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01.10.2021
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Anmerkungen zum Text

Ist schon ein paar Jahre alt, freue mich aber dennoch über Feedback :)

Wachsen

Es war gewollt, dass der Junge auf eine Sicht verzichten könne. So zog er, vertrauend auf seine verbliebenen Sinne, in den Wald.
Von der Neugier ergriffen, horchte er dem Wind. Eben jener Wind schmiegte sich um die Bäume und fand sich im Säuseln der Blätter wieder.
Das Kind versuchte selber keine Geräusche zu verursachen, sodass er uneingeschränkt seine Umgebung wahrnehmen konnte.
Sein Gehör lag im Rausch, als er zu seiner Verwunderung Gesänge wahrnahm. Zierlich, unschuldig und mit Leben erfüllt.
Er erfuhr nie etwas erhellenderes, nie etwas schöneres und nie erfuhr er auch nur im entferntesten Sinne dieses Gefühl, welches in ihm zu wachsen schien.
Der Knabe wurde von der Melodie so erfasst, er konnte nicht anders als ihr entgegen zu laufen. Seine vollständige Aufmerksamkeit auf die Akustik gerichtet, war es unausweichlich, dass er den Boden unter den Füßen verlor. Auf der Erde liegend, ergriff ihn die nächste Verwunderung. Durch seine Nase strömte wunderbare Luft durch den Körper. Diese Luft fühlte sich natürlich an. So als gab es nie andere Luft. Sie war für mehr bestimmt, als für eine Gewohnheit.
Das Wachstum seiner Erfüllung stieg ins Unermessliche und es hörte nicht auf. Er fing an seine Hände zu benutzen, legte sie auf die Erde und fühlte. Er legte sie auf Bäume. Er legte sie auf Tiere. Er legte sie in die wunderbare Luft. Eine Unzahl an neuen Empfindungen machte sich in seinem Kopf breit und diese hatten ihn komplett unter Kontrolle. Diese Vielfalt machte ihn auf eine schöne Art und Weise verrückt. Das Kind riss sich die Kleider vom Leib, da er begriff, dass seine Hände nicht alleiniger Herrscher seines Fühlens waren. Seine Gedanken fixierten sich rein auf das Fühlen. Alles was er fühlte war lebendig. Er konnte Leben spüren und alles was er anfasste war glücklich. Es schien, als sei alles gewollt. Der Junge besaß zwar keine Augen, konnte aber ohne Zweifel Licht erkennen.
Und dann kam ein Mann auf ihn zu und betrachtete ihn von Kopf bis Fuß. Vom gestörten Frieden leicht enttäuscht, lauschte das Kind dem Mann.
"Nun...", fing er an, "Ich spüre und sehe das Glück in dir. Ich sah es schon vom Weiten. Dein Erfreuen am Leben ist wahrlich schön."
Des Jungen Aufmerksamkeit zwiegespalten, versuchte er das nervende Geräusch auszuschalten. Und versagte.
"Trotz deiner Freude, empfinde ich großes Mitleid. Das wahre Leben ist dir verborgen."
Das Misstrauen des Kindes wich einer neuen wachsenden Neugier. Es war ihm unbegreiflich. Es gab etwas, was sich wahres Leben nannte. Und das war ihm nicht zugänglich? Wie schön mag sich dieses wahre Leben nur anfühlen?
So erzählte der Mann dem Jungen von dem Schlüssel, das das Tor zum wahren Leben öffnen sollte. Die Augen. Nun fasste er sich in das Gesicht und spürte, dass tatsächlich etwas fehle. Er verspürte zum ersten Mal Trauer.
Also machte der Mann ihm einen Vorschlag. Er war bereit ihm seine Augen zu schenken. Dem Jüngling war es unbegreiflich, wie gütig dieser Mann sei. Es war also abgemacht.
Der Mann nahm sich nun das Augenlicht und reichte es dem Kind. Einer noch neuen Empfindung der Begierde besessen, nahm er den Schlüssel an sich. Der Mann verabschiedete und verschwand, was jedoch unbemerkt blieb. Er hielt sie fest, aber dennoch vorsichtig in den Händen. Er vergrub sein Gesicht in ihnen und es war vollbracht. Der Junge ohne Augen konnte nun sehen.
Die Zeit war kaum vergangen, als es den Jungen mit den Augen in den Abgrund zog.

 

Hallo @PaulLondon,

und herzlich Willkommen hier im Forum. Ich schildere dir meinen subjektiven Leseeindruck: Für mich war der Text sehr anstrengend zu lesen und ich musste immer wieder stoppen. Das liegt meiner Einschätzung nach an umständlichen Formulierungen, auf die ich weiter unten eingehen werde. Ansonsten ist mir auch nicht ganz klar, wo deine Geschichte spielt. Erst musste ich irgendwie an eine Jagdszene denken und habe die Geschichte daher in der Realität verordnet. Dann kommt allerdings die Szene mit dem Mann, der dem Jungen sein Augenlicht schenkt. Das hat mich dann ziemlich verwirrt und ich wusste nicht mehr, wo ich mich denn befinde. Wie hattest du dir das gedacht?

Ansonsten hatte ich allerdings auch das Gefühl, dass der Text sich anders liest als andere Geschichten. Es hat schon etwas eigenes, denke, dass du da gut drauf aufbauen kannst. Wichtig wäre für mich allerdings, dass ich als Leser etwas mehr Klarheit habe und eine Antwort auf die entscheidenden Fragen bekomme (wo spielt die Geschichte? Wie ist es möglich, dass er sein Augenlicht an den Jungen weitergeben kann?). Momentan verwirrt es mich noch zu sehr. Ich gehe im Detail darauf ein:

Es war gewollt, dass der Junge auf eine Sicht verzichten könne. So zog er, vertrauend auf seine verbliebenen Sinne, in den Wald.
Ich bin über "eine Sicht" gestolpert und dachte zunächst, dass es sich möglicherweise um ein Fachbegriff der Jägersprache handelt. Aber ich glaube, du meinst hier einfach, dass er nicht sehen kann, oder?

Von der Neugier ergriffen, horchte er dem Wind.
Hier bin ich auch gestolpert über: Er horchte dem Wind. Hat bei mir dazu geführt, dass ich mich gefragt habe, ob man das so formulieren kann oder ob das nicht falsch ist.

Sein Gehör lag im Rausch, als er zu seiner Verwunderung Gesänge wahrnahm.
Was genau meinst du damit, dass sein Gehört im Rausch lag? Ich kannte den Ausdruck nicht und bin daher wieder kurz aus meinem Lesefluss ausgestiegen und habe mich etwas verwirrt gefühlt aufgrund der Formulierung.

Diese Luft fühlte sich natürlich an. So als gab es nie andere Luft. Sie war für mehr bestimmt, als für eine Gewohnheit.
Das meinte ich weiter oben damit, dass ich deinen Text als anders wahrgenommen habe. "Sie war für mehr bestimmt, als für eine Gewohnheit" habe ich so noch nicht gelesen.

Des Jungen Aufmerksamkeit zwiegespalten, versuchte er das nervende Geräusch auszuschalten. Und versagte.
Auch das finde ich eine Formulierung, die sich irgendwie anders liest. Ich bin allerdings noch nicht sicher, ob mir das gefällt oder nicht.

So erzählte der Mann dem Jungen von dem Schlüssel, das das Tor zum wahren Leben öffnen sollte.
Hier müsste es doch: ...,der das Tor zum wahren Leben öffnen sollte heißen oder?

Er war bereit ihm seine Augen zu schenken. Dem Jüngling war es unbegreiflich, wie gütig dieser Mann sei. Es war also abgemacht.
Das kam für mich sehr abrupt und hat sich für mich nicht aus der Geschichte ergeben.

So viel zu meinem Leseeindruck und viel Spaß bei den Wortkriegern.

Beste Grüße
MRG

 

Hallo @PaulLondon, es gibt in deinem kurzen Text ein paar Formulierungen, die ich gelungen finde, zum Beispiel

Diese Vielfalt machte ihn auf eine schöne Art und Weise verrückt.
Aber insgesamt solltest du an deiner Geschichte noch arbeiten. Der Titel zum Beispiel passt nicht wirklich zum Ende am Abgrund. Zunächst würde solltest du außerdem Rechtschreibfehler wie zum Beispiel diesen
Er erfuhr nie etwas erhellenderes

'Erhellenderes' oder diesen
Das Kind riss sich die Kleider vom Leib, da er begriff, dass seine Hände nicht alleiniger Herrscher seines Fühlens waren.
'... da es begriff ...' (und alle anderen) korrigieren.

Wie @MRG schon schreibt, sind auch die Sätze etwas sperrig und umständlich formuliert.Ein Jüngling ist übrigens ein junger Mann, kein Kind. Das geht bei dir durcheinander. Dieses Kind ist glücklich mit sich, seinem Körper und seinen Entdeckungen, bis es von dem mysteriösen Mann auf sein vermeintliches Defizit angesprochen wird. So weit, so gut - aber jetzt kommt ziemlich plötzlich eine märchenhafte Ebene hinein, die jedoch nicht weiter ausgebaut wird (das Geschenk der Augen). Und noch abrupter führt dies zum Abgrund. Meiner Meinung nach ist eine komplette Überarbeitung des Textes notwendig, damit er den Leser erreicht. In dieser Kürze gelingt ihm das nicht.
Beim Nachjustieren wünsche ich dir viel Freude, beste Grüße Eva Luise Groh

 

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