Was ist neu

Sonnensturm

Mitglied
Beitritt
15.12.2005
Beiträge
6
Zuletzt bearbeitet:

Sonnensturm

Er trat aus der Höhle heraus und blickte auf die untergehende Sonne. Das rote Licht trog, denn er merkte, wie in den letzen Tagen die Intensität der Strahlung kontinuierlich stärker geworden war.
Ein neuer Zyklus stand kurz bevor und sein Leben war abgeschlossen. Ja er war alt geworden und hatte viel erlebt. Rückblickend war sein Leben erfüllt gewesen.
Schon in seiner Jugend hatte er auf den heutigen Tag hingearbeitet. Das lag in seiner Natur. Er hatte einen Partner gefunden, mit dem er sich früh gepaart hatte. Seitdem trug er den Samen über die Jahre hinweg in sich, wohl wissend, dass er ihn eines Tages brauchen würde. Nun, jetzt war es bald soweit und er fühlte keine Reue. Sein Körper war ermüdet, er würde bald seine wohlverdiente Ruhe bekommen und die letzte große Reise antreten.
Müde schaute er über die weite Ebene, die sich unter dem Berg ausdehnte, in dem seine Zufluchtsstätte der letzten Tage lag. Der Boden war staubig und gelb geworden.
Die Pflanzen, die sich nicht gegen die Hitze wehren konnten, waren langsam verdorrt. Sie wurden von der Sonne ausgetrocknet und ohne Wasser waren ihre Blätter erst gelb, dann braun geworden. Später waren sie abgefallen und lagen nun als Staub unter den Sand gemischt. Risse taten sich auf, wo der Boden aus Wassermangel geplatzt war.
Trostlos war er geworden, der Planet, den er seine Heimat nannte.
Seine Rasse hatte ihn nie verlassen können, um ihrem Schicksal zu entgehen. Das war einfach nicht ihr Lebenszweck.
Er wusste auch nicht, wie viele seiner Artgenossen jetzt noch lebten. In früheren Jahren wimmelte es nur so von ihnen, aber so kurz vor dem Ende war er alleine geblieben. Aber er hatte den ganzen Zyklus gelebt, was eher selten vorkam.
Seine Eltern kannte er nicht, denn sie waren vor diesem Zyklus gestorben und hatten ihm damit die Chance auf ein langes Leben gegeben. Dasselbe wollte er nun seinen Kindern ermöglichen.
Am Horizont stand die alte Stadt. Irgendwie wurde sie in jedem neuen Zyklus aufgebaut und zerfiel dann wieder, wenn die Bewohner hinwegstarben. Bis die Kinder sie erneut brauchen konnten, hatte der Wind die Bauten fast vollständig abgetragen, aber der Anblick gab ihm die Hoffnung, dass der Lebenskreislauf fortgesetzt werden konnte. So wie es schon seit vielen Generationen passierte.
Er hatte die Höhle mit seinem Wissen gefüllt. Zeichnungen an den Wänden würden die ersten Wissenslücken der neuen Generation füllen, wenn sie anfingen, sich zu bewegen. Schreiben konnte er ihnen nichts, denn es würde keine Lehrer geben, die ihnen die Schrift beibringen konnten. Er hoffte, dass sie seinen Unterschlupf recht schnell fanden, sonst war sein Werk unnötig gewesen.
Aber dieser Ort war nicht gut geeignet für ein Lebewesen, welches vom Licht abhängig war wie er. Er konnte sich nicht beliebig lange im Dunkeln aufhalten, denn das würde ihn ebenfalls umbringen. Aber so besaß er eine Möglichkeit sich vor der sengen Hitze zu schützen, wenn die Sonne am höchsten stand. Dann war das Dämmerlicht der Höhle das kleinere Übel und sein Werk war ebenfalls vor der gleißenden Hitze der Sonne sicher.
Auch an seinem Körper konnte er die Spuren der Strahlung sehen. Das leuchtende Grün früherer Tage war gewichen und hatte einem erdigen Braun Platz gemacht. Seine Lungenblätter, welche das Sonnenlicht einfingen, waren fast abgestorben und würden bald abfallen. Aber noch war es nicht so weit. Noch konnte er sein letztes Werk durchführen, was den Fortbestand seiner Art und seiner Familie sichern würde. Langsam wankte er auf seinen Wurzelfüßen an den Platz, den er sich schon vor langer Zeit ausgesucht hatte. Er lag in der Nähe am Fuße des Berges, wo das Sonnenlicht nicht kontinuierlich einfiel. Dort würde er den Samen seiner Kinder ausbringen, ein Loch in den Boden graben, wo er ihn hineinlegen konnte. Dann würde er ihn sorgsam mit Sand bedecken und sich selbst als Schutz und Dünger darauf zum Sterben legen. Wenn sie in einem neuen Zyklus mit dem ersten Regen erwachten, würden sie ihrer pflanzlichen Herkunft nach zuerst ortsgebunden sein. Später würden sie sich dann, wie er es damals auch getan hatte, aus dem Boden lösen und ihre Wanderung beginnen.
Als er am Pflanzort angekommen war, führte er sein Vorhaben mit erhabener und dem Augenblick angepasster Würde durch.
Irgendwie war er glücklich, wenn er an die Abenteuer dachte, die seine Kinder erleben würden. Er konnte sie zwar nicht kennen lernen, aber er war gewiss, dass ihre Anzahl groß sein würde. Dafür musste er jetzt sorgen.
Ruhig legte er sich auf den frischen Hügel und als er sein Leben noch einmal vor seinem inneren Auge passieren ließ, wusste er, dass er alles genauso machen würde, wenn er es noch einmal hätte leben sollen.
Friedlich schlief er ein, mit dem Bewusstsein, dass er in seinen Kindern weiterlebte.

