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Wie oft wie häufig wie viele?

sim

Seniors
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13.04.2003
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7.628

Wie oft wie häufig wie viele?

Liebe Mitleser und Rezensenten,

deutliche Kritik, die kein Blatt vor den Mund nimmt, ist wichtig, und so höflich sie auch sein mag, sie tut weh.
Aber manchmal fällt mir hier auf, dass es so eine Art "Nachtret-Reflex" zu geben scheint. Der ist noch nicht einmal böse gemeint, jeder hat etwas Konstruktuvkritisches zu einem Text zu sagen, egal, wie häufig es schon gesagt wurde.
Als Beispiel nenne ich eine aktuelle Geschichte von Maria.Meerhaba.
Obwohl die Autorin noch auf keinen Kommentar geantwortet hat, erklären ihr immer weiter Menschen, dass und warum ihre Geschichte schlecht ist.
Nun soll ja jeder seine Meinung sagen und jeder erwähnt sicher einen Aspekt, der von anderen noch nicht erwähnt wurde, aber wie kommt es, dass uns nach der ersten negativen Kritik auf einmal allen noch etwas dazu einfällt, obwohl bis zum ersten kritischen Kommentar ein ganzer Tag vergangen ist?
Und wäre es nicht manchmal besser, den Autor ein bisschen Luft holen zu lassen und sich zu sagen: Jetzt hat er es schon dreimal gehört, da muss ich nicht auch noch drauf einprügeln?

Und nach wie vielen Kommentaren sollte man sich vielleicht selbst ein bisschen bremsen, wenigstens bis der Autor mal reagiert hat?
Ist das überhaupt sinnvoll?

Lieben Gruß
sim

 

Hallo sim!

Wichtiges Thema. Ich denke, dass viele zögern, weil schlicht niemand der Erste mit einer Negativkritik sein will. Das geht mir auch ganz oft so. Und, wenn ich kritisiere, versuche ich Dinge zu erwähnen, die noch nicht genannt wurden. Muss ja nicht alles von jedem nochmal gesagt werden.

Jetzt hat er es schon dreimal gehört, da muss ich nicht auch noch drauf einprügeln?

Ich sags dir ganz ehrlich: Mir sind zwanzig Leute, die mir nach einer schlechten Geschichte sagen, wie mies sie war, viel lieber als einer, der das sagt, und neunzehn, die betreten schweigen.

Auch ein Negativkommentar bedeutet: Sie wurde gelesen und man hat sich damit beschäftigt.

Denn umgekehrt will ich ja auch, dass mir zwanzig Leute sagen, dass sie ihnen gefallen hat - falls das passiert.

Klar, das sieht jeder anders. Und ich weiß, wie man sich fühlt, wenn mal eine Geschichte daneben gegangen ist, und man das zu hören und spüren bekommt. Das tut weh, manchmal, oder gerade am Anfang. Das ist wie hinfallen, wenn man gehen lernt, dann muss man halt wieder aufstehen. Ist ja gut, wenn der Boden weh tut, sonst würden wir immer wieder hinfallen.

Schwierig wirds dann, wenn Häme dazukommt. Denn dann kritisiert man nicht mehr die Geschichte, sondern den Autor, und das ist etwas, was man nicht machen darf, meiner Meinung nach, weil es am Thema vorbeigeht.

Schöne Grüße,

yours

 

yours schrieb:
Und ich weiß, wie man sich fühlt, wenn mal eine Geschichte daneben gegangen ist, und man das zu hören und spüren bekommt. Das tut weh, manchmal, oder gerade am Anfang. Das ist wie hinfallen, wenn man gehen lernt, dann muss man halt wieder aufstehen.
Das war mein Gedanke. Manchmal habe ich das Gefühl, die Kritiken prasseln ein, bevor jemand überhaupt wieder aufstehen kann.
Im Gegensatz zur positiven Kritik kommen ja zwei Aspekte dazu.
In meinem Beispiel hat die Autorin gar nicht zwischendurch geantwortet, manchmal kommt aber auch eine Antwort, die signalisiert: "Ich habe es verstanden." In beiden Fällen kommen dann aber oft trotzdem noch Kommentare, die es noch mal wiederholen.
Ich spreche mich nicht gegen mehrere schlechte Kritiken aus, sondern überlege, ob es nicht doch einen Punkt geben sollte, an dem man aufhört oder zumindest eine Verschnaufpause gönnt?

Lieben Gruß
sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Mir persönlich geht es so, dass ich eine einzelne Kritik, die auf einen bestimmten Punkt abzielt, auch mal als persönliche Meinung des Kritikers betrachte. Wird von vielen unisono aufs Gleiche hingewiesen, mache ich mir eher Gedanken.
Aber wahrscheinlich ist jeder Autor anders gestrickt, was das Aufnehmen und Umsetzen von Kritiken angeht.

 

Der Idealfall in meinen Augen ist, wenn die Leute kommentieren, ohne die schon bestehenden Kritiken zu lesen, da kann man es nicht vermeiden, Kritikpunkte, auch negative, zu wiederholen. Aber der Idealfall ist nicht der Regelfall.

Ich habe auch so nichts gegen Wiederholung negativer Kritik. Die Meinung mehrerer hat eine andere Aussagekraft als die einzelner. Solange sich jeder bewusst und selbstständig mit dem Text auseinandergesetzt hat.

Leider ist es oft so, was mich auch nervt, dass die Leute sich nicht durch Zufall wiederholen, sondern unüberlegt der Meinung anderer anschließen. Sie lesen den Text schon von der schlechten Kritik voreingenommen. - Ich nehme an, dass du das mit "Nachtreten" meinst. Als Autor hat man keine andere Wahl als auszusortieren und sich eine dicke Haut anzulegen. Wiederholung an sich aber zu 'verbieten' halte ich für falsch, lieber sollte jeder Kritiker auch sein Einschätzungsvermögen zu jeder Zeit kritisch beäugeln und sich fragen, kommt das jetzt wirklich von mir oder ich hätte es nicht gesagt, stünde es nicht schon als Meinung anderer da.

 

auf ein paar worte!

dieser faden von der geschichte der maria wirkt wie eine fröhliche trittbrettfahrt, jeder wollte mal ran und zeigen wieviel er weiß.
dabei sind es ja teilweise gute, durchdachte kommentare, aber in dieser fülle für die autorin sicher nicht mehr hilfreich. es schreiben fast ausschließlich user, die min. xxx komms haben, die sich also wahrscheinlich schon länger über die virtuellen wege laufen. erinnert mich daran, dass gemeinsame ablehnung das verbundenheitsgefühl stärken kann, schließlich macht man sich ja verdächtig, wenn man auf literaturforen einfach nur mal schreibt: fand ich toll, hat mir gefallen!
genauso wie man negatives findet, lässt sich auch positives an stories finden, wenn man es nur sehen will. bei dieser menge an kommentaren hätte es wohl mal einen geben können, der einen kontrapunkt gegen diese teils selbstherrlich wirkende meinungsdiktatur setzt. worum gehts denn hier?
doch vordergründig darum, autoren zu helfen. dass diese auch menschen sind und vielleicht mal eine bejahende perspektive auf das werk gut tun könnte, sollte nicht überraschen.
übrigens bin ich auch der meinung, dass es im regelfall besser ist, die komms nicht zu lesen, bevor man selbst schreibt.
grüße
kubus

 

Zitat von sim:
Ich spreche mich nicht gegen mehrere schlechte Kritiken aus, sondern überlege, ob es nicht doch einen Punkt geben sollte, an dem man aufhört oder zumindest eine Verschnaufpause gönnt?

Da bin ich ganz Deiner Meinung, sim. Ich finde, dieser Punkt hat viel mit Empathie zu tun. Wir wissen doch alle, das negative Kritik ihre Zeit braucht, um verdaut zu werden und dann nochmal Zeit, um sie umzusetzen. Wenn dann immer wieder 'nachgetreten' wird - auch das wissen wir alle - tuts nur noch weh und das ist wenig hilfreich. Da brauchts dann wirklich eine Verschnaufpause und das heisst: Sich die Kritik verkneifen, den Autoren Zeit lassen zum nachsinnieren.
Manchmal hab ich aber den Eindruck, es geht nur um ganz schnelle Meinungsmache oder um das Sammeln von Beiträgen. Und das dient, wenn noch Häme dazu kommt, den Autoren überhaupt nicht.
Es wäre schön, wenn Deine Fragestellung dazu führen würde, dass wir uns nicht mit Kritik zurückhalten - aber etwas weniger schnell mit Meinungen vorpreschen und nachdoppeln.

