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Zuhause ist dort, wo man glücklich ist

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07.10.2019
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Zuhause ist dort, wo man glücklich ist

Jeden Morgen um Zehn kam der dicke Mann mit dem Wasserschlauch, um den Zwinger zu reinigen. Zu keiner anderen Tageszeit waren Gejaule und Gebell lauter. Nicht einmal zur Fütterungszeit ging es derart wild zu. Ohrenbetäubende, aus allen Ecken stammende, jaulende, knurrende oder winselnde Laute. Akito lag reglos im Eck, während die anderen um ihn herumsprangen. Die Terrier drängten Richtung Tor, versuchten immer und immer wieder den Wasserstrahl zu beißen, der aber so stark war, dass einer nach dem anderen sich überschlug und gegen die Wand geschleudert wurde. Fips wedelte mit dem Schwanz, hüpfte mit den Vorderpfoten auf und ab, machte Männchen und purzelte rückwärts um. Er rappelte sich auf und setzte zum Sprung an, den Terriern hinterher, doch spitze Zähne packten ihn sanft im Nacken und zogen ihn zurück. Es war Akito, der aufstand, eine Drehung machte und sich zwischen den hereindonnernden Wasserstrahl und Fips legte.
Wenn der Käfig gereinigt war, ging der Mann weiter. Nachmittags kam der dicke Mann mit einer Schaufel voll Trockenfutter wieder, holte aus und warf die Ladung durch die Gitterstäbe. Alle stürzten aufeinander, saugten die Brocken auf wie Staubsauger und fletschten voreinander die Zähne, um ihren Anteil an der Beute zu verteidigen. Akito schob einen Teil der Brocken mit der Pfote beiseite und knurrte jeden Hund an, der es wagte, ihm und seinem Futter zu nahezukommen. Bis auf Fips, einen äußerst winzig geratenen Malteser. Und Fips wusste längst, dass ein Teil von Akitos Mahlzeit für ihn gedacht war. Fips erinnerte Akito daran, dass er selbst einmal schwach und klein gewesen war. Er erinnerte sich an seinen knurrenden Magen und an die alte Dame, die ihn zwischen den Mülltonnen entdeckt hatte. Jeden Morgen stellte sie ihm eine Schüssel verdünnte Milch und ein Leberwurstbrot unter die Treppe. Nur so hatte er die sengende Hitze Italiens überlebt.
Akito vermisste die alte Dame und seine Treppe. Hätte er nur besser aufgepasst, dann wäre er wohl nicht eingefangen und hierhergebracht worden. An den Ort des niemals endenden Gebells.
Außer den Besuchen des Mannes hatten die Hunde keinen Kontakt zu anderen Menschen. Und der Kontakt, den sie zu ihm hatten, fand meist durch die Gitterstäbe und Zäune statt. Nur dann, wenn der Mann kam, um einen der Hunde zu holen, ging das Tor auf. Und genau diesen Moment nutzte Akito eines Tages, um aus seinem Gefängnis auszubüxen. Es war jener Tag, an dem der dicke Mann kam, um Fips zu holen. „Du bekommst jetzt ein schönes Zuhause“, sprach er, bückte sich und hob Fips auf.
Normalerweise schloss der dicke Mann das Tor hinter sich, doch heute schnappte das Schloss nicht zu. Der Spalt war Akitos Chance. „Ey!“, brüllte der Mann, doch Akito ignorierte die Rufe. Sobald er den trockenen, piksenden Rasen unter seinen Pfoten spürte, schoss er los wie ein Rennpferd und galoppierte, bis er die Grundstücksgrenze erreichte. Mit einem Satz sprang er durch die Hecke hindurch, die den Ort begrenzte, in dem er die letzten Jahre gefangen war. Sein Herz klopfte. Akito drehte sich nicht um. Er raste einfach geradeaus, bis seine Muskeln vor Erschöpfung schmerzten, ihm schwindlig wurde und er hechelnd unter einem Baum zusammenbrach.

„Siehst du das?“ Ute stupste Udo in die Seite.
„Ich sehe, dass wir vor dem Gotthardtunnel im Stau stecken, wenn wir uns nicht beeilen.“
„Ach Udo, unser Urlaub ist noch nicht vorbei und du bist schon wieder gestresst.“
„560 Kilometer. 400 bis zum Tunnel. Mit Stau plus zwei Stunden. Gehst du bitte aufs Klo, damit wir weiter können?“
Ute löste ihren Anschnallgurt und stieg aus dem Wagen. Doch anstatt nach rechts zu den Sanitäranlagen zu laufen, ging sie quer über die Wiese auf den Zaun zu, der zu ihrer Linken lag. Während sie darüber kletterte, rief sie Udo zu: „Was liegt denn da?“, doch Udo tippte auf seinem Navigationsgerät herum. Ute schlich zu der Pinie, in deren Schatten sie ein hellbraunes Fellknäuel entdeckt hatte.
„Wer bist du denn?“ Sie ging in die Hocke und streckte ihre Hand aus.
Akito regte sich kaum, die Hitze der brennenden Sonne staute sich in seinem Fell. Er hechelte und sah Ute an, ohne seinen Kopf zu heben.
„Warte hier. Ich bin gleich wieder da.“ Sie ging zum Auto zurück. „Udo, schnell. Wo haben wir Wasser? Und wo hast du unsere Müslischalen verstaut?" Derweil kramte sie aus der Kühltasche eines ihrer Wurstbrote.
„Wozu brauchst du …?“
„Jetzt frag doch nicht. Lass das Navi liegen und komm mit. Es eilt.“
Sie gab ein wenig Wasser in ihre Hand und hielt sie Akito vor die Schnauze.
„Hast du keine Angst, gebissen zu werden?“
„Von dem lieben Kerl? Der Arme ist doch selbst zum Trinken zu müde!“
Ute wickelte ihr Wurstbrot aus dem Papier. Akito hob seinen Kopf.
„Das weckt wohl deine Lebensgeister, kleiner Kerl.“
Ute knibbelte ein Stückchen ab und hielt es ihm hin. Sanft nahm er es aus ihrer Hand, schluckte es hinunter und begann langsam mit dem Schwanz zu wedeln.
„Siehst du Udo, der ist nicht bissig, sondern hungrig.“
Udo hielt zwei Meter Abstand und beäugte das Geschehen misstrauisch.
"Leberwurst schmeckt dir offenbar", lachte Ute und streckte ihm das ganze Brot hin, während sie sich Udo zuwandte. "Sieh, wie lieb er ist!"
„So verfilzt und mager wie er aussieht, ist er bestimmt ein Streuner. Ein Halsband hat er jedenfalls nicht“, bemerkte Udo.
„Ein Streuner“, wiederholte Ute. Sie dachte nach.
„Was überlegst du dir schon wieder?“, fragte Udo skeptisch.
Ute sah ihrem Mann tief in die Augen: „Uuudooo!“, sie zog die Buchstaben wie Kaugummi in die Länge.
Udo schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Wir können doch nicht … also wir haben doch keinen … was das wieder kostet!“, stotterte Udo und verdrehte die Augen.
„Dann ist es beschlossen“, hielt Ute fest. „Ich arbeite ja eh von Zuhause aus.“
„Und du gehst morgens, mittags, abends mit ihm raus?“
„Sicher.“
Akito verschlang das Wurstbrot und rappelte sich auf. Dann schleckte er in Windeseile die Müslischale Wasser leer.
„Darf ich dich streicheln?“, fragte Ute und hielt ihm erneut die Hand zum Schnuppern hin.
„Udo, sieh nur, er reibt seinen Kopf an meinem Arm.“ Ute war entzückt. Zu dritt fuhren sie den langen Weg nach Hause.

Zwei Jahre waren seither vergangen. Auch Udo hatte sich inzwischen mit Akito angefreundet. Er war aus ihrem Leben nicht mehr wegzudenken. Ute hatte ihn mittlerweile Karl getauft. Doch Karl wollte nicht recht auf seinen neuen Namen hören. Weder, wenn er in der größten Mittagshitze durch den Garten raste und dann wie ein Känguru mit einem hohen Satz mitten in den Pool hineinsprang, noch, wenn er sich beim Spaziergang am Rhein von der Leine losriss und für ein paar Stunden verschwand, ehe er alleine wieder nach Hause trottete. Wäre er nicht ausnahmslos zu allen Kindern, Erwachsenen, Hunden und sogar zu Katzen liebevoll gewesen, hätten Udo und Ute ihm wohl einen Maulkorb verpassen müssen, um sicherzustellen, dass er auf seiner einzelgängerischen Wanderschaft niemanden verletzen konnte.

Ute und Udo wohnten in einem hübschen Wohnviertel: Rote, gelbe und rosane Rosen, fliederfarbener Lavendel und weiße Margeriten schmückten die Vorgärten der Einfamilienhäuser. Zwei Häuserblocks südlich davon wohnte Lisa. In einer Gegend, in der nicht eine, sondern zehn Familien in einem Haus lebten. Dort gab es keine Vorgärten. Zu jeder Wohnung gehörte ein Balkon und auf manchen waren sogar Müllsäcke gelagert oder hier und dort eine alte Matratze.
Lisa stand vor ihrem Kleiderschrank und wusste nicht, was sie anziehen sollte. Schweißperlen rannen von ihrer Stirn. Sie hielt sich den Bauch, ihr wurde übel. Normalerweise würde sie sich anziehen, ins Bad schlurfen, kaltes Wasser ins Gesicht schaufeln und die Zähne putzen. Sie würde ihr strubbeliges, stumpfes Haar mit gespreizten Fingern glatt streichen und dann zum Kühlschrank trotten. Ihr Magen würde knurren und das kalte Marmeladenglas in gähnender Leere sie nur daran erinnern, dass nicht einmal Brot vorhanden war. Sie würde tief durchatmen, ihren Mut und ihre Tasche in die Hand nehmen, vor die Türe treten und laufen. So schnell, dass sie das zweite Klingeln nicht verpasste, und doch so langsam, um niemals vor dem ersten da zu sein. Aber an diesem Tag lähmte etwas sie derart, dass sie nicht im Stande war, ihren Arm auszustrecken, sich einen Pullover zu greifen und ihn über den Kopf zu stülpen. Sie stand einfach nur da und starrte die alten T-Shirts an, die sie selbst zusammengefaltet hatte. Lisa dachte an den gestrigen Tag. Sie dachte an die Maus, die von einer Katze gejagt wurde und auf ihrer Flucht schnurstracks auf Lisa zugerannt kam. Lisa hatte sich eilig gebückt und ihre flache Hand auf den Boden gelegt. Die Maus war sofort hinein gehüpft. „Zeig mal“, riefen die anderen Kinder, aus allen Ecken des Schulhofes kamen sie angerannt. Zum ersten Mal stand Lisa im Mittelpunkt, weil sie etwas hatte, das die anderen haben wollten. Eigentlich hatte sie die Maus retten, sie sicher in einem Gebüsch absetzen wollen. Und dennoch hatte sie den Mitschülern nachgegeben und die Hand einen kleinen Spalt weit geöffnet. Ehe sie sich versah, hüpfte die Maus von ihrer Hand auf den Boden und rannte im Zickzack hin und her. Lisa beugte sich über das Mäuschen, wollte es hochheben, doch plötzlich war es fort. Panisch setzte sie einen Fuß vor den anderen, blickte sich hastig um und hörte, nein, sie spürte plötzlich ein Geräusch. Das Knacken von Knochen. Und wie sie nun da saß, an diesem heutigen Morgen, vor ihrem Kleiderschrank, der Zeiger der Uhr längst an der Acht vorbei, dachte sie an den blutigen, matschigen Fleck, den sie zu Gesicht bekam, als sie ihren Schuh anhob.
„Ich wollte dich retten“, flüsterte sie. „Ich wollte dich doch nur retten.“
„Lisa!“, brüllte ihr Vater aus dem Wohnzimmer.
„Ich komme!“ Sie beeilte sich seinem Ruf zu folgen und stolperte dabei über den Berg aus Schmutzwäsche, der in der Türschwelle zum Wohnzimmer lag.
„Aua!“ Sie rieb sich den Ellenbogen.
„Du kannst einfach nicht aufpassen“, motzte ihr Vater.
„Tut mir leid.“
„Räum das später auf“, brummte er in seinen Bart.
„Ja, Papa.“ Lisa sah zu Boden.
„Aber bevor du in die Schule gehst …“
Lisa sah erwartungsvoll zu ihm auf.
„… bring mir noch ein Bier. Ein kaltes!“
Sie nickte mit dem Kopf und lief zum Kühlschrank.
„Hier, Papa.“
„Und wie soll ich das aufmachen? Hol den Flaschenöffner!“
Als sie zurückkam, fragte sie ihn, ob er heute einkaufen gehen würde.
„Warum sollte ich?“
„Wir haben nur noch zwei Bier und etwas Marmelade.“
„Herr Gott nochmal, schon wieder einkaufen? Da hast ‘nen Fünfer, kauf dir was zu essen. Bier krieg ich auch beim Kiosk. Aber wehe, du gibst es für was anderes aus. Und jetzt ab mit dir!“
„Aber …“
„Nichts aber. Meinst du, die in der Schule warten auf dich? Los jetzt!“

„Guck mal die an“, tuschelte Thomas, als Lisa die Straße vor der Schule überquerte.
Lukas stand daneben und rief: „Haha, deine Eltern sind so arm. Hätten dir lieber ‘ne Jacke, statt Schuhe kaufen sollen. Barfuß hättest die Maus nicht erwischt, du Tierquälerin.“
Lisa senkte den Kopf und schlich ins Klassenzimmer. Sie nahm Platz in der letzten Reihe und versteckte sich hinter einem aufgeschlagenen Atlas, den sie aus dem Bücherregal der Leseecke genommen hatte. Lukas bastelte aus Kugelschreiber und Gummi eine Zwille, sein Radiergummi diente als Geschoss. Frau Müller, die Klassenlehrerin, zeichnete gerade ein Schaubild an die Tafel, als Lisa einen Radiergummi gegen den Kopf geknallt bekam.
„Aua!“ Sie hob den Radiergummi auf.
„Was ist hier schon wieder los? Könnt ihr nicht fünf Minuten still sein?“, Frau Müller drehte sich um. „Oh, Lisa. Schön, dass du hier bist. Wir haben dich in der ersten Stunde vermisst.“
„Haben wir gar nicht“, rief Lukas dazwischen. „Sie ist eine Diebin, sie hat meinen Radiergummi geklaut.“
„Lukas, nicht dazwischenrufen!“
„Aber es ist wahr! Sehen Sie doch selbst!“
„Lisa, hast du Lukas‘ Radiergummi?“
Lisa nickte.
„Nun gut. Dann gib ihm seinen Radiergummi zurück und entschuldige dich.“
Kichern erfüllte den Raum.
„Ruhe!“, diktierte Frau Müller. „Ach und Lisa, nach der Stunde erklärst du mir bitte, was heute Morgen los war.“
Lisa sah auf die Uhr. Der Zeiger stand. Dann sah sie aus dem Fenster. „Wenn ich doch nur zum Fluss gehen und ein Fisch sein könnte“, wisperte Lisa.
„Frau Müller?“ Lisa streckte ihre Hand in die Höhe.
„Ja, Lisa?“
„Mir ist schlecht, darf ich nach Hause gehen?“
„Wenn das so ist, darfst du zur Schulkrankenschwester gehen.“
„Danke, Frau Müller!“ Sie stand auf, nahm ihren Baumwollbeutel und ging zur Tür.
„Mir ist auch schlecht!“, rief Lukas.
„Und mir erst“, spottete Thomas.
„Dürfen wir auch gehen?“
„Ihr dürft zu euren Hausaufgaben noch Zusatzaufgaben machen, wenn ihr euch jetzt nicht benehmt.“

Als Lisa den Raum verließ, huschte ein Lächeln über ihre Lippen. Weder ging sie zur Schulkrankenschwester, noch lief sie nach Hause. Stattdessen schlenderte sie zu ihrem Lieblingsort, dem Rheinufer, setzte sich und sah den Stromschnellen zu. Sie fürchtete keine Abmahnungen oder Elternbriefe, denn ihr Vater unterschrieb alles, was sie ihm hinlegte, ohne es durchzulesen.
Lisas Magen knurrte noch immer. Sie kramte den Fünfer aus ihrer Tasche und drehte ihn hin und her, betrachtete ihn aus allen Richtungen. Dann stand sie auf und ging zum Bäcker.
„Hast du keine Schule, junge Dame?“
„Noch nicht“, flüsterte Lisa. „Später.“
„Und was darf es für dich sein?“
„Ich hab nur einen Fünfer“, sagte Lisa.
„Das dürften wir hinbekommen. Was magst du denn haben?“
„Einen heißen Kakao mit Schaum oder mit Sahne, Hauptsache mit Haube drauf. Wie bei meiner Oma. Und eine Butterbrezel. Und wenn es reicht noch was Süßes, bitte.“
Die Bäckersfrau kam der Bestellung nach, tippte alles in ihre Kasse ein und reichte es über die Ladentheke. „Deine Oma kocht dir leckeren Kakao mit Sahnehaube?“
Lisa schüttelte den Kopf. „Sie trägt zum Duschen eine Haube auf dem Kopf. Die sieht aus wie eine Sahnehaube.“
Die Bäckersfrau schmunzelte. Lisa überreichte ihren Schein.
„Aber da steht fünf dreißig auf der Kasse, so viel hab ich nicht." Lisa schluckte.
„Ja wirklich?“, fragte die Frau.
„Ja.“
„Mensch, du hast ja Recht, aber das macht nichts. Du kannst ja nicht wissen, dass der Herr, der vorhin hier eingekauft hat, genau dreißig Cent zu viel bezahlt hat. Die schenke ich dir jetzt.“
„Danke sehr“, sprach Lisa und verschwand so schnell wie sie gekommen war.

Zurück am Rheinufer setzte sie sich auf den kalten Boden und steckte ihre Nase in den heißen Kakaobecher. Sie trank einen großen Schluck und biss einen mächtigen Bissen von ihrer Butterbrezel ab, dass diese fast zur Hälfte verschwunden war, dann spülte sie mit einem Schluck Schokoladenmilch nach. Lisa spürte, wie die warme Milch in ihren Magen floss und er sich entspannte. Und mit ihm auch sie. „Mit dem Milchbart um die Schnute sehe ich bestimmt aus wie der Weihnachtsmann ...“, sagte sie zu sich selbst.
„Wuff“, antwortete Akito, der nun Karl hieß, und von der Seite her antrabte.
Jeder andere hätte sich in diesem Augenblick erschreckt, aber nicht Lisa. Sie liebte Tiere und ganz besonders liebte sie Hunde.
„Du bist ja ein zotteliger Kerl. Wo kommst du denn her?“
Mit nur einer Handbreit Abstand zu ihr blieb er stehen und neigte seinen Kopf zur Seite.
„Bist du hungrig?“, fragte Lisa, zupfte ein Stückchen von ihrer Butterbrezel ab und hielt es ihm hin.
Er nahm es nicht mit den Zähnen, sondern schleckte es aus ihrer Hand. „Das kitzelt“, gluckste sie. Sie gab ihm noch ein Stück. Und noch eines. Am Ende hatte sie die eine und der Zottelbär die andere Hälfte der Brezel verputzt.
Er setzte sich neben sie, schmiegte seinen warmen Körper an ihren und stupste mit dem Kopf die Hand an, in der Lisa ihren Kakao hielt.
„Das war ja klar!“ Lisa grinste über beide Ohren, strich mit ihrem Zeigefinger den Rand aus Sahne von der Becherwand und hielt ihn ihm hin. So vorsichtig, wie er nur konnte, schleckte er die Sahne ab und knabberte ein wenig.
„Heeey“, Lisa lachte, „lass meinen Finger dran.“
Karl sah sie mit großen Augen an. Dann kletterte er auf ihren Schoß, senkte seinen Kopf und lehnte ihn an ihren Bauch.
„Zeig mal dein Halsband, wem gehörst du denn? Hmm … Karl steht da drauf. Dabei siehst du gar nicht aus wie ein Karl. Karl ist groß und stark. Und bestimmt hat er auch glattes Fell. Nicht so wild und lockig wie du. Du siehst eher aus wie ein …“, sie sah zum Himmel, „wie ein Jack, ein Lupo oder Akito.“
Karl reckte seinen Kopf in die Höhe und bellte einmal kurz. Mit den Hinterläufen auf ihren Oberschenkeln stehend, stemmte er seinen Körper nach oben, legte seine Vorderpfoten auf Lisas Schultern und zog seine feuchtwarme Zunge einmal quer über ihr Gesicht. Lisa lachte vor Freude, wie sie sonst nur lachte, wenn ihre Sahnehauben-Oma sie zum Spaziergang abholte.
„Du heißt Akito?“
Akito wedelte mit seinem Schwanz, als sei er ein Propeller, mit dem er in die Luft abheben wollte.
„Hallo Akito, ich bin Lisa.“ Sie schüttelte ihm die Pfote.
Sie saßen noch eine ganze Weile über- und aneinander gekuschelt, so lange, bis Lisa nervös wurde, weil sie auf die Toilette musste. „Lässt du mich aufstehen?"
Doch Akito hatte es so bequem, dass er sich keinen Zentimeter von ihr fortbewegte. Vorsichtig schob sie ihn beiseite und stand auf. Akito folgte, nein, er begleitete Lisa bis zu ihrem Haus. Er machte Männchen und schleckte ihr zum Abschied noch einmal über ihr Gesicht, bevor er davonlief.
„Papa, Papa! Ich habe einen Freund gefunden!“, jubelte sie. Doch Papa war nicht zu Hause. Lisa setzte sich an den Küchentisch, nahm ein Blatt Papier und zeichnete ein Bild von sich und Akito, mit einem großen, roten Herz darüber.

Tags darauf erreichte sie die Schule nur knapp vor dem zweiten Klingeln. Einzig Lukas und Thomas standen noch auf dem Hof, als hätten sie absichtlich gewartet. Sie feixten, als sie Lisa kommen sahen.
„Uuuuh, mir ist so schlecht, wäääh wäääh. Frau Müller, darf ich zu Mami nach Hause?“, schluchzte Lukas und rieb sich mit den Fäusten die Augen.
„Aber natürlich, kleine Heulsuse. Mir wäre auch schlecht, wenn ich eine unschuldige Maus unter meinen Füßen zerquetscht hätte!“, antwortete Thomas.
Sie lachten, zeigten auf Lisa und hielten sich die Bäuche. Sie stimmten zu Chorgesängen ein: „Tierquäler! Tierquäler!“ und klatschten in die Hände. Lisa wünschte sich einen Zaubermantel herbei, der sie unsichtbar machen würde. Da sie aber keinen besaß, eilte sie an den Taugenichtsen vorbei ins Klassenzimmer. Wie gerne hätte sie die Schule hinter sich gelassen, um den Stromschnellen zuzusehen. Doch an diesem Tag duldete Frau Müller nicht, dass Lisa sich entschuldigen ließ. Weder Übelkeit, noch Kopfschmerzen, Fieber oder was ihr sonst noch einfiel, bewahrten sie davor: Lisa musste bis zum letzten Klingeln des Tages bleiben.
Nach dem Unterricht fing Frau Müller Lisa an der Tür ab: "Lisa, ich mache mir Sorgen. Du gibst kein Wort von dir. Da ich deine Eltern schon mehrmals einbestellt habe, sie aber nicht gekommen sind, werde ich dir heute Nachmittag einen Besuch abstatten. Bitte geh schon vor und gib zu Hause Bescheid."
Lisa fürchtete sich ein wenig, schöpfte zugleich aber auch Hoffnung. Dieses Mal wollte sie keine Ausreden erfinden, sie wollte der Anweisung folgen. Und das hätte sie auch, wenn Lukas‘ Fußballtraining an diesem Nachmittag nicht ausgefallen wäre. „Komm mit!“, raunte er Thomas zu. „Lass uns die noch ein bisschen ärgern.“
Sie nahmen die Verfolgung auf. „Tierquäler!“, riefen sie, sobald die Schule außer Sichtweite war.
„Hat deine Mutter dir nicht beigebracht, dass man keine Tiere töten soll?“
Thomas grinste: „Weißt du noch, der Frosch, den wir ange… “
„Schnauze! Das tut jetzt nichts zur Sache“, keifte Lukas.
Lisa dachte an Akito, so fest sie nur konnte. Sie hielt sich die Ohren zu und rannte. Doch sie war nicht schnell genug. Lukas trat ihr von hinten in die Kniekehle, Lisa stürzte zu Boden, schürfte sich die Knie und die Handballen auf. Sie begann zu weinen.
„Geschieht dir recht, du Mauskillerin!“ Lukas triumphierte. Er riss Lisa ihren Baumwoll-Schulbeutel aus der Hand. Den Inhalt verteilte er über dem Asphalt: „Kannst dir nicht mal ‘nen Ranzen leisten, du blöde …“
„Lukas, pass auf!“ Thomas entglitt ein spitzer Schrei.
Akito kam blitzartig aus dem Nichts angeschossen und stürzte sich auf Lukas. Er bellte nicht, gab keinerlei Vorwarnung von sich. Er sprang Lukas in den Rücken und zwickte ihn in die Wade. „Aaaah!“, Lukas fiel zu Boden, seine Arme flogen Halt suchend durch die Luft. Sogleich rappelte er sich wieder auf, sprang in Lisas Richtung, schlug in blinder Wut um sich. Akito kniff Lukas in den Popo, einmal kurz mit seinen scharfen Zähnen, dann blieb er geduckt stehen und knurrte bedrohlich. Lukas ließ von Lisa ab. „Aua“, schrie er, „Auuua!“ Er weinte bitterlich.
Thomas stand daneben, angewurzelt wie ein Baum.
„Steh nicht so dumm ‘rum, ruf meine Mama an. Sofort! Sie muss herkommen. Mach schon!“, Lukas schluchzte.
Lisa glaubte ihren Augen kaum; zwischen ihr und ihren Angreifern fletschte ihr neuer Freund die Zähne.
Thomas kramte Lukas‘ Smartphone hervor. Er wählte den Eintrag „Mama“ aus dem Telefonbuch: „Jule, bist du dran?“, fragte er. „Komm ganz schnell her, Lukas wurde gebissen!“
In diesem Augenblick kam Frau Müller um die Ecke gelaufen. „Was ist denn hier los? Was ist das für ein Schlachtfeld?“ Sie eilte zu Lukas und half ihm auf die Beine. Akito legte sich neben Lisas Füße auf den Boden.
„Lisa hat mich beleidigt“, schimpfte Lukas, „und der dämliche Köter hat mich angegriffen.“
„Na na, solche Ausdrücke möchte ich nicht hören.“
„Aber es ist wahr! Ich hab nix gemacht, wir sind nur hier langgelaufen. Dann hat das Mistvieh mich gebissen.“
„Ist das dein Hund?“, fragte Frau Müller.
Lisa schüttelte den Kopf: „Aber er ist mein Freund.“
„Sind das deine Sachen, die hier verteilt liegen?“
Lisa nickte, senkte den Blick. Ihr strähniges Haar fiel ihr ins Gesicht. Anstatt ihre Schulhefte aufzuheben, kniete sie nieder und kraulte Akito hinter den Ohren.
„Und ihr beiden habt nichts damit zu tun, dass Lisas Sachen hier verteilt liegen?“ Frau Müller zog ihre Augenbrauen hoch.
„Nein. Wir haben nichts gemacht“, log Thomas, „das kann ich bezeugen.“
„Und Lisas Knie haben sich von alleine ...“
Eine schwarze Limousine kam angerauscht, hielt auf dem Bürgersteig, die hintere Türe ging auf und eine blonde Frau mit streng gekämmtem Dutt und einem Hosenanzug schoss aus dem Wagen heraus.
„Lukas, mein armer Lukas!“ Sie riss die Hände in die Luft und drückte ihn fest an sich. Auf seiner Wange blieb ein roter Lippenstiftabdruck hängen. „Ist das der Köter, der meinen Jungen angegriffen hat?“, fuhr sie Frau Müller an.
Lisa legte ihren Arm um Akito.
„Bitte beruhigen Sie sich erst mal, der Schreck ist sicher groß, aber es ist nichts Schlimmes passiert.“
„Nichts Schlimmes?" Lukas Mutter kullerten beinahe die Augen heraus. „Mein Junge hat große Schmerzen und steht unter Schock!“
„Ihrem Jungen scheint es doch ganz gut zu gehen. Ich bin sicher, dass …“
„Sie können glauben, was Sie wollen. Mein Kind wurde attackiert. Der Köter gehört eingeschläfert! Dafür sorge ich höchstpersönlich.“
Frau Müller stellte sich schützend vor Lisa und Akito.
Lukas Mutter drückte ihren Sohn an sich. „Kannst du laufen, mein armer Schatz? Wir fahren jetzt sofort zum Arzt. Sie bleiben hier und rufen die Polizei. Ansonsten hören Sie von meinem Mann!“
Lukas warf seine Tasche über die Schulter und hüpfte in die Limousine. Als sie davonfuhr, streckte er Lisa die Zunge heraus.
„Und du, junger Mann, überlegst dir bis morgen, ob ihr tatsächlich so unschuldig wart, wie ihr behauptet.“
„Ja, Frau Müller“, antwortete Thomas und rannte davon.
„Herrje Lisa, so beruhige dich doch“, sprach Frau Müller.
„Ihm darf nichts passieren!“, schluchzte Lisa. „Er ist mein Freund. Er hat mich verteidigt. Wirklich, sie müssen mir glauben. Sie darf ihm nichts antun. Bitte glauben Sie mir.“ Ihr Körper bebte, weil sie so stark weinte.
„Komm mal her, mein Kind.“ Frau Müller umschloss Lisa mit ihren Armen. „So beruhige dich doch. Ich glaube dir ja. Ich glaube dir wirklich.“
„Ehrlich?“
„Ehrenwort. Ich weiß doch, wie die beiden Jungs sein können, wenn sie zusammen sind. Und ich glaube nicht, dass du deine Schulsachen aus Spaß auf die Straße geworfen und dir dann selber die Knie aufgeschürft hast. Oder hast du das etwa?“ Sie packte Lisa an den Schultern, drückte sie ein Stückchen von sich weg, sah sie prüfend an und lächelte.
„Nein, Frau Müller.“ Auch Lisa lächelte nun.
„Dann wisch dir deine Tränen ab und verrate mir, wem der Hund gehört.“
„Versprechen Sie mir, dass ihm nichts passiert?“
„Indianerehrenwort.“
„Na gut. Also ehrlich gesagt, ich weiß nicht, von wem Akito ist.“
„Hmm, dann müssen wir dich jetzt nach Hause bringen, damit deine Eltern sich nicht sorgen. Und deinen Freund muss ich leider ins Tierheim bringen. Vielleicht trägt er einen Chip, über den man die Besitzer ausfindig machen kann.“
„Ich will ihn nicht alleine lassen.“
„Aber deine Eltern sorgen sich bestimmt.“
Lisa drehte ihr Gesicht beiseite.
„Darf ich Ihnen ein Geheimnis verraten? Nur, Sie müssen versprechen, dass Sie es niemandem erzählen.“
„Darfst du. Aber das Versprechen hängt von deinem Geheimnis ab. Es ist meine Aufgabe als Lehrerin, auf meine Schüler aufzupassen.“
„Bitte, ich will mitkommen. Meine Mama ist zurzeit weg und meinem Papa fällt gar nicht auf, ob ich Zuhause bin oder nicht. Bitte nehmen Sie mich mit.“
Frau Müller atmete tief durch, besorgte Falten legten sich auf ihre Stirn.
„Nun, es ist ja nicht furchtbar weit von hier. Wir gehen hin, sagen "auf Wiedersehen" und dann bringe ich dich nach Hause. Mehr ist nicht drin. Wirklich nicht.“
Auf dem Weg dorthin erklärte Lisa ihrer Lehrerin ausführlich, was passiert war. Sie fasste so viel Vertrauen, weil ihr endlich jemand aufmerksam zuhörte, dass sie sogar erzählte, wie sie letztens den Unterricht geschwänzt hatte. Sie erzählte von ihrem Vater, dem leeren Kühlschrank und dem Bier. Frau Müller stellte Lisa viele Fragen. Akito trottete seelenruhig hinterher, er folgte Lisa auf Schritt und Tritt.
„Ist zu Fuß doch weiter als ich dachte!“, sagte Frau Müller.
Das Tierheim hatte einen gelben Anstrich, Katzen, Papageien, Hunde und Schildkröten waren darauf gepinselt. Ein großer Zaun umrahmte den Hof.
„Erstaunlich“, sagte die Frau hinter der Anmeldetheke, eine ältere Dame mit grauschwarzen Locken. Lisa mochte sie sofort. „Er hat dich verteidigt, obwohl er dich kaum kennt. Da hast du aber einen ganz besonderen Draht zu Tieren, wie mir scheint.“ Sie trug einen Strickpullover, darauf eine dicke Katze, die mit einem Wollknäuel spielt. Die Dame kniete nieder, streichelte Akito und fuhr mit einem Lesegerät über seinen Nacken.
„Sie haben Glück, der Hund ist gechippt. Ich rufe die Besitzer gleich an“, sagte die Katzenpullover-Frau zu Frau Müller.
„Endlich eine gute Nachricht. Dann können wir ja beruhigt gehen, ich muss das Kind jetzt nach Hause bringen. Der ganze Vorfall war ein Schock.“
„Richtig, ich will Sie auch nicht aufhalten“, antwortete die Dame vom Tierheim. An Lisa gerichtet sprach sie: „Bestimmt machen deine Eltern sich schon Sorgen, wo du bleibst.“
Frau Müller legte den Zeigefinger auf ihre Lippen. „Pssst“, wollte sie zischen, doch Lisa hätte es gehört.
„Oh, ähm. Sieh mal, Lisa, nimm dir doch eine Zuckerstange aus unserem Bonbon-Glas.“
„Will ich nicht, danke. Ich will nur Akito wiedersehen.“
„Kein Bonbon für ein kleines Mädchen? Da musst du aber schrecklich traurig sein. Dafür muss sich doch eine Lösung finden. Ich hab‘ da auch schon eine Idee.“
„Was für eine Idee?“
„Nun, die Frau am Telefon, die gleich kommt, um ihren Hund zu holen, die war wirklich furchtbar nett. Wenn du magst und deine Lehrerin einverstanden ist, dann gebe ich der Frau die Kontaktdaten deiner Lehrerin, damit sie dir Bilder von Akito schicken kann. Vielleicht könnt ihr euch ja auch mal treffen.“
„Das wäre schön.“
„Der Meinung bin ich auch. Das ist eine tolle Idee.“ Frau Müller schrieb ihre Telefonnummer auf einen Zettel, den sie der Tierheimdame überreichte.
Lisa verabschiedete sich derweil von ihrem wuscheligen Kumpel: „Was hätte ich nur ohne dich gemacht, Akito? Lukas ist so ein Blödmann. Ich hasse ihn. Thomas auch. Die sind richtig doof, wenn sie zusammen sind. Ich werde dir nie vergessen, dass du mich gerettet hast.“ Sie kraulte seine Ohren und seinen Rücken. Akito drehte sich und reckte seinen Bauch in die Höhe, alle Viere streckte er von sich. Sein Kopf lag umgedreht auf dem Boden, seine Zunge hing bis auf die Fliesen herunter. Lisa kicherte leise und gab Akito einen Kuss auf die Schnauze. Dann ging sie Hand in Hand mit Frau Müller nach Hause.
Dort angekommen, steckte Lisa ihren Schlüssel ins Schloss und öffnete die Türe.
„Marianne? Marianne bist du das?“, schmetterte es aus dem Wohnzimmer. „Antworte!“ Eine Flasche fiel um, es rumpelte und polterte, ehe der Vater im Flur erschien. Er kniff die Augen zusammen; das Tageslicht, das durch die offene Haustüre fiel, schien ihn zu blenden.
„Wer sind Sie denn?“, lallte der Vater. Lisa beachtete er gar nicht.
Frau Müller räusperte sich, atmete tief durch und stellte sich vor. Sie nannte auch den Grund, aus dem sie hier war.
„Du bringst eine Pädagogen-Tante mit nach Hause, du undankbares Kind!?“ Lisas Vater stolperte auf die Haustüre zu, packte Lisa am Arm, zerrte sie in die Wohnung und knallte Frau Müller die Türe vor der Nase zu.
Frau Müllers Herz pochte wild, Tränen stiegen ihr in die Augen. „Das kann es doch nicht geben. Das darf doch nicht …“ Sie hielt inne und überlegte kurz. „Jetzt reicht es!“ Frau Müller stampfte aufgebracht die Treppen hinab und noch bevor ihre Füße den Bürgersteig berührten, hatte sie bereits eine Frau vom Jugendamt in der Telefonleitung, die ihr noch für denselben Tag einen Termin einräumte.

Als Ute und Udo beim Tierheim ankamen und das Büro betraten, lag Karl auf dem Boden. Er hob den Kopf, wedelte mit dem Schwanz, aber er stand nicht auf. Seine Augen sahen traurig aus.
Die Katzenpullover-Dame berichtete den beiden ausführlich von den Vorfällen des Morgens, von Frau Müller und der strubbeligen Lisa und auch von Karls Heldentat. Sie erzählte, dass Karl und Lisa herzzerreißend miteinander gekuschelt hatten und, dass das Mädchen sehr traurig war, als es sich verabschieden musste. Dann gab sie den beiden den Zettel mit Frau Müllers Telefonnummer darauf.

Beim ersten Treffen zwischen Lisa, Ute, Udo und Akito, der noch immer Karl hieß, waren auch Frau Müller und eine Dame vom Jugendamt dabei. Es fand in einem Café am Park statt.
„Hier hast du ein paar Hundekekse für Karl. Geh und verwöhne deinen flauschigen Freund.“ Udo drückte Lisa ein Päckchen in die Hand.
„Danke“, antwortete sie, um dann verlegen anzumerken: „Wissen Sie eigentlich, was auch ein toller Name für Karl wäre?“
„Nein, welcher denn?“
„Akito!“, Lisa strahlte und Akito bellte. Dann verschlang er einen Keks.
Udo lachte: „Ein hübscher Name. Ihm scheint er auch zu gefallen.“
„Darf er dann so heißen?“
Ute schmunzelte. „In Ordnung. Ab jetzt heißt dein Fellnasenfreund Akito. Und nun geht ein bisschen spielen, die Erwachsenen müssen sich unterhalten.“
Lisa sprang los, Akito hinterher. Die beiden rollten so wild über die Wiese, dass man nicht mehr erkennen konnte, wo der eine anfing und der andere aufhörte.
„Wie geht es jetzt weiter?“, erkundigte sich Frau Müller.
"Wir statten dem Vater regelmäßige Besuche ab und versuchen gleichzeitig, die Mutter ausfindig zu machen. Nachdem ich die Wohnung von innen gesehen habe, wäre es mir recht für Lisa einen Heimplatz anzustreben, das wäre, angesichts ihrer familiären Umstände, vorerst das Beste“, berichtete die Dame vom Jugendamt.
"Geht das denn so einfach? Die Unterbringung im Heim, meine ich?", erkundigte sich Frau Müller.
"Nun ja, das ist die Schwachstelle im System, wenn sie mich fragen. Die Heime sind voll und ein alkoholkranker Elternteil reicht da mitunter nicht aus, um eine Kindeswohlgefährdung auszumachen. Ohne richterlichen Beschluss können wir uns auf den Kopf stellen, da passiert nichts. Aber wir bleiben dran. Sie haben jedenfalls richtig gehandelt, Frau Müller. Ich glaube, auf kurz oder lang wird es darauf hinauslaufen, dass wir für Lisa eine Pflegefamilie suchen werden.“
Ute sah ihrem Mann tief in die Augen. „Uuudooo!“, Ute zog die Buchstaben wie Kaugummi in die Länge.
„Ja“, seufzte Udo, „diesmal denke ich, du hast Recht.“

 

Liebe @Silvita,

nach unserem netten Austausch per pN komme ich nun endlich dazu, mich der Perspektivenfrage zu widmen.

Ich glaube übrigens (lasse mich dennoch gerne eines besseren belehren), dass mein Text eine auktoriale Erzählperspektive hat. Oh nein, das gibt Ärger wäre ja, wie Du bereits geschrieben hast, eine personale Erzählperspektive - aus Lisas Sicht. Woher soll Lisa aber wissen, woher Akito kommt und dass Ute und Udo, das dynamische Duo, ihn nach Deutschland gebracht haben? Oder kann man (innerhalb einer Kurzgeschichte, bzw. innerhalb eines Kurzromans;)) beliebig oft die Perspektive wechseln? :confused: Müsste, oder? Dann hätte ich so etwas wie die von @peregrina gewünschte Serie. Würde doch gut funktionieren. Spannendes Thema! Nun aber zurück zum Perspektivenbeispiel:

Ich fasse mal kurz die Erzählperspektiven zusammen.

Auktorialer Erzähler schwebt wie eine Kamera über dem Geschehen, weiß alles. Er kennt alle Umstände des Geschehens, alle Gefühle und Gedanken von jedermann innerhalb der Geschichte. Er kennt alle Orte und weiß, wer mit wem verknüpft ist usw.

Thomas kramte Lukas‘ Smartphone hervor. Er wählte den Eintrag „Mama“ aus dem Telefonbuch: „Ist da Lukas‘ Mom?“, fragte er. „Komm ganz schnell her, Lukas wurde gebissen!“
In diesem Augenblick kam Frau Müller um die Ecke gelaufen. „Was ist denn hier los? Was ist das für ein Schlachtfeld?“ Sie eilte zu Lukas und half ihm auf die Beine. Akito legte sich neben Lisas Füße auf den Boden.

Personaler Erzähler wäre in meiner Geschichte aus der Sicht von ... Lisa, Frau Müller, Lukas, Thomas, vielleicht sogar Akito. Um es mal auf uns zu münzen; Du weißt, was Du weißt, was aber ich nicht weiß. Und ich weiß, was ich weiß, aber Du weißt es nicht. Es sei denn, wir tauschen einander aus. Dann bekommt jeder zumindest einen Einblick in sein Gegenüber. Der personale Erzähler ist wie eine Drohne, die über der erzählenden Person schwebt, alles sieht, was die auserwählte Person sieht, aber auch nicht mehr, und rein zufällig auch noch in ihr Innenleben blicken kann. (Irgendwo habe ich etwas von Innenperspektive aufgeschnappt).

Lisa beobachtete Thomas, wie er Lukas´ Mutter anrief. „Bitte kommen Sie ganz schnell her. Lukas ist gebissen worden.“
Oh Nein! Das würde Ärger geben.
In diesem Augenblick kam Frau Müller um die Ecke. „Was ist hier los?“ Sie eilte zu Lukas, half ihm auf die Beine.

Ich-Erzähler erklärt sich, glaube ich, von selbst. Im Grunde ist ja der Ich-Erzähler nichts anderes als ein Personaler Erzähler in Ego, statt in Er, Sie, Es. Oder um es grammtikalisch auszudrücken: In erster Person Singular (,?) statt in dritter Person Singular. Ich kann einen Mord beobachten, aber nicht wissen, was der Mörder denkt. Ich kann sehen, fühlen, schmecken, riechen und Schlüsse ziehen, aber ob die dann auch stimmen? Ich könnte mich täuschen und somit als Ich-Erzähler ganz bewusst jemanden hinters Licht führen, um am Ende der Geschichte den "großen Aha-Effekt" einzuflechten. Ich Erzähler wäre also:
"Ich sah, wie Thomas Lukas´ Mutter anrief. Er sagte: „Bitte kommen Sie ganz schnell her. Lukas ist gebissen worden.“
Oh Nein! Gerade dachte ich, dass würde Ärger geben, da kam auch noch Frau Müller ums Eck geschossen. "Was ist hier los?", rief sie aufgebracht. Dann eilte sie zu Lukas, half ihm auf die Beine. Ich stand nur da, wusste nicht, was ich tun sollte. Würde sich das mit dem Radiergummi jetzt wiederholen? Da werde ich angegriffen und bekomme auch noch Ärger. Es ist überall das Gleiche, egal, was ich mache."

Neutraler Erzähler verhält sich, wie der Name schon sagt, neutral. Er wertet, denkt und "weiß" nichts, er beobachtet lediglich und notiert, was geschieht. Ist wohl eher ein Element des Dramas, nicht von Kurzgeschichten. Ich versuche dennoch, den neutralen Erzähler in meinen Text zu integrieren:
Thomas nimmt ein Telefon zur Hand: "Ist da Lukas‘ Mom? Komm ganz schnell her, Lukas wurde gebissen!
Frau Müller kommt um die Ecke gelaufen: "Was ist denn hier los? Was ist das für ein Schlachtfeld?"
Sie greift nach Lukas Hand und zieht ihn auf die Beine.
Akito legt sich neben Lisas Füße auf den Boden.

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Zum Schluss noch folgende Szene, weil @peregrina und @Silvita an derselben Stelle stutzig wurden, und mich das schon dazu verleitet, euch glauben zu wollen ... OBWOHL :Pfeif: ich nach wie vor der Meinung bin, dass ich nicht aus Frau Müllers Perspektive erzähle, also quasi vom personalen Lisa-Erzähler in den personalen Frau-Müller-Erzähler wechsle, sondern die Geschichte von A bis Z von einem auktorialen Erzähler erzählt wird. :hmm:

... entschuldigen ließ. Lisa musste bis zum letzten Klingeln des Tages bleiben.
„Jemand muss was unternehmen, da stimmt doch was nicht!“, murmelte Frau Müller während der großen Pause ins Klassenbuch. „Das Mädchen gibt kein Wort von sich.“ Lisas Eltern in die Schule zu bestellen, hatte in der Vergangenheit ...

Ab jemand wird die Geschichte aus Frau Müllers Sicht erzählt. Oder, was nicht ganz ausgeschlossen ist, das ist die gesamte Zeit die auktoriale E-Perspektive und ich erkenne das wieder einmal nicht. Kann mich mal jemand aufklären, bitte!
Gerne, es wird getüftelt! :read:
Achtung. Hier wechselst du plötzlich in die Perspektive der Lehrerin.
Das lässt sich geschickter umsetzen.
Vorschlag: Nach dem Unterricht fing Frau Müller an der Tür ab. „Lisa, ich mache mir Sorgen. Du gibst kein Wort von dir. Da ich deine Eltern schon mehrmals einbestellt habe, sie aber nicht kommen, werde ich dir heute Nachmittag einen Besuch abstatten. Bitte geh schon vor und gib zu Hause Bescheid.

Lisas Eltern in die Schule zu bestellen, hatte in der Vergangenheit schon keinen Erfolg erzielt.
Aus Lisas Perspektive würde es anders klingeln, etwa… Lisa beobachtete die Lehrerin, wie sie in das Klassenbuch starrte...
Damit würdest Du klarmachen, dass Du aus Lisas Sicht erzählst.
Lisas Eltern in die Schule zu bestellen hatte in der Vergangenheit schon keinen Erfolg erzielt…. Das sind die Gedanken der Lehrerin, also ihre Perspektive. Lisa kann ja nicht hellsehen.
Das stimmt schon, aber ich erzähle doch gar nicht aus Lisas Perspektive. Ein auktorialer Erzähler, den ich in meiner Geschichte ja sehe oder zumindest wünsche, kennt doch sowohl Lisas Lage und Gedanken, als auch die der Lehrerin. Dank Deines eleganten Vorschlags habe ich die Stelle längst umgeändert (s.u.), dennoch hätte ich den Punkt gerne nochmal besprochen. :shy:
Lisa musste bis zum letzten Klingeln des Tages bleiben.
Nach dem Unterricht fing Frau Müller Lisa an der Tür ab: "Lisa, ich mache mir Sorgen. Du gibst kein Wort von dir. Da ich deine Eltern schon mehrmals einbestellt habe, sie aber nicht gekommen sind, werde ich dir heute Nachmittag einen Besuch abstatten. Bitte geh schon vor und gib zu Hause Bescheid."
Lisa fürchtete sich ein wenig, schöpfte zugleich aber auch Hoffnung.

Verzeih mir bitte, @Silvita, dass ich da jetzt vorgreife, obwohl ich eigentlich dankend Dein Angebot eines kurzen Perspektiv-Exkurses annehmen wollte. Mir war einfach daran gelegen, Dich wissen zu lassen, was ich weiß:klug:. Was absolut nicht heißt, dass ich in Sachen Umsetzung hier der Master Don von Kaiseranien wäre: ich bin nach wie vor über jede Hilfe dankbar und lasse mich gerne eines Besseren belehren. Ich würde mich sehr über eine weitere Auseinandersetzung freuen, damit sich endgültig klärt, ob Frau Müller tatsächlich den auktorialen Erzähler in den Wind schießt, um die Erzählperspektive an sich zu reißen. :susp: Böse Frau Müller!

Hab vielen Dank für die erneute Auseinandersetzung mit meinem Text und auch für Deine Stimme, beides hat mich bestärkt und mir große Freude bereitet! Ich bin sehr gespannt darauf, eine (oder mehrere) Deiner Geschichten zu lesen und zu kommentieren. Das steht weit oben auf meiner to-Do-Liste. Hast Du diesbezüglich einen Wunsch, bzw. eine Empfehlung oder soll ich mir einfach eine aussuchen?

Ganz liebe Grüße
Frieda Kartell

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@Fliege

Die Fliege fliegt,
sumsumsum,
immer in der Luft herum.
Da guckt sie sich
mit viel Gebrumm
nach einem Platz zum Landen um.
(Fingerspiel für Kinder)

... und landet doch tatsächlich unter meiner Geschichte.

Hallo @Fliege!
Freut mich, das Vergnügen mit Dir zu haben.
Und ein Vergnügen war es wirklich, denn an einigen Beispielen, die Du mir - hab vielen Dank - um die Ohren haust, musste ich wirklich über mich lachen. Dein Kommentar inspiriert mich sogar zu einer Geschichte, in der Redebegleitsätze die Hauptrolle spielen. Mal sehen, ob ich da was zusammen getüftelt bekomme. :D

Und ich kann schon mal vorwegnehmen, ich hatte mich gut unterhalten gefühlt.
Hach, das ist toll.

Obwohl der ja ganz vergnügt erscheint.
Stimmt. Ist er. Aber auch jung und unerfahren. Fips glaubt, die Terrier haben Spaß. Voller Vorfreude, an der supertollen Wildwasserachterbahn teilzunehmen, wedelt er mit dem Schwanz, macht Männchen, purzelt um usw. Die Terrier hingegen fühlen sich bedroht durch den Wasserstrahl, werden durch ihn angestachelt, wie man so schön sagt. Akito versucht Fips vor der schmerzhaften Erfahrung des hereindonnernden Wasserstrahls zu schützen. Mit Erfolg. Akito ist ein Heldenhund.

Gibt bestimmt kein Kind, das sein Herz nicht spätestens hier an Akito verschenkt hat.
Das ist wunderbar, denn das wollte ich erreichen. Schön, das nochmal explizit von Dir zu hören.

Ich weiß zwar nicht, ob ich dem dicken Mann wirklich trauen kann, aber schön, dass Du Dich inzwischen um Fips gekümmert hast. Da konnte ich die Sorgen der svg-Nachkömmlinge komplett nachvollziehen.
Pssst, verrate es nicht den Krümeln, aber ich weiß auch nicht, ob man dem dicken Mann trauen kann. :susp:

„Ey!“, brüllte der Mann, doch die Rufe ignorierte Akito.
Übernommen, danke! Stimmt, bei genauerer Betrachtung ist der Bezug schwammig.

Kreativen Umgang mit der Satzgestaltung würde ich das jetzt nicht unbedingt nennen ;).
:lol: Was soll ich sagen? Ich wisch mir mal die Lachtränen aus dem Augenwinkel und werfe Dir einen leicht beschämten Blick zu. Wird definitiv überarbeitet!

Ich danke Dir für Deinen Kommentar; er ist überaus lehrreich und ich habe einen Gefallen an Deiner Art zu kritisieren gefunden. Da Du Dich so umfangreich mit Lisa und Akito beschäftigt hast und einige Deiner Hinweise ordentlich in meinem Oberstübchen rattern (Stichwort: unnötige Passagen) werde ich meine Antwort auf Deine Hinweise (und natürlich die Bearbeitung meines Textes) morgen - also heute, nur später - fortsetzen. Bis dahin ...

Viele Grüße,
Frieda Kartell

 

Hallo liebe @Frieda Kartell,

als ich deinen Text gelesen habe, hab ich mir zunächst gar keine Gedanken drüber gemacht, ob es sich dabei um die auktoriale Erzählperspektive handelt. Das meiste hatte ja gepasst, nur in dem Teil, in dem auch peregrina das mit dem Wechsel angemerkt hatte, da bin ich stutzig geworden. Der Teil mit Lisa wirkt zumindest so, als wäre er aus Lisas Perspektive geschrieben.

Was Romane angeht, sollte man nicht mitten im Text die Perspektive wechseln. Wenn, dann Kapitelweise. Es gibt Autoren, die auch während dem Fließtext die Perspektive wechseln, aber das kommt sehr selten vor. Wie das bei Kurzgeschichten ist, das weiß ich leider nicht. Ich hab erst hier bei den Workriegern mit Kurzgeschichten angefangen.

Ich weiß, was du mit der auktorialen Erzählperspektive meinst. Leider bin ich da kein Experte. Müsstest du dann nicht anders schreiben, z.B. da war ein Mädchen namens Lisa etc… So dass der Leser gleich weiß, dass die Geschichte nicht aus ihrer Perspektive erzählt wird, sondern vom Erzähler? Aber wie gesagt, da bin ich kein Experte.

Ich selbst schreibe immer aus der Perspektive meiner Protagonisten oder seltener in der ich-Perspektive.

Zitat Frieda: Hab vielen Dank für die erneute Auseinandersetzung mit meinem Text und auch für Deine Stimme, beides hat mich bestärkt und mir große Freude bereitet!
Das ist schön und da freue ich mich.