Draußen im All wuchs der innere Druck der Sonne. Bald würden die Protuberanzen ins Weltall jagen und den nahen Planeten erneut verbrennen, wie es alle 237 Jahre passierte.

Als die Sonne explodierte, schossen unendlich heiße Gasströme in den Weltraum. Auf dem Planeten verdampfte das Wasser und füllte die Atmosphäre mit Wolken. Der Himmel verdunkelte sich, obwohl die Sonne nun heller als sonst strahlte.
Pflanzliches Leben konnte in diesem Klima nicht mehr gedeihen. Deshalb warteten die Samen unter der Erde auf bessere Zeiten.
Die Pflanzenwesen lebten und starben schon seit Anbeginn der Zeit auf diese Weise.

Als die Sonne wieder ihre normale Intensität erreichte, kühlte der Planet ab. Es dauerte einige Jahre, dann fiel das Wasser in der Luft als Regen wieder zur Erde und goss den Samen an.

Ein Zyklus war abgeschlossen, nun würde ein Neuer folgen ...


Marc P.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Marc P., und herzlich Willkommen auf kg.de :)

Dann wollma doch gleich mal loslegen.
Erstmal hat mir die Idee hinter der Geschichte recht gut gefallen, pflanzige Prots sind ja mal was anderes, und die Zyklus-Thematik mag ich sowieso ganz gern.
Ein paarmal hab ich mir gedacht, die Story würde besser in SiFi passen, wegen der Planetenbeschreibung und Sonnenprotuberanzen, aber da überlass ich das Urteil mal Wissenderen.

Stilistisch sind mir ein paar Holprigkeiten aufgefallen, die ich gleich aufliste, aber im Großen und Ganzen ist es flüssig und angenehm geschrieben.

Das rote Licht tog, denn er merkte, wiein den letzten Tagen die Strahlung kontinuierlich stärker geworden war.
--> dass.
Oder vielleicht: Denn er hatte seit Tagen gespürt, dass ...

Ein neuer ZYklus stand kurz bevor und er sein Leben war abgeschlossen.
--> er weg. Außerdem würde ich die Satzteile der zeitlichenLogik halber umstellen.

Ja, er war alt geworden und hatte viel erlebt. Rückblickend war sein Leben erfüllt gewesen.

Nun, jetzt war es bald soweit und er fühlte keine Reue.
Logischer, auch von dem her, was man noch erfährt, fände ich hier Bedauern statt REue. Er weiß ja, dass er nichts falsch gemacht hat. ER bedeuert aber auch seinen Tod nicht.

In früheren Jahren wimmelte es nur so von ihnen, aber so kurz vor dem Ende war er alleine geblieben.
Das klingt für mich, als wäre er absichtlich alleine geblieben. Aber er hat einfach keine Artgenossen mehr gefunden, oder?

Am Horizont stand die alte Stadt.
Naja. Wie wäre es mit: Am Horizont zeichnete sich die alte Stadt ab, oder so?
Das "Irgendwie" im nächsten Satz würde ich ersatzlos streichen. Das passt nicht zum Stil des restlichen Textes, ebenso wie das "brauchen können" im Satz danach. Da fällt dir sicher was schöneres ein.

Er hoffte, dass sie seinen Unterschlupf recht schnell fanden, sonst war sein Werk unnötig gewesen.
Besser:(meiner Meinung nach, versteht sich)umsonst. Ist aber GEschmackssache ;)

In diesem Teil der Geschichte fängst du jeden zweiten Satz mit "Er" an, im nächsten mit "Aber". Da gibt es schönere Satzanfänge :)


Aber
so besaß er eine Möglichkeit, sich vor der sengenden Hitze zu schützen

... dem Augenblick angepasster Würde ...
angemessener Würde.

Wenn du das Ganze, was er da so denkt, jetzt noch in Handlung umschreibst, dann finde ich die Geschichte gelungen. So fehlt einfach Handlung, und ist eher eine Momentbeschreibung im Leben eines interessanten Wurzelwesens. Außerdem könntest du das Wesen noch mehr denken und fühlen lassen, um den Leser weiter in die Geschichte "einzulassen"

Liebe Grüße
ardandwen

 

Moin!
So richtig haut mich die Geschichte nicht vom Hocker. Die Idee mit den Pflanzen finde ich ganz nett, daraus lässt sich sicher eine schöne Geschichte basteln.
Aber hier ... bei deiner Geschichte fehlt mir etwas. Sie plätschert so vor sich hin und wahrscheinlich hätte auch die Hälfte der Textlänge gereicht, um deine Geschichte zu erzählen. Was ich damit sagen will: Du ziehst es für meinen Geschmack etwas sehr in die Länge. Es ist ein bisschen öde.
Dass nciht so wirklich viel passiert ist für mich nicht so schlimm, aber dass du das auch noch so dehnst, das ist für mich schlimm ;)

Ich persönlich empfehle dir: Kürz die Geschichte entweder zusammen oder (was mir eigentlich lieber wäre) du baust ein bisschen mehr Handlung ein und lässt die Länge so (oder machst sie ggf. länger).

Lieben Gruß
moon

 

Hallo Marc P,

Erst einmal hoffe ich, dass du es nicht anmaßend findest, von jemandem kritisiert zu werden, desssen erster Beitrag ebendiese Kritik ist. :shy:
Zu deiner Geschichte: Die Idee finde ich gut, mal was anderes. Auch die Atmosphäre hat mir gut gefallen, auch wenn ich sie als ziemlich düster empfunden habe.
Deine Hauptfigur habe ich mir übrigens als so eine Art Ent vorgestellt, nur noch "pflanzlicher". Ich hoffe, ich liege nicht ganz falsch damit.

Ach ja, ein paar Vorschläge hätte ich doch noch (aber nur Kleinkram):

Schon in seiner Jugend hatte er auf den heutigen Tag hingearbeitet
"Seit" seiner Jugend klingt mMn irgendwie besser.

In früheren Jahren wimmelte es nur so von ihnen, aber so kurz vor dem Ende war er alleine geblieben
"In früheren Jahren hatte es nur so von ihnen gewimmelt..."

Friedlich schlief er ein, mit dem Bewusstsein, dass er in seinen Kindern weiterlebte.
Vielleicht "weiterleben würde".

Protuberanzen
Finde ich in einem Fantasy Text zu wissenschaftlich; schreib doch Sonnensturm oder sowas ähnliches...

Wie gesagt, nur Kleinkram. Ingesamt fand ich es aber angenehm zu lesen. Traurig, aber schön, da flüssig und atmosphärisch geschrieben!

Viele Grüße, Meari

 

Hallo marc,

willkommen bei kurzgeschichten.de! Ich habe Deine Geschichte mit Interesse gelesen, und ich fand sie ganz gut, bis auf den Schluss. Es ist ein sehr apruptes Ende für eine doch recht ausgedehnte "Vorgeschichte".

Ansonsten finde ich nur einen kleinen "Mangel":

Als die Sonne wieder in ihre normale Intensität erreichte,...

Das "in" gehört gestrichen.*lach*

LG
prinzessin711

 

Hallo Prinzessin

Na, da habe ich wohl wirklich einen Gehirnpups gehabt.
Der Text war vorher anders und ich habe das Verb ersetzt. Man sollte halt alles immer mehr als einmal Korrektur lesen ...
Ich werde es selbstverständlich ändern!

Vielen Dank

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Artanwen

Vielen Dank für die vielen Vorschläge....

Mir hat man gesagt, dass die Vergangenheit in einem Text, in dem Fall also hatte nur begrenzt eingesetzt werden sollte, weil es jedesmal ein Rückblick aus der momentanen Situation bedeutet und damit ebenso ein Zeitwechsel ist. Es sollte also sparsam eingesetzt werden, was nicht heißt, dass du recht haben könntest, ich werde das noch einmal prüfen.
In dem Text sind jetzt schon für meinen Geschmack zu viele Konjunktive, in dem Fall "würde" vorhanden.
Ich werde mir deine Vorschläge durch den Kopf gehen lassen.
Danke auf jeden Fall.

Marc

 

Hallo Meari

Auch dir lieben Dank.
Schau bitte mal, was ich Artanwen geschrieben habe.
Zum Thema Sonnensturm / Protuperanzen.
Protuperanzen erscheinen mir einfach schlüssiger für die Probleme der Wesen, da dort gigantische Explosionen massiv Gas und Sonnenmaterie ins All schleudern. Das mag in diesem Fall vielleicht Geschmackssache sein.
Es würde auf der anderen Seite auch zum Titel passen.

Danke

Marc

 

Hi Marc,

und herzlich willkommen auf kg.de.

Jo, zu deiner Geschichte. Im Großen und Ganzen muss ich mich moony anschließen. Die Idee mit den pflanzenähnlichen Aliens ist ganz nett und so eine Leben-Tod-Wiedergeburts-Zyklus hat eigentlich immer was.

Aber im großen und ganzen ist deine Geschichte für so ein kurzes, ruhiges Bild einfach zu lang. Es ist einfach nicht besonders interessant, zu lesen, wie dieses Pflanzenwesen stundenlang über den Niedergang seiner Welt und über seine Kinder nachdenkt. Es ist eine nette Idee, aber auch eine Idee braucht ein bisschen mehr Handlung als bei dir so vorkommt.

Tut mir leid, konnte ich nicht viel mit anfangen.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo Marc P,
muss mich der Felsenkatze da anschließen - ein philosophischer innerer Monolog eines Ent-Aliens ist ja ganz nett, aber es gibt mir beim Lesen nichts, ich habe die ganze Zeit nur auf die Handlung gewartet. Warum verschwendest du diese eigentlich gute Idee an so einen handlungsarmen Text?
BTW: Vielleicht wäre der Text in SciFi besser aufgehoben, weils ja doch eher ein Alien als ein Fabelwesen ist. Soll einer von uns Mods ihn verschieben?
gruß
vita
:bounce:

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Marc, auch von mir ein herzliches Willkommen auf kg.de!

Die letzten Tage im Leben eines Baumwesens ... nicht schlecht geschrieben das Ganze, aber ich fand es doch eher langweilig. Die Idee ist ganz interessant, aber daraus hättest du viel mehr machen können.
Außerdem sind Planeten, baumähnliche Aliens (so habe ich sie halt gesehen) und Protuberanzen etwas untypisch für Fantasy. Soll ich die Geschichte nach Science Fiction verschieben?

Noch was: Es ist zwar nett, dass du jedem deiner Kritiker einen eigenen Beitrag widmest, aber das wird hier nicht gerne gesehen. Wäre schön, wenn du in Zukunft mit nur einem Beitrag antworten würdest.

Liebe Grüße
131aine

Edit: Vita war schneller ...

 

Ich denke auch, daß es hier am falschen Platz ist...

Verschieben wäre demnach wohl sinnvoll.

Danke für die Info.

Gruß Marc

 

Hallo Marc!
Der Titel deiner Geschichte hat mich neugierig gemacht ...

Zitat von Felsenkatze
Die Idee mit den pflanzenähnlichen Aliens ist ganz nett und so eine Leben-Tod-Wiedergeburts-Zyklus hat eigentlich immer was.

