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Truri (Heidjer Platt)

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25.08.2007
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Truri (Heidjer Platt)

Truri

Ik wull hier mol vertelln, wie mi dat so geit wenn ik so ganz alleen upstohn muss un keen Minsch is be mi. Dann feul ik me truri. Dann go ik langsam in Kök in un stell de Kaffemaschin an un breu me een Kaffe. Zigarett have ik ok all in Muhl indes de Toast nich lang up sik teuben lot un mannigmol kook ik me en Ei to´m Freustück. Ja, alleen smeckt ok gor nich so god. Dann kiek ik fern or röp an.

Dann is se nich do un he is nich do un keen een wull mit me snacken. Dat mokt me mehr truri. Dann leg´ wedder up. Platt makt ensom aver Platt kümmt an. Alleen bin ik glieks nich mehr, wenn ik in Dörpen feu´e. Ünnen, bim Köpmann seg ik nur: Moin! – un erreg Upseen. Een Pund Hackfleisch, Tuffukken fehlt me ok. Buddern have ik noch förn Dag. Se versteiht me ok, obwohl Plattdütsch all lang utstorben is, seggt man hier. – „Darf es etwas mehr sein?“, fröcht me de Verköperin averst lever doch in Hochdütsch. – „Ne, för hüd is noach.!“, seg ik.

In letzter Tide hole ik me öfters Spagel. – „Twee Kilo!“, ha ik me bestellt. Suppenspagel für twee Euro und föftig. Billig noch. Plötzlich nich mehr alleen. To hus tövt all Lü. De Nohbers sind im Gorden to gang und ik blive stohn, segg wat över dat Weer. Poor Wör förn better Verständnis un dann schnell wedder aff in Hus. Ik pack schnell ut, scheel dann bald dann Spagel un de Tuffukken, affwuschen un rin in Topp. Schiermakt is schon, föftein Minuten un dat Eeten is gor. Und dann lot ik me dann frischen Spagel smecken. Ik kook em ganz eenfach un behannel em wi Spagetti. Dat bedütet een Putt full mit Soltwater, upkooken un rinn mit dat junge Gemeuse. Tein Minuten un he is so wiet. Tuffukken lot ok nich lang up sik teuven. Un dann övergät ik dat allns mit geschmolzener Butter. Fun me ut noch een beten Petersilie daröver. Rohen Schinken smeckt da tau am besten. Un dann aff an Disch, welk lengst deckt is un dann lot we uns dat Eeten smecken. Gor nich truri.

Duert gornich mehr lang un de Spageltide is wedder förbi. Tein Kilo hol ik me wohl, Johr för Johr. Dann feuet de Polen ok wedder no Hus. Bis nu hed se Spagel stäken bi uns inne Hei. Or se pilgert no West, vielieks no Holland un helpt do in annere Wies ut um god to verdeenen. Have ik all lang nich mehr un Lust to´m Zwitschern have ik all lang verlörn. – Truri!

Übersetzung:

Traurig

Ich will hier mal erzählen, wie es mir so geht, wenn ich so ganz alleine aufstehen muß und kein Mensch ist bei mir. Dann bin ich traurig. Dann gehe ich langsam in die Küche und stelle die Kaffeemaschine an und brühe mir einen Kaffee. Zigarette habe ich auch schon lange im Mund indes der Toast nicht lange auf sich warten läßt und manches Mal koche ich mir ein Ei zum Frühstück. Ja, allein schmeckt es auch gar nicht so gut. Dann sehe ich fern oder rufe an.

Dann ist sie nicht da und er ist nicht da und niemand will mit mir reden. Das macht mich um so trauriger. Dann lege ich wieder auf. Platt macht einsam aber Platt kommt an. Allein bin ich gleich nicht mehr, wenn ich ins Dorf fahre. Unten beim Kaufmann sage ich nur: "Moin!" und errege Aufsehen. Ein Pfund Hackfleich, Kartoffeln fehlen mir auch. Butter habe ich genug für den Tag. Sie versteht mich auch, obwohl Plattdeutsch schon längst ausgestorben ist, sagt man hier. - "Darf es etwas mehr sein?", fragt mich die Verkäuferin aber lieber doch in Hochdeutsch. - "Nein, für heute ist genug!", sage ich.

In letzter Zeit hole ich mir öfter Spargel. Zwei Kilo habe ich mir bestellt. Suppenspargel für zwei Euro und fünfzig. Billig genug. Plötzlich nicht mehr allein. Zuhause warte schon Leute. Die Nachbarn sind im Garten zugang und ich bleibe stehen, sage etwas über das Wetter. Ein Paar Worte für ein besseres Verständnis und dann ab, wieder ins Haus. Ich packe schnell aus, schäle dann schnell den Spagel und die Kartoffeln, abwaschen und rein in den Topf. Sauber gemacht ist schon, fünfzehn Minuten und das Essen ist gar. Und dann lasse ich mir den frischen Spagel schmecken. Ich koche ihn ganz einfach und behandele ihn wie Spagetti. Das bedeutet einen Topf voll mit Salzwasser, aufkochen und rein mit dem jungen Gemüse. Zehn Minuten und er ist so weit. Die Kartoffeln lassen auch nicht lange auf sich warten. Und dann übergieße ich das alles mit geschmolzener Butter. Von mir aus noch ein bißchen Petersilie darüber. Roher Schinken schmeckt dazu am Besten. Und dann ap, an den Tisch, der ist schon lange gedeckt und gemütlich lassen wir uns das Essen schmecken. Gar nicht traurig.

Es dauert gar nicht mehr lange und die Spargelzeit ist wieder vorbei. Zehn Kilo hole ich mir wohl, Jahr für Jahr. Dann fahren die Polen auch wieder nach Hause. Bis jetzt haben sie Spagel gestochen, bei uns in der Heide. Oder sie pilgern nach Westen und helfen in Holland aus um gut zu verdienen. Das habe ich auch schon lange nicht mehr und zum zwitschern habe ich auch schon lange jede Lust verloren. - Traurig!

28.05.09 joasch​

 

Mal wieder eine Plattdeutsche Kurzgeschichte. Man sah sie lange nicht auf GK.de. Ich selbst bin den Umgang mit der Plattdeutschen Sprache von geburtan gewohnt aber ich pflege es nur noch selten. Mein Platt ist das sogenannte Heidjer-Platt, daß im nördlichen Niedersachen, Hamburg und Bremen sowie Teilen Hollsteins wohl aber noch verstanden wird. Für all jene, die Plattdeutsch überhaupt nicht verstehen, habe ich eine Übersetzung dem Text angefügt.
Das schrieb joasch über die Geschichte.


Hallo joash,

schön mal wieder eine Geschichte in Mundart zu lesen.
Den Großteil habe ich verstanden, bei einigen Wörtern war ich mir nicht sicher. Mich persönlich freut es, dass ich das meiste verstanden habe, komme ich doch aus Holstein. leider spreche ich kein PLatt.

Dein Geschichtchen ist leider recht kurz, wie viele Geschichten hier in Mundart. Aber es ist vermutlich auch einfach sehr schwer, eine komplexere in einem Dialekt zu verfassen.
Mit deiner kleinen Geschichte gewährst du einen kleinen Einblick in ein Leben einer Person. Sehr ruhig und blitzlichtartig, aber deswegen nicht schlecht ;)


Liebe Grüße
moon

 
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Hallo Joasch,

Hat mich gefreut, Deinen Text vorzufinden. Ich befürchtete schon, ich hätte sie alle von diesem Forum verscheucht. ;)
Gefiel mir, Deine Alltagsszene und wie Du die Einsamkeit darstellst - truri! Konnte nachvollziehen, wie jemand in den Geschäften nach etwas Geselligkeit sucht und auch, wie jemand, der allein lebt, andauernd dasselbe isst.

Muss allerdings zugeben, dass für mich der Text sehr schwer zu lesen war. Ich dachte, ich wäre nicht schlecht im Mundartlesen, aber hier musste ich desöfteren die Übersetzung zu Hilfe ziehen. Klingt mir sehr nach Holländisch.

Hat der/die Erzähler(in) auch mal in Holland gearbeitet? Und was meinst Du mit "Zwitschern"?

"Platt makt ensom aver Platt kümmt an."

(Den Satz hast Du übrigens bei der Übersetzung vergessen.)

Kam an bei mir.

Gruss

Elisabeth

 
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Goden Dag ok, moonshadow!

Jo, wat fallt me in. To erst een gooden Dag, Moon, scheun dat Du di meld hest. Un ik wull di korregieren. Plattdütsch is keen Dialekt, noch is Platt en Mundart. Platt is een Sprook. Dan Dialekt lot sik bestenfalls be me feststellen, wenn ik Plattdütsch snak. Oder schull ik better segn, verseuk, Platt to snacken. So swor fallt Platt me averst ok nich un ik denk ik kann dat intwischen.

Swor is ok de richtige Grammatik. De gift dat nämlich im Plattdütschen. Toom Bispiel verseuk ik dat mol an ein Verb to veranschaulichen. Snaken, also sprechen, reden.
Ik snak , du snakst, he snakt, se snakt, we snakt, eehr snakt, se snaken.

Dann is dat ok enfach intoseen un alns is binoh as im Hochdütschen: Swor un unregelmäßig. No schwieriger ward dat mit de richtige Schriefwies. Dorför gift dat keen Wörbook, wat ok för sik is, denn wo keen Regel do keen Vörschrift un so mannig feel legt bi me, wat heeten schull, dat ik schriefen kunn, wo ik dat wull.

De Einwand, min Geschicht is bannig kot, mok wehn. Ik will me dat överlegn, ob ik se utbauen wull. Vieliks kunn ik jo wat över min Dörp vertelln, wo ik in leven do. Över de Landschaft wo se nu is, nah all dann Wannel in tröchleng´n Tiet; vieliks nah Hermann Löns een nigen, kotten Geschicht ut de Lömburger Hei.

Ja, doch und jetzt fällt mir der Wechsel ins Hochdeutsche auch ganz schnell wieder leicht. In der Tat habe ich zum ersten Mal eine kurze Geschichte in Plattdeutsch geschrieben. Und dabei hatte ich so manchesmal Schwierigkeit eine richtige Schreibweise zu finden. Manche der Wörter, so wie sie mir geläufig sind, sind artverwand; auch mit dem Englischen. Hierin liegt für mich überhaupt die größte Schwierigkeit, Platt fließend zu reden. Häufig neige ich dazu, ins Englische überzugleiten. Dann stocke ich, muss überlegen und meine Sätze werden ganz kurz. Platt geht mir häufig über die Lippen aber es ist nur gelegentlich eingebaut in meine hauptsächlich hochdeutsche Rede bei der Alltagskommunikation. Platt setzt dann Aktzente und es wird so lebendig gehalten. - Bereits meine Eltern mischten umgangssprachlich Hochdeutsch mit Platt. In meiner frühen Kindheit war Platt in unserer Gegend noch sehr gebräuchlich. Das ist heutzutage nicht mehr der Fall.

Du teilst mir mit, daß Du in Holstein lebst. Tatsächlich habe ich auf einer Karte nachgesehen, welches Gebiet Holstein überhaupt einkreist und es geht ja immerhin bis Kiel. Kiel habe ich übrigens schon einmal bereist aber es liegt lange zurück. Es war glaube ich 1980, als ich das letzte Mal diese Stadt besuchte. Damals zog der Anachronistische Zug durch die Stadt, ein politischer Umzug der sich glaube ich in seiner Absicht gegen Aufrüstung und Atomstaat wandte. Die Ostsee hat mir außerdem sehr gefallen. Der Hafen und manch großes Schiff dort. Einmal war ich übrigens mit dem Fahrrad in Kiel – während einer Radtour, die mich von Ebstorf über Lauenburg, Kiel Flensburg nach Dänemark und dort bis nach Koopenhagen führte. Herrliche Zeiten, kann ich Dir sagen. Ganz Deutschland befand sich auf dem alternativen Tripp, die Frauenbewegung wurde stark und Ina Deters eroberte klangvoll auch Männerherzen. Und es schütte Bindfäden während der ganzen Reise; unvergessen.