Zitat Frieda: Ich bin sehr gespannt darauf, eine (oder mehrere) Deiner Geschichten zu lesen und zu kommentieren. Das steht weit oben auf meiner to-Do-Liste. Hast Du diesbezüglich einen Wunsch, bzw. eine Empfehlung oder soll ich mir einfach eine aussuchen?
Einen Wunsch hab ich nicht. Such Dir aus, was Dir am besten gefällt. Ich wünsche Dir viel Spaß damit.

Ganz liebe Grüße zurück,

Silvita

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Frieda Kartell,

du hast mich angefunkt. Aber ich muss dir sagen, dass ich mich nicht für den Experten halte, der die Feinheiten zwischen dem personalen und auktorialen Erzähler sicher erkennt. Für mich war/ist deine Geschichte aus personaler Perspektive erzählt.

Diese Definition ist richtig.

Auktorialer Erzähler schwebt wie eine Kamera über dem Geschehen, weiß alles. Er kennt alle Umstände des Geschehens, alle Gefühle und Gedanken von jedermann innerhalb der Geschichte. Er kennt alle Orte und weiß, wer mit wem verknüpft ist usw.
Aber genau das trifft ja auch auf jeden Autor zu. Deshalb bitte nicht durcheinander bringen. Ich würde die Aussage gerne erweitern und behaupten, der auktoriale E. mischt sich ein in Form von naseweisen Kommentaren, Erläuterungen zum Hintergrundgeschehen. Manchmal spricht er den Leser sogar direkt an (was ich übrigens ganz schrecklich finde) und gewährt ihm schon mal einen Blick in die Zukunft.

Er rannte, bis er die Grundstücksgrenze erreichte und sprang mit einem Satz durch die Hecke hindurch, die den Ort begrenzte, in dem er die letzten Jahre gefangen war. Sein Herz klopfte. Akito drehte sich nicht um.
Hätte er geahnt, dass sein Ausbruch in einer Katastrophe enden würde, wäre er in Gefangenschaft geblieben.

Das wäre so ein typischer Satz, der den auktorialen E. verraten würde. Solche Hinweise enthält dein Text nicht. Und das ist gut so. :lol:

Andererseits hab ich nochmal gelesen und stoße auf Folgendes. Wenn ich davon ausgehe, dass die erste Passage aus Akitos Sicht erzählt ist, dann fallen diese beiden Sätze aus dem Rahmen.

... doch spitze Zähne packten ihn sanft im Nacken und zogen ihn zurück. Es war Akito, der aufstand, eine Drehung machte und sich zwischen den hereindonnernden Wasserstrahl und Fips legte.
Und Fips wusste längst, dass ein Teil von Akitos Mahlzeit für ihn gedacht war.
Da verlässt du zumindest die Perspektive Akitos und wechselst zu der von Fips. Ob man deswegen von einem auktorialen Erzähler ausgehen kann, zweifle ich nach wie vor an.

Aber vielleicht machen wir uns das Leben nur unnötig schwer. Wenn ich das richtig sehe, hat außer @Silvita und mir, niemand das Thema Erzählperspektive angesprochen.

Aber genau wissen, würde ich schon wollen, welche Perspektive hier vorliegt.
Eins steht fest: Es ist ein Mischling :D

Liebe Grüße
peregrina

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Fliege,

weiter gehts:

Der Udo jetzt wieder :D Sehr schön charakterisiert ist der.
[...]
:lol: Männer!
Finde ich genial, dass Udo so plastisch bei dir angekommen ist. So eine Rückmeldung macht Freude. Gerade, weil er ja eher einen hintergründigen Anteil am Verlauf der Geschichte hat.

Ja, wie schön! Ein Happy End schon hier, aber es geht ja noch weiter ...
Das ist eine Anmerkung, die mich nun endgültig glauben lässt: Je eine Kurzgeschichte pro Textpassage hätte gut funktioniert, quasi als Serie. Ist ein sehr guter Hinweis, den ich von peregrina schon bekommen habe. In Zukunft werde ich das berücksichtigen. Für die Challenge musste ich eben alles an Gepäck in einen Koffer packen und am Ende noch irgendwie den Reißverschluss zubekommen.

Was für ein Satzmonster. Denk mal an deine Zielgruppe ;).
Oh ja, meine tiefe, alte Liebe zu Satzmonstren. Da habe ich schon bei meinen Erwachsenengeschichten teils kritische Hinweise erhalten.
Vermutlich denke ich zu umständlich. Ich werde es künftig im Auge behalten und meinen Text nochmal auf Monster und Satz-Ungeheuer untersuchen.
Zwei Häuserblocks südlich von Udos und Utes Haus, dort, wo die hübschen Vorgärten mit blühenden Hyazinthen, Rosen und Petunien endete und in einem Haus statt einer meistens zehn Familien wohnten; ohne Garten, aber mit Balkonen, auf denen hier und da auch mal Müllsäcke oder sogar eine alte Matratze gelagert wurden.
Ich probiere es mal Schritt für Schritt:
Ute und Udo wohnten in einem hübschen Wohnviertel: blühende Hyazinthen, Rosen und Petunien schmückten die Vorgärten der Einfamilienhäuser. Zwei Häuserblocks südlich von Udos und Utes Haus wohnte Lisa. In einer Gegend, in der nicht eine, sondern zehn Familien in einem Haus lebten. Dort gab es keine Vorgärten. Zu jeder Wohnung gehörte ein Balkon und auf manchen waren sogar Müllsäcke gelagert oder hier und dort eine alte Matratze.
:drool: Puuuh, ich hoffe, das liest sich besser. Aufgeräumte Sätze zu schreiben finde ich bei bestimmten Passagen schwieriger, als klar strukturierte und kurze Sätze.

Lisa sah zu Boden ist kein Redebegleitsatz und wird auch keiner, wenn Du ihn durch das Komma dazu zwingen willst. Er tut einfach nicht, was Du ihm auferlegst. Da sind diese Sätze ganz sturr und eitel. Kann man nix machen als Autor. Nur nachgeben.
:rotfl:
Okay. Verdammt. Ich ergebe mich! Ich weiß zwar noch nicht, wie ich das meinen möchtegern Redebegleitsätzen beibringen soll, ohne ein Drama heraufzubeschwören, aber ich gelobe, es Ihnen behutsam beizubringen.
Danke :thumbsup: Und ja, ich habe mir inzwischen den Viertklässler-Stoff zu Redebegleitsätzen nochmal reingezogen. Ist wohl schon was her ...

Zitat Frieda: Als sie zurückkam, fragte sie, ob ihr Vater heute einkaufen gehen würde.

Hier ist dir die Perspektive verrutscht. Wir sind noch in der 1:1 Situation.
Als sie zurück kam, fragte sie ihn, ob er heute einkaufen gehen würde.
Ich muss gestehen, dass ich aus Der Erklärung nicht schlau werde, obwohl mir Dein Vorschlag sofort einleuchtet. Ich werde es ändern.
fragte sie ihn, ob er passt, weil sie ja immer noch mit ihm redet. Weil sie das Gespräch ja nicht erst beginnt und der Erzähler den Leser nicht in eine neue Situation führt. Oder? :confused:


„Nun gut. Dann gib ihm seinen Radiergummi zurück und entschuldige dich.“
Kichern erfüllte den Raum.
„Ruhe!“, diktierte Frau Müller. „Ach und Lisa, nach der Stunde erklärst du mir bitte, was heute Morgen los war.“
Das ist zwar alles hübsch, aber irgendwie bringt es die Geschichte nicht vorwärts. Es zeigt mir keine neue Seite von Lisa, keine von den Mitschülern, Lisa wird einmal mehr geärgert, aber das weiß man ja schon - hier tritt der Text einfach nur auf der Stelle. Und würde man sie streichen, es würde niemanden auffallen und keiner würde es vermissen.
Dieser Hinweis gefällt mir sehr, vor allem, weil er mich schwer beschäftigt. Es gibt doch in Romanen Szenen, die Raum füllend geschrieben sind, beflügeln, bewegen, schockieren, unterhalten, ... ohne irgendwo hinzulaufen? Mein Deutschlehrer sagte einmal: "Eine Aussage pro Satz!". Angelehnt an Deinen Kommentar lässt sich das erweitern in "pro vermittelter Information eine Passage". Ich danke Dir für den Hinweis; zukünftig werde ich mich noch strenger überprüfen in Sachen "Notwendigkeit einer Passage".
Teilweise widerspreche ich dennoch: Zum Einen ist es die erste tell-Passage, in der der Leser die Attacken auf Lisa selbst erleben kann. Zuvor erzählt der Erzähler es nur. Obendrein muss Lisa sich unschuldig entschuldigen, weil die Lehrerin es ihr auferlegt. Solche Szenen geschehen im realen Leben und machen es jemandem, der ausgegrenzt wird, noch schwerer. Das war meine Hauptintention, als ich diese Passage geschrieben habe. Ich habe mich dafür entschieden, dass unauffällig zu verstecken - es nur für den auffindbar zu machen, der sich selbst in solchen Momenten wiedererkennt. Andernfalls hätte ich es stärker aufgreifen, vielleicht mit Gedanken von Lisa noch untermauern müssen. Werde mir das durch den Kopf gehenlassen. Ein kleines, unbeliebtes "aber" muss ich trotzdem noch anfügen, wenn Du schreibst: "es würde niemanden auffallen und keiner würde es vermissen." Das liegt mir quer im Magen, weil ich der Auffassung bin, dass niemand in alle Köpfe hineinschauen kann.

„Frau Müller“, Lisa gab ein Handzeichen.

Nö, sie spricht. Das ist irgendwie kaputt hier. Klar, sie kann beides machen, aber da Du hier schon wieder einen eigenständigen Satz dazu zwingen willst, zur Rede dazuzugehören, und der nun auch noch das Gegenteil behauptet - schwierig. Wirklich jetzt.
:lol: Entschuldige bitte, Dich zu empören war nicht meine Absicht.
Der Redebegleitsatz muss einsehen, keiner zu sein. Verstanden, wird verbessert. Es amüsiert mich, dass ich da so falsch liege.

Behauptet er das Gegenteil? Zweifelsohne habe ich das nicht elegant gelöst, ich ärgere mich sogar ein bisschen über das schrecklich öde "gab ein Handzeichen" anstelle von "reckte in die Höhe", "Hand schnellte nach oben", "schnipste mit den Fingern". Aber das Gegenteil? "Frau Müller", rief Lisa und schnipste mit den Fingern (Yiihaa! Redebegleitsatz!). Das wäre eindeutig, aber für Lisas Charakter zu aufdringlich. Das Rufen eines Namens in Verbindung mit einem Handzeichen ist mMn eine logische Abfolge, gerade bei Schulkindern.

Ey, ey, ey. SPO scheint Dir im Blut zu liegen. Ich empfehle dringend einen Aderlass.
Hier muss ich nochmal nachhaken. Die sich wiederholenden Satzanfänge sind unschön, da kann ich Dir nur zustimmen. Wird überarbeitet.
Nur ... was bedeutet SPO? Und was darf ich mir unter "Aderlass" vorstellen? Tut das nicht weh? :susp:

Hehe Warum nicht einfach: und von der Seite antrabte? Warum noch dieses nichtssagende, langweilige, in Bedeutungslosigkeit kaum zu überbietende kam unbedingt mit in den Satz quetschen?
Schuldig im Sinne der Anklage. Genau so öde wie "gab ein Handzeichen". Das muss ich besser lösen!

Lisa setzte sich an den Küchentisch, nahm ein Blatt Papier und zeichnete ein Bild von sich und Akito, mit einem großen, roten Herz darüber.

Toll, dass dieses Bild Emotionen in Dir auslöst. Und ich hätte es fast gekillt, weil es mir zu kitschig war. :lol:

Hier trennst Du, was eigentlich zusammengehören will. Hier fände ich ein Komma sehr viel besser.
:lol: Mir fehlt offensichtlich der Blick dafür, was zusammengehört oder besser getrennt lebt. Gut, dass Du ihn schärfst. :shy:

Ein Held!
:herz:

Ich überlege die ganze Zeit, ob das mit dem Zwicken wirklich sein muss. Kinder die von Hunden gezwickt/gebissen wurden, ... mir jedenfalls würde das Knurren und Bellen vollkommen ausreichen. Jedes Kind lässt dann von Lisa ab, da bin ich mir sicher. Akito beißt nicht. Und das Hunde auch vorsichtig zwicken können, wissen nur Kinder, die selbst einen Hund haben. Ich wurde als Kind gebissen, ganz sicher. Heute weiß ich, der Hund wollte spielen und hat ganz sicher nicht gebissen. Gebissen haben die Drecksköter in Irland. Da war ich aber schon was älter.
Oh je, das hört sich nach sehr unschönen, wenn nicht gar äußerst schmerzhaften, Erfahrungen an, die Du mit Hunden hattest. :sconf:Das tut mir leid. Da freut es mich aber umso mehr, dass Akito Dir Freude bereiten konnte.

Ich finde es richtig spannend, dass Du hier nachhakst, weil ich beim Schreiben an genau diesem Punkt hin und her überlegt habe. Darf er das? Ich habe mich dafür entschieden, weil ich mit der Folgeszene einen weiteren Spannungsbogen einflechten wollte; einen Schockmoment, ein Problem, das es zu lösen gilt. Aus der Geschichte einen Roman zu machen, war meine erste Intention. Das Knacken der Knochen zu Beginn der Geschichte hat selbige in meinen Augen als Wettbewerbsbeitrag disqualifiziert. Nachdem ich aber die Bäckerszene geschrieben hatte, fand ich sie dann doch süß genug. Da habe ich den Mut zur Krümel-Challenge gefunden. Als svg dann noch geschrieben hat, dass die Szene bei seinen Testkrümeln funktioniert hat, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen (oh je, wie schnulzig!).

Und sie könnte damit durchkommen ... deswegen fände ich es besser, wenn Akito eben nicht zwicken würde. Der ist ja schlau und gut. Die Jungs können ja lügen. Passt eh ins Bild von denen.
Hihi, meinst Du mit "er ist schlau", dass er denkt: "Wenn ich jetzt zwicke, werde ich vielleicht eingeschläfert?" :D Falls ja, bin ich ganz stolz darauf, wie schlau ich ihn gezeichnet habe. Schlau ist er, aber eben doch "nur" ein Hund.
Dass sie damit durchkommen könnte, war ebenfalls Bestandteil meiner Gedanken. Ich wollte es ursprünglich ausbauen, Lukas' Mutter handeln lassen, ihrem Mann einen Auftritt verleihen und Frau Müller zur Schlüsselfigur machen, die es irgendwie schafft, Akito vor dem Einschläfern zu retten. Das hätte aber wahrlich den Umfang meiner umfangreichen Geschichte gesprengt.

Er trägt ein Halsband mit seinem Namen und da er ab und an auf Trebe geht, schreiben die Besitzer nicht auch eine Telefonnummer drauf? Ich würde das ja tun. Weil dann kommt auch wieder eine so auf der Stelle-tret-Stelle. Dieses ganze Tierheimszene ist wirklich auch wieder zu nix gut. Die Lehrerin könnte anrufen, die beiden bringen den Hund nach Hause und zum Dank wird Lisa und Frau Müller zum Kaffee/Kakao in den Garten eingeladen ... und dann begleitet die Lehrerin Lisa nach Hause und hier geht es weiter:
„Marianne? Marianne bist du das?“, schmetterte es aus dem Wohnzimmer.
Holzhammer-Kommentar :lol: aber manchmal schnallt man's nur, wenn's wehtut. Darum finde ich es nur fair, dass Lukas gezwickt wird!
Was Du schreibst werde ich mir auf jeden Fall nochmal auf der Zunge zergehen lassen. Denn ich habe gefeilt, überlegt, die Fingerkuppen auf meinem Schreibtisch wundgeklopft und die Tierheimszene am Tag des Hochladens geschrieben, weil mir lange kein Setting eingefallen ist, indem ich Lisa, Akito, Udo und Ute in Kürze zusammenführen kann. Dein Vorschlag gefällt mir echt gut. Und jetzt fällt mir auch auf, dass Dein Vorschlag in meinen Überlegungen an einem Denkfehler gescheitert ist: Akito trägt deshalb keine Telefonnummer auf der Marke, weil Lisa kein Handy besitzt. Denkfehler gefunden? :lol: Ich jetzt schon. Genau jetzt. :drool:
Ich habe das "Telefonnummer-ja/nein-Dilemma" kaputt gedacht, in Fetzen "zerdacht". Lisa hat kein Handy, deshalb kann sie die Nummer auf dem Halsband, die aus unerfindlichen Gründen verschwunden ist, nicht anrufen. Und alles nimmt seinen Lauf ... :thumbsup: Danke.

Und nun stell Dir mal vor, wie viel glaubwürdiger es wäre, wenn die beiden das mit eigenen Augen in ihrem Garten gesehen hätten ...
Auch hier kann ich Dir nur zustimmen. Es wäre glaubwürdiger und es wäre eine gute Chance für eine schöne "show-Passage".

Du weißt schon.
Jaaaa :rolleyes:

Ich weiß nicht, ich weiß nicht, ob das wirklich so fix geht. Kinder aus den Familien zu nehmen, dass braucht schon mehr als Alkohol. Da muss ne Menge Gewalt dazu. Ist jetzt in einer Kindergeschichte aber auch schwierig.
schreibst Du zur "Jugendamt-Frau mit Ute und Udo im Café-Szene".
Womit Du Dir selbst die Antwort gibst. Dass am Ende alles schnell geht, Tenor: zu schön, um wahr zu sein (zumindest habe ich es so verstanden) wurde zuvor bereits bemängelt. Irgendwo musste ich aber Abstriche machen; ich kann ja auch in einer Kindergeschichte nicht den dichten bürokratischen Dschungel beleuchten, der mit einer Adoption einhergeht.

Das dagegen könnte schon eher sein. Lass Lisa mal noch beim saufenden Vater und die gucken halt trotzdem nach einer Familie für Lisa.
Es rattert und rattert. Und es kribbelt in den Fingern, weil durch Deinen Vorschlag auch das Leben von Lisa eindringlicher gestaltet werden könnte, was ja für den Verlauf der Geschichte in Serienform mehr als dienlich ist. Gefällt mir! :)

mir gefiele ein "sie" statt der zweiten Ute besser
Dann soll es so sein!

Sehr schönes Ende!
[...]
Ja. Man muss Akito und Lisa und Ute und Udo einfach mögen. Das ist schon fast ein Plot für einen Roman und ich finde, Du hast das auf die Kürze ziemlich gut alles zusammenbekommen. Das finde ich die größte Leistung hier. Dass das nach hinten raus alles so funktioniert und der Leser nicht das Gefühl hat, da fehlt noch was, da brauchts noch mehr. Im Gegenteil, ich bräuchte sogar zwei Szenen weniger :). Gern gelesen!
:herz: Da wird mir ganz warm in der Bauchgegend, fast so als hätte ich gerade einen Eimer heißer Schokoladenmilch mit Sahnehaube getrunken!

Dein Kommentar, neben den vorangegangen, zeigt ganz deutlich, wie erfrischend und sinnvoll es ist, "fremde" Betrachtungsweisen als Spiegel für die eigenen Geschichten zu erhalten. Deine Worte schmeicheln, treiben voran, bewegen und kritisieren mich, dass ich richtig über mich selbst lachen muss. Hab vielen Dank - ganz gleich, ob das in meinem Kommentar langsam zur Doppelung heranwächst!

Liebe Grüße
Frieda Kartell

PS. Eine kleine Anmerkung, die mir soeben bei der Überarbeitung aufgefallen ist:
Wäre Lisa am Ende noch bei ihrem saufenden Vater zuhause, würde doch kein Jugendamt-Mitarbeiter potentielle Pflegefamilien treffen/interviewen ... :hmm:

 

Hey @Frieda Kartell,

da ja noch paar Fragen offen geblieben sind und es bei Dir gerade so schön ab geht im Kopf, guck ich mal, ob ich noch paar Antworten habe ;).

Für die Challenge musste ich eben alles an Gepäck in einen Koffer packen und am Ende noch irgendwie den Reißverschluss zubekommen.
Hast doch gut hinbekommen, finde ich jedenfalls.

Ich probiere es mal Schritt für Schritt:
Ute und Udo wohnten in einem hübschen Wohnviertel: blühende Hyazinthen, Rosen und Petunien schmückten die Vorgärten der Einfamilienhäuser.

Ich bin mir jetzt nicht so sicher, wie fit deine Zielgruppe in Sachen Botanik ist, aber ich hätte keine Ahnung gehabt, was die Leute da in den Vorgärten haben, sprich, ich hätte kein Bild draus machen können. Vielleicht eher über die Farben der Blumen gehen?

Zu jeder Wohnung gehörte ein Balkon und auf manchen waren sogar Müllsäcke gelagert oder hier und dort eine alte Matratze.

Zu jeder Wohnung gehörte ein Balkon und auf manchen lagerten Müllsäcke oder sogar eine alte Matratze.
So wäre noch einfacher. Aber der Einsatz mit der Axt hat sich auf jeden Fall schon mal gelohnt.

Okay. Verdammt. Ich ergebe mich! Ich weiß zwar noch nicht, wie ich das meinen möchtegern Redebegleitsätzen beibringen soll, ohne ein Drama heraufzubeschwören, aber ich gelobe, es Ihnen behutsam beizubringen.
Ja, mach das lieber ganz vorsichtig. Man kann nie wissen ob die stechen, beißen oder treten. Gefährliche Sache das.

fragte sie ihn, ob er
passt, weil sie ja immer noch mit ihm redet. Weil sie das Gespräch ja nicht erst beginnt und der Erzähler den Leser nicht in eine neue Situation führt. Oder? :confused:
Yipp.

Dieser Hinweis gefällt mir sehr, vor allem, weil er mich schwer beschäftigt. Es gibt doch in Romanen Szenen, die Raum füllend geschrieben sind, beflügeln, bewegen, schockieren, unterhalten, ... ohne irgendwo hinzulaufen?
In den weniger guten, ja. Und beim Roman hat man ja auch viel mehr Raum, um mal bisschen rechts und links vom Weg zu schauen. Wenn man es damit allerdings übertreibt, strapaziert man die geduld der Leser auch ordentlich und es ist eine Frage, wann ihnen der Faden reißt und sie das Buch weglegen.

Teilweise widerspreche ich dennoch: Zum Einen ist es die erste tell-Passage, in der der Leser die Attacken auf Lisa selbst erleben kann. Zuvor erzählt der Erzähler es nur. Obendrein muss Lisa sich unschuldig entschuldigen, weil die Lehrerin es ihr auferlegt. Solche Szenen geschehen im realen Leben und machen es jemandem, der ausgegrenzt wird, noch schwerer. Das war meine Hauptintention, als ich diese Passage geschrieben habe.
Natürlich geschieht es und man kann sie auch in Texten verarbeiten. Ist jetzt auch nicht schlimm die Szene, nur eben gibt es keine neue Erkenntnis. Auch wenn es vorher im tell steht, ich als Leser weiß es dadurch eben schon.

Ich habe mich dafür entschieden, dass unauffällig zu verstecken - es nur für den auffindbar zu machen, der sich selbst in solchen Momenten wiedererkennt. Andernfalls hätte ich es stärker aufgreifen, vielleicht mit Gedanken von Lisa noch untermauern müssen.
Ich rate schwer davon ab, die Szene jetzt noch länger zu machen. Das wäre ja das Gegenteil. Und Leser, die sich in der gemobbten Person wiederfinden, die kennen auch die begleitenden Gefühle, das musst Du ihnen nicht ausführen. Im gegenteil. Ihre eigenen Erinnerungen sind viel stärker, als was Du schreiben könntest. Du musst sie nur triggern, damit sie die Erinnerungen hervorholen. Und auch, wenn ich selbst nicht in dieser Situation war, ist mir nicht unbekannt, dass das ein Scheißgefühl, eine Scheißsituation ist, die Lisa da durchlebt. Aber wenn Dir die Szene am Herzen liegt, dann lass mich doch hier labbern. Sind doch nur Anmerkungen. Meine. Müssen überhaupt nicht deine sein.

Das liegt mir quer im Magen, weil ich der Auffassung bin, dass niemand in alle Köpfe hineinschauen kann.
Schon klar. Da aber keine neuen Informationen vermittelt werden, fehlt auch nichts. Kein Informationsverlust ohne die Szene. Das meinte ich.

Aber das Gegenteil? "Frau Müller", rief Lisa und schnipste mit den Fingern (Yiihaa! Redebegleitsatz!). Das wäre eindeutig, aber für Lisas Charakter zu aufdringlich. Das Rufen eines Namens in Verbindung mit einem Handzeichen ist mMn eine logische Abfolge, gerade bei Schulkindern.
Ja, ich schrieb ja auch, dass sich das nicht ausschließt und beides geschehen kann. Nur stand es erst bei dir:
"Frau Müller" - aber nicht gesagt, sondern durch Handzeichen mimisch dargestellt.

Ey, ey, ey. SPO scheint Dir im Blut zu liegen. Ich empfehle dringend einen Aderlass.
... Nur ... was bedeutet SPO? Und was darf ich mir unter "Aderlass" vorstellen? Tut das nicht weh? :susp:
Subjekt - Prädikat - Objekt. Satzschema/Satzbau. Immer nach dem gleichen Prinzip. Keine Variation. Und da es Dir im Blut zu liegen scheint, muss eben Blut fließen :baddevil:.

Ich finde es richtig spannend, dass Du hier nachhakst, weil ich beim Schreiben an genau diesem Punkt hin und her überlegt habe. Darf er das? Ich habe mich dafür entschieden, weil ich mit der Folgeszene einen weiteren Spannungsbogen einflechten wollte; einen Schockmoment, ein Problem, das es zu lösen gilt.
Aber wäre es denn nicht ungleich dramatischer, wenn das weitere Schicksal von Akito auf einer Lüge basieren würde. So hat er das Kind mit den Zähnen berührt. irgendwie ist er schuldig im Sinne der Anklage. Wer will entscheiden, ob er gezwickt oder gebissen hat? Wenn er aber schuldfrei ist und nur durch die Lüge der beiden zu Unrecht nun mit seinem Leben hadern muss - also, das hätte doch viel mehr Potential für Drama.

Aus der Geschichte einen Roman zu machen, war meine erste Intention. Das Knacken der Knochen zu Beginn der Geschichte hat selbige in meinen Augen als Wettbewerbsbeitrag disqualifiziert.
Wie so? Ich fand das super. Das war doch echtes Drama.

Hihi, meinst Du mit "er ist schlau", dass er denkt: "Wenn ich jetzt zwicke, werde ich vielleicht eingeschläfert?" :D Falls ja, bin ich ganz stolz darauf, wie schlau ich ihn gezeichnet habe. Schlau ist er, aber eben doch "nur" ein Hund.
Ich glaube nicht, dass er irgendwas denkt. ich denke aber, es widerspricht seinem Naurell. Und ich verstehe auch nicht, warum er die Jungs liebevoll zwickt, wenn er doch gerade so gar nicht liebevoll zu den beiden sein will.

Ich wollte es ursprünglich ausbauen, Lukas' Mutter handeln lassen, ihrem Mann einen Auftritt verleihen und Frau Müller zur Schlüsselfigur machen, die es irgendwie schafft, Akito vor dem Einschläfern zu retten. Das hätte aber wahrlich den Umfang meiner umfangreichen Geschichte gesprengt.
Jipp. Aber definitiv ein Handlungsstrang, den man für einen Roman oder eine Serie toll ausbauen könnte.

Ich habe das "Telefonnummer-ja/nein-Dilemma" kaputt gedacht, in Fetzen "zerdacht". Lisa hat kein Handy, deshalb kann sie die Nummer auf dem Halsband, die aus unerfindlichen Gründen verschwunden ist, nicht anrufen. Und alles nimmt seinen Lauf ... :thumbsup: Danke.
Ja, so geht das manchmal. Ich kenne das auch. Aber Ute und Udo können ja nun nicht wissen, dass der Hund zu einem kleinen Mädchen läuft, dass kein Handy hat. Frau Müller hat eins. Viele andere, die dem Hund ohne Herrchen bereits begegneten auch. Und wahrscheinlich würde das Tierheim auch schon wissen, wo der Hund hingehört. Ich schätze, vor Lisa und Frau Müller hat schon mal wer gedacht, dass der Hund ausgebüchst ist und nun nach Hause will. Vielleicht waren Frau Mayer, Herr Kaiser und Oma Pudelich auch schon mit ihm beim Tierheim. Bei Hunden ist die Hilfsbereitschaft ja doch recht groß in der Bevölkerung.

Womit Du Dir selbst die Antwort gibst. Dass am Ende alles schnell geht, Tenor: zu schön, um wahr zu sein (zumindest habe ich es so verstanden) wurde zuvor bereits bemängelt. Irgendwo musste ich aber Abstriche machen; ich kann ja auch in einer Kindergeschichte nicht den dichten bürokratischen Dschungel beleuchten, der mit einer Adoption einhergeht.
hehe. nee, das kannste nicht. Ich glaub sogar, dass Du damit nicht durchkommen würdest. Lisa bekommt zu Essen. Lisa wird nicht geschlagen. Kinder aus den Familien zu nehmen ist eine Entscheidung, die nicht so schnell getroffen wird. Weil das eine schwere traumatische Erfahrung für die Kinder ist, auch, wenn es um ihr Wohl geht und man denkt, sie hätten es dann besser. Aber ein Leben lang fragen sie sich, warum wollten meine Eltern mich nicht? Warum haben sie mich weggeben?
Und je länger ich mich damit beschäftige, je mehr denke ich, Ute und Udo sollten Paten werden. So hätte Lisa alle Möglichkeiten und zwar selbstbestimmt. Will sie zu ihnen, kann sie. Will sie doch zu ihrem Vater (und sei aus dem Gedanken heraus, sie muss sich um ihn kümmern - solche Gedanken traue ich Lisa übrigens zu), kann sie auch das. Und eher würde das Jugendamt in dieser Situation sicher einen Familienhelfer bestellen. Aber so genau kenne ich mich damit auch nicht aus. Was ich aber ziemlich genau aus meinem Umfeld weiß, ist, das diese Patenschaften vom Jugendamt durchaus als Lösung geduldet werden. Natürlich beobachten die das Kind trotzdem weiter.

PS. Eine kleine Anmerkung, die mir soeben bei der Überarbeitung aufgefallen ist:
Wäre Lisa am Ende noch bei ihrem saufenden Vater zuhause, würde doch kein Jugendamt-Mitarbeiter potentielle Pflegefamilien treffen/interviewen ... :hmm:
Natürlich. Das wäre doch im Sinne einer Lösung für Lisa. Sogar eine, indem man ihr diese traumatische Erfahrung Heim ersparen würde. Bei Pflegefamilien wird übrigens wert darauf gelegt, dass der Kontakt zu den Eltern nicht unterbunden wird (zumindest wenn sich daraus keine Gefahr für das Wohl des Kindes ergibt).

Ja, ich bin jetzt wirklich gespannt, wie sich das alles entwickelt. Ob Serie oder Roman oder die Geschichte hier. Wie auch immer Du Dich entscheidest - ich will es wissen :).

Grüße zum Zweiten,
Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Frieda Kartell,

deine Geschichte wirkt auf mich wohl überlegt. Sie birgt einige Konflikte, behandelt brisante Themen und am Ende wartet ein versöhnliches Ende. Besonders gut gefällt mir, wie du die Geschichte gliederst und wie die einzelnen Stränge ineinanderlaufen, um am Ende zu einem Ganzen zu werden. Zusammen mit deinem unaufgeregten und einfühlsamen Schreibstil hat mir das einen schönen Lesefluss beschert. Ich war dicht am jeweiligen Erzähler, habe mich gesorgt und war am Ende froh, als sich alles für Kind und Hund zufriedenstellend fügte.
Ein paar Schwierigkeiten hatte ich aber auch – irgendwas ist halt immer. So gabs am Anfang Probleme, die Szene richtig zu verorten, Akitos Rasse ist mir unklar und dann ist da noch die Sache mit der Mutter …
Aber alles der Reihe nach:

… versuchten immer und immer wieder den Wasserstrahl zu beißen, der aber so stark war, dass einer nach dem anderen sich überschlug und gegen die Wand geschleudert wurde.

Wir sind in Italien und ich bin unsicher, ob das ein Tierheim sein soll und ob dort so rücksichtslos Käfige gereinigt werden. Höchstwahrscheinlich schon. Ich dachte auch an einen rabiaten Züchter, oder so. Später, als Fips ein schönes Zuhause bekommt, ahne ich, dass wir in einem Tierheim sind, doch bis dahin tat ich mich schwer, die Anfangsszene richtig zu verorten.

Auch ist mir Akitos Rasse nicht klar. Mein Problem ist der Name. Ich musste die ganze Zeit an den Hund aus dem zu Tränen rührenden Film mit Richard Gere denken, »Hachiko« ist ein Akita und größer als ein Terrier oder Malteser. Somit passten manche Bilder nicht so richtig zu meiner Vorstellung. Hier Beispiele:

Mit den Hinterläufen auf ihren Oberschenkeln stehend, stemmte er seinen Körper nach oben, legte seine Vorderpfoten auf Lisas Schultern

Die beiden rollten so wild über die Wiese, dass man nicht mehr erkennen konnte, wo der eine anfing und der andere aufhörte.


Das passt für mich mehr zu einem kleinen Hund. Der Hund in meiner Vorstellung würde Lisa wahrscheinlich umwerfen, wenn er die Pfoten auf ihre Schultern legt oder beim Herumtoben über sie stolpern. Ich kann mich aber auch täuschen.

Ich weiß nicht, wie du das machst, aber in der Szene mit U und U hatte ich Autoabgase in der Nase und Motorenlärm im Ohr. Sehr schön – auch die Dialoge der beiden.

Ute sah ihrem Mann tief in die Augen: „Uuudooo!“, sie zog die Buchstaben wie Kaugummi in die Länge.

Das kannst du weglassen. Man sieht oder hört doch, wie sich der Name zieht. Kommt am Ende noch mal.

Zwei Häuserblocks südlich von Udos und Utes Haus, dort, wo die hübschen Vorgärten mit blühenden Hyazinthen, Rosen und Petunien endete und in einem Haus statt einer KOMMA meistens zehn Familien wohnten; ohne Garten, aber mit Balkonen, auf denen hier und da auch mal Müllsäcke oder sogar eine alte Matratze gelagert wurden. In dieser Gegend wohnte Lisa.

Ziemlich sperrig der erste Satz, musste ihn mehrmals lese. Ich würde vorschlagen, ihn zu kürzen und aufzudröseln.

z. B.:

Zwei Häuserblocks südlich von Udos und Utes Haus endeteN die hübschen Vorgärten mit blühenden Hyazinthen, Rosen und Petunien. Dort, wo in einem Haus meistens zehn Familie wohnten und wo es keinen Garten, aber Balkone gab, auf denen auch mal Müllsäcke oder sogar eine alte Matratze gelagert wurden. Dort, in dieser Gegend wohnte Lisa.

Wenn »Balkone«, müsste es dann nicht »Gärten« heißen?
»blühenden« könnte man streichen. Wenn ich an Rosen, Petunien usw. denke, habe ich sowieso blühende Pflanzen vor mir.

Sie würde ihr strubbeliges, stumpfes Haar

Ich bezweifle, dass Kinder mit dem Begriff etwas anfangen können.

So schnell, dass sie das zweite Klingeln nicht verpasste, und doch so langsam, dass sie niemals vor dem ersten Klingeln da sein würde.

Dass-Sätze finde ich nicht elegant. Hier kommt es gleich zweimal vor.
Mein Vorschlag:
So schnell, dass sie das zweite Klingeln nicht verpasste, und doch so langsam, um niemals vor dem ersten Klingeln da zu sein.
Das »und« könnte eigentlich auch weg.

Die Szene mit der Maus finde ich gut geschrieben. Man kann sich prima in das Mädchen hineinversetzen. Die Außenseiterin, die einmal im Mittelpunkt steht, die neugierige Meute, die sich einmal für die Außenseiterin interessiert. Auch Lisas Panik kann ich mir vorstellen, da sie die Maus eigentlich retten wollte.

„Ich wollte sie retten“, flüsterte sie. „Ich wollte sie doch nur retten.“

Hier würde ich vorschlagen, »sie« durch »dich« zu ersetzen. Lisa durchlebt in diesem Moment noch mal das Unglück und ich schätze, ihre Gedanken sind ganz bei der Maus. Da wäre »dich« passender.

„Ich komme!“ Sie beeilte sich KOMMA? seinem Ruf zu folgen

„Ich komme!“ Sie beeilte sich seinem Ruf zu folgen und übersah dabei den Berg aus Schmutzwäsche, der in der Türschwelle zum Wohnzimmer lag.
„Aua!“ Sie rieb sich den Ellenbogen.
„Du kannst einfach nicht aufpassen“, motzte ihr Vater.
„Tut mir leid“, piepste sie,
„Räum das später auf“, brummte er in seinen Bart.
„Ja, Papa.“ Lisa sah zu Boden.
„Aber bevor du in die Schule gehst …“
Lisa sah erwartungsvoll zu ihm auf.
„… bring mir noch ein Bier. Ein kaltes!“, grummelte er.

Die Redebegleitsätze hinderten hier meinen Lesefluss. Man könnte ein bisschen streichen, wegen der Absätze ist eh klar wer spricht.
»Aua« braucht keine eigene Zeile. Das gehört meiner Meinung nach zu „Ich komme!“
Und warum »Aua!«? Da fehlt was. Ein Stolpern und Anschlagen vielleicht.

Der Satz, der mit »Aber bevor du …« beginnt und mit dem kalten Bier endet, könnte auch nacheinander geschrieben werden. Spricht ja alles der Vater und ich denke, Lisas erwartungsvolles Aufsehen erzwingt keinen Zeilenumbruch.

Lukas bastelte aus einem Kugelschreiber und einem Gummi eine Zwille,
Wiederholungen. Warum nicht knapper: Lukas bastelte aus Kugelschreiber und Gummi eine Zwille,

Lisa grinste über beide Ohren, strich mit ihrem Zeigefinger den Rand aus Sahne von der Becherwand

Bitte sag, dass das nicht die Hand ist, an der Akito, der jetzt Karl heißt, geleckt hat. :eek:
Aber mal davon abgesehen, finde ich diese Szene richtig süß. Die hat Wiedererkennungswert.

Akito wedelte mit seinem Schwanz, als sei es ein Propeller, mit dem er in die Luft abheben wollte.

»der«?

„Lässt du mich aufstehen?“, fragte sie freundlich.
Das braucht es nicht. Man erkennt an der Frage die Freundlichkeit.

„Uuuuh, mir ist so schlecht, wäääh wäääh. Frau Müller, darf ich zu Mami nach Hause?“, schluchzte Lukas und rieb sich mit den Fäusten die Augen.

Vollpfosten

Doch an diesem Tag duldete Frau Müller nicht, dass Lisa sich entschuldigen ließ.

Eine Zwischenfrage: Müsste es nicht auffallen, wenn ein Kind zur Schul-Krankenschwester geschickt wird, dort aber nicht auftaucht?

„Lass die noch ein bisschen ärgern.“

Lass uns die noch ein bisschen ärgern?

Akito kam blitzartig aus dem Nichts angeschossen und stürzte sich auf Lukas

Heldenhaft wie Lassie :herz:

„Komm ganz schnell her, Lukas wurde gebissen!“

Er kennt die Mutter nicht, duzt sie aber?

Ihr strähniges, braunes Haar

Dass Lisa brünett ist erfährt man hier, glaube ich, zum ersten Mal. Ungeschickt, wenn man sie sich bis dahin schwarz- oder rothaarig vorgestellt hat.

„Ihrem Jungen scheint es doch ganz gut zu gehen. Ich bin sicher, dass …“

Ja, gut gemacht Frau Müller. Nur nicht kuschen.

Meine Mama ist zurzeit weg

Wo ist denn die Mutter? Im Krankenhaus? Zur Fortbildung? Versteckt sie sich bei einem Lover oder muss sie ihre Eltern pflegen? Es gibt doch sicher einen Grund, warum sie nicht bei Ehemann und Tochter ist. Und ist das Verschwinden der Mutter der Grund, weshalb der Vater trinkt und der Kühlschrank leer ist, oder ist die Mutter wegen der Trinkerei abgehauen? Und was macht das mit Lisa? Kinder hängen doch an ihren Eltern, auch wenn es innerhalb der Familie nicht rund läuft. Ich hätte mir hierzu ein paar Infos gewünscht – auch bezüglich der Pflegeeltern, die sie am Ende bekommt. Reicht die geschilderte Situation eines überforderten, trunksüchtigen Vaters aus, um ihm das Kind wegzunehmen? Ich bin da unsicher.

Als Ute und Udo beim Tierheim ankamen und das Büro betraten,
lag Karl auf dem Boden. Er hob den Kopf, wedelte mit dem

Da stimmt was nicht mit der Formatierung. Hinter »betraten« hätte es noch Platz für die nächsten zwei, drei Wörter.

So, jetzt bin ich durch. Hat mir Spaß gemacht, mich mit deiner Story zu beschäftigen. Vielen Dank dafür.

Schönes Wochenende wünsche ich dir.
Gruß, Tintenfass

 

Hallo nochmal @Silvita & @peregrina,

verzeiht mir bitte die Verzögerung, die Fortsetzung von Lisas & Akitos Geschichte und technische Internetflauten haben dazu geführt. Ersteres ist noch in Arbeit, letzteres zum Glück behoben.
Nun aber zurück zu den unterschiedlichen Blickwinkeln auf Perspektiven. Soweit ich das verschiedenen Quellen entnehmen kann, ist es recht schwer eine auktoriale Erzählperspektive einzuhalten. Ich behaupte nicht, dass ich das beherrsche. Womöglich mache ich an der ein oder anderen Stelle einen ungewollten Abstecher in die personale Erzählperspektive. Solange mich aber niemand niet- und nagelfest vom Gegenteil überzeugen kann, halte ich weiter an meiner auktorialen Erzählperspektive fest. Anders wusste ich während des Schreibens die Fülle an Informationen, Orten und Personen nicht unter einen Hut zu bringen. Führe ich mir aber als Beispiel Tolstois "Krieg und Frieden" vor Augen, ist bei meinem Text in Sachen auktoriale Erzählweise noch ganz viel Luft nach oben.

Das meiste hatte ja gepasst, nur in dem Teil, in dem auch peregrina das mit dem Wechsel angemerkt hatte, da bin ich stutzig geworden. Der Teil mit Lisa wirkt zumindest so, als wäre er aus Lisas Perspektive geschrieben.
Was aber wiederum mit den Gedanken der Lehrerin kollidiert. Und auch damit, dass Thomas und Lukas entscheiden, Lisa noch ein bisschen zu ärgern, ohne selbige in unmittelbarer Nähe zu haben.

Was Romane angeht, sollte man nicht mitten im Text die Perspektive wechseln. Wenn, dann Kapitelweise. Es gibt Autoren, die auch während dem Fließtext die Perspektive wechseln, aber das kommt sehr selten vor.
Danke für den Hinweis. Der Perspektivwechsel pro Kapitel (meist hüpfend personell, wenn man das so nennen darf, also personale Erzählperspektive je Kapitel und Protagonist) kommt scheinbar häufiger vor, als ich dachte. Innerhalb eines Kapitels zu springen stelle ich mir verwirrend vor.

Vielen lieben Dank für Deine erneute Rückmeldung!

du hast mich angefunkt. Aber ich muss dir sagen, dass ich mich nicht für den Experten halte, der die Feinheiten zwischen dem personalen und auktorialen Erzähler sicher erkennt. Für mich war/ist deine Geschichte aus personaler Perspektive erzählt.
Nun, ich wollte Dich aus der Diskussion nicht ausklammern, weil Du in Deinem ersten Kommentar um Aufklärung gebeten hattest. Da ich den Inhalt meiner Geschichte nicht in mehrere Kapitel gegliedert, sondern in einen Fließtext verpackt habe, wie Silvita so schön sagt, habe ich mich für die auktoriale Erzählperspektive entschieden. Für die personale Perspektive habe ich zu viele Informationen untergebracht, die ein einzelner, oder auch verschiedene Protagonisten gar nicht kennen können.

Aber genau das trifft ja auch auf jeden Autor zu. Deshalb bitte nicht durcheinander bringen. Ich würde die Aussage gerne erweitern und behaupten, der auktoriale E. mischt sich ein in Form von naseweisen Kommentaren, Erläuterungen zum Hintergrundgeschehen. Manchmal spricht er den Leser sogar direkt an (was ich übrigens ganz schrecklich finde) und gewährt ihm schon mal einen Blick in die Zukunft.
Da stimme ich Dir zu: Die Gefahr, das zu verwechseln, ist groß, aber der Erzähler ist, wie Du ja selbst sagst, nie der Autor. Man darf nicht vergessen: Der Autor könnte ein 80-jähriger Herr sein, der sich für eine jugendliche Erzählstimme (vllt. die eines 15-jährigen Mädchens) entschieden hat. In einer solchen Geschichte könnte das Mädchen als allwissende Erzählerin auftreten; vielleicht hat sie die Geschehnisse im Alter von zehn Jahren selbst erlebt und kann mit Gewissheit (durch Briefe, Erlebnissberichte der Freunde und deren Eltern, Videoaufzeichnungen) auch aus deren Perspektive (deren Erwartungen/Hoffnungen/Gefühlen) berichten. In jedem Fall ein kniffliges Ding, denn die 15-jährige Erzählerin könnte ebenso als Protagonistin auftreten, die aus ihrer personalen Erzählperspektive berichtet.

Hätte er geahnt, dass sein Ausbruch in einer Katastrophe enden würde, wäre er in Gefangenschaft geblieben.
Hä? Das leuchtet mir nicht ein. Akitos Ausbruch endet doch in einer wunderbaren Welt, in der er ein glückliches Zuhause findet und er darüber hinaus als Schnittstelle zwischen seiner Adoptivfamilie und einem vernachlässigten Mädchen fungiert, für das er zugleich Seelentröster ist. Akitos Ausbruch ist der Startschuss für all das Schöne, was dann folgt. Und selbst, wenn dem nicht so wäre, würde sicherlich kein Hund der Welt die Gefangenschaft vorziehen.
Entschuldige meine Pingeligkeit, aber wenn schon den auktorialen Erzähler "erzwingen", dann doch so: Hätte Akito geahnt, dass sein Ausbruch in einem liebevollen Zuhause endet, hätte er womöglich viel früher den Mut gefasst, auszubrechen. ;)

Andererseits hab ich nochmal gelesen und stoße auf Folgendes. Wenn ich davon ausgehe, dass die erste Passage aus Akitos Sicht erzählt ist, dann fallen diese beiden Sätze aus dem Rahmen.
Du meinst die Sätze: Es war Akito, der aufstand, [...], sowie: Und Fips wusste längst, dass ein Teil von Akitos Mahlzeit für ihn gedacht war.
Wenn man von der personalen Erzählperspektive ausgeht, stimme ich Dir voll und ganz zu.
Aber das tue ich nicht.

Da verlässt du zumindest die Perspektive Akitos und wechselst zu der von Fips. Ob man deswegen von einem auktorialen Erzähler ausgehen kann, zweifle ich nach wie vor an.
Darfst Du natürlich. Wie schon oben erwähnt, behaupte ich in dieser Hinsicht nicht, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben.

Aber vielleicht machen wir uns das Leben nur unnötig schwer. Wenn ich das richtig sehe, hat außer @Silvita und mir, niemand das Thema Erzählperspektive angesprochen.
[...]
Aber genau wissen, würde ich schon wollen, welche Perspektive hier vorliegt.
Eins steht fest: Es ist ein Mischling
Absolut! Akito ist ein Mischling ;). Dank der angeregten Diskussion mit Dir und Silvita werde ich künftig ein strenges Auge über Erzählperspektiven walten lassen. Habt beide vielen Dank dafür. Bereits das darüber knobeln, mich im Internet schlaumachen und den Austausch mit euch beiden, verzeichne ich als Gewinn.

Schön, dass Du nochmal reingeschaut hast. Vielen Dank für Deine Zeit.

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Hallo nochmal @Fliege,

die letzten Tage habe ich viel geschrieben (versuche mich gerade an Steven King's Tagesvorsatz, 2000 Wörter/Tag) und gestern Mittag noch WLAN-Ebbe erlitten - da ging nur Reinspicken mit dem Handy über mobile Daten. Habe zwar gehört, das Handy ließe sich als WLAN Router umfunktionieren, aber das überstieg dann doch meine überschaubare Geduld für Technik. Jetzt läuft alles wieder, nur ein paar Nerven musste ich dafür ansägen und letztlich doch Netzwerke neu einrichten. Entschuldige, dass ich Dich habe warten lassen.

Hast doch gut hinbekommen, finde ich jedenfalls.
Danke. Solch eine Rückmeldung tut gut, besonders dem schmerzenden Rücken, denn "der Koffer" platzt bald aus allen Nähten.

Ich bin mir jetzt nicht so sicher, wie fit deine Zielgruppe in Sachen Botanik ist, aber ich hätte keine Ahnung gehabt, was die Leute da in den Vorgärten haben, sprich, ich hätte kein Bild draus machen können. Vielleicht eher über die Farben der Blumen gehen?
Guter Hinweis, hab ich gar nicht dran gedacht. Eine Mischform aus Deiner und meiner Variante solls jetzt richten, d.h. Hyazinthen sind raus, Petunien gegen Margeriten getauscht, Rosen wurden die Farben gelb, rot, rosa verliehen und fliederfarbener Lavendel hinzugefügt.


Zu jeder Wohnung gehörte ein Balkon und auf manchen lagerten Müllsäcke oder sogar eine alte Matratze.
So wäre noch einfacher. Aber der Einsatz mit der Axt hat sich auf jeden Fall schon mal gelohnt.
Obgleich der Einsatz Schwielen an den Händen und schreiende Satzbausteine nach sich zog, kann ich Dir nur zustimmen. Axt "rules"! Danke für Deinen erfolgreichen Kampf gegen meine heißgeliebten Kilometersätze.

Ja, mach das lieber ganz vorsichtig. Man kann nie wissen ob die stechen, beißen oder treten. Gefährliche Sache das.
Absolut! Tränen sind geflossen, Widerstände wurden gebrochen, Worte getröstet und Adern angestochen; in Sachen SPO (;) auch hier bin nun schlauer) bin ich fast der Blutarmut erlegen. Aber es hat sich gelohnt!

In den weniger guten, ja. Und beim Roman hat man ja auch viel mehr Raum, um mal bisschen rechts und links vom Weg zu schauen. Wenn man es damit allerdings übertreibt, strapaziert man die geduld der Leser auch ordentlich und es ist eine Frage, wann ihnen der Faden reißt und sie das Buch weglegen.
Wertvoller Hinweis. Merci, merci. Da erinnere ich mich doch gleich wieder an eine weltweit gefeierte Romanserie, mit der ich so gar nichts anzufangen wusste.

Natürlich geschieht es und man kann sie auch in Texten verarbeiten. Ist jetzt auch nicht schlimm die Szene, nur eben gibt es keine neue Erkenntnis. Auch wenn es vorher im tell steht, ich als Leser weiß es dadurch eben schon.
Das werde ich im Hinterkopf behalten. Je weniger Wiederholungen, desto knackiger der Text.

Lisa bekommt zu Essen. Lisa wird nicht geschlagen. Kinder aus den Familien zu nehmen ist eine Entscheidung, die nicht so schnell getroffen wird. Weil das eine schwere traumatische Erfahrung für die Kinder ist, auch, wenn es um ihr Wohl geht und man denkt, sie hätten es dann besser. Aber ein Leben lang fragen sie sich, warum wollten meine Eltern mich nicht? Warum haben sie mich weggeben?
Das wurde mehrfach hinterfragt/erwähnt, scheint der Knackpunkt in meiner Geschichts-Konstruktion zu sein. Ich hoffe, dass Deine Fragen in den folgenden Teilen Genugtuung in Sachen logischer Abfolge erfahren. Im bestehenden Teil habe ich versucht, Deine Anregungen in den letzten Dialog einzuflechten. Die Dame vom Jugendamt musste ihre Aussage ansatzweise revidieren.

Was ich aber ziemlich genau aus meinem Umfeld weiß, ist, das diese Patenschaften vom Jugendamt durchaus als Lösung geduldet werden. Natürlich beobachten die das Kind trotzdem weiter.
Danke für diesen Hinweis aus Deinem Leben.

Und ich verstehe auch nicht, warum er die Jungs liebevoll zwickt, wenn er doch gerade so gar nicht liebevoll zu den beiden sein will.
Wer sagt, dass Akito Lukas liebevoll zwickt? Er will die zwei Blödmänner vertreiben, dabei war mir knurren zu harmlos und beißen zu aggressiv. Deshalb zwickt er. Ich fand Deinen Vorschlag gut, den Spannungsbogen über eine Lüge aufzubauen (reine Behauptung Akito habe gezwickt), aber ich hab da irgendwas im Hinterkopf, was geschrieben werden will. Und zu der Variante gehört das Zwicken eben dazu.

Lisa bekommt zu Essen. Lisa wird nicht geschlagen. Kinder aus den Familien zu nehmen ist eine Entscheidung, die nicht so schnell getroffen wird. Weil das eine schwere traumatische Erfahrung für die Kinder ist, auch, wenn es um ihr Wohl geht und man denkt, sie hätten es dann besser. Aber ein Leben lang fragen sie sich, warum wollten meine Eltern mich nicht? Warum haben sie mich weggeben?
Und je länger ich mich damit beschäftige, je mehr denke ich, Ute und Udo sollten Paten werden. So hätte Lisa alle Möglichkeiten und zwar selbstbestimmt. Will sie zu ihnen, kann sie. Will sie doch zu ihrem Vater (und sei aus dem Gedanken heraus, sie muss sich um ihn kümmern - solche Gedanken traue ich Lisa übrigens zu), kann sie auch das. Und eher würde das Jugendamt in dieser Situation sicher einen Familienhelfer bestellen. Aber so genau kenne ich mich damit auch nicht aus. Was ich aber ziemlich genau aus meinem Umfeld weiß, ist, das diese Patenschaften vom Jugendamt durchaus als Lösung geduldet werden. Natürlich beobachten die das Kind trotzdem weiter.
Selbe Antwort wie oben, ich versuche es erst noch auf meine Weise. Die letzten Tage habe ich fleißig an Folge-Kapitel gewerkelt. Bin schon sehr gespannt auf die Reaktionen, die da folgen.
Das traue ich ihr auch zu und finde es sehr realistisch/naheliegend. Könnte noch ein eigenes Kapitel geben ...

Das wäre doch im Sinne einer Lösung für Lisa. Sogar eine, indem man ihr diese traumatische Erfahrung Heim ersparen würde. Bei Pflegefamilien wird übrigens wert darauf gelegt, dass der Kontakt zu den Eltern nicht unterbunden wird (zumindest wenn sich daraus keine Gefahr für das Wohl des Kindes ergibt).
Danke für den wertvollen Hinweis. Es rattert im Stübchen. Ich finde es zugleich aber sehr reizvoll, einen Blick hinter die Heimwände zu werfen.

Ja, ich bin jetzt wirklich gespannt, wie sich das alles entwickelt. Ob Serie oder Roman oder die Geschichte hier. Wie auch immer Du Dich entscheidest - ich will es wissen :).
Und ich werde es Dich persönlich wissen lassen, also per pN. Bei solch hilf- und umfangreichen Stellungnahmen (mitlerweile Plural!:herz:) wie den Deinen, ist es das Mindeste!

Hab vielen Dank für das Anwerfen meiner Zahnräder.
Sobald sich mein Akito-Kapitel-Dschungel ein wenig lichtet, werde ich mich revanchieren.

Bis dahin fröhliches Summen und Brummen und liebe Grüße!

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Hallo @Tintenfass,

Du hast mir vielleicht meinen Samstag versüßt!

deine Geschichte wirkt auf mich wohl überlegt. Sie birgt einige Konflikte, behandelt brisante Themen und am Ende wartet ein versöhnliches Ende. Besonders gut gefällt mir, wie du die Geschichte gliederst und wie die einzelnen Stränge ineinanderlaufen, um am Ende zu einem Ganzen zu werden. Zusammen mit deinem unaufgeregten und einfühlsamen Schreibstil hat mir das einen schönen Lesefluss beschert.
Wie sehr mich das freut! Unaufgeregt und einfühlsam zergeht auf der Zunge. Auch, dass für Dich das Ineinanderlaufen der Stränge funktioniert. @Novak waren die einzelnen Teile zu wenig miteinander verzahnt, zu abrupt aufeinander folgend, falls ich sie richtig verstanden habe. Aber es ist eben viel Inhalt, der da unter einen Hut gebracht werden musste. Danke für Deine Einschätzung, freut mich ungemein!

Wir sind in Italien und ich bin unsicher, ob das ein Tierheim sein soll und ob dort so rücksichtslos Käfige gereinigt werden. Höchstwahrscheinlich schon. Ich dachte auch an einen rabiaten Züchter, oder so. Später, als Fips ein schönes Zuhause bekommt, ahne ich, dass wir in einem Tierheim sind, doch bis dahin tat ich mich schwer, die Anfangsszene richtig zu verorten.
Da muss ich dir zustimmen, womöglich sind Kinder-und Erwachsenengeschichte hier aufeinandergeprallt. In sogenannten "canile" werden die Käfige häufig/meistens so rabiat gereinigt wie beschrieben. Ein bis zwei Personen reinigen xy-viele Einzelzwinger. In jedem Zwinger leben mindestens fünf Hunde. Es bräuchte unzählige Menschen und noch mehr Willen, um all die Hunde spazieren zu führen. Also wohin mit ihnen? Sie verbleiben sie in den Käfigen, wenn der Wasserschlauch kommt. Die Umstände in einem solchen "canile" sind mit hiesigen Tierheimen nicht vergleichbar. Beispielsweise gibt es aus Hygienegründen keine Kuschelhöhlen, Decken etc.
Akito hätte auch einem deutschen Tierheim "entspringen" können, aber das wollte ich nicht. Ich mag die Szene mit Ute und Udo auf dem Rastplatz und den "harten Hintergrund" von Akito. Darum passt er ja so gut zu Lisa.
Dass Fips ein Zuhause bekommt, war Teil der Urfassung (bevor ich die Geschichte für die challenge hochgeladen habe). Als es dann soweit war habe ich - keine kluge Entscheidung - Fips Geschichte der Länge halber an den falschen Stellen ausgedünnt, woraufhin @svg, seine Testkrümel und @snif empört, wenn nicht gar verstört, nach seinem Verbleib gefragt haben (völlig zurecht, danke euch an der Stelle ;)). Dass er explizit ein "schönes" Zuhause bekommt, habe ich den Testkrümeln zuliebe eingefügt. Auch, wenn es sich mit der ruppigen Szenerie mitunter beißt. ABER es werden wirklich Hunde aus solchen canile vermittelt, auch nach Deutschland. Insofern beißt es sich nur auf den ersten Blick. Das Geschäft mit Hunden ist ein riesiges und leider lukrativ.

Das passt für mich mehr zu einem kleinen Hund. Der Hund in meiner Vorstellung würde Lisa wahrscheinlich umwerfen, wenn er die Pfoten auf ihre Schultern legt oder beim Herumtoben über sie stolpern. Ich kann mich aber auch täuschen.
Womöglich bekommt Akito noch ein eigenes Kapitel, um solche Verwirrungen auszumerzen. Scheint eine Schwäche am Text zu sein. Zugegeben, ich habe sein Äußeres nicht beschrieben (abgesehen vom Zottelfell) und nur seinen Charakter beleuchtet. Danke für den Hinweis!

Ich weiß nicht, wie du das machst, aber in der Szene mit U und U hatte ich Autoabgase in der Nase und Motorenlärm im Ohr. Sehr schön – auch die Dialoge der beiden.
Oh man, das schnurrt in meinen Ohren wie eine alte, dicke Katze oder ein T3 Bully. Wahnsinnig tolles Lob! Etwas auf Papier festzuhalten, was in Deiner Vorstellung Formen, Gerüche, Geräusche und Farben annimmt ... :herz:

Das kannst du weglassen. Man sieht oder hört doch, wie sich der Name zieht. Kommt am Ende noch mal.
Aiaiai, an der Stelle scheiden sich die Geister. Logisch, dass ich im Lager "pro" rumlunger, sonst hätte ich es nicht geschrieben. Gerade weil es am Ende nochmal vorkommt, mag ich es so gerne, quasi als Rahmen. Ich denke drüber nach, vielleicht taucht noch ein anderes Bild als das des Kaugummis auf. Aber auch das käme dann zweimal vor.

Zwei Häuserblocks südlich von Udos und Utes Haus endeteN die hübschen Vorgärten mit blühenden Hyazinthen, Rosen und Petunien. Dort, wo in einem Haus meistens zehn Familie wohnten und wo es keinen Garten, aber Balkone gab, auf denen auch mal Müllsäcke oder sogar eine alte Matratze gelagert wurden. Dort, in dieser Gegend wohnte Lisa.

Wenn »Balkone«, müsste es dann nicht »Gärten« heißen?
»blühenden« könnte man streichen. Wenn ich an Rosen, Petunien usw. denke, habe ich sowieso blühende Pflanzen vor mir.

Oh je, Asche über mein Haupt! Es wurde zurecht kritisiert (hallo und tschüss geliebte Satzmonster) und bereits in wunderbare Gegenvorschlägen umformuliert. Ich dachte, ich hätte es längst geändert, habe es aber tatsächlich erst gestern geändert. Für Deine gründliche Fleißarbeit an dieser Textstelle, die Du Dir hättest ersparen können, wenn ich einen besseren Überblick über bereits geändertes und noch zu änderndes behalten hätte, hier die Überarbeitung (um Dir wenigstens das Suchen im Text zu ersparen):
Ute und Udo wohnten in einem hübschen Wohnviertel: rote, gelbe und rosane Rosen, fliederfarbener Lavendel und weiße Margeriten schmückten die Vorgärten der Einfamilienhäuser. Zwei Häuserblocks südlich davon wohnte Lisa. In einer Gegend, in der nicht eine, sondern zehn Familien in einem Haus lebten. Dort gab es keine Vorgärten. Zu jeder Wohnung gehörte ein Balkon und auf manchen waren sogar Müllsäcke gelagert oder hier und dort eine alte Matratze.
Lisa stand vor ihrem Kleiderschrank ...

Ich bezweifle, dass Kinder mit dem Begriff etwas anfangen können.
Stumpfes Haar ... mag sein, dass Du richtigliegst. Eignet sich aber, um nachzufragen. Wenn ich früher über solche Worte gestolpert bin, habe ich mir den Duden geschnappt (in guter alter Papierform). Wer dazu keine Lust oder niemanden, den man fragen könnte in Reichweite hat, kann mMn problemlos drüberlesen, ohne zu stolpern.

Dass-Sätze finde ich nicht elegant. Hier kommt es gleich zweimal vor.
Mein Vorschlag:
So schnell, dass sie das zweite Klingeln nicht verpasste, und doch so langsam, um niemals vor dem ersten Klingeln da zu sein.
Das »und« könnte eigentlich auch weg.
Mein geliebtes "und" bleibt, weil es in meinen Ohren dem Vorleseklang dient. Doppel-dass hat sich nach Deinem Hinweis verabschiedet. Kann man mögen (ich zum Beispiel), muss man aber nicht. Dein "um" finde ich elegant, habe ich übernommen. Danke, dass Du es mir ausleihst. ;)

Hier würde ich vorschlagen, »sie« durch »dich« zu ersetzen. Lisa durchlebt in diesem Moment noch mal das Unglück und ich schätze, ihre Gedanken sind ganz bei der Maus. Da wäre »dich« passender.
Schöner Hinweis. Auch das habe ich gerne übernommen.

Die Szene mit der Maus finde ich gut geschrieben. Man kann sich prima in das Mädchen hineinversetzen. Die Außenseiterin, die einmal im Mittelpunkt steht, die neugierige Meute, die sich einmal für die Außenseiterin interessiert. Auch Lisas Panik kann ich mir vorstellen, da sie die Maus eigentlich retten wollte.
Toll! Dabei waren meine Wangen schon bei den Motorengeräuschen tomatig. :D
Hab vielen Dank für diesen Lese-Eindruck.


„Ich komme!“ Sie beeilte sich KOMMA? seinem Ruf zu folgen (leider weiss ich nur, wie man Kommentare zitiert, nicht aber Zitate)
Gute Frage, eine meiner klassischen Stolpersteine: Kommaregeln bei Infinitivgruppen.
Ich glaube, Du hast recht mit deinem Kommavorschlag.
Nochmal nachschlagen:
(1) Die Infinitivgruppe hängt von einem Substantiv ab: CHECK! :hmm: Oder doch nicht? Wäre es dann nicht andersherum? (Beispiel, wenn auch sinnbefreit: Sie folgte seinem Ruf, um sich zu beeilen?"
Wenn mich nicht alles täuscht, ist "seinem Ruf zu folgen" ein Infinitivsatz.
Seinem Ruf zu folgen bezieht sich ja darauf, dass sie sich beeilt. Ohne Ruf keine Beeilung.
Das sind die Momente, in denen ich mir einen meiner zwei wahrlich tollen, ehemaligen Deutschlehrer herbeiwünsche. Oder alternativ einfach den geschätzen @Friedrichard? (Würdest Du Dich unserer Torheit erbarmen, lieber Friedel?)
Bis zur endgültigen Klärung lasse ich die Stelle unverändert stehen. Danke für Dein Adlerauge!


Die Redebegleitsätze hinderten hier meinen Lesefluss. Man könnte ein bisschen streichen, wegen der Absätze ist eh klar wer spricht.
Recht hast Du! Alle konnte ich nicht streichen, das schmerzte zu sehr. Aber manch einer musste dem Lesefluss weichen und über Bord gehen! Auch hier: Merci à toi!
Fliege hat mir da bereits die Augen geöffnet; mir war nicht klar, dass meine Liebe zu Redebegleitsätzen so ausufert, dass ich selbst nicht-Redebegleitsätze gezwungen habe, so zu tun, als wären sie welche.

»Aua« braucht keine eigene Zeile. Das gehört meiner Meinung nach zu „Ich komme!“
Und warum »Aua!«? Da fehlt was. Ein Stolpern und Anschlagen vielleicht.
Aber sie stolpert doch über den Wäschehaufen. Wobei, eigentlich hast du wieder recht. Im Text steht nur: Sie beeilte sich (,??) seinem Ruf zu folgen und übersah dabei den Berg aus Schmutzwäsche, der in der Türschwelle zum Wohnzimmer lag.
Ich dachte beeilen und übersehen reicht aus, um das Stolpern zu implizieren. Irgendwie käme es mir ungelenk vor, es extra hinzuzufügen.

Der Satz, der mit »Aber bevor du …« beginnt und mit dem kalten Bier endet, könnte auch nacheinander geschrieben werden. Spricht ja alles der Vater und ich denke, Lisas erwartungsvolles Aufsehen erzwingt keinen Zeilenumbruch.
Ja und nein. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, weil ich auf diese Weise einen Hoffnungsschimmer in Lisa verstecken konnte.
Sie erhält den Befehl, die Wäsche aufzuräumen und sieht geknickt zu Boden.
Als er dann weiterspricht (bevor du in die Schule gehst), glaubt Lisa, ihr Vater würde zur Abwechslung was Nettes zu ihr sagen (drück mich nochmal, gib Papa einen Kuss). Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Wiederholungen. Warum nicht knapper: Lukas bastelte aus Kugelschreiber und Gummi eine Zwille,
Gekauft. Gefällt mir.

Bitte sag, dass das nicht die Hand ist, an der Akito, der jetzt Karl heißt, geleckt hat.:sconf:
:D:D:D Das überlasse ich ganz Deiner Vorstellung.

Aber mal davon abgesehen, finde ich diese Szene richtig süß. Die hat Wiedererkennungswert.
:herz: Wow, noch so ein schönes Kompliment. Mein Text freut sich, und ich erst! Erkennst Du, wie schokoladig mein Samstag durch Dich wurde?

Akito wedelte mit seinem Schwanz, als sei es ein Propeller, mit dem er in die Luft abheben wollte.

»der«?
Um mich mit Dir in der versöhnlichen Mitte zu treffen, habe ich mich für "er" entschieden. Denn es, also "das Schwanz" ist es wohl wirklich nicht. Danke vielmals.

Das braucht es nicht. Man erkennt an der Frage die Freundlichkeit.
Habe nicht nur das freundlich, sondern gleich den ganzen Redebegleitsatz gestrichen. Schön, dass die Freundlichkeit oder auch Zärtlichkeit von Lisas Frage bei dir angekommen ist. Über die Stelle bin ich beim Schreiben zweimal gestolpert, die erste Formulierung (unveröffentlicht) war zu ruppig.

Eine Zwischenfrage: Müsste es nicht auffallen, wenn ein Kind zur Schul-Krankenschwester geschickt wird, dort aber nicht auftaucht?
Klar fällt das auf. Gibt sogar Klassenbucheinträge und Briefe an die Eltern (hier nur den Vater). Aber der interessiert sich nicht dafür, unterschreibt alles "ungesehen", damit er seine Ruhe hat. Lisa weiß das, deshalb spaziert sie auch "unbekümmert" (zumindest in dieser Angelegenheit) aus der Schule.

Lass uns die noch ein bisschen ärgern?
Wenn ich recht erinnere, ist dieser Satz schon einmal "unangenehm aufgefallen". Aber den will ich einfach nicht ändern, weil die Jungs eh so flapsig daherreden. :p Die kümmern sich nicht um Rücksichtnahme, Einfühlungsvermögen und fehlerfreies Deutsch.

Vollpfosten
:lol: DANKE! Und vor allem: nicht wahr!? Was für Arschgeigen!
Und hier kommt schon der nächste Einwurf von Dir, der Akitos und nicht zuletzt mein Herz erwärmt hat:
Heldenhaft wie Lassie

Er kennt die Mutter nicht, duzt sie aber?
Oh, hat mein Text den Anschein erweckt, dass Thomas Lukas' Mutter nicht kennt? Das wollte ich gar nicht. Lukas und Thomas sind gut befreundet, besuchen sich gegenseitig zu Hause. Deshalb duzt er sie.

Dass Lisa brünett ist erfährt man hier, glaube ich, zum ersten Mal. Ungeschickt, wenn man sie sich bis dahin schwarz- oder rothaarig vorgestellt hat.
Stimmt, so eine Info weit hinten im Text zu verstecken, ist nicht wirklich clever. Um niemandes Vorstellung anzukratzen, ist die Haarfarbe inzwischen verschwunden.

Wo ist denn die Mutter? Im Krankenhaus? Zur Fortbildung? Versteckt sie sich bei einem Lover oder muss sie ihre Eltern pflegen? Es gibt doch sicher einen Grund, warum sie nicht bei Ehemann und Tochter ist. Und ist das Verschwinden der Mutter der Grund, weshalb der Vater trinkt und der Kühlschrank leer ist, oder ist die Mutter wegen der Trinkerei abgehauen? Und was macht das mit Lisa? Kinder hängen doch an ihren Eltern, auch wenn es innerhalb der Familie nicht rund läuft. Ich hätte mir hierzu ein paar Infos gewünscht – auch bezüglich der Pflegeeltern, die sie am Ende bekommt. Reicht die geschilderte Situation eines überforderten, trunksüchtigen Vaters aus, um ihm das Kind wegzunehmen? Ich bin da unsicher.
Zweifelsohne! Vor Dir sind schon andere über die Mutter gestolpert. Sie wird Bestandteil der Fortsetzung sein.
Auch das sorgt für Diskussionsstoff. Möchte aber nichts vorwegnehmen, denn auch das wird in der Fortsetzung aufgegriffen.

Da stimmt was nicht mit der Formatierung. Hinter »betraten« hätte es noch Platz für die nächsten zwei, drei Wörter.
Allerdings, da ist etwas verrutscht. Inzwischen sind die Wörter wieder zusammengerückt.

Hat mir Spaß gemacht, mich mit deiner Story zu beschäftigen. Vielen Dank dafür.
Und mir hat es Spaß gemacht, mich mit Deinem ausführlichen Kommentar zu beschäftigen. Meine Geschichte hat sich dadurch verbessert, mein Hirn hat frisches Futter.

Zum Schluss nochmal ein ganz großes DANKESCHÖN. Den Film "Hachiko" kenne ich übrigens nur von Plakaten und von bewegten, begeisterten Berichten. Wenn Du während meiner Geschichte an diesen Film denken musstest, ist es wohl höchste Zeit für mich, da was nachzuholen.


Beste Grüße (und mittlerweile auch "Gute Nacht" oder fast schon "Guten Morgen")
Frieda Kartell

 

„Ich komme!“ Sie beeilte sich KOMMA? seinem Ruf zu folgen
(leider weiss ich nur, wie man Kommentare zitiert, nicht aber Zitate)
notfalls Karo einfach wie ich jetzt,

liebe Frieda.

Vom Prinzip her ist es korrekt, die Infitivgruppe hängt (wenn auch nicht sofort erkennbar) von einem Substantiv ab, das ganz hervorragend von einem Pro-Nomen vertreten wird, aber als eine letzte Änderung vor allem der Kommaregeln wurde eine übergeordnete Regel* hinsichtlich der komplexen Prädikate eigeführt, heißt mehrstelligen (meist zweistelligen) Prädikaten, die oft durch Modalverben (lassen z. B. "laufen lassen") gekennzeichnet sind.

Ist die Frage, ob sich beeilen +(zu) folgen EIN Prädikat bilden oder nicht. Ich find eher nicht.

Tschüss

Friedel

* (Die Regel besteht aus zwei kurzen Sätzen: "Der Infinitiv mit zu bildet mit einem übergeordneten Verb ein komplexes Prädikat. In diesem Fall wird kein Komma gesetzt"

 

Manchmal steht man wie der Ochs vorm Berg,
über den man es zuvor bereits rüber geschafft hatte. Mit Quote in Klammern lässt sich das Lösen, jetzt hab ichs wieder :)

Dankeschön, werter Friedel, insbesondere für die Nachhilfelektion.

das ganz hervorragend von einem Pro-Nomen vertreten wird

In dem Fall "seinem"

Der Infinitiv mit zu bildet mit einem übergeordneten Verb ein komplexes Prädikat. In diesem Fall wird kein Komma gesetzt"

Diese Regel wird sofort in mein an der Wand hängendes Plakat übernommen: Kommaregeln* bei Infinitivgruppen.

Das sind aber auch verflixte Mistkerle!

Herzliche Grüße
Frieda Kartell

 

Ich nochmals, wenn ich darf.

Unter https://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/komma

liebe Frieda,

finden sich die Kommaregeln. Ich verweise deshalb darauf, weil die genannte Regel fast ein Jahrzehnt, also verdammt lange nach dem vermeintlichen Ende der Rechtscheibreform (2006) erfolgte, die ja überwiegend von den Kultusministerien bestimmt wurde. Das richtige Kunststück ist ja, den Sprachwandel in den Regeln unterzubringen. Betrifft ja keine zehn Gebote, die in Stein gehauen werden.

Tschüss

Friedel

 

Hallo @Frieda Kartell,

danke für deine umfangreiche Antwort. :thumbsup:

ABER es werden wirklich Hunde aus solchen canile vermittelt, auch nach Deutschland. Insofern beißt es sich nur auf den ersten Blick.

Mein erster Blick und auch der zweite war durch die rosarote Brille – wie meistens wenn es um Tiere, Kinder bzw. Schutzbefohlene geht. Gemessen an der Realität passt die Einstiegsszene dann schon.

Ich denke drüber nach, vielleicht taucht noch ein anderes Bild als das des Kaugummis auf. Aber auch das käme dann zweimal vor.

Ich habe mich nicht am Kaugummi-Vergleich gestört, der passt eigentlich ganz gut. Den langzuziehen machen Kinder ja gerne. Wenn ich es mal krass ausdrücke, kam mir dieser Hinweis wie ein Schlag auf den Hinterkopf vor, damit der Groschen endlich fällt. Dabei habe ich es auch ohne diesen kapiert. Steht doch da: „Uuudooo!“ :D
Ich will da nicht ewig rummachen, schließlich bist du hier der Boss, eine Alternative gäbe es aber noch: Du belässt das langgezogene Kaugummi in der Italien-Szene und streichst es dafür in der Szene am Ende. Deine Leser erinnern sich dann automatisch daran. Aber wie gesagt: Du bist der Boss.

Der Absatz, in dem die beiden Wohnviertel verglichen werden, lässt sich jetzt bedeutend besser lesen. Die Überarbeitung hat sich gelohnt. Ich meine allerdings, »rote« könnte man großschreiben, da es einem vollständigen Satz voransteht.
Ute und Udo wohnten in einem hübschen Wohnviertel: Rote, gelbe und rosane Rosen, fliederfarbener Lavendel und weiße Margeriten schmückten die Vorgärten der Einfamilienhäuser.

Stumpfes Haar ... mag sein, dass Du richtigliegst. Eignet sich aber, um nachzufragen.

Ein guter Gedanke

Bis zur endgültigen Klärung lasse ich die Stelle unverändert stehen.

Habe die Aufklärung von @Friedrichard gelesen. Danke auch von meiner Seite.

Fliege hat mir da bereits die Augen geöffnet; mir war nicht klar, dass meine Liebe zu Redebegleitsätzen so ausufert, dass ich selbst nicht-Redebegleitsätze gezwungen habe, so zu tun, als wären sie welche.

Irgendwann geben sie alle nach. :D
Ich dachte beeilen und übersehen reicht aus, um das Stolpern zu implizieren. Irgendwie käme es mir ungelenk vor, es extra hinzuzufügen.

Wahrscheinlich kann das unterschiedlich gelesen und im Kopf zusammengebaut werden. Ich hatte da eine Lücke, ähnlich wie früher am Plattenspieler, wenn die Nadel hüpfte. Mir hätte es gereicht, wenn ich statt »übersah«, »stolperte« lesen würde.
„Ich komme!“ Sie beeilte sich seinem Ruf zu folgen und stolperte dabei über den Berg aus Schmutzwäsche, der in der Türschwelle zum Wohnzimmer lag.

Um mich mit Dir in der versöhnlichen Mitte zu treffen

Das ist nicht nötig. Du entscheidest was du aus den Vorschlägen brauchst und was nicht. Nimm nur keine Rücksicht auf meine Befindlichkeiten. Ich verkrafte das schon - irgendwann. :lol:

Aber den will ich einfach nicht ändern, weil die Jungs eh so flapsig daherreden

Das verstehe ich. Nur klingt das für mich hier nicht flapsig, sondern falsch. Ich habe mir die Dialoge der beiden angesehen, die waren teilweise schon umgangssprachlich, aber mir ist nicht aufgefallen, dass die ganze Wörter verschluckten. Das sollte dann konsequenter durchgezogen werden.

Oh, hat mein Text den Anschein erweckt, dass Thomas Lukas' Mutter nicht kennt?

Ja, hier:
„Ist da Lukas‘ Mom?“

Wenn er sie kennt, hätte er dann nicht »Bist du das, Hildegard – oder wie auch immer sie heißt, gefragt?

Möchte aber nichts vorwegnehmen, denn auch das wird in der Fortsetzung aufgegriffen.

Es wird eine Fortsetzung geben? Wie schön. Ich hoffe, ich bekomme das rechtzeitig mit, wäre gerne wieder mit an Board.

Wenn Du während meiner Geschichte an diesen Film denken musstest, ist es wohl höchste Zeit für mich, da was nachzuholen.

Ja, mach das mal. Laut fernsehserien.de kommt er am Do, 08.10.2020, 20:15–22:00 auf ServusTV Deutschland, sowie Fr, 09.10.2020 um 01:00, ebenfalls ServusTV Deutschland.

Nun wünsche ich dir viel Spaß am Weiterschreiben und freue mich, irgendwann einmal lesen zu können, wie es mit Lisa und Akito weitergeht.

Gruß, Tintenfass

 

Guten Morgen liebe @Frieda Kartell

verzeiht mir bitte die Verzögerung, die Fortsetzung von Lisas & Akitos Geschichte und technische Internetflauten haben dazu geführt.

Alles gar kein Problem :herz:

Danke für den Hinweis. Der Perspektivwechsel pro Kapitel (meist hüpfend personell, wenn man das so nennen darf, also personale Erzählperspektive je Kapitel und Protagonist) kommt scheinbar häufiger vor, als ich dachte. Innerhalb eines Kapitels zu springen stelle ich mir verwirrend vor.
Vielen lieben Dank für Deine erneute Rückmeldung!

Gern geschehen! Ja, das kommt in Romanen recht häufig vor. :)

Absolut! Akito ist ein Mischling ;). Dank der angeregten Diskussion mit Dir und Silvita werde ich künftig ein strenges Auge über Erzählperspektiven walten lassen. Habt beide vielen Dank dafür. Bereits das darüber knobeln, mich im Internet schlaumachen und den Austausch mit euch beiden, verzeichne ich als Gewinn.

Das ist sehr schön und wie schon geschrieben, ich liebe Akito und Deine Geschichte und bin gespannt, ob Du daraus ein Buch machst oder was noch so von Dir kommt.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Tag,
Silvita

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Friedel, (@Friedrichard)

Du bist unter meinen Geschichten immer gerne gesehen!

Dem Fall von: „Ich komme!“ Sie beeilte sich (KOMMA?) seinem Ruf zu folgen ...
würde doch, wie ja schon mehrfach gesagt, eigentlich Duden D125 (2) [... hängt von einem Substantiv ab] entsprechen, wäre da nicht die Sache mit den satzwertigen Infinitivgruppen.

"Seinem Ruf zu folgen" ist doch nicht (Neben-)satzwertig. Also entfällt das Komma, wie du ja selbst sagst. Das wäre dann auch D125 (3), wobei Die Infinitivgruppe mit einem hinweisenden Wort angekündigt oder wieder aufgenommen wird<§ 75 (3)>. [hier: beeilen, zu folgen].

D125 sagt ja auch (zu 2+3) "man kann ein Komma setzen, um die Gliederung des Satzes deutlich zu machen oder Missverständnisse auszuräumen", muss aber nicht.

Ich könnte mich natürlich auch für die leichte Variante entscheiden:
Sie beeilte sich, um seinem Ruf zu folgen.
Da greift dann Duden D125 (1) (Die Infinitivgruppe wird durch eine der folgenden Konjunktionen eingeleitet: als, anstatt, außer, ohne, statt, um <§ 75 (1)>.) , also ein obligatorisches Komma.

Aber einfach liegt mir nicht.

Durch die komplexen Prädikate habe ich mich, dank Dir, auch nochmal durchgewühlt.
Beeilen dürfte, wie du ja selbst sagst, kein modales Hilfsverb zu "folgen" sein.
Ich würde beide Verben als gleichrangige Prädikate bezeichnen.

Hänge mich da aber auch gerade weit aus dem Fenster. Wie dem auch sei, meine Fachfuchtelei dient wohl am ehesten der/zur/meiner Auffrischung.

Betrifft ja keine zehn Gebote, die in Stein gehauen werden.
Da werde ich nicht recht schlau draus. Zumindest sind die zehn Gebote eindeutig und klar formuliert. Das trifft zwar auch auf die Kommaregeln zu, was allerdings die Rechtschreibänderungen anbelangt, schüttle ich noch manches Mal ungläubig den Kopf: Mit Schifffahrtspatenten, Brennnesseln und Fetttriefendem werde ich mich wohl nie anfreunden.
Schiffahrtspatente waren mir einfach sympathischer.

Hab vielen Dank!
Liebe Grüße
Frieda Kartell

--------------------------------------

Hallo nochmal @Tintenfass

Du belässt das langgezogene Kaugummi in der Italien-Szene und streichst es dafür in der Szene am Ende. Deine Leser erinnern sich dann automatisch daran.
Wird übernommen. Einen Effekt gleich vierfach darzustellen gleicht schon ein bisschen dem Holzhammer. Dank Deiner "hartnäckigen" (eigentlich gemeint: gründlichen) Analyse erkenne ich es jetzt endlich. Da hab wohl ich den Holzhammer gebraucht.

Ute und Udo wohnten in einem hübschen Wohnviertel: Rote, gelbe und rosane Rosen
Stimmt auch. Wird geändert. Steht ja, wie du selbst sagst, als eigenständiger und nicht als Nebensatz da.

Ich hatte da eine Lücke, ähnlich wie früher am Plattenspieler, wenn die Nadel hüpfte. Mir hätte es gereicht, wenn ich statt »übersah«, »stolperte« lesen würde.
Schönes Bild, bleibt "hängen". Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht -- irgendwie ist das meine Devise. Wenn ich das jetzt aber so klar und deutlich vor mir sehe, wie Du es dargestellt hast, kann ich mich nur ergeben und Dir voll und ganz zustimmen. Übersehen fliegt raus, stolpern erhält Einzug. Ist auch so viel knackiger als beeilen und übersehen.

Ich verkrafte das schon - irgendwann.
:lol: Ein Glück bin ich haftpflichtversichert. Gib Bescheid, falls Du gravierende Folgeschäden bemerkst.

Das verstehe ich. Nur klingt das für mich hier nicht flapsig, sondern falsch. Ich habe mir die Dialoge der beiden angesehen, die waren teilweise schon umgangssprachlich, aber mir ist nicht aufgefallen, dass die ganze Wörter verschluckten. Das sollte dann konsequenter durchgezogen werden.
Guter Hinweis, vielen Dank. Werde vorläufig "uns" in den Satz einfügen und zu einem späteren Zeitpunkt die Dialoge von Thomas und Lukas auf fehlende Flapsigkeit überprüfen.

Wenn er sie kennt, hätte er dann nicht »Bist du das, Hildegard – oder wie auch immer sie heißt, gefragt?
Oh man, ja. Hätte er! Wird ebenfalls übernommen. Zwar wird es wohl keine Hildegard, weil ich das mit etwas tantigem assoziiere. Dafür ist Lukas' Mom in meinem Kopf zu business-like (oh je, jetzt muss ich erstmal den Anglizismus verdauen :sconf:).

Es wird eine Fortsetzung geben? Wie schön. Ich hoffe, ich bekomme das rechtzeitig mit, wäre gerne wieder mit an Board.
Das freut mich sehr. Ich werde Dir auf jedenfall eine pN schicken, wenn es soweit ist. Da ich mich aber gerade ein wenig verstricke, gönne ich mir zwischendurch einen Text von Dir. Nicht nur, dass ich da sehr gespannt drauf bin, Abstand hilft ja bekanntlich auch.

Nun wünsche ich dir viel Spaß am Weiterschreiben und freue mich, irgendwann einmal lesen zu können, wie es mit Lisa und Akito weitergeht.
Vielen, lieben Dank. Dass mehrere Köche den Brei verderben, trifft eben nicht überall zu. ;):thumbsup:
Dass Du mich als "Boss" bezeichnest, lasse ich mir noch eine Weile auf der Zunge zergehen.

Liebe Grüße,
Frieda Kartell

PS: Danke für das Raussuchen des Films! Ist vorgemerkt, wird aufgenommen, Popcorn ist gekauft. Ich berichte dann, wie er mir gefallen hat.


-----------------------------------

Liebe @Silvita,

auch Dir nochmal vielen Dank für Deine Zeit.
Es ist echt beeindruckend, wie viele Kommentare Du raushaust und vor allem, wie schnell Du dabei bist! Ich spiele, zugegeben, unter einigen anderen Geschichten Mäuschen und finde es genial, dass Du dich so intensiv in den Austausch reinhängst. Wenn man den richtigen Umgang mit Kritik und Kritik an Kritik draufhat - und daran habe ich bei Dir nicht den leisesten Zweifel - kann man wahnsinnig viel dazugewinnen. Wortkrieger hilft einem über die eigene Betriebsblindheit hinweg.
Bereitet mir Freude, Deinen Austausch zu verfolgen. :thumbsup:

Liebe Grüße
Frieda Kartell

 

Durch die komplexen Prädikate habe ich mich, dank Dir, auch nochmal durchgewühlt.
Beeilen dürfte, wie du ja selbst sagst, kein modales Hilfsverb zu "folgen" sein.
Ich würde beide Verben als gleichrangige Prädikate bezeichnen.

Ufftatta,

dat wird abba für mich hia heut'n intellektülla Höhenflug -

liebe Frieda,

aber wie modale Verben zu Vollwerben auferstehen können (die Sonne scheint* und der MOnd scheint** nur zu scheinen), so dürfen auch Vollverben sich verpaaren im komplexen Prädikat (mir fällt jetzt spontan nur "laufen gehen" ein, wobei ich auch schon mal schwimmen geh usw.

und "(s)einem Ruf folgen" ist durchaus wert, ein Satz genannt zu werden nicht nur im Imperativ "folg(e) dem Ruf!"

Das wirklich entscheidende ist doch immer, dass man verstanden wird und was der Sprecher/Autor "eigentlich" sagen will. Da hat die gesprochene Sprache alle Vorteile auf ihrer Seite. Es gibt keine Grammatik der gesprochenen Sprache, da darf zur Buchstabensuppe jede Menge Zeichen zugegeben oder entzogen werden bis zur zeichenlosen Suppe.

Wat binnisch heut widda kluch - ne ...

Tschüss anne Frieda vonnet Dante Friedchen

 

Guten Morgen liebe @Frieda Kartell,

gern geschehen. Ich hatte viel Spaß dabei.

Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich über Dein Lob und Deine Worte freue. Tausend Dank dafür!
Es ist schön, dass Du bei anderen Geschichten Mäuschen spielst :thumbsup:
Ich freu mich total, dass es Dir Freude bereitet, meinen Austausch zu verfolgen.
Herzlichen Dank :herz:

Ganz liebe Grüße und eine schöne Woche,
Silvita

 

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