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explorative Skizze - strblchkt

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15.03.2008
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explorative Skizze - strblchkt

Renata ist wieder da. Sah sie sitzen, mit drei anderen Mädchenfrauen, eine als die andere, seelenverkrüppelten Seelenverkäuferinnen, deren Preise sinken. Durch die brüchig gewordene Außenhaut dringt ungefiltertes Leben. Täglich muss mehr gepumpt werden, um die vor ihrer Zeit Gealterten auf den Oberflächen zu halten. Das Wasser steht bis zum Hals. Oberkante Unterlippe, wie mein Alter zu sagen pflegt.
Er ist ein alter Sammler der Alte sammelt und sucht so stetig nach Umrissen der Menschen, wie er sie sieht, und Worten, die das Gesehene aufspießen. Als wären sie Insekten, die auf weiße Unterlagen gepinnt gehören. Als wären Artgenossen wohl interessanter, wenn sie ausreichend fehlgebildet sind, um normalere Gestalten Staunen zu machen. So staunen sie, bei Suff und Häppchen, in Gesellschaft vorgeblich Gleichgesinnter, seinen Konzerten lauschen die Störgeräusche. Wo der Sammler herzeigt, was sich anfand. Zum Anschaun präpariert, in Kuriositätenkabinetten ausgestellt, seinen Alben und Textsammlungen. Live & direkt, laut und bunt in Szene gesetzt von den Klangfarben seines fassförmigen Körpers.
Diese Geschichte spießte er nicht, wer, der Altesammler fand sie nicht. Diese Geschichte. Fand sie mich, oder erfand ich sie. Renata. Nur um sie soll es gehen. Um es vorweg zu schreiben, kurz und schmerzvoll: Renata erstach ihren Pusher.
So oder ähnlich titelte das hiesige Aufhetzungsorgan. Und zeigte auf Seite eins, wie eine junge Blondine in mainstreamchic, von zwei uniformierten Artgenossen, die auf Nachfrage sicher behaupten würden, nichts mit dem Biest gemein zu haben, am Arm gehalten. Offensichtlich abgeführt wurde. Das Gesicht von linker Hand verdeckt, voller Blut war ihre Hand, die Bildauflösung ist nicht so schlecht. Zu erkennen ist, wie fein ihre rot lackierten Fingernägel zugefeilt sind. Ihr Mund : ausdruckslos oder entspannt.
Es ist ein ahnsehnlicher Mund, den küssen könnte Spaß, wenn man nicht weiß, wer sie ist, was sie tut oder getan hat, seien es jetzt statistische Ausreißer wie die Tötung ihres Pushers. Was vom Gericht wohl als Notwehr (affektives Handeln) ausgelegt wurde, sonst wäre sie nicht schon wieder frei. Oder ihr Tagesgeschäft. Körperverleih, Dieberei, slinging & stick-ups.
Obwohl man sie auch küssen können wollte, wenn man von dieser Lebensführung und jenen Vorkommnissen hörte. Gerade dann. Sie ist ja auch hübsch, wie gesagt. Nicht wie die andere da. Von außen sind das Lebensläufe von der Stange. Tarantineskes Filmpersonal. Und man könnte sich fragen, wer hier wen erfand, aber man könnte ohnehin so. Diese lebensgestaltenden Aktivitäten jedenfalls, was sie, laut dieses Artikels und der Erzählungen eines Bekannten, der mit ihr zusammen das Gymnasium in Kiel besuchte, und der ihr nebenbei bescheinigte, ein verwöhntes Reichengör zu sein, das ihre kleine persönliche Revolte zu weit führte, weswegen sie jetzt verirrt in ihrem Leben sei; oder vielleicht ist das auch Veranlagung, sagt wer. Was sie jedenfalls ständig tat. Charaktere ihres Schlags, Leute wie ich zum Beispiel, nicht wie du Ficker. Was jedenfalls keine Überraschung ist, weil immer wieder die gleichen unfruchtbaren Ideen, das Feld vom Ausblühen abhalten.
Weil sie keinen festen Grund finden. Wo, sagt wer. Oder sich den schwankenden Gang der Seefrau aneignen. Gleichgewichtsorgane die automatisch alle Unwägbarkeiten und Angriffe des Meers der Möglichkeiten ausgleicht, ohne Gedanken daran zu verlieren. Ohne Energien zu verschwenden mit der Suche nach festem Grund wo keiner ist. Sei es nur für sie und ihresgleichen. Oder Suchen am falschen Ort. Ein bisschen spät, etwas zu langsam. So was. Die Existenz wirkt angesichts dieser schicksalhaften Gesamtlebenszusammenhänge seltsam willkürlich, streng und sogar grausam, in meinen Augen, spiegelt sich das Licht, nicht, ist nicht fair, unbedingt. Sagt er. Nimm's leicht, aber nimm es. Sagt er. Und ihm geht's gut, verhältnismäßig, teilt die Scheine aus, von denen die Vier ihr. Zu viert saßen sie am Tisch. Renata gab, und es wurde genommen.
Renata mit dem Rücken zur Wand, hübsch und aufgeregt, erzählte ihren Tischgenossinnen, die aufmerksam zuhörten. Die eine beugte sich sogar vor, als ob sie besser verstehen wollte, als ob ihr kein Wort entgehen sollte. Das ist die vorhin Erwähnte, die gemeinte & ungemeine. Mädchenfrau. Die Ärgste. Um die steht's auch arg. In einem totalitären System wäre sie kaum eine Kugel wert. Man kann sich, aber man könnte ohnehin so einiges. Doch niemand! Nein halt, besser differenzieren : sagen wir : keiner. Genau, zB fragen. Oder wie es dazu kam, in einem so freien und durchlässichen System voller Möglichkeiten! Gnade Gott, verhülle mein Antlitz, die Welt ist so schön, ich will sterben. Wie es dazu, dass ein Mensch, der noch nicht älter als 30 ist, derart zugerichtet, mit so einem. Dieses Gesicht diese Fresse. niemand will's fressen. Gezeichnet von gezielter Selbstzerstörung durch Selbstvergiftung, vom täglichen Sichzurichten. Mitanzusehen, wie man sich zerstört, sein Leben unlebenswert machen, oder machen zu lassen, ohne dem Einhalt zu gebieten, oder gebieten zu können. Man kann sich da wundern. Es lässt sich vermuten, dass zwischen den zerstörten Zügen ihres Gesichts und dem exzessiven Konsum von Freebase direkter Zusammenhang besteht. Um es mal unpoetisch auszudrücken. Um mal etwas komplett dämliches zu sagen. Sie können auch einfach weiterlesen.

Man könnte fürderhin vermuten, dass die tägliche Praxis des Körperverleihs gegen Geld. Da müsste man doch mal einen Punkt machen. Spätestens da, an ihrer Stelle. Diese eklige Sache, Sex gegen Geld. Ich bin da Nazi, wie Veganer mit dem Essen, null Toleranz, kein Verständnis, an die Wand, erschießen, besser irgendwo runterstürzen, Kugeln sparen. Also diese Praxis. Da gibt's ja Begleiterscheinungen. Öffentliches Ausstellen des zugerichteten Fleischsacks; verächtliche und angeekelte Blicke der Freier. Die vom Geld penetrierten die für oder gegen Geld penetrieren wollen. Wer soll das tun? Es ist einfach widerlich. Ich hab's auch nur einmal gemacht. Da war ich betrunken. Sie erzählte, sie sei Studentin der Indologie und befinde sich nur in einer schlechten Phase, vorübergehend. Vorübergehend, so erfahre ich mich selbst, wenn ich sie sehe. Was soll ich denn tun. Ihr helfen? Beim zweiten Mal jedenfalls fragte ich sie, wie es mit dem Studium der Graphologie laufe, ob ein Ende der schwierigen Phase abzusehen sei. Sie meinte, dass sie dranbleibt, auch wenn's schwer ist. Nutte und Lügnerin! Ich wäre da gar nicht hingegangen, wenn ich nicht so erbärmlich besoffen gewesen wäre. Ans zweite Mal kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Aber es bleibt der Fakt: wie kann man nur. Kein Respekt vor sich selbst. Da wird's dann auch schwer für andre sie zu respektieren, diesen. Die sind ja. Wie sagt man. Mir fehln die Worte, aber letztens gerade, da meinte einer, solche wie die, das seien eigentlich keine, sondern nur. Fleischsack mit zwei Löcher : eins zum Penetrieren gegen Geld, das sie eintauscht gegen gelbliche Klümpchen des Steins, den durch's zweite Loch in der Pfeife sie raucht. My o my, möge der hochtoxische Rauch Lunge & Hirn penetrieren! Ohne Gift kann ich nicht leben, und du auch nicht, vegetarisches Zukunftsmodell, ob du willst oder nicht. Und wer, sagt warum : Auf dass nichts ausblühe auf dem Feld ihres Lebens. Niemand will wissen welche Gewächse auf diesem Grund gedeihen. Ja, es ist schrecklich, du Wichser tust auch nichts dagegen. Kriegst es ja nicht mal hin, deinen Freunden das Ohr zu leihen, wenn die mal nicht easy going & laid back sind. Wenn ihr alle sterbt, ist nicht viel geschehen. Ich schweife nicht ab, nicht.
Ich sehe sie manchmal, auf dem Weg zur Universität oder zur Arbeit, zu Penny oder zum Gemüsetürken, zur Bibliothek oder zum. Das sind so Wege, die führen über den rostigen Nagel, eine Straße, die mit ihren Kreaturen widerständiger Rest des einstigen Molochs ist.
Dessen Gedeihen gleichgültigen Gesetze gedankt! einer reichen Stadt zu verantworten haben, deren Geschicke seit jeher von Kaufleuten gelenkt werden. Pfeffersäcke, höchstens distinguierte Opportunisten. Sie jedenfalls. Die kaputte Tuse Mensch, nicht die Kaufleute. Sie jedenfalls. In einem der wenigen Aufgänge, die nicht wie meiner von Stahlgittern versperrt sind. Steht sie manchmal. Allein oder mit ein zwei Anderen. Sind sie zu mehreren, weiß man gleich. Was Sache ist. Da ist dann irgendwo ein Löffel, notdürftig vor Passanten-Blicken verborgen; verborgen vor Passanten, die zumeist nichts weniger wollen, als hinsehen.
Ist diese Mädchenfrau allein, wartet auf Kunden oder Pusher, oder – kämmt sich das Haar.
Rötlich-blondes Haar, seidig glänzend, immer gepflegt, schulterlang. Aufsehenerregendes Haar. Von seltener Farbe und Struktur, es ist schönes Haar, das mglw nach Sonne riecht, die über einer endlosen Küstenlinie scheint, wo einem die Geliebte sagt, sie will immer mit dir zusammensein. Es kann sein, sie vergisst sich selbst. Steht da, gegen ein Auto gelehnt. Sitzt auf einem der stählernen Rahmen, falls keine Fahrräder angeschlossen sind. Kann sein, sie vergisst sich und ist einfach nur da, ganz ruhig, und wenn man vom Busbahnhof kommt, sich ihr also von hinten nähert, und dieses Haar sieht, also.
Ich war davon einmal ganz hingerissen, verzaubert, in einem Moment der Betrachtung gefangen, aus dem heraus ich nicht zu entkommen wünschte. Normalerweise aber ist sie nicht so. Es kann sein, dass ich sie noch nie so erlebt habe. Möglicherweise ist das eben beschriebene Bild nur eine Vorstellung. Was ich weiß, ist, dass sie, wenn sie nicht gerade Kreaturen zu überreden versucht, sie gegen Geld zu penetrieren, oder auf einen Löffel fixiert ist, oder im Rauch verschwindet, dass ihre dritte Beschäftigung ist, sich das Haar zu kämmen.
Immer und immer wieder durchfährt sie mit einer Bürste ihr seidiges Haar, betrachtet sich in den Spiegeln der Fensterscheiben, und spätestens dann zerschellt die Illusion, wenn ihr Kopf, den bewegt sie, so ruckartig, mit Bewegungen derbe ungeschmeidig, unfließend, eine Roboterin, die sich per ständiger Fehlzündung fortbewegt, ruckartig also wirft sie ihr Haar um ihr Haupt, manchmal hält sie ihren Kopf danach in einer schiefen Pose, dass ihr Haar ihr Gesicht verbirgt; und in dieser Haltung verharrt sie. Und kämmt ihr Haar.

 
Zuletzt bearbeitet:

Servus Kubus,

nach ziemlich genau der Hälfte des Textes ließ ich das Lesen bleiben. Einfach deshalb, weil mein Explorationsdrang fürs erste gestillt war.
Sprachlich und stilistisch wirkt der Text wie ein Rohentwurf auf mich, oder der Titel ist Programm. Wobei ich mir durchaus vorstellen kann, dass du die stellenweise zusammenstürzende, förmlich implodierende Syntax ganz bewusst als quasi dekonstruierendes Stilmittel eingesetzt hast. Für mein Gefühl aber entweder zu inkonsequent oder aber schlicht zu nachlässig. Und inwieweit man auch extravagante Orthografie als experimentell oder innovativ begreifen kann, sei mal dahingestellt.
An sich mag ich dieses assoziative Dahinschwadronieren ja sehr gerne, die Jelinek z.B beherrscht diesen Schreibstil wahrhaft meisterlich. Für mich funktioniert das allerdings nur dann, wenn es sprachlich bis zum letzten I-Tüpfelchen ausgearbeitet ist und mich die Worte einfach mitreißen, korrekte Grammatik hin oder her. Und eben diese Konsequenz fehlt mir in deinem Text. Überhaupt liest sich der so inhomogen, da ist so gar keine Struktur drin, kein Flow. Und gewisse Sätze und Formulierungen verstand ich einfach nicht.

Sah sie sitzen, mit drei anderen Mädchenfrauen, eine als die andere, seelenverkrüppelten(?) Seelenverkäuferinnen,
Tja, in Wahrheit flog ich schon bei diesem ersten Satz gleich mal auf die Fresse. Wie soll ich den lesen? Meintest du: eine wie die andere? Oder fehlt ein Wort vor als?
Und die Seelenverkäuferinnen beziehen sich auf die Mädchenfrauen oder die andere des Einschubs?

Er ist ein alter Sammler [Komma] der Alte sammelt und sucht …

um normalere[n] Gestalten Staunen zu machen.

Zum Anschau[e]n

Und zeigte auf Seite eins, wie eine junge Blondine in mainstreamchic, von zwei uniformierten Artgenossen […] am Arm gehalten. [wurde?]

Und man könnte sich fragen, wer hier wen erfand, aber man könnte ohnehin so.
?

was sie, laut dieses Artikels und der Erzählungen eines Bekannten, der mit ihr zusammen das Gymnasium in Kiel besuchte, und der ihr nebenbei bescheinigte, ein verwöhntes Reichengör zu sein, das ihre kleine persönliche Revolte zu weit führte, weswegen sie jetzt verirrt in ihrem Leben sei; …
Ich wartete die ganze Zeit auf das erlösende Verb. Dreimal las ich den Satz, der nach dem Semikolon obendrein noch weiter geht. Ich fand’s einfach nicht.

oder vielleicht ist das auch Veranlagung, sagt wer. Was sie jedenfalls ständig tat.
?
Oder das da:
Und ihm geht's gut, verhältnismäßig, teilt die Scheine aus, von denen die Vier ihr. Zu viert saßen sie am Tisch.
?
Usw.

Möglicherweise nehm ich mir den Text noch einmal vor, wenn ich ausgeschlafener bin. Sicher bin ich mir allerdings nicht, dass ich’s tue.


offshore

 

Kubus, Kubus, was hast Du Dir da wieder ausgedacht … :D

Nach den ersten zwei Sätzen kehrte ich wieder zum Titel zurück. Die verhunzte Psyche war mir das Stichwort, diesen Titel mal zu imaginieren. Seelenverkrüppelte Seelenverkäuferinnen, deren Preise sinken, führen schnurstracks in die explorative Skizze – st[e]rblchk[ei]t. Ei, ei! Ein Wortspiel oder mehr? Es muss sich weisen.

Was sich da auftat, ist das Skurrilste, was ich an Geschichten von Dir kenne. Es erschliesst sich dem Leser nicht in einem Blick, ein Sammelsurium von kleinen Häppchen, festgepiekt wie strampelnde Insekten in einem Schaukasten. Natürlich, das Milieu ist gegeben, der Körperverleih deutet nicht auf Spa, wie auch, bei durchgelegener Matratze, doch ganz Deine Welt die Du gerne erzählst. Na ja, wenn man so nah an St. Pauli wohnt. Nur diesmal ist es noch schwerer zu fassen, auch wenn Du nüchtern meinst: Sie können auch einfach weiterlesen.

Ich tat es, wunderte mich aber über die Ungebildetheit dieses Kunden, der die Studentin der Indologie finanziell besamte, ohne zu ahnen, dass er damit eine praktische Tantraübung vollzog.

Es endet, wie es enden muss, die Posen nehmen ihren weiteren Verlauf in einem sterblichen Kreislauf.

Na ja, für die Exploration einer Milieuskizze hat es Hinweise. Die Menschen – ich wählte gewollt nicht Kreaturen – in diesem Umfeld werfen natürlich verzerrte Schattenbilder, ihr Innerstes ist am Standplatz nicht ausgestellt, da zählen nur die Äusserlichkeiten.

In einigen Sätzen meinte ich Deine Zuneigung zu Slam-Poetry wahrzunehmen, ein Abgesang über die Scheusslichkeit in dieser Welt, wobei die Erkenntnis nicht durchkam, dass da auch Sonnenstrahlen auftreten.

Doch ja, der Titel war leicht zu deuten, die Sprache welche Du einwandfrei beherrscht, in diesem Stück dagegen ganz auf die Liegeposition der jungen Frau hinabgetrimmt. Ich glaube kaum, dass Du damit grosse Anerkennung findest. Die Damen des Rotlichtmilieus fühlen sich verarscht und die Leser suchen bei sich eine Bildungslücke oder schütteln den Kopf, da sie den Kubismus nicht entschlüsseln.

Das Ganze transkribiert, bleibt eine Skizze, doch wo ist der Handlungsablauf zur Geschichte? Wie immer in Deinen Texten ist es provokativ, eine Revolte, doch frage ich mich manchmal gegen was?
Am Schluss einer Geschichte zeigt es sich, ob sie unterhaltsam war, ein Anspruch, welchen ich an die Literatur stelle. Doch Du hast es auch hier geschafft, aber man muss schon zwischen den Zeilen lesen, Bilder entstehen lassen, Skurriles entschlacken und es lichtdurchflutet wahrnehmen.

Also Kubus, es war mir nicht unangenehm zu lesen, und wäre sogar spannend Deine Version der fertigen Geschichte in klarer Sprache einzusehen. Verkneif Dir Deinen Aufschrei, ich schweige schon. :sealed:

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hi kubus,

wat mut, dat mut ([’mut], nicht[’mu:t] ausgesprochen) sacht man so am Niederrhein und wat halt mut inne skitze hier wärn wie innem or’ntlichen monoloch ebend wie’t mich exploratiefe skitze erschein’ will en unterlassen vonne zeichensetzung also ohne punkt und komma wie bei’er ollen Molly vom bluumschen mistkee’l aus Dapplin am bluumsdai … oppgleich Renätchen mich zum schluss anne Lore Leih erinnert wennet heiszt

Was ich weiß, ist, dass sie, wenn sie nicht gerade Kreaturen zu überreden versucht, sie gegen Geld zu penetrieren, oder auf einen Löffel fixiert ist, oder im Rauch verschwindet, dass ihre dritte Beschäftigung ist, sich das Haar zu kämmen.
(Getz prügln Brentano und Heine auf mich ein)
Immer und immer wieder durchfährt sie mit einer Bürste [Lore: Kamm] ihr seidiges Haar, betrachtet sich in den Spiegeln der Fensterscheiben [Lore: in den Wasern des Rheins], und spätestens dann zerschellt die Illusion, wenn ihr Kopf, den bewegt sie, so ruckartig, …, ruckartig also wirft sie ihr Haar um ihr Haupt, manchmal hält sie ihren Kopf danach in einer schiefen Pose, dass ihr Haar ihr Gesicht verbirgt; und in dieser Haltung verharrt sie. Und kämmt ihr Haar.

