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Zwischen den Wintermänteln

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20.01.2019
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Zwischen den Wintermänteln

Meine Frau hat im Januar damit angefangen, mich zu betrügen. In unserem eigenem Zuhause. Glaube ich zumindest. Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, ob man es unter den gegebenen Umständen wirklich Fremdgehen nennen kann. Mittlerweile verschwindet sie jede Nacht aus unserem Ehebett. Sie glaubt zwar, dass ich nicht mitbekomme, wie sie langsam den Kopf aus ihrem Kissen hebt, die Decke mit einer Hand von den Schenkeln streift, aber ich höre das Knittern des Bettbezugs, Maus. Ich höre jedes Haar, dass über das Laken streicht. Warum hältst du mich nur für so einfältig?
Als sie sich am Rand ihrer Seite aufsetzt, wartet sie eine Weile, überprüft, ob ich noch lange und tiefe Atemzüge von mir gebe. Ich spiele mit. Ihr zuliebe. Aber in meiner Brust windet sich eine Drehleier, die sich jeglicher Gelassenheit verweigert. Sie steht auf. Ich beobachte sie durch halbgeöffnete Augenlider. Im Mondlicht leuchten ihre Waden so blass wie Fischbäuche. Ich drehe mich auf die Seite, als sie die Zimmertür öffnet. Vielleicht überlegt sie es sich ja anders, wenn sie glaubt, dass ich sie bemerkt habe. Aber das tut sie nicht. Ich höre ihre nackten Füße über das Laminat im Flur schleichen. Und ehe ich mich versehe, stehe ich ebenfalls auf und gehe ihr hinterher.
Sie verschwindet in Minas Kinderzimmer. Früher hatte Mina Angst, dort zu schlafen, weil sie nachts eine Gestalt in ihrem Kleiderschrank gesehen hatte. Ich hatte meiner Tochter nicht geglaubt. Vanessa schon.
Ich trete lautlos ins Kinderzimmer. Das Mädchen übernachtet bei einer Freundin. Die Hände meiner Frau umschließen die Eichengriffe des großen, schwarzen Kleiderschranks, als würde sie den geöffneten Gürtel an der Jeanshose eines Mannes packen.
Sie öffnet ihn.
„Nicht“, sage ich. Und sie erschrickt so sehr, dass es mir fast leid tut, sie aufgehalten zu haben. „Vanessa, bitte komm ins Bett zurück.“
Das spitze Kinn tickt ihr an die eigene Schulter, als sie mich mit großen Augen anguckt. Große, blaue Augen. Meerblau.
„Bitte, nicht heute“, sage ich.
Vanessa beißt sich auf die Unterlippe. Ich sehe, dass sie darüber nachdenkt, mit mir zurück ins Bett zu kommen. Aber ich sehe auch bereits, dass ich in diesen Gedankengängen nicht genug Gewicht auf die Waage bringe.
„Nur noch heute“, sagt sie leise. Flehend. „Es ist das letzte mal, Edgar. Heute und dann nie wieder. Ich schwöre es. Aber bitte nur noch heute. Du weißt, dass ich das brauche.“
Ihre Haare reichen ihr bis zu den Schulterblättern, hängen dort in Strähnen vor dem Riemen ihres Büstenhalters wie Bambusvorhänge in der Tür zu einem Strandhaus, das mir nicht gehört.
„Bitte“, sagt sie. „Bitte, bitte.“
Ich nicke.
Und dann steigt sie in den großen Kleiderschrank zwischen die Wintermäntel und bedankt sich bei mir, als würde mir ihre Dankbarkeit noch etwas bedeuten. Sie schließt die Türen. Die Schranktüren quietschen leise. Und ich gehe zurück in unser kaltes Ehebett, allein, auf die linke Seite zur Wand gerichtet und starre auf die Tapete.
Irgendwann, mitten in der Nacht, höre ich Vanessa vor schierer Lust aufschreien, als wäre meine Frau während ihres Orgasmus zum Puma geworden, und nicht mehr nur zu der Hauskatze, die üblicherweise in meinem Schoß schnurrt.

Es vergeht kein Tag mehr, an dem sie nicht in den Kleiderschrank geht. Es hatte damit angefangen, dass sie Mina beweisen wollte, dass es keinen Butzemann in ihrem Schrank gab, vor dem sie Angst haben musste. Deshalb hatte sie im Kinderzimmer übernachtet. Mit offenen Schranktüren. Ich weiß nicht, ob es der Butzemann war, vor dem sich das Mädchen gefürchtet hatte, aber es war in dieser Nacht definitiv etwas in diesem Schrank. Und es hatte meine Frau dazu überredet, hineinzusteigen und die Türen zu schließen. Jedes Mal, wenn ich sie heute dabei ertappe, versichert sie mir, dass sie es nur noch ein mal tun würde.
Nur noch heute. Nur zehn Minuten hinein. Und das war es dann. Ein für alle mal. Glaub mir doch. Lass mich doch.
Ich bin seit sechzehn Jahren Kettenraucher und selbst ich habe weniger letzte Zigaretten geraucht, als sie letzte Ausflüge in den Kleiderschrank unserer Tochter genossen hat.
Ich habe schon so oft den verdammten Schrank aufgerissen und durchwühlt, sobald sie zur Nachtschicht ins Theatercafe verschwand. Ich habe die weichen Mäntel von den Bügeln gerissen, die Ecken mit einer Taschenlampe ausgeleuchtet und die Rückwand auf versteckte Hohlräume abgeklopft. Nichts. In diesem schwarzen Schrank befindet sich nichts, außer dämlichen Winterjacken, die mittlerweile nach getrocknetem Schweiß und meiner Frau stinken.
Da ist ein Mann in dem Schrank, Papa, hatte Mina gesagt. Und ich Idiot hatte sogar noch darüber gelächelt.

Mittlerweile ist Mina in das Zimmer im Erdgeschoss gezogen. Es war Vanessas Vorschlag und ich hab es einfach schweigend abgenickt, weil ich mich damit abgefunden habe, dass es sich nicht bessert. Sie entschuldigt sich auch nicht mehr für ihre Ausflüge und hat endlich damit aufgehört, mir zu schwören, dass es das letzte mal wäre. Wenn die Kleine in einem anderen Zimmer schläft, dann muss Vanessa sie nachts wenigstens nicht mehr wecken und auf den Flur bringen, falls sie in den Kleiderschrank möchte.
Sie schläft nicht mehr mit mir. Ich masturbiere in den letzten Wochen wieder so oft, wie schon seit zwanzig Jahren nicht mehr. Aber ich beschwere mich nicht. Der Sex war nie besonders gut gewesen. Und das wussten wir beide.
Ich sitze im Wohnzimmer und esse mein bescheidenes Zwiebelbrot, während die Lokalzeitung vor mir liegt und das Radio läuft. Ich habe das Radio bereits lauter gemacht, um das Klopfen von oben nicht hören zu müssen. Dieser monotone Taktschlag, als wenn ein nackter Rücken hemmungslos gegen eine Schranktür gestoßen wird. Und es will einfach nicht aufhören, wechselt stetig von sterbenslangsam, zu Waschmaschinentrommelschleudergang, zum Herzschlag eines kleinen ängstlichen Nagetiers, und dann wieder zurück zu sterbenslangsam. Sie ist jetzt seit mehr als vier Stunden da drin. So lange habe ich sie noch nie stöhnen gehört. Nicht mal annähernd, selbst wenn sie unter mir nur so getan hatte, als ob. Ich drehe den Regler am Radio bis zum Anschlag um das Klopfen auszuschalten. Es hilft nichts. Knock, knock, knocking on Heavens door.

Das Essen ist fertig. Vanessas Mutter hat Nudelsalat mit Rucola und angebratenen Pinienkernen mitgebracht. Mina hat von ihrem Großvater einen Gameboy geschenkt bekommen und sitzt mit dem Ding vor dem Weihnachtsbaum.
Ich steige die Treppe hinauf und höre sie bereits aus dem Flur winseln. So leise fauchen, flehen, flüstern, hecheln, hauchen, gehorchen, bitten: schneller, kreisen, fester. Und ich balle beide Fäuste, als ich wütend an die schwarzen Schranktüren klopfe. Ihr Gestöhne hört sofort auf. Vanessa schiebt ihren Kopf durch die halbgeöffnete Schranktür und starrt mich an. Ihre großen, blauen Augen sind jetzt so gar nicht mehr Meerblau. Mehr Meergrau.
„Was denn?“, fragt sie. Schweiß klebt ihr auf der Stirn.
„Kommst du endlich?“, frage ich zurück.
„Wohin.“
„Nach unten.“
„Nicht jetzt, Schatz.“
Ich reiße den Schrank komplett auf, weil sie Anstalten macht, ihn wieder zu verschließen. Sie steht halbnackt vor mir. Jetzt sehe ich auch, warum sie die Tür mit dem Kopf geöffnet hat. Die weiße Bluse, die ich ihr geschenkt habe, ist halb zerissen und wurde umfunktioniert, um ihre Handgelenke damit auf den Rücken zu fesseln. Ihr BH ist offen und der Hosenstall ihrer Jeans ebenfalls.
„Deine Eltern sind da“, sage ich. „Das muss jetzt aufhören!“
„Sie sind schon da? Jetzt schon?“, fragt sie und beißt sich wieder so verzweifelt auf die Unterlippe.
„Es ist viertel nach Sieben, Nessi. Wir warten bereits seit einer Stunde auf dich. Und die Ente ist fertig.“
Irgendetwas zieht sie leicht zurück zwischen die Wintermäntel, aber ich erkenne nicht, was es ist. Als wenn es die weichen Mäntelärmel selbst wären. Die Pelzkragen und Kapuzen. Der Saum einer Thermojacke, der sich um ihre Hüften schmiegt. Sie kämpft sich wieder nach vorne. „Fuck. Bitte, Schatz, nein, es geht jetzt nicht. Ich darf noch nicht. Nicht jetzt sofort. Bitte lass mir noch ein wenig Zeit.“
„Du hast genug Zeit in dem Drecksding verbracht. Ich werde nicht alleine mit deinen Eltern essen.“
Irgendetwas im Schrank zieht an ihren Haaren wie an einem Tau und ihr Kopf legt sich in den Nacken. Und sie lächelt, flüstert etwas über die Schulter, als ob sie dahinten jemand verspielt am Nacken necken würde.
„Zwanzig Minuten“, sagt sie.
„Zwanzig? Bist du noch bei Verstand? In der Zeit haben wir gegessen.“
Schwarze Handschuhe legen sich um ihre Oberschenkel und spreizen sie sanft und die Schranktüren schließen sich so abrupt, dass ich mir fast den Schädel an ihnen aufgeschlagen hätte.
„Bitte nur zwanzig Minuten, Schatz. Ich bitte dich. Gib uns nur noch zwanzig Minuten.“ Sie atmet heftig. Fährt mit den Schneidezähnen über das Holz. Ich höre wie ihr Körper von einem Ding angehoben und an die Rückwand gedrückt wird.
Ich schlage mit der flachen Hand auf den Kleiderschrank ein und pfeife Luft durch die Zähne.
„Fünfzehn Minuten. Und dann kommst du da raus und hast dir was übergezogen, verdammter Mist.“
Daraufhin sagt sie sehr oft, dass sie mich liebt, als wäre es ein Mantra, dass sie aufsagt. Immer und immer wieder. Insgesamt neun Mal. Als hätte sie die Bedeutung der Worte vergessen, und zischt sie stattdessen nur noch vor sich her wie eine geöffnete Pfandflasche, damit sie derweil nicht so etwas wie: Fuck, Gott oder mach weiter stöhnt. Dann hört es sich so an, als ob ihr etwas den Mund verschließt.

