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- 05.01.2021
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Unendlichkeit
Es gibt zwei Arten von alten Menschen. Die, die immer glücklich scheinen und die, die aussehen, als wären sie lieber schon tot.
Die Frau, die gegenüber von mir saß, war eine der ersten Sorte. Ich wunderte mich immer wieder darüber, dass diese existierte. Wie könnte man so lange leben, so viel erlebt haben und trotz dessen so unbekümmert sein? Aber Zeit ist relativ und Wissen ist Zeit. Ich glaube ich habe von beidem zu viel. Ich bin zu intelligent um glücklich zu sein. Zu viel Wissen hatte sich in mir angesammelt. Die Welt verliert ihren Zauber, wenn man sie versteht. Wenn man die Menschen versteht und was sie taten.Wie sie sich und damit alles in ihrem Umfeld zerstörten. Ich habe oft versucht zu vergessen. Mich zu finden und den Sinn hinter all dem. Dabei hatte ich vieles gefunden nur ihn nicht. Den Sinn. Doch so sinnlos wie alles begann, so würde es auch enden. Das Ende war nahe und unwiderruflich. Mein Ende jedoch war unwiderruflich zerstört. Es war unmöglich gemacht worden, ich war gefangen in der Unendlichkeit. Schmerzhaft hatte ich lernen müssen, das alles andere endlich ist, obgleich schön oder unschön. Nichts ist von Bestand, außer dem Universum und mir. Doch ich beschwere mich nicht, das steht mir nicht zu. Ich selbst war in die Falle der Ewigkeit getappt. Meine Gier nach Zeit ließ mich blind vertrauen. Sie nahm mir meinen Verstand und machte mich zum Versuchsobjekt. Ich wurde zu einem Experiment, wie Frankensteins Monster. Ich dachte Zeit wäre der Schlüssel zu Erfüllung, doch ich lag falsch, sie ist das Schloss. Das Schloss zur Zelle der Unendlichkeit, dessen Schlüssel ich für immer verlor. Und die Unendlichkeit ist doch unendlich lang.
Ich blickte aus dem Fenster. Man erkannte nichts von dem Tunnel, durch den wir fuhren. Durch die hohe Geschwindigkeit verschwamm die Außenwelt zu einer dunklen, braungrauen Einheitsfarbe. Ich blickte auf die Koordinatenanzeige auf meiner Armbanduhr. Ich befand mich dort, wo früher einmal England gelegen war. Und ich sage war.
Die Menschen waren noch nie gut im Erkennen von Grenzen gewesen. Es lag in ihrer Natur immer einen Schritt weiter gehen zu wollen. Und dies taten sie. Schritt für Schritt immer weiter, bis zu dem einen Schritt zu weit. Durch ihren narzisstischen Egoismus schafften sie es nicht mehr Luxus von Notwendigkeit zu unterscheiden, Moral von unmoralischer Selbstsucht. Sie wollten höher, größer, weiter. Zeichen setzen, egal von welcher Art und als sie erkannten dass sie unbedeutend im Kosmos schwebten, da war es zu spät. Keiner würde sie mehr Retten, ihnen die Hand reichen und alles wieder reparieren. Sie waren eigenverantwortlich und dies erkannten sie. Sie hatten das Leben zugrunde gelebt, das Schiff versenkt.
Somit fielen sie in den erbarmungslosen Kreislauf der Klimaerwärmung. Im Laufe der Zeit wurde es so heiß, dass der Anbau von Lebensmitteln ein Ding der Unmöglichkeit wurde. Krieg brach aus, ein Großteil der Menschheit starb, ganze Kulturen und ihre Geschichten gingen ins Nichts verloren. Die handvoll Menschen, die übrig blieben, flüchteten in den Untergrund. Schlaue Köpfe hatten ein verzweigtes Tunnelsystem unter der Erde konstruiert in dem gut überleben konnte. Es war ein leises Wimmern nach Hoffnung, doch insgeheim war jedem klar, dass die letzte Stunde der menschlichen Existenz angebrochen war. Ihre Zeitleiste hatte das Ende erreicht, ihr Buch die letzte Seite, an diesem Tag würde es keinen Morgen geben. Bald würden sie und all ihre Sünden vergehen. Das Universum würde frei von ihnen sein. All ihre Zeichen würden vergessen werden, da es keinen gäbe der sich daran erinnern wolle.
Ich weiß nicht ob es Schicksal, Karma oder doch nur Zufall gewesen ist, doch ich weiß es war nötig. Und wie gerne wäre ich einer von ihnen gewesen . Endlich und doch bis zum Ende voller unangebrachter Hoffnung. Schuld unbewusst und nicht bereit zu gehen. Trotzdem würden sie gehen. Gehen und nicht wiederkommen. Ich würde meine Strafe absitzen müssen, denn ich war tief im Inneren noch immer ein Teil von ihnen. Jetzt bin ich alleine. Alleine auf Ewig.
Ich stieg aus. Vor mir nur Wüste. Es war heiß. Ich ging ein paar Schritte zu dem Flügel. Er war groß, aus wunderschönem Ahornholz. Ich setzte mich. Langsam stimmte ich die Melodie des Maikäfer-Liedes an und versank in meinen Gedanken....
Helles Licht, ein Knall und dann:
Nichts.
Da war es, das Ende, so vorhersehbar und doch so plötzlich.
Die Frau, die gegenüber von mir saß, war eine der ersten Sorte. Ich wunderte mich immer wieder darüber, dass diese existierte. Wie könnte man so lange leben, so viel erlebt haben und trotz dessen so unbekümmert sein? Aber Zeit ist relativ und Wissen ist Zeit. Ich glaube ich habe von beidem zu viel. Ich bin zu intelligent um glücklich zu sein. Zu viel Wissen hatte sich in mir angesammelt. Die Welt verliert ihren Zauber, wenn man sie versteht. Wenn man die Menschen versteht und was sie taten.Wie sie sich und damit alles in ihrem Umfeld zerstörten. Ich habe oft versucht zu vergessen. Mich zu finden und den Sinn hinter all dem. Dabei hatte ich vieles gefunden nur ihn nicht. Den Sinn. Doch so sinnlos wie alles begann, so würde es auch enden. Das Ende war nahe und unwiderruflich. Mein Ende jedoch war unwiderruflich zerstört. Es war unmöglich gemacht worden, ich war gefangen in der Unendlichkeit. Schmerzhaft hatte ich lernen müssen, das alles andere endlich ist, obgleich schön oder unschön. Nichts ist von Bestand, außer dem Universum und mir. Doch ich beschwere mich nicht, das steht mir nicht zu. Ich selbst war in die Falle der Ewigkeit getappt. Meine Gier nach Zeit ließ mich blind vertrauen. Sie nahm mir meinen Verstand und machte mich zum Versuchsobjekt. Ich wurde zu einem Experiment, wie Frankensteins Monster. Ich dachte Zeit wäre der Schlüssel zu Erfüllung, doch ich lag falsch, sie ist das Schloss. Das Schloss zur Zelle der Unendlichkeit, dessen Schlüssel ich für immer verlor. Und die Unendlichkeit ist doch unendlich lang.
Ich blickte aus dem Fenster. Man erkannte nichts von dem Tunnel, durch den wir fuhren. Durch die hohe Geschwindigkeit verschwamm die Außenwelt zu einer dunklen, braungrauen Einheitsfarbe. Ich blickte auf die Koordinatenanzeige auf meiner Armbanduhr. Ich befand mich dort, wo früher einmal England gelegen war. Und ich sage war.
Die Menschen waren noch nie gut im Erkennen von Grenzen gewesen. Es lag in ihrer Natur immer einen Schritt weiter gehen zu wollen. Und dies taten sie. Schritt für Schritt immer weiter, bis zu dem einen Schritt zu weit. Durch ihren narzisstischen Egoismus schafften sie es nicht mehr Luxus von Notwendigkeit zu unterscheiden, Moral von unmoralischer Selbstsucht. Sie wollten höher, größer, weiter. Zeichen setzen, egal von welcher Art und als sie erkannten dass sie unbedeutend im Kosmos schwebten, da war es zu spät. Keiner würde sie mehr Retten, ihnen die Hand reichen und alles wieder reparieren. Sie waren eigenverantwortlich und dies erkannten sie. Sie hatten das Leben zugrunde gelebt, das Schiff versenkt.
Somit fielen sie in den erbarmungslosen Kreislauf der Klimaerwärmung. Im Laufe der Zeit wurde es so heiß, dass der Anbau von Lebensmitteln ein Ding der Unmöglichkeit wurde. Krieg brach aus, ein Großteil der Menschheit starb, ganze Kulturen und ihre Geschichten gingen ins Nichts verloren. Die handvoll Menschen, die übrig blieben, flüchteten in den Untergrund. Schlaue Köpfe hatten ein verzweigtes Tunnelsystem unter der Erde konstruiert in dem gut überleben konnte. Es war ein leises Wimmern nach Hoffnung, doch insgeheim war jedem klar, dass die letzte Stunde der menschlichen Existenz angebrochen war. Ihre Zeitleiste hatte das Ende erreicht, ihr Buch die letzte Seite, an diesem Tag würde es keinen Morgen geben. Bald würden sie und all ihre Sünden vergehen. Das Universum würde frei von ihnen sein. All ihre Zeichen würden vergessen werden, da es keinen gäbe der sich daran erinnern wolle.
Ich weiß nicht ob es Schicksal, Karma oder doch nur Zufall gewesen ist, doch ich weiß es war nötig. Und wie gerne wäre ich einer von ihnen gewesen . Endlich und doch bis zum Ende voller unangebrachter Hoffnung. Schuld unbewusst und nicht bereit zu gehen. Trotzdem würden sie gehen. Gehen und nicht wiederkommen. Ich würde meine Strafe absitzen müssen, denn ich war tief im Inneren noch immer ein Teil von ihnen. Jetzt bin ich alleine. Alleine auf Ewig.
Ich stieg aus. Vor mir nur Wüste. Es war heiß. Ich ging ein paar Schritte zu dem Flügel. Er war groß, aus wunderschönem Ahornholz. Ich setzte mich. Langsam stimmte ich die Melodie des Maikäfer-Liedes an und versank in meinen Gedanken....
Helles Licht, ein Knall und dann:
Nichts.
Da war es, das Ende, so vorhersehbar und doch so plötzlich.