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Von Katzenkotze und anderen Hindernissen

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27.06.2007
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Von Katzenkotze und anderen Hindernissen

Ich stehe vorm Kleiderschrank.
Um mich herum ein endloses Chaos aus bunten Röcken, Kleidern, Oberteilen …eben allem, was mein Kleiderschrank hergibt.
Alles bestenfalls ein Fall für die Altkleidersammlung, aber sicherlich nicht für einen gelungenen, atemberaubenden Auftritt.
Als ich zum 200. Mal an diesem Abend vorm Spiegel stehe, bin ich mir sicher, dass ich seit heute Morgen mindestens 10 Kilo zugenommen habe.

„Scheiße! So kann ich doch nicht rumlaufen.“
So langsam läuft mir auch die Zeit davon.
Ich muss dringend etwas mit meinen Haaren machen.
„Verdammt! Ich seh´ ja aus, wie Don King!“
Also wieder ins Bad. Gel, Schaum und Haarspray haben schon längst dafür gesorgt, dass das Nest auf meinem Kopf zu einem undurchdringlichen Gestrüpp mutiert ist.
Ein Blick auf die Uhr.
O.K. Noch mal Haare waschen.

Als ich mit rotem Kopf wieder in den Spiegel schaue…“Hilfe! Was ist das?“ Eine allergische Reaktion? Rote Pocken! An jedem anderen Tag - wegen mir! Aber nicht JETZT!
Also. Ganz schnell Make up!

„Miau!“
„Oh, Süßer! Du hast Hunger, was?“
In die Küche. Napf voll, zufriedenes Schmatzen, gut.

Wieder zum Kleiderschank.
„So, atme tief durch. Überlege. Konzentrier dich.“
Mein Blick fällt auf das einzig im Schrank verbliebene Kleidungsstück.
Ein schwarzes knielanges Kleidchen mit kurzen Puffärmelchen.
Darüber die Jeansjacke.
„Warum nicht sofort?!“ Nicht zu leger, nicht zu aufgedonnert. Prima.
Ich lege das Kleid auf´s Bett und renne wieder ins Bad.

Wieder der Blick auf die Uhr.
O.K. Für die große Farbberatung reicht es nicht mehr.
Den brombeerfarbenen Lidschatten, gemischt mit einem Hauch rosé.
Schwarzer Kajal, ganz dezenter Lippenstift.
Ach ja, die Wimperntusche.- XXL Boost für den verführerischsten Augenaufschlag ever. „Yeah! Pimp my face!“

Naja. XXL Spinnenbeine, trifft´s wohl eher.
Spiegelkontrolle.
Erinnert ein wenig an Bauernmalerei.
Was sagt die Uhr?
Nein. Keine Zeit zum Ab- und wieder Neuschminken.
Egal jetzt. Zu einem bunten Gesicht passt eine schlichte Frisur. Das gleicht aus.

Also, kurz trocknen, Haare locker hochstecken.
„Mist. Wo sind die Klämmerchen?“
Mit einer Hand den Haarwust am Hinterkopf halten, mit der anderen stecken.
„Scheiße, so geht das nicht. Ich muss das sehen!“
Also, alles wieder raus, Alibert aufklappen.
Um meinen Hinterkopf in voller Gänze betrachten zu können, muss ich sehr nah ran.
Zu nah. Verstopfte Poren.
Ein Mitesser! Den sieht er beim Knutschen auf jeden Fall! Was nun?

Ein erneuter Blick auf die Uhr.
Erstmal die Frisur!
„Was für ein Gefummel! Wissen die Typen eigentlich, wie schwierig es ist, auszusehen, als ob man für diese Frisur gerade mal lässige 10 Sekunden gebraucht hätte? Natural look! Alles klar!“

„Miau“ Blick nach unten. Tiger schmeißt sich auf die Badezimmermatte und guckt verführerisch.
„Oh, Süßer! Ich hab jetzt keine Zeit, dich zu kraulen! Mama muss gleich weg und sieht aus, wie eine alte Zahnbürste!“

So. Eine Strähne locker ins Gesicht hängen lassen. Noch mal Haarspray. Wackeltest.
Bei jedem Wetter, 3 Wetter Spast. Da würde ich nicht drauf wetten.
So, ab in´s Schlafzimmer. Anziehen.

Als ich um die Ecke biege, kotzt Tiger auf mein Kleid.
„Aaaahhhh!“

Wo ist mein Fleckweg – Stift?
Erstmal das Grobe mit ´nem Küchenkrepp runter.
Der verdammte Fleckenentferner liegt ganz hinten im Schrank unter der Spüle.
Alles raus.
Die Küche sieht aus, wie ein Chemielabor.
Wie eine Furie rubbele ich wild auf dem bekotzen Stoff herum.
So. Noch kurz mit einem nassen Lappen drüber.
„Wenn man es nicht weiß, dann sieht man es nicht.“

Ganz vorsichtig – die Frisur - ziehe ich das Teil über den Kopf.
Noch ein wenig zurechtzupfen, glatt streichen.
Spiegelprobe.

„Ich brauche meinen Bauchweg - Schlüpper.“
Also an die Schublade. „Wo ist der denn?“
Alles raus.
Umständlich zerre ich mir das Ding über den Arsch.
„Boah! Schönen Gruß an die Eierstöcke. Ist das eng!“
Etwas eingequetscht, aber mit mindestens 3 Kilo weniger erneut vor den Spiegel.
Zupfen, glatt streichen. O.K.

Welche Schuhe ziehe ich eigentlich an? Schuhschrank auf.
Verzweiflung macht sich breit.
Stiefel. Stiefel sind gut. Wo sind die Schwarzen? Alle Treter raus. Da hinten.
Natürlich.
Murphys Gesetz. Immer ganz hinten.
„Ich hatte vergessen, wie hoch diese scheiß Absätze sind! Egal. Ich kann sitzen. Wir werden ja keinen Marathon durch die Stadt veranstalten.“
Wie spät?
Mist! Noch schnell das Feintuning.
Ohrringe. Die Neuen aus Marokko. Aber wo?
„Lass mich raten. Ganz unten in der Schachtel. Jap.“

Das Handy klingelt.
Er wartet draußen. Gut.

Noch mal ins Bad. Dingsbums No.7. Seperates the woman from the girl.
Ein letzter Blick in den Spiegel.
„Hab ich eine Tasche? Nein!“

Schrank auf. Taschensichtung. Er wartet nun schon seit 5 Minuten.
Die klitzekleine Rote. Sehr schick.
„Wie krieg ich jetzt den ganzen Kram da rein? Portmonee? Brauch ich sicher nicht.“

Noch mal schnell aufs Klo.
Der Bauchweg- Schlüpper kostet locker weitere 5 Minuten.
So. Jetzt aber.
Noch ein Blick auf das Schlachtfeld „Wohnung“.
Tiger schläft eingerollt auf meinem Klamottenberg.

Wie lange ist es her, seit er angerufen hat?
Die Jacke über die Schulter geworfen, das Klitzekleine unter den Arm geklemmt.
Ich renne aus der Wohnungstür.
An der Ecke drossele ich mein Tempo, gehe gemächlich und betont lässig auf ihn zu.
Er lehnt am Auto und zieht genüsslich an seiner Zigarette.

„Wow! Du siehst toll aus!“
„Oh! Keiner Rede wert. Ich wollte mich eigentlich noch ein wenig schick machen, aber ich hab total die Zeit vergessen.“

 

Hallo aprilhexe!

Ja, ja, das Zurechtgemache der Frauen wird auf ewig ein Mysterium bleiben. ;) Spaß bei Seite (oder eigentlich lieber nicht - sind ja schließlich in der Humorrubrik hier): Am Beginn dachte ich schon: Oh oh, da gibt's die 1000. Geschichte zum Thema. Mit der Hoffnung, noch eine Wendung in eine andere Richtung zu erleben, hab ich weitergelesen und wurde leider enttäuscht. Auf dem Thema wurde bis zum Ende verharrt.
Die gute Stil und der ein oder andere doch ganz lustige Spruch peppen das Klischeegewälze doch noch ein bisschen auf.
Fazit: Nicht überzeugend, aber mit guten Ansätzen.

Wie so immer, nur meine Meinung. :)

Beste Grüße

Nothlia

 

Hallo, Aprilhexe,

Du kennst Ausdrücke!

Mir ist es nahezu wie Nothlia ergangen, und eigentlich könnt’ ich es jetzt kurz gehalten haben. Aber mir wäre schon eine (kuriose, bekloppte oder sonst welche)
Wendung eingefallen. Dazu muss ich nicht weit ausholen:

Kennstu den Theaterbesuch von Karl Valentin? Wenn nicht, hier ganz kurz eine Beschreibung aus dem Gedächtnis: ein kleinbürgerliches Ehepaar (Valentin + Liesel Karstadt) will groß ins Theater. Es gibt wohl den Tell. Die Vorbereitung (Ankleide u. a.) ist zeitraubend, hektisch und chaotisch. Die Komik findet sich in den Kleinigkeiten und dem abgedrehten Gespräch. Kurz bevor sie losmüssen, fällt ihnen ein, dem Kind, das außer Haus ist, eine Nachricht zu hinterlegen, dass sie im Theater sind. (Ich erinnere mich der Unterschriftenprozedur: „Deine Eltern“ schreibt Valentin und Karstadt schreibt darunter „nebst Mutter“, Kleinbürger eben). Man beharkt sich auch ein wenig und als es losgehen soll stellt man fest, dass die Vorstellung erst am nächsten Tag ist…

Ist nur ’ne Anregung: Lass den Anruf weg und den Freund und die Ich-Erzählerin schaut zum Schluss auf den Kalender und sieht … Ich hab ja noch 24 Stunden Zeit.

Gute Nacht,

FRD

 

Hallo Aprilhexe,

im Gegensatz zu deinen männlichen Kritikern musste ich schallend lachen und würde der Geschichte (oder ist es eine Tatsachenbeschreibung?) keine andere Wendung geben.

Das hängt aber wohl daran, dass ich mich unheimlich wiederfinde in den Abläufen. Ein Mann bleibt da wohl einfach ein wenig verständnislos zurück und raunt seinen Kumples ein entnervtes "Frauen" entgegen.

Ich hatte eher ein Problem damit, dass ich die Geschichte nicht flüssig runterlesen konnte. Mir sind oftmals die Gedankensprünge zu gross und wiederholen sich. Zum Beispiel der "Schlüpper" dürfte für meinen Geschmack nur in einem Absatz vorkommen. Da hat er seinen Auftritt und sorgt für ein Schmunzeln. Das er auf der Toilette nochmal erwähnt wird, sorgt bei mir nur für ein "das hatten wir schon Gefühl".

Aber an sich gerne gelesen und hoffe auf Fortsetzung!

Gruss

Ourewällerin

 

Hallo Aprilhexe,

die Geschichte hat mir gefallen. Klar, das Thema ist nicht neu, aber welches ist das schon? Über zu große Gedankensprünge könnt ich mich jetzt auch nicht beschweren.

Ach ja, die Wimperntusche.- XXL Boost für den verführerischsten Augenaufschlag ever. „Yeah! Pimp my face!“
:D

„Was für ein Gefummel! Wissen die Typen eigentlich, wie schwierig es ist, auszusehen, als ob man für diese Frisur gerade mal lässige 10 Sekunden gebraucht hätte? Natural look! Alles klar!“
Jepp

„Wow! Du siehst toll aus!“
„Oh! Keiner Rede wert. Ich wollte mich eigentlich noch ein wenig schick machen, aber ich hab total die Zeit vergessen.“
Cool, das selbe Gespräch hatte ich letzte Woche.

Also, auf jeden Fall gerne gelesen.

 

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