Dem kann ich nur zustimmen. Außerdem ist die Geschichte flüssig geschrieben und die Atmosphäre hat mir sehr gut gefallen.
Allerdings denke auch ich, dass die Geschichte in dieser Form ein wenig zu lang ist. Es wäre schön, wenn das Wesen - dessen Aussehen du meiner Ansicht nach noch mehr beschreiben könntest - nicht nur denken, sondern mehr handeln würde.

Zum Beispiel diese Stelle:

Dort würde er den Samen seiner Kinder ausbringen, ein Loch in den Boden graben, wo er ihn hineinlegen konnte. Dann würde er ihn sorgsam mit Sand bedecken und sich selbst als Schutz und Dünger darauf zum Sterben legen. Wenn sie in einem neuen Zyklus mit dem ersten Regen erwachten, würden sie ihrer pflanzlichen Herkunft nach zuerst ortsgebunden sein. Später würden sie sich dann, wie er es damals auch getan hatte, aus dem Boden lösen und ihre Wanderung beginnen.
Als er am Pflanzort angekommen war, führte er sein Vorhaben mit erhabener und dem Augenblick angepasster Würde durch.
Du zählst auf, was alles passieren wird, aber was das Wesen dann letztendlich macht, wird in einem Satz abgehandelt. Da stimmt für mich das Verhältnis nicht.

Insgesamt ist die Geschichte auf jeden Fall ausbaufähig.

Lieben Gruß,
Nina

 

Hallo Marc P & willkommen in unserem kleinen SF-Wohnzimmer!

Zurecht verschoben, das ist SF in der besten Tradition von "Nightfall", "Helliconia" und einem Buch von John Brunner, dessen Titel mir gerade nicht einfällt.

Den größten Schwachpunkt haben alle vor mir schon genannt: Keine Handlung, kein Konflikt. Ich habe aber eine Lösung anzubieten: Wie wäre es, wenn die Baumfrau erst mit ihrem Schicksal hadert, die Vernichtung der Welt beklagt usw., um dann allmählich (mit dem Einsetzen der Ur-Instinkte) zu kapieren, dass es nicht das Ende, sondern ein neuer Anfang ist? Wie wäre es, wenn sich plötzlich alle Einzelheiten zu einem Bild formen, und sie sich sagt: "Ach so! Das ist also der Sinn von allem!"
Zugegeben: Schwierig, aber lohnend.

Ich wünsche Dir fröhliches Schreiben!

Hier noch ein paar Kleinigkeiten:

Ein neuer Zyklus stand kurz bevor und er sein Leben war abgeschlossen.
"er" zuviel, Komma vor "und" fehlt.
Nun, jetzt war es bald soweit und er fühlte keine Reue.
Komma vor "und" fehlt. Uh, ich sehe ein Muster! ;) Grundregel: Steht hinter "und" ein vollständiger Satz, so muss ein Komma vor "und".

Grüße,
Naut

 

Hi Marc P!

Auch mir hat die Geschichte, wenn man sie als solche bezeichnen kann, vom Sprachlichen und vom ruhigen Ton her gefallen, und auch mir fiel auf, dass sie leider keine richtige Handlung hat, die sie erst zu einer echten Geschichte machen würde.
Der Vorschlag von Naut, wie man Handlung reinbringen könnte, ist bestimmt brauchbar. Alternativ könntest du auch ein echtes Problem einführen, z. B. dass der Baummann / der Baumzwitter Schwierigkeiten hat, einen geeigneten Platz zum Ablegen seiner Samen zu finden, bevor die Protuberanz alles vernichtet. Das wäre dann eher eine Abenteuergeschichte als ein Stimmungsbild, aber als Zweitversion gerade unter erzähltechnischen Gesichtspunkten sehr interessant, vor allem wenn du noch am Üben bist. Was zeichnet die eine Version erzählerisch aus, was die andere?

Ich gebe auch mal ein paar Einzelheiten, die mir aufgefallen sind:

Das rote Licht trog, denn er merkte, wie in den letzten Tagen die Intensität der Strahlung kontinuierlich stärker geworden war.

Das ist logisch nicht ganz korrekt. Das denn bedeutet, dass das rote Licht trügt, weil er das Zunehmen der Strahlung bemerkt hat. Es müsste heißen "denn die Intensität der Strahlung hatte in den letzten Tagen kontinuierlich zugenommen".
Das wie ist auch inkorrekt, denn das kann sich nur auf ein noch laufendes Ereignis beziehen. Es müsste dass heißen ( erübrigt sich aber, wenn du meinen Vorschlag übernimmst ).
Vergiss nicht, dass letzen in letzten umzuändern.

Ein neuer Zyklus stand kurz bevor und er sein Leben war abgeschlossen.

Streichen, das Wort.

Ja, er war alt geworden und hatte viel erlebt.

Schon in seiner Jugend hatte er auf den heutigen Tag hingearbeitet. Das lag in seiner Natur. Er hatte einen Partner gefunden, mit dem er sich früh gepaart hatte.

Ja, das kenne ich auch, das Problem mit den Hattes. Aber es hilft nichts. Zumindest im zweiten Satz sollte eines weg. Wie wär's mit "Er hatte sich schon früh gepaart"?

Sie wurden von der Sonne ausgetrocknet, und ohne Wasser waren

Risse taten sich auf, wo der Boden aus Wassermangel geplatzt war.

Aus verwendet man meines Wissens nur, wenn es um das Motiv einer aktiven Handlung geht. Besser "wegen des Wassermangels".

In früheren Jahren wimmelte es nur so von ihnen, aber so kurz vor dem Ende war er alleine geblieben.

Der Satz wurde ja schon bemängelt. Allein bleiben kann man nur, wenn man auch vorher allein gewesen ist. Und "von etwas wimmeln", das hat eine negative Konnotation. Besser vielleicht "In früheren Jahren war der Planet dicht besiedelt gewesen ( dass es sein Volk ist, dürfte dem Leser klar sein ), aber so kurz vor dem Ende war er als einer von Wenigen übriggeblieben."

Aber er hatte den ganzen Zyklus gelebt, was eher selten vorkam.

Das Aber hattest du schon im vorherigen Nebensatz verwendet. Besser wäre Doch.

Seine Eltern kannte er nicht, denn sie waren vor diesem Zyklus gestorben und hatten ihm damit die Chance auf ein langes Leben gegeben. Dasselbe wollte er nun seinen Kindern ermöglichen.

Diese Passage kannst du als erste killen, wenn du den Text runterkürzt. Die darin enthaltenen Aussagen werden dem Leser auch so klar. Muss aber auch nicht unbedingt sein.

Irgendwie wurde sie in jedem neuen Zyklus aufgebaut und zerfiel dann wieder, wenn die Bewohner hinwegstarben.

Das Irgendwie passt hier irgendwie nicht. Er wird doch wohl wissen, wie die Stadt aufgebaut wird, oder? Und dass du als Autor nicht erklären kannst, wie das immer wieder geschieht, solltest du dem Leser lieber nicht auf die Nase binden.
Und man kann vielleicht wegstarben, aber hinweg kann man höchstens gefegt werden.

Er hatte die Höhle mit seinem Wissen gefüllt. Zeichnungen an den Wänden würden die ersten Wissenslücken der neuen Generation füllen, wenn sie anfingen, sich zu bewegen. Schreiben konnte er ihnen nichts, denn es würde keine Lehrer geben, die ihnen die Schrift beibringen konnten. Er hoffte, dass sie seinen Unterschlupf recht schnell fanden, sonst war sein Werk unnötig gewesen.

Die ersten Wissenslücken kriege ich höchstens bei Altersdemenz. Du meinst wohl einige der Wissenslücken.
Generation ist Singular, anfingen Plural. Das zweite muss auch in Singular.
Wenn du erwähnst, dass sie keine Schrift kennen werden, wirft das natürlich auch die Frage auf, woher die neue Generation überhaupt Sprache erlernen soll. Das solltest du auf jeden Fall irgendwie einbauen.
Und es heißt "sonst wäre sein Werk umsonst gewesen".

Aber so besaß er eine Möglichkeit, sich vor der sengenden Hitze zu schützen,

sein Werk war ebenfalls vor der gleißenden Hitze der Sonne sicher.

Du meinst wahrscheinlich den Samen. Aber der ist kein Werk, denn ein Werk ist etwas Kreatives. Und Hitze der ist eine Wortwiederholung im Absatz, die nicht nötig ist. Streichen.

Als er am Pflanzort angekommen war, führte er sein Vorhaben mit erhabener und dem Augenblick angepasster Würde durch.

Hier stelle ich mir irgendwie unweigerlich jemanden vor, der auf dem Klo sitzt und dabei versucht, eine würdevolle Haltung einzunehmen ... :D
Aber vielleicht geht das auch nur mir so. :)

Die Pflanzenwesen lebten und starben schon seit Anbeginn der Zeit auf diese Weise.

Das kann sich der Leser selbst denken. Denke gerade bei Kurzgeschichten immer daran, dass der Rezipient nicht entmündigt werden will. Also niemals zu viel erklären, das tötet die emotionale Wirkung eines Textes.

Ein Zyklus war abgeschlossen, nun würde ein Neuer folgen ...

Neuer klein, weil der Bezug zum Substantiv Zyklus vorhanden ist. Die drei Punkte würde ich lieber weglassen, da sie immer ein wenig umgangssprachlich wirken.

Ciao, Megabjörnie

 

Hallo Marc P,

schönes Stimmungsbild.

Es ist zwar hauptsächlich eine Rückblende, ohne viel Handlung, und schon gar nicht mit Action.
Aber das Setting ist hinreichend ungewöhnlich, so dass ich den Text trotzdem interessant fand.

Gut finde ich, dass der Text nicht nur Traurigkeit vermittelt, weil alles stirbt, sondern auch Hoffnung, weil bald ein neuer Zyklus beginnt.
Da wird ein breites Gefühlsspektrum angesprochen.

Gut finde ich auch, dass du die Situation bis in Einzelheiten logisch durchdacht hast.
- die Stadt, die immer wieder aufgebaut wird
- die Zeichnungen in der Höhle, wobei Schriften nicht funktionieren
- Lungenblätter, Wurzelfüße, die Pflanzenwesen sind zuerst ortsgebunden
- und natürlich die wissenschaftliche Beschreibung der Auswirkungen des Sonnensturms

Aufgefallen ist mir noch, dass die Beschreibung der Äußerlichkeiten des Protagonisten ziemlich spät kommt.
Das hat natürlich den Vorteil, dass der Text auch weiter hinten, aber noch nicht bei der Pointe, etwas interessantes zu bieten hat.
Manchmal kann es dann aber passieren, dass sich der Leser schon selbst ein Bild gemacht hat und dieses dann korrigieren muss - schlecht.
Hier geht mir das aber gar nicht so. Das liegt wahrscheinlich daran, dass am Anfang der Prot nur durch seine Gedanken und von weitem beschrieben wird („sein Körper war ermüdet“), einzelne Körperteile werden gar nicht erwähnt.
Gut gemacht, finde ich.

Noch ein paar Einzelheiten.

„Sein Körper war ermüdet“ - „Müde schaute er“
Wiederholung ermüdet - müde

„staubig und gelb geworden“ - „erst gelb, dann braun geworden“
sehr ähnliche Formulierungen dicht beieinander

„Aber er hatte den ganzen Zyklus gelebt, was eher selten vorkam.“
Erstmal wiederholt sich aber.
Dann ist mir auch nicht so klar, was dieser Satz im Zusammenhang aussagen soll.

„wenn er an die Abenteuer dachte, die seine Kinder erleben würden“
Das finde ich Stilbruch. Das erinnert mich an penetrant fröhliche Reiseprospekte, oder Kinderbücher, wie „Hanni und Nanni: Abenteuer auf dem Reiterhof“, vor allem die Kombination von Abenteuer und erleben.
Wie wäre es stattdessen mit so etwas wie:
wenn er an die jungen Leben seiner Kinder dachte, voller Möglichkeiten und Entdeckungen.

Insgesamt habe ich mich mit der Geschichte jedenfalls gut unterhalten.

viele Grüße
jflipp

 

Hallo Marc P

Der Titel hat mich neugierig gemacht. Dann dachte ich: Oje, da passiert ja nichts. Das ist auch mein HAuptkritikpunkt. Irgendwo sollte nicht alles so glatt gehen. Weil ohne Handlung interessiert den LEser nicht, dass es einen Planeten gibt, auf dem Pflanzenwesen ihre NAchkommen nicht belehren können, weil immer wieder die Sonne alles auslöscht. Und das ist eine sehr gute Idee.

L.G.
Bernhard

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom