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Sprachlos

Team-Bossy a.D.
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23.02.2005
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Sprachlos

Für Sigrun

Mir ist das unangenehm, wenn sie sich nackt vor uns hinlegen wird, womöglich sogar räkelt, damit wir unsere Fotoaktstudien betreiben können. Ich habe wenig Mut, auf Menschen zuzugehen, und nun muss ich direkt vor- und vielleicht über ihr stehen, sie mir genau ansehen, sie überall betrachten, anstarren; um sie herumgehen, taxieren, fixieren. Das alles, damit ich einen gelungenen Blickwinkel finde. Unpassenderweise beschert mir diese bevorstehende Szenerie eine lästige Erektion, dabei ist das Modell noch nicht einmal im Atelier.

Ich konzentriere mich beim Fotografieren auf die geheimnisvolle Welt der Strukturen:
knorrige Baumrinden, die im Makrobereich zu Bergen und Tälern werden und mystische Figuren auferstehen lassen; kräuselnde Bewegungen des Wassers, wie die Spuren einer nervös über den See tänzelnden Ballerina; Wolkenfelder, die endlose Möglichkeiten zu Interpretationen bieten oder Blüten, die fast ein eigenes, kleines Universum preisgeben.
Menschen aber hole ich nur mit dem Teleobjektiv näher an mich heran. Mir fehlen die Worte.

Jemand hat eine große, weiche Decke aus rotem Samt mitgebracht und sie auf dem meterhohen Podestwürfel aus Sperrholz drapiert. Einer aus dem Kurs richtet die starken Strahler direkt darauf aus.
„Wir brauchen indirektes Licht, stell ihn um. Das Modell kommt in zehn Minuten, seht mal, dass ihr dann soweit seid“, kommt die Stimme unserer Dozentin aus dem Hintergrund.
Ich versuche, das Zittern meiner Hände durch geschäftiges Hin- und Herschrauben der Objektive zu vertuschen. Das Weitwinkel bleibt zuletzt im Gewinde.
„Das ist aber nicht die erste Wahl für den heutigen Abend, Ingo, nimm mindestens das 50er“, kommt der gutgemeinte Tipp von einer Kollegin.
Hitze kriecht mir von den Lenden bis zu den Schultern hoch.

Es war Eva, die ich als Einzige nackt gesehen, in meinen Armen gehalten und mit ihr geschlafen habe. Drei Jahre meines Lebens habe ich mit ihr geteilt, so, wie es sich für eine Beziehung wohl gehört. Mittlerweile sind die Details verblasst. Vielleicht kam ihre spröde Art durch die Arbeit beim TÜV, mit der ich aber, angetan von ihrem Ordnungssinn, leben konnte.
Wir ergänzten uns, bis ich eines Tages laut von Ehe und Kindern zu träumen begann. Am darauffolgenden Tag war sie weg. Als ich nach Hause kam, war meine Wohnung auf- und von ihren Habseligkeiten ausgeräumt. Nichts war mehr Gewohnheit.

Das Modell ist da. Brigitte führt sie ohne ihr übliches Geplapper zum Podest. „Meine Freundin Stefanie“, ist das einzige, was sie uns mit Blick in die Runde preisgibt.
Groß ist sie, auch ohne Schuhe. Rasch zieht sie sich aus und legt ihre Jeans, Bluse und Unterwäsche sorgfältig nacheinander zusammen auf einen Stapel, den ihr Brigitte abnimmt und danach den Gasheizer näher rückt. Stefanies Haarschnitt verleiht ihr etwas Asiatisches, aber ihr Auftreten verwässert diesen Eindruck sofort. Selbstsicher besteigt sie das Podest. Ihre Knie berühren durch den weichen Samt den Boden, den Po lässt sie auf die Fersen sinken. Sie präsentiert sich mit geradem, leicht nach hinten gewinkeltem Oberkörper und festem Blick auf die gegenüberliegende Wand. Trotzdem wirkt sie entspannt, wie sie die Finger spreizend hinter sich in den Stoff gleiten lässt.
„Ich habe ihr schon geschrieben“, drängt sich unsere Dozentin in meine Gedanken, „dass sie einfach mal so sitzen und liegen soll, wie sie es als angenehm empfindet. Umso entspannter ist sie. Denkt dran, dass ich keine Fotos vom Atelier, sondern von ihr sehen will – also geht nahe ran.“

Hat jemand mein Schlucken gehört? Zu viert stehen wir nun um sie herum. Ich schlüpfe aus meinem Pullover. „Der Gasheizer“, erkläre ich ungefragt. Wenigstens hat das Zittern aufgehört, wenn auch immer noch Enge in meiner Jeans herrscht.

Den ersten konzentrierten Blick führe ich wie bei einer scharfen Serpentine über die leicht gespannten Oberschenkel hin bis zu den Füßen, die zur Hälfte von ihren Pobacken bedeckt werden. Der karamellfarbene Teint schmeichelt ihr sehr. Schade, dass wir nur schwarzweiß fotografieren. Ich lenke den Sucher horizontal auf den Oberschenkel- und Wadenbogen, ohne Anfang und Ende, stelle die Blende ein und drücke auf den Auslöser.
Es funktioniert. Ich muss mich nur konzentrieren. Schritt für Schritt nehme ich fotografierend einen Bogen hinter ihrem Rücken: der feste runde Po über den doch kleinen Füßen; viele Muttermale auf der gepflegten Haut, ihre knochigen Schultern; der Übergang vom langen Hals zum Kopf, leicht durch den Pagenschnitt verdeckt. Sie hält erstaunlich still. Einige Male muss ich ein paar Schritte zurückgehen, um meinen Kollegen Platz zu machen.
Ob sie mich beobachtet, wenn ich ihren Busen im Visier habe? Die Hitze ist fast ganz aus meinem Gesicht gewichen und ich fühle mich durch das gezielte Arbeiten etwas sicherer. Nun stehe ich genau vor Stefanie. Als ich ihren Blick gefunden habe, sieht sie mitten durch mich hindurch. Braun sind ihre Augen und ich will genau nur diesen Moment bannen. Wo sind ihre Gedanken?

