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Therapie

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18.08.2015
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Therapie

Nervös strich er mit den Fingern über das schwarze Leder, mit dem der Stuhl überzogen war. "Glauben Sie, dass ich verrückt bin?" Er hob langsam den Blick und sah in das neutrale Gesicht des Psychiaters. "Ich glaube, dass Sie Hilfe brauchen." Matthias nickte und fuhr sich mit der Hand über den Mund, seufzte. Er konnte dem Blick des Arztes nicht standhalten.
"Wissen Sie, warum Sie hier sind?"
Er nickte und konnte nicht verhindern, dass sein Kopf zur Seite zuckte. "Ich hab was Schlimmes gemacht." Seine Stimme war leise und dünn. Er wollte nicht daran denken.
"Können Sie sich daran erinnern?" Matthias nickte wieder, hielt jedoch in der Bewegung inne und schüttelte dann den Kopf. Er zuckte mit den Schultern und rutschte in dem Stuhl herum.

"Sie haben gesagt, dass jemand bei Ihnen war, warum fangen wir nicht damit an?"
"Okay..."
"War es ein Freund von Ihnen?" half der Psychiater ihm auf die Sprünge, und Matthias musste fast lachen. “Ein Freund... Nein, das nicht. Ich habe keine Freunde, wissen Sie."
"Ein Bekannter dann?"
"Ja, wahrscheinlich, oder? Ich kenne ihn. Schon seit wir Kinder waren."
"Wie haben Sie sich kennen gelernt?"
Matthias überlegte, dann schüttelte er den Kopf, "Das weiß ich nicht mehr. Wir kennen uns schon seit wir Kinder waren." Wiederholte er. "Aber seinen Namen sag ich nicht."
"In Ordnung. Nennen wir ihn Max."

"Max. Gut, okay. Er hilft mir manchmal, ich weiß nicht warum, ich muss nämlich nie etwas für ihn tun."
"Wie hilft er Ihnen?"
"Beim Einkaufen oder so. Ich vergesse manchmal Sachen, wissen Sie? Und er hilft mir dann, mich daran zu erinnern. Oder wenn ich spät von der Arbeit zurückkomme. Ich mag die Dunkelheit nicht, wissen Sie? Dann holt er mich ab und wir gehen zusammen heim."
"Sie haben Angst vor der Dunkelheit?" Der Arzt schrieb etwas auf.
"Nein! Ich mag sie nur nicht. Ich hab keine Angst... Wie auch immer, er holt mich ab, wenn es spät wird, und wir gehen nach Hause."
"Sie wohnen zusammen?"
"Ja. Max ist vor... vor zwei Jahren zu mir gezogen. Er arbeitet nicht, wissen Sie? Also hab ich gesagt, dass er zu mir kommen kann. Er hat ja sonst keinen."
"Das klingt aber als ob Sie Freunde wären."

Matthias schüttelte vehement den Kopf, "Ich habe keine Freunde." Der Arzt nickte und bedeutete ihm, fort zu fahren. "Er hält mich auch davon ab, wenn ich etwas Dummes tun will."
"Was meinen Sie?"
"Weiß nicht. Mit Feuer zu spielen oder so. Ich mag Feuer. Aber ich weiß, dass es gefährlich ist. Oder meiner Mutter zu glauben. Die lügt immer, wissen Sie?"
"Inwiefern?"
"Früher, als ich noch klein war, hat sie mir manchmal wehgetan." Matthias ignorierte die Frage.
"Sie wurden als Kind geschlagen?"

"Nein, das nicht. Sie wollte mir immer helfen, hat sie gesagt. Aber sie hatte auch immer ein bisschen Angst vor mir, glaube ich. Komisch, finden Sie nicht? Angst vor seinem eigenen Kind zu haben." Der Arzt sagte nichts, und Matthias fuhr fort. "Ich war immer ein bisschen anders als andere Kinder, glaube ich. Ich war oft krank, deswegen hab ich in der Schule viel verpasst. Meine Eltern haben immer gebetet, dass ich wieder gesund werde, und ich glaube, es hat geholfen. Wir sind früher viel in die Kirche gegangen, wissen Sie? Auch wenn ich krank war. Manchmal, wenn ich nicht aufstehen konnte, haben meine Eltern einen Pastor zu uns geholt, damit er mir hilft."
"Wie hat er Ihnen geholfen?"
"Das kam immer drauf an. Meistens hat er nur gebetet und irgendwas mit Weihwasser und Rauch gemacht. Ich kann mich nicht mehr richtig dran erinnern. Aber als ich älter war, dreizehn oder so, da hat er angefangen, mir weh zu tun, und meine Mutter hat ihn trotzdem immer wieder gerufen."

