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Theater mit Phil

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08.01.2018
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Theater mit Phil

Phil war pubertierende fünfzehn als sein Vater mich ihm vorstellte. Seine Mutter war gestorben als Phil neun war. Ich war das Schlimmste, das er sich vorstellen konnte. Der fleischgewordene Hochverrat an dem Menschen, den er am meisten vermisste.
Es war nicht so, dass ich mir Ulf an Land gezogen hatte. Wir waren eine dieser über drei Freundesecken verkuppelten Unwahrscheinlichkeiten, die dann doch aufgehen. Ein paar Abende, ein paar Gläser Wein, ein paar nette Gespräche, ein erster Abend zu zweit, ein zweiter in meinem Bett. Keine peinliche Teenagerliebe, keine stürmischen Küsse, eher aufrichtige und beiderseitige Liebe.

Unser Kennenlernen ist jetzt vier Jahre her, seit zwei Jahren ist Ulf wieder mehr auf Montage. Phil hat sich nicht nur an mich gewöhnt, wir haben sogar ein paar Gemeinsamkeiten entdeckt. Mindestens eine davon halte ich als Illusion mühsam am Leben.
Phil sitzt auf der Couch, hält sein Rotweinglas umklammert und sieht fasziniert zu, wie die eindeutig Guten den eindeutig Bösen „die Fresse polieren“, wie er es ausdrückt. Vorher war das andersrum, aber innerhalb von belanglosen fünfzehn Minuten hat sich das Blatt gewendet. Absolut überraschender Verlauf der brillanten Storyline. Nicht einmal nach dem dritten Rotwein.

Ich frage mich, warum mir nach zu viel Wein immer die Tränen in die Augen steigen, wenn ich an Ulf und mich denke. Vielleicht liegt es an mir, dass er mich nicht sofort bespringt, wenn er von der Montage zurückkehrt. Vielleicht muss ich ihm einfach mehr bieten. Eine Idee, die auch mindestens drei Gläser braucht, um sich auch nur halbwegs vernünftig anzuhören.

Werbepause. Phil steht auf, sieht auf mein Glas und hält mir seine Hand hin.
„Auch noch eins?“
„Klar, danke.“ Meine Stimme klingt, wie ich mich fühle.
„Alles okay?“
„Ja, klar.“ Ich bin eine miserable Lügnerin und ein die meiste Zeit unreflektierter Haufen Elend.
„Weinst du?“
Jetzt ja. Danke dafür. „Schon gut, ist nichts, hab ich schon mal.“
Er nickt, glaubt mir offenkundig kein Wort, zieht aber ab.

Phil kommt mit zwei Eimern Wein wieder. Sie sind aus Glas, fassen wie die, die er mitgenommen hat, einen halben Liter und sind, anders als die von mir eingeschenkten, randvoll.
„Willst du mich abfüllen?“, frage ich mit echtem Entsetzen. Meine Stimmung ist vergessen, für geniale drei Sekunden.
„Nein, ertränken.“
Ich grinse, wenn auch nur kurz.
„Ich renn' doch nicht dauernd in die Küche. Außerdem, wenn du mir so erzählst, was los ist …“
Ich atme tief durch, weil das heute schon der zweite Moment ist, in dem er mich durch so gut wie nichts fast zum Heulen gebracht hat.
„Ach, albern eigentlich“, ich proste ihm zu und nehme einen großen, Mut machenden Schluck, „ich denke an alte Zeiten, wobei damit ganze zwei Jahre gemeint sind.“
„Gut, da habe ich immerhin schon gelebt.“
Ich boxe ihn in die Seite, er ignoriert das und grinst.
„Gott, ist das peinlich“, winde ich mich, aber es muss raus, das weiß ich selbst am besten und ohne diesen alkoholischen Nebel, würde ich es nie erzählen.
Er trinkt einen großen Schluck.
„Geht es um mich? Soll ich irgendwas …“
„Nein! Es geht um deinen Vater. Um mich. Um uns beide. Um Se… uns.“
„Sex, wolltest du sagen?“
Ohne Nebel hätte er das nicht gefragt.

„Ja, schon, irgendwie, also auch. Ach, fuck! Früher ist dein Vater über mich hergefallen, nachdem er auf Montage war. Heute komme ich mir vor, als müsste ich lächerliche Tanzübungen vor ihm veranstalten, damit er einen ho…“
„Keine Details, alles klar.“
„Tschuldigung. Ich glaube einfach manchmal, dass er mich nicht mehr attraktiv findet.“
„Kann ich mir nicht vorstellen.“
Mehr Information bitte. Das ist kein ganzer Satz für eine Frau. Warum nicht? Warum genau nicht? Warum außerdem nicht? Männergespräche müssen zu fünfzig Prozent telepathisch verlaufen, sonst könnte da nie was bei rauskommen. Ich sehe ihn fragend, dann auffordernd an. Peinliche Stille.
Phil sieht aus, als wollte er mich in den Arm nehmen und ich muss mir eingestehen, dass ich einen Arm gebrauchen könnte. Die Tränen wollen zurückkehren und werden mit einem aus Rotwein bestehenden Gegenfeuer in Zaum gehalten.
„Also ich finde, dass du noch immer eine schöne Frau bist.“
„Danke, das ist nett.“ Das ist die Untertreibung des Jahres, weil ich mich an nichts Vergleichbares aus dem Mund seines Vaters erinnern kann, seit … was weiß ich. Mein Selbstwertgefühl liegt da wie ein halbherzig poliertes Silberbesteck, das man zwar gerne vorzeigt, mit dem man aber nicht isst. Ich gieße Rotwein darüber, damit es wenigstens für den Rest des Abends glänzt.
Phil hat vermutlich das Gegenteil von dem ausgelöst, was er beabsichtigt hat. Die Sehnsucht nach einem Gefühl, das noch nicht lange genug her ist, um es vergessen zu haben und zu lange, um es noch zu spüren. Ich kann mich noch an Ulfs Blicke erinnern, an die Hände danach, den Geruch von Schweiß unter der Decke und seinen Geruch, wenn wir noch eine Weile liegen blieben.
Immerhin beinhaltet Sehnsucht auch ein paar schöne Erinnerungen. Phil zerrt mich aus deren Umarmung, indem er aufsteht.
Er sieht mich an, hält mir seine Hand hin, sieht auf mein noch halbvolles Glas.
„Oh, war ich wohl etwas schneller als du.“
Ich trinke mein Glas in einem Zug aus und halte es ihm hin.
„Etwas.“

Mit neuer Politur ausgestattet, sitzen wir auf der Couch und sehen wieder auf die Glotze. Meine Füße liegen auf dem Tisch und ich bin eine entspannte Ulf-Versuchung auf zwei atemberaubend tanzenden Beinen, bis mich eine Panzerfaust ins Leben zurückruft.
„Ist das der, der auch diesen Kurierfahrer gespielt hat?“
„Wer?“
„Der ohne Panzerfaust.“
„Hab ich jetzt nicht gesehen“, gesteht er und rutscht sich zurecht.
„Ich denke, du guckst das?“
„Ja, schon.“
Ich bohre nicht nach, stelle aber nach nur einer Minute fest, dass er entweder schielt oder auf meine Füße statt auf den Fernseher sieht.
Ich überlege, was an meinen Füßen nicht stimmt. Zehn Zehen, Keine Alien-Bewegungen unter der Haut. Alles paletti.
Ich beobachte seinen Blick noch mehrmals, bin viel zu betrunken, ihn einzusortieren und verabschiede mich ins Bett.

Ulf ist am Freitagabend kaum zur Tür rein gekommen, da falle ich über ihn her. Er versucht, mich abzuwehren, muss pinkeln, riecht nach einer langen Autofahrt, aber ich will ihn, auf der Stelle. Ich gestehe ihm ein kleines Geschäft zu und überrede ihn zu einer Dusche, indem ich mich nackt darunter stelle und ihm auseinandersetze, was genau ich jetzt gerne einseifen würde. Er lässt sich von mir einen runterholen und stellt die Dusche ab. Im Schlafzimmer lehnt er die zweite Runde ab, weil er einfach zu fertig ist von einer Woche Arbeit und fünf Stunden Autofahrt. Ich gönne ihm seine Ruhe, gehe ins Wohnzimmer und spüle die Leere im Kopf am Kloß im Hals vorbei.