Ich traue mich fast nicht, auf den Busen zu sehen. Kaum betrachte ich die eher kleinen, aber festen und knospenden Brüste, wird mir augenblicklich wieder wärmer. Wie gerne würde ich mit meinen Lippen über diese beiden wundersamen Hügel streichen, zwischen ihnen die Nase an dieser Haut reiben und ganz langsam tief einatmen. Sie riecht nach Vanille und Jasmin, da bin ich mir sicher. Die Rundungen der einen Seite, parallel versetzt beide; ich wechsle kaum merklich einige Zentimeter meinen Standort, spiele mit der Blende und den Verschlusszeiten und suche immer neue Varianten, dieses schöne Detail von ihr in allen Facetten zu fotografieren.

Plötzlich hebt sie die rechte Hand und wir stehen alle kurz still. Sie spricht nicht, aber wechselt ihre Position. Nun liegt sie der Länge nach auf dem Rücken, ihre Arme sind unter dem Kopf verschränkt. Der Brustkorb wird dadurch leicht nach oben gedrückt, ihr Busen wird noch praller. Ich lege fahrig einen neuen Film ein und brauche Ewigkeiten, weil das Einfädeln lange nicht klappt. Ganz nahe gehe ich an ihre Seite, fast ist mein Kopf über ihrem Oberkörper. Sie blickt mit einem leichten Lächeln an die Decke.

Aus der Vogelperspektive will ich einen Ausschnitt zwischen ihrem kleinen Bauchnabel bis zum Dekolletee. Mir bleibt nichts anderes übrig, als die Schuhe abzustreifen und auf das Podest zu klettern. Ohne Rücksicht auf die anderen nehme ich ihre Oberschenkel zwischen meine Füße und versuche diesen wunderbaren Körper aus einer sinnigen Perspektive in das Rechteck des Suchers zu fassen. Ich drücke ab und spanne; noch einmal zur Sicherheit in gleicher Position, einige Zentimeter näher an sie heran:klick. Noch näher, im Sucher bleiben nur die Brüste: klick. Mein Wechsel von der gebeugten zur knienden Haltung geht fließend. Mein Hintern schwebt über ihren Hüften, gerade noch bekomme ich die Brustwarzen scharf: klick.
Schweiß kommt aus allen Poren, ich ziehe den Ärmel des T-Shirts eilig über meine Stirn. Das Objektiv kapituliert an der Nähe und ich knipse nun nur noch sinn- und planlos darauf los. Riechen möchte ich sie, ich muss noch näher kommen.
„Ingo, können wir auch noch einmal?“
Ich zucke zusammen. Meine Nase berührt fast ihren Bauchnabel.

„Entschuldigt“, murmele ich und taumele das Podest herunter. Die Ohren surren, meine Knie sind weich. Mir ist schwindelig. Ich greife nach dem Pullover und ziehe ihn über, während ich schon dem Ausgang entgegenstolpere.

Auf der Treppe vor dem Atelier kommen eine Weile später die anderen dazu. Vertieft in Fachsimpeleien nehmen sie mich kaum wahr. Stefanie taucht kurz darauf auf und geht weiter bis zum Bürgersteig. Dann dreht sie sich um, winkt und lächelt in mein Gesicht.
Ihr fehlen die Worte.

 

Hallo bernadette,
dir gelingt es durch die Sprache den sinnlichen Aspekt des Fotografierens zu erfassen. Vor allem da es sich um ein weibliches Aktmodell handelt.
Armer Junge ;) Ich konnte gut mitfühlen, wie ihm der Schweiß ausbricht. Wie soll man in so einer Situation auch seine Professionalität beibehalten ;)
Aber um zurück zur Geschichte zu kommen. Mir hat sie gefallen. Sie bietet zwar keine direkte story, ist aber eine schöne Darstellung einer Situaiton, in die man sich durch den Stil gut hineinversetzen kann. Und am Ende. Tja, da hab ich mich für ihn gefreut :)
Gern gelesen!

Einen lieben Gruß...
Michael

 

Salü bernadette,

Du hast in diesem Text eine enorme Spannung aufgebaut: Wie sich der Ingo zunächst auf Distanz halten will und dann immer mehr von den Körperrundungen, -linien und der Haut eingefangen wird, das ist sehr aufregend.

Von der Profession zur Leidenschaft oder Leidenschaft zur Profession - egal, Du hast eine Situation beschrieben, in der der Prot alles um sich herum vergisst. Und ich trage einen Kopf voller Photos mit mir herum. Das ist toll! Danke!

Herzlich grüsst Dich, Gisanne

 

Hello bernadette!

Sehr schön, sehr rund, sehr anregend - Hut ab!

Viele Grüße vom gox

 

Hallo ihr Drei,

@ morti

dir gelingt es durch die Sprache den sinnlichen Aspekt des Fotografierens zu erfassen. Vor allem da es sich um ein weibliches Aktmodell handelt.
Denkst du, als Fotografin mit einem männlichen Modell wäre das nicht so gut gelungen ;)?
Armer Junge ;) Ich konnte gut mitfühlen, wie ihm der Schweiß ausbricht.
Schön, wenn das für dich so nachvollziehbar war.

Gern gelesen!
Das freut mich.

@ Gisanne

Und ich trage einen Kopf voller Photos mit mir herum. Das ist toll! Danke!
Wenn mir das bei dir gelungen ist, bin ich doch sehr zufrieden.

@ gox

Sehr schön, sehr rund, sehr anregend - Hut ab!

Beziehen sich die Adjektive auf Stefanie oder meinen Text :D?
Danke für den chaupeau.

Euch allen dreien ein Dankeschön für die lobenden Worte, das macht den grauen Tag doch etwas heller.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo bernadette,

ein paar Kleinigkeiten, die meinen Lesefluss störten:

die ich einzig und auch nackt gesehen
häh?? Klingt zwar irgendwie poetisch, aber von der Logik her mir jedenfalls unverständlich.
Nach ein paar Tagen fand ich in einer Dose für Jasmintee lediglich noch vier Muskatnüsse
lediglich noch würde ich streichen, es passt nicht.
dass sie einfach mal so hinsitzen und liegen soll
das hin ist zuviel.

