Was ist neu

Wollmilch

Challenge-Text
Challenge-Text
Mitglied
Beitritt
06.10.2017
Beiträge
434
Zuletzt bearbeitet:

Wollmilch

Ich bin schon ewig nicht mehr in den verdammten Bergen gewesen!
Mama sagt verfickt und verdammt zu ziemlich allem, sodass Max nie genau weiß, ob sie etwas toll oder doof findet. Im Kindergarten schimpfen sie immer, wenn er diese Wörter benutzt, aber die verdammten Berge sind auf jeden Fall wunderschön! Er wusste das ja gar nicht bis heute! Von hier oben kann man den ganzen Himmel sehen, und noch nie zuvor hat er keine Autos gehört. An dieser Stelle vorhin, wo sie bis ans Ende der Welt geschaut haben, war sogar ein Teil vom Himmel unter ihnen.
Waldemar hat ihm gerade einen durchgesägten Baum gezeigt und an den Ringen abgezählt, wie oft der schon Geburtstag hatte. Wie gut frisches Holz riecht! Bei Max im Bauch sind wahrscheinlich fast fünf Ringe, aber zum Glück kann die niemand sehen.
„Komm, steig auf, Cowboy!“, sagt Waldemar und geht in die Hocke.

Ganz verrückt ist Waldemar mit dem Kleinen. Lässt ihn auf den Schultern reiten, sammelt Eicheln, singt alberne Lieder und nennt jede verfickte Bergspitze beim Namen. Was der so für Sachen kennt – unglaublich. Am Ende weiß er auch noch, wer Vogel des Jahres geworden ist.
Ewig genervt hat er mit diesem Ausflug: Mal frische Luft atmen, mal was anderes sehen, raus in die Natur, blabla … Na dann, hier sind wir – freu dich, Waldemar! Ich friere mir derweilen einen ab in den beschissenen Turnschuhen und der Jacke, die für den Weg zum Pub gemacht ist und zurück und für mehr nicht. Wenigstens hat Max seine dicken Boots an. Ich höre ja schon automatisch die Kindergartentussis jammern: Warme Stiefel, warme Stiefel, Mütze, Schal – unentspannt bis zum Anschlag.

Max schaukelt hin und her auf Waldemars Schultern. Wie ein Kamelreiter kommt er sich vor. Von hier oben ist sogar Mama klein. Waldemar hat ihm seine Handschuhe gegeben – total lieb ist der und außerdem ein Eskimo. Manchmal knurrt er beim Sprechen wie ein Hund: Ich bin Waldemarrr. Er kommt aus Pol, hat er gesagt. Vom Pol heißt das eigentlich richtig; Nordpol meint er sicher, er hat auch so eine dicke Jacke an, mit Kuschelfell an der Kapuze. Gibt es Kamele am Pol? Na, egal, Renntiere aber: Rudolph mit der roten Nase zum Beispiel, und seins hier heißt Waldolph. Es hat ziemlich große Ohren, die Max vorsichtig unter dem Mützenrand hervorzieht; vielleicht kann er sich daran festhalten. Wenn er seine Finger in den riesigen Handschuhen abspreizt, sieht es aus, als hätte Waldolph ein Geweih.
Irgendwann nimmt Waldemar ihn mit zu seiner Arbeit, hat er gesagt, dann können sie zusammen Traktor fahren und Bäume fällen. Waldemar ist Waldarbeiter. Bestimmt ist er das geworden, weil sein Name so klingt: Waldemarbeiter. Was man wohl wird, wenn man Max heißt? Irgendwie passt da nichts so gut wie bei Waldemar. Wenn es da einfach gar nichts gibt, mit Max? Das wäre blöd, aber vielleicht wissen es die dämlichen Vögel vom Arbeitsamt, wenn es so weit ist.

Hoffentlich sind wir bald an dieser bescheuerten Hütte, dem einzigen Lichtblick bei der Aktion hier. Punsch, Willi, Jagertee – irgendwas wird es dort ja geben. Muss.
Na logo, jetzt fängt es auch noch an zu regnen.
Waldemar meint es wirklich ernst, der gibt sich total Mühe, das ist schön, irgendwie.
Wenn ich dran denke, wie er da mit seiner Tussi auf der Bühne gestanden hat, wie sie versucht haben,
Something Stupid im Duett zu singen – what the fuck, so grottenschlecht, dass die Tussi kichernd weggerannt ist mitten im Lied. Und Waldemar alleine da oben mit seinen Riesenohren, oh je, und wie dann einfach ich da hoch bin, blau wie ein verdammter Wal, will gar nicht dran denken … Klang garantiert noch schräger jetzt, das Scheißlied, aber wir haben das durchgezogen bis zum Schluss. Haben uns gegenseitig die Lachtränen weggeknutscht und aus feuchten Augenwinkeln beobachtet, wie die Tussi ihre Jacke geschnappt hat …
„ … und der Chef verlangt tatsächlich, dass wir nächste Woche fertig werden, aber erst sollen wir noch warten, bis der Boden trocken ist“, sagt Waldemar. Seine Segelohren leuchten rot, und jetzt hat er wieder diesen ernsten Hundeblick aufgesetzt, skurril irgendwie und gleichzeitig sexy.
Klar ist es anders mit ihm, ich weiß … Wenn er nicht so nerven würde: Hast du mal überlegt, willst du nicht und bla und bla, immer wieder. Aber egal, zu Waldemar gehört eine taffe Outdoor-Frau mit geröteten Wangen, in Bergschuhen und The-North-Face-Jacke. Eine, die Aufi! sagt und Proteinriegel dabei hat, und kein elendes Eisblümchen mit Zitterfingern.
Da drüben auf dem Gipfel liegt jetzt tatsächlich Schnee, der war vorhin noch nicht da. Schlimm genug, dass ich bei diesem Scheißwetter durch die Botanik stiefle wie ein verfickter Förster, aber wenn Waldemar glaubt, ich mache das, um hier oben eine Abstinenzlerorgie zu feiern, dann sorry.

Es ist ganz kalt jetzt und regnet ein bisschen, oder schneit es sogar – so genau kann Max das nicht sagen. Jedenfalls ist es hier nass und matschig, weil der ganze richtige Schnee auf den großen Eisberg dort vorne fällt.
Waldemar hat seine Jacke ausgezogen und ihm übergehängt. Unter der Eskimokapuze ist es warm und gemütlich. Wie bei einem umgedrehten Känguru – vielleicht gibt es das ja, denkt Max: Nordpolkängurus, bei denen die Kinder von ihren Papas auf dem Rücken getragen werden, eingehüllt in riesige Kapuzen.
„Gibt es Kängurus am Nordpol, Mama?“

„Was?“ Der Kleine kommt auf Ideen, da fällt einem nichts mehr ein.
Und Waldemar, der meint das tatsächlich ernst mit seiner Jacke: Tut, als wäre er eine Art Sankt Martin, oberheiliger Typ mit sinnlosem Halbmantel. Selbst schuld, er ist schon ganz nass auf der Brust –, und es ist ja nicht so, dass der Junge zu wenig anhätte. Aber, wenn er denkt … Und wie lange will er jetzt eigentlich noch von seiner Arbeit erzählen? Von seinem verrückten Chef, der immer dies und gleichzeitig das will, der am liebsten die eierlegende Wollmilchsau hätte, aber das geht eben nicht, weil, wenn er die Baumstämme dort herausziehen muss, dann kann er nicht gleichzeitig – und überhaupt: die Holzernte, die Seilwinde ... Sterbenslangweiliges Zeug, was Waldemar die ganze Zeit erzählt, ich hab jetzt schon gar nicht mehr richtig zugehört, aber ich mag seine Stimme.

Eierrrlegende Wollmilchsau: Das klingt schön. Was das wohl wieder für ein Tier ist? Ganz groß bestimmt, dick und zottelig wie der Rand von Waldemars Kapuze, der ihm in den Augen kitzelt. Ein Mischling aus Renntier und Känguru. Fiepende Welpen, die süße Wollmilch aus den pelzigen Brüsten ihrer Mama nuckeln …
„Na, jetzt sind wir bald da, an der Hütte“, sagt Waldemar und reibt sich seine roten Hände, „da können wir einen schönen, heißen Tee trinken.“
Ach, stimmt, wir gehen ja in eine Hütte, denkt Max. Vielleicht sieht die genauso aus wie auf dem Adventskalender, den Waldemar ihm mitgebracht hat: mit Glitzersternen am Himmel und Schnee auf dem Dach und hinter jedem Fenster ein Stück Schokolade …
„Alter, es ist scheißkalt!“, sagt Mama.

Und das ist es wirklich, langsam reicht es mit Natur und Frischluft.
„Tee! Ich glaub’s! Willst du, dass ich erfriere?“ Was für eine absurde Idee überhaupt, hier hoch. Verdammte Kälte, als hätte man eine beschissene Fußfessel an den Knöcheln! Im Bauch, in der Brust, im Kopf – überall die Scheißkälte! Höchste Zeit, was dagegen zu tun!
Vorhin … Vorhin, an diesem Aussichtsfelsen. Wenn ich da wirklich gesprungen wäre. Wie lange würde man fliegen?
Wenn Max nicht da wäre, wüsste ich es vielleicht.
„Ich brauche keinen verfickten
Tee, ich brauche Stoff!“

Stoff ist viel zu dünn, denkt Max, Mama braucht ein Fell, einen dicken Pelz, damit sie nicht so friert. Wenn er groß ist und Geld verdient mit seinem Max-Beruf, dann kauft er ihr einen Pelzmantel, der bis über ihre Turnschuhe reicht wie bei einer Eskimokönigin.
„Na, kein Stress, kann ja jeder trinken, was er möchte“, sagt Waldemar und stopft seine Ohren wieder unter die Mütze.
„Wollmilch!“, ruft Max. Eine heiße Wollmilch – das ist eine supergute Idee. „Iiiiiich trink ne Wollmilchwollmilchwollmilch“, singt er, nach der Melodie von Wir haben Hunger und klatscht die nassen Geweihhandschuhe aneinander.

„Blödsinn!“ Wollmilch, na sicher. „Du meinst Milch, du Spinner, stinknormale Milch halt, oder heiße Schokolade – was anderes gibt’s dort nicht. Außer Tee und Schnaps!“
„Doch! Wollmilch! Ich will aber eine Wollmilch trinken!“ Klar, nun fängt der Zwerg auch noch an zu quängeln. Klingt schon wieder so, als wenn er gleich losheult. Was für ein gottverdammtes Baby!
Mein Baby.
Wie sich die Unterlippe jetzt vorschiebt, ganz leicht zu zittert: Genauso hat er ausgesehen als er das erste Mal neben mir lag und ich nicht glauben konnte, sowas beschissen Schönes hingekriegt zu haben.

„Soso, Wollmilch willst du trinken, du Nasenbär. Wir können ja mal fragen, ob sie das haben“, sagt Waldemar. Er schüttelt sich wie ein nasser Hund, stampft ein paarmal mit den Füßen auf und öffnet die schwere Hüttentür. Max verschluckt das ungeweinte Salzwasser, setzt die Kapuze ab und weiß gar nicht, wohin er zuerst schauen, hören oder riechen soll: Warme Vanilleluft bläst ihm entgegen, Gelächter, Musik und Gläserklirren; blinkende Lichterketten – rotes, grünes und blaues Flackern in leuchtenden Augen und auf glänzendem Fell: richtige Tiere an der Wand; Geweihe und Hundegebell; Gewehre und Babygeschrei, Knusperkrustengeruch, Kerzenschein und prasselndes Kaminfeuer, Tannenzweige und Christbaumkugeln auf rotkarierten Tischdecken, dampfende Tassen und ein Mädchen mit dunkler Haut und ganz viel Puderzucker über ihrem Essen: winzige Schneeberge, die zwischen den Zähnen einer afrikanischen Riesin verschwinden.
„Sucht schon mal einen Platz, ich hole uns was zu trinken“, sagt Waldemar, und Max und Mama setzen sich an einen Tisch, der gerade frei geworden ist.
„Na endlich“, sagt Mama, lehnt sich zurück und schließt die Augen. An der Wand über ihr hängt ein pelziges Tier. Es scheint echt zu sein und trotzdem tot, obwohl es die Augen offen hat. Max schaut lieber weg. Aber dann doch wieder hin. Ein Wachstropfen läuft an der Kerze herunter, die auf ihrem Tisch steht. Wenn ich den abknibble, denkt Max, kann ich ihn zwischen den Fingern hin und her rollen. Sein Gesicht spiegelt sich in einer Weihnachtskugel, komisch sieht er aus: Nasenbär.
„Bitteschön, deine Wollmilch“, sagt Waldemar und stellt eine große Tasse vor ihm ab: Blau, mit einem Schneemann drauf und sogar einer Schleife drumgebunden, ein dicker Wollfaden. Siehste, denkt Max, gibt es ja doch. Aber er sagt nichts, kein Ätschibätsch, weil er Mama nicht ärgern will.
„Hier, damit du nicht erfrierst“, sagt Waldemar. Er setzt sich neben Mama, schiebt ihr einen Becher rüber und umfasst seine eigene Tasse mit beiden Händen.
„Nicht erfrieren, Mama!“, sagt Max, und er will lieber gar nicht daran denken, wie das wäre. Sie sieht schön aus und zufrieden, und Waldemar legt einen Arm um ihre Schultern und sagt: „Keine Angst, da passe ich schon auf!“
Vorsichtig nimmt Max den ersten Schluck, man weiß ja nie; aber er merkt sofort, dass er in seinem ganzen Leben noch nichts Besseres getrunken hat. Wollmilch ist warm, süß und cremig, sie schmeckt ein bisschen nach Zimt, durchströmt den Hals, fließt langsam durch die Ringe im Bauch und die Beine hinunter bis in die Füße, wo sie aufgefangen wird und alles von innen aufheizt.
„Bleibst du bei uns?“, fragt Max; seine Stimme ist von alleine losgegangen, er war das gar nicht.
Waldemar hat nasse Haare. Sein Lächeln sieht aus wie von jemandem, der Ja sagen möchte, aber dann blickt er nach unten, als wäre das Wort heruntergefallen; oder vielleicht ist das so am Pol, dass die Leute nach unten gucken, wenn sie Ja meinen.
Im Radio spielt jemand Klavier; das Lied ist wunderschön. Zuerst singt ein Mann, dann eine Frau, dann beide zusammen, und Max stellt sich vor, es wären Mama und Waldemar, die da singen.

Aus der Lautsprecherbox in der Ecke lallen die Pogues ihr versoffenes Weihnachtslied, Sinatra was swinging, all the drunks they were singing, und wir sitzen hier am Tisch, als wären wir die Heilige Familie höchstpersönlich, mit zufriedenen Kerzenscheingesichtern, die Hände um unsere Becher gelegt und Schmalz im Blick.
Wie das wohl wäre, wenn ich tatsächlich so eine Funktionsjackenfrau sein könnte für Waldemar. Vielleicht wäre dann alles ganz einfach, vielleicht wäre dann alles gut – vielleicht
glaube ich ja nur, dass ich vor Langeweile sterben würde.
Ich nehme einen tiefen Schluck, lege meinen Kopf an Waldemars Schulter, summe ein bisschen und singe dann leise mit,
and the bells are ringing out for Christmas day.