 

Euch allen vielen Dank für eure Gedanken.

Wenn du dir das überlegst, wann wäre für dich der Punkt erreicht?
Ich kann es schwer sagen, hängt vielleicht auch immer ein bisschen vom Gefühl ab.
Pardus schrieb:
Mir persönlich geht es so, dass ich eine einzelne Kritik, die auf einen bestimmten Punkt abzielt, auch mal als persönliche Meinung des Kritikers betrachte. Wird von vielen unisono aufs Gleiche hingewiesen, mache ich mir eher Gedanken.
Aber wahrscheinlich ist jeder Autor anders gestrickt, was das Aufnehmen und Umsetzen von Kritiken angeht.
Bei mir ist es unterschiedlich, manchmal reicht ein Argument eines Kritikers, mich zu überzeugen, manchmal können mich 20 Kritiker nicht umstimmen.
Aber wenn du schon nach dem 5. Kommentar umgedacht und dies auch kundgetan hast, wird es dich auch nerven, wenn dann noch 3 Leute etwas dazu schreiben.
Are-Efen schrieb:
Im Prinzip geht es dabei um das Verhältnis Einzelner : Mehrheit. Letztere schweißt sich manchmal regelrecht zusammen und wird zum mitreißenden Sog
Es wäre sicherlich interessant, zu schauen, ob sich die Betrachtungen Canettis zur Masse auch auf das Medium Internet übertragen lassen. Ich habe aber schon häufig die Erfahrung gemacht, dass dort dieselben gruppendynmischen Prinzipien gelten, die auch in Vereinen, Jugendgruppen oder Kirchengemeinden stimmen. Insofern trifft deine Überlegung sicher zu.
Was du ansprichst, oder anstrebst, ist eine Art Gnade oder Gnadenfrist, und die ist in jedem Fall ein rettender Schritt für beide Seiten.
Ja, auch wenn Gnadenfrist ja sehr nach Ultimatum klingt.
Kasimir schrieb:
Wiederholung an sich aber zu 'verbieten' halte ich für falsch
Eindeutig. Es wäre viel zu viel Regulierung und es muss jeder seine Meinung schreiben können.
Kasimir schrieb:
lieber sollte jeder Kritiker auch sein Einschätzungsvermögen zu jeder Zeit kritisch beäugeln und sich fragen, kommt das jetzt wirklich von mir oder ich hätte es nicht gesagt, stünde es nicht schon als Meinung anderer da.
Zum einen das, zum anderen aber vielleicht auch, wenn er seine Meinung verfasst hat, noch einmal nachschauen, ob nicht schon 9 Leute dasselbe oder in ähnlichem Tenor geschrieben haben. Ich habe nichts gegen Wiederholungen, nur eben manchmal das Gefühl: So, jetzt ist aber auch gut.
Kubus schrieb:
dieser faden von der geschichte der maria wirkt wie eine fröhliche trittbrettfahrt, jeder wollte mal ran und zeigen wieviel er weiß
Da spekulierst du mir schon zu sehr über die Motivation des einzelnen Rezensenten.
Kubus schrieb:
dabei sind es ja teilweise gute, durchdachte kommentare, aber in dieser fülle für die autorin sicher nicht mehr hilfreich.
Genau das meinte ich. So wie man sich von vielen guten Ratschlägen manchmal erschlagen fühlt oder von zu viel Süßigkeiten Bauchschmerzen bekommen kann.
genauso wie man negatives findet, lässt sich auch positives an stories finden
So pädagogisch sehe ich es nicht, es gibt durchaus den Fall, dass man nichts Positives findet und ich erwarte auch von niemandem, dies extra zu suchen, wenn ihm eine Geschichte missfällt.
worum gehts denn hier?
doch vordergründig darum, autoren zu helfen. dass diese auch menschen sind und vielleicht mal eine bejahende perspektive auf das werk gut tun könnte, sollte nicht überraschen.
oder, wenn schon nichts Positives, dann eben doch daran denken, da sitzt ein Mensch, der vielleicht nach drei oder vier negativen Kommentaren erst mal genug hat.
Gisanne schrieb:
Ich finde, dieser Punkt hat viel mit Empathie zu tun. Wir wissen doch alle, das negative Kritik ihre Zeit braucht, um verdaut zu werden und dann nochmal Zeit, um sie umzusetzen
Ja, deshalb kann man das auch nicht regulieren, sondern höchstens mal thematisieren, um zu sensibilisieren. ;)

Liebe Grüße
sim

 

Ich gehöre zu denen, die sich mit Negativkommentaren durchaus schwertun. Wenn, dann versuche ich sie nett zu verpacken. Ist auch im "echten Leben" so. Wenn ich sehe, dass jemand schon so einige Kommentare bekommen hat, halte ich mich also tatsächlich zurück, schaue ab und an aber mal wieder rein, um zu sehen, ob der Autor/ die Autorin die Geschichte geändert hat und melde mich gegebenenfalls dann.

Dieses Problem, das Du hier ansprichst, kommt ja nicht nur in Foren wie diesem daher. Das gibt es überall. In meinem Stamm-Eltern-Forum wird immer auf hohen Niveau diskutiert, aber das dann auch gerne mal über zig Seiten und mit einer enormen Ähnlichkeit zu den Diskussionen zu Geschichten, die Du hier ansprichst. Da dreht man sich tatsächlich tagelang im Kreis ohne ein vernünftiges Ergebniss (das ist irgendwann wirklich nur noch lächerlich). Und außerhalb des Netzes ist es ja gerne auch mal so.

Das ist schade. Obwohl ich absolut für jede Kritik dankbar bin, die ich zum Beispiel bekomme, weiß ich, dass mich das in so einer Fülle mehr als nur erschlagen würde. In so einer kurzen Zeit, wohlgemerkt, wie es in Deinem Beispiel der Fall ist. Ich weiß aber auch, ich kann mich wieder aufrappeln und versuchen, was draus zu machen. Nur, woher weiß ich, ob das jemand anderes, dem ich eine Kritik schreibe, auch kann?

Gegen Wiederholungen habe ich eigentlich nichts. Kommt immer darauf an, wie sie angebracht werden. Ein ständiges: "Ich schliesse mich bei ... an" ist einfach doof. Wenn ich aber herauslese, da ist ein Punkt, der wirklich die Leser stocken lässt, überflüssig ist, etc., können mir das auch ruhig zehn verschiedene Leute sagen. Es sei denn, wie Du irgendwo oben geschrieben hast, man hat sich zwischendurch schon gemeldet, dass man daran arbeitet o.ä. .
Und es kommt auch wenig darauf an, was wiederholt wird. Ist ein Satz, eine Passage wegen seiner Aussage beispielsweise indiskutabel (für mich waren es mal die südländischen Mütter, die ein Kind nach dem anderen bekommen), dann finde ich, kann es durchaus wichtig sein, jemanden- auch mehrmals- darauf hinzuweisen.

Deine Fragestellung wird vielleicht einige dazu bewegen, in Zukunft mehr in sich zu gehen, bevor sie sich an einen Totalverriss setzen, dem Autor eine Pause zu gönnen, damit er erst mal verdauen kann, u.ä. . Das wäre doch schon eine ganze Menge.

 

Es kann gar nicht zu viel Kritik zu einer Geschichte geben – erst die Summe aller Kritiken macht deutlich, wie der Text aufgenommen wurde. Den Vorschlag, Meinung zurückhalten, wenn der Autor auf die vorangegangenen Kommentare noch nicht eingegangen ist, halte ich für sinnlos, denn es könnte ja sein, dass der Autor gerade durch diese eine Kritik den entscheidenden Anstoß bekommt, die bisherigen Kritiken anzunehmen oder abzulehnen.

Man sollte nicht vergessen, dass Kritik schreiben Arbeit ist, die man nur macht, wenn man meint, damit etwas bewirken zu können. Natürlich gibt es auch Kommentare oder kürzere Stellungsnahmen, die in der Regel zumindest eine Zustimmung oder Ablehnung signalisieren, ohne jedoch auf die Einzelheiten einzugehen. Auch das kann für den Autor nützlich sein.

Und: Es gibt Menschen wie mich, die Kommentare grundsätzlich spontan schreiben und sich dabei nicht um andere Kritiken scheren. Will sagen: entweder schreibe ich eine Kritik sofort oder gar nicht. Okay, manchmal werde ich durch eine in meinen Augen ungerechtfertigte Kritik veranlasst, auch etwas dazu zu schreiben, aber das sind eher Ausnahmen. Müsste ich in allen diesen Fällen warten, bis der Autor sich zu einer Antwort bequemt, würde das Spontane verpuffen bzw. auf nimmer wiedersehen verschwinden.

Darüber hinaus finde ich, sim, dass du das an einem untauglichen Einzelfall hochgezogen hast, schließlich ist Maria.Meerhaba schon seit 3 Jahren hier und müsste abgehärtet sein gegen jegliche Kritik. Ich meine, Neulinge werden nie hart angefasst – sie müssen bei schlechten Texten sogar froh sein, überhaupt einen Kommentar zu bekommen. :D In diesem Sinne sind negative Kritiken besser als gar keine.

Dass die eine Geschichte von Maria.Meerhaba so viele Kommentare auf einmal bekommen hat, kann man auch mit der Thematik erklären: Kindesmissbrauch und Rassismus sind nun mal Dinge, die keinen kalt lassen. Eine Geschichte ohne solche „heiße Eisen“ würde niemals so eine Resonanz bekommen – ich wundere mich, sim, dass du das nicht als Grund in Betracht gezogen hast.

Aber ich kann mich in diesem Punkt auch irren: Zeige mir bitte eine Geschichte mit anderer bzw. „normaler“ Thematik, bei der Ähnliches vorgefallen ist, und ich könnte dir ev. zustimmen bei der Theorie von gruppendynamischen Prozessen als Ursache für überfallartige bzw. „brutale“ Kritiken.

 

Hallo Monty,

gut, dass du diesen Thread noch einmal hervorgeholt hast. Habe ich doch bisher glatt vergessen, Dion zu antworten.
Du hast natürlich recht Dion, das Thema hätte ich mit einbeziehen müssen, da gibt es hier ja einige Beispiele schlechter Geschichten, die über das Thema jede Menge Beiträge bekommen. Und zum Glück sind wir inzwischen kritisch genug, eine Geschichte nicht nur dieses Themas wegen zu loben. Es gab Zeiten, zu denen Triggerstorys jede Menge Lob bekamen.
Manchmal erstelle ich halt auch solche Themen spontan, weil sie mir gerade im Kopf spuken oder temporäres Mitleid in mir nach Erbarmen schreit. ;)
Klar sind mehrere Kritiken gleichen Tenors ein wichtiger Hinweis. Und doch beschleicht mich beim Lesen manchmal das Gefühl: Jetzt ist aber gut.
Monty, die Alternative zu Appellen wären Verordnungen, die finde ich noch ungeeigneter. Pädagogischen Anspruch habe ich in diesem Forum gar nicht. Ich möchte gute, fertige Geschichten lesen, entsprechend unpädagogisch ärgerlich reagiere ich bei schlechten unfertigen Geschichten.
Ganz sicher sind mehrere schlechte Kritiken besser als gar keine Rückmeldung.

Lieben Gruß
sim

 

Monty, du hast etwas selektiv gelesen, oder? Ich habe doch Verordnungen deutlich abgelehnt und mich bestimmt nicht gegen eine Kultur des Kritisierendürfens ausgesprochen.

 

Hallo zusammen!

Ich habe bewusst, und vor allem in Anbetracht des Themas, noch keinen vorherigen Kommentar gelesen. Da ich auf KG.de schon relativ viele negative Kommentare zu meinen Geschichten bekommen habe, möchte ich gerne einmal sagen, wie ich das finde.

Ich finde es absolut klasse. Zwar schreibe ich noch immer meist eher schlechte Geschichten, aber ich kann, denke ich, behaupten, mich im großen und ganzen langsam zu verbessern. Würde man hier dagegen nach Kuschelmanier agieren, dann hätte ich sicher nicht sehr viel Ambition gehabt, an mir zu arbeiten.
Mit dem Schreiben ist es ähnlich wie im Kampfsport: Wenn man Thaiboxen lernen will, kriegt man so lange auf die Fresse, bis man kapiert, seine Deckung oben zu halten und anständig zu kämpfen. Wenn die Trainingsgruppe zu lasch ist (was leider sehr oft vorkommt), dann wird nie richtig zugeschlagen, es tut niemals weh und am Ende weiß man nicht, ob man es jetzt richtig gemacht hat, oder nicht. Man kann solche Sachen, meiner Meinung nach, nur auf die harte Tour lernen. Kommt man damit nicht klar, steigt man besser auch nicht in einen Ring.

Bei mir braucht jedenfalls niemand ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Im Gegenteil - ich finde es sehr nett, wenn sich jemand durch eine Geschichte quält, die ihm nicht einmal gefällt, um mir anschließend auch noch Verbesserungsvorschläge zu geben. "Fertig machen" ist in meinen Augen auch definitiv was anderes und es ist mir hier auch noch nie unter gekommen. Ich hoffe einfach, dass die Seite so bleibt, wie sie ist - denn gerade das finde ich hier so klasse.

 

ja, aber aufs schreiben bezogen völliger quatsch. beim schreiben kannst du nicht einfach trainieren, bis du gut bist. oder: probiers mal. das denken alle und enden alle gleich.

Also das finde ich ein wenig hart gesagt. Soll man gleich mit dem Schreiben aufhören, wenn man negative Kritik bekommt, oder was wolltest du damit sagen?
Und was macht man nun - wie in meinem Fall - wenn man ein paar wenige Geschichten geschrieben hat, die sehr gute Resonanz bekommen haben, ein paar, die gemischt kritisiert wurden, und einen ganzen Haufen Schlechter?
Also ICH schließe daraus, dass man eine Art Veredelungsprozess durchschreiten muss: Sich immer wieder analysieren und die Fehler ausmerzen - gleichzeitig weiter experimentieren. Und zwar so lange, bis man zu einem ausgeprägten eigenen Stil und einer relativ makellosen Form kommt.

Klar - einige schaffen das schneller, weil sie begabter sind und - wie in den meisten Fällen - bereits Erfahrung mitbringen. Sei es nun Lebens- oder Schreiberfahrung. Deshalb muss man sich aber noch lange nicht entmutigen lassen, wenns nicht gleich klappt. Denn dann endet man nämlich wirklich wie die meisten ... zumindest ist das meine Meinung.

 

@all,

ich bin erst ein paar Wochen hier im Forum und noch am stöbern. Habe mir an den ersten Tagen ein paar Geschichten durchgelesen. Nur gelesen und darüber nachgedacht. Dann eine, dann zwei Geschichten, die ich vor Monaten geschrieben hatte, eingestellt, um zu sehen wie die Resonanz ist: Wie wird hier kritisiert?.

Kritik und vor allem Literaturkritik ist für mich ein hochsensibles Thema.

"Anerkennung und Kritik" ist für mich das Schlagwort, unter dem die Antwort auf einen Beitrag stehen sollte.

Es darf ruhig mal ein nettes Wort sein. Nicht nur "was war falsch", "was war schlecht?", auf keinen Fall Vernichtendes, Abfälliges über das Werk "wie langweilig", "so langsam hats bei Deinen ständigen Wiederholungen auch der letzte Leser kapiert" etc.

Mit ein paar Worten über die Stärke, das Potential, die Möglichkeiten der Geschichte eingeleitet, dürfte es dem Autoren leicht fallen, "Kritisches" über sein Werk lesen, verkraften und für sich positiv bewerten zu können.

Kritisches, das helfend wirken sollte! Kritik mit Begründung. Warum ist etwas nicht gut? Wie könnte man es besser machen?

Die allermeisten sind hier, weil sie dies aus einem Interesse und einem Faible für die Literatur, für das gute Buch, für ihr Hobby gerne machen. Bereits aus diesem Grund verbietet sich allzuharte, unproduktive Kritik; gerade dann, wenn man anhand der Beitragszahlen sieht, dass es sich bei dem Autoren um einen Neuling handelt.

Das heißt nicht, dass man nicht kritisieren sollte, doch, das muß man sogar! Nur wenn man Fehler gezeigt bekommt hat man die Möglichkeit, besser zu werden!

Aber auf den Ton kommt es an.

Das mal so auf die Schnelle als meine ungefilterte Meinung.

Gruß, Buddy

 

Hallo Buddy,

das ist natürlich immer ein schönes Ideal, das sicherlich jeder sofort unterschreiben würde, ähnlich wie den Satz: Jeder Mensch ist anders gestrickt.
Und genau darin liegt das Problem. Zum einen, weil natürlich auch die Kritiker unterschiedlich geduldig darin sind, sich in ihrem Ratschlägen immer zu wiederholen, selbst, wenn der, der ihn bekommt, den Hinweis auf Wiederholungen vielleicht zum ersten Mal liest.
Zum anderen habe ich festgestellt, (habe ich hier glaube ich schon mal erwähnt), dass einige die Hinweise wirklich auf die harte Tour brauchen, weil sonst nichts durchdringt, andere es erst dann annehmen können, wenn man beim ersten Kommentar im Ton sehr hart, beim zweiten Mal dann sprachlich zurückrudernd und inhaltlich vertiefend nachhakt. Zwar heißt es dann: Ach hättest du es gleich so geschrieben, hätte ich es annnehmen können. Klappte aber in vielen Fällen nicht.
Wir sind doch hier zum größten Teil erwachsen. Und so wichtig der Tonfall auch tatsächlich ist, wird er oft auch als Ausweg missbraucht, sich inhaltlich nicht auseinanderzusetzen.

Weshalb ich diesen Thread aber noch einmal hochhole: Was zum Beispiel bewegt gerade die vielen Forenmitglieder hier, voller Hilfsbereitschaft über HanqW herzufallen?
Ich bin sicher, egal, wie seine Reaktion ausfällt, er möchte tatsächlich lernen. Ich kann natürlich nur nach dem gehen, was ich bei den Dialogen unter seinen Geschichten empfinde. Danach ist die Aufnahmekapazität oft schon längst erreicht, wenn ihm noch jemand und noch jemand sicher gut gemeint ein weiteres Mal Fehler unter seiner Geschichte und zu seinem Verhalten aufzeigen möchte. Und viele tun das, obwohl sie sich doch schon längst darüber ärgern, offenbar gegen eine Wand zu schreiben.
Ja, da wird gegen eine Wand geschrieben, möglicherweise gegen einen durch massiven Steinschlag aufgebauten Schutzwall mit Gegenschussanlage. Und ich habe den Eindruck, je mehr versucht wird, den Schutzwall zu befeuern, je empfindlicher er vielleicht auch getroffen wird, um so dicker wird er.
Das hat manchmal etwas von "Dem muss doch endlich zu helfen sein", auch weil wir hier ja allgemein erwarten, dass jeder, bevor er neues schreibt, anhand der Kritiken zunächst einmal stark am Alten arbeitet, es verbessert, es editiert und daran lernt.
Ja, jeder Mensch ist anders gestrickt. Und hat dazu auch noch ganz unterschiedliche Phasen. Wenn doch die Ideen gerade so zahlreich sind, dass man sie selbst gerade kaum zu fassen bekommt, alle erstmal aufschreiben muss, vielleicht auch noch so eine "Jetzt erst recht"-Haltung hinzukommt, es den anderen doch nur endlich beweisen zu wollen, dann kann ich nicht überarbeiten, sondern muss erstmal schreiben, schreiben, schreiben.
Ob ich das alles gleich veröffentlichen muss, ist noch eine andere Frage, aber auch in diesen Phasen des unbändigen Schreibens lernen wir (wie in Phasen, in denen wir gerade gar nichts zu Papier bringen). Und wenn die zahlreichen Kommentare auch jetzt nicht auf fruchtbaren Boden zu fallen scheinen, heißt es nicht, dass sie nicht doch irgendwann begriffen werden.
Natürlich ist das nur mein subjektiver Eindruck von dem, was da passiert und ich kann durchaus beide Seiten, die verletzte Künstlerseele und den Ärger der Kritiker gut verstehen. Aber genau deshalb die Frage: Ist da nicht schon längst ein zu oft zu häufig zu viel eingetreten?

Liebe Grüße
sim

 

Hallo sim,

in deinem Beispiel mit HanqW ist sicherlich bereits ein zu häufig und zu viel eingetreten. Da entsteht dann so eine Dynamik zwischen der (vielleicht) verletzten Autorenseele auf der einen und verärgerten Kritikern auf der anderen Seite. Das schaukelt sich dann auf. Die Kommentare zu einer Geschichte von HanqW, die ich mir durchgelesen habe, waren schon bis auf wenige Ausnahmen von Häme durchsetzt und haben den Autor auch persönlich angegriffen, indem ihm z. B. vorgeworfen wurde, er wolle sowieso nichts lernen. Nicht, dass ich seine (Abwehr)reaktionen jetzt gut oder gerechtfertigt finde, aber das hat dann nichts mehr mit konstruktiver Kritik zu tun. Ich habe mich auch schon über Reaktionen von Autoren auf meine Kritiken geärgert, wenn ein Autor daraufhin, anstatt darüber nachzudenken, mich als Kritiker angegriffen hat. Besonders ärgerlich ist es, wenn man viel Zeit und Mühe für eine Kritik aufgewendet hat. Man sollte da als Kritiker aber etwas über den Dingen stehen und nicht noch mal nachtreten. Andererseits bin ich schon der Meinung, dass nur ehrliche Kritiken einen weiterbringen. Was nützt es einem Autor, wenn ich absichtlich Dinge übersehe, nur um keine zu schlechte Kritik zu schreiben? Wenn man etwas als schlecht empfindet, dann muss es auch gesagt werden dürfen. Natürlich macht auch hier der Ton die Musik. Selbst wenn man an einer Geschichte alles schlecht findet, muss man sie nicht unbedingt zerpflücken und dem Autor jeden einzelnen Absatz unter die Nase reiben. Das, was einem nicht gefällt, lässt sich oft auch an wenigen Beispielen aufzeigen, und dann reicht es meiner Meinung nach, zu sagen, das zieht sich durch den ganzen Text.

Gruß, Stefan

 

Aber genau deshalb die Frage: Ist da nicht schon längst ein zu oft zu häufig zu viel eingetreten?
Ja. Es ist zu viel. Das ist ja das Phänomen, dass schwache Geschichten mit offenkundigen Fehlern viele Kritiken bekommen, das ist wie ein Preisausschreiben mit einfacher Fragestellung. Da kennt jeder die Antwort, so wie bei einer schwachen Geschichte, deren Fehler offenkundig sind, eben jeder seinen Senf dazugeben kann. Vor allem, wenn der Autor dann Widerspruch provoziert und die Geschichte kurz ist.

Bei einem fehlerhaften 60.000 Zeichen-Epos tritt so eine Dynamik nicht ein, aber 500 Wörterchen in Horror hat eben jeder schnell gelesen und kann seinen Senf dazu abgeben.
Was wär denn die Alternative? Man wird die Kritiker nicht ändern können, müsste da nicht zum Selbstschutz die Moderation eingreifen und so einen Thread mal für 2,3 Tage sperren, wenn er auf den roten Umschlag zusteuert?

Ich weiß es nicht, aber es gibt Kombinationen, die so ein Resultat erzielen: Populäre Rubrik + kurze Geschichte + einfach zu sehende Makel + reißerisicher Titel, reißerisches Thema + der Autor geht auf die Barrikaden = Haufenweise Beiträge; wenn von der Gleichung 3, 4 Sachen erfüllt sind, tritt die Dynamik immer ein.

 

Es geht auch darum, wie eigenständig die einzelne Kritik verfaßt wird. Natürlich sollte man lesen, was die anderen schreiben, um nicht unnötig zu wiederholen. Teilweise kommt es aber zu einem gruppendynamischen Phänomen, die Kritik der anderen stimuliert die Kritiken in einer bestimmten Richtung. Für den Autor ist es wertvoll zu erfahren, wie die Geschichte beim allein und unabhängig lesenden Kritiker ankommt, nicht wie sie dasteht, nachdem eine Guppe einander bekannter Kritiker sich ausgetauscht haben.
Kritik am Kritiker finde ich grundsätzlich dann berechtigt, wenn der die elementaren Regel der Kritik verletzt, z.B. nicht konstruktiv für den Autor, sondern nur verletztend kritisiert, oder, wie ich es früher oft erlebt habe, den Titel nimmt und erzählt, welche Geschichte der Autor anstelle seiner Geschichte hätte schreiben sollen.
Die Zahl der Kritiken hat mit der Qualität der Geschichte weder in der einen noch in der anderen Richtung zu tun; hier wirken die "Beziehungen", soweit im Internetforum möglich. Wer meine Geschichten mit interessanten Anmerkungen versieht, dessen Geschichten schaue ich mir näher an; ist wohl auch in Ordnung so.

 

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