Zu der inhaltlichen Spannung und Entwicklung wurde ja schon geschrieben. Dem stimme ich zu. Nur den letzten Satz, der ja vielleicht ein Schlüsselsatz ist, verstehe ich nicht so recht. Kann der Prot nur durch Worte kommunizieren? Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, weil er doch fotografiert, also eher visuell ausgerichtet ist. Die spannende Frage ist doch, wie er auf die sichtbare Emotion (nachdem das Modell vorher ja wohl unnahbar kühl war) reagiert. Und wenn seine Reaktion in diesem letzten Satz ebsteht - was bedeutet er? Nichts wie hinterher? Eine gut geschriebene Geschichte, die mir aber die Beziehung zwischen dem Fotografen und seinem Modell zu verschwommen bleiben lässt.

LG

Jo

 

Hi Bernadette,

schön, dass du einmal wieder etwas geschrieben hast. Gleich vorneweg: Es hat mir gefallen.
Das Thema ist auf jeden Fall interessant, das Ganze sinnlich umgesetzt.

Leider kann ich persönlich mit Momentaufnahmen derzeit nicht allzu viel anfangen - so gut mir deine Geschichte gefallen hat - mir persönlich hat doch etwas gefehlt. In dieser Geschichte hätte ich mir da zum Beispiel vorstellen können, dass sich eine spezielle Bindung zwischen Stefanie und Ingo bildet. Wenn auch nur in Ingos Fantasie.

Deine Geschichte ist jedoch "nur" auf die Fakten reduziert, vermittelt ein Bild, einen erregenden Augenblick. Aber als solches ist dein Text supergut gelungen.

Eine Sache stört mich ein bisschen:
Nicht ganz klar ist mir, warum du die Rückblende zu Eva einbaust. Den kurzen Anriss - das Eva bisher die einzige war - fand ich ganz gut. Aber alles weitere fand ich etwas überflüssig und hat mich in der Geschichte eher gestört.

Ein paar Textdetails:

Kaum, dass ich auf Menschen zugehen kann, muss ich nun direkt vor- und vielleicht über ihr stehen, sie mir genau ansehen, sie überall betrachten, anstarren; um sie herumgehen, taxieren, fixieren.

Über diesen Satz bin ich jetzt zum dritten Mal gestolpert und habe ihn auch erst nach zweimaligem Falschverstehen kapiert: Für mich liest sich das so, als würde er regelmäßig Aktfotos machen und kaum Zeit haben, erst einmal auf die Leute zuzugehen.

Das alles, damit sich ein Bild formt und ich für des Betrachters Auge ansprechend eine Komposition finde.

Hm... dieser Satz ist der einzige in deiner ganzen Geschichte, der auf mich sehr konstruiert wirkt.

Mir fehlen die Worte.

Ah... hier Teil 1 des Schlüsselsatzes.

Hitze kriecht mir dampfend von den Lenden bis zu den Schultern hoch.

Geschmackssache, aber ich finde "dampfend" passt hier nicht so gut.

Ihr fehlen die Worte.

Und hier Teil 2.

Wie genau ich diese Schlüsselszenen interpretieren soll, weiß ich nicht. Wohl ist es aber so, dass sich sowohl Ingo als auch Stefanie schlecht verbal ausdrücken können. So müssen sie andere Möglichkeiten finden, ihre Gefühle zu offenbaren. Aber über diese Tatsache und den Zusammenhang mit deiner Geschichte muss ich nochmal nachdenken.

Lieben Gruß, Bella

 

Hallo jobär und Bella,

vielen Dank für eure textlichen Anregungen. Darüber werde ich nachdenken und euch dann noch einmal Rückmeldung geben.

Gut, dass ihr den Schlüsselsatz entdeckt habt. Ich habe mich gefragt, ob es deutlich genug ist - aber auch wenn es nicht verstanden wird, tut es der Geschichte meiner Ansicht nach keinen Abbruch, sondern ist noch ein zusätzliches Element. Vielleicht beobachtet ihr noch einmal genauer, wie mit oder über Stefanie kommuniziert wird - und über Doppeldeutigkeiten eines Titels.

Liebe Grüße
bernadette

 

@Bernadette

Kann es etwa sein, dass die Prota stumm ist?

 

Entschuldige Bella, wenn ich hier so reinplatze - als würde ich ein Gespräch unterbrechen. Aber ich möchte auf zwei Sätze im Text hinweisen, die mir so wichtig fürs Verstehen des Textes erschienen (und mir offenbar persönlich so vertraut, dass ich sie nicht zitierte im #2)

Hallo bernadette:

dies sind für mich die 2 Sätze, die mir 'Sprachlos' erklären:

Knorrige Baumrinden, die im Makrobereich zu Bergen und Tälern werden und mystische Figuren auferstehen lassen; kräuselndes Wasser, das wie eine tänzelnde Ballerina dem See Nervosität verleiht; Wolkenfelder, die endlose Möglichkeiten zu Interpretationen bieten oder Blüten, die fast ein eigenes, klitzekleines Universum spiegeln.
Menschen hole ich nur mit dem Teleobjektiv näher an mich heran. Mir fehlen die Worte.

Ich finde die Stelle wunderbar!

Und schon verschwinde ich wieder. Grüssli!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo jobär und Bella,

Nochmal ins Detail:

bernadette schrieb:
Es war Eva, die ich einzig und auch nackt gesehen, in meinen Armen gehalten und mit ihr geschlafen habe.
jo schrieb:
häh?? Klingt zwar irgendwie poetisch, aber von der Logik her mir jedenfalls unverständlich.
Der Teil "und auch nackt gesehen" ist wie ein Zusatz. Aber kein unnötiger - es geht ja darum, dass er jetzt zum zweiten Mal im Leben eine Frau nackt sehen wird. Wär es für dich besser, wenn es so wäre:

Es war Eva, die ich einzig - und auch nackt gesehen -, in meinen Armen gehalten und mit ihr geschlafen habe.

Die anderen zwei Verbesserungen übernehme ich.

Eine gut geschriebene Geschichte, die mir aber die Beziehung zwischen dem Fotografen und seinem Modell zu verschwommen bleiben lässt.
Das geht in die Richtung wie bei Bellas Kritik, die auch gerne mehr Aktion zwischen Ingo und Stefanie gelesen hätte.
So auch gleichzeitig an dich, Bella:
Wie die zwei zueinander stehen, habe ich gerne offen gelassen, da mein Fokus auf dem verknöcherten, einsamen Ingo lag, der plötzlich nicht mehr Herr seiner selbst war. Deswegen auch den etwas langen Abschnitt über die Ex Eva. Ich wollte in ein paar Zeilen seine bisher absolute fehlende Leidenschaft aufzeigen, damit der Kontrast zu seinem ungestümen Verhalten extremer wird.

bernadette schrieb:
Kaum, dass ich auf Menschen zugehen kann, muss ich nun direkt vor- und vielleicht über ihr stehen, sie mir genau ansehen, sie überall betrachten, anstarren; um sie herumgehen, taxieren, fixieren.

Bella schrieb:
Über diesen Satz bin ich jetzt zum dritten Mal gestolpert und habe ihn auch erst nach zweimaligem Falschverstehen kapiert: Für mich liest sich das so, als würde er regelmäßig Aktfotos machen und kaum Zeit haben, erst einmal auf die Leute zuzugehen.
Okay, ich habe verstanden, wo der Fehler liegt. Wird geändert.


bernadette schrieb:
Das alles, damit sich ein Bild formt und ich für des Betrachters Auge ansprechend eine Komposition finde.

Bella schrieb:
Hm... dieser Satz ist der einzige in deiner ganzen Geschichte, der auf mich sehr konstruiert wirkt.

So ganz zufrieden war ich mit dem auch nie. Da überleg ich noch.

Bella schrieb:
Kann es etwa sein, dass die Prota stumm ist?
Könnte sein. Wer das rausliest, interpretiert es eben so, wer es nicht erkennt, liest die Geschichte trotzdem ohne Manko. Es gibt dann eben noch die Verbindung zu seiner Wortkargheit und somit eine gute Voraussetzung für das, was du und jobär gerne gelesen hättest.

Bella schrieb:
So müssen sie andere Möglichkeiten finden, ihre Gefühle zu offenbaren. Aber über diese Tatsache und den Zusammenhang mit deiner Geschichte muss ich nochmal nachdenken.

Eine frühere Fassung war:

Menschen hole ich nur mit dem Teleobjektiv näher an mich heran. Mir fehlen die Worte. Dafür habe ich meine Fotos.

Fettes gibts nicht mehr. Würde dir das etwas mehr Fleisch geben?


Liebe Grüße
bernadette

 

Hi Bernadette,

danke für die weiteren Erläuterungen. Ich hab jetzt noch länger über die Geschichte nachgedacht und doch noch die eine oder andere Ebene entdeckt, die mir zuerst nicht aufgefallen ist.
So habe ich jetzt z. B. den Eindruck gewonnen, dass Ingo seine sexuelle Befriedigung wohl hauptsächlich aus diesen Fotos zieht. Dass er Kontakte überhaupt hauptsächlich über die Fotografiererei zulässt.
Ja doch, das ist alles in allem schon recht vielschichtig, lässt viel Raum für Interpretationen, so dass ich deiner Geschichte mit meinem ersten Urteil wohl etwas unrecht getan habe. :)

Lieben Gruß, Bella

 

Hallo Bernadette,

die frühere Fassung - mir fehlen die Worte ... - hätte mir deutlicher gezeigt, dass meine Interpretation - die auf Bellas Linie liegt - zutrifft.

Mit dem 'einzig' habe ich durchaus verstanden, was du meinst, aber es klingt eben ungewohnt (mag auch regional bedingt sein). Ich würde schreiben. bisher hatte ich allein Eva nackt gesehen. Das wäre vermutlich zu schwach, wenn du meinst, dass Ingo bisher überhaupt nur eine Frau wahrgenommen hat und die dann auch nackt gesehen hat. Es ist wohl so, wenn man sich anschaut, was er üblicherweise fotografiert. Ich bin eben nur über die etwas spröde Satzkonstruktion gestolpert und brauchte, zu erkennen, was gemeint ist. Das ist ja nicht schlimm und ich weiss auch nicht, ob sich deine Intention flüssiger schreiben liesse.

LG

Jo

 

Hallo Bernadette,
fand ich wirklich schön! "Der Künstler und sein Model" ist eine typische Besetzung für eine erotische Darstellung, eigentlich schon ein Klischee - du hast es aber geschafft, dass man als Leser das Klischee vergisst!

Am darauffolgenden Tag, es war auch noch Sperrmüll, war sie weg.
Das mit dem Sperrmüll fand ich hier etwas gezwungen.

Nach ein paar Tagen fand ich in einer Dose für Jasmintee vier Muskatnüsse. Ich kaufte schon immer gemahlenen und sie trank nur Caro-Kaffee.
gemahlene
(die Muskatnüsse sind mir auch etwas schleierhaft)

Ach, und den Namen 'Ingo' finde ich blöd! Ich weiß, Geschmacksache.

Danke für die Photos!;)
Schöne Grüße
Kasimir

 

Hallo bernadette,

deine Geschichte zerfällt nach meiner Beurteilung in zwei Teile. Da ist zum einen der Einstiegsteil, der für mich mit „Mir ist unangenehm …“ beginnt (logisch) und mit dem 4. Absatz bei „Caro-Kaffee“ endet.

Für diese vier Absätze könnte ich mein Urteil leider nur mit „vernichtend“ überschreiben. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen. Irgendwie stimmt da der ganze Rhythmus in deinen Sätzen nicht, viele Worte/Formulierungen wirken bemüht und unpräzise. Ich habe für diese Ansätze extrem viele Anmerkungen und Änderungsvorschläge zu machen (wird nachgeliefert!)

Aber dann ist das Modell da und alles wird gut. Wie dein Prot immer sicherer und zielstrebiger mit seiner Kamera agiert, so wirst du auch plötzlich immer sicherer in dem was du beschreibst – und wie du es beschreibst. Zack, zack, zack. Da sitzt alles! Als hättest du ein ganz klares Konzept für diesen Teil deiner Geschichte gehabt, und die Vorgeschichte „irgendwie mühsam nachträglich zurechtgezimmert“. Durch die ersten vier Absätze musste ich mich jedenfalls ganz schön quälen, wurde aber dann mit dem zweiten ausgesprochen guten Teil der Geschichte belohnt. Da funzt die Story, aber richtig!

Keine Ahnung, ob mir das nur so geht, aber scheinbar ist es so, wenn ich der Erste bin, der es kritisiert. Wenn ich es heute (Abend) irgendwann noch schaffe, liefere ich meine vielen Änderungen, Streichungen und Meckereien (aber eben nur für die ersten vier Absätze!). Vielleicht wird dadurch etwas klarer, was konkret mich so störte. Danach jedenfalls gibt’s wirklich kaum noch was zu meckern.

Merkwürdige Sache. Aber exakt so krass gegensätzlich hab ich es empfunden. Als hätten zwei Personen die Geschichte geschrieben. berna und dette.

Grüße von Rick

 
Zuletzt bearbeitet:

So, nun kommen meine Korrekturvorschläge, wie bereits versprochen.

1. Zitat: wie sie sich splitterfasernackt vor uns hinlegen wird

Irgendwie liest sich das wie für mich komisch. Klänge "wenn" nicht besser.

Den Begriff "Splitterfasernackt" (wo kommt der eigentlich her?) fand ich schon immer irgendwie ... komisch. Nackt ist nackt. Warum muss man diesem klaren, eindeutigen Wort noch zwei völlig unwichtige zusätzliche Begriffe draufsatteln? Einen Splitter und eine Faser. Ist das dann noch nackter als nackt? Also: Nackt reicht völlig, ist ein starkes Wort!

2. Zitat: Kaum, dass ich den Mut habe, auf Menschen zuzugehen, muss ich nun direkt vor- und vielleicht über ihr stehen

Ich weiß zwar, was du meinst, aber irgendwie klingt das nicht. Du meinst es im Sinne von: "Ich habe ohnehin schon kaum Mut, auf Menschen zuzugehen. Und jetzt DAS!" Ich finde, du drückst es mit diesem "Kaum, dass" umständlich aus.

Zitat: Das alles, damit ich eine gelungene Komposition finde, die den Betrachter des Fotos anspricht.

Finde ich auch umständlich formuliert. Die zweiten Satz würde ich ganz weglassen. Daran denkt man nicht, wenn man fotografiert. Man sucht SEINEN einmaligen Blickwinkel. Nicht den Blickwinkel für irgendeinen Betrachter. Gelungene Komposition trifft auch nicht richtig zu, weil man ja nicht eingreift, sondern nur auf der Suche nach einem ungewöhnlichen/einmaligen Blickwinkel ist. Mit Komponieren hat das meiner Meinung nach nicht einmal im metaphorischen Sinne zu tun.

Den Satz mit der unpassenden Erektion finde ich auch irgendwie umständlich (fast hätte ich geschrieben "steif") formuliert.

Änderungsvorschlag: Obwohl das Modell noch nicht einmal im Atelier ist, verspüre ich bei dem Gedanken an das, was gleich geschehen wird, eine lästige Erektion.

So, den zweiten Absatz habe ich völlig durcheinandergewirbelt.

Ich konzentriere mich beim Fotografieren auf die geheimnisvolle Welt der Strukturen. Von der Natur verschwenderisch dargeboten, bemerkt man sie doch nur, wenn man wachsam ist: Knorrige Baumrinden, aus denen durch Nähe Berge und Täler werden können, und die sich durch das Spiel mit den Perspektiven in mystische Figuren verwandeln lassen, kräuselnde Bewegungen des Wassers, wie die Spuren einer nervös über den See tänzelnden Ballerina, Wolkenfelder, die viele Spielarten der Betrachtung bieten oder Blüten, die ein eigenes kleines Universum preisgeben.
Menschen aber zoome ich lieber nur mit dem Teleobjektiv heran. Mir fehlen die Worte.

Ich habe einfach das Gefühl, das ist der Absatz, in dem die Leidenschaft für das Fotografieren deutlich werden muss, das kam mir in deinen Formulierungen nicht leidenschaftlich genug rüber. Ich habe deshalb in Anlehnung an deine Formulierungen Beispiele abgewandelt um ungefähr zu zeigen, wie ich das meine. Da muss bestimmt noch mehr Begeisterung und Leidenschaft rein, um dann zum entscheidenden Satz mit den Menschen kommen, die der Prot sich lieber auf Distanz hält. Das mit "mir fehlen die Worte" kapiere ich nicht so ganz. Ich interpretiere das Verhalten deines Prots mehr als Angst vor Menschen, vor der Nähe zu ihnen. "Mir fehlen die Worte" ist ja eigentlich auch ein geflügeltes Wort, insofern weiß ich nicht, ob das so als Schlüsselaussage gut gewählt ist.

Der dritte Absatz ist soweit okay, bis auf den letzten Satz. Ich habe echt Probleme mit dem Wort dampfend. Das stört und erzeugt ein Bild, als würde es tatsächlich aus seiner Hose qualmen.

Zitat: Es war Eva, die ich einzig und auch nackt gesehen, in meinen Armen gehalten und mit ihr geschlafen habe.

Das muss sich irgendwie anders ausdrücken lassen!

Zitat: Vielleicht kam ihre Spröde durch

Spröde Art?

Zitat: Wir ergänzten uns bis zu dem Zeitpunkt, als ich laut anfing, von Ehe und Kindern zu träumen.

