Was ist neu

Wie lange dauert die Ewigkeit?

Seniors
Beitritt
04.01.2004
Beiträge
928
Zuletzt bearbeitet:

Wie lange dauert die Ewigkeit?

Für den süßesten Neffen der Welt! Na ja, inzwischen hat er Konkurenz!

Beim Ding-dong der Türschelle atmet Miriam erleichtert auf, eilt zur Haustür und öffnet sie sperrangelweit.
"Hallo Julia, wie schön, dass du da bist!" Eine regennasse Windböe weht Julia ins Haus, die Regentröpfchen pieksen Miriam wie Stecknadeln ins Gesicht.
"Entschuldige, ich bin spät dran", Julias schlanke Gestalt schlängelt sich ohne hochzublicken durch die enge Diele, im Vorbeigehen wirft sie ihre nasse, schwarze Lederjacke an einen Garderobenhaken, lässt die schlammverschmierten Boots achtlos stehen und ist schon unterwegs ins Wohnzimmer. Miriams Mundwickel zucken nur kurz und hastig stellt sie die dreckigen Schuhe auf einen Wischlappen.
'Läuft sie immer noch stundenlang bei Wind und Wetter durch den Wald? Ist sie immer noch eingeschnappt, weil ich sie vor zwei Wochen aufgefordert habe, ein Stückchen aus ihrem Schneckenhaus heraus zu kriechen? Wenigstens konnte ich sie fürs Babysitten hierher locken!' Früher konnten die beiden stundenlang über ihre Männer lästern, ihre Familienplanung für die nächsten drei Jahrzehnte diskutieren und sich über jede Kleinigkeit halbtot lachen, auch über sich selbst – bis Julias Mann plötzlich bei einem Autounfall ums Leben kam.

"Na, du süßer Wonneproppen!" Julia streicht sanft über die zarte Babyhaut. Der kleine Till strampelt auf dem dicken Wollteppich herum, winkt mit seiner Rassel unbeholfen dem vertrauten Gesicht zu, das sich über ihn beugt und quietscht vor Vergnügen.
"Ich muss gleich los - wo ist bloß wieder meine Handtasche - Thomas macht mal wieder Überstunden, ich muss ihn noch abholen", atemlos wirbelt Miriams kompakter Körper durch die ganze Wohnung und schnappt sich unterwegs ihre Handtasche. "Wir sind spätestens um Mitternacht wieder da - wo sind jetzt die verdammten Autoschlüssel - ich weiß, du hasst Handys, aber wir lassen es heute Abend an, die Nummer liegt neben dem Telefon, ich habe Till gerade noch mal gewickelt, das Fläschchen steht auf dem Küchentisch, du musst es nur für eine Minute in die Mikrowelle stellen –"
"Auf 600 Watt und gewickelt habe ich ihn auch schon oft genug. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen." Katzengleich erhebt Julia sich und geht einen Schritt auf ihre Freundin zu.
"Ja, ich weiß, ich bin eine überfürsorgliche Mutter." Miriam hält einen Moment vor dem Wohnzimmer an, um Luft zu holen. "Aber, weißt du, wir lassen Till zum ersten Mal alleine und es ist der erste Abend seit fast einem halben Jahr, an dem wir wieder gemeinsam ausgehen können! Ich bin dir so dankbar, Julia!", ihre Stimme ist wieder eine Oktave tiefer.
"Ach, Till ist ja sooooo ein liebes Kind, er schreit doch fast nie. Wie oft hast du deinen dicken Bauch prustend die vier Etagen zu mir rauf geschleppt, um mich zu trösten?" Ausnahmsweise einmal schauen Julias stahlblaue Augen auf, durch die dunklen Ringe wirkt ihre zartes Gesicht noch zerbrechlicher.
"Oh, ja, ich kam mir vor wie ein schwangeres Nilpferd beim Bergsteigen!". Hektisch wühlt Miriam jetzt in der Schublade des Dielenschrankes. "Gott sei Dank, da sind die Autoschlüssel! He, Julia, du lächelst ja!" Miriam hofft auf das erneute Auftauchen ihrer Vertrautheit, doch Julia wendet sich schnell ab, bevor Miriam ihren Blick einfangen kann.
"Ähm, ich schaue mal nach dem Kleinen."
'Warum lässt sie sich von mir nicht wenigstens ein bisschen trösten?', denkt Miriam seufzend. 'Anfangs war ich bei ihr, wenn sie sich in den Schlaf geweint hat. Doch seit ein paar Wochen verschließt sie sich immer mehr. Wie soll ich ihr nur helfen wieder in das Leben zurück zu finden? Na gut, jedenfalls will ich mich heute amüsieren.' Bei einem Blick in den Spiegel versucht sie ihre struppigen Locken ein wenig zu ordnen und den Geruch von Babypuder und Milch durch einen kräftigen Druck auf die Parfümflasche zu übertünchen.
"Tschüß und wenn er nicht einschlafen will, lege ihn in sein Bettchen und streichle ein bisschen seinen Rücken!" Miriam winkt ihrem Kind zu und schafft es tatsächlich, Julia mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange zu überraschen. Dann läuft sie atemlos zur Tür.
"Tschüß, viel Spaß ihr beiden!" Julia kitzelt den Säugling am Bauch und er kräht wieder vergnügt. "Wir beide werden schon klar kommen, nicht wahr?"

Das tun sie auch – eine halbe Stunde lang. Dann schafft er es, sich mit dem weichen, rosa Stoffhasen auf die Nase zu hauen und fängt sofort an zu schreien.
"Ach du armes, kleines Würmchen, du kannst dir doch gar nicht wehgetan haben, hast du dich erschreckt?" Julia nimmt ihn auf den Arm und wiegt ihn beruhigend, wie sie es schon so oft erfolgreich getan hat. Doch diesmal vergebens.
"Laaaleeeluuu..." hilft auch nicht.
Dieses älteste Alarmgeräusch aller Zeiten, das in jeder Frau sofort den Ur-Instinkt hervorruft, auf der Stelle zur Hilfe zu eilen – und diesen unerträglichen Krach abzustellen, – steigert sich nur noch mehr.
"Es ist noch ein bisschen früh für Dein Fläschchen, aber wir können es ja mal versuchen." Er windet sich trotzig mit dem unerschütterlichen Willen eines Säuglings auf ihrem Arm hin und her – und schreit weiter. Sie hebt das Fliegengewicht hoch und schnuppert an der Windel - es riecht angenehm nach Babypuder.
"Was ist denn nur los mit dir, sonst hast du doch immer so gute Laune? Bist du nur lieb, wenn Deine Mama da ist?" Julia ist langsam mit ihrem Latein am Ende, einen Moment denkt sie an die erlösende Handynummer, aber sie will der Freundin, die so oft für sie da gewesen ist, nicht den schönen Abend verderben.
Sie versucht, ihn mit seiner Lieblingsrassel abzulenken, doch das scheint er als Beleidigung anzusehen. Das kleine Köpfchen läuft dunkelrot an, die Fäustchen ballen sich entschlossen. Jede Zelle seines Körpers vibriert mit der unglaublichen Kraft eines ganz und gar nicht hilflosen Säuglings und schreit: "ICH WILL! ICH BRAUCHE! ICH MUSS! SOFORT! SONST GEHT DIE WELT UNTER!"
"Wenn du nicht sofort bekommst, was du willst, wirst du unausstehlich, nicht war? Warum lässt du dich von mir nicht wenigstens ein bisschen trösten?"
Schließlich erinnert sich Julia an Miriams letzten Tipp, legt den Schreihals in sein Bettchen, geht vor ihm in die Hocke und streicht liebevoll über seinen Rücken. Er mobilisiert seine letzten Energiereserven um seinen Kopf zu heben - bloß nicht einschlafen!
"Deine Mama kommt ja bald wieder! Das kannst du noch nicht verstehen, ein paar Stunden bedeuten für dich die Ewigkeit." Ihre Hand hält plötzlich inne.
"Und was mache ich?", flüstert sie.
'Denke ich nicht auch, nur ein bestimmter Mensch kann mich trösten?' Bei dem Gedanken zieht ihr Herz sich zusammen, möchte fliehen oder sich in Tränen auflösen. Doch diesmal zwingt sie sich, bewusst hinzuschauen.
'Vielleicht halte ich mich an dem Schmerz fest, sehe nichts anderes und mache es dadurch für mich nur noch schlimmer. Und auch für andere!' Miriams verzweifelter Blick taucht vor ihrem inneren Auge auf und sie seufzt. 'Für Babys bedeuten ein paar Stunden, die sie von ihrer Mutter getrennt sind, die Ewigkeit. Ist es für uns nicht auch so? Wieso bin ich mir so sicher, Hendrik nie wieder zu sehen? Vielleicht ist unsere Sichtweise an der Stelle genauso eingeschränkt wie die der Babys. Der Schmerz ist ja offensichtlich auch der Gleiche.'
Sie schaut aus dem Fenster und versinkt in der Unendlichkeit der funkelnden Sterne, die am grenzenlosen Firmament so eng beieinander stehen und in Wirklichkeit Lichtjahre voneinander entfernt sind. Ein Funke Hoffnung flüsterte ihr zu, vielleicht können sie sich doch einmal nahe kommen.
Nach einer Weile holt das Kribbeln in ihren Beinen sie wieder in eine andere Realität zurück. Till liegt in seinem Bett, die Händchen noch zu einer Faust geballt, und atmet gleichmäßig. Wann ist er eingeschlafen? Gerade hat er sich noch so unglaublich lebhaft gegen jeden Trost gewehrt. Sie setzt sich bequem auf Miriams Bett und schaut ihn dankbar an. Und genießt die Stille. Auf einmal fühlt sie sich wohlig allein – und eine winzig kleine Ecke ihres Herzens beginnt aufzutauen und sich auf das Lachen ihrer Freundin zu freuen.

 

Liebe Tamara!

Eine schöne Geschichte darüber, wie man sich gegen den Trost der anderen wehren kann, und wie schön es ist, wenn einen dann jemand zu seinem Glück zwingt. (Ja, das mein ich so.)
Wenn man selbst die Kraft nicht hat, wieder aufzustehen, ist es ganz gut, wenn einem jemand auf hilft - dann hat man die Chance, draufzukommen, daß es doch ganz schön ist, wieder zu stehen, und loszulaufen, sich und sein Leben wieder zu finden.

Du hast das sehr schön und auch spannend umgesetzt. Spannend vor allem deshalb, weil ich die ganze Zeit befürchtet hab, sie würde dem Kind etwas tun - absichtlich aus Verzweiflung, oder unabsichtlich, weil sich das Kind so wehrt. Ich war froh, als es dann anders gekommen ist. :)

Ein paar Kleinigkeiten noch:

"Du", "Dein" etc. gehören alle klein - auch nach alter Rechtschreibung gehörten sie nur dann groß, wenn man tatsächlich denjenigen direkt anspricht, also in einem Brief, oder wie hier, in einem Posting, das an jemanden, an Dich, gerichtet ist.

"Ja, ich weiß, ich bin eine übervorsorgliche Mutter."
Ich glaube, Du meinst hier entweder "überfürsorgliche" oder "überbesorgte" Mutter.

und schafft es tatsächlich, Julia mit einen flüchtigen Kuss auf die Wange zu überraschen.
- mit einem flüchtigen Kuss

Dieses älteste Alarmgeräusch aller Zeiten, das in jeder Frau sofort den Urinstinkt hervorruft, auf der Stelle zur Hilfe zu eilen – und diesen unerträglichen Krach abzustellen – steigert sich nur noch mehr.
- auch, wenns im Duden so steht, wie Du es geschrieben hast, würde ich da einen Bindestrich machen: Ur-Instinkt (damit bei Schnelllesern kein "Urin stinkt" draus wird)
- abzustellen –, steigert

der Freundin, die so oft für sie da gewesen war
- gewesen ist

Sie versucht ihn mit seiner Lieblingsrassel abzulenken
- versucht, ihn

vibriert mit der unglaublichen Kraft eines scheinbar so hilflosen Säuglings
"scheinbar so hilflos" verbinde ich irgendwie nicht mit Kraft :hmm:

Als nach einer Ewigkeit ihre Beine anfangen zu kribbeln
Da Du zuvor über die Ewigkeit philosophierst, finde ich hier die Verwendung des Wortes eher störend, würde stattdessen "nach einer Weile" oder so verwenden.

blickt sie wieder auf das Baby herunter
Eigentlich blickt sie hinunter, würde das aber überhaupt streichen, finde, daß "blickt sie wieder auf das Baby" reicht.

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo tamara,

Natürlich gibt es Geschichten, die mehr philosophischen Inhalt haben, aber die Rubrik heißt ja „Philosophisches“, nicht „Philosophie“. Folgendes sehe ich als philosophische Aspekte deiner Geschichte:

- Das Baby denkt, es hat die Mutter verloren. (Vorstellungen können falsch sein, beschränkte Sicht).
- Die Frau weiß, die Mutter wird wieder kommen. Sie bekommt dadurch die Idee, dass sie gar nicht so sehr um den Mann trauern muss, da es möglich ist, dass sie sich (wie das Baby) irrt, vielleicht gibt es ein Wiedersehen mit ihrem Mann (also die Frage, gibt es ein Leben nach dem Tod).
- Was man als Schmerz empfindet, ist subjektiv.

„Wie können wir also beurteilen, dass das nicht möglich ist?“

Das Problem von Beurteilung (letztlich Erkenntnistheorie) wird nicht weiter ausgeführt, das fände ich spannend, wenn ein Baby dazu animiert, in diese Richtung weiter zu denken, aber du kannst ja frei wählen, wie weit du den Leser führen willst.


Die psychologische Grundlage (bedingt durch die Situation, in der sich die Frau befindet) hast du plausibel und einfühlend beschrieben, solche Beschreibungen sind eine wirkliche Stärke von dir.

L G,

tschüß... Woltochinon

(Ach ja - sie dauert länger...)

 

Liebe Susi,
he, da warst du ja sehr schnell! Kaum habe ich die KG gepostet, fiel mir siedendheiß ein, dass ich die Tippfehler meiner Erstleser noch nicht korrigiert habe, das kam dann ein paar Minuten später. Aber du hast doch noch ein paar andere gefunden, danke! Bemerkenswert, dass ausgerechnet du empfiehlst etwas anders zu schreiben, als es im Duden steht! ;)
Freut mich, dass dir die KG gefallen hat. Stimmt, manchmal muss dazu gezwungen werden, die Richtung zu wechseln. Obwohl das für mich nicht der Hauptaspekt der KG ist. Daran, dass Julia dem Kind etwas antun könnte, habe ich überhaupt nicht gedacht. Diesen Teil der KG habe ich mit meinem Neffen so erlebt. Nur, dass seine größere Schwester, damals vier, vor Verzweiflung anfing zu weinen! Dann musste ich sie auch noch trösten! Dafür kann ich diese Episode so lebhaft schildern. Oh ja, ich muss ihm die KG widmen! Also:
Für Till
vielen Dank und liebe Grüße an dich Susi
tamara

 

Hallo Woltochinon,
du hast die KG wunderbar interpretiert, danke! So sehe ich sie auch. Aber wie hätte ich das Problem der Beurteilung (letztlich Erkenntnistheorie) denn deiner Meinung nach spannend ausführen können? Na ja, ich glaube, ich bin eher sparsam im Anstoßen von Denkansätzen. Danke für das Lob, oh Mann! Ja, sie dauert noch länger! ;)
liebe Grüße
tamara

 

Obwohl das für mich nicht der Hauptaspekt der KG ist.
Das war schon klar, daß das nicht Dein Hauptaspekt war - er war es nur für mich, weil ich das so gut kenne. ;)

Aber es ist auch oft so, daß ich das Einfachste nicht sage, weil ich mir denke, daß das eh klar ist und nicht erwähnt werden muß. - Daß das ein Fehler ist, hab ich schon früher bei Prüfungen bemerkt - ich wollte meistens nicht, daß der Prüfer denkt, ich würde glauben, er sei dumm, habe ihm nur das Komplizierte erzählt und das Einfache (was er eigentlich hören wollte) ausgelassen. :D

Alles Liebe,
Susi :)

 

Ach liebe Susi,
"Das war schon klar, daß das nicht Dein Hauptaspekt war - er war es nur für mich, weil ich das so gut kenne."
Das war mir auch klar!
"Aber es ist auch oft so, daß ich das Einfachste nicht sage, weil ich mir denke, daß das eh klar ist "
Da können wir uns ja die Hand reichen, :anstoss: (es gibt kein anderes Smiley mit zwei Händen! :D) siehe in meinem Beitrag von 21:06:
"Na ja, ich glaube, ich bin eher sparsam im Anstoßen von Denkansätzen."
liebe Grüße
tamara

 

Hi tamara,

jou, die gefällt mir. Wieder eine Geschichte von dir mit wunderschönen, anschaulichen Beschriebungen. Klasse der Satz:

Eine regennasse Windböe weht Julia ins Haus, die Regentröpfchen pieksen Miriam wie Stecknadeln ins Gesicht.
:thumbsup: Und ich hab tatsächlich was gefunden, das häferl übersehen hat :D
"Es ist noch ein bisschen früh für Dein Fläschchen, aber wir können es ja mal versuchen."
Dein klein.
Sie setzt sich bequem auf Miriams Bett und schaut ihn dankbar an.
Ich weiß nicht, ob das "ihn" an dieser Stelle nicht einem "es" weichen müsste, weil du zuvor von dem Baby sprichst. Ich würde das "ihn" einfach mit "Till" ersetzen, dann stört es den Lesefluss nicht mehr.
Gut verbunden hast du alle drei Personen mit ihren Empfindungen und Gedanken. Spontan fällt mir hier niemand ein, dem das genauso glaubhaft gelingt.

liebe Grüße,
Anea

 

Liebe Anea,
oh Danke für das dicke Lob! Ich habe mir sofort eine Datei angelegt, in der ich die tollsten Kritiken sammle. Wenn ich mal eine Schreibblokade habe, für ich mir das zu Gemüte! Hihi! Ich habe "Du", "Dir" und "Dich" von Word ersetzen lassen, "Dein" habe ich vergessen. Ja, leider betrachten wir Babys und kleine Mädchen als Neutrum. Aber ich wollte hier unbedingt noch einmal betonen, dass es so klein ist, jetzt habe ich den Abschnitt umgebaut, gefällt mir noch besser.
liebe Grüße
tamara

 

Salut Tamara!

Eine leise, stilistisch schöne Geschichte hast Du geschrieben. Allerdings denke ich das Du nicht die richtige Rubrik gewählt hast. Es sind mehr psychologische als philosophische Aspekte. Und den Titel und den Inhalt der Geschichte konnte ich auch noch nicht ganz miteinander verknüpfen. Zumindest in keinem philosophischen Sinne.

Meow! :cat:

 

Hallo Thorn,
schön, dass du die KG gefunden und gelesen hast! Ich habe sehr weit ausgeholt, um den psychologischen Hintergrund der Prots zu beschreiben, das halte ich für nötig. Julias Gedanken im vorletzten Abschnitt sind allerdings nicht nur persönlich, sie verallgemeiert schon und es geht auch um die Ewigkeit. Ich habe die Gedanken allerdings nur angestoßen, möchte die Leser nicht zu sehr gängeln. Hast du Woltochinons Interpretation gelesen?
liebe Grüße
tamara

 

Hello Tamara,

eine eindringlich erzählte, anrührende Geschichte. Besonders hat mich diese Stelle angesprochen:
''Für Babys bedeuten ein paar Stunden, die sie von ihrer Mutter getrennt sind, die Ewigkeit. Ist es für uns nicht auch so? Wieso bin ich mir so sicher, dass ich Hendrik nie wieder sehen werde? Vielleicht ist unsere Sichtweise an der Stelle genauso eingeschränkt wie die der Babys. Der Schmerz ist ja auch der Gleiche.'
Aber eigentlich mehr vom Erzählerischen her, weniger vom Philosophischen. Für letzteres ist der tröstliche Gedanke nämlich, Verzeihung, zu billig. Er erinnert mich an das Argument 'Nur weil es keinen Gottesbeweis gibt, heißt das ja nicht, dass Gott nicht existiert'. Das Argument ist zwar nicht verkehrt, hilft aber auch nicht weiter.
Und die Behauptung, der Schmerz sei 'der Gleiche', ist allenfalls eine aus dem Geschrei resultierende Vermutung.

Viele Grüße vom gox

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo gox,
wenn "anrührend" von dir positiv gemeint ist (davon gehe ich mal aus, denn "eindringlich" ist schon positiv), dann freut es mich ganz besonders, dass du gerade diese Stelle hervor gehoben hast! (Wobei mich interessieren würde, was dir genau gefällt.) Denn bisher scheue ich mich, Gedanken und Gefühle meiner Prots so explizit zu beschreiben.
Dass du den philosophischem Aspekt nicht zustimmst, ist für mich nicht so entscheidend. Der Vergleich mit dem Gottesbeweis ist gut, es gibt heutzutage eine Menge Menschen, die glauben (das ist auch eine Art des Glaubens), dass nur das existiert, was mit unseren naturwissenschaftlichen Methoden bewiesen ist. Solch ein Argument hilft, darauf hinzuweisen, dass unsere Sichtweise beschränkt ist (siehe Woltochinons Interpretation, Stichwort Erkenntnistheorie). Nichts anderes wollte ich zeigen.
Und du hast Recht, dass der Schmerz der Gleiche ist, ist nur die Vermutung meiner Prot. Ich habe das Wörtchen "offensichtlich " eingefügt.
Vielen Dank
tamara

 

Hallo tamara,

deine Geschichten sind immer wunderbar geschrieben. Wahrscheinlich habe ich diese Formulierung auch bei den anderen, die ich kommentiert habe gebraucht, aber diese hier ist (auch) einfach rund. Sie lässt sich in einem durchlesen und man hat nicht einmal das Gefühl zu holpern. Die Geschichte selbst ist auch schön und erzählt mal wieder etwas mitten aus dem Leben. Und am Ende steht wieder die Hoffnung.
Sehr gerne gelesen. Wie immer!

Einen lieben Gruß...
morti

 

Hallo morti,
hurra, noch ein Fan! :D Ich weiß auch nicht, ob du das schon einmal geschrieben hast, aber es freut mich natürlich immer wieder, es zu lesen, vielen Dank! Gerade diese KG ist bei einigen anderen nicht gerade auf Begeistertung gestoßen, liegt wahrscheinlich an der Aussage. Ich kann es nicht immer allen recht machen, was soll's. Dafür eben schon geschrieben. Die Widmung ist nicht mehr aktuell, seit zwei Wochen habe ich noch einen Neffen, der ist sooo klein und auch süß!
liebe Grüße
tamara

 

Eine sehr schöne Geschichte, tamara. Besonders weil ich selbst kleine Babys kenne, konnte ich die Situation nachfühlen.

Einziger Punkt (nach langem Suchen ;) ):

Sie schaut aus dem Fenster und versinkt in der Unendlichkeit der funkelnden Sterne, die am grenzenlosen Firmament so eng beieinander stehen und in Wirklichkeit Lichtjahre voneinander entfernt sind.
Was soll dieses traurige Bild am Schluss? Sie hat doch gerade das Gegenteil erkannt: nämlich, dass andere ihr nahe sind, obwohl sie so entfernt zu sein schienen. Ein wenig Erläuterung wäre hier angebracht.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Maut,
ich war verreist und hätte beinahe deine nette Kritik übersehen, vielen Dank! Das mit den Sternen hatte ich mir so vorgestellt, dass sie erst langsam aus ihrer Traurigkeit herausfindet, habe jetzt den Satz "Ein Funke Hoffnung flüsterte ihr zu, vielleicht können sie sich doch einmal nahe kommen." eingefügt und hoffe, dass es jetzt deutlicher ist.
liebe Grüße
tamara

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom