Was mich ärgert ist das Korrektur-Center. Genauer gesagt ärgert es mich, dass ein Text ein bestimmte grammatikalische und orthographische Qualität haben muss, damit er als Beitrag zugelassen wird.
Hallo und herzlich willkommen hierorts,
lieber Wal -
[‘aɪnə ‘gu:tə ‘va:l dez ‘na:mənz, ‘ʃli:zlix iʂt ɗɛʁ ‘va:l ‘aɪn klu:gəz ti:ʁ]
Weil Sprache kein Selbstzweck ist.
Richtig! Zu Zeiten der Völkerwanderung (ich will mal nicht bis in die Steinzeit zurückgehen) war jedes Nachbardorf oder Gehöft, jede Sippe und jeder Clan mit dem Nachbarn potentiell verfeindet und sprach eine andere Sprache (was man heute noch im Ländlichen finden kann, z. B. im Harz, wo sächsische Dialekte (genauer: ostfälische) Dialekte gesprochen werden und von Osterode bis Schierke über Not und Elend ist jeder dörfliche Dialekt ein bisschen anders als der Nachbardialekt), da ist es gut, dass die
... Grammatik kein Selbstzweck ist
und wie alle Gesetze, Verordnungen, kurz: Regeln Komplexität reduzieren – dass sich der Osteroder mit dem Schierker verständigen kann, aber vor allem auch der Friese mit dem Bayern, der Rheinfranke mit dem Oberfranken.
[als Teil der Grammatik]
Und deshalb nicht alles in Lautschrift geschrieben werden muss, weil jeder weiß, wie die Schriftzeichen „das/s“ ausgesprochen werden aber Unterschiedliches bedeuten, denn „dass“ ist nur eine Konjunktion, um Satzkonstruktionen zu verbinden, „das“ aber ein Artikel oder Ausdruck diverser Pronomen, die für Namen oder Substantive stehen, verwendet werden und nicht beliebig geschrieben werden kann, kutz „fonnem Rein biss anne Ällbe, yberall dassällbe“
Sprache dient der Kommunikation.
Wozu sonst?
Ja - und deshalb kann sich der Westharzer mit dem Ostharzer verständigen.
Sprache braucht nicht vollständig standardisiert zu sein, damit sie funktioniert. Damit sie wirkt.
Ist sie auch, selbst die Lautschrift ist es nicht.
Darum unterscheiden wir die amtliche, allgemeingültige Hochsprache von den Dialekten und Soziolekten. Und selbst wenn ich Hochdeutsch spreche, hört jeder am Singsang und vor allem an den Endungen, dass ich Rheinländer bin, der aber auch von Adolf Tegtmeier bis Herbert Knebel Ruhrlatein beherrscht, ohne dass er dies als Zweisprachigkeit ansieht, der aber auch mit seiner Tochter anders spricht als mit ihrem 4jährigen Sohn.
Wenn ein Text eine bestimmte formale Qualität besitzen muss, um als lesenswert und kritikwürdig eingestuft zu werden, um gelesen und kritisiert zu werden, dann werden bestimmte Menschen von der Teilhabe an dieser Website ausgeschlossen.
Das ehrt Dich, wenn ich den Satz nicht missverstehe, dass Du nicht nur für satte 100 Millionen Deutschsprachige wirbst, sondern für den Rest der Welt, aber vom Rassismus ist das Bestehen auf hochsprachliche Standards weit entfernt.
Aber wer würde denn hierorts einen Text in Nakota, Lakota oder Dakota oder Cheyenne lesen können, wenn die restlichen Zehntausende von Sioux sich die Bohne für deutsche Literatur interessieren? Ich wette darauf, dass wenige einen mittelhochdeutschen Text näherungsweise verstehen, geschweige denn lesen wollen und noch weniger Althochdeutsch (da ist das w auch noch ein doubleyou) oder gar einen (salisch-)Fränkischen Dialekt, der es zur Hochsprache geschafft hat – Niederländisch (deshalb klappt auch Grönemeiers "Männer" den Bläck Fööss auf fantastische Weise).
Aber ist nicht der Hinweis auf formale Mängel der erste Punkt der Kritik? Und für junge Leute weis ich – als ehemaliger kaufm. Ausbildungsleiter eines Großbetriebes - darauf hin, wo fehlerbehaftete (engedenk dessen, dass Fehler jeder macht) Bewerbungen landen.
Übrigens saß ich auch schon zu Korrekturen ein. Ich hatte einen Gedankengang in gemäßigter Kleinschreibung niedergeschrieben. Ich kam nach relativ kurzer Zeit wieder raus – ich hatte die gemäßigte Kleinschreibung durch Lautschrift ersetzt, die strenger definiert ist, als die jeweilige Muttersprache (es muss ja auch der Nakota, Lakota und Dakota oder Cheyenne sie lesen und vor allem aussprechen können) als die deutsche Rechtschreibung.
Aber ein jeder kann ein fremdes Wort aussprechen. Aber er muss Lautschrift lesen können!
Tschüssikowski
Friedel