte und versteckte ein Lächeln in seinem Bart.
„Es tut mir leid, falls ich Sie mit meinem Geschwafel belästigt habe“, murmelte er. Seine Stimme hatte sich vor Sonja in den Staub geworfen. „Würden Sie mir einen Gefallen tun, bevor Sie gehen?“
Sonja seufzte und scharrte mit den Füßen.
„Kommt ganz darauf an.“
„Schließen Sie Ihre Augen.“
„Warum?“
„Schließen Sie Ihre Augen. Bitte.“
Sonja trat zwei Schritte zurück und presste die Lider aufeinander.
„Und jetzt halten Sie den Atem an.“
„Was?“
Sonja öffnete ihre Augen und stieß mit dem Rücken gegen die Vitrine. Der Fremde war aufgestanden und stand schwankend vor dem Tisch.
„Nun machen sie schon“, schnaufte er.

*

Die Nacht klebte wie Teer zwischen Bäumen, von denen ein kondensierter Regentag tropfte, beraubte den Park seiner wirklichen Grenzen und verlängerte ihn in die romantische Utopie hinein. Altersschwache Sterne glimmten am Himmel, Wolkenfetzen trieben auf den Mond zu, auf den blassen Voyeur, der hinter dem Erdschatten hervorlugte und beobachtete, wie Sonja über den feuchten Rasen schlich, die steifen Schritte auf die Ballen verlagert.
Sie wusste nicht, warum sie gekommen war. Ihr Verstand hockte noch immer vor dem Telefon, vor dem auch ihr Körper gesessen hatte, die Absage im Mund wie geschmackloses Kaugummi und Heinrichs Nummer in den Fingern, bis es zu spät gewesen war, dann war sie aufgestanden, hatte sich angezogen und die Wohnung verlassen. Und jetzt schlurfte sie nassfüßig durch einen Park, der unwirklicher und ferner schien, als die Stadt, die hier lediglich ein warmes Brummen hinter dem Rauschen der Blätter war.
Sonja blieb stehen und lehnte sich gegen einen der Bäume, die in unregelmäßigen Abständen gepflanzt waren, Natürlichkeit simulierten. Sie hatte Heinrich entdeckt. Er saß auf einer Bank am Rande des laternengesäumten Kieswegs, der ihn nicht beiläufig zu streifen, sondern gradewegs zu ihm zu führen schien, als wäre er das verdammte Zentrum dieses gottverlassenen Parks.
Sonja riss sich vom Baum los, stakste zur Bank und legte Heinrich ihre Hand auf die Schulter. Er zuckte leicht, sah zu ihr auf und lächelte.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst.“
„Ich auch nicht“, sagte Sonja und setzte sich neben den stiftbeschwerten Schreibblock, den Heinrich auf den Holzbalken gelegt hatte. „So spät noch am Arbeiten?“
„Für das Seminar morgen.“ Heinrich lachte, als er Sonjas Blick sah. „Ich brauch den Druck halt. Nichts ist motivierender, als ein Termin, der hinter deinem Rücken steht und dir ne Knarre ins Genick drückt.“
„Welches Thema?“, fragte Sonja und griff nach dem Block.
Ruf des Todes. Ne Lithografie von Kollwitz.“
„Kenn ich.“ Sonja senkte ihren Blick auf den Block und las vor: „Eine knochige Menschenhand berührt die abgebildete Frau sanft, fast zärtlich, an der Schulter, penetriert ihre Einsamkeit, reißt sie aus sich selbst heraus. Sie wendet überrascht den Kopf, die Augen noch geschlossen, die Denkerfaust vom Gesicht gelöst. Gleich wird sie die Lider heben, den Anderen ansehen und ihren eigenen Tod in seinen schreckensgeweiteten Augen erkennen.
Hier wird nicht der biologische Tod personifiziert, sondern das Verhältnis zu ihm, das sich durch den Anderen radikal verändert. Der eigene Tod ist kein Bestandteil des Lebens, sondern seine Grenze. Doch durch den Anderen überschreitet man diese Grenze und erblickt jenseits von ihr ein Fegefeuer, das Trauer heißt und zuckende Schatten auf die verketteten Leben wirft.
Durch den Anderen wird der Tod als Zustand denkbar. Nur wer für-andere gewesen ist, kann auch ein Abwesender sein und ist als solcher anwesend.“
Sonja klappte den Block zu und legte ihn zwischen sich und Heinrich auf die Bank.
„Und trotzdem willst du dich mit mir treffen?“, fragte sie.
„Natürlich.“ Heinrich klang verwirrt. „Was hat das denn mit uns zu tun?“
Sonja steckte die Hände in ihre Taschen und rutschte mit dem Hintern der Bankklippe entgegen. Sie hörte schnaufende Joggerschritte hinter sich, die schwerfällig näher kamen, roch Schweiß, sie hörte, wie Heinrich aufschrie, keuchte, sie stemmte die Hände auf die Sitzfläche, wollte aufstehen und ...

