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Wasserhochstand

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15.03.2020
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Wasserhochstand

12.00 Uhr:

„Schwester …. Psssst …. Schwester …. Ist hier niemand …. Schwester …. Ich bräuchte hier mal Hilfe. …. Hallo?“
Ich blinzle ins grelle Licht des Aufwachraumes nach der OP . Ich bin angenehm benommen, überall wabern rosa Wolken und ich fühle mich so unendlich leicht. Wenn da dieses Problem nicht wäre. Ich muss pinkeln, in mir schwappt ein Swimmingpool. Es ist mir ausgenommen unangenehm, aber für dieses Problem muss ich in Bälde eine Lösung finden, sonst kann ich für nichts garantieren.
„Wo drückst denn?“
„Da sind wir schon auf dem richtigen Wege. Ich müsste mal.“ flüstere ich mit Schamesröte im Gesicht.
„Ich bring ihnen eine Ente“
Flüstern ist nicht ihr bevorzugtes Talent.
Ich bezweifle, dass das funktioniert. Aber ich hab keine andere Wahl, also schiebe ich mir die noch warme Plastekanne unter die Decke und hoffe, dass die gerade aus der Fäkalienspüle kam. Dann könnte ich mit der feuchten Wärme leben. Also Augen zu und abdrücken. Nur dass mein Kopf was dagegen hat, und genau das habe ich befürchtet. Ich baue Druck auf, ´mein Kopf wird tomatenreif, ich höre Meeresrauschen und Schweißtropfen perlen mir von der Stirn. Überall scheint es zu sprudeln, nur unten herum nicht. Da ist zu! Kompletter Ausschankschluss! Das wird nichts … oder … da jetzt volle Konzentration …. Und los geht’s!
„Na, ist denn schon was passiert?“
Nee, doch nicht.
„Ist ihnen nicht gut? Sie sehen ganz schön fertig aus, vielleicht ist ihnen die Narkose nicht bekommen.“
Die Narkose war das Beste, was mir heute passiert ist; denke ich.
„Geben sie mir bitte noch etwas Zeit.“
Neuer Anlauf. Augen zukneifen, auf die Körpermitte fokussieren, tief einatmen, Luft anhalten und pressen. Jenseits des im Gegenlicht durchsichtigen Vorhangs neben mir, der das Bett eines älteren Leidensgenossen nur dürftig verbirgt, wird sein Insasse wach.
„Schwester, Schätzchen, ich muss mal pinkeln, bringen sie mir mal die Ente“
Und der legt los, als durchschritte er seinen 3. Frühling mit einem Lied auf den Lippen. Es rauscht und plätschert, als würde jemand das Aquarium sauber machen. Ich gebe auf.
„Na, war wohl doch nicht so nötig?“ funkelt mich die Schwester an.
„Nö, tut mir leid. Geht schon noch.“

16.00 Uhr

Auf dem Zimmer. 2 Mitgefangene in den Betten.Die diensthabende Schwester lächelt mich an.
„Nun Herr Holland, wie fühlen sie sich? Alles dran und drin? Ha ha ha.“
„Mehr als mir lieb ist. Ich müsste mal, aber bevor sie mir mit einer Urinflasche kommen …“
Ich winke sie verschwörerisch zu mir heran.
„… das wird nix, ich kann da nicht. Ich muss auf die Toilette.“
„Na sie sind ja lustich – man hat ihnen gerade dit Been jebrochen und neu verschraubt. Haben Sie mal unter die Decke jeguckt? Sie tragen eine Orthese vom großen Zeh bis zum Arsch. Sie dürfen 24 Stunden jar nich uffstehen und irgendwat belasten. Ich bring ihnen die Ente und sie strengen sich mal an.“
Sie rauscht davon und ich könnte im Erdboden versinken. Echte Stationsöse, denke ich, lauter geht’s nur noch im Windkanal bei Airbus. In mir schwappt ein gut gefüllter Badesee.
„Mach dir nichts draus“, bemitleidet mich mein Bettnachbar, „versuch doch, dich hinzusetzen, dann wird das schon, kann ja nur in eine Richtung. Ich geh so lange vor die Tür. Kommste mit Opa?“
Er schielt zum 3. Bett und beide dampfen ab, nicht ohne mir mitleidige Blicke dazulassen. Die Tür klickt ins Schloss und ich mache mich ans Werk. Endlich allein, das krieg ich hin. Ich wuchte das bandagierte, steife Bein über die Bettkante, kämpfe mit dem Gleichgewicht und peile den Füllstutzen an. Sicherungsstift ziehen, Bügel loslassen und auf die Explosion warten.,
Ein Luftzug lässt mich innehalten. Im Raum steht eine alte Dame mit Nelken, und ihre Familie. Sie sehen mich schweigend an. Die Urinflasche poltert zu Boden (immer noch leer) und ich lass mich ins Bett fallen.
„Ist das hier nicht Zimmer 38? Ich suche meinen Mann?“
Na dann such weiter, verdammte Scheiße, aber nicht hier drin. Und wenn du ihn gefunden hast, dann geht Kaffee trinken, am besten in Timbuktu! Du dusselige Kuh!!!!
„Ähhh …. Is vorhin raus.“

20.00 Uhr

„Schwester, kann ich nicht mal ein paar Gehilfen kriegen, ich hab da wirklich Probleme. Das tut echt weh.“
„Ich kann ihnen den Wasserhahn aufdrehen, das klappt bei den anderen auch gut.“
„Glauben sie mir, das ist wie abgeschnürt, ich habe Krämpfe und Schweißausbrüche, kann mich kaum noch bewegen. In mir schwappt ein Ozean.“
Endlich habe ich sie so weit. Sie holt eine Kollegin
„Ist das der, der nicht kann? Von dem ihr vorhin bei der Dienstübergabe erzählt habt?“; tuschelt sie.
„Ja, das ist der, kriegt keinen Tropfen raus.“
Beide versuchen mich seitlich zu flankieren.
„Nicht das Bein belasten, hüpfen sie, den Rest machen wir.“
Ich hüpfe, sie schwanken. Können mich kaum halten, jonglieren nebenbei noch mit dem portablen Schmerztropf, einer Kuhglocke gleich um den Hals baumelnd, und dem Tropfständer, der mir zusätzlich noch Flüssigkeit in den Körper jagt. Wir kommen nicht weit. Die Pieper gehen los.
„Ein Notfall.“
Sie huschen davon und ich sitze wieder auf dem Bett.

23.00 Uhr.

In mir schwappen alle Wasser des Planeten. Ich kriege kaum noch Luft, Kaskaden von Krämpfen malträtieren meinen Unterleib. Ich versuch gedanklich trockenen Boden zu finden, denke an die Sahara. Ich merke aber schnell, dass es auch da irgendwann mal regnen muss.
Als ich aus dem Bett schiele, sehe ich, dass die Schwestern die Gehhilfen zurückgelassen haben. Warum habe ich das nur vorher nicht gesehen. Jetzt oder nie. Im Dunkeln, die Stöcke unterm Arm, und den Tropf im Schlepptau hüpfe ich zum Bad. Endlich. Ist zwar alles etwas umständlich, denn hier drin ist es unglaublich beengt, dass es mir schwer fällt mit den ganzen Gerätschaften zu hantieren, ohne das komplette Interior umzuräumen, aber es muss gehen. Einmal im Halbkreis vor dem Becken hüpfen, den gepunkteten Kittel lüften, fallen lassen und die Krücken abstellen. Mit dem linken Bein stütze ich mich auf dem Boden ab, das rechte, verpackte steht in seiner Gänze nach vorn gestreckt im Raum.
Und dann plötzlich spülen Pool, See, Meer und der komplette planetare Wasservorrat heraus. Ich könnte vor Erleichterung jauchzen ….
Mein linkes Bein wird warm, von oben nach unten.
In all der Aufregung und dem Hantieren mit Krücken, Orthese, Tropfständer, Schmerztropf und Flatterhemd habe ich deutlich zu dicht an der Kante Platz genommen. Ach verflucht.
Ich kann unmöglich klingeln. Am besten löse ich mich in Luft auf und schwebe auf Nimmerwiedersehen aus dem Raum. Stattdessen muss ich zum Akrobaten werden, um das Dilemma aus der Welt, oder wenigstens aus dieser Toilette zu schaffen. Das gesunde Bein auf dem Boden, das steife 90 Grad abgespreizt nach hinten in der Luft, den Oberkörper nach vorn gebeugt und mit den Armen, bestückt mit Papierhandtüchern, auf den Fliesen rudernd, stelle ich fest, dass nie etwas so einfach ist, wie es scheint. Mit dem rechten Fuß, der da hinter mir im Dunklen rudert, räume ich sämtliche Zahnputzbecher vom Bord und wische alle Lappen und Handtücher vom Haken, bevor ich mit dem Putzen endlich fertig bin.
Ich bin froh, dass ich mich dabei nicht selbst beobachten musste, wie mir bei diesen skurrilen Dehnübungen das Nachthemd über den Arsch gerutscht ist.
Als ich wieder im Bett bin und das Schnarchen der Zimmernachbarn in der Dunkelheit höre, weiß ich aber, dass es alle Mühen wert war.

07.00 Uhr

„Na Herr Holland, noch nicht geklappt? Die Urinflasche ist ja immer noch leer. Dann werden wir wohl mal einen Katheter legen müssen, so eine Blase hat ja auch kein unendliches Fassungsvermögen.“

 

Hej @Jörg Holland - Jopp und herzlich willkommen bei Wortkrieger,

ich gebe diese Geschichte hier frei und würde dich bitten, die Zeilenabstände zu korrigieren und stattdessen sinnvolle Absätze zu finden, um den Text nicht unnötig aufzublähen. Des Weiteren wünschte ich, du würdest die tags überprüfen, denn nach meinem Empfinden handelt es sich bei diesem Text um keine Satire, dafür fehlt ihr die Kritik an ... irgendetwas. ;) Du zeichnest ja keine Missstände, zum Beispiel an Krankenhäusern auf, sondern zeichnest lediglich den Zustand eines frisch operierten Patienten. Über Humor lässt sich ja bekanntlich streiten.:shy:

Ich wünsche dir hier bei uns eine gute Zeit und viel Vergnügen.

Kanji

 

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