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  • Challenge: Der Ort, der aus dem Rahmen fällt
    Lest, kommentiert und stimmt in Kürze für eure Lieblingsgeschichten aus der Challenge Der Ort, der aus dem Rahmen fällt ab.

Zwei Flecken

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02.12.2025
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Zwei Flecken

Zwei Flecken​

Wir kannten uns jetzt seit zwei Monaten, Tinder, natürlich. Aber irgendwie fühlte es sich diesmal besser an, als ob mehr daraus werden könnte als einige heiße Nächte. Er war aufmerksam und hörte zu. Er war zärtlich. Das taten sie alle am Anfang. Warum eigentlich? Es ging langsam vorwärts, da war kein Druck. Er war trotzdem zärtlich. Er erzählte nicht nur von sich. Aber er erzählte, wie es ihm ging und was ihn bewegte. Vielleicht mochte ich das am Meisten. Dass er über seine Gefühle reden konnte.

Nun hatte also alles endlich mal geklappt. Die beiden Kinder waren diese Woche bei ihrem Vater. Und er hatte auch das Wochenende mit seiner Tochter tauschen können. Endlich mal ein bisschen mehr Zeit füreinander.

Einen Tag in Hamburg also. Erst waren wir am Hafen, Speicherstadt, Elbphilharmonie, Treppen, Straßen. Krabbenessen. Dann waren wir im portugiesischen Viertel essen. Spontan. Wollte er gerne. Kannte ich noch gar nicht. Spannend. Essen wie im Urlaub. Und der Rotwein war echt lecker.

Dann Weihnachtsmarkt am Rathaus. Wollte ich gerne. Ich liebe Weihnachtsmärkte. Dieser ist besonders schön. Man sieht über die Alster auf die leuchtende Fontäne, alles glitzert.Draußen kalt und innen warm Wir gingen langsam zum Hotel hinüber, Arm in Arm.

Jetzt also hier. Schönes Zimmer in einem älteren Haus mit Stuckdecken, Blick hinüber Dammtor und Planten und Blomen. Die Tür fiel ins Schloss. Wir waren allein.

Das erste Mal allein über Nacht. Mein Herz klopfte. Ein bisschen wie 17 sein.

Wir plauderten noch ein bisschen, aber eigentlich wollten wir beide wohl bald ins Bett.

Ich ging also zuerst ins Bad, er wartete auf dem Bett und las in seinem Buch.

Schmuck ablegen, waschen, Zähne putzen. Wie wie sehe ich eigentlich aus? Etwas müde jetzt. Die kleine Falte um die Augen war früher auch nicht da.Ist halt so. Sonst geht’s.

Ich öffnete die Tür. Er kam zum Zähneputzen herein. Im Vorbeigehen streiften wir uns kurz. Meine Hüfte, sein Po. Einfach so. Er wich nicht zurück. Er putzte Zähne. Ich ging heraus und begann mich auszuziehen Er kam heraus als er fertig war.

So standen wir also vor dem Doppelbett. Nur die Bettlampen waren an. Wassergläser auf den Nachtschränken, je eine Flasche. Vor draußen warmer Lichtschein von den Straßenlaternen. Frisch bezogenes Hotelbett.

Wir standen uns gegenüber. Er zögerte, guckte ein bisschen verlegen, wartete. Ein Moment Stille, wir sahen uns an.

Ich löste mein BH, legte ihn über den Stuhl. Er lächelt, zog jetzt selbst die Unterhose aus, legte sie langsam zu den anderen Sachen und schlüpfte schnell unter die Decke.
Ich tat es ihm nach. Er löschte das Licht. Das erste Mal nackt zusammen. In einem frisch gemachten Bett. Hatte ich schon erwähnt, das ich das liebe, dieses Gefühl von frischer Wäsche auf nackter Haut, diesen Duft von „frisch gewaschen“.

Er hielt noch Abstand. Nur seine Hand kam zaghaft zu mir herüber und ergriff sachte die meine, drückte sie weich. . Einen Moment lagen wir so da. Ich begann seine Hand zu streicheln. Größer als meine, kräftiger. Doch weich, besonders am Handrücken. Einzelne Haare kitzeln. Muskelansätze an seinem Unterarm .

Er drehte sich zu mir auf die Seite. Seine Hand liegt auf meiner Schulter, kräftig, zart.

Dann beginnt seine Hand vorsichtig, meinen Rundungen zu folgen.

Mir wird warm, ich beginne tiefer zu atmen. Und schneller.

Ich kuschele meinen Kopf an seine Schulter, sicher umfangen von seinen Armen. Ein tiefer Kuss. Seine Lippen , zart, feucht, so sanft auf meinen. Ein Hauch Pfefferminz vom Zähneputzen. Sein Herz klopft deutlich

Seine Hand wird jetzt mutiger, findet die Stellen, die sich aufregend anfühlen. Mein Atem geht schneller als ich möchte. Er hält mich jetzt fest im Arm. Eine Straßenbahn rattert draußen vorbei. Ihr Lichtstrahl fällt durch den Schlitz zwischen den Gardinen, wandert durch das ganze Zimmer.

Ich möchte ihn jetzt einfach noch näher haben.Ziehe in zu mir, warte auf ihn, zitternd vor Aufregung und Vorfreude.

In diesem Moment ändert sich plötzlich etwas in ihm. Er stockt plötzlich, zögert. Sein Körper, der mir eben noch erwartungsvoll entgegenkam, wird schlaff und weich. Er dreht sich zurück auf den Rücken.

“Es tut mir leid.” sagte er. Seine Stimme klang leise, etwas eintönig, traurig. “Es geht gerade nicht.” Er hält mich weiter im Arm, jetzt wieder weich und zart.

Ich setze mich auf, reiche ihm mein Wasserglas. “Macht nichts,” sage ich. Er nimmt dankbar “Vielleicht später.” sage ich. Er stellt das Glas vorsichtig auf seinen Nachttisch.

Wir kuscheln uns aneinander, er streichelt zart meine Brust. Mein Atem wird langsam stiller und gleichmäßiger. Wir atmen wieder im gleichen Takt.

Irgendwann huscht noch einmal der Lichtschein eine Straßenbahn durchs Zimmer. Dabei sehe ich ein Lächeln auf seinen Lippen. Er hält mich immer noch. Danach erinnere ich mich an nichts mehr.

Später in der Nacht wache ich wieder auf. Dunkelheit, nur ein feiner gelbliche-warmer Streifen Licht zwischen den Gardinen fällt quer über Zimmerdecke und Bett, streifte dabei erst die Rundung meiner Hüfte, dann seinen Oberschenkel. Er hielt mich noch, immer noch im Arm, schien zu schlafen. Ich atmete langsam, entspannt. Ich griff nach seiner Hand, streichelte. Mein Kopf war ihm so nah, dass ich den Duft seiner Haare riechen konnte. Kuschelte mich an seine Brust, die Haut weich, darunter Muskeln. Mein Nacken entspannte sich. Ich begann ihn über die Brust zu streicheln. Weich, kräftig, einzelne Haare.

Irgendwie fand meine Hand nach unten, erst nur seinen Bauch, dann mehr. Es verfehlte seine Wirkung nicht. Ich atmete selbst tiefer ein und aus, auffällig tief, regelmäßig. Doch mein Herzschlag klopfte aufgeregt. Ich streichelt langsam weiter. Das ging so eine Weile. Seine Hand erwachte und begann mich zu streicheln.

Sein Atem ging jetzt auch deutlich schneller, tiefer, fast im Takt zu meinem. Seine Hand begann sich über meinen Körper zu bewegen. Ich spürte sie jetzt auf meiner Brust, zärtlich. Er drehte den Kopf zu mir, dann seine Lippen auf meinen, intensiv, feucht, aufregend.

Der Lichtstrahl streifte jetzt nur noch eine Gestalt, die sich in einem gemeinsamen Rhythmus bewegte. Einen Rücken, Beine. Unser Atem geht tief und schnell.

Ich schließe die Augen. Sein Kuss an meinem Hals, einige Bartstoppeln piksen ein bisschen. Seine Lippen sanft. Er flüstert mir etwas ins Ohr, etwas Liebevolles.

Ich muss lächeln, drücke in fester. Merke ihn jetzt am Körper, vom Kopf bis zu den Füßen.

Ein Augenblick Stille dann. Ich hielt ihn
ganz fest, drückte ihn in mich, wurde wieder weich. Merkte seinen Rhythmus, bis auch er inne hielt, mich drückte. Entspannte.

Gemeinsame Stille. Nur einen Augenblick.

Wir streicheln zärtlich in der Dunkelheit, küssen uns. Mein Kopf wieder an seine Schulter, meine Brust an seiner, mein rechtes Bein auf seinem. Unser Atem nun wieder synchron, doch langsamer, entspannt. Ich spüre seine Hand sanft auf meiner Hüfte. Man hört eine Straßenbahn vorbeifahren, wohl die letzte heute. Ihre Lichter wandern über die Decke, dann das Bett, seine Brust, meine Hüfte, dann die Decke, die halb vom Bett gerutscht ist.

Die Luft ist kühl auf meiner Haut. Ich habe geschwitzt. Er zieht die Decke wieder hoch, deckt uns zu.

Ich schließe die Augen, den etwas herben, doch angenehmen Duft seiner Haut in meiner Nase.

Das letzte, woran ich mich in dieser Nacht erinnern kann.

7.35 Uhr, zweiter Stock.

Sie hat gerade ihren Wagen aufgefüllt und macht sich auf den Weg zu 217 – Ende des Gangs.

Die Tür vor Zimmer 218 öffnet sich.

Heraus kommt ein Paar, beide wohl um die vierzig, die ersten grauen Haare in ihrem Haar und seinem Bart. Leichte Stoppel auf seiner Wange, ihr Haar noch feucht von der Dusche. Sie geht voran, er hinter ihr, hält dabei ihre Hand. Er schließt die Tür leise, hebt den Koffer mit der anderen Hand und sie gehen langsam über den Flur.Grüßen freundlich im Vorbeigehen. Die Augen ein wenig müde, die Stimmen leise, aber angenehm entspannt. Sie lächelt ein bisschen. Sie verschwinden im Aufzug.Prima, denn kann die 218 gleich fertig gemacht werden.Tür aufgeschlossen. Bett in Unordnung, Luft etwas stickig. Fenster auf zum Lüften. Zwei Wassergläser auf dem rechten Nachttisch, eines nur halbvoll.Decke abziehen. Auf dem Laken zwei Flecken, auf der linken Seite mittig, fast trocken. Ab in die Wäsche, neu aufgezogen, Decken und Kopfkissen geordnet.

Badezimmer nur wenig verschmutzt. Mülleimer leeren, organischer Geruch, nicht eklig. Dusche und Waschbecken gereinigt, trocken gewischt.
Fertig. Letzter Eindruck: Zimmer wieder
in Ordnung. Tür zu.

Vielleicht die 220 als nächstes.

 

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