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SupaSava

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31.12.2005
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SupaSava

Barney sitzt auf der Eistruhe und lässt die Beine baumeln. Das alte Sturmgewehr quer über den Schoß und in viel zu großen Armeeklamotten sieht sie aus wie verkleidet. Sie hat einen dicken Filzstift aus der Schreibwarenabteilung geholt, mit dem sie jetzt sorgfältig irgendwas in verschnörkelten Buchstaben auf ihren Helm kritzelt. Sie ist hochkonzentriert, so dass ihre Zunge aus dem offenen Mund hängt. Sie schreckt zusammen, als sich ein Körper schwer neben ihr auf die Truhe schwingt.
„Na, Rekrutin, alles klar?“
Sie blickt kurz auf, desinteressiert, und fährt dann mit ihrer Arbeit fort.
„Klar, Sergeant“, murmelt sie und kümmert sich nicht weiter um den Störenfried.

Corey wendet den Blick nicht ab. Mißtrauisch beäugt er seine jüngste Rekrutin. Ein schönes Früchtchen, das Major Hecker ihm da aufgehalst hat. Klein, unterernährt, zappelig, mit Backpfeifengesicht, Pickeln und diesem fiesen Wolfsblick, den er schon bei zu vielen der jungen Versager gesehen hat, aus denen heutzutage die Armee besteht. Sie könnte fast ein hübsches Mädchen sein, wenn sie nicht so, na, eben so total erbärmlich abgefuckt wäre. Mühsam versucht er, Barneys Gekrakel auf dem zerkratzten Helm zu entziffern: FUCK OFF COMOONISTZ! Als I-Punkt hat das Mädchen ein kleines Hakenkreuz gemalt.
„Ey, hör ma, Barn, du weißt schon, dass man Kommunist mit zwei Ms schreibt, nä?“ Das Mädchen antwortet nicht, scheint seine Anwesenheit nicht wahrzunehmen. Nach wenigen Sekunden wird es Sergeant Corey Almeida zu öde und er rutscht von der Truhe. „Schön aufpassen, Rekrutin“, gibt er ihr noch halblaut zu verstehen, dann dreht er weiter seine Runde durch den großen Laden. Gelangweilt tritt er aufgerissene Chipstüten aus dem Weg und betrachtet grimmig das Chaos in den verwüsteten Regalen des SupaSava-Ladens.

Zwanzig Meter weiter trifft er auf Falafel und Stoner, die hinter den Registrierkassen rumlungern, von wo aus sie durch die Glasfront den Parkplatz des Einkaufszentrums im Blick haben. Beide sind damit beschäftigt, irgendwelche Egoshooter auf ihren Gameboys zu spielen. Ausschau halten tut keiner von ihnen. Corey kann es ihnen nicht verdenken, der weitläufige Platz liegt leer und tot in der grellen Sonne. Seit drei Tagen hält das Platoon das Einkaufszentrum besetzt, und seit drei Tagen hat sich nicht einer ihrer Feinde in der Nähe sehen lassen. Es ist still da draussen, zu still, fast kann Corey die Wellen vom nahen Strand hören.

„Fuck!“ Wütend schmeißt Stoner seine piepsende Spielekonsole gegen die Frontscheibe. „Wann kommt endlich die Ablösung, Corey? Lange halt ich den Scheiß hier nich mehr aus.“ Er blickt mit leeren Augen zu Corey auf.
„Ich weiß es nich, Stone. Der Major sagt, er is gerade ein bisschen knapp an Leuten.“
„Gerade ein bisschen knapp an Leuten“, äfft Stoner ihn nach. „Als ob in diesem Scheißkaff nich genügend Leute rumhängen, die er für die Armee rekrutieren kann! Ich meine, schließlich ist doch kein Opfer zu groß, um unser freiheitliches System zu verteidigen.“
„Ich weiß nich, Stone ...“ Corey lässt sich in der Deckung der Kasse neben ihm auf den Boden sinken. „Du siehst doch selbst, was die uns hier in letzter Zeit als Rekruten anschleppen.“ Er deutet mit dem Daumen über die Schulter, in Richtung Eistruhe.
Stoner nickt verstehend. „Nich viel los mit der Schnecke, nä?“
„Scheiße, Stone, dumm wie Scheiße ist die! Und auch viel zu jung.“
Jetzt blickt auch Falafel von seinem Videospiel auf. „Aber ganz hübsch issie, nich?“ Er wartet auf Bestätigung, die er aber nicht erhält. „Na ja, auf jeden Fall ganz gut entwickelt für ihr Alter.“
„Quatsch!“, entgegnen Corey und Stoner fast gleichzeitig. „Da is doch nichts dran, an der dürren Bohnenstange.“
„Immerhin issie ne Freiwillige“, nuschelt Falafel trotzig. Die beiden anderen beachten ihn nicht. Der Kerl ist hoffnungslos.

Barbie rollt langsam auf einem Skateboard zwischen den Regalreihen auf die Kassen zu. Ihre weißblonden Haare, denen sie ihren Spitznamen zu verdanken hat, hängen ihr offen über die Schultern, und statt ihrem Gewehr trägt sie einen Hockeyschläger bei sich. Von Zeit zu Zeit fetzt sie damit eine Getränkedose durch die Gegend. Ihre tarnfarbene Bluse trägt sie offen, nur am Bauch zusammengeknotet, so dass ihr BH darunter hervorblitzt. Den Jungs fallen fast die Augen aus den Köpfen.
„Die da, die wär schon eher mein Fall“, sagt Corey leise und springt auf. „Hey, Barbie, hey, warte mal!“, ruft er hinter dem Mädchen her und lässt die zwei Soldaten sitzen.

In diesem Moment ertönt ein Schrei aus dem hinteren Teil des Ladens, gefolgt von mehreren Schüssen. Barbie springt hinter einem Regal in Deckung, gefolgt von Corey, der schlittend neben ihr zu liegen kommt.
„Wa ... was war das?“, fragt das Mädchen nervös und versucht einen Blick um die Ecke des Regals zu werfen.
„Hört sich an, als ob's aus dem Lager kommt“, sagt Corey nur kurz. „Komm mit.“
Die beiden schleichen langsam zwischen den endlosen Regalreihen auf den hinteren Teil des Ladens zu, wobei Corey sich unauffällig hinter dem Mädchen hält, so dass er ihren Hintern beobachten kann. „Stone, Falafel! Ihr behaltet den Parkplatz im Auge!“, ruft er in Richtung der Kassen.

Sie erreichen einen breiten Quergang und Barbie bleibt an der Ecke stehen. Als sie sich umdreht, kann Corey sehen, wie blass ihr hübsches Gesicht geworden ist. Keine Spur mehr von der coolen Skaterin zu erkennen.
„Revoluzzer?“
Statt zu antworten, schiebt Corey sie weiter vor sich her. Hinter ihnen tauchen einige weitere Soldaten auf, allesamt Teenager, die meisten dünn und blass, verweichlichte Versager, Trailer Trash, das letzte Bollwerk der freien Gesellschaft. Unter ihnen befindet sich auch die kleine Barney.
Ein toller Haufen, denkt Corey, die glorreiche freiwillige Bürgerarmee der Vereinigten Staaten von Amerika! Mit ein paar Handzeichen bedeutet er den Leuten, sich zum Eingang der Lagerabteilung zu bewegen. Paycheck erreicht den Durchgang als Erster. Von der Seite her arbeitet er sich an den Durchgang heran, der von dicken Lappen, halbdurchsichtigen Plastiks verschlossen wird. Mit dem Gewehr im Anschlag steckt er den Kopf hindurch, ins Halbdunkel der riesigen Lagerhalle. „Alles klar bei euch da drinnen?“.
Keine Antwort. Bevor Corey ihn warnen kann, schiebt Paycheck seinen ganzen Körper durch die Plastikbänder. Ein Schuss ertönt und Paycheck fliegt rückwärts aus dem Durchgang. Reglos bleibt er in der Mitte des Ganges liegen und eine Blutlache breitet sich unter ihm aus. Einige Leute schreien kurz auf.

Corey spürt, dass alle Blicke auf ihn gerichtet sind. Verdammt, dies ist der Ernstfall, jetzt ist er gefordert, muss beweisen, dass er den Rang eines Sergeants verdient hat. Er hat keine Idee, was er tun soll. Wenn die Kommies tatsächlich im Lager sitzen, sind sie klar im Vorteil. Sie können jeden seiner Leute, der dumm genug ist seine Birne in den Durchgang zu stecken, einfach so abknallen. Kein Problem. Man könnte sie höchstens von hinten, von den Laderampen aus, erfolgreich angreifen. Aber dazu müsste Corey sein Platoon aus dem Laden abziehen und über das offene Gelände hinten um das Einkaufszentrum herumführen. Er hat keine Ahnung, wie viele Revoluzzer sich da draussen rumtreiben, nein, das wäre zu gefährlich.

Er greift nach seinem Handy und drückt die Kurzwahltaste, die ihn mit Major Hecker verbindet. Nach langer Zeit - viel zu lang für Coreys Geschmack – antwortet endlich jemand.
„Dein Vorgesetzter ist leider verhindert, Junge. Er hat ne Kugel im Kopf!"
"Wer spricht da?". Coreys Stimme klingt merkwürdig belegt.
"Hier spricht General Brenton vom Revolutionären Komitee für ein Freies Amerika!“ Die Stimme dröhnt jung und höhnisch aus dem kleinen Lautsprecher des Telefons. „Du und Deine Arschlöcher, Ihr solltet lieber aufgeben, wenn ihr mit dem Leben davonkommen wollt!“
„Halt die Fresse, Kommunist!“
In hohem Bogen fliegt das Handy aus Coreys Hand. Die dürre Barney ist neben ihm aufgetaucht und blitzt ihn trotzig an. „Aussen rum können wir vergessen“, erklärt sie leise. Bevor Corey etwas sagen kann, zeigt sie auf die Treppe, die an der Rückwand zum Bürotrakt des Marktes hinaufführt. „Gibt es vom Büro aus Fenster zum Lager?“
Corey muss sich beherrschen, sich nicht die Hand vor die Stirn zu knallen. „Ja, klar. Auch Türen und Treppen.“
Mit großen, unternehmungslustigen Augen blickt Barney ihn an.
„Okay“, Corey räuspert sich. „Nimm dir zwei Leute und geh hoch. Wartet auf unser Feuer.“

Das Mädchen nickt kurz und macht sich auf den Weg. Als die drei hinter der Tür zum Büro verschwunden sind, wartet Corey noch eine Minute, dann gibt er den Befehl, das Feuer zu eröffnen. Blindlings beginnen seine Leute durch die Plastiklappen ins Lagerinnere zu schießen, erhalten aber keine Gegenwehr.
„Feuer einstellen!“, befiehlt er schließlich, um zu lauschen. Für einen kurzen Augenblick bleibt alles ruhig auf der anderen Seite. Dann hört er Stimmen, Leute die sich bewegen. Er kann sich keinen Reim darauf machen. Was geht da im Lager vor? Schließlich ertönt eine Stimme:
„So kriegt ihr uns nie hier raus, ihr fetten Kapitalistenschweine!“
Es klingt, als sei der Sprecher nicht weit vom Plastikvorhang entfernt, Corey kann ihn jedoch nicht sehen.
„Das ganze Einkaufszentrum ist von Revolutionstruppen umstellt, ihr habt keine Chance!“, ertönt die Stimme erneut. „Also ergebt euch besser, wenn ihr den Tag überleben woll ...“ Die Stimme wird von einem Schuss unterbrochen und erstirbt in einem Gurgeln. Daraufhin bricht in der Lagerhalle die Hölle aus. Die Revoluzzer scheinen sich gegen Feuer aus dem Bürotrakt zu verteidigen.

Corey erkennt seine Chance und befiehlt den Angriff auf den Durchgang. Er kurzer Blick nach hinten verrät ihm, dass höchstens noch die Hälfte seiner Leute bei ihm sind. Vielleicht zehn Mann, höchstens. Keine Ahnung, wohin sich die anderen verpisst haben. Jetzt ertönt auch Gewehrfeuer aus dem vorderen Teil des Marktes, die Revoluzzer scheinen von alles Seiten zu kommen. Er hört Schreie, Kids in Panik. Sie kämpfen, sie flüchten, sie machen sich in die Hosen, sie sterben.

Trotzdem läuft er los, blindlings aus seiner Maschinenpistole schiessend, gefolgt von wenigen Jungs und Mädchen dringt er in die Lagerhalle ein. Der Sturmlauf der handvoll Soldaten dauert nur Sekunden, dann liegen sie als leblose, blutige Bündel auf den schmutzig-kühlen Fliesen des Lagerraums.

Einge Meter darüber sieht Barney ihre Kameraden sterben, Kids die ihr nie viel bedeutet haben, einige, die sie flüchtig aus der Schule kannte, aus besseren Zeiten. Aus ihrem verkniffenen Gesicht sieht sie das Gemetzel. Bessere Zeiten? Von wegen! Was für ein Haufen Arschlöcher das gewesen ist! Geschnitten hatten sie Barney, sich lustig gemacht über ihre uncoolen Klamotten, über ihre schlechte Haut, über ihre zu kleinen Titten. Trotzdem, das war immer noch besser als die Revoluzzer, diese Commie-Bande, die das Land in ein Armenhaus verwandeln wollte.

Sie blickt sich kurz um, sieht ihre beiden toten Begleiter. Gellerman liegt unter einer zerborstenen Scheibe, sein Gesicht eine blutige Masse, sein Körper flach ausgebreitet. Bei Barbie ging es nicht so schnell, ein Schuss in die Brust hat sie quer durch das Büro taumeln lassen. Zuckend war sie auf einem Schreibtisch zusammengesackt und schließlich auf den Boden gerutscht. Jetzt starren ihre ausdruckslosen Augen ins Nichts. Auch im Tod sieht sie noch schön aus, eine Schönheit, die ihr nichts mehr nützt.

Barney schiebt ein neues Magazin in ihren Karabiner, ihr Letztes. Langsam schleicht sie zur Hintertür des Büros, die auf die Treppe hinunter zum Lager führt. Sie atmet einige Male tief durch, dann reißt sie die Tür auf und eröffnet das Feuer auf die Revoluzzer, die sich unten um die Gefallenen versammelt haben. Nur wenige Erwachsene, die meisten Kids wie sie, in schlecht sitzenden, improvisierten Uniformen, die um ihre schmalen Körper schlattern. Sie feuert schnell, aber ruhig und gezielt. Zwei Revos gehen zu Boden, drei, Geschrei bricht aus, ein Vierter fällt. Dann endlich nehmen die Feinde die Gegenwehr auf. Sie kann noch einen Schuss abgeben, ungezielt verschwindet die Kugel in den Tiefen der Halle.

Barneys schmächtiger Körper wird vom feindlichen Feuer zerfetzt, sie stolpert rücklings über das Geländer und fällt die drei Meter bis zum Boden. Beim Aufprall ist sie bereits tot. Mit ihr stirbt die letzte Soldatin des freien Amerika und macht den Weg frei für eine bessere Zukunft.

 
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Es beginnt wie immer: Ein Bild im Kopf! Kein Plot, keine Charaktere, keine Geschichte; nur dieses eine Bild, das mich durch den Tag begleitet und mir keine Ruhe mehr lässt. Dann irgendwann, mitten in der Nacht, kribbeln die Finger. Es gibt immer noch keine Geschichte, nur dieses eine Bild und inzwischen eine vage Idee. Aber es muss raus, muss getippt werden. Open Office öffnen und schreiben. Zwei oder drei Stunden später (vielleicht waren's auch vier, wer kann das schon genau sagen?) ist irgendwie eine Geschichte draus geworden.
Draußen ist es inzwischen schon hell, die Zeit zwischen Beginn und Ende ein graues Flimmern, der Kopf schmerzt, ist aber endlich frei. Gibt es eine Moral? Kann der Leser etwas mitnehmen aus der Geschichte? Es ist mir egal. Das Bild ist raus und ich kann ins Bett. Analysieren und auseinanderpflücken können das berufenere Köpfe als meinereiner.

Was das für ein Bild war? Ein Einkaufszentrum mit Supermarkt, einer von diesen riesigen Amerikanischen, völlig verwüstet, wie ausgeraubt. Draussen ein riesiger Parkplatz, leer und verlassen, vertrocknete Palmen unter brütender Sonne. Drinnen auf einer Eistruhe sitzt ein Mädchen ...

 

Hi Badi,

nach dem Lesen der Geschichte kam mir ein einziges Wort in den Sinn: "verschwendet!"
Du verschleuderst Dein Talent an so einen Nicht-Plot, das ist irgendwie schade.
Das Setting ist so gut, ein starkes Bild: Kindersoldaten - gerade erst von der Konsumindustrie als Käufer entdeckt, und jetzt in den Ruinen des Konsumtempels in einen tödlichen Konflikt verwickelt. Die Atmosphäre endzeitlich, irgendwo zwischen George Romero und Kate Wilhelm.
Die Intention: Schleierhaft. Was soll mir dieser Konflikt, diese olle Konfrontation Kommunisten gegen Kapitalisten sagen? (Ich hatte auf einen Hinweis gewartet, was hat die galngweilten Kids in Söldner verwandelt, warum werden die Konsumenten zu Amokläufern?)

Insgesamt stilistisch hervorragend, aber inhaltlich ideenlos. Hör auf mit den Fingerübungen und wage etwas - mehr als Kritik musst Du von uns nicht befürchten.

Kleinkram:

Es ist still da draußen, zu still, fast kann Corey die Wellen vom nahen Strand hören.
Kann er nun, oder kann er nicht? "Corey bildet sich ein, (sogar) die Wellen des nahen Strands rauschen zu hören", oder so?
„Fuck!“ Wütend schmeißt Stoner seine piepsende Spielekonsole gegen die Frontscheibe. „Wann kommt endlich die Ablösung, Corey? Lange halt ich den Scheiß hier nich mehr aus.“ Er blickt mit leeren Augen zu Corey auf.
Unbalanciertes Bild: Erst ist er wütend, dann sind seine Augen leer. Das passt mE nicht so ganz.
wie viele Revoluzzer sich da draußen rumtreiben
Das kommt noch ein paar mal. Faustregel: Nach "ei", "ie" und "au" immer ein "ß".
"Wer spricht da?"[Kein Punkt] Coreys Stimme klingt merkwürdig belegt.

Grüße,
Naut

 

Hallo Naut!
Vielen Dank für dein Beinahe-Kompliment.
Ich hab's gerade mal meiner Frau zu lesen gegeben, und die meinte, ihr hätte nur ein einziger Hinweis gefehlt: Als sich der feindliche "General" am Telefon meldet, hätte er fragen können, warum die kapitalistischen Soldaten sich so verarschen lassen. Warum sie bereit sind, für ein System zu sterben, in dem sie die Verlierer sind. Und ganz am Schluß hätte Barney in einer persönlichen Eingebung eventuell erkennen können, dass nicht die Kommunisten das Land in ein Armenhaus verwandeln, weil es das ja schon lange ist. Arm ist Barney selber.
Aber immerhin ist meine Frau da von selbst drauf gekommen, auch ohne, dass ich es in der Geschichte erklärt hätte. Und wenn man mal sieht, wie widerspruchslos sich auch heute schon US-Soldaten im Irak zum Wohle der Wall Street verheizen lassen, dass da das Thema "Verarschung" auch nie aufkommt, dann denke ich, dass ich wirklich gar nichts hinzufügen muss.
Diese Kids sind dumm, sie schlucken, was ihnen erzählt wird und handeln dann entsprechend widersinnig. Amerikaner eben. Einer weiteren Erklärung bedarf es m.E. nicht.

Diese Geschichte ist ein Schlaglicht, eine Momentaufnahme aus einer möglichen Zukunft. Erhobene Zeigefinger gibt es in Hollywood - nicht von mir.

 
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Hi Badi!

Beim Lesen dachte ich: Zehn zu eins, dass er "Jarhead" geguckt hat! :D ( Okay, gesehen habe ich den noch nicht, aber einiges über ihn gelesen )

Inhaltlich hat mich die Substanzlosigkeit der Story gestört, aber auch die leichte Albernheit, die in der Eingangsszene und im ganzen Verhalten der Teenie-Soldaten liegt. So verhält sich einfach keiner, der jederzeit eine Kugel in den Kopf kriegen kann, er fährt kein Skateboard und spielt kein Gameboy. Es ist ja von Anfang an klar, dass die Einheit nicht in einem Hauptquartier, sondern mitten in einer Kampfzone ist.

