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Sonntag... sonntags

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13.04.2006
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Sonntag... sonntags

Eine inzwischen vertraute Situation spielte sich im Verkaufsraum ab.
"Warum hast du dem Kunden eben nichts verkauft?", kam die nörglige Frage Reiners, als ein Kunde ohne Tüte den Laden verließ. Sonja hatte sich gerade selbst gefragt, was diesen Kunden und auch die anderen zuvor vom Kauf abgehalten hatte und reagierte deshalb ungehalten auf seine Frage.
"Hast du doch gehört, warum er nichts gekauft hat! Du hockst doch die ganze Zeit hinter der Tür und lauschst, also, was soll die Frage?"
"Aber, ich konnte den Kunden gar nicht sehen, hörte nur, dass er ein Polohemd..."
"Was wollte er, ein Polohemd? Kannst du nun auch nicht mal mehr richtig hinhören?"
"Was regst du dich denn so auf? Ich habe ihn doch gar nicht gesehen und wollte doch nur sagen..."
"Das ist wieder so typisch, du hast von nichts eine Ahnung, aber gibst permanent Ratschläge! Ich kann es schon nicht mehr hören, es regt mich nur noch auf!"
Sie stürzte aus dem Laden Richtung Toilette.
Reiner schaut verwundert hinterher, fragte sich, was Sonja derart aggressiv reagieren ließ. Er hatte doch nur fragen wollen! Die Ursache und Auswirkung standen in absolut keinem Verhältnis. Eine der Ursachen könnten die schlechten Umsätze ihres Textilgeschäftes der letzten zwei Monate sein, überlegte er. Es war nicht zum ersten Mal, dass Sonja so ausrastete. Ihm fiel auf, dass sie schon lange nicht mehr herzhaft lachte und einen leicht verkniffenen Zug um den Mund bekommen hatte. Mit ihrem blondem, kurzem Haar und der schlanken Figur war sie nach wie vor attraktiv, sicher, was auch von den Kunden regelmäßig angemerkt wurde. Im Gegensatz zu ihm war sie zu jedem Kunden freundlich und ließ keinen ihre innere Unruhe spüren.
Sonja schaute auf der Toilette in den Spiegel und dachte, dass das aufhören musste. Es ist doch völlig normal, dass einige nur schauen, sich alles zeigen lassen oder selbst wühlen, um dann doch nichts zu kaufen.
Sie wusste, dass ihr Ton gegenüber ihrem Mann vorhin unangebracht war und beschloss, sich diesmal zu entschuldigen. Es war eher Einsicht in die Situation, weniger ihre Überzeugung.
Er stand mit dem Rücken zu ihr, die Schultern hingen etwas herab, als sie zu sprechen begann:
"Hör mal, Reiner, das eben war, also, es tut mir Leid, dass ich so ausgerastet bin."
Er unterbrach sie fast sofort:
"Ist schon gut, du hast ja Recht, ich habe wirklich nicht richtig hingehört. Mich nervt das genauso wie dich. Im Grunde genommen kennen wir ja einen Teil der Ursachen für die Kaufzurückhaltung. Heute morgen stand schon wieder in der Zeitung, dass die Energiepreise angehoben werden. Wir können es nicht ändern. Was hältst du davon, wenn wir morgen am Sonntag gar nicht öffnen?"
Sie war verblüfft.
Sonntag das Geschäft nicht öffnen? Und diese Idee von ihm? Aufgrund der Bäderregelung durften die Einzelhändler im Ort ihre Geschäfte von Januar bis November auch an den Sonntagen öffnen.
Sonja fühlte, wie sie Begeisterung ergriff. Einfach nicht öffnen? Es hatte fast etwas Verbotenes, trotz dem die Öffnungszeiten freiwillig sind.
Nach einer kurzen Diskussion einigten sie sich auf eine Radtour entlang der E9, ein Radweg, der über den Darß bis auf die Insel Rügen führt.
So vermessen waren sie nicht, Rügen zu erreichen, aber ein Drittel wäre gut zu schaffen.
Der Sonntag versprach, schön zu werden.
Schäfchenwolken am Himmel, etwas kalter Wind und immer wieder Sonne. Es war Mai und da war einfach nicht mehr zu erwarten.
Der Weg führte über die Warnow, wo sie mit der Fähre übersetzten und weiter durch den Wald. Saubere, klare Luft und satte Farben- der Mai hält im Allgemeinen, was er verspricht.
Während der Fahrt drifteten Sonjas Gedanken ab in die tiefe, in die ganz tiefe Vergangenheit dreißig Jahre zuvor. Schon einmal waren sie Ende Mai zusammen unterwegs gewesen, allerdings per Fuß und Richtung Westen. Das Wetter an jenem Tage war wie an dem heutigen: kalter Wind und Sonne, die regelmäßig von Wolken verdeckt wurde. Reiner und sie kannten sich ein halbes Jahr, waren aber immer nur kurz aufeinander getroffen, da Sonja in Berlin und er in Rostock wohnte. An jenem Maitag hatte er frei und sie beschlossen, eine kleine Wanderung entlang der Küste Richtung Kühlungsborn zu unternehmen.
Es war aufregend.
Jedes Wort hatte eine besondere Bedeutung, die Luft vibrierte von den Sehnsüchten und Hoffnungen. Als das Meer endlich vor ihnen auftauchte, war der Strand ganz leer. Es war ein normaler Wochentag, an dem die meisten beschäftigt waren. Die Jugendlichen hielten sich an belebteren Stränden auf, ging es doch für sie ums Sehen und Gesehen werden.
Sonja und Reiner waren allein und verschwanden mit ihrer Lust aufeinander relativ schnell in den Dünen. Sie erinnerte sich, dass die Sonne heiß auf das nackte Hinterteil brannte, jedoch immer mal wieder von einem kaltem Windstoß abgekühlt wurde. Die feinen Sandkörner rieben die Haut auf.
Es störte sie alles nicht.
Als das Meer nun in der Ferne auftauchte, die Räder angeschlossen waren, fragte Reiner Sonja:
"Erinnerst du dich?"
Auch er erinnerte sich und sie sah das Glitzern in seinen Augen. Der Strand war wiederum ganz leer. Vereinzelt sah man Windschützer an den schrägen Dünen und noch vereinzelter Spaziergänger direkt am Meer.
Sie schauten, lächelten und verschwanden wieder sofort in den Dünen. Das gleiche Gefühl, das gleiche Verlangen, die gleiche Lust überkam sie.
Sonja lächelte etwas verlegen, als sie zu ihm sagte:
"Wollen wir? In unserem Alter?"
Gleichzeitig gab sie ihm lachend einen Schubs und er fiel in den Sand.
Der Gedanke an das Alter war so flüchtig.

Später lief sie am Strand entlang, in der Hoffnung, einen Hühnergott zu finden. Diese Steine, in die das Meer ein Loch gewaschen hatte, faszinierten sie von jeher. Noch nie hatte sie einen gefunden, sich aber immer über die Leute gewundert, die einmal am Meer entlang liefen und -zig Götter fanden!
Reiner war im Sand eingeschlafen und erschrak, als er ihre fröhliche Stimme hörte:
"Los, rate mal, wieviele Götter ich in meiner Hand habe!"
Er zog sie zu sich hinunter, sie umarmte ihn und sagte:
"Sieben Götter habe ich!"
Dann bestaunten sie gemeinsam die sechs Steine, die sie in der Hand hielt.
Was für ein schöner Tag, dachte sie, Sonntag eben.

 

Hallo Jurewa,

ich hab zwar keine Ahnung, aber will dir mal schreiben, was ich so empfinde, wenn ich deine Geschichte lese:

Sie ist nett und leicht. Wird vom Anfang zum Ende hin immer besser. Den Anfang fand ich nicht so schön. Wirkt etwas krampfig.. Der zweite Satz zB gefiel mir gleich nicht

Die Umsätze ihres Textilgeschäftes der letzten drei Monate lagen alle im Minusbreich gegenüber dem Vorjahr

Vielleicht besser etwas wie "Die Umsätze ließen im Vergleich zum Vorjahr sehr zu wünschen übrig" oder so

Ich find nämlich, dass der erste Teil zu distanziert wirkt.
Nach dem Vorschlag, den Laden nicht zu öffnen wird es aber besser. Vielleicht hattest du das ja beabsichtigt, aber mir persönlich gefällt der zweite Teil viel besser.