"Er hat Sie verletzt?" Matthias rieb nervös den Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand aneinander, sein Kopf zuckte wieder leicht zur Seite. "Ich hab dann angefangen, mich zu wehren, und wurde am Bett festgebunden. Manchmal so fest, dass ich geblutet hab, und ich hatte dann immer Kopfschmerzen. Einmal hat es drei Tage gedauert, und als es vorbei war, konnte ich nicht mehr aufstehen."
Der Arzt runzelte die Stirn. "Man hat Exorzismen an Ihnen durchgeführt?"
Matthias sah auf, "Was? Hm, ja, scheint so. Ich hab immer gesagt, dass ich das nicht wollte, ich hatte Angst, wissen Sie? Ich hatte immer Albträume und so. Meine Mutter hat dann immer gesagt, dass es geholfen hat. Sie hat immer behauptet, dass ich böse Sachen gemacht hab, aber das stimmt nicht."
"Was für Sachen?"
Mathias zuckte die Schultern und schien zu überlegen. "Wir hatten mal eine Katze. Meine Mutter hat behauptet, dass ich die ertränkt hab, aber ich weiß, dass sie weg gelaufen ist. So was halt."
"Und Sie können sich nicht daran erinnern, solche Dinge getan zu haben?"
"Nein, sag ich doch."

"Kommen wir doch zurück zu Max."
"Ach ja. Meine Mutter hat manchmal angerufen, um zu gucken, wie es mir geht. Sie wollte immer, dass ich sie besuchen komme, aber dann würde sie nur wieder versuchen, mir weh zu tun. Sie hat mich als Kind oft eingesperrt, wissen Sie? Und irgendwie hab ich mich immer wieder wie ein Kind gefühlt, wenn ich nach Hause gekommen bin, deswegen wollte ich sie nicht besuchen. Sie hat auch immer gefragt, ob ich mal mit ihr in die Kirche gehe, aber das mach ich nicht mehr."
"Sind Sie noch gläubig?"
"Weiß nicht. Doch. Ich glaube schon an Gott, aber ich mag ihn nicht sonderlich, wissen Sie? Deswegen bete ich nicht mehr. Max ist nicht gläubig, er hat sich immer darüber lustig gemacht, dass meine Familie in die Kirche gegangen ist. Nachdem der Pastor da war wollte er auch immer für ein paar Wochen nicht mehr zu mir kommen, das fand ich ein bisschen übertrieben. Naja, aber das war ja später kein Problem mehr. Er hat mir auch immer geholfen, als er zu mir gezogen ist. Die Albträume haben nämlich nie aufgehört, wissen Sie? Ich schlafe deswegen nicht gerne."
"Wovon träumen Sie?"

Matthias Kopf zuckte wieder in einem nervösen Tick, "Es ist immer das gleiche, eigentlich, obwohl es sich über die Jahre ein bisschen verändert hat. Als es angefangen hat, bin ich im Traum nur durch eine dunkle Straße gelaufen. Ich konnte nichts sehen, aber ich wusste, dass mich jemand verfolgt. Als ich dann älter wurde bin ich auch in Häuser gegangen, aber der, der mich verfolgt hat, hat mich immer gefunden. Ich wollte mich umdrehen, um zu sehen, wer es ist, aber dann bin ich immer aufgewacht. So ging das lange, es war echt schlimm, manchmal. Ich hab auch manchmal Drogen genommen, um wach zu bleiben, wissen Sie? Max hat mir welche besorgt, er hatte Kontakte. Ich war auch ein paar Mal im Krankenhaus deswegen, und irgendwann hatte ich keine Lust mehr. Wir haben also beschlossen, damit aufzuhören."
"Sie haben beide Drogen genommen?"
"Ja, Max hat damit angefangen, ich wolle zuerst gar nicht. Nachdem wir also beschlossen hatten, aufzuhören, konnte ich überhaupt nicht mehr schlafen, es ging einfach nicht, egal, wie müde ich war. Ich bin also laufen gegangen oder so, damit ich richtig kaputt war, wenn ich zurückkam. Das hat ein bisschen geholfen. Aber wenn ich geschlafen hab, hatte ich oft Albträume, immer den gleichen. Vor ein paar Monaten hab ich es dann geschafft, nicht aufzuwachen bevor ich sehen kann, wer mir hinterher läuft."

Matthias zögerte, und der Psychiater gab ihm Zeit, sich die Worte zurecht zu legen. "Es war ganz komisch, die Person sah aus wie meine Mutter, aber ich wusste, dass es der Pastor von damals war. Das macht überhaupt keinen Sinn."
"Träume machen nicht immer Sinn. Das ist nichts Ungewöhnliches."
"Hm, naja. Auf jeden Fall, nachdem ich das herausgefunden hab, hab ich Max davon erzählt. Er ist ziemlich schlau, wissen Sie? Viel schlauer als ich, er weiß viel. Er hat gesagt, dass mein Unterbewusstsein immer noch verletzt ist, von damals. Wir haben überlegt, was man dagegen machen kann, und irgendwann sind wir darauf gekommen, dass ich mit meiner Mutter die Wahrheit hören musste, und von dem Pastor."
"Was für eine Wahrheit?"
"Na, dass sie mir gar nicht helfen wollte. Ich meine, sonst hätte sie mich nicht eingesperrt und so, oder?"
"Ich glaube, dass Ihre Mutter vielleicht überfordert war, und deswegen nicht wusste, wie sie mit Ihnen umgehen sollte. Natürlich rechtfertigt das nicht, was sie getan hat."
"Und der Pastor sollte sich entschuldigen. Er hat mich für drei Tage an mein Bett gebunden, wissen Sie?"
"Ja, das erwähnten Sie bereits."
"Ach so, ja. Und er hat meinen Eltern verboten, mir etwas zu trinken oder zu essen zu geben. Damit der Teufel nicht gestärkt wird, oder so. Aber das ist ja bescheuert, ich glaube, er hatte nur Spaß daran. Ich war ja gar nicht besessen."

"Nachdem Sie zu dieser Erkenntnis gekommen sind, haben Sie Ihre Mutter besucht?" Matthias nickte, "Genau. Es war ein bisschen komisch, wissen Sie, ich hab sie ja so lange nicht gesehen. Ich hatte ein bisschen Angst, muss ich zugeben. Deswegen hab ich es auch lange vor mir her geschoben. Max ist dann mitgekommen, damit ich es auch endlich durchziehe.
Irgendwann hatte ich keine Angst mehr, ich bin größer und stärker als meine Mutter, und mein Vater ist ja schon tot. Ich bin einfach wütend geworden, weil sie immer nur gesagt hat, dass sie mir helfen wollte. Sie konnte es einfach nicht zugeben, dass sie mir wehgetan hat. Sie hat auch geweint, aber sie war so scheinheilig, dass ich ihr nicht glauben konnte." Seine Stimme wurde lauter, und er schlug mit der Faust einige Male auf die Armlehne.
"Ich bin dann irgendwann raus gegangen, um mich zu beruhigen, wissen Sie? Max war mit rein gekommen und ist bei meiner Mutter geblieben. Er hat gesagt, dass er sie vielleicht dazu bringen könnte, die Wahrheit zu sagen, weil er ja neutral war, nicht so wie ich. Ich wollte dann nicht mehr reingehen und habe draußen gewartet. Irgendwann kamen meine Mutter und Max dann raus. Sie war ganz verheult. Sie hat mich umarmt und gesagt, dass es ihr Leid tut. Ich weiß nicht, was Max gemacht hat, aber es hat funktioniert. Ich versteh nicht, warum sie das nicht gleich machen konnte. Das war ja alles was ich wollte, wissen Sie?"

"Sie haben sich also mit Ihrer Mutter versöhnt?" Matthias nickte und entspannte seine Faust wieder. "Was ist dann passiert?"
"Es war schon Abend, aber ich dachte, ich gehe trotzdem mal zu der Kirche wo der Pastor immer war. Er war noch da, aber er konnte sich nicht mal mehr richtig an mich erinnern, das Schwein. Er sogar vorgeschlagen, mit mir zu beten, können Sie sich das vorstellen? Ich hab ihm dann erst mal erklärt, wer ich bin, und dass ich Gott nicht mehr mag. Ich hab ihm gesagt, dass er sich entschuldigen soll, und dass Max als Zeuge da war. Aber der hat sich nur bekreuzigt und gesagt, dass er mir helfen kann. Er hat sogar angefangen zu beten, und mich einfach unterbrochen.
Ich hasse es, wenn Leute das machen, wissen Sie?
Das macht man einfach nicht. Ich bin also wieder wütend geworden, und ich hab Max gesagt, dass er ihm den Mund zu halten soll, damit er mir auch zuhört. Der Alte hat dann nur ständig genickt und irgendwas geplappert, dass es ihm leid tut und so. Aber ich hab ihm nicht geglaubt, er wollte mich bestimmt nur loswerden, wissen Sie?"
Der Psychiater sah von seinem Notizbuch auf. "Dann sind Sie gegangen?"

"Ja. Aber sobald Max ihn losgelassen hat, hat er nur wieder angefangen zu beten, und das tat in meinen Ohren und im Kopf weh, wie damals. Also hab ich gesagt, dass Max ihn ruhig halten soll, bis ich draußen bin."
"Und dann sind Sie sofort zurück zu Ihrer Wohnung gegangen?"
Matthias nickte. "Ja. Ich hatte doch, was ich wollte. Auch wenn der Pastor nicht ehrlich war, aber das war mir dann irgendwie auch egal."
"Wissen Sie, was dann passiert ist?"
Matthias seufzte schwer, "Dann bin ich schlafen gegangen, es war ja schon spät. Ich bin dann von lautem Klopfen geweckt worden. Als ich die Tür aufgemacht hab, standen da Polizisten. Die haben gesagt, dass ich verhaftet bin. Ich muss wohl was Schlimmes gemacht haben, sonst wäre ich ja nicht hier, oder?"
"Sie können sich also nicht daran erinnern, was Ihnen vorgeworfen wird?"
"Nein, ich hab den Polizisten auch gesagt, dass ich unschuldig bin."

"Aber Sie sagten doch, dass Sie wissen, weshalb Sie hier sind."
"Weil ich was gemacht hab, aber ich weiß halt nicht, was. Der Polizist hat es mir erklärt, aber wenn ich es gemacht hab, dann kann ich mich nicht dran erinnern."
"Mh-hm. Matthias, ich möchte, dass Sie sich für mich wieder so gut Sie können an den Abend erinnern, an dem Sie ihre Mutter und den Pastor besucht haben. Nachdem Sie die Kirche verlassen haben, was genau haben Sie dann gemacht? Sind Sie ohne Umwege nach Hause gegangen?"

Matthias sah den Arzt misstrauisch an und richtete sich in dem Stuhl auf. "Ich habe Ihnen doch erklärt, was ich getan habe. Max hat den Pastor still gehalten, damit ich gehen konnte. Ich bin dann nach Hause gegangen, ohne Umwege. Ich habe nicht auf Max gewartet, er hat mich eingeholt. Wir sind dann sofort nach Hause und schlafen gegangen."
Der Psychiater sah ihn mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an. "Glauben Sie, dass es möglich wäre, dass ich mit Max sprechen könnte? Er kann seinen Namen auch für sich behalten. Aber vielleicht kann er helfen."
"Wobei denn helfen?"
"Nun, Sie sind nicht auf direktem Wege nach Hause gegangen, Matthias. Aber wie es scheint, können Sie sich nicht daran erinnern. Wenn Max bei Ihnen war, kann er mir vielleicht erklären, was passiert ist. Ich möchte Ihnen helfen."

Matthias hob eine Augenbraue und sah den Arzt belustigt an. "Sind Sie da sicher? Sehen Sie, wir haben gelernt, in der Hinsicht ein wenig misstrauisch zu sein, das können Sie sicher verstehen. Mit allem, was Matthias durchgemacht hat." Der Arzt richtete sich nun ebenfalls auf und verlagerte sein Gewicht. "Max?"
"Wenn Sie möchten."
"Wie ist Ihr Name?"
"Das sage ich Ihnen nicht. Namen sind doch unwichtig, finden Sie nicht?"
"Das kommt drauf an. Namen können sehr machtvoll sein."

Max machte eine wegwerfende Handbewegung. "Für mich nicht. Ich finde Ehrlichkeit wichtiger. Ich mag es nicht, angelogen zu werden. Matthias war ein bisschen langsam was das angeht, er hat viel vergeben. Jungen und ihre Mütter, habe ich Recht?" Er kicherte. "Aber ich glaube, jetzt hat er es verstanden. Ich bin der einzige in seinem Leben, der ihm jemals wirklich helfen wollte."
"Wie haben Sie ihm geholfen?"
"Das wissen Sie doch schon. Haben Sie nicht aufgepasst?" Max schnalzte missbilligend mit der Zunge bevor er fort fuhr. "Ich habe Matthias geholfen, mit seiner Kindheit abzuschließen. Ich habe seine Mutter sehen lassen, dass sie sich selbst und ihn belogen hat. Sie wird ihn nun nicht mehr verletzen."
"Nein, das wird sie wohl nicht. Dafür haben Sie gesorgt, nicht?"
"Richtig. Matthias ist kein Überredungskünstler, aber ich bin recht gut darin. Nur der Priester wollte nicht so richtig. Das hat nicht so geklappt, wie ich mir das vorgestellt hatte." Er verzog verärgert das Gesicht. "Er wollte einfach nicht nachgeben. Naja, man kann nicht alles haben.“ Er zuckte mit den Schultern und schien wieder so unbekümmert wie zu Beginn ihres Gesprächs. „Haben Sie mit Ihm gesprochen?"
"Ja, ich habe mit ihm gesprochen. Er ist noch im Krankenhaus, aber er ist stabilisiert. Er wird überleben."
"Wie ärgerlich."
"Sie beschützen Matthias, nicht wahr? Wie lange sind Sie schon bei ihm?"
"Seit..." Max legte den Kopf schief und plusterte die Wangen auf, "Seit etwa 14 Jahren. Nach dem ersten Exorzismus. Vor mir gab es Sammy, aber ich kenne ihn nicht sonderlich gut. Er hat aufgehört zu kommen nachdem ich da war."
"Lebt Sammy noch?" Max zuckte gleichgültig mit den Schultern "Ist doch egal. Er war ja nur ein Kind."

Der Psychiater schrieb noch etwas auf, dann sah er Max an. "Ich glaube, das reicht für heute. Wir sehen uns morgen wieder." Eine Pflegerin öffnete die Tür um den Patienten zu seinem Zimmer zu begleiten. Der Psychiater hielt Max die Hand hin, um sich zu verabschieden, doch sie wurde ignoriert und er ließ sie wieder sinken. "Bis morgen."
"Vielleicht." Max zwinkerte ihm zu, drehte sich um und folgte der Pflegerin aus dem Zimmer.

 

Hallo A Wilde!

Erstmal möchte ich anmerken, dass es es wirklich nett von dir wäre, würdest du auch anderen öfter mal Kommentare zu ihren Texten hinterlassen. Geben und nehmen, du weißt schon.

So, zum Text:

Aufgebaut hast du ihn nach dem Motto: Es wird viel drumherumgeredet, aber nicht verraten, worum es eigentlich geht. Das kommt erst in der Pointe (oder kurz davor). Spannend, nicht wahr?
Ich (ganz persönlich, meine Meinung) mag sowas überhaupt nicht, finde das nicht spannend, nur nervig.

Dass Max nur in Matthias Kopf existiert, war mir übrigens schon im dritten Absatz klar.

Der Sprung in diesem Absatz: "Matthias hob eine Augenbraue und sah den Arzt belustigt an." kommt mir viel zu schnnell und zu einfach. Der Arzt nennt ihn "Max" und schwupp, ist er Max. Das finde ich nicht glaubwürdig. Um Multiple Persönlichkeiten aufzubrechen, brauchen Ärzte normalerweise ziemlich lange; erstmal Vertrauen aufbauen ... Das geht nicht mit einem Fingerschnippen.

So, sorry, aber thematisch hat mich das nicht überzeugt.

Grüße,
Chris

 

Hallo,

Zum Inhalt muss ich sagen, dass ich Chris recht gebe. Es erinnert sehr an Edward Norten in Zwielicht und ist damit sehr "plakativ"/Hollywood-mäßig. Aber ok. Das wolltest du wahrscheinlich ja auch.
Was ich allerdings merkwürdiger fand, dass der Psychater sich den Namen ausdenkt, und alle ihn einfach so akzeptieren. Ich denke Max sollte auch Max sein, bzw. Matthias sollte ihn "benennen", nicht der Psychater.

Zum Handwerklichen:
Ich habe hier im Forum gelernt, dass man bei einem Perspektiv-Wechsel einen Zeilenumbruch macht. Beispiel gleich am Anfang:

"Ich glaube, dass Sie Hilfe brauchen." Matthias nickte und fuhr sich mit der Hand über den Mund, seufzte. Er konnte dem Blick des Arztes nicht standhalten.
Besser wäre:
"Ich glaube, dass Sie Hilfe brauchen."
Matthias nickte und fuhr sich mit der Hand über den Mund, seufzte. Er konnte dem Blick des Arztes nicht standhalten.
weil der Psychater was sagt (Perspektive auf dem Psychater) aber dann Matthias etwas tut (Perspektive auf Matthias)
Von diesen Dingen sind ettliche im Text. Ich hoffe das Beispiel genügt asl Naschauung.

viele Grüße
pantoholli

 

Chris Stone: Hm, ja, ich sehe was du meinst, ich habe noch nicht sonderlich viel Erfahrung, vor allem was Kurzgeschichten angeht, ich bin noch dabei heraus zu finden, was funktioniert und was nicht :D Zu deiner Kritik was die Persönlichkeiten abgeht, soweit ich weiß können "Beschützer Persönlichkeiten" spontan hervor treten, wenn sie getriggert werden (hier die Aussage helfen zu wollen), das hätte ich vermutlich deutlicher machen sollen.
Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich beim Kommentieren ein bisschen Hemmungen habe, weil ich nicht das Gefühl habe, in einer Position zu sein um wirklich konstruktiv etwas sagen zu können, aber ich werd's versuchen.
pantoholli: Ja, ich mag das plakative sehr gerne, aber wie gesagt, ich lerne noch ;) Das mit dem Perspektivenwechsel war mir nicht bewusst, aber jetzt, wenn ich drüber nachdenke habe ich sowas mit Sicherheit schon tausendmal gelesen... Danke dafür.

 

Hallo A Wilde!

Ich sollte erstmal sagen, dass ich mir das Wissen um Multiple Persönlichkeiten auch nur angelesen habe. Ich äußere hier keine Expertenmeinung.
Und: Ich will immer alles ganz genau wissen. Bitte nicht negativ auffassen.

Damit:
"soweit ich weiß können "Beschützer Persönlichkeiten" spontan hervor treten, wenn sie getriggert werden"
=> hast du schon recht, aber der Trigger ist mir hier viel zu schwach. Die "Beschützer" (und deiner ist ja ein durchaus radikaler, gewalttätiger) treten wohl eher in wirklich bedrohlichen Situationen auf, weil die "Grundpersönlichkeit" mit der Situation einfach nicht klar kommt. In deinem Text reden die ja ganz normal, eine Bedrohung ist nicht zu erkennen.

Noch etwas, was mir aufgefallen ist und nicht so recht passen will:
"Max hat den Pastor still gehalten, damit ich gehen konnte."
=> Wenn die Multiple Persönlichkeit von der Grundpersönlichkeit zu einer anderen springt, erinnert sich die Grundpersönlichkeit normalerweise später gar nicht daran, nur an einen Blackout. Dass Matthias hier Max handeln sieht - das geht ja noch eine Stufe weiter. Sind das jetzt Halluzinationen?

Das Thema ist aber auch irre schwierig. Nee, klar, probier dich aus, das ist immer gut. (Bei Kommentaren kannst du dich ja genauso ausprobieren.)

