Was ist neu

Wiesland

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07.10.2015
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Wiesland

Aus dem Alter waren sie ja raus: von den Ferien erzählen. Aber Frau Keye, das war so eine, die hatte das noch nicht bemerkt, deshalb fragte sie in der Vertretungsstunde genau das: Was habt ihr denn in den Ferien gemacht? Sie schaute Marian an: „Na?“
Er war mit den Eltern auf einem Oldtimertreffen. „In Wiesloch.“ Er nuschelte das. Es klang wie Wiesland.
„Ach was“, sagte die Lehrerin, „in Island!“
Hatte sie Wiesland gesagt? Er zögerte, ob er das richtigstellen musste, dann nickte er nur und sagte: „Hm-m.“
Sie sind mit dem Maybach gefahren.
Ja wie, mit dem Maybach? „Aber doch nicht übers Meer!“
Wovon redete die? Marian merkte, er hatte den Absprung verpasst, bevor er wusste, wo es hinführte. Die Lehrerin half: „Ihr seid mit der Fähre gefahren. Ihr könnt ja das Auto nicht ins Flugzeug nehmen.“
Ein Mädchen kicherte.
Marian schüttelte hölzern den Kopf. Geflogen sind sie nicht. Er hoffte, dass Frau Keye jemand anderes drannahm.
Stattdessen malte sie den Schülern aus, was Marian gesehen habe. Von Vulkanen sprach sie, von Gletschern, vom schwarzen Strand bei Vik. Sie erklärte, was ein Geysir ist und wie er funktioniert. Sie machte sogar eine Tafelskizze.
Marian knetete seinen Radiergummi. Jetzt soll er also in den Ferien in Island gewesen sein. Da musste er durch.
Was sie denn dort angeschaut hätten?
Nach der Darstellung der Lehrerin traute sich Marian zu, einen Geysir gesehen zu haben. Deshalb sagte er: „Den schwarzen Strand also nicht.“ Er versuchte, festen Boden zu gewinnen und erzählte, was zutraf: Wie er auf einem verlassenen Gelände am Lenkrad gesessen hat und richtig selbst gefahren ist. Der Vater hat die Gänge eingestellt und vom Beifahrersitz Kommandos gegeben: Jetzt Gas weg, jetzt Kupplung. Sie sind bei offenem Verdeck gefahren.
„Nicht zu kalt?“, fragte Elle.
„Nee, da hast du so Kappen auf.“ Marian deutete mit den Händen eine Haube an, die den Kopf umschloss.
„Geil.“
Er fühlte sich wieder sicherer.
„Hä, warst du echt in Island?“, quäkte Lia. Sie hatte erst Wiesland verstanden und meinte dunkel, dass ihr das bekannt vorkam. War das nicht ein Stadtteil von Frankfurt?
Marian drehte sich zu ihr um. Er versuchte zu nicken. Er drehte sich wieder nach vorn.
„Als ob,“ flüsterte Jenny, „der und Island!“ Schließlich hatten die Ferien nur eine Woche gedauert.

Lias Mutter schöpfte Nudelsalat. „Soso“, sagte sie. „In Island. Und das glaubst du?“ Sie streifte die Finger an der Serviette ab und wischte über das Smartphone. „Mit der Fähre! Was das schon kostet.“ Sie tippte und wischte, dann hielt sie Lia das Display hin. „Und das ist erst die Hinfahrt. Also wirklich, vergiss es.“
„Eigentlich hat er Wiesland gesagt. Frau Keye meinte, es müsste Island heißen.“
„Wiesland gibt’s nicht,“ sagte der Vater.
„Und wie lang dauert das jetzt?“ Die Mutter tippte mit dem Finger und zählte zusammen. „Nee, wirklich nicht. Drei Tage hin, drei Tage zurück. Das wär ja verrückt.“
„Das machen selbst die nicht“, sagte der Vater.
„Der Marian ist bei den Jungs eigentlich einer von den netten“, sagte Lia.
„Eigentlich.“
„Arme Sau, wenn der das nötig hat“, sagte der Vater.
Selber!, dachte Lia. Sie spießte eine Bratwurst auf und langte quer über den Tisch.
„Vorsicht“, sagte die Mutter, „Senf macht Pickel.“
„Mama. Ich will den essen, nicht auf die Haut schmieren.“

Sie saßen an der Hafenmauer: Max, Jenny, Elle, Lia. Nur Marian fehlte.
Max schaute auf sein Handy. „Der kommt auch nicht“, sagte er.
Jenny triumphierte: „Hab ich’s gesagt? Als ob der sich Keinohrhasen antun würde.“
„Aber du!“
Die Sonne stand tief über dem Wasser. Der See blendete. Zwischen Leuchtturm und Löwe schipperte die Hohentwiel ein.
„Typisch Marian“, sagte Elle. „Der übt doch lieber Trompete. Hat er sicher nicht dabei gehabt, in Island.“
„Hey“, sagte Max, „ich würd fast wetten: doch.“
Lia stand ruppig auf. „Los jetzt“, sagte sie. Sie warf den Rucksack über die Schulter und ging voraus.
„Schlechte Laune, oder?“, grummelte Max. Er nahm seine Tasche und stolperte hinterher.
„Der verzapft doch eh Scheiß“, sagte Elle. „An den Nordpol für ein Oldtimertreffen.“
„Mit dem Schiff“, sagt Max. „Das dauert drei Wochen.“
„Quatsch“, sagte Lia scharf, „drei Tage.“ Max fasste Elle am Arm und hielt an. Auch Lia blieb stehen. „Is so“, sagte sie. „Drei Tage hin, drei Tage dort, drei Tage zurück. Passt perfekt.“ Jetzt, wo ihr klar war, dass das mit Island nicht stimmen konnte, war es wenig reizvoll, Marian hochzunehmen.
„Woher willst du denn das wissen?“
„So halt.“ Die Gesichter der drei, wenn sie erzählen würde, dass ihre Mutter das recherchiert hat.
Elle stieß Max mit dem Fuß an. „Ej, die war dabei.“
Jenny grinste: „Na, nicht rot werden!“
„So, ja?“, sagte Elle. Er beugte sich zu Lia hin und schmatzte einen Kuss in die Luft.
Sie trat ihm mit Kraft auf den Fuß, drehte sich um und ging.
„Ej, du Knallcharge. Einen an der Waffel?“ Elle legte die Hände an den Mund: „Lia ist verknallt in Marian!“ Er rieb sich am Hosenbein den Abdruck vom Schuh. „Lockenschaf“, grummelte er.
„Lia, bleib doch!“, rief Jenny.
Lia drehte sich um. Sie stützte sich auf die Oberschenkel und holte aus dem Bauch heraus Kraft. „Fick dich doch fester“, brüllte sie.
Jenny drehte sich um, zeigte mit beiden Händen auf sich und formte ein entgeistertes Gesicht. „What?“, sagte sie.
Elle schob die Unterlippe vor und wiegte den Kopf. „Respekt“, sagte er. „Krasse Show.“
„Mädels, fasst euch“, sagte Max. „Wenn ihr noch lange rumsteht, verpassen wir die Werbung.“

Dabei war die Sache offenbar schon nach dem Wochenende durch. Marian rüstete sich für weitere Fragen, informierte sich über Reykjavik, über den Gulfoss, über Thingvellir und den Grabenbruch, aber das war unnötig, es interessierte sich niemand dafür.
Wenn schon, dann bekam es jetzt Lia ab. Island-Lia hörte man eine zeitlang. Wenn sie morgens fehlte, sagte Elle: „Die ist in Island“. Er schaute sich grinsend im Klassenzimmer um. Damit erfand er einen neuen Standard, aber auch der nutzte sich ab.

Die warmen Tage gingen, der Herbst wurde dichter, der Winter kam. Im Januar beim Schlittschuhlaufen sah Marian, wie Elle Lia festhielt, an sich drückte, und wie sie ihm entwischte. Es wurde wieder wärmer. Auch Marian legte jetzt manchmal den Mädchen den Arm um die Schultern, vielleicht streifte er ihnen mit der Hand auch flüchtig durch die Haare. Sie hatten den Tag über am See gelegen und waren das erste Mal im Jahr bis zu den Knien ins Wasser gegangen. Jetzt packte Marian seine Sachen. Er musste los, Trompetenstunde. Er kniete auf dem Boden und stopfte die Jacke in den Rucksack. Lia streckte die bloßen Füße aus und angelte mit den Zehen nach den Tragriemen. Marian griff zu, hielt den Fuß fest und und kitzelte die Sohle. Lia kreischte, suchte an Jenny Halt, strampelte sich frei, zog fest die Beine an und flüsterte in Jennys Ohr.
„Hey“, sagte Jenny laut, „Lia sagt, du sollst sie nicht so schräg anbaggern.“ Lia schlug ihr mit der flachen Hand gegen die Schulter und grinste.
„Mach ich doch gar nicht“, sagte Marian befangen.

Aber dann beflügelte ihn, was damit im Raum stand. Er trat in die Pedale, vom See hoch nach Hause ging es steil bergauf und die Beine flogen ohne Mühe. Er stellte das Fahrrad in der Garage ab, stieß die Haustür auf, lief auf Strümpfen in die Wohnung und schwang, eingehängt an Türpfosten und Klinke, den Oberkörper ins Wohnzimmer. „Hallo“, rief er.
Die Mutter saß am Tisch und sortierte die Post. Marian ließ den Türpfosten los und ging einen Schritt vor. Die Mutter schob den Kopf näher an die Papiere heran.
„Ich bin da“, sagte er.
„M-hm“, machte die Mutter. Sie riss einen Brief auf.
Marian hielt die Klinke fest. „Mama, ich bin wieder da.“
Er stand aufrecht. Sie schaute ihn nicht an.

„Wir möchten mit dir reden“, sagte die Mutter abends am Esstisch.
Marian setzte sich auf. „Ja?“
„Jetzt essen wir.“
„Was ist denn los?“
„Nein, danach sprechen wir. Iss erst.“
Marian schob sich die Gabel in den Mund. Er biss auf einen Klumpen Soßenpulver, der sich salzig-säuerlich auf der Zunge löste. Er legte das Besteck quer über den Teller und stützte das Kinn auf die Fäuste.
„So“, sagte der Vater schließlich. Er nahm die Serviette vom Kragen, faltete sie zusammen und legte die Hand darauf. „Es hat sehr gut geschmeckt.“ Er nickte der Mutter zu.
„Hast du nichts zu sagen?“, fragte sie.
Marian kniff die Augen zusammen und machte ein fragendes Gesicht.
„Dein Vater war gestern auf dem Elternabend.“
Das klang vage bedrohlich.
Der Herr Roll, sagte der Vater, habe gesagt, es kümmere ihn an sich nicht, wenn Marian Märchen erzähle. Aber wenn seine Tochter sich deswegen nicht mehr in die Schule traue, dann müsse etwas geschehen.
„Was soll ich denn gesagt haben?“, fragte Marian.
Lia, habe der Herr Roll gesagt, sitze manchmal heulend im Zimmer und wolle gar nicht rauskommen.
„Was bitte soll ich denn gesagt haben?“
„Das fragen wir dich.“
„Die schwänzt doch einfach.“
„Hermann. Sag’s ihm.“
Der Vater holte Luft. „Wir seien mit dem Oldtimer in Island gewesen.“ Er seufzte das mehr, als dass er es sagte.
„Also?“, fragte die Mutter.
„Nein -“, Marian wehrte mit den Händen ab.
„Du hast das nicht gesagt?“
Marian stellte sich vor, wie sie da alle saßen, die Eltern, Stuhlkreis, und sein Vater als einziger im Anzug, als einziger mit grauen Haaren, und dann hebt Lias Vater den Arm und bringt die Island-Story.
„Dann lügt der Herr Roll also?“ Die Mutter neigte den Kopf vor und zeigte ein dünnes Lächeln. „Oder lügt vielleicht dein Vater?“
Marian schaute auf den Teller. „Ich hab das nicht gesagt, mit Island.“
„Und warum traut sich dann die Lia nicht in die Schule?“
„Weiß ich doch nicht.“
„Also lügt der Herr Roll?“
„Weiß ich nicht“, sagte Marian.
„Gut“, sagte die Mutter, „dann rufe ich ihn an und sage ihm, dass er gelogen hat.“ Sie stützte die Hände auf den Tisch, um anzudeuten, dass sie sich erhob.
„Nein!“, sagte Marian.
Die Mutter ließ sich in den Stuhl sinken. Sie wartete.
„Nur weil mal irgendein Idiot Island-Lia gesagt hat.“
„Ah -“, sagte der Vater. Er schaute die Mutter an, hob die Brauen und den Zeigefinger.
„Das ist ein halbes Jahr her“, sagte Marian.
„Mit dem Maybach in Island!“, sagte die Mutter. „So dumm muss man erst mal sein.“
„Mit dem Schiff.“
„Ah - !“ Der Vater hob den Finger.
„Die Frau Keye hat mich falsch verstanden.“
„So!“, sagte die Mutter. „Die Frau Keye. Jetzt ist es die Frau Keye.“
„Salamitaktik“, sagte der Vater.
„Würdelos“, sagte die Mutter.
Marian sprang auf. Der Tisch wackelte. „Ihr wollt das doch so“, schrie er, „ist euch doch egal, was gewesen ist. Bitte: ich bin schuld, schuld, schuld, ich hab’s verbockt, böse, ganz böse!“
„Schrei doch noch lauter,“ flüsterte die Mutter.
„Natürlich bin ich schuld, dass die verfickte Lia zu Hause sitzt und heult. Dass die einen beschissenen Liebeskummer hat mit ihrem Elle oder wen die grad geil findet!“
Der Vater legte nacheinander beide Handkanten auf den Tisch, als würde er eine Strecke abmessen. „Wer schreit, ist im Unrecht“, sagte er sachlich.
Die Mutter sprach ganz leise. „Schrei lauter“, sagte sie.
„Du bist doch hier das Arschloch!“, brüllte Marian.

Es war kein Spaß, am Morgen in die Schule zu gehen. Marian machte ein hartes Gesicht und ging an Lia vorbei auf seinen Platz. Er stützte den Kopf auf die Fäuste. Elle setzte sich neben ihn, schlug ihm schwer auf die Schulter und schüttelte den Kopf. „Schräge Nummer“, sagte er. „Da wirst du uns was erklären müssen.“ Marian drehte sich zur Seite. Er stand auf und setzte sich an einen freien Tisch. „Marian, wie war’s eigentlich in Island?“, rief einer. „Ich fass es echt nicht“, flüsterte Jenny.

Nach Schulschluss kniete Lia neben ihrem Rad, das Schloss klemmte. Marian hatte gehofft, sie sei schon weg. Als er kam, stand sie auf. Sie hielt das Schloss in der Hand.
„Hör mal“, sagte sie, „kann ich wissen, dass der zu deinem Vater rennt? Der Vollidiot. Was geht den das an. Ich hass den eh. Glaub mir, das wird der bereuen.“
„Warum hast du dir das ausgedacht, mit Island?“ Sie sagte das ohne Vorwurf.
„Weiß nicht.“ Er schüttelte den Kopf und fand keine Worte für eine Erklärung. Das passte nicht mehr, das war zu spät.
„Schau mal —“, sagte Lia. Sie ging auf Marian zu und legte ihm die Hand an die Schulter.
Über den beiden ging ein Fenster auf. Zwei Jungsstimmen blökten: „Lia ist verknallt in Marian.“ — „Island, Island!“
Lias Hand zuckte zurück. Einen Moment stand sie reglos, dann holte sie aus und schlug Marian ins Gesicht. „Für deine Lügerei!“ Sie riss das Fahrrad an sich und fuhr davon.
Marian hob den Kopf. Am offenen Fenster oben war niemand zu sehen.

Düstere Tage. Zuhause ging Marian seinen Eltern aus dem Weg. Sie riefen ihn nicht zum Essen, von sich aus ging er nicht. Er übte Trompete und die Mutter kam nicht, um zu sagen, dass sie Kopfweh habe. Später, wenn die Eltern am Fernseher saßen, machte er sich in der Küche Knäckebrot und zog kalte Würstchen aus dem Glas.
Und Lia kam nicht in die Schule. Besser so.

Aber dann saß sie mit einem Mal auf der Mauer gegenüber der Musikschule. Marian kam aus der Tür, und genau gegenüber saß Lia und schlenkerte mit den Beinen, schlug die Fersen gegen den Putz. Sie machte ein Zeichen: Komm.
„Wenn’s sein muss“, sagte er.
Sie fuhren mit den Rädern, Lia voraus. Marian ließ sich führen, einfach so, als müsste es so sein, sie voraus, er hinterher, als könnte das immer so weitergehen, und er brauchte nicht zu wissen, wohin.
Lia ließ das Fahrrad ins Gras fallen und ging auf die Wehrmauer zu, auf den Durchlass zum See, die Treppe. Sie schaute sich nicht um, ob Marian ihr folgte. Hier konnte man sitzen, auf den warmen Steinen und davon träumen, man säße am Meer. Die Stufen reichten ins Wasser, zum Grund sah man nicht.
Lia hatte die Arme um die Beine geschlungen. Sie stützte das Kinn auf die Knie.
„Also“, sagt sie, „ich will dir was sagen.“
Marian ärgerte sich, wie ihm das Herz klopfte.
„Also“, sagte Lia, „mein Papa.“ Sie holte Luft. Sie nahm den Rucksack ab und legte ihn vor sich hin. „Mein Papa ist gar nicht mein Vater. Ich hab das rausgefunden. Ich kenn den gar nicht, meinen Vater. Meine Mama hat den verlassen. Ich hab keine Ahnung, wo der ist. Haiti oder so.“ Aus der vorderen Rucksacktasche zog sie ein Foto. „Kuck“, sagte sie.
Marian nahm das Bild in die Hand. Lias Mutter saß im Blümchenkleid auf dem Sofa, ein Mann hatte den Arm um sie geschlungen. Die Farben auf dem Foto waren verblasst.
„Der?“, fragte Marian. „Du siehst überhaupt nicht so aus.“
„Doch“, sagte sie. „Das gibt’s.“ Sie zog das Haargummi ab, beugte den Kopf zur Seite, und schüttelte die Haare auf. Die Spitzen strichen Marian über den Nacken. „Schau, die Locken. Die hat sonst keiner von uns.“ Lia drehte Marian das Gesicht zu. „Ich werd im Sommer brauner als alle andern.“ Sie schnippte das Haarband über den Daumen. Sie schaute auf den See. „Das weiß niemand außer dir.“ Sie schnippte mit dem Haarband. „Das weiß nicht mal mein Papa.“ Sie lehnte sich an Marian, zeigte auf das Bild. „Benoit“, sagte sie. Ihr Gewicht drückte sich an seine Schulter. „Also“, sagte sie, „jetzt hast du was gegen mich in der Hand. Meine Mama wird mich zerfleischen.“
„Quatsch“, sagte er.
Er hätte gerne etwas gefragt, hätte wissen mögen, wie das gemeint war, dass sie ihm das sagte, ausgerechnet ihm, was das bedeutete. Ganz so, wie er es sich wünschte, fielen ihm die Worte nicht ein. „Warum erzählst du mir das?“, fragte er schließlich.
„Weiß nicht“, sagte sie. „Wiedergutmachung?“
Sie saßen nebeneinander. Lia schnippte mit dem Haarband. Jedes Mal spürte Marian den Ruck an der Schulter.

 

Hi, Erdbeerschorsch,

an dem "Kuck" hätte ich dich in jeder Maskenball-Story erkannt.
Aber den Scherz hatten wir schon mal ... :shy:

Ich fühlte mich ein wenig an meine Schulzeit zurückerinnert. Die Atmosphäre hast du gut eingefangen. Der Text ist sauber und flüssig, das Ende überrascht ein wenig.
Was so ein dummes Falschverstehen so alles ausrichten kann.
Kann zwar nicht so genau verstehen, warum Marian das nicht sofort geklärt hat ...

Ein paar Kleinigkeiten:

„Vorsicht“, sagte die Mutter, „Senf macht Pickel.“
„Mama. Ich will den essen, nicht auf die Haut schmieren.“
Herrlich!

Marian rüstete sich für weitere Fragen, informierte sich über Reykjavik, über den Gulfoss, über Thingvellir und den Grabenbruch, aber das war unnötig, es interessierte sich niemand dafür.
Der Arme. macht sich echt die Mühe, um für den Notfall glaubwürdig sein zu können. Warum tut er sich das an?

Die warmen Tage gingen, der Herbst wurde dichter, der Winter kam.
Toller Satz, der schnell vorspult. Gefällt mir.

„Was ist denn los?“
„Nein, danach sprechen wir. Iss erst.“
Marian schob sich die Gabel in den Mund. Er biss auf einen Klumpen Soßenpulver, der sich salzig-säuerlich auf der Zunge löste. Er legte das Besteck quer über den Teller und stützte das Kinn auf die Fäuste.
So eine Situation hat wahrscheinlich schon jeder von uns erlebt. Völlig unangenehm. Kann verstehen, dass ihm nichts mehr schmeckt ;)

„Hermann. Sag’s ihm.“
Der Vater holte Luft.
Ja, ja, auf den Vater abschieben ...

als einziger im Anzug, als einziger mit grauen Haaren,
Tolle Figurenzeichnung.
Doch leider fehlt mir Ähnliches für die anderen Personen. Die bleiben ein wenig "blass".

„Schrei doch noch lauter,“ flüsterte die Mutter.
Da dachte ich erst, wegen den Nachbarn sollte er ruhig sein ...

„Wer schreit, ist im Unrecht“, sagte er sachlich.
Typischer Elternspruch. Gut gemacht.

Die Mutter sprach ganz leise. „Schrei lauter“, sagte sie.
„Du bist doch hier das Arschloch!“, brüllte Marian.
Da wurde mir klar, die Mutter wünscht sich, dass ihr Sohn gegen den Vater "rebellieren" soll.

„Schau mal —“, sagte Lia.
Du hast da zweimal so ganz lange Bindestriche ...
Hier würden sowie besser drei Punkte passen.

Marian ärgerte sich, wie ihm das Herz klopfte.
Hehe, hat Angst, dass sie es merkt. Verstehe.

„Warum erzählst du mir das?“, fragte er schließlich.
„Weiß nicht“, sagte sie. „Wiedergutmachung?“
Würde ich mich an Marians Stelle auch fragen.
Wiedergutmachung ist eine gute Antwort.

(Ach so: Habe Elle erst für einen Mädchenamen gehalten.)

Hat mir gefallen.

Wünsche dir einen tollen Tag.
Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hi, @erdbeerschorsch

Eine schöne Geschichte über eine Gruppe Teenager, ein skurriles Missverständnis, verständnislose Eltern und wie sich das Interesse am anderen Geschlecht entwickelt. Denke ich. Sehr stimmungsvoll fand ich das, wirklich einfühlsam und hübsch gemacht.

Lustig am Anfang, etwas verworren dann später. Denn an einer Stelle lässt Deine Geschichte mich irgendwie allein:

„Und warum traut sich dann die Lia nicht in die Schule?“

Das habe ich mich echt auch gefragt, als ich das gelesen habe. Ich habe dann diesbezüglich drei Schlüsselszenen (würde ich sagen) nochmal gelesen, nämlich Lias Gespräch mit ihren Eltern, die Hänseleien vor dem Kino und Marians Gespräch mit seinen Eltern.

Und ich habe begriffen: Lia weiß was über Island, was sonst keine/r weiß, weil ihre Eltern sich darüber unterhalten haben. Ihre Quelle traut sie sich nicht zu nennen, deshalb wirkt sie wie eine, die sich mit Marian solidarisiert und "Fakten" erfindet. Und deshalb (hinzu kommt dieses Teenie-"Sie steht auf ihn"-Ding) wird sie dann gehänselt und traut sich an manchen Tagen nicht in die Schule. Auch fast ein Jahr später nicht. Oder sie benutzt das nur als Vorwand, wenn sie Liebeskummer hat, und eigentlich ist das alles genauso blödsinnig, wie es klingt. :confused:

Tja, irgendwie ... dachte ich mir, nachdem ich das alles nochmal gelesen und mir so zusammengereimt habe (was jetzt auch nicht weiter schwierig war): Das muss ich nicht verstehen, oder? Das ist so hysterischer Teenie-Kram. Ich glaube, ich kann die dahinterstehenden Prozesse wie im obigen Absatz geschildert irgendwie ... nachvollziehen, aber nur mit sehr viel Toleranz für ein durchgeknalltes Teenie-Dasein, das mir zugleich hier nicht richtig mitgegeben wird. Das muss ich einfach zusätzlich annehmen.

Und ich meine, ich weiß, dass sich gerade in dem Alter manchmal Dinge aufschaukeln und auf eine Weise über Dinge gesprochen wird, die mir (zum Glück bin ich aus dem Alter raus) komisch erscheint. Und dass Dinge plötzlich ein völlig unverhältnismäßiges Gewicht bekommen. Es gibt Geschichten wie zum Beispiel die von Fliege, wo ich trotzdem total mitgehe. Hier gelingt mir das nicht so ganz. Richtiges Verständnis kann ich nicht aufbringen, also bleibt mir am Ende bloß die Toleranz. "Teens halt ..., muss man nicht verstehen." Und das ist schade. Ich kann Dir leider auch nicht sagen, wie man dieses Verständnis erzeugt. Es erscheint mir auch wie eine sehr hohe Kunst.

Hilfreich fände ich, Du würdest diese Entwicklung nicht so ... abspeisen. Du schreibst ja dazu bloß:

Wenn schon, dann bekam es jetzt Lia ab. Island-Lia hörte man eine zeitlang. Wenn sie morgens fehlte, sagte Elle: „Die ist in Island“. Er schaute sich grinsend im Klassenzimmer um. Damit erfand er einen neuen Standard, aber auch der nutzte sich ab.

Dafür, dass dieses, dass Lia gehänselt wird und man auf bestimmte Weise Witze über sie macht, wenn sie abwesend ist, am Ende der Dreh- und Angelpunkt einer Veränderung in der Beziehung zwischen Lia und Marian ist, finde ich es relativ hm, dass Du das mit einem Vierzeiler abfrühstückst. Vielleicht könntest Du mein Verständnis erhöhen, wenn Du stärker auf diese Situation eingehen würdest.

Übrigens finde ich die Erwachsenen allesamt zum Schießen. Marians Eltern sind ja ein echtes Dreamteam:

„Salamitaktik“, sagte der Vater.
„Würdelos“, sagte die Mutter.

:lol: Toll! I love it!

Ein paar Kleinigkeiten:

Er beugte sich zu Lia ihr hin und schmatzte einen Kuss in die Luft.

Er beugte sich zu Lia ihr hin? Kann es sein, dass entweder das "Lia" oder das "ihr" überflüssig ist? Oder soll das Dialekt sein?

Jenny dreht sich um, zeigte mit beiden Händen auf sich und formte sie ein entgeistertes Gesicht.

Entweder: "und sie formte ein ..." oder: "und formte ein" (ganz ohne "sie").

Auch Marian legte jetzt manchmal den Mädchen die Arme um die Schultern, vielleicht steifte er ihnen mit der Hand auch flüchtig durch die Haare.

"streifte" statt "steifte". Als ich so dreizehn war, habe ich in einem Buch immer gelesen, der Prot bekäme einen "Streifen" und habe mich wirklich gefragt, ob Erwachsene das so sagen und was die Erektion mit einem Film zu tun hat. Eine komische Formulierung, aber man weiß ja, wie Erwachsene sind! Erst später habe ich gecheckt, dass es "Steifen" heißt und ich mich bloß verlesen habe, und das ergibt ja auch viel mehr Sinn. Hier ist das Gegenteil richtig. (Kurz habe ich mich aber auch gefragt, ob es ein Wortwitz sein soll.)

Das wäre es erstmal von mir. Schöne Geschichte, aber auf Lias Situation würde ich vielleicht nochmal verständnisvoller eingehen. So wirkt es auf mich etwas ... schwer nachvollziehbar. Zum Glück bin ich so tolerant gegenüber Teens.

Tolerante Grüße,
Maria

 

Hej @erdbeerschorsch ,

mein Herz weitet sich jedes Mal, wenn ich deine Geschichten lese. Und immer wenn ich deine nächste beginne, hoffe ich insgeheim sie wäre wie ... immer. Und sie ist es, und das, obwohl sie anders ist. Aber diesen erdbeersound, diese kleinen Feinheiten, Nuancen, die einfachen Worte an den richtigen Stellen ... zum Glück bin ich schon Fan von dir.
So, dann dreh’ ich mal eben durch.

Aus dem Alter waren sie ja raus: Von den Ferien erzählen. Aber Frau Keye, das war so eine, die hatte das noch nicht bemerkt, deshalb fragte sie in der Vertretungsstunde genau das: Was habt ihr denn in den Ferien gemacht? Sie schaute Marian an: „Na?“
Er war mit den Eltern auf einem Oldtimertreffen. „In Wiesloch.“ Er nuschelte das. Es klang wie Wiesland.
„Ach was“, sagte die Lehrerin, „in Island!“
Hatte sie Wiesland gesagt? Er zögerte, ob er das richtigstellen musste, dann nickte er nur und sagte: „Hm-m.“

Ein so perfekter Anfang. Die Erzählstimme, die Thematik, das setting, Marians Charakter. Das genügte, um den kleinen Kerl in mein Herz zu schließen. Da höckt er nun.

Sie sind mit dem Maybach gefahren.
Ja wie, mit dem Maybach? „Aber doch nicht übers Meer!“

Aha. Eine Automarke und selbst ich weiß: Die sind rich.

Marian knetete seinen Radiergummi. Jetzt soll er also in den Ferien in Island gewesen sein. Da musste er durch.

Ein wunderbarer Kerl. Du benötigst so wenig, um mir zu zeigen, dass er klug und scheu ist, dass er nicht labert und richtig zuhört. Die Welt um ihn herum ist ... undeutlich.

„Nee, da hast du so Kappen auf.“ Marian deutete mit den Händen eine Haube an, die den Kopf umschloss.

:herz:

Marian drehte sich zu ihr um. Er versuchte zu nicken. Er drehte sich wieder nach vorn.

Ich seh ihn ganz genau. Und ich liebe es umso mehr, als dass ich ihn sehen darf, wie ich will. Du lässt es mir offen.

„Wir seien mit dem Oldtimer in Island gewesen.“ Er seufzte das mehr, als dass er es sagte.

Auch der Herr Papa braucht so wenig aus deiner Tastenfeder, um ihn deutlich zu sehen.

Marian stellte sich vor, wie sie da alle saßen, die Eltern, Stuhlkreis, und sein Vater als einziger im Anzug, als einziger mit grauen Haaren, und dann hebt Lias Vater den Arm und bringt die Island-Story.

Und wie nebenbei bestätigst du mein Bild.

Der Vater legte nacheinander beide Handkanten auf den Tisch, als würde er eine Strecke abmessen.

Hach, wie wunderbar. Darin ist alles enthalten und nicht bloß das, was ich über den Vater wissen muss: Ein spätes Kind, ein Vater, aus dem keiner geworden ist, der nicht in diese Rolle hineingewachsen ist, der milde und ratlos ist ... stopp mich ...

„Du bist doch hier das Arschloch!“, brüllte Marian.

Und DAS hätte ich nicht erwartet und „freut“ mich, weil Marian mehrschichtig ist.

Nach Schulschluss kniete Lia bei ihrem Fahrrad, das Schloss klemmte.

mir wäre neben ihrem Rad lieber

Das passte nicht mehr, das war zu spät.

Das ist üüüberhaupt nicht notwendig. Ich schwör’.

Marian hob den Kopf. Am offenen Fenster oben war niemand zu sehen.

So wenig und so gut.

Er übte Trompete und die Mutter kam nicht, um zu sagen, dass sie Kopfweh habe.

Natürlich war während des Tischgesprächs schon klar, dass auch die Frau Mama nur eine Rolle spielt und Marian nur DAS Kind ist.

Marian ärgerte sich, wie ihm das Herz klopfte.

:herz:

„Wiedergutmachung?“

Auch das muss sie nicht sagen. Du hast alles dafür vorbereitet. Die beiden brauchen nicht mehr Erklärungen.

Mein lieber erdbeerschorsch, diese kleine Studie über zeitgenössische Teenager hast du hervorragend getroffen. Die Dialoge sind gut recherchiert, du zeigst mir alles ohne Zeigefinger und ich fühle für Marian, der seinen Weg gehen wird. Er hat alles, was er dafür benötigt.
Ohne viel Brimborium habe ich alle Protagonisten erkannt, ich habe den Platz ihrer Jugend am Wasser und Leuchtturm gesehen und sogar die ersten Gefühle von Liebe und noch ein familiäres Geheimnis durfte ich erfahren.

Danke für diese Geschichte und viel Erfolg bei der Challenge, Kanji, achja und einen freundlichen Gruß noch mit dazu

 

Hey erdbeerschorsch,

Aus dem Alter waren sie ja raus: Von den Ferien erzählen. Aber Frau Keye, das war so eine, die hatte das noch nicht bemerkt, deshalb fragte sie in der Vertretungsstunde genau das: Was habt ihr denn in den Ferien gemacht?
Den Anfang mochte ich total gern, gar nicht mal nur wegen der Lehrerin, die da irgendwie rüberkommt, als stünde sie vor Grundschülern, sondern wegen der Erzählstimme. Das ist so herrlich jugendlich von oben herabgeschaut.

Sie schaute Marian an: „Na?“
Er war mit den Eltern auf einem Oldtimertreffen. „In Wiesloch.“ Er nuschelte das. Es klang wie Wiesland.
„Ach was“, sagte die Lehrerin, „in Island!“
Hatte sie Wiesland gesagt? Er zögerte, ob er das richtigstellen musste, dann nickte er nur und sagte: „Hm-m.“
Sie sind mit dem Maybach gefahren.
Ja wie, mit dem Maybach? „Aber doch nicht übers Meer!“
Und das auch, diese wunderbaren Mißverständnisse.

Die Lehrerin half: „Ihr seid mit der Fähre gefahren. Ihr könnt ja das Auto nicht ins Flugzeug nehmen.“
Ja, die ist echt so Mutti :D

Er versuchte, festen Boden zu gewinnen. Er erzählte, was zutraf: Wie er auf einem verlassenen Gelände am Lenkrad gesessen hat und richtig selbst gefahren ist.
Du bist auch auf dem Kurzsatztripp, aber hier würde ich doch eher ein "und" nutzen.

Marian drehte sich zu ihr um. Er versuchte zu nicken. Er drehte sich wieder nach vorn.
Ab davon, hat das auch keine schöne Melodie. Brauchts das eigentlich, dass er sich wieder nach vorn dreht? Ich mein, wenn es so holpernd daherkommt?

Der erste Dialog von Lia und ihren Eltern, der ist schon sehr, sehr fein.

Lia stand ruppig auf. „Los jetzt“, sagte sie. Sie warf den Rucksack über die Schulter und ging voraus.
„Schlechte Laune, oder?“, grummelte Max. Er nahm seine Tasche und stolperte hinterher.
...
„Quatsch“, sagte Lia scharf, „drei Tage.“ Max fasste Elle am Arm und hielt an. Auch Lia blieb stehen. „Is so“, sagte sie.
...
„So halt.“ Die Gesichter der drei, wenn sie erzählen würde, dass ihre Mutter das recherchiert hat.
„Ej“, Elle stieß Max mit dem Fuß an, „die war dabei.“
Jenny grinste: „Na, nicht rot werden!“
„So, ja?“, sagte Elle. Er beugte sich zu Lia ihr hin und schmatzte einen Kuss in die Luft.
Lia trat ihm mit Kraft auf den Fuß. Sie drehte sich um und ging.

„Ej, du Knallcharge. Einen an der Waffel?“ Elle legte die Hände an den Mund: „Lia ist verknallt in Marian!“ Mit der Sohle rieb er sich den Abdruck vom Schuh. „Lockenschaf“, grummelte er.
„Lia, bleib doch!“, rief Jenny.
Lia drehte sich um. Sie stützte sich auf die Oberschenkel und holte aus dem Bauch heraus Kraft. „Fick dich doch fester“, brüllte sie.
Jenny dreht sich um, zeigte mit beiden Händen auf sich und formte sie ein entgeistertes Gesicht. „What?“, sagte sie.
Elle schob die Unterlippe vor und wiegte den Kopf. „Respekt“, sagte er. „Krasse Show.“
„Mädels, fasst euch“, sagte Max. „Wenn ihr noch lange rumsteht, verpassen wir die Werbung.“
Ich habe echt nichts gegen Gestik und Mimik. Aber man ist immer aus dem Gespräch raus, das hemmt die Dynamik ungemein. Man muss sich immer erst das Bild vor Augen holen. Und da Körpersprache hier eigentlich nicht dafür genutzt wird, gesagtes zu untermalen oder gar zu ersetzen, ist das wirklich so ... ufff.

Wenn schon, dann bekam es jetzt Lia ab. Island-Lia hörte man eine zeitlang. Wenn sie morgens fehlte, sagte Elle: „Die ist in Island“. Er schaute sich grinsend im Klassenzimmer um. Damit erfand er einen neuen Standard, aber auch der nutzte sich ab.
hörte man eine zeitlang - neuen Standard, aber auch der nutzte sich ab; klingt wirklich nicht danach als würde hier das totale Mobbing laufen, weshalb Lia nicht mehr zur Schule will.

Jetzt packte Marian seine Sachen. Er musste los, Trompetenstunde. Er kniete auf dem Boden und stopfte die Jacke in den Rucksack. Lia streckte die bloßen Füße aus und angelte mit den Zehen nach den Tragriemen. Marian griff zu, hielt den Fuß fest und und kitzelte die Sohle. Lia kreischte, suchte an Jenny Halt, strampelte sich frei, zog fest die Beine an und flüsterte in Jennys Ohr.
Mir fehlt so sehr dieses rotzig, freche vom Anfang. Das wird alles so protokollmäßig abgearbeitet.
Aber dieses zarte Pflänzlein der Liebe hast du schön gesäht.

Aber dann beflügelte ihn, was damit im Raum stand. Er trat in die Pedale, vom See hoch nach Hause ging es steil bergauf und die Beine flogen ohne Mühe. Er stellte das Fahrrad in der Garage ab, stieß die Haustür auf, lief auf Strümpfen in die Wohnung und schwang, eingehängt an Türpfosten und Klinke, den Oberkörper ins Wohnzimmer. „Hallo“, rief er.
Die Mutter saß am Tisch und sortierte die Post. Marian ließ den Türpfosten los und ging einen Schritt vor. Die Mutter schob den Kopf näher an die Papiere heran.
„Ich bin da“, sagte er.
Details sind ja schön und gut, aber manchmal auch echt nur Kaugummi. Selbst wenn ich das jetzt entschlacke, zu:
Aber dann beflügelte ihn, was damit im Raum stand. Er trat in die Pedale, vom See ging es steil bergauf und die Beine flogen ohne Mühe.
Die Mutter saß am Tisch und sortierte die Post.
„Ich bin da“, sagte er.
„M-hm“, machte die Mutter. Sie riss einen Brief auf.
„Mama, ich bin wieder da.“

Sind das alles keine Infos, die die Geschichte irgendwie voranbringen, oder aus denen ich einen Mehrwert ziehe. Also, das Verhältnis zur Mutter, die Situation ist eigentlich ganz schön eingefangen, kann man machen so als Abstecher, aber es führt ja zu nichts.
Ich höre an dieser Stelle mal mit dem Stilkram auf, ich denke ist klar, was ich zeigen wollte, aber vielleicht ist das ja genau dein Ding, und dann will ich auch darauf nicht weiter rumreiten. Dann ist das nämlich genau dein Ding :).

Der Herr Roll, sagte der Vater, habe gesagt, es kümmere ihn an sich nicht, wenn Marian Märchen erzähle. Aber wenn seine Tochter sich deswegen nicht mehr in die Schule traue, dann müsse etwas geschehen.
Verstehe ich nicht, warum sie deswegen nicht mehr zur Schule geht, zumal das ja nun auch ein halbes Jahr zurückliegt und versandet ist. Also muss es in Wahrheit ja einen anderen grund geben und Lia lügt ihre Eltern diesbezüglich an.

Das Gespräch mit den Eltern fand ich wieder super, nur treten die Gesten dir da auch wieder ordentlich auf Bremspedal. Immer wenn du mal laufen lässt, läuft es auch. Und zwar richtig, richtig gut.

Und Lia kam nicht in die Schule. Besser so.
Habe noch immer keinen Schimmer warum dies so ist.

