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Thema und Information

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10.07.2002
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Thema und Information

Vor Tausenden von Jahren saßen unsere Vorfahren vermutlich irgendwann einmal um ein Lagerfeuer und kauten gelangweilt an Mammutknochen. Plötzlich begann ein Stammesmitglied von der letzten Jagd zu berichten, an der (aus welchen Gründen auch immer) nicht alle teilgenommen hatten. Er schmückte seinen Bericht aus, vermischte tatsächlich Geschehenes mit Erfundenem und erfreute somit seine Zuhörer, die der Geschichte lauschten: Die Erzählung war geboren. Durch das permanente Reden wurde der Erzähler durstig und verlangte nach Wasser. Bis dieses geholt wurde, schwieg er, wobei sich seine Zuhörer gespannt fragten: Was passiert als Nächstes? Denn der Erzähler hatte seine Geschichte an einer extrem spannenden Stelle unterbrochen - der Fuß eines Mammuts schwebte soeben über dem Kopf des Stammeshäuptlings, der über eine Baumwurzel gestolpert war. Würde sein Kopf zermalmt werden? Würde er sich retten können?

Dieser kleine Ausflug in die Geschichte zeigt uns, dass schon seit Urzeiten der spannende Aufbau einer Geschichte zum Handwerk eines jeden Erzählers gehört. Die Zuhörer bzw. Leser müssen sich fragen: „Was passiert als Nächstes?“. Spannung gehört elementar zum Bauplan von Geschichten. Spannung aufzubauen ist auf unterschiedliche Arten möglich. Wir wollen uns in diesem Challenge mit einem dieser Kunstgriffe beschäftigen: dem Cliffhanger.

Spannung leitet sich vom lateinischen 'suspendere' ab, was soviel wie „schweben, hängen“ bedeutet. Was läge da näher, als sich einmal mit einem Cliffhanger zu beschäftigen.

Der Ursprung des Begriffs Cliffhanger geht vermutlich auf eine Szene aus dem Roman „A Pair of Blue Eyes“ von Wilkie Collins aus dem Jahre 1873 zurück. In dieser Szene befindet sich Henry Knight gemeinsam mit Elfriede auf der Spitze einer Klippe an der Steilküste von Cornwall. Bei dem Versuch, seinen Hut, der zum Felsrand geweht wurde, zurückzuholen, kann er auf dem glatten Steilhang nicht mehr heraufklettern. Elfriede versucht ihm zu helfen, verschlimmert die Situation jedoch. Henry gelingt es, mit einem letzten verzweifelten Griff ein Grasbüschel zu packen. Dort hängt er nun. Über ihm die Klippe, Hundert Meter unter ihm das Meer. Meilenweit keine menschliche Behausung – und Elfriede allein kann ihn nicht hochziehen.

Was passiert als Nächstes? In dem Roman von Wilkie Collins wird die Szene aus der Sicht von Henry Knight geschildert, seine Betrachtungen, die er anstellt, während er dort hängt, seine Reflektionen und so weiter.

Ein heutiger Schriftsteller würde wahrscheinlich eine Parallelhandlung einflechten: den verzweifelten Versuch von Elfriede, Hilfe zu holen. Natürlich müsste dieser Autor seiner Protagonistin einige Steine in den Weg legen, bevor sie Hilfe bzw. eine Lösung findet. Um die Spannung zu steigern, würde die Erzählung zwischen beiden Handlungssträngen hin- und her springen, wobei der Autor vor jedem Wechsel einen Cliffhanger einbauen würde; damit der Leser, während er Elfriede auf ihrer Suche nach Hilfe begleitet, immer im Hinterkopf hat, dass sich die Situation an der Klippe weiter zuspitzt.

Somit kommen wir zur eigentlichen Aufgabe dieses Challenge: Schreibt eine spannende Geschichte, die (mindestens) zwei parallel verlaufenden Handlungsstränge aufweist, springt zwischen diesen Handlungssträngen hin und her und baut jeweils vor dem Wechsel zu dem anderen Handlungsstrang einen Cliffhanger ein.