Änderungsvorschlag:Wir ergänzen uns, bis ich eines Tages laut von Ehe und Kindern zu träumen begann.

Zitat: Am darauffolgenden Tag, es war auch noch Sperrmüll, war sie weg.

Der Sperrmüll kann weg und meiner Meinung muss er sogar weg! Oder ist das irgendwie von Bedeutung?

Zitat: Nach ein paar Tagen fand ich in einer Dose für Jasmintee vier Muskatnüsse. Ich kaufte schon immer gemahlenen und sie trank nur Caro-Kaffee.

Hat das irgendeine Relevanz? Versteckt sich da irgendwas für Insider drinnen? Sonst würde ich es ersatzlos streichen, dann hast du auch einen viel wirkungsvolleren Abschluss für den Absatz.

Zitat: gewöhnliches Geplapper

Meinst du es im Sinne von "primitives" oder "ordinäres" Geplapper? Oder meinst du das Geplapper, das man von ihr gewohnt ist, also dann eher das übliche Geplapper.

Zitat: Zügig zieht sie sich aus

Lies das mal schnell., das Z z s s. Da ist die Zunge gefordert! Ich würde zügig durch rasch ersetzen, das gibt dem Satz einen besseren Gesamtklang.

So, nun höre ich auf. Also wenn du den ersten Teil der KG noch einmal optimierst, dann wird das eine richtig gute und interessante Geschichte. Der zweite Teil nimmt, wie bereits gesagt, richtig Fahrt auf und war wunderbar zu lesen. Der, den dette geschrieben hat.

Ich hoffe, ich habe nicht zu sehr gewütet.

Grüße von Rick

 

Hallo bernadette,

ich habe die Geschichte jetzt zweimal gelesen, doch ich bin mir immer noch nicht schlüssig, wie sie auf meiner Punkteskala abschneidet.
Die Idee mit dem schüchternen Prot, der sich in eine Art Wahn hineinsteigert und das Model mit seiner Kamera regelrecht einzufangen versucht, finde ich an sich gelungen. In meiner Lesart steht Ingo kurz davor sich in der vermeintlich* realen Welt zu verlieren, sie ohne die schützende Distanz der Kamera wahrnehmen zu wollen (

Riechen möchte ich sie, ich muss noch näher kommen.
).
Doch bevor ihm das gelingt, wird er darin gestört und er rutscht wieder in seine gewohnte Perspektive.

Diesen Part finde ich sehr ansprechend. Ich finde jedoch, dass du genau diesen spannenden Teil zu knapp abhandelst. Da wäre meiner Meinung nach noch viel mehr Kitzel drin gewesen.
Kaum, dass Ingo sich in seinen Wahn verfängt und man als Leser die Möglichkeit bekommt darauf einzusteigen, ihn nachzufühlen, wird man auch schon wieder aus diesem Bild herausgeworfen.
Du schreibst, dass du den Teil der Geschichte mit seiner Ex für den Kontrast eingebaut hast, aber mMn wäre das auch mit ein zwei Sätzen abzuhandeln gewesen. Den Kontrast hättest du eher in der von mir angeführten Szene ausloten können.
So bleibt die Kg für mich zu viel des Geredes und zeigt zu wenig vom tatsächlichen Konflikt (Sehnsucht und Abwehr).
Das dein schüchterner und stummer Prot ein Fotograf ist, finde ich eine starke Übersetzung. Da er der Realität nicht Herr wird, schafft er sich Abzüge der Realität, die seinen Vorstellungen entsprechen und mit denen er zurecht kommt.
Die Idee mit der Sprachlosigkeit erschließt sich mir nicht ganz. Die dadurch erzeugte Verbindung der beiden empfand ich als etwas aufgesetzt.
Nun ja.
Das soll sich jetzt aber nicht wie ein Totalverriss lesen. Wenn ich die kg einfach nur schlecht gefunden hätte, hätte ich mir nicht diese Mühe gemacht. Den Ansatz fand ich gut, die Feineinstellung setzt für mein Empfinden auf den falschen Fokus

grüßlichst
weltenläufer

_______
*Vermeintlich reale Welt deswegen, da die Situation im Atelier ja auch nur eine künstliche ist.

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Rick,

danke für deine sorgfältige Textarbeit. Es ist in Ordnung, dass du gewütet hast. In großen Teilen habe ich deine Vorschläge angenommen. Bei einigen Stellen musste ich gar nicht lange überlegen, da sie auch schon von anderen angemerkt wurden; das ist ein Zeichen, die Ausdrücke zu überdenken. In den Fällen war es dann für mich auch kein Problem, von den alten Sätzen Abschied zu nehmen.

Die Diskrepanz der berna und der dette führe ich auf zwei Dinge zurück: Teilweise zu langes Feilen (ich habe mir sehr viel Zeit gelassen und bin immer wieder mal an diesen Text, bevor ich ihn gepostet habe) - da wird man irgendwann zum Satzverdreher :D - und dem inhaltlichen Wandel: Ich wollte Ingo auch in seiner Ich-Sprache etwas verschroben, ja fast bürokratisch erscheinen lassen. Aber es kommt wohl nicht so an, wie ich mir das dachte. Als er dann wieder einmal einen realen nackten Körper vor sich sieht, brennen alle Sicherungen durch und diese Dynamik ist mir wohl gelungen.

Dass dann der erste Teil aber so zäh (jedenfalls für dich, auf dessen Meinung ich Wert lege) daherkommt, hat mich kurz irritiert, aber in der Detailkritik ist alles nachvollziehbar. Nur im zweiten Absatz bin ich teilweise bei meiner leidenschaftslosen Struktur geblieben, habe aber einige schöne Verbesserungen übernommen.

Deiner Kritik merkt man an, dass du auch öfters eine Kamera in der Hand hälst.

Noch ein paar Bemerkungen direkt an den Stellen:

Zitat: Das alles, damit ich eine gelungene Komposition finde, die den Betrachter des Fotos anspricht.

Finde ich auch umständlich formuliert. Die zweiten Satz würde ich ganz weglassen. Daran denkt man nicht, wenn man fotografiert. Man sucht SEINEN einmaligen Blickwinkel.

Mit dem eigenen Blickwinkel hast du völlig Recht. Ich sah den Prot gleichzeitig als den, der nachher die Bilder ansieht, aber das ist missverständlich.
Den Satz mit der unpassenden Erektion finde ich auch irgendwie umständlich (fast hätte ich geschrieben "steif") formuliert.
Danke, dass du mir als Mann das Wort lästig angeboten hast. Das aufkommende Gefühl in dieser Situation konnte ich als Weib in meinem Kopfkino verständlicherweise nicht so gut nachvollziehen.

Da muss bestimmt noch mehr Begeisterung und Leidenschaft rein, um dann zum entscheidenden Satz mit den Menschen kommen, die der Prot sich lieber auf Distanz hält.
Ingo ist nicht leidenschaftlich. Ich versuche ja, aus seiner Perspektive zu erzählen. Jedoch habe ich einige Formulierungen übernommen, die einfach schöner waren. Jetzt ist dieser Absatz ein Gemisch aus Rernadeck.

Das mit "mir fehlen die Worte" kapiere ich nicht so ganz. Ich interpretiere das Verhalten deines Prots mehr als Angst vor Menschen, vor der Nähe zu ihnen. "Mir fehlen die Worte" ist ja eigentlich auch ein geflügeltes Wort, insofern weiß ich nicht, ob das so als Schlüsselaussage gut gewählt ist.

Damit meine ich, dass ein Fotograf, der nahe am Modell ist, auch mit diesem kommunizieren muss (es sei denn, man ist in einem Kurs und bekommt eines serviert!).


Der dritte Absatz ist soweit okay, bis auf den letzten Satz. Ich habe echt Probleme mit dem Wort dampfend. Das stört und erzeugt ein Bild, als würde es tatsächlich aus seiner Hose qualmen.
Da musste ich wirklich lachen. Wenn ich richtig erhitzt bin, habe ich das Gefühl, zu dampfen. Aber das kommt - laut Aussage der anderen - auch nicht so an. Wird gestrichen.

Zitat: Nach ein paar Tagen fand ich in einer Dose für Jasmintee vier Muskatnüsse. Ich kaufte schon immer gemahlenen und sie trank nur Caro-Kaffee.

Hat das irgendeine Relevanz? Versteckt sich da irgendwas für Insider drinnen? Sonst würde ich es ersatzlos streichen, dann hast du auch einen viel wirkungsvolleren Abschluss für den Absatz.

Vielleicht habe ich da auch zuviel gehirnt in dem Text, dass alles passt: Er liebt ihren Ordnungssinn - aber nach der Beziehung fand er in einer Teedose Muskatnüsse - da er nur gemahlenen Muskatnuss (<-Kasimir: Einzahl )
verwendet, war klar, dass sie doch nicht so ordentlich war, weil sie die Nüsse in eine Teedose (Jasmintee -> Stefanie riecht nach Vanille und Jasmin, da sie nur Caro trinkt, mag er den Tee) gesteckt hat. Ist das alles zu kompliziert?
Zitat: gewöhnliches Geplapper
dann eher das übliche Geplapper.
Genau. Das ist viel besser.

Ich würde zügig durch rasch ersetzen, das gibt dem Satz einen besseren Gesamtklang.
Akzeptiert.

Nachdem ich deine erste Kritik gelesen habe, hatte ich das Gefühl, alles in den vier ersten Absätzen sei für dich Mist. Es war schon etwas fies ;), mich in der Schwebe zu lassen. Das "vernichtend" kann ich somit problemlos nehmen, nachdem ich den Nachschub durchdacht habe.

Es ist einfach aufbauend, dass sich hier die Leute (damit meine ich alle Kritiker, die ernsthaft an den Text gehen) intensiv mit den KGs beschäftigen und einem Optimierungsvorschläge servieren. Ich hoffe aber trotzdem mal auf den Tag, an dem ich eine KG schreibe, bei der ich von vornerein sage: Die ist für mich sowas von stimmig, da änder ich nichts mehr ;).

Ich danke dir für deine Arbeit.

Liebe Grüße
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber weltenläufer,

Diesen Part finde ich sehr ansprechend. Ich finde jedoch, dass du genau diesen spannenden Teil zu knapp abhandelst. Da wäre meiner Meinung nach noch viel mehr Kitzel drin gewesen. Kaum, dass Ingo sich in seinen Wahn verfängt und man als Leser die Möglichkeit bekommt darauf einzusteigen, ihn nachzufühlen, wird man auch schon wieder aus diesem Bild herausgeworfen.

Ich will den Leser ja nicht einlullen und ihm eine erotische Story auftischen - das ist wie ein Hors d'ouvre - macht Lust, zeigt aber nicht zuviel ;).
So bleibt die Kg für mich zu viel des Geredes und zeigt zu wenig vom tatsächlichen Konflikt (Sehnsucht und Abwehr).
Das war nicht mein Fokus. Ich wollte eigentlich mehr über das Fotografieren erzählen und das in eine Rahmenhandlung packen. Deswegen für dich und auch Bella unbefriedigend, die eine Rahmenhandlung suchen. Bella als Beziehung, du in der knisternden Stimmung.
Den Ansatz fand ich gut, die Feineinstellung setzt für mein Empfinden auf den falschen Fokus
Ich mache grade einen Fotokurs, das wird wohl den gesetzten Fokus ausmachen.

Danke für deine Worte.


Hi Kasimir,


Das mit dem Sperrmüll fand ich hier etwas gezwungen.
Nachdem das Rick auch moniert hat, ist der Satz mit der Abfuhr weggefahren worden.

gemahlene
(die Muskatnüsse sind mir auch etwas schleierhaft)
Siehe Antwort Rick
Ach, und den Namen 'Ingo' finde ich blöd! Ich weiß, Geschmacksache.
Wie das manchmal so ist mit der Namensfindung und dem Prot in Ich-Form, da reicht schon manchmal der erste Buchstabe ... und außerdem hatte ich mal einen Verehrer, der so hieß
Danke für die Photos!
Dabei haben die mich überhaupt nicht zufriedengestellt. Da muss nochmal eine Session her. Und darüber schreiben wir dann beide zusammen eine KG - okay?

