Was ist neu

Windschattenjahre

Challenge-Text
Challenge-Text
Wortkrieger-Team
Monster-WG
Seniors
Beitritt
19.05.2015
Beiträge
2.573
Zuletzt bearbeitet:

Windschattenjahre

Georgia verschwand an einem Sturmtag, der heulend die Stadt anzischte, Fassaden verletzte, während Sturzbäche auf den Asphalt krachten, Neonblitze den Tag erhellten und die Menschen in die Häuser flohen.

Ich stieg triefnass die Treppen hoch, hörte dem Holz zu, das unter den Schuhsohlen ächzte, kam im vierten Stock an, schnaufte aus, freute mich über das satte Klicken der Tür und schlüpfte in das Dachwohnungsnest, das wir damals bewohnten. Ich schnüffelte durch den Flur und roch sie nicht mehr, ließ die Stille langsam in mich sickern. Der Apfelduft des Reinigungsmittels schlug mir entgegen, darunter war nichts, kein Menschenhauch, kein Georgia-Parfüm. Die Kissen, die Decke lagen sauber gefaltet auf dem Bett, der Küchentisch blitzte wie eine leergefegte Insel, auf der Kommode stand die Vase mit den bunten Blumen, die ich gestern mitgebracht hatte. Die Zettel fehlten, die Haarbänder, das Porzellanblumenschälchen, in das sie Uhr und Schmuck legte, wenn sie heimkam. In den Schränken lachten mir Kleiderbügel entgegen, verhöhnten mich. Ich zögerte, begriff, riss Schubladen auf und wünschte mir, einen der Hauchzartstrings zu finden, durchsichtig, schimmernde Haut darunter, die pulsierende Hitze ihrer Haut. Dann setzte ich mich auf die Bettkante und schloss die Augen.
Ich nahm das Handy, streichelte über das Display, suchte, wartete auf eine Verbindung, erfuhr, dass der Teilnehmer nicht erreichbar sei. Schließlich öffnete ich den Ordner mit den Fotos, blätterte durch die Bilder, schaute manche lange an, stellte mir ihre Haare, ihre Haut vor, löschte jedes einzelne, verwischte die Spuren und versteckte Georgia, sperrte sie weg. Dann nahm ich eine Glückspille und schlief ohne Traum.

„Du bist ekelhaft, ein kalter Egoist, der an nichts als seinen miesen Geschäften interessiert ist“, hatte Georgia gesagt. Die Worte vergaß ich nicht, schließlich verließ mich ihre Kaminfeuerstimme.

***

Ich dachte, dass alles anders wäre, wenn ich mich von Karl befreite. Weil ich ihn so sehr liebte, dass nichts von mir übrigblieb. Jeden Tag fieberte ich darauf hin, ihn zu sehen, um ihn zu streicheln, ihn zu spüren und zu lieben. Ihm war’s egal, er bemerkte es nicht. Seine Gleichgültigkeit, die Kälte, die von ihm ausging, fraß mein Herz auf. Er konnte stundenlang über die Verwicklungen seiner Geschäfte sprechen, chinesische, südamerikanische Aktien, Derivate, Investments, die er sich ausgedacht hatte. Ich hörte zu, starrte in seine glühenden Augen, war eifersüchtig auf die Begeisterung, die ihn packte, die Gesten, die einen Dirigenten vor einem großen Orchester zeigten. Wenn ich von mir, den Schülern, denen ich Italienisch beibrachte, meinem Kinderwunsch erzählte, zuckte Karl, erstarrte, öffnete eine Flasche Wein und wartete darauf, dass meine Worte versickerten.

Ich ging, ohne eine Spur zu hinterlassen, anders war’s nicht möglich. Seither sind fast zehn Jahre vergangen, zu viel Zeit, um es für einen Wimpernschlag zu halten. Ich hatte einen Mann. Ich hatte ein Kind, weggestorben, noch bevor es zur Welt kam. Ich stelle es mir als Engel vor und finde es manchmal oben am Himmel. Dann bin ich nach Italien zurück, in den Staatsdienst eingetreten, pendle jetzt zwischen Rom und Catania. Ab und zu treffe ich mich mit Männern, was soll man machen, wenn man allein ist. Meine Eltern wohnen nicht weit von mir. Ich liebe sie.

Da war dieser Urlaub, als ich Karl meine Heimat zeigen wollte. Sizilien glänzt am schönsten, wenn die Wüstenglut aus der Sahara herüberweht, die Insel gefangen nimmt und in einen Dämmerzustand versetzt, die Menschen trunken von der Sonne den Schatten suchen, in kühlen, abgedunkelten Räumen die Tage verdämmern. Karl und ich verbrachten die Zeit zwischen Kissen und Decken, die wir nie aufschüttelten, die vom Liebesschweiß durchtränkt waren, mit fröhlichen Abenden in der Trattoria, bei Tanten und Onkeln, berauscht vom Wein und in den Nächten mit den schamlosesten Zärtlichkeiten. Wir schafften es nicht, zum Ätna hochzufahren, zum Gipfel zu wandern und den Vulkan zu spüren, der die ganze Gegend prägt, schoben den Ausflug immer weiter vor uns her, bis uns keine Zeit mehr blieb.
Wir saßen beim Frühstück, rührten im Espresso, nippten daran, eine Welle heißer Luft drang von draußen herein, als ich den Laden zurückschlug und das Fenster einen Spalt öffnete.

„Ich glaube, der Ätna will uns nicht. Heute wird’s auch nichts mit dem Gipfelausflug“, sagte ich und streichelte seinen Oberkörper. Karl schaute kurz nach draußen und sagte leise, ohne dass er den Blick vom Horizont abwandte: „Weißt du, was wir machen? Wenn wir uns je verlieren, egal, was passiert, treffen wir uns heute in zehn Jahren, am 25.Juli, 16 Uhr, oben auf dem Ätna, am Hauptkrater.
„Und was, wenn wir Kinder haben?“, fragte ich.
„Dann nehmen wir sie mit.“
„Einverstanden.“
„Versprichst du mir das? Egal, was passiert?“
„Ja, ganz egal, was passiert.“

Danach küsste er mich und ich spürte eine Erleichterung, als hätten wir uns dadurch Ewigkeit verschafft.

***

Ich bestelle ein Taxi, das mich zum Commerzbankturm bringt, obwohl ich vom Westend aus hinlaufen könnte. Bevor ich ihnen entgegentrete, erleichtere ich mich auf den Vorstandstoiletten des 49. Stocks, ziehe an dem Zipper, spritze gegen das Porzellan und blicke auf die Stadt, die sich vor mir ausbreitet. Urinal ist an der Außenwand des Gebäudes angebracht, darüber ein Panoramafenster. Ich betrachte die Dächer der Kaufhäuser, die Ameisenmenschen in Sommerkleidern, atme tief durch, obwohl der Strahl, den ich gegen das Porzellan spritze, sie nicht trifft, bemerke Krähen, die in Höhe des Aussichtspunktes segeln, als spielten sie mit der Luft, als genössen sie es, sich fallen zu lassen und wieder aufzusteigen. Vielleicht planen sie ein Picknick ganz oben auf dem Turm, dort, wo die Vorstände nicht mehr hinkommen.

Ich komme gleichzeitig mit den anderen zum Besprechungsraum. Reimer weist zur Tür und lässt mir den Vortritt. Seine beiden Assistenten zeigen ihr Harvard-Uni-Sankt-Gallen-Grinsen und tragen Aktenpapiermäppchen. Alle drei setzen sich mir gegenüber. Ihre Rasierwasserdüfte wehen als Kräuterteemischung zu mir.
„Wir haben unser Engagement geprüft und eine Entscheidung getroffen, Karl, wir steigen aus. Ich kann’s nicht mehr verantworten, leider. Cum-Ex-Geschäfte, Sojabohnenpreise, soll ich dir alles auflisten? Völlig undurchsichtig, was du machst. Bis Ende des Monats muss die Einlage wieder bei uns sein!“

Die Kerle neben ihm lächeln. Reimer schaut mich zum ersten Mal an, faltet die Hände, als wolle er beten, lugt unter der Brille hervor und zeigt mir Ich-kann-nichts-mehr-für-dich-machen-ich-hab-das-nicht-alleine-entschieden-Augen.
„Wir kommen bestimmt irgendwann wieder ins Geschäft,“ sagt er aus dem Off.
Die Maschine in mir rattert, zerkleinert die Wut zu Brei, ich wappne mich, nehme Haltung an.
Ein wohliges Sausen fließt mir durch den Bauch, als ich den Turm hinabschwebe, als wäre ich eine der Krähen, die an der Glasfassade vorbeigeflogen sind. Es gibt eine Lösung, über die ich schon lange nachgedacht habe. Heute ist der 21. Juli.


Im Club wummern Beats, bedrängen und penetrieren mich, wabern im Bauch. Ich spüre die Hitze der wogenden Körper, die Lichtkugelblicke, die sich ins Nichts richten, die Barrieren, mit denen wir uns umgeben. Wodka hetzt durch meine Kehle und ich lasse mich von Traumbildern treiben, die vor meinen Augen entstehen, Fantasiegebilden, Dämonenfratzen, Engeln. Ein Kerl tanzt eine Feenschönheit an, Haare umhüllen die Gestalt bis zu den Beinen, pechschwarze Seide fließt über ihren Rücken. Ich beobachte ihre Bewegungen, die sich wiegenden Hüften, stelle mir ihre Küsse vor, bis ein Mann im Blickfeld auftaucht, seinen Rhythmus ihrem anpasst, sie auf einer Woge reiten und ich die Teufelsfratze des Kerls wahrnehme, die mich angrinst, ein rotes Blutgesicht mit Hörnern und Gletscheraugen. Am nächsten Morgen wirbeln Wodkastürme in meinem Kopf, die Satansaugen verfolgen mich, der faulige Geschmack im Mund lässt sich nicht beseitigen. Die Bettdecke fühlt sich kühl an, das Hämmern lässt nach, als ich die doppelte Pillenportion genommen habe. Ich wundere mich, dass ich mich in meiner eigenen Wohnung wiederfinde. Der Rothko an der Wand gegenüber dem Bett, die roten aufgerauten Flächen rotieren und zeigen mir die grinsenden Teufelsfratzen aus dem Club.

Der Jahrestag rückt näher, die zehn Jahre sind vorbei, die Verabredung auf Sizilien, die Georgia bestimmt vergessen hat. Ich werde hinfliegen, egal, ob ich sie dort vorfinde, oder nicht. Ich durchstöbere das Gedächtnis, denke an sie, an die Luftzeit, die Frühlingsglückstage, die Nächte, in denen das Aufwachen ebenso schön wie das Einschlafen war, weil ich ihrem Atem lauschen konnte und an die Schuld, die ich auf mich geladen, das Leid, das ich ihr angetan habe. Ein paar Tage noch, viel Zeit, wenig Zeit, je nachdem. Ich buche Tickets nach New York, Catania, Acapulco.

***

Das Smartphone vibriert, obwohl ich es lautlos gestellt habe, verlangt volle Aufmerksamkeit, tanzt, schwebt über die Tischplatte, Millimeter nur, aber so aufgeregt, als wäre es ein Wesen, das zu schreien und weinen vermag. Der Anruf kommt von der Dienststelle in Rom, unterbricht die Stille des Sommerurlaubs mit der Nachricht, auf die ich gewartet habe. „Der Drache ist unterwegs, er fliegt nach New York und anschließend nach Catania. Die Maschine landet am 25. Juli frühmorgens.“ Drache. Den Codenamen habe ich ausgewählt. Für mich war er einer, feuerspeiend, schuppig, mit meterdicker Haut, die sich rau und kalt anfühlte, mit Dornen und Stacheln, Augen, die mich verzehren, töten konnten, mit der Kraft zu zerstören und jeden zu beschützen, der zu ihm gehört. Sein Drachenwesen hatte ich vor allem anderen geliebt, die Fähigkeit zu Grausamkeit und größter Zärtlichkeit zugleich, die Kraft, die in ihm steckte. Und doch hörte ich sein Drachenherz nicht pochen, als ich es am meisten brauchte, Wut, Angst, Enttäuschung zerfetzten und verwirrten mich. Deshalb hinterließ ich damals keine Spuren.

Wir spazierten am Main entlang, hielten uns an der Hand, beobachteten die anderen Pärchen, einige, die miteinander schwiegen, andere, die sich ineinander vertieften, gestikulierten, diskutierten, Familien mit Hunden und Kinderwagen. Der Frühling erfüllte die Luft mit Zwitschern. Wir setzten uns zwischen die Leute ans Ufer, die Bier tranken, rauchten und Musik hörten. Ich wusste, dass ich es ihm sagen musste, es nicht mehr aufschieben konnte.

„Ich hab ein Geheimnis, Karl.“
„Erzählst du’s mir?“
„Dann wär’s kein Geheimnis mehr.“
„Warum hast du davon angefangen, wenn du’s nicht erzählen willst?“
„Weil’s dich auch betrifft.“
Karl stand auf, fuchtelte mit den Händen, lachte, lief zum Main, zeigte zum Wasser.
„Wenn ich reinspringe und zur anderen Seite schwimme, sagst du's mir dann?“
„Nein, du Spinner!“
Er zog sich das Shirt über den Kopf, die Schuhe aus, nestelte an der Hose.
„Ich kann auch nackt rüber schwimmen. Außerdem nehme ich dich mit.“
Er umarmte mich, steckte mir die Zunge in den Mund, wollte mir das Top abstreifen.
„Nein, ich sag’s dir nicht.“
„Komm schon!“
Dann küsste er den Hals, den Bauchnabel, drückte mich an sich.
„Okay, ich sag’s dir. Ich bin schwanger.“
Er setzte sich auf, starrte auf die Silhouette der Stadt, den Kaiserdom, die Türme.
„Was? Bist du sicher?“
„Ja, gestern war ich beim Frauenarzt.“
„Von wem ist es?“
Ich nehme erst gar nicht wahr, was er da sagt.
„Warum fragst du das?“
„Na ja, muss ich doch wissen.“
„Ich denke von dir, ja, wahrscheinlich von dir!“, schleudre ich ihm ins Gesicht.
„Willst du’s behalten?“
Ich stehe auf und laufe davon, drehe mich nicht um. Er kommt mir nicht hinterher.

***

Im Spiegel sehe ich morgens einen Kerl mit Welteroberungslächeln, ein Fürst, ein König mit Satansgesicht. Selbst die Krone deutet sich über den wirren Schattenhaaren an. Die weißen Barthärchen, die Warze neben der Nase, die Furchen auf der Stirn, existieren nicht, waren nie vorhanden, weil ich es nicht wollte, ich, der Gott meiner Welt. Der Rasierer kreischt wie Kreide auf einer Schultafel. Danach streichle ich die weiche Haut und stelle mir die feine Georgia-Klavierhand vor, die mit den Fingerspitzen über meine Wangen haucht. Es kommt mir vor, als hätte es nach ihr keine anderen gegeben, nichts als aneinandergereihte Abenteuer.

Die Maschine hebt ab, steigt auf. Ich bin bereit, die Dämonen zu besiegen. Ich lehne mich im Businessclass-Seat zurück. Als der Anflug auf New York beginnt, habe ich eine Menge Transaktionen erledigt, Geld verscharrt, Mails losgejagt und den Akku des IPhones wundgewhatsappt. Auf dem Weg zum Hotel betrachte ich die Menschen auf den Gehsteigen, die Bettler mit umgehängten Schildern, auf denen ihr Schicksal verzeichnet ist, die Frauen mit Nylonbeinen, die sich gegen die Hitze stemmen, in Ich-bin-auf-dem-Weg-nach-oben-Kostümen, die Männer in Businessjeans, Karriereanzügen, die Laptoptaschen geschultert wie Waffen. Ich werde die Einladung zum Galageburtstagsempfang mit einem Besuch bei Jerzy verbinden, um die Zukunft zu regeln.

Hill hält das Champagnerglas wie eine vorwurfsvolle Aufforderung und begutachtet mit Gefrierpunktaugen die Eintreffenden im Lüstersaal des Ritz.
„Da bist du ja, Karl! Ich habe schon auf dich gewartet.“
Ich lächle. Betrunken grinst Hill wie Mickymaus. Eine Hand reicht mir ein Glas Champagner. Als ich die Lichtaugen der farbigen Dienerin sehe, die Marmorfigur, die sie in eine Göttin verwandelt, senke ich den Blick.
„Die Kleine ist scharf, oder? Wusste gar nicht, dass du auf was Exotisches stehst.“
Ich starre Löcher in die Luft, sage nichts.
„Ich kann dir die Nummer von ihr besorgen.“
„Du bist so ein Scheißkerl“, zische ich Hill an.
„Ach übrigens. Ich habe da was gehört, paar Leute haben dich im Visier.“ Er lacht Tränen und wendet sich ab, um sich mit den neu Eintreffenden zu beschäftigen.
Stimmengewirr schlägt mir entgegen, als ich mich weiter in den Saal bewege. Das Licht der Kronleuchter jagt Blitze durch den Raum, beugt sich und stößt auf die Clowns-, die Karnevalsgesichter der Gäste. Ich bleibe bei den Schroeders stehen, Klienten, die ich seit Jahren berate, wichtige Leute, wohlhabend, einflussreich, begieße Helene mit Komplimenten über ihre makellos gestraffte Kunstfigur, das knallrote Understatement ihres 10.000 $ Chanel-Kostüms und spule ohne nachzudenken Roboter-Formelsätze ab. Die Schroeders freuen sich und versprechen mir eine sechsstellige Summe, die ich für sie anlegen soll, völlig unwichtig, weil ich in ein paar Tagen eine Schattengestalt sein werde, so wie die Göttin, die mir das Glas Champagner gereicht hat. Ich schleiche mich nach einer Stunde aus dem Saal.

***

Sie zeigen mir Fotos, Videosequenzen an der Sicherheitsschleuse in New York. Ich versichere ihnen, dass er es ist, schaue sie mir genau an, suche nach den Augen, bemerke, wie gebückt er geht, welche Last auf den Schultern liegt, denselben weggetretenen Gesichtsausdruck, mit dem er mich damals angeschaut hatte, als er mit mir in die Klinik ging. Wir schwiegen, zwischen uns spürte ich einen Graben, den wir nicht überwinden konnten. Ich hörte dem Arzt zu, der mich fragte, ob ich den Eingriff wirklich ohne Vollnarkose über mich ergehen lassen wolle. Eine Krankenschwester spreizte die Beine. Der Doktor hatte graue Haare, graue Augen und riss mir den Leib mit einem Gerät auf, das sich wie ein Schwert anfühlte, erklärte mir, dass er jetzt die Spritze setzen würde, ein kleiner Stich, mehr nicht, sagte er und dass er das Wesen, das noch gar keins war, aus mir heraussaugen werde, sobald das Mittel wirke und dass dann alles vorbei sei. Ich blickte in mich, sah das Baby, ein Mädchen, so hübsch und zart, atmete schneller, wollte weinen, rufen, schaffte es nicht und zog mich tief in mich zurück, wollte es einfach geschehen lassen.

Schreie lösten die Erstarrung. Plötzlich stand Karl neben dem Bett, brüllte, redete auf den Arzt ein, wollte stoppen, was schon vorüber war. In einem Eimer, das mein Blut aufgefangen hatte, lag es. Karl weinte, schluchzte wie ein Kind und nahm mich in die Arme. Ich hatte ihn nie zuvor weinen sehen.

***

Jerzy treffe ich in einer Bar an der 45. Er trägt Jeans, Psychedelic-Shirt und Baseballcap, dazu feinste Nubuklederstiefel, schaut an mir vorbei und klatscht mich zur Begrüßung ab.

„Was gibt’s, Kumpel? Du warst erst vor drei Wochen hier.“
„Ist dringend.“
„Ja? Siehst mies aus, Karl.“
„Hab ne Menge Ärger am Hals.“
„Und jetzt?“
„Weißt du noch, was ich dir damals in der Hütte an deinem scheiß masurischen See gesagt habe? Wenn’s zu heiß wird, hör ich auf, verschwinde ich einfach. Wozu habe ich mir sonst in Acapulco ein Strandhaus gekauft?“
„Das ist kein scheiß masurischer See! Der See heißt Sniardwy! Du verträgst keinen polnischen Wodka, Mann, das ist alles.“
„Ihr panscht das Zeug auch!“
„He Karl, ich habe dir doch gesagt, dass du dich nicht auf die Wichser mit den dicken Brieftaschen einlassen sollst. Bringt kein Glück. Hab ich das gesagt, oder nicht?“
„Hast du.“
„Und jetzt soll ich dir aus der Scheiße helfen, was?“
„Kann man so sagen.“
„Okay. Und wie?“
„Du jagst alles, was ich habe mitsamt dem Kapital der Kunden, so oft über den Globus und durch die Cloud, dass am Ende keiner weiß, wo ich mit dem Geld bin.“
„Walpurgisnacht, yea!“
„Schaffst du das?“
„Mm, vielleicht, ja, Mann, kann klappen.“
„Du bist der beste, Jerzy, wusste ich immer. Wie lange brauchst du?“
„Muss ich vorbereiten, ist nicht so einfach. Ein paar Wochen schätzungsweise.“
„Drei, maximal, vier Tage, mehr Zeit habe ich nicht.“
„Du bist wahnsinnig, Karl!“
„Stimmt!“
„Okay. Legen wir los. Was machst du so lange?“
„Ich fliege nach Catania und dann nach Acapulco.“
„Nettes Programm. Was machst du in Catania?“
„Georgia treffen, ich hab dir von ihr erzählt.“
„Du bist komplett verrückt.“

Mir bleibt noch etwas Zeit, bevor der Flieger nach Italien startet. Ich lasse mich nach Ellis Island fahren, weil ich mir in den Kopf gesetzt habe, vom Kranz der Freiheitsstatue aus über die Stadt zu schauen und dort Handy und SIM-Karte luftzubegraben. Als ich ankomme, lese ich auf einem Schild, dass man seit 9/11 nicht mehr hochdarf, Brandschutz, viel zu gefährlich. Die Fahrt zum Empire State Building dauert zu lange, also werfe ich mein Smartphone samt Inhalt in einen Container und trinke an der Bude mit den Souvenirs einen Kaffee, der nach Suppe schmeckt. Ein sanfter Wind schickt mir Seeluft in die Nase und ich beobachte die kreisenden Möwen, die ihre Kinderlaute ausstoßen.

***

Ich frage mich, ob Karl sich wie damals über den Kopf streichen wird, als könne er seine Gedanken dadurch ordnen, ob er nach Zedern und Leder riecht, nach Milch und Schokolade schmeckt, ob er die Muskeln unter der Babyhaut noch anspannen kann, die Stimme fest und wie ein Lied klingt, in seinen Augen noch das lodernde Feuer wohnt, ob er noch küssen kann, als wolle er mich verbrennen, mich in sich schlingen, wärmen, nie mehr loslassen, ob seine Stimme sich immer noch überschlägt, wenn ihn etwas empört, ob er kurz vorm Orgasmus leise Schreie ausstößt, als wäre er ein Vogel, ein Drache, der seine Beute packt.

Wir lassen Catania hinter uns, nach oben, dem Ätna entgegen. Der Lärm der Stadt verrauscht, je weiter wir uns von ihr entfernen, die Luft atmet sich anders, Teer, verrotteter Müll und der verwirrende Geruch der Bewohner, ihr Schweiß und ihre Parfums verflüchtigen sich, der Duft von Wildblumen und Kräutern, Korkeichen und Johannisbrotbäumen breitet sich aus, der Vulkan, seine wütende Hitze, Schwefel mischen sich darunter, fühlen sich wie Heimat, wie eine lächelnde Kindheit an. Giuseppe schweigt und summt ein Lied, das ich nicht kenne, während er gemächlich die Serpentinen hochfährt. Als junger Mann wollte er Künstler werden, mindestens ein Michelangelo, verbrachte die Jugend in Rom, Turin und Florenz, erzählte mir meine Mutter mit einem Blick, als ob sie einst in ihn verliebt gewesen wäre. Seit ich denken kann, führt er Leute auf den Ätna, liebt den Vulkan und malt ihn heimlich, wie man sich erzählt.