Der Sonntag vergeht mit Kochen, Essen, einem Spaziergang, Fernsehen mit Ulf und einer schnellen Nummer im Bett, bei der er kommt und ich mich frage, ob ich überhaupt schon in Stimmung gewesen bin. Mein Montag ist ein einsamer, weil Ulf wieder auf Montage und Phil in der Bibiothek ist. Ich sitze drei Stunden auf der Couch, vor einem leeren Word-Dokument und denke darüber nach, ob ich es als inhaltliche Beschreibung der letzten zwei Jahre meines Lebens ausdrucke.
Mein Blick fällt auf ein Päckchen, das so schlecht in unpassend weihnachtliches Geschenkpapier eingewickelt ist, dass es von Phil sein muss. Ulf lässt einpacken. Phil ist an der Uni, also überlege ich, ob ich mit dem Auspacken warten soll. Das könnte ich per Smartphone anfragen, aber meine Laune hindert mich an jedem Sozialkontakt und lässt mich träge das Papier zerreißen.

Der Karton gibt eine weitere Umverpackung preis, auf der eine Schönheit abgebildet ist, die in Wahrheit wahrscheinlich keine ist, aber einen perfekt sitzenden Perlenstring trägt. Ich blicke auf das Geschenk und frage mich, ob ich mich darüber freuen, heulen oder ausrasten soll. Ist das der Wink mit dem Zaunpfahl, dass ich mir so einen Scheiß anziehen soll, um noch den Hauch einer Chance zu haben, von meinem eigenen Freund flachgelegt zu werden?

Keine Frau sieht in Wahrheit so aus wie die Photoshop-Karikatur auf dem Bild. Ich gehe ins Bad und ziehe den Perlenstring an, der, im Spiegel betrachtet, optisch unspektakulär ist, für mich zumindest. Er kribbelt ganz nett, weil er sich, wenig überraschend, den Weg des geringsten Widerstands sucht. Am Ziel angekommen wirkt er allerdings recht teilnahmslos und könnte auch fehlen.

Einen klitzekleinen Prosecco später bin ich angefixt und trage das Perlending unter meinem „Ich bin sexy“-Outfit, also kurzer Rock und Bluse, zum Einkaufen. Ich bin hoffnungslos overdressed und nach einer Viertelstunde Regal-Labyrinth rattenscharf. Das verfluchte Teil zieht sich immer weiter rein, reibt mit gönnerhaft großen Perlen an mir und zwingt mich bei der Käsetheke, dem Gewürzregal und der verhassten Fischtheke zu einem interessierten Zwischenstopp.

Mein schweres Atmen veranlasst eine vermutlich nette Dame, mich zu fragen, ob alles in Ordnung sei. Ich nicke, brauche etwas zu lang um „Alles okay“ zu sagen und realisiere, dass ich an eine Tiefkühltruhe gelehnt vor einer fremden Frau auszulaufen drohe. Ich habe die Hälfte des Einkaufszettels abgearbeitet und muss sofort nach Hause.

Nach wiedererlangter Zurechnungsfähigkeit frage ich mich, warum Phil mir so etwas kauft. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ich Ulf damit wenigstens zu einer unspektakulären Nummer animieren könnte. Das entspräche meinem Anliegen aber nicht meiner Vorstellung von einer dauerhaften Lösung. Und wenn Phils Lösung ganz anders aussieht und gar nichts mit Ulf zu tun hat? Ich verwerfe den Gedanken, weil die Vorstellung, damit falsch zu liegen und in diesem Nichts vor ihm zu stehen, schon peinlich genug ist.

Bluse und Minirock empfinde ich als haustauglich, den Perlenstring darunter auch. Als Phil nach Hause kommt, verschwindet er gleich in seinem Zimmer. Ich bin die personifizierte Ungeduld, warte aber, bis er schließlich zum Abendessen erscheint. Er sieht mich kaum an, weil er weiß, dass ich sein Geschenk gefunden habe. Nachdem ich mich dafür bedankt habe, wird er ein bisschen rot, hofft aber ausdrücklich, dass es mir gefällt.
„Und ob. Ich war damit einkaufen.“
Er sieht mich mit großen Augen an, isst aber weiter, weil ich es auch tue.

Mangels Action und Kultur im Fernsehen landen wir mit je einem Buch auf der Couch. Ich habe fast das ganze Buch und das halbe Glas Wein hinter mir, bei Phil ist das umgekehrt. Er geht sein Glas auffüllen, ich verzichte vorerst auf Nachschlag.
„Ich musste nach der Hälfte der Einkaufsliste aufgeben“, knüpfe ich ans Abendessen an.
Ich kichere albern, weniger, weil ich ihm das gesagt habe, eher, weil ich mich daran erinnere.
„Aber ich nehme an, dein Geschenk gilt primär der Verführung deines Vaters.“
„Nein, die Rezensionen klangen, als könntest du damit … es soll sich angeblich ganz nett anfühlen … also … ein bisschen Spaß schadet ja nicht.“
Es kommt mir vor als seien das schon mehr an mich gerichtete Gedanken als Ulf in den letzten zwei Jahren zustande gebracht hat. Auf die Idee, er könnte es genau aus dem Grund und wirklich nur für mich gekauft haben, wäre ich nicht gekommen. Wohl auch, weil ich von Ulf auf Phil schloss.

„Warst du in dem Outfit einkaufen?“.
„Japp“, antwortet mein auf dem Rücken durch den Rotwein kraulendes Ego, „plus weiße High Heels. Ein paar Blicke habe ich wohl kassiert.“
„Kein Wunder.“
Ich finde es äußerst unfair, wie zwei einfache Worte auf dem Weg von den Ohren bis zum Bewusstsein den Weg einmal durch den gesamten Körper nehmen, die Durchblutung einzelner Organe regulieren und sich daran festklammern können. Mein Protest wird ignoriert, ist allerdings auch nur halbherzig..
„Die Schuhe sind der Hammer“, stelle ich fest, „aber eine ganz schöne Tortur für die Füße.“
„Kann ich mir vorstellen.“
Na gut, mit neunzehn darf er noch etwas schwer von Begriff sein.
„Ein Gentleman würde einer Dame jetzt anbieten, ihre Füße zu massieren.“
Bevor ich es mir anders überlege, drehe ich mich zu ihm hin, lehne mich an die Seitenlehne und lege ihm meine Füße auf die Oberschenkel. Meine Zehen winken ihm aufmunternd zu. Er streichelt meine Füße mehr als dass er sie massiert, aber irgendwie war das ja auch das Ziel. Nach einer Viertelstunde flüchte ich vor meiner eigenen Fantasie, indem ich ihm mit einem schnellen Kuss eine gute Nacht wünsche. Das war unser erster und ich weiß nicht einmal, wo der Entschluss dazu herkam.

Eine halbe Stunde lang sitze ich auf meinem Bett, starre auf Rock, Bluse und Perlenstring, die am Boden liegen als spielten sie die Zuversicht in einem Theaterstück, das mit Ulf und mir besetzt ist und kein Happyend verspricht. Ich finde nicht, dass ich auf diese Bühne gehöre.
Phils Blick entgeht mir nicht, als ich mit neuem Rotwein ins Wohnzimmer zurückkehre. Er kann kaum meinem Outfit gelten, das aus Jogginghose und Sweatshirt besteht.
„Kann nicht schlafen." Das ist immerhin nicht allzu weit von der halben Wahrheit entfernt.
Er zieht meine Füße wie selbstverständlich auf seinen Schoß, um mich von den Socken zu befreien und die unterbrochene Massage fortzusetzen. Mein Wein verbündet sich mit einer Armee aus Hormonen zu der Ansicht, das sei ein komplett harmloses Unterfangen. Seine Aufmerksamkeit gilt dem Fernseher, für ein paar angestrengte Minuten, dann sieht er auf meine Füße, auf mich, weicht meinem Blick aus und richtet ihn wieder auf die Zehen, die er mit den Fingern umkreist.
Meine Füße entziehen sich ihm, ganz automatisch. Ich setze mich auf seinen Schoß, lege ihm die Hände auf die Schultern und sehe ihm von oben in die Augen. Er legt den Kopf auf dem Polster ab, sieht mich unsicher an und legt noch unsicherer seine Hände auf meine Hüften.
„Was wird das hier?“, frage ich ihn und auch und vor allem mich.
„Was … dürfte es denn werden?“
„Ich bin ein bisschen zu alt, findest du nicht?“
„Vielleicht für eine Schneeballschlacht, aber wohl kaum, um ... geliebt zu werden?“
„Dafür wohl nicht“, sehe ich ein und mache unseren zweiten Kuss aus dieser Gelegenheit. Phil umklammert mich regelrecht mit seinen Armen, fährt mit seinen Händen über meinen Rücken und dann wieder zielstrebig zu meinen Füßen.
„Du bist ein kleiner Fußfetischist.“ Ich lache ihn an und stelle erfreut fest, dass etwas von der Unsicherheit weicht.
Sein Blick hat etwas Genießerisches und den Glanz, den ich an seinem Vater vermisse. Vermisste.
„Ich bin ein kleiner Sophie-Fetischist.“
„Das solltest du unbedingt ausleben!“, motiviere ich ihn, nachdem das Lachen längst einem Strahlen gewichen ist.
Er versucht nicht einmal, mir unter die Klamotten zu gehen und sieht nur nach Phil aus, der eine Frau in seinen Armen hält, die er scheinbar nicht mehr loslassen will. Muss er auch nicht. Ich ziehe mir das Sweatshirt über den Kopf, sehe zu, wie seine Augen größer werden und sein Lächeln weicher. Er ist viel zu aufgeregt, um zu ertragen, wie langsam ich ihn von seinem T-Shirt befreie. Meine Arme liegen um seinen Hals, während er mit mir aufsteht.