Nach einer halben Stunde komme ich ein weiteres Mal nach oben. Wir haben inzwischen ohne Vanessa gegessen und sie hatte angefangen im ersten Stock so laut und ekstatisch zu brüllen, dass ihre Eltern mich mit besorgten Blicken anglotzten.
„Ihre Migräne“, habe ich nur gesagt und dann so getan, als wenn ich eine Packung Ibuprofen aus der Kommode im Flur krame.
„Maus“, rufe ich und hämmere an die Schranktüren. Der Schrank hört diesmal nicht auf, leicht zu ruckeln und meine Frau hört nicht damit auf, bestialisch zu stöhnen. Ich versuche den Schrank zu öffnen, rüttle an den roten Griffen, die mich wie rote Bremslichter anleuchten, doch der Schrank ist wie von Innen vernagelt. Ich boxe gegen die schwarze Tür, was mehr schmerzt, als ich dachte.
„Was?“, keift Vanessa mich aus dem Inneren an.
„Es muss jetzt gut sein. Lass es gut sein, Nessi.“
Sie wird von Innen gegen die Schranktüren gestoßen. Ihre Finger strecken sich aus dem Spalt zwischen den Türen und umklammern weit gespreizt das Holz, während ihr Rachen Geräusche ausatmet, die an sehr tiefen Walgesang erinnern.
„Schatz“, sagt sie: „Schatz, du hast doch gesagt fünfzehn Minuten.“ Ihre Haltung im Schrank verändert sich, sie wird gedreht, und ihre Finger verschwinden. „Du musst dich schon daran erinnern, dass du mir fünfzehn Minuten versprochen hast. Fünfzehn Minuten, vergiss das nicht. Wenigstens fünfzehn Minuten.“
„Es sind mittlerweile fünfundreißig Minuten gewesen, Maus!“
„Das kann gar nicht sein“, sagt sie mit einem dezent arroganten Unterton, der mich daran erinnern soll, dass ich einfach einen kleinen Rechenfehler gemacht haben muss. Dass ich die Klammer nicht aufgelöst habe, die Kommastellen falsch übertragen habe. „Fünfzehn Minuten. Fünfzehn Minuten.“ Vanessa nuschelt nur noch, als ob ihr der Mund zugehalten wird, damit sie nicht so viel Luft vergeudet. „Gib mir doch bitte nur die fünfzehn Minuten. Er lässt mich in fünfzehn Minuten raus. In fünfzehn Minuten sind wir fertig.“
„Wer ist er, Maus?“
Ich sehe ein Stück von ihrem Bein durch den schmalen Spalt zwischen den Schranktüren. Es wird in einen rechten Winkel zum Körper gehoben und statt zu antworten, schlägt sie mit dem Fuß immer wieder gegen die Innenwände und flüstert: Ja – ja – ja. Ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen, raufe mir die Haare.
„Bleib doch gleich bis Neujahr in diesem Schrank, hörst du? Bleib solange da drin, wie du willst, Maus. Es ist mir gleich. Werd doch mit dem Butzemann im Schrank glücklich oder was auch immer sich darin befindet.“
Ein Klatschen auf Haut aus dem Kleiderschrank. Mehrere male. Und ich verlasse mit meinem heißen Bügeleisengesicht das Zimmer, in dem gerade ein Orgasmus wie das Rasseln von Feuerwerksraketen zusammenbricht, wie der Beifall von tausend Konzertgästen nach einem Kanonenschlag von Tschaikowski. Meine Zähne knirschen. Vanessa wird von jemandem geküsst. Ich höre es genau. Sie gurrt nämlich immer so, wenn ihre Lippen während des Höhepunkts von anderen Lippen verschlungen werden.

Da ist ein Mann im Kleiderschrank, Papa. Ich liege in meinem Ehebett und rauche eine Zigarette. Ein Mann im Kleiderschrank. Es ist halb zwei Uhr nachts. Hab ein fröhliches, neues Jahr gehabt, die letzten anderthalb Stunden. Meine Frau hat seit dem zweiten Weihnachtsfeiertag den Kleiderschrank im ehemaligen Zimmer unserer Tochter nicht mehr verlassen. Neujahrsanfang, und ich bin so allein wie nie zuvor. Da ist wirklich ein verdammtes Monster in diesem Kleiderschrank. Und es frisst meine Frau. Es vernascht sie. In jeder einzelnen Minute, die sie in diesem häßlichen, schwarzen Ding verbringt. Eine Rakete explodiert draußen irgendwo.
Happy New Year, Edgar, altes Haus. Und ein Fucking, Happy New Year, wünsche ich auch dir, Vanessa. Dir, und dem Mann, der dich wahrscheinlich gerade zwischen den Wintermänteln im Kleiderschrank so fest an sich drückt, dass sich deine Beine gierig wie Zeitungspapier um ein Kaminfeuer falten.

 
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Hey @marderschaden,

Willkommen im Forum! Ich weiß, es kostet Überwindung, die erste Geschichte einzustellen und dann passiert nix und man sitzt auf heißen Kohlen ...
Schaun mer mol:

Ich bin mir nicht hunderprozentig sicher, ob man es unter den gegebenen Umständen wirklich fremdgehen nennen kann.
hundertprozentig. Fremdgehen groß und ich würde es in Apostrophe oder Gänsefüßchen setzen, da es zu dem Zeitpunkt eine unbewiesene Vermutung ist.

Mittlerweile verschwindet sie jede Nacht aus unserem Ehebett. Sie glaubt zwar, dass ich es nicht mitbekomme, wie sie langsam den Kopf aus ihrem Kissen hebt, die Decke mit einer Hand von den Schenkeln streift, aber ich höre das Knittern des Bettbezugs, (besser: Punkt) Maus, ich höre jedes Haar, dass über dein Laken streicht.
Oh spannend, ich ahne direkt, da gibt es einen anderen Grund und will den wissen. Kleinigkeit: Streicht das Haar nicht über das Kopfkissen? Oder schläft sie andersrum?

Als sie sich am Rand ihrer Seite aufsetzt, wartet sie eine Weile, überprüft, ob ich noch lange und tiefe Atemzüge von mir gebe, oder nur kurze und leise.
Das Durchgestrichene ist redundant und kann weg.

Aber in meiner Brust windet sich eine Drehleier, die sich jeglicher Gelassenheit verweigert.
Das Bild passt für mich nicht, für die Aufgewühltheit würde ich ein besseres suchen.

Das hier hingegen finde ich sehr gut und neu:

Im Mondlicht leuchten ihre Waden so blass wie weiße Fischbäuche.
Das weiße könntest du auch streichen, dann wird es noch schärfer.

Und ehe ich mich versehe, stehe ich ebenfalls auf und gehe ihr hinterher.
Das liest sich so, als wäre der Protagonist von seinem eigenen Verhalten überrascht? Das ist so unwahrscheinlich, wie über einen eigenen Witz zu lachen. Ist dir das schon mal passiert? Sonst würde ich schreiben, dass er unbedingt wissen muss, was sie nachts so treibt und ihr deshalb folgt. Das Motiv muss klar sein.

Früher hatte Mina immer Angst gehabt, dort zu schlafen, weil sie nachts einmal angeblich eine Gestalt in ihrem Kleiderschrank gesehen hatte.
Schau mal, der Satz funktioniert auch ohne die durchgestrichenen Wörter. An vielen Stellen kannst du umständliche Formulierungen und Füllwörter killen, ohne dass der Text verliert, im Gegenteil.

Die Hände meiner Frau umschließen die Eichengriffe des großen, schwarzen Kleiderschranks, als würde sie den geöffneten Gürtel an der Jeanshose eines Mannes packen.
Mit seiner Vermutung im Kopf kann das Bild funktionieren, tut es für mich dennoch nicht ganz, weil es zu weit hergeholt ist.

Sie öffnet ihn.
„Nicht“, sage ich.
Warum nicht, ist doch nur ein Kleiderschrank? Oder weiß der Autor mehr als der Leser und vergisst das?

Und sie erschrickt so sehr, dass es mir fast Leid tut, sie aufgehalten zu haben. „Vanessa, bitte komm ins Bett zurück.“
leid tun klein wie auch z.B. recht haben.
Das ist beinahe grotesk. Stell dir die Situation vor: Er ertappt seine Frau beim Öffnen des Kleiderschranks und statt zu fragen: Was machst du denn hier? sagt er: Komm ins Bett zurück?

Das spitze Kinn tickt ihr an die eigene Schulter, als sie mich mit großen Augen anguckt. Große, blaue Augen. Meerblau.
Das tickt, was für mich durch das Ticken z.B. einer Uhr belegt ist, würde ich tauschen gegen berührt ihre.

„Nur noch heute“, sagt sie leise. Flehend. „Es ist das letzte mal, Edgar. Heute und dann nie wieder. Ich schwöre es. Aber bitte nur noch heute. Du weißt, dass ich das brauche.“
Das widerspricht dem Anfang, wo sie alles tut, ihn nicht zu wecken und sich aus dem Zimmer stiehlt. Und dann stehen sie vor dem Kleiderschrank und beide wissen, was sie dort tut und dass sie es braucht? Da ist ein Knick drin.

hängen dort in Strähnen vor dem Riemen ihres Büstenhalters wie Bambusvorhänge in der Tür zu einem Strandhaus, das mir nicht gehört.
Heikel. Ich sehe das Bild, finde es auch nicht daneben, aber es bringt mich an der Stelle aus dem Text.

Irgendwann, mitten in der Nacht, höre ich Vanessa vor schierer Lust aufschreien, als wäre meine Frau während ihres Orgasmus zum Puma geworden, und nicht mehr nur zu der Hauskatze, die üblicherweise in meinem Schoß schnurrt.
Da drängst du mir als Leser ganz merkwürdige Vergleiche auf, den Satz würde ich nicht so stehen lassen.

Ich weiß nicht, ob es der Butzemann war, vor dem sich das Mädchen gefürchtet hatte
Butzemann fällt aus dem Duktus, da es so niedlich klingt, nach Kinderspiel. Zur Erinnerung: Du hast Horror getaggt.

Jedes mal, wenn ich sie heute dabei ertappe,
Mal groß.

Ich bin seit sechzehn Jahren Kettenraucher und selbst ich habe weniger letzte Zigaretten geraucht, als sie letzte Ausflüge in den Kleiderschrank unserer Tochter genossen hat.
Mich interessiert weniger die Anzahl der gerauchten Kippen, als was die Ausflüge seiner Frau mit ihm machen. Davon erzählst du mir zu wenig. Warum nimmt er das alles so hin und lässt es geschehen? Stattdessen rechnet er Suchtvergehen gegen Suchtvergehen auf?

Ah, dann kommt es ja: Er nimmt den Kleiderschrank auseinander, wenigstens das!

Mittlerweile ist Mina in das Zimmer im Erdgeschoss gezogen. Es war Vanessas Vorschlag und ich hab es einfach schweigend abgenickt, weil ich mich damit abgefunden habe, dass es sich nicht bessert. Sie entschuldigt sich auch nicht mehr für ihre Ausflüge und hat endlich damit aufgehört, mir zu schwören, dass es das letzte mal wäre. Wenn die Kleine in einem anderen Zimmer schläft, dann muss Vanessa sie nachts wenigstens nicht mehr wecken und auf den Flur bringen, falls sie in den Kleiderschrank möchte.
Pragmatische Lösung, aber warum kämpft er nur mit den Mänteln im Kleiderschrank, statt um seine Frau zu kämpfen?

Waschmaschinentrommelschleudergang
Das gewollt Witzige passt überhaupt nicht zu Erotik und Horror, im Gegenteil, es killt beides.

Nicht mal annährend
annähernd

nock, knock, knocking on heavens door.
Schau mal in den Songtext: Heaven groß

Ab der Weihnachtsszene erfährt deine Story eine schöne Steigerung
Ich verstehe nur eine Sache nicht: warum dreht er das Radio lauter, nennt sie weiter "Maus", handelt mit ihr Minuten aus??? Die Minutenrechnerei geht mi irgendwann extrem auf den Keks, einfach weil der Text das eigentliche Problem nicht benennt. Seine ganze Aggression richtet sich gegen die Schranktüren:

Und ich balle beide Fäuste, als ich wütend an die schwarzen Schranktüren klopfe.
Begib dich in die Situation und versuche genau nachzuempfinden, wie dein Prota sich fühlen muss. Der Hinweis auf das häufige Masturbieren ist mir zu wenig. Es geht ja nicht nur darum, wo und wie man sich holt, was man braucht und wie man das logistisch löst. Es geht um Partnerschaft, um enttäuschte Versprechen, um Betrug und sexuelle Süchte und Sehnsüchte.
Auch wenn du ihre Sucht anschaulich beschreibst und gekonnt immer weiter schraubst, wird es durch solche Dialoge:
„Was denn?“, fragt sie. Schweiß klebt ihr auf der Stirn.
Kommst du endlich?“, frage ich zurück.
entkräftet. Wie kann er reden, als wäre nichts geschehen? Das klingt so neutral wie die Frage: Wann bist du fertig? Das ist mir zu lapidar. Wie können sich alle zum Weihnachtsschmaus treffen, wenn Vanessa von ihrer Sucht, bzw. dem Wesen im Kleiderschrank zugrunde gerichtet wird? Warum redet der Prota immer nur, statt den Schrank kurz und klein zu schlagen und im Garten zu verbrennen? So würde ich handeln, das fände ich verständlicher.

Die Stärke deines Textes ist, dass du das Wesen im Kleiderschrank im Ungewissen lässt. Das überzeugt, denn der Leser weiß nicht, ob es ein greifbares Wesen ist, oder nur die pelzigen Winterjacken, denen ein Eigenleben innewohnt. An der Stelle überzeugt dein Text mit seiner Grundidee. Allein aus dem Grund würde ich diese Stelle rausixen:

Schwarze Handschuhe legen sich um ihre Oberschenkel und spreizen sie sanft.
Abgesehen von dem sanft, das nicht passt, verhinderst du damit die Deutung, dass Vanessa es nur mit den Jacken treibt (Fetisch?) Lass es offen, dann ist es spannender.

Pfandflaschen, Bremslichter, Waschmaschine, etc.. Achte bei Metaphern darauf, dass sie sitzen, zum Duktus und Setting passen, sonst entkräften sie den Text unnötig.

Den Schluss würde ich um einige Absätze zusammenstreichen, denn es kommt nicht mehr all zuviel Neues, das bestehende Thema wird nur vertieft. Dass sie dauerhaft im Kleiderschrank bleibt, ist ein Ende, das ich kaufen kann, wenngleich ich mir einen Twist gewünscht hätte, der der Story noch final eine andere Richtung gibt. So ist es sehr linear, aber okay.
Insgesamt fand ich deinen Text interessant zu lesen, die Prämisse dahinter gut, wenngleich die Idee Schrank = Tor zu einer anderen Welt u.a. durch die Chroniken von Narnia besetzt ist. Für mich würde sich eine Überarbeitung lohnen. Du kannst noch Einiges rausholen.

Hinweis: Das ist ein persönlicher Leseeindruck, meine ganz persönliche Meinung. Nichts davon ist allgemeingültig. Du musst nichts davon annehmen, es liegt allein an dir.

Peace, linktofink

 

Hallo @marderschaden

ich finde deine Story hat echt was, ich war auf jeden Fall unterhalten von dieser merkwürdigen Dreiecksbeziehung zwischen Mann, Frau und Schrank. :) Du hast viele gute Stellen im Text, die ich hier mal aufführen möchte:

Meine Frau hat im Januar damit angefangen, mich zu betrügen. In unserem eigenem Zuhause. Glaube ich zumindest.

Der Anfang ist super. Hat mich direkt in seine Situation befördert.

aber ich höre das Knittern des Bettbezugs, Maus, ich höre jedes Haar, dass über dein Laken streicht.

Super geschrieben, würde anstatt "dein" vielleicht eher "das" Laken schreiben, da es ja nicht ihr allein gehört. ;) Aber eine tolle Stelle! Ich mag, das deine Gedanken so etwas mysteriös–abgeklärtes haben.

Im Mondlicht leuchten ihre Waden so blass wie weiße Fischbäuche.

Top! :thumbsup:

Und ehe ich mich versehe, stehe ich ebenfalls auf und gehe ihr hinterher.

Finde ich gut, er ist zu diesem Zeitpunkt fremdgesteuert.

Sie verschwindet in Minas Kinderzimmer.

Auch das finde ich super. Was? Sie geht fremd im Kinderzimmer?

als würde sie den geöffneten Gürtel an der Jeanshose eines Mannes packen.

Tolles Bild, passt super in den Duktus. Muss aber hier zustimmen:

Pfandflaschen, Bremslichter, Waschmaschine, etc.. Achte bei Metaphern darauf, dass sie sitzen, zum Duktus und Setting passen, sonst entkräften sie den Text unnötig.

Sprachliche Bilder sollten in die allgemeine Stimmung des Textes passen, sonst reißen sie einen zu sehr raus.

wie Bambusvorhänge in der Tür zu einem Strandhaus, das mir nicht gehört.

Das mochte ich auch, selbst wenn es vom Duktus her nicht ganz passt.

Ich habe das Radio bereits lauter gemacht, um das Klopfen von oben nicht hören zu müssen.

Ab hier kippt der Text jetzt leider etwas für mich. Bislang war es mysteriös und fast schon traurig, wie der Mann die Frau an den Schrank verliert. Aber jetzt wird es merkwürdig. Warum findet er sich einfach damit ab? Warum lässt er sie einfach weitermachen?

