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Stücke für die Sammlung

Seniors
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01.09.2005
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Stücke für die Sammlung

Mit rechts zog Heiko den Hosenschlitz auf, die linke Hand hielt das Lenkrad. Er holte sein Ding raus. Hose und Unterhose strangulierten ihm den Sack, so würde das nichts werden. Er schob die Cargohose mit Firmenlogo auf den Seitentaschen runter zu den Knien. Danach beugte er sich nach vorn, die Stirn kam dem Lenkrad immer näher. Unter dem Sitz tastete er umher, bis seine Finger das Plastik der Urinflasche berührten. „Jetzt komm hierher.“
Er schob die Hüfte nach vorn, tanzte einen Bauchtanz im Sitzen bei sechzig Stundenkilometern. Die Flasche schluckte seinen verschüchterten Schwanz.

Wie abgestumpft Langenkämper war, dachte Heiko. Langenkämper konnte das: Kupplung treten, schalten, lenken und in die Flasche pissen, der Wahnsinn. Drei Kaffee brannten in Heikos Blase, zwei zu Hause und einer in der Firma. Einen durfte man, aber wenn du dir nach dem Kaffee auch noch eine Sitzung gönntest, vom Scheißhaus kamst und alle anderen waren schon los, das vergaßen sie nicht, und irgendwann, wenn du reingerufen wurdest, warfen sie dir jede einzelne Sekunde vor, die du mit Kacken verschwendet hattest. Wenn du neu warst, sagten die anderen dir erstens nicht in der Firma pissen und zweitens mehr schon gar nicht.
Also hatte Langenkämper sich nach ein paar Monaten die Urinflasche mitgebracht, seine Frau war Krankenschwester. „Ich mach mir den Stress nicht mehr, ich piss im Wagen“, hatte er gesagt. „Soll ich dir auch eine besorgen? Kostet nichts, bei meiner Frau auf Arbeit stehen die überall rum.“

Die in der Firma was zu melden hatten, sagten nicht, piss halt im Wagen, nicht direkt, aber war die E-Mail raus, gab es kein Zurück: Das Paket ist unterwegs, das Paket kommt heute, das Paket kommt gleich, die Leute verließen sich auf einen. In der Firma sagten sie dir, denk über jede Sekunde nach, die du nicht mit Fahren verbringst, muss die wirklich sein? Ein anständiger Flaschenhalter und du kannst während der Fahrt trinken. Den Halter musste man selbst bezahlen. Keine leeren Versprechen in den Mails, das war das Wichtigste. Sonst musstest du ins Büro, und wenn du zu oft ins Büro musstest, musstest du irgendwann nicht mehr ins Büro, also gar nicht mehr.


Heiko drückte. „Komm jetzt.“ Zu viel drücken ging auch wieder nicht, er hatte einen Big Mac gefrühstückt und der war gerade dabei, sich im Gedärm seinen Platz einzufordern.
War die Flasche überhaupt gerade, lief das nicht raus? Er hatte noch nie ins Krankenhaus gemusst. Langenkämper hatte gesagt, darum habe die Flasche diesen Knick, da laufe nichts raus, genau dafür sei sie gemacht. Heiko sah runter, sein kleiner Wurm lag wie tot im Flaschenhals. Der Kaffee glühte im Unterbauch, aber nichts passierte. Ladehemmung. Heiko sah auf, Straße frei, fletschte die Zähne wie ein Hund, presste, knurrte auch wie ein Hund. Nichts. Irgendwas klemmte.
Er sah wieder runter. „Vergiss es.“ Nahm die Flasche und warf das Scheißding auf den Boden vor dem Beifahrersitz. Sah auf und da kam das Kind aus dem Wald gelaufen, mitten auf die Straße.
„Scheiße!“ Heiko stampfte aufs Gaspedal, wollte den Hacken bis zum Asphalt durchtreten. Der eigene Schrei gellte ihm in den Ohren, Front- und Seitenscheibe warfen den Schall zurück. Die Reifen quietschten. Ein dumpfer Aufschlag, Blech gegen Fleisch und kleine Knochen. Bump. Das Kind flog ein Stück und drehte sich auf der Straße noch zweimal um sich selbst. Dann lag es da.


Der Wagen stand. Heiko fühlte sich leicht. Alles fühlte sich leicht an. Als würde er gleich auseinanderfallen. Sein Mund stand offen, die Hände hatte er noch am Lenkrad. Sie zuckten wie die Pfoten eines träumenden Hundes.
Heiko sah nicht direkt zum Kind, er sah daran vorbei, und dann immer wieder hin, nur eine Sekunde lang. Vielleicht war es ja doch kein Kind, nur Einbildung, nur auf den ersten Blick. Das hier war Wald, der Wald zwischen zwei Dörfern. Wo die Felder aufhörten und die Bäume begannen, stand ein Schild, das vor Rehen warnte, die über die Straße liefen.
Er wollte aussteigen. Beim ersten Mal bekam er den Türöffner nicht zu fassen. Sein Arm war schlaff wie seine Beine.
Die Hose hing noch unten. Beim Aussteigen rutschte sie bis zu den Knöcheln. Heiko stolperte und schürfte sich am Asphalt die Knie auf. Er legte ein Stück auf allen vieren zurück. Sein Magen krampfte. Er würgte, spuckte aber nur einen dicken Speichelfaden aus.

Als er sicher war, sich nicht übergeben zu müssen, kam er wieder auf die Beine und zog die Hose hoch, hing den kleinen Haken wieder ein und ging auf das blaue Reh zu. Es war der Stoff eines Kleides, ein blaues Kleid, das war keine Einbildung und das war kein Reh. Er hatte ein Kind angefahren, es hatte blonde Haare mit einem roten Fleck darin. Das Mädchen lag auf dem Bauch, das Kleid ließ die Arme frei. Im Unterarm war ein Knick wie von einem zusätzlichen Gelenk, genauso in einem Unterschenkel. Der Körper hob und senkte sich nicht.
Heiko fasste sich in die Tasche, suchte sein Telefon, um den Notruf zu wählen. „Oh Gott, oh leck mich.“ Beide Taschen waren leer, das Handy lag im Auto. Er fuhr herum und wollte zum Transporter sprinten. Stattdessen erstarrte er.

Ein Jäger stand da bei seinem Lieferwagen. Braune Hose, grüne Jacke, Gummistiefel. Auch in Grün. Grüne Mütze, keine Schirmmütze, so ein altes Teil mit Fasanenfedern daran oder was das war. Traditionell. Ein Gewehr.
Heiko hob die Hand. Sie wog drei Tonnen. „Es gab einen Unfall“, erklärte er. „Ich hatte einen Unfall.“
Der Jäger bewegte den Kopf ein Stück, sein Blick ging von Heikos Gesicht zum blauen Bündel auf der Straße und wieder zurück.
„Ich rufe einen Krankenwagen.“ Heiko machte einen Schritt nach vorn.
Der Jäger hob das Gewehr. „Bleib da stehen.“

Heiko machte einen zweiten, langsameren Schritt, und dann einen dritten, den er mittendrin abbrach. „Was?“
„Genau da.“
Heiko schüttelte den Kopf. „Was machen Sie?“ Er zeigte auf das Mädchen. „Da liegt ein Kind.“
„Sehe ich.“ Der Jäger zuckte die Schultern. „Hinterher tut’s euch immer leid.“
„Es war ein Unfall, sie war auf einmal da!“ Heiko zeigte auf das Gewehr. „Nehmen Sie das bitte runter.“
Der Jäger schüttelte den Kopf.
„Mann, sehen Sie nicht, was hier passiert ist?“
Die linke Hand des Jägers ließ das Gewehr los und ging zum Fernglas um seinen Hals. Er hob es kurz an. „Hab ich von den Bäumen aus ganz genau gesehen, die Hose unten. Ich weiß wohl, was hier passiert ist. Ich lese Zeitung und denke immer, so einer müsste mir mal vor den Lauf kommen.“ Er nickte. „Was soll ich dazu jetzt sagen?“
„Was?“ Heiko rieb sich die Stirn. „Nein! Sind Sie irre? Mann, ich hab das Kind angefahren!“
„Mit Hose unten?“
„Ich wollte gerade pissen, als es passiert ist!“
„Im Auto.“
„Ja!“
„Während der Fahrt.“
„Ja, verdammt!“
Der Jäger griff das Gewehr fester. „Erzähl das Märchen mal dem Richter. Schwere Kindheit.“ Er leckte sich die Lippen. „Heute nicht, du kleine Drecksau.“
Heiko schloss die Augen in der Hoffnung, sie wieder zu öffnen und im Bett zu liegen. Aufs Handy zu gucken und festzustellen, dass er spät dran war. Dass das jetzt sein größtes Problem war. Aber das erste, was er sah, war der Jäger.

„Hören Sie.“ Heiko sprach ruhig, trotzdem zitterte seine Stimme. „Hier ist echte Scheiße passiert, aber ich schwöre nicht so, wie Sie glauben. Lassen Sie mich einfach einen Krankenwagen rufen, dann kommt doch sowieso auch die Polizei.“
Der Jäger sah zum Kind und nahm dabei das Gewehr runter. Als Heiko einen Schritt machte, hob er es wieder an.
„Verdammt!“ Heiko stapfte mit seinem schweren Arbeitsschuh auf. „Wenn sie noch lebt, braucht sie einen Notarzt!“
Wieder ging der Blick des Jägers zum Haufen auf der Straße. Er schüttelte den Kopf. „Nee, die lebt nicht mehr.“
Heiko faltete die Hände. „Hören Sie mir jetzt wirklich zu, bitte. Ich weiß nicht, vielleicht haben Sie getrunken, aber im Ernst, Sie verstehen alles komplett falsch und werden das hier so was von bereuen.“
„Das sagt der Richtige.“ Mit dem Daumen über die Schulter zeigte der Jäger auf den Lieferwagen, ohne sich umzudrehen. „Deiner?“
„Nein.“ Ein Gedanke blitzte auf in Heikos Kopf. „Gehört der Firma! Meiner Firma! Die werden mich suchen.“
Der Jäger spuckte auf die Straße. „Sollen sie ruhig. Die Kinder suchen sie auch oft. Zwei Jahre, drei Jahre, zwanzig Jahre. Drehen wir den Spieß heute mal um. Du fährst.“
Heiko presste die Knöchel gegen die Schläfen. „Nein, ernsthaft, das reicht mir jetzt. Die Kleine …“
Der Jäger zielte auf Heikos Kopf. „Einsteigen.“

Heiko zischte durch die Zähne, tsss, ein seltsam unpassender Laut, als hätte sein Gegenüber vorgeschlagen, im Regen Rasen zu mähen. Während er zur Fahrertür ging, wechselte der Jäger an der Front des Wagens vorbei zur Beifahrerseite. Er ging dabei rückwärts, hielt das Gewehr weiter hoch und ließ Heiko nicht aus den Augen. Die Tür stand noch offen. Als Heiko einsteigen wollte, sagte der Jäger: „Ach scheiße, warte mal.“ Er zeigte auf das Kind. „Geh sie holen.“
Heiko sah zum ersten Mal wirklich lange in das Gesicht des Mannes unter dem olivgrünen Hut. Er trug Schnurr- und Dreitagebart, das rechte Auge war fast geschlossen, der Augapfel dahinter nur weiß. Ein Jagdunfall vielleicht. Es erinnerte Heiko an den Freund eines Freundes. Jörn trug die Bundeswehrzeit unauslöschlich ins Gesicht gebrannt, weil er besoffen mit Übungsmunition herumgespielt hatte.

Jörn. So taufte Heiko den Jäger in seinem Kopf. Jörn winkte ungeduldig mit seinem Gewehr. „Du sollst sie holen.“
Heiko nickte. „Wenn wir dann ins Krankenhaus fahren, gern.“
Der Schuss pfiff an Heikos Ohr vorbei. Er spürte den scharfen Windzug der Kugel. Im Wald knackte Holz, irgendetwas sprang auf und rannte davon. Heiko hielt sich das Ohr und besah sich danach seine Hand. Kein Blut, aber dieses Pfeifen, wie manchmal nach einer Nacht unterwegs. Es wurde nicht leiser.
Heikos Kiefer bewegte sich zitternd. „Sind …“ Sein Mund fühlte sich wie ausgeleiert an. „Sind Sie …“
„Ist das dein Ernst?“
Heiko brauchte nicht hinabzusehen. Er wusste, was Jörn meinte, spürte es warm die Schenkel hinunterfließen. Der Jäger stöhnte angewidert auf und zog und schob den Hebel an seinem Gewehr zurück und wieder vor. Klack-klack. „Bei einem Kind bist du ganz groß und jetzt pisst du dich ein. Pfui Teufel. Jetzt geh sie gefälligst holen.“
Heiko machte ein paar Schritte rückwärts. Den Kopf hielt er schief, das Pfeifen blieb. Er drehte sich um und ging auf das Mädchen zu. Als er angekommen war, kniete er sich zu ihr und drehte sie vorsichtig auf den Rücken. Leere Augen starrten in den Himmel über dem Wald und weiter.
Tränen liefen Heiko heiß über die Wangen. „Das darf doch verdammte Scheiße bitte alles nicht wahr sein.“
„Hör auf zu nuscheln“, rief Jörn hinter ihm. „Heb sie auf jetzt und gut ist.“

Heiko versuchte, dem Kind in die Augen zu sehen. Er bekam ihren Blick nicht zu fassen, weil da kein Blick mehr war. Blut lief aus der Nase. Heiko wischte sich die Augen trocken. „Scheiße, Kind, es tut mir leid.“
Er schob seine Arme unter ihre Kniekehlen und die schmalen Schultern. Links fehlte ein Schuh. Der kleine Fuß steckte in einem schmutzigen, weißen Socken mit Gesichtern, diese japanischen Comics, wo alle Riesenaugen haben. Die Wucht des Aufpralls musste ihr den Schuh vom Fuß gerissen haben. Heiko suchte danach beim Weg zum Lieferwagen, während ihr Blut von seinen Armen auf den Asphalt tropfte.

Wo war der Schuh? Wie weit kann der fliegen? War er wirklich so schnell gefahren? Und warum war dieser Socken nicht einfach nur schmutzig, sondern vollgesogen mit Dreck, mit Blättern und kleinen Steinen daran?
Langenkämper hatte Kinder. Er hatte mal gesagt: Kinder sind toll, aber es sind Schweine. Tunkst du sie nicht regelmäßig in die Wanne, machen sie von allein gar nichts. Dann sind sie schmutzig, das macht ihnen nichts.
Dieser Strumpf war nicht einfach schmutzig, sondern pottdreckig. Als wäre sie über eine weite Strecke mit nur einem Schuh gelaufen. Auf der Straße. Über ein Feld. Oder im Wald.

„Bleib da stehen.“ Jörn hielt das Gewehr mit einer Hand, die andere tastete an der hinteren Tür des Transporters herum. „Wo ist … ach hier.“ Er zog am Hebel und öffnete die Tür. Dann nickte er Heiko mit wissendem Lächeln zu, als wären sie Sechzehnjährige, von denen einer gerade ein Mädchen entjungfert hatte. „Na los, tu sie rein, du perverse Sau.“
Heiko bewegte sich wie in Trance. Das Pfeifen im Ohr tat seinen Teil dazu. Es war jetzt leiser, aber noch da. Er fühlte sich wie im Sommer, wenn man auf einer Wiese bei Vogelgezwitscher die Augen zumachte und langsam einnickte. Vorsichtig platzierte er den toten Körper zwischen großen und kleinen, breiten und flachen Paketen. Ihr Paket kommt heute. Lüge.
Jörn klopfte gegen die Tür des Transporters. „Komm mach, muss kein Kunstwerk werden.“
Von Weitem näherte sich ein knatternder Motor, ein Traktor bestimmt hier draußen. Noch war nichts zu sehen. Jörn blickte in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Er schürzte die Lippen. „Los jetzt, Junge“, sagte er. „Zumachen und dann ab.“


Sie fuhren ein Stück auf der Straße geradeaus, bis Jörn sagte: „Hier rechts ab.“ Ein Waldweg, Forst- und landwirtschaftlicher Verkehr frei. Das Gewehr lag auf Jörns Schoß, das Ende des Laufes stieß einige Male gegen Heikos Oberschenkel. Jörn drehte sich um zur Ladefläche und wieder zurück, sah hoch zum Wagendach und beugte sich nach vorn, als wollte er kontrollieren, ob Heiko die Armaturen ordentlich gewischt hatte. Er lehnte sich zurück und räusperte sich. „Fährst Pakete aus?“
Heikos Mund war trocken, die Zunge klebte am Gaumen.
„Wenn du nicht gerade Kinder fickst, meine ich.“
„Ich-“
„Freund von mir hat einen Schuhladen. Hatte. Vom Urgroßvater bis zu ihm und letztes Jahr pleite. Die Leute kommen rein, probieren welche an, und wenn sie ihre Größe haben, bestellen sie die im Internet, da sind sie billiger.“
Schuhe, du Arschloch. Den Schuh hatte das Mädchen vorher verloren. Ganz sicher. Dieser dreckige Strumpf.
Der Wagen schaukelte, der Weg war uneben und es ging bergauf. Heiko hatte Angst, bei dem Auf und Ab könnte Jörns Finger sich plötzlich krümmen. Ein Schlagloch. Hoppala. Peng. Vielleicht nur ins Bein, vielleicht auch in die Seite. Dieser Alptraum wäre vorbei, aber sein Leben wäre ihm das nicht wert gewesen. Beim Gedanken ans Sterben hätte er sich fast ein zweites Mal in die Hose gepinkelt. Sein Kopf würde aufs Lenkrad sacken, tot, eben hier und jetzt nicht mehr, und der Lieferwagen würde abdriften und vor einen Baum fahren.
Und so gnädig töteten Kugeln nur in alten Filmen. Wahrscheinlich würde es sich anfühlen, als hätte er Rohrreiniger getrunken, während er über Minuten, Stunden vielleicht, an schwarzem Blut und Stücken seiner Innereien erstickte und Jörn neben ihm saß und erklärte, das geschehe so einer perversen Sau nur recht. Schuhe aus dem Internet. Ein paar Meter vor ihnen huschte ein Hase über den Weg.

„Du hilfst ihnen“, sagte Jörn.
Heiko schüttelte den Kopf. „Was?“
„Sagst dir, irgendeinen Job musst du machen. Hättest du was Anständiges gelernt, hättest du jetzt einen anständigen Job.“
„Woher wollen Sie wissen-“
„Halt’s Maul.“ Nachdenklich zupfte Jörn an der Krempe seines Hutes. „Kinderficker wärst du natürlich trotzdem, auch als, was weiß ich, Bauingenieur.“
Heiko sagte etwas. Sein Hals zog sich dabei zusammen, die Worte kamen nicht durch. Der Husten trieb ihm die Tränen in die Augen.
„Hä?“, fragte Jörn.
„Wo fahren wir hin?“
„Sind gleich da.“ Er beugte sich vornüber in den Fußraum, fischte mit links die Urinflasche vom Boden, während der rechte Zeigefinger am Abzug blieb. Vielleicht würde sich so der Schuss lösen. Heikos Eingeweide zogen sich zusammen. Immer noch das Pfeifen im Ohr. Er war froh, als Jörn wieder hoch kam. Der Jäger hatte die Flasche in der Hand und inspizierte sie, glotzte mit dem gesunden Auge hinein, als wäre es ein Fernrohr. „Ist das eine Pissflasche? Mein Alter konnte irgendwann nur noch so. Hab sie oft leergemacht.“
„Das ist eine.“
„Pissflasche?“
„Ja.“
„Und was willst du hier drin damit?“
„Das habe ich doch gesagt!“ Heikos Stimme überschlug sich. „Darum hatte ich die Hose unten, und dann …“ Dann habe ich ein kleines Mädchen getötet. Sie ist tot, weil ich pissen musste.
Jörn warf die Flasche zurück auf den Boden. „Das glaubst du doch selbst nicht.“ Er tastete rechts an der Tür herum, bis er den Knopf gefunden hatte. Das Fenster fuhr zur Hälfte runter. „Hier drin stinkt’s. Hast dir eine ordentliche Ladung in die Hose gedrückt.“ Er zeigte nach vorn. „Siehst du die dicke Fichte da mit dem Pilz?“
Da war ein Baum mit einer Ausbuchtung von der Größe einer Melone. Durch die Mitte verlief ein Schlitz.
„Sieht aus wie ein großes Fötzchen, oder?“ Jörn sagte das sehr ernst. „Du magst sie lieber klein, aber so sieht das aus finde ich, wie ein großes Fötzchen.“
Heiko hielt an.
„Von hier ist es nicht weit.“ Jörn sah in den Wald. „Halbe Stunde.“ Er öffnete die Tür auf seiner Seite und ging vorne um den Transporter herum, das Gewehr auf Heiko gerichtet. Als er die Runde gemacht hatte, öffnete er die Fahrertür. „Wie eben“, sagte er. „Du trägst sie.“


Vollgesogen mit tiefgelber Morgenkaffeepisse wog die Hose schwer und spannte sich über Heikos Oberschenkel, inzwischen nicht mehr warm, sondern kalt. Seine Füße versanken bis zu den Knöcheln im Laub, das raschelte, während er bergauf stapfte. Der Kopf des toten Mädchens baumelte hin und her. Ein paar Mal blieb Heiko stehen, um ihn sicher auf seinem Oberarm zu wiegen. Er wollte nicht, dass sie sich auch noch den Hals brach, selbst wenn sie tot war. Wie einen Sack aus Haut trug er sie, mit kaputten Knochen darin. Seine Lungen brannten und seine Beine auch. Ein paar Mal wurde er langsamer und Jörn drohte, er würde ihn erschießen und für die Wildschweine liegen lassen. „Die fressen alles,“ sagte er. „Pferdescheiße, Kinderficker, alles.“

Heiko hatte zwei Stimmen im Kopf. Die eine sagte, Jörn ist nicht ganz dicht, aber kein Mörder. Die andere sagte, das war es jetzt, das hier sind die letzten Minuten, die letzten Schritte, bergauf stapfen in vollgepissten Hosen mit einem toten Kind auf dem Arm.
Diese zweite Stimme klang kälter, aber ehrlicher. Umso mehr klammerte Heiko sich an den mutmaßlichen Rest seines Lebens, lieber noch ein paar Stunden mit diesen Hosen dieses Kind durch den Wald tragen als ihm ins Nichts zu folgen.
Das Geraschel von Jörns Schritten hinter Heiko verstummte. „Bleib stehen.“
Heiko ließ den Blick schweifen. Bäume und Laub, sonst nichts. Jörn stapfte um ihn herum. Äste knackten unter seinen Gummistiefeln. Einer ragte vertikal aus dem Boden. Jörn zog ihn raus und legte ihn auf die Blätter. Dann ging er in die Knie und hielt das Gewehr wieder mit einer Hand. Mit der anderen tastete er auf dem Boden umher. Eine rostiges Quietschen erklang.
Es war eine Falltür, die Jörn aufzog, während er wieder auf die Füße kam. Gestank schoss in die Luft wie Bier aus einer geschüttelten Dose. Süß und faul traf der Geruch Heikos Magen wie eine Faust. Er würgte.
Jörn lachte. „Jetzt stellst du dich an.“ Er hielt das Gewehr wieder mit beiden Händen und zeigte mit dem Lauf auf das Loch im Boden. „Wirf sie rein.“

Heiko machte zwei Schritte nach vorn, an den Rand der Grube. Er stöhnte auf. Für einen Schrei fehlte die Kraft, für Worte war es zu viel, was er sah. Wie viele er sah. Sieben Stück, wenn er richtig zählte. Von zweien waren nur Knochen geblieben, am besten erhalten war ein Junge in einem Laker’s-Basketball-Hemd. Gelbe Wachshaut war noch über seine Knochen gespannt. Er lehnte an der Wand, die Wände und der Boden waren aus Holz. Am Holz klebten braun-rote Striche. Die Fingernägel des Laker’s-Jungen waren abgebrochen und auch an den Fingern klebte braunes Blut.
Eines der Skelette trug einen Anzug und bewegte sich kurz. Eine Maus kam aus dem Ärmel des Sakkos gekrochen und machte sich davon in eine Ecke, die das so plötzlich hereinscheinende Tageslicht nicht traf.
Heiko sah hoch zu Jörn. „Das kann ich nicht.“
Jörn machte ein erstauntes Gesicht. „Ach, das kannst du nicht?“
„Sie wissen genau, dass ich nichts gemacht habe.“ Und du weißt auch, warum sie ihren Schuh verloren hat und warum sie auf die Straße gelaufen ist wie ein ängstliches Reh.