Jogginghose, Jeans und Shorts treten dem Ensemble einer Aufführung bei, deren Regisseurin gerade beschlossen hat, dass man sich einen Auftritt darin verdienen muss. Phils Vorhang fällt so früh wie erwartet, ist aber nicht sein letzter. Wir verstecken uns unter der Bettdecke, weil die Welt darunter groß genug ist, für alles, was sie beinhalten muss. Ich atme den unnachahmlichen Duft einer Welt, die gerade im Entstehen ist. Diese Mischung aus Weinen und Lachen, die sich ständig in die richtige Richtung neigt und einen plötzlich mitreißt auf eine rasante Wildwasserbahn rund um sich selbst, auf Tränen, die endlich den richtigen Grund haben. Wie konnte ich so lange darauf verzichten? Zu alt für eine Schneeballschlacht. Von wegen!

 
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Hallo joycec,
hier haste einen Kommentar

Von wegen!
Den konnte ich mir nicht verkneifen. :sealed:

Ich mag deine Sprache, den Rhythmus deiner Erzählweise. Das sind intelligente, selbstironische Satzwendungen in den Überlegungen deiner Protagonistin, wie die hier:

Wir waren eine dieser über drei Freundesecken verkuppelten Unwahrscheinlichkeiten, die dann doch aufgehen.
Phil hat sich nicht nur an mich gewöhnt, wir haben sogar ein paar Gemeinsamkeiten entdeckt. Mindestens eine davon halte ich als Illusion mühsam am Leben.
Phil kommt mit zwei Eimern Wein wieder. Sie sind aus Glas, fassen wie die, die er mitgenommen hat, einen halben Liter und sind, anders als die von mir eingeschenkten, randvoll.
Mein Selbstwertgefühl liegt da wie ein halbherzig poliertes Silberbesteck, das man zwar gerne vorzeigt, mit dem man aber nicht isst. Ich gieße Rotwein darüber, damit es wenigstens für den Rest des Abends glänzt.
Mit neuer Politur ausgestattet,…
Eine halbe Stunde lang sitze ich auf meinem Bett, starre auf Rock, Bluse und Perlenstring, die am Boden liegen als spielten sie die Zuversicht in einem Theaterstück, das mit Ulf und mir besetzt ist und kein Happyend verspricht. Ich finde nicht, dass ich auf diese Bühne gehöre.
Das nur als Beispiele für die vielen Textstellen, die ich mochte, weil sie für mich originell, aber nicht aufgesetzt und so schön passend für ihre Gemütslage waren. :)
Mit der Grundidee deiner Geschichte habe ich so meine Probleme. Das klingt wahrscheinlich furchtbar spießig und engstirnig und hey, wo die Liebe hinfällt und wenn sie glücklich sind…. Aber das der neuzehnjährige Phil sich in die zwanzig? Jahre ältere Stiefmutter verguckt und nicht von ihr lassen kann? Gut, er trinkt immerhin schon Rotwein anstelle von Vodka redbull. Aber dass sie was mit einem neunzehnjährigen anfangen kann? Vielleicht gibt’s das. Ich kanns mir nur schwer vorstellen. Eventuell wenn sie deutlich jünger als Ulf wäre. Dann könnte sie eher in Phils Beuteschema fallen.


Ich gestehe ihm ein kleines Geschäft zu und überrede ihn zu einer Dusche, indem ich mich nackt darunter stelle und ihm auseinandersetze, was genau ich jetzt gerne einseifen würde.
Ein Geschäft zustehen klingt für mich falsch. Warum nicht ein Geschäft vorschlagen oder Zugeständnisse machen?


Ich sitze drei Stunden auf der Couch, vor einem leeren Word-Dokument und denke darüber nach, ob ich es als inhaltliche Beschreibung der letzten zwei Jahre meines Lebens ausdrucke.
An sich ist der Satz schon aussagekräftig. Aber was tut sie da eigentlich? Ich dachte kurz an einen Abschiedsbrief.


Mein schweres Atmen veranlasst eine vermutlich nette Dame, mich zu fragen, ob alles in Ordnung sei.
Ich verstehe nicht, warum du das schreibst.


Ich bohre nicht nach, stelle aber nach nur einer Minute fest, dass er entweder schielt oder auf meine Füße statt auf den Fernseher sieht.
Ich überlege, was an meinen Füßen nicht stimmt. Zehn Zehen, Keine Alien-Bewegungen unter der Haut. Alles paletti.
Ich kauf ihr nicht ab, dass sie seine Blicke nicht versteht. Da müsste sie doch sehr betrunken sein.


"Kann nicht schlafen."
Anführungsstriche am Anfang nach unten.


Er zieht meine Füße wie selbstverständlich auf seinen Schoß, um mich von den Socken zu befreien und die unterbrochene „Massage“ fortzusetzen.
Du könntest Massage kursiv setzen, wenn du es so zweideutig betonen willst. So ist es gleich einer wörtlichen Rede.


W-was … dürfte es denn werden?“
„Ich bin ein bisschen zu alt, findest du nicht?“
V-vielleicht für eine Schneeballschlacht, aber wohl kaum, um ... geliebt zu werden?“
Ach, lass ihn doch etwas selbstsicherer sein und streiche das Gestotter. Seine Unsicherheit kommt trotzdem noch rüber.


Er versucht nicht einmal, mir unter die Klamotten zu gehen[] sieht nur nach Phil aus, der eine Frau in seinen Armen hält und scheinbar nicht mehr loslassen will.
Den Satz habe ich mehrmals gelesen. Entweder ich betone ihn falsch oder es fehlt etwas.


„Weißt du eigentlich, wie lange ich mir schon wünsche, dass du ...“
Ich lege ihm den Finger auf die Lippen, schüttle meinen Kopf. „Nicht reden.“
Das hier finde ich ganz, ganz, ganz unschön, weil es wahnsinnig abgedroschen ist.


Jogginghose, Jeans und Shorts treten dem Ensemble einer Aufführung bei, deren Regisseurin gerade beschlossen hat, dass man sich einen Auftritt darin verdienen muss. Phils Vorhang fällt so früh wie erwartet, ist aber nicht sein letzter. Wir verstecken uns unter der Bettdecke, weil die Welt darunter groß genug ist, für alles, was sie beinhalten muss. Ich atme den unnachahmlichen Duft einer Welt, die gerade im Entstehen ist. Diese Mischung aus Weinen und Lachen, die sich ständig in die richtige Richtung neigt und einen plötzlich mitreißt auf eine rasante Wildwasserbahn rund um sich selbst, auf Tränen, die endlich den richtigen Grund haben. Wie konnte ich so lange darauf verzichten? Zu alt für eine Schneeballschlacht. Von wegen!
Wie gesagt, mir fehlt ein bisschen der Glauben am Gesamtkonstrukt. Aber dein letzter Absatz schließt schön die Geschichte und ich gönne Sophie die Traumwelt unter der Bettdecke. ;)

Viele Grüße
wegen

 

Hallo wegen,

vielen Dank für deinen Kommentar.

Hallo joycec,
Ich mag deine Sprache, den Rhythmus deiner Erzählweise. Das sind intelligente, selbstironische Satzwendungen in den Überlegungen deiner Protagonistin, wie die hier:
Danke!

Hallo joycec,
Ein Geschäft zustehen klingt für mich falsch. Warum nicht ein Geschäft vorschlagen oder Zugeständnisse machen?
ähm ... sie lässt ihn pinkeln ;-)

Hallo joycec,
Ich verstehe nicht, warum du das schreibst.
Irgendwie sind meine Zitate weg ... also, sie weiß ja nicht, ob die Dame nett ist, sie wirkt aber so. Ich könnte demnach eine "nett wirkende Dame" aus ihr machen.

Hallo joycec
Ich kauf ihr nicht ab, dass sie seine Blicke nicht versteht. Da müsste sie doch sehr betrunken sein.
"Ich beobachte seinen Blick noch mehrmals, bin viel zu betrunken, ihn einzusortieren und verabschiede mich ins Bett."

Hallo joycec
Anführungsstriche am Anfang nach unten.
verdammt, wo kommt das her? Danke.

Hallo joycec
Du könntest Massage kursiv setzen, wenn du es so zweideutig betonen willst. So ist es gleich einer wörtlichen Rede.
japp

Hallo joycec
Ach, lass ihn doch etwas selbstsicherer sein und streiche das Gestotter. Seine Unsicherheit kommt trotzdem noch rüber.
hm, teste ich

Hallo joycec
Den Satz habe ich mehrmals gelesen. Entweder ich betone ihn falsch oder es fehlt etwas.
Da fehlt ein "und", danke

Hallo joycec
Das hier finde ich ganz, ganz, ganz unschön, weil es wahnsinnig abgedroschen ist.
"ganz, ganz, ganz" teile ich nicht, aber abgedroschen, ja, da ist was dran ;-)

Hallo joycec
Wie gesagt, mir fehlt ein bisschen der Glauben am Gesamtkonstrukt. Aber dein letzter Absatz schließt schön die Geschichte und ich gönne Sophie die Traumwelt unter der Bettdecke. ;)
das ist nett ;-)

Danke für deine Hinweise und liebe Grüße
Joyce

 

Liebe joycec,

auch ich finde deine Art zu schreiben lebendig, witzig und originell. Auch deine Vergleiche.

"Mein Selbstwertgefühl liegt da wie ein halbherzig poliertes Silberbesteck" zum Beispiel. Oder: " ... die Durchblutung einzelner Organe regulieren und sich daran festklammern können ..." Das hat was, finde ich.

Mit dem Inhalt habe ich allerdings Probleme. Ich kann Sophie schon sehr gut verstehen. Sie wird älter, ihr Mann scheint das sexuelle Interesse an ihr verloren zu haben, und dann sitzt da son knackiger 19jähriger. Alles nachvollziehbar. Und wenn sie 'ne attraktive Frau ist, wieso sollte er nicht auf sie stehen? Mur fällt da sofort der Fil: "Die Reifeprüfung" ein. Und er will sie ja nicht heiraten.
Nur die Art, wie sie damit umgeht, finde ich fragwürdig, so wie ich die ganze Person sehr fragwürdig finde.

Anfangs spricht sie von einer reifen "beidseitigen Liebe" und keiner "peinlichen Teenagerliebe." Hier habe ich nicht verstanden, ob das selbstironisch gemeint war, oder ob Sophie sich einredet, dass reife Liebe eben mehr mit guten Gesprächen und weniger mit Leidenschaft zu tun hat, um dann festzustellen, dass ihr genau das fehlt. Da bin ich nicht so ganz durchgestiegen.

Im Verlauf der Geschichte verhält sich Sophie allerdings peinlicher als jeder Teenager für mich. Besäuft sich mit dem Sohn. Ok, er ist schon erwachsen, aber dass die zwei den Wein eimerweise wegkippen finde ich schon grenzwertig. Wäre er irgendjemand, meinetwegen, von mir aus auch der eigene Sohn, wenn man ein Kumpelverhältnis zu seinen erwachsenen Kindern hat, aber in Anbetracht dessen, dass sie seine Stiefmutter ist, bekommt es für mich eine schmierige Ebene. Und dann, dass sie Phil erzählt, wie der Vater im Bett ist ... Nee, sorry, das geht gar nicht für mich. Da wurde mir Sophie sowas von unsympahisch, dass mir Ulf mehr leid tat als sie. Ich meine, warum redet sie denn nicht mit IHM darüber, wenn sie doch eigentlich so ein gutes Verhältnis haben. Stattdessen nervt sie ihn, wenn er gerade von der Arbeit kommt und schmeißt sich dann skrupelllos an seinen Sohn ran. Ohne mit der Wimper zu zucken.

Wie gesagt, ich kann ihre Verzweiflung verstehen, aber die Art, wie sie damit umgeht, kann ich nicht nachvollziehen. Da ist keine Reue, jein schlechtes Gewissen, irgendwas. Für mich klingt das wie eine Alkoholikerin, die nur auf den eigenen Vorteil aus ist, aber leid tut mir höchstens Ulf.

Tut mir leid, wenn das jetzt etwas krass rübergekommen ist, aber ich hab mich über die Frau echt aufgeregt. Kalt gelassen hat mich deine Geschichte also nicht, und vielleicht wolltest du ja auch keine Sympathien für Sophie wecken, muss ja nicht immer alles nett sein.

Viele Grüße,
Chai

 

auch ich finde deine Art zu schreiben lebendig, witzig und originell. Auch deine Vergleiche.
Vielen Dank!

Tut mir leid, wenn das jetzt etwas krass rübergekommen ist, aber ich hab mich über die Frau echt aufgeregt. Kalt gelassen hat mich deine Geschichte also nicht, und vielleicht wolltest du ja auch keine Sympathien für Sophie wecken, muss ja nicht immer alles nett sein.
Ich musste zunehmend grinsen, während ich gelesen habe, wie dir die Prota unsympathisch wird. Ich will nicht behaupten, dass das beabsichtigt war, aber in so einer "Beziehung" gibt es selten die eindeutig Guten und Bösen. Ich würde keinen der Charaktere abschließend beurteilen wollen. ;) Grinsen musste ich, weil die Wirkung so unterschiedlich sein kann. Auf die Idee, mit Ulf zu fühlen, wäre ich nicht gekommen. :lol:

Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße
Joyce

 

Hey joycec,

Ich gestehe ihm ein kleines Geschäft zu und überrede ihn zu einer Dusche, indem ich mich nackt darunter stelle und ihm auseinandersetze, was genau ich jetzt gerne einseifen würde.
Ein Geschäft zustehen klingt für mich falsch. Warum nicht ein Geschäft vorschlagen oder Zugeständnisse machen?
ähm ... sie lässt ihn pinkeln ;-)
Hm, das hatte ich nicht so verstanden. Müsste es dann nicht sein kleines Geschäft heißen? Finds aber trotzdem, auch mit deiner Erklärung, nicht charmant geschrieben. :Pfeif:

Viele Grüße
wegen

 

Hey joycec,
Hm, das hatte ich nicht so verstanden. Müsste es dann nicht sein kleines Geschäft heißen? Finds aber trotzdem, auch mit deiner Erklärung, nicht charmant geschrieben. :Pfeif:

Das ist mir jetzt auch klar. ;-) Müsste es, aus meiner Sicht, nicht. Die "Szene" bringt die Geschichte aber auch nicht wirklich voran, daher könnte sie auch fehlen. Ich lasse sie trotzdem vorerst drin. Allzu schnelles Sezieren hat schon mehr als einer meiner Geschichten ein vorzeitiges Ableben beschert, daher lasse ich Kritik mittlerweile gerne etwas wirken. "Etwas" können auch Wochen sein. Die Geschichte meldet sich, wenn sie nach Aufmerksamkeit verlangt. Aber: Danke für dein Feedback!

Liebe Grüße
Joyce

 
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Liebe Maria,
einmal mehr, vielen Dank für deine Mühe und den ausgiebigen Kommentar!
Es ist nicht mal eben darauf geantwortet, was ja ein generell gutes Zeichen ist. ;)

Beistrich: fünfzehn, als sein Vater
Es ist ein simpler Trick: Verben werden generell mit Beistrichen getrennt.
Ich korrigiere das fehlende Komma vor "als" und "aber" ziemlich genau so oft, wie ich meine Geschichte poste, also hier auch noch einmal. Danke! Mittlerweile habe ich das begriffen, keine Ahnung, wo diese "Regel" herkam.

Das verwirrt für einen Moment, bremst leicht den Lesefluss, weil plötzlich sich das Bild gewaltsam ändert. Erwähne lieber vorher den Fernseher, dadurch knickst der Lesefluss nicht leicht.
Ich weiß, was du meinst. Das nehme ich mir raus, weil es im Folge(ab)satz aufgeklärt wird. Du darfst das meine Visitenkarte nennen oder dich darüber aufregen. Ich mag das, wenn mich andere Autoren kurz grübeln lassen und dann dieses "aha" oder "ach so" servieren. ;)

Solche Ein-Wort-Sätze brauchen viel mehr Vorarbeit, damit sie nicht den Lesefluss unterbrechen und nicht wie dahingeworfen wirken. Mach es schöner, mach es einfacher, mach daraus drei Wörter mit einem Verb und schon wird der Lesefluss davon nicht gestört.
Denke ich drüber nach. Für mich funktioniert die Minimalinformation "Werbepause". Sie ist in der Stimmung für Minimalismus. Aber: Ich denke drüber nach.

Nach dem „und“ klingt der Satz falsch und verschachtelt. Den solltest du glätten. Wie: Ich bin eine miserable Lügnerin und ein Haufen Elend. Wobei Der Satz so auch nicht passt. Lügnerin und ein Haufen Elend in einem Satz passt einfach nicht.
Hier kann ich dir nicht folgen. Das funktioniert für mich. Sie kann nicht über ihre Gefühle hinwegtäuschen, auch, weil sie die zu wenig reflektiert.

Wein in Eimern? Du meinst doch Flaschen, oder?
künstlerische Freiheit, siehe oben. Das wird kurzfristig aufgeklärt.

Klein: keine Alienbewegungen
korrekt. Danke!

Ich habe das auch nicht verstanden und erst, als sie das gesagt hat.
Im Zweifelsfall hat sie es deshalb gesagt. Weil es ihr nagheliegend vorkam, weil sie es wollte, weil es in der Luft lag. Für Sie!


Viele deiner Sätze sind verschachtelt. Du quetscht viel zu viel zwischen dem eigentlich Satz und das bremst den Lesefluss.
Das ist mein Stil. Das hat mich an deiner letzen Kritik vielleicht am meisten gestört, dass du meinen Geschichten gerne einen erzählerischen Rahmen geben möchtest, der nicht meiner wäre. Was nützt mir eine Geschichte, die zwar dein "perfekt" für den Stil kassiert, sich aber nicht mehr nach mir anhört? Die muss ich doch nicht schreiben. Ich habe Kafka gehasst und Poe und dann irgendwann geliebt, als ich mich einfach auf sie eingelassen habe, ohne zu überlegen, ob ich so schreiben würde. Und jemand anderer hasst Borowiak und Ray Bradbury, die ich beide sofort geliebt habe. So what? Ich nehme zur Kenntnis, dass dir dieser "verschachtelte" Stil nicht gefällt. Ich schreibe so, ganz automatisch, weil mir das so gefällt. Und ich werde weiter so schreiben. ;)

Ich wäre echt schockiert. Das ist ein ziemlich privates Geschenk und da würde ich nicht so locker bleiben und mir über die Hintergründe Gedanken machen.
Auch so ein "Kritikpunkt", den ich nicht teilen kann. Meine Prota ist nicht wie du, nicht einmal wie ich. Sie ist nahe der Verzweiflung, ersäuft ihr Selsbtmitleid in Rotwein und hinterfragt die kleinste Selbstreflektion. Maria, setze dich gerne mit meinem Text auseinander, aber lass uns nicht empirisch ermitteln, wie durchschnittlich meine Charaktere sind. Wenn sie es wären, würde ich aus Langeweile die Geschichte abbrechen.

Hier ein Tipp und der ist auch gratis: Würdest du in diesem Moment so denken? [...]
Das ist jetzt überspitzt: der ist nicht nur gratis, der ist umsonst. Würde ich Menschen fressen? Würde ich mir eine Nadel setzen? Würde ich ... du ahnst worauf das hinaus läuft. Die Ich-Perspektive heißt bei mir nicht, dass die Autorin in irgendeiner Form involviert ist oder irgend etwas biographischen Charakter hätte. Ein "das könnte so passiert sein" ist für mich (!) nichts wert im Vergleich zu einem "alter Schwede! Das war krass!"

Mach aus dem Beistrich einen Punkt und lösch den Rest dahinter. Der Satz spricht dann für sich selbst.
Dann fehlte mir etwas. Eine(r) von beiden muss es aussprechen. Kommt aber gerne auf den Prüfstand.

eine Weile stand in deinem Profil, dass du erotischen Geschichten schreibst und irgendwie hatte ich gedacht, es geht hier mehr, um nur wichsen. Ich dachte wirklich, sie würde ihren Stiefsohn so richtig ficken, nach jeder erdenklichen Kunst und du würdest uns das zeigen. Schlussendlich versucht der Text die Spannung zwischen den beiden (es gelingt nicht, Grund folgt) aufzubauen und das ist jede Menge Vorarbeit, die in einem Höhepunkt enden will. Das kommt aber nicht, sondern sie landen irgendwie im Bett, ficki, ficki unter der Decke und die Geschichte ist einfach zu ende. Ich dachte wirklich, du traust dich mehr, schreibst noch mehr, zeigt uns jedes Detail und präsentierst uns einen Porno. Und ich weiß aus Erfahrung (ich versuche gerade selbst eines zu schreiben), wie schwierig das ist und du drückst dich davor. Warum auch immer. Wenn du es wegen der Moral nicht beschrieben hast, war das ein Fehler. Die ganze Vorarbeit bricht am Schluss zusammen und die Geschichte endet einfach da.
Das lange Zitat lasse ich bewusst so stehen. Ich habe vor einem halben Jahr angefangen "Erotik" zu schreiben, nach einer jahrelangen Schreibpause. Porno ist eine schöne Schreibübung, weil du ständig zwischen Gefühlskitsch und der Beschreibung von Geschlechtsteilen auf einem sehr schmalen Grat wanderst. Ich habe das sehr ausgiebeig gemacht, finde es nicht schwer, aber auch nicht mehr unterhaltsam. Eher langweilig.

Deshalb(!) schreibe ich das nicht mehr. Hier geht es nicht um den Fick am Ende. Aber nur zu, schreib das Zeug. Eine gute Übung ist das allemal! Das meine ich wirklich so. Ich würde es wieder machen.

Hinzu kommt, dass die Beziehung zwischen dem Stiefsohn und der Erzählerin so wirkt, als wäre sie aufgesetzt. Das wirkte für mich so, als würdest du sie gewaltsam zu interagieren bringen. Das war voller Ecken und Kanten und ich habe mich beim Lesen nicht wirklich wohl mit dieser Situation gefühlt. Die Spannung zwischen den beiden wirkte sureal, als wäre es den beiden eine Last, miteinander zu reden. Das kam mir doch ziemlich ungelenkig und aufgesetzt vor.
Es wäre mir, ehrlich gesagt, zuwider gewesen, wenn du dich mit der Situation "wohl" gefühlt hättest. Es ist ja kein "geiler Prono" mehr. Klar, Scheiß-Situation. Bingo! Ich sehe das allerdings nicht als Textkritik. Diese Einsicht mag dem Abstand oder der Übung geschuldet sein. Ich glaube, ganz ehrlich, dass die Situation ganz gut beschrieben ist. Sie ist eben keine durchweg angenehme.

Die Szene im Supermarkt war aber deutlich interessanter und das war echt spannend, wie sie von den Perlen stimuliert wurde und erst später verstand. Die Enttäuschung mit ihrem Ehemann kam auch gut rüber, wie sie sich nach mehr sehnt und nichts bekommt.
Danke! Das geht in der pornösen Version übrigens total unter. Deshalb funktioniert das hier als Porno nicht, denke ich.

Zwischen dem letzten Text und diesem hier sehe ich doch eine gewisse Entwicklung, die mir gefallen hat. Ich weiß nicht, ob meine vernichtende Kritik dir damals geholfen hat, obwohl ich auf deine kurze Antwort ziemlich enttäuscht war und davon ausgegangen bin, dass es dir nur lästig war. Schade, dass ich diesmal wieder so eine lange Antwort gegeben habe.
Finde ich nicht schade. Du nimmst dir Zeit, das finde ich gut! Zusammenfassend: Einiges von deiner Kritik (heute wie "damals") läuft bei mir unter Geschmackssache. Anderes scheint ein Unterschied zwischen deinem und meinem Schreibstil zu sein. Ich nehme mir das Recht heraus, auf meinem Stil zu bestehen (Zeichensetzung und Rechtschreibung nehme ich da eindeutig heraus, danke für jeden Hinweis!). Auch was die Inhalte angeht, sehe ich einiges anders als manche Leser/Rezensenten. Ich mache mir keine Gedanken über die empirische Belegbarkeit des Verhaltens meiner Protas. Die dürfen so durchgeknallt sein, wie sie wollen (oder ich will, kommt tatsächlich drauf an) und sie dürfen durch und durch Arschlöcher sein! Unbedingt!

Maria, ich danke dir für deine Kritik. Auch wenn ich finde, dass du zu manchen hier etwas einfühlsamer sein könntest, gefällt mir, dass du (mir gegenüber) kein Blatt vor den Mund nimmst. Einiges von dem, was du anmerkst, hat Hand und Fuß, anderes sehe ich einfach anders. Aber dazu gibt es ja die Antwortfunktion. ;)

Danke! Und liebe Grüße
Joyce

 

Wenn der Leser kurz grübelt, ist es so, als würde mitten in einem Film eine Werbepause auftauchen

Damit ist, falls du das ernst meinst, fast alles über den Unterschied zwischen deinem und meinem Schreibstil gesagt. Über deine restlichen "Ausführungen" schweige ich mal.
Ich weiß nicht, ob ihr zuhause so miteinander redet, wie du hier schreibst. Ich bin das nicht gewohnt, auch nicht von anderen Foren(mitgliedern). Ich weiß nicht, was dein Hauptproblem ist, meine Texte sind es sicher nicht.

Über deine letzte Antwort kann ich wirklich nur den Kopf schütteln.

Alles Gute
Joyce

 

Über deine letzte Antwort kann ich wirklich nur den Kopf schütteln.

Ich auch - Dreh mal einen Gang zurück, Maria. Ich kanns ja verstehen, dass du mit Leidenschaft bei der Sache bist, aber dann bleib auch dabei und werde nicht unsachlich. Mach halt mal eine Schreibpause, um dich vernünftig auszuformulieren oder um mal ordentlich durchzuatmen, aber mit solchen Ausbrüchen wird weder dir noch anderen Autoren geholfen.

Ich weiß, dass die Wortkrieger für einen raueren Umgangston bekannt sind, aber es gibt eine Grenze zwischen Beleidigung und Textkritik. Wenn du nur den Text besprechen würdest, würde ich beide Augen zudrücken, aber du gehst den Autor an und das geht mMn überhaupt nicht.

 

Hallo joycec,

ich nochmal kurz, mit zwei Punkten zum Text.

Auf die Idee, er könnte es genau aus dem Grund und wirklich nur für mich gekauft haben, wäre ich nicht gekommen. Wohl auch, weil ich von Ulf ausging.
Nochmal eine Stelle, die ich vllt. missverstehe. Aber darum geht’s ja :shy: . Es klingt, als ob sie von Ulf als den Schenkenden ausgeht. Doch das hatte sie bereits verworfen. Oder geht sie von Ulfs Schenkverhalten aus, unterstellt Phil als Ulfs Sohn die gleiche Schenk-Mentalität und ist deshalb überrascht? Vielleicht erzeugt das auch nur bei mir im Kopf eine Abbiegung zu viel und ist anderen Lesern schlüssig…

„Japp“, antwortet mein auf dem Rücken durch den Rotwein kraulendes Ego,
Für mich klingt antwortet mein auf dem Rücken durch den Rotwein gekraultes Ego richtiger.

Viele Grüße
wegen

 

Nochmal eine Stelle, die ich vllt. missverstehe. Aber darum geht’s ja :shy: .
Oder geht sie von Ulfs Schenkverhalten aus, unterstellt Phil als Ulfs Sohn die gleiche Schenk-Mentalität und ist deshalb überrascht?
Danke fürs Nachhaken. Ja, genau um das ulfsche Schenkverhalten geht es. Also vielleicht besser:
"Wohl auch, weil ich von Ulf auf Phil schließe"
Das dürfte eindeutiger sein.

Für mich klingt antwortet mein auf dem Rücken durch den Rotwein gekraultes Ego richtiger.
Ich meine aktives Kraulen, im Sinne von Rückenschwimmen, nicht gekrault werden. Das Ego badet im Rotwein. ;)

Viele Grüße
wegen

Danke dir und liebe Grüße zurück
Joyce

 

Hi joyec,

es hat ein bisschen gedauert, bis ich mir halbwegs klar darüber geworden bin, was ich von dieser Geschichte halten will. Mir war dieses Verhältnis erst mal auf eine etwas unangenehme Weise zu harmlos dargestellt. Aber dann habe ich mich auch gefragt, was denn daran so schlimm sein soll. Und jetzt langsam komme ich drauf: Schlimm ist nichts, aber der eigentliche Konflikt, also die Phase, die zu erzählen interessant wäre, die kommt ja jetzt erst. Dieses Techtelmechtel könnte in seiner Lockerheit genauso stattfinden, wenn nicht die Freundin des Vaters im Spiel wäre. Dann wäre es halt genau das, was man lesen kann und wonach ja auch dein Erzählton klingt: ein durch den Altersabstand vielleicht etwas ungewöhnliches, aber sonst eben weitgehend harmloses Techtelmechtel. Der Vater im Hintergrund bleibt dann so ein Versprechen auf Drama, das du nicht einlöst und das mich deswegen in der Handlung eher stört.

Eine Begegnung zwischen dem Vater und dem Sohn jetzt im Anschluss, das könnte ich spannend finden - ob die Frau nun direkt dabei ist oder nicht.

Ansonsten find ich diesen lockerflockigen Stil gar nicht so übel, es ist mir nur etwas zu viel mit dem Auge gezwinkert. Das wäre mir auch dann zu viel, wenn es eine Geschichte wäre, die gar kein großes Drama im Hintergrund hat.

Beispiel:

Phil war pubertierende fünfzehn
- da frage ich mich halt nur, ob es auch nicht-pubertierende fünfzehn gibt?

Oder "Geschenk" in Anführungszeichen, obwohl es doch wirklich ein Geschenk ist. Dass die Frau die Geschenkeigenschaft in Frage stellt, ist ja trotzdem möglich, aber doch nicht mit diesen Anführungszeichen!

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo erdbeerschorsch,

vielen Dank für deinen Kommentar. Es gab ursprünglich eine länger Fassung, die nach dem (ursprünglich nicht ganz so) harmlosen Techtelmechtel noch fortgesetzt wurde. Kurze Zusammenfassung: Der Freund ist, was nahe liegt, fremdgegangen und wird zum Teufel gejagt. So spannend fand ich den Teil jetzt nicht, dass ich ihn hier hätte anhängen wollen. Das Ende lässt aber natürlich offen, ob da noch ein Drama folgt.
Ihre Selbstbetrachtung und die ihrer Beziehung finde ich spannender. Auch wie sich der Unterschied anfühlt zwischen einer "eingefahrenen" Beziehung und (plötzlich) wieder begehrt zu werden.

- da frage ich mich halt nur, ob es auch nicht-pubertierende fünfzehn gibt?
zumindest welche, bei denen es nicht so auffällt ;) Stimmt aber, notwendig ist das nicht.

Oder "Geschenk" in Anführungszeichen,
Der Hinweis kam schon einmal. Ich habe bisher veröffentlicht, ohne formatieren zu können, also habe ich hier nicht daran gedacht. Kursiv wäre angebrachter. Aber auch das muss nicht.

Danke dir für deinen Kommentar und die Hinweise und liebe Grüße
Joyce

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi joyec,


Kurze Zusammenfassung: Der Freund ist, was nahe liegt, fremdgegangen und wird zum Teufel gejagt. So spannend fand ich den Teil jetzt nicht, dass ich ihn hier hätte anhängen wollen.
Na, den Teil hättest du ja nicht anhängen müssen ... Nimm halt einen spannenden :shy:

Das Ende lässt aber natürlich offen, ob da noch ein Drama folgt.
Schon, nützt aber nichts. Ob hier eins folgt oder nicht interessiert mich gar nicht besonders. Mich würde aber interessieren, wie du eins zeichnest (Von mir aus könntest du dafür sogar den bestehenden ersten Teil opfern).


spannender. Auch wie sich der Unterschied anfühlt zwischen einer "eingefahrenen" Beziehung und (plötzlich) wieder begehrt zu werden
Jetzt wo du's sagst - das ist für mich doch auch irgendwo als Kern der Geschichte nachvollziehbar (Aber wenn es dann nicht die Freundin des Vaters wäre ... ?).

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hi joyec,

Na, den Teil hättest du ja nicht anhängen müssen ... Nimm halt einen spannenden :shy:

:lol: vielleicht mache ich das mal, vielleicht auch als eigenständige Geschichte. Auch, wenn das gefährlich nahe an einer gewöhnlichen Dreieckskiste ist. Aber das kommt ja letztlich auch auf die beteiligten Akteure an.

Mal sehen, was noch kommt. Ideen sind ja immer willkommen.

Danke dafür und lieben Gruß
Joyce

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Joyce,

Ich drücke mich mal vor der Textarbeit en detail und geb dir nur den Gesamteindruck. ;) Erotik ist eigentlich nicht mein Literaturgenre, deshalb habe ich nicht so viele Vergleichsgrößen. Aber mein Eindruck von deiner Story variiert stark je nachdem, ob ich den Text unter dem Mikroskop oder durchs Fernglas anschaue. Soll heißen: Ich finde viele Sätze und Absätze im Einzelnen sehr gelungen, wirklich elegant und ich mag die (Selbst-)Ironie, die da mitschwingt. z.B.:

Mein Selbstwertgefühl liegt da wie ein halbherzig poliertes Silberbesteck, das man zwar gerne vorzeigt, mit dem man aber nicht isst. Ich gieße Rotwein darüber, damit es wenigstens für den Rest des Abends glänzt.
Die Proportionen zwischen Dialog, Handlung und Reflektion sind gelungen. Die (erotische) Spannungskurve funktioniert auch.