Fuck, Gott oder mach weiter stöhnt.

Diese Art von Wortwahl passt auch nicht ganz, ich weiß, sie ist ja im Rausch, aber das Wort sticht richtig hervor. ;)

während ihr Rachen Geräusche ausatmet, die an sehr tiefen Walgesang erinnern.

Das ist ziemlich schräg. :D Ich stelle mir automatisch eine Frau mit großem, sabberndem Walkopf vor.

Ich höre es genau. Sie gurrt nämlich immer so, wenn ihre Lippen während des Höhepunkts von anderen Lippen verschlungen werden.

Das wiederum ist so poetisch, wie der Beginn der Geschichte.

Und es frisst meine Frau.

Das ist auch toll, es klingt so düster.

Am Ende der Story bin ich etwas ratlos. Klar, der Schrank ist ein Fantasie-Horrorelement, aber steckt da noch mehr dahinter? Ist er eine Metapher für etwas anderes? Vielleicht für die Beziehung der beiden, dafür, dass sie sich immer mehr von ihrem Mann entfernt, sowohl körperlich als auch emotional?

Ich mag solche Spiele mit Metaphern, falls das nicht der Fall sein sollte und du einfach nur eine Horrorstory erzählen wolltest, finde ich das natürlich auch okay. ;) Aber dann solltest du dich entscheiden, was den Duktus der Geschichte angeht. Denn wie gesagt, ich finde die Geschichte beginnt fast schon traurig-melancholisch, wird dann düster-horrormäßig und driftet am Ende ins Lustige ab. Das sind mir zu viele Brüche innerhalb einer Story.

Aber trotzdem: Super Geschichte mit tollen Momenten, ich war auf jeden Fall unterhalten. :D

Liebe Grüße, PP

 

Hallo,

mit nur ein wenig mehr Arbeiten hast du hier eine verdammt rattenscharfe Story. Weg müssen diese ganzen Vergleiche und diese Metaphorik, das Bildhafte, denn die ganze Story ist ein Bild, ein starkes Bild, da darf nichts ablenken. Das Beste hier ist diese Reihenhausidylle, die so sich so echt und vertraut anfühlt, wirklich gut gelungen, normale Familie, dann sickert der Wahnsinn ein, hat was von Lynch, finde ich. Ich würde kürzen, komprimieren, das Ende offen lassen, keinen Hinweis, einfach so rausgehen.

Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Diese nahezu klassisch zu nennenden nächtlichen Angstfantasien von Kindern („Da versteckt sich was unter meinem Bett/Da steht wer hinter dem Vorhang/Ich hab was im Schrank gehört!“ usw.) – allzu oft nur billiger Vorwand der kleinen Nervensägen, um sich Zugang zum Bett der Eltern zu verschaffen, gleichzeitig Motiv unzähliger Werke aus Literatur und Film (spontan fällt mir z.B. „Die Monster-AG“ ein oder Zeus Laskers verstörender Roman „Dahinter“, oder auch, zugegeben etwas weit hergeholt, Mark Z. Danielewskis „Das Haus“, wo sich ja auch hinter allem das Unerwartbare offenbart usw.) – diese Fantasien also ins derart Groteske zu überhöhen, bzw. zu verkehren, insofern, dass sie, also die Fantasien, Kinder nicht ins Bett der Eltern flüchten lassen, sondern, im Gegenteil, die Mutter aus dem ehelichen Bett locken, Nacht für Nacht, und sie, die Mutter, die Schwelle in die Nichtwirklichkeit des Schrankinneren überschreiten lassen, wo sie, alle Unbillen ihrer tristen Ehe hinter sich lassend, sich dann gleichsam schrankenlos der Wollust hingibt, Nacht für Nacht … ob sie nun die ist, die schließlich dem Wahnsinn anheimfällt, oder doch eher ihr Mann? Wer weiß.
Was ich sagen will, marderschaden, die Idee der Story finde ich echt großartig, sehr verstörend das Ganze, nicht zuletzt, weil du auf jegliche Auflösung verzichtest.
Und weil ich gerade Jimmys Kommentar gelesen habe: Sprachlich solltest du das wirklich bereinigen, da stimme ich Jimmy zu. Würdest du auf all dieses Bambusvorhang- und Waschmaschinenzeugs verzichten, auf all diese stilistischen Manierismen also, könnte die Story noch stärker werden. Verlass dich ruhig auf den Plot und die Interaktion der Figuren, die sind eindrücklich genug.


Gleich zu Beginn sind mir noch die paar Kleinigkeiten aufgefallen (später hab ich mir dann nix mehr notiert):

Ich höre jedes Haar, dass [das] über dein Laken streicht.
Als sie sich am Rand ihrer Seite aufsetzt, wartet sie eine Weile, überprüft, ob ich …
Checkst du’s? Das geht so nicht.
Sie tut diese ganzen Sachen (eine Weile warten, überprüfen, usw.) ja nicht während des sekundenkurzen Vorgangs des Aufsetzens, sondern erst danach, oder?
Also entweder setzt du den ersten Satzteil in die Vorzeitigkeit (Nachdem sie sich aufgesetzt hat, wartet sie eine Weile, …) oder du entkomplizierst den Satz überhaupt (und schmeißt bei der Gelegenheit auch „am Rand ihrer Seite“ raus, das braucht kein Mensch) z.B. so:
Sie setzt sich auf und wartet eine Weile, überprüft, ob ich …

Auf jeden Fall ein beeindruckendes Debüt.
Willkommen hier, marderschaden.

offshore

 

Hallo lieber @linktofink :)
Ich habe deinen Kommentar gelesen und mich sehr über dein feedback gefreut. Auch wenn ich teilweise nur mit dem Kopf schütteln konnte bezüglich der Rechtschreibfehler, die du mir hier offenbart hast. Manchmal braucht man wohl einfach jemanden, der einem mal über die Schulter guckt, um diese offensichtlichen Fehler zu erkennen :D war mir schon ein wenig peinlich. Aber Danke! Ich habe versucht alle Korrekturen diesbezüglich vorzunehmen.
Bei dem: "Ich höre jedes Haar, das über dein Laken streicht", habe ich tatsächlich gar nicht so direkt an ihr Kopfhaar gedacht, sondern an jegliche Haare ihres Körpers (Beinhaare, Unterarmhaare, usw.). Deswegen kam ich bei dieser Beschreibung wohl nicht auf "Kopfkissen". Aber ich habe die Stelle nicht geändert, da ich es auch im Rahmen des Möglichen finde, dass ihr offenes Haar beim Aufstehen über das Laken streicht. (Aber du hast offenbar ein gutes Auge für so was:)
Das mit der Drehleier in der Brust gefällt mir leider:/ Ich komme nicht darauf, wie ich ein besseres Bild davon machen könnte, was in ihm vorgeht. Oder ich nehme es ganz raus. Hmmmm.
Der Vergleich mit den Gürtelenden, die seine Frau packt, während sie den Kleiderschrank öffnet, gefällt mir persönlich gut. Das liegt aber offen gesagt daran, dass ich das Gefühl hatte, dass der Mann (Edgar) schon von Anfang an weiß, weswegen seine Frau in diesem Kleiderschrank verschwindet. Nach deinem Kommentar habe ich allerdings das Gefühl, dass das nicht so genau rübergekommen ist. Und das ist auch der Grund dafür, warum er sagt: "Komm ins Bett zurück."
Daraufhin bittet seine Frau ihn, dass es das letzte Mal wäre. Der Grund dafür, dass sie sich vorher aus dem Ehebett schleicht, ist meiner Meinung nach der, dass sie weiß, dass es verwerflich oder auch falsch ist, was sie tut. Fast wie ein Süchtiger oder Alkoholiker, der sich heimlich nachts betrinkt, während sein Partner schläft. Sie hätte Edgar natürlich verraten können, dass sie jetzt hinuntergeht in den Schrank, aber sie weiß auch, dass es ihrem Mann nicht gefällt. Ihr Mann versucht sie während des Aufstehens indirekt davon abzuhalten, indem er ihr vormacht, er wäre aufgewacht, durch ihre Bewegungen (wo er sich absichtlich umdreht). Aber es hilft nichts. Denn ihre Sucht nach dem Schrank ist zu immens. So habe ich die Geschichte zumindest vor Augen gehabt.
Bei dem "Butzemann" weiß ich um ehrlich zu sein auch nicht weiter :D Ich habe den Begriff "Butzemann" benutzt, ebend weil er so niedlich klingt. Ein Begriff, den ein Kind benutzen würde, um das Monster im Kleiderschrank zu bezeichnen. Der Butzemann. Sollte ich eher einen grausameren oder böseren Begriff an dieser Stelle benutzen? Wie: Das Monstrum? Ich fand es so ganz in Ordnung, da ich diese Verniedlichung (persönlich) als unheimlich empfunden habe.

Bei der Angelegenheit warum der Protagonist nicht den Kleiderschrank krumm und klein haut, oder warum er so klein beigibt, während seine Frau doch offensichtlich Probleme hat mit diesem Schrank, will ich folgendes sagen: Als ich diese Geschichte geschrieben habe, stand mir die Gefühlswelt des Ehemanns im Vordergrund. Ich wollte einen Protagonisten haben, der diese ganze Fremdgehengeschichte einfach abnickt. Sie sind schon lange Zeit "unglücklich" verheiratet und seine Frau betrügt ihn offensichtlich. Jedoch gibt es keine verantwortliche Person für diesen Betrug. Es gibt keinen Mann im Schrank, es gibt keinen Schuldigen in dieser Situation, auf den er konrket seinen Hass und seine Wut projezieren könnte. Es lebt eine nicht identifizierbare Identität in diesem Schrank, in dem seine Frau ihre Sexualität so auslebt, wie Edgar es ihr nie hat geben können. Das ist auch der Grund dafür, warum die Geschichte nicht aus der Sicht der Ehefrau erzählt wird, sondern aus der Sicht des Ehemanns, der verdrossen und müde von seiner Beziehung einfach sagt: "Na gut. Dann ist es halt so." Wenn er den Kleiderschrank zerstören würde, dann wäre diese Betrugsgeschichte für mich noch nicht abgeschlossen. Vielleicht würde seine Frau dann in die Hausflurkommode steigen (oder dergleichen:P) aber diese sexuelle Frustation würde sich anderweitig ausleben. Und ich wollte ja eine Kurzgeschichte schreiben und hätte Angst, dass sich bei solch einer Entwicklung der Rahmen einer "Kurzgeschichte" sprengen würde. Meiner persönliche Ansicht.
Und das mit den schwarzen Handschuhen, die sich um ihre Schenkel legen, habe ich auch nicht als die Hände eines fremden mannes betrachtet, sondern als Kleidungsstücke innerhalb dieses Schranks. Unidentifizierbare Stofflichkeiten, weißt du? Vielleicht kommt es aber bei dem Begriff der "Handschuhe" wirklich zu anderweitigen Vorstellungen beim Leser. Auch die ganzen Jacken und Mäntel im Schrank, die sie packen, sind lediglich Dinge. Das war mir wichtig, da ich nicht eindeutig werden wollte, mit wem Vanessa im Schrank ein Verhältnis hat. Ich habe selber keine Ahnung, wie diese Entität innerhalb des Schranks aussehen soll. Ich befinde mich da innerhalb der Gedankenwelt meines Protagonisten. Es geht mir mehr um da Gefühl, dass er nicht genau weiß, was oder mit wem seine Frau da etwas anstellt.

Auf jeden Fall vielen vielen Dank für dein feedback linktofink. Das hat mir sehr viel gegeben. Und ich werde über das Ende der Geschichte auch noch einmal nachdenken. Danke für die Arbeit, die du in mein Geschreibsel investiert hast.
Hochachtungsvoll
@marderschaden

Hallo @PlaceboParadise :)
Danke dafür, dass du meine Geschichte gelesen hast und mir hat dein feedback ein sehr großes Vergnügen bereitet! Ich habe versucht deine Korrekturen vorzunehmen. Mit der Bearbeitung der Metaphern und der eigentlichen Geschichte bin ich aber noch im Zwiespalt und werde mich diesbezüglich darum kümmern, sobald ich mehr Zeit dafür finde.
Der Grund dafür, warum sich Edgar einfach mit seiner Situation abfindet, ist der, dass es meine ursprüngliche Idee für die Gesamtgeschichte war. Ich wollte einen Ehemann, der einfach aus Müdigkeit seine Frau diese Sachen im Schrank machen lässt, weil er selbst keinen Enthusiasmus mehr dafür findet, seine Ehe zu retten. (Zumindest nicht in diesem triebhaftem Sinne) Er findet sich mit der Situation ab, weil er weiß, dass sie seit langem verheiratet sind und eine Tochter zu erziehen haben. Dass sich seine Frau mit der "Entität" im Schrank vergnügt, kommt ihm fast schon eher zugute, auch wenn es ihn auf eine fragwürdige Art und Weise natürlich eifersüchtig macht. Aber er weiß eben nicht, worauf er eigentich eifersüchtig sein soll, da er ja nicht offensichtliches im Schrank findet. Daher habe ich mich auch über deine Vermutung gefreut, was es mit der "Schrankbeziehung" auf sich hat. Ich wollte da nicht eindeutig werden, aber beim Schreiben der Geschichte ging es mir hauptsächlich darum, die Gefühlswelt eines solchen "verdrossenen" Ehemanns wiederzugeben. Wie ein Mann, der einfach akzeptiert, dass seine Frau Alkoholikerin ist und es ihr gestattet, diese Sucht auszuleben anstatt mit ihr gemeinsam das Problem zu lösen.
Dass dich der Umschwung zwischen "traurig-düster-komisch" irritiert, gibt mir natürlich zu denken. Aber da weiß ich auf die Schnelle auch keine bessere Überarbeitung dafür. Ich werde mich damit auseinandersetzen. Aber ich habe mich mega über all deine positiven Anmerkungen gefreut!! Vielen Dank dafür: Das hat mir den Tag verschönert!

Hochachtungsvoll
@marderschaden

Hey @jimmysalaryman :)
Ich freue mich natürlich über deine wohlwollenden Worte:) Aber das mit dem "Weg müssen diese ganzen Vergleiche und diese Metaphorik, das Bildhafte" ist so ein Schlag ins Gesicht für mich :D Verstehe mich bitte nicht falsch, aber das, was mir am Schreiben am meisten Spaß macht, sind die Vergleiche, die Metaphorik und das Bildhafte. Das sind solche spontanen angelegenheiten, die nicht vorgeplant sind, sondern während des Schreibens kommen und sich so richtig und gut anfühlen, falls du verstehst, was ich meine :P Ich habe durch die Kommentare gemerkt, dass vielen diese Vergleiche nicht gefallen, aber ich tu mich schwer damit, sie deswegen zu löschen. Es ist einfach so, als würde man für das gelobt werden, was einem weniger Freude an dem Projekt bereitet hat. Nichtsdestotrotz sehe ich ein, dass die Kritik gerechtfertigt sein muss, wenn sie so oft erwähnt wird.
Meine Frage an dich ist auch: Was meinst du mit, das Ende offen lassen? Den letzten Abschnitt komplett weglassen? Oder ein völlig anderes Ende erwägen? Würde mich sehr interessieren.
Und es gefällt mir sehr, dass du Lynch erwähnst, denn ich bin ein riesiger Lynch-Fan :D Und auch wenn ich bei dieser Kurzgeschichte eigentlich nicht direkt vorgesehen hatte, sie in Lynch-Manier zu schreiben, freue ich mich doch darüber, dass man (oder du) den Einfluss bemerkt. :)
Vielen Dank für deine netten Worte jimmysalaryman
Hochachtungsvoll
@marderschaden

Hallo lieber @ernst offshore :)
Danke für deinen Kommentar und deine lieben Worte. Ich habe deine Korrekturen umgesetzt und bedanke mich dafür.
und ansonsten muss ich sagen, ich habe sehr viel Spaß dabei gehabt, den Teil vor deinen Korrekturen zu lesen! Nicht zuletzt weil ich immer noch an Mark Z. Danielewskys House of Leaves sitze und es mir so ein Schmunzeln auf die Mundwinkel gesetzt hat, dass du dieses Buch erwähnst :D Es ist mein absolutes Lieblingsbuch was Horrorliteratur betrifft (obwohl ich immer noch nicht durch bin :P und ich empfehle es ständig jedem meiner Bekannten. aber dieses Buch ist auch echt "fucked up". wenn du dich entsinnen kannst, was ich damit meine :D ) Und aufgrund dieser Erwähnung bin ich auch sehr darauf erpicht mal in "Dahinter" reinzuschauen. Danke für den Tipp btw.
Und da bin ich dann auch bei dem Problem, was ich mit der Berarbeitung der Geschichte habe. Du sagts es sehr gut mit einem Satz: "Verlass dich ruhig auf den Plot und die Interaktion der Figuren, die sind eindrücklich genug."
natürlich ist mir der Plot der Geschichte wichtig, aber den eigentlichen Spaß am Schreiben finde ich nicht am Herunterrasseln der Ereignisse, sondern an den spontanen Verbildlichungen und Beschreibungen, die mir während des Schreibens in den Sinn kommen. So zum Beispiel die ganzen Metaphern. Es fällt mir daher schwer :D diese ganzen Lieblingsstücke von mir zu löschen. Aber ich glaube euch natürlich auch, dass ihr vermutlich mehr Erfahrung mit der Bearbeitung von solchen geschichten habt, als ich. Ich werde mir die Geschichte noch einmal anschauen, kann aber nicht versprechen, dass das Spielkind in mir nicht einige Metaphern und Bilder drin lassen wird :I

Vielen, vielen Dank für deinen Kommentar ernst offshore. (irgendwie sehr autoritäre Namenswahl übrigens :P)
Hochachtungvoll
@marderschaden

 

Hallo @marderschaden
Der Plot deiner Geschichte hat mir sehr gut gefallen, gute Idee und spannende Umsetzung, mal was anderes sozusagen.
Ich habe jimmys und ernst Komms gelesen und möchte mich den beiden anschließen: bitte tilge die Metaphern.
Ich weiß, das fällt schwer, es sind deine besonderen kleinen Highlights in dieser Geschichte und mit Sicherheit hast du an genau diesen Sätzen länger gefeilt als an den anderen.
Aber sie passen nicht in die Geschichte.

Sie passen nicht zum Protagonisten, denn aus seiner Sicht schilderst du ja das Ganze. Was ist das für ein Typ? Bei mir kommt ein schlichter Mann vor meine Augen, der sich nicht der Herausforderung, seine Frau wieder in das eheliche Bett zurück zu führen, stellt, sondern irgendwann resigniert hat. Warum auch immer, weil ihm nicht mehr so sehr an dieser Frau liegt, denn irgendwie fehlt es ihm an Eifersucht, weil er zu müde und abgearbeitet ist, sich gegen diesen Eingriff in seine Ehe zu stemmen, weil er nicht weiß, wie. Das alles ist völlig egal, das muss und sollte in dieser Geschichte auch nicht aufgelöst werden, aber alle meine Aufzählungen zeigen einen schlichten Mann.

Schlichte Männer denken nicht in Metaphern. Wenn du dringend diese Metaphern behalten möchtest, dann mache ihn intelligenter. Mach aus ihm einen Schriftsteller, einen der ständig so redet, der auch nicht einfach nur schlchte Sätze mit seiner Frau spricht, sondern auch ihr gegenüber sich verbal viel phantasievoller verhält. Dann bestehen Chancen, dass die Metapher passen, das müsste man dann ausprobieren, ob es harmonisch ist.

Aber, das wäre meine nächste Frage: passt nicht gerade dieser schlichte Typ so besonders gut in diese Geschichte? Ist nicht ein gewisser Sog dadurch von dir bewusst erzeugt, dass dieser Mann so wenig dem Ganzen entgegen zu setzen weiß?

Vielleicht gelingt dir die auf der Hand liegende Antwort gerade nicht. Dann rate ich, ein wenig Zeit verstreichen zu lassen bis du in der Lage bist, deinen eigenen Text wie ein Fremder zu lesen.
Im Moment bist du der in den Text verstrickte Autor, der da antwortet und der verteidigt selbstverständlich alle seine Babys.

Verschlimmbessere den Text nicht, sondern optimiere ihn. Es wird ihm sehr gut tun. Ich hoffe, ich konnte dir das klar machen.

Lieben Gruß

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @marderschaden,

herzlich willkommen hier! (Und was für ein toller Nick.)

Ich hatte schon gestern Nacht deine Geschichte gelesen, und mir war gar nichts Konstruktives eingefallen, außer zu sagen, wie irre gut mir dein Text gefallen hat. Du bist neu angemeldet, aber wenn das überhaupt deine erste Kurzgeschichte ist, und nicht nur die erste hier gepostete, muss ich mich erschießen. Und zwar sofort.

Da ist einfach eine so wunderbare Sprache drin, die eine sehr schwierige Balance hinbekommt zwischen völlig abgedreht skurril, rational hergeleitet, gruselig, durchaus sexy, enorm tragisch und auch noch witzig. Das hab ich so gut ausgewogen nahezu nur in Büchern gelesen, und finde, das ist einfach schon ziemlich professionell gemacht. Immer in dem Moment, in dem es in eine Richtung (albern, traurig zu deutlich paranormal etc.) kippen könnte, fängst du das auf und bleibst insgesamt in einem durchgehend stimmigen Tonfall und Erzählhaltung.

Ich hab eben nur die anderen Komms überflogen, und gesehen, dass ich den Text in einem etwas anderen Tonfall gelesen haben muss, jedenfalls würde ich ganz leidenschaftlich davon abraten, in dem Text rumzukürzen oder die story irgendwie sonst zu streamlinen, bzw, am Ende was zu ändern. (Ausnahme: tatsächlich einige Vergleiche, s.u.) Der ganze Reiz des Textes liegt in der Vielschichtigkeit der Emotionen und Situationen, und dazu gehört auch eben dein Vokabular und eben genau dieser Tonfall, in denen diese melancholisch-ironisch-tragische und dann durch das Irrwitzige Geschehen eben auch komische und gruselige Entfremdung erzählt wird. Der Inhalt und der Stil passen genau zueinander, und wenn das geändert würde, verlöre der Text nicht nur seine Stimmigkeit und Folgerichtigkeit, sondern auch die Relevanz. Manches lässt sich nicht straightforward und direkt erzählen. Und so braucht dein Erzähler auch diese vertrauliche - ich sag mal ohne das negativ zu meinen - Geschwätzigkeit. So siehst du also, dass es eben ganz unterschiedliche Lesearten gibt, und das hängt auch sicher damit zusammen, was wir Kommentierenden sonst lesen, bevor wir auf deinen Text stießen.

Details:

Ich höre jedes Haar, dass über das Laken streicht.
das
Im Mondlicht leuchten ihre Waden so blass wie Fischbäuche.
Das ist so toll. Ein bisschen eklig, aber nicht so, dass man die Frau hässlich und lächerlich findet. Hier ahnt man, dass irgendwas aus dem Ruder laufen wird. Ich bin auch kein Freund von zu vielen Adjektiven, aber das 'weiß' hat für mich einen essentiellen Teil des Bildes ausgemacht - in vielen, aber eben nicht allen Fällen wird etwas durch Kürzen besser. Irgendwie fehlt mir jetzt was am Rhythmus.
als würde sie den geöffneten Gürtel an der Jeanshose eines Mannes packen.
Bissl umständlich, wie wärs mit: als würde sie einen Mann an der offenen Hose packen (Nee, das ist auch doof, aber eben nicht ‚Gürtel‘ + ‚geöffnete‘ + ‚eines Mannes‘)
Sie schließt die Türen. Die Schranktüren quietschen leise. Und ich gehe zurück in unser kaltes Ehebett, allein, auf die linke Seite zur Wand gerichtet und starre auf die Tapete.
Boa, das ist wirklich gut gemacht. Grad war es noch skurril, ein bisschen Horror und dann kippt es ganz realistisch in den tragischen Abgrund einer im Scheitern begriffenen Ehe – und das Tolle ist, du erzählst dieses Scheitern glaubhaft durch eine Situation, die so nichtmal wirklich stattfinden kann. Das ist eigentlich ein Paradebeispiel für perfekt funktionierenden Magischen Realismus (daher würde ich durchaus raten, den Seltsam tag auch noch zu setzen, denn der steht für nichts anderes).
als wäre meine Frau während ihres Orgasmus zum Puma geworden, und nicht mehr nur zu der Hauskatze, die üblicherweise in meinem Schoß schnurrt.
Das war eine der wenigen Sachen, die mich echt gestört hat – es gibt ja diese MILF/Cougar-Kategorie in Pornos, und das wirkt schon fast wie product placement, jedenfalls finde ich das in diesem Text an den Haaren herbeigezogen. Den Gedankengang nehme ich dem Prot nicht ab, das klingt, als ob hier ein Witz verpackt werden sollte. Außerdem passt 'üblich' nicht, denn er betont immer, wie lange die schon keinen Sex mehr hatten.
Da ist ein Mann in dem Schrank, Papa, hatte Mina gesagt. Und ich Idiot hatte sogar noch darüber gelächelt.
Brrrrrr, das ist so gemein. Und auch hier nur ein bisschen Ironie und man ist sofort auf der Seite dieses armen Schweines.
bescheidenes Zwiebelbrot,
Würde das jemand von seinem eigenen Brot sagen? Zwiebelbrot ist doch schon bescheiden, das würde ich kicken, das ist von Seiten des Prots wie ‚fishing for compliments‘ (oder Mitleid, und das hat er doch schon).
Ich steige die Treppe hinauf und höre sie bereits aus dem Flur winseln. So leise fauchen, flehen, flüstern, hecheln, hauchen, gehorchen, bitten: schneller, kreisen, fester. Und ich balle beide Fäuste, als ich wütend an die schwarzen Schranktüren klopfe. Ihr Gestöhne hört sofort auf. Vanessa schiebt ihren Kopf durch die halbgeöffnete Schranktür und starrt mich an.
Mein word-doc streicht das an: halb geöffnet. Ansonsten: Finde ich absolut klasse, auch in der Abruptheit des Szenenwechsels.
Hosenstall ihrer Jeans ebenfalls.
Das ist ein ziemlich altmodisches Wort, sag doch einfach Hose oder Reißverschluss oder so.
„Deine Eltern sind da“, sage ich. „Das muss jetzt aufhören!“
Oh fuck! That escalated quickly … Finde ich sehr gut, dass du noch weiteres Personal hier reinbringst, das die Dringlichkeit, diese Schranksache zu beenden (oder zumindest zu unterbrechen) noch viel akuter macht.
Schwarze Handschuhe legen sich um ihre Oberschenkel und spreizen sie sanft und die Schranktüren schließen sich so abrupt, dass ich mir fast den Schädel an ihnen aufgeschlagen hätte.
Würde ich zwei Sätze draus machen, weil es unelegant ist, das Subjekt im selben Satz zu wechseln. Hier stellt sich mir – zum einzigen Mal in diesem Text – die Frage, ob der Handschuh, den man ja ganz konkret was machen sieht, nicht zu eindeutig als „belebtes Kleidungsstück“ gezeigt wird, also ist es nun klar, wer die Frau befingert. Anderseits verstehe ich, dass du die Andeutungen etwas konkretisieren magst, nicht alles im ganzen Text auf dem selben Level der Unklarheit/Andeutung bleibt. Schwer zu sagen, ich fand das fast etwas schade – so wie das Monster immer toller ist, solange es im Schatten bleibt, andererseits ist die Szene auch gut mit dem dezenten Zwang … Tja.
und zischt sie stattdessen nur noch vor sich her wie eine geöffnete Pfandflasche,
Nein, das klingt nicht schön, und funktioniert nicht so gut wie die Fischwaden. Der Vergleich ist zu billig und stellt die Prota bloß, macht sie lächerlich.
„Was?“, keift Vanessa mich aus dem Inneren an. / „Es muss jetzt gut sein. Lass es gut sein, Nessi.“
Oh Mann, das ist so fies, gerade durch diese Wiederholung, klasse gemacht.
ihr Rachen Geräusche ausatmet, die an sehr tiefen Walgesang erinnern.
Walgesang -> Siehe Pfandflasche.
„Es sind mittlerweile fünfundreißig Minuten gewesen, Maus!“ /„Das kann gar nicht sein“, sagt sie mit einem dezent arroganten Unterton, der mich daran erinnern soll, dass ich einfach einen kleinen Rechenfehler gemacht haben muss. Dass ich die Klammer nicht aufgelöst habe, die Kommastellen falsch übertragen habe. „Fünfzehn Minuten. Fünfzehn Minuten.“ Vanessa nuschelt nur noch, als ob ihr der Mund zugehalten wird, damit sie nicht so viel Luft vergeudet. „Gib mir doch bitte nur die fünfzehn Minuten. Er lässt mich in fünfzehn Minuten raus. In fünfzehn Minuten sind wir fertig.“
HILFE, die sind schon beim "wir"! Wie fies ist das denn? :heul: Hier hat sich mir die Frage gestellt, ob die Frau vor dieser Schrankgeschichte den Mann psychologisch derart kleingemacht hat, dass er durchdrehen musste. Das ist eine ganz tolle Szene, psychologisch gut gemacht, ganz knapp. Ich finde aber sehr gut, dass du zu dem Vorlauf der Ehe nichts sagst, das muss alles so in medias res anfangen und eskalieren.
Irgendwo in diesen Absätzen fand ich 'Maus' ein, zwei Mal zu häufig, das wirkte mehr wie von Autoren-, denn wie Prota-Seite. Er kann doch nochmal ihren Namen abkürzen, vielleicht.
Mehrere male.
Die Male.
Sie gurrt nämlich immer so, wenn ihre Lippen während des Höhepunkts von anderen Lippen verschlungen werden.
Wenn er nicht mal bei einem Dreier oder einer Orgie mit seiner Frau dabei war, müsste er eigentlich sagen „wenn ihre Lippen von meinen verschlungen werden“, denn er dürfte keine Ahnung haben, wie das lief, wenn sie mit anderen Leuten Sex hatte. Ich glaube, das ist einfach ein Perspektivfehler.
Da ist ein Mann im Kleiderschrank, Papa. Ich liege in meinem Ehebett und rauche eine Zigarette. Ein Mann im Kleiderschrank. Es ist halb zwei Uhr nachts. Hab ein fröhliches, neues Jahr gehabt, die letzten anderthalb Stunden. Meine Frau hat seit dem zweiten Weihnachtsfeiertag den Kleiderschrank im ehemaligen Zimmer unserer Tochter nicht mehr verlassen. Neujahrsanfang, und ich bin so allein wie nie zuvor.
Die arme Sau. Das Verrückte ist, dass das extrem realistisch wirkt, und zumindest mich auch berührt, obwohl die Situation so skurril und teils albern ist. Das ist schon echt gut gemacht, und ich meine, sowas ist auch absolut nicht einfach, zu erreichen.
Happy New Year, Edgar, altes Haus. Und ein Fucking, Happy New Year, wünsche ich auch dir, Vanessa. Dir, und dem Mann, der dich wahrscheinlich gerade zwischen den Wintermänteln im Kleiderschrank so fest an sich drückt, dass sich deine Beine gierig wie Zeitungspapier um ein Kaminfeuer falten.
Klasse Abschluss. Daran würde ich nix machen, das passt perfekt zur gesamten Geschichte, darf nicht fehlen und nicht ausgewalzt/weitergeführt/erklärt werden. Allerdings frage ich mich: Plötzlich sagt er „Mann“ zu dem Wesen? Wie kommt er zu dem Schluss? Finde ich nicht so gut, weil man plötzlich überlegt, ob der surrealistische Teil mit den Kleidungsstücken eingebildet war, und das der Hinweis des Autors ist, dass der Prot durchgedreht ist und nix davon passiert – das dem Text absolut nicht guttun würde. Das würde ich vorschlagen, zu ändern, sodass die Unsicherheit des Textes bis zum Schluss erhalten bleibt. (Das mit dem 'Mann' war mir gestern beim Lesen so nicht aufgefallen, mag aber sein, dass ich es nur überlesen hatte.)

Ich hab mich ganz außerordentlich gefreut, deinen Text hier zu lesen und hoffe auf viele weitere! Und auch auf Kommentare, davon wirst du selbst auch ne ganze Menge lernen können.

Liebe Grüße, Katla

 

Das sind solche spontanen angelegenheiten, die nicht vorgeplant sind, sondern während des Schreibens kommen und sich so richtig und gut anfühlen, falls du verstehst, was ich meine

Jo, kenn ich. Ändert aber nix an der Tatsache, dass die meisten deiner Bilder schief sind und auch nicht passen, sie nehmen dem Text die Ernsthaftigkeit, das wirkt dann unfreiwillig komisch, driftet ins Klamaukhafte ab. Wenn du Bilder und Vergleiche schreiben willst, dann gerne, aber sie müssen passen. Lakita hat dir dazu was Gutes geschrieben. Der ganze Text ist ja ein erzählerisches Mythos, das Andere, Fremde, nicht Begreifbare, a body without a beast sozusagen, das ist ein Bild in sich. Du schmälerst den Text nur, wenn du den Erzähler noch so pappig machst. Das ist wie ein hardboiled Text, in dem alle rotzig und derbe reden, und der Erzähler dann auch noch rotzig und derbe, das wirkt dann einfach nicht mehr, es nimmt sich selbst die Tiefe.

Das Ende. Da bennenst du dieses Evil, du sagst Mann, und das meinte ich - es nicht benennen. Es so stehen lassen, rausgehen, keine Lösung anbieten.

Von der Dramaturgie ist mir noch eine Sache aufgefallen. Das der Mann sich da so schnell ergibt, sich so fügt, das geht mir etwas zu schnell. Da müsste es noch so eine Art Zwischenschritt geben, der retardierende Moment, wo sich entscheidet, was es wird, Tragödie, Komödie, da könntest du eine Strecke einbauen, wo sie sich eventuell noch einmal annähern, sie versuchen es noch einmal, versuchen auch miteinander zu schlafen, aber dann merkt er und sie, nee, klappt nicht mehr. Sonst wirkt das einfach zu flüssig, zu glatt.

Ich weiß nicht, ich habe dich hier nicht aufgefordert, (und ich glaube, auch kein anderer) etwas zu "streamlinen", wie Katla das bezeichnet hat, weiß nicht, was das soll, sondern einfach noch ein wenig mehr Arbeit in die Erzählung an sich zu stecken. Du machst den Text besser. Was du davon annimmst, ist ja deine Sache.

Gruss, Jimmy

 

Hallo marderschaden,

ich bin überhaupt keine Horrorgeschichten-Leserin, aus Selbstschutz, weil ich dann immer schlecht träume.
Über deine Geschichte bin ich jedoch gestolpert und finde sie wirklich klasse.
Ich haue mit den Metaphern in die gleiche Kerbe wie meine Vorredner: nicht nur, dass sie unnötig sind, sie sind auch viel zu knarzig.
Das hier ist für mich der erste Satz, den ich dir raten würde, rauszuschmeißen:

Ihre Haare reichen ihr bis zu den Schulterblättern, hängen dort in Strähnen vor dem Riemen ihres Büstenhalters wie Bambusvorhänge in der Tür zu einem Strandhaus, das mir nicht gehört.
Mal davon abgesehen, dass ich mich wirklich anstrengen musste, das Bild in meinem Kopf überhaupt herzubekommen: welche Frau geht denn mit BH schlafen? (Falls es Frauen gibt, die das tun, bitte melden ;), ich kenne keine)
Ich habe nichts davon gelesen, dass sie den auf dem Weg zum Schrank angezogen hätte. Und wo führt die Tür dann hin? Das ist alles viel zu schwammig, eine Metapher muss sitzen, dass ich als Leser denke: genau so! Mich verwirrt das eher :shy:
Die anderen Metaphern finde ich auch nicht den Text unterstützend, sondern wirken als Bremse.

Zudem ist das ist der erste Kinderzimmerschrank, den ich kennenlerne, der mit Kleidern der Eltern bestückt ist. Normalerweise findet sich da ja allen Kinderkruscht drin. Das fand ich etwas merkwürdig. Aber anderes ist ja nicht weniger merkwürdig, von daher darf ich wohl gar nicht mit so logischen Sachen kommen.

Hat jedenfalls Spaß gemacht, das Ding zu lesen und herzlich Willkommen hier.
bernadette

 

Liebe/r @marderschaden
Hallo von einem Neuling zum anderen ;)
Deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen und mich auch gefesselt. Als ich gesehen habe, dass du sowohl Erotik und Horror getagt hast, war ich schon gleich gespannt, wie sich das auswirken mag. Und die Idee allein war es auf jeden Fall wert, sie zu lesen!
Was ich mich gefragt habe, wieso Edgar überhaupt noch mit Vanessa zusammen ist. Da hätte vielleicht ein Satz oder so noch gut funktioniert, der erklärt, wieso er das überhaupt mit sich machen lässt, wenn selbst ihr schon klar ist, dass er davon weiß. Dass der Sex zwischen ihnen eh nicht gut ist passt gut in die Situation, stellt aber eben auch die Frage, weshalb die beiden zusammen sind. Nur wegen des Kindes? Oder haben sie andere Gemeinsamkeiten, die sie zusammenhalten?
Natürlich bleibt die Frage bestehen, was da in dem Schrank war, aber die Frage darf man gerne offen lassen ;)
Ich denke mal, den Rest haben die anderen hier schon zu Genüge geschrieben (hab jetzt nicht alle Kommentare dazu gelesen). Und ich bin schon sehr gespannt darauf, mehr von dir zu lesen^^

LG
Jäff

 

welche Frau geht denn mit BH schlafen? (Falls es Frauen gibt, die das tun, bitte melden ;), ich kenne keine)
Hier, ich. Ich schlafe manchmal im Sport-BH, allerdings in Situationen, die mit der Geschichte hier nix zu tun haben, und dann auch nicht zu Hause. Das gilt also nicht.

Allerdings stand bei uns der Schrank in meinem Kinderzimmer, weil das einfach größer war, als das Schlafzimmer meiner Mutter. Hier wird so betont, dass da viel Pelz drin hängt, und das sind so irre sperrige Sachen, die man damals im Sommer im Keller hatte und im Winter könnte das ja in einem extra Schrank hängen, den das Kind auch nutzt, das fand ich ganz nachvollziehbar.

Ich will gar nicht behaupten, dass das mit den Jeans/BH kein Logikfehler ist (das mag gut sein), aber ich bin da gar nicht drüber gestolpert, weil sie ja in einem Schrank steht, da werden vllt auch zwischengelagerte Anziehsachen der Mutter zu finden sein - und dann nach dem Motto dieses etwas dominaten Schrankdings "Zieh was an, damit ich was zum Ausziehen habe". ;) Klar wär das auch zu lösen, indem der Mann hört, wie die Frau beim Verlassen des Schlafzimmers ein paar Klamotten aufhebt und mit raus nimmt.

Liebe Grüße, Katla

 
Zuletzt bearbeitet:

Groucho: “I want to register a complaint. Do you know
who sneaked into my stateroom at 3:00 this morning.
Ship‘s captain:
“Who did that?“
Groucho: “Nobody. And that‘s my complaint!“
Marx-Brothers, ‘Monkey Business‘
(deutsch: „Marx Brothers auf See“)

Warum zitiert der vorneweg Groucho Marx?,
magstu dich fragen,

lieber marderschaden,

doch zu- und bevor ich‘s vergess,

herzlich willkommen hierorts!,

und der Hinweis, dass „der“, also ich, „Horror“ an sich weiträumig umgehe, sind doch Historik und Tagesnachrichten Horror genug, als dass es mich auch „unterhalten" könnte. Aber auch das Wort des uralten Instituts der „Ehe“, hat‘s in sich, klingt es doch im Althochdeutschen „ewa“ wie dem Mittelhochdeuteschen „ē[we]“ (ausgesprochen wie unser eh und unbetontem wƏ) nach Ewigkeit, die ja ziemlich lange währen soll, und bedeutet doch schlicht schon die „Ehe“, aber auch den Vertrag und umfassender gar Recht und Gesetz.

Zudem scheint mir die Geschichte zwischen dem Zitat aus “Monkey Business“ und einem Witz, dass einer im Kleiderschrank vergeblich auf ein Abenteuer wartet und, als der Abenteurer erwischt wird, in der Bahn auf die Haltestelle xy (ähnlich Witze kursieren über IKEA) oder auf eine andere Bahn zu warten.

Und als drittes, dem besonderen Horror, findet sich das vermeintliche Grauen aus dem Loch Ness, wenn es zärtlich heißt

„Es ist viertel nach sieben, Nessi. Wir warten bereits seit einer Stunde auf dich. Und die Ente ist fertig.“
Womit wir bei den noch reichlich vorhandenen Flusen sind, die nur zum Teil Flüchtigkeit sein werden.
Die „sieben“z. B ist ein verkürztes „sieben Uhr“, also bloßes Attribut der Uhrzeit.

In unserem eigene[n] Zuhause
.

Dann (ich unterstell Flüchtigkeit), die an sich die Urkatastrophe für jeden Schreibenden ist, das n(Artikel + diverse Pronomen) mit der Konjunktion „dass“ zu verwechseln

Ich höre jedes Haar, das[…] über das Laken streicht. Warum hältst du mich nur für so einfältig?

Als sie sich am Rand […] aufsetzt, wartet sie eine Weile, …
Sie setzt sich doch nicht auf den Icherzähler im Bett – oder?

Gelgentlich klingt es nach mehr als einer bloßen Aussage -
wie hier

„Bitte, nicht heute“, sage ich.
Bitten und Ausrufe, z. B., wie auch hier
„Nur noch heute“, sagt sie leise. Flehend.
Du weißt, dass ich das brauche.“

„Es ist das letzte mal, Edgar.
mit "mal, Mal" hastus
Das ... Mal

Irgendwann, mitten in der Nacht, höre ich Vanessa vor schierer Lust aufschreien, als wäre meine Frau während ihres Orgasmus zum Puma geworden, und nicht mehr nur zu der Hauskatze, die üblicherweise in meinem Schoß schnurrt.
Komma weg! Das „und“verbindet ganz gut gleichrangige Satzteile

Ein für alle mal.
allemal“

, sobald sie zur Nachtschicht ins Theatercafe verschwand.
… „Thearercafé

..., mir zu schwören, dass es das letzte mal wäre.
„Mal“

Der Sex war nie besonders gut gewesen. Und das wussten wir beide.
Gewesen klingt sehr nach Verwesung. Sollte der Sex jetzt besser sein? „War“ genügt. find ich.

Ich drehe den Regler am Radio bis zum AnschlagKOMMA um das Klopfen auszuschalten. Es hilft nichts. Knock, knock, knocking on Heavens door.
Komma wg. Infinitivsatz mit "um", und
es geht nicht um mehrere Himmel, sondern um den einen – und den im Genitiv, engl. Heaven‘s

„Kommst du endlich?“, frage ich zurück.
„Wohin.“
Ist diese eine Antwort keine Frage mehr?

Die weiße Bluse, die ich ihr geschenkt habe, ist halb zerissen und wurde umfunktioniert, um
---
zer+rissen

Dann hört es sich so an, als ob ihr etwas den Mund verschließt.
Vorhin klappte die „als-ob“ Konstruktion mit „würde“ und somit Konjunktiv II. Warum hier nicht?
Konjunktiv hat nix mit der Zeitenfolge zu tun.

... und sie hatte angefangenKomma im ersten Stock so laut und ekstatisch zu brüllen, dass ihre …
Infinitivsatz, Infinitiv abhängig vom Substabtiv

Der Schrank hört diesmal nicht auf, leicht zu ruckelnKOMMA und meine Frau hört nicht damit auf, bestialisch zu stöhnen.
Infinitivsatz zu Ende und das "und" verbindet zwo gleichrangige Hauptsätze, nicht die Neben/Infinitivsätze

Ich versucheKOMMA den Schrank zu öffnen, r…
s. o.

Vanessa nuschelt nur noch, als ob ihr der Mund zugehalten wird, damit sie nicht so viel Luft vergeudet.
s. o. „als ob“ Konstruktion, Konjunkiv irrealis!

Mehrere male.
Male

Wie dem auch sei, wird schon werden, findet der

Friedel

 

Und aufgrund dieser Erwähnung bin ich auch sehr darauf erpicht mal in "Dahinter" reinzuschauen. Danke für den Tipp btw.
Öhm … ist ein bisschen blöd jetzt, marderschaden, aber … hm ... na ja, was soll ich sagen, den Roman „Dahinter“ gibt’s in Wahrheit nicht. Ebenso wenig wie den Autor Zeus Lasker. :Pfeif:
Weil mir auf die Schnelle (außer „House of Leaves“) kein in meinen Kommentar passendes real existierendes Buch einfallen wollte, habe ich (ganz im Geiste von Claas Relotius) kurzerhand eines erfunden.

Nicht bös sein. :shy:
Danke.

offshore

 

Lieber @marderschaden,
auch mir hat deine Geschichte extrem gut gefallen. Wobei ich sie jetzt nicht wirklich horrormäßig finde, eher lustig.
Im Gegensatz zu einigen meiner Vorredner haben mich die Vergleiche und Metaphern nicht gestört, für mich hat das den Witz unterstrichen.
Das einzige, was ich ein bisschen schade fand, war, dass es offenbar überhaupt keinen Grund gab, warum die Mutter so süchtig nach dem Schrank ist. Klar, das macht es noch absurder, und es ist schon eine herrliche Vorstellung, wie dein Prot da sein Zwiebelbrot isst oder die Familie so tut als wäre nichts, während die Mutter da oben rumtobt. Aber ein dunkles Geheimnis hinter dem Ganzen hätte es für mich noch spannender gemacht. Irgendein Deal, den die Mutter mit dem Kleiderschrank hat.
Insgesamt fällt das aber nicht weiter ins Gewicht, weil ich die Geschichte wirklich originell finde, sehr gut geschrieben und meinen Humor triffst du auch. Toller Einstand! :thumbsup:

Bin gespannt, was wir noch von dir lesen werden, lieber marderschaden und heiße dich herzlich willkommen bei uns.

Viele Grüße,
Chai

 

Hi @marderschaden

tja, eigentlich wollte ich mehr schreiben, über die Effekte, die dem Text Spannung verleihen, das Unnatürliche ganz sebstverstädnlich hinzunehmen, na ja, und vor allem über die Nähe zu Kafka, fast schon eine Entlehnung eines kompositorischen Elements (was durchaus nicht schlecht und anrüchig ist), über die Sichtbarmachung der Ängste dieses Kerl, das Geschehen, das man auch als Traum deuten kann, aber he, kann ich mir sparen, du hast so viele Qualitätskommentare erhalten, reagierst überhaupt nicht, ne, da schreib ich nicht viel mehr, als ein paar Andeutungen und einen Willkommensgruß.

Paar Hinweise:

Ich beobachte sie durch halbgeöffnete Augenlider.
halbgeöffnet kannst du streichen.

Die Hände meiner Frau umschließen die Eichengriffe des großen, schwarzen Kleiderschranks, als würde sie den geöffneten Gürtel an der Jeanshose eines Mannes packen.
starke Stelle!

während ihres Orgasmus zum Puma geworden, und nicht mehr nur zu der Hauskatze, die üblicherweise in meinem Schoß schnurrt.
na ja, bisschen eingängig der Vergleich

Ich bin seit sechzehn Jahren Kettenraucher und selbst ich habe weniger letzte Zigaretten geraucht, als sie letzte Ausflüge in den Kleiderschrank unserer Tochter genossen hat.
Treppenwitz, zerstört den Sound leider, gut, dass es in diesem Ton nicht weitergeht.

Als hätte sie die Bedeutung der Worte vergessen, und zischt sie stattdessen nur noch vor sich her wie eine geöffnete Pfandflasche, damit sie derweil nicht so etwas wie: Fuck, Gott oder mach weiter stöhnt.
was ist an Pfandflasche wichtig?

Viele Grüße
Isegrims

 

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