***

Je näher ich Georgia komme, desto klarer wird ihr Bild, als ob sie aus dem Schattenengel, dem pastellfarbenen Gemälde, auf dem ich sie abgebildet habe, in die Wirklichkeit gelangen könnte. Ich schließe die Augen und spüre ihre Apfelsinenwangen, sehe sie vor mir in Grazienhaltung, das Gewicht auf ein Bein verlagert, höre die Georgia-Stimme und schmecke ihre Vanillezunge, wie sie mich überfällt, kitzelt, über alle Maße erregt und mich vollständig verschlingt. Ihre Nähe hat sich immer wie Heimat angefühlt, wie Familie, Zuhause, Ewigkeit, vielleicht weil sie ihre Eltern nicht kannte, als Pflegekind aufwuchs, so wie ich auch, nur dass meine Pflegeeltern in ihrem Wagen verbrannt sind, als ich gerade 18 war. Nach ihrem Verschwinden richtete ich mich in dem ein, was man so Leben nennt, ließ die Zeit verstreichen, amüsierte mich und liebte, was mir Geld brachte.

Der Kerl, die mich zum Krater bringen soll, der ‚leader del vulcano’, wie er sich selbst nennt, heißt Emilio, entpuppt sich als Klischee-Italiener, bewegt sich o-beinig, hat eine olivenölgegelte Frisur und eine Ich-krieg-euch-alle-Statur. Ich habe ihn während des Fluges online geordert. Er holt mich am Flughafen ab. Ich will vor ihr oben sein, wenn sie denn kommt. Der GLK klettert Woge um Woge, Kurve um Kurve nach oben. Der Druck in meinen Ohren nimmt zu, während ich mich an die Hitzetage erinnere, die ich mit Georgia auf der Insel verbracht habe. Wir fahren an Dörfern vorbei, die staubig, unberührt, menschenfeindlich wirken, dann durch Baumsiedlungen, Wälder, die seltsam dunkel aussehen, als hätten sie etwas zu verbergen. Als wir sie hinter uns lassen, sehe ich den Vulkan, rauchüberzogen, von Wolken umkränzt. Emilio erklärt mir, dass ein Sturm aufkommen könnte. Wir müssten schnell nach oben, bevor das Wetter umschlüge. Als ich genauer hinsehe, überspannt Zauberleuchten den Berg, als wäre er die Behausung von Dämonen und Feen. Wir kommen zu einem Hochplateau, wo Emilio den Wagen abstellt. Ein scharfer Wind umtobt mich, als wir aussteigen. Er könne mich zu einem der Krater bringen, höre ich ihn sagen. Meine Gedanken irrlichtern, weil ich nicht weiß, an welchem ich Georgia finde. Wir steigen aus, während ich darüber nachdenke, Staub über mein Gesicht jagt und Schwefel in meine Nase dringt. Mir fällt ein, dass die Kopfschmerzen verschwunden sind. Ich suche den Horizont ab und entdecke die Teufelsgesichter, die ich erwartet habe. Ich bin viel zu früh dran, müsste Stunden auf sie warten, ohne zu wissen, wo. Emilio bringt mich zum nächstgelegenen Schlund, aus dem mir Rauch und Gestank entgegenschlägt, sonst nichts, obwohl mich nach vorne beuge, die Hölle in der Tiefe suche. Im Nebel suche ich vergeblich nach Gesichtern. Wir kehren um, sperren das Pfeifen und Wüten des Vulkans aus, als wir die Autotüren schließen. Ich nenne Emilio die Adresse, wo er mich hinbringen soll.

***

„Da braut sich was zusammen“, sagt Giuseppe und deutet nach oben. Rauch steigt vom Krater zum Himmel. Wolken zeigen sich, dunkel, bedrohlich, Wind kommt auf, bläst uns entgegen, als wolle er mit uns spielen, pfeift durch die geöffneten Fenster. Mein Blick wandert am Horizont entlang. Ich fühle mich ganz leicht, als könne ich fliegen. Mein Bauch summt, obwohl die Wolken wie Hexengesichter aussehen. Ich schalte das Handy aus.
„Wo sind die anderen?“, frage ich ihn.
„Postieren sich längst.“
„Dann fahr mich bitte nach Hause, Giuseppe.“
„Und die anderen?“
„Die kommen schon zurecht.“

***

Am Straßenrand wachsen Maulbeerbäume. Ich setze mich in ein Café, bestelle Cassata, trinke Limoncello und Mokka. Zauberleichtigkeit bemächtigt sich meiner, Schattenzeit verstreicht, ohne dass ich es bemerke. Ein Geländewagen hält auf der anderen Straßenseite. Ich erkenne Georgia an den Engelsbewegungen und gehe ihr entgegen.

***

Karl wischt sich über den Kopf und kommt zu mir, sieht müde aus, als habe er jahrelang nicht geschlafen, die Haut glänzt babyweich, das T-Shirt flattert wie eine Fahne und er weint Drachentränen, zarte, große Tropfen, die auf den trockenen Boden fallen wie Geschosse. Ich streichle seine Wangen, will feststellen, ob er echt ist.

„Ich war oben am Krater“, sagt Karl.
„Jetzt bist du hier", sage ich.

 
Zuletzt bearbeitet:

Puh, vor Ladenschluss geschafft :hmm:

edit: mit dem Schluss bin ich, zumindest sprachlich, unzufrieden, ich war einfach zu müde, das bessere ich nach, aber die Frist wollte ich einhalten.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Isegrims,

schnell noch, bevor es mit der Feierei losgeht (und bevor du eventuell ein neues Ende verfasst:D). Ich hatte mir heute morgen diese Notizen gemacht und stelle sie jetzt recht undurchdacht ein, weil sie sich auch besonders auf dein Ende beziehen. Es kann durchaus sein, dass ich deine Geschichte ein wenig anders wahrnehme, wenn ich sie morgen noch einmal lese.
Hier also mein erster Leseeindruck:

Das ist wieder so eine Geschichte, die mir gefällt, weil es in ihr so viele schöne Formulierungen gibt.

Vom eigentlichen Plot war ich leider nicht so recht überzeugt. Das ist mir zuviel Tamtam um ‚Geschäfts-und Glanzpapierwelt’. Die Darstellung dieser äußeren Welt scheint dir sehr wichtig gewesen zu sein, und – besonders, was Georgina angeht – auch wichtiger als das, was in den Personen vor sich geht.
Die beiden sehen sich nach 10 Jahren wieder. Da ist sehr viel passiert, aber dieser Zwischenzeit gibst du nur wenig Raum. Dir ist es wichtig, Karl in seinem jetzigen Jet-Set-Leben zu zeigen. Und dir ist es auch wichtig, die Orte zu benennen: Frankfurt, New York, Catania. Ich verstehe, dass du Karl als vielreisenden Weltbürger charakterisieren möchtest, nur die Hotels und Büros könnten überall auf der Welt sein. Das Typische der Metropolen spielt in deinem Text keine Rolle, ebenso das Besondere Catanias. Auch diese Stadt könnte irgendeine andere im Süden sein. Wo ist ihr Spezielles, wo sind die typischen Gerüche, die der Fischmarkt mitten in der Stadt verbreitet? Bei dir gibt es nur den ‚Eintopfgeruch’, als kämen die beiden gerade aus einem Dorf in Hessen. Und auch der allgegenwärtige und über der Stadt thronende Ätna entwickelt in deiner Geschichte nicht seine dominante Kraft.

Im Grunde verknüpfst du zwei Handlungsstränge miteinander: Da ist einmal die Liebesgeschichte mit dem Versprechen, was immer auch geschieht, sich nach 10 Jahren wieder zu treffen. Und da ist die Geschichte Karls, der sich davon machen muss oder will, weil seine Geschäfte nicht mehr so laufen, wie er möchte. Genaueres kann ich über diesen Teil deines Textes nicht sagen, weil es mich nicht interessiert hat, was da im einzelnen mit Karl passiert, ich habe diese Teile mehr überflogen. Das Resultat verstehe ich so: Karl hat durch Spekulation auf nicht legale Weise viel Geld gemacht und möchte sich damit nach Acapulco absetzen – mit Georgina. Warum gerade mit ihr, verbirgt sich wohl in diesen Erinnerungen:

Der Jahrestag rückt näher, die zehn Jahre sind vorbei, das lächerliche Treffen auf Sizilien, das Georgia bestimmt vergessen hat. Ich werde hinfliegen, egal, ob ich sie dort vorfinde, oder nicht. Ich durchstöbere das Gedächtnis, denke an sie, an die Luftzeit, die Frühlingsblumentage, die Nächte, in denen das Aufwachen ebenso glücklich wie das Einschlafen war, weil ich ihrem Atem lauschen konnte.

Es kommt mir vor, als hätte es nach ihr keine andere(n) gegeben, nichts als aneinandergereihte Abenteuer.

Irgendwie erscheinen mir diese Gedanken Karls aber recht vage und nichtssagend und gehen unter im viel ausführlicheren Hin und Her der Geschäftswelt und des Sich-Abseilens Karls.

Und dann das Ende (das dir selber nicht so recht gefällt, wie ich deinem Edit entnehme):

„Was machst du hier? Wir waren oben verabredet.“.
„Ein Sturm zieht auf, da bin ich dir entgegengefahren.“

Lass uns gehen,“ sagt er.
„Wohin?“
„Nach Acapulco!“
„Gut, ich habe nichts Anderes (anderes?) vor.“

sagt Georgina, die Karl verlassen hat, und die Gründe dafür am Anfang nennt:

Du bist ekelhaft, ein kalter Egoist, der an nichts als seinen miesen Geschäften interessiert ist“, hatte Georgia gesagt. …
und

Ich dachte, dass alles anders ist, wenn ich mich von Karl befreit habe. Weil ich ihn so sehr geliebt habe, dass nichts von mir übrigblieb. Jeden Tag fieberte ich darauf hin, ihn zu sehen, um ihn zu streicheln, ihn zu spüren und zu lieben. Ihm war’s egal, er bemerkte es nicht. Seine Gleichgültigkeit, die Kälte, die von ihm ausging, fraß mein Herz auf. Er konnte stundenlang über die Verwicklungen seiner Geschäfte, chinesische, südamerikanische Aktien, Derivate, Investments, die er sich ausgedacht hatte, sprechen. Ich hörte zu, starrte in seine glühenden Augen, war eifersüchtig auf die Begeisterung, die ihn packte, die Gesten, die einen Dirigenten vor einem großen Orchester zeigten. Wenn ich von mir, den Schülern, denen ich Italienisch beibrachte, meinem Kinderwunsch erzählte, zuckte Karl, erstarrte, öffnete eine Flasche Wein und wartete darauf, dass meine Worte versickerten.
Was ist mit Georgina passiert, dass alles für sie plötzlich so einfach ist? Was hat sich in ihr und zwischen ihnen in den letzten zehn Jahren verändert, dass sie jetzt ohne zu zögern sofort mit ihm geht? Das verlorene Kind, die gescheiterte Ehe? Die Erkenntnis, dass er doch gar nicht so schlimm war? Nein, da fehlt mir wirklich eine nachvollziehbare Motivation, die ihren Gesinnungswandel erläutert.
Karls Motivation zeichnest du sehr genau nach: Er will (und muss?) aussteigen, muss flüchten und hat schöne Erinnerungen an die Zeit mit ihr. Aber Georginas Motivation kann ich nicht nachvollziehen. Sie ist vor einem Menschen geflohen, den sie als kalt empfunden hat, und folgt ihm nach zehn Jahren Funkstille, ohne auch nur einen Moment zu überlegen.

So schön ich viele deiner Beschreibungen finde, so wenig überzeugt mich dieses Ende deiner Geschichte. Die schöne Liebesgeschichte des Anfangs reduzierst du am Ende auf ein paar plakative Äußerungen. Der letzte Satz bleibt für mich ein Gag, den ich nicht als den Fluchtpunkt, auf den deine Geschichte zuläuft, als das konsequente Ende des Weges, den beide zehn Jahre lang gegangen sind, akzeptieren kann, auch wenn du ihn mir in dieser Schlusssequenz so verkaufst.

Zu den Einzelheiten:

… Fassaden verletzte. Sturzbäche krachten gegen den Asphalt

Selten, dass ein Sturm Fassaden verletzt. Und die Sturzbäche prallen oder krachen doch wohl eher auf den Asphalt.

freute mich über das satte Klicken der Tür
ein sattes Klicken – das ist für mich ein Widerspruch in sich

kein Menschenhauch, kein Georgia-Parfüm
normalerweise ist es gerade der Hauch des Parfüms, der noch eine Weile bleibt. Georgina ist an diesem Tag gegangen und jetzt soll die Wohnung völlig frei von ihrem typischen Geruch sein?

„Du bist ekelhaft, ein kalter Egoist, der an nichts als seinen miesen Geschäften interessiert ist“, … das letzte, was ich von ihrer Kaminfeuerstimme gehört habe.

Eine Kaminfeuerstimme stelle ich mir weich und samtig vor. Aber das stünde im Gegensatz zu dem, was sie sagt.

dass nichts von mir übrigblieb. Jeden Tag fieberte ich darauf hin
übrig blieb

Ich hatte einen Mann. Ich hatte ein Kind, weggestorben noch bevor es zur Welt kam. Ich stelle es mir als Engel vor und finde es manchmal oben am Himmel. Dann bin ich nach Italien zurück, in den Staatsdienst eingetreten, pendle jetzt zwischen Rom und Catania. Ab und zu treffe ich mich mit Männern, was soll man machen, wenn man allein ist. Meine Eltern wohnen nicht weit von mir. Ich liebe sie.
Eine Stelle, die mich aufgrund ihrer zu starken Info-Lastigkeit raushaut.

die Menschen trunken von der Sonne den Schatten suchen
Ist es nicht eher so, dass sie aus der Sonne in den Schatten flüchten?


zum Gipfel zu wandern und den Vulkan zu spüren, der die ganze Gegend prägt, schoben den Ausflug immer weiter vor uns her

Reiseführer-Phrase

Das Licht der Kronleuchter jagt Blitze durch den Raum

Jetzt übertreibst du wirklich.

„Warum am Krater? Ihr hättet ihn euch auch unten schnappen können.“
Meint er ‚treffen’?

Wir fahren ein paar Minuten, ich trommle auf das Armaturenbrett und suche die Straße ab, als uns der Wagen mit der Ranger-Aufschrift entgegenkommt. Giovanni hupt und gibt Lichtziechen, bis beide Fahrzeige anhalten. Ich öffne die Tür, steige aus, sehe den Schatten Karls. Er wischt sich über den Kopf und kommt mir entgegen.

Welch ein Zufall!

Aber er ist ein Drache aus, ja ein Drache. Die Augen brodeln, als er mich erkennt.
Augen, die brodeln??? Ach ja, wir sind am Ätna.:lol:

Isegrims, das ist eine Geschichte der Wechselbäder für mich: Viele Stellen haben mir richtig gut gefallen, einige erscheinen mir zu gekünstlet, zu sehr auf Wirkung angelegt.

Dein Plot ist, was Karl angeht, recht gut nachzuvollziehen. Nur mit Georgina und dem Ende habe ich große Probleme. Das geht mir zu schnell. Ich kann ihr

„Gut, ich habe nichts Anderes vor.“

weder ihrem Leben in den letzten zehn Jahren noch ihrer früheren Zuneigung zuschreiben. Das kaufe ich deiner Geschichte einfach so nicht ab.

Isegrims, ich wünsche dir und allen anderen Wortkriegern einen fröhlichen Jahresausklang. Und jetzt Schluss mit der Wortkriegerei (zumindest für dieses Jahr).

barnhelm

 

Hallo Isegrims,

ich fange mal mit den Kleinigkeiten an, die mir aufgefallen sind:

Georgia verschwand an einem Sturmtag, der heulend die Stadt anzischte, Fassaden verletzte. Sturzbäche krachten gegen den Asphalt, Neonblitze erhellten den Tag und die Menschen flohen in die Häuser.
Den ersten Satz finde ich super! Beim zweiten bin ich über die krachenden Sturzbäche gestolpert. Das ist mir zu übertrieben, bzw. gefällt mir hier der Klang einfach nicht. Bäche krachen gegen Asphalt? Irgendwie ist das in meinen Ohren das falsche Geräusch für Wasser, das die Bordsteine runterströmt. Vielleicht begraben die Sturzbäche den Asphalt unter sich? Oder sie überfluten sie? Oder sie rauschen ohrenbetäubend über den Asphalt hinweg? Oder das Wasser zerplatzt auf dem harten Stein, klatschend und prasselnd?

wundgewhattsappt
- nur ein "t" in der Mitte, würde ich sagen, also: wundgewhatsappt

„Kann sein. Weil ihr das Zeig panscht.“
- Zeug

So, nun zum Inhalt: Ich finde es ganz cool, dass man über verschiedene Kontinente flitzt, während man der Geschichte der beiden folgt. Das war mal was anderes, abwechslungsreich. Nur finde ich die Gewichtung ein wenig ungleich. Während er hin- und herjettet (gut, ist sicher auch seinem Beruf geschuldet und seinem Untertauchen-Wollen) und man viel über ihn erfährt, bleibt sie für mich irgendwie ziemlich schemenhaft. Klar, man erfährt auch bei ihr, was so passiert ist, nach Karl, aber irgendwie habe ich kein rechtes Gefühl für sie erhalten, mir kam es so vor, dass Karl viel mehr Raum einnimmt. Was schade ist, denn er ist doch ein rechter Unsympath ;) Ich frage mich auch, ob er seine Abmachung mit ihr eingehalten hätte, würde er nicht just in diesem Moment so in der Scheiße stecken.

Die Idee mit der Abmachung, sich in zehn Jahren an einem bestimmten Ort wiederzutreffen, egal, was passiert ist, ist eine sehr romantische und mir gefällt sie an sich gut. Du schreibst, du bist mit deinem Ende noch nicht zufrieden. Mal sehen, was du da noch änderst. Momentan geht mir das zu glatt. Zu schnell. Du baust alles davor so präzise auf, um sie dann sagen zu lassen: "Klar, ich flieg mit dir nach Acapulco". Weiß nicht, da dachte ich nur so: "Dein Ernst? Du hast eigentlich noch ne Wut auf den Kerl, der fragt dich nach zehn Jahren, ob du mit ihm abhauen willst und du sagst einfach JA?" Das hab ich ihr irgendwie nicht abgekauft.

Ich bin gespannt, was sich an dem Ende evtl. noch ändert und werde weiter mitlesen :)

Liebe Grüße
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Isegrims,

bevor die Feierei beginnt, auch noch ein kurzer Leseeindruck von mir. Also, ich habe in deiner Geschichte viel gefunden: sprachlichen Genuss, Romantik/Erotik, Spannung und eine überraschende Wendung, und das hat mir sehr gut gefallen. Vielleicht ist das Ende ja etwas konstruiert, aber dafür ist es ja auch eine Geschichte.


„Warum am Krater? Ihr hättet ihn euch auch unten schnappen können.“

Also, verstehe ich das so richtig: sie ist inzwischen im Staatsdienst, aber bei der Polizei oder dem Geheimdienst, die Karl jetzt schnappen sollen, weil er eben mit seinen dunklen Geschäften irgendwelchen Dreck am Stecken hat? Und Georgia ist für den Fall zuständig und will es eigentlich auch durchziehen und bringt es dann am Ende doch nicht fertig, weil sie ihn noch irgendwie liebt? Und weil es nur Entweder-Oder gibt, haut sie dann lieber mit ihm ab, anstatt ihn in den Knast zu bringen …
Ja, hätte ich vielleicht auch gemacht. (Also, sicher nicht für Karl, der ist ja schon bissel ein Arsch – aber wo die Liebe eben hinfällt …)

Noch ein paar Flusen:

Er trägt Jeans, Psychedelic-Shirt und Baseballcape

Baseballcap


an der Bude mit den Souveniren

Souvenirs


…ob er kurz vorm Orgasmus die leisen Schreie, als wäre er ein Vogel, ein Adler vielleicht, der seine Beute packt.

„ausstieß“ oder sowas Ähnliches fehlt


Ein wohliges Magensausen fließt mir durch den Bauch, als ich den Turm herabschwebe, als wäre ich eine der Krähen

Hier dachte ich, Karl springt vor Verzweiflung vom Dach, aber ist wohl doch nur der Fahrstuhl …


Ach so, die Beschreibung der Geschäftswelt von Karl fand ich zwar treffend, für meinen persönlichen Geschmack hätte sie aber auch etwas kürzer sein können. Da bin ich durchgejagt, weil ich wissen wollte, wie es mit den beiden weitergeht und wollte mich nicht mit den ganzen Business-Schnöseln aufhalten.


Mir gefallen ganz viele von deinen Vergleichen, aber in Ermangelung von Zeit jetzt mal nur dieser einen als Beispiel:

die Laptoptaschen geschultert wie Waffen

Mir hat deine Geschichte sehr gut gefallen, mal sehen, ob sie sich noch ändert.


Liebe Grüße und guten Rutsch wünscht dir Raindog

 
Zuletzt bearbeitet:

Dein Plot ist, was Karl angeht, recht gut nachzuvollziehen. Nur mit Georgina und dem Ende habe ich große Probleme. Das geht mir zu schnell. Ich kann ihr

„Gut, ich habe nichts Anderes vor.“
weder ihrem Leben in den letzten zehn Jahren noch ihrer früheren Zuneigung zuschreiben. Das kaufe ich deiner Geschichte einfach so nicht ab.


Ich bin gespannt, was sich an dem Ende evtl. noch ändert und werde weiter mitlesen

Liebe barnhelm
liebe ®RinaWu

vielen Dank für eure Worte. Letztlich bin ich trotz Müdigkeit froh, die Nacht mit der Geschichte verbracht zu haben. Um 5 Uhr ging mir die Luft aus, das zeigt sich am Schluss, den ich sicher noch rundumverändern werde.

Ich wünsche euch und allen lieben Freunden und Kriegern alles Gute fürs neue Jahr, viel Kreativität und Glück.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Isegrims,

schön, dass du es noch zur Deadline geschafft hast! :)

Dein Text liest sich wieder mal sehr bild- und wortgewaltig. Nicht jedes Bild ist so hundertprozentig stimmig, dazu hast du ja auch schon ein paar Hinweise bekommen. Aber für mich überwiegt da das Positive bei Weitem, ich fand das schon rein sprachlich recht fesselnd.

Du wechselst die Perspektive zwischen Karl und Georgia/Georgina, aber das Verhältnis ist nicht ausgewogen, Karl hat den deutlich höheren Wortanteil. Ich könnte das jetzt als Metapher für die Beziehung der beiden nehmen, aber damit würde ich vermutlich überinterpretieren. Georgia bleibt mir dabei etwas blass, ich erfahre nicht viel über sie. Ich muss gar nicht im Detail wissen, was sie die letzten zehn Jahre gemacht hat (das schilderst du im Grunde sogar noch am klarsten); lieber würde ich mehr über ihre Persönlichkeit wissen, aber das bleibt mir seltsam verborgen. Karl zeigst du da deutlicher, obwohl es bei ihm nach meinem Eindruck gar nicht so viel zu sehen gibt. Ein Finanzjongleur aus dem Bilderbuch, das ist spätestens nach Frankfurt klar, und viel mehr kommt auch nicht hinzu. Ja, er vermisst irgendwie Georgia, vielleicht eher als Symbol für verpasste Chancen oder ein verpasstes wirkliches Leben. Er betäubt die Leere mit Alkohol und Clubbesuchen. So weit, so konventionell; da hast du uns schon differenziertere Charaktere geliefert. Bei Georgia gibt es eine Andeutung von Tiefe, von einem unter der Oberfläche brodelnden Vulkan (haha), aber du lässt uns nicht richtig hinschauen. Vielleicht hattest du dabei bestimmte Absichten, aber für mich wirkt das erst mal wie ein Missverhältnis.

Diese Mutmaßung bzgl. Georgias Tiefe ziehe ich v.a. aus der Sache mit dem Drachen. Was geht denn da ab?

Der Anruf kommt von der Dienststelle in Rom, unterbricht die Stille des Sommerurlaubs mit der Nachricht, auf die ich gewartet habe. „Der Drache ist unterwegs, er fliegt nach New York und anschließend nach Catania. Die Maschine landet am 25. Juli frühmorgens.“ Drache. Den Codenamen habe ich ausgewählt.
Lässt Georgia ihren Ex überwachen? Seit wann denn das schon - seit der Trennung? Und warum?

„Wo treffen wir die anderen?“, frage ich ihn.
„Sie gehen mit Lorenzo nach oben. Eine Frage Georgina.“
„Ja?“
„Warum am Krater? Ihr hättet ihn euch auch unten schnappen können.“
Sie will also mit mehreren zusammen den Karl "schnappen"? Warum? Will sie sich für irgendwas an ihm rächen, vielleicht für die Enttäuschung vor zehn Jahren?

Dann lese ich diese Stelle ein zweites Mal:

Seither sind fast zehn Jahre vergangen, zu viel Zeit, um es für einen Wimpernschlag zu halten. Ich hatte einen Mann. Ich hatte ein Kind, weggestorben noch bevor es zur Welt kam.
Beim ersten Lesen dachte ich, der Mann und das Kind gehörten in die Zeit nach Karl. Aber ist Karl womöglich genau dieser Mann, mit dem zusammen sie die Schwangerschaft und die Fehlgeburt hatte? Immerhin wurde in der Szene mit Karl ihr Kinderwunsch erwähnt. Trägt sie ihm nach, dass er in dieser schwierigen Zeit so kalt und abweisend war, dass sie ihn nur noch verlassen konnte?

Das ist alles spekulativ. Und jetzt spekuliere ich mal richtig und stelle noch eine andere Theorie auf:

Georgia ist jetzt im "Staatsdienst" zwischen Rom und Catania. Vielleicht bei der Finanzpolizei, oder wie immer das in Italien heißt? Anti-Mafia-Fahnderin? Sie haben Karl wegen seiner krummen Geschäfte im Visier, und ausgerechnet Georgia hat die zweifelhafte Ehre, ihn festnehmen zu dürfen, weil sie als einzige weiß, wo und wann man ihn nach seinem Untertauchen noch einmal erwischen kann. Das kommt ihr vielleicht auch ganz gelegen, weil sie bei der Gelegenheit die alte Rechnung begleichen kann, wobei das natürlich zwiespältig ist, weil sie ihn ja mal sehr geliebt hat. Na, habe ich Recht?
Aber auch das steht nicht wirklich im Text drin. Falls es also tatsächlich wahr sein sollte, hast du es m.E. viel zu tief versteckt.

Und egal, was nun wirklich hinter der Drachengeschichte steckt - mir ist nicht klar, warum Georgia am Ende so hündchenartig mit ihm nach Acapulco fliegen will. Gibt sie wirklich ihren ursprünglichen Plan auf, oder wartet sie bloß auf eine neue Gelegenheit? Oder wolltest du genau das bewusst offen lassen?

Also, ich vermute in deinem Text eine Doppelbödigkeit, aber dieser doppelte Boden ist extrem schwer zugänglich, und ich könnte mich gnadenlos vergaloppiert haben.

Noch ein bisschen Kleinkram zwischen Frankfurt und Acapulco:

das Porzellanblumenschälchen, in dem sie Uhr und Schmuck legte
"das" statt "dem" - oder "ablegte" am Ende

Ich nahm das Handy, streichelte über das Display, suchte, wartete auf eine Verbindung
schöne Bilder mit dem Streicheln und der Verbindung, denn natürlich ist es ja die Verbindung zu Georgia, die er sucht

„Weißt du, was wir machen? Wenn wir uns je verlieren, egal, was passiert, treffen wir uns heute in zehn Jahren, am 25.Juli, 16 Uhr oben auf dem Ätna, am Hauptkrater. „Und was, wenn wir Kinder haben?“, fragte ich. „Dann nehmen wir sie mit.“ „Einverstanden.“ „Versprichst du mir das? Egal, was passiert.“ „Ja, ganz egal, was passiert.“ Danach küsste er mich und ich spürte eine Erleichterung, als hätten wir uns dadurch Ewigkeit verschafft.
Da fehlen mir die Zeilenwechsel beim Sprecherwechsel. Die machst du ja anderswo im Text auch ganz normal.

Bevor ich ihnen entgegentrete, erleichtere ich mich auf den Vorstandstoiletten des 49.Stocks, ziehe den Zipper des Hosenschlags herunter und blicke auf die Stadt, die sich vor mir ausbreitet. Das Urinal ist an der Außenwand des Gebäudes angebracht, darüber ein Panoramafenster. Ich betrachte die Dächer der Kaufhäuser, die Ameisenmenschen in Sommerkleidern
Das kann ich mir nur schwer bildlich vorstellen. Um aus dem 49. Stock die Menschen auf der Straße zu sehen, muss man in einem sehr steilen Winkel nach unten schauen. Dafür müsste aber das Fenster eine sehr tiefe Unterkante haben und/oder man muss sehr nah herantreten. Beides kann ich mir für eine Toilette bzw. während deren Benutzung nicht recht denken. Allein durch das Urinal steht man ja mit einem gewissen Abstand von der Wand, und das Fenster ist bestimmt nicht so weit nach unten gezogen, dass man sein bestes Stück quasi raus in die Welt hängt.

Es gibt eine Lösung, über die ich schon lange nachgedacht habe. Heute ist der 21. Juli.
Der Jahrestag rückt näher, die zehn Jahre sind vorbei, das lächerliche Treffen auf Sizilien, das Georgia bestimmt vergessen hat. Ich werde hinfliegen, egal, ob ich sie dort vorfinde, oder nicht.
Das erscheint mir widersprüchlich. Wenn das Treffen auf Sizilien - in welcher Weise auch immer - eine Lösung für ihn sein soll, wie kann er es dann als lächerlich bezeichnen, und wie kann es dann egal sein, ob er Georgia dort vorfindet?

Im Spiegel sehe ich morgens einen Kerl mit Zahnpastawelteroberungslächeln, ein Fürst, ein König mit Satansgesicht.
Also mit dem Satan hat er's ja. (Oder du?) Hier zum dritten oder vierten Mal erwähnt, allerdings das erste Mal in Bezug auf ihn selbst.

Hill hält das Champagnerglas wie eine vorwurfsvolle Aufforderung und begutachtet mit Gefriepunktaugen [Gefrierpunktaugen] die Eintreffenden im Lüstersaal des Ritz.

Hill grinst betrunken wie Mickymaus.
Kann mich nicht erinnern, dass Mickymaus jemals betrunken gezeigt wurde. Aber vielleicht meinst du ja: Betrunken grinst Hill wie Mickymaus.

Im folgenden Dialog mit Jerzy funktioniert der Sprecherwechsel nicht richtig. Wer spricht hier jeweils?

„Und jetzt soll ich dir aus der Scheiße helfen, was?“ (Jerzy)
„Kann man so sagen.“ (Karl)
„Okay.“ (J)
„Und wie?“ (?!?)
„Du jagst alles, was ich habe mitsamt dem Kapital der Kunden, so oft über den Globus und durch die Cloud, dass am Ende keiner weiß, wo ich mit dem Geld bin.“ (K)

ob er kurz vorm Orgasmus die leisen Schreie, als wäre er ein Vogel, ein Adler vielleicht, der seine Beute packt.
Da fehlt ein Verb.

Wir fahren ein paar Minuten, ich trommle auf das Armaturenbrett und suche die Straße ab, als uns der Wagen mit der Ranger-Aufschrift entgegenkommt.
Heißt das in Italien "Ranger"? Da hätte ich eine landestypische Bezeichnung erwartet.

Aber er ist ein Drache aus, ja ein Drache.
Er ist ein Drache aus?!

Grüße vom Holg ...


PS: Von Raindog überholt! Nun ja ... was immer "c'est la vie" auf Italienisch heißt ...

 

Ich betrachte die Dächer der Kaufhäuser, die Ameisenmenschen in Sommerkleidern, atme tief durch, obwohl der Strahl, den ich gegen das Porzellan spritze, sie nicht trifft, bemerke Krähen, die in Höhe des Aussichtspunktes segeln, als spielten sie mit der Luft, als genössen sie es, sich fallen zu lassen und wieder aufzusteigen. Vielleicht planen sie ein Picknick ganz oben auf dem Turm, dort, wo die Vorstände nicht mehr hinkommen.
[...]
Ein wohliges Magensausen fließt mir durch den Bauch, als ich den Turm herabschwebe, als wäre ich eine der Krähen, die an der Glasfassade vorbeigeflogen sind. Es gibt eine Lösung, über die ich schon lange nachgedacht habe.

Rabenvögel gelten nicht nur als die Schlaumeier unterm Geflügel, sondern auch als Botschafter bis hin zur schlechtesten Nachricht überhaupt, die einen erreichen kann: dem Tod, dabei muss nicht unbedingt das biologische Ende gemeint sein, sondern auch der soziale, der natürlich den Jet-Set der Schönen und Reichen als sozialer Absturz schlimmer trifft als den kleinen Mann.

Und wieder - ist kein Vor-Wurf, sondern bloßer Hinweis - entführstu mich in eine Welt, die mir fremd ist, fremd bleiben wird, die Welt des Finanzkapitals, des entfesselten Kapitals mit den selbstregulierenden Kräften des Marktes als einer zwoten Natur, als deren Prototyp mir gerade mal unterm Schreiben nur der Name Eitel Unschuld Middelhof einfällt,

liebe Isa,

und seinen Zockern, wenn auch ohne Natur, die nurmehr durch Krähen und den Ätna symbolisiert wird. Und da stutz ich, bastel ein wenig und fürchte um Karl als einem modernen Empedokles, der sich innerhalb der zwoten Natur des Marktes seiner Profession der Zockerei hingibt, mit der er in Harmonie wie ein Gott leben kann im Gegensatz zu den Bürgern, die sich mit alltäglichen Dingen herumplagen. Er lebt die Lehren der School of Chicago (Kürzestfassung: Jeder ist seines Glückes Schmied) und wie Empedokles verbannt wird, so interessiert sich eine italienische Dienststelle - welcher Art auch immer - für K. ... So viel oder wenig, nach dem ersten Durchgang, nicht ohne noch auf den Hang zu Wortzusammenfügungen - schön für einen Unerreichbaren: QUOTE]wundgewhattsappt[/QUOTE].


Trivialeres (in der Reihenfolge des Auftritts), zumeist Flüchtigkeit

Ich zögerte, begriff, riss Schubladen auf und wünschte mir[,] einen der Hauchzartstrings zu finden, durchsichtig, ...

Er konnte stundenlang über die Verwicklungen seiner Geschäfte, chinesische, südamerikanische Aktien, Derivate, Investments, die er sich ausgedacht hatte, sprechen.
Die schwache Klammer lässt sich gefahrlos beseitigen: "...seiner Geschäfte sprechen, (alternativ Gedankenstrich) chinesische ...
Ich hatte ein Kind, weggestorben[,] noch bevor es zur Welt kam.
„Weißt du, was wir machen? Wenn wir uns je verlieren, egal, was passiert, treffen wir uns heute in zehn Jahren, am 25.Juli, 16 Uhr[,] oben auf dem Ätna, am Hauptkrater.

Wodka hetzt durch meine Kehle und ich lasse mich von Traumbildern treiben, ...
Lässt Wodka sich hetzen? Hat er mehr Möglichkeiten zur Bewegung als fließen und (ggfs. beschleunigt) zu stürzen?

„Bestens[,] würde ich mal sagen, hab ...
Die Analysen[...]…“

Ich werde hinfliegen, egal, ob ich sie dort vorfinde, oder nicht.
Komma bei der ausschließenden Konjunktion? Vllt. Regieanweisung der Atempause ...

10.000[...]$ Chanel-Kostüms und
„Kann sein. Weil ihr das Zeig panscht.“
Zeug

Eine Frage[,] Georgina.“
Giovanni hupt und gibt Lichtziechen, ...
waren oben verabredet.“.
„Lass uns gehen,“ sagt er.

Bin gespannt auf die Änderungen ... und wünsch noch ein schönes Neujahr!

Friedel

 

Isegrims schrieb:
Um 5 Uhr ging mir die Luft aus, das zeigt sich am Schluss, den ich sicher noch rundumverändern werde.
Ich denke, ich werde auf die überarbeitete Fassung warten, Ise, denn gegen Ende zu hast du wirklich ein bisschen geschusselt, kommt mir vor:

Giuseppe schweigt […], während er gemächlich die Serpentinen hochfährt.
[…]
„Dreh bitte um, Giovanni.“
[…]
„Fahr schon, Giovanni!“
Giuseppe zückt die Beretta und hält sie ihr unter die Nase. „Wenn du mich noch einmal Giovanni nennst, leg ich dich um, kein Witz.“

:Pfeif:

 

Ich denke, ich werde auf die überarbeitete Fassung warten, Ise, denn gegen Ende zu hast du wirklich ein bisschen geschusselt, kommt mir vor:


Giuseppe zückt die Beretta und hält sie ihr unter die Nase. „Wenn du mich noch einmal Giovanni nennst, leg ich dich um, kein Witz.“

:Pfeif:

"Steck die Beretta wieder ein, Paolo. Ich geb nen Grappa aus", sagte Vita, der aus dem Gebüsch stürmte und die Kalashnikov im Anschlag hielt.

