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Teufels Werk und Gottes Beitrag

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21.07.2002
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Teufels Werk und Gottes Beitrag

1. Akt
TELEFON: Ring, ring... ring, ring...

(Eidechsenartige Füße in Puschelhausschuhen huschten über den Fußboden in Richtung Telefon. Sie eilten vorbei an dem roten, herzförmigen Sofa, belagert mit liebestollen Nutten, die stöhnten und schrien. Der Raum roch verführerisch zart nach Opium und das Telefon auf dem nackten Männerkörper leuchtete bei jedem Klingeln neonrot auf.)

TELEFON: Ring, ring... ring, ring...
(Klick)
PUSCHELFÜßE: (gestreßt, genervt) Yeah?
STIMME: (verzweifelt) Jean-Luc? Bist du's?
PUSCHELFÜßE: Wer ist denn da?
STIMME: Ich bin's, Gott!

(Echsenartige Füße in Puschelhausschuhen zum schwulen Telefontisch) Für dich!
(nackter Männerarm griff zum Hörer) Ja, bitte?
GOTT: Ich brauch's jetzt!
JEAN-LUC: Ok, welche willst du: die Blonde, Rote oder die Schwarze? Ich schick sie dir gleich hoch!
GOTT: Jean, du weißt was ich meine, obwohl... Ich brauch' 500g und ich nehm' die Rote!
JEAN-LUC: Halt mal, momentchen! Die Rote kann ich dir gleich hochschicken, aber du kannst am Telefon nicht über Drogen reden! Die Leitungen sind nicht mehr sicher, die werden jetzt alle von oben kontrolliert! Wir treffen uns!
GOTT: Wo?

2. Akt
(Jean-Luc und Gott trafen sich in der Bar zum Heiligen Phallus, Gott inkognito, getarnt in Bermudas und blauer Sonnenbrille.)

JEAN-LUC: Wieso so auffällig?
GOTT: Frag nicht!
JEAN-LUC: Ich hab' uns einen Tisch in der Junkieecke reserviert. Setzen wir uns! Garçon!
(Blonder Stricherjunge eilte zu ihrem Tisch.)
JEAN-LUC: Kumys für mich und Pernod für meinen kleinen, nervösen Freund hier.
STRICHERJUNGE: Une petite ou une grande?
JEAN-LUC: Une grande, s'il vous plaît.

(Stricherjunge mit entblößtem, herzförmigem Hinterteil eilte davon. Jean-Luc wendete sich mit einem Lächeln zu Gott, packte seine Drogen aus und sortierte sie auf dem Tisch. Gott wollte danach greifen, aber Jean-Luc schlug ihm auf die Finger.)

GOTT: Auuaa!
JEAN-LUC: Nicht so voreilig! Ich wär' nicht im Drogengeschäft, verstünde ich es nicht, meine Kunden leiden zu lassen! Wir spielen nach meinen Spielregeln...
GOTT: Ach, jetzt kommen die scheiß Bedingungen wieder.

(Stricherjunge mit rosa Herzchenpopo wackelte mit den Getränken zurück an den Tisch.)
JEAN-LUC: Merci, chéri!
(Chéri zwinkerte Jean-Luc zu und verschwand auf mysteriöse Art und Weise. Er wart nie wieder gesehen.)

JEAN-LUC: Also, wo war ich?
GOTT: Du wolltest mir die Drogen umsonst geben!
JEAN-LUC: (lachte) Witzbold. Ich war bei den Bedingungen.

(Gott verdrehte die Augen, griff nach seinem Getränk und lehnte sich zurück. Jean-Luc verteilte seine Drogen auf drei Häufchen. Ein Häufchen für eine Bedingung.)

3. Akt
1. Bedingung
Gott erschuf die Welt

Gott war seit Tagen auf Entzug. Jean-Luc hatte ihm einen Batzen Erde gegeben und er saß nun mit zittrigen Händen auf dem Boden und knetete daran herum.

(JEAN-LUC: Junge, das soll rund werden und kein Ei!
GOTT: Gib' mir Drogen und ich mach' dir 'ne Kugel!
JEAN-LUC: Die Bedingungen stell immer noch ich! Und die wären...
GOTT: Nicht schon wieder...!)

Während Jean-Luc die Bedingungen zur Verdeutlichung wiederholte, döste Gott allmählich ein und begann über seinen Erdklumpen zu sabbern. Meere wart entstanden. Jean-Luc trat den Schläfer in die Rippen und schmiß ihm das erste Häufchen Drogen vor die Füße.

2. Bedingung
Gott erschuf den Menschen

Gott, auf Drogen wie er nun war, schmiß sich an die Nähmaschine und nähte zahmes Vieh und Gewürm und die wilden Tiere der Erde nach ihrer Art! Und also geschah es. Und Gott sah, daß es gut war. Liebevoll nahm er jedes einzelne zahme Vieh und Gewürm und die wilden Tiere nach ihrer Art auf seinen Schoß und hauchte ihnen Leben ein.

(JEAN-LUC: Was, in meinem Namen, tust du da?
GOTT: Ich hauche ihnen Leben ein! (und Spucke sammelte sich in seinen Mundwinkeln)
JEAN-LUC: Du solltest doch Zweibeiner erschaffen! Die Bedingungen lauteten... blablabla... nach deinem Ebenbild und Gleichnis, der da herrsche über die Fische des Meeres und das Geflügel des Himmels und die Tiere und die ganze Erde und alles Gewürm, das sich reget auf Erden.)

Gott verdrehte die Augen und machte sich neu ans Werk. Die Entzugserscheinungen stellten sich wieder ein. Seine Hände zitterten...

3. Bedingung
Gott erschuf den Glauben

(JEAN-LUC: Du bekommst dein letztes Häufchen Drogen, wenn du deine komischen Menschen dazu bringen kannst, dir Kirchen zu bauen, dich anzubeten und dir Opfergaben zu bringen.
(Grinsend zu den Puschelfüßen) Das schafft er nie!)

Und Gott stieg hoch zur Erde, hinauf auf den höchsten Berg (zügig war's dort oben) und vereinzelte Menschengrüppchen versammelten sich um ihn herum.

(GOTT: Ich sage euch, ich bin der Gott, der Herr, den ihr anbeten müßt! Denn ich habe diese Welt geschaffen! Ich habe EUCH erschaffen!)

Die Menschengrüppchen zeigten ihn den Vogel, tuschelten und standen auf, um zu gehen.
Gott sah, daß es schlecht war.

(GOTT: Und... ja... also, wenn ihr mal sterbt, dann kommt ihr in den Himmel...! Da ist es ganz toll...!
GELÄCHTER: Du bist doch auf Drogen!
GOTT: Nein, nein! Bleibt da! Setzt euch wieder! Ich bin die Wahrheit!
MENSCHEN: Da kann ja jeder kommen...!
GOTT: Nein... ihr versteht mich ganz falsch!
MENSCHEN: Jetzt will er uns auch noch für dumm verkaufen!
GOTT: Oh Jean-Luc hilf mir!)

Und Jean-Luc erhob sich aus der Menschenmenge und fuhr zusammen mit seinem neuen Freund lachend hinab in die Hölle.

ENDE

© 21. Juli 02, by Björn Kuvec

[ 22.07.2002, 12:21: Beitrag editiert von: Björn Kuvec ]

 

Yeah... :thumbsup: fein gemacht Björn !!!

Willkommen auf kurzgeschichten.de. :) Sauberer Einstand diese kleine gotteslästerliche Satire in drei Akten. :lol:

Ein paar Kleinigkeiten fand ich ein bißchen arg übertrieben, wie z.B. notgeile Nutten :susp: , wenn du das Dasein der Prostituierten satirisch überziehen wolltest, dann hätte ich nicht grad "notgeil" gewählt.
Auch manche Sätze innerhalb deines Dialogs haben sich mir nur durch schlichtes Weiterlesen erschlossen.
Da könnte also noch hier und da etwas exakter ausformuliert werden, aber ansonsten kann ich nur sagen: weiter so, freu mich auf deine nächsten Texte. :bounce:

Grüßle lakita

 

Schon lustig. Am Anfang dachte ich ja noch, der andere Typ am Hörer heißt halt einfach Gott. So wie Karel Gott, oder so. :D
.
In der Bibel heißt es ja auch immer ganz ehrfürchtig: ER. Nicht: Gott. (Huch! Jetzt hab ich's auch noch klein geschrieben!! :cool: )
.
Und Jean-Luc alias "Püschelfüße" ist der Teufel? So, so... sehr Angst einflößend! :D
.
Naja, funktioniert aber im Großen und Ganzen ganz gut, dein Drama. Nur am Ende hapert's noch: Gott gelang es anscheinend nicht, den Menschen den Glauben zu bringen. Somit hat er auch nicht die dritte Bedingung erfüllt (und die dritte Prise was-auch-immer bekommen). War das so beabsichtigt? Aber nett vom Jean-Luc, dass er ihn wieder ohne weiteres mit in die Hölle zurück nimmt! :D
.
Achja: Die Bemerkungen "(Achtung: Anspielung!)" sowie das völlig überflüssige "(haha)" würde ich unbedingt wieder raus nehmen! Entweder, man bemerkt die Anspielungen schon von selbst oder die Satire funktioniert eben einfach nicht. Krüken dieser Art sind höchstens als Fußnoten zulässig! (Im zweiten Fall nicht einmal das...)
.
.
Und noch 'ne Kleinigkeit: Es gibt höchstens nackte, aber definitiv keine "schwulen" Männerkörper! Hier machst du es dir zu einfach. Und die Sache mit den "notgeilen Nutten" ist, naja, ich weiß nicht recht... :rolleyes: Wirkt halt 'ne Spur zu infantil, weißt du.