Und ein Letztes: Der Titel "Therapie".
=> Es handelt sich hier doch gar nicht um Therapie, oder? Es wird ja nicht therapiert, es gibt keine Lösungsansätze. Es ist nur ein Gespräch, um die Geistesverfassung Matthias' zu ermitteln. (Wobei sich die Frage stellt: Warum ist Matthias da? Freiwillig? Hat das ein Gericht angeordnet? Ist er schon für etwas verurteilt?)

Grüße,
Chris

 
Zuletzt bearbeitet:

Allo alle zusammen und vor allem A Wilde!

Ich bin noch neu hier, will mich aber auch gleich mal an einem Kommentar versuchen, um mit Übung sofort zu beginnen.

Ich wage mich mal an die Metaebene des Textes. Zum Inhalt an sich wurde ja doch schon einiges erwähnt.

Prinzipiell finde ich das Thema echt gut: multiple Persönlichkeiten. Auch die prinzipielle Aufmachung der Story gefällt mir sehr. Da es ja eine Kurzgeschichte ist, stellt der Text ja tatsächlich nur einen Ausschnitt aus der möglichen Geschichte drum herum dar.

Somit würde ich die Fragen, die Chris im letzten Beitrag stellt, sogar offen stehen lassen. Denn das sind ja die Dinge, die im Leser selbst vorgehen sollen. Eine Kurzgeschichte ist nur ein Fenster und inspiriert die Fantasie mit einem offenen Fragenbombardement.

Der Titel "Therapie" suggeriert einen komplexen therapeutischen Vorgang und lässt den Leser etwas solches erwarten. Dass die Geschichte dann eine Art Erstgespräch mit dem Psychiater wird, finde ich gerade gut. Wie gesagt, es triggert meine Fantasie und lässt den Therapieverlauf in meinem Kopf erwachen.

Einen großen Kritikpunkt sehe ich allerdings auch in der Auseinandersetzung mit dem Thema multiple Persönlichkeiten. Da sollstes du, A Wilde, dir noch etwas mehr Hintergrundwissen zulegen. Dann wird deine Geschichte sicherlich auch richtig an Fahrt aufnehmen und noch einige Aspekte mehr ins rechte Licht rücken können.

Mich hats dennoch echt fasziniert.

Grüße von der Neuen.

DrKatze

 

Hallo DrKatze,
jetzt, wo ich ein bisschen Zeit hatte, nachzudenken, hätte ich mir vermutlich mehr Zeit für die Geschichte nehmen sollen. Grundsätzlich weiß ich einiges über Multiple Persönlichkeiten, aber ich bin oft sehr ungeduldig wenn es ums Schreiben geht.
Freut mich aber, dass es dir trotzdem gefallen hat, und willkommen :)

LG
A Wilde

 

Hallo A Wilde,

eine interessante Geschichte, und das ist positiv gemeint!
Was dir wirklich gut gelungen ist, ist der wiedererkennbare Duktus der Hauptfiguren. Das häufige "wissen Sie?", lässt Matthias wie eine normale Person wirken, die eben ein paar Lieblingsformulierungen hat.
Ein paar Beobachtungen:

"Es war ganz komisch, die Person sah aus wie meine Mutter, aber ich wusste, dass es der Pastor von damals war.
Ich weiß genau, was du damit meinst. Hier greifst du ein Phänomen auf, das dem Leser möglicherweise selbst bekannt ist, auch wenn er es noch nie so klar formuliert hat. Diese Aha-Momente machen Spaß und geben einem das Gefühl der Schriftsteller hätte einem in den Kopf geschaut.

Ich glaube schon an Gott, aber ich mag ihn nicht sonderlich, wissen Sie?
Ein sehr schöner Satz, den ich so noch nicht gehört habe. Atmosphärisch weltklasse.

"Das kommt drauf an. Namen können sehr machtvoll sein."
Das erste Stirnrunzeln meinerseits. Das ist mir zu pathetisch und es kommt mir auch nicht vor wie etwas, das ein Psychiater sagen könnte. Dieser Satz würde in einen Harry Potter Roman passen, hier hat er aber nichts verloren wie ich finde.

Mit einem wohlwollenden Schmunzeln habe ich den Rollenwechsel von Matthias zu Max gelesen, das hat der Geschichte zum Ende hin gut getan und war interessant.

Die Rückblende zum Aufsuchen der Mutter und des Pfarrers haben sich ein wenig gezogen. Hier kannst du noch arbeiten, das ganze ein wenig aufregender gestalten. Ich will den Pfarrer sehen können. Will Wut empfinden weil dieser Kirchenspinner an seinen hirnrissigen Vorstellungen festhält.

Insgesamt: Lesenswert, mit einigen tollen Momenten!

 

Hallo A Wilde,

ich mag deine KG und die Grundidee finde ich persönlich sehr spannend.
Auch wenn das Themengebiet ´Multiple Persönlichkeit` ein wenig ausgetreten scheint, so bietet es doch immer wieder interessanten Stoff für Autoren und Regisseure.

Deine Dialoge finde ich glaubwürdig, witzig und kurzweilig, eben von ´richtigen Menschen` gesprochen.
Auch ich habe des Öfteren den stotternden, schüchternen Edward Norton durch deinen Protagonisten
hindurchschimmern sehen. Das ist aber ehe ein Kompliment als ein Disqualifikationsmerkmal.

Solltest du dich dazu entschließen, alle ´sachdienlichen Hinweise` der Wortkrieger in eine Überarbeitung einfließen zu lassen, dann kann das eine originelle Couch-Episode mit Thrill werden.
Ich freue mich darauf.

Zum Thema Beurteilen:

Zitat A Wilde

Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich beim Kommentieren ein bisschen Hemmungen habe, weil ich nicht das Gefühl habe, in einer Position zu sein um wirklich konstruktive etwas sagen zu können, aber ich werd`s versuchen.

Du bist so wunderbar ehrlich.

Also, ich bin auch neu bei der Truppe und wie gelesen, so kommentiert ist nicht meine Devise.
Aber ich denke, wer die Ambition zum Schreiben hat, der dürfte auch viel schmökern und da entwickelt man doch ein Gespür für die Qualität eines Textes.
Ich kann dich nur an meiner Vorgehensweise teilhaben lassen.
Nach dem Lesen einer KG lasse ich Eindrücke und Emotionen setzten. Wenn mich dann Handlung und Personen verfolgen, kommen ohne mein Zutun Gedanken an die Oberfläche, die in günstigsten Falle in einem Komm enden. Hört sich seltsam an, ist es auch.
Noch ein kleiner Wegweiser durch den Beurteilungs-Dschungel:
Persönliche Präferenzen - Handlungsstrang - Glaubwürdigkeit - Schlüssigkeit - sachliche Richtigkeit -
Sprache und Dialoge.
Vielleicht können dir meine Worte Mut machen. Niemand erwartet von uns, dass wir perfekt sind.

Viel Spaß beim Schreiben, gutes Gelingen wünscht
peregrina

 

Hallo peregrina,

danke erst mal für die lieben Worte :) ich werde die Kritiken natürlich so weit wie möglich in die Überarbeitung einbeziehen, mal sehen, wie es wird.

LG,
A Wilde

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo A Wilde,

ich glaube, wir hatten noch nicht das Vergnügen, deshalb sag ich zunächst mal "Hallo, schön dich kennenzulernen."

Grundsätzlich weiß ich einiges über Multiple Persönlichkeiten, aber ich bin oft sehr ungeduldig wenn es ums Schreiben geht.

Gute Recherche ist schonmal ein guter Anfang. ;) Nicht aus der Hüfte schießen musste ich auch erst lernen.
Was mein Problem mit der "Multiplen Persönlichkeitsstörung" ist: Es ist ein sehr popularistisches Thema, kommt in jedem zweiten Hollywood-Thriller. Ich kann das einerseits nachvollziehen, es bietet sehr viel künsterlische/kreative "Angriffsfläche"*(geht ja auch fast schon Richtung Sci-fi), andererseits ist es durch das Wiederaufarbeiten in Büchern/Filmen/Serien schwer, da was eigenes draus zu machen.
Bei mir persönlich kommt hinzu, dass ich stark an der Existenz der "Multiplen Persönlichkeitsstörung" zweifle; ich halte es wahrscheinlicher, dass es sich um eine durch den Therapeuten "eingeredete" Krankheit handelt und nicht um eine wirklich Persönlichkeitsstörung.
Ein paar Mal dachte ich in deiner Geschichte auch, das klingt an: dass der Therapeut dem Patienten suggeriert, das Verdängte gehöre eigentlich einem alter ego. Dass es dann doch nicht so war, fand ich persönlich schade.

Aber gehen wir mal der Reihe nach:

Das "neutrale Gesicht" des Therapeuten:

Ein neutrales Gesicht stelle ich mir anders vor als den "neutralen Gesichtsausdruck", den du wahrscheinlich meinst. Ein neutrales Gesicht – also, so ein 0815-Gesicht eben.

Zu den Absätzen haben ja die anderen schon was gesagt..

Ich finde, wie du am Anfang die "nestelnden" und unruhigen Bewegungen des Patienten beschreibst sehr schön. Ja, so sitzt wirklich ein Psychiatrie-Patient da, ich kann's mir lebhaft vorstellen.

Zur Zeichensetzung bei wörtlicher Rede:

Matthias überlegte, dann schüttelte er den Kopf, "Das weiß ich nicht mehr. Wir kennen uns schon seit wir Kinder waren." Wiederholte er. "Aber seinen Namen sag ich nicht."

Matthias überlegte, dann schüttelte er den Kopf. "Das weiß ich nicht mehr. Wir kennen uns schon seit wir Kinder waren", wiederholte er, "aber seinen Namen sag ich nicht."

(Gab's noch andere Stellen dazu, schau einfach mal.)

So viel ich weiß, haben die verschiedenen Persönlichkeiten bei der (angeblichen) Störung alle schon Namen und nehmen typische Rollen ein. Dass der Psychiater nun anfängt, diese Seite des Patienten als "Max" zu bezeichnen und ihm damit erst eine eigene Identität zu geben klang für mich – retrospektiv – nach Suggestion.
(Patient hat einen Blackout (wegen Trauma oder was auch immer) und Therapeut fängt an, dass nicht als "physiologischen" Abwehrmachnismus zu deuten, sondern baut eine ganze Persönlichkeit drum herum auf (angefangen mit der "Taufe").)

So wie Max im Verlauf beschrieben wird, klang das für mich eher schizophren: Stimmen, die ihm sagen, was er machen soll … Aber immerhin waren es vernünftige Stimmen! Finde ich sehr praktisch. (Hätte ich auch manchmal nötig.) Dachte auch kurzzeitig, dass es auf eine Art Psychose/Schizophrenie hinausläuft.

"Kommen wir doch zurück zu Max."
"Ach ja. Meine Mutter hat manchmal angerufen, um zu gucken, wie es mir geht.

Da gab es auf einmal einen Sprung von seiner Kindheit zur Gegenwart, fand ich etwas ungelenk.

Die Ausdrucksweise deines Protagonisten ist sehr gelungen und authentisch. Durch die ständigen Wiederholungen von "immer" "irgendwie/irgendwelche" und "wissen Sie" wirkt er sehr zerfahren. Nur an manchen Stellen war es ein bisschen zu viel des Guten; ich würd's nochmal durchlesen und die ein oder andere Wortwiederholung/das ein oder andere Füllwort streichen. Vor allem in der zweiten Hälfte wirkt es etwas zäher und kann dadurch, denke ich, viel gewinnen, wenn du "abspeckst".

"Na, dass sie mir gar nicht helfen wollte. Ich meine, sonst hätte sie mich nicht eingesperrt und so, oder?"
"Ich glaube, dass Ihre Mutter vielleicht überfordert war, und deswegen nicht wusste, wie sie mit Ihnen umgehen sollte. Natürlich rechtfertigt das nicht, was sie getan hat."

Die Aussage von einem Therapeuten fand ich doch sehr mutig.
Ich glaube, er hätte es eher formuliert in Richtung: "Können Sie sich vielleicht vorstellen, warum Ihre Mutter so gehandelt hat?"
Auch wenn ich das schon recht knifflig finde, ihn darauf anzusprechen. Das klang für mich etwas "erzwungen", als wolltest du da einen neuen Aspekt einbauen/einen Erklärungsansatz liefern (überforderte/geistig labile Mutter), der aber eigentlich auch gar nicht nötig ist bzw. nichts zur Sache tut.
Das Situation ist für den Leser (und auch für den Therapeuten) zu diesem Zeitpunkt noch sehr unaufgelöst und wirr, da würde ich nicht noch mehr Ansätze reinpacken.

an dem Sie ihre Mutter und den Pastor besucht haben

"an dem Sie Ihre Mutter und den Pastor besucht haben"

Ich fand es etwas ZU dialoglastig. Der Anfang war gut, Mathias' Körpersprache hast du gut geschrieben. Und auch der Duktus/der Stil der Dialoge war stimmig und authentisch (wie oben bereits erwähnt), aber gerade die Wandlung Mathias/Max hätte etwas mehr Beschreibung bezüglich der Wandlung in der Körpersprache vertragen können.

Dass man einfach so zwischen den einzelnen Persönlichkeiten wechseln kann … warum nicht? Je nachdem, wie gut man das trainiert, geht das meines Wissen nach. Allerdings meist nur gegenüber Therapeuten, die man jahrelang kennt (alles unter dem Vorbehalt, dass es überhaupt ein richtiges Krankheitsbild ist).

Angeblich sind die einzelnen Persönlichkeiten ja sehr gut durch eine Umstellung in Sprache/Tonlage/Körperhaltung etc. unterscheidbar (manche Persönkeiten sollen sogar allergische Reaktionen auf Dinge haben, gegen die die Grundpersönlichkeit nicht allergisch ist oder so ...).
Diesbezüglich wäre es interessant, es mehr aus der Sicht des Therapeuten zu beschreiben. Zuerst der verwirrte, infantile Patient, dann die dominante Persönlichkeit.
Persönlich wäre es tatsächlich auch mal was Neues, es so darzustellen, dass der Therapeut überhaupt erst anfängt, Mathias die zweite Persönlichkeit einzureden.

Aber so, wie's im Moment ist, fehlt mir trotz allem, was daran gelungen ist, das gewisse "Etwas". Ähnlich, wie die Vorkommentatoren es auch schon meinten. Man merkt zu früh, worauf es hinaus läuft und dann läuft es auch zu "glatt" ab. Der erzählt eben, Persönlichkeit numero duo kommt auf Knopfdruck …

Handwerkliches ist da genug da, um eine gute Geschichte zu machen und ich denke, dass vieles auch daher kommt, dass du – wie du selbst gesagt hast – nicht so viel darüber nachgedacht hast, wie du hättest können. Dass da ich viel mehr geht, merk man.

Viele Grüße
Tell

 

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