Und übrigens: die liebsten Neujahrsgrüße an Offshore 2018.0 :Pfeif:

Ja, ja. ich muss den Schluss anders gestalten, ich hätte noch paar Tage gebraucht...:chaosqueen:

 

Hallo barnhelm,

ich hoffe du hast das neue Jahr mit Glück, Freude, in guter, lächelnder Umgebung begrüßt und ich wünsche dir ein wunderbares 2018.

Du sprichst mehrere Aspekte der Geschichte an, die mir zu denken geben und Ursache waren, dass ich den Text in allerletzter Minute eingestellt habe. Anfangs hatte ich nur die Stimme Karls, sein zerbröselndes Leben, die Hoffnung einen Ausweg zu finden, die Erinnerung an das Versprechen zehn Jahre zuvor, seine Einsamkeit. Das reichte nicht, also wollte ich Georgia folgen, ihrer Stimme folgen. Wie es ausgeht, wenn sich zwei nach zehn Jahren sehen, ja, das ist die Frage, die mir nicht ganz klar ist. Für ihn bedeutet der Ausflug ein Risiko, er hätte gleich nach Acapulco fliegen können. Für sie ist er ein Traum eines Mannes, den sie mehr als die danach geliebt hat, den sie aber verraten muss, weil ihr scheinbar keine andere Wahl bleibt. Beide könnten die Begegnung meiden, er könnte umdrehen, weil er die Realität fürchtet, sich mit Satansgesicht nicht zeigen will. Dass sie ihm entgegenfährt, ihn am Ende nicht ans Messer liefern will, scheint mir folgerichtig. Mal sehen, was noch kommt, ich habe eine Wendung im Kopf, die etwas Überraschendes enthält, aber die Lösung habe ich noch nicht, bin aber zuversichtlich.

Die Darstellung dieser äußeren Welt scheint dir sehr wichtig gewesen zu sein, und – besonders, was Georgina angeht – auch wichtiger als das, was in den Personen vor sich geht.
klar, an manchen Stellen habe ich mich von den Beschreibungen berauschen lassen, aber die innere Entwicklung beider wollte ich unbedingt zeigen, vielleicht muss ich das ausgewogner gestalten.

nur die Hotels und Büros könnten überall auf der Welt sein. Das Typische der Metropolen spielt in deinem Text keine Rolle, ebenso das Besondere Catanias. Auch diese Stadt könnte irgendeine andere im Süden sein.
das stimmt, zumindest Catania müsste ich könnte individueller dargestellt werden, muss ich mir was einfallen lassen. Für New York und Frankfurt gilt das nicht, die sind Teil von Karls austauschbarer Welt.

Es kommt mir vor, als hätte es nach ihr keine andere(n) gegeben, nichts als aneinandergereihte Abenteuer.
Irgendwie erscheinen mir diese Gedanken Karls aber recht vage und nichtssagend und gehen unter im viel ausführlicheren Hin und Her der Geschäftswelt und des Sich-Abseilens Karls.
wie oft kann man im Leben lieben?

Aber Georginas Motivation kann ich nicht nachvollziehen. Sie ist vor einem Menschen geflohen, den sie als kalt empfunden hat, und folgt ihm nach zehn Jahren Funkstille, ohne auch nur einen Moment zu überlegen.
ja, stimmt, das ist noch unausgewogen, danke für den Hinweis, ihre Stimme muss klarer durchdringen

freute mich über das satte Klicken der Tür
ein sattes Klicken – das ist für mich ein Widerspruch in sich
mm, finde ich passend, sogar mehrdeutig.

Georgina ist an diesem Tag gegangen und jetzt soll die Wohnung völlig frei von ihrem typischen Geruch sein?
ja, darin besteht der Effekt, er fühlt es genau so

„Du bist ekelhaft, ein kalter Egoist, der an nichts als seinen miesen Geschäften interessiert ist“, … das letzte, was ich von ihrer Kaminfeuerstimme gehört habe.
Eine Kaminfeuerstimme stelle ich mir weich und samtig vor. Aber das stünde im Gegensatz zu dem, was sie sagt.
wenn sie genau mit deser Stimme spricht, verstärkt sie die Wrkung von dem, was sie sagt.

Das ist wieder so eine Geschichte, die mir gefällt, weil es in ihr so viele schöne Formulierungen gibt.
dankeschön, das bestätigt mich auf dem Weg, ich suche nach sprachlicher Klarheit, Klang
Isegrims, das ist eine Geschichte der Wechselbäder für mich: Viele Stellen haben mir richtig gut gefallen, einige erscheinen mir zu gekünstlet, zu sehr auf Wirkung angelegt.
vielleicht muss ich mit den Mitteln ein wenig haushalten, es geht mir gar nicht so sehr um Wirkung, es geht mir darum, dem Leser ein sprachliches Erlebnis zu ermöglichen.

Viele Grüße aus der frankfurtnahen Regenmüdigkeit
Isegrims

 

Hallo RinaWu,

vielen Dank für den Kommentar, der mir weiterhilft und Impulse setzt, die Geschichte weiterzuentwickeln, weil du genau die beiden Aspekte ansprichst, mit denen ich unzufrieden bin.

So, nun zum Inhalt: Ich finde es ganz cool, dass man über verschiedene Kontinente flitzt, während man der Geschichte der beiden folgt. Das war mal was anderes, abwechslungsreich. Nur finde ich die Gewichtung ein wenig ungleich. Während er hin- und herjettet (gut, ist sicher auch seinem Beruf geschuldet und seinem Untertauchen-Wollen) und man viel über ihn erfährt, bleibt sie für mich irgendwie ziemlich schemenhaft. Klar, man erfährt auch bei ihr, was so passiert ist, nach Karl, aber irgendwie habe ich kein rechtes Gefühl für sie erhalten, mir kam es so vor, dass Karl viel mehr Raum einnimmt. Was schade ist, denn er ist doch ein rechter Unsympath
Georgia finde ich auch bei weitem sympathischer als Karl. Er steckt ja voller Selbstmitleid und Playermenatlität. Ihn zeige ich szenisch, zoome dadurch näher an ihn heran, sie im Gedankenstrom, bis auf eine einzige Stelle. (als die beiden in Sizilien sind und sich das Versprechen geben, sich wiederzusehen). Ich möchte ihr mehr Raum geben, auch wenn die Geschichte dadurch länger wird.

Ich frage mich auch, ob er seine Abmachung mit ihr eingehalten hätte, würde er nicht just in diesem Moment so in der Scheiße stecken.

Die Idee mit der Abmachung, sich in zehn Jahren an einem bestimmten Ort wiederzutreffen, egal, was passiert ist, ist eine sehr romantische und mir gefällt sie an sich gut. Du schreibst, du bist mit deinem Ende noch nicht zufrieden. Mal sehen, was du da noch änderst. Momentan geht mir das zu glatt. Zu schnell. Du baust alles davor so präzise auf, um sie dann sagen zu lassen: "Klar, ich flieg mit dir nach Acapulco". Weiß nicht, da dachte ich nur so: "Dein Ernst? Du hast eigentlich noch ne Wut auf den Kerl, der fragt dich nach zehn Jahren, ob du mit ihm abhauen willst und du sagst einfach JA?" Das hab ich ihr irgendwie nicht abgekauft.

Zum Schluss-Tableau habe ich mittlerweile mehrere Varianten, die mir durch den Kopf gehen, glaube dass sie nicht so abgebrüht handelt und ihn ans Messer liefert, nein, das kann ich mir nicht vorstellen, dass sie ihn so cool, George-Clooney-Film-mäßig, begrüßt und mit ihm nach Acapulco verschwindet, ist unwahrscheinlich, stimmt. Und er, tja, ob er den Mut hat, hochzufahren, mal sehen, schätze aber, dass ich in den nächsten Tagen ein anderes Ende gestaltet haben werde.

Liebe Grüße und (auch wenn ich es heute schon mal in einer PN benutzt habe) ein Glückswunderjahr für dich
Isegrims

 

Hallo Isegrims ,

Georgia verschwand an einem Sturmtag, der heulend die Stadt anzischte, Fassaden verletzte.
Weiß nicht warum, aber das hört sich irgendwie wie ein Zauberspruch an.

Glückspille
Der Begriff ist witzig. War das beabsichtigt?

Ich hatte ein Kind, weggestorben
Eine Frau würde doch nicht so ihre Fehlgeburt beschreiben. Schreib doch sowas wie "Ich hatte einen Mann. Dann war ich schwanger, aber ... Jedenfalls, ich bin in Italien zurück."

Frankfurt am Main

Im Club wummern Beats

Schöne Idee.

zerkleinert die Wut zu Brei, ich wappne mich, nehme die Von-euch-lasse-ich-mich-nicht-unterkriegen-Haltung
Schön.

Zahnpastawelteroberungslächeln, ein Fürst, ein König mit Satansgesicht.
Vielleicht etwas übertrieben. Ich fänds schöner, wenn du eine der beiden Metaphern woanders im Text verwendet hättest.

die Frauen mit Nylonbeinen, die sich gegen die Hitze stemmen, in Ich-bin-auf-dem-Weg-nach-oben-Kostümen, die Männer in Businessjeans, Karriereanzügen, die Laptoptaschen geschultert wie Waffen.
Ich weiß nicht. Ich ... ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Hauptfigur in so einer blumigen Sprache denkt.

Das ist kein scheiß masurischer See! Der See heißt Sniardwy!
Haha

Soooo,

Herzlichen Glückwunsch, dass du es noch geschafft hast.
Die Geschichte hat mir gefallen, aber meiner Meinung nach solltest du die KG sprachlich nochmal durchgehen.

LG :D ,
alexei

 

Hallo Raindog,

dankeschön für deinen Vorneujahrskommentar, die Zeit und die Anregungen, die du mir mitgegeben hast.

Also, verstehe ich das so richtig: sie ist inzwischen im Staatsdienst, aber bei der Polizei oder dem Geheimdienst, die Karl jetzt schnappen sollen, weil er eben mit seinen dunklen Geschäften irgendwelchen Dreck am Stecken hat? Und Georgia ist für den Fall zuständig und will es eigentlich auch durchziehen und bringt es dann am Ende doch nicht fertig, weil sie ihn noch irgendwie liebt? Und weil es nur Entweder-Oder gibt, haut sie dann lieber mit ihm ab, anstatt ihn in den Knast zu bringen …
so ungefähr, ja, ich denke, sie kann ihn zumindest nicht einfach ans Msser liefern, so abgebrüht, professionell ist sie nicht, wie es ausgeht, daran muss ich noch feilen.

Ach so, die Beschreibung der Geschäftswelt von Karl fand ich zwar treffend, für meinen persönlichen Geschmack hätte sie aber auch etwas kürzer sein können. Da bin ich durchgejagt, weil ich wissen wollte, wie es mit den beiden weitergeht und wollte mich nicht mit den ganzen Business-Schnöseln aufhalten.
Diesen Abschnitt habe ich deutlich reduziert:
komme gleichzeitig mit den anderen zum Besprechungsraum. Reimer weist zur Tür und lässt mir den Vortritt. Seine beiden Assistenten zeigen ihr Harvard-Uni-Sankt-Gallen-Grinsen und tragen Aktenpapiermäppchen. Alle drei setzen sich mir gegenüber. ihre Rasierwasserdüfte wehen als Kräuterteemischung zu mir.

„Wir haben unser Engagement geprüft und eine Entscheidung getroffen, Karl, wir steigen aus. Ich kann’s nicht mehr verantworten, leider. Cum-Ex-Geschäfte, Sojabohnenpreise, soll ich dir alles auflisten? Völlig undurchsichtig, was du machst. Bis Ende des Monats muss die Einlage wieder bei uns sein!“

Die Kerle neben ihm lächeln breiter als zuvor. Reimer schaut mich zum ersten Mal an, faltet die Hände, als wolle er beten, lugt unter der Brille hervor und zeigt mir die Ich-kann-nichts-mehr-für-dich-machen-ich-hab-das-nicht-alleine-entschieden-Augen.


Mir gefallen ganz viele von deinen Vergleichen, aber in Ermangelung von Zeit jetzt mal nur dieser einen als Beispiel:
die Laptoptaschen geschultert wie Waffen
dabei habe ich gerade bei diesem Vergleich überlegt, ob er nicht zu tragisch klingt.


Mir hat deine Geschichte sehr gut gefallen, mal sehen, ob sie sich noch ändert.
o ja, da ändert sich noch einiges, ist ja glücklicherweise noch Zeit bis Ende des Monats.

Liebe Grüße und einen Glitzerstart in neue Jahr
Isegrims

 

Gude Isegrims,

Romantik ist nicht mein Steckenpferd, aber ich möchte dennoch versuchen, dir meine Leseeindrücke zu vermitteln.
Die Grundidee gefällt mir, ein Treffen nach zehn Jahren auf einem Vulkan. Die kurze Verzögerung am Ende finde ich dabei auch sehr gelungen, da ich zumindest erwartet hätte, dass es tatsächlich am Gipfel stattfindet.
Daneben sehe ich es allerdings ähnlich wie barnhelm, dass mir die Motivation Georgias nicht ganz schlüssig ist. Auf der anderen Seite kreierst du ein leicht traumartiges Bild von ihr, dadurch, dass du nur ihre inneren Prozesse darstellt anstatt die Handlung wie bei Karl. Das finde ich eine ganz gute Idee und passt für mich auch zu der irgendwie plötzlichen Entscheidung am Ende. Falls es dein Ziel ist, sie als Träumerin darzustellen (für die ein Treffen nach zehn Jahren automatisch bedeutet, dass sie wieder zusammen finden) würde ich mir aber in ihren Sequenzen noch etwas mehr "Traum" wünschen.

Was mir aber vor allem aufgefallen ist, ist dein Sprachstil: viele Reihungen und Aufzählungen. Gleich die ersten sechs Sätze sind alle so, dann kommt ein Satz "Pause", dann geht es weiter. Dazu muss ich sagen, dass mir das (subjektiv!) gar nicht gefällt. Ich habe kein Problem mit der Reihung an sich, aber es sind mir in diesem Text viel zu viele. Ich persönlich fühle mich davon etwas überwältigt; es ist zum einen monoton und zum anderen wirkt es auf die Dauer durch den Verzicht auf Konjunktionen für mich etwas beliebig.
Eine Stilfrage lässt sich aber natürlich nicht dadurch lösen, dass ich sage: "Schreib anders." Mein Vorschlag wäre nur, dass du dir vielleicht überlegst, ob es diese Reihungen an jeder Stelle braucht. Das Ergebnis kann/wird ein anderes sein, als bei meiner Lesart, aber das ist ja nicht schlimm.


Dann habe ich jetzt noch drei kleinere Stellen, die mich irritiert haben:
1. Er hat noch ihre gültige Handynummer, nach fast zehn Jahren? Kann sein, wundert mich aber etwas. Seine "Machtdemonstration" (ja, ich komme "dich holen") würde wahrscheinlich auch stärker wirken, wenn er überhaupt erst ihre neue Nummer herausfinden würde.

2. Den Fehler beim Dialog mit Jerzy hast du ausgebessert, wie ich gesehen habe. Allerdings fehlt jetzt ein Anführungszeichen danach:

„Okay. Und wie?
„Du jagst alles, was ich habe mitsamt dem Kapital der Kunden, so oft über den Globus und durch die Cloud, dass am Ende keiner weiß, wo ich mit dem Geld bin.“

3. Mir gefiel es besser, als noch die Städte bei den Szenewechseln voranstanden. Diese Sterne in der Mitte finde ich immer so unspektakulär, aber das ist wohl Geschmackssache.

Abschließend möchte ich gar nicht viel sagen, da du bereits geschrieben hast, dass du noch nicht ganz fertig bist. Außerdem habe ich jetzt schon gesehen, dass du fleißig am arbeiten bist: von meinen Notizen vor zwei Tagen sind bereits drei Kritikpunkte weggefallen.
Daher würde ich dich eher darum bitten, mich in einem Kommentar zu verlinken, wenn du mit der Geschichte für dich fertig bist. Ansonsten schaue ich einfach am Ende des Monats nochmal rein.

Bis dahin liebe Grüße,
Vulkangestein

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Isegrims,

sei bitte nicht böse, wenn ich mir noch ein wenig Zeit lasse, bis ich deine Geschichte genauer kommentiere. Ich weiß ja, du planst noch einige Änderungen.

Zwei Punkte aber als Anhaltspunkte aus meiner Sicht kriegst du schon mal.

Unbedingt wichtig ist die Entscheidung, ob Georgia sich mit Karl nach Acapulco absetzen möchte und ob dieser Schritt eine romantische oder berechnende Komponente hat. Je nach dem kriegt die Geschichte einen ganz anderen Touch.

Karls Besessenheit im Geldmachen, auch mit kriminellen Methoden, könnte psychologisch untermauert werden. Überhaupt erfährt man über sein Seelenleben sehr wenig. Wieso hängt er so stark an Georgia? Soll er nur ein fieser Macho sein? Oder ist er irgendwie doch nur ein armer Hund?

Das sind nur so erste Gedanken zum Plot, der mir insgesamt ganz gut gefällt.

Bin gespannt, was du noch draus machst.

Freundliche Grüße und gute Wünsche fürs neue Jahr. Ich bin neugierig auf das Treffen im Juni.

wieselmaus

 

Hallo Isegrims,
ich freu mich darauf deine Geschichte zu lesen. Nebenbei schreib ich mit, was mir zu deinem Text in den Sinn kommt. Manches ist für dich bestimmt Murks, anderes kannst du gebrauchen…


Gleich im ersten Satz …häh, Sturmtag? Ich kenne nur stürmischer Tag. Aber der Deutsche Wetterdienst sagt: Ein Sturmtag ist ein Tag, an dem das Maximum der Windgeschwindigkeit ≥ 8 Beaufort beträgt. Also weiter.

…der heulend die Stadt anzischte
Heulend und anzischen sind für mich verschiedene Geräuschsarten, so wie ich sie mir vorstelle bzw. wenn ich versuche das nachzuahmen. :shy:


Sturzbäche krachten auf den Asphalt
Krachen finde ich im Zusammenhang mit Wasser irgendwie nicht geeignet. Es gibt vielleicht passendere Verben: prasselten, platschten, klatschten, spritzten, strömten, ergossen sich, schauerten, fielen, …


und schlüpfte in das Dachwohnungsnest, das wir damals bewohnten.
Ein gemeinsam hinter damals würde es eventuell noch bezeichnender machen.


Ich schnüffelte durch den Flur und roch sie nicht mehr, ließ die Stille langsam in mich sickern.
Da sehe ich einen Hund, der hektisch im Flur rumläuft, um Witterung aufzunehmen. Es klingt am Ende, als erzeuge der fehlende Geruch die Stille? Das könntest du trennen.


Ich zögerte, begriff, riss Schubladen auf und wünschte mir einen der Hauchzartstrings zu finden, durchsichtig, schimmernde Haut darunter, das Pulsieren, das aus ihr quoll, das immer von ihr ausgegangen war.
Ich mag diesen Satz nicht, weil er zu unnötig verschachtelt ist. Und das Pulsieren, das aus ihr quoll in Kombi mit den Hauchzartstrings. Hmm. Finde ich nicht sexy!


Ich nahm das Handy, streichelte über das Display, suchte, wartete auf eine Verbindung, erfuhr, dass der Teilnehmer nicht erreichbar sei.
Du willst dadurch Zärtlichkeit reinbringen. Strich wäre mMn hier besser, weil eindeutiger.
blätterte durch die Bilder, schaute manche lange an,
Wenn im Anschluss kein und andere nur flüchtig/kurz an kommt, müsste es schaute manche länger an heißen, oder?


Dann nahm ich eine Glückspille und schlief ohne Traum.
„Du bist ekelhaft, ein kalter Egoist,…
Er schlief sofort ein und träumte auch nicht. Wo und wann kommt dieser Erinnerungsfetzen? Die Glückspille im Anschluss an diese Ansage würde mehr Sinn machen.


Er konnte stundenlang über die Verwicklungen seiner Geschäfte, chinesische, südamerikanische Aktien, Derivate, Investments, die er sich ausgedacht hatte, sprechen. Ich hörte zu, starrte in seine glühenden Augen, war eifersüchtig auf die Begeisterung, die ihn packte, die Gesten, die einen Dirigenten vor einem großen Orchester zeigten.
Der Teil gefällt mir sehr. Trotz der Aufzählungen hat es einen guten Fluss.


Wenn ich von mir, den Schülern, denen ich Italienisch beibrachte, meinem Kinderwunsch erzählte, zuckte Karl, erstarrte, öffnete eine Flasche Wein und wartete darauf, dass meine Worte versickerten.
Da habe ich gestockt, weil mir nicht gleich klar war, was Aufzählung und was erklärender Nebensatz ist. Vorschlag: Wenn ich von mir, meinen Italienischschülern oder meinem Kinderwunsch erzählte, erstarrte Karl, öffnete eine Flasche Wein und wartete darauf, dass meine Worte versiegten.


Seither sind fast zehn Jahre vergangen, zu viel Zeit, um es für einen Wimpernschlag zu halten.
Macht für mich keinen Sinn, könnte deshalb weg.


Ich hatte einen Mann. Ich hatte ein Kind, weggestorben noch bevor es zur Welt kam. Ich stelle es mir als Engel vor und finde es manchmal oben am Himmel. Dann bin ich nach Italien zurück, in den Staatsdienst eingetreten, pendle jetzt zwischen Rom und Catania. Ab und zu treffe ich mich mit Männern, was soll man machen, wenn man allein ist. Meine Eltern wohnen nicht weit von mir. Ich liebe sie.
Das sind - von dir so inszenierte - kurze, harte, kalte Sätze. Diese Ausdrucksweise ist nicht so meins.


Sizilien glänzt am schönsten, wenn die Wüstenglut aus der Sahara herüberweht, die Insel gefangen nimmt und in einen Dämmerzustand versetzt, die Menschen trunken von der Sonne den Schatten suchen, in kühlen, abgedunkelten Räumen die Tage verdämmern.
So ein schönes Bild! Magst du dem hinteren Satzteil nicht noch ein oder zwei Konjunktionen schenken oder zwei Sätze daraus machen?


„Und was, wenn wir Kinder haben?“, fragte ich.
„Dann nehmen wir sie mit.“ „Einverstanden.“
„Versprichst du mir das? Egal, was passiert.“
„Ja, ganz egal, was passiert.“
Fragenzeichen hinter Karls Einverstanden. Und vom Lesegefühl auch hinter Egal, was passiert.


Danach küsste er mich und ich spürte eine Erleichterung, als hätten wir uns dadurch Ewigkeit verschafft.
Das mag ich, weil ich es fühlen kann.


Bevor ich ihnen entgegentrete, erleichtere ich mich auf den Vorstandstoiletten des 49.Stocks
Da dachte ich erst, wie uncharmant von Gloria. :hmm: Aber stimmt ja, Commerzbankturm deutet auch schon auf Karl hin.


ziehe den Zipper des Hosenschlags herunter
Ist das ein regionaler Begriff? Google ergab auch nur Schlag am Hosensaum. Warum nicht Hosenstall?


Das Urinal ist an der Außenwand des Gebäudes angebracht, darüber ein Panoramafenster.
Schnieke, diese Vorstandstoiletten.


Ich betrachte die Dächer der Kaufhäuser, die Ameisenmenschen in Sommerkleidern, atme tief durch, obwohl der Strahl, den ich gegen das Porzellan spritze, sie nicht trifft, bemerke Krähen, die in Höhe des Aussichtspunktes segeln, als spielten sie mit der Luft, als genössen sie es, sich fallen zu lassen und wieder aufzusteigen.
Isegrims, du bist die Meisterin der Schachtelsätze! :D


Ihre Rasierwasserdüfte wehen als Kräuterteemischung zu mir.
Rasierwasser, das nach Kräutertee riecht? Hmm.


Cum-Ex-Geschäfte, Sojabohnenpreise, soll ich dir alles auflisten? Völlig undurchsichtig, was du machst.
Schweinebauchaktien. Verkaufen, Verkaufen! Kennst du den Film? :schiel:


„Wir kommen bestimmt irgendwann wieder ins Geschäft,“ sagt er aus dem Off.
Sagt man das im Commerzbankturm so?


ich wappne mich, nehme die Von-euch-lasse-ich-mich-nicht-unterkriegen-Haltung an.
Beim ersten Zusammenziehen durch Bindestriche, fand ich es gut. Hier ist es mir zu viel.


Ein wohliges Magensausen fließt mir durch den Bauch
Wodurch auch sonst? Du könntest Magen- weglassen, dann kann der Bauch bleiben.