Nun ich will nicht weiter plaudern. Wenn Du magst, kannst du Korrekturen, die ich an diesem Text vornehme und Erweiterungen, die ich hinzufüge, verfolgen.

Viele Grüße von joasch

 

Moin Elisabeth!

Bei herrlichem Maien-Sonnenwetter und einer frischen Briese Westwind dabei ist mir meine gestrige Traurigkeit längst verflogen. Es liegt auch an Deinem Kommentar, der mich aufmunterte. Internetforen geben einsamen Herzen eben auch die Chance, menschliches von anderen mitgeteilt zu bekommen. Ich finde es toll. - Du stelltest Fragen, in Deinem Kommentar:

Hat der/die Erzähler(in) auch mal in Holland gearbeitet? Und was meinst Du mit "Zwitschern"?

Gelebt oder gearbeitet habe ich noch nie in Holland. Kontakt zu Holländern hatte ich im laufe meines Lebens häufiger. Das scheint hier sehr natürlich, denn früher kamen holländische Truppen sehr häufig zu Manövern in unser Gebiet. Als Kind mußte ich gleich hin zu ihnen. Dabei stellte ich eine große Artverwandtschaft zwischen uns hier im östlichen Niedersachsen und besagten holländischen Soldaten fest. Sie erzählten übrigens, daß sie ebenfalls platt snacken, allergings holländisches. Und das genau ist dem hiesigen sehr ähnlich. Verstehen kann ich es allerdings nur sehr schwer - interessanter Weise. Es liegt am unterschiedlichen Dialekt im Plattdeutschen. Übrigens lebte ich schon einmal für eine kurze Zeit in Aurich, Ostfriesland. Und hierzu will ich Dir mitteilen, daß dort Platt (ostfriesisches) eine große Rolle spielt und eigentlich die hauptsächliche Muttersprache der Ostfriesen ist, die bekanntlich umgangssprachlich und im Alltäglich gebräuchlich ist. Ich sehe mich mit meinem Plattdeutsch dort sehr aufgeschmissen und ich kann Ostfriesen nicht mehr richtig verstehen. Das ist so. Ostfriesen und Holländer sind sich in ihrer Sprache aber täuschend ähnlich. Ich nehme an, beide sind eben Friesen (die Ostfriesen Deutsche - und dann muß es ja auch Westfriesland geben; sicherlich in Holland liegend. So mag ich es vermuten.

Zwitschern ist eigentlich ganz einfach zu verstehen. Man schreibt es Vögeln zu, daß sie es beherrschen. Im umgangssprachlichen Platt umschreibt es etwas; man geht einen zwitschern bedeutet dann, man geht in die Kneipe, an den Tresen und trinkt sich einen. Durchaus eine weitverbreitete Landessitte, die ich tatsächlich schon lange nicht mehr mitmache. Einsamkeit und Trunk halte ich für eine ganz gefährliche Kombination, die nicht selten in Sucht endet. Ich hatte in meiner Jugend einmal Probleme damit. Gottlob sind sie lange überwunden.

Überhaupt ist meine Einsamkeit längst verflogen; es liegt auch an Deiner Nachricht. Auch für Dein Interesse an meiner Geschichte ein herzliches Dankeschön!

Herzliche Grüße von joasch

 

Hallo joasch!

Schön, dass man mit seinem Hülpsbrägen mal eine plattdeutsche Geschichte findet. (Was heißt Internet auf Platt?)

Also, inhaltlich gibt dein Text ja leider nicht viel her, schade.

Ein paar Details:

"obwohl Plattdütsch all lang utstorben is, seggt man hier." => Wo wohnst du denn (bzw. dein Erzähler)? Plattdeusch ist doch total in! In den meisten Grundschulen wird es angeboten, de olen Lü snackt all platt, Zeitung, Radio und Fernsehen haben ihre plattdeutschen Spalten beziehungsweise Sendungen, in den meisten öffentlichen Ämtern kann man in Platt Anträge stellen u.s.w.
"Moin! – un erreg Upseen." => Das sagt man doch in komplett Norddeutschland, auch im Hochdeutschen. Aufsehen erregt man doch eher mit "Guten Tag" oder gar "Grüß Gott."

