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Zwei Freunde auf großer Fahrt

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19.03.2003
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Zwei Freunde auf großer Fahrt

Zwei Freunde auf großer Fahrt


Paul lebte mit seiner Mama, seinem Papa und seiner jüngeren Schwester Mia in einem winzigen Dorf namens Hinterdeich. Das Dorf war so klein, dass Paul nicht viele Freunde zum Spielen hatte. Jeden Morgen fuhr Mama ihn mit dem Auto in den Kindergarten, wo seine einzigen Spielkameraden waren. Mittags holte sie ihn wieder ab. Wenn sie zu Hause waren, aßen sie. Mama kochte einmal die Woche Pauls Lieblingsessen, Spaghetti mit Tomatensoße.
Heute gab es zum Nachtisch einen Pudding. Paul hatte aufgegessen und war schon vom Tisch aufgestanden. „Mama, darf ich raus?“
„Wo willst du denn hin?“, fragte Mama verwundert. Paul hatte auf dem Nachhauseweg einen großen Möbellaster gesehen. Da war er neugierig geworden.
„Die Straße runter, Mama“, antwortete er. „Ach so,“ lachte Mama. „Du möchtest wohl erforschen, wer zu uns ins Dorf zieht.“ Paul, der schon von einem Bein auf das andere hüpfte, sagte: „Ja, vielleicht sind auch Kinder dabei.“ Er träumte schon lange von einem Freund, mit dem er spielen konnte. Die Nachmittage mit seiner Mama und seiner kleinen Schwester wurden ihm zu langweilig. Opa spielte zwar oft mit ihm, aber das war was ganz anderes.
„Na gut, ab mit dir. Aber vorm Dunkelwerden bist du wieder zurück.“
„Jaaa!“, rief Paul und sauste durch die Tür nach draußen. Er lief bei Opa und Oma vorbei. Opa war im Garten und pflückte süße saftige Kirschen vom Baum. „Na mein Junge,“ sagte er, als Paul kurz stehen blieb.„Möchtest du ein paar Kirschen?“
„Gerne, Opa“, antwortete Paul, nahm sich zwei Hände voll aus dem Eimer und hamsterte sie in seinen Hosentaschen. Opa schüttelte mit dem Kopf, als er das sah.
„Opa, ich muss weiter“, sagte Paul wichtig und zeigte auf den Möbelwagen am Ende der Straße. Opa sah über den Rand seiner Lesebrille. „Aha“, sagte er zwinkernd mit den Augen. „Du suchst wohl einen neuen Freund?“ Paul nickte und rannte zum Lastwagen. Als er dort angekommen war, lehnte er sich an den Gartenzaun und beobachtete die Möbelpacker. Das wurde ihm bald zu langweilig. Er nahm sich von seinen Kirschen aus der Tasche und kaute sie. Den Kern lutschte er sorgsam sauber. Dann spitzte er seinen Mund und versuchte, den Kirschkern so weit wie möglich auszuspucken. Er war so damit beschäftigt, den gegenüberliegenden Baum zu treffen, dass er den blonden Jungen neben sich erst gar nicht bemerkte. Der Junge sprach ihn an: „Wie heißt du?“
„Ich bin Paul,“ antwortete Paul überrascht und zeigte dann lächelnd seine riesige Zahnlücke. „Und wer bist du?“
„Ich heiße Max und wohne ab heute hier“, antwortete Max und gab ein Zahnlückenlächeln zurück. Von diesem Moment an waren sie die besten Freunde.
Max kam aus einer großen Stadt. Das Landleben kannte er noch nicht. So zeigte Paul ihm alles, was in seinem Dorf schön und spannend war. In Hinterdeich gab es viele mit Wasser gefüllte Gräben, die in einen Teich mündeten. Der Teich selbst lag in einem Wald, der auch beim hellsten Sonnenschein immer schummerig war, so dicht standen die Bäume beieinander. Es gab keinen richtigen Weg zu dem Teich und man musste aufpassen, dass man seine Schuhe nicht im Morast verlor. Max und Paul schnitzten sich mit Opas Hilfe starke biegsame Stecken, mit denen sie über die Gräben springen konnten.
An einem warmen Sommertag, nahmen sie ihre Stecken und liefen querfeldein zu dem Teich im Wald. „Huh, hier ist es ja unheimlich,“ sagte Max zu Paul, als sie vor dem düsteren Gewässer standen. „Das liegt daran, dass hier ein Schatz vergraben wurde, beidem ein toter Seeräuber Wache hält“, klärte Paul auf. „Ein toter Seeräuber?“, wiederholte Max furchtsam „Ja, hat Opa erzählt. Sieh, da drüben auf der Insel ist sein Schatz.“ Paul sah zur Mitte des Teiches hinüber. Dort erhob sich eine vom Schilf und anderen Pflanzen grün überwucherte schmale Insel aus dem Wasser. „Wie kommen wir dahin, etwa schwimmen?“, fragte Max angewidert bei dem Anblick der vielen Blutegel im dunklen Wasser. „Ach sei doch kein Frosch“, hielt Paul ihm vor.„Ich bin kein Frosch!“, erwiderte Max böse. „Ich will nur nicht in diesem kalten Moderwasser schwimmen. Das mit dem Frosch nimmst du zurück. Wer es sagt, ist es selber!“
„Gut, ich nehme es zurück, du bist kein Frosch“, sagte Paul versöhnlich, denn er hatte schon eine Idee. „Wir bauen uns ein Floß.“
„Ein Floß! Prima Idee, ich weiß wie das geht. Los komm!“, sagte nun auch Max begeistert. Die Jungen fanden in dem Wald genügend starke Äste, die sie zu einem Haufen sammelten. Als sie genügend beisammen hatten, war es schon spät und sie mussten heimkehren. Auf dem Heimweg schmiedeten sie Pläne, wie das Floß auszusehen hätte, und was sie dazu bräuchten. „Wir brauchen ein Segel und festes Band zum Zusammenknoten“, stellten sie fest.
Am nächsten Nachmittag, hatte Max noch Paketband vom Umzug mit und Paul ein altes weißes Hemd von Papa. Viel Arbeit hatten sie sich vorgenommen. Doch die Aussicht auf den Schatz war so verheißungsvoll, dass die Jungen mit viel Fleiß die Äste zusammenlegten und diese mit dem Paketband zusammenschnürten. Die Hohlräume zwischen den Ästen polsterten sie mit Moosen und Flechten aus. Zuletzt befestigten sie das weiße Hemd an einem Ast, den sie in die Mitte des Floßes steckten. „Und wie hält der Mast jetzt fest?“, fragte Paul. „Wenn wir auf dem Wasser sind, können wir den Mast tiefer reinstecken. Dann wird er schon halten“, versicherte Max.
„Hurra! Schiff ahoi!“, rief er aus. Mühsam zogen die Jungen das Floß bis an den Rand zum Teich. „Jetzt geht’s los“, freute sich Paul. Max stand auf dem Floß und Paul watete ins Wasser, um das Floß vom Ufer zu ziehen. „Knie dich hin!“, befahl er Max. „Sonst ist es zu kippelig.“ Er schwang sich zu Max aufs Floß und kniend paddelten sie mit den Händen auf die Insel zu. „Iiiiii, da kommt Wasser durch!“, rief Max, als das Floß in Fahrt kam. Das Moos und die Flechten sogen das kalte Teichwasser auf. Die Polsterung löste sich aus den Fugen und trieb davon. „Na und, bist du aus Zucker?“, entgegnete Paul. „Nein natürlich nicht“, antwortete Max ein wenig verstimmt. Die Freunde paddelten weiter, bemerkten kaum, dass ihre Beine patschnass wurden, so aufgeregt waren sie. Kurz vor der Insel passierte es dann. „Pass auf!“, rief Max als er Grund sah. „Langsamer!“ Aber Paul konnte die Fahrt nicht mehr bremsen. Der Teil des Mastes unterhalb der Wasserlinie berührte den Grund und das Floß kam ruckartig zum Stehen. Die Jungen konnten sich nicht halten und glitschten ins Wasser. „Iiiiigittt“, jammerte Max als er im Wasser lag. „Ach, es gibt Schlimmeres“, wiegelte Paul sofort ab. „Wohl schlimm!“, heulte Max, als sich auch noch ein Blutegel, an seinem Bein festsaugte. „Du bist schuld!“, griff Max seinen Freund an. „Du bist zu schnell gefahren.“
„Nein, bin ich nicht!“, wehrte sich Paul. „Du bist schuld, weil du gesagt hast, der Mast könne tiefer gesteckt werden!“
„Bin ich nicht! ... Du Landei!“, zürnte Max.
„Und du,... du Stadtpinkel“, gab Paul beleidigt zurück.
Max war richtig sauer auf Paul und Paul war richtig sauer auf Max. Wütend starrten sie sich an.
„Ich gehe jetzt nach Hause! Du Blödmax!“, sagte Paul und kniete sich wieder auf das Floß. „Du bist selber blöd!“ rief Max zurück und kniete sich daneben. Schweigend paddelten sie zum Ufer zurück. Als die Jungen das Floß auf das Land zurückzogen hatten, waren sie sehr traurig. Eine Weile saßen sie nur da. „So ein dummer Streit“, begann Paul. „Wollen wir uns wieder vertragen?“
„Stimmt.“, schniefte Max. „Wir haben den Schatz nicht gefunden.“
„Zeig mal her!“, sagte Paul und deutete auf Max Wade. Max hielt ihm die Wade mit dem Blutegel hin. „Ist nicht so schlimm“, sagte er tapfer.
„Wenn der Egel sich voll gesogen hat, fällt er ab.“, tröstete Paul den Freund .
„Wirklich? Hat dein Opa das gesagt?“, fragte Max.
„Ja, sieh nur!“ Der Blutegel war richtig dick geworden. Paul nahm den Egel zwischen Daumen und Zeigefinger und trug ihn zum Teich zurück. „Er soll doch nicht an Land sterben, nur weil er dein kostbares Blut getrunken hat“, feixte er.
„Warte, ich möchte ihn auch mal halten“, rief Max und sprang auf seine Füße. Er nahm den Blutegel in die Hand und betrachtete ihn. „Eigentlich ist der gar nicht so ekelig, wie ich dachte“, lächelte er verlegen, „Morgen schwimmen wir zur Insel!“
Behutsam ließ Max den Egel in den Teich zurückfallen.

 

Hi Goldene Dame!
Wieder einmal eine hübsche Kindergeschichte von Dir! Hat mir gefallen.
Paul tut oft ein bisschen zu überheblich gegenüber Max, finde ich. Er sagt immer, dass Max ein Angsthase ist etc. Das finde ich nicht so gut.

„Bin ich nicht! ..... Du Landei. !“, zürnte Max.
„Und du,....... du Stadtpinkel“ gab Paul beleidigt zurück.
Ich würde jeweils nur drei Punkte machen.

Sonst ist die Geschichte gut!
Liebe Grüsse,
Marana

 

Danke Marana für deinen Beitrag. :)

Du hast recht, Paul wirkt ein wenig überheblich, aber er ist in seiner vertrauten Umgebung. Die schafft ihm Selbstsicherheit. Für Max hingegen ist alles neu. Er muss sich erstmal orientieren, deswegen wirkt er auch ängstlich.
Deine Anregung habe ich sofort umgesetzt.
LG
Goldene Dame:)

 

Hallo Goldene Dame!

Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!!! Ich habe das erst gemerkt, als ich den Beitrag schon abgeschickt hatte.

Ja, dann sehe ich das auch ein mit der Überheblichkeit. Trotzdem finde ich, er sollte lieber zu Max sein. :cool:

Liebe Grüsse und einen schönen Geburtstag wünscht,
Marana

 

Hi Häferl,:)
Vielen Dank für das gespendete Lob und die Geburtstagsgrüße.
Deinen Gedanken, in der Geschichte ein schlaues Mädchen und einen dummen Jungen Abenteuer erleben zu lassen, werde ich in der nächsten Geschichte mal aufgreifen.:D .
Auf deine Korrektur freue ich mich schon.

Ich habe leider das Talent, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen. :(.:confused:

@ Marana :)

Auch dir lieben Dank für deine an mich gerichteten Glückwünsche

 

Hallo Susi,
vielen Dank,
mich wundert, warum mein Rechtschreibprogramm immer nichts findet :(.
Offentsichtlich sind meine Fehler zu blöd für das Programm :D.
Liebe Grüße
Petra

 

hmm.. ehrlich gesagt dachte ich bei der Lesung die Geschichte wäre langweilig. Ich habe sie jetzt noch einmal durchgelesen und festgestellt, dass es eigentlich garnicht so ist.

Einige Dialoge haben mir allerdings nicht gefallen, sie wirken sehr konstruiert. Dialoge zu schreiben bereitet mir allerdings auch große Schwierigkeiten, daher kann ich auch nicht allzu viel dazu sagen. Ich hätte vielleicht manchmal mehr die Mimik beschrieben als eine Antwort zu geben. "Natürlich bin ich nicht aus Zucker!" oder sowas kam da, wo er vielleicht einfach nur hätte böse gucken können.

Hier ist eine der Stellen, die ich vorher gemeint hatte:

.„Ich bin kein Frosch!“, erwiderte Max böse. „Ich will nur nicht in diesem kalten Moderwasser schwimmen. Das mit dem Frosch nimmst du zurück. Wer es sagt, ist es selber!“
„Gut, ich nehme es zurück, du bist kein Frosch“, sagte Paul versöhnlich, denn er hatte schon eine Idee.

"Ich bin kein Fosch!", erwiderte Max böse und schielte dann wieder auf den Teich. "Ich will nur nicht in diesem kalten Moderwasser schwimmen", murmelte er während seine Augen irgendwelche aufsteigenden Blasen fixierten, die er sich nicht erklären konnte. Dann wandte er sich wieder seinem Freund zu: "Das mit dem Frosch nimmst du zurück. Wer es sagt, ist es selber!“ Paul hatte die Blasen auch bemerkt, doch bevor er Max erklären konnte, wie sie entstehen, kam ihm ein großartiger Gedanke, den er unbedingt aussprechen musste. „Gut, ich nehme es zurück, du bist kein Frosch“, sagte Paul schnell, um sich schnell zu versöhnen. „Ich habe eine Idee: Wir bauen uns ein Floß!“, fügte er dann begeistert hinzu.

Einige Sätze wirken auch etwas holperig in meinen Augen. Andere sind dagegen gut.
Diesen Ausschnitt fand ich nicht so schön:

Mittags holte sie ihn wieder ab. Wenn sie zu Hause waren, aßen sie. Mama kochte einmal die Woche Pauls Lieblingsessen, Spaghetti mit Tomatensoße.
Heute gab es zum Nachtisch einen Pudding. Paul hatte aufgegessen und war schon vom Tisch aufgestanden. „Mama, darf ich raus?“
Alles ausführlichere zu schreiben würde natürlich auch bedeuten, dass die ganze Geschichte auch länger ist, was ja gerade bei Kindergeschichten nicht unbedingt von Vorteil ist...

Das Wort "obschon" mag ich übrigens nicht, aber das ist schon sehr subjektiv :D

Ich habe beim Lesen schon einen Hauch früherer Abenteuer gespürt, aber ich glaube, dass man das noch mehr verstärken könnte.

Beim Vorlesen kam dieses Gefühl leider gar nicht bis zu mir. Aber derartige Tipps solltest du dir besser bei gnoebel abholen ;)

bis denne
Anika

 

Zwei Freunde ...

Hi Goldene Dame,

die erste Kindergeschichte die ich hier lese.

Hat mich an meine Kindheit erinnert. Habe viiiiel mit Jungs gespielt, war spannender, als nur mit Puppen. :D

Du hast sie ganz nett geschrieben, doch nicht böse sein, sie ist kein Vergleich zu deinen "Erwachsenengeschichten" :shy:

Doch kann ich verstehen, wenn man auch mal was anderes schreiben möchte.
Werds villeicht auch mal probieren.

Freue mich schon auf deine Nächste. :)

lieben Gruß, coleratio

 

Hallo Goldene Dame!

Ich finde es schade, dass wir gar nichts mehr vom Schatz erfahren. So kurz vorm Ziel zu scheitern, sollte eigentlich mehr Reaktionen hervorrufen. Aber vielleicht ist der Blutegel ja viel spannender als der Schatz.
Interessant finde ich die Notwendigkeit, zu zweit zurückpaddeln zu müssen. Das könnte man vielleicht noch ausbauen.
Obwohl ja einiges los ist, eine eher ruhige Geschichte, da ist wenig zum Mitfiebern. Aber mir gefallen diese leisen Töne mehr als hektische Action.

Lieben Gruß

Jo

 

Hallo Annika,
Für die Lesung hatte ich die Geschichte schon bezüglich ein paar Holper wie auch die Dialoge geglättet. Ich habe diese Geschichte für Kinder bis 7 Jahre gedacht. Und bei denen kommt sie eigentlich auch an. Dass nun in Ahrensburg keine Zuhörer in diesem Alter vorhanden waren, hat mich sehr verunsichert. Kindergeschichten zu schreiben ist nicht unbedingt meine Stärke und ich habe mich beim Schreiben sprachlich daran orientiert wie die Geschichten, die ich meinen Kindern vorlese, aufgebaut sind. Die Dialoge sollten dabei auch dem Kindermund entsprechen.

Hallo coleratio,
Diese Geschichte ist zwei Jahre alt und stammt somit aus einer fernen Zeit, in der ich mich an meineErwachsenengeschichten noch nicht herangetraut habe. Es ist auch meine letzte Kindergeschichte, die ich geschrieben habe.

LG
Goldene Dame

 

Hallo Jobär,
Ja was ist denn nun mit dem Schatz, hat meine Tochter mich auch gefragt. Aber leider zu spät um vor der Lesung noch eine andere Wendung einzubauen. Eigentlich sollte die Suche nach einem Freund Inhalt der Geschichte sein. Der Schatz sollte nicht mehr so wichtig sein, wie die Freundschaft. Vielleicht zu erwachsen und zu sehr mit dem Zeigefinger von mir erdacht.
Danke für deine Rückmeldung
Goldene Dame

 

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