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Wir grillen

Monster-WG
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10.09.2014
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Wir grillen

Mein Gastgeschenk ist ein ordentlicher Wein. Sehr ordentlich sogar, der Preis gerechtfertigt. Man sollte ihn mit wachen Sinnen und halb geschlossenen Augen genießen. Für einen Rausch ist er ungeeignet.
Rainer hat eingeladen und bedankt sich. Etwas fahrig vielleicht, aber er hat volles Haus. „Geh mal schon auf die Terrasse“, sagt er, schiebt den Unterkiefer vor, lässt Dampf ab und bläst ihn an die glänzende Stirn. „Ich komm’ sofort nach. Und nimm das bitte mit ...“
Er drückt mir einen Beutel marinierte Rippchen in die Hand und ein strammes Paket Grillwürste.
Meine Augen zoomen die Würste, die werden größer und größer, eng aneinander gequetscht. Die Folie schimmert mit mattem Glanz – metallisch wie Eisenrohr, zu sadistischen Einzelboxen gebogen, 200 x 75 cm. Die Muttersäue sollen sich keinen Zentimeter bewegen. Sie sollen produzieren. Sie liegen, im Einklang mit den gesetzlichen Bestimmungen, wie eingeschweißte Bratwürste, bewegungslos, doch sie atmen noch.
Sie leben! Und sie leiden, Tag und Nacht, wochenlang. So what?

Sind wir denn alle verrückt geworden? Oder bin nur ich es, der bei helllichtem Tage perverse Szenarien sieht.
Das frage ich Niels. Der hat die Bilder auch gesehen, im Spiegel Online.
„Ja“, sagt er, „die Grünen, die Roten und die Schwarzen mit dem großen C – die waren sich alle einig. Bundesrat und Bundestag als Bühne für ...“ Er zögert.
„Für Dramen?“, springe ich ein, „Oder Tragödien?“
„Tragödien für die Sauen, ja. Und das noch für Jahrende.“ Niels ist aus Hamburg, das sagen die so.
„Aber eigentlich“, meine ich, „ist es Reality-Show. Deutlicher kann man den Leuten nicht vorführen, wer die Gesetze macht.“
„Tjou, da liegste wohl richtig mit“, meint Niels. Er macht sich an der Hausbar zu schaffen, hält zwei Gläser gegen das Licht. „Lass mal am Absinth schnuppern, vor der gefüllten Aubergine.“
„Aubergine? Du? Das glaubst du doch wohl selber nicht?“
Da bäckt er kleine Brötchen: „Ertappt. Ich probier’ lieber die Rippchen, das Schwein ist eh schon tot. Der Bratwurst trau’ ich nicht. Wer weiß, was die da alles reingefummelt hab’n, mit ihrem großen E und den Zahlen, die mir nichts sagen.“
Ich tätschle seinen Unterarm und sage: „Pass nur schön auf dich auf. Dann wirste auch so alt wie ich.“
„Aye Aye, Captain“, sagt er zackig und hantiert mit den Absinthflaschen. „Rot oder Grün?“
„Backbord!“, sage ich. Dieses Zeug zu trinken, ohne dazu einen Happen zu essen, ist stillos.
Wie Niels bin ich Wurstskeptiker; die Rippchen, zwar kurz vor dem Verkokeln, sehen noch gut aus – und duften nach Orient und Amerika. Nein, sagt meine innere Überwachungszentrale, du isst heute viel Salat, und Gemüse, und Falafel.
Ich trinke zu schnell und ignoriere das bisschen Ratio. Salat haben wir zu Hause, Gemüse auch. Dieses ägyptische Katzenstreu will ich auch nicht essen. Mein Magen knurrt. Also umrunde ich das Huhn mehrere Male, dann schlage ich beherzt zu. Brust oder Keule? Ich bejahe beides.
Es schmeckt, Visionen habe ich nicht. Die letzten Gräuelbilder aus einem Hühner-KZ liegen ein oder zwei Jahre zurück, also schon halb vergessen. Es gibt Pfirsisch-Chutney dazu und Fladenbrot. Ich würde die Gastgeber fragen, ob es Bio-Huhn ist, doch die sind im Gespräch und da will ich nicht stören. Vielleicht wäre die Frage unhöflich, und ich rechne es ihnen hoch an, dass sie auf Pute verzichten.

 

Sind wir denn alle verrückt geworden?
Oder einfach noch nicht gescheit?
Berechtigte Frage, lieber @josefelipe , deren Antwort du zum Glück offenlässt. Allerdings besteht noch Hoffnung. Ich ernähre mich seit etwa 30 Jahren vegetarisch (noch nicht vegan) und stelle fest, dass sich immer mehr diesem "Trend" anschließen. Auf der anderen Seite ruft die halbe Republik den sittlichen Notstand aus, wenn jemand vorschlägt, einmal die Woche auf Fleisch zu verzichten. So ganz klar im Oberstübchen sind wir definitiv nicht.
Dein vom Absinth geblendeter Prota schaut dem geschenkten Gaul ja auch nur noch auf die verlockende Kruste. Das ist das Dilemma der Moral, sie lässt sich kampflos runterspülen.

Was zu meckern gibts ja immer, also bringen wirs hinter uns:

Er drückt mir einen Beutel marinierte Rippchen in die Hand und ein strammes Paket Grillwürste. Da wird mir ganz merkwürdig zumute.
Da gerate ich auch beim zweiten Durchgang ins Stocken, falle irgendwie aus dem mit einem Satz aufgebauten Rhythmus. Das kannst du eleganter.
Die Folie schimmert, mit mattem Glanz.
Ich versuche auch, hier und da ein Komma loszuwerden, die liegen ja überall rum. Aber das war etwas auffällig. ;)

Bleibt am Ende deiner Geschichte die Frage, wie sich ein Mindestmaß an ethischer Grundbildung oder wenigstens rationalem Weitblick überliefern lässt. Irgendwie scheinen wir bei der Tradierung von gesellschaftlichen Werten, Normen und Zielen noch immer merkwürdigen Tendenzen zu folgen. Also auch bei der Entscheidung, was wir unserer Jugend wann zutrauen oder -muten. Gewalt locker ab 16, Sex dann doch eher ab 18.
Als glaubten wir, Hass sei leichter und damit früher zu verstehen als Liebe. Und dann aber gehörig über den Mangel an Empathie beschweren. Wer soll uns das abkaufen?

Wie auch immer: Hab ich gern gelesen!
Liebe Grüße und schönen Sonntag noch von
Joyce

 

Hallo @josefelipe

dieses Thema macht mich so wütend! Schwer bei so viel Emotionen einen Text zu beurteilen. Ich versuch es trotzdem mal. :)

schiebt den Unterkiefer vor, lässt Dampf ab und bläst ihn an die glänzende Stirn.
Finde ich etwas kompliziert beschrieben. Das sind ja keine drei Aktionen, sondern eigentlich eine. Zumindest das Dampf ablassen würde ich streichen.

Da wird mir ganz merkwürdig zumute.
Würde ich auch streichen, weil zu erklärend. Du beschreibst ja danach, was mit ihm passiert.

Die Muttersäue sollen sich keinen Zentimeter bewegen. Sie sollen produzieren. Sie liegen, im Einklang mit den gesetzlichen Bestimmungen, wie eingeschweißte Bratwürste, bewegungslos, doch sie atmen noch.
Sie leben! Und sie leiden, Tag und Nacht, wochenlang. So what?
Darum geht es. Aber sollte es so deutlich im Text stehen?

Deutlicher kann man den Leuten nicht vorführen, wer die Gesetze macht.
:xxlmad:

Ich probier’ lieber die Rippchen, das Schwein ist eh schon tot.
Das ist sowieso die beste Rechtfertigung.

Es schmeckt, Visionen habe ich nicht. Die letzten Greuelbilder aus einem Hühner-KZ liegen ein oder zwei Jahre zurück, also schon halb vergessen.
Ich würde die Gastgeber fragen, ob es Bio-Huhn ist, doch die sind im Gespräch und da will ich nicht stören.
Die Rechtfertigungen am Ende empfinde ich als sehr passend. In der Woche nach dem Skandal will jeder weniger Schwein/Rind/Pute essen, aber dann verblassen die Bilder und man vergisst seine guten Vorsätze. Und um ein paar Ausreden ist da ja keiner verlegen.

Ich finde es gut, dass dein Prota am Anfang als Kritiker der Fleischindustrie auftritt und dann doch schwach wird. Das ist doch sehr menschlich und wird wahrscheinlich mehr ansprechen, als ein Text der nur den Zeigefinger hebt. Ob er trotzdem zum Nachdenken/ Handeln bewegt? Wahrscheinlich nicht. Aber was soll ein Text erreichen, wenn es die grausamen Bilder und Reportagen nicht tun, die man täglich zu sehen bekommt?

Wichtiges Thema, unterhaltsam verpackt, insgesamt vielleicht ein bisschen zu dünn.

Liebe Grüße,
NGK

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @josefelipe,

zunächst ein paar Flusen:

Die Häufung vom Wörtchen „ist“ gleich zu Anfang des Textes hat mich ein wenig ausgebremst.
„Mein Gastgeschenk ist ein ordentlicher Wein. Er ist sogar sehr ordentlich, der Preis ist gerechtfertigt. Man sollte ihn mit wachen Sinnen und halb geschlossenen Augen genießen. Für einen Rausch ist er ungeeignet.“

„Die Muttersäue sollen sich keinen Zentimeter bewegen. Sie sollen produzieren. Sie liegen, im Einklang mit den gesetzlichen Bestimmungen wie eingeschweißte Bratwürste, bewegungslos, doch sie atmen noch.“ ,
im Einklang mit … klingt eigenartig

„Die letzten Greuelbilder (Gräuelbilder) aus einem Hühner-KZ liegen ein oder zwei Jahre zurück, also schon halb vergessen. Es gibt Pfirsisch-Chutney (Pfirsich-Ch utney) dazu und Fladenbrot.“

Hat sich der Begriff „Hühner-KZ“ bereits etabliert?
Ich persönlich bin allergisch gegen diese ständigen begrifflichen Nazi-Anlehnungen, insbesondere, wenn sie für Tiere/ Nutztiere benutzt werden, während ich dabei die erschreckenden Bilder der gequälten Menschen im 3. Reich vor Augen habe.
Für mich passt der Vergleich nicht.

Nun zum Text:
Ja, die Themenbereiche „Fleisch oder fleischlos“ und „Grillen“ sind hochaktuell.
Nicht die Politiker alleine, die keine Alternativen zur Massentierhaltung durchsetzen und die „Tragödien für die Sauen“ und andere Nutztiere in Kauf nehmen, sind für die Misere verantwortlich. Die Gesetze werden wohl noch lange nicht rigoros zugunsten der Tiere geändert, solange der Verbraucher viel Fleisch und preiswertes Fleisch bevorzugt.
Der Grillgeräteverkauf hat in den letzten Jahren einen gewaltigen Boom erfahren, aber sicher nicht, um veganes Grillgut aufzulegen.

Die Gewöhnung des Menschen an bestimmte Geschmacksausprägungen, die fleischliche Produkte ausweisen, lässt sich nicht so leicht ausmerzen.
Nicht umsonst versuchen Lebensmitteltechniker den UMAMI-Geschmack mit diversen Zutaten in veganem Brei hervorzuzaubern, um dem „ Umsteiger“ schließlich so etwas wie vegane Schnitzel, veganen Schinken, vegane Brat- und Leberwurst, etc. zu servieren.
Ich hatte heute übrigens „Vegane Burger“zum Abendessen, ausgewiesen als „Burger mit Zukunft“, „…mit unserem köstlichen Fleisch auf Pflanzenbasis…“ und dem Slogan „Verändere die Welt mit jedem Bissen“.
Es schmeckte - wie trockene Pappe mit etwas Salz.
Insofern kann ich gut verstehen, dass der Protagonist in deiner Geschichte schwach wird und zum Original greift.
Beim ersten Lesen vermisste ich in deinem Text eine stärkere Ausformung des inneren Konflikts.
Nach den Gräuelbildern im TV und der Erkenntnis, dass die Massentierhaltung bis auf wenige Ausnahmen als Tierquälerei angesehen werden muss, hätte ich vermutet, dass dein Prota länger und stärker zaudert, bevor er seiner Schwäche für Fleisch nachgibt.
Stattdessen führt er uns Fleischessern vor Augen, wie wir tagtäglich reagieren. Die Kritik an der Tierhaltung bewirkt bei uns allen kaum eine Handlungsänderung, und die Zuständigkeit für die Beseitigung des Übels wird den Politikern zugeschustert.
Das Fleisch wird eben schwach, wenn es um Genuss geht.
Wurst meidet der Protagonist, da weiß man nicht, was drin ist. Hähnchenfleisch aber isst er reichlich, da will man nicht wissen, wie das Hähnchen gelebt hat und wie es auf den Tisch gekommen ist. Nach reichlich Absinth geht das auch ganz leicht.
Mit subtiler Ironie hältst du uns den Spiegel vor, wie wir uns des Genusses wegen durch die Auswahl mogeln und die bösen Bilder des TV-Berichts schnell wegwischen.

...habe heute Morgen meinen Komm. abgeändert
gern gelesen
Ich grüße dich

kathso60 / Solweig

 

Hola @joycec,

ein Austausch mit Dir ist immer interessant.

Sind wir denn alle verrückt geworden?

joycec schrieb:
Oder einfach noch nicht gescheit?
Ach, gescheit sind wir schon seit den alten Griechen. Ich meinte eher ‚übergeschnappt’; Anstand, Würde und Maß verloren.

joycec schrieb:
Ich ernähre mich seit etwa 30 Jahren vegetarisch (noch nicht vegan) und stelle fest, dass sich immer mehr diesem "Trend" anschließen.

Respekt, Madame! Trend iss jut. Mir ist das zu ideologisch und trendlastig. Ist Fleisch schlecht? Ist Schwarz-Weiß blöd? Und ist fleischlos gesund?
Preisfrage: Was haben unsere Mütter und die Asiaten gemeinsam?
(Meine) Antwort: Die nahmen/nehmen weniger Fleisch in die Hand, dafür mehr von Beet und Feld.

Ich denke, Du hast recht:

... einfach noch nicht gescheit
Sonst wären wir in der Lage, den berühmten ‚Goldenen Mittelweg’ zu gehen. Denn wie schizophren ist die ‚Wahlmöglichkeit’ zwischen einer 2.97 Euro-Hühnerbrust ‚aus der Retorte’ sprich ‚moderner’ Massentierhaltung und einer vom Bio-Hof für 14.99 Euro?

Die Folie schimmert, mit mattem Glanz.

joycec schrieb:
Ich versuche auch, hier und da ein Komma loszuwerden, die liegen ja überall rum. Aber das war etwas auffällig.
Das Komma sollte beide Satzhälften trennen, damit die hintere näher an den Folgesatz rückt. Ich brauch das Ineinanderverschmelzen/Hinübergleiten ins andere Bild; jetzt hab ich’s bisschen geändert:
Die Folie schimmert mit mattem Glanz – metallisch wie Eisenrohr, zu sadistischen Einzelboxen gebogen, 200 x 75 cm.
Aber recht hast Du allemal.

joycec schrieb:
... ruft die halbe Republik den sittlichen Notstand aus, wenn jemand vorschlägt, einmal die Woche auf Fleisch zu verzichten.
Ach? Ich dachte, der Veggie-Donnerstag sei schon fast Normalität. Oder findet der nur in Unimensen statt:D?

joycec schrieb:
Bleibt am Ende deiner Geschichte die Frage, wie sich ein Mindestmaß an ethischer Grundbildung oder wenigstens rationalem Weitblick überliefern lässt.
Frage nicht verstanden. Frage andere.
Oder Frage zurück: Wie lässt sich ein Mindestmaß an rationalem Weitblick – was immer das auch ist/sei :hmm: – überliefern?
Nächste Frage: Wo ist der Absinth, bitte?

joycec schrieb:
Irgendwie scheinen wir bei der Tradierung von gesellschaftlichen Werten, Normen und Zielen noch immer merkwürdigen Tendenzen zu folgen.

Hola joycec? Biste noch da? Ich frag nur, weil das arg nach Rednerpult klingt.

Wie auch immer: Hab ich gern gelesen!

Danke. Bist ein höflicher Mensch. Ich hatte mit Schelte gerechnet, und zugegebenermaßen hätte ich noch einiges am Text tun könnenmüssen – aber dieses Mal musste er raus, solange das Thema noch warm ist.

Ja, schade, dass wir alle so vergesslich sind. Das hat aber auch sein Gutes, sonst wären wir schon lange verrückt geworden. Oder die Welt wäre tatsächlich besser ...

Und wir mit ihr? Na, das wär’ was ...
Beste Grüße, meine Liebe!
José

 

Mein lieber @josefelipe , da gibts aber gleich mal die Backpfeife hinterher:

Wie lässt sich ein Mindestmaß an rationalem Weitblick – was immer das auch ist/sei :hmm: – überliefern?
Was ist denn, bitte, FridaysForFuture anderes als ein rationaler Weitblick? Du kannst ja globale Zusammenhänge und die Folgen deines individuellen Handelns nicht unwirsch in eine Moral verpacken, die keiner Methodik folgt. Es gibt keine logische Begründung für moralisches Handeln, auch keine dagegen.
Du könntest dich fragen, in welcher Welt du leben solltest, gäbe es diese längst nicht mehr. Du könntest dich auch fragen, in welcher jene nach uns leben sollten, gäbe es unsere nicht mehr. Dazu müsstest du dich natürlich fragen, warum das sinnvoll wäre. Und hier unterstelle ich mal, dass dir die Antwort auf der Zunge liegt.
Hola joycec? Biste noch da? Ich frag nur, weil das arg nach Rednerpult klingt.
Ich wünschte, das käme mal von einem.
dieses Mal musste er raus
Das war kaum zu verkennen. Passt auch! Die Frage bleibt, ob mehr Text mehr Einsicht brächte. Vermutlich nicht. Aber am Ende fehlte mir doch was, wie ich jetzt feststelle. Die Backpfeife nämlich. Davon könnten wir alle ein paar mehr vertragen.
Deine kürzlich verabreichte Backpfeife gegen die Aufbrausenden, Anstürmenden, die wäre hier mehr als angemessen. Das hier ist kein Kampf gegen irgendwen, das ist einer gegen alle.

Oder wie Warren Buffet, sehr trefflich von dem bewundernswerten Georg Schramm zitiert, einst bemerkte: "Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen"

Da darf es doch mal Backpfeifen hageln, oder? Da muss man doch nicht beim Hähnchenschenkel aufhören zu sinnieren.

Das schreit nach einem Josè, mit erhobener Faust!
Wo ist der?
Her damit!

Trotzdem gern gelesen
von der Joyce

 

Hola @Nichtgeburtstagskind,

NGK schrieb:
dieses Thema macht mich so wütend!
Hehe, wen nicht? Aus diesem Grund hab ich das nicht so penibel nachgearbeitet, so etwas Brandaktuelles muss noch warm auf den Tisch. Und deshalb hab ich es unter Flash Fiction eingestellt, in der irrigen Annahme, wenn ein Text nicht gut genug als KG ist, dann reicht es immer noch für FF. Ist natürlich Quatsch – jeder Text muss gut sein. Wie auch immer, mir brannte das Thema unter den Nägeln.

Da wird mir ganz merkwürdig zumute.
Würde ich auch streichen, weil zu erklärend. Du beschreibst ja danach, was mit ihm passiert.
Leuchtet ein. Ist gestrichen, danke.

José schrieb:
Die Muttersäue sollen sich keinen Zentimeter bewegen. Sie sollen produzieren. Sie liegen, im Einklang mit den gesetzlichen Bestimmungen, wie eingeschweißte Bratwürste, bewegungslos, doch sie atmen noch.
Sie leben! Und sie leiden, Tag und Nacht, wochenlang. So what?
NGK schrieb:
Darum geht es. Aber sollte es so deutlich im Text stehen?
Eigentlich nicht, doch in diesem Fall (meinte ich) braucht es Tacheles. Vielleicht wäre der Text in einem anderen Thread besser untergebracht.

Ob er trotzdem zum Nachdenken/ Handeln bewegt? Wahrscheinlich nicht. Aber was soll ein Text erreichen, wenn es die grausamen Bilder und Reportagen nicht tun, die man täglich zu sehen bekommt?
Da hast Du leider Recht. Wenn die Leute mit Stimme im Bundesrat und im Bundestag ihren Auftrag vergessen und die Klöckner unter aller Augen ihre Lobby bedient, da können wir zehn Salti rückwärts machen und es juckt keinen.

NGK schrieb:
Wichtiges Thema, unterhaltsam verpackt, insgesamt vielleicht ein bisschen zu dünn.
Ja, leider. Ich hab noch nie einen Text nach nur zwei Tagen eingestellt – diesmal war mir der Aufschrei wichtiger als die Literatur. Der nächste Text bekommt wieder die Zeit, die er braucht.

Liebe NGK, mich freut’s, dass Du Dich zum Thema geäußert hast – es ist einfach ein Wahnsinn, dass jeder das Maul aufmachen kann, wenn ihm was nicht passt und dass dann trotzdem solche Sauereien passieren.

Danke und schöne Grüße!
José

 

Hallo @josefelipe,

jetzt mach ich mal Rollenprosa und bin der José und frag dich, was da soll. Hab's nämlich nicht ganz verstanden, ist wohl einfach nur eine Szene, die du im Kopf hattest, die dich beschäftigt hat, ist ja auch nicht das erste Mal, dass du darüber schreibst - wie hieß die Geschichte noch mal, ist bestimmt schon drei Jahre her ... Die Hühner-KZ-Story ... Jedenfalls, in einer anständigen Geschichte hätte ich diese Szene hier gut gefunden, so mit diesem doch sehr schnellen Wandel des Protagonisten, menschlich ambivalent halt, wie die meistens sind, die Kerle in deinen Stories, so alleinestehend habe ich eher den Eindruck, dass da jemand einen Geistesblitz hatte, der dann aber doch schnell wieder verlöscht ist, und dafür gibt's ja den Flash Fiction Bereich ...

Nicht ungerne gelesen, klar, aber bestimmt auch schnell wieder vergessen. Trotzdem danke, nächstes Mal aber gerne wieder mit mehr Fleisch auffe Rippen!

Bas

Ah hier, tatsächlich schon über drei Jahre her: Ich bin Zyna Und immer noch im Gedächtnis, trotz ähnlicher Länge/Kürze!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @kathso60,

weil ich die Jahre Deiner Mitgliedschaft mit der Anzahl Deiner Beiträge verrechnet habe, komme ich zu der Erkenntnis, dass ein Komm von Dir wie eine Blaue Mauritius nur dem Glücklichen begegnet.
Ich danke sehr.

K60 schrieb:
Die Häufung vom Wörtchen „ist“ gleich zu Anfang des Textes hat mich ein wenig ausgebremst.
Da hast Du so was von Recht, hab’s einfach nicht gesehen. Ist aber repariert.
im Einklang mit … klingt eigenartig
Stimmt. Irgendwie wollte ich so diesen Irrsinn darstellen. Ist schwierig, doch sicherlich kann man’s besser machen. Ein entsprechendes Gesetz ist seit 2002 gültig, und seit dieser Zeit findet es keine Beachtung, von Kontrollen keine Spur. Doch das will ich dem Leser nicht antun, ich wollte es trotzdem erwähnen.
Kann natürlich keine Entschuldigung sein, wenn es sich eigenartig liest.

Greuelbilder (Gräuelbilder)
Danke.
K60 schrieb:
Hat sich der Begriff „Hühner-KZ“ bereits etabliert?
Ich persönlich bin allergisch gegen diese ständigen begrifflichen Nazi-Anlehnungen, insbesondere, wenn sie für Tiere/ Nutztiere benutzt werden, während ich dabei die erschreckenden Bilder der gequälten Menschen im 3. Reich vor Augen habe.
Für mich passt der Vergleich nicht.
Akzeptiert. Obwohl ich finde, dass Du mit ‚ständigen begrifflichen Nazi-Anlehnungen‘ ein zu großes Fass aufmachst. Der Begriff ‚KZ‘ ist für mich der Horror-Superlativ aller unvorstellbaren Grausamkeiten gegen jede Kreatur.
Weil ich beruflich immer mit ‚mangiare‘ zu tun hatte, bleibe ich diesem Thema auch im Alter treu.
Deshalb antworte ich bisschen ausführlicher, obwohl das mit dem schwachen Text nicht viel zu tun hat.
K60 schrieb:
Die Gesetze werden wohl noch lange nicht rigoros zugunsten der Tiere geändert, solange der Verbraucher viel Fleisch und preiswertes Fleisch bevorzugt.
Allein deswegen krieg‘ ich blutunterlaufene Augen. Wenn es danach geht, was der Verbraucher gern hätte, können wir gleich einpacken. In den Schulen muss es losgehen! Und genau dort beginnt das Dilemma: Brot und Spiele – billiges Fressen und zufriedene Bürger. Statt Kindern die Wichtigkeit richtiger Ernährung näher zu bringen, schaut man zu, wie die bei Mc Sowieso mit ihren bequemen Müttern ihre Geburtstage feiern und dabei 'auf den Geschmack kommen'. Für den Rest des Lebens.
K60 schrieb:
Der Grillgeräteverkauf hat in den letzten Jahren einen gewaltigen Boom erfahren, aber sicher nicht, um veganes Grillgut aufzulegen.
Bestimmt nicht. Ich glaube eher – weil Grillen Männersache ist – dass die Herren vermehrt mit dem Feuer spielen und räuchern, weil das anstehende Elektro-Auto zu leise und damit zu unauffällig ist.

K60 schrieb:
Die Gewöhnung des Menschen an bestimmte Geschmacksausprägungen, die fleischliche Produkte ausweisen, lässt sich nicht so leicht ausmerzen.
Nicht umsonst versuchen Lebensmitteltechniker den UMAMI-Geschmack mit diversen Zutaten in veganem Brei hervorzuzaubern, …

‚Diverse Zutaten‘? Du bist aber lieb. Lies mal die Inhaltsangabe (Wahrheitsgehalt 80%): So viel künstliches Zeug in einem einzigen Lebensmittel!? Darf das überhaupt noch so heißen? Nicht eher ‚Lebensgefährdungsmittel‘?

Wenn der eine nicht so erpicht ist, die Herkunft seiner Hühnerbrust zu erfahren, dann muss ein echter Veganer einen ganzen Chemie-Mix ignorieren, um seiner Idee weiterhin frönen zu können. Guten Appetit!

K60 schrieb:
… um dem „Umsteiger“ schließlich so etwas wie vegane Schnitzel, veganen Schinken, vegane Brat- und Leberwurst, etc. zu servieren.

Dein „Umsteiger“ trägt die Gänsefüßchen zu Recht. Diese veganen Fleischimitate sind allesamt Schrott (Ausnahme: wenige Produkte aus Algen). Wer vegetarisch oder vegan essen will, darf nicht faul sein. Gemüse macht Arbeit, ist aber köstlich. Ist doch völlig irre, das große Plakat 'Ich esse kein Fleisch' mit sich zu führen und dann an falschen Schnitzeln und Hamburgern zu säbeln. Das ist wie Sex mit einer aufblasbaren Dame.

Leider missbrauchen viele ihren Fleischverzicht zur Ausformung ihres Profils, und diejenigen, die ihre Mitmenschen damit nerven (und da sind wir auch gleich bei all den Allergikern), wollen sich zum großen Teil interessant machen, weil sie sonst keine Aufmerksamkeit erfahren.

So ist (isst) man auch gleich auf der richtigen Seite und braucht nicht selbst denken.

Und das wiederum ist wunderbar für die Geschäftswelt. Laktose- oder Gluténfrei kostet viel mehr, PlusProtein kostet viel mehr, Bio kostet viel mehr.

Da krieg ich wieder einen dieser schrecklichen Migräneanfälle: Die Leute sind (noch) kerngesund, kaufen diesen ganzen Mist, haben kein tolles Esserlebnis, noch nicht einmal Spaß beim Essen, aber belabern sich wie im Ashram entzückt, wie toll sie sind – statt sich auf den überbordenden Märkten mit frischestem Gemüse einzudecken, etwas Fleisch von guter Adresse dazu, dann schmurgeln sie gemeinsam, haben Spaß, ein schönes, kleines Erlebnis, WLan pausiert. Und die Milliarden für "Nahrungsergänzungsmittel" haben sie ebenfalls gespart.

K60 schrieb:
Ich hatte heute übrigens „Vegane Burger“zum Abendessen, … … Es schmeckte - wie trockene Pappe mit etwas Salz.

Dann schmeiß‘ doch das Geld gleich zum Fenster raus! Hättest stattdessen ein schönes Kartoffelgulasch machen können mit einer dicken weißen Zwiebel, frischem Knoblauch, Tomaten, grünen, gelben und roten Paprikawürfeln – ungarischen Rosenpaprika nicht vergessen;) – und obendrauf saure Sahne und feinst geschnittene Lauchzwiebeln. Wäre gleichzeitig das Fundament für Deinen hundertsten Geburtstag. Ich hoffe, wir sind dann noch in Kontakt miteinander.

K60 schrieb:
Das Fleisch wird eben schwach, wenn es um Genuss geht.

Guter Spruch, doch er irritiert mich, weil Du den Future-Hamburger isst. Oder soll das heißen, dass ganz allgemein gehalten statt des Steakhouse-Besuchs ein phänomenaler Super-Sex auch denkbar wäre - des Fleisches wegen?

Oh, pardon – so frivol wollte ich meinen Komm gar nicht beenden. Vielmehr wollte ich sagen, wenn wir uns mehr Gedanken machten über unser Verhalten auf Erden, dann würden wir wohl auch auf manche Eitelkeiten bzw. Blödheiten verzichten.

Liebe kathso60, hast mir einen schönen Komm geschickt. Vielen Dank und alles Gute!

José

 

Hola @Bas,
bist wirklich der Treuesten einer – also abermals: Vielen Dank für Deinen von mir immer geschätzten Kommentar. Triffst auch gleich ins Schwarze:

… habe ich eher den Eindruck, dass da jemand einen Geistesblitz hatte, der dann aber doch schnell wieder verlöscht ist, und dafür gibt's ja den Flash Fiction Bereich ...

Ja, da schlag‘ ich beschämt die Äuglein nieder, mag gar nicht mehr so groß sein, wie mich der Herrgott erschaffen hat bzw. hat wachsen lassen. Denn eigentlich geht es uns um Textarbeit, weniger um Politik.
Wärest Du strenger, könntest Du sagen: José, Schweinebacke – Du hast das Forum missbraucht!

Ich würde weiteren Unmut anhäufen bei Dir, indem ich die Ahnengalerie unserer Landwirtschaftsminister abklappere und bei Julia endgültig die Contenance verliere. Mit welcher Ungeniertheit und Kaltschnäuzigkeit die ihre Lobbyfreunde in aller Öffentlichkeit bedient, könnte ein Drehbuch aus Hollywood sein; Agrar-Mafia in Zentraleuropa … Im Osten wird's noch krimineller.

Bas schrieb:
(Ich) ... bin der José und frag dich, was da soll.
Jo mei, es tut mir leid, da habe ich mich verhoben. Das ist weder KG noch FF. Peinlich. Und was Du für ein rathausähnliches Gedächtnis auf Deinen Schultern trägst – vielleicht sogar angestoßen vom letzten Satz:
… ich rechne es ihnen hoch an, dass sie auf Pute verzichten.

Bas schrieb:
… tatsächlich schon über drei Jahre her: Ich bin Zyna Und immer noch im Gedächtnis, trotz ähnlicher Länge/Kürze!
Unglaublich. Aber so richtig froh würde es mich erst dann machen, wenn ich wüsste, dass Du seit dieser Lektüre Puten-clean bist.

Und das besiegeln wir mit HanddruckEllenbogen:

Bas schrieb:
… nächstes Mal aber gerne wieder mit mehr Fleisch auffe Rippen!
Jau. Versprochen.

Lieber Bas – bist einer der Nettesten, wo ich kenne:)! Bis fürderhin.
José

 

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