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Totenruhe

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13.03.2013
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Totenruhe

Erich hatte einen Handwagen. Einmal hatte er einen Zementsack gekauft und wollte ihn noch bei Einbruch der Nacht nach Hause bringen. Er lud den Sack auf den Wagen und machte sich auf den Weg. Nach dem Dorfrand führte die Strasse über eine Wiese, auf der die Kirche mit dem Friedhof stand. Plötzlich klingelte in seiner Hosentasche das Telefon. Er, ungestüm wie er war, wollte es herausziehen. Dabei entglitt ihm die Wagenstange, verfing sich an seiner Jacke, an dem Ärmel, und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Kopfvoran stürzte er in den Weggraben und der Handwagen hinterher, wobei gleich noch zwei andere Missgeschicke geschahen. Der Zementsack fiel auf die Strasse und Erich stauchte sich eine Hand. Er fluchte, setzte aber doch das Telefon ans Ohr und sagte: "Ich heisse nicht Erich und habe jetzt keine Zeit." Sofort steckte er das Telefon zurück in die Hosentasche. Danach zog den Wagen aus dem Weggraben. Er ging zu dem Sack und wollte ihn auf den Anhänger heben. Sonst hätte er es gekonnt. Doch mit einer gestauchten Hand war die Lage eine andere. Vergebens mühte er sich ab. Seine Stimmung schlug vollends um. Er fluchte und schimpfte. Er trat mit dem Fuss gegen den Sack, und zwar so fest, dass er sich einen Zehen stauchte. Der Schmerz liess ihn aufbrüllen. Und dann fluchte und schimpfte er noch lauter.
Himmel Herrgott, polterte er und meinte noch: "Es ist doch immer dasselbe. Wenn man Hilfe braucht, dann ist niemand da. Nur wenn man keine Hilfe braucht, dann ist immer jemand da." In dem Augenblick kam ein Mann durch das Tor in der Friedhofsmauer und trat zu Erich auf die Strasse heraus. Wieder schlug Erichs Stimmung um. "Sie kommen wie gerufen, sagte er. Wenn Sie mir vielleicht behilflich sein wollen. Sie müssen nur helfen, diesen Sack auf den Anhänger zu laden. Für mich allein ist er zu schwer." Da ging der Mann zu dem Zementsack, hob ihn mit einer Hand hoch und schwang ihn auf den Anhänger, als wäre es ein Federkissen gewesen. Erich riss die Augen auf. Plötzlich sah er, wen er vor sich hatte. Leere Augenhöhlen starrten ihn an und die Nase fehlte dem Mann auch. Von seinem Schädel herab hing verwesendes Fleisch und durch die Kleider schimmerten bleiche Knochen. Mit einer tiefen Stimme sagte der Tote: "Heute habe ich dir geholfen, damit du weiterfahren kannst. Aber wenn du hier noch einmal so fluchen und schimpfen wirst, dann werde ich weniger nachsichtig sein, denn du störst den Schlaf der Toten."
Der Mann kehrte um und ging zurück auf den Friedhof, wo er in der dunklen Nacht dem Blick entschwand. Erich hingegen war noch nie so erschrocken, war noch nie so schnell einsichtig geworden und störte fortan nie mehr die Totenruhe.

 

Hallo @teoma,

du erzählst die Geschichte von Erich, der einen Zementsack nach Hause bringen will, sich dann aber betrinkt und daher fällt ihm auf der Rückfahrt mit seinem Moped der Sack beim Friedhof herunter. Er trifft auf einen Toten, der ihm mit dem Sack hilft, aber ihn gleichzeitig zurechtweist, weil er die Ruhe der Toten gestört hat.

Insgesamt liest es für mich noch wie eine Skizze, die noch ausbaufähig ist. Bei mir kam leider keine Nähe zum Prota auf. Das lag vor allem daran, dass es eher eine Zusammenfassung ist und weniger eine ausformulierte, erlebbare Szene. Ich muss als Leser die Behauptungen aufnehmen und sie glauben, ohne, dass ich meine eigenen Schlüsse ziehen kann.

Ansonsten hätte ich mir gerne noch ein besseres Worldbuilding gewünscht. Musste bei dem Friedhof an das Graveyard Buch von Neil Gaiman denken, da baut er eine Welt, die sich real anfühlt. Vielleicht könnte das interessant für dich sein.

Ich gehe detaillierter auf meinen Eindruck ein:

Aber bei Nacht ist in ihm alles dunkel und erinnert an den Tod.
Ich bin über das "in ihm" gestolpert. Liest sich für mich sprachlich noch ausbaufähig.

Erich hatte ein Moped und einen dazu passenden Anhänger. Einmal hatte er einen Zementsack gekauft und wollte ihn nach Hause fahren. Er kehrte vorher aber noch im weissen Kreuz ein und traf dort einen Bekannten, den er seit der Schulzeit nicht mehr gesehen hatte. Sie hatten einander viel zu erzählen und tranken dabei eins über den Durst.
Das ist für mich noch das größte Manko des Textes: Es liest sich wie eine Zusammenfassung und so entsteht bei mir eine Distanz; ich kann mich nicht mit dem Prota identifizieren. Vom Konzept ist das ja durchaus eine interessante Idee. Ich hätte mir das eindrücklicher und vor allem erlebbarer für mich als Leser gewünscht.

Er flucht und schimpfte.
Müsste "fluchte" heißen, oder?

Leere Augenhöhlen starrten ihn an und die Nase fehlte dem Mann auch. Von seinem Schädel herab hing verwesendes Fleisch und durch die Kleider schimmerten bleiche Knochen.
Für mich ging das zu schnell, ich konnte mich da nicht drauf einlassen, weil ich weder in der Welt noch in der Geschichte angekommen bin. Es hat mich nicht reingezogen, was ich schade fand. Denke, dass hier vor allem eine etwas ausführlichere Darstellung und die Schilderung von Szene helfen könnten.

So viel erst einmal mein Leseeindruck.

Beste Grüße
MRG

 

Hallo @teoma

ich stimme @MRG zu. Auch für mich liest sich deine Geschichte eher wie eine Zusammenfassung. Es liest sich fast wie ein Bericht denn Prosa. Mir kam während des Lesens auch das Wort "hölzern" in den Sinn. Es entsteht kein rechter Fluss der Wörter und Sätze. Ferner ging es auch mir am Ende zu schnell, wie @MRG oben bereits schrieb. Eventuell magst du den Text noch etwas ausbauen.
Ich habe außerdem den Eindruck, dass dein Text profitierte, wenn du einen Ich-Erzähler einsetztest.

Bei Tag ist ein Friedhof mit seinen kunstvoll gefertigten Grabsteinen und Grabkreuzen, mit seinen geharkten Kieswegen, gepflegten Blumenbeeten und Rassenrabatten eigentlich hübsch anzuschauen. Aber bei Nacht ist in ihm alles dunkel und erinnert an den Tod.
Ich finde den Einstieg in die Geschichte nicht gut. Er weckt kein Interesse bei mir. Ich frage mich, ob diese beiden Sätzen überhaupt notwendig sind. Probier einmal, sie zu streichen. Ich denke, es wird dadurch nichts verloren gehen.

Er kehrte vorher aber noch im Weissen Kreuz ein
Das ist ein Eigenname.

und tranken dabei einen über den Durst
Ich bin mir unsicher, ob deine Variante richtig ist.

auf der die Kirche mit dem Friedhof stand
Das ist unglücklich formuliert. Es klingt, als stünde der Friedhof auf der Wiese. Aber meinem Sprachgefühl nach, steht ein Friedhof nirgendwo.

Er, betrunken wie er war, kam von der Strasse ab und hätte beinahe die Friedhofsmauer gestreift
Das ist überflüssig. Wir wissen ja, dass er einen im Tee hat.

wobei aber ein anderes Unglück geschah. Der Zementsack fiel auf die Strasse.
Unglück erscheint mir ein wenig zu stark in diesem Zusammenhang.

Nüchtern hätte er es gekonnt. Doch in seinem Zustand war die Lage eine andere.
Das würde ich ersatzlos streichen.

Der Schmerz lies ihn aufbrüllen.
Ich bin über dieses Wort gestolpert. Ich würde "ließ" schreiben. Da du jedoch kein ß verwendest, ist deine Schreibweise evtl. konsequent?

Himmel Herrgott,
Würde ich in Anführungszeichen setzen.

als wäre es ein Federkissen gewesen.

Trotz der Kritik gern gelesen.

Viele Grüße,
Markov

 

Hallo @MRG,

Insgesamt liest es für mich noch wie eine Skizze, die noch ausbaufähig ist. Bei mir kam leider keine Nähe zum Prota auf. Das lag vor allem daran, dass es eher eine Zusammenfassung ist und weniger eine ausformulierte, erlebbare Szene.

Es gibt in der ganzen Geschichte nur eine Stelle, an der mehr oder weniger ausführlich erzählt wird. Ich meine damit die Begegnung mit dem Toten. Der Rest ist gerafft. Aber wieso nicht auch so erzählen? Für ein paar einführende Zeilen, die man nur verstehen muss, damit man weiss, wer da wo und wie mit einem Moped herumfährt, ist zusammenfassendes Erzählen wahrscheinlich genau richtig, oder nicht?

Aber bei Nacht ist in ihm alles dunkel und erinnert an den Tod.

Ich bin über das "in ihm" gestolpert. Liest sich für mich sprachlich noch ausbaufähig.