Inhalt und Genre der Geschichte sind frei wählbar.


Zum Ablauf:

- Jeder darf nur einen Text abliefern.
- Gepostet werden die Geschichten bitte als eigenes Thema in dieser Rubrik
- Texte im Challenge werden kommentiert wie andere Texte auch.
- Jeder Autor hat das Recht und die Möglichkeit, seine Texte auf Anregung der Kommentatoren zu überarbeiten. Die endgültige Fassung wird von der Jury bewertet.
- Jurymitglieder dürfen ebenfalls Geschichten für den Challenge abliefern, diese Geschichten laufen allerdings außer Konkurrenz.


Termine:

- Start des Challenge: sofort
- Ende des Challenge: 08. Mai 2005

Im Gegensatz zum letzten Challenge endet am 08. Mai auch die Möglichkeit, Kommentare abzugeben bzw. die Geschichten zu überarbeiten, d.h. der Thread wird am 08. Mai geschlossen. Anschließend wird die Jury alle eingereichten Geschichten lesen und wie gehabt eine Auswahl der besten Geschichten zusammenstellen.

Die Gewinner werden voraussichtlich Mitte Juni präsentiert.

Und nun wünschen wir allen Teilnehmern eine riesige Portion Kreativität und vor allen Dingen viel Spaß!

Eure Jury

 

Tolle Idee. Aber sehr schwierig umzusetzen, wie ich finde. Bin einmal sehr gespannt auf die Ergebnisse. :)

 

Interessante Idee und eine tolle Challengebeschreibung!

Würde sein Kopf zermalmt werden? Würde er sich retten können?
Spannung pur! :D

 

Öhm - George? Wieso dürfen wir denn nach dem 8. Mai nicht ehr überarbeiten? :shy:

 

Spannung pur!
Hehe, dafür habe ich mir auch unzählige Nächte um die Ohren geschlagen :D
Öhm - George? Wieso dürfen wir denn nach dem 8. Mai nicht ehr überarbeiten?
Gute Frage, die ich gerne beantworte:

Weil wir (Jury) sonst keinen Challenge hätten anbieten können. Ich z.B. habe im Juni 'ne Menge beruflicher Verpflichtungen, Jynx geht es genauso und von den anderen weiß ich, dass der eine oder die andere auch abspringen würde, wenn der Challenge sich bis Juli hinziehen würde.

Außerdem sind meiner Meinung nach (fast) vier Wochen genug Zeit, um eine spannende Geschichte zu schreiben und zu überarbeiten. Und wenn die Zeit - aus welchen Gründen auch immer - dennoch nicht ausreicht: Der nächste Challenge kommt bestimmt ;)

 

Lieber George Goodnight,

sehr gute Idee! Meinen Beitrag bekommt Ihr! Ich freu mich drauf!

LG
WU

 

Irgendwie wird das mit dem Cliffhanger nicht richtig erklärt, oder ich bin zu blöd dazu.

springt zwischen diesen Handlungssträngen hin und her und baut jeweils vor dem Wechsel zu dem anderen Handlungsstrang einen Cliffhanger ein.

Soll heißen, es muss etwas Spannendes geschehen, ehe ich den Handlungsstrang wieder wechsel? So wie bei diesen Seifenopern im Fernsehen, die immer ganz besonders spannend enden?

 

@ Cerberus: Genau so. Ich kenne den Ausdruck halt aus dem Journalismus. Hier wird ein Cliffhanger benutzt, damit die Leute auf jeden Fall wieder einschalten / auch nach der Werbung noch dran sind / den Artikel auf Seite 6 lesen / von der Homepage zur eigentlichen Inhaltsseite klicken usw.

P.S.: Mein 666. Beitrag.