Außerdem war mir die ganze Geschichte zu flach. Die Kommunisten übernehmen Amerika - da müsste sich eine Menge verändern, weil diese Denkrichtung dort so gut wie gar nicht vertreten ist und auch nie gewesen ist.
Dass der Hintergrund ansonsten nur von antiamerikanischen Plattheiten geprägt ist, macht es auch nicht besser.

Mein hochempfindlicher Stilsensor hat auch einiges aufgespürt:

Barney sitzt auf der Eistruhe und lässt die Beine baumeln.

Und dann kommt Fred und fragt ihn: "Barney, Donnerkiesel, hast du mal zehn Steinchen übrig?" :D
Nee, das kommt mir zu schulaufsatzmäßig. Ich habe als Zehn- bis Zwölfjähriger mal eine Geschichte ähnlich angefangen ( ist aber nie fertig geworden ).

so dass ihre Zunge aus dem offenen Mund hängt.

Sodass.

Sie schreckt zusammen, als sich ein Körper schwer neben ihr auf die Truhe schwingt.

Das klingt holprig. Wie wär's mit "schwer neben sie"? Es heißt ja auch "Setz dich neben mich". Oder, wenn der Akzent darauf liegt, dass neben ihr etwas passiert, egal ob es Bezug zu ihr hat, dann kannst du auch schreiben: " ... neben ihr schwer ...".

Wütend schmeißt Stoner seine piepsende Spielekonsole gegen die Frontscheibe.

Ich dachte, das wäre ein Gameboy?

gefolgt von Corey, der schlitternd neben ihr zu liegen kommt.

Das müsste vom Word-Autokorrekturprogramm angezeigt werden. Du hast doch ein Korrekturprogramm, oder? :susp:

Nach langer Zeit - viel zu lang für Coreys Geschmack – antwortet endlich jemand.

Die Information ist doppelt gemoppelt. Und außerdem sollte es ihm viel merkwürdiger vorkommen, dass der Major nicht rangeht. Schließlich ist die Einheit in ständiger Alarmbereitschaft.

Coreys Stimme klingt merkwürdig belegt.

Wem kommt es merkwürdig vor? Corey selbst? Eher unwahrscheinlich. Aber du hast den personalen Erzähler gewählt, da solltest du auch dabei bleiben. Also das Wort weglassen oder ersetzen.

"Aussen rum können wir vergessen“,

Nach langen Vokalen immer ein ß.

Blindlings beginnen seine Leute durch die Plastiklappen ins Lagerinnere zu schießen, erhalten aber keine Gegenwehr.

Wie unfreundlich von den Kommies. Nein, erhalten passt nicht. Ich würde schreiben " ... aber es kommt kein Gegenfeuer." Schon weil Gegenwehr eine Offensive impliziert, die von dort aus aber nicht stattfindet.

Trotzdem läuft er los, blindlings aus seiner Maschinenpistole schiessend,

Wieder wie oben.

Einge Meter darüber sieht Barney ihre Kameraden sterben,

Ich denke, dieser Perspektivwechsel ist ein tiefer Einschnitt und sollte besonders gekennzeichnet werden, am besten durch einen Sternchen-Absatz.

Barney schiebt ein neues Magazin in ihren Karabiner, ihr Letztes.

Klein schreiben, weil es sich direkt auf Magazin bezieht.

Beim zweiten Lesen fiel mir der Aspekt des Abgesangs auf die Konsumgesellschaft stärker auf. Wodurch ich es doppelt schade finde, dass du ihn nicht in einem Plot mit viel mehr Tiefgang behandelt hast.

Ciao, Megabjörnie

 

Badi schrieb:
Aber immerhin ist meine Frau da von selbst drauf gekommen, auch ohne, dass ich es in der Geschichte erklärt hätte. [...] Erhobene Zeigefinger gibt es in Hollywood - nicht von mir.
Habe ich eigentlich ein Schild auf der Stirn mit der Aufschrift: "Bitte missversteht mich!" ;) Ich weiß selbst, dass Deine Geschichte wiederspruchslose Konsumhaltung überspitzt, das Setting in der Einkaufsmeile ist deutlich genug. Trotzdem kommt aus Deinem Text nicht heraus, dass die Feinde keine "echten" Kommunisten sein sollen, im Gegenteil: "Revolutionäres Komitee für ein Freies Amerika" klingt deutlich genug nach kubanischer Invasion. Insofern unterscheidet sich die Story formal nicht von einer 40er-Jahre Red-Invasion-Geschichte. Das hat jetzt nichts mit "erhobenem Zeigefinger" zu tun, sondern mit deutlicher Formulierung der Intention (die Hinweise müssen da sein, man darf zwar danach suchen, aber sie müssen auch zu finden sein).
Und dass Deine Frau Dich versteht will ich doch mal stark hoffen: Ich kann meiner Frau auch einen Krypto-Text wie "Das Paradies der roten Backsteine" vorlegen, und sie wird mir sogar die Episoden aus meiner Kindheit nennen, die ihn inspiriert haben. Das heißt nicht, dass jeder andere ihn genauso versteht ;)

Viele Grüße,
Naut

 
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Also mir gibt die Beschreibung des Bildes das du im Kopf hattest mehr gegeben als die gesamte Geschichte.
Es liegt vielleicht daran das Charaktere leer wirken, es wird nicht's über ihre Beweggründe und Gefühles gesagt wird.

Auch fand ich die Mischung zwischen Armee und Jugendgang nicht stimmig.

 

Megabjörnie schrieb:
Beim Lesen dachte ich: Zehn zu eins, dass er "Jarhead" geguckt hat! :D ( Okay, gesehen habe ich den noch nicht, aber einiges über ihn gelesen )
Ich hab ihn auch noch nicht gesehen, daher kam meine Inspiration nicht. Ich hatte auch gar keine Inspiration, sondern eben nur dieses blöde Bild im Kopf.

Inhaltlich hat mich die Substanzlosigkeit der Story gestört, aber auch die leichte Albernheit, die in der Eingangsszene und im ganzen Verhalten der Teenie-Soldaten liegt. So verhält sich einfach keiner, der jederzeit eine Kugel in den Kopf kriegen kann, er fährt kein Skateboard und spielt kein Gameboy. Es ist ja von Anfang an klar, dass die Einheit nicht in einem Hauptquartier, sondern mitten in einer Kampfzone ist.
Die geschilderten Charaktere sind dumme, flache Ghettoteenies, durch irgendeinen blöden Zufall in diese Armee geködert worden. Die machen keine substanzhaltigen Sachen, haben wenig Disziplin und sind wahrscheinlich vom Ernst der Lage einfach überfordert.

Außerdem war mir die ganze Geschichte zu flach. Die Kommunisten übernehmen Amerika - da müsste sich eine Menge verändern, weil diese Denkrichtung dort so gut wie gar nicht vertreten ist und auch nie gewesen ist.
Stimmt! Ich müsste wohl deutlicher machen, dass es keine richtigen Kommunisten sind, sondern einfach frustrierte Verlierer der Konsumgesellschaft, es sich also eher um einen Aufstand der armen Massen handelt.

Dass der Hintergrund ansonsten nur von antiamerikanischen Plattheiten geprägt ist, macht es auch nicht besser.
Merkt man, dass ich kein USA-Fan bin? Upps!

Und dann kommt Fred und fragt ihn: "Barney, Donnerkiesel, hast du mal zehn Steinchen übrig?" :D
Nee, das kommt mir zu schulaufsatzmäßig. Ich habe als Zehn- bis Zwölfjähriger mal eine Geschichte ähnlich angefangen ( ist aber nie fertig geworden ).
Der Name Barney kommt als Mädchenname nicht oft vor, ist aber durchaus korrekt. Der war auf einmal in meinem Kopf, kann ich auch nichts gegen machen. Der Stil war so gewollt. Im Präsens verzichte ich gerne auf Schnörkelsätze und schildere einfache Dinge in einfacher Sprache.

Ich dachte, das wäre ein Gameboy?
Ist das keine Konsole? Ich bin kein Gamer, Verzeihung.

