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When it hurts

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28.04.2020
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When it hurts

Das laute Donnern in den Ohren, das Gefühl das eigene Trommelfell platzen zu hören. Der immer größer werdende Druck. Das schier unerträgliche Knirschen. Alles trotz nahezu vollkommener Stille. Das Rauschen des Windes, schwillt zu ohrenbetäubendem Lärm an und trotzdem genießt du es.
Du genießt, dass du etwas spürst, etwas bewusst wahrnimmst.
Alles vielleicht zum letzten Mal. Auffallend spitze kleine Kieselsteine die gegen deine frierenden Fußsohlen drücken. Auch eine Art von Schmerz.
Alles ist besser als die tagtägliche Benommenheit. Ausgelöst durch den lähmenden Lärm, der dich in deinem aussichtslosen Alltag erbarmungslos erdrückt. Alltag, ein an und für sich schon erdrückender Begriff, geprägt durch grausige Gewohnheit und apathische Antriebslosigkeit. Zumindest für Menschen wie dich und mich. Es ist tödlich.
Es führt zu der Situation in der wir uns gerade befinden, die vermutlich noch öfter vonstatten gehen wird, wenn du es nicht beendest. Auf die eine oder andere Art. Aber wieder zurück kannst du nicht.

Denke an das graue Bürogebäude, welches du wieder fünf Tage die Woche betreten musst, an die schwere Eingangstür aus Stahl, die paradoxerweise leise hinter dir zufällt; egal mit wieviel Schwung du sie hinter dir zuschlägst. Die endlosen steilen Stufen, jeden Schritt verschluckend.
Drei Stockwerke bis du überhaupt jemandem begegnest, der dich wahrnimmt. Beziehungsweise dein Schild mit deinem Namen, nicht dich. Du bist nur ein weiterer zu Kontrollierender für den klapprigen Kontrollierenden. Natürlich weißt auch du seinen Namen nicht, wozu auch. Kannst dich nicht an den Klang seiner schlaftrunkenen Stimme erinnern, sobald du ihn passiert hast. Wozu auch. Wozu solltest du deine wertvolle Zeit mit ihm verschwenden, du hast Wichtiges vor dir.
Drei weitere Stockwerke, bis zu deinem eigenen Büro, den Kaffee im Pappbecher in der einen Hand, die Aktentasche in der anderen. Das obligatorische Nicken in Richtung des Kollegen am Wasserspender, wie jeden Morgen. Seinen Namen weißt du, schließlich musst du manche Dokumente an ihn weiterleiten.
Dein Büro, mit Blick auf die Straße, findest du selbstverständlich vor wie am Tag zuvor. Das Ticken der kleinen hölzernen Uhr nimmst du gar nicht wahr. Dabei hat sie einen ganz besonderen Klang. Wie winzige Eiszapfen, die sich jede Sekunde von einem Vorsprung lösen und auf einem harten, glatten Untergrund zerschellen.
Doch das wird überschattet von dem Straßenlärm, der durch die eigentlich gut isolierten Fenster dringt. Autos, die die Geschwindigkeitsbegrenzung überschreiten und den Motor aufheulen lassen. Was sie damit kompensieren wollen, ist dir unbegreiflich. Doch du zerbrichst dir darüber nicht den Kopf. Du hast Wichtiges vor dir.
Austauschbarer Kollege B wartet auf die Dokumente von dir, austauschbarer Kollegin A.

Der Wind zerzaust dir das einst ordentlich gemachte Haar. Die spitzen Steine durchbohren deine frierenden Fußsohlen. Der Mangel an Licht, führt dich in die Freiheit. In die Freiheit vor deinen inneren Zwängen, aufgedrückt von äußeren Zwängen.
Mit dem erneuten Aufheulen des Windes, lässt du dich treiben.

Unüberlegt. Ungehalten. Ungezwungen.
Du lässt dich treiben, schwelgst in der Gefühlsexplosion. Du entfaltest dich für eine kurze Ewigkeit der Glückseligkeit. Das prickelnde Adrenalin, die kitzelnde Angst lassen dich erblühen. Wie eine Blume im Wind, wiegst du dich in der berauschenden Konvivialität der Freiheit und spürst das Leben.
Das Leben, welches du dir zuerst nehmen musstest, um es in vollen Zügen zu erleben.

 
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Hola @janeprosa,

nach den ersten sechs Sätzen habe ich innegehalten und das Gelesene überdacht:

Das laute Donnern in den Ohren, das Gefühl das eigene Trommelfell platzen zu hören. Der immer größer werdende Druck. Das schier unerträgliche Knirschen. Alles trotz nahezu vollkommener Stille. Das Rauschen des Windes schwillt zu ohrenbetäubendem Lärm an und trotzdem genießt du es. Du genießt, dass du etwas spürst, etwas bewusst wahrnimmst.
Für mich passt ‚genießen’ (das eigene Trommelfell platzen zu hören etc.) nicht gut – spüren und wahrnehmen dagegen perfekt.
Dass der Prota noch etwas genießen kann, schließe ich bei seinem Vorhaben aus:
Alles vielleicht zum letzten Mal.
Das 'vielleicht' passt nicht, wenn er 'wieder zurück' nicht kann.
Aber wieder zurück kannst du nicht.
Drei weitere Stockwerke, ...
Macht nach Adam Riese sechs Etagen ohne Lift. Ebenfalls Kündigungsgrund, wenn nicht gar Grund für Schlimmeres. Doch wir sind noch bei der Aufzählung all der Inponderabilien.
... bis zu deinem eigenen Büro, den Kaffee im Pappbecher in der einen Hand, die Aktentasche in der anderen.
Sehr strapaziös. Allerdings: Wer früher aufsteht, kann einen besseren Kaffe aus einer Kaffeetasse gemütlich zu Hause trinken :D .
Autos, die die Geschwindigkeitsbegrenzung überschreiten und den Motor aufheulen lassen. Was sie damit kompensieren wollen, ist dir unbegreiflich.
Nein, das ist mir nicht unbegreiflich; denn ich weiß das: Die sind alle am Limit, die Selbstmordquote steigt rasant, man sollte alles einebnen.
Der Wind zerzaust dir das einst ordentlich gemachte Haar.
Auch das noch! Nie mehr billiges Haarspray!
Die spitzen Steine durchbohren deine frierenden Fußsohlen.
Im Bürohaus? Sibirische Temperaturen – und keine Socken! Watt ’n Jammertal. Außerdem hatten wir das schon zu Beginn:
Auffallend spitze, kleine Kieselsteine die gegen deine frierenden Fußsohlen drücken.
Bis hierher ist es nur schwer auszuhalten mit dieser Litanei des Klagens ohne erkennbaren Grund – denn der wird ja nicht geliefert.

Der Text beschränkt sich auf eine Aufzählung von Lappalien, die allerdings bei psychisch kranken Menschen andere Dimensionen haben können.
Aber dann kommt die Wende:

Der Mangel an Licht lässt dich frei werden.
Aha! Das Licht. Hätt’ ich nicht gedacht. Pardon – es ist der Mangel an Licht, der in die Freiheit führt. Zwischenfrage: Freiheit wovon? Von kalten Füßen?

Wie eine Blume im Wind, wiegst du dich in der berauschenden Konvivialität der Freiheit und spürst das Leben. Das Leben, welches du dir zuerst nehmen musstest, um es in vollen Zügen zu erleben.

Halleluja!

Jetzt mal ernsthaft: Du schreibst gut und fehlerfrei – das ist gutes Startkapital. Schau Dich bisschen um. Wir haben viele tags, da kann man einiges ausprobieren.