 

Somit kommen wir zur eigentlichen Aufgabe dieses Challenge: Schreibt eine spannende Geschichte, die (mindestens) zwei parallel verlaufenden Handlungsstränge aufweist, springt zwischen diesen Handlungssträngen hin und her und baut jeweils vor dem Wechsel zu dem anderen Handlungsstrang einen Cliffhanger ein.
Schönes Thema, wirklich.
Da ich beim letzten Challenge knapp, aber dennoch unerbittlich hart an den Vorgaben vorbeigeschrammt bin (hab ich mir sagen lassen), frag ich diesmal lieber vorher nach. Hab nämlich schon ne Idee. Also:

- Müssen beide Handlungsstränge spannend sein?
- Muß jeder einzelne Übergang zwischen den Strängen ein nervenzerfetzender Cliffhanger sein oder darf es auch zwischendurch mal ruhiger zugehen? Gibt es "Punktabzüge" (bitte nicht wörtlich nehmen, ihr wißt, was ich meine), wenn es ruhiger zugeht?
- Was passiert, wenn die Jury die Geschichte nicht spannend findet?

(Bitte keine Antwort von wegen "das ist dir überlassen" - ich will diesmal nichts falsch machen)

 

gnoebel schrieb:
- Müssen beide Handlungsstränge spannend sein?
Ja, das will ich auch wissen!
gnoebel schrieb:
- Was passiert, wenn die Jury die Geschichte nicht spannend findet?
Kann Sie es dann auch lustig, traurig, romantisch, etc. finden? Ist doch auch gewissermaßen spannend?

Ansonsten werde ich mich dem lustigen... äh, 'tschuldigung - spannendem Challenge-Thema stellen.

 

Danke fürs Aufklären, Jynx.

Ja. Weil, liebster Gnoebel - eine Geschichte muss immer spannend sein.
Irgendwer - ich glaube, es war James Cameron - hat mal irgendwann - ich glaube es war beim Regeikommentar auf der Terminator2 DVD - gesagt, daß Spannung immer nur dann richtig wirkt, wenn es irgendwo auch einen Augenblick der Ruhe gibt, weil der Kopf irgendwann abschaltet, wenns ständig knallt und rummst.
Und das hatte ich eigentlich vor: einen Strang, der nervenaufreibend spannend ist und einer, der als Gegenpool dazu ruhig, ja beinahe langweilig daherkommt. Geht nicht? Dann ist es gut, daß ich vorher gefragt hab.
Beim "Alle Sinne"-Challenge ging es ja darum, den Blick auf das Wie des Erzählens zu schärfen. Jetzt geht es darum, den Blick auf das Wie und Was für den gelungenen Aufbau einer Geschichte zu richten.
"gelungener Aufbau" ist subjektiv. Aber gut, ich probiers mal. ;)

 

@ Cerberus, gnoebel und flashbak

Ich danke euch für eure Fragen - ich war schon am Zweifeln. Interessiert sich niemand für den Challenge oder ist alles so gut erklärt, dass alle Bescheid wissen und schon an ihren Geschichten feilen? Letzteres konnte ich kaum glauben, und wie gerade die Frage von Cerberus mir gezeigt hat, habe ich vor lauter Betriebsblindheit tatsächlich vergessen, etwas genauer auf den Begriff des Cliffhanger einzugehen.

Aber Katzano und Jynx haben ja während meiner Abwesenheit alle Fragen detailliert und mit viel Fachwissen beantwortet.

Ich stimme Jynx zu. Wenn es tatsächlich Cameron war, der das von gnoebel zitierte gesagt hat, ist er wirklich ein kluger Mann. Jedes künstlerisches Produkt (ob Musik, Film, Buch etc.) benötigt Momente der Entspannung - der Leser, Zuschauer, Zuhörer braucht diese Momente - sonst würden die Momente der Spannung überhaupt nicht wirken.