Sprachlich? - Du meinst, man könnte den Stil oder Ausdruck verbessern. Nicht inhaltlich sondern sprachlich, sagst du. Hm, da könnte man auch lyrisch werden, nicht wahr? Etwa so:

Aber bei Nacht ist es so dunkel in der Toten Gruft
Tönt es so traurig, wenn die Eule ruft
Und uns erinnert an den Tod.

Wobei das in der Geschichte wahrscheinlich eher übertrieben wirkt.

Übrigens warte ich noch auf den Tag, an dem ein Wortkrieger sagt, Hemingways Geschichte von den ungebrauchten Kinderschuhen sei noch ausbaufähig. Ein wenig mehr Worldbuilding, nicht wahr, und dann würde daraus auch eine erlebbare Geschichte. Oder kann einer mit nur einem Satz einen ganze Welt der Gefühle entstehen lassen? - Ach je, ich schreibe zehn, zwanzig, dreißig Sätze und dann heißt es, das sei nur eine Skizze, während Hemingway in den Himmel gehoben wird, weil er eine Geschichte mit nur einem Satz erzählt hat. Wie ungerecht die Welt doch ist, nicht wahr?

Er flucht und schimpfte.

Müsste "fluchte" heißen, oder?

Ja.

Für mich ging das zu schnell, ich konnte mich da nicht drauf einlassen, weil ich weder in der Welt noch in der Geschichte angekommen bin. Es hat mich nicht reingezogen, was ich schade fand. Denke, dass hier vor allem eine etwas ausführlichere Darstellung und die Schilderung von Szene helfen könnten.

Danke dir für deinen Kommentar. Ich dachte selber schon, dass die Geschichte galoppiert wie ein Rennpferd auf der Zielgeraden. Das ist auch der Grund, weswegen ich sie im Forum der Wortkrieger eingetragen habe. Ich will sehen, wie dieses Tempo aufgefasst wird. Ich will zudem schauen, wie gerafftes Erzählen verbessert werden kann und wo es gewinnbringend genutzt werden kann. Ich will wissen, welches seine Vor- und welches seine Nachteile sind.

Nun werde ich mir überlegen, ob ein Nachteil des raffenden Modus vielleicht der ist, dass der Leser in eine Art Hast oder Hektik verfallen kann. Wenn man wie auf einem Rennpferd durch eine Geschichte flitzt, dann nimmt man vielleicht nur noch flüchtig auf. Vielleicht ist das so oder auch nicht.

Gruss teoma

 

Moin @teoma,

danke für Deine Geschichte. Ich habe sie gerne gelesen, möchte mich allerdings meinen beiden Vorrednern anschließen, auch ich bin der Meinung, dass Du hier einiges an Potenzial verschenkst.

Ich dachte selber schon, dass die Geschichte galoppiert wie ein Rennpferd auf der Zielgeraden. Das ist auch der Grund, weswegen ich sie im Forum der Wortkrieger eingetragen habe. Ich will sehen, wie dieses Tempo aufgefasst wird. Ich will zudem schauen, wie gerafftes Erzählen verbessert werden kann und wo es gewinnbringend genutzt werden kann. Ich will wissen, welches seine Vor- und welches seine Nachteile sind. Nun werde ich mir überlegen, ob ein Nachteil des raffenden Modus vielleicht der ist, dass der Leser in eine Art Hast oder Hektik verfallen kann. Wenn man wie auf einem Rennpferd durch eine Geschichte flitzt, dann nimmt man vielleicht nur noch flüchtig auf. Vielleicht ist das so oder auch nicht.
Interessanter Ansatz. MMn ist es aber nicht (nur) das erzählerische Tempo, dass Deine Geschichte "ausbremst" sondern vor allem die aufzeigende Struktur. Du behauptest Dinge in sehr kurzer Art und Weise, ohne sie Deiner Leserschaft (oder noch besser: durch Deine Figuren) zu zeigen.
Durch dieses simplifizierte Zusammenraffen der Ereignisse vergibst Du die Chance, Atmosphäre aufzubauen, die Figuren besser kennenzulernen und Deine Leser:innen in die Welt hineinzuziehen. Ein Beispiel:

Er kehrte vorher aber noch im weissen Kreuz ein und traf dort einen Bekannten, den er seit der Schulzeit nicht mehr gesehen hatte. Sie hatten einander viel zu erzählen und tranken dabei eins über den Durst.
Gerne hätte ich hier eine Szene mit Dialog gelesen, in deren Verlauf Dein Prota immer betrunkener wird. Dadurch hätte man vielleicht einen besseren Zugang zu den Figuren und damit auch zu der Geschichte insgesamt.

Was Deinen Vergleich mit Hemingway angeht: Ich denke, gezielt eingesetzt kann ein geraffter Satz eine enorme Wucht entfalten. Auch bei Actionsequenzen, die sich, ähnlich wie beim Film, "schneller Schnitte" bedienen, kann eine solche Struktur ein gutes Ergebnis erzielen. Auf die Länge einer ganzen KG (wobei es da auch wieder auf die Geschichte ankommt) stelle ich mir das schwierig vor.

Wie gesagt, gerne gelesen.
Beste Grüße
Seth

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Morgen @Markov,

Am besten ist, wenn ich zuerst den Kleinkram aus dem Weg räume.

Den Eigennamen habe ich nun gross geschrieben. Unglück habe ich durch Missgeschick ersetzt. Das Wort liess habe ich verbessert. Das Anführungszeichen habe ich eingesetzt.

Ich habe außerdem den Eindruck, dass dein Text profitierte, wenn du einen Ich-Erzähler einsetztest.

Wie profitieren?

Bei Tag ist ein Friedhof mit seinen kunstvoll gefertigten Grabsteinen und Grabkreuzen, mit seinen geharkten Kieswegen, gepflegten Blumenbeeten und Rassenrabatten eigentlich hübsch anzuschauen. Aber bei Nacht ist in ihm alles dunkel und erinnert an den Tod.

Ich finde den Einstieg in die Geschichte nicht gut. Er weckt kein Interesse bei mir. Ich frage mich, ob diese beiden Sätzen überhaupt notwendig sind. Probier einmal, sie zu streichen. Ich denke, es wird dadurch nichts verloren gehen.

Das ist der Vorschlag, über den zu reden spannend sein könnte. Im Grunde willst du, dass ich ausbaue. Wenn ich das jetzt streiche, baue ich ab statt aus. Alternativ könnte man es auch umbauen; umbauen zu einer Interesse erweckenden Vorrede beispielsweise. Etwa so:

Respekt gegenüber Verstorbenen ist etwas, das bereits Kindern beigebracht wird. Dieser Respekt ist etwas zutiefst menschliches, etwas, das uns von den Tieren unterscheidet. Doch Erwachsene vergessen manchmal, was sie als Kind gelernt haben. Und Erich war auch noch betrunken, als ihm ausgerechnet von einem Verstorbenen noch einmal beigebracht wurde, was er schon als Kind gelernt hatte. Das geschah, als er einen Zementsack gekauft hatte.

Das spricht allerdings den Verstand und nicht das Gefühl an. Deswegen wirkt es eher nüchtern, trocken oder hölzern. Wenn du schon vorher dachtest, dass die Geschichte hölzern wirkt, dann wird dieser Eindruck durch einen solchen Anfang verstärkt. Der jetzige Anfang wendet sich eher an das Gefühl, an das Empfinden von Schönheit und an die Ehrfurcht vor dem Tod. Darum habe ich ihn geschrieben. Andererseits könnte man die Geschichte auch damit anfangen, dass gesagt wird, Erich habe ein Moped, einen Anhänger und Zementsack usw. Von diesen drei Möglichkeiten schürt der dritte Anfang allerdings am wenigsten Interesse. Aber muss denn eine so kurze Geschichte extraspannend anfangen, damit sie gelesen wird? Nein, denke ich, weil ich selber so kurze Geschichten auch dann ganz lese, wenn sie ohne kitzelnden Anfang beginnen. Und gell, eben genau darum habe ich die Vorgeschichte der entscheidenden Szene gerafft. Der Leser soll rasch zu der spannenden Grusel-Szene gelangen, und zwar so fix, dass er schnell mitten in der Geschichte ist und sich allenfalls denkt: "Hm, so kurz vor dem Ende noch aufhören? Nein, das ist so kurz und geht so schnell. Jetzt lese ich das fertig und dann weiss ich, was diesem Erich geschehen ist."

Okay, versuchsweise streiche ich den Vorspann. Mal schauen.

Gruss und Dank
teoma

 

Hey @teoma

Ach je, ich schreibe zehn, zwanzig, dreißig Sätze und dann heißt es, das sei nur eine Skizze, während Hemingway in den Himmel gehoben wird, weil er eine Geschichte mit nur einem Satz erzählt hat. Wie ungerecht die Welt doch ist, nicht wahr?
Hehe, diese Art von Empörung ist mir sehr vertraut. Allerdings denke ich in diesem Fall schon, dass es Gründe gibt, weshalb das eine funktioniert und das andere nicht so ganz. Ich finde es grundsätzlich nicht gut, einen Text mit einem anderen zu vergleichen, aber da das nun schon mal auf dem Tapet liegt und weil es sich hier meines Erachtens gut eignet, um meine Gedanken zu klären, greife ich doch darauf zurück.
Ich denke nicht, dass "ausbaufähig" eine Frage der Quantität ist. Der Satz über die Babyschuhe schafft es erstens ganz unmittelbar, die gedankliche Aktivität des Lesenden in Gang zu setzen. Er muss rekonstruieren und ergänzen. Das dauert vielleicht nur ein paar Sekunden, aber da ist man bereits involviert. Danach wird einem schlagartig die Tragweite des Geschehens bewusst, die Dramatik. In welcher emotionalen und finanziellen Lage befinden sich die Eltern, die diese Schuhe verkaufen müssen? Der Konflikt wird augenblicklich spürbar. Und der Konflikt wird beinahe unmittelbar an den Leser adressiert. Er fragt sich: Was würde ich in einer solchen Situation tun? Der Satz trägt keine Botschaft, sondern er stellt existentielle Fragen und dies auf wuchtige Art und Weise. Also: Tragweite, Wucht, Offenheit, emotionale Involviertheit und gedankliche Aktivität des Lesers.

Hinsichtlich dieser Dimensionen ist dein Text m.E. durchaus ausbaufähig, nicht quantitativ, sondern qualitativ. Der Text kann einfach als Anekdote gelesen werden, man kann aber auch eine Botschaft herauslesen, was ihn ganz deutlich von Hemingways Satz unterschiedet. Ich persönlich mag das nicht so sehr, aber ich akzeptiere das mal als gegebene Prämisse. Den Text offener zu gestalten, kommt somit als Ratschlag nicht so richtig in Frage.

Involviertheit des Leser: Das klingt blöd, aber das "Zielpublikum" des Textes besteht aus betrunkenen Mopedfahrern, die Zementsäcke geladen haben. Da bin ich raus. Etwas klüger formuliert: Ich denke, ich würde das anders gewichten wollen und den Akzent stärker auf das Fluchen, auf die eigentliche Störung der Totenruhe legen. Die Situation vielleicht so gestalten, dass die Leser denken, ach scheisse, das könnte mir auch passieren! Kids, die auf dem Friedhof Bier trinken oder eine Mutprobe veranstalten. Ein Typ, der mit seiner Freundin telefoniert, sich mit ihr streitet und dabei über den Friedhof latscht.

Gedankliche Aktivität: Der Text regt kaum dazu an, sich über das Geschehen weiterführende Gedanken zu machen. Er stellt keine Herausforderungen und er stellt keine Fragen. Es gibt keine Zweideutigkeiten.

Wucht, Tragweite: Der Text gibt sich in den Formulierungen recht harmlos.

tranken dabei zwei oder drei Gläser Wein über den Durst.
trällerte ein wenig vor sich hin
Da stelle ich mich als Leser auf ein "Geschichtchen" ein. Und so habe ich das dann am Ende auch gelesen, mit den Schultern gezuckt und gedacht: "So what?". Es ist ja auch so, dass der Typ mit einem Schrecken (der kaum erwähnt wird) davon kommt. Bezeichnend, dass du am Ende sagen musst, wie das Ergebnis aussieht: Er stört die Totenruhe nie mehr. Hätte der Text Wucht und Tragweite, würde sich dieses Fazit erübrigen. Ist ein wenig wie der Polizist, der mich erwischt, während ich bei Rot über die Strasse gehe, und sagt, das nächste Mal gibt's dann aber ein Busse! Würde ich jetzt nicht erzählen wollen, wenn mir das geschähe. Weil es nicht besonders interessant ist und weil es keine Wucht besitzt.

Das sind so meine Gedanken zum Stichwort "ausbaufähig". So richtig packen konnte mich der Text nämlich ebenfalls nicht.

Vielleicht doch noch etwas zum Thema Offenheit: Ich denke, du kannst den Lesern noch mehr zutrauen, wenn es darum geht, Stimmungen zu erfassen.

Doch in seinem Zustand war die Lage eine andere. Vergebens mühte er sich ab. Seine Stimmung schlug um. Er fluchte und schimpfte.
Wieder schlug Erichs Stimmung um.
Mir geschehen solche Sätze fast immer, wenn ich in eine Szene einsteige oder in eine andere Szene wechsle, und es hilft mir, zu verstehen, was ich im Folgenden schreiben möchte. Aber das sind Gerüste, die man bei der Überarbeitung zurückbauen sollte.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Guten Morgen @Seth Gecko,

Du behauptest Dinge in sehr kurzer Art und Weise, ohne sie Deiner Leserschaft (oder noch besser: durch Deine Figuren) zu zeigen.

Das trifft auf den Anfang zu. Er ist inzwischen vier Zeilen lang, was im Hinblick auf eine 28 Zeilen lange Geschichte kurz ist. Das heisst, dass sechs Siebtel der Geschichte mehr oder weniger passen. Sie sind so erzählt, wie du es haben willst. Allzu eng sollte man es mit der Show-dont-tell-Theorie so oder so nicht nehmen. - Ja, im Forum der Wortkrieger wird jedem Neuling dieses "show dont tell" als Maxime empfohlen. Ich weiss. Ich habe auch schon gelesen, dass der Leser bevormundet werde, wenn im narrativen Modus erzählt wird. Es sei besser, wenn man wie einem Film die Dinge zeige. Der gute Autor wisse das.

Wer ist Tyler Durden?

Ist offenbar nicht unbedingt schlecht, wenn das Bild einfriert und aus dem Hintergrund eine Stimme zu dir sagt: "Lassen sie mich zu Tyler Durden etwas sagen." Dreimal wendet sich Edward Norton dem Zuschauer zu und durchbricht die Vierte Wand.

Beispiel eines Films, der mit einem Bericht anfängt:

Krieg der Sterne; Anfang

Dieser Anfang hat inzwischen Kultstatus. Beispiel eines Filmes, der abschliesst, indem viel "behauptet" wird.

Good Fellas; Ende

Das sind Beispiele, die ZEIGEN, was man darf und kann. Fight Club ist wirklich extrem in dieser Hinsicht.

Er kehrte aber noch im Weissen Kreuz ein und traf einen Bekannten, den er seit der Schulzeit nicht mehr gesehen hatte. Sie hatten einander viel zu erzählen und tranken dabei zwei oder drei Gläser Wein über den Durst.

Gerne hätte ich hier eine Szene mit Dialog gelesen, in deren Verlauf Dein Prota immer betrunkener wird. Dadurch hätte man vielleicht einen besseren Zugang zu den Figuren und damit auch zu der Geschichte insgesamt.

Sie sitzen zwei Stunden an einem Tisch, leeren eine Flaschen Wein pro Stunde (1fl/h) und sagen Dinge wie: "He, weiss du noch, damals in dem Ferienlager der Hans, als er in den Teich fiel, ja? Und dann ist er aus dem Teich gestiegen und hatte einen Egel am Arsch. Himmel, war das lustig, haha." Wenn du willst, kannst du auch in der Antwort auf Markovs Kommentar lesen, warum die Vorgeschichte kurz gehalten ist. Ist eben nur die Vorgeschichte und die Geschichte als Ganzes ist keine Charakterstudie.

Man könnte freilich auch sagen, dass er nicht betrunken war. Man könnte auch sagen, dass er einfach nur spät dran war, dass er bieder und glückselig nach Hause fuhr, als urplötzlich ein Hase auf die Strasse sprang. Er den Lenker zur Seite gerissen und schon lag er im Weggraben. Der Hase weg und der Zementsack auf dem Boden. Dummerweise hatte er sich bei dem Sturz eine Hand gestaucht und als ihm das Herz nicht mehr im Hals pochte, wollte er … und konnte nicht … usw.

Vielleicht ersetze ich den Anfang noch. Als Versuch, als Experiment könnte man das machen. Ich danke für deinen Kommentar und wünsche einen schönen Tag

teoma

 

Hallo @teoma

Wie profitieren?
Mein Gedanke war der Folgende. Die Geschichte ist auf das Wesentliche reduziert und wirkt, wie bereits mehrfach erwähnt, wie eine Zusammenfassung. Meine Vermutung war, dass dieser Eindruck der Zusammenfassung reduziert wird, wenn wir sie aus der Perspektive Erichs erleben. Sicher bin ich mir jedoch nicht.

Im Grunde willst du, dass ich ausbaue. Wenn ich das jetzt streiche, baue ich ab statt aus.
Man kann ja ausbauen und trotzdem an manchen Stellen streichen.

Okay, versuchsweise streiche ich den Vorspann. Mal schauen.
Mir fehlt der gestrichene Anfang nicht. Was denkst du darüber?

Viele Grüße
Markov

 

Guten Morgen @Peeperkorn,

Hehe, diese Art von Empörung ist mir sehr vertraut.

Ja, es menschelt überall gleich.


Betreffend Hemingways Geschichte: Man kann seinen Satz auch wie folgend deuten.

Ein Kind wird geboren. Die Eltern haben alles vorbereitet. Sie haben auch Schuhe gekauft. Doch hoppla, das Kind war kein Bübchen sondern ein Mädchen. Naja, so ein Drama war das nicht. Die hellblauen Schuhe wurden verkauft und dafür rosarote gekauft. Und dann waren alle glücklich.

Aber was projiziert der naive Leser in die Geschichte, Pepperkorn? Vielleicht ein sentimentales Drama, ja? - Eigentlich ist es so: Viele deuten in die Geschichte hinein, was ihnen zuvor gesagt wurde. Hemingways Mini- oder Pseudo-Geschichte und Dunkel-Munkel-Geschichten allgemein erscheinen nur dem Leser, der sich zur Projektion verleiten lässt so tief und stark oder so genial und künstlerisch grandios. Tatsächlich haben solche Geschichten den Nachteil, dass man über ihren Inhalt nur spekulieren kann, nicht wahr?


das "Zielpublikum" des Textes besteht aus betrunkenen Mopedfahrern, die Zementsäcke geladen haben.

Hast du die Geschichte mit dem neuen Anfang gelesen oder hast du noch den alten Vorspann mitgelesen?


ist ja auch so, dass der Typ mit einem Schrecken (der kaum erwähnt wird) davon kommt.

Gut, das habe ich bisher in den Kommentaren vermisst. Man merkt also, dass er erschrickt.


Bezeichnend, dass du am Ende sagen musst, wie das Ergebnis aussieht: Er stört die Totenruhe nie mehr. Hätte der Text Wucht und Tragweite, würde sich dieses Fazit erübrigen.

Ich mag klare Sätze. Ich mag es auch, wenn der letzte Satz klar abschliesst. Oftmals ist das genau richtig. Besonders dann, wenn ein Text Tragweite hat, ist ein klarer Abschluss wichtig. Allerdings ist diese Geschichte für mich eher ein Experiment. Dem Thema messe ich eine mittlere Tragweite zu.


Man könnt noch über weitere Dinge reden. Aber ich denke, das würde von der Frage ablenken, ob es tatsächlich Dunkel-Munkel-Geschichten gibt, die so arbeiten, wie oben beschrieben. Für mich ist diese Frage jetzt vorrangig.

Ich danke auch dir und wünsche einen schönen Tag
Gruss teoma

 

Hey @teoma

Aber was projiziert der naive Leser in die Geschichte, Pepperkorn? Vielleicht ein sentimentales Drama, ja? - Eigentlich ist es so: Viele deuten in die Geschichte hinein, was ihnen zuvor gesagt wurde.
Danke dir für die tiefgründige Replik. Habe einiges gelernt, unter anderem, wie "es eigentlich ist", ein wie naiver Leser ich doch im Grunde bin, vor allem aber, wie man Kritik abperlen lässt.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo @Peeperkorn,

Nun fühlst du dich beleidigt, weil du selber die Geschichte so gedeutet hast, wie allgemein gesagt wird, sie sei zu deuten.

Aber wie würdest du es denn nennen, wenn Leser sich einreden lassen, vage Geschichten seien nicht vage sondern geniale Geschichten, darin raffiniert und tiefgründig angedeutet werde. Ich finde der Begriff naiv passt.

Naja, falls du dich wirklich beleidigt fühlst, ist das halb so schlimm. Dieses Gefühl geht vorbei. Falls du dann noch auf das Argument eingehen willst, kannst du das doch noch machen.

Gruss teoma

 

Wie kommst du darauf, dass ich mich beleidigt fühle? Ich finde so Leute wie dich eher erheiternd. Lustig vor allem, dass du mich aufforderst, auf ein nicht existierendes Argument einzugehen, nachdem du dich nicht mal ansatzweise mit meinen Einwänden zur Geschichte auseinandergesetzt hast.

Ich habe auch keine Ahnung, wie du darauf kommst, dass ich mir zu Hemingways Satz irgendetwas habe einreden lassen. Aber du scheinst ja so zur selbstsicher-allwissenden Sorte Mensch zu gehören, die mir schon immer ein Rätsel gewesen ist. Insofern hätte ich irgendwie schon gerne die Zeit zurück, die ich dem Text geopfert habe, das muss ich zugeben.

Hab einen guten Tag
Peeperkorn

 

Ach je, ich schreibe zehn, zwanzig, dreißig Sätze und dann heißt es, das sei nur eine Skizze, während Hemingway in den Himmel gehoben wird, weil er eine Geschichte mit nur einem Satz erzählt hat. Wie ungerecht die Welt doch ist, nicht wahr?

Nee, ungerecht ist die Welt nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob du die Hintergrundgeschichte zu der Kürzestgeschichte von Papa Hem kennst. Es ging da um eine Wette unter Autoren. Es ist auch nicht authentisch belegt, dass diese Geschichte von ihm ist. Sechs-Wort-Geschichten waren schon lange vor Hemingway bekannt. Und natürlich kann ich auch in einen Einkaufszettel noch eine gewisse Dramatik hineininterpretieren. Bei Autoren wie Raymond Carver bleibt auch vieles ungesagt und offen, aber das bedeutet nicht, dass ich da einfach alles hineinterpretieren kann, wie es mir gefällt.

Nun zu deinem Text. Den kann ich mir sehr gut in einer Beilage wie der PRISMA vorstellen oder in einer Lokalzeitung, so unter der Rubrik: Vermischtes. Vielleicht änderst du dann noch den Straßennamen dementsprechend, und der Leser sagt: Mensch, da bin ich auch mal besoffen langgefahren! Oder so.

Also, mir ist auch nicht genau klar, wie du auf den Hemingway-Satz bezüglich deiner Geschichte gekommen bist? Das lässt sich ja gar nicht vergleichen, ist inkommensurabel. Im Übrigen wirken deine Kommentare über das Forumswesen der Wortkrieger leicht herablassend und auch ein wenig verächtlich. Es ist ja noch ein freies Land. Wenn dir dein Genie hier nicht genügend gewürdigt wird, versuch es doch einfach woanders.

Gruss, Jimmy

 

Hallo @Markov,

Mein Gedanke war der Folgende. Die Geschichte ist auf das Wesentliche reduziert und wirkt, wie bereits mehrfach erwähnt, wie eine Zusammenfassung. Meine Vermutung war, dass dieser Eindruck der Zusammenfassung reduziert wird, wenn wir sie aus der Perspektive Erichs erleben. Sicher bin ich mir jedoch nicht.

Das könnte sein. Würde Erich erzählen, könnte er auch seine Gefühlen und Gedanken unmittelbar schildern. Gerade jemand wie Erich könnte eine persönliche oder subjektivere Sicht vermitteln.

Mir fehlt der gestrichene Anfang nicht. Was denkst du darüber?

Der Geschichte fehlt der alte Anfang nicht. Sie kann auch ohne Vorspann erzählt und verstanden werden. Mir persönlich fehlt er ein wenig und zwar darum, weil ich mehrere Geschichten dieser Art geschrieben habe, aber nur diese eine mit einem solchen Anfang. Verstehst du, was ich meine? Meine Sammlung ist nun um eine Anfangs-Variante ärmer.

Wenn Pepperkorn noch auf die Frage betreffend dem Anfang antwortet, dann könnte man vielleicht sehen, welche Auswirkung der neue gegenüber dem alten Anfang hat. Ich vermute, dass er einzig den neuen Anfang gelesen hat.

Mal schauen, die nächsten Tage werde ich mich der Geschichte annehmen. Bisher habe ich nur auf Kommentare gewartet und geantwortet. Nun ist auch einige Zeit verstrichen und mein Abstand zu der ursprünglichen Fassung der Geschichte ist grösser geworden.

Danke für den erneuten Beitrag und Grüsse
teoma

 

Hallo @jimmysalaryman,

Ich bin mir nicht sicher, ob du die Hintergrundgeschichte zu der Kürzestgeschichte von Papa Hem kennst. Es ging da um eine Wette unter Autoren. Es ist auch nicht authentisch belegt, dass diese Geschichte von ihm ist. Sechs-Wort-Geschichten waren schon lange vor Hemingway bekannt.

Die Hintergrundgeschichte war mir bekannt. Ich habe auch geschaut, ob es kritische Beiträge dazu gibt und habe so die abweichende Deutung gefunden. Die Deutung mit der Geschlechter-Verwechslung ist also nicht von mir.


Bei Autoren wie Raymond Carver bleibt auch vieles ungesagt und offen, aber das bedeutet nicht, dass ich da einfach alles hineinterpretieren kann, wie es mir gefällt.

Ich habe einmal etwas von Carver gelesen, kann mich aber kaum noch daran erinnern. Ob das die Titelgeschichte seiner Kurzgeschichtensammlung war - Habe nachgeschaut, es war die Geschichte Kathedrale. Der Name Carver sagt mir insofern nicht allzu viel. Ich weiss aber, dass du ihn hoch achtest.

Betreffend dem Interpretieren: Ich teile Geschichten in drei Klassen ein, will heissen Texte oder Geschichten, die unverständlich sind, Texte oder Geschichten, die vieldeutig sind, sowie Texte und Geschichten, die eindeutig sind. Vieldeutige Geschichten lassen mindestens zwei Deutungen zu. Wenn Carvers Geschichten zuerst offen erscheinen und sich später als eindeutig erweisen, dann finde ich das gut.


Nun zu deinem Text. Den kann ich mir sehr gut in einer Beilage wie der PRISMA vorstellen oder in einer Lokalzeitung, so unter der Rubrik: Vermischtes. Vielleicht änderst du dann noch den Straßennamen dementsprechend, und der Leser sagt: Mensch, da bin ich auch mal besoffen langgefahren! Oder so.

Das stimmt. Man könnte einen Strassennamen verwenden und muss nicht unbedingt darauf aus sein, dass die Geschichte in der mondänen Literatur-Szene gelobt wird. Ist auch nicht gesagt, dass mondän besser als urban ist und urban besser als rural. Was wäre man denn, wenn man verächtlich auf die Lokalzeitung herabschaut, weil man meint, man müsse irgendwie von Weltrang sein.

Mit Gruss und Dank
teoma

 

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