***
Vom Küchenfenster kann er die verdammten Bergspitzen sehen.
Die Sonne strahlt und der Himmel leuchtet, nur zwei breite Wolkenstreifen führen nebeneinander her wie Fahrzeugspuren im Schnee.
„Mach dich fertig, du Bummelfritze! Setz die Mütze auf, nimm deinen Ranzen, wir müssen los!“, ruft Oma aus dem Flur. Max sitzt immer noch am Tisch vor seinem Müsli und dreht den Milchkarton hin und her. Er hält den Kopf schräg und dann wieder gerade, doch die Buchstaben bleiben so, wie sie sind. Gestern haben sie das „W“ gelernt: W wie Wald, und davor das „V“, mit dem man Vogel und Vater schreiben kann. Und, wie er gerade gemerkt hat, auch Vollmilch, und eigentlich war das eh klar: Es gibt gar keine Wollmilch.
Waldemar ist nicht geblieben. Mama ist fast erfroren.
Morgen darf er sie wieder besuchen.
Als wäre dort oben ein Traktor langgefahren, denkt Max. Zum Nordpol.
Früher hätte er das bestimmt geglaubt.

 

Hallo @Raindog,

Ich glaube, ich hätte noch nie das Vergnügen, einen Text von dir zu kommentieren? Dabei fühle ich mich auch immer unwohl, weil mich arge Zweifel an meinen Kompetenzen plagen ... aber inhaltlich hat das Thema mich sehr angesprochen.

Unfassbar, denke ich manchmal, wie Kinder solche Eltern lieben können. Eltern, die selbst so bedürftig sind, dass sie nichts, aber auch gar nichts, zu geben haben.
Diesen Widerspruch hast du, auch durch die unterschiedlichen Perspektiven und Schrifttypen, sehr klar dargestellt.

Mir gefällt auch, wie du die Bedürfnisse der Mutter herausarbeitet: Sie kann nicht sehen, was ihrem Kind fehlt, nur, was ihr selbst fehlt. Trotzdem habe ich nicht das Gefühl, dass du sie verteufelst.

Max muss in die Mutterrolle gehen und sich am Ende sogar für sie prügeln - hart für einen Erstklässler. Aber es zeigt noch einmal, wie sehr Kinder an ihren Eltern hängen, selbst wenn eine Pflegefamilie viel besser für sie funktioniert.

Ein ganz stiller, feiner Text, sehr gut zu lesen. Wenn ich sagen müsste, was mir fehlt, dann vielleicht die Details der Konfliktspitze - wenn die Mutter umkippt. Einiges ergibt sich natürlich aus dem Text, aber ich wäre gern - zeitlich, auch gefühlsmäßig - näher herangekommen.

Viele Grüße

Willi

 

“...
What in the world you thinkin' of
Laughin' in the face of love
What on earth you tryin' to do
It's up to you, yeah you

Instant karma's gonna get you
...“ aus Lennon‘s Instant Karma​


Von hier oben kann Max den ganzen Himmel sehen, und noch nie zuvor hat er keine Autos gehört.

Das ist schön,

lieber Max,

kein Auto hören zu müssen - denn so wenig Zebrastreifen auf der Straße wachsen, so wenig sind „Wechsellichtanlagen“ gottgewollt und doch amtlich beglaubigt und gesegnet, auf dass es schon etwas feines sein muss, ohne die größte Dreckschleuder nebst Flug- und Schwimmzeug auskommen zu müssen, weil die Wege für Hup- und Dieselkonzerte nicht bereitet sind.

Aber vor langer, langer Zeit musste Sarotti, es war etwa so alt wie du gerade hier, in unwirtlichem Schneetreiben im Harz auf meiner Schulter sitzend ein fürchterliches, verlogenes Lied ertragen, das ich grölte: „Brennend heißer Wüstensand ...“ und wenn es mal wieder ordentlich Schnee gäbe, könnten dem Sarottisohn auch einmal von Opas Grölgesang die Ohren abfallen, wenn nur Schneebesen, Schneefeen, Schneeelfen und Trolle und der Wind zuhören …

Nein, nicht dass ich oder Waldemar so was wie eine eierlegende Wollmilchsau wären – nicht mal Wolpertinger sind wir, aber wir fragen uns schon, was denn die Frau Mutter für eine sei … Da kannstu nix für, ganz bestimmt nicht - aber da hat (ich weiß gar nicht, ob sie das jetzt hören will) Tante @Willi hat schon was gesagt - und ist es nicht so, dass es chick zu sein scheint unter modernen Eltern, die Erziehung den vermeintlichen Profis zu überlassen - oder eben nicht, und so den Kampf ums Überleben in die kleinste Stube zu bringen, Elenbogen und Faust zu trainieren, aber jetzt muss ich erstmal mit diesem verregneten Hündchen sprechen, vielleicht komm ich ja dann noch mal zurück.

Tschüssikowski, Max!

Hi Raindog,

"schöne Geschichte"!, in des Ausrufs doppelter Bedeutung als das, was da steht und als dessen Antipode, eben der Frau Mutter, die somit quasi zum Kopffüßler (nicht zu verwechseln mit dem Kopffüßer!) wird und die ganze Last des Fußdrucks spürt. Aber auch noch einige Flusen sind zu entfernen, gleich hier die erste

Das macht ihm ein bisschen Angst, aber vielleicht wissen es die dämlichen Vögel vom Arbeitsamt, wenn es soweit ist.
„So weit“ als unbestimmte Angabe (zeit/räumlich) immer auseinander und nur als Konjunktion ein Wort. Im Zweifel besser immer auseinander schreiben, da die Konjunktion allein im Satztyp von „soweit ich weiß ...“ vorkommt und die Wahrscheinlichkit, falsch zu liegen gegen 0,1 liegt.

Na logo, jetzt fängt es auch noch an, zu regnen.
Hier weg mit dem Komma, „zu regnen“ ist Teil eines erweiterten Prädikats des Typs „zu regnen anfangen“(hättestu das „an“ an die letzte Stelle gesetzt, wäre‘s Dir wahrscheinlich selbst aufgefallen
„ …[...]und der Chef verlangt tatsächlich, …

Hier weiß ich nicht, Schreib- oder Sprachfehler
... – du meinst Milch, stinknormale Milch halt, oder heiße Schokolode – was anderes gibt’s dort nicht. Außer Tee und Schnaps!“
Genauso hat er ausgesehen[,] als er das erste Mal neben ihr lag und

Trotz des bedauerlichen Endes und sofern ich darf

gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo @Raindog,

ich kann mich noch gut an deinen Beitrag zur letzten Challenge erinnern, Póg mo thóin, diese Geschichte fand ich toll damals, die hat mich echt berührt und war damals unter meinen drei Favorites. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als ich deinen Beitrag zu dieser Challenge vorhin entdeckt habe.

Mit dem Anfang habe ich meine Probleme. Nicht, weil ich ihn nicht gut finde, ich empfinde hier aber die Reihenfolge der Anfangssätze irgendwie als noch nicht so ganz fließend.

Er ist noch nie in den verdammten Bergen gewesen.
Seine Mama hat das gerade gesagt: Ich bin schon ewig nicht mehr in den verdammten Bergen gewesen. Im Kindergarten soll Max die Wörter nicht benutzen, aber Mama sagt verfickt und verdammt zu ziemlich allem, sodass er nie genau weiß, ob sie etwas toll oder doof findet. Aber die Berge sind auf jeden Fall wunderschön!
Das springt von Max zu Mama zu Max und irgendwie springt das nicht so, dass es logisch ineinander übergeht. Und es wiederholt sich. Das holpert. Vielleicht geht es nur mir so, mal abwarten, aber ich glaube, ich würde das umstellen. Mit der Mutter beginnen und dann bei Max bleiben. Also irgendwie so:
Ich bin schon ewig nicht mehr in den verdammten Bergen gewesen, sagt Mama. Max beobachtet die Falten, die sich dabei auf ihrer Stirn bilden (oder irgendwie sowas, damit klar ist, dass wir gerade bei ihm sind und seinen Wahrnehmungen). Im Kindergarten soll er die Wörter nicht benutzen, aber Mama sagt verfickt und verdammt zu ziemlich allem, sodass er nie genau weiß, ob sie etwas toll oder doof findet. Er ist noch nie in den Bergen gewesen. Sie sind auf jeden Fall wunderschön!
Ich hoffe, du verstehst, was ich hier rumfuhrwerke und meine.

Nach diesem kurzen Holpern hast du mich aber (mal wieder) gekriegt. Mir gefällt, wie du gleich am Anfang, eben durch den Gebrauch von verdammt und verfickt den Sprachduktus der Mutter charakterisierst, so dass man bei sich abwechselnden Passagen sofort weiß, dass das kursiv Geschriebene Max' Mutter ist. Ebenfalls gut finde ich, wie schnell du es schaffst, dass ich mir ein Bild von Max, Waldemar und der Mutter machen kann, wie schnell sie mir nahe sind. Max, der kleine hoffnungsvolle Träumer, der zu Waldemar aufschaut, der sich wünscht, dass Waldemar bleibt. Waldemar, der sehr fürsorglich und geduldig erscheint, der über die Spitzen der Mutter hinwegsieht und das Beste aus dem Tag machen möchte. Und dann die Mutter, die zwar auf den ersten Blick wahnsinnig unsympathisch erscheint, mit der ich aber ebenfalls mitgehe. Sie scheint mir zerrissen, trotzig, dennoch liebesbedürftig, gleichzeitig aber von genau diesem Bedürfnis abgefuckt zu sein. Ein interessanter Charakter. Aber natürlich nicht für Max. Immer wieder schimmert seine vorbehaltlose Liebe zu ihr durch, diese Szenen fand ich sehr berührend, vor allem weil sie in Kontrast zu ihren groben Passagen stehen und dadurch in ihrer Zärtlichkeit noch deutlicher hervortreten. Hier etwa:

Aber er sagt nichts, kein Ätschibätsch, weil er Mama nicht ärgern will.
Oder hier:
„Nicht erfrieren, Mama!“, sagt Max, und er will lieber gar nicht daran denken, wie das wäre.
Sie dagegen denkt daran, wie es wäre, in die Tiefe zu springen. Und ich nehme fast an, sie hat es probiert - auf welche Weise auch immer - da Max sie ja später in der "Irrenanstalt" besucht. Das ist hart und für ein Kind wohl kaum zu verkraften.

Du hast da aber auch ein paar sehr schöne, sensible Sätze drin in deinem Text:

Waldemar ist Waldarbeiter. Bestimmt ist er das geworden, weil sein Name so klingt: Waldemarbeiter. Max überlegt, wie die anderen Erwachsenen heißen, die er kennt, und was für Berufe sie haben, aber nie passt das so gut zusammen wie bei Waldemar. Oder sie haben gar keinen Beruf, von dem er wüsste. Was man wohl wird, wenn man Max heißt? Ihm fällt überhaupt nichts dazu ein. Wenn es da gar nichts gibt?
Das beschreibt Max einfach so toll, ohne dass du ihn explizit beschreibst. Ein Träumer, ein fantasievolles, kluges Kind. Auch im weiteren Verlauf empfinde ich ihn als jemanden, der seine Umgebung sehr intensiv und verträumt wahrnimmt und schließe ihn ins Herz.

Waldemar bleibt in dieser Szenerie ein wenig blass. Er wirkt auf mich fast wie ein momentaner Hoffnungsschimmer, der aber gleich wieder verglüht. Das ist aber auch seine Funktion, glaube ich. Er steht für das, was sein könnte, aber in dieser Konstellation nicht eintreten wird.

Vom Küchenfenster kann er die verdammten Bergspitzen sehen.
Dieser Satz hier am Schluss wirkt viel besser, als am Anfang. Weil er für mich viel mehr für Max' Entwicklung steht. Er hat etwas Trotziges, Verletztes und ist gleichzeitig eine Erinnerung an seine Mutter. Ich finde das hier viel passender, als gleich am Anfang.

Also ja, was soll ich sagen, hat mir wieder sehr gefallen. Sehr sensibel erzählt!
Liebe Grüße
RinaWu

 

Hey @Raindog,
ich finde den Max herzallerliebst :herz:. Er wirkt sehr authentisch, und es tut mir total leid für ihn, dass jemand wie Waldemar, von dem er endlich die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient, auch wieder aus seinem Leben verschwindet. Ich frage mich, der wievielte Ersatzvater das wohl schon ist.
Mit dem Perspektivwechsel hatte ich zunächst Schwierigkeiten. Mir war zwar klar, wer wann spricht, hätte es aber besser gefunden, wenn die Mutter ihre Sicht aus der Ich-Perspektive geschildert hätte, denn es hat mich anfangs verwirrt, dass es plötzlich um "sie" ging. Grundsätzlich ist das natürlich ok, es werden halt beide Perspektiven von einer dritten Instanz geschildert, aber ich musste mich da erst reinfummeln.

Die Mutter war mir etwas zu eindimensional. Sicher gibt es solche Rabenmütter, aber die war ja nur fies, und ich habe mich gefragt, wo sie den Waldemar denn aufgegabelt hat, wenn der so ganz anders lebt als sie. Mir fehlt da eine Zwischenverbindung von der frustrierten Alkoholikerin zum Irrenhaus. Das war mir zu extrem, und ich erfahre zu wenig über die Figur, außer, dass sie alles ablehnt.
Im Kontrast hat das funktioniert, man leidet noch mehr mit Max, wenn man sieht, dass er seine Mutter trotz allem bedingungslos liebt, ihr alles recht machen will, weil er noch nicht weiß, dass das gar nicht geht. Sogar seine Tränen schluckt er hinuner, um es ihr recht zu machen. Das war eine sehr berührende Szene.

Den letzten Absatz mit der Katja hätte es für mich nicht gebraucht, ich hätte es gut gefunden, wenn die Geschichte nach der Ohrfeige zu Ende gewesen wäre.

Raindog schrieb:
Na logo, jetzt fängt es auch noch an, zu regnen.
Ich denke, vor "zu" kommt kein Komma.

Insgesamt hab ich die Geschichte gerne gelesen, aber wenn die Mutter auch eine zerbrechliche Seite gehabt hätte, wäre es für mich noch tragischer gewesen.

Liebe Grüße von Chai

 

Im Kindergarten soll Max die Wörter nicht benutzen, aber Mama sagt verfickt und verdammt zu ziemlich allem, sodass er nie genau weiß, ob sie etwas toll oder doof findet.

Hey @Raindog,
so leicht und ehrlich aus der Kinderperspektive, erinnert es mich sofort an Zughausen. :)


Bei Max im Bauch sind wahrscheinlich auch vier Ringe, aber zum Glück kann die niemand sehen.
„Auch“ würde ich streichen. Der Baum hatte bestimmt mehr Ringe. Gute Idee, sein Alter so einzubauen.


Am Ende weiß er auch noch, wer Vogel des Jahres geworden ist ...
Den Satz könntest du mit einem Punkt enden lassen. Auch weil: Wenn man den Text 1zu1 in MS Word kopiert, rutschen die Auslassungszeichen in eine einzelne Zeile.


in ihren Turnschuhen und der Jacke, die für den Weg zum Pub gemacht ist und zurück
Oh, we are in Trainvillage, aren’t we?


Vom Pol heißt das eigentlich richtig; Nordpol meint er sicher, er hat auch so eine dicke Jacke an, mit Kuschelfell an der Kapuze. Gibt es Kamele am Pol? Na, egal, Renntiere aber: Rudolph zum Beispiel, und seins hier heißt Waldolph. Es hat ziemlich große Ohren, die Max vorsichtig unter dem Mützenrand hervorzieht; vielleicht kann er sich daran festhalten. Wenn er seine Finger in den riesigen Handschuhen abspreizt sieht es aus, als hätte Waldolph ein Geweih.
Hast du die rennenen Rentiere extra kursiv gesetzt, damit es dir(bzw. Max) nicht als Fehler angekreidet wird? :lol:

Dann evtl. auch hier:

Ein Mischling aus Renntier und Känguru.

Waldolph, mit dem Handschuhgeweih. Das ist total putzig!:herz:


Waldemarbeiter… Was man wohl wird, wenn man Max heißt? Ihm fällt überhaupt nichts dazu ein. Wenn es da gar nichts gibt? Das macht ihm ein bisschen Angst, aber vielleicht wissen es die dämlichen Vögel vom Arbeitsamt, wenn es soweit ist.

Richtig authentisch und fantasievoll auf Kindergedankenebene erzählt. Und dann die Reflexion von Mamas Ausdrucksweise. Super.


Waldemar meint es wirklich ernst, er gibt sich total Mühe, das ist schön, irgendwie. Aber er nervt eben auch: Trink nicht so viel, hast du mal überlegt, willst du nicht und bla und bla.
Hier gehst du mir zu offensiv in die Rollenverteilung, -Vorstellung. Vllt. geht das geschmeidiger, etwas subtiler?


sagt Waldemar. Seine Segelohren leuchten rot, und er hat wieder diesen ernsten Hundeblick aufgesetzt, den sie skurril und gleichzeitig sexy findet.
:eek: Was? Ich dachte, die Mutter ist Anfang zwanzig und Waldemar eine Art Vaterfigur und Ersatzopa für Max, jemand aus dem Bekanntenkreis, der den beiden helfen will.


Waldemar hat seine Jacke ausgezogen und sie Max übergehängt. Unter der Eskimokapuze ist es warm und gemütlich. Wie bei einem umgedrehten Känguru, – vielleicht gibt es das ja, denkt Max: Nordpolkängurus, bei denen die Kinder von ihren Papas auf dem Rücken getragen werden, eingehüllt in riesige Kapuzen.
„Gibt es Kängurus am Nordpol, Mama?“

Die Mutter läuft hinter den beiden, oder? Ne Idee: Max könnte sich ein Stück zu ihr drehen und mit halb verdecktem Gesichte, vorbei am Fellrand der Kapuze, die Frage stellen.

Und Waldemar, der meint das tatsächlich ernst mit seiner Jacke: Tut, als wäre er eine Art Sankt Martin, oberheiliger Typ mit sinnlosem Halbmantel.
Hehe, gestern on point mit der Geschichte. „Eine Art“ wäre für mich ein Streichkandidat.

„Iiiiiich trink ne Wollmilchwollmilchwollmilch“, singt er, nach der Melodie von ‘Wir haben Hunger‘, und klatscht die nassen Geweihhandschuhe aneinander.
„Blödsinn!“
Wer sagt: „Blödsinn!“?

und ein dunkelhäutiges Mädchen mit ganz viel Puderzucker über ihrem Essen: Winzige Schneeberge, die im Schlund einer afrikanischen Riesin verschwinden.
Ich verstehe nicht, warum du á la Benettonwerbung, jetzt noch ein dunkelhäutiges Mädchen einbaust. Ein Mädchen ist für mich keine Riesin. Oder stehe ich total auf dem Schlauch? Jetzt hat Friedel was von Sarotti geschrieben und ich denke an das Firmenemblem. Bin dennoch nicht schlauer.

Ein Wachstropfen läuft an der Kerze herunter, die auf ihrem Tisch steht. Vielleicht kann ich den abknibbeln und zwischen den Fingern hin und her rollen, denkt Max.
Nicht denken, machen! Nee, ernsthaft. Die anderen Gedanken waren für einen Vierjährigen schon ganz schön ausgereift. Aber sich explizit vorzustellen, mit heißem Wachs zu spielen? Vom Gefühl her, vllt. ab 5 oder 6?

„Mach dich fertig, du Träumer! Setz die Mütze auf, nimm deinen Ranzen, wir müssen los!“, ruft es aus dem Flur.

Katja, seine Pflegemama, wartet


Und ich wollte schon schreiben, die Ausdrucksweise passt doch gar nicht zur Mutter. Chapeau.

„Zum Nordpol wahrscheinlich“, sagt Max. Früher hätte er das garantiert geglaubt.

Oh nein, armer, desillusionierter Bub. Aber der Max ist auf Zack und hat Fantasie und das Herz an der richtigen Stelle. Der schafft das! :shy:

Super, kraftvoller Schluss! „Wahrscheinlich“ UND „garantiert“ sind mir zu viel. Vorschlag: „Zum Nordpol“, sagt Max. Früher hätte er das wahrscheinlich geglaubt.

Außer Renntiere ;), ist mir kein Fehler aufgefallen. Wie immer, schöne Figurenzeichnung.Traurige, realistische Geschichte. Gern gelesen.

Viele Grüße
wegen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Willi,

Ich glaube, ich hätte noch nie das Vergnügen, einen Text von dir zu kommentieren?
Schön, wenn es ein Vergnügen für dich ist – mir ist dein positiver Kommentar natürlich auch ein solches! Und ich bin mir fast sicher, dass du zu einer meiner älteren Geschichten auch schon mal etwas gesagt hast.
Dabei fühle ich mich auch immer unwohl, weil mich arge Zweifel an meinen Kompetenzen plagen
Das geht mir andersrum oft genauso – aber es ist ja totaler Quatsch, wir profitieren hier doch von jedem Eindruck, den wir bekommen und den wir geben, und müssen zum Glück keine Kompetenzprüfungen ablegen ;)
inhaltlich hat das Thema mich sehr angesprochen.
Das freut mich!
Unfassbar, denke ich manchmal, wie Kinder solche Eltern lieben können. Eltern, die selbst so bedürftig sind, dass sie nichts, aber auch gar nichts, zu geben haben.
Sie kennen es ja nur so und ziehen sich das Beste aus dem, was sie haben.
Diesen Widerspruch hast du, auch durch die unterschiedlichen Perspektiven und Schrifttypen, sehr klar dargestellt.
Prima, wenn das so gelungen ist.
Mir gefällt auch, wie du die Bedürfnisse der Mutter herausarbeitet: Sie kann nicht sehen, was ihrem Kind fehlt, nur, was ihr selbst fehlt. Trotzdem habe ich nicht das Gefühl, dass du sie verteufelst.
Das war mir auch wichtig, die Mutter nicht komplett gefühlskalt darzustellen, denn das ist sie ja trotz allem nicht.
Aber es zeigt noch einmal, wie sehr Kinder an ihren Eltern hängen, selbst wenn eine Pflegefamilie viel besser für sie funktioniert.
Ja, wirkliche Geborgenheit finden Kinder wie Max, wenn sie Glück haben, woanders – und trotzdem bleibt die Verbindung zu den Eltern das Wichtigste für sie.
Ein ganz stiller, feiner Text, sehr gut zu lesen.
Ich freue mich sehr über diese Einschätzung, danke!
Wenn ich sagen müsste, was mir fehlt,
Musst du gar nicht … :sealed:
dann vielleicht die Details der Konfliktspitze - wenn die Mutter umkippt. Einiges ergibt sich natürlich aus dem Text, aber ich wäre gern - zeitlich, auch gefühlsmäßig - näher herangekommen.
Da hast du Recht, ich glaube, da tue ich mich generell etwas schwer. Das fehlt natürlich, das Dabeisein, wenn es ganz extrem wird mit der Mutter. Ich bin etwas unsicher, ob es wirklich so wichtig ist, oder ob man (wie du es ja auch gemacht hast) sich diesen Teil besser einfach selbst ausmalt, weil er ja ziemlich unausweichlich folgt. Ob es das Ganze nicht zu sehr aufblähen würde, das so auszuformulieren? Ich denke darüber nach und danke dir für den Hinweis, und überhaupt natürlich für deinen tollen Kommentar, Willi.

Liebe Grüße von Raindog

 

Hallo @Raindog,

Du hast mich voll erwischt. Deine Geschichte lag gerade so auf Augenhöhe und ich dachte mir, ach, stipp mal rein. Natürlich habe ich an dem roten Faden gezogen und die emotionale booby trap ausgelöst. Will sagen, bin voll reingetappt und jetzt hast Du einen neuen Fan. Ich bin begeistert. Die ersten Sätze fand ich schon so stark, dass ich aufgehört habe zu lesen und wieder von vorne anfing, weil ich sie so gut fand.

Er ist noch nie in den verdammten Bergen gewesen.
Seine Mama hat das gerade gesagt: Ich bin schon ewig nicht mehr in den verdammten Bergen gewesen. Im Kindergarten soll Max die Wörter nicht benutzen, aber Mama sagt verfickt und verdammt zu ziemlich allem, sodass er nie genau weiß, ob sie etwas toll oder doof findet. Aber die Berge sind auf jeden Fall wunderschön!

Etwas schwierig fand ich dieser Stelle die Denkweise Deines Vierjährigen nachzuvollziehen:
Max überlegt, wie die anderen Erwachsenen heißen, die er kennt, und was für Berufe sie haben, aber nie passt das so gut zusammen wie bei Waldemar. Oder sie haben gar keinen Beruf, von dem er wüsste.

Meine Freunde/Bekannten in dem Alter machen sich nicht solche komplexen Gedanken über den Zusammenhang zwischen Person und Beruf. Max kann da natürlich die Ausnahme von der Regel sein, aber da es in Deinem Text nicht darum ging, Max als Ausnahmeerscheinung darzustellen, denke ich, dass meine Kritik berechtigt ist.
Um so mehr ich darüber nachdenke, komme ich zu der Erkenntnis, das es natürlich ist, dass dieses Thema - Person, Beruf, Arbeitsamt - in der prekären Situation in der Max aufwächst, immer wieder zuhause besprochen wird und er deswegen gerade doch solche Bezüge herstellt, wie Du sie im Text beschreibst. Trotzdem, denke ich, dass Du es dem Leser an dieser Stelle ein kleines Bisschen einfacher machen solltest Max altersgerecht wahrzunehmen.

Ab hier kommt keine weitere Kritik mehr. Sorry. :huldig:

Dafür ein paar Textstellen, die ich nicht unerwähnt lassen möchte, weil Sie mir so gut gefallen.

Bei Max im Bauch sind wahrscheinlich auch vier Ringe, aber zum Glück kann die niemand sehen.

Finde ich einfach gut gelöst, wie Du dem Leser das Alter Deiner Figur mitteilst.

Unter der Eskimokapuze ist es warm und gemütlich. Wie bei einem umgedrehten Känguru, – vielleicht gibt es das ja, denkt Max: Nordpolkängurus, bei denen die Kinder von ihren Papas auf dem Rücken getragen werden, eingehüllt in riesige Kapuzen.

Ahhhh..., das ist so süß. Ich hätte fast geheult, weil ich die Vorstellung toll finde. (Ich sagte "fast", ich bin taff, aber zeigt mir jetzt jemand eine Kätzchen, werde ich den Raum verlassen.)

Ich danke Dir sehr für Deine tolle Geschichte.
Schöne Grüße

Lem Pala

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo liebe @Raindog,

du weißt, ich bin ein Fan. Deine Geschichte hat mir gefallen, aber nicht vom Hocker gerissen. Ich glaube es liegt auch an der Überdosis der Geschichten aus Kindersicht, die hier im Forum in den letzten Wochen unterwegs waren. Die Sicht ist mal ganz cool und lustig, auch liebenswert, aber generell sind die Gedanken eines Kleinkindes eben meistens doch eher uninteressant. Schauen wir mal rein:

Er ist noch nie in den verdammten Bergen gewesen.
Da dachte ich, dass er auch jetzt noch nicht da gewesen ist und fand es dann irritierend, dass er ja jetzt in den Bergen ist. Vielleicht könntest du da noch ein kleines „bis jetzt“ oder „vorher“ einbauen?

und noch nie zuvor hat er keine Autos gehört.
Die doppelte Verneinung gefällt mir nicht so richtig. Und fällt einem Vierjährigen auf, dass etwas fehlt? Würde er nicht eher das wahrnehmen, was er jetzt hört, zum Beispiel die Vögel oder den Wind?

Bei Max im Bauch sind wahrscheinlich auch vier Ringe, aber zum Glück kann die niemand sehen.
Supersüß!

Der Wechsel zwischen Mama und Max gefällt mir gut. Die schnoddrige Art der Mutter und wie Max das alles wahrnimmt bildet einen schönen Kontrast und zusammen ein gutes Gesamtbild.

Waldemar ist Waldarbeiter. Bestimmt ist er das geworden, weil sein Name so klingt: Waldemarbeiter.
Da hast du dich bestimmt gefreut, als dir das aufgefallen ist. :D

Mit dem zweiten Abschnitt von Max tue ich mich schon etwas schwer. Das ist ja nur dieser krude Gedankenbrei, aber eigentlich passiert nichts.

Waldemar meint es wirklich ernst, er gibt sich total Mühe, das ist schön, irgendwie.
Mir fehlt auch ein wenig Begeisterung für den Waldi. Gut, er hat den Hundeblick drauf, aber irgendwas muss da ja noch sein. Etwas mehr Verbundenheit auch zwischen Mama und Waldemar wäre schön.

Waldemar hat seine Jacke ausgezogen und sie Max übergehängt. Unter der Eskimokapuze ist es warm und gemütlich. Wie bei einem umgedrehten Känguru, – vielleicht gibt es das ja, denkt Max: Nordpolkängurus, bei denen die Kinder von ihren Papas auf dem Rücken getragen werden, eingehüllt in riesige Kapuzen.
„Gibt es Kängurus am Nordpol, Mama?“
Hier gefällt es mir. Du verbindest Handlung mit seinen Gedanken, lässt daraus seine neue Handlung entstehen.

Sowas erzählt Waldemar die ganze Zeit, langweilig ist das, und sie hört gar nicht richtig zu,
Oh, mann ist die Frau unsympathisch. Die braucht dringend etwas das sie liebenswert macht.

Fiepende Welpen, die süße Wollmilch aus den pelzigen Brüsten ihrer Mama nuckeln …
Hat ein Vierjähriger so einen Gedanken? Ich glaube vielen Kindern ist nicht klar, dass die Kuhmilch, die sie trinken eigentlich für die Kälber gedacht ist. Und er schließt von Renntier und Känguru auf Welpen, auf Milch und auf ein Getränk für ihn?

„Tee! Ich glaub’s! Willst du, dass ich erfriere?“, sagt sie.
Das verstehe ich nicht. Sie taut nur mit Alkohol auf? Irgendwie verwirrend weil der Tee ja heiß ist.

Das fehlt jetzt noch – was für ein gottverdammtes Baby!
Seine Unterlippe schiebt sich vor und beginnt, leicht zu zittern. Genauso hat er ausgesehen, als er das erste Mal neben ihr lag und sie nicht glauben konnte, etwas so Schönes erschaffen zu haben.
Das passt für mich gar nicht zusammen. Ich hatte eigentlich den Eindruck, dass sie sich emotional ziemlich von ihrem Sohn entfernt hat. Warum auf einmal so sentimental, nur wegen einer vorgeschobenen Lippe?

und ein dunkelhäutiges Mädchen mit ganz viel Puderzucker über ihrem Essen: Winzige Schneeberge, die im Schlund einer afrikanischen Riesin verschwinden.
Das Bild finde ich auch merkwürdig. Was macht es da?

„Bitteschön, deine Wollmilch“, sagt Waldemar
Der ist echt super lieb. :herz:

Waldemar ist nicht geblieben. Mama ist fast erfroren.
Oh mann, da war ich jetzt aber doch enttäuscht, dass der Waldemar nicht mehr da ist. Aber find ich gut, soll keine Kritik sein. Dass es mit Mama nicht mehr lange gut gehen würde, war klar.

Auf den letzten Abschnitt kann ich auch verzichten.

Ich glaube ich würde mir etwas weniger kindliche Gedankenwürmer wünschen und dafür etwas mehr Beziehung zwischen Mama und Waldemar. Das könnte auch etwas helfen, die Mutter besser einordnen zu können.
Momentan kommt sie mir vor wie eine herzlose Alkoholikerin, die sich selbst und ihr Kind längst aufgegeben hat. Da frage ich mich auch warum Waldemar sie haben will und warum sie sich überhaupt zu so einer Wanderung überreden lässt.

Viel Erfolg bei der Challenge und liebe Grüße,
NGK

 

Liebe @Raindog,

deine kleine Geschichte hat mir sehr gefallen, besonders die für dich typische Sicht auf die Menschen und ihre kleinen und großen Probleme. Es ist nur eine kurze Episode, in der du die Situation des kleinen Max und seiner Mutter (und in Ansätzen auch Waldemars) entwickelst, aber sie vermittelt mir doch einen sehr berührenden Eindruck. Während ich am Anfang den Perspektivwechsel noch einordnen musste, wird er später zu einem gut gewählten Stilmittel.

Mit dem Ende kann ich mich nicht so ganz anfreunden. Auch für mich hätte es die Szene mit Katja nicht mehr gebraucht. Ich verstehe, dass du da die Sache mit dem Nordpol wieder aufnehmen möchtest. Das ist am Anfang ein lustiges Wortspiel (Pol/Polen?), was ich allerdings deinem kleinen Protagonisten nicht so richtig geglaubt habe: Woher kennt ein kleiner Junge, der gerade in die Schule gekommen ist und das Alphabet lernt, den Nordpol.

Nordpol meint er sicher.

Da würde ich vielleicht einen kleinen erklärenden Nebensatz einschieben (im Kindergarten gehört oder so). Für mich hätten am Ende ‚Wollmilch‘ und ‚Vollmilch‘ durchaus gereicht. So kommt mir der (Katja-)Schluss ein wenig angeklebt und ohne eigentlichen Nutzen (bis auf Nordpol natürlich) vor.

Zwei von einigen typischen ‚raindog‘-Ideen, die mir sehr gefallen haben:

Von hier oben kann Max den ganzen Himmel sehen, und noch nie zuvor hat er keine Autos gehört.
Sein Lächeln sieht aus wie von jemandem, der Ja sagen möchte, aber dann blickt er nach unten, als wäre das Wort heruntergefallen;

Sehr bildhaft. Für mein Gefühl schwächst du aber diesen schönen Vergleich durch die nächste Idee ein wenig ab:

oder vielleicht ist das so am Pol, dass die Leute nach unten gucken, wenn sie Ja meinen.

Noch was:

„Was?“
Der Kleine kommt auf Ideen, da fällt einem nichts mehr ein.
Und Waldemar, der meint das tatsächlich ernst mit seiner Jacke: Tut, als wäre er eine Art Sankt Martin, oberheiliger Typ mit sinnlosem Halbmantel. Selbst schuld, er ist schon ganz nass auf der Brust –, und es ist ja nicht so, dass der Junge zu wenig anhätte. Aber, wenn er denkt … Und wie lange will er jetzt eigentlich noch von seiner Arbeit erzählen? Von seinem verrückten Chef, der immer dies und gleichzeitig das will, der am liebsten die eierlegende Wollmilchsau hätte, aber das geht eben nicht, weil, wenn er die Baumstämme dort herausziehen muss, dann kann er nicht gleichzeitig – und überhaupt: die Holzernte, die Seilwinde ... Sowas erzählt Waldemar die ganze Zeit, langweilig ist das, und sie hört gar nicht richtig zu, aber sie mag seine Stimme.
Mir kommt es so vor, als wäre das hier etwas uneinheitlich: Zuerst lese ich ihre Gedanken (direkte Rede), am Ende aber spricht da der Erzähler (… sie hört gar nicht richtig zu…).

Max verschluckt das ungeweinte Salzwasser,

Versteh ich nicht. Liegt aber wohl an mir. Mir fehlt der Zusammenhang.

… dampfende Tassen und ein dunkelhäutiges Mädchen mit ganz viel Puderzucker über ihrem Essen: Winzige Schneeberge, die im Schlund einer afrikanischen Riesin verschwinden.

Liebe raindog, ein wirklich feiner Challenge-Beitrag.

Liebe Grüße

barnhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

lieber Max
Lieber Friedel,
schön, dass du mir schreibst!
vor langer, langer Zeit musste Sarotti, es war etwa so alt wie du gerade hier, in unwirtlichem Schneetreiben im Harz auf meiner Schulter sitzend ein fürchterliches, verlogenes Lied ertragen, das ich grölte: „Brennend heißer Wüstensand ...“
Wer ist denn Sarotti, dein Kind? Aber nicht etwa dieses Mädchen, das ich dort in der Hütte gesehen habe?
und ein dunkelhäutiges Mädchen mit ganz viel Puderzucker über ihrem Essen
ich grölte: „Brennend heißer Wüstensand …“
So etwas ähnliches wie dein Lied hat Waldemar auch gesungen, stimmt!
wenn es mal wieder ordentlich Schnee gäbe, könnten dem Sarottisohn auch einmal von Opas Grölgesang die Ohren abfallen,
Da hoffe ich für den Sarottisohn (und für mich), dass es mal wieder so richtig fett schneit!
Da kannstu nix für, ganz bestimmt nicht … und ist es nicht so, dass es chick zu sein scheint unter modernen Eltern, die Erziehung den vermeintlichen Profis zu überlassen - oder eben nicht, und so den Kampf ums Überleben in die kleinste Stube zu bringen, Ellenbogen und Faust zu trainieren
Ich kenne mich da ja nicht aus - ich weiß nur, dass es manchmal verdammt schwer ist. Dein Max

aber jetzt muss ich erstmal mit diesem verregneten Hündchen sprechen
Oh, hallo lieber @Friedrichard, ich habe dich gar nicht kommen hören!
"schöne Geschichte"!, in des Ausrufs doppelter Bedeutung als das, was da steht und als dessen Antipode, eben der Frau Mutter
Das hast du schön gesagt! Das passt genau, mit der Antipode.
Manchmal braucht es sogar Nordpolkängurus ...
Ich danke dir fürs Flusenfinden, habe alles in vollkommenem Einverständnis geändert.
Trotz des bedauerlichen Endes und sofern ich darf … gern gelesen
Aber natürlich darfst du, ich danke dir für deinen Kommentar.

Liebe Grüße von Raindog

Liebe @RinaWu,

ich kann mich noch gut an deinen Beitrag zur letzten Challenge erinnern, Póg mo thóin, diese Geschichte fand ich toll damals, die hat mich echt berührt und war damals unter meinen drei Favorites.
Das freut mich sehr, dass dir die Geschichte in Erinnerung geblieben ist, und dass sie unter deinen Favorites war. Vielleicht klappt es ja wieder …. ;):sealed:

Mit dem Anfang habe ich meine Probleme. Nicht, weil ich ihn nicht gut finde, ich empfinde hier aber die Reihenfolge der Anfangssätze irgendwie als noch nicht so ganz fließend. ... Das springt von Max zu Mama zu Max und irgendwie springt das nicht so, dass es logisch ineinander übergeht. Und es wiederholt sich. Das holpert. Vielleicht geht es nur mir so, mal abwarten, aber ich glaube, ich würde das umstellen.
Ich verstehe, was du meinst, das Hin und Her. Es ist allerdings von mir beabsichtigt, die Gedankensprünge von Max so ungeordnet zu zeigen. Seine Gedanken, seine visuellen Eindrücke und Gefühle darzustellen: Er ist ja total geflasht von dem Ausflug und da tanzt in seinem Kopf alles wild umher.
Ich hoffe, du verstehst, was ich hier rumfuhrwerke und meine.
Absolut. Kann ich auch nachvollziehen, dass das eben holprig wirkt und den Einstieg erschweren kann. Ich beobachte es.
Nach diesem kurzen Holpern hast du mich aber (mal wieder) gekriegt. Mir gefällt, wie du gleich am Anfang, eben durch den Gebrauch von verdammt und verfickt den Sprachduktus der Mutter charakterisierst,
Puh, doch noch gekriegt! Das freut mich, wenn das klappt, dass die Art der Mutter durch ihre derbe Sprache eben schnell deutlich wird.
Ebenfalls gut finde ich, wie schnell du es schaffst, dass ich mir ein Bild von Max, Waldemar und der Mutter machen kann, wie schnell sie mir nahe sind. Max, der kleine hoffnungsvolle Träumer, der zu Waldemar aufschaut, der sich wünscht, dass Waldemar bleibt. Waldemar, der sehr fürsorglich und geduldig erscheint, der über die Spitzen der Mutter hinwegsieht und das Beste aus dem Tag machen möchte.
Auch hierüber freue ich mich dass die Protas bei dir so ankommen, wie sie sollen, und nahe sind.
Und dann die Mutter, die zwar auf den ersten Blick wahnsinnig unsympathisch erscheint, mit der ich aber ebenfalls mitgehe. Sie scheint mir zerrissen, trotzig, dennoch liebesbedürftig, gleichzeitig aber von genau diesem Bedürfnis abgefuckt zu sein.
Danke! Das war mein Ziel, die Mutter so erscheinen zu lassen: nicht nur gedankenlos, gemein und egoistisch, obwohl das natürlich überwiegt. Du siehst sie so, wie ich mir das wünsche, aber vielleicht muss ich trotzdem dort noch etwas nachlegen, denn @Chai zum Beispiel hat die zerbrechliche Seite der Mutter nicht entdeckt.
Immer wieder schimmert seine vorbehaltlose Liebe zu ihr durch, diese Szenen fand ich sehr berührend, vor allem weil sie in Kontrast zu ihren groben Passagen stehen
Ja, es ist manchmal wie ein Schlag in die Magengrube, der Kontrast.
Sie dagegen denkt daran, wie es wäre, in die Tiefe zu springen. Und ich nehme fast an, sie hat es probiert - auf welche Weise auch immer - da Max sie ja später in der "Irrenanstalt" besucht.
Ja, deine Annahme ist richtig, da hat es einen Suizidversuch gegeben … Diese Eskalation habe ich nicht weiter ausgedehnt in der Geschichte, mit der Hoffnung, dass man es so liest, wie du es getan hast, und es dann in der Ausführlichkeit gar nicht braucht.
Das beschreibt Max einfach so toll, ohne dass du ihn explizit beschreibst. Ein Träumer, ein fantasievolles, kluges Kind. Auch im weiteren Verlauf empfinde ich ihn als jemanden, der seine Umgebung sehr intensiv und verträumt wahrnimmt und schließe ihn ins Herz.
Der Max ist mir auch sehr ans Herz gewachsen, aber ich bin trotzdem froh, dass er nur in der Geschichte existiert … Und es freut mich natürlich sehr, wenn er glaub- und liebenswürdig rüberkommt.
Waldemar bleibt in dieser Szenerie ein wenig blass. Er wirkt auf mich fast wie ein momentaner Hoffnungsschimmer, der aber gleich wieder verglüht. Das ist aber auch seine Funktion, glaube ich. Er steht für das, was sein könnte, aber in dieser Konstellation nicht eintreten wird.
Ja, das sagst du genau richtig: Das ist seine Funktion. Trotzdem muss ich wohl noch etwas tun, denn blass soll er dennoch nicht wirken. Er hat es natürlich gegenüber den anderen beiden etwas schwerer, weil er ja keine eigene Stimme bekommt.
Vom Küchenfenster kann er die verdammten Bergspitzen sehen.
Dieser Satz hier am Schluss wirkt viel besser, als am Anfang. Weil er für mich viel mehr für Max' Entwicklung steht. Er hat etwas Trotziges, Verletztes und ist gleichzeitig eine Erinnerung an seine Mutter. Ich finde das hier viel passender, als gleich am Anfang.
Schön, dass es hier funktioniert, und auf der Sache mit dem Anfang muss ich noch rumkauen. Hier schließt sich ja der Kreis zum Anfang, und passender ist es jetzt natürlich insofern, dass man als Leser jetzt viel mehr Bezug zu der Formulierung hat als zu Beginn. Am Anfang finde ich es allerdings auch spannend, weil es zunächst ungewöhnlich klingt, dann aber auch recht schnell den Bezug zu seiner Mutter herstellt. Aber, wie gesagt, ich kaue noch drauf rum.
Also ja, was soll ich sagen, hat mir wieder sehr gefallen. Sehr sensibel erzählt!
Und da hast du natürlich genau das Richtige gesagt! :lol: RinaWu, ich danke dir sehr für deinen Kommentar!

Liebe Grüße von Raindog

 

Hey Raindog,

schöne Geschichte. Nein, traurige Geschichte. Nein, schön traurige Geschichte. Ja, so gehts.

Er ist noch nie in den verdammten Bergen gewesen.
Seine Mama hat das gerade gesagt: Ich bin schon ewig nicht mehr in den verdammten Bergen gewesen. Im Kindergarten soll Max die Wörter nicht benutzen, aber Mama sagt verfickt und verdammt zu ziemlich allem, sodass er nie genau weiß, ob sie etwas toll oder doof findet. Aber die Berge sind auf jeden Fall wunderschön! Von hier oben kann Max den ganzen Himmel sehen, und noch nie zuvor hat er keine Autos gehört. An dieser Stelle vorhin, wo sie bis ans Ende der Welt schauen konnten, war sogar ein Teil vom Himmel unter ihnen.

Boah. Das ist ein Monstrum. Echt. Zum einen geht das hier hin und her, zum anderen offenbart sich gleich am Anfang, was ich an Kritik für den Text im Gepäck hab, und das ist die Erzählperspektive von Max, hinter die ich nicht steige. Mal erscheint sie mir Personal, mal als Ich-Erzähler, mal weiß ich gar nicht mehr, wer da jetzt reden soll.

Er ist noch nie in den verdammten Bergen gewesen. vs. Aber die Berge sind auf jeden Fall wunderschön! Von hier oben kann Max den ganzen Himmel sehen, ...

Er ist noch nie da gewesen, aber er steht mittendrin? Wat denn jetzt? Du schreibst, das Kind ist ganz perplex und im Kopf geht alles quer vor lauter Eindrücken, mag ja sein, und ich will gern auch daran teilhaben, aber ich möchte nicht gern nach drei Sätzen aus dem Text fliegen und die Sache zehn mal lesen und doch zu keinem Ergebnis kommen.

Max schaukelt auf Waldemars Schultern hin und her wie ein Kamelreiter.
Draufsicht
Von hier oben ist sogar Mama klein.
Innensicht

Na, egal, Renntiere aber: Rudolph zum Beispiel, und seins hier heißt Waldolph.

Absicht? Weil die so schön rennen können?

Das macht ihm ein bisschen Angst, aber vielleicht wissen es die dämlichen Vögel vom Arbeitsamt, wenn es so weit ist.

Ja, Kinder quasseln ihren Eltern nach, aber ein Fünfjähriger? Echt jetzt? Ich will das nicht schlucken. Und solche altklugen und komplexen Dinge, da weiß ich eben nicht, wer mir das erzählt?

Das soll an Beispielen, warum ich hier mit dem Erzähler nur schwer klar komme.

Meine absolute Lieblingsfigur ist die Mutter. Die ist wirklich groß. Als Figur jetzt. Die ist abgefuckt. Die ist kaputt. Die ist zerissen. Die ist klein. Die braucht dringend Hilfe. Der möchte man 'ne Decke über die Schultern legen und sie in die Arme nehmen. Was die in mir an Emotionen löst, das ist schon der Hammer. Sympathie und Antipathie schön im Gleichgewicht. Dagegen der Waldemar - nur gut, total langweilig der. Der ist ja geradewegs vom Himmel gefallen mit güldenem Haar. Kannste dem nicht auch noch einen Farbtupf geben? Irgendwas, außer das Geschimpfe auf den Chef und Segelohren? Das ist zu harmlos. Irgendwas, woraus auch klar wird, die beiden passen nicht, nicht nur weil er Naturbursche und sie Stadttussi. Eben auch was auf der emotionalen Schiene. Bisschen was Böses :baddevil:

... Schlimm genug, dass sie bei diesem Scheißwetter durch die Botanik stiefelt wie ein verfickter Förster, ...

Ich mag die echt gern!

... und sie hört gar nicht richtig zu, aber sie mag seine Stimme.

Das meine ich, doof und nicht doof so nah beieinander. So einfach, gut und böse und doch so eins.

„Alter, es ist scheißkalt!“, sagt Mama.

:lol:

Stoff ist viel zu dünn, denkt Max, Mama braucht ein Fell, einen dicken Pelz, damit sie nicht so friert. Wenn er groß ist und Geld verdient mit seinem Max-Beruf, dann kauft er ihr einen Pelzmantel, der bis über ihre Turnschuhe reicht wie bei einer Eskimokönigin.

Ach, Kinder sind schon toll!

„Sowas gibt’s doch gar nicht, du Spinner – du meinst Milch, stinknormale Milch halt, oder heiße Schokolade – was anderes gibt’s dort nicht. Außer Tee und Schnaps!“
... Genauso hat er ausgesehen, als er das erste Mal neben ihr lag und sie nicht glauben konnte, etwas so Schönes erschaffen zu haben.

Diese Brüche sind echt super.

Mein Baby, denkt sie, und in ihrem durchgefrorenen Inneren verspürt sie einen heißen Nadelstich.

Braucht es für mein Empfinden nicht. Weiß man als Leser an dieser Stelle.

Sein Lächeln sieht aus wie von jemandem, der Ja sagen möchte, aber dann blickt er nach unten, als wäre das Wort heruntergefallen;

Mag ich soooo gern.

Waldemar ist nicht geblieben. Mama ist fast erfroren.
Morgen darf er sie wieder besuchen. Irrenhaus, hat jemand aus seiner Klasse gesagt, und Max hat ihm eine runtergehauen, aber so richtig.

Auch so wunderschön. Und für mich darf an dieser Stelle auch gern Schluß sein. Ich brauch das nicht mit den Pflegeeltern. Von mir aus kann er auch bei seinen Großeltern wohnen, von Mama getrennt ist immer Scheiße. Die Zeit, die er mit Saufmama verbrachte, war sicher auch kein Himmel auf Erden. Aber für Kinder sind Mamas eben Mamas. Punkt, ohne Komma. Und deshalb ist das alles so tragisch. Ach je, es rührt mich an, dieser Wanderausflug. Und die Mama ja eh, auch wenn man die schütteln und treten und schimpfen will. Aber würde ja eh nicht helfen. Ist schon gut mit dem "Irrenhaus", vielleicht schafft sie es ja.

Beste Grüße, Fliege

 

Hej @Raindog ,

gottwattraurig. Du hast es wirklich drauf und es ist nur ganz klein bisschen, was mich mittendrin mal kurz die Stirn runzeln lässt, aber nur, weil sonst alles so schön passt. Zum Beispiel dieser Perspektivwechsel, dezent in kursiv. Das macht es leicht. Die Figuren sind klar und eindeutig, genau richtig gewichtet.
Du hast den jeweiligen sound gut getroffen, bei Max ist es schwer, das weiß ich auch und ein paar Mal klingt er auch, bzw. sein Vokabular zu wenig kindlich, aber ich hatte keine Lust, mich daran zu stören, weil ich Max so liebe und Katja, obwohl die nur so kurz erscheint, denn ich bin ganz drin in diesem kurzen Ausflug.

Und hier sind meine Lieblinge, damit du es schriftlich hast, was du so toll gedacht hast.

Er kommt aus Pol, hat er gesagt. Vom Pol heißt das eigentlich richtig;

Das ist so genial, weil du es geschafft hast, dass ich trotz allem an Polen denke und Max gezeigt wie, was er für ein wundervolles Kind ist und ich weiß, die Mama hat trotz allem noch Vieles richtig gemacht,

vielleicht gibt es das ja, denkt Max: Nordpolkängurus, bei denen die Kinder von ihren Papas auf dem Rücken getragen werden, eingehüllt in riesige Kapuzen.

Ganz schön clever und kompliziert gedacht von einem ... Vorschüler?

Stoff ist viel zu dünn, denkt Max, Mama braucht ein Fell, einen dicken Pelz, damit sie nicht so friert.

:herz: Gut, liebe Raindog. So geschickt und intelligent verknüpft und verbunden. So viel Information so so schön verpackt. :kuss:

Genauso hat er ausgesehen, als er das erste Mal neben ihr lag und sie nicht glauben konnte, etwas so Schönes erschaffen zu haben.

Siehste, das mein ich: Die Mama ist auch nur ein ... Kleines, das wie Max vermutlich brachial aus ihrer heilen Kinderwelt gestolpert ist. So seh ich das.:shy:

Max verschluckt das ungeweinte Salzwasser, setzt die Kapuze ab und weiß gar nicht, wohin er zuerst schauen, hören oder riechen soll: Warme Vanilleluft bläst ihm entgegen,

Ich kann das wirklich gut nachempfinden, wie du mich mit den Dreien aus der Kälte in die Hütte führst und mich auch noch damit überrascht, denn ich dachte eher etwas weniger Buntes und Lautes und Glitzerndes.

Sein Lächeln sieht aus wie von jemandem, der Ja sagen möchte, aber dann blickt er nach unten, als wäre das Wort heruntergefallen;

Ohja. Genau so etwas gefällt. Ich bin dein Fan.

Katja, seine Pflegemama, wartet mit Zorro vor dem Haus.

Und du lässt mich hoffen, denn ein Kind wie Max braucht jemanden wie Katia, damit er in sich wachsen kann und seine Mutter weiterlieben, ohne selbst ganz zu zerbrechen.

Danke für diese Geschichte. Auch für Mütter wie die von Max, von denen so viele da draußen herumirren und ihr Bestes zu geben versuchen und über entsetzlich viele Hürden gehen mit ihrer Verantwortung und ihrem eigene Dilemma und ... ach, Raindog. Schreib weiter, bitte, über diese Themen. Ich werde sie alle lesen und kommentieren. (Das ist jetzt nicht sooo der tolle Anreiz, aber etwas anderes kann ich hier nicht geben. ;)

Viel Glück bei der Challenge und ein freundlicher Gruß, Kanji

 

Hi, @Raindog

Challenge-Zeit schafft mich. Da lasse ich mir einen Tag Zeit beim Kommentieren, und bestimmt wurde schon alles gesagt. Na ja, die vorherigen Kommentare habe ich nur überflogen, deshalb: Bitte verzeih mir, wenn sich etwas doppelt.

Ich finde die Geschichte herzerreißend. Der Max ist so süß und die Mutter so böse. Ich lege einfach mal eben die Lupe drauf, denn im Großen und Ganzen habe ich auch nichts auszusetzen:

Bestimmt ist er das geworden, weil sein Name so klingt: Waldemarbeiter.

Das finde ich so süß. Also: richtig toll. Du hast ja viele solche Details drin: die Renntiere, den Stoff und eigentlich auch die Wollmilch. Ich mag das wirklich sehr.

„ … und der Chef verlangt tatsächlich, dass wir nächste Woche fertig werden,

Hier würde ich das Leerzeichen nach dem öffnenden Anführungszeichen weglassen.

Wie bei einem umgedrehten Känguru, – vielleicht gibt es das ja, denkt Max: Nordpolkängurus, bei denen die Kinder von ihren Papas auf dem Rücken getragen werden, eingehüllt in riesige Kapuzen.

Ich weiß ehrlich nicht, was das Komma vor dem Gedankenstrich soll. Weglassen, würde ich sagen.

Eierrrlegende Wollmilchsau: Das klingt schön. Was das wohl wieder für ein Tier ist?

Das frage ich mich auch schon ewig! Echt! Dabei haben wir sogar eine Postkarte in der Küche, auf der eine eierlegende Wollmilchsau abgebildet ist. Sieht aber aus wie ein Schwein, und ich bin sicher: Diese Darstellung ist stark vereinfachend. Ein tolles Tier!

‘Wir haben Hunger‘, und klatscht die nassen Geweihhandschuhe aneinander.

Du benutzt für die wörtliche Rede Anführungszeichen unten-oben. Im Sinne der Konsistenz würde ich auch die einfachen Anführungszeichen unten-oben setzen und nicht plötzlich zu oben-oben wechseln.

„Sowas gibt’s doch gar nicht, du Spinner – du meinst Milch, stinknormale Milch halt, oder heiße Schokolade – was anderes gibt’s dort nicht.

Hier zerteilst Du einen Satz gleich zweimal mit Gedankenstrichen. Das macht man ja normalerweise, um Einschübe zu kennzeichnen – so denke ich –, hier funktioniert das aber gar nicht, denn: "Sowas gibt's doch gar nicht, du Spinner, was anderes gibt's dort nicht", ist natürlich kein sinnvoller Satz. Ich würde deshalb überlegen, dass Du in dem Gebilde einen Punkt setzt oder einen Gedankenstrich weglässt. Es ist einfach auch ein bisschen too much in meinen Augen.

Vielleicht wäre dann alles ganz einfach, vielleicht wäre dann alles gut –, aber wahrscheinlich würde sie vor Langeweile sterben.

Der Gedankenstrich, so wie Du ihn meistens verwendest, zeigt ja keinen Einschub an, sondern einen Anhang. Und ein Komma nach einem Gedankenstrich würde ich nur verwenden – als Beispiel –, wenn der Einschub an einer Stelle steht, an der ohne den Einschub ein Komma käme. Da Du keine Einschübe machst, ist das Kommata da oben aber in meinen Augen überflüssig.

Das wäre schon alles. Hui, mir fällt wirklich auf, wie massiv Du Gedankenstriche einsetzt. Ich finde auch, dass sie ein tolles Mittel sind, überlege aber gerade, ob weniger nicht manchmal mehr wäre. Na ja, mindestens an einer Stelle würde ich eines wegnehmen, wie ich oben schrieb. :)

Nun zur inhaltlichen Frage. Ich finde auch (das habe ich beim Überfliegen der Kommentare doch irgendwo gelesen), dass alles nach dem Zeitsprung nicht wirklich Mehrwert hat. Was lernen wir da? Mama ist nicht mit Waldemar zusammengeblieben. Mama sorgt nicht mehr für Max. Max glaubt nicht mehr an den Weihnachtsmann. All das sind keine Überraschungen.

Und ich fände es cool, wenn Du Dich auf diesen Augenblick konzentrierst:

„Bleibst du bei uns?“, fragt Max; seine Stimme ist von alleine losgegangen, er war das gar nicht.
Waldemar hat nasse Haare. Sein Lächeln sieht aus wie von jemandem, der Ja sagen möchte, aber dann blickt er nach unten, als wäre das Wort heruntergefallen; oder vielleicht ist das so am Pol, dass die Leute nach unten gucken, wenn sie Ja meinen.

Ich finde den so toll, so berührend, weil ja alle Menschen, die eine Beziehung eingehen, sich dies irgendwann fragen müssen: Wie ernst ist es uns? Wie langfristig wollen wir das hier gestalten? Und Mama und Waldemar wissen beide, dass es nichts wird. Wenn das Kind nicht wäre, hätten sie diese Frage wahrscheinlich nie bewusst gestellt und sich trotzdem nach kurzer Zeit getrennt.

Sie passen nicht zusammen. Dadurch ist Waldemar für Max ja auch so erfrischend: Weil er ganz anders ist als die Mutter. Aber uns ist doch allen klar, und Waldemar und Mama sicher auch, dass das nichts wird. Obwohl wir es Max so sehr wünschen.

Und deshalb braucht es dieses abschließende Kapitel für mich nicht. Wir wissen doch, wie es ausgeht. Können wir da nicht noch einen Augenblick verweilen in dieser herzzerreißenden Umgebung und ein kleines bisschen hoffen, dass Waldemar "Ja" meint, wenn er nach unten guckt? Ich würde eher dieses total quatschige und deshalb eben so berührende Fünkchen Hoffnung am Ende aufbewahren, anstatt es sofort zu zertreten. Echt. Deshalb plädiere ich für einen früheren Schluss. Damit ich als Leserin mir allein ansehen darf, wie der Funke verglüht. :cry:

Das erstmal von mir.

Funkige Grüße,
Maria

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Raindog ,

ich sehe schon wieder Glitzersuppe in deinem Briefkasten. Du kannst einfach wunderbare Charaktere schaffen. Hier die prekäre Gefühlslage zwischen (alleinerziehender) Mutter und Kind und einem rührend wohlmeinenden Freund, der scheitert, weil die Mutter sich schon lange aufgeben hat. Es ist wahnsinnig, wie viel Kinder aushalten können. Wenn du die beiden letzten Abschnitte nicht dazugesetzt hättest, wäre die Geschichte trotz heißer, süßer "Wollmilch" tieftraurig zuende gegangen. So bleibt wenigstens ein Quäntchen Hoffnung, für die Mutter, dass das "Irrenhaus" sie stabilisieren kann, für Max, dass er seine schwierige Lage einordnen lernt.

Du machst es dem Leser leicht, den Perspektivenwechsel mitzugehen, dank Wechsel im Schriftbild. Bei einigen Passagen musste ich zweimal hinschauen, wessen Gedankenspuren ich gerade folge. Ich hab sie herausgegriffen, weil ich glaube, hier könntest du deine Kreativität nochmals einsetzen. Es sind Passagen, in denen Max mMn doch zu erwachsen daherkommt.

aber vielleicht wissen es die dämlichen Vögel vom Arbeitsamt, wenn es so weit ist.

Ich nehme an, dass Max hier einen Spruch von Waldemar aufschnappt. Da fände ich es schön, wenn diese Formulierung auch in ein kindliches Bild münden würde, wie bei den "Renntieren" und natürlich der "eierlegenden Wollmilchsau" (ein Lieblingsausdruck von Statistikern).

Ein Mischling aus Renntier und Känguru. Fiepende Welpen, die süße Wollmilch aus den pelzigen Brüsten ihrer Mama nuckeln …

Also da ist die sprachgewaltige Autorin mit dir durchgegangen:lol:.

dann kauft er ihr einen Pelzmantel, der bis über ihre Turnschuhe reicht wie bei einer Eskimokönigin.

Vielleicht hat Max irgendwo so ein Bild gesehen, eine Bilderbuchillustration, z. B. von Andersens "Die Schneekönigin". (Die würde sehr gut zu deiner Geschichte passen:klug:)

und ein dunkelhäutiges Mädchen mit ganz viel Puderzucker über ihrem Essen: winzige Schneeberge, die im Schlund einer afrikanischen Riesin verschwinden.

Das ist definitiv nicht der Sprachschatz eines Vierjährigen, selbst wenn er ganz aufgeweckt ist.

Es sind nur wenige Stellen, die mir aufgefallen sind, gegenüber der großen Anzahl wunderbar kindlicher Ausdrucksweise (erinnert mich sehr an @Kanji, Tobi hat ja nur ...).

Stellvertretend dafür soll mein Lieblingssatz stehen.

Von hier oben kann Max den ganzen Himmel sehen, und noch nie zuvor hat er keine Autos gehört.

Was für eine wunderbare Gedankenpirouette.

Vielen Dank für die ergreifende Geschichte.

Liebe Grüße
wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Chai,

ich finde den Max herzallerliebst .
Ich freue mich, dass du dich auch wieder meiner Challenge-Geschichte widmest :) und den kleinen Prot in dein Herz geschlossen hast.
Er wirkt sehr authentisch, und es tut mir total leid für ihn, dass jemand wie Waldemar, von dem er endlich die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient, auch wieder aus seinem Leben verschwindet.
Dass er für dich authentisch wirkt, freut mich auch, denn es ist ja nicht so leicht, kleine Kinder wirklich glaubwürdig darzustellen, und für einige Leser hat das auch nicht immer hundertpro funktioniert. Deshalb freue ich natürlich um so mehr.
Ich frage mich, der wievielte Ersatzvater das wohl schon ist.
Ja, ganz bestimmt nicht der erste - aber auf jeden Fall einer, dem Max den Job wirklich zutraut und den er sich wünscht.
Mit dem Perspektivwechsel hatte ich zunächst Schwierigkeiten. Mir war zwar klar, wer wann spricht, hätte es aber besser gefunden, wenn die Mutter ihre Sicht aus der Ich-Perspektive geschildert hätte, denn es hat mich anfangs verwirrt, dass es plötzlich um "sie" ging.
Damit bist du wahrscheinlich nicht allein, das wurde jetzt schon mehrfach angesprochen. Ich habe mir das notiert und werde, wenn ich alle Kommentare beantwortet und auch selbst noch den einen oder anderen geschrieben habe, mir das nochmal gründlich anschauen.
Die Mutter war mir etwas zu eindimensional. Sicher gibt es solche Rabenmütter, aber die war ja nur fies
Das ist die Gefahr, dass sie so rüberkommt - das ist ja auch das Wesentliche, was von ihr gezeigt wird. Mit einigen Kleinigkeiten hatte ich gehofft, trotzdem auch ihre andere Seite zu zeigen (z.B., dass sie immerhin an die warmen Stiefel für ihren Sohn gedacht hat – wenn auch genervt; der Gedanke ans Springen, den sie wegen Max letztendlich beiseite schiebt; die Erinnerung an Max als Baby, die sie plötzlich warm überkommt, nachdem sie gerade wieder Motzgedanken hatte; das kurze Nachdenken darüber, wie das sein könnte mit Waldemar … Sowas halt. Aber vielleicht muss da noch mehr.
und ich habe mich gefragt, wo sie den Waldemar denn aufgegabelt hat, wenn der so ganz anders lebt als sie.
Beim Karaoke-Singen im Pub ... :rolleyes: Vielleicht baue ich das noch irgendwie ein. @Fliege meint übrigens, ich solle Waldemar auch noch etwas mitgeben, das ihn weniger heiligmäßig erscheinen lässt. Vielleicht ist er ja ein netter Ex-Knacki … :cool:
Mir fehlt da eine Zwischenverbindung von der frustrierten Alkoholikerin zum Irrenhaus.
Da habe ich gehofft, dass der Leser sich diesen Teil selbst zurechtdenkt: Dass sie depressiv ist und Selbstmordgedanken hat wird ja angedeutet mit dem Gedanken ans Springen.
Im Kontrast hat das funktioniert, man leidet noch mehr mit Max, wenn man sieht, dass er seine Mutter trotz allem bedingungslos liebt, ihr alles recht machen will, weil er noch nicht weiß, dass das gar nicht geht.
Leider ist das tatsächlich eine Geschichte zum Mitleiden …
Den letzten Absatz mit der Katja hätte es für mich nicht gebraucht, ich hätte es gut gefunden, wenn die Geschichte nach der Ohrfeige zu Ende gewesen wäre.
Okay, das muss ich überdenken und brauche die oben schon erwähnte Zeit. Inzwischen gibt es ja noch mehr Kommentare, die das ähnlich sehen wie du. Aber auch welche, die gut mit dem Schluss können. Und dazwischen mich … :aua:
Mein Plan war, mit einer Szene rauszugehen, die zwar durchaus kein Happy End ist, aber irgendwie doch einen kleinen positiven Touch hat. Wie Max da mit diesem aufgeregten Hund losläuft, nach vorne gezogen wird, weitermacht – das finde ich eigentlich ein schönes Bild.
Aber mal schauen, die Katja finden ja viele unnötig.
Insgesamt hab ich die Geschichte gerne gelesen, aber wenn die Mutter auch eine zerbrechliche Seite gehabt hätte, wäre es für mich noch tragischer gewesen.
Und da bin ich natürlich insgesamt sehr froh über deine Einschätzung. Und vielleicht konnte ich dir ja die zerbrechliche Seite der Mutter doch etwas näher bringen? Vielleicht bekomme ich es aber noch stärker hin, mal schauen.

Liebe Chai, ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar! Sei gegrüßt von Raindog

Liebe @wegen, @Lem Pala, @Nichtgeburtstagskind, @barnhelm, @Fliege, @Kanji, @TeddyMaria und @wieselmaus – ich danke euch allen sehr für eure Komms. Sicher wird es einige Zeit brauchen, bis ich sie alle beantwortet habe, aber sie sind natürlich nicht vergessen!!!

 

Liebe @wegen,

so leicht und ehrlich aus der Kinderperspektive, erinnert es mich sofort an Zughausen.
Das freut mich, und dein prima Kommentar!
Bei Max im Bauch sind wahrscheinlich auch vier Ringe,
„Auch“ würde ich streichen. Der Baum hatte bestimmt mehr Ringe.
Garantiert. Aber vom Rhythmus gefällt es mir mit auch besser, und es bezieht sich zumindest in meinen Augen nicht auf die Zahl, sondern auf die Möglichkeit, auch Ringe zu haben.
Natürlich friert sie sich einen ab in ihren Turnschuhen und der Jacke, die für den Weg zum Pub gemacht ist
Oh, we are in Trainvillage, aren’t we?
Somewhere nearby …;)

Hast du die rennenen Rentiere extra kursiv gesetzt, damit es dir(bzw. Max) nicht als Fehler angekreidet wird?
Ja, genau, das war tatsächlich der Grund. Aber weil du mich deshalb ausgelacht hast, habe ich es geändert, und nun steht es falsch und unkursiv da - und prompt bin ich auch schon angesprochen wurden. Aber ich schiebe das auf Max!
Waldolph, mit dem Handschuhgeweih. Das ist total putzig!
Isn’t it!;)
Was man wohl wird, wenn man Max heißt? Ihm fällt überhaupt nichts dazu ein. Wenn es da gar nichts gibt? Das macht ihm ein bisschen Angst, aber vielleicht wissen es die dämlichen Vögel vom Arbeitsamt, wenn es so weit ist.
Richtig authentisch und fantasievoll auf Kindergedankenebene erzählt. Und dann die Reflexion von Mamas Ausdrucksweise. Super.
Danke! Es wurde ja auch schon angesprochen, dass Kinder in dem Alter so nicht denken würden, aber ich glaube schon, dass sie es unter Umständen tun. Ist ja auch ein eher zufälliger Gedankengang, durch diese Berufs-Namensähnlichkeit bei Waldemar, und dann spinnt sich der Gedanke so weiter. Natürlich setzt sich kein Vierjähriger an den Schreibtisch und überlegt, Na, was kann ich denn später mal werden, ich heiße ja Soundso …
Waldemar meint es wirklich ernst, er gibt sich total Mühe, das ist schön, irgendwie. Aber er nervt eben auch: Trink nicht so viel, hast du mal überlegt
Hier gehst du mir zu offensiv in die Rollenverteilung, -Vorstellung. Vllt. geht das geschmeidiger, etwas subtiler?
Verstehe, das ist allerdings Feinarbeit, die dauert noch. Geht aber sicher wirklich besser.
Seine Segelohren leuchten rot, und er hat wieder diesen ernsten Hundeblick aufgesetzt, den sie skurril und gleichzeitig sexy findet.
Was? Ich dachte, die Mutter ist Anfang zwanzig und Waldemar eine Art Vaterfigur und Ersatzopa für Max, jemand aus dem Bekanntenkreis, der den beiden helfen will.
Oh je, da musst du ja geschockt gewesen sein! :lol: Aber der heißt eben nur so bissel altmodisch … Ist schon der derzeitige Freund von Mama, und nur wenig älter.
Die Mutter läuft hinter den beiden, oder? Ne Idee: Max könnte sich ein Stück zu ihr drehen und mit halb verdecktem Gesichte, vorbei am Fellrand der Kapuze, die Frage stellen.
Das ist auch eine gute Idee. Ist notiert.
Tut, als wäre er eine Art Sankt Martin, oberheiliger Typ mit sinnlosem Halbmantel.
Hehe, gestern on point mit der Geschichte. „Eine Art“ wäre für mich ein Streichkandidat.
Haha, dass dir das aufgefallen ist! (Ich hatte schon fast Angst, ich fliege raus bei den Wortkriegern wegen Blasphemie, wenn ich die Geschichte am Martinstag hochlade …) "Eine Art" mag ich irgendwie.
„Iiiiiich trink ne Wollmilchwollmilchwollmilch“, singt er, nach der Melodie von ,Wir haben Hunger‘, und klatscht die nassen Geweihhandschuhe aneinander.
„Blödsinn!“
Wer sagt: „Blödsinn!“?
Die Mutter. Das ist etwas Spielerei von mir, dass ich sie mit ihrer kursiven Stimme in den Absatz von Max reinquatschen lasse. Um den Kontrast noch deutlicher zu machen zwischen der kindlichen Begeisterung und ihrem abgefuckten Gehabe.
und ein dunkelhäutiges Mädchen mit ganz viel Puderzucker über ihrem Essen: winzige Schneeberge, die im Schlund einer afrikanischen Riesin verschwinden.
Ich verstehe nicht, warum du á la Benettonwerbung, jetzt noch ein dunkelhäutiges Mädchen einbaust. Ein Mädchen ist für mich keine Riesin. Oder stehe ich total auf dem Schlauch? Jetzt hat Friedel was von Sarotti geschrieben und ich denke an das Firmenemblem. Bin dennoch nicht schlauer.
Friedels Sarotti ist, glaube ich, nur Zufall, ein Spitzname. Aber Menno - das dunkelhäutige Mädchen ist weder aus Gründen der political correctness noch incorrectness da drinnen, sondern weil: Zunächst irrt Max‘ Blick ja unstet und staunend in der Hütte herum, nimmt dieses und jenes wahr, alles durcheinander, und irgendwann, wie im Film, zoomt die Kamera auf ein bestimmtes Detail, an dem sein Blick hängen bleibt, und das ist rein zufällig dieses dunkelhäutige Mädchen mit seinem Kaiserschmarrn - und weil mit Max wieder die Fantasie durchgeht, denkt er sich die puderzuckerweißen Schmarrn-Dinger als Schneeberge, (und weil es für den Kontrast besser ist, hat das Mädchen dunkle Haut), und das Mädchen ist eine Riesin im Vergleich zu den Schneebergen, die sie verschlingt. Wie im Märchen eben. Aber ich behalte es kritisch im Auge. Und mache aus dunkelhäutig: Mädchen mit dunkler Haut, damit es maxiger klingt.
Ein Wachstropfen läuft an der Kerze herunter, die auf ihrem Tisch steht. Vielleicht kann ich den abknibbeln und zwischen den Fingern hin und her rollen, denkt Max.
Nicht denken, machen! Nee, ernsthaft. Die anderen Gedanken waren für einen Vierjährigen schon ganz schön ausgereift. Aber sich explizit vorzustellen, mit heißem Wachs zu spielen? Vom Gefühl her, vllt. ab 5 oder 6?
Ist vielleicht eher ein Reflex, der so ausformuliert nicht gedacht wird, aber das Verlangen, dahin zu fassen und damit zu spielen ist doch auch schon bei Vierjährigen da. Aber vielleicht kann ich es noch umschreiben.
„Mach dich fertig, du Träumer! Setz die Mütze auf, nimm deinen Ranzen, wir müssen los!“ … Katja, seine Pflegemama, wartet mit Zorro vor dem Haus.
Und ich wollte schon schreiben, die Ausdrucksweise passt doch gar nicht zur Mutter. Chapeau.
Ja, zur Mutter passt das nicht. Und schön, dass du die Katja-Stelle magst. Viele finden sie nämlich überflüssig, und nun werde ich das wohl noch überdenken.
Oh nein, armer, desillusionierter Bub. Aber der Max ist auf Zack und hat Fantasie und das Herz an der richtigen Stelle. Der schafft das!
Ich weiß, dass er es schafft! :thumbsup:
„Zum Nordpol“, sagt Max. Früher hätte er das wahrscheinlich geglaubt.
Super, kraftvoller Schluss! „Wahrscheinlich“ UND „garantiert“ sind mir zu viel. Vorschlag: „Zum Nordpol“, sagt Max. Früher hätte er das wahrscheinlich geglaubt.
Danke! Und wie du siehst, habe ich deinen Vorschlag bereits übernommen und den Satz entschlackt.
Außer Renntiere, ist mir kein Fehler aufgefallen. Wie immer, schöne Figurenzeichnung. Traurige, realistische Geschichte. Gern gelesen.

Ich danke dir für deinen Kommentar, liebe wegen, und wünsche dir noch einen schönen Abend.

Viele Grüße von Raindog


Hallo @Lem Pala,

Du hast mich voll erwischt. Deine Geschichte lag gerade so auf Augenhöhe und ich dachte mir, ach, stipp mal rein. Natürlich habe ich an dem roten Faden gezogen und die emotionale booby trap ausgelöst.
Oh je, was habe ich getan … :sconf:
Will sagen, bin voll reingetappt und jetzt hast Du einen neuen Fan. Ich bin begeistert.
Und ich freue mich! :bounce:
Die ersten Sätze fand ich schon so stark, dass ich aufgehört habe zu lesen und wieder von vorne anfing, weil ich sie so gut fand.
Das ist prima, danke, dass du es sagst. Vielen springt das ja zu sehr hin und her, was es ja auch tut … Aber schön zu wissen, dass es eben doch funktionieren kann.
Etwas schwierig fand ich dieser Stelle die Denkweise Deines Vierjährigen nachzuvollziehen:
Max überlegt, wie die anderen Erwachsenen heißen, die er kennt, und was für Berufe sie haben, aber nie passt das so gut zusammen wie bei Waldemar. Oder sie haben gar keinen Beruf, von dem er wüsste.
Das hier habe ich gerade im Kommentar weiter oben geschrieben: Es wurde ja auch schon angesprochen, dass Kinder in dem Alter so nicht denken würden, aber ich glaube schon, dass sie es unter Umständen tun. Ist ja auch ein eher zufälliger Gedankengang, durch diese Berufs-Namensähnlichkeit bei Waldemar, und dann spinnt sich der Gedanke so weiter. Natürlich setzt sich kein Vierjähriger an den Schreibtisch und überlegt, Na, was kann ich denn später mal werden, ich heiße ja Soundso …
Meine Freunde/Bekannten in dem Alter machen sich nicht solche komplexen Gedanken über den Zusammenhang zwischen Person und Beruf.
Die reden nur nicht drüber mit dir! ;) Ne, aber im Ernst: Feuerwehrmann, Polizist, Busfahrerin etc. – das denkt man doch auch schon mit Vier, dass man sowas werden will.
Max kann da natürlich die Ausnahme von der Regel sein, aber da es in Deinem Text nicht darum ging, Max als Ausnahmeerscheinung darzustellen, denke ich, dass meine Kritik berechtigt ist.
Natürlich ist die Kritik berechtigt, wenn du es so empfindest! Max soll allerdings keine Ausnahme sein - und wenn er das ist, dann war ich früher auch eine: In genau dem Alter habe ich beschlossen, Köchin zu werden, und zwar dort, wo mein Vater gearbeitet hat. Köchin, weil ich ja nicht lesen und schreiben konnte und deswegen alles Mögliche nicht infrage kam (Kochen wäre auch so gegangen), und bei Papa, weil der mich dann ja geschickterweise immer hätte mitnehmen können, da ich den Weg zu meiner Arbeit vielleicht gar nicht gefunden hätte … Sowas habe ich gedacht mit Vier - freaky, ich weiß … :rolleyes:
Um so mehr ich darüber nachdenke, komme ich zu der Erkenntnis, das es natürlich ist, dass dieses Thema - Person, Beruf, Arbeitsamt - in der prekären Situation in der Max aufwächst, immer wieder zuhause besprochen wird und er deswegen gerade doch solche Bezüge herstellt, wie Du sie im Text beschreibst. Trotzdem, denke ich, dass Du es dem Leser an dieser Stelle ein kleines Bisschen einfacher machen solltest Max altersgerecht wahrzunehmen.
Also, ich verstehe, dass es für dich an der Stelle nicht ganz glaubwürdig ist, aber für mich geht es tatsächlich - das ist dann wohl einfach Fall von unterschiedlicher Meinung. Aber insgesamt werde ich nochmal drüberschauen, wo der Max vielleicht doch zu unkindlich klingt
Ab hier kommt keine weitere Kritik mehr. Sorry.
Nein, immer her damit, auch wenn ich in diesem speziellen Fall jetzt beratungsresistent war …
Dafür ein paar Textstellen, die ich nicht unerwähnt lassen möchte, weil Sie mir so gut gefallen.
Das freut mich wirklich, dass du da Einiges gefunden hast! :)
Unter der Eskimokapuze ist es warm und gemütlich. Wie bei einem umgedrehten Känguru – vielleicht gibt es das ja, denkt Max: Nordpolkängurus, bei denen die Kinder von ihren Papas auf dem Rücken getragen werden, eingehüllt in riesige Kapuzen.
Ahhhh..., das ist so süß. Ich hätte fast geheult, weil ich die Vorstellung toll finde. (Ich sagte "fast", ich bin taff, aber zeigt mir jetzt jemand ein Kätzchen, werde ich den Raum verlassen.)
Yesssss! :D

Lem Pala, ich danke dir sehr für deinen positiven Kommentar und wünsche dir noch einen schönen Abend. Sei gegrüßt von Raindog

 

Liebes, fleißiges @Nichtgeburtstagskind,

du weißt, ich bin ein Fan. Deine Geschichte hat mir gefallen, aber nicht vom Hocker gerissen.
Dass du immer noch ein Fan bist, obwohl dich meine letzten Geschichten alle nicht so ganz erreicht haben, freut mich natürlich umso mehr! :)
Ich glaube es liegt auch an der Überdosis der Geschichten aus Kindersicht, die hier im Forum in den letzten Wochen unterwegs waren.
Waren das wirklich so viele? Aber wenn du’s sagst.
Die Sicht ist mal ganz cool und lustig, auch liebenswert, aber generell sind die Gedanken eines Kleinkindes eben meistens doch eher uninteressant.
Das verstehe ich, irgendwann isses mal gut. In dieser Geschichte habe ich natürlich versucht, durch die Gedanken von Max seine Umwelt, sein Umfeld zu zeigen, ohne es explizit zu beschreiben.
Er ist noch nie in den verdammten Bergen gewesen.
Da dachte ich, dass er auch jetzt noch nicht da gewesen ist und fand es dann irritierend, dass er ja jetzt in den Bergen ist. Vielleicht könntest du da noch ein kleines „bis jetzt“ oder „vorher“ einbauen?
Hm, sieht wirklich danach aus, als muss ich etwas tun an der Stelle. In meinem Kopf passt es immer noch, aber ich will gar nicht versuchen, das zu erklären oder zu rechtfertigen, denn es geht ja sehr vielen Kommentatoren so wie dir – also ist da etwas ernsthaft schief. Ich muss das aber wirklich in Ruhe (die ich noch nicht habe im Moment) machen, weil mir der Sound und ganz bestimmte Stellen dort sehr wichtig sind.
und noch nie zuvor hat er keine Autos gehört.
Die doppelte Verneinung gefällt mir nicht so richtig. Und fällt einem Vierjährigen auf, dass etwas fehlt? Würde er nicht eher das wahrnehmen, was er jetzt hört, zum Beispiel die Vögel oder den Wind?
Das ist so ein Darling, gerade diese doppelte Verneinung. Ich kann es natürlich nicht beweisen, aber ich sage mal: Ja, Max fällt das auf. Der wohnt an einer lauten Straßenecke, der Kindergarten ist auch in der Innenstadt, woanders ist er nie … Und dann plötzlich diese Stille, und irgendwann merkt er, dass da gar keine Autos zu hören sind.
Der Wechsel zwischen Mama und Max gefällt mir gut. Die schnoddrige Art der Mutter und wie Max das alles wahrnimmt bildet einen schönen Kontrast und zusammen ein gutes Gesamtbild.
Dankeschön!
Waldemar ist Waldarbeiter.
Da hast du dich bestimmt gefreut, als dir das aufgefallen ist.
Das kannst du aber glauben! Der Name stand schon fest – einfach, weil ich einen polnischen Waldemar kenne, und dann kam dieses perfekte Wortspiel um die Ecke!
Mit dem zweiten Abschnitt von Max tue ich mich schon etwas schwer. Das ist ja nur dieser krude Gedankenbrei, aber eigentlich passiert nichts.
Du meinst die Überlegungen zum Beruf? Hier finde ich, dass es Max ziemlich gut charakterisiert in seiner Art, zu denken, und wie er am Ende (dämliche Vögel vom Arbeitsamt) ganz unreflektiert und wertungsfrei die Aussprüche seiner Mutter übernimmt.
Waldemar meint es wirklich ernst, er gibt sich total Mühe,
Mir fehlt auch ein wenig Begeisterung für den Waldi. Gut, er hat den Hundeblick drauf, aber irgendwas muss da ja noch sein. Etwas mehr Verbundenheit auch zwischen Mama und Waldemar wäre schön.
Ja, da muss ich nochmal ran. Ich lasse mir etwas einfallen.
Sowas erzählt Waldemar die ganze Zeit, langweilig ist das, und sie hört gar nicht richtig zu,
Oh, mann ist die Frau unsympathisch. Die braucht dringend etwas das sie liebenswert macht.
Liebenswert ist sie sicher nicht das, was einem zuerst zu ihr einfällt – aber es sind schon ein paar Brüche drin. Stellen, die sie von einer anderen Seite zeigen (sollen). Ich habe aber schon gemerkt: Bei einigen Lesern funktionieren die, bei andern gar nicht. Ich überlege mal, ob ich da noch mehr dran schraube.
Fiepende Welpen, die süße Wollmilch aus den pelzigen Brüsten ihrer Mama nuckeln …
Hat ein Vierjähriger so einen Gedanken? Ich glaube vielen Kindern ist nicht klar, dass die Kuhmilch, die sie trinken eigentlich für die Kälber gedacht ist. Und er schließt von Renntier und Känguru auf Welpen, auf Milch und auf ein Getränk für ihn?
Vielleicht setzte ich hier tatsächlich zu viel voraus ... Dass Tierbabys Milch trinken, können die aber schon wissen. Wissen die! Dass er selbst diese Wollmilch trinken könnte – okay, vielleicht ist das ein recht komplizierter Gedankengang, aber ich erkläre das jetzt mal ganz frech damit, dass sie im Kindergarten darüber geredet haben, wo die Milch herkommt. Den Text selbst (Fiepende Welpen …) denkt Max natürlich nicht so wörtlich ausformuliert – das ist aber das Bild, das sich in seinem Kopf aufbaut.
„Tee! Ich glaub’s! Willst du, dass ich erfriere?“, sagt sie.
Das verstehe ich nicht. Sie taut nur mit Alkohol auf? Irgendwie verwirrend weil der Tee ja heiß ist.
Sie giert nach Alkohol. Sie braucht ihn. Sie friert nicht nur im herkömmlichen Sinn. Waldemar hofft mit seinem Tee-Vorschlag zwar darauf, dass sie vielleicht diesmal nicht so viel (oder gar nicht) säuft, aber so funktioniert das nicht, deshalb ist sie auch so aufgebracht.
Das fehlt jetzt noch – was für ein gottverdammtes Baby!
Seine Unterlippe schiebt sich vor und beginnt, leicht zu zittern. Genauso hat er ausgesehen, als er das erste Mal neben ihr lag und sie nicht glauben konnte, etwas so Schönes erschaffen zu haben.
Das passt für mich gar nicht zusammen. Ich hatte eigentlich den Eindruck, dass sie sich emotional ziemlich von ihrem Sohn entfernt hat. Warum auf einmal so sentimental, nur wegen einer vorgeschobenen Lippe?
Genau hier ist so eine Stelle (oder soll eine sein), die du weiter oben vermisst hast. Die Möglichkeit, sie etwas „liebenswerter“ zu sehen. Sie motzt ja zunächst gedanklich über ihr quengelndes Kind, ist angenervt, kann sich dabei aber selbst nicht leiden, und dann blitzt plötzlich eine Erinnerung auf und dieses warme Gefühl für Max, das sie ja dennoch hat. Verschüttet.
und ein Mädchen mit dunkler Haut und ganz viel Puderzucker über ihrem Essen:
Das Bild finde ich auch merkwürdig. Was macht es da?
Das hier habe ich dazu an @wegen geschrieben: „Zunächst irrt Max‘ Blick ja unstet und staunend in der Hütte herum, nimmt dieses und jenes wahr, alles durcheinander, und irgendwann, wie im Film, zoomt die Kamera auf ein bestimmtes Detail, an dem sein Blick hängen bleibt, und das ist rein zufällig dieses dunkelhäutige Mädchen mit seinem Kaiserschmarrn - und weil mit Max wieder die Fantasie durchgeht, denkt er sich die puderzuckerweißen Schmarrn-Dinger als Schneeberge, (und weil es für den Kontrast besser ist, hat das Mädchen dunkle Haut), und das Mädchen ist eine Riesin im Vergleich zu den Schneebergen, die sie verschlingt. Wie im Märchen eben. Aber ich behalte es kritisch im Auge. Und mache aus dunkelhäutig: Mädchen mit dunkler Haut, damit es maxiger klingt.“ Besonders wichtig ist die Stelle sicher nicht für die Geschichte, sie gehört letztendlich nur zur Beschreibung der Hütte, aus der speziellen Max-Sichtweise.
„Bitteschön, deine Wollmilch“, sagt Waldemar
Der ist echt super lieb. …
Oh mann, da war ich jetzt aber doch enttäuscht, dass der Waldemar nicht mehr da ist. Aber find ich gut, soll keine Kritik sein. Dass es mit Mama nicht mehr lange gut gehen würde, war klar.
Der hätte ja gewollt, wenn die Mama Bestrebungen gezeigt hätte, von ihrem Suff loszukommen.
Auf den letzten Abschnitt kann ich auch verzichten.
Mal sehen, was ich damit mache. Das muss sich alles erst mal setzten und ich meinen Kommentatoren antworten, bevor ich da rangehe. Es soll es ein klitzekleiner positiver Ausblick sein.
Ich glaube ich würde mir etwas weniger kindliche Gedankenwürmer wünschen und dafür etwas mehr Beziehung zwischen Mama und Waldemar. Das könnte auch etwas helfen, die Mutter besser einordnen zu können.
An die Beziehung werde ich nochmal gehen, die Kindergedanken gehören für mich allerdings so zu dieser Geschichte dazu.
Momentan kommt sie mir vor wie eine herzlose Alkoholikerin, die sich selbst und ihr Kind längst aufgegeben hat. Da frage ich mich auch warum Waldemar sie haben will und warum sie sich überhaupt zu so einer Wanderung überreden lässt.
Zerrissen ist sie, hat sich, ihre Gefühle und Handlungen nicht unter Kontrolle. Manchmal ist sie gut drauf und lustig – da hat Waldemar sie auch kennengelernt. Das baue ich wahrscheinlich noch ein, damit man seine Motivation versteht. (Und hübsch ist sie sicher auch (noch)).
Viel Erfolg bei der Challenge
Diesen Wunsch gebe ich natürlich zurück, liebes NKG, und ich danke dir sehr für deinen Kommentar und den kritischen Blick auf die Geschichte.
Liebe Grüße von Raindog.

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @barnhelm,

deine kleine Geschichte hat mir sehr gefallen, besonders die für dich typische Sicht auf die Menschen und ihre kleinen und großen Probleme.
Ich freue mich, das zu lesen! :)
Während ich am Anfang den Perspektivwechsel noch einordnen musste, wird er später zu einem gut gewählten Stilmittel.
Danke, ja, ich hoffe, dass man damit zurecht kommt. Insgesamt muss ich da aber nochmal ran, weil es nicht einheitlich ist.
Mit dem Ende kann ich mich nicht so ganz anfreunden. Auch für mich hätte es die Szene mit Katja nicht mehr gebraucht.
Schade. Ich bin hin und hergerissen, was ich damit mache. Das hier habe ich bereits in einem anderen Kommentar dazu geschrieben: Mein Plan war, mit einer Szene rauszugehen, die zwar durchaus kein Happy End ist, aber irgendwie doch einen kleinen positiven Touch hat. Wie Max da mit diesem aufgeregten Hund losläuft, nach vorne gezogen wird, weitermacht – das finde ich eigentlich ein schönes Bild. Ich durchdenke es nochmal.
Ich verstehe, dass du da die Sache mit dem Nordpol wieder aufnehmen möchtest.
Ja, sicher auch, aber hauptsächlich ging es mir eben diesen leicht positiven Hauch.
Nordpol meint er sicher
Das ist am Anfang ein lustiges Wortspiel (Pol/Polen?), was ich allerdings deinem kleinen Protagonisten nicht so richtig geglaubt habe: Woher kennt ein kleiner Junge, der gerade in die Schule gekommen ist und das Alphabet lernt, den Nordpol.
Ja, Waldemar kommt aus Polen, Max hat nur Pol verstanden, und Polen kennt er sowieso noch nicht. Und er ist zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht in der Schule, aber den Nordpol kennt er – er weiß zumindest, dass es ihn gibt (wo auch immer er sich befinden mag), wegen Rudolph mit der roten Nase, und weil dort der Weihnachtsmann wohnt.
Da würde ich vielleicht einen kleinen erklärenden Nebensatz einschieben (im Kindergarten gehört oder so).
Ist es denn nicht damit klar, dass er Rudolph the red nosed reindeer kennt? Habe ich jetzt aber noch etwas erweitert.
Für mich hätten am Ende ‚Wollmilch‘ und ‚Vollmilch‘ durchaus gereicht. So kommt mir der (Katja-)Schluss ein wenig angeklebt und ohne eigentlichen Nutzen (bis auf Nordpol natürlich) vor.
Hm, wie schon oben gesagt – ich denke drüber nach.
Sein Lächeln sieht aus wie von jemandem, der Ja sagen möchte, aber dann blickt er nach unten, als wäre das Wort heruntergefallen
Sehr bildhaft. Für mein Gefühl schwächst du aber diesen schönen Vergleich durch die nächste Idee ein wenig ab:
oder vielleicht ist das so am Pol, dass die Leute nach unten gucken, wenn sie Ja meinen.
Das freut mich, dass dir der erste Teil gefällt. Mit der zweiten Idee wollte ich zeigen, wie sich Max an jeden Strohhalm klammert, den er kriegen kann: Er registriert eben schon, dass Waldemar nicht Ja sagt, aber die Hoffnung stirbt zuletzt, und deshalb konstruiert sich im zweiten Teil eine Möglichkeit, dass es doch noch etwas werden kann …
Mir kommt es so vor, als wäre das hier etwas uneinheitlich: Zuerst lese ich ihre Gedanken (direkte Rede), am Ende aber spricht da der Erzähler (… sie hört gar nicht richtig zu…).
Ja, hör mir auf … Da scheint noch einiges im Argen zu liegen, an vielen Stellen. Mache ich noch!
Max verschluckt das ungeweinte Salzwasser
Versteh ich nicht. Liegt aber wohl an mir. Mir fehlt der Zusammenhang.
Soll einfach bedeuten, die zurückgehaltenen Tränen, die schluckt er hinter. Ist eine Max-Formulierung …
Liebe raindog, ein wirklich feiner Challenge-Beitrag.
Ein wirklich feiner Kommentar, liebe barnhelm, ich danke dir dafür!

Sei gegrüßt von Raindog

Lienbe @Fliege

schöne Geschichte. Nein, traurige Geschichte. Nein, schön traurige Geschichte. Ja, so gehts.
Ja, und so soll es auch sein!
Er ist noch nie in den verdammten Bergen gewesen.
Seine Mama hat das gerade gesagt: Ich bin schon ewig nicht mehr in den verdammten Bergen gewesen. Im Kindergarten soll Max die Wörter nicht benutzen …
Boah. Das ist ein Monstrum. Echt. Zum einen geht das hier hin und her, zum anderen offenbart sich gleich am Anfang, was ich an Kritik für den Text im Gepäck hab, und das ist die Erzählperspektive von Max, hinter die ich nicht steige. Mal erscheint sie mir Personal, mal als Ich-Erzähler, mal weiß ich gar nicht mehr, wer da jetzt reden soll.
Da rede ich jetzt gar nicht lange rum: Das ist dann wohl Mist mit dem Max seiner Stimme. Muss ich ändern, brauche da nur ein wenig Zeit, weil, wenn ich‘s husch husch mache, passt mir der Sound nicht mehr, habe ich gemerkt.
Er ist noch nie da gewesen, aber er steht mittendrin? Wat denn jetzt?
Gedacht ist es so: Seine Mutter sagt, sie ist ewig nicht mehr in den Bergen gewesen, und Max denkt: Ich bin noch nie in den Bergen gewesen. Aber ja, er denkt es, während er dort steht, in den Bergen. Man sagt doch auch: Hier bin ich noch nie gewesen! Aber, das soll gar kein Rausgerede sein, nur mal ein kurzer Einblick in das Durcheinander in meinem Kopf … :bonk:
Du schreibst, das Kind ist ganz perplex und im Kopf geht alles quer vor lauter Eindrücken, mag ja sein, und ich will gern auch daran teilhaben, aber ich möchte nicht gern nach drei Sätzen aus dem Text fliegen und die Sache zehn mal lesen und doch zu keinem Ergebnis kommen.
Is ja gut! Ich mache da noch was !:D
Renntiere
Absicht? Weil die so schön rennen können?
Ja, Absicht! Frag @wegen! Ich hatte Renn erst kursiv, damit man die Absicht auch wirklich bemerkt, aber wegen hat mich dazu gebracht, das zu ändern. Es ist Max, der das denkt. Er kann natürlich noch nicht schreiben, aber ihm ist klar, dass die Tiere so heißen, weil sie gut rennen können, jawoll.

Das macht ihm ein bisschen Angst, aber vielleicht wissen es die dämlichen Vögel vom Arbeitsamt, wenn es so weit ist.
Ja, Kinder quasseln ihren Eltern nach, aber ein Fünfjähriger? Echt jetzt? Ich will das nicht schlucken. Und solche altklugen und komplexen Dinge, da weiß ich eben nicht, wer mir das erzählt?
Max erzählt dir das. Er hat ja keine Ahnung von der Wertung, die seine Mutter da rein legt, für ihn ist es im Grunde ein Wort, nachgeplappert: DieDämlichenVögelVomArbeitsamt. (Btw – wäre das vielleicht eine Idee, das so zu schreiben? Ich glaube, ich finde das gerade gut … Ich habe das jetzt so!). Und er weiß natürlich nichts über das Arbeitsamt, aber doch so viel, dass man dort hingeht, wenn man Arbeit haben will. Hat er mal so gehört.
Meine absolute Lieblingsfigur ist die Mutter.
Da bin ich aber sehr erfreut, denn die klappt nicht bei allen so gut.
Sympathie und Antipathie schön im Gleichgewicht.
Fein!
Dagegen der Waldemar - nur gut, total langweilig der. Der ist ja geradewegs vom Himmel gefallen mit güldenem Haar. Kannste dem nicht auch noch einen Farbtupf geben? Irgendwas, außer das Geschimpfe auf den Chef und Segelohren?
Ich überlege noch. Ex-Knacki… Vielleicht etwas subtileres. Mal sehen, was mir einfällt. Ich habe jetzt noch eine Szene reingebracht, die ihr Kennenlernen erzählt. Damit deutlicher wird, warum sie etwas füreinander übrig haben.
Irgendwas, woraus auch klar wird, die beiden passen nicht, nicht nur weil er Naturbursche und sie Stadttussi. Eben auch was auf der emotionalen Schiene. Bisschen was Böses
Mal meine dunkle Seite befragen …

Und für mich darf an dieser Stelle auch gern Schluß sein. Ich brauch das nicht mit den Pflegeeltern.
Damit du nicht suchen musst, zitiere ich mein Geschwätz vom vorherigen Kommentar: Mein Plan war, mit einer Szene rauszugehen, die zwar durchaus kein Happy End ist, aber irgendwie doch einen kleinen positiven Touch hat. Wie Max da mit diesem aufgeregten Hund losläuft, nach vorne gezogen wird, weitermacht – das finde ich eigentlich ein schönes Bild. Ich durchdenke es nochmal.
Ach je, es rührt mich an, dieser Wanderausflug. Und die Mama ja eh, auch wenn man die schütteln und treten und schimpfen will. Aber würde ja eh nicht helfen. Ist schon gut mit dem "Irrenhaus", vielleicht schafft sie es ja.
Dass es dich rührt und die Geschichte Emotionen auslöst bei dir, das freut mich sehr. Ja, vielleicht schafft Mama das …

Liebe Fliege, ich danke dir sehr für deinen hilfreichen Kommentar!
Und jetzt lese ich deine Geschichte, freue mich schon drauf!
Viele Grüße von Raindog

 

Hi, liebe @Kanji,

Du hast es wirklich drauf und es ist nur ganz klein bisschen, was mich mittendrin mal kurz die Stirn runzeln lässt, aber nur, weil sonst alles so schön passt.
Wenn die gerunzelte Stirn in so viel Lob eingehüllt ist, dann bin ich mehr als glücklich! Danke! :shy:
Die Figuren sind klar und eindeutig, genau richtig gewichtet.
Schön, dass du das so empfindest.
bei Max ist es schwer, das weiß ich auch und ein paar Mal klingt er auch, bzw. sein Vokabular zu wenig kindlich,
Ja, das ist wirklich schwer. Manchmal verwechsle, bzw. tausche ich beim Schreiben die direkten Gedanken mit den Wahrnehmungen, und dann wirkt es wahrscheinlich so. Altklug.
aber ich hatte keine Lust, mich daran zu stören,
Weltbeste Einstellung! :thumbsup:
weil ich Max so liebe und Katja, obwohl die nur so kurz erscheint
Oh ja, danke! Du bist eine der wenigen hier, die Katja brauchen …

Er kommt aus Pol, hat er gesagt. Vom Pol heißt das eigentlich richtig;

Das ist so genial, weil du es geschafft hast, dass ich trotz allem an Polen denke und Max gezeigt wie, was er für ein wundervolles Kind ist und ich weiß, die Mama hat trotz allem noch Vieles richtig gemacht,
Ja, das Pol/Polen-Wortspiel finde ich auch fein. Und einiges hat sie bestimmt richtig gemacht, Mama, das denke ich auch – aber es wird zunehmend schwerer …

vielleicht gibt es das ja, denkt Max: Nordpolkängurus, bei denen die Kinder von ihren Papas auf dem Rücken getragen werden, eingehüllt in riesige Kapuzen.

Ganz schön clever und kompliziert gedacht von einem ... Vorschüler?
Hier ist wohl so eine Stelle, wo ich den Gedankenblitz eines Kindes, das Bild, das es im Kopf hat, in eine erwachsenere Sprache übertrage. Er denkt es so als Bild, aber nicht exakt ausformuliert in diesen Worten. Das ist so meine (unbewusste) Idee dahinter.

Genauso hat er ausgesehen, als er das erste Mal neben ihr lag und sie nicht glauben konnte, etwas so Schönes erschaffen zu haben.

Siehste, das mein ich: Die Mama ist auch nur ein ... Kleines, das wie Max vermutlich brachial aus ihrer heilen Kinderwelt gestolpert ist. So seh ich das.
Siehste, und genau so wollte ich das, dass du’s siehst! :)
Ich kann das wirklich gut nachempfinden, wie du mich mit den Dreien aus der Kälte in die Hütte führst und mich auch noch damit überrascht, denn ich dachte eher etwas weniger Buntes und Lautes und Glitzerndes.
Die Hütte hat sich auch erst beim Schreiben als ein so trubeliger Ort herausgestellt, aber ich fand es dann einen schönen Kontrast zu der nassen Kälte da draußen, und in Max‘ Leben. Ein Ort, der in jeder Hinsicht Wärme ausstrahlt und das bunte Leben vorführt, und Max die Tür einen kleinen Spalt öffnet für die Vorstellung, daran teilhaben zu können …

Sein Lächeln sieht aus wie von jemandem, der Ja sagen möchte, aber dann blickt er nach unten, als wäre das Wort heruntergefallen;

Ohja. Genau so etwas gefällt. Ich bin dein Fan.
Oh, ich freue mich! Cool! :):):)

Und du lässt mich hoffen, denn ein Kind wie Max braucht jemanden wie Katia, damit er in sich wachsen kann und seine Mutter weiterlieben, ohne selbst ganz zu zerbrechen.
Und das freut mich wirklich, wirklich sehr, weil eben dieser letzte Teil auf nicht so große Gegenliebe gestoßen ist bisher. Und ich gebe zu, ich überlege, ob er bleibt … Aber du und ich, wir wissen, es gibt Katja.
Mütter wie die von Max, von denen so viele da draußen herumirren und ihr Bestes zu geben versuchen und über entsetzlich viele Hürden gehen mit ihrer Verantwortung und ihrem eigene Dilemma
Du sagst das so schön, dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen.
Schreib weiter, bitte, über diese Themen. Ich werde sie alle lesen und kommentieren.(Das ist jetzt nicht sooo der tolle Anreiz, aber etwas anderes kann ich hier nicht geben.
Na, wenn das kein Anreiz ist!!! Da kann ich ja gar nicht anders! Hoffentlich …

Off topic: Apropos lesen und kommentieren, gelesen habe ich deine wunderbare, neue Geschichte schon längst, nur mit dem Kommentieren komme ich gerade nicht hinterher. Ich habe mich allerdings auch gefragt, was macht denn diese tolle Was-dann?-Geschichte außerhalb der Challenge???

Viel Glück bei der Challenge
Vielen Dank, ich würde dir das auch gerne wünschen, oder kommst du vielleicht sogar noch mit einer Geschichte um die Challenge-Ecke?

Ich danke dir für den feinen Kommentar, liebe Grüße von Raindog

Liebe @TeddyMaria,

Ich finde die Geschichte herzerreißend.
Ich hoffe, es ist trotzdem nicht ganz kaputt gegangen, dein Herz. Aber natürlich ist es schön, wenn die Geschichte solche Emotionen hervorruft.
Das ist ja eine Gratwanderung: Man möchte starke Emotionen erzeugen, aber auch nicht mit dem Holzhammer auf der Tränendrüse herumklopfen (tolles Bild, oder?);)
Der Max ist so süß und die Mutter so böse.
Nicht absolut böse, aber ziemlich unfähig und überfordert …

Bestimmt ist er das geworden, weil sein Name so klingt: Waldemarbeiter.

Das finde ich so süß. Also: richtig toll. Du hast ja viele solche Details drin: die Renntiere, den Stoff und eigentlich auch die Wollmilch. Ich mag das wirklich sehr.
Danke dir! Ich freue mich ja auch über solche Einfälle. Vor allem, wenn man schon am Schreiben ist und alles fertig hat im Kopf – wenn dann noch so ein feines, kleines Wortspiel aufblitzt, dann ist das schön.

Eierrrlegende Wollmilchsau: Das klingt schön. Was das wohl wieder für ein Tier ist?

Das frage ich mich auch schon ewig! Echt! Dabei haben wir sogar eine Postkarte in der Küche, auf der eine eierlegende Wollmilchsau abgebildet ist. Sieht aber aus wie ein Schwein, und ich bin sicher: Diese Darstellung ist stark vereinfachend. Ein tolles Tier!
Die Postkarte kenne ich auch, glaube ich! Ich denke auch, die Vorstellung von Max wird dem Ganzen eher gerecht!
mir fällt wirklich auf, wie massiv Du Gedankenstriche einsetzt. Ich finde auch, dass sie ein tolles Mittel sind, überlege aber gerade, ob weniger nicht manchmal mehr wäre. Na ja, mindestens an einer Stelle würde ich eines wegnehmen, wie ich oben schrieb.
An dieser Stelle danke ich dir für alle gefundenen Komma- und Gedankenstrichfehler, die ich hoffentlich alle bereinigt habe. Du hast Recht, ich habe wohl einen Gedankenstrichfimmel – es ist aber schon besser geworden, glaube ich.;) Ich muss mich da wirklich zurückhalten und diese Striche nicht so gedankenlos benutzen.
Nun zur inhaltlichen Frage. Ich finde auch (das habe ich beim Überfliegen der Kommentare doch irgendwo gelesen), dass alles nach dem Zeitsprung nicht wirklich Mehrwert hat.
Da ist sie wieder, die andere Fraktion … Inzwischen denke ich ja zumindest darüber nach.
Wenn ich das Ende nicht schon geschrieben hätte, würde es mir viel leichter fallen.
Ich weiß ja auch, dass dann nicht mehr viel passiert. Aber wie Max das mit Voll- und Wollmilch realisiert, gehört für mich absolut dazu, zur Geschichte. Auch wenn wir Leser das schon längst wussten.
Der Moment, den du dir gut als Schluss vorstellen kannst: Sein Lächeln sieht aus wie von jemandem, der Ja sagen möchte, aber dann blickt er nach unten, als wäre das Wort heruntergefallen; oder vielleicht ist das so am Pol, dass die Leute nach unten gucken, wenn sie Ja meinen.
Ich finde den so toll, so berührend, weil ja alle Menschen, die eine Beziehung eingehen, sich dies irgendwann fragen müssen: Wie ernst ist es uns? Wie langfristig wollen wir das hier gestalten? Und Mama und Waldemar wissen beide, dass es nichts wird. Wenn das Kind nicht wäre, hätten sie diese Frage wahrscheinlich nie bewusst gestellt und sich trotzdem nach kurzer Zeit getrennt.
So wäre es mit Sicherheit gewesen. Ja, eine schöne Möglichkeit wäre das natürlich, dort aufzuhören. Das ist ein anderer Ansatz, niemandem würde vielleicht auffallen, dass etwas fehlt, niemand würde etwas vermissen ... Vielleicht.
Und deshalb braucht es dieses abschließende Kapitel für mich nicht. Wir wissen doch, wie es ausgeht. Können wir da nicht noch einen Augenblick verweilen in dieser herzzerreißenden Umgebung und ein kleines bisschen hoffen, dass Waldemar "Ja" meint, wenn er nach unten guckt? Ich würde eher dieses total quatschige und deshalb eben so berührende Fünkchen Hoffnung am Ende aufbewahren, anstatt es sofort zu zertreten. Echt. Deshalb plädiere ich für einen früheren Schluss. Damit ich als Leserin mir allein ansehen darf, wie der Funke verglüht.
Das ist wirklich ein sehr engagiertes Plädoyer für einen frühen Schluss, liebe TeddyMaria, es macht mich sehr nachdenklich, aber ich fürchte trotzdem, das muss dort (zumindest für mich) noch etwas weitergehen.

TeddyMaria, ich danke dir sehr für deine Hilfe, deine Lob und deine Kritik und für den furchtlosen Kampf ums letzte Wort – liebe Grüße von Raindog.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom