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humorvolle Texte - Schreibratgeber

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humorvolle Texte - Schreibratgeber

Die Diskussion um Kritiken in der Humorrubrik zeigt, wie schwierig es ist, gute Kritiken zu Texten zu geben, die eben nicht lustig sind, wo Humor nicht funktioniert.

Was fehlt dem Text? Wie bekomme ich es hin, das mein Text dem Leser ein Lächeln abgewinnt oder er sich gar auf die Schenkel klopft.
Alles was Euch einfällt, was Autoren dabei behilflich sein kann, einen humorvollen Text zu schreiben, soll hier gesammelt werden. Eure Gedanken, Erfahrungen, Links zum Thema, Zitate usw.

Alles Komische beruht auf Kontrasten
Erich Kästner

Und ich denke, da gibt es noch weit mehr zu sagen.

 

Ah - ich glaub, dass sollte besser zu Autoren ... wenn vielleicht jemand ... Danke :)

 

Jean Paul - gewiss ebenso sehr voll Humor und Witz wie vom Bier - hat in seiner Vorschule der Ästhetik hunderte von Seiten über Komik, Humor und Witz verfasst, ohne dass er Wilhelm Busch in der Enkelgeneration hätte verhindern können, und wenn ich sehe, was über Fragen, was eine Kurzgeschichte sei, herausgekommen ist, so fürchte ich, dass nun das Weltweitegewebe nicht genügend Platz hat, die nun folgenden humoristischen Einfälle zu sammeln. Aber vielleicht bricht es darüber gnädig zusammen.

 

Gut, Fliege, dass du einen eigenen Thread für die Frage aufgemacht hast.

Eine komische Prämisse funktioniert so: Eine Situation schaffen, in der zwei Dinge aufeinander treffen, die nicht zueinander passen. Dann lässt man die zwei unpassenden Dinge sich regelwidrig verhalten. Was ist die unangemessenste Reaktion, die man sich ausdenken kann? Dann lässt man alle Möglichkeiten und Absurditäten kumulieren.
So argumentieren Comedy-Lehrer, die ich hier gefunden habe:

http://on3.de/element/13033/spielwiese-on3-radio-wie-geht-eigentlich-humor


Daraus entnehme ich zweierlei.

  • Den Kontrast zweier unpassender Dinge muss es geben
  • Die Steigerung der Reaktionen und Regelverletzungen auf das Unpassende muss es geben

Wenn man sich beispielweise eine Geschichte von jenem berühmten Jack Torrance anschaut, die noch hier im Forum ist, sie heißt: SIEBEN- ein Kurzpraktikum an der öligen Kante des Verstandes

http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?t=38421

und wurde sehr gut aufgenommen, da basiert die Geschichte auf demselben Prinzip.
Zwei Sachen passen nicht zusammen: der entnervte Protagonist, der im Sonnenstudio aushelfen soll, das aber gar nicht leiden mag und die sonnenhungrigen Studiobesucher, deren Eigenheiten genau beobachtet und in Kontrast zu dem Protagonisten stehen.
Und dann eine Steigerung der Ereignisse, er will was lösen, schafft dadurch aber ein noch größeres Problem. Das alles so lange, bis er die eine Frau unter der Sonnenbank schmelzen lässt und vorsichtshalber das Studion verlässt.

Wenn man diese recht profanen Sachen weiß:
Kontrast, Regelverletzung, Steigerung, dann kann man doch schon ziemlich viel über eine Geschichte sagen, die einem nicht witzig vorkommt und auch wenn sie einem witzig oder auch nur schmunzelig vorkommt. Und dazu muss man absolut nicht selbst ein guter H-Geschichtenschreiber sein.

Einen Punkt darf man natürlich nicht vernachlässigen, das ist der Allgemeingeschmack.
Manche lachen eben über Robert Gernhardt und Max Goldt.
Und finden Atze und Mario Barth ätzend, die aber auch Lachabräumer sind.
Ist aber für mich ein Nebenaspekt.