Ganz herzliche Grüße
bernadette

 

Hallo bernadette!

So nah sich Dein Protagonist und Stefanie kommen, so fern sind sie sich zugleich; hat mir auch sehr gut gefallen, Deine Geschichte! :)

Die anfängliche Unsicherheit hast Du sehr gut rübergebracht, das Hineinsteigern ins Fotografieren auch, aber das Vergessen der Angst und der Kollegen rundum könnte für meinen Geschmack noch ein bisschen stärker über die Gefühle kommen. So ist mir nämlich nicht so recht klar, ob er vorher tatsächlich nur wegen mangelnder Erfahrung nervös war, oder ob da auch richtige Angst vor Nähe mitspielt. Am Schluß hat ja nicht nur sie keine Worte, auch er spricht sie nicht an, also scheint er seine Ängste doch nicht so ganz, sondern nur für den Moment überwunden zu haben.

Nach ein paar Tagen fand ich in einer Dose für Jasmintee vier Muskatnüsse. Ich kaufte schon immer gemahlenen und sie trank nur Caro-Kaffee.
Die Stelle wurde ja schon besprochen, aber auch ich hab meine Probleme damit. Vor allem im zweiten Satz, da ich »gemahlenen« nicht auf die Muskatnüsse bezogen hatte, sondern auf den Kaffee – er trank gemahlenen, sie Caro-Kaffee. Es müßte dann auch »gemahlene« heißen, egal ob EZ oder MZ, da es doch »die Muskatnuss« heißt (der Muskat, aber die Nuss, es heißt ja auch nicht »der Walnuss« ;)).
Stefanie riecht nach Vanille und Jasmin, da sie nur Caro trinkt, mag er den Tee) gesteckt hat. Ist das alles zu kompliziert?
Ja. Ich sah, wie gesagt, im zweiten Satz den Bezug rein auf dem Kaffe, und für mich schließt Caro den Tee auch nicht aus, da ich selbst in der Früh Caro trinke, abends Tee. ;) Aber es erschließt sich mir auch nicht, was die Muskatnüsse damit zu tun haben, was wer trinkt – es geht eigentlich ja nur darum, dass sie wo drin waren, wo sie nicht hingehören, und ob er nur gemahlene Muskatnüsse verwendet oder nicht, spielt meiner Meinung nach auch keine Rolle (hätte er sie da reingegeben, wüßte er es ja). Ich würde nach »vier Muskatnüsse« eher sowas in der Richtung schreiben wie »Mein Bild (von ihr) wurde durch ein mittleres Erdbeben erschüttert«.

Die Atmosphäre im Atelier hast Du meiner Meinung nach gut eingefangen. Zwar war ich noch bei keiner solchen Fotosession, aber es wirkt recht glaubwürdig. Einzig, wie Brigitte über Stefanie spricht („Ich habe ihr schon geschrieben“), wirkt etwas seltsam auf mich, da sie selbst ja daneben sitzt. Das würde meiner Meinung nach besser wirken, wenn sie sie direkt anspricht.

Die restlichen Kleinigkeiten:

»Ich konzentriere mich beim Fotografieren auf die geheimnisvolle Welt der Strukturen:
Knorrige Baumrinden, die im Makrobereich zu Bergen und Tälern werden und mystische Figuren auferstehen lassen; kräuselnde Bewegungen des Wassers, wie die Spuren einer nervös über den See tänzelnden Ballerina; Wolkenfelder, die endlose Möglichkeiten zu Interpretationen bieten oder Blüten, die fast ein eigenes, kleines Universum preisgeben.«
– da nach dem Doppelpunkt kein eigenständiger Satz, sondern nur eine Aufzählung folgt: knorrige
Ebenso auch später bei »nehme ich fotografierend einen Bogen hinter ihrem Rücken«

»„Wir brauchen indirektes Licht, stell ihn um. Das Modell kommt in zehn Minuten, seht mal, dass ihr dann soweit seid“, höre ich die Stimme unserer Dozentin im Hintergrund.«
– statt »höre ich die Stimme« (was ja kein sagte-Ersatz ist) vielleicht »ertönte die Stimme« oder »kam die Stimme unserer Dozentin aus dem Hintergrund«?

»Hin- und Herschrauben der Objektive zu vertuschen. Das Weitwinkel bleibt zuletzt im Gewinde.«
– »Das Weitwinkel« klingt seltsam, obwohl ich weiß, daß Du es auf die Objektive beziehen willst. Aber sagst Du nicht auch »der Weitwinkel«, wenn Du das -objektiv wegläßt?

»nimm mindestens das 50er“«
– evtl. doch »Fünfziger«?

»Wir ergänzen uns, bis ich eines Tages laut von Ehe und Kindern zu träumen begann.«
– ergänzten

»Ihre Knie berühren durch den weichen Samt den Boden,«
– würde nur »berühren den weichen Samt« schreiben, wo der Samt liegt, hast Du ja schon beschrieben

»wie sie die Finger spreizend hinter sich in den Stoff hineingleiten lässt.«
– »hinein« würde ich streichen

»ihr Busen wird noch praller.«
– vorher war er grad noch klein. Also zumindest ich stelle mir unter einem prallen Busen einen großen Busen vor, ich kenne nur »klein und fest« aber nicht »klein und prall«. ;)

»Ich lege fahrig einen neuen Film ein und brauche Ewigkeiten, weil ich ihn nicht eingefädelt bekomme.«
– bekomme ist umgangsprachlich und würde genaugenommen bedeuten, daß niemand es für ihn macht.

»einige Zentimeter näher an sie heran: Klick.«
– kein ganzer Satz: klick. (Auch die andern beiden Male.)


Liebe Grüße,
Susi :)

 

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