Der letzte Absatz gefällt mir dafür besonders, nicht nur wegen der Hühnergötter (kannte das Wort gar nicht :-))

Soviel von mir,

Diebin

 

Hallo Diebin,

danke für dein Lesen und Kommentieren. Es stimmt, was du schreibst, der Satz wirkte krampfig. Ich habe deinen Vorschlag aufgegriffen und den Text verändert.
Der erste Teil sollte etwas distanziert sein, weil ich den Unterschied Dienst-privat bringen wollte, verstehst du? Wollte sagen, dass dienstliche Probleme nicht immer mit in das Privatleben gezogen werden, wenn beide zusammen arbeiten.
Freut mich, dass es nun noch jemanden geben wird, der bei einem Besuch an der See nach Hühnergöttern sucht ;)!

Ciao,
jurewa

 

Hallo Jurewa,

je mehr die Geschichte fortschreitet, desto besser wird sie.

Aber anfangs bringst du wirklich ein paar Klöpse:

Schlechte Umsätze haben auch etwas Gutes!
Den Satz würde ich streichen. Damit nimmst du zuviel von dem positiven Verlauf vorweg. Ich möchte als Leser eher erst mal gar nicht wissen, in welche Richtung die KG zielt.


Zunehmend aggressiver wurden deshalb die Vorwürfe zwischen den Inhabern des Geschäftes, Sonja und Reiner Schramm, über Nichtgreifen von Werbung (wer hatte diese Idee?), über Nichtverkaufenkönnen und über Inkompetenz schlechthin.
Dieser Satz ist viel zu umständlich und gestelzt. Nichtgreifen von Werbung ... autsch!
Lass doch die Nachnamen weg und führe die zwei doch etwas legerer ein, so in etwa: ... Vorwürfe zwischen dem Ehepaar Sonja und Reiner.

"Warum hast du eben nicht verkauft?", kam die nörglige Frage Reiners, als ein Kunde ohne Tüte den Laden verließ.
Sei mal ganz ehrlich: Kannst du dir vorstellen, dass der Ehemann und Mitgeschäftsinhaber seine Frau und Verkäuferin so anmacht, nur weil sie irgendwas nicht verkauft hat? Überleg mal, wie oft du in Kleidergeschäfte gehst und dich nur umschaust!

Der nachfolgende Dialog passt einfach nicht in die Situation, in der die zwei stecken. Wie wäre es denn so in etwa mit (das ist nur ein Muster):

"Ach, ich habe grade wieder mitbekommen, dass der Kunde ging, ohne was zu kaufen", kam Rainer mit einem betrübten Gesicht aus dem Büro in das Ladengeschäft.

"Der war auch so dick, der hätte supermega-XL gebraucht", antwortete Sonja mit einem leichten Grinsen."Aber es ist doch kein Wunder, dass die Leute auch sonst nicht mehr so freizügig einkaufen: "Benzinpreise gehen hoch, die Lebenshaltungskosten im allgemeinen. Da sparen eben alle. Mit der Kleidung kann man auch gut anfangen."

So etwas würde ich dir viel eher abkaufen als dieser komische Streit.


Sie wusste, dass ihr Ton gegenüber ihrem Mann unangebracht war und beschloss, sich diesmal zu entschuldigen. Es war mehr Einsicht in die Situation weniger Überzeugung.
... Einsicht in die Situation, weniger ihre Überzeugung.

Sonja fühlte, wie sie Begeisterung ergriff. Einfach nicht öffnen? Es hatte fast etwas Verbotenes, trotzdem die Öffnungszeiten freiwillig sind.
Schön! / trotz dem

Sie erinnerte sich, dass die Sonne heiß auf auf das nackte Hinterteil brannte, um immer mal wieder vom kalten Wind abgelöst zu werden und dass die Sandkörner die Haut aufrieben.
Der Satz geht besser. Auch stimmt er mit dem brennen und kalten Wind von der Logik her nicht. Ich würde sogar ein Punkt setzen.

Sie erinnerte sich, dass die Sonne heiß auf auf das nackte Hinterteil brannte, jedoch manchmal von einem kurzen Windstoß abgekühlt wurde. Die Sandkörner rieben die Haut auf.

Sonja lächelte etwas verlegen, als sie zu ihm sagte:
"Wollen wir? In unserem biblischem Alter?"
Hallo? Biblisches Alter? Die sind doch noch keine 60! Das passt nicht.
Der Gedanke an das Alter war so flüchtig. Er hatte keine Chance auf Bleiben!
Fetten Satz verstehe ich nicht.

Später lief sie am Strand entlang, in der Hoffnung, einen Hühnergott zu finden. Diese Steine, in die das Meer ein Loch gewaschen hatte, faszinierten sie von jeher. Noch nie hatte sie einen gefunden, sich aber immer über die Leute gewundert, die einmal am Meer entlang liefen und -zig Götter fanden!
Reiner war im Sand eingeschlafen und erschrak, als er ihre fröhliche Stimme hörte:
"Los, rate mal, wieviele Götter ich in meiner Hand habe!"
Er zog sie zu sich hinunter, sie umarmte ihn und sagte:
"Sieben Götter habe ich!"
Dann bestaunten sie gemeinsam die sechs Steine, die sie in der Hand hielt.
Was für ein schöner Tag, dachte sie, Sonntag eben.
Das ist ein gelungener Absatz und Schluß.

Fast habe ich den Eindruck, du hast erst den Teil mit dem Ausflug geschrieben und dann eine passende Einleitung gesucht. Bitte überarbeite den ersten Teil bis zur Radtour noch einmal, dann wird es eine schöne Geschichte :).

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Bernadette,

auch dir danke für die Korrekturvorschlägen und natürlich für's Lesen :)!

Ich habe einen Teil deiner Vorschläge bereits umgesetzt.
Es ist übrigens nicht so, dass der letzte Teil zuerst fertig war. Deinem Vorschlag, das Gespräch zwischen dem Paar zu ändern, möchte ich nicht folgen. Du hast vollkommen Recht mit der Idee, den Kunden reagieren zu lassen. Aber mir ging es schwerpunktmäßig darum, die 'Probleme' der Einzelhändler darzustellen und aufzuzeigen, dass es für sie manchmal schwierig ist, den Gedankengängen von Kunden zu folgen. Und dann, wenn der Warendruck da ist, der EH von seiner Ware überzeugt ist und trotzdem Ablehnung erfährt, ja, dann reagiert er aggressiv und lässt diese Aggressionen an seinem Gegenüber aus. In diesem Falle am Ehepartner! Das war mein Ansinnen! Solche Gespräche finden nie vor Kunden statt -zumindest sollen sie es nicht :sealed:!!

Die Sache mit dem fettgedrucktem Satz....Er hatte keine Chance auf Bleiben... kann ich nicht nachvollziehen, bei mir ist er nicht fettgedruckt. Oder habe ich jetzt etwas falsch verstanden?

Ich habe mich über deine Kritik gefreut, weil ich weiß, wieviel Mühe du dir immer machst.
Lieben Gruß,
jurewa

 

Hallo Jurewa,
ich finde auch, ab "so vermsessen waren sie nicht ..." wird es eine richtig schoene Liebesgeschichte. Der allerserste Teil ist irgendwie leicht abschreckend, so technisch, verkaufsmaessig. Ist es denn unbedingt noetig, das Verkaufsgemecker so haargenau wiederzugeben?
Das "biblisch" wuerde ich auch rausnehmen. Als biblisch werde ich mich selbst mit Siebzig nicht bezeichnen! Warum nicht nur "in unserem Alter"?

Ansonsten eine schoene Geschichte.

Gruss, sammamish

 
Zuletzt bearbeitet:

Aber mir ging es schwerpunktmäßig darum, die 'Probleme' der Einzelhändler darzustellen und aufzuzeigen, dass es für sie manchmal schwierig ist, den Gedankengängen von Kunden zu folgen.
Ich bin in und mit dem EH aufgewachsen und nun wir sind nun auch wieder im Handwerk selbstständig - also ich kenne nichts anderes, als auf Kunden angewiesen zu sein und zu hoffen, dass Aufträge kommen ;). Gerade wegen meiner lebenslangen Erfahrung damit kam mir diese Eingangsszene so gestellt und, ja, unnatürlich vor. Zumal zum Rest der Geschichte, die doch so geschmeidig daherkommt.
Die Sache mit dem fettgedrucktem Satz....Er hatte keine Chance auf Bleiben... kann ich nicht nachvollziehen, bei mir ist er nicht fettgedruckt. Oder habe ich jetzt etwas falsch verstanden?
:D - ich habe ihn "eingefettet", um zu kennzeichnen, welchen ich meine. Ich verstehe einfach die Aussage dieses Satzes nicht. Manchmal zitiere ich mehrere Sätze, um es dem Autor einfacher zu machen, die Stelle im Gesamttext zu finden.

Den ersten Satz finde ich immer noch unpassend, das wirkt so gestelzt. Lass sie doch mit der Unterhaltung anfangen und streue die Infos, die wirklich noch zusätzlich nötig sind, dabei ein. Vielleicht an der Stelle, an der Sonja ins Klo rennt und Reiner sich überlegt, wieso sie so reagiert.

 

Hallo sammamish,

das biblische Alter ist nun raus ;), es sollte eigentlich eine Übersteigerung sein, denn Sonja selber sieht sich nicht als steinalt. Aber da es nun zum dritten Mal angemerkt wurde, habe ich es weggelassen.
Freut mich, dass dir die Geschichte ansonsten gefallen hat und danke für dein Lesen.

Hallo Bernadette,
du hast vollkommen Recht, der Text wirkt anders, wenn er mit dem Dialog beginnt und die Informationen später eingestreut werden.
Die Sache mit dem fettgedrucktem Satz war eigentlich ein-eindeutig von deiner Seite, ich hatte einen Hänger! Im Prinzip sagte er wenig aus, sollte den vorangegangenen nur verstärken. Nun ist er ganz gestrichen.
Der Kunde ist König (und der Einzelhändler der Kaiser :D), ganz sicher, nur ist es in der Praxis manchmal nicht leicht umzusetzen und es kommt zu 'Befindlichkeiten' auf beiden Seiten. Aber da hat wohl jeder andere Erfahrungen.

Ganz liebe Grüße,
jurewa

 

Hallo Jurewa!

"Aber, ich konnte den Kunden gar nicht sehen, hörte nur, dass er ein Polohemd..."
Dieses "hörte nur", ich weiß nicht, es stört mich in der wörtlichen Rede, Perfekt klingt da einfach natürlicher. Allgemein finde ich die wörtliche Rede ziemlich unnatürlich, besonders am Anfang der Geschichte.
Und hast du die Größe des Kunden gesehen? Der hatte mindestens 4xl!! Und, bitte schön, wo liegen die Teile in 4xl? Ich sehe keine!"
Hier widerspricht sich Sonja. Ganz am Anfang schreibst du ja, sie hätte sich selbst gefragt, was den Kunden am Kauf des Hemdes gehindert hätte. Und: Okay, die beiden streiten sich, Ausrufezeichen will ich deshalb nicht kritisieren, aber multiple Ausrufezeichen sind wirklich ätzend.
Sonja schaute auf der Toilette in den Spiegel und murmelte vor sich hin:
"Das muss aufhören! Es kann einfach nicht sein, dass wir uns gegenseitig wegen der Kunden zerfleischen! Es ist doch völlig normal, dass einige nur schauen, sich alles zeigen lassen oder selbst wühlen, um dann doch nichts zu kaufen!"
Wieder sowas Unnatürliches. Wieso lässt du sie es nicht einfach denken? Wäre für mich schon um einiges überzeugender.
der über den Darss bis auf die Insel Rügen führt.
Darß
Sonjas Gedanken ab in die tiefe, in die ganz tiefe Vergangenheit dreißig Jahre zuvor.
Ähem. Wenn 30 Jahre für sie schon ganz tiefe Vergangenheit sind, was ist dann z.B. die Steinzeit? ;)
Sie erinnerte sich, dass die Sonne heiß auf das nackte Hinterteil brannte,
gebrannt hatte

Naja, wirklich umgehauen hats mich jetzt nicht. Das liegt vor allem an den Protagonisten, die auf mich furchtbar unnatürlich und schablonenhaft wirken, ein bisschen wie Pappfiguren, die so sind, wie man sie halt zuschneidet, total leblos. Beispielhaft ist da der Dialog am Anfang: Da wird alles nur runtergerattert. Sonja lässt ein Signalwort fallen und Reiner spult den Text ab, den es für die Handlung braucht. Und gute Charaktere finde ich wichtig für eine gute Geschichte, sie müssen mir ja nicht mal unbedingt sympathisch sein, Antipathie tuts auch schon, aber die hier lassen mich völlig kalt.
Das Ende wird schon besser klar, aber gut ist es für mich trotzdem nicht. Alles in allem ist mir das persönlich zu bieder, nicht mein Geschmack, tut mir leid.

Liebe Grüße,
strudel

 

Hallo Apfelstrudel,

du brauchst dich doch dafür nicht zu entschuldigen, dass dir die Geschichte nicht gefallen hat. Wird immer wieder passieren, dass eine KG als langweilig, bieder und was auch immer empfunden wird.
Schön, dass du trotzdem bis zum Ende gelesen und sogar noch kommentiert hast.
Ich finde nicht, dass sich Sonja widerspricht. Sie hat sich selber gefragt, warum der Kunde nicht kaufte, war unzufrieden und hat diese Unzufriedenheit an ihrem Partner ausgelassen. Ist für mich jetzt nicht unlogisch.
Ja, und dass man vor dem Spiegel steht und etwas laut vor sich hinsagt, auch das erscheint mir nicht ungewöhnlich. Aber dadurch, dass dir die Geschichte insgesamt nicht gefallen hat, bringt es wenig, wenn ich alles begründe, was ich mir beim Schreiben gedacht habe.
Vielleicht treffe ich mit einer anderen Geschichte eher deinen Nerv.
Danke für's Lesen und
freundliche Grüße,
jurewa

 

"Das ist wieder so typisch, du hast von nichts eine Ahnung, aber gibst permanent Ratschläge! Ich kann es schon nicht mehr hören, es regt mich nur noch auf!"

Mensch Jurewa,

woher kennstu mich? Aber das wiederum kenn ich aus eigener Anschauung

Er hatte doch nur fragen wollen

Wenn einem Paar die frühen Gefühle nach langen Jahren seine frühen Gefühle trotz eines eher ermüdenden Berufsalltages „nich’ verschütt’ gehen“ (wie man hier sagt), also erkalten, und wenn sie nicht einmal verdrängt werden können, sondern vielmehr wachgehalten werden, dann kann man sich die Geschichte auch nach Jahren noch mal erzählen lassen, die zweifellos eher schlicht erzählt wird und sich schon deshalb vom eher reißerischen mainstream mit seinem modischen Schnickschnack heraushebt.

Bissken Kleinkram:

Die Ursache und Auswirkung standen in absolut keinem Verhältnis.
Hier wären mE der Artikel und die verkappte Steigerung des „kein“ entbehrlich (bei uns im Pott und inzwischen wohl schon bundesweit gibt’s eine der blödsinnigsten Konstruktionen des „keinsten“, als wäre „kein“ nicht schon wenig genug!, dagegen ist „absolut kein“ schon "grammatikalisch" wertvoller …)

Mit ihrem blondem, kurzem Haar …
Mit ihrem blonden, kurzen …

… und dachte, dass das aufhören musste.
Besser Konjunktiv I / indirekte Rede.

Es hatte fast etwas Verbotenes, trotz dem die Öffnungszeiten freiwillig sind.
idR als Genitiv-Konstruktion, vom südd., schweiz. & österr. – in dem die Geschichte nicht spielt, her kommt der inzwischen umgangssprachliche Dativ. Lässt sich durch ein schlichtes „obwohl“ umgehen.

… und satte FarbenLEERTASTE- der Mai hält …

Sie erinnerte sich, dass die Sonne heiß auf das nackte Hinterteil brannte, jedoch immer mal wieder von einem kaltem Windstoß abgekühlt wurde.
Bissken unlogischer Aufbau, selbst wenn jeder weiß, was gemeint ist, wird doch schwerlich eine Erinnerung oder gar die Sonne von einem Windstoß abgekühlt werden können, sondern das Hinterteil. Deshalb vors „jedoch“ besser das Relativpronomen zum H-Teil.

…, wieviele Götter …
wie viele auseinander

Wie gesagt gefällt's mir allemal besser als die modernistische Romantik ...

Gruß

Friedel

 

Hallo Friedel,
ich hoffe, du hast niemandem erzählt, dass ich dir die Hälfte meiner FRÖSCHLI von Haribo gegeben habe, damit du diese ältere Geschichte von mir kritisierst :lol:...
Danke für deine Hinweise, die ich mir alle in Ruhe anschauen und dann umsetzen werde. Die moderne Romantik, wie du es bezeichnest , hat natürlich auch etwas. Ich würde sie nicht abwerten.
Danke und lieben Gruß!
jurewa

 

Mann, 'tschuldigung, frau,

Jutta,

jetzt wissen alle, dass auch ich bestechlich bin!

Friedel

 

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