*

Warum sollte ich ein Motiv haben? hatte ihr der Fremde geantwortet und war die schmale Treppe heraufgestiegen, um ein schärferes Messer zu holen.
Sonja bewegte ihren Oberkörper, versuchte erfolglos, die Seile, mit denen sie am Stuhl festgebunden war, zu lockern. Ein hölzernes Quietschen verriet ihr, dass Heinrich einen ähnlichen Plan verfolgte, ein resigniertes Stöhnen, dass auch er gescheitert war. Sein Hinterkopf stieß gegen den ihren, verweilte einen rasselnden Atemzug lang, dann löste sich die kurze Berührung in Seufzen auf.
Sonja blickte in den zerkratzten Spiegel, der über einer Werkbank hing und ihre Büsten im Profil zeigte. Heinrich hatte das Kinn gegen die Brust gepresst und die Augen geschlossen. Das Morgenlicht, das durch das schmale Kellerfenster fiel, kalkte seine Haut.
Er sah so schwach aus, wie sie sich fühlte; zu schwach, um zu schreien. Aber da der Fremde es nicht für nötig gehalten hatte, sie zu knebeln, vermutete sie, dass es sowieso sinnlos gewesen wäre.
Sonja ließ ihren Blick aus dem Spiegel fallen und verfolgte die Schleifspuren aus Gummiabrieb, die Schuhsohlen auf dem Linoleum hinterlassen hatten, bis zu ihren Füßen. Sie glaubte nicht, dass der Keller dem Fremden gehörte. Er war zu sauber, zu aufgeräumt. Sie hob den Kopf. In der Ecke unter dem Fenster standen Schaufel, Putzeimer und Wischmopp, aus einem Körbchen hingen schlaffe Seilreste und auf der Werkbank lag die ungeworfene Münze. Sonja hatte sich für Kopf entschieden und Heinrich Zahl aufgedrängt. Einer von beiden würde ...
Sonja hörte die schweren Schritte des Fremden auf den Stufen. Sie drehte ihren schmerzenden Kopf, sah wieder in den Spiegel, in den auch Heinrich blickte. Sie betrachtete ihr blasses Gesicht, das schattenlos in der Morgensonne leuchtete und spürte, dass Heinrich beobachtete, wie sie sich beobachtete, drängte seinen Blick in seine Augen zurück und beobachtete, wie er sich beobachtete.
Sonja tastete nach Heinrichs Hand und schob ihre Finger zwischen seine Finger, obwohl sie wusste, dass die Wärme dieser Berührung Kälte in sich trug. Die Stufen der Kellertreppe ächzten.
„Man sollte ein Gedicht über uns schreiben“, flüsterte Heinrich.
„Oder eine Geschichte.“ Sonja lächelte.
Aus dem Augenwinkel sah sie einen Schatten über den Kellerboden fließen. Der Fremde hatte die letzte Stufe erreicht.

 

Hallo Mr.Potato

Die Geschichte ist doch eine etwas längere, also musst du mir verzeihen, dass meine Kritik nicht so detailliert ausfällt sondern mehr meinen Pauschaleindruck vermitteln wird.

Sprachlich fand ich den Text überwiegend sehr ansprechend – sehr viele schöne, ausgefeilte Stellen!

Inhaltlich fand ich vieles doch sehr stark typisiert. Die Figur Sonja hat was, die hab ich auch als stimmig empfunden, obwohl sie auch so typische femme fatale Züge hat, ihre Blasiertheit zum Beispiel. Die Männerfiguren aber, naja, die würden gern facettenreich sein, aber auf eine eher konstruierte und daher für mich nicht ganz überzeugende Art.

Z.B. die Eingangszene: Die hat mich an so eine Sendung im Fernsehen erinnert – so’n Dinnerblinddate, wo mehrere Typen für eine Frau kochen und versuchen, sie für sich zu gewinnen. Dein Typ – schmierig und floskelhaft redend – könnte da gut mitspielen. Der abrupte Abgang der Frau passt dazu auch ganz gut.

Der Job im Erotikladen ist gut dargestellt, glaub ich;) – bis auf das: wie kann Chantal fragen, wie das Publikum ist, wenn die Mädels es durch die verspiegelten Scheiben gar nicht sehen können?

Die Unterhaltung mit dem vergammelten Bukowski-Typen ging auch, obwohl extrem stilisiert. Vor allem der Typ an sich.

Und dann kommt die Wendung, die sehr unmotiviert ist und soviel Interpretationskraft benötigt, um das Ganze stimmig zu machen, dass es schon Spekulation wäre.

Trotzdem gern gelesen – aufgrund solcher Stellen:

Die sanften Klänge verfingen sich in den zahllosen Romantikaccessoires, verschmolzen mit der sakralamourösen Atmosphäre des Wohnzimmers, so dass man nicht mehr wusste, was zuerst da gewesen war – das Lied oder der Raum.

Sonja war diesen Menschen, die wirkten, als hätte[n?] sie ein Klischee auf das Hier und Jetzt gedruckt, oft genug begegnet, um sie auf den ersten Blick erkennen zu können.

Die Nacht klebte wie Teer zwischen Bäumen, von denen ein kondensierter Regentag tropfte, beraubte den Park seiner wirklichen Grenzen und verlängerte ihn in die romantische Utopie hinein. Altersschwache Sterne glimmten am Himmel, Wolkenfetzen trieben auf den Mond zu, auf den blassen Voyeur, der hinter dem Erdschatten hervorlugte und beobachtete


Gruß
Kasimir

 

Hi Kasimir,

vielen Dank für deine Kritik.

Inhaltlich fand ich vieles doch sehr stark typisiert. Die Figur Sonja hat was, die hab ich auch als stimmig empfunden, obwohl sie auch so typische femme fatale Züge hat, ihre Blasiertheit zum Beispiel. Die Männerfiguren aber, naja, die würden gern facettenreich sein, aber auf eine eher konstruierte und daher für mich nicht ganz überzeugende Art.

Dass die Figuren eher Typen als Charaktere sind, war durchaus beabsichtigt. Der Dichter, zum Beispiel, soll ja nichts anderes sein, als die personifizierte Bedrohung durch den Körper, durch den Tod. Dass das alles ein wenig konstruiert wirkt, kann ich aber nicht abstreiten. :D
Sonja war eigentlich weniger als typische "Femme Fatal" angelegt - ihren Hintergrund bildet der Verlust, der in der Bar angesprochen wird. Ursprünglich wollte ich schon im ersten Kapitel darauf eingehen, hab diese Stelle aber gestrichen, weil das vielleicht ein wenig zu plakativ und "weinerlich" gewirkt hätte.

Der Job im Erotikladen ist gut dargestellt, glaub ich – bis auf das: wie kann Chantal fragen, wie das Publikum ist, wenn die Mädels es durch die verspiegelten Scheiben gar nicht sehen können?

Die Scheibe vor dem Zuschauerraum ist nicht verspiegelt. Nur die der Einzelkabinen, die die Rückseite der Bühne bilden, sind es.

Und dann kommt die Wendung, die sehr unmotiviert ist und soviel Interpretationskraft benötigt, um das Ganze stimmig zu machen, dass es schon Spekulation wäre.

Im letzten Kapitel trifft die "Ruf des Todes"-Interpretation auf die Notwendigkeit von Beziehungen.
Ich hoffe, es wird klarer, wenn man bedenkt, welche Funktion der Dichter hat.

Trotzdem gern gelesen

Das freut mich sehr. :)

Danke nochmal.


Grüße,

Tobias

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Geronemo,

ich befürchte, dass du nicht ganz Unrecht hast. Teilweise habe ich vermutlich wirklich ein wenig dick aufgetragen. Manchmal geht es halt mit einem durch, insbesondere dann, wenn man nicht hundertprozentig zufrieden mit einer Geschichte ist und versucht, diese (scheinbaren?) Mängel stilistisch zu kompensieren. Ich muss zugeben, dass ich ein paar Probleme hatte, mich nach den langwierigen Arbeiten am Mammutwerk "Tra(sh)gödie" auf eine neue Geschichte zu konzentrieren.
Wenn ich ein wenig Abstand gefunden habe, werde ich mir "Sonja" zwecks Bearbeitung nochmal vornehmen.

Danke für deine ehrlichen Worte.

Grüße,

Tobias

Achja: Am "Referat" habe ich länger herumgebastelt und mMn ist die "Fegefeuer"-Metapher recht passend. Es geht hier ja um ein "Jenseits", das natürlich nur als "Erwartung", daher vor dem Tod, existiert und somit Schatten auf die "verketten Leben" wirft. In diesem Fall denke ich, dass die Metaphern das, was ich sagen wollte, präziser und konzentrierter ausdrücken, als es eine eher sachliche Beschreibung vermocht hätte.

 

Hallo Gero,

danke für deine ausführliche Rückmeldung. Ich verstehe, was du meinst und werde mir das, was du gesagt hast, anlässlich der Bearbeitung nochmal gründlich durch den Kopf gehen lassen.
Wie schon gesagt, kann ich deine Kritikpunkte ja durchaus nachvollziehen, da ich normalerweise auch kein Freund von verschwurbeltem Poesiepathos bin.

Sonja schnitt ein Stück von ihrem Steak ab und schob es sich in den Mund. Sie schaute auf die Kerzen, die in der Tischmitte standen und von den blassen Flammen langsam verzehrt wurden, als zögen sie sich in sich selbst zurück.

Das gefällt mir auch sehr gut, dem was danach kommt, ziehe ich aber, ehrlich gesagt, meine eigene Version vor. Aber entschlacken werde ich den Text, das ist sicher.

Grüße,

Tobias

 

Hi!

Willst du deinen Text nicht in "philosophisches" verschieben?
Ich hab nämlich nix verstanden :P

 

Hi Rev. Angeldust,

es geht in dem Text unter anderem um die Bedeutung des Anderen für das Bild, das man von sich selbst hat. Überspitzt formuliert: wir brauchen den Blick des Anderen, um zu existieren. Diese Notwendigkeit trifft nun auf den Tod und das Leid, das er erst durch die Liebe verursachen kann.

Sonja hat einen Verlust erlitten und hat sich daher eine Art von Askese auferlegt, die sie aber, auf Grund der Bedeutung des Anderen, nicht aufrechterhalten kann.

Gruß,

Tobias

 

ok!
Aber DAS konnte ich jetzt einfach nicht herauslesen!
Es war einfach zu... kompliziert!
Ausserdem irgendwie dieser Zeitsprung und der eklige Kerl... ist einfach alles zu abstrakt für mich!

Ich konnte zwar keinen Zugang zur Geschichte finden, gefallen hat sie mir dann trotzdem ^^

Trotzdem plädiere ich für eine Verschiebung in "Philosophisches"

 

Hi nochmal,

vielleicht stehen die von Gero angesprochenen "poetischen Verwässerungen" dem Verständnis wirklich ein wenig im Wege.
Ich versuche, im Zuge der Überarbeitung mehr Klarheit reinzubekommen.

Dass dir die Geschichte trotzdem nicht missfallen hat, freut mich natürlich. Ich bin zwar kein großer Fan der "Philosophisches"-Rubrik, werde aber dennoch über eine Verschiebung nachdenken ...

Grüße,

Tobias

 

Hm, auf die grossen philosophischen Implikationen, die hinter der Geschichte stecken, wär ich von selbst gar nicht gekommen. :D

Ich muss beschämt zugeben, dass mir das letzt Kapitel beim ersten Durchlesen als eine Wendung aus dem Nichts erschien - beim zweiten Durchgang wurden mir die (eigentlich offensichtlichen) Zusammenhänge klar: Der Fremde, der die beiden im Keller gefesselt hat, ist natürlich der Möchtegern-Dichter aus dem zweiten Kapitel (wo er ja auch "der Fremde" genannt wird), die schnaufenden Joggerschritte verweisen auf das Schnaufen besagten Dichters am Ende des zweiten Kapitels, und seine Faszination für den Tod („Weil es nicht ausreicht, den lyrischen Körper mit dem lyrischen Skalpell aufzuschneiden. Man muss ihn mit physischer Gewalt zerstören, dann erscheint hinter ihm die Wirklichkeit.[...]"), die direkt auf Sonja bezogen ist („Ich sehe Ihnen gerne zu. Den Anderen natürlich auch. Aber Ihnen besonders.“) und die schliesslich damit endet, dass er von ihr fordert, sich tot zu stellen („Und jetzt halten Sie den Atem an.“), ist ein deutlicher Hinweis darauf, worauf er aus ist. Mensch, dass mir das nicht gleich aufgefallen ist...

Weiterhin muss ich zugeben, dass mir die philosophischen Implikationen der Geschichte, was den Zusammenhang von Todeswahrnehmung und der Beziehung zu einem geliebten Menschen angeht, nicht ganz klar sind. Das Zitat aus Heinrichs Referat legt nahe, dass es darum geht, dass der Tod seinen Schrecken erst so richtig gewinnt, wenn er mit dem Verlust eines geliebten Menschen einher geht (hier die Verbindung zum ersten Kapitel, wo der Verlust, der im zweiten durch den Dichter angesprochen wird, sie vor einer Vertiefung der Beziehung zu Heinrich Sonja zurückschrecken lässt).
Die Begegnung mit dem Dichter (der mit seiner Todesfaszination und indem er Sonja an ihren Verlust erinnert, tatsächlich eine Art personifizierte Todesdrohung ist - erst recht natürlich durch die Wendung) scheint sie dann aber wieder in die Arme der Liebe zu treiben, die im Angesicht des Todes halt doch auch Trost bietet (das Händchenhalten am Schluss). (Wäre das nicht ein bisschen banal?) Naja.

Schön finde ich, wie der Unterschied zwischen der Idealisierung auf der einen Seite und der Banalität des Lebens auf der anderen Seite, wie sie im Gespräch zwischen Sonja und dem Dichter angesprochen wird („Die Kunst überhöht den Körper und damit den Tod. In Wirklichkeit ist das einzig tragische am Tod seine Banalität.[...]"), immer wieder zum Ausdruck kommt. Im ersten Kapitel zum Beispiel, wo dem romantischen Süssholzgeraspel Heinrichs Sätze gegenüber stehen wie: "Sonja würgte die breiige Fleischmasse herunter." Oder im zweiten Kapitel, wo es nach der "hochglanzbildernden" Schilderung von Sonjas, äh, Selbstausstellung heisst: "Chantal saugte ihre Unterlippe ein und spuckte sie schmatzend wieder aus."
Das wirkt auch ein bisschen wie ein selbstironischer Seitenhieb auf die eigene, "hochgestochene" Philosophiererei der Geschichte.

Apropos hochgestochene Philosophiererei: Bei einigen Stellen war ich mir nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. So finde ich gewisse Ausführung etwas plump, wenn es da zum Beispiel heisst: "Sie hatte es nicht eilig und mochte diese Momente der Langeweile, in denen sich die Zeit dehnte, bis sie riss und ein fahles, aufgeblähtes Jetzt enthüllte", "Sonjas Blick verschmolz mit dem der unsichtbaren Gaffer", oder "Sie arbeitete hier nicht des Geldes wegen, sondern um gesehen zu werden, weil sie begehrt werden wollte, ohne selber begehren zu müssen". Das kommt mir ein bisschen wie leeres Gerede vor, wie es dann in den Äusserungen des Dichters parodiert wird („Liebe ist nichts weiter als ein sublimierter Trieb. Sozialisiertes und beherrschbar gemachtes sexuelles Verlangen", oder „In den dunklen Ecken von schäbigen Bars nistet sich das wahre Leben ein“) - ich halte den Typen übrigens für ziemlich komisch (umso mehr fährt seine Wandlung gegen Ende des Gespräches ein), wobei das zitierte Gedicht natürlich das Highlight ist - ganz grosses Tennis!
Etwas zuviel des Guten sind vielleicht auch Vergleiche wie: "Die Worte des Fremden, die nach seinem Atem stanken und wie verfaulte Fleischbrocken in ihr Gesicht klatschten, widerten sie an" oder "die Absage im Mund wie geschmackloses Kaugummi". Wobei hier, wie auch bei den Philosophierereien, für mich das Problem besteht, festzustellen, inwiefern das alles ernst oder komisch gemeint ist.

Humorig ist die Geschichte ja öfters, eben bei dem erwähnten Gedicht, den genialen Pornofilm-Titeln oder an der Stelle, an welcher im ersten Kapitel Sonjas "Abscheu" vor Heinrich plötzlich in einen verliebten Blick umschlägt ("Sie betrachtete seinen Rücken, die schmalen Schultern, das schwarze Haar, das sich in seinem Nacken kräuselte, die leicht abstehenden Ohren, beobachtete, wie er sich bewegte, wie er, anmutig auf den Ballen balancierend, die Teller mit der für ihn typischen Leichtigkeit in die Spüle stellte, wie ...").
Unterhaltsam sind auch viele äusserst gelungene Stellen, wie "Sonja wäre nicht überrascht gewesen, wenn sich Fliegen auf seine Lippen gesetzt hätten", "fuhr Heinrich mit einer Stimme fort, die nach den Plüschherzchen klang, die er als Kissen auf der Couchgarnitur verteilt hatte", "Der Fremde stierte auf seine Hand, die fingerbeinig über das Buch krabbelte wie eine Spinne" oder "Vermutlich einer von den Typen, die sich für Bukowski hielten".

Zum Abschluss noch einige Details, die mir aufgefallen sind:

„Neben dir verblasst jeder Sonnenuntergang.“, fuhr Heinrich mit einer Stimme fort[...]"
Der Punkt nach "Sonnenuntergang" ist überflüssig.
Sonja wechselte die Straßenseite, lehnte sich gegen das Haltestellenschild, rieb ihre spröden Strichlippen, auf denen noch immer das Knospenlächeln brannte und blickte die schweigende Straße hinauf.
Nach "brannte" gehört imho ein Komma hin, da da ein untergeordneter Nebensatz zu Ende geht.
Der Fremde fegte die Fetzen mit einer schwerfälligen Bewegung vom Tisch „Ich habe begriffen[...]."
Nach "Tisch" sollte noch ein Punkt stehen (wahrscheinlich ist's der überlfüssige von weiter oben).
Sonja blickte in den zerkratzten Spiegel, der über einer Werkbank hing und ihre Büsten im Profil zeigte.
Kann man das Wort "Büste" überhaupt so verwenden? Oder ist diese Verwendung nicht zumindest veraltet?

 

Hi manhunter,

Vielen Dank für deine sehr ausführliche Kritik. :multi:

manhunter schrieb:
Hm, auf die grossen philosophischen Implikationen, die hinter der Geschichte stecken, wär ich von selbst gar nicht gekommen.

Ja, man muss schon Tiefsinntaucher sein, um dem bodenlosen Tiefsinn dieser sehr tiefsinnigen Geschichte auf den nichtvorhandenen Grund zu gehen. Oder so ... :D

manhunter schrieb:
Ich muss beschämt zugeben, dass mir das letzt Kapitel beim ersten Durchlesen als eine Wendung aus dem Nichts erschien - beim zweiten Durchgang wurden mir die (eigentlich offensichtlichen) Zusammenhänge klar: Der Fremde, der die beiden im Keller gefesselt hat, ist natürlich der Möchtegern-Dichter aus dem zweiten Kapitel (wo er ja auch "der Fremde" genannt wird), die schnaufenden Joggerschritte verweisen auf das Schnaufen besagten Dichters am Ende des zweiten Kapitels, und seine Faszination für den Tod („Weil es nicht ausreicht, den lyrischen Körper mit dem lyrischen Skalpell aufzuschneiden. Man muss ihn mit physischer Gewalt zerstören, dann erscheint hinter ihm die Wirklichkeit.[...]"), die direkt auf Sonja bezogen ist („Ich sehe Ihnen gerne zu. Den Anderen natürlich auch. Aber Ihnen besonders.“) und die schliesslich damit endet, dass er von ihr fordert, sich tot zu stellen („Und jetzt halten Sie den Atem an.“), ist ein deutlicher Hinweis darauf, worauf er aus ist. Mensch, dass mir das nicht gleich aufgefallen ist...

Viele Stellen in Geschichten erhalten halt erst durch das Ende Relevanz. Von daher ist es natürlich völlig normal, wenn man bei dieser abrupten Wendung erstmal ein wenig stutzig wird. :D


manhunter schrieb:
Weiterhin muss ich zugeben, dass mir die philosophischen Implikationen der Geschichte, was den Zusammenhang von Todeswahrnehmung und der Beziehung zu einem geliebten Menschen angeht, nicht ganz klar sind. Das Zitat aus Heinrichs Referat legt nahe, dass es darum geht, dass der Tod seinen Schrecken erst so richtig gewinnt, wenn er mit dem Verlust eines geliebten Menschen einher geht (hier die Verbindung zum ersten Kapitel, wo der Verlust, der im zweiten durch den Dichter angesprochen wird, sie vor einer Vertiefung der Beziehung zu Heinrich Sonja zurückschrecken lässt).
Die Begegnung mit dem Dichter (der mit seiner Todesfaszination und indem er Sonja an ihren Verlust erinnert, tatsächlich eine Art personifizierte Todesdrohung ist - erst recht natürlich durch die Wendung) scheint sie dann aber wieder in die Arme der Liebe zu treiben, die im Angesicht des Todes halt doch auch Trost bietet (das Händchenhalten am Schluss). (Wäre das nicht ein bisschen banal?) Naja.

Erstmal kurz zum Referat (das natürlich eine sehr freie Interpretation des Bildes ist. Kollwitz hat darauf vermutlich schlicht und ergreifend ihren eigenen Tod dargestellt. Aber ich fand einfach, dass man es sehr gut dem Thema der Geschichte entsprechend deuten kann.) :

Es geht darum, dass der eigene Tod erst durch den Anderen relevant wird. Ohne ihn könnte man Epikur zitieren und sagen: "Bin ich, ist der Tod nicht. Ist der Tod, bin ich nicht. Also geht er mich nichts an." Wenn man sich aber an andere Menschen bindet, ist diese Einstellung nicht mehr so leicht aufrecht zu erhalten. Der Tod kommt ins Leben, er wird als Zustand denkbar. Ein "Jenseits" entsteht, dass die Trauer des Anderen ist. Man weiß, dass man dadurch als Abwender noch anwesend sein und den Anderen belasten wird. Und vor diesem "Fegefeuer", dass nur als Erwatung existiert und Bestandteil des Lebens ist, fürchtet man sich.

Diese Furcht trifft nun auf die Notwendigkeit von Beziehungen zu Anderen. Es ging mir dabei weniger um eine kitschromantische "Liebe als Trost"-Botschaft, sondern vielmehr darum, dass der Andere für das Bild, das wir von uns selbst haben, entscheidend ist (da steckt ein bisschen was von Sartres Blicktheorie drin: man ist zunächst, was man tut, man geht voll in seinen Handlungen auf. Wenn einen dann der Blick des Anderen trifft, wird man zu einem Ding in seiner Welt, zu einem Objekt und ist seiner Beurteilung ausgesetzt. Der Andere unterscheidet einen von sich selbst als sein Nicht-Ich. Und dieses Nicht-Ich akzeptiert man als eigenes Ich. Das ist quasi der Ursprung des Selbstbewusstseins. Auch in der Selbstreflexion ist der Blick des Anderen präsent. Der Andere muss somit nicht körperlich anwesend sein, damit "sein" Blick wirksam ist.). Es geht darum, dass die geliebten Eigenschaften und Merkmale erst durch den liebenen Blick des Anderen entstehen (das Lächeln zum Beispiel, das in Wirklichkeit ja noch nichtmal ein echtes Lächeln war. Wenn man geliebt wird, übernimmt man das in geweisser Weise durch die Liebe idealisierte Nicht-Ich. Da Sonja ob des erlittenen Verlustes vor Beziehungen zurück schrickt, strippt sie. Sie möchte als "Begehrte" existieren, ohne selber begehrt zu werden. Das ist der Gedanke hinter dieser Formulierung:

Blicke drangen durch die Plexiglasscheibe, rieben sich an ihr, formten sie langsam. Sie härtete in der Bühnenhitze aus, fühlte ihre Brüste unter den Händen, ihre Nippel, die sich in ihre Haut gruben.
Die verspiegelten Fenster der Einzelkabinen schoben sich in ihr Sichtfeld. Sonjas Blick verschmolz mit dem der unsichtbaren Gaffer, die in den engen Zellen hockten, wurde eins mit ihm und gerann zum Abbild ihres Körpers, das sich auf den Scheiben räkelte.

Es ist also ein mehr oder weniger egoistisches Anliegen. Das habe ich auch versucht, am Schluss deutlich zu machen:

Sie betrachtete ihr blasses Gesicht, das schattenlos in der Morgensonne leuchtete und spürte, dass Heinrich beobachtete, wie sie sich beobachtete, drängte seinen Blick in seine Augen zurück und beobachtete, wie er sich beobachtete.

Während der Eine vom Anderen angeblickt wird, betrachtet sich der Angeblickte selber im Spiegel.


manhunter schrieb:
Schön finde ich, wie der Unterschied zwischen der Idealisierung auf der einen Seite und der Banalität des Lebens auf der anderen Seite, wie sie im Gespräch zwischen Sonja und dem Dichter angesprochen wird („Die Kunst überhöht den Körper und damit den Tod. In Wirklichkeit ist das einzig tragische am Tod seine Banalität.[...]"), immer wieder zum Ausdruck kommt. Im ersten Kapitel zum Beispiel, wo dem romantischen Süssholzgeraspel Heinrichs Sätze gegenüber stehen wie: "Sonja würgte die breiige Fleischmasse herunter." Oder im zweiten Kapitel, wo es nach der "hochglanzbildernden" Schilderung von Sonjas, äh, Selbstausstellung heisst: "Chantal saugte ihre Unterlippe ein und spuckte sie schmatzend wieder aus."
Das wirkt auch ein bisschen wie ein selbstironischer Seitenhieb auf die eigene, "hochgestochene" Philosophiererei der Geschichte.

Danke. :)


manhunter schrieb:
Apropos hochgestochene Philosophiererei: Bei einigen Stellen war ich mir nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. So finde ich gewisse Ausführung etwas plump, wenn es da zum Beispiel heisst: "Sie hatte es nicht eilig und mochte diese Momente der Langeweile, in denen sich die Zeit dehnte, bis sie riss und ein fahles, aufgeblähtes Jetzt enthüllte", "Sonjas Blick verschmolz mit dem der unsichtbaren Gaffer", oder "Sie arbeitete hier nicht des Geldes wegen, sondern um gesehen zu werden, weil sie begehrt werden wollte, ohne selber begehren zu müssen". Das kommt mir ein bisschen wie leeres Gerede vor, wie es dann in den Äusserungen des Dichters parodiert wird („Liebe ist nichts weiter als ein sublimierter Trieb. Sozialisiertes und beherrschbar gemachtes sexuelles Verlangen", oder „In den dunklen Ecken von schäbigen Bars nistet sich das wahre Leben ein“) - ich halte den Typen übrigens für ziemlich komisch (umso mehr fährt seine Wandlung gegen Ende des Gespräches ein), wobei das zitierte Gedicht natürlich das Highlight ist - ganz grosses Tennis!
Etwas zuviel des Guten sind vielleicht auch Vergleiche wie: "Die Worte des Fremden, die nach seinem Atem stanken und wie verfaulte Fleischbrocken in ihr Gesicht klatschten, widerten sie an" oder "die Absage im Mund wie geschmackloses Kaugummi". Wobei hier, wie auch bei den Philosophierereien, für mich das Problem besteht, festzustellen, inwiefern das alles ernst oder komisch gemeint ist.

Die Sätze mit den verschmolzenen Blicken und ihrem Motiv, in der Bar aufzutreten, habe ich ja schon erklärt. Der Satz mit der Langeweile soll halt einfach nochmal auf ihr Problem hindeuten - Zukunft ist in ihren Augen gleichbedeutend mit Zerfall und Tod, daher schätzt sie diese Art von Langeweile.
Der Dichter ist natürlich eine überzeichnete und somit durchaus komische Figur, aber das meiste ist schon einigermaßen ernst gemeint. An manchen Stellen hab ich vielleicht etwas übertrieben (obwohl die Sache mit den Fleischbrocken im Überzeichnungsdunstkreis des Dichters noch recht passend wirken kann). :D
Das "Gedicht" gefällt mir auch ganz gut. An dieser Stelle möchte ich mich bei Dr. Wiki Pedia bedanken, der mir mit den Fachausdrücken geholfen hat. :D


manhunter schrieb:
Humorig ist die Geschichte ja öfters, eben bei dem erwähnten Gedicht, den genialen Pornofilm-Titeln oder an der Stelle, an welcher im ersten Kapitel Sonjas "Abscheu" vor Heinrich plötzlich in einen verliebten Blick umschlägt ("Sie betrachtete seinen Rücken, die schmalen Schultern, das schwarze Haar, das sich in seinem Nacken kräuselte, die leicht abstehenden Ohren, beobachtete, wie er sich bewegte, wie er, anmutig auf den Ballen balancierend, die Teller mit der für ihn typischen Leichtigkeit in die Spüle stellte, wie ...").
Unterhaltsam sind auch viele äusserst gelungene Stellen, wie "Sonja wäre nicht überrascht gewesen, wenn sich Fliegen auf seine Lippen gesetzt hätten", "fuhr Heinrich mit einer Stimme fort, die nach den Plüschherzchen klang, die er als Kissen auf der Couchgarnitur verteilt hatte", "Der Fremde stierte auf seine Hand, die fingerbeinig über das Buch krabbelte wie eine Spinne" oder "Vermutlich einer von den Typen, die sich für Bukowski hielten".

Ein bisschen Humor kann selbst bei ernsten Theman nicht schaden. Freut mich, dass dir diese Stellen gefallen haben.


Die Fehler werde ich korrigieren.


Nochmals danke für deine wirklich hilfreiche und detaillierte Kritik. :anstoss:

Grüße,

Herr Kartoffel

 

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