Gleichzeitig sehe ich in der Geschichte insgesamt, im Personal, im Konflikt viel Klischee und Eindeutigkeit. Die unbefriedigte (aber offenbar äußerlich noch scharfe) Hausfrau, die ihren Kummer in Rotwein ertränkt, der rücksichtslose Klotz von einem Mann, der immer auf Montage ist, nicht links und rechts guckt, der Bursche, der ein Auge auf seine Stiefmutter geworfen hat, das alles, bis hin zum Perlenstring ...

Ein Vorkritiker hat ja moniert, am Ende würde ich nicht explizit genug gevögelt. Das empfinde ich nicht so, weil es meiner Meinung nach einfach nicht diese Art von Geschichte ist und Ausführlichkeit in der Schilderung ja gerade nicht immer erotischer ist. Aber: Aufgrund der genannten Klischees und der eindeutigen Stoßrichtung (höhö) war die Story in meinem Kopf ausgeleuchtet wie ein Pornoset. "Rattenscharfe Stiefmütter 7 - Jetzt kommt Phil" oder so. Dazu trägt zusätzlich bei, dass in der Protagonistin eine Konfliktebene fehlt: Hauptsächlich tut sie sich selbst leid und ist sich noch gegen Ende nicht sicher, ob Phil wirklich auf sie steht. Aber sollte sie nicht zumindest ein kleines Problem damit haben, ihren Mann/Freund zu hintergehen? Sich mal fragen, wie das ihre Beziehung zu ihm (und Phil!) langfristig beeinflussen wird? Falls das doch vorkommt, dann so knapp, dass ich es bereits wieder verdrängt habe.

Was mich zum letzten Kritikpunkt bringt: der Titel. Ich habe oft den Eindruck, Autoren vernachlässigen das, aber für mich gehört der Titel zur Geschichte und verdient Aufmerksamkeit. Und hier gefällt er mir gar nicht, wirkt nachlässig über den fertigen Text gesetzt. Wie wäre es mit "Schneeballschlacht" oder so was? Ok, das geht dann sehr indirekt nur auf die Metaphorik der Story, aber das mit dem "Theater" seh ich nicht ein. ;)

Bei allem Genörgel am Ganzen bleib ich aber dabei: Das ist im Detail gut gemacht und funktioniert als Erotikgeschichte absolut. Die Frage ist natürlich auch, welchen Anspruch du in Sachen Komplexität und Originalität hast.

Schöne Grüße
Meridian

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo joycec,

Erst mal ganz herzlich Willkommen bei den Wortkriegern.

Deine Geschichte kneift.
Ich fang mal vorne an. Dein Stil gefällt mir gut. Er ist witzig, enthält schöne, selbstironische Bilder. Mag ich gerne.

Aber der Inhalt. Nee, den find ich leider blass und harmlos.
Ist wahrscheinlich eine Frage dessen, was man will. Deine Geschichte über die unbefriedigte Hausfrau, die sich den Sohn des neuen Freundes zur Brust nimmt, macht bestimmt dann Spaß, wenn man nichts Tiefergehendes lesen, sondern einfach ein bisschen Vergnügen daran haben möchte, wie die Ichfigur mitsamt ihrem Perlenstring einkaufen geht und ein paar Kuschel- Sex- und Streicheleinheiten vom Sohn abgreift, sich wieder als hübsche, begehrenswerte Frau fühlen kann.
Eine kleine vergnügliche erotisch-romantische Geschichte halt. Warum nicht?
Aber selbst dann ist mir die story ein bisschen zu flach.
Deutlich mehr Vergnügen auch auf dieser Ebene hätte ich persönlich empfunden, wenn die Protagonistin nicht gar so klischeehaft wäre und wenn sie nicht so furchtbar weinerlich wäre. Ich mag vielschichtige Figuren, die nicht eindeutig gut sind und nicht einseitig schlecht, die sogar richtig unsympathisch sind. Solange sie genügend unterschiedliche Facetten zeigen. Aber sie hier ist halt überhaupt nicht vielschichtig. Auch die sonstigen Begleitumstände sind halt einfach schon recht benutzt, der Sohn, der sich in die hübsche Freudnin verguckt, die Reizwäsche, die Fußmassage, alles recht herkömmliche Zutaten.
Was mir z. B. überhaupt nicht einleuchtet: Die Icherz vertraut sich so völlig ohne jedes Bedenken (auch nachträglicher Art) dem Stiefsohn an. Welche Frau macht das denn schon. Dem Stiefsohn gegenüber, zu dem sie vorher ja wohl kein besonders dolles Verhältnis hatte. Über seinen Vater. Naja, ich finde das echt etwas naiv-plapperig. Oder noch stärker, es wirkt fürchterlich unerwachsen, sehr kindisch, ohne, dass du diese Facette ihrer Person herausgearbeitet hättest. Es gibt ja so Kindfrauen, die sich bei allen Trost suchen. Aber wenn man das nicht herausarbeitet, wirkt es halt dadurch auch nicht glaubwürdig. Und ihr kommt an keiner Stelle mal ins Hirn, dass so eine Liebelei mit dem Sohn Schwierigkeiten mit sich bringen könnte. Auch das wirkt so ohne jeden Boden, ohne jedes Fundament.
Und dadurch leider, selbst wenn ich mich bemühe, von deiner Intention auszugehen, leider nur wie so ein bunter Werbefilm. Schön, witzig gemacht, farbig, aber leider auch recht stereotyp und oberflächlich und ohne jeden Punkt, der über sich selbst hinausweisen würde. Also ohne ein originelles Detail, das über diese glatte Oberfläche hinausweisen könnte. Ob das jetzt in der Charakteristik der Figuren bestehen könnte, oder in einer Originalität des Stils. Ich weiß es selbst nicht. Ich merke nur an mir, dass dem Ganzen was fehlt.
Das Einzige, das die Geschichte zu etwas Besonderem macht, zu etwas, das über die kleine (halt leider oberflächliche) erotische Anekdote hinausgeht, ist die Tatsache, dass es der Sohn des Freundes ist.
Und da komme ich zum springenden Punkt. Ausgerechnet das trennst du ab, bzw. schreibst an Erdbeerschorsch, das wäre ja eine eher herkömmliche Beziehungsgeschichte. Aber deine Geschichte lebt inhaltlich genau von diesem Konflikt, der dahinter steht, profitiert von ihm, ohne ihn aber auszuführen. Frag dich doch mal selbst, warum du ausgerechnet den Sohn gewählt hast. Und nicht einen Freund des Sohnes. Letzteres hätte immer noch genügend erotisches und romantisches Amüsement geboten. Übrigens auch Konfliktstoff. Aber Konflikte willst du ja glaube ich vermeiden, obwohl sie zur Kurzgeschichte gehören wie das Salz zur Suppe. Aber genau dieser Hintergrund (Vater-Sohn in Konkurrenz) der belebt die Geschichte, macht sie zu etwas Besonderem und gleichzeitig gehst du völlig darüber hinweg. Und erklärst es zu einer Randinformation im Umgang mit den Elementen der Geschichte.

vielleicht mache ich das mal, vielleicht auch als eigenständige Geschichte. Auch, wenn das gefährlich nahe an einer gewöhnlichen Dreieckskiste ist.
Na ja, so gewöhnlich wäre das nicht. Aber ich weiß ja schon, habe ich aus deinen Antworten herausgelesen, du änderst so schnell nichts, und findest und musst du ja auch nicht, aber ich freue mich jedenfalls trotzdem darauf, wenn du mal eine Geschichte schreibst, die sich ein bisschen mehr traut. :)

Zu dem Thema deiner Geschichte noch ein kleiner Lesetipp:
Es gibt hier im Forum Andrea H die schreibt toll, zu dem Thema Rivalität zwischen Elternteil und Kind (nur bei ihr sinds Mutter und Tochter) gibts eine Geschichte von ihr. Nur so als Lesespaß für dich, ohne jeden weiteren Hintergrund. Einfach, weil mich das Thema an Andreas Geschichte erinnert. Und Geschichten, die so weit zurückliegen, auf die kommt man nicht mehr so leicht, aber es lohnt sich wirklich, sie zu lesen. Miraculum

Viele Grüße und viel Spaß noch hier.

Ach ja, noch einen Hinweis:

Phil hat sich nicht nur an mich gewöhnt, wir haben sogar ein paar Gemeinsamkeiten entdeckt. Mindestens eine davon halte ich als Illusion mühsam am Leben.
Was ist denn diese Gemeinsamkeit? Soll es der Vater sein? Ihr Ulf? Wenn ja, fand ich das hier schwierig, und nicht gleich verständlich. Vielleicht ist das ja noch jemandem so gegangen.

Und bei diesem Gespräch mit der Pnazerfaust fand ich den Zusammenhang auch schwierig.

 

Hi Meridian,

erst einmal vielen Dank für deinen Kommentar! Er zeigt ja schon mal, dass du meine Geschichte bis zum Ende gelesen hast. Das gelingt, zumindest mir, nicht bei jeder Geschichte. :D

Zur Makroebene ;)

Aufgrund der genannten Klischees und der eindeutigen Stoßrichtung (höhö) war die Story in meinem Kopf ausgeleuchtet wie ein Pornoset.
Bingo, mein Lieber. Das war zuvor ein Porno, den ich umgeschrieben habe, weil ich mal sehen wollte, welche Story überhaupt darin steckt. Also Sex raus, Stimmung rein. Das hat mehr Spaß gemacht, hielt aber am Set fest. Sonst hätte ich ja auch was Neues schreiben können.

Dazu trägt zusätzlich bei, dass in der Protagonistin eine Konfliktebene fehlt: Hauptsächlich tut sie sich selbst leid und ist sich noch gegen Ende nicht sicher, ob Phil wirklich auf sie steht. Aber sollte sie nicht zumindest ein kleines Problem damit haben, ihren Mann/Freund zu hintergehen? Sich mal fragen, wie das ihre Beziehung zu ihm (und Phil!) langfristig beeinflussen wird? Falls das doch vorkommt, dann so knapp, dass ich es bereits wieder verdrängt habe.
Schlüsselsatz: "Ich finde nicht, dass ich auf diese Bühne gehöre." Das ist eine Entscheidung, der geht voraus ... nein, später ...

Was mich zum letzten Kritikpunkt bringt: der Titel. [...] das mit dem "Theater" seh ich nicht ein. ;)
"Ich finde nicht, dass ich auf diese Bühne gehöre." Davor beschreibt sie die Theaterszene, das Stück ohne Happy End mit Ulf und später den Austausch eines Darstellers. Das ist schon, alles in allem, ein Theaterstück, nicht nur nach Goffman. Ja, das geht auch ausführlicher oder das davor knapper. Historisch bedingt, s.o.

Bei allem Genörgel am Ganzen bleib ich aber dabei: Das ist im Detail gut gemacht und funktioniert als Erotikgeschichte absolut.
Ich habe kein Genörgel gefunden. Also vielen Dank für Anregungen und Lob!

Die Frage ist natürlich auch, welchen Anspruch du in Sachen Komplexität und Originalität hast.
Nur die höchsten! Ich gebe mir einfach Zeit, sie zu erfüllen. ;) Ich wachse mit jeder Geschichte. Das nehme ich erst mal als gutes Zeichen.

Schöne Grüße
Meridian

Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße zurück
Joyce

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Novak,
danke für deinen Kommentar und das Willkommen. Ganz so neu bin ich hier nicht, ich habe hier im Jannuar schon was verbrochen. ;)

Ein paar Worte zur Entstehung der Geschichte, wenn es erlaubt ist: Ich schreibe seit einem halben Jahr wieder, vorher viele Jahre nicht. Wieder angefangen habe ich ausgerechnet mit Erotik, wohl eher Porno, weil ich fand, dass das eine gute Schreibübung ist (immer zwischen Kitsch und diesem peinlichen Geschlechtsteile-Umbenennen bleiben). Daher stammt diese Geschichte, die bewusst Klischees bedienen sollte (man glaubt kaum, wie dankbar die angenommen werden). Gleichzeitig wollte ich aber das sprachliche Niveau hochhalten. Die Story musste darunter leiden. Das Ergebnis habe ich auf weniger als die Hälfte zusammengedampft und um innere Ansichten, Gefühle, Dialoge ergänzt, bis für mich eine "Geschichte" daraus wurde, die - nur zur Erinnerung - auf einem Porno basiert.
Das vorab.

Was mir z. B. überhaupt nicht einleuchtet: Die Icherz vertraut sich so völlig ohne jedes Bedenken (auch nachträglicher Art) dem Stiefsohn an.
Vielleicht bin ich wirklich allein mit dieser Meinung, aber aus meiner Sicht ist ein (noch so absurder) Charakter erst mal gesetzt. Den hat sich jemand ausgedacht, also gibt es den so. Man lernt ja Menschen kennen (oder vermeidet das), die noch viel abgefahrener sind. Deshalb finde ich solche Anmerkungen zwar interessant, weil sie in gewisser Weise dein Menschenbild wiedergeben, ich würde sie aber nicht wirklich als Textkritik auffassen. Anderes, viel zu langes Thema.
Aber doch noch ergänzend: Ich lese gerade wieder Borowiak. Ich liebe ihn! Aber da kommen immer(!) Charaktere vor, wo du denkst "Der [Autor] hat sie doch nicht alle." Großartig! Sein gutes Recht. Der hatte Bock auf so eine Figur. Zack! Ist sie da. Ich teile diese Obsession. ;)

Und ihr kommt an keiner Stelle mal ins Hirn, dass so eine Liebelei mit dem Sohn Schwierigkeiten mit sich bringen könnte.
Das ging deinem Vorredner scheinbar ähnlich. Die titelgebende Theaterszene scheint unterzugehen. Kein gutes Zeichen. Aber ein Vermerk für die nächsten Bemühungen. ;)

Das Einzige, das die Geschichte zu etwas Besonderem macht, zu etwas, das über die kleine (halt leider oberflächliche) erotische Anekdote hinausgeht, ist die Tatsache, dass es der Sohn des Freundes ist.
Und da komme ich zum springenden Punkt. Ausgerechnet das trennst du ab, bzw. schreibst an Erdbeerschorsch, das wäre ja eine eher herkömmliche Beziehungsgeschichte. Aber deine Geschichte lebt inhaltlich genau von diesem Konflikt, der dahinter steht, profitiert von ihm, ohne ihn aber auszuführen.
Den Verweis auf erdbeerschorsch verstehe ich nicht. Habe ich mich da so missverständlich ausgedrückt? Es MUSS der Stiefsohn sein, SONST fände ich es "herkömmlich". Oder stehe ich jetzt (mal wieder) auf dem Schlauch?

Aber Konflikte willst du ja glaube ich vermeiden, obwohl sie zur Kurzgeschichte gehören wie das Salz zur Suppe. Aber genau dieser Hintergrund (Vater-Sohn in Konkurrenz) der belebt die Geschichte, macht sie zu etwas Besonderem und gleichzeitig gehst du völlig darüber hinweg. Und erklärst es zu einer Randinformation im Umgang mit den Elementen der Geschichte.
Jetzt verstehe ich langsam, worauf du hinaus willst. Ja, da hast du recht, Vater-Sohn ist hier nicht enthalten. Der Konflikt ist auch im "Original" nur in seiner finalen Konsequenz enthalten. Vermeiden will ich sie nicht, sie pass(t)en nicht zum Genre. Ich ändere das gerade. Später mehr.

Na ja, so gewöhnlich wäre das nicht. Aber ich weiß ja schon, habe ich aus deinen Antworten herausgelesen, du änderst so schnell nichts, und findest und musst du ja auch nicht, aber ich freue mich jedenfalls trotzdem darauf, wenn du mal eine Geschichte schreibst, die sich ein bisschen mehr traut. :)
Werde ich. Ich habe mir abgewöhnt, sofort nach jedem Kommentar Änderungen vorzunehmen, weil der/die Nächste das Gegenteil behauptet oder am Ende meine Geschichte so steril vor mir liegt, dass sie zwar als eine gute durchgehen mag, sich aber nicht mehr wie meine liest. Dann nehme ich Kritik lieber (und regelmäßig) für die nächste Geschichte mit. Es gibt alte Geschichten, die gut verschlossen bleiben. Aber "damals" gehörten die so. Und zu retten ist da auch ncihts mehr. ;)

Oh, abschließend:

Ich mag vielschichtige Figuren, die nicht eindeutig gut sind und nicht einseitig schlecht, die sogar richtig unsympathisch sind.
Wenn es danach geht, wirst du ein Stammleser werden. Das ist einer der häufigsten Vorwürfe, die ich zu hören bekomme. O-Ton: "Dein Prot ist ein Arschloch!" :lol:

Zu dem Thema deiner Geschichte noch ein kleiner Lesetipp:
Es gibt hier im Forum Andrea H die schreibt toll, zu dem Thema Rivalität zwischen Elternteil und Kind (nur bei ihr sinds Mutter und Tochter) gibts eine Geschichte von ihr. Nur so als Lesespaß für dich, ohne jeden weiteren Hintergrund. Einfach, weil mich das Thema an Andreas Geschichte erinnert. Und Geschichten, die so weit zurückliegen, auf die kommt man nicht mehr so leicht, aber es lohnt sich wirklich, sie zu lesen. Miraculum
Andrea kommt mir bekannt vor, habe ich sicher schon mal gelesen. Danke für den Reminder.

Und zu alllerletzt:

Was ist denn diese Gemeinsamkeit?
Die Actionfilme

Danke dir für die motivierenden und konstruktiven Hinweise und liebe Güße
Joyce

 

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