Das müsste vom Word-Autokorrekturprogramm angezeigt werden. Du hast doch ein Korrekturprogramm, oder?
Kann sein, weiß ich nicht. Ich schreibe übrigens mit Open Office.

Die Information ist doppelt gemoppelt. Und außerdem sollte es ihm viel merkwürdiger vorkommen, dass der Major nicht rangeht. Schließlich ist die Einheit in ständiger Alarmbereitschaft.
Nochmal, das ist keine offizielle Armee, sondern irgendeine trashige Söldnertruppe, eine Nachbarschaftsselbsthilfetruppe (vielleicht finanziert von der Wall Street?). Die sind nicht gut organisiert, und der "Major" hat sich seinen Rang wahrscheinlich selbst gebastelt.

Wem kommt es merkwürdig vor? Corey selbst? Eher unwahrscheinlich. Aber du hast den personalen Erzähler gewählt, da solltest du auch dabei bleiben. Also das Wort weglassen oder ersetzen.
Widerspruchslos akzeptiert.

Beim zweiten Lesen fiel mir der Aspekt des Abgesangs auf die Konsumgesellschaft stärker auf. Wodurch ich es doppelt schade finde, dass du ihn nicht in einem Plot mit viel mehr Tiefgang behandelt hast.
Hatte ich nicht schonmal irgendwo versprochen, nach 2 Uhr nachts nicht mehr zu schreiben? Vielleicht sollte ich mich mal an meine eigenen Vorsätze halten. Heute tagsüber wäre ich da ganz anders rangegangen. Nur kann ich mir leider die Zeiten nicht selber aussuchen, wann mein Gehirn mir befiehlt "Los! Schreib das jetzt!"

 

Naut schrieb:
Und dass Deine Frau Dich versteht will ich doch mal stark hoffen: Ich kann meiner Frau auch einen Krypto-Text wie "Das Paradies der roten Backsteine" vorlegen, und sie wird mir sogar die Episoden aus meiner Kindheit nennen, die ihn inspiriert haben. Das heißt nicht, dass jeder andere ihn genauso versteht ;)
Oh, da kennst du aber meine Frau schlecht, die ist keine "Badi-Versteherin". :sad: Neulich habe ich ihr eine meiner Storys gezeigt und nach dem Lesen kam nur: "Sag mal, du bist doch wirklich komplett falsch verkabelt!" Die nimmt meinen Shit gnadenlos auseinander, falls ich sie überhaupt mal dazu überreden kann, ihre alten Russen wegzulegen und meinen Schund zu lesen. Komischerweise fand sie den SupaSava richtig gut. War vielleicht einfach nur eine Lüge aus Mitleid ...

 

Nochmal, das ist keine offizielle Armee, sondern irgendeine trashige Söldnertruppe, eine Nachbarschaftsselbsthilfetruppe

Aber wo in deiner Geschichte kommt das raus?
Außerdem können die Kids vom Ernst der Lage ja überfordert sein, aber sie müssten viel mehr Angst haben angesichts der Bedrohung.
Diesen Mangel an Plausibilität kannst du ausbügeln, indem du den Rebellenangriff als Überraschungsangriff inszenierst.

 

Megabjörnie schrieb:
Aber wo in deiner Geschichte kommt das raus?
Ich dachte, das ergibt sich aus dem Setting von selbst. Richtige Soldaten würden sich doch ganz anders verhalten.

Außerdem können die Kids vom Ernst der Lage ja überfordert sein, aber sie müssten viel mehr Angst haben angesichts der Bedrohung.
Diesen Mangel an Plausibilität kannst du ausbügeln, indem du den Rebellenangriff als Überraschungsangriff inszenierst.
Ganz ehrlich, ich war von dem Angriff überrascht! Ich glaube, anfangs wollte ich gar keinen Kampf einbauen - und dann macht es auf einmal PENG!
Es ist ja nicht nur mein Gehirn, das ich nicht unter Kontrolle habe, meine Finger machen auch andauernd, was sie wollen.

Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, zu erwähnen, dass ich keine Drogen nehme und Alkohol auch nur zu besonderen Anlässen. Daran liegt es also nicht.

 

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