Wir wollen keine Geschichten, in denen von Anfang bis Ende Bomben explodieren, Schiffe versenkt werden, Hochhäuser in die Luft fliegen und so weiter. Wir wollen spannende Geschichte, die auch ihre ruhigen, witzigen etc Momente haben dürfen - sogar haben müssen (s.o.). Einzige Bedingung: Der Moment vor dem Wechsel zu dem anderen Handlungsstrang soll so spannend sein, dass der Leser quasi gezwungen wird, weiter zu lesen.

So, und jetzt muss ich mich erholen. In meinem Alter steckt man zwei Stunden Fußball nicht mehr so locker weg wie noch vor zwanzig Jahren :humpelsmiley:

 

Mich erinnert das Wort Cliffhanger immer an diese herrliche Uralt-Serie mit den kleinen Plastikraumschiffen und den monströsen Leguanen, die jedes Mal mit den Worten

"Wird Flash Gordon ...?"

endete.

Ein Cliffhanger soll uns dazu bringen, dass wir wissen wollen, wie es weitergeht. Und zwar dringend. Aber das muss nicht gezwungenermaßen eine an der besten Stelle abgebrochene Actionhandlung sein. :shy:

Gruß,

kira.

 

Der andere Handlungsstrang setzt aber lediglich einen anderen Handelnden und eine andere Handlung vorraus, keinen anderen Ort, oder? Ich könnte also theoretisch zwischen Manni und Peter hin und herwechseln, die beide in der selben Aufzugkabine stehen - Manni telefoniert und Peter hat einen Herzinfarkt... das geht, oder?

 

@ Anea

Wenn Du das spannend gestalten kannst - warum nicht? Spontan würde ich sagen, dass so eine Geschichte jedoch extrem schwierig zu schreiben sein dürfte. Aber man wächst ja an den Herausforderungen :D

 

:D jetzt sag bloss, du findest meinen Plot nicht schon von sich aus spannend.
Aber gut, wenn mehrere Handlungen von mehreren Handelnden aus mehreren Perspektiven die Definition eines Handlungsstrangs ist, funktioniert meine Idee *freu*

 

@George:

Einzige Bedingung: Der Moment vor dem Wechsel zu dem anderen Handlungsstrang soll so spannend sein, dass der Leser quasi gezwungen wird, weiter zu lesen.
Okay, das krieg ich schon irgendwie hin.
Danke für deine Rückmeldung.
Ich könnte also theoretisch zwischen Manni und Peter hin und herwechseln, die beide in der selben Aufzugkabine stehen - Manni telefoniert und Peter hat einen Herzinfarkt... das geht, oder?
Nein, das geht nicht. Einfach aus Prinzip, weil das um Welten origineller als meine Idee wäre ;)

 

Wir wollen spannende Geschichte, die auch ihre ruhigen, witzigen etc Momente haben dürfen
Was ist, wenn das Genre auf - sagen wir mal Humor ;)- festgelegt ist und die "Spannung" nur durch humoristische Aspekte aufgebaut wird? Ich will damit eigentlich sagen: ist es schlimm, wenn das Genre explizit eingehalten wird? Oder soll wirklich von Allem etwas dabei sein bzw. haben Geschichten mit mehreren Genre-Aspekten bessere Chancen zu gewinnen?
Aber es geht ja nicht ums Gewinnen. Ne? ;)

 

@ flashbak

Wahrscheinlich stehe ich auf dem Schlauch, aber ich verstehe den Hintergrund Deiner Frage nicht. Wo steht geschrieben, dass von allem etwas dabei sein soll? Und wie kommst Du auf die Idee, dass Geschichten mit mehreren Genre-Aspekten bessere Gewinnchancen hätten? Ganz davon abgesehen, weiß ich nicht, wie ich mir eine Geschichte vorstellen soll, die mehrere Genre-Aspekte haben soll.

Ob es Dir um's Gewinnen geht, weiß ich nicht - wenn ich an einem Wettbewerb teilnähme, würde ich immer versuchen, das für mich Bestmögliche abzuliefern.

 

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