Für Dein Debüt werden nicht viele lobende Kommentare zusammenkommen; nimm’s nicht tragisch, es ist nun einmal so, dass ein Klage-Sermon nicht viel Begeisterung auslösen kann.

Und kommentiere auch die Texte anderer, das bringt eine Menge Einsicht, weil ja die Autoren jeden Komm beantworten. Letztlich sieht man auch seinen eigenen Text mit anderen Augen.

Viele Kommas fehlen, aber die Regeln dafür sind frei zugänglich.

Persönlich komme ich mit der ‚Du-Ansprache’ nicht so gut zurecht, und ich weiß auch, dass es vielen Lesern ebenso geht – das aber liegt bei Dir.
Dieses ständige ‚Du’ geht mir beizeiten auf die Nerven, mit all dem Genöle und Wehklagen.

Der/die Prota hat sicherlich noch keinen Blick auf die Arbeitsbedingungen anderer geworfen. Ist - so mein jetziges Bild - ein hakeliger Zeitgenosse:shy:.

Strukturiere Deinen Text, als Block liest sich das schlecht.

when it hurts

Yes, it hurts. Zuviel Lamento des Lamentos wegen, denn einen anderen Grund erfährt der Leser nicht. Das wäre mein Kritikpunkt No 1.
Allerdings brauchst Du dazu einen Plot. Muss nichts Großartiges sein, Hauptsache logisch.

Schöne Grüße und Willkommen bei uns!
José

 

Hm, nix gegen englische Titel, aber der Titel genügt weder deutscher noch engl. Grammatik, denn was in der karolingischen Renaissance unterm großen Karl bereits für die volkssprachliche (thiudisc) Schrift durchgesetzt wurde, war von britischen Gelehrten an den fränkischen Hof gebracht worden: Satz- und Textanfänge beginnen seither mit Majuskel.

Um diese Korrektur solltestu einen Mod deiner Wahl bitten.
Kein Grund, den Kopf hängen zu lassen, schließlich ist noch kein/e Meister/in vom Himmel gefallen. Was hätte er/sie auch davon außer einem gebrochenen Genick ...

Gleichwohl welcome to the pleasure dom!

Friedel

 
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Bonjour @josefelipe (um international zu bleiben),

Ich bedanke mich erst einmal für die sehr direkte Kritik, die in gewissen Punkten tatsächlich hilfreich war. Ob jetzt tatsächlich alles ironisch aufzufassen war oder ob der Text, aufgrund meines Aufbaus missverstanden wurde, ist mir aber noch nicht ganz ersichtlich.

Im Bürohaus? Sibirische Temperaturen – und keine Socken! Watt ’n Jammertal. Außerdem hatten wir das schon zu Beginn

Durch die leichte Umstrukturierung hoffe ich, dass es jetzt vielleicht einleuchtender ist, dass es sich um zwei verschiedene "Handlungsorte" handelt. Und der beschriebene Büroalltag, nur ein Rückblick ist. Ich dachte mir, dass das durch die Wiederholung (die der kalten Füße) vielleicht klar werden würde, scheint ja aber nicht der Fall zu sein. Würde es aber dennoch ungern ändern.

Das oben beschriebene Genießen der unangenehmen Empfindungen der Protagonistin, soll ja gerade das Paradoxe an der Situation widerspiegeln. Deshalb erachte ich es als sinnvoll, es bei dem Begriff des Genießens zu belassen, aber das liest vermutlich jeder anders (und vielleicht sehen die meisten auch nicht, was ich damit ausdrücken möchte. Ist ja aber nicht weiter tragique.)

Die Kommata bereiten mir auch schon seit jeher Probleme, dessen bin ich mir bewusst. Da liegt immer noch ein ganzes Stückchen Arbeit vor mir, was das angeht.

Auf jeden Fall noch einmal Danke für das Durchkämpfen durch meinen etwas wirren Text!

@Friedrichard Danke für den Hinweis, aber es war ein bewusstes Wählen der Minuskel, da das meiner Auffassung nach, etwas aufschreckt. Aber kann einem selbstverständlich, auch einfach nur negativ auffallen, dessen bin ich mir bewusst.

 

Für Dein Debüt werden nicht viele lobende Kommentare zusammenkommen; nimm’s nicht tragisch, es ist nun einmal so, dass ein Klage-Sermon nicht viel Begeisterung auslösen kann.
Dem kann ich mich nur anschließen :)

und damit herzlich willkommen @janeprosa hier!

When it hurts
Ich kann das mit dem englischem Titel verstehen, dass man das machen will - weil es "cool" oder "hipp" wirkt - ich gebe zu, dass ich auch oft lieber einen englischen Titel wähle(n würe).
Dennoch glaube ich, dass es dem Text nicht gut tut, weil er eben sehr "deutsch" daherkommt.
Zumindest hat es sich mir nicht erschlossen, warum es den kein "Wenn es schmerzt" als Titel sein kann.
Das laute Donnern in den Ohren, das Gefühl das eigene Trommelfell platzen zu hören.
ich finde das grammatisch nicht so schlau, so zu beginnen. Es sind zwei Subjekte ohne Prädikat und Objekt. Was mache ich als Leser mit dem Lärm? Na gut - dann ist da eben Lärm.
Dazu kommt, das ich glaube hinter "das Gefühl" gehört ein Komma. Und es sind dann drei mal "das" in einem Satz ohne Prädikat und Objekt. mhm. "schick" ist anders ;)
Der immer größer werdende Druck.
gut -Lärm und Druck.
Das schier unerträgliche Knirschen.
Nun Knirscht es noch.
Alles trotz nahezu vollkommener Stille.
Ein nahezu vollkommener Satz. <-- Diese Aussage hilft Dir gar nichts. So geht es mir beim Lesen mit Deinem Satz. Da die ersten Sätze voller Übertreibungen sind, sind meine Relationen als Leser erstmal außer Kraft gesetzt, Das bedeutet - Wörter wie "etwas", "viel", "etwas viel". oder eben in Deinem Fall "nahezu" bedeutetn mir nichts, da ich die Relation nicht mehr einschätzen kann.

Das Rauschen des Windes, schwillt zu ohrenbetäubendem Lärm an und trotzdem genießt du es.
Ah- der erste reale Fakt: Der Wind rauscht. - das ist also der Lärm. mhm - Rauschen des Windes ist aber keinesfalls "nahezu vollkommene Stille", "Stille" selbst passt nicht zu raschendem Wind!
Du genießt, dass du etwas spürst, etwas bewusst wahrnimmst.
ok, sich mal wieder au fdie Natur einlassen ohne tösende Zivilisation. Ja, das ist für mich der erste tolle Satz im Text :)
^^Zumindest war das meine Interpretation des einen Ortes. Das Büro ist ja klar "definiert" :)

Austauschbarer Kollege B wartet auf die Dokumente von dir, austauschbarer Kollegin A.

Ach eine Frau. ok. Schade - da ist das "Du" für mich als Leser unpassend - ich bin ein Mann.

Der Wind zerzaust dir das einst ordentlich gemachte Haar.
Klar - muss ne Frau sein :D
Die spitzen Steine durchbohren deine frierenden Fußsohlen.
Jap! Ein Mann hat keine frierenden Fußsohlen :D

zu albern? ok - ich werde noch mal ernst:

Das Leben, welches du dir zuerst nehmen musstest, um es in vollen Zügen zu erleben.
Das ist ein schöner Schlußsatz, der gefällt mir. Wem das Leben genommen wurde, kann es nicht erleben - dam muss man sich das Leben wohl zurückholen.

Soweit mein kurzer völlig subjektiver Leseeindruck, Ich hoffe Du kannst damit was anfangen.
Wie schon gesagt: Lass Dich nicht entmutigen! ;)

Gruß
pantoholli

 

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