„Also“, sagte Lia, „mein Papa.“ Sie holte Luft. Sie nahm den Rucksack ab und legte ihn vor sich hin. „Mein Papa ist gar nicht mein Vater. Ich hab das rausgefunden. Ich kenn den gar nicht, meinen Vater. Meine Mama hat den verlassen. Ich hab keine Ahnung, wo der ist. Haiti oder so.“
Okay. Lia hat da ein riesen Problem zu Hause. Das ist hart, sowas rauszufinden. Geht sie deswegen aber nicht mehr in die Schule, um ihren Eltern eins auszuwischen?

„Also“, sagte sie, „jetzt hast du was gegen mich in der Hand. Meine Mama wird mich zerfleischen.“
Warum will sie ihm etwas geben, das er gegen sie verwenden kann? Und warum ist das was, was er gegen sie ausspielen kann? Ach diese Jugend, manchmal ist die mir echt zu hoch :D. Und ich bin mir sicher, nicht nur mir. In dem Alter verstehen bestimmt auch ganz viele Eltern ihre Kinder nicht mehr. Aber tröstlich zu wissen, dass die sich nicht mal selbst verstehen:

„Warum erzählst du mir das?“, fragte er schließlich.

„Weiß nicht“, sagte sie. „Wiedergutmachung?“
Dafür, dass ihr Vater ihn in der Elternversammlung als Lügner dargestellt hat? Und nun kann er sagen: Du "Vater von Lia" bist selbst das verlogenste Arschloch dieser Welt? Ihr Erwachsenen lügt das sich die Balken biegen, guck mal erst unter dem eigenen Teppich nach. Aber der Vorwurf bestand ja nicht in der Lüge, sondern weil Lia erzählt hat, sie wird in der Schule gemobbt?

Ich krieg die Fäden nicht so ganz zusammen, aber ich mochte gern, wie das Missverständnis zum Selbstläufer wurde und das zarte Liebespflänzlein. Wirklich richtig gern. Und schade, dass dir die Erzählstimme vom Anfang so schnell verlorengegangen ist.

Beste Grüße, Fliege

 

Lieber @erdbeerschorsch,

im Prinzip ist das eine schöne Idee, die deiner Geschichte zugrunde liegt: Zwei junge Menschen, die sich einander sehr allmählich annähern und dann endlich zueinander finden. Nicht neu, aber immer wieder berührend.

Die Ausführung dieser Idee hat mir allerdings weniger gut gefallen. Auch mir drängten sich beim Lesen immer neue Fragen auf, war einiges zu vordergründig dargestellt (die Reaktion der Eltern), anderes für mich nicht immer gleich nachvollziehbar (Lias Verhalten). Möglicherweise liegt es aber auch daran, dass ich altersbedingt sehr weit von diesen jugendlichen Irrungen und Wirrungen entfernt bin.

Zu einzelnen Aspekten:

Der erste Absatz scheint mir nicht gelungen. Schon den ersten Satz finde ich hakelig:

Aus dem Alter waren sie ja raus: Von den Ferien erzählen.

Da nach dem Doppelpunkt kein ganzer Satz kommt, müsste ‚von‘ mMn klein geschrieben werden.
Und dann würde ich den Satz umstellen:

Von den Ferien erzählen? Aus dem Alter waren sie ja wohl raus.

Probleme hatte ich auch mit dem Perfekt, das da mitten im Präteritums-Text auftaucht. Sollte da nicht das PQP als Vorzeitigkeit stehen? Ich kann mir nicht erklären, warum du das so gemacht hast. Ich markiere mal die Stellen:

Sie sind mit dem Maybach gefahren.
Ja wie, mit dem Maybach? „Aber doch nicht übers Meer!“
...
Marian schüttelte hölzern(?) den Kopf. Geflogen sind sie nicht. Er hoffte, dass Frau Keye jemand anderes drannahm.
Stattdessen malte sie den Schülern aus, was Marian gesehen habe. Marian knetete seinen Radiergummi. Jetzt soll er also in den Ferien in Island gewesen sein. Da musste er durch.
Was sie denn dort angeschaut hätten?
… Er erzählte, was zutraf: Wie er auf einem verlassenen Gelände am Lenkrad gesessen hat und richtig selbst gefahren ist. Der Vater hat die Gänge eingestellt und vom Beifahrersitz Kommandos gegeben: Jetzt Gas weg, jetzt Kupplung. Sie sind bei offenem Verdeck gefahren.
„Nicht zu kalt?“, fragte Elle.

Ich geh mal davon aus, dass du das vielleicht bewusst so machst. Nur passt dann diese Formulierung nicht so recht:

Stattdessen malte sie den Schülern aus, was Marian gesehen habe.
Da müsste es mMn ‚hatte‘ heißen, noch besser fände ich ‚gesehen haben könnte‘.

Und hier ist das sicher ein Flüchtigkeitsfehler.

Jenny dreht sich um, zeigte mit beiden Händen auf sich und formte [sie] ein entgeistertes Gesicht.

Aufgefallen sind mir die vielen ‚sagte‘. Ich bin nicht sicher, ob du ein Anhänger der reinen Lehre bist, dass man nämlich als Verb, das die wörtliche Rede begleitet, möglichst nur ‚sagen‘ verwenden sollte. Aber 52 ‚sagte‘ sind schon eine ganze Menge. Das fiel mir besonders beim Dialog Marians mit den Eltern auf.

„Wir möchten mit dir reden“, sagte die Mutter abends am Esstisch.

„So“, sagte der Vater schließlich …

Der Herr Roll, sagte der Vater, habe gesagt, es kümmere ihn an sich nicht, wenn Marian Märchen erzähle. Aber wenn seine Tochter sich deswegen nicht mehr in die Schule traue, dann müsse etwas geschehen.
„Was soll ich denn gesagt haben?“, fragte Marian.
Lia, habe der Herr Roll gesagt, sitze manchmal heulend im Zimmer und wolle gar nicht rauskommen.
„Was bitte soll ich denn gesagt haben?“
„Das fragen wir dich.“
„Die schwänzt doch einfach.“
„Hermann. Sag’s ihm.“
Der Vater holte Luft. „Wir seien mit dem Oldtimer in Island gewesen.“ Er seufzte das mehr, als dass er es sagte.
„Also?“, fragte die Mutter.
„Nein -“ Marian wehrte mit den Händen ab.
„Du hast das nicht gesagt?“

Marian schaute auf den Teller. „Ich hab das nicht gesagt, mit Island.“

„Also lügt der Herr Roll?“
„Weiß ich nicht“, sagte Marian.
s Sie stützte die Hände auf den Tisch, um anzudeuten, dass sie sich erhob.
„Nein!“ sagte Marian.
Die Mutter ließ sich in den Stuhl sinken. Sie wartete.
„Nur weil mal irgendein Idiot Island-Lia gesagt hat.“
„Ah -“, sagte der Vater. Er schaute die Mutter an, hob die Brauen und den Zeigefinger.
„Das ist ein halbes Jahr her“, sagte Marian.
„Mit dem Maybach in Island!“, sagte die Mutter. „So dumm muss man erst mal sein.“
„Mit dem Schiff.“

„So!“, sagte die Mutter. „Die Frau Keye. Jetzt ist es die Frau Keye.“
„Salamitaktik“, sagte der Vater.
„Würdelos“, sagte die Mutter.

„Wer schreit, ist im Unrecht“, sagte er sachlich.
Die Mutter sprach ganz leise. „Schrei lauter“, sagte sie.


Vielleicht möchtest du mit dieser (einfallslosen) Wort-Wiederholung die Situation am elterlichen Tisch kennzeichnen und auch ein Schlaglicht auf die Eltern werfen: der Austausch von Platitüden, die Nichtigkeit des Anlasses, die übersteigerte Reaktion aller Beteiligten? Doch so richtig verstehe ich nicht, was das Ganze eigentlich soll – und erkenne leider auch die Autorenabsicht nicht

Inhaltlich scheint mir der Auslöser des Ganzen ein bisschen an den Haaren herbeigezogen zu sein: Die Verwechslung von Island und Wiesland, Marians Verhalten daraufhin, die lange Zeit, die dann vergeht

Die warmen Tage gingen, der Herbst wurde dichter, der Winter kam. Im Januar beim Schlittschuhlaufen
Sie hatten den Tag über am See gelegen und waren das erste Mal im Jahr bis zu den Knien ins Wasser gegangen.
bevor alles am Elternabend wieder aufs Tapet kommt.

Als Leser kann ich nicht so recht glauben, dass diese kleine Begebenheit so einen langen Zeitraum noch wichtig bleibt. Dass es in Marians und Lias Kopf noch vorhanden ist, ja vielleicht – aber die anderen dürften das alles längst vergessen haben.
Du sagst es ja selbst:

Dabei war die Sache offenbar schon nach dem Wochenende durch. Marian rüstete sich für weitere Fragen, informierte sich über Reykjavik, über den Gulfoss, über Thingvellir und den Grabenbruch, aber das war unnötig, es interessierte sich niemand dafür.
Wenn schon, dann bekam es jetzt Lia ab. Island-Lia hörte man eine zeitlang (Zeit lang oder Zeitlang). Wenn sie morgens fehlte, sagte Elle: „Die ist in Island“. Er schaute sich grinsend im Klassenzimmer um. Damit erfand er einen neuen Standard, aber auch der nutzte sich ab.

Ein paar Flüchtigkeiten:
vielleicht steifte er ihnen mit der Hand auch flüchtig durch die Haare.
Er beugte sich zu Lia ihr hin und schmatzte einen Kuss in die Luft.
„Gut“, sagte die Mutter, „dann rufe ihn ihn an und sage ihm, dass er gelogen hat.“
s Sie stützte die Hände auf den Tisch,

Das Ende deiner Geschichte allerdings finde ich sehr schön:

Er hätte gerne etwas gefragt, hätte wissen mögen, wie das gemeint war, dass sie ihm das sagte, ausgerechnet ihm, was das bedeutete. Ganz so, wie er es sich wünschte, fielen ihm die Worte nicht ein. „Warum erzählst du mir das?“, fragte er schließlich.
„Weiß nicht“, sagte sie. „Wiedergutmachung?“
Sie saßen nebeneinander. Lia schnippte mit dem Haarband. Jedes Mal spürte Marian den Ruck an der Schulter.
Da spüre ich den sensiblen Erdbeerschorsch früherer Geschichten.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo @erdbeerschorsch

Aus dem Alter waren sie ja raus: Von den Ferien erzählen.
Und in welchem Alter sind sie eigentlich genau? Ich kann das für mich nicht ganz einordnen, ich denke so an Dreizehn, Vierzehnjährige, aber dafür erscheinen sie mir manchmal fast zu kindisch, z.B. hier: „Lia ist verknallt in Marian.“ — „Island, Island!“ Da sehe ich eher noch jüngere Kinder vor mir.
Hatte sie Wiesland gesagt? Er zögerte, ob er das richtigstellen musste, dann nickte er nur und sagte: „Hm-m.“
Das finde ich einfach Klasse, wie Marian in die Situation rutscht, weil er zu faul, zu unsicher, zu desinteressiert ist, das klarzustellen. Eine tolle Ausgangssituation für eine Geschichte! :thumbsup:
Was sie denn dort angeschaut hätten?
Nach der Darstellung der Lehrerin traute sich Marian zu, einen Geysir gesehen zu haben.
Das finde ich herrlich, diesen Gedanken und die schräge Formulierung dafür.
„Wiesland gibt’s nicht,“ sagte der Vater.
Blöder Bescheidwisser! :rolleyes:

„Und wie lang dauert das jetzt?“ Die Mutter tippte mit dem Finger und zählte zusammen. „Nee, wirklich nicht. Drei Tage hin, drei Tage zurück. Das wär ja verrückt.“
„Das machen selbst die nicht“, sagte der Vater.
Aha! Die scheinen Marians Eltern wohl nicht zu mögen ... So recht verstehe ich aber nicht, was jetzt so außergewöhnlich ist daran, nach Island zu fahren. Machen doch zur Zeit wahnsinnig viele. Aber natürlich kostet es trotzdem es einen Haufen Geld. Marians Familie ist finanziell besser gestellt als die Durchschnitts-Anderen, macht es mir den Eindruck. Maybach, Trompetenstunden, der Vater der einzige Anzugträger, und auch schon älter. Ja, so wird es wohl sein.
Marian rüstete sich für weitere Fragen, informierte sich über Reykjavik, über den Gulfoss, über Thingvellir und den Grabenbruch, aber das war unnötig, es interessierte sich niemand dafür.
Das gefällt mir total, dass Marian erst zu lahmarschig ist, so einen kleinen Irrtum aufzuklären, dann aber so viel Zeit investiert, um für eventuelle Fragen gerüstet zu sein.
Wenn schon, dann bekam es jetzt Lia ab. Island-Lia hörte man eine zeitlang. Wenn sie morgens fehlte, sagte Elle: „Die ist in Island“.
Aber dieser Teil der Geschichte kommt mir nicht so ganz glaubwürdig vor, dass die anderen die Lia deshalb so hartnäckig aufziehen und sie sich das so zu Herzen nimmt. Echt jetzt? Aber man ist eben auch kein Teenie mehr ...
Aber dann beflügelte ihn, was damit im Raum stand. Er trat in die Pedale, vom See hoch nach Hause ging es steil bergauf und die Beine flogen ohne Mühe.
Schön, wie du Marians Stimmung rüberbringst damit.
„Wir möchten mit dir reden“, sagte die Mutter abends am Esstisch.
Puh, sind die steif … Und dann lassen sie den armen Kerl noch so zappeln:
Marian setzte sich auf. „Ja?“
„Jetzt essen wir.“
„Was ist denn los?“
„Nein, danach sprechen wir. Iss erst.“
Genau, mit vollem Mund spricht man nicht!
Marian schob sich die Gabel in den Mund. Er biss auf einen Klumpen Soßenpulver, der sich salzig-säuerlich auf der Zunge löste.
Iiiiiicks! Aber dem Vater hat es ja sehr gut geschmeckt …
Marian schaute auf den Teller. „Ich hab das nicht gesagt, mit Island.“
„Und warum traut sich dann die Lia nicht in die Schule?“
„Weiß ich doch nicht.“
„Also lügt der Herr Roll?“
„Weiß ich nicht“, sagte Marian.
„Gut“, sagte die Mutter, „dann rufe ihn ihn an und sage ihm, dass er gelogen hat.“ Sie stützte die Hände auf den Tisch, um anzudeuten, dass sie sich erhob.
Der Dialog, bzw. alle Szenen mit Marians Familie könnten auch aus einem Loriot-Film stammen, ich sehe sie jedenfalls direkt vor mir, wie sie da steif am Tisch sitzen und mit Contenance ihre Soßenpulverkügelchen zerkauen.
Elle setzte sich neben ihn, schlug ihm schwer auf die Schulter und schüttelte den Kopf. „Schräge Nummer“, sagte er. „Da wirst du uns was erklären müssen.“ Marian drehte sich zur Seite. Er stand auf und setzte sich an einen freien Tisch. „Marian, wie war’s eigentlich in Island?“, rief einer. „Ich fass es echt nicht“, flüsterte Jenny.
Hier ist wieder so eine Stelle, die ich nicht ganz glaube: Die anderen wussten doch die ganze Zeit schon, dass das mit Island Quatsch ist, oder? Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass sie nun, nach so langer Zeit, plötzlich so entsetzt tun? Aber vllt. liegt es wirklich an mir - vllt. ist es doch nur Lia, die Bescheid wußte, und die anderen haben nur ihre Witze gemacht, weil sie Marian für abgehoben halten.
Hör mal“, sagte sie, „kann ich wissen, dass der zu deinem Vater rennt? Der Vollidiot. Was geht den das an. Ich hass den eh. Glaub mir, das wird der bereuen.“
„Warum hast du dir das ausgedacht, mit Island?“ Sie sagte das ohne Vorwurf.
Das spricht beides Lia, oder? Dann musst du da was machen. ;)

Marian und sämtliche Eltern hast du super gezeichnet. Den andern Jugendlichen könntest du noch etwas mehr Leben einhauchen, ein paar Charakteristika, da lese ich nur austauschbare Namen, und deshalb waren das stellenweise auch zu viele. Ansonsten, das habe ich ja schon geschrieben, die Ausgangssituation finde ich wirklich richtig gut, und ich könnte mir vorstellen, dass es da noch ein paar mehr von diesen ungewollten Verstrickungen gäbe, in denen Marian sich verfängt. Ob die Jugendlichen/Kinder wirklich noch so reagieren würden („Island, Island!“) kann man sich fragen. Muss man aber auch nicht. Ich habe deine Geschichte jedenfalls gerne gelesen, und Wiesloch kenne ich übrigens! :lol:

Viele Grüße von Raindog

 

So, hab grad ein Stündchen Zeit, dann will ich mich mal der erfreulichen Pflicht widmen.
Ein paar Fehler habe ich stillschweigend schon mal korrigiert, herzlichen Dank mal so vorab und summarisch an alle Beteiligten!

Hi @GoMusic,

schön, dich hier zu treffen!
-- "an dem "Kuck" hätte ich dich in jeder Maskenball-Story erkannt.
- Du bringst mich auf eine Idee: Ich bringe das jetzt in jeder Geschichte unter und dann schreib ich wirklich mal einen Maskenball-Text und da steht dann "gucken". Und dann schau ich fröhlich zu, wie alle rätseln. :D

-- "Tolle Figurenzeichnung.
Doch leider fehlt mir Ähnliches für die anderen Personen. Die bleiben ein wenig "blass"."
- Das haben auch andere so gefunden. Das ist erst mal ein guter Hinweis, ich verstehe die Kritik sofort, wäre aber von selbst wohl nicht so drauf gekommen. Und auf den zweiten Blick rätsele ich sogar auch jetzt noch etwas. Mir ist nämlich - jetzt fällt es mir wieder ein - schon aufgefallen, dass in jedem Fall Max und Elle recht austauschbar sind und die Redeanteile manchmal ziemlich willkürlich vergeben. Auf der anderen Seite sind es ja aber auch Nebenfiguren, bessere Statisten. Überlädt das die Sache nicht, wenn jeder seinen eigenen ausgestalteten Charakter bekommt?
Ich fürchte, ich kenne die Antwort schon so ungefähr: Nämlich dass es halt nicht zu viel aber auch nicht zu wenig sein sollte. Also, ich kuck mal, dass mir da noch was einfällt (Hoffnung besteht insofern, als ich das bisher wirklich noch gar nicht versucht habe ...)

-- "Da dachte ich erst, wegen den Nachbarn sollte er ruhig sein ... "
- Das mag sogar auch ein Aspekt sein. Obwohl, nein, die Mutter stachelt ihn ja auf.

-- "Da wurde mir klar, die Mutter wünscht sich, dass ihr Sohn gegen den Vater "rebellieren" soll."
- Das ist auch ein interessanter Gedanke. Ich dachte mir eher so, dass sie den Sohn gegen beide aufhetzt, also provoziert, so dass sie ihm dann nachher so richtig böse sein kann.

-- "Du hast da zweimal so ganz lange Bindestriche ...
Hier würden sowie besser drei Punkte passen."
- Gedankenstriche sind das doch! Mir gefallen die oft besser als die drei Punkte. (Gibt's da Verwendungsregeln?)

-- "Würde ich mich an Marians Stelle auch fragen.
Wiedergutmachung ist eine gute Antwort."
- Schön, du findest das also passend. Da gehen die Meinungen, scheint mir, auseinander. Ich nehme mal die Eindrücke auf (Zustimmung zählt wie immer doppelt :schiel:).

Freut mich dass es dir gefallen hat!

Besten Gruß
erdbeershorsch

------------------------

Hi TeddyMaria,

ich Danke herzlich für den ausführlichen und wohlwollenden Kommentar! Schön dass es dir im Großen und Ganzen zugesagt hat. Und hilfreich ist, gezeigt zu bekommen, wo man stolpern kann.

-- "Denn an einer Stelle lässt Deine Geschichte mich irgendwie allein: „Und warum traut sich dann die Lia nicht in die Schule?“
- Und dann löst du es ja doch einigermaßen auf, sogar ungefähr so, wie ich es mir gedacht habe. Ob die Lia so genau weiß, warum sie manchmal schwänzt oder heult, kann sie wohl selbst nicht sagen. Klar ist für mich aber: Die Island-Geschichte hat nichts damit zu tun. Die von ihrem Vater zur Rede gestellt, warum sie schwänzt und dann, tja, was soll sie dann sagen? Da fällt ihr dann dieses Island-Zeugs ein. Vielleicht ist sie ja wirklich ein bisschen verliebt in den Marian und deswegen ist das an ihr hängen geblieben, dass sie da so mit ihm in Verbindung gebracht worden ist, und dann sagt sie das halt so: Dass sie angeblich gehänselt wird, weil sie damals so ausgeflippt ist.
Ja, und jetzt möchtest du da noch was mitgegeben haben, daut man das ausgeflippte Teenie-Dasein besser sieht. Guter Tipp in jedem Fall, ich werd mal in mich gehen. Oder besser außer mich, denn in mir, fürchte ich, finde ich nicht so viele Anhaltspunkte, wie ich das füllen könnte ...

Jedenfalls ist die Hänselei eine Ausrede. Ich habe es mir also nicht so gedacht,
-- "dass dieses, dass Lia gehänselt wird und man auf bestimmte Weise Witze über sie macht, wenn sie abwesend ist, am Ende der Dreh- und Angelpunkt einer Veränderung in der Beziehung zwischen Lia und Marian ist."
Na schön, aber, sagst du jetzt sicher zu recht, trotzdem
-- "finde ich es relativ hm, dass Du das mit einem Vierzeiler abfrühstückst."
- weil du dann wenigstens sehen willst, dass die Hänselei eben nicht der echte Grund ist. Ich müsste also etwas zeigen, das nicht da ist. Langsam dämmert mir, warum das fehlt. Aber das soll keine Ausrede sein: Man kann ja Dinge zeigen, die nicht da sind, und ich würde mich freuen, wenn mir das hier noch gelingen sollte.

Jo, also dann: Schön dass es dir zu größeren Teilen gefallen hat!

Besten Gruß
erdbeerschorsch

---------------------

Hi liebe @Kanji,

man fragt sich ja schon immer mal wieder, warum man sich das eigentlich antut: Da sitzt man stundenlang, um sich etwas auszudenken, was nie stattgefunden hat, ärgert sich dann rum, weil es nicht so richtig passt, freut sich dann vielleicht mal kurz, weil doch was passt, und muss gleich wieder anfangen zu grübeln usw. usw. Und am Schluss ist es natürlich schon immer ganz nett, etwas irgendwie fertig gemacht zu haben, aber dafür der ganze Aufwand? Also, ich weiß ja nicht ...
Na, dann ist es doch viel besser, wenn man ein oder zwei Leute erfreuen konnte, so dass ich mir sagen kann: Juhu! Es hat sich gelohnt. Ob es ein oder zwei sind oder hundert spielt dann schon keine so große Rolle mehr :shy:

Also schicke ich dir mal schnell ein großes Dankeschön für die freundlichen Sachen, die du mir da sagst. *dicken-Blumenstauß-schenk-Smiley*

Einzelheiten:
-- "mir wäre neben ihrem Rad lieber"
- stimmt wohl, machen wir so.

-- "Das ist üüüberhaupt nicht notwendig. Ich schwör’."
- Da ist was dran. Irgendwie hätte ich die Dynamik der Sache schon gerne kurz drin, dass es also am Anfang noch leicht gewesen wäre, eine Erklärung zu geben, und jetzt eben nicht mehr. Aber vielleicht muss es nicht sein, und sicher geht es anders, z.B. auf die Art: "Er fand (längst) keine Worte mehr" oder so.

Am Schluss bei der Wiedergutmachung bin ich mir nicht so sicher:
-- "Auch das muss sie nicht sagen. Du hast alles dafür vorbereitet. Die beiden brauchen nicht mehr Erklärungen."
- Es hat jedenfalls was für sich, das wegzulassen. GoMusic fand die Antwort angemessen, und das lass ich mir natürlich gerne sagen. Trotzdem, schweben lassen könnte besser sein.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

„Ich weiß, dass Niklas in Emilia verliebt ist, ich weiß aber nicht, warum.
Mein Vater hat mir gesagt, dass man eigentlich nie genau weiß, warum
sich jemand in einen anderen verliebt. Als ich ihn gefragt habe, ob er
denn nicht weiß, warum er sich in Mama verliebt hat, sagte er nur:
‚Vielleicht Magie?‘ Wenn ich größer bin, werde ich bestimmt heraus-
finden, ob das sein kann.“ Marie, 6, im Zeitmagazin Nr. 52/ 2013, unter Nr. 12​

Marian schüttelte hölzern den Kopf.

Hi ‘schorch,

schöne Geschichte, dass ich fast das Gefühl hab, Du wolltest mir das potenzielle Thema „Wiesenweihe“ wegnehmen. Zum Glück hat die kath. Fahrgemeinde schon ein Gebot, Du sollst die Weihe nicht missbrauchen, gegen den Titel ausgegeben.

Schräge und feine Schülergeschichte – auch für Erwachsene und Junggebliebene. Mit der Gnade des tauben Ohres und dem Scheitern in jeder stillen Post kann ich mitfühlen …

Damit ich noch‘n paar Zeilen vollkrieg, ein paar Flusen – denn

Aus dem Alter waren sie ja raus: von den Ferien erzählen.
Ist tatsächlich die Frage, ob der Inifinitiv mit oder ohne zu gebildet wird. Aber ich seh das so, dass „raussein“ zwanghaft mit einem Verb der Bewegung verbunden ist, und um raus zu sein muss man erst (he)rauskommen und Verben der Bewegung befreien vom „zu“. Ein Akt der Emanzipation also!

Aber im Ernst, wie spricht sich

¿ „Hm-m.“?
oder auch die Variation über mundartliche Geräusche
„M-hm“, machte die Mutter.
- aus, insbesondere die Striche????
Kleine Flüchtigkeit
Jenny drehte sich um, zeigte …
oder auch hier
„Nein -“ Marian wehrte mit den Händen ab.
„Nein!“KOMMA sagte Marian.
„Ihr wollt das doch so“ schrie er, „ist …

Ich schüttel den Kopf vor lachen ...

Wie dem auch sei,

gern gelesen vom

Friedel

 

Hi @erdbeerschorsch

Die Idee der Geschichte finde ich ausgesprochen gut. Der Text zeigt exemplarisch (wie ich ihn eben lese), wie aus etwas Zufälligem, einem Versprecher, einem Missverständnis eine Spirale entsteht. Die Dinge geschehen, die Figuren handeln als Reaktion, Verhaltenmechanismen werden abgespult, ohne dass die Beteiligten am Ende den Sog aufhalten können. In deiner Geschichte geht das Ganze letztlich gut aus, was den Wohlfühlsehnsüchten der Challenge sicher zugute kommt, die Marian und Lia finden zueinander, ein gewissermaßen logisches Ende des Zufallsgeschehens.

Die Umsetzung gefällt mir teilweise. Die Trennung zwischen Dialogstellen und Handlung verwirren mich an einigen Stellen. Die Jugendsprache, mm, na ja, les das mal in ein paar Jahren, für mich klingt's nur teilweise authentisch. Die beiden Hauptfiguren zeichnest du mit all ihren Widesprüchen, die Nebenfiguren bewegen sich nahe am Klischee (besonders die Eltern).

„Ach was“, sagte die Lehrerin, „in Island!“
Hatte sie Wiesland gesagt? Er zögerte, ob er das richtigstellen musste, dann nickte er nur und sagte: „Hm-m.“
Sie sind mit dem Maybach gefahren.
hier zum Beispiel, erst direkte Rede, dann ohne jeglichen Übergang indirekt, musste ich zweimal lesen.

Sie hatte erst Wiesland verstanden und meinte dunkel, dass ihr das bekannt vorkam. War das nicht ein Stadtteil von Frankfurt?
, also ich kenne Frankfurt ganz gut, wüsste nicht, welcher Stadtteil lautmalerisch ähnlich klingt.

Sie spießte eine Bratwurst auf und langte quer über den Tisch.
„Vorsicht“, sagte die Mutter, „Senf macht Pickel.“
„Mama. Ich will den essen, nicht auf die Haut schmieren.“
mm, klar, die böse Mama, die mit Eltern-Ich spricht und das schlagfertige Töchterchen.

„So halt.“ Die Gesichter der drei, wenn sie erzählen würde, dass ihre Mutter das recherchiert hat.
da fehlt was, oder wolltest du den Satz ohne Verb?

Jenny dreht sich um, zeigte mit beiden Händen auf sich und formte sie ein entgeistertes Gesicht. „What?“, sagte sie.

Marian schaute auf den Teller. „Ich hab das nicht gesagt, mit Island.“
„Und warum traut sich dann die Lia nicht in die Schule?“
„Weiß ich doch nicht.“
„Also lügt der Herr Roll?“
„Weiß ich nicht“, sagte Marian.
diese Dialogstelle gelingt dir super

„Natürlich bin ich schuld, dass die verfickte Lia zu Hause sitzt und heult. Dass die einen beschissenen Liebeskummer hat mit ihrem Elle oder wen die grad geil findet!“
bisschen too much, das verdickt - und das beschissen

Sie fuhren mit den Rädern, Lia voraus. Marian ließ sich führen, einfach so, als müsste es so sein, sie voraus, er hinterher, als könnte das immer so weitergehen, und er brauchte nicht zu wissen, wohin.
beste Stelle:Pfeif:

Er hätte gerne etwas gefragt, hätte wissen mögen, wie das gemeint war, dass sie ihm das sagte, ausgerechnet ihm, was das bedeutete. Ganz so, wie er es sich wünschte, fielen ihm die Worte nicht ein. „Warum erzählst du mir das?“, fragte er schließlich.
„Weiß nicht“, sagte sie. „Wiedergutmachung?“
Sie saßen nebeneinander. Lia schnippte mit dem Haarband. Jedes Mal spürte Marian den Ruck an der Schulter.
braucht es diesen Schluss, die Erklärungsversuche?

viele Wiesland-ist-überall-aber-Wiesloch-ein-Loch-Grüße
Isegrims

 

Hallo @erdbeerschorsch

ich kann mit deiner Geschichte leider nicht so viel anfangen. Das liegt nicht daran, wie sie geschrieben ist, sondern eher am Inhalt. Ich vermisse den Tag Alltag, denn mehr Alltag geht kaum, oder? Und genau das ist mein Problem, da passiert nichts besonderes. Du lieferst einen gekonnten Einblick in das Leben von Jugendlichen, mit all den Irrungen, die wir selbst erlebt haben. Aber irgendetwas muss da doch sein, dass mich fasziniert, packt, weil es eben anders ist als, das was ich oder meine Freunde erlebt haben.

Gelesen habe ich die Geschichte trotzdem, schreiben kannst du ja.

Es klang wie Wiesland.
Wer sagt das?

Er zögerte, ob er das richtigstellen musste, dann nickte er nur und sagte: „Hm-m.“
Ich finde diese Geschichte zu beginn irgendwie doof. Klar, manchmal kommt es zu Missverständnissen, aber was ist das Problem zu sagen: Nahein, Wiesloch! Und darauf baut, dann nachher so viel auf, ein halbes Jahr später noch. Ich weiß nicht ...

„Als ob,“ flüsterte Jenny, „der und Island!“
„In Island. Und das glaubst du?“
Ist Island denn wirklich so ein Ding? Warum ist das so unwahrscheinlich?

Wenn schon, dann bekam es jetzt Lia ab. Island-Lia hörte man eine zeitlang. Wenn sie morgens fehlte, sagte Elle: „Die ist in Island“
Warum ist das so schlimm für Lia? So schlimm, dass sie sogar schwänzt?

Auch Marian legte jetzt manchmal den Mädchen die Arme um die Schultern,
Er legt doch immer nur einen Arm um die Schultern, oder? ;)

Er stand aufrecht. Sie schaute ihn nicht an.
Ich verstehe nicht, was da los ist.

„Was ist denn los?“
„Nein, danach sprechen wir. Iss erst.“
Ich mag die Leute in dieser Geschichte nicht. Die Verhalten sich merkwürdig. Ich kann die Handlungen der meisten nicht nachvollziehen, bekomme keine Verbindung ...

Dieser Streit mit den Eltern – was ist los mit denen? Warum sind die so aggressiv?

Ich sitz vor dieser Geschichte und schüttle beim Lesen die ganze Zeit den Kopf. Ich komm mit den Figuren nicht mit. Und jetzt überlege ich was an der Geschichte anders sein müsste, damit ich besser klar komme. Vielleicht fände ich eine klarere Erzählperspektive besser, den Fokus auf Marian, mehr in seinem Kopf sein. Keine Ahnung, ob es helfen würde, der Inhalt ist für mich irgendwie schwierig.

So ich beende jetzt diesen wirren Kommentar und wünsche dir noch viel Erfolg.

Liebe Grüße,
NGK

 

Hi @erdbeerschorsch!

Das ist ein wirklich guter Text. Besonders gefällt mir, wie du ddn anfänglichen Zufall aufgreifst und dann konsequent durchziehst, das organisch wachsen lässt. Die Story kommt mir auch wenig geplottet/vorgeplant vor; sondern ich habe (zumindet als Lsser - und das ist gut!) das Gefühl, du hast die Island-Sache geschehen lassen und dann einfach geschaut, wie sich das weiterentwickelt, bist deinen Figuren gefolgt und hast sid machen lassen. Wie gesagt, zumindest fühlt es sich so an, und das ist etwas, das sich für mich dann "echt" anfühlt.

Ich nehme dir die Island-Aufzieherei absolut ab, das ist für mich sehr authentisch, sowas passiert in dem Alter. In meiner Klasse haben wir irgendwann mal angefangen, vor 15 Jahren, immer wenn ein bestimmter Kerl gefehlt hat zu sagen, er steht vor der Tür und heult. Na ja, Kinder eben.Das war ein genauso dummer Scherz, sage ich mal, aber Kinder ziehen sich so gegenseitig auf. Meinem Empfinden nach.

Toll auch, wie jede deiner Figuren eigenwillig handelt und seine Agenda hat, die aber nie auserzählt wird wirklich, sondern man bekommt sie als Leser einfach mit; das Mädel, das verknallt ist, etc. Einzig Elle (dachte das ist ein Mädchenname?) kam mir sehr blass vor.

Jo, insgeaamt kam mir das sehr authentisch und organisch erzählt vor, die einzelnen Steps sind total unvorhersehbar. Ich habe das Ganze echt mit einigen Lachern gelesen, ich weiß gar nicht, ob das intendiert war von dir. Auf eine gewisse Weise fand ich das sehr witzig, ist ja irgnedwo auch Komödie in seiner Ursprungsform: Dem Held passiert ein Missgeschick, das immer großere Kreise zieht, und am Ende ist did ganze Klasse plus Eltern irgendwie neben der Bahn. Nicht ganz Komödie ist der Text, findd ich, aber gesunde Anteile davon waren für mich schon drinnen.

"Er stellte das Fahrrad in der Garage ab, stieß die Haustür auf, lief auf Strümpfen in die Wohnung und schwang, eingehängt an Türpfosten und Klinke, den Oberkörper ins Wohnzimmer. "
Hä? Eingehängt an Türpfosten und Klinke?


Jau, hat mir sehr gut gefallen.

Besten Gruß
zigga

PS Entschuldige die Schreibfehler, Tablet, werde sie später killen

 

Hi liebe @Fliege,

schön, dass du vorbeischaust. Und schön natürlich auch, dass es dir halbwegs gefallen hat.

-- "Den Anfang mochte ich total gern (...) wegen der Erzählstimme."
- schreibst du, und dann bedauerst du, dass sie schnell verlorengeht. Ich muss gestehen, dass mir der Bruch auch aufgefallen ist, aber bisher - wie man sieht - habe ich ihn stehen lassen. Die Stimme vom Anfang kann ich nur schwer weiterführen, denn sie kann ja keinem der Beteiligten gehören. Ich würde, wenn man mich fragen sollte, versuchen, sie als eine Art Klassenperspektive zu legitimieren, die in diesem Abschnitt sein darf, später aber nicht mehr greift. Wenn der Bruch nicht gut ist, müsste ich, fürchte ich, eher diesen Ton vom Anfang killen, als dass ich den Rest auf ihn abstimme. Denn, wie gesagt: Wem könnte diese Stimme gehören?

-- "Du bist auch auf dem Kurzsatztripp, aber hier würde ich doch eher ein "und" nutzen."
- Ist schon geändert (meine ich). Kurzsatztrip - das ist doch auch mal was, nachdem ich auch schon für lange Sätze geschimpft worden bin (bin ich das überhaupt? Weiß ich gar nicht mehr so sicher ...)


-- "Ab davon, hat das auch keine schöne Melodie. Brauchts das eigentlich, dass er sich wieder nach vorn dreht? Ich mein, wenn es so holpernd daherkommt?"
- Tja, hm, schwer zu sagen. Für mich braucht's das im Moment schon noch für ein vollständiges Bild. Die Wiederholung finde ich in dem Fall verschmerzbar oder vielleicht sogar ganz passend. Fällt mir nur schwer zu erklären, warum.

-- "Der erste Dialog von Lia und ihren Eltern, der ist schon sehr, sehr fein."
- Das lass ich mir gern sagen :)

-- "Ich habe echt nichts gegen Gestik und Mimik. Aber man ist immer aus dem Gespräch raus, das hemmt die Dynamik ungemein."
- Ja, kann sein. Mir kommt der Dialog alleine halt so nackt vor ...

und an diesem Punkt:
-- "da Körpersprache hier eigentlich nicht dafür genutzt wird, gesagtes zu untermalen oder gar zu ersetzen"
- würde ich gern widersprechen. Hier zum Beispiel: "Los jetzt" - "Schlechte Laune oder was?" Wosieht man jetzt die schlechte Laune? Mir erschiene das zu unvermittelt. Jetzt steht Lia aber ruppig auf und wirft den Rucksack über die Schulter. Ich kann nur sagen, dass das Bild so gemeint war, dass man hier einen trotzigen Impuls sehen können soll. Ob es so ankommt, ist eine andere Sache. Dann - tät ich sagen - müsste ich aber wohl eher an dem Bild arbeiten anstatt es nur zu streichen. Sonst fehlt irgendwie was.
Ich gehe jetzt nicht alles durch, aber wenn ich nun beispielsweise wirklich streichen sollte, dass Elle einen Kuss in die Luft schmatzt und Lia ihm auf den Fuß tritt, dann glaube ich nicht, dass man noch verstehen kann, was da gerade passiert.
Für den Rest sage ich mal summarisch, dass ich auch da meine, dass es eine Funktion hat. Aber ich schau's mir trotzdem nochmal an (das klingt immer so abwiegelnd, aber ich tu's wirklich. Weil ich den grundsätzlichen Einwand, dass solche Elemente aus dem Dialog rauskatapultieren, für plausibel halte.)

-- "hörte man eine zeitlang - neuen Standard, aber auch der nutzte sich ab; klingt wirklich nicht danach als würde hier das totale Mobbing laufen, weshalb Lia nicht mehr zur Schule will."
- Nee, kingt nicht so, oder? Dann schwindelt sie vielleicht, die Göre. :shy:

Dann ist dir der Weg nach Hause und die Begegnung mit der Mutter zu lang. Vielleicht kann da wirklich was raus. Die Idee war natürlich, dass er so beflügelt nach Hause kommt und dann an der Mutter abprallt. Du meinst, der harte Kontrast kommt auch ohne die Details aus? Kann sein, mir wär's auch recht, aber ich trau dem noch nicht so ganz.

-- "aber vielleicht ist das ja genau dein Ding, und dann will ich auch darauf nicht weiter rumreiten. Dann ist das nämlich genau dein Ding :)."
- Nee, kann man so nicht sagen. Ich bastle schon gerne mit Gesten rum, das kann ich kaum abstreiten. Aber Kaugummi will ich auch nicht unbedingt produzieren. Will heißen: Wenn es mein Ding wäre und blöd, dann wär's ja gut, ich würde mir ein anderes Ding angewöhnen.


-- "Verstehe ich nicht, warum sie deswegen nicht mehr zur Schule geht, zumal das ja nun auch ein halbes Jahr zurückliegt und versandet ist. Also muss es in Wahrheit ja einen anderen grund geben und Lia lügt ihre Eltern diesbezüglich an."
- In der Tat, das halte ich auch für wahrscheinlich. Ich schwänze, weil ich grad keinen Bock auf Schule hab - das zu sagen kostet im Zweifelsfall ja auch mehr Mut.

-- "Habe noch immer keinen Schimmer warum dies so ist."
- Jetzt könnte es ihr peinlich sein, was sie angerichtet hat. Letztlich weiß das nur sie. Tja, wie lasse ich das jetzt in die Geschichte einfließen, wenn das Motiv zu verborgen ist?

-- "Okay. Lia hat da ein riesen Problem zu Hause. Das ist hart, sowas rauszufinden. Geht sie deswegen aber nicht mehr in die Schule, um ihren Eltern eins auszuwischen?"
- Das ist gut möglich - jedenfalls für das erste Schwänzen. Oder weil sie halt daran zu kauen hat. Das würde sie dem Papa natürlich auch nicht gerne sagen: Ich schwänze, weil du nicht mein Vater bist ... Wäre ja obendrein auch keine richtig gute Entschuldigung. (Ob diese Sache mit dem Vater wirklich stimmt, weiß zwar keiner ganz genau, aber zumindest lebt sie sich in die Idee so ein, dass es für sie stimmt.)

-- "Warum will sie ihm etwas geben, das er gegen sie verwenden kann?"
- Tja, sie gibt ja eine Antwort. Sie will zeigen, dass sie ihm vertraut oder dass sie ihm was zurück gibt. Aber würde ein Mädchen das wirklich tun? Weiß ich auch nicht. Könnte schon wirklich eine Schwachstelle sein.

-- "Und warum ist das was, was er gegen sie ausspielen kann?"
- Weil es zu Hause zur Megaszene kommt, wenn diese Behauptung in Umlauf gerät. Oder nicht? Also, ich könnt's mir vorstellen.


-- "Dafür, dass ihr Vater ihn in der Elternversammlung als Lügner dargestellt hat?"
- Ja, und dafür dass sie ihm dann noch eine runtergehauen hat.

-- "Aber der Vorwurf bestand ja nicht in der Lüge, sondern weil Lia erzählt hat, sie wird in der Schule gemobbt?"
- Vergeltung muss ja nicht unbedingt gleich sein sondern nur gleichwertig. Marian kriegt zu Hause Stress, Lia kriegt zu Hause Stress. Unterschiedliche Ursachen, gleicher Effekt. Ungefähr so.

-- "Ich krieg die Fäden nicht so ganz zusammen"
- Das finde ich an sich in Ordnung. Alles ist auch nicht eindeutig. Nur wenn die Uneindeutigkeit stört, gibt es was zu tun, und das war ja zum Teil bei dir so. Ich finde ja auch, dass der Umschwung vielleicht etwas schnell ist ...

So, also: schön dass dir manches zugesagt hat und herzlichen Dank für die kritische Stimme!

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hey @erdbeerschorsch,
oh Gott, da blitzen meine eigenen Jugendjahre vor mir auf. Und das ist natürlich gut, denn deine Geschichte kommt sehr authentisch rüber. Furchtbar, wie sehr man damals seine Gefühle verstecken musste, weil man sonst ausgelacht wurde. Na ja, Jugendliche halt. Bin ja froh, dass es zu meiner Zeit noch kein Facebook gab. Das wäre mein sicherer Tod gewesen.
Auch die Eltern erinnern mich an früher, wenn sie auch etwas überspitzt dargestellt wurden, wie ich finde. Aber dieser kleine Satireabstecher tut der Geschichte gut. Ich sehe sofort diese spießbürgerliche Kleinstadtmentalität vor mir. Jeder lästert über jeden, Kinder haben eh nix zu sagen bzw. recht haben immer die Erwachsenen. Die lügen natürlich nie. Alles hat seinen vorgegebenen Ablauf. Frühstück um 7, Mittag um 12, Abendbrot um 6 … und wehe, man hatte keinen Hunger oder schlimmer: Hunger außerhalb der Mahlzeiten. Da stieß man nur auf Unverständnis.
Herrlich, dass der Vater also das ungenießbare Essen als gut schmeckend bezeichnet. Gehört sich so. Egal, was für'n Fraß da steht.
Was mich ein wenig irritiert hat, sind Marians Gefühle Lia gegenüber. Sie ist ja offenbar schon länger verknallt in ihn, und Mädchen sind oft weiter in dem Alter, aber ich habe nicht so recht begriffen, wie das bei ihm aussieht. Im Januar sieht er sie und Elle (hab auch erst gedacht, das wäre ein Mädchen) beim Schlittschuhlaufen, aber ich erfahre nicht, ob ihn das enttäuscht. Erst als er ihren Fuß kitzelt merke ich, was Sache ist. Aber das ist erst ein Jahr später, wenn mich nichts täuscht. Das hat mich kurz irritiert, sonst hat mir die Geschichte gut gefallen.

Ein paar Anmerkungen:

QUOTE="erdbeerschorsch, post: 713484, member: 29138"]die Finger an der Serviette ab und wischte über das Smartphone. „Mit der Fähre! Was das schon kostet.“ Sie tippte und wischte, dann hielt sie Lia das Display hin. „Und das ist erst die Hinfahrt. Also wirklich, vergiss es.“[/QUOTE]
Mannomann, sind die frustriert.

„Arme Sau, wenn der das nötig hat“, sagte der Vater.
Wer hier wohl die arme Sau ist.

„Mama. Ich will den essen, nicht auf die Haut schmieren.“
:lol: 1:0 für Lia!

Kurz danach hast du irgendwo ein und zu viel. Hatte das kopiert, aber dann versehentlich gelöscht, und jetzt kann ich's nicht mehr finden. Vielleicht hast du es ja inzwischen gelöscht.

Lias Hand zuckte zurück. Einen Moment stand sie reglos, dann holte sie aus und schlug Marian ins Gesicht. „Für deine Lügerei!“ Sie riss das Fahrrad an sich und fuhr davon.
Marian hob den Kopf. Am offenen Fenster oben war niemand zu sehen.
Schöner Überraschungsmoment. Macht Sinn, wenn man weiß, wie die drauf sind.

Düstere Tage. Zuhause ging Marian seinen Eltern aus dem Weg. Sie riefen ihn nicht zum Essen, von sich aus ging er nicht.
Das ist mir fast zu übertrieben. Ich meine, dass die Eltern einen an der Waffel haben, ist klar, wegen dieser Island-Story so einen Terz zu machen. Das verbuche ich, wie gesagt, unter Satire und musste grinsen. Aber ihm deshalb nichts mehr zu essen zu geben ist ja schon grausam.

Am Ende schimmert der zarte Beginn einer Teenagerromanze durch, das hat mir gut gefallen. Kann man nur hoffen, dass die beiden auch vor ihren Freunden zueinander stehen können.

Gerne gelesen von Chai

 

Man merkt, ich komme gerade nicht so ganz hinterher. Aber eine oder zwei Antworten schaffe ich doch hoffentlich schnell mal,

liebe @barnhelm,

und ich werde, wie es sich gehört, nicht geschont, da bekomme ich die eine oder andere Nuss zum Knacken. Z.B. hier:
-- "Probleme hatte ich auch mit dem Perfekt, das da mitten im Präteritums-Text auftaucht. Sollte da nicht das PQP als Vorzeitigkeit stehen? Ich kann mir nicht erklären, warum du das so gemacht hast."
- Du hast natürlich recht, und das Blöde ist: So richtig kann ich es mir auch nicht erklären. Ich mache nicht automatisch einen großen Bogen um das Plusquamperfekt, aber hier fan dich das nicht passend. Konjunktiv könnte helfen: Sie seien mit dem dem Maybach gefahren. Dann klingt es allerdings eine Spur distanzierter - und genau, das war's wahrscheinlich, das wollte ich dann nicht. Vielleicht ist es trotzdem besser.
Die Zeit ist dann immer noch nicht präzise, aber zumindest wäre der Satz einer Rede zugewiesen.

Hier allerdings:
-- „Da müsste es mMn ‚hatte‘ heißen, noch besser fände ich ‚gesehen haben könnte‘.“
- würde mir gesehen haben könnte insofern nicht so gut gefallen, als die Lehrerin des dem Jungen ja ohne den Hauch eines Zweifels aufdrückt.

-- „Aufgefallen sind mir die vielen ‚sagte‘. Ich bin nicht sicher, ob du ein Anhänger der reinen Lehre bist,“
- Ja, mehr oder weniger, der halbreinen zumindest. Ich habe ja hier und da mal „quäkte“ oder was anderes, aber das fällt mir in der Tat nicht ganz leicht, mich dazu durchzuringen.

-- „Aber 52 ‚sagte‘ sind schon eine ganze Menge.“
- Klingt viel, stimmt schon. :hmm:

-- „Als Leser kann ich nicht so recht glauben, dass diese kleine Begebenheit so einen langen Zeitraum noch wichtig bleibt. Dass es in Marians und Lias Kopf noch vorhanden ist, ja vielleicht – aber die anderen dürften das alles längst vergessen haben.“
- Sicher. Ist halt eine Ausrede von Lia, die beste, die ihr als Entschuldigung einfällt. Und der Papa kauft das ja auch

-- „Das Ende deiner Geschichte allerdings finde ich sehr schön:
Da spüre ich den sensiblen Erdbeerschorsch früherer Geschichten.“
- Nur da? :heul:


Herzlichen Dank für’s Reindenken und für den ausführlichen Kommentar!

Besten Gruß
erdbeerschorsch

-----------------------

Hi @Raindog,

ich mach's mal eher kurz, damit es vorwärts geht. Lieber komme ich dann mal bei dir vorbei, hoffentlich vor Ende der Abstimmungsphase ...

-- "Und in welchem Alter sind sie eigentlich genau? Ich kann das für mich nicht ganz einordnen, ich denke so an Dreizehn, Vierzehnjährige, aber dafür erscheinen sie mir manchmal fast zu kindisch"
- Des Rätsels Lösung ist: Ich habe sie mir am Anfang etwas jünger gedacht, aber dann sind sie mir unter der Hand älter geworden. Zwischendurch vergeht ja so ungefähr ein halbes Jahr, sie könnten also anfangs zwölf und dann dreizehn sein.
Das kann diese Stelle:
-- " „Lia ist verknallt in Marian.“ — „Island, Island!“ Da sehe ich eher noch jüngere Kinder vor mir."
- allerdings nicht erklären, denn das ist nach dem halben Jahr ...

-- "So recht verstehe ich aber nicht, was jetzt so außergewöhnlich ist daran, nach Island zu fahren."
- Das kommt letztlich an einer Stelle so in etwa raus, aber ziemlich versteckt: Es sind kurze Ferien gewesen, maximal Zeit für drei Tag hin, drei Tage dort, drei Tage zurück. Und das für ein Oldtimertreffen. Irgendwo würde ich das wirklich gerne deutlicher machen, dass es sich um eine Woche Ferien handelt, aber ich weiß nicht so recht, wo ich das unterbringen soll.

-- "Aber dieser Teil der Geschichte kommt mir nicht so ganz glaubwürdig vor, dass die anderen die Lia deshalb so hartnäckig aufziehen und sie sich das so zu Herzen nimmt. Echt jetzt?"
- Nee, ist nur ihre Ausrede. (Dazu steht weiter oben schon das eine oder andere. Wär natürlich schön, wenn man nicht darüber stolpert.

-- "Der Dialog, bzw. alle Szenen mit Marians Familie könnten auch aus einem Loriot-Film stammen"
- Ja, schön, nehme ich gern als Kompliment. Letztlich ist das ja doch - mit vorgezogenem Gruß an @zigga - eine Komödie. Zwar nicht die Schenkelklopfer-Komüdie, aber halt so eine mittelwitzige.

-- "Das spricht beides Lia, oder? Dann musst du da was machen. ;)"
- Stimmt, hab ich zwischendurch schon wieder aus den Augen verloren.

Herzlichen Dank für den schönen Kommentar!

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hey-ho freundlicher Friedel,

eine Antwort an dich sollte ich heute schnell noch unterkriegen, nachdem ich eben die Fehler, die du gefunden hast, korrigiert habe (und du mir sonst nicht die allerhärtesten Nüsse zum Knacken dagelassen hast).

Lustiges Zitat, das du mir zum Einstieg schenkst.

-- "dass ich fast das Gefühl hab, Du wolltest mir das potenzielle Thema „Wiesenweihe“ wegnehmen. Zum Glück hat die kath. Fahrgemeinde schon ein Gebot, Du sollst die Weihe nicht missbrauchen, gegen den Titel ausgegeben."
- Ja, und du siehst: Ich hab mich dran gehalten.

Wie man "m-hm" spreche oder auch "hm-m" (oder hieß es anders?), fragst du, und ich tät sagen:
"m/Pause/hm" sowie "hm/Pause/m", also mit weniger innerer schnappatemdrohender Verrenkung als beispielsweise "mhhh".

-- "Ich schüttel den Kopf vor lachen ..."
- Das kann nie verkehrt sein.

Freut mich, dass du vorbeigeschaut, etwas dagelassen und auch mitgenommen hast.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hi @Isegrims,

es ist eine Weile her, Zeit wird's, dir (und einigen anderen) für den Kommentar zu danken.

-- "Die Trennung zwischen Dialogstellen und Handlung verwirren mich an einigen Stellen."
- Ob du den Einwand wohl so ähnlich meinst wie Fliege? Könnte sein. Du zitierst die Stelle mit dem Maybach. Ja, stimmt, das ist sicher nicht regelkonform, zumal es ja nicht einmal indirekte Rede ist (kein Konjunktiv). Man könnte das vielleicht als Zusammenfassung der wirklichen Reden lesen. Oder vielleicht auch als Darstellung dessen, was der darüberschreibende Klassengeist aus den Reden mitnimmt. Oder ähnliches. Ich kann es dummerweise nicht ganz erklären, aber ich empfinde das als ein gewisses Dilemma: Echte indirekte Rede (weiß nicht, ob die dich weniger stören würde) mit Konjunktiv würde (hab ich das Gefühl) eine gewisse Distanz herstellen, die mir da nicht so gefallen hat; und direkte Rede - war mir zu direkt. Der sitzt ja da und nuschelt unwillig rum. Das ist mir dann zu gestochen in direkter Rede.

-- "Die Jugendsprache, mm, na ja, les das mal in ein paar Jahren, für mich klingt's nur teilweise authentisch."
- Ja, gut, mach ich, wir sprechen uns dann :p

-- "die Nebenfiguren bewegen sich nahe am Klischee (besonders die Eltern)."
- Jedenfalls sind sie grell gezeichnet. Gibt es so ein Elternklischee? Kann schon sein.

-- "also ich kenne Frankfurt ganz gut, wüsste nicht, welcher Stadtteil lautmalerisch ähnlich klingt."
- Tja, dann bringt die Lia wahrscheinlich was durcheinander ...

-- "mm, klar, die böse Mama, die mit Eltern-Ich spricht und das schlagfertige Töchterchen."
- Ja, sicher, ein vermeidbarer Witz, also: Halt ein Witz. Die böse Mama - würd ich an der Stelle jetzt aber nicht sagen. Ich finde aber, das pass halbwegs zur Lia, dass sie sich nicht so leicht reinreden lässt usw.

-- "oder wolltest du den Satz ohne Verb?"
- Ja, war schon Absicht.

-- "diese Dialogstelle gelingt dir super"
- Merci *Blumenstraußsmiley*

-- "bisschen too much, das verdickt - und das beschissen"
- too much im Sinne von unrealistisch würd ich nicht sagen, too much im Sinne von nicht schön zu lesen sicher irgendwo.

-- "braucht es diesen Schluss, die Erklärungsversuche?"
- Meinem Eindruck nach schon. Aber ich weiß es nicht.

So, also nochmal: Herzlichen Dank für den Kommentar. Schön, dass dir das eine oder andere gefallen hat. Ich will mich nicht rausreden, aber Challenge und Wohlfühldings trifft's schon ganz gut: Das ist letztlich ein Unterhaltungstext (gäbe es den tag, hätte ich ihn gewählt), die ganz tiefe Tiefe strebt er nicht an.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

---------------------------

Hi @Nichtgeburtstagskind,

wirrer Kommentar - hätte ich mich nie zu sagen getraut, aber wo du's sagst, fällt mir schon was auf :peitsch:
Nämlich: Erst ist es dir zu gewöhnlich, und dann sind dir die Figuren zu ungewöhnlich.
Aber nein, ich versteh schon: Das betrifft zwei verschiedene Ebenen.

-- "Aber irgendetwas muss da doch sein, dass mich fasziniert, packt,"
- es wäre natürlich nicht schlecht - aber muss es?

Es klang wie Wiesland.
--"Wer sagt das?"
Na, der Erzähler. Und wer es wahrnimmt - das sind alle Anwesenden, Lehrerin und Klasse (womöglich sogar einschließlich Marian).

-- "Klar, manchmal kommt es zu Missverständnissen, aber was ist das Problem zu sagen: Nahein, Wiesloch!"
- Ein Problem ist es nicht. Wenn ich mal so für mich sprechen soll: Ich hab im Lauf der Zeit schon mehrere Dinge stehen lassen, die zu korrigieren nicht viel gekostet hätte, wo es aber auch nicht drauf ankam. Wieland oder Wiesloch - wen interessiert das an dem Punkt schon?

-- "Und darauf baut, dann nachher so viel auf, ein halbes Jahr später noch. Ich weiß nicht ..."
- Das sind zwei verschiedene Sachen, oder? Das Missverständnis als Ereignis abzulehnen oder hinzunehmen ist das eine. Also die Frage: Warum korrigiert er das nicht. Wenn er es aber nun nicht korrigiert, dann kann natürlich alles mögliche auf das Missverständnis aufbauen. Man kann dann - das wäre die zweite Sache - das, was darauf aufbaut, immer noch unglaubwürdig oder langweilig finden. Das hätte dann aber eher mit der Bedeutung dessen, was gesagt worden ist, zu tun, nicht mehr damit, ob es annehmbar ist, dass der Junge das nicht korrigiert. Das kann dann natürlich wieder sein: Das, worum es geht - ob Marian in Island gewesen ist oder nicht - ist dir zu banal, als das etwas darauf aufbauen könnte. Ich würd mal sagen, so ganz egal wäre mir das als Schüler nicht gewesen, wenn einer aus der Klasse so was zusammenfabuliert hätte. Es hätte mich auf jeden Fall irritiert. Eine gewisse Unruhe kann der Marian im Anschluss schon haben, dass das rauskommen könnte. Und mehr als das ist da bei ihm ja auch nicht ...


-- "Ist Island denn wirklich so ein Ding? Warum ist das so unwahrscheinlich?
- Tja, da hat sicher eine Info gefehlt. Ich hab mir das so gedacht, dass das kurze Ferien gewesen sind, und so steht es jetzt auch da. Man hat sich das aus der Recherche von Lias Mutter halbwegs erschließen können, aber stimmt schon, das war zu umständlich. Wenn es also nur eine Ferienwoche war und sie sind mit dem Oldtimer drei Tage im Schiff hin und drei Tage zurück - dann kann das hoffentlich doch einigermaßen extravagant wirken, oder?

-- "Warum ist das so schlimm für Lia? So schlimm, dass sie sogar schwänzt?"
- Sie schwänzt ja nicht deswegen, das behauptet sie nur. Irgendwas muss sie dem Papa ja erzählen.

Das sind mal so ein paar Erklärungen. Dass du die Leute in der Geschichte blöd findest lässt sich sicher nicht wegerklären. Das ist halt so. Verstehen kann man es ja.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

------------------------

Hi @zigga,

dich krieg ich hier auch noch schnell unter, damit es mal vorwärts geht.
Und das ist ja sehr erfreulich, was du mir da schreibst. Das natürlich schön, wenn es auch ein paar Leute dazwischen gibt, bei denen nahezu alles so ankommt wie es soll. Es gibt Lücken, das ist klar, und die können entweder als Freiheiten (fürs en Leser) oder als Mangel gesehen werden. Du siehst sie als Freiheiten - klar, dass mir das gefällt. Und ich muss ja gestehen, ich find das Ganze schon auch authentisch :schiel:

-- "Die Story kommt mir auch wenig geplottet/vorgeplant vor; sondern ich habe (zumindet als Lsser - und das ist gut!) das Gefühl, du hast die Island-Sache geschehen lassen und dann einfach geschaut, wie sich das weiterentwickelt"
- Ja, zu einem großen Teil. So ganz genau kann ich es aber gar nicht mehr sagen. Wie es endet, war am Anfang jedenfalls offen. Ja, doch, das dazwischen eigentlich auch. Es hätte z.B. auch eine richtige fiese Mobbing-Geschichte daraus werden können, das hat mir sogar eher vorgeschwebt. Aber das hat sich dann nicht so ergeben.

-- "Auf eine gewisse Weise fand ich das sehr witzig, ist ja irgnedwo auch Komödie in seiner Ursprungsform"
- Ja, Komödie ist es wirklich, würd ich schon sagen. Nicht, dass es so geplant gewesen ist. Und nicht, dass das Teil zu schallendem Gelächter Anlass gibt oder geben soll. Aber wenn man es sich so vorstellt: Messer auf die Brust: was ist es, Tragödie oder Komödie? Dann gibt es schon eine Antwort, die deutlich besser passt als die andere.

Elle ein Mädchenname - das ist nicht nur dir so gegangen. Ich dachte an eine Kurz- oder Spitznamenform von Elias. Er darf auch gern anders heißen. Vielleicht "Pelle"? Na, besser ganz anders.
Und blass findest du den. Mal sehen, wo wir dem Guten vielleicht noch ein bisschen Pfeffer mitgeben können.

-- "Hä? Eingehängt an Türpfosten und Klinke?"
- Ja, sicher: eine Hand am Rahmen, eine an der Klinke, und dann schwingt der so mit dem Oberkörper rein. Ich hab der Darstellung allerdings auch nicht ganz getraut. Ich wollte ganz gern diesen Kontrast haben: Er kommt überschwänglich-euphorisch nach Hause, da prallt er dann auf die Mutter. Da kam dann diese Vorstellung. Muss vielleicht nicht sein, wenn's zu umständlich ist ...

Jo, dann also: herzlichen Dank und besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hey-ho Chai,

da komm ich mal wieder kurz aus der Versenkung hervor, um dir endlich für den schönen Kommentar zu danken. Nicht übersehen, nicht vergessen, aber manchmal dauert's halt leider ein bisschen.

Viel Kritik habe ich ja nicht von dir abbekommen (und das ist natürlich immer erfreulich :) ). Hier gibt es einen Aspekt:
-- "Was mich ein wenig irritiert hat, sind Marians Gefühle Lia gegenüber."
- Ich würde es mir gerne leicht machen, indem ich sage: Ihn irritiert das auch. Könnte ja sein. Der Funke springt halt erst langsam über, als er sie anzufassen beginnt.

Elle sollte ich wohl wirklich umbenennen. Ich kenn das als Kurzform von Elias. Vielleicht schreibt man das auch "Ele", ich kenn's nur gesprochen, aber besser wird es dadurch auch nicht. Irgendwie anders. Ich hab da so einen El(l)e vor Augen, den ich mir da bei dem Namen vorstelle, aber da das außer mir niemand tut, kann der Name auch anders aussehen.


-- "Das ist mir fast zu übertrieben. Ich meine, dass die Eltern einen an der Waffel haben, ist klar, wegen dieser Island-Story so einen Terz zu machen. (...) Aber ihm deshalb nichts mehr zu essen zu geben ist ja schon grausam.
- Ja, ein bisschen hart ist es schon. Aber nicht ganz so hart: Beim Abendessen würde er schon was kriegen, aber da will er nicht dazukommen, weil ihm die zwei Gestalten ohnehin den Appetit verderben würden. Und später ist es dann weggeräumt. Das könnte man den Eltern vielleicht dich wieder zutrauen, dass die einfach abräumen und sich sagen: Selber schuld. Die wissen ja auch, dass er nicht verhungern muss, weil der Kühlschrank voll ist.

Schön, dass es dir gefallen hat!

Besten Gruß
erdbeerschorsch

------------------------

So, liebe @maria.meerhaba,

auch du sollst endlich Antwort von mir haben. Da komme ich (unterm Strich) so gut weg, und dann lass ich dich warten. Ja, war ein bisschen eng in der letzten Zeit.
Und der Mittelteil war dir also zu zäh. Ja, hm, schade, wär doch schön, wenn du dich rundum behaglich gefällt hättest. Aber das ist wohl schon ein bisschen sprunghaft. Aber wie kriegt man das anders hin? Streichen geht ja nun mal nicht. Wenn es länger wird - wird es dann mic eher noch zäher? Der Mutter will man wahrscheinlich nicht unbedingt länger direkt bei Recherchieren zuschauen. Aber möglich wäre vielleicht, in dieser Szene erst bei Lia zu bleiben, vielleicht wie sie sich überlegt, ob sie den Eltern überhaupt davon erzählen will - die Eltern sind ja schließlich ziemliche Schafsköpfe - aber dann macht sie's doch, weil sie eben heimlich gern von diesem Marian erzählt. Könnte vielleicht gehen.

Den einen großen Zeitsprung vom Herbst (oder so) bis es wieder warm wird, werde ich aber sicher trotz allem so drin lassen. Das auszugestalten hieße ja, dass ein Roman daraus würde. Oder ganz ohne Zeitsprung? Hm, von der Logik her geht das. Wäre eine Überlegung wert.

Wie auch immer sich das entwickelt: Es wird sicher dauern, bis ich da mal wieder richtig drangehe. Erst müsste eine Idee vorbeischauen, und die sind oft nicht so flink.

Herzlichen Dank also für den schönen und unterhaltsamen Kommentar!

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo @erdbeerschorsch,
die skandinavische Verwirrung leitet mich unmerklich zu der Verwirrung der Herzen. Und so leide ich mit Marian und hoffe mit ihm. Ein wissendes Schmunzeln auf den Lippen folge ich den Protagonisten und muss mich zur Ordnung rufen, als ein “Ach!“ meiner Brust entfleucht, wenn die Angebetete und gleichermaßen Verfluchte ihrem Isländer seine künftige Bestimmung als Mann lehrt: Dem Rocke zu folgen.
Eine, vielleicht schwer nachvollziehbare, Assoziation: “Electric Guitar“ von Tocotronic höre ich dudeln.
Wunderbare Geschichte, gekonnt arrangiert, das Lebensgefühl einer Lebensphase eingefangen, an die ich mit sehnsüchtigem Schaudern zurückdenke.
Danke für dieses Kleinod!
Grüße!
Kellerkind

 

Hi @Kellerkind,

schön, dass du vorbeischaust! Und noch schöner, dass dir der Text gefallen hat - und das in so feinen Worten ausdrückst. Ich kenne und schätze dich als versierten Kritiker und lasse mich gerne von deinem Loblied besäuseln. A propos Lied: Später hören sie dann "Pure Vernunft darf niemals siegen", aber in der Stimmung sind die zwei jetzt noch nicht. Nicht, dass ich Tocotronic wirklich kennen würde (:shy:), aber ich hab deiner Assoziation eben mal nachgelauscht und bin dann von hier nach da noch ein, zwei Schritte weitergestolpert. Für diesmal also noch "Electric Guitar". Schwer nachvollziehbare Assoziation? Nee, passt doch: Ich erzähle dir alles und alles ist wahr.

Herzlichen Dank für den hübschen Kommentar!

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

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