…als ich den Turm herabschwebe, als wäre ich eine der Krähen, die an der Glasfassade vorbeigeflogen sind. Es gibt eine Lösung, über die ich schon lange nachgedacht habe.
Hörte sich erst nach Suizidtraum an. Ist es ein gläserner Fahrstuhl an der Außenseite des Gebäudes?


Im Club wummern Beats, bedrängen und penetrieren mich, wabern im Bauch.
Für mich, kein schönes Bild.


Am nächsten Morgen wirbeln Wodkastürme in meinem Kopf, die Satansaugen verfolgen mich, der faulige Geschmack im Mund lässt sich nicht beseitigen. Die Bettdecke fühlt sich kühl an, Wodkastürme wirbeln in meinem Kopf, das Hämmern lässt nach, als ich die doppelte Pillenportion genommen habe.
Das Bild gefällt mir. Aber ist die Dopplung gewollt?


Ich durchstöbere das Gedächtnis, denke an sie, an die Luftzeit, die Frühlingsglückstage, die Nächte, in denen das Aufwachen ebenso schön wie das Einschlafen war, weil ich ihrem Atem lauschen konnte und an die Schuld, die ich auf mich geladen, das Leid, das ich ihr angetan habe.
Ist damit das verlorene Kind gemeint? Hat sie abgetrieben?


Das Smartphone vibriert, obwohl ich es lautlos gestellt habe, verlangt volle Aufmerksamkeit, tanzt, schwebt über die Tischplatte, Millimeter nur, aber so aufgeregt, als wäre es ein Wesen, das zu schreien und weinen vermag. Der Anruf kommt von der Dienststelle in Rom, unterbricht die Stille des Sommerurlaubs mit der Nachricht, auf die ich gewartet habe. „Der Drache ist unterwegs, er fliegt nach New York und anschließend nach Catania. Die Maschine landet am 25. Juli frühmorgens.“ Drache. Den Codenamen habe ich ausgewählt. Für mich war er einer, feuerspeiend, schuppig, mit meterdicker Haut, die sich rau und kalt anfühlte, mit Dornen und Stacheln, Augen, die mich verzehren, töten konnten, mit der Kraft zu zerstören und jeden zu beschützen, der zu ihm gehört. Sein Drachenwesen hatte ich vor allem anderen geliebt, die Fähigkeit zu Grausamkeit und größter Zärtlichkeit zugleich, die Kraft, die in ihm steckte. Und doch hörte ich sein Drachenherz nicht pochen, als ich es am meisten brauchte, Wut, Angst, Enttäuschung zerfetzten und verwirrten mich. Deshalb hinterließ ich damals keine Spuren.
Sehr schöner Absatz, mit tollen Bildern.


Ich stehe auf und laufe davon, drehe mich nicht um. Er kommt mir nicht hinterher.
Oh nein! :/ ich mag den Dialog, bin richtig durchgehastet, weil ich wissen wollte wie es ausgeht.


Im Spiegel sehe ich morgens einen Kerl mit Zahnpastawelteroberungslächeln, ein Fürst, ein König mit Satansgesicht. Selbst die Krone deutet sich über den wirren Schattenhaaren an. Die weißen Barthärchen, die Warze neben der Nase, die Furchen auf der Stirn, existieren nicht, waren nie vorhanden, weil ich es nicht wollte, ich, der Gott meiner Welt. Der Rasierer kreischt wie Kreide auf einer Schultafel.
Das blick ich echt gar nicht, auch beim zweiten Lesen nicht.


die Frauen mit Nylonbeinen, die sich gegen die Hitze stemmen, in Ich-bin-auf-dem-Weg-nach-oben-Kostümen,
Ein drittes Mal? :(


Als ich die Lichtaugen der farbigen Dienerin sehe, die Marmorfigur, die sie in eine Göttin verwandelt, senke ich den Blick.
Das klingt für mich nach Südstaaten.


Jerzy treffe ich in einer Bar an der 45.
Müsste hier nicht etwas wie an der 45.sten heißen?


„Kann sein. Weil ihr das Zeig panscht.“
Gern ein Ausrufezeichen am Schluss.


„He Karl, ich habe dir doch gesagt,…
Warum nicht Hey Karl,…?


ich beobachte die kreisenden Möwen, die ihre Kinderlaute ausstoßen.
Weil es wie schreiende Kinder klingt?


Ich frage mich, ob Karl sich wie damals über den Kopf streichen wird, als könne er seine Gedanken dadurch ordnen, ob er nach Zedern und Leder riecht, nach Milch und Schokolade schmeckt, ob er die Muskeln unter der Babyhaut noch anspannen kann, ob die Stimme fest und wie ein Lied klingt, ob in seinen Augen noch das Feuer wohnt, das aufloderte, ob er noch so küssen kann, dass es mir durch und durch geht, ob seine Stimme sich immer noch überschlägt, wenn ihn etwas empört, ob er kurz vorm Orgasmus leise Schreie ausstößt, als wäre er ein Vogel, ein Adler vielleicht, der seine Beute packt.
Toll!


Wir lassen Catania hinter uns, streben nach oben, dem Ätna entgegen.
Streben finde ich nicht das passende Verb. (Sie fahren mit dem Landrover) Mir fällt aber auch gerade nichts besseres ein.


„Ein Sturm zieht auf, da bin ich dir entgegengefahren.“
Happy End! :D


Bei den Absatzanfängen solltest du fürs Textbild mehr variieren.

Ich stieg triefnass…
Ich dachte,…
Ich ging,…
„Ich glaube,…
Ich bestelle ein Taxi,…
Ich komme gleichzeitig…

Ist ein bisschen länger geworden, mein Kommentar. Ich hoffe, du kannst was davon gebrauchen. Karls Walstreetnummer hat mir etwas zu viel Gewichtung. Und wer hat ihr das mit dem reisenden Drachen geflüstert? Habe ich das überlesen?
Die Idee einen Packt zu schließen, sich nach einer festgelegten Ewigkeit, an einem verabredeten Ort wieder zu treffen ist nicht neu. Manche (nur) gute Freunde versprechen sich in Hollywoodfilmen gar die Ehe, falls sie in soundso viel Jahren nicht fest leiert sind. Nichtdestotrotz hast du das Thema glaubhaft wieder gegeben. Ich habe mit Gloria und Karl gelitten und gehofft, dass sie wieder zueinander finden.


Viele Grüße
wegen

 
Zuletzt bearbeitet:

barnhelm, RinaWu, Raindog ernst offshore, alexei, The Incredible Holg, Friedrichard, Vulkangestein, wegen, wieselmaus
und alle anderen, die den Text gelesen haben.

ganz lieben Dank für eure Hilfe, eure Kommentare waren sehr wertvoll, ich werde sie einzeln beantworten.

Jetzt spüre ich dieses Gefühl von Zufriedenheit, als könne der Text jetzt die Geschichte erzählen, an der mir etwas liegt.

Verstärkt habe ich die Perspektive Georgias, zwei Szenen sind hinzugekommen, ein ganzer Strang (die Abtreibung) und der Schluss vor allem. Die beiden Perspektiven sollen auch sprachlich kontrastieren.

 

Hallo Holg,

ich hoffe, du hast das Jahr freudvoll begrüßt und wünsche dir, dass es dir viel Glücksmomente bringt.


schön, dass du es noch zur Deadline geschafft hast!
ich war auch froh, andererseits habe ich einen nur halbwegs fertigen Text einstellen müssen.


Dein Text liest sich wieder mal sehr bild- und wortgewaltig. Nicht jedes Bild ist so hundertprozentig stimmig, dazu hast du ja auch schon ein paar Hinweise bekommen. Aber für mich überwiegt da das Positive bei Weitem, ich fand das schon rein sprachlich recht fesselnd.
es besteht natürlich eine gewisse Gefahr, wenn man mit Bilderfluten den Leser fesseln, Tonspuren legen will, vielleicht muss nicht jedes Bild sitzen, ich bin das noch nicht am Ende des Wegs.


Du wechselst die Perspektive zwischen Karl und Georgia/Georgina, aber das Verhältnis ist nicht ausgewogen, Karl hat den deutlich höheren Wortanteil.
Bei Georgia gibt es eine Andeutung von Tiefe, von einem unter der Oberfläche brodelnden Vulkan (haha), aber du lässt uns nicht richtig hinschauen. Vielleicht hattest du dabei bestimmte Absichten, aber für mich wirkt das erst mal wie ein Missverhältnis.

Diese Mutmaßung bzgl. Georgias Tiefe ziehe ich v.a. aus der Sache mit dem Drachen. Was geht denn da ab?

hier habe ich einiges verändert, ich habe zwei Szenen ergänzt (Schwangerschaft, Abtreibung), das erklärt ihre Drachengedanken, glaube ich.


Und egal, was nun wirklich hinter der Drachengeschichte steckt - mir ist nicht klar, warum Georgia am Ende so hündchenartig mit ihm nach Acapulco fliegen will. Gibt sie wirklich ihren ursprünglichen Plan auf, oder wartet sie bloß auf eine neue Gelegenheit? Oder wolltest du genau das bewusst offen lassen?
das Ende lässt wie zuvor, einiges offen, aber von Acapulco ist nicht mehr die Rede.

Die meisten deiner Anmerkungen habe ich zu Textänderungen genutzt, vielen Dank für dein genaues Lesen.

Das kann ich mir nur schwer bildlich vorstellen. Um aus dem 49. Stock die Menschen auf der Straße zu sehen, muss man in einem sehr steilen Winkel nach unten schauen. Dafür müsste aber das Fenster eine sehr tiefe Unterkante haben und/oder man muss sehr nah herantreten. Beides kann ich mir für eine Toilette bzw. während deren Benutzung nicht recht denken. Allein durch das Urinal steht man ja mit einem gewissen Abstand von der Wand, und das Fenster ist bestimmt nicht so weit nach unten gezogen, dass man sein bestes Stück quasi raus in die Welt hängt.
klar kann er die Leute unterhalb des Turms nicht sehen, aber ein Stück weiter, dort, wo die Einkaufsmeile verläuft (Zeil), sieht er den Strim der Menschen. Und die Toiletten bzw. die Aussicht insgesamt erlauben tatsächlich einen spektakulären Blick.


Heißt das in Italien "Ranger"? Da hätte ich eine landestypische Bezeichnung erwartet.
ne, heißt es nicht, dafür habe ich jetzt das originalitalienische Wort, eine Fügung, die mit leader beginnt. :D

Liebe Grüße
Isegrims

 

Hi Friedel,

was machst du eigentlich so ganz ohne Fingerwundwhatsappen? Traurig, solch ein Leben, aber dafür bist du bestimmt ganz fein ins neue Jahr geschlittert für das ich dir die allerbesten Wünsche schicke.


Rabenvögel gelten nicht nur als die Schlaumeier unterm Geflügel, sondern auch als Botschafter bis hin zur schlechtesten Nachricht
da es sich ja um mystische Wahrheiten handelt, habe ich mich gar nicht erst gefragt, ob Rabenvögel, Todesboten, überhaupt so hoch fliegen und nicht eher faul auf Ästen hocken und Autos vollkacken.:D


Er lebt die Lehren der School of Chicago (Kürzestfassung: Jeder ist seines Glückes Schmied) und wie Empedokles verbannt wird, so interessiert sich eine italienische Dienststelle - welcher Art auch immer - für K. ...
wenn’s nur immer so wäre, dass sich Dienststellen gelich welcher Art für die Finanzwelt interessieren.:shy:

Die bösen Kommas habe ich ergänzt, die Anmerkungen zum Text überdacht, vielen Dank dafür!


Wodka hetzt durch meine Kehle und ich lasse mich von Traumbildern treiben, ...
Lässt Wodka sich hetzen? Hat er mehr Möglichkeiten zur Bewegung als fließen und (ggfs. beschleunigt) zu stürzen?
die Verwendung von hetzen ist natürlich eine Regelüberschreitung, soll dem Leser den Vorgang im Inneren verdeutlichen, über stürzen oder fließen würde er zu leicht hinweglesen, finde ich.


Ich werde hinfliegen, egal, ob ich sie dort vorfinde, oder nicht.
Komma bei der ausschließenden Konjunktion? Vllt. Regieanweisung der Atempause ...
oha, ein Komma zu viel, super, da bleibe ich aber dabei, weil es eine Sprech- und Denkpause ermöglicht.


Liebe Grüße
Isegrims

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom