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Wo lebt der Süßifant?

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04.09.2017
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Wo lebt der Süßifant?

Zugegebenermaßen keine besonders tiefgründige und weltverbessernde Frage und die nahe liegende und wahrscheinlich ehrlichste Antwort darauf lautet: "Keine Ahnung." Zulässig sind jedoch Alternativantworten wie "in Takatukaland", "in einem Geheimlabor von Haribo" oder "Stille". Stille als Ausdruck intellektueller Überlegenheit und dem absichtlichen Ignorieren einer solch lächerlichen Frage.
Wenn man den Lebensraum des Süßifanten erforschen will, muss man zuerst wissen was er überhaupt ist. Ein Gliederfüßer? Eine übergroße Zuckerware aus dem Guinness Buch der Rekorde? Wurden früher Opa, Vater oder Lehrer befragt, so ist heute Google der Besserwisser für den modernen Menschen. Sie können gern mal dort nachschauen. Dann wird ihnen offenbart, dass sie Süßifanten günstig, nein so gar am günstigsten bei Amazon kaufen und bei Facebook mit ihnen in Kontakt treten können.
Da er auch nicht in dem fast schon in Vergessenheit geratenen Brehms Tierleben enthalten ist, ebenso wie der Taubenhaucher, möchte ich Ihnen nun die Auflösung dieses naturwissenschaftlichen Rätsels präsentieren.
Das vorpubertäre Mädchen spricht über die vielen wahnsinnig bewegenden Ereignisse seines Tages. Wie unfair es wieder in der Schule zugegangen ist, wer unerlaubterweise im Unterricht das Handy benutzt hat, über Social Media Kommentare, Youtubevideos und andere mehr oder weniger interessante Dinge. Dabei wird nun laut aus einem Buch vorgelesen, als Übung für die anstehende Rezitationsaufgabe in Deutsch. Der Erwachsene nun, der dies alles schon kennt, da selbst bereits durchlebt und mehrfach in den letzten Tagen gehört, versucht sich geistig abzuschotten und seine Konzentration nicht vom Zeitungsartikel über die Entdeckung einer neuer Unterart des Nacktmull zu lösen. Ein unsichtbarer Schutzschild aus Altersschläue verhindert das Durchsickern von „It-Girl“-Namen und den „kindlichen Hormonen geschuldeten“ Anschuldigungen gegen Gott und die Welt. Das natürlich, um pädagogisch nicht vollkommen versagt zu haben, mit einem interessierten Gesichtsausdruck. In dem schier unendlich scheinenden Fluss aus Worten, die er nun doch nicht zu verstehen vermag, da ihm als Basis zur Übersetzung die aktuellen Slangworte der Schulhofsprache fehlen, blitzt aber kurz etwas auf. Die, durch das Alter und mangelnde Nutzung, morschen Räder des Vaterhirns fangen an sich wieder zu drehen und der munterwerdende Geist schnappt nach dem soeben gehörten:
Stopp, stopp, stopp. Was hast du eben gesagt?
Tochter blickt fragend: "Äh?"
Na was hast du gerade vorgelesen?
Tochter leicht genervt: "Was meinst du?"
„Na das Süße da.“
Tochter immer noch genervt: "Süßifant oder was?"
"Genau."
Tochter: "Na und?"
„Was soll das sein?“
Tochter jetzt interessiert, könnte ja eventuell mal etwas besser wissen als der Vater: "Süßifant. Du müsstest das doch wissen."
"Ja, weiß ich auch, aber weißt du es denn?" lüge ich ohne rot zu werden.
Tochter „nun doch wieder genervt“ da sie sich belehrt fühlt: "Na süßifant eben. Wenn einer so komisch lächelt, steht hier."
Ach da ist er wieder, einer der schönsten Momente im Leben eines Erziehungsberechtigen. Wenn all die Mühe und Qual für eine Sekunde vergessen ist und man sich nur über dieses junge Leben freut, das da noch heranreift und Führung braucht. Durch so eine welterfahrene kompetente Person wie man nun mal selber ist. Du, meine kleine honigsüße Butterblume, der Papa ist ja für dich da. Nein man muss noch keine Angst haben, dass das Kind flügge wird und allzu früh das Nest verlässt, vielleicht sogar als Au-pair ans andere Ende der Welt, in ein Land das vielleicht schon morgen zur Diktatur wird. Ich muss an rosa Einhörner denken. Schon wird aus der neumalklugen Rotzgöre wieder ein zartes Wesen, dass man zu gern kuscheln und knutschen würde, was aber nicht mit der väterlichen Würde vereinbar ist.
"Das heißt süfisant. Du musst schon richtig lesen, sonst versteht dich kein Mensch." Und gut väterlich noch hinterher: "Du bist süß."
Damit hat man wieder einmal Wissen vermittelt und die Überlegenheit des eigenen Intellekts bewiesen. Und so lebt er denn weiter, in den Gedanken der Menschen die sich glücklich schätzen können von ihm gehört zu haben. Der Süßifant, eines der vielen Wortgeschöpfe aus der Sprachevolution unseres Alltags, die nie im Duden stehen werden, ihn aber sicher zu einer sehr viel unterhaltsameren Lektüre machen würden.
AB

 

Hallo reborn,
ich versuche mal mit meinem zweiten Kommentar hier auf der Seite so genau wie mir möglich auf deinen Text einzugehen. Hoffentlich wird das Feedback hilfreich für dich!


Stille als Ausdruck intellektueller Überlegenheit und dem absichtlichen Ignorieren gegenüber einer solch lächerlichen Frage.
Das "gegenüber" kannst du streichen, man "ignoriert etwas". Alternativ könntest du es auch Umstellen: "... und der absichtlichen Ignoranz gegenüber einer solch lächerlichen Frage."

Das vorpubertäre Mädchen spricht über die vielen wahnsinnig bewegenden Ereignisse seines Tages, wie unfair es wieder in der Schule zugegangen ist, wer unerlaubterweise im Unterricht das Handy benutz hat, Social Media Kommentare, Youtubevideos und anderen interessanten Dingen und liest dabei laut einen Buchtext vor.
Bei benutzt fehlt ein "t". Dazu brichst du etwas in deiner Aufzählung: die ersten beiden Teile sind Prozesse, die nächsten beiden nur noch Objekte. Das stört etwas den Lesefluss, wenn man einen Parallelismus erwartet.

Ein unsichtbarer Schutzschild aus Altersschläue verhindert das Durchsickern von It-Gil-Namen und den kindlichen Hormonen geschuldeten Anschuldigungen gegen Gott und die Welt.
It-Girl braucht noch ein "r". Alternativ kannst du auch Anführungszeichen darum setzen, um zu zeigen, dass der Vater nicht einmal etwas mit dem Begriff "It-Girl" anfangen kann. Fände ich auch schön.
"Kindlichen Hormonen geschuldeten" würde ich als Einschub nehmen und Kommas darum setzen.

In dem schier unendlich scheinenden Fluss aus Worten, die er nun doch nicht zu verstehen vermag, da ihm als Basis zur Übersetzung die aktuellen Slangworte der Schulhofsprache fehlen, blitz aber kurz etwas auf.
blitzt sucht sein "t".

"Ja weiß ich auch, aber weißt du es denn?" lüge ich ohne rot zu werden.
Nach dem "Ja" kannst du noch ein Komma setzen. Nach der wörtlichen Rede üblicherweise auch, da du einen Satz anhängst.

Tochter nun doch wieder genervt da sie sich belehrt fühlt:
"nun doch wieder genervt" ist hier ein Einschub, um den du Kommas setzen kannst/solltest.

Du meine kleine honigsüße Butterblume, der Papa ist ja für dich da.
Nach dem Du kann ein Komma hin, da es eine Anrede ist.

Nein man muss noch keine Angst haben, dass die Familie zerrissen wirddurch das Fortgehen des Kindes...
Ich finde es etwas brutal von einer zerrissenen Familie zu sprechen, wenn ein Kind ins Ausland geht. Der Ausdruck passt auch in der Härte nicht ganz in den restlichen Text. Ich würde vorschlagen, dass du hier eher auf die Ebene gehst, dass das Kind das behütete Haus und die Eltern verlässt und flügge wird.

Schon wird aus der neumalklugen Rotzgöre wieder ein zartes Wesen das man zu gern kuscheln und knutschen würde, was aber nicht mit der väterlichen Würde vereinbar ist.
Komma vor "das", da Relativsatz.

"Das heißt süfisant. Du musst schon richtig lesen, sonst versteht dich kein Mensch."
Und das heißt "süffisant"! :P Aber den Fehler finde ich eigentlich so herrlich passend zu dem ironischen Stil, dass ich dir Absicht unterstelle.

Damit hat man wieder einmal Wissen vermittelt und dem eigenen Intellekt seine Überlegenheit bewiesen.
Genau genommen hat er nicht "dem eigenen Intellekt gegenüber seine Überlegenheit bewiesen", sondern die "Überlegenheit des eigenen Intellekts bewiesen". Es war ja nicht so, dass der Intellekt vorher gesagt hätte, der Vater wäre doof.

Der Süßifant, eines der vielen Wortgeschöpfe aus der Sprachevolution unseres Alltags, die nie im Duden stehen werden, ihn aber sicher zu einer sehr viel unterhaltenderen Lektüre machen würden.
Ich glaube das "richtige" Wort statt unterhaltenderen wäre unterhaltsameren.

"Na süßifant eben. Wenn einer so komisch lächelt, steht hier."
Ich hab herzhaft gelacht! Wunderschöne Auflösung, daran hatte ich gar nicht gedacht.


Ich finde, du hast eine sehr schöne und runde Geschichte geschrieben. Deinen zuweilen etwas verschwurbelten und stets ironischen Stil finde ich sehr gelungen und er zieht sich einheitlich durch den Text (bis auf die eine, oben beschriebene Ausnahme). Die Auflösung kam für mich sehr überraschend und daher auch gut gelungen.
Die meisten meiner Bemerkungen bezogen sich auf fehlende Komma- und Wortfehler, die du wahrscheinlich auch selbst gefunden hättest. Daher würde ich sagen: Rock on!


Liebe Grüße,
Vulkangestein

 

Hallo reborn,

puuh, der Einstieg in deine Geschichte hats ja ganz schön in sich.

Dieser ewig lange Textblock mit Sätzen, bei denen ich mich frage, was sie dort sollen

Da er auch nicht in dem fast schon in Vergessenheit geratenen Brehms Tierleben enthalten ist, ebenso wie der Taubenhaucher, möchte ich Ihnen nun die Auflösung dieses naturwissenschaftlichen Rätsels präsentieren.

und beschreibenden, viel zu langen Sätzen:

Das vorpubertäre Mädchen spricht über die vielen wahnsinnig bewegenden Ereignisse seines Tages, wie unfair es wieder in der Schule zugegangen ist, wer unerlaubterweise im Unterricht das Handy benutz hat, Social Media Kommentare, Youtubevideos und anderen interessanten Dingen und liest dabei laut einen Buchtext vor, als Übung für die anstehende Rezitationsaufgabe in Deutsch.

und einigen Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehlern, machen den Einstieg zu deiner Geschichte zu einer Herausforderung.

Lass das Mädchen doch tatsächlich von der Schule kommen und vorlesen. Die Gedanken dazu können dann während des Texts eingestreut werden und müssen nicht als Block am Anfang stehen.

Ach da ist er wieder, einer der schönsten Momente im Leben eines Erziehungsberechtigen. Wenn all die Mühe und Qual für eine Sekunde vergessen ist und man sich nur über dieses junge Leben freut, das da noch heranreift und Führung braucht. Durch so eine welterfahrene kompetente Person wie man nun mal selber ist. Du meine kleine honigsüße Butterblume, der Papa ist ja für dich da. Nein man muss noch keine Angst haben, dass die Familie zerrissen wird durch das Fortgehen des Kindes, vielleicht sogar als Au-pair ans andere Ende der Welt, in ein Land das vielleicht schon morgen zur Diktatur wird. Ich muss an rosa Einhörner denken. Schon wird aus der neumalklugen Rotzgöre wieder ein zartes Wesen das man zu gern kuscheln und knutschen würde, was aber nicht mit der väterlichen Würde vereinbar ist.
Das erscheint mir etwas übertrieben fals Reaktion auf einen kleinen Versprecher?

Generell finde ich, dass du diese Idee hier etwas zu sehr aufbauschst. Ich glaube nicht, dass der Versprecher für eine Kurzgeschichte reicht.
Vielleicht könnte man diese Idee als Anekdote in einer Geschichte zum Thema Vater-Tochter-Beziehung einbauen.

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 
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Vielen Dank für die Anmerkungen. Ich werde mich bemühen die Sätze künftig kürzer zu halten. Ich tendiere dazu sehr in Schachtelsätzen zu schreiben. Die vielen Schreibfehler habe ich auch korrigiert.
Vom Umfang her würde ich die Geschichte aber so belassen. Ich fasse mehrere solcher Geschichten zusammen, die sich um die Thematik Erziehung und Pubertät bewegen.

Liebe Grüße

Ganz herzlichen Dank. Ich habe alle deine Anmerkungen genutzt und den Text überarbeitet. Ich muss auch noch daran arbeiten, nicht so sehr in Schachtelsätzen zu schreiben. Jedensfalls habe die Hinweise dankend angenommen und mich über das positive Feedback gefreut. Da meine Geschichten alle sehr ironisch formuliert sind, hatte ich deswegen erst Bedenken. Da ich zum Schmunzeln anregen möchte und das scheinbar gelungen ist, liege ich ja nicht so falsch.

Vielen Dank und beste Grüße

 

Hallo reborn,


du erzählst die eloquent und erwachsenen-bildungsbürgermäßig pädagogisch einleuchtend, also sprachlich gefällt mir das und wenn ich laut lese oder mir vorstelle, wie du den Text auf einer Lesebühne oder so nem Amateur-Comedian-Schaulaufen vorträgst, kriegst du bestimmt eine Menge Lacher. Aber (muss ja jetrt kommen), als Lesetext verfängt die Wirkung nicht, verpufft an erwartbaren Gags und dem Plot, der allein aus einem Wortspiel, einer Verwechslung besteht.

Amüsiert habe ich mich dennoch!

Textstellen:

Wurden früher Opa, Vater oder Lehrer befragt, so ist heute Google der Besserwisser für den modernen Menschen.
nö: Wikipedia :lol:

Das natürlich, um pädagogisch nicht vollkommen versagt zu haben, mit einem interessierten Gesichtsausdruck. In dem schier unendlich scheinenden Fluss aus Worten, die er nun doch nicht zu verstehen vermag, da ihm als Basis zur Übersetzung die aktuellen Slangworte der Schulhofsprache fehlen, blitzt aber kurz etwas auf. Die, durch das Alter und mangelnde Nutzung, morschen Räder des Vaterhirns fangen an sich wieder zu drehen und der munterwerdende Geist schnappt nach dem soeben gehörten:
Stopp, stopp, stopp. Was hast du eben gesagt?
lustig, aber so ein Beispiel für eine Comedy-Stelle.

"Das heißt süfisant. Du musst schon richtig lesen, sonst versteht dich kein Mensch." Und gut väterlich noch hinterher: "Du bist süß."
na ja, okay, ich lach mal :D wobei süffisant echt ein komisch, unästhetisches Wort ist.

Der Süßifant, eines der vielen Wortgeschöpfe aus der Sprachevolution unseres Alltags, die nie im Duden stehen werden, ihn aber sicher zu einer sehr viel unterhaltsameren Lektüre machen würden.
gibt ne Menge Fanten, die gern in den Duden wollten, wobei der Duden folgendes zum Fanten notiert:

http://www.duden.de/rechtschreibung/Fant

:D

viele Grüße
Isegrims

 

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