Und eine weitere Sache, die ich zu bedenken geben wollte:

  • Ich denke, wir sollten uns nicht mit einem Humorverständnis zufrieden geben, das aus Humortechniken eine Naturbegabung macht. (Trifft sicherlich bis zu einem best. Punkt zu, aber wie das Schreiben generell kann man da auch eine Menge dazulernen).
  • Und zweitens, die Humorgeschichten nicht so ernst nehmen, sind doch auch nur Geschichten. Das heißt, nicht den einzigen Prüfstein am persönlichen Lachen ausrichten, sondern gucken, inwefern die Geschichte Mängel hat im o.a. Sinne. Aber auch sonstige Mängel im Aufbau, im Stil, in der Charakterisierung. Und die dann so benennen, wie wir das in den anderen Rubriken doch auch immer machen.

Ich wünsch euch was Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Für mich ist Komik in den meisten Fällen verbunden mit dem Unerwarteten. Das heißt, der Bezug muss für mich neu sein. Was ich bereits kenne, darüber lache ich nicht. Verbrauchte Figuren und Pointen haben es daher schwer, wenn es dem Autor nicht gelingt, mich mit ihnen noch zu überraschen. Das ist dann wie ein Witz, den man zum x'ten Mal hört.

Oder, bei entspechender Vorarbeit, aus der Erwartung heraus. Wenn ich z.B. eine Figur habe, von der ich die Marotte kenne, dass sie bei hoher Erregung immer "Ich liebe Grünkohl" rufen muss - dann muss der Autor mir nur noch sagen, dass sich jene Figur auf der Rennbahn befindet, dass sich die Pferde sich der Zielgerade nähern und ich die eintreffende Situation vorausahne und als komisch empfinde. Obwohl sich dass dann auch schnell abnutzt.

Generell kann man Komik über Sprache, Figuren und Situationen erzeugen.
Bei Situation und Charakter muss ein Konflikt vorausgehen. Jmd. im Gegensatz mit sich selbst, mit andren oder seiner Umwelt. Wo Friede und Freude herrscht, da kann nichts Komisches entstehen. Je höher das Konfliktpotential, je höher die komische Wirkung.
Sprachkomik - z.B. über zu wörtlich genommene Rede, Definitionsmanie, Buchstaben weglassen, verdrehen, etc. Verstöße gegen Konventionen, aber auch hier.

Komik in Geschichten bei KG.de.

Generell erwarte ich eine Geschichte hier. Daran kann ich auch nichts schlechtes finden, denn das ist die Idee des Forums. Texte, die also nur witzig sein wollen, die fallen bei mir schnell durch. Genau wie Texte die nur sprachlich "schön" sein wollen oder eine Situation beschreiben oder ...
Ich will eine Geschichte, mit allem was dazu gehört. Etwas, was mir der Autor erzählen will. Texte mit Figuren und Konflikten. Das ist meine Erwartungshaltung an jede Geschichte, egal in welcher Rubrik. Wenn der Autor dabei komische Elemente nutzt, großartig. Aber genau aus dem Grund, weil bei Humorgeschichten die Autoren oft den Humor im Vordergrund und die Geschichte in den Hintergrund rücken, funktionieren sie für mich nicht.

In Ergänzung zum Thema Was ist witzig? dieser Link

Und eine Geschichte bei der ich viel gelacht habe, ist Als das Schaf die Straße überquerte von gnoebel

 

Zunächst: Vielen Dank liebe Fliege, für diesen Thread!

Worüber ich jetzt nicht spreche, was aber dennoch zu einer Humorgeschichte gehört:
Pro- und Antagonist, ein sich steigernder Konflikt und am Ende dessen Lösung.
Und damit, so meine ich, habe ich mich von der üblichen Fernseh-Comedy schon meilenweit entfernt. Mario Barth und Konsorten sind keine Humoristen, es sind Witz- und bestenfalls Anekdotenerzähler.
Dennoch kann man vieles, was die selbsternannten Comedy-Lehrer unter dem Link http://on3.de/element/13033/spielwiese-on3-radio-wie-geht-eigentlich-humor
an Weisheiten zusammengestoppelt haben, zum Finden einer Grundlage/Idee für eine gute Humorgeschichte verwenden. Wichtig ist danach, dass man noch einen Schritt weiter geht als die Comedy es tut, den Schritt hin zur Lösung oder Aussöhnung mit dem Konflikt.

Gestern hatte ich dazu ein Beispiel unter Bergs „Irritationen“ gegeben, das ich hier noch einmal aufgreifen möchte.

Sagt ein Arzt zu seinem Patienten: „Tut mir leid, aber Sie haben nicht mehr lange zu leben.“
Der Patient ist entsetzt und fragt: „Wie lange noch, Herr Doktor, ein paar Wochen oder Monate?“
Sagt der Arzt: „Tja, wie soll ich es sagen? Also, eine Langspielplatte würde ich mir an Ihrer Stelle nicht mehr kaufen.“

Das ist ein bekannter Witz und entspricht dem Muster der Standup-Comedy. Eine relativ ernste Situation wird auf skurrile Weise (Kontrast) an die Wand gefahren und Schluss.
Mit mehr Worten etwas ausgeschmückt, ginge diese Grundidee als Anekdote durch. Mit Schauspielern dargestellt, wäre es ein Sketch. Hallervorden kann ich mir gut in der Rolle des Arztes vorstellen.

Ich würde sagen, der Patient ist der Protagonist und der Arzt der Antagonist. Der Patient will etwas wissen, er bekommt eine unangenehme (wenn auch witzig verpackte) Antwort und was nun? Dieser entscheidende Schritt fehlt bei einem Witz und auch bei einer lustigen Anekdote.

Wenn ich aus dem alten Arztwitz ein kleines Stück mit Humor machen wollte, dann sähe die Fortführung so aus:

Patient: „Reicht die Zeit wenigstens noch für eine Single?“
Arzt: „Aber ja, machen Sie sich da mal keine Sorgen!“
Patient: „Und welche können Sie mir empfehlen?“

In dieser Fortführung geht es um Hoffnung zur Lösung des Konfliktes (dem Entsetzen des Patienten über sein baldiges Ableben) oder zumindest um eine Aussöhnung mit selbigen auf originelle Weise.

Man könnte, so meine durchaus noch diskussionswürdige Hypothese zum Erstellen einer ersten, simplen, aber durchaus griffigen Humorgeschichte, einen Witz oder eine lustige Anekdote als Basis nehmen und diese inhaltlich fortführen und dann nach dem Muster einer Kurzgeschichte erzählen.

Der obige Patient könnte als großer Musikliebhaber charakterisiert werden, dem jedoch bisher, weil er gleichzeitig ein Workoholiker ist, die Zeit zum Musikgenuss fehlte.
Die hat ihm der Arzt nun verschafft. Wenn auch nur sehr wenig davon.
Somit hätte man auch einen unverbrauchten Blickwinkel auf diesen wahrlich uralten Witz.

Unter dem neuen Blickwinkel könnte das Gespräch sogar noch weitergehen. Etwa so:

Arzt: „Vielleicht hat ja Beethoven was Neues herausgebracht?“

Was den Patienten vielleicht in einen neuen, und aus seiner Sicht noch viel größeren Konflikt stürzt als sein baldiges Ableben: Wem vermacht er seine geliebte riesige Sammlung von ihm nie gehörter Schallplatten? Wer könnte dieses „Erbe“ würdig antreten?
Aufgrund des prognostizierten Zeitmangels steht nur der Musikbanause Doktor Sowieso zur Verfügung. Der Patient versucht nun, diesen im Schnelldurchgang zu einem Musikkenner und –Liebhaber zu trimmen. Das könnte ein witziger Dialog werden. Und so weiter. Das Ende lasse ich hier mal offen.

Das wäre also für den Anfang mein kleines, einfaches Rezept zu den ersten Gehversuchen in Sachen Humorgeschichte.

Es gibt dann ja noch viele andere Fragen: Sollen/müssen die Figuren Humor haben oder besser der Erzähler? Oder alle zusammen? Was wäre da zuviel, was wäre zuwenig? Was wirkt am Besten? Usw.

 

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