[ 22.07.2002, 03:13: Beitrag editiert von: Die philosophische Ratte ]

 

Hallo Lakita, hallo philosophische Ratte,

ich danke Euch vielmals für das Lesen meiner kleinen Geschichte und werde die von Euch angesprochenen Punkte noch einmal überdenken und editieren!

Jean-Luc und die "Puschelfüße" sind nicht ein und die selbe "Person". Jean-Luc ist der Teufel und die "Puschelfüße" ist eine weitere Figur. Ich hoffe, das ging aus dem Text hervor, daß das zwei voneinander unabhängige Gestalten sind.

@ philosophische Ratte: Den Schluß hast du schon richtig verstanden! Gott hat es nicht geschafft, daß die Menschen an ihn glauben und somit die letzte Bedingung nicht erfüllt, also auch keine Drogen für Gott!

Danke noch mal für's Lesen,
Björn

[ 22.07.2002, 12:33: Beitrag editiert von: Björn Kuvec ]

 

Hallo Björn!

Also ich finde deine Geschichte echt gelungen! Das mit den "notgeilen Nutten" fand ich jetzt gar nicht mal sooo schlimm, aber du hast es ja schon wegeditiert.

Mir gefällt deine kleine Schöpfungsgeschichte echt super! Ist dir echt gelungen!

Gruß, Corinna.

P.S.: Also ich hab das schon so verstanden, daß Jean-Luc und die Puschelfüße nicht dasselbe sind. Die Puschelfüße gehn ja zum nackten Telefontisch-Männerkörper alias Jean-Luc! So hab ich das verstanden!

 

Hoi! Schon alles verbessert? *schnelltextüberflieg*
.
Schön, schön! :) Und ganz ohne Meckern! Wenn nur alle Autoren hier so umgänglich wären wie Du!
.
Hehe. Jetzt sind die "notgeilen" Nutten "nur" noch "liebestoll". ;)
.
Aber das hört sich jetzt eben auch einfach anspruchsvoller an. Das kann nicht schaden!
.
.
Eine Sache fiel mir jetzt aber noch auf: Du erwähnst ja tatsächlich mit keiner Silbe, welche Form Deine Drogen in der Geschichte haben. Da Jean-Luc diese an einer Stelle in "Häufchen" aufteilt, ging ich davon aus, dass es sich um Pulver handelt (also z.B. Koks). Dann heißt es an einer Stelle aber

...und schmiß ihm das erste Häufchen Drogen vor die Füße.
Wie soll man sich das vorstellen? Pulver kann man nicht ernsthaft schmeißen. Und was gibt's sonst noch? Tickets? Aber die sind doch schon aufgeteilt.
Also, hier passt etwas noch nicht ganz, wie ich finde.

 

na.. "schmeißen", weils ein Päckchen mit Pulver ist? Das Bild hatte ich jetzt eher so im Kopf..

 

Hi Björn,

wow, das ist ja echt 'ne coole Story! :thumbsup: Ich kann mich meinen Vorgängern nur anschließen; auch mir hat sie sehr gefallen! Ich weiß jetzt zwar nicht genau, was editiert wurde und kann deshalb zur Diskussion nicht viel beitragen, aber das ist ja egal. ;)

Mir hat die Story gefallen.

Gruß,
stephy

 

Also ich hab mir unter Häufchen auch Päckchen vorgestellt!

[ 22.07.2002, 17:10: Beitrag editiert von: Korina ]

 

Hallo allerseits!

Was ist denn jetzt an "liebestoll" auszusetzen? Meine Nutten sind das nun mal! ;) In der Hölle sind die Nutten liebestoll...

Das mit den Häufchen hatte ich eigentlich auch als Päckchen gedacht. Wenn man sich das nicht selber vorstellen kann, werde ich mal sehn, wie ich das im Text noch umschreiben kann.

Soweit, danke für die Kritiken und Hinweise.
Björn

 

da muss ich jetzt leider passen, Björn, ich war noch nie in der Hölle. Aber interessieren würde es mich schon mal....so kurz reinschnuppern..... werde Dir dann erzählen, was Sache ist! Gruß Ernst

 

:xxlmad: :baddevil: :baddevil:

Also ich war schon x-mal in der Hölle.

Dort sind die Nutten "lüstern".

:D

 

@lakita

Also ich war schon x-mal in der Hölle.
Und während du das schreibst, stellst sich heraus, dass das gerade ausgerechnet dein 666 Eintrag ist!!! :sconf: :eek: :messer:
.
Brrr... Leute, nehmt euch vor lakita in Acht! Die tut nur immer so freundlich!! :engel: :naughty:
.
Aber die Wahrheit liegt woanders! :susp:
.
.
(von wegen immer dem süßen Kätzchen in der Signatur. Jaja... :D )

 

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