Die Kadaver dort unten und ihr entsetzlicher Gestank. Eine Jauchegrube des Todes. Heiko wollte keiner von ihnen sein. Er hatte Angst gehabt spätestens, seit Jörn geschossen hatte, aber ihm war nicht klar gewesen, wie sehr er wirklich leben wollte, nicht so sehr wie jetzt, da er sah und roch, wie das war, wenn man nicht mehr atmete, das Herz nicht mehr schlug, der Darm keine Big Macs mehr in Scheiße verwandelte. Eine Frau in McDonald’s-Uniform lag dort unten, eine schwarze Frau war sie gewesen, nach dem zu urteilen, was noch übrig war. Ihr Mund stand offen, die Lippen hatten sich weit über die Zähne zurückgezogen. Es sah aus wie ein Grinsen. Spring, schien sie Heiko aufzufordern. Du bist einer von uns, das sehe ich doch.
Wieder schüttelte Heiko den Kopf. Er meinte damit die McDonald’s-Frau, aber Jörn verstand es anders und legte an.
Heiko fuhr zusammen. „Warte!“ Leben, ich will leben! „Ich mache es!“
Jörn nickte, der Lauf sank wieder ein Stück. Wenn du sie reingeworfen hast, knallt er dich ab. Noch ein Stück für seine Sammlung.
„Ich mache es.“
„Dann mach auch.“
Heiko holte noch einmal tief Luft und beugte sich vornüber. Er ließ das Kind nicht einfach fallen. Stattdessen warf er es, so fest er konnte. Jörn schoss, überrascht. Der kleine Körper zuckte in der Luft, bevor er gegen den Jäger prallte und in die Grube fiel.
„Nicht ganz dicht, Kinderficker?“, schrie Jörn und zog wieder an diesem Hebel am Gewehr, klack-klack, und Heiko dachte Renn, und du hast sie im Rücken, die Kugel im Rücken, du hast sie im Rücken!
Er machte einen Satz über die Grube und bekam Jörn an der grünen Jägerjacke zu packen. Eine Sekunde überlegte die Schwerkraft, in welche Richtung sie die beiden werfen sollte, dann spürte Heiko die Leere unter sich, sein Magen machte einen Salto. Im Sturz krachte Jörn mit dem Gesicht auf die Kante der gegenüberliegenden Grubenseite.

Totes Fleisch dämpfte Heikos Aufprall. Jörn hatte nicht so viel Glück. Ein lautes Knacken hallte durch die Grube.
Kurze Stille, Stille und Gestank, so dicht hier unten, als könnte man ihn anfassen. Überall krabbelte Ungeziefer, Maden wuselten auf Menschenresten.
Heiko kam auf die Beine, wartete auf den Schock des Schmerzes, aber alles schien heil geblieben an ihm. Er fühlte sich benommen und fragte sich, ob es vom Moschusgeruch in der Grube kam oder vom Sturz. Magensäure schwappte in seinen Mund. Er würgte und sie tropfte ihm vom Kinn.
Jörn lag auf dem Bauch. Seine Fingernägel kratzten über den Boden, als wollte er sich nur mit der Hand voran ziehen, auf das Gewehr zu, das vor ihm lag. Der Kolben lag auf dem Schenkel der McDonald’s-Frau. Auf der Hose und dem grünen Pullover mit ihrem Namensschild und den goldenen Bögen darauf hatte sie Flecken vom Verwesen.
Jörn streckte den Arm, ein Zentimeter Leichenluft lag zwischen seinen Fingern und der Waffe. Heiko wollte einen Satz machen, aber dann erkannte er, dass das nicht nötig war. Bis auf die wie von selbst kriechende Hand war Jörns Körper fast vollkommen leblos. Aus seinem Mund quoll dickes Blut, Stücke von Zähnen trieben darin. Den Hut hatte er verloren. Die Haare, mit denen er wohl sonst die Glatze überkämmte, hingen ihm links das Gesicht runter bis zum Kinn.
Heiko machte einen Schritt. Schmerz stach in seine Hüfte und er stöhnte auf. Er setzte seinen Weg fort, hielt das linke Bein gerade und zog es hinterher. Es waren nur drei Schritte. Wegen des Schmerzes konnte er auch nur ein Bein beugen, als er sich nach dem Gewehr bückte. Eine umständliche Bewegung, aber Jörn bewegte sich noch viel umständlicher, gar nicht eigentlich. Heiko hatte Zeit.

Er hielt das Gewehr locker an der Seite. Aus dieser Entfernung gab es keinen Grund, anzulegen und zu zielen. Abgesehen davon, dass er das noch nie gemacht hatte. Nur ein halber Meter zwischen dem Ende des Laufs und Jörns Gesicht. Was sollte da schiefgehen?
Jörn spuckte Blut aus. „Und jetzt?“ Es war kaum zu verstehen, aber Heiko verstand. Und nickte.
Jörn grinste. Eine Blutblase vor seinem Mund platzte und gab den Blick auf seine abgebrochenen Zähne frei. „Dann mach. Im Bau bist du dran als Kinderficker. Hier unten wäre besser gewesen für dich.“
Heikos Finger krümmte sich über dem Abzug. Dann sah er von einem Körper zum anderen. „Alles Kinderficker?“
Jörn schüttele den Kopf und machte einen erschöpften Augenaufschlag. „Ein paar. Drogensüchtige auch. Schwule. Moslems. Irgendwann muss es einer machen.“
„Was machen?“
„Den Müll wegbringen.“ Er spuckte Blut. „Das ist eine Müllkippe hier, verstehst du das nicht?“
Heiko schlurfte einen Schritt auf Jörn zu und presste ihm den Lauf gegen die Stirn. Jörns Finger legten sich um Heikos Knöchel. Es war kein fester Griff. „Mach doch“, sagte er. „Ich-“
Heiko zog den Abzug. Nach dem Schuss in der Grube war auch das Pfeifen weg, er hörte gar nichts mehr. Mit einem Loch in der Stirn sackte Jörns Kopf auf den Boden. Die hartnäckige Hand zuckte noch eine Weile.


Heiko ließ das Gewehr fallen, humpelte unter die Falltür und streckte den Arm danach aus. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, trotzte dem Schmerz in der Hüfte. Zwischen seinen Fingern und dem Weg nach draußen war mehr Luft als zwischen Jörns Fingern und dem Gewehr gelegen hatte, dem unerreichbaren Gewehr. Er brauchte eine Idee, eine richtig gute Idee, so wie eine Plastikflasche aus dem Krankenhaus, dass man zum Pissen gar nicht aussteigen musste.
Er fühlte sich müde wie bei einer Grippe. Wahrscheinlich würde er bald ohnmächtig werden. Da war noch so viel im Transporter gewesen, die Tour hatte ja gerade erst angefangen. Entweder fiel ihm etwas ein oder viele Leute würden heute vergebens auf ihre Pakete warten.

 

Moin @Proof,

danke für Deine Geschichte.

Zugegeben, ich war sehr gespannt, was mich diesmal bei Dir erwartet, fand ich doch damals Deine Story um die Frau mit dem krebskranken Hund sehr gelungen.

Hier bin ich ein wenig hin- und hergerissen. Zum Inhalt komme ich gleich, formal meine ich bemerkt zu haben, dass Du einen prüfenden Blick auf die Kommata werfen solltest (ich werd´den Teufel tun dies zu probieren, so vermessen bin ich nicht ;)). Und ein paar Flüchtigkeitsfehler sind mir aufgefallen, so heißt Dein Jäger manchmal Jörn, dann aber wieder Jörg. Auch die Passagen, in denen aus Sicht des Protas beschrieben wird, was die Arbeitskollegen gesagt haben, die Sprünge zwischen den Zeitebenen mit Langenkämper und dieser komplette Part hat mich aufgrund der Form manches Mal straucheln lassen. Da würde ich vielleicht mit wörtlicher Rede, Kursivschrift oder anderen Mitteln arbeiten.

Die Geschichte an sich hat mich spannend unterhalten, Du hast eine Stelle, die mich "on the edge of the seat" katapultiert hat: und zwar wenn Heiko zu rätseln beginnt, was es mit dem schmutzigen Socken auf sich hat. Gänsehaut.

Der Showdown hat mich unbefriedigt zurückgelassen, denn mMn klärst Du dort einen wichtigen Punkt nicht auf: Warum das Mädchen? Der Jäger sagt, einer "müsse den Müll wegbringen". Da hätte ich mir gewünscht, dass Heiko ihn fragt, was genau an dem Mädchen der Müll ist.
Und im letzten Absatz verschenkst Du imA ein wenig Potenzial, denn hier bietet sich doch die Möglichkeit für ein moralisches Dilemma: Soll Heiko der Polizei von der Leichengrube berichten, und evtl. wg. fahrlässiger Tötung im Straßenverkehr ins Gefängnis gehen, oder macht er weiter wie immer, liefert seine Pakete aus und lebt mit der Schuld?

Kleinigkeiten:

Er befreite den kleinen Haken aus der Halterung, der die Cargohose mit Firmenlogo auf der rechten Seitentasche oben hielt, und zog alles runter zu den Knien.
Das "Klein/Klein" mit dem Haken an der Hose und dem Logo war mir zu fummelig und hat mich eher rausgebracht, als das ein klares Bild entstanden ist.

„Jetzt komm hierher.“
Würde vielleicht eher ein Ausrufezeichen, anstelle eines Punktes setzen.

zwei noch zu Hause und einer in der Firma.
da bin ich gestolpert. Ich würde das "noch" umstellen, also: Zwei zu Hause und noch einer in der Firma

Einen durfte man, aber wenn du dir nach dem Kaffee auch noch eine Sitzung gönntest, vom Scheißhaus kamst und alle anderen waren schon los, das vergaßen sie nicht, und irgendwann, wenn du reingerufen wurdest, warfen sie dir jede einzelne Sekunde vor, die du mit Kacken verschwendet hattest. Wenn du neu warst, sagten die anderen dir erstens nicht in der Firma pissen und zweitens mehr schon gar nicht.
Diesen ganzen Teil musste ich mehrmals lesen, bis ich verstanden hab, dass es um Leute in seiner Firma geht. Und wie oben beschrieben, den letzten Satz würde ich mit einem Doppelpunkt oder Kursiv o.ä. versehen, dann liest es sich mMn runder.

Heiko drückte.
Hier habe ich mich erst gefragt: Was genau drückt er denn?

Pflückte die Flasche von seiner schüchternen Schnecke und warf das Scheißding auf den Boden vor dem Beifahrersitz. Sah auf und da kam das Kind aus dem Wald gelaufen, mitten auf die Straße, viel zu nah vor der Blechschnauze des Transporters.
"vor der Blechschnauze des Transporters" kannste mMn streichen. "viel zu nah" hat ausreichend Punch.

„Scheiße!“ Heiko stampfte auf Gaspedal
Da fehlt doch was?

Er wollte aussteigen. Beim ersten Mal bekam er den Türöffner nicht zu fassen. Sein Arm war schlaff wie seine Beine. Wie sein Pimmel gewesen war, vor einer Minute.
Hier wurde es mir irgendwie zu viel des Pimmels. Ich weiß, Du brauchst ihn, um Dich auf die Zeit zu beziehen, aber vielleicht kriegt man das auch ohne die erneute Erwähnung des guten Stücks hin.

Als er sicher war, sich nicht übergeben zu müssen, kam er wieder auf die Beine und zog die Hose hoch, hing den kleinen Haken wieder ein und ging auf das blaue Reh zu.
"das blaue Reh" fand ich sehr gelungen.

Der Jäger griff das Gewehr fester. „Erzähl das Märchen mal dem Richter. Schwere Kindheit hast du auch gehabt. Kriegst du Delfintherapie.“
Den letzten Satz würde ich streichen, der ist too much. Bei dem habe ich mich gefragt: Wie alt und wie modern ist dieser Jäger? Das hat mich rausgebracht.

Dieser Strumpf war nicht einfach schmutzig, sondern pottdreckig. Als wäre sie über eine weite Strecke mit nur einem Schuh gelaufen. Auf der Straße. Über ein Feld. Oder im Wald.
Wie oben beschrieben, da hattest Du mich. Aber sowas von!

Ein Waldweg, Forst- und landwirtschaftlicher Verkehr frei.
Das letzte Wort auch noch kursiv, oder?

Jörn drehte sich um zur Lagerfläche und wieder zurück,
Heißt es Lagerfläche oder Ladefläche?

Heiko hatte Angst, bei dem Auf und Ab könnte Jörgs Finger sich plötzlich krümmen.
Hier heißt der Jäger zum ersten Mal anders

Ein Schlagloch. Hoppala. Peng.
Pulp Fiction lässt grüßen: "Ich bin über keinen verdammten Huppel gefahren!" :lol:

„Du hilfst ihnen“, sagte Jörg.
Wieder Jörg.

Ein paar Mal wurde er langsamer und Jörn drohte, er würde ihn erschießen und für die Wildschweine liegen lassen. „Die fressen alles,“ sagte er. „Pferdescheiße, Kinderficker, alles.“
"tote Kinderficker" fände ich noch besser.

Es war eine Falltür, die Jörn aufzog, während er wieder auf die Füße kam. Der Gestank von darunter schoss in die Luft wie Bier aus einer geschüttelten Dose.
Ich würde das "von" streichen.

aber ihm war nicht klar gewesen, wie sehr er wirklich leben wollte, nicht so sehr wie jetzt, da er sah und roch, wie das war, wenn man nicht mehr atmete, das Herz nicht mehr schlug, der Darm keine Big Macs mehr in Scheiße verwandelte.
Das Bild mit den Big Macs könntest Du früher einbauen (vielleicht hat er sich zu Beginn der Fahrt noch schnell einen reingezogen, oder so), denn hier kommt es ein wenig aus dem Nichts. Klar, direkt danach weist Du auf die McD-Frau hin, das wirkt dann aber mMn zusammen ein wenig arg konstruiert.

Heiko fuhr zusammen. „Warte!“ Leben, ich will leben! „Ich mache es!“
Jörg nickte,
Und wieder Jörg.


Soweit mein erster Eindruck, ich hoffe, Du kannst mit meinen fünf Cent etwas anfangen.
Gerne gelesen,
beste Grüße
Seth

 

Hallo Proof,

erinnert mich etwas an die neue Staffel von Dexter, mit dem Endgegner sozusagen, der jagt ja auch gerne, vor allem junge Mädchen, soweit ich mich erinnere. Oder The Hunt.

Sind so ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind:

Rein logisch: Dem Jäger würde ich für die Szenen, wo er nah am Prot steht, eher eine Kurzwaffe geben. Es ist kein Geheimnis, dass man, sobald man einmal den Lauf einer Langwaffe ergriffen hat, sehr schnell die Kontrolle übernehmen kann. Insgesamt ist die Handlichkeit einer Büchse in engem oder beengtem Raum (oder auch kürzere Distanz) schwieriger. Deswegen gibt es eben Kurzwaffen, es sind reine Nahkampfwaffen, die genau für diese Distanzen geschaffen sind. Früher gab es auch mal spezielle Flinten für den Schützengraben, falls der gegnerische Kombattant in diesen eindringt, aber das hat sich nicht durchgesetzt. Auch dass er ihm im Wagen, im Fond, am Ohr vorbeischießt, finde ich etwas haarig. Erstens ist es gar nicht so einfach, auf so kurze Distanz mit dem normal langen Lauf, da liegt der bei deinem Prot schon halb auf der Schulter, zweitens verhalten sich auf Büchsen, je nach dem wie sie eingeschossen wurden, auf nähere Distanzen anders als auf weiter entfernte Ziele, siehe battlefield zero oder point blank range. Wo geht der Schuss auch hin? Raus? Bedenke, ein Projektil kann bis zu 5 Kilometer weit fliegen. Nimmt jemand, der so eine Leichenhalle im Wald angelegt hat, das in Kauf, vielleicht dadurch entdeckt zu werden? Weil sein Projektil irgendwo in einem Wohngebiet einschlägt? Auch gibt es die Gefahr von Abprallern etc ...

Dann: Diese Leichengrube im Wald. Der Jäger sagte was von Wildschweinen: die würden das auf jeden Fall auch mitkriegen. Wildschweine graben sich durch alles, sicher auch bis in diese Grube. Wir ist sowieso nicht ganz klar, wenn es die Wildschweine erledigen, wofür braucht er dann noch diese Grube? Ich weiß, du brauchst die aus dramaturgischen Gründen, aber das ist in sich nicht so ganz schlüssig. Vielleicht macht er tatsächlich Trophäen draus, aus seinen Opfern, also stopft die aus oder nimmt nur den Kopf, und die hat er dann in einem geheimen Raum in seinem Jagdschloss (so was gibt es noch, ja!). Naja, keine Ahnung. Jedenfalls so eine Art Grube würde man bemerken im Wald, zumindest andere Jäger oder Menschen mit Hunden, nicht zuletzt eben das Schwarzwild. Ist auch so die Frage: Ist das wirklich sein Revier? Darf er dort also jagen? Oder ist er gar der Waldbesitzer? Deutsche Forste sind in den meisten Fällen nicht so undurchdringlich, dass man so etwas anlegen könnte, ohne das es wirklich gar keinem auffällt. Außer der Forst ist abgeriegelt und privat. Selbst an einem wirklich abgelegenen Ansitz im Westerwald tauchte mal eine Walkerin auf und lief mitten durch die Kirrung. Es gibt immer wieder so Fälle wie im Schwarzwald vor ein paar Jahren, wo die Wanderin verloren gegangen ist und nicht mehr auftauchte, aber sie sind doch selten.

So. Ich weiß nicht, mir ist das manchmal zu viel der bildhaften Sprache. Da wäre weniger vermutlich mehr, so wirkt mir das manchmal zu gewollt makaber, der Text hat das meiner Meinung nach nicht nötig. Da ist schon viel Scheiße und Kacke und Pissen drin, und wenn du das reduzierst und auch die Vergleiche, wie etwas riecht oder wie etwas ist, würde der Text härter werden, glaube ich, mit mehr Zug. Brutaler. Ich meine, es ist ein brutaler Text, deswegen komme ich da überhaupt erst drauf. Auch das der Prot die Frage stellt, ob das alles Kinderficker sind und er das dann genau auseinanderdividiert. Ob so jemand noch eine Begründung braucht oder sich die Mühe macht, seinem nächsten Opfer das zu erklären? Ich meine, seine Taten und alles, was vorher war, steht für sich selbst. Der erscheint mir manchmal etwas redselig.

Ja, ist ein harter Text, finde ich gut, gerne gelesen.

Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Proof,

eine recht plakative (und manchmal vulgäre) Geschichte, die viel auf Ekel setzt - ist generell nicht so meins, aber egal.

Das mit dem Brechen der Erwartungen funktioniert.

Manchmal verknappst du ganz gerne, aber mir etwas zu doll, sodass es manchmal eher irritiert, z.B.:

Wie abgestumpft Langenkämper war, der das hinbekam, es zumindest behauptete.
(Ist ja auch kein vollständiger Satz?)
Drei Kaffee brannten in Heikos Blase, zwei noch zu Hause und einer in der Firma.
Also, man merkt dann immer, was du meinst, aber ich bin ein paar Mal kurz hängengeblieben wegen dieser Verkürzungen.

Ging vielleicht nur mir so, aber ich habe die Personenkonstellation erstmal nicht geblickt: Erst dachte ich, Langenkämper wäre Heiko, dann dass die gerade beide zusammen im Auto sitzen, und dann hab ich's erst gecheckt, dass Heiko allein fährt. Keine Ahnung, was da los war (lag denk ich mit an diesen Verkürzungen [ @jimmysalaryman hat was zu dem Schuss gesagt und es anscheinend so verstanden, dass der im Auto stattfand, für mich waren die da aber noch nicht eingestiegen - evtl. auch eine Verkürzungsunschärfe]). :D

eingeschüchterte Nacktschnecke
sein kleiner Wurm
seiner schüchternen Schnecke
Diese Vergleiche fand ich eher quatschig (wüsste spontan auch nicht, was eine eingeschüchterte Nacktschnecke optisch jetzt groß von einer nicht-eingeschüchterten unterscheiden soll). Braucht es m.E. nicht.

Der eigene Schrei gellte ihm in den Ohren, Front- und Seitenscheibe warfen den Schall zurück. Die Reifen quietschen. Ein dumpfer Aufschlag, Blech gegen Fleisch und kleine Knochen. Bump. Das Kind flog ein Stück und drehte sich auf der Straße noch zweimal um sich selbst.
Präsens Absicht?

Ich mochte ein paar deiner Details, z.B.:

Der Wagen stand. Heiko fühlte sich leicht. Alles fühlte sich leicht an. Als würde er gleich auseinanderfallen.
Heiko sah nicht direkt zum Kind, er sah daran vorbei, und dann immer wieder hin, nur eine Sekunde lang.
Er fühlte sich wie im Sommer, wenn man auf einer Wiese bei Vogelgezwitscher die Augen zumachte und langsam einnickte.
Gut reingefühlt.

Sein Arm war schlaff wie seine Beine. Wie sein Pimmel gewesen war, vor einer Minute.
Finde ich etwas unglücklich, weil es auch heißen könnte, dass der jetzt nicht mehr schlaff ist - was ja der Situation recht unangemessen wäre.

Ein Jäger stand da bei seinem Lieferwagen. Braune Hose, grüne Jacke, Gummistiefel. Auch in Grün. Grüne Mütze, keine Schirmmütze, so ein altes Teil mit Fasanenfedern daran oder was das war. Traditionell. Ein Gewehr.
Hier finde ich die Reihenfolge der Details durcheinander. Du könntest ja z.B. von oben nach unten gehen (Mütze, Jacke, Hose, Stiefel), oder andersrum, oder vom augenfälligsten zum unauffälligsten (dann wäre das Gewehr wohl weit vorne).

Socken mit Gesichtern, diese japanischen Comics, wo alle Riesenaugen haben.
Finde ich unschön, da flapsig.

Forst- und landwirtschaftlicher Verkehr frei.
Müsste das "frei" nicht auch kursiv?

„Ist das eine Pissflasche? Mein Alter konnte irgendwann nur noch so. Hab sie oft leergemacht.“
„Das ist eine.“
„Pissflasche?“
„Ja.“
„Und was willst du hier drin damit?“
Relativ sinnfreier Dialog; wenn er die kennt, kennt er die.

Heiko hatte Zeit. Hier unten hatte sie sich also versteckt.
Mag ich im Prinzip, fand ich an dieser Stelle aber eher unpassend, plötzlich so was Poetisches.

Zum Anfangspart: Ist ja eine recht wasserdichte Erklärung, warum er unterwegs in die Flasche pinkelt - in meinen Augen könntest du das allerdings drastisch kürzen. Auch, wie er zu der Flasche gekommen ist und so. Und dass du am Ende nochmal auf das Paketethema rekurrierst, bräuchte es m.M.n. nicht. Also das Paketethema fand ich eher uninteressant (ist ja auch so ein Allgemeinplatz, dass die Zusteller immer Zeitdruck haben und so).

Das Ende fand ich recht abrupt und auch etwas unbefriedigend.
Und was bei mir hängen blieb, ist die Frage, inwiefern das Mädchen jetzt "Müll" war. Da wäre eine Erklärung gut, denn sonst könnte man dir ankreiden, du hättest das halt gewählt, damit es weiter vorne in der Story maximal reinhaut, aber eigentlich ergibt es keinen Sinn..

Soweit.
Viele Grüße
Maeuser

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Proof

Habe das gerne gelesen. Bin (fast) stolperfrei durch den Text gekommen und der Text liest sich für mich stimmig. Gute Horrorgeschichte mit bisschen Ekelfaktor. Eine einfache Handlung, aber mit einem netten Twist mit dem Jäger. Für meinen Geschmack werden vielleicht etwas zu viele genretypische Versatzstücke bedient: Wald, Autounfall, durchgeknallter Typ, der den Prot bedroht, Leichengrube. Das muss jetzt nicht schlecht sein, die Geschichte hat für mich trotzdem gut funktioniert und ich fand auch gelungen, wie Du die Geschehnisse geschildert hast, mit einer ordentlichen Portion Härte, die mich gepackt hat. Den Schreibstil empfand ich als knapp aber grösstenteils treffend. Hie und da verlierst Du dich in Details, die es meiner Meinung nach nicht unbedingt braucht. Habe insgesamt zweimal gelesen, hat Spass gemacht.

Hat mir also insgesamt gut gefallen. Paar Details habe ich unten noch aufgeführt (vorherige Kommentare habe ich nur überflogen, hoffe, es doppelt sich nicht allzu viel).

Mit rechts zog Heiko den Hosenschlitz auf, die linke Hand hielt das Lenkrad. Er holte sein Ding raus. Hose und Unterhose strangulierten ihm den Sack, so würde das nichts werden.
Gibt einen guten Vorgeschmack auf das Kommende, meiner Meinung nach ein guter Startpunkt in die Geschichte.

Er befreite den kleinen Haken aus der Halterung, der die Cargohose mit Firmenlogo auf der rechten Seitentasche oben hielt, und zog alles runter zu den Knien.
War mir etwas zu detailliert. Ist es wirklich wichtig, wo sich das Firmenlogo auf der Cargohose befindet? Könntest Du vielleicht kürzen.

Danach beugte er sich nach vorn, fast berührte seine Stirn das Lenkrad. Unter dem Sitz tastete er umher, bis seine Finger das Plastik der Urinflasche berührten.
Hier ist mir die Wortdoppelung aufgefallen.

Wie abgestumpft Langenkämper war, der das hinbekam, es zumindest behauptete. Kupplung treten, schalten, lenken und in die Flasche pissen, der Wahnsinn. Drei Kaffee brannten in Heikos Blase, zwei noch zu Hause und einer in der Firma. Einen durfte man, aber wenn du dir nach dem Kaffee auch noch eine Sitzung gönntest, vom Scheißhaus kamst und alle anderen waren schon los, das vergaßen sie nicht, und irgendwann, wenn du reingerufen wurdest, warfen sie dir jede einzelne Sekunde vor, die du mit Kacken verschwendet hattest. Wenn du neu warst, sagten die anderen dir erstens nicht in der Firma pissen und zweitens mehr schon gar nicht.
Also hatte Langenkämper sich nach ein paar Monaten die Urinflasche mitgebracht, seine Frau war Krankenschwester. „Ich mach mir den Stress nicht mehr, ich piss im Wagen“, hatte er gesagt. „Soll ich dir auch eine besorgen? Kostet nichts, bei meiner Frau auf Arbeit stehen die überall rum.“
Hier hatte ich etwas Schwierigkeiten, Langenkämper und den Prota auseinanderzuhalten. Die verwischen hier irgendwie, vielleicht weil Du zuerst was von Langenkämper bringst, dann das mit den Kaffee von Heiko und danach paar Infos zur Firma und dann wieder Langenkämper. Ich habe es z.B. erst so gelesen, dass Heikos Frau Krankenschwester ist und ihm die Pissflasche mitgebracht hatte. Aber es war ja Langenkämpers Frau. Eigentlich steht's da eindeutig, aber ich hab's erst beim zweiten Lesen richtig gecheckt.

Sah auf und da kam das Kind aus dem Wald gelaufen, mitten auf die Straße, viel zu nah vor der Blechschnauze des Transporters.
Den Rest könntest Du meiner Meinung nach streichen. Es würde den Satz unmittelbarer machen. Punchiger.

Heiko stampfte auf Gaspedal,
aufs

Die Reifen quietschen.
Zeitform: quietschten

Sie zuckten ein paar Mal nach links wie die Pfoten eines träumenden Hundes.
Zucken denn die Pfoten träumender Hunde immer nach links? Würde ich streichen, ist wieder so ein Detail, was es meiner Meinung nach nicht braucht.

Heiko sah nicht direkt zum Kind, er sah daran vorbei, und dann immer wieder hin, nur eine Sekunde lang. Vielleicht war es ja doch kein Kind, nur Einbildung, nur auf den ersten Blick. Das hier war Wald, der Wald zwischen zwei Dörfern. Wo die Felder aufhörten und die Bäume begannen, stand ein Schild, das vor Rehen warnte, die über die Straße liefen.
Fand ich toll geschrieben und eine der besten Stellen im Text. Führst Du dann hier auch schön fort, die Szenen ergänzen sich gut:
Als er sicher war, sich nicht übergeben zu müssen, kam er wieder auf die Beine und zog die Hose hoch, hing den kleinen Haken wieder ein und ging auf das blaue Reh zu. Es war der Stoff eines Kleides, ein blaues Kleid, das war keine Einbildung und das war kein Reh. Er hatte ein Kind angefahren, es hatte blonde Haare mit einem roten Fleck darin.

Ein Jäger stand da bei seinem Lieferwagen. Braune Hose, grüne Jacke, Gummistiefel. Auch in Grün. Grüne Mütze, keine Schirmmütze, so ein altes Teil mit Fasanenfedern daran oder was das war. Traditionell. Ein Gewehr.
Hier bin ich mir unsicher, ob Heikos Beobachtungsreihenfolge stimmig ist. Würde er nicht vielleicht zuerst das Gewehr sehen und danach solchen Details wie der grünen, traditionellen Mütze mit den Fasanenfedern Beachtung schenken? Mmh, ich weiss nicht, vielleicht geht's auch nur mir so.

„Was?“ Heiko rieb sich die Stirn. „Nein! Sind Sie irre? Mann, ich hab das Kind angefahren!“
„Mit Hose unten?“
„Ich wollte gerade pissen, als es passiert ist!“
„Im Auto.“
„Ja!“
„Während der Fahrt.“
„Ja, verdammt!“

Der Jäger griff das Gewehr fester. „Erzähl das Märchen mal dem Richter. Schwere Kindheit hast du auch gehabt. Kriegst du Delfintherapie.“
Da ist mir der Dialog etwas zu ausgewalzt. Das Nachfragen des Jägers könntest Du hier kürzer halten. Oder soll der so leicht beschränkt rüberkommen? Später im Text gibt es auch nochmal eine solche Stelle, wo ich fand, der Jäger gibt sich etwas sehr begriffsstutzig.

„Das sagt der Richtige.“ Mit dem Daumen über die Schulter zeigte der Jäger auf den Lieferwagen, ohne sich umzudrehen. „Deiner?“
„Nein.“ Ein Gedanke blitzte auf in Heikos Kopf. „Gehört der Firma! Meiner Firma! Die werden mich suchen.“
Das Gespräch wirkt teilweise nicht ganz rund auf mich. Wer sollte denn sonst mit dem Lieferwagen unterwegs sein?

Ich habe mit Absicht danebengeschossen, ist ja wohl klar. Hundert Ring Schützenfest 2003, zweimal auf Fünferspiegel.
Ich finde, das untergräbt hier etwas die Glaubwürdigkeit des Jägers. Wieso erzählt er Heiko das? Mit Absicht danebengeschossen. Klar, aber meiner Meinung nach wirkt das doch viel stärker, wenn er nichts dazu sagt und ihn bspw. nur anstarrt. Auch die Angaben vom Schützenfest, als müsste er sich vor dem eingeschüchterten Heiko weiter beweisen. Vielleicht macht er das aus sadistischen Gründen, aber empfand ich trotzdem als etwas unstimmig.

„Bleib da stehen.“ Jörn hielt das Gewehr mit einer Hand, die andere tastete an der hinteren Tür des Transporters herum. „Wo ist … ach hier.“
Liest sich für mich fast so, als würde er da im Dunkeln rumtasten, aber es ist ja nicht Nacht. Ich hatte diesen Eindruck vor allem, weil der Jäger da noch so planlos nachfragt: Wo ist denn dieser Hebel? Würde das streichen.

Er fühlte sich wie im Sommer, wenn man auf einer Wiese bei Vogelgezwitscher die Augen zumachte und langsam einnickte.
Die Geschichte ist bis hierhin mit einer gewissen Härte erzählt worden, die ich gerne mag, aber das riss mich dann eher raus, weil es irgendwie viel zu friedlich für die Geschehnisse klingt. Das Pfeifen auf seinem Ohr von dem Schuss vergleicht er mit Vogelgezwitscher auf einer Wiese im Sommer? Das konnte ich an der Stelle nicht recht kaufen oder ich verstehe was nicht.

Von Weitem näherte sich ein knatternder Motor, ein Traktor bestimmt hier draußen.
Würde den Nebensatz etwas umstellen, vielleicht so: ..., bestimmt ein Traktor hier draußen. Das wäre flüssiger.

Ein Waldweg, Forst- und landwirtschaftlicher Verkehr frei.
frei auch kursiv.

Jörn drehte sich um zur Lagerfläche und wieder zurück,
Ladefläche, oder?

„Fährst Pakete aus?“
Wieso fragt er das? Ist doch mehr als offensichtlich. Wahrscheinlich steht auch noch irgendwo fett und gross das Firmenlogo auf dem Lieferwagen, wie bei DHL, FedEx und Co. Jörn ist insgesamt etwas zu stumpfsinnig und zu stark auf unintelligenter Hillbilly getrimmt, so zumindest mein Eindruck.

Sein Kopf würde aufs Lenkrad sacken, tot, eben hier und jetzt nicht mehr, und der Lieferwagen würde abdriften und vor einen Baum fahren.
Das irritiert mich auch nach mehrmaligem Lesen noch. Es macht den Satz unnötig kompliziert, würde es einfach streichen.

„Ist das eine Pissflasche? Mein Alter konnte irgendwann nur noch so. Hab sie oft leergemacht.“
„Das ist eine.“
„Pissflasche?“
„Ja.“
„Und was willst du hier drin damit?“
Hier wieder der Jäger: Wieso fragt er, ob das eine Pissflasche ist, wenn er die Dinger so genau kennt von seinem Alten? Ergibt für mich nicht recht Sinn. Dann auch sein erneutes Nachfragen: Pissflasche? Wirklich? Das meinte ich zuvor damit, dass er als etwas beschränkt rüberkommt. Würde das umformulieren. Vielleicht kann er ja einfach sagen, er kenne die Dinger, sein Alter hätte irgendwann nur noch so pissen können.

Hast dir eine ordentliche Ladung in Hose gedrückt.
in die Hose

Vollgesogen mit tiefgelber Morgenkaffeepisse wog die Hose schwer und spannte sich über Heikos Oberschenkel, inzwischen nicht mehr warm, sondern kalt. Seine Füße versanken bis zu den Knöcheln im Laub, das raschelte, während er bergauf stapfte.
Du ziehst das Vulgäre konsequent durch. Zu Anfang war es mir fast etwas zuviel des Pimmels und des Pissens usw. Zumindest beim ersten Lesen, jetzt beim zweiten Mal empfand ich es weniger als Störfaktor. Aber an dieser Stelle könntest Du meiner Meinung nach sogar noch etwas aufdrehen: Die mit Pisse vollgesogene Hose scheuert an seinen Schenkeln und er glaubt, er hole sich wegen der Anstrengung 'nen Wolf, bspw.

Umso mehr klammerte Heiko sich an den mutmaßlichen Rest seines Lebens, lieber noch ein paar Stunden mit diesen Hosen dieses Kind durch den Wald tragen als ihm ins Nichts zu folgen.
Den zweiten Satzteil fand ich umständlich zu lesen.

Der Gestank von darunter schoss in die Luft wie Bier aus einer geschüttelten Dose.
Könntest Du kürzen, es ist klar, von wo der Gestank kommt.

Er lehnte an der Wand, die Wände und der Boden waren aus Holz. Am Holz klebten braun-rote Striche.
Die Wortwiederholungen fand ich stilistisch nicht so prickelnd.

Die Kadaver dort unten und ihr entsetzlicher Gestank. Eine Jauchegrube des Todes. Heiko wollte keiner von ihnen sein. Er hatte Angst gehabt spätestens, seit Jörn geschossen hatte, aber ihm war nicht klar gewesen, wie sehr er wirklich leben wollte, nicht so sehr wie jetzt, da er sah und roch, wie das war, wenn man nicht mehr atmete, das Herz nicht mehr schlug, der Darm keine Big Macs mehr in Scheiße verwandelte. Eine Frau in McDonald’s-Uniform lag dort unten, eine schwarze Frau war sie gewesen, nach dem zu urteilen, was noch übrig war. Ihr Mund stand offen, die Lippen hatten sich weit über die Zähne zurückgezogen. Es sah aus wie ein Grinsen.
Fand den Einstieg in diesen Abschnitt nicht ganz reibungslos. Würde es zumindest so drehen, dass er erst die Frau mit der McD-Uniform entdeckt und danach das mit dem Big Macs in Scheisse verwandeln kommt, sonst liest sich das zu konstruiert. Dann auch ein wenig Klischeealarm mit dem grinsenden Schädel, ist halt ein sehr gängiges Bild.

Totes Fleisch dämpfte Heikos Aufprall, auch das Kind war Teil dieser Rettungsmatte.
Auch das würde ich streichen, weil ich finde, das mit der Rettungsmatte klingt nicht wirklich rund. Wie tief ist die Grube? Spielt es eine Rolle, ob das Mädchen Teil der Rettungsmatte ist? Will sagen, der Vergleich tote Körper = Rettungsmatte hat mich an der Stelle nicht ganz abgeholt.

Er fühlte sich benommen und fragte sich, ob es vom Moschusgeruch in der Grube war oder vom Sturz.
Hätte anstelle war kam geschrieben. Meine Herleitung: Von wo kam das benommene Gefühl? Das kam vom Moschusgeruch oder vom Sturz. Keine Ahnung, ob das stimmt, ich mache das mehr nach Gefühl :D

Jörn kroch auf dem Bauch wie eine kranke Schlange.
Konnte ich mir schlecht vorstellen. Wie kriecht eine kranke Schlange? Ausserdem bewegt Jörn der Jäger nachher eigentlich nur noch seine Hand, danach ist er sogar komplett still. Die Beschreibung passt also nicht so ganz, finde ich.

Er setzte seinen Weg fort, hielt das linke Bein gerade und zog es hinterher. Es tat nicht so weh, wenn er kein Gewicht darauf verlagerte. Und Es waren nur drei Schritte.
Könntest Du auch streichen. Es dürfte klar sein, dass er weniger Schmerzen empfindet, wenn er das verletzte Bein nicht belastet.

Eine umständliche Bewegung, aber Jörn bewegte sich noch viel umständlicher, gar nicht eigentlich. Heiko hatte Zeit. Hier unten hatte sie sich also versteckt.
Passt nicht recht zum Rest der Geschichte. Wirkt mir zu konstruiert, dass er so darüber nachdenkt.

Mit einem Loch in der Stirn sackte Jörns Kopf plötzlich auf den Boden, nachdem er ihn so angestrengt oben gehalten hatte.
Das Füllwort und das Geschriebene nach dem Komma (da rückerzählt) nehmen dem Satz etwas den Drive. Würde ich auch hier rauskürzen.

Da war noch so viel im Transporter gewesen, die Tour hatte ja gerade erst angefangen. Entweder fiel ihm etwas ein oder viele Leute würden heute vergebens auf ihre Pakete warten.
Der Schluss lässt mich leider etwas unbefriedigt zurück. Also in zweierlei Hinsicht: Denkt er wirklich über die Pakete nach, über seine unvollendete Tour? Ich weiss nicht. Ist das alles nicht schon ganz weit weg und es geht für ihn nur noch ums nackte Überleben, auch wenn die Bedrohung mit Jörns Tötung kleiner geworden ist? So liest es sich zumindest bis hierher, weil sein Job nach ca. der ersten Hälfte der Story keine Rolle mehr zu spielen scheint. Dann: Ich konnte während der Geschichte nicht so recht an Heiko anknüpfen, weshalb es mir eigentlich egal ist, ob er aus der Grube wieder rauskommt oder für immer mit den anderen Opfern zusammen verfault. Mir fehlte da was auf der Strecke unterwegs, dass mich am Ende mehr mit ihm mitfiebern lässt. Klar, ist eine Horrorgeschichte und für deren Verlauf hat Heiko als Prot auch gut funktioniert, aber für dieses Ende ist mir der Typ zu wenig nahe. Würde da was anderes wählen, vielleicht in die Richtung, was @Seth Gecko vorgeschlagen hatte.

Wünsch Dir ein anständiges Weekend,
d-m

p.s.: Würde mir wünschen, Du würdest bei einer zukünftigen Geschichte mal etwas weniger den Ekelfaktor bemühen, sondern mehr was Düsteres, Beunruhigendes, Schleichendes aufs Papier bringen. Diese mehr oder minder splatterigen Geschichten hast Du gut auf dem Kasten, wäre interessant zu sehen, was Du in den anderen Ausrichtungen des Horrors so zu bieten hättest :-)

 

Hallo @Proof

Schräge Geschichte. Hat mich in der Darstellung der Gewalt an Tarantino-Filme erinnert; da ist die Gewalt auch immer überzeichnet und dick aufgetragen und kippt ins humoristische, so dass sie eben nicht unter die Haut geht, nicht schockiert sondern eher amüsiert. In mir hat sich beim Lesen auch eine angenehme Distanz zu deinen Protagonisten aufgebaut, so dass ich sie nicht als Menschen aus dem „wahren“ Leben wahrgenommen habe, sondern als Kunstfiguren, Marionetten, die in mir kein starkes Mitgefühl geweckt haben, und ich nicht wirklich ernst nehmen konnte. Das ist nicht negativ gemeint; genau deswegen konnte ich die Gewalt und die Brutalität der Story (auch wenn das immer blöd klingt) genießen. Ich glaube, wenn ich die Geschichte todernst nehmen würde, in der Wirklichkeit ansiedeln würde (und unrealistisch ist der Plot ja nicht, nur in den Zufällen extrem unwahrscheinlichen), würde sie mir nicht mehr gefallen. Aber wenn ich sie als reine Groteske lese, als Satire auf die Arbeitsbedingungen der Paketboten, funktioniert sie bei mir voll, und ich find das auch richtig gut gemacht. Die Sprache ist sehr bildhaft und präzise, und während dem Lesen lief bei mir ein Film im Kopf ab, der mich gut unterhalten hat.

Wahrscheinlich war das deine Absicht, aber die Motive des Jägers fand ich etwas verwirrend: Einerseits ist er der selbsternannte Sheriff, der Selbstjustiz übt, und die Gesellschaft von (seiner Meinung nach) abartigen Individuen säubern will, um ihre Reinheit und Homogenität zu bewahren. Er benutzt diese Selbst-Erzählung als Absolution für seine Taten, um ohne schlechtes Gewissen Leute killen zu können. Das ist zwar voll Psycho, leuchtet aber ein. Andererseits wird für mich nicht klar, ob er jetzt hinter dem Mädchen her war, (und wenn ja, warum? Ist er der eigentliche Kinderficker?), und es vors Auto scheuchte, oder ob da noch ein Dritter Handelnder im Spiel ist (vor dem das Mädchen flüchtete), der aber unsichtbar bleibt. Erst dachte ich, klar, der Jäger ist der Pädophile, aber dann kommt am Ende der Schwenk mit dem Massengrab, und dann ist plötzlich nicht mehr klar, ob er jetzt wirklich hinter dem Mädchen her war; ich vermute es, es finden sich da ja Andeutungen im Text, aber sicher ist es nicht. Ich glaube, ich fände es befriedigender, wenn es noch deutlicher geworden wäre, dass er hinter dem Mädchen her war; so bleibt die Vorstellung eines unsichtbaren Dritten eine Möglichkeit, die ja aber auch zur Absurdität der ganzen Handlung passen würde.

Hab ich gern gelesen.

Grüße
Mand

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin,

wie immer an dieser Stelle zuerst mal sorry, dass ich so ewig brauche, mein Leben ist randvoll mit unnützem Ballast (Arbeit).


@Seth Gecko

Zugegeben, ich war sehr gespannt, was mich diesmal bei Dir erwartet, fand ich doch damals Deine Story um die Frau mit dem krebskranken Hund sehr gelungen.
Das klingt wie „Und dann kommt das hier …“

Hier bin ich ein wenig hin- und hergerissen.
Fast.

Der Jäger hieß erst Jörg. Ich habe schon ein, zwei Geschichten geschrieben und irgendwann kommt der Punkt, an dem du dich fragst: Warte, der wievielte Dirk ist das jetzt eigentlich? Jörg hatte ich auf jeden Fall schon mal, meistens nehme ich Namen aus dem Freundeskreis oder von der Arbeit oder aus der Familie, also wirklich nur die Namen, keine tatsächlichen oder von mir so wahrgenommenen Charaktereigenschaften. Jörn meine ich ist der erste. War einer in meiner Klasse. Und einen kenne ich so recht neu, seit zwei Jahren oder so. Jedenfalls habe ich auf den letzten Drücker den einen Buchstaben geändert und dann ob der schieren Masse wohl zwei übersehen. Sind geändert, danke.

Auch die Passagen, in denen aus Sicht des Protas beschrieben wird, was die Arbeitskollegen gesagt haben, die Sprünge zwischen den Zeitebenen mit Langenkämper und dieser komplette Part hat mich aufgrund der Form manches Mal straucheln lassen. Da würde ich vielleicht mit wörtlicher Rede, Kursivschrift oder anderen Mitteln arbeiten.
Gängig bei der Charakterisierung ist ja, also, tendenziell eher in „Unterhaltungsliteratur“, Rückblick auf ein vergangenes, formendes Ereignis, ein Satz Plusquamperfekt und dann Präteritum. Führt natürlich manchmal zu „Moment, sind wir jetzt jetzt oder vor zehn Jahren?“

Du hast eine Stelle, die mich "on the edge of the seat" katapultiert hat: und zwar wenn Heiko zu rätseln beginnt, was es mit dem schmutzigen Socken auf sich hat. Gänsehaut.
Danke. Ich hab ein bisschen damit gehadert, das so offen zu lassen, was es mit dem Mädchen auf sich hat, aber irgendwie scheint es mir konsequent. Mutmaßlich wird Heiko in dieser Grube sterben. Interessant finde ich auch immer, wenn einem die Inspirationsquelle erst im Nachhinein bewusst wird. Bei Children of the Corn hast du das erzählerische Problem, dass der Sympathieträger am Anfang ein Kind totfährt. Auch wenn es ein Unfall ist, schwierig. Im Film retten sie das, indem rauskommt, der Junge hat die Kehle durchgeschnitten und wäre sowieso gestorben. Halb so wild also. Ähem. Ich weiß gar nicht mehr, ob das in der Kurzgeschichte genauso ist, King war ja damals unzufrieden wegen der Hollywoodisierung seiner Vorlage.

Der Showdown hat mich unbefriedigt zurückgelassen,
Wie gesagt, kann ich verstehen. Vielleicht war das Mädchen ja frech oder hat immer nur mit dem Smartphone gespielt. Ich hab zuletzt immer Geschichten, die sich komplett anders entwickeln als das, was ich ursprünglich vorhatte. Das hier ging mal mit dem roten Faden los: Ein Typ auf einer Autobahntoilette, so ein Ranzding, Betonwürfel, nicht mit Tanke und Burger King angeschlossen oder so. Er hört, wie von außen abgeschlossen wird. Dann kommt ein fieses Monster aus der Schüssel gekrochen. Die Leute da opfern quasi Durchreisende dem Monster und „ernten“ dann das Auto und den Inhalt. Ich war mit dem Monster, das mir dazu entfiel, nicht zufrieden, und naja, machst du eine Monstergeschichte, brauchst du ein cooles Monster. Also zurück auf Anfang. Und dann hat sich irgendwie diese Pissflaschennummer ergeben und ich habe die Geschichte einfach passieren lassen. Manchmal merkt man das dann, zum Beispiel an einem nicht zufriedenstellenden Ende, dass es keinen echten Plan gab, sondern der Autor sich ein bisschen hat treiben lassen, was ja beim Schreiben eigentlich Spaß macht. Hat Poe schon gesagt: Am besten funzt es, wenn du genau weißt, welchen Effekt du erzielen willst, BEVOR du anfängst zu schreiben. Gibt es inzwischen sicherlich genauso einleuchtende Gegenargumente, aber wenn ich mir meine Geschichten angucke, da kann ich tatsächlich selbst am besten zu denen stehen, bei denen ich genau wusste, wo ich hin will.

Soll Heiko der Polizei von der Leichengrube berichten, und evtl. wg. fahrlässiger Tötung im Straßenverkehr ins Gefängnis gehen, oder macht er weiter wie immer, liefert seine Pakete aus und lebt mit der Schuld?
Eigentlich wollte ich, habe ich oben schon erwähnt, auf etwas Horrormäßigeres hinaus: Mutmaßlich wird er aus dieser Grube nicht mehr rauskommen, ist wie lebendig begraben. Dieses philosophische oder auch sozialkritische, nochmal mit den Paketen zu kommen, das freut gewisse Parteien und die Gewerkschaft, der Geschichte als Horrorstory tut das vielleicht nicht so gut. Sagt ja auch ein späterer Kritiker.

Das "Klein/Klein" mit dem Haken an der Hose und dem Logo war mir zu fummelig und hat mich eher rausgebracht, als das ein klares Bild entstanden ist.
Verliere mich manchmal in Details, jo.

Würde vielleicht eher ein Ausrufezeichen, anstelle eines Punktes setzen.
Gehe ich generell sehr sparsam mit um.

Hier habe ich mich erst gefragt: Was genau drückt er denn?
Hatte tatsächlich auch gedacht, klingt mehr nach Nummer zwei. Wie sagt man denn beim Pullern nochmal? Pressen?

„Scheiße!“ Heiko stampfte auf Gaspedal
Da fehlt doch was?
Was denn?

Hier wurde es mir irgendwie zu viel des Pimmels.
„Zu viel des Pimmels“ wäre auf jeden Fall eine schöne Überschrift für eine Rezension. „Der neue Proof - zu viel des Pimmels?“

"das blaue Reh" fand ich sehr gelungen.
Danke, ich war da unsicher, ob das geht vom Bild her.

Wie alt und wie modern ist dieser Jäger? Das hat mich rausgebracht.
Interessanter Punkt. Im Kopf habe ich ihn irgendwo zwischen vierzig und sechzig. Ein bisschen Mick Taylor in Wolf Creek.

Das letzte Wort auch noch kursiv, oder?
Jo.

Heißt es Lagerfläche oder Ladefläche?
Ich glaube deins.

Pulp Fiction lässt grüßen: "Ich bin über keinen verdammten Huppel gefahren!"
Noch so ein Ideengeber, der mir beim Schreiben gar nicht bewusst war. Tatsächlich war ich auch selbst einer. Erst hinterher ist mir aufgefallen: Der eine geht mit Waffe hinter dem anderen her. Ich könnte Hexen des großen Landes und diese in eine Sammlung packen: Erzählungen mit Leuten, wo der eine mit Waffe hinter dem anderen hergeht.

Klar, direkt danach weist Du auf die McD-Frau hin, das wirkt dann aber mMn zusammen ein wenig arg konstruiert.
Ich guck mal.

Vielen Dank für deine Kritik!


@jimmysalaryman

Oder The Hunt.
Der war mir ja zu abgedreht. Oder vllt war ich auch einfach nicht drauf vorbereitet. Ich mochte bisher so gut wie alle filmischen Varianten des Themas (die ich kenne), aber so Splattersatire, das hat mich überfahren.

Dem Jäger würde ich für die Szenen, wo er nah am Prot steht, eher eine Kurzwaffe geben.
Jo, das war auch gerade bei Stranger Things, beim Gewehr kann dir einer an den Lauf packen. Hat ein Jäger denn immer auch eine Pistole dabei? Könnte ich ja einbauen. Ich wollte noch sagen, macht ein Jäger sich über sowas Gedanken, das durchschnittliche Wildschwein greift ihm sicher nicht an den Gewehrlauf, aber er macht ja auch auf Menschen Jagd. Dann würde ich noch denken, wenn man keinen militärischen Hintergrund hat - hat man das dann im Ei, nach dem Lauf zu greifen? Passiert das tatsächlich intuitiv? Ich wäre glaube ich wie gelähmt. Aber gut, kann ich halt auch nur glauben.

Auch dass er ihm im Wagen, im Fond, am Ohr vorbeischießt, finde ich etwas haarig.
Das ist noch draußen …

Nimmt jemand, der so eine Leichenhalle im Wald angelegt hat, das in Kauf, vielleicht dadurch entdeckt zu werden? Weil sein Projektil irgendwo in einem Wohngebiet einschlägt? Auch gibt es die Gefahr von Abprallern etc ...
Leuchtet ein, allerdings hatte ich an jemanden gedacht, dem schon massiv die Sicherungen durchgebrannt sind. Der vielleicht einfach Schwein gehabt hat, noch nicht erwischt worden zu sein. Also der nicht mit wer weiß wie viel Vorlauf plottet, bevor er jemanden umbringt (wie der bei der aktuellen Dexter-Staffel). Wobei er das mit dem Projektil wohl wirklich auf dem Schirm hätte, bei seiner Profession.

Wildschweine graben sich durch alles, sicher auch bis in diese Grube. Wir ist sowieso nicht ganz klar, wenn es die Wildschweine erledigen, wofür braucht er dann noch diese Grube?
Auch hier hatte ich nicht so sehr an einen Mörder mit viel Vorbereitung gedacht, mit Logik und Kalkül, sondern eher so beim ersten Mal „Scheiße, wo hin jetzt damit?“ Und dann etabliert sich halt diese Grube, hat ja beim letzten Mal auch geklappt … Würden die Wildschweine quasi einen Tunnel graben, durch den sie rein und raus können? Machen die sowas? Oder wären die dann in der Grube gefangen?

Außer der Forst ist abgeriegelt und privat.
Vielleicht mache ich das, es ist seiner. Dann könnte es ja zumindest eine Weile „gutgehen“.

Es gibt immer wieder so Fälle wie im Schwarzwald vor ein paar Jahren, wo die Wanderin verloren gegangen ist und nicht mehr auftauchte,
Das war so übel, da geht ganz fieses Kopfkino an. Die Eltern. Boa. So heftig.

Da ist schon viel Scheiße und Kacke und Pissen drin,
Ich habe das nicht gemacht, weil ich dachte, das gibt dem Text jetzt Härte. Ich dachte halt, aufs Klo gehen ist wichtiges Thema, wenn du so krass unter Druck stehst, und dann denkst du halt „Alter, muss ich pissen“ und nicht „Mann, muss ich auf Toilette“. Aber ich mag es übertrieben haben.

auch die Vergleiche, wie etwas riecht oder wie etwas ist, würde der Text härter werden,
Tatsächlich habe ich schon vorab ein paar gekillt, da waren noch mehr drin. Ist halt auch eher so ein triviales Ding, die „wie“-Vergleiche, die drücken glaube ich für das Empfinden vieler das Niveau.

Auch das der Prot die Frage stellt, ob das alles Kinderficker sind und er das dann genau auseinanderdividiert. Ob so jemand noch eine Begründung braucht oder sich die Mühe macht, seinem nächsten Opfer das zu erklären? Ich meine, seine Taten und alles, was vorher war, steht für sich selbst. Der erscheint mir manchmal etwas redselig.
Die Stelle gehe ich nochmal durch.

Ja, ist ein harter Text, finde ich gut, gerne gelesen.
Ich danke dir für die Kritik und gerade auch den ganzen Jagdkram!


@AWM:

hab deine Geschichte sehr gerne gelesen!
Danke!

Ich würde hier vielleicht das Firmenlogo streichen,
Rückblickend weiß ich auch nicht mehr ganz, warum ich an dieser Stelle das Gefühl hatte, so massiv in die Details gehen zu müssen. Vielleicht weil das so der Punkt ist, dass diese Banalität des Alltags, die jeder nachvollziehen kann, in den absolut horrormäßigen Abgrund führt. Halt nicht so „Da steht was von einem ewigen Blutfluch auf diesem viereinhalb Meter Sarkophag, lass’ den mal aufmachen …“

Der wirkt so nachgeschoben, dabei wurde das mit der Flasche davor ja schon erklärt.
Ist ein Punkt.

Ich finde, dass du dich durch das "Fascho-Motiv" des Täters ein wenig vom unterschwelligen Thema des Textes entfernst. Ich habe da am Anfang Kapitalismus-Kritik gelesen etc. Die Firma, die ihren Mitarbeitern nicht einmal Zeit zum pissen lässt etc. Ich fände es besser, wenn das Motiv des Täters damit irgendwie lose verbunden wäre thematisch.
Das hat sich ja, ich habe es oben beschrieben, alles mehr so beim Schreiben ergeben. Der Einstieg mit dem Paketboten, hab halt auch schon die eine oder andere Doku über - nennen wir den Teufel mal beim Namen - Amazon-Fahrer (indirekt, sind ja Subunternehmer meist) und die Umstände gesehen, unter denen sie schuften. Den führe ich dann mit diesem Jäger zusammen, den ich nicht direkt bei „Faschos“ sehen würde, mehr so diese „Man ist ja heute schon Nazi, nur weil man …“-Crowd. Der schiebt sein Elend dem Fahrer von im Internet gekauften Waren zu, dabei ist der selbst eines der ärmsten Schweine. Im Grunde wie auf Flüchtlinge schimpfen und dabei aus einem Land kommen (und seinen Reichtum genießen), das mit Waffen, landwirtschaftlichen Exporten und als einer der wichtigsten Mitverantwortlichen für den Klimawandel der Grund dafür ist, dass Flüchtlinge flüchten. Allerdings ist mir diese Lesart selbst gerade erst auf- und eingefallen. Jörn könnte noch ganz bewusst Jagd auf das Internethandelschwein machen, aber irgendwie ist diese schräge Verkettung von Situationen so ein bisschen das, was die Geschichte ausmacht.

Vielen Dank für deine Kritik!


@Willibald:

„Langenkämper" könnte man mit einem Zusatz dem Leser verständlich machen
Danke für den Vorschlag! Und die ganze Analyse und so, die aber ja im Grunde reflektiert und nichts ankreidet, insofern kann ich nicht ausladend darauf reagieren, nur schreiben Danke und jo, kann man so sehen. Eine Sache:

Meldet Heiko den Vorfall nicht, so sind die Verzögerungen in der Zzstellung nur sehr schwer zu erklären. Vielleicht wieder ein ausreichender Grund für eine Kündigung. Mit diesem Dilemma wird der Leser entlassen.
Das ist nach allem, was passiert ist, glaube ich echt die geringste Sorge. Andererseits dränge ich mich natürlich selbst mit dem Gedanken auf, indem ich das als letzten Satz wähle. Hatte @Seth Gecko ja auch schon etwas zu gesagt. Aber ich glaube, ich muss wirklich nochmal klarer machen, dass der Prot aller Voraussicht nach aus dieser Grube da nicht mehr rauskommt.

Voll wirksam. Respekt.
Ich danke dir!

@Maeuser:

eine recht plakative (und manchmal vulgäre) Geschichte, die viel auf Ekel setzt
Ich mache das selten mit Absicht, auch hier nicht, meine Philosophie ist immer Axt in‘ Kopf (Gewalt oder andere tatsächliche oder angebliche Effekthascherei wie Ekel oder vulgäre Sprache) um ihrer selbst Willen ist Quatsch, langweilig auch, aber wenn sie zur Geschichte gehört, fühlt es sich ebenso falsch an, sie aus Rücksicht auf zartere Gemüter oder Angst vor Kritik wegzulassen (oder aus wirtschaftlichem Antrieb wie oft bei größeren Filmen, geringere Altersfreigabe = mehr Kinotickets verkauft).

Also, man merkt dann immer, was du meinst, aber ich bin ein paar Mal kurz hängengeblieben wegen dieser Verkürzungen.
Irgendwie ist das so mein Ding, zwischendurch ganz kurz angebunden zu schreiben, nicht mal ganze Sätze. Das Tempo profitiert da immer, finde ich. Muss man sicherlich abwägen gegen Verständlichkeit, da hat man ja hier immer das Problem: Leuchtet ein, aber sagt das jetzt einer von hundert, einer von zehn, achtzehn von zwanzig, keine Ahnung.

Verkürzungen [ @jimmysalaryman hat was zu dem Schuss gesagt und es anscheinend so verstanden, dass der im Auto stattfand, für mich waren die da aber noch nicht eingestiegen - evtl. auch eine Verkürzungsunschärfe]).
Das kann sein, ich gucke bei Gelegenheit nochmal. Das von Jimmy war mir ja auch aufgefallen, da habe ich schon gedacht: Krass, war ich so undeutlich an der Stelle?

Diese Vergleiche fand ich eher quatschig
Die Schnecke wird für den Vergleich vermenschlicht, aber ja, schon beim Schreiben habe ich gedacht, vielleicht ist das hier alles ein bisschen viel, die kleine Schnecke, der kleine Wurm, das arme kleine Ding. Er denkt viel und ausladend und blumig über seinen Penis nach.

weil es auch heißen könnte, dass der jetzt nicht mehr schlaff ist
Guter Punkt.

Finde ich unschön, da flapsig.
Habe ich als Umgangssprache gedacht, die sich vom Protagonisten in die Erzählerstimme schleicht.

Müsste das "frei" nicht auch kursiv?
Jo.

Relativ sinnfreier Dialog; wenn er die kennt, kennt er die.
Einerseits ja, andererseits finde ich den sehr lebensnah, echt. Schreib mal Gespräche aus dem Leben mit. Die sind nicht selten sinnfrei, wenn man sie unter der Lupe betrachtet.

Mag ich im Prinzip, fand ich an dieser Stelle aber eher unpassend, plötzlich so was Poetisches.
Das ist schon ein Punkt.

uninteressant (ist ja auch so ein Allgemeinplatz, dass die Zusteller immer Zeitdruck haben und so).
Ein Allgemeinplatz ist das schon, echt? Also, ernsthaft.

Da wäre eine Erklärung gut, denn sonst könnte man dir ankreiden, du hättest das halt gewählt, damit es weiter vorne in der Story maximal reinhaut, aber eigentlich ergibt es keinen Sinn …
Im Grunde, das hatte ich meine ich schon, wollte ich auf einen durchgeballerten Typen hinaus, der sich sein Tun einerseits schön und gerecht redet, bei näherem Hinsehen dann aber doch recht willkürlich Gewalt ausübt. Wie Neonazis, die das Vaterland unter anderem ja vor „Kinderschändern“ meinen retten zu müssen und dann findet die Polizei zwischen den ganzen Devotionalien und Waffen auch mal Festplatten mit Kinderpornografie. Vielleicht nicht der Regelfall, aber ist ja schon vorgekommen.

Vielen Dank für deine Kritik!


@deserted-monkey:

Habe das gerne gelesen.
Danke!

Für meinen Geschmack werden vielleicht etwas zu viele genretypische Versatzstücke bedient: Wald, Autounfall, durchgeknallter Typ, der den Prot bedroht, Leichengrube.
„Genretypische Versatzstücke“ ist aber auch so ein bisschen Review-typisches Versatzstück. Klar gibt es Horrorgeschichten, in denen Wald, Autounfälle und Leichengruben eine Rolle spielen, aber sind das deshalb genretypische Versatzstücke? @Katla (und der Rest der Welt) führt gern Texas Chainsaw ins Feld, wenn es darum geht, wie man beim Horror das Rad eben doch neu erfinden kann. Hey, das ist ein abgelegenes Haus, in dem krasser Kram passiert. Es spukt da nicht drin (wobei, wir müssen über Grandpa reden …), sondern es geht eher realitätsverwandt zur Sache, das war 1974 wohl einigermaßen neu (Psycho?), aber so eine Gruppe von Leuten und ein abgelegenes Haus, ist das nach deiner, für mich sehr weiten Definition nicht ein genretypisches Versatzstück, auch damals schon gewesen?

War mir etwas zu detailliert.
Ja, das kommt hier inzwischen so ein bisschen als Tenor durch.

Hier hatte ich etwas Schwierigkeiten, Langenkämper und den Prota auseinanderzuhalten.
Auch das höre ich nicht zum ersten Mal, muss wohl nochmal schauen.

Zucken denn die Pfoten träumender Hunde immer nach links?
Was man sich so denkt und was man dann aber tatsächlich geschrieben hat.

Fand ich toll geschrieben und eine der besten Stellen im Text.
Cool, danke. Manchmal gefallen Leuten genau die Sachen, bei denen man selbst am unsichersten war.

Hier bin ich mir unsicher, ob Heikos Beobachtungsreihenfolge stimmig ist.
Da kann man drüber nachdenken. Rein schreiberisch kommt so natürlich der Knall zum Schluss (des Absatzes). Sonst hast du diesen Effekt: Er hat ein Gewehr. Und Jesses, Gummistiefel!

Oder soll der so leicht beschränkt rüberkommen?
Das ist jetzt nicht der IQ-180-Hannibal-Serienmörder, sondern schon eher ein etwas stumpfer Typ, aber ich finde ehrlich gesagt diese manipulativen Nachfragen lassen ihn alles andere als doof wirken. Es ist ja, als wenn er Heiko zu verstehen gibt: Merkst du nicht, was für einen unglaubwürdigen Mist du redest? Ohne es direkt zu sagen. Und obwohl er mutmaßlich weiß, dass der Sachverhalt komplett anders liegt.

Das Gespräch wirkt teilweise nicht ganz rund auf mich. Wer sollte denn sonst mit dem Lieferwagen unterwegs sein?
Vielleicht kennzeichne ich es klarer als rhetorische Frage: Deiner, ja?

Ich finde, das untergräbt hier etwas die Glaubwürdigkeit des Jägers. Wieso erzählt er Heiko das?
Ich hab das gegoogelt, keine Ahnung, was es genau heißt. Kleiner Recherchenachweis. Authentizität. Wahrscheinlich wirklich überflüssig.

Das Pfeifen auf seinem Ohr von dem Schuss vergleicht er mit Vogelgezwitscher auf einer Wiese im Sommer?
Eher so dieses Gefühl an der Schwelle zwischen Träumen und Wachen.

Jörn ist insgesamt etwas zu stumpfsinnig und zu stark auf unintelligenter Hillbilly getrimmt,
Wie gesagt, für mich haben diese Fragen eher was von einer Katze, die mit der Maus spielt.

etwas zuviel des Pimmels
Ich find’s ja geil, dass das noch jemand sagt. Also auch so der genaue Wortlaut. :)

Dann auch ein wenig Klischeealarm mit dem grinsenden Schädel, ist halt ein sehr gängiges Bild.
Ja … allerdings ist das Bild ja auch gängig, weil Schädel halt so aussehen.

Wie tief ist die Grube?
Wird ja spätestens am Ende klar.

Wie kriecht eine kranke Schlange?
Dachte an so was Ungelenkes, Bewegungen von fitten Schlangen sind ja eher sehr filigran.

Wirkt mir zu konstruiert, dass er so darüber nachdenkt.
Ist zu viel Autor, jo.

Denkt er wirklich über die Pakete nach, über seine unvollendete Tour?
Selbes Horn.

Mir fehlte da was auf der Strecke unterwegs, dass mich am Ende mehr mit ihm mitfiebern lässt.
Charakterisierung ist ein schmaler Grat. Zu viel, zu wenig? Ich habe bewusst auf Rückblenden verzichtet, keine Ahnung, Ausbildung vergeigt, Mutter krank, Wohnungskündigung droht, was man so alles machen kann.

Würde mir wünschen, Du würdest bei einer zukünftigen Geschichte mal etwas weniger den Ekelfaktor bemühen, sondern mehr was Düsteres, Beunruhigendes, Schleichendes aufs Papier bringen.
Na, da check aber mal mein Portfolio hier. Ich hatte jetzt so einen Run von vier oder fünf Geschichten, in denen es ordentlich zur Sache geht, aber ich hab definitiv auch schon was anderes gemacht.


Vielen Dank für deine Kritik!


@Mand:

Schräge Geschichte.
Danke!

Hat mich in der Darstellung der Gewalt an Tarantino-Filme erinnert;
War eigentlich nicht meine Absicht, aber kommt glaube ich auf den Leser an, wie er die Gewalt rezipiert. Robocop wurde ja zu seinerzeit als absurder Höhe-(oder auch Tief-)punkt der Achtziger-(Action-)Filmgewaltspirale gelesen. Heute fragt sich die Mehrheit wohl eher, wie man das nicht sehen kann, dass dieses maßlos Übertriebene Teil des insgesamt klar satirischen Tons ist.

In mir hat sich beim Lesen auch eine angenehme Distanz zu deinen Protagonisten aufgebaut,
Auch das sollte so nicht sein, aber wenn es für dich so war und trotzdem funktioniert hat, alles tippo.

und unrealistisch ist der Plot ja nicht, nur in den Zufällen extrem unwahrscheinlichen
Das ist glaube ich so der Punkt, jo.

Die Sprache ist sehr bildhaft und präzise, und während dem Lesen lief bei mir ein Film im Kopf ab, der mich gut unterhalten hat.
Danke!

Wahrscheinlich war das deine Absicht, aber die Motive des Jägers fand ich etwas verwirrend:
Ich glaub halt einfach, der Typ ist selbst ziemlich verwirrt und entsprechend nicht stringent in seiner Motivation. Thriller mit Serienmördern, wo dann nach und nach rauskommt, was der will und was den antreibt und wie der alles seit Jahren geplant hat, wo daraus die Spannung entsteht, das ist ja ein Riesenmarkt, darum hat man das glaube ich im Kopf, dass sich das logisch ergründen lässt, was solche Leute machen. Ohne Zahlen zu kennen, glaube ich tatsächlich, dass meiner hier (etwas) näher am Leben ist.

und wenn ja, warum? Ist er der eigentliche Kinderficker?
Siehe oben, Neonazis. Genau darauf wollte ich nicht hinaus. Mehr so dieses … die Leute, die sich halt gerecht fühlen, wenn sie bei Facebook (oder weiß ich wo) in Gewaltfantasien gegen pädophile Straftäter schwelgen, man hat da ja schon gelegentlich den Verdacht, dass viele davon nicht einfach nur doof, sondern wirklich übelste Psychopathen sind.

Ich glaube, ich fände es befriedigender, wenn es noch deutlicher geworden wäre, dass er hinter dem Mädchen her war;
Finden viele. Ich muss mal schauen.

Hab ich gern gelesen.
Danke für deine Kritik!


So, habe ich alle? Ich glaube, ich hab alle.

 

Hat ein Jäger denn immer auch eine Pistole dabei?

Moin Proof,

im Grunde sollte es so sein. Kurzwaffe zum Fangschuss. Muss man aber können, passieren viele Unfälle, weil die wenigsten an der Kurzwaffe regelmässig üben. Ich habe nie eine dabei und auch noch nie eine gebraucht. Die Frage ist ja, hält sich so ein Typ überhaupt an irgendwas? Der könnte beides mit sich tragen, wahrscheinlich auch ne halbautomatische oder was anderes Illegales. Da geht es ja irgendwie darum, was im Kontext realistisch ist. Da wäre es auf jeden Fall realistisch, dass der Typ noch ne fette .357er dabei hat.

Würden die Wildschweine quasi einen Tunnel graben, durch den sie rein und raus können?
Na, ob die einen Tunnel graben jetzt nicht, aber sagen wir, die würde es auf jeden Fall versuchen. Ist auch die Frage, wieviel Nahrung sonst im Wald vorhanden ist, der Hunger treibt es rein, um es mal so auszudrücken. Prinzipiell vorstellbar wäre es, in einem Waldstück eine Leiche oder Leichen so zu verstecken, dass sie nicht direkt gefunden werden, aber für wie lange ist die Frage? Bei einer Drückjagd letztes Jahr im Königsforst hat ein Kollege einen Suizidären gefunden beim Stand suchen, der hatte sich in der Nacht davor weggehängt. Also gehen tut das schon, ist halt einfach die Frage, wie und wo das sein soll, wie groß und zusammenhängend ist der Wald ...

Gruss, Jimmy

 

@jimmysalaryman:

Da wäre es auf jeden Fall realistisch, dass der Typ noch ne fette .357er dabei hat.
Ok, danke für den Tipp. Bliebe dann nur noch die Frage, dieses „den Gewehrlauf kann einer greifen“, macht ein Jäger sich da Gedanken drüber? Vielleicht ein Jäger, der schon mehrere Leute umgebracht hat, weil er die Erfahrung schon hatte. Muss mal sehen, wie sich das einbauen lässt.

Also gehen tut das schon, ist halt einfach die Frage, wie und wo das sein soll, wie groß und zusammenhängend ist der Wald ...
Ich glaube, das fällt so ein bisschen unter „In dieser Geschichte ist es dann eben so“. Mir würde sonst nur noch einfallen zu beschreiben, wie abgelegen das Waldstück ist oder so. Also, dass sie meinetwegen anderthalb Stunden laufen statt einer halben.

Schönen Sonntag!

 

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