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Von den Leidenschaften

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09.11.2005
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Von den Leidenschaften

Mit einem beinahe entschuldigendem Gesichtsausdruck, als führe er eine beiden lästige Pflicht aus, öffnete sein Gastgeber ihm die Kellertüre. Dabei war es sein Vorschlag gewesen, eine Hausführung zu machen, als er das Interesse seines Gastes an der sonderbaren Einrichtung und Architektur seiner Villa bemerkte.
Das Licht des Flures ließ im Inneren des Raumes Chrom aufblitzen. Der Hausherr trat in den Raum und schaltete das Licht ein. Eine einzelne nackte Glühbirne erleuchtete den Raum mit einem schmutzigen gelben Licht und schuf eine Atmosphäre wie in einem lateinamerikanischen Folterkeller.
Konstruiert war der Keller aber wie ein Gewölbe, von Halbrunder Struktur, unbehauenem grauen Gestein und einem Fußboden aus ebensolchem Material. In die Wände ringsum waren Ringe eingelassen, gekreuzte Bohlen waren dort angebracht, Peitschen jeder Art hingen dort, Gerten, Ruten, dünne Bambusstöcke und Seile und Ketten unterschiedlichsten Materials und unterschiedlichster Dicke.
Im Raum standen Böcke wie aus einer Turnhalle, ein Gynäkologenstuhl und andere Geräte, die aus einem Fitneßstudio hätten entlehnt worden sein können, wären sie nicht mit Seilen, Ketten und Manschetten behangen gewesen.
„Hier sieht es aus wie in einem SM – Studio“, sagte sein Gast nach dem ersten Erstaunen.
„Tatsächlich ist es genau das. Genau das ist es. Nach welcher Praktik in dieser Richtung es einem auch immer gelüstet, ich habe die richtige Ausrüstung, sie in die Tat umzusetzen. Sehen Sie sich ruhig um.“ Langsam ging der Gast von Gerät zu Gerät und betrachtete sie teils scheu, teils mit skeptischem Stirnrunzeln. Die meisten waren dazu konstruiert, Menschen in mehr oder minder unbequemen Positionen zu fixieren. Doch gab es auch welche mit komplexeren Aufgaben, mit Hebeln und Schrauben, die sich verstellen ließen.
Sein Gastgeber machte keine Anstalten ihm etwas zu erklären. Mit verschränkten Armen und abwesendem Gesichtsausdruck schien er darauf zu warten, daß sein Gast seine Neugierde befriedigt hatte.
„Ich wußte gar nicht, daß Sie an so etwas gefallen finden“, versuchte dieser einen Scherz.
Der Hausherr zuckte mit den Achseln. Sein Gast strich mit der Hand über das glatte Leder einer Liege, an deren Kopf – und Fußende Handschellen angebracht waren. Das Leder sah unberührt aus, wie vieles im Raum wie neu angeschafft wirkte.
„Einen Versuch war es wert.“
„Versuch?“
Sein Gastgeber seufzte. „Kommen Sie. Ich will versuchen es ihnen zu erklären.“

* * *

Eilig biegt sie um die Ecke und streicht sich im Gehen eine Strähne aus dem Gesicht. Die Stiefel verursachen ein dumpfes Geräusch auf dem Pflaster. Sie weicht einer Pfütze aus und kommt an einem Friseursalon vorbei. Im Vorübergehen betrachtet sie sich im Fenster. Sie bleibt kurz stehen und bleckt vor ihrem Spiegelbild die Zähne. Dann geht sie weiter und hinter ihr setzt noch jemand seinen Weg fort. Einige Meter lang horcht sie auf ihre Schritte, dann wendet sie sich plötzlich um, in dem Augenblick, indem er die Hand ausstreckt, sie an der Schulter zu berühren. Einen Moment lang sind beide überrascht.
„Entschuldigen Sie“, sagt er, „ich würde gerne Ihre Stiefel kaufen.“
„Was? Nein!“
„Ich würde gerne Ihre Stiefel kaufen“, wiederholt er mit Nachdruck.
Sie schüttelt den Kopf, daß ihr ihre Strähne wieder zurück in die Stirn rutscht, dreht sich um und läßt den Mann stehen. Der folgt ihr weiterhin.
„Entschuldigung“, sagt er zu ihrem Rücken, „ich glaube, Sie verstehen mich nicht. Ich bin nicht verrückt, ich bin auch nicht an Ihnen interessiert, ich möchte nur Ihre Stiefel kaufen.“ Sie wendet sich wieder nach ihrem Verfolger um.
„Nein!“ beinahe schreit sie ihn an.
„Warum verstehen Sie denn nicht?“ fragt er, unbeeindruckt von ihrer Lautstärke in beinahe flehendem Tonfall. „Ich möchte Ihre Stiefel kaufen. Ich bin ein Schuhfetischist. Das ist nicht lustig“, fügt er noch rasch hinzu, obwohl sie keinerlei Anstalten macht zu lachen. „Ich zahle Ihnen auch mehr dafür als Sie ursprünglich bezahlt haben.“ Dabei zieht er seine Brieftasche aus der Hose und sieht sie mit einem Blick an, der ihr Angst macht.
„Nein, nein“, wehrt sie ab, als er beginnt Geldscheine abzuzählen. Wahrscheinlich hat er tatsächlich genug Geld dabei, sein Angebot auf der Stelle in die Tat umzusetzen.
„Natürlich brauchen Sie Ihre Stiefel jetzt“, sagt er und ein dritter gelber Schein wandert von seiner Brieftasche in seine Hand. „Aber wir können uns morgen irgendwo treffen. Ich bin wirklich ein Schuhfetischist und ich möchte Ihre Stiefel kaufen.“ Seine Augen nehmen wieder einen bittenden Ausdruck an, als er auf Ihre Stiefel blickt.
„Ich werde meine Stiefel“, sagt sie bestimmt“, weder jetzt noch in Zukunft verkaufen.“ Abermals dreht sie sich um und geht weiter. Dabei lauscht sie hinter sich. Als sie keine Schritte mehr hinter sich hört, atmet sie erleichtert auf.

* * *

Seine Bibliothek war außerordentlich groß, randvoll mit Büchern, die sämtlich in Leder eingeschlagen waren, und mit bequemen Polstersesseln ausgestattet. Beide rauchten eine Zigarre und hatten vor sich auf dem Beistelltisch einen Cognac stehen. Sein Gast dachte im Stillen bei sich, daß er sich an einen solchen Lebensstil gerne gewöhnen würde.
„Sie haben sich gewundert, daß ich mein Studio einen Versuch genannt habe. Ich tat dies nicht aus Aufschneiderei oder weil es mir peinlich wäre.“ Er seufzte. „Es entspricht schlicht und einfach der Wahrheit.“
„Ich verstehe“, sagte sein Gast verwundert.
„Das bezweifle ich stark. In diesem Selbstversuch ging es darum, ob diese Praktiken mir Freude bereiten und ich eine Leidenschaft dafür entwickeln könnte. Das war nicht der Fall. Ebenso verhält es sich mit dem Golfplatz da draußen.“ Er deutete mit der Zigarre zu einem der Fenster hinaus. „Ebenso ein Versuch, nicht minder erfolglos. Ebenso wie es die Großwildjagd war, das Tennisspiel oder meine Zeit als Greenpeace – Aktivist. Es hat den Anschein, als könne nichts mir Freude bereiten. Wenigstens nicht auf Dauer.“
„Das“, sagte sein Gast gedehnt, „klingt interessant“, und holte Notizbuch und Stift hervor. „Fahren Sie doch bitte fort.“
Der Hausherr lächelte dünn. „Ich bezweifle stark, daß man Ihnen Glauben schenken wird, aber wenn Sie darauf bestehen...“ Er zuckte mit den Schultern und sog geistesabwesend an seiner Zigarre.

* * *

Es ist dunkel und kalt. Sie zieht die Schultern hoch und sich einer Schildkröte gleich tiefer in ihren Mantel zurück. In Gedanken hat sie schon die Straße bis zur BP Tankstelle zurückgelegt und damit mehr als die Hälfte des Weges hinter sich gebracht. In Wahrheit taucht jedoch eben erst der Fußgängerüberweg vor ihr aus dem Nebel auf. Als sie die Treppe erklommen hat, sieht sie am anderen Ende des Überganges eine Gestalt im Nebel stehen. Sie bleibt kurz stehen, fröstelt und verkriecht sich tiefer in ihren Mantel. Dann setzt sie ihren Weg raschen Schrittes fort. Auf gleicher Höhe mit der Gestalt, einem Mann, senkt sie den Blick, sieht auf ihre Fußspitzen und macht sich an den Abstieg. Nach wenigen Schritten merkt sie, daß der Mann ihr folgt und sie bekommt Angst. Sie beschleunigt allmählich. Hinter sich hört sie, daß er es ihr nachtut, daß er sie gleich eingeholt haben wird.
„So spät noch alleine unterwegs? Lust, mit mir was zu trinken und dann noch was zu unternehmen?“
„Nein“, sagt sie mit einem kurzen Seitenblick auf den Mann. „Ich bin bloß müde und möchte nach Hause.“ Der Mann sie jetzt schon beinahe überholt.
„Schlafen kann man immer noch, wenn man tot ist. Komm, wir fangen was besseres mit der nacht an.“
Darauf antwortet sie nicht. Dafür geht sie noch schneller und überholt ihn wieder. Bald wird sie das Kino erreicht haben, wo Menschen sind und dann wird sie in Sicherheit sein.
„Wie wäre es, wenn ich Ihnen etwas Geld gebe für die Nacht, 100 Euro, 150 Euro?“
Sie tut so, als hätte sie nichts gehört und geht abermals schneller. Er faßt sie bei den Schultern. „200 Euro. Bloß ein kleiner Nebenverdienst, aber nicht schlecht.“
Jetzt wirbelt sie herum, die Rechte halb erhoben und zur Faust geballt.
„Nein! Ich will das nicht.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, setzt sie ihren Weg fort. Vielleicht hat er ihre Faust gesehen, vielleicht hat ihn die zornentbrannt in die Stirn gefallene Locke beeindruckt. Jedenfalls folgt er ihr nicht mehr.

* * *

„Ich kann mit Fug und Recht behaupten, einiges ausprobiert zu haben. Musik, Literatur, Reisen, diverse Drogen, diverse wissenschaftliche Aktivitäten, diverse wirtschaftliche, legale und illegale. Alles verlor bald seinen Reiz. Bei allem hatte ich bald das den Dingen zugrunde liegende Muster durchschaut und von diesem Augenblick an begannen sie mich zu langweilen.“
Mit einer Handbewegung bedeutete sein Gast ihm in seinem Monolog inne zu halten.
„Wenn es nichts gibt, daß ihnen Freude bereitet, jedenfalls nicht dauerhaft, ist das nicht, ähm, deprimierend?“
Der Hausherr lächelte dünn. „Sie meinen wohl, ob ich schon einmal an Selbstmord gedacht habe.“ Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was für ein Verlust für die Wissenschaft das wäre. Stellen Sie sich vor, vielleicht bin ich ein verfrühtes Exemplar des künftigen Menschen. Je mehr möglich ist, desto weniger ist wirklich im Leben. Die Nacktheit in Werbung, Filmen, in Zeitung und Internet läßt allmählich unser Interesse am realen Sex erlahmen. Die Welt kommt zu uns ins Wohnzimmer und schon verliert sie ihren Reiz. Das Fernweh wird bald im Zoo zu besichtigen sein. Vielleicht bin ich ein Vorbote des neuen Menschen.“ Ermachte eine unbestimmte Bewegung mit der Hand.
„Vielleicht sind Sie auch bloß gelangweilt, weil Sie sich alles leisten können.“
„Möglich. Wer weiß?“ Der Hausherr öffnete die Arme. „Der zweite Punkt, der dagegen spricht ist, daß es noch so vieles auszuprobieren gilt. Ich habe nicht gesagt, daß ich mich langweile. Im übrigen bin ich auf beiden Seiten der Wissenschaft tätig gewesen, als Forschender und Objekt der Forschung. Ein wenig Genmanipulation.“ Er schwenkte lässig den Cognac in seinem Glas. „Eine Verschwendung für die Wissenschaft“, sagte er wie zu sich selbst.

* * *

Sie schiebt die rutschende Tasche zurück auf ihre Schultern und wirft dabei einen raschen Blick zurück. Niemand verfolgt sie, niemand blickt sich nach ihr um. Sie verfällt in eine schlendernde Gangart ein und bleibt vor einem Laden mit Damenunterwäsche stehen. Ihr Blick gleitet über die Büstenhalter und Slips in dem Schaufenster und über deren Preise. Dann geht sie weiter und biegt in eine Seitenstraße der beinahe ausgestorbenen Fußgängerzone ein. Auf der gegenüberliegenden Straß0enseite fährt ein silberner Porsche an ihr vorüber. Sie geht schneller und lauscht dem energischen Stakkato ihrer Schritte auf dem Straßenpflaster. Vor der roten Fußgängerampel bleibt sie stehen. Der silberne Porsche hält neben ihr. Als sie sich umdreht, fährt das Fenster der Beifahrerseite herunter und im Dunkel des Wageninneren beugt sich ein Mann herüber.
„Wollen Sie mal etwas aufregendes sehen?“ fragt er sie und lächelt dünn.
„Bitte was?“ Sie tritt einen Schritt näher an den Wagen heran.
„Finden Sie das nicht auch geil?“ fragt er und macht die Innenbeleuchtung des Wagens an.
Sie sieht den Norwegerpullover und den ledernen Minirock, sie sieht die rasierten Männerbeine in Netzstrümpfen und erahnt die 6“ High Heels, in die sich die breiten Männerfüße gequetscht. „Macht Sie das nicht auch an?“
„Nein“, sagt sie und bleibt wie erstarrt stehen. Die Ampel springt auf grün um.
„Ist das etwa nicht aufregend?“ Mit einer langsamen Handbewegung schiebt er den Saum des Rocks hoch und entblößt die rote Spitzenunterwäsche, unter der sich sein Penis, einer schlummernden Schlange gleich, abzeichnet.
„Nein“, sagt sie und richtet sich jäh auf. „Nein, eigentlich nicht. Eigentlich finde ich das richtig dumm und abturnend.“ Rasch dreht sie sich um und geht auf die Ampel zu. Hinter sich hört sie jemanden hupen und sieht dann den silbernen Porsche an sich vorbeifahren.

* * *

„Ich sehe gerade; Ihr Glas ist leer. Mochten Sie noch eines?“ Der Hausherr nickte in Richtung der Cognacflasche.
„Bei so einem guten Tropfen sage ich nicht nein.“
„Wo sie recht haben...“ Der Hausherr schenkte beiden nach. „Von alledem aber einmal abgesehen glaube ich, daß es mir zum Selbstmord an der dazu nötigen Eitelkeit mangelt.“
Sein Gast klappte sein Notizbuch zu und trank einen kleinen Schluck. „Es ist erstaunlich“, sagte er, „ich bin wegen eines einfachen Interviews mit einem der reichsten Männer des Landes gekommen. Jetzt ist daraus das geworden. Ähm, beinahe so etwas wie ein philosophischer Diskurs oder so.“
„Oder so.“
„Schade, daß wir nicht die Zeit haben, um mehr ins Detail zu gehen. Wenn Sie mal jemanden suchen, der Ihre Biographie schreibt, ich würde mich geehrt fühlen.“
Der Hausherr lächelte dünn. „Natürlich. Aber noch wäre das verfrüht. Meine Reise ins Reich der Leidenschaften ist längst nicht abgeschlossen. Geschweige denn, daß ich schon einen Blick in die Abgründe gewagt hätte – in die Liebe.“
Wieder lächelte der Gastgeber dünn.

 

Hier kapituliert ein Kritiker vor dem Text.
Ich könnte die schön sequentierten Passagen loben, den flüssigen Text, die beiden ineinander verwobenen Handlungsstränge.
Dann würde ich verwundert fragen, wo denn (ausser in der Andeutung) die SF begündet ist, ob die philosophischen Setenzen nicht ein wenig banal sind und das ganze ein wenig nichtssagend.
Ich werde es nicht tun, denn hier kapituliert ein Kritiker vor dem Text.
Proxi

 

Warum die vorschnelle Kapitulation? :) Ließest du den Konjunktiv weg, dann wäre das eine Kritik, mit Lob, wo es was zu loben gibt und berechtigten Fragen.
Was braucht es mehr?

 

Hi Hartlap!

Tja, eine wirklich interessant geschriebene Geschichte über ... ja, was eigentlich? Nun, die Abschnitte mit dem reichen Kerl handeln von der Unfähigkeit eines Mannes, eine dauerhafte Passion für eine Sache zu entwickeln. Man kann sich fragen, warum eigentlich? Er gibt selbst die Antwort: Eine Sache wird für ihn dann uninteressant, wenn er das Grundmuster durchschaut hat. Wonach sehnt er sich? Nach der geistigen Herausforderung? Nach immer neuen Eindrücken, Speisung für seinen genialen Geist, ob rational oder emotional?
Und vor allem: Was macht er falsch? Ist es seine eigene hedonistische Denkweise, die ihm alles schal erscheinen lässt? Dass er sich keine Möglichkeiten fester Identifikation sucht? Er scheint sich ja in keinem Gebiet festgelegt zu haben, war immer auf "beiden Seiten" tätig. Wie steht es mit festen Wertvorstellungen? ( Legale und illegale Tätigkeiten ... ) Das sind die Fragen, die sich mir beim Lesen stellen. Vielleicht gehst du sogar ein wenig zu direkt vor, wenn du schreibst:

Stellen Sie sich vor, vielleicht bin ich ein verfrühtes Exemplar des künftigen Menschen. Je mehr möglich ist, desto weniger ist wirklich im Leben. Die Nacktheit in Werbung, Filmen, in Zeitung und Internet läßt allmählich unser Interesse am realen Sex erlahmen. Die Welt kommt zu uns ins Wohnzimmer und schon verliert sie ihren Reiz. Das Fernweh wird bald im Zoo zu besichtigen sein. Vielleicht bin ich ein Vorbote des neuen Menschen.“

Diese Schlüsselstelle gibt einen, wenn ich das richtig verstanden habe, direkten Hinweis auf deine Intention. Vielleicht zu direkt, weil er dem Leser ein wenig Interpretationsspielraum nimmt. Einen Augenblick lang hatte ich einen Aha-Effekt: "Ah, da liegt der Hund begraben!" Aber gleichzeitig war ich auch enttäuscht, nicht selbst rätseln zu können. Auch wenn damit immer noch längst nicht alles geklärt ist.

Was in diesem Zusammenhang die Szenen mit der Frau sollen, das ist mir allerdings wirklich nicht klar. Ist der Typ, der sie anquatscht, jedesmal derselbe? Ist es ein früheres oder späteres Ich des reichen Mannes?
Ich meine, mir ist der Kontrast schon klar: Auf der einen Seite ein Mensch, der sich alle Leidenschaften erfüllt. Auf der anderen Menschen, die sie erfüllen wollen und zurückgewiesen, also frustriert werden, allerdings aus der Perspektive der zurückweisenden Person.
Wolltest du eine heruntergekommene Gesellschaft zeigen, die nur auf den nächsten Kick aus ist?
Aber irgendwie hättest du dich auch auf das Interview beschränken können. Die Geschichte funktioniert auch ohne die Straßenszenen.

Um dir bei diesem Text helfen zu können, bedarf ich einer gewissen Erhellung.

Nebenbei bemerkt: Es ist eine Schande, dass du zu der Geschichte nur einzige und dazu noch knappe Antwort erhalten hast. Mag es auch mit daran liegen, dass sie so schwer zugänglich ist - sie hätte wesentlich mehr Feedback verdient.

Das SciFi-Element kommt in dieser Geschichte allerdings eindeutig zu kurz. Und eine Parabel auf mögliche gesellschaftliche Veränderungen zu mehr Oberflächlichkeit gehört mMn viel eher in die Rubrik "Gesellschaft" oder besser noch nach "Philosophisches".

Ein kleiner Tippfehler:

Auf der gegenüberliegenden Straß0enseite fährt ein silberner Porsche

Na, wo steckt das Osterei? :D

Oh, und noch zwei Kleine:

Sie sieht den Norwegerpullover und den ledernen Minirock, sie sieht die rasierten Männerbeine in Netzstrümpfen und erahnt die 6“ High Heels, in die sich die breiten Männerfüße gequetscht (???).

Ciao, Megabjörnie

 

Hallo Hartlap,

ich möchte zuallererst auf Proxi's Andeutung hinweisen, diese Geschichte wäre keine SF. Denn auch ich bin mir absolut sicher, dass du dich bei der Auswahl der Rubrik vergriffen hast. Ein Grundmerkmal der Science-Fiction ist die Abbildung einer Welt, einer Gesellschaft, die sich in wenigstens einer Hinsicht von unserer unterscheiden muss. Der Leser darf seine eigene Welt darin nicht (komplett) wiedererkennen. Der Autor muss ihm zu erkennen geben, dass er sich in einer anderen Welt befindet. Eine Welt, die aber, wenn bestimmte Vorraussetzungen erfüllt sind, so wirklich existieren könnte. Können diese Vorraussetzungen in unserer Welt nicht geschaffen werden, wird also die Existenz dieser anderen Gesellschaft von der allgemeinen Auffassung als unmöglich erachtet, wäre es wiederum Fantasy. Deine Geschichte ist aber weder das noch Science-Fiction, denn hier erkennt -da bin ich mir absolut sicher- jeder Leser die Welt in die er lebt, wieder. Eine sogenannte Masturbationsgesellschaft, eines der Kernelemente der Story, haben wir doch schon jetzt. Das verschlimmert sich nur von Tag zu Tag. Das ist nicht etwas, das uns erst in 30 Jahren oder so droht, sondern es ist bereits da. Dieser Text würde, wie Megabjörnie schon sagte, in 'Gesellschaft' (mein Vorschlag) oder sogar unter 'Philosphisches' auf viel mehr (oder wenigstens bessere) Resonanz stoßen. Daher mein gutgemeinter Ratschlag: Einen Moderator kontaktieren und die Story verschieben lassen. Desweiteren wird mir auch nicht ganz klar, was die Szenen mit der Frau symbolisieren sollen. Eine Art Umkehrung der Verweigerungshaltung des männlichen Geschlechts vielleicht? Quasi der letzte Aufschrei der männlichen Lust ins Extreme befördert und dann gespiegelt? Genial, wenn es so beachsichtigt war. Aber auch dann: in diesem Fall keine Science-Fiction...

Ein ziemlich ratloser
Prozac :schiel:

 

So, nach langem Suchen hab ich auch nix gefunden was SF wäre.
Muß Procaz recht geben (@prozac: Ich hoffe du hast genug von dem Zeug daheim :D, sonst melden)

Die Kernaussage ist sicher berechtigt und regt zum Nachdenken an, aber hier hat es echt nix verloren, sorry.

Ansonsten ist es recht wohlfeil ausgearbeitet. Kann man nicht meckern.

bg, LE

 

Meine Definition von Science Fiction ist wesentlich simpler: Sci-Fi spielt in der Zukunft. Und Morgen ist auch Zukunft. Ich ziehe den Hut vor der Erfindungsgabe eine Stanislaw Lem oder Jules Vernes, aber mein Ding ist das nicht.

 

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