Ansonsten ist dein Vokabular interessant. Es gibt ja so viele Spielarten des Plattdeutschen. "Tuffukken" => hab ich zum Beispiel noch nicht gehört, nur Tuffeln oder Tüffeln.

Du solltest aber eine einheitliche Schreibweise finden. Tuffukken oder Tuffuken, Spagel oder Spoagel.

"or röp an." => Wen ruft er an?
Übrigens, hat er nur Festnetz oder schon einen Handklönkasten?

"Plötzlich nich mehr alleen. Toa hus töft all Lü." => Hier habe ich inhaltliche Probleme. Sind da jetzt Leute zum Essen zu Besuch? Und wer? Die später erwähnten Polen oder vielleicht Familie? Das solltest du ausbauen, gönn ihnen doch einen echten Auftritt.

"Petersilie daröver. Rohen Schinken" => Hier bist du ein wenig zu hochdeutsch geblieben.

"Lust toam Zwitschern" => Zwitschern? Warum ist ihm das vergangen? Er ist doch immer traurig, wenn er allein ist, wenn keiner mit ihm redet - widerspricht sich irgendwie.

Soviel von mir.

Grüße
Chris

Oh, und bitte, nicht mehrere Antworten untereinander posten, alles in einen Post packen, Forumsettikette.

 

Salü joasch,

son bütten 'Otjen Alldag' zog mir von links nach rechts durch den Kopp ...

Herrlich, wie mich Dein Platt gewärmt hat und dieser trurige Kerl, der seine Spargel kocht. JAAA, 10 Minuten und dann 'n orntlich Klacks Budder drüber und neue Kartoffeln zu - wunnerbar!

Also, viel alter Kindheitsklang, viele Gesichter, die vor meinem inneren Auge auftauchten. Ich staune - auch hier in der Schweiz - wieviel Emotionen im Dialekt mit wenig Worten transportiert werden können. Da kommt die Übersetzung einfach flach raus (obwohl sie natürlich hilfreich ist).

Herzlichen Dank für diese kleine Überraschung, die ich sehr gern gelesen habe. Grüss mir die Heide, H. Löns, die Heidschnucken, den Glitzersand, die Wachholderbüsche, den weiten Blick ...

Lieben Gruss,
Gisanne

 

Hallo Chris!

Ich mußte mir erst einmal eine gewisse Zeit lassen, um Dir Antworten zu können. Heute Vormittag, mir war bereits dann Dein Kommentar aufgefallen, ging plötzlich die Puste aus. - Nu`, wat heet Internet up Platt? Ik weet nich. Vielieks Net or Web, bestümmt. Klönkasten seggst Du ja taum Handy, ja is typisch Neu-Platt. Is ok taum lachen ok.

Dann will ich noch kurz auf Deinen Einwand eingehen, daß Platt ausgestorben sei. Ja, ik stimm de tau. Süst jo an me. Ik have dat ok nur so vertellt, weil witlöpig glövt ward, dat dat so is. De meist Minschen, de ik kenn, hebt durch Ünnerich inne School un ok durch modersprokliche Bildung eenen platdütschen Kern. De meist trut sich nich, ok Platt to snaken. Ging me ok so. Averst ik wull ok seng, um so öller um so döller!

Tau de Tuffuken wull ik seng, dat me dat ok so gan we. Eenmol ha een Kerl dat so segt un ik wor ganz hellhörig. Ik have mi dat markt. Ansünsten segg ik ok Tuffeln, ok Tüffel oder goar Katüffeln. See schall leven, men Tuffuken.

Die Schreibweisen bringen mir Zweifel bei; ich sagte es bereits an anderer Stelle. Aber was solls. Hauptsache, man wird noch irgendwie verstanden.

Ja, Dein Platt, so wie du es rüberbringst, ist sicherlich modern, immer noch Platt, wenn auch mit viel Hochdeutsch versehen. Aber daß war sicherlich immer so und auch mir ist es gar nicht anders möglich. Am Ende denke ich, man pflegt es noch und man hört voneinander. In diesem Sinne!

Herzliche Grüße von joasch

 

Gisanne!

Sei gegrüßt. Ist es auch Heimweh, das Dich zu mir trägt? Aber daß drückt Dein Beitrag gottlob nicht aus. Stattdessen eine alte Erinnerung in mir. Ich hatte einmal in Zürich eine Tanzstunde belegt und ich tanzte mit einer jungen Frau aus meinem Nachbarkreis. Ich meinte, irgendwie wird man sich nicht los, als wir uns dort trafen. Schön, daß Du Dich meldest.

Heidschnucken übrigens treffe ich selten an. Aber ich treffe sie an, wenn ich überland in die Kreisstadt fahre. Sie werden noch gepflegt und ich werde an Dich denken, wenn ich ihnen wieder begegne. Löns halte ich gelegentlich wach. Auch seine Literatur lebt.

Herzliche und heimatliche Grüße von joasch in die Schweiz.

 

Hallo Joasch,

ich nochmal. Danke für Deine Erleuterungen zum Plattdeutschen. Interessant. Es hat mich beim Lesen sehr überrascht, dass es so fremd klingt, aber vielleicht bilden wir Österreicher (und vielleicht die Schweizer) uns ja ein, wir haben schwerverständliche Mundart erfunden.

Ach so "einen zwitschern" ;) Mit Artikel hätte ich es kapiert, ohne musste es mir ein Vöglein zwitschern.

Liebe Grüsse

Elisabeth

 

Hallo Elisabeth!

Wenn Du mich darauf hinweist, daß Du österreichische oder schwitzerdütsche Dialekte für besonders schwer zu verstehen hälts, kann ich es eigentlich bestätigen. An anderer Stelle hier sagte ich schon, daß ich während eines Schweizaufenthaltes ungefähr ein halbes Jahr benötigte, um Schwitzerdütsch zu verstehen. Österreich habe ich ebenfalls besucht und der allgemeingültige Konsens ist eben der, daß Fremde zuerst Hochdeutsch miteinander reden. Dann gibt es keine Verständigungsschwierigkeiten. Ganz findet ein Fremder nie zugang zu Mundarten, die ihm nicht muttersprachlich geprägt wurden. Es hat auch etwas für sich. Ich glaube, wenn menschen Dialekte nicht brechen und keine muttersprachliche Pflege einer Hochsprache, wie zum Beispiel Hochdeutsch, üben, dann drehen Menschen ab. Sprache wird dann Privatsache und eine Rückentwicklung bishin zur reinen Zungensprache will ich nicht ausschließen, wenn in Schulen nicht dagegen gewirkt würde. Zungensprachen sind biblisch, in ihrer Vollendung geben sie Ausdruck größtmöglicher menschlicher Verblödung, sind militant und zivilisierten (christianisierten) Menschen deshalb verboten. Noch etwas zum Plattdeutschen und einer Kritik von Dir:

Mit Artikel hätte ich es kapiert toam Zwitschern

Ja, die gibt es im Plattdeutschen, nämlich die Artikel. (Der, die, das = de, de, dat) Und den habe ich, Dir unbemerkt sogar gesetzt: toam twitschern. Dieses Wort "toam" meint to (zu) `m (dem). Also es steckt darin. Und wenn man es richtig überlegt, sind ganz viele Worte des Plattdeutschen gleich vieler Worte in Anlehnung an das Mittelhochdeutsch in süddeutschen Dialekten. Die Unterscheidung ist lediglich in der Sprachmelodie erkenntlich. Die wechselt hier im Norddeutschen, bereits von Dorf zu Dorf und sie schafft Verwirrung.

Genug meiner kleinen sprachwissenschaftlichen Exkursion. Herzlichen Dank, noch einmal, für Dein Interesse und Deine Kritik. Ach ja, Vöglein. Dieses Wort wirkt fein und es verniedlicht. Im Plattdeutsch kenne ich keine derartige Verfeinerung, es sei denn, man umschreibt sie, wobei man wohl sagen darf, das Platt eben auch eher das Derbe ist.

Frohe Pfingsten wünscht Dir joasch

 

Hi Joasch,

ich nochmal ganz kurz. Da hab ich einen grösseren grammatikalischen Schnitzer begangen. Ich meinte natürlich "mit Akkusativobjekt" hätte ich es kapiert: einen zwitschern.

Dir auch frohe Pfingsten

Elisabeth

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Joasch,

ich nochmal ganz kurz. Da hab ich einen grösseren grammatikalischen Schnitzer begangen. Ich meinte natürlich "mit Akkusativobjekt" hätte ich es kapiert: einen zwitschern.

Dir auch frohe Pfingsten

Elisabeth

Ja. Es ist sicherlich undeutlich. Aber Menschen müssen miteinander reden und Menschen müssen im Gespräch auch nachfragen, um Mißverständnisse auszuräumen. Es ist nur ein Snak, wie man im Plattdeutschen sagt. Im Dialog hätte nun kommen müssen: Na, wat schull dat denn heten?

Übrigens habe ich den heutigen Nachmittag genutzt, um mich zungensprachlich zu versuchen. Ein kurzer Text steht in Experimente. Ich habe fürs erste beschlossen, mich weiterhin nicht in dieser Weise so zu verausgaben. Man wird schließlich auch älter. Spaß macht es mir aber doch, kreativ zu schreiben. Und so bedanke ich mich für diese Begegnungen.

Allen ein frohes und geruhsames Pfingsfest 2009 wünscht joasch

 

>Platt makt ensom aver Platt kümmt an< ist ein weises Wort und es mutet an wie ein Kürzestkom. zu einer anderen aktuellen Baustelle (Bauherr ist Dave N.).

Grüß Dich joasch,

nach Zellhaufens Kochkünsten zu Bratkartoffeln hab ich nun Dein Rezept für Spargel und gegen Einsamkeit genossen. Es schmeckt mir besser, kommt es doch ohne Todesfall aus und ist so per se menschenfreundlicher.

Zwo kleine Schnitzer sind mir aufgefallen:

>Alleen bin ich glieks nich mehr, wenn ik ...< das Hochdeutsdche ich hat sich da einmal eingeschlichen.

>Duert gornich mehr lang un de Spageltide is wedder förbi.< Gor nich wird gar nicht zusammengeschrieben.

Gruß

Friedel

 

Hallo Friedel!

Ich habe das hochdeutsche "ich" korrigiert. Es entspräche zwar meiner natürlichen Gewohnheit, wenn ich während meiner Rede vom Hochdeutschen ins Plattdeutsch und wieder zurück verfalle aber ich will an dieser Stelle auch stilecht bleiben.

Gor nich wird gar nicht zusammengeschrieben.

Ich hatte tatsächlich darüber nachgedacht, ob ich die hochdeutsche Regel hier in diesem Plattdeutschen Text anwenden soll. Ich entschied mich für die phonetische Variante und schrieb es hier zusammen. Im Plattdeutschen will ich es nicht so eng sehen. Im Hochdeutschen halte ich die Schreibweise "garnicht" für zwingend unerwünscht. Ich mag in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, daß ich im Laufe meines Lebens, der mich mit der Literatur Th. Manns wie auch G. Benns konfrontierte, darauf stieß, daß beide Dichter (übrigens sich im Lebensalter und ihrer Lebenszeit sehr naheliegend) in ihren Texten an wenigen Stellen (sehr wahrscheinlich experimentell und darauf hinweisend) "garnicht" ernsthaft zusammen schrieben. (Mann übrigens erst in Dr. Faustus; man entwickelt sich halt weiter.) Es wirkte nicht dümmlich. Es wirkte nicht einmal störend und es wirkte grammatisch einwandfrei und logisch. So gesehen "regelrecht". Allerdings hatte ich mich zu entscheiden, so wohl auch die Dudengesellschaft, diese Schreibweise auch für meinen persönlichen Schreibstil anzunehmen. Immer dann, wenn ich "garnicht" so fühle und auch sprechen würde. Und ich will es gar nicht.

Es ist gut, daß Du mich darauf hinweist.

Grüße von joasch

 

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