Aber tatsächlich muss ichs erst mal sacken lassen, nur so viel heut schon: Mancher Satz hat die Sprachhaltung Günter Grass’, wie das gelegentlich fallenlassen des Subjekts im
Sah sie sitzen
(was natürlich nicht allein praktiziert und erst recht nicht immer; wir zwo ja auch nicht.)
Wo der Sammler herzeigt, was sich anfand
So oder ähnlich titelte das hiesige Aufhetzungsorgan
u. a.

Nicht, dass ich die Sätze von Grass kenne (das rausfinden zu wollen, wäre einerseits müßig, andererseit zufallsabhängig, zudem behaupt ich ja seit dem Hörfehler zu All You Need Is Love “nothing you can’t say that isn’t said“)*

Ich komm die Tage drauf zurück! Wohnung auflösen frisst Zeit und Sperrmüll bestimmt den Rhythmus ...

Gruß

Friedel

* Dem geneigten Leser sei das erklärt: Nach der Zeile “there’s nothing you can’t sing that can’t be sung“, war ich beim ersten Hören auf eben oben genannte Zeile vorprogrammiert, dass ich sie tatsächlich statt der original Zeile verstand und auch – mitsang. Die fängt zwar wie programmiert an, schließt aber “ … but you can learn to play the game“, was dem Working Class Hero selbstverständlich angemessener ist als der halbtauben Nuss.

 

Hi kubus,

zum Zwoten und gesondert gepostet wegen der geänderten Zielrichtung!:

Hat einer schon den Titel geknackt?

Hier isser, nachdem die Vokale e und i nebst ihrer Zusammenführung passten:

explorative Skizze - strblchkt
auf Sterblichkeit läufts also zu -

Hauptfigur ist Renata. Schon der zwote Satz will mit seinem Zahlenspiel mit der vergleichenden Konjunktion „als“ statt des „wie“ - das ja auch Modeladverb ist - in die Irre führen, wie ja die Bedeutung des als umgangssprachlich vom wie ersetzt wird (manche sagen deshalb auch noch sicherheitshalber „als wie“, um ja nix falsch zu machen).

Sah sie sitzen, mit drei anderen Mädchenfrauen, eine als die andere, seelenverkrüppelten Seelenverkäuferinnen, deren Preise sinken.

Wäre das Adverbder Art & Weise „wie“ verwendet worden, säßen dort drei andere, der Art und Weise Renatens ähnliche Mädchen, also mit Renata vier, mit dem „als“ sitzt da gerade mal Renata vor drei Widerspiegelungen „als ob“ da vier gleichartige säßen -

und tatsächlich geht’s auch nur um Renata

Nur um sie soll es gehen
und den Alten Sammler, der Unikate sammelt
Er ist ein alter Sammler der Alte sammelt und sucht so stetig nach Umrissen der Menschen, wie er sie sieht, und Worten, die das Gesehene aufspießen. Als wären sie Insekten, … Als wären Artgenossen … interessanter, wenn sie … fehlgebildet sind, um normalere Gestalten Staunen zu machen. … Wo der Sammler herzeigt, was sich anfand. Zum Anschaun präpariert, in Kuriositätenkabinetten –

Sinnigerweise wird der Alte mit dem Alten des Icherzählers gleichgesetzt, wodurch es nicht der Dienstbote Gevatter Hein, sondern der Chef persönlich ist, der sich Renata holt.

Hol's der Teufel, wenn Du eine andere Intention hast.

Schönes Wochenende wünscht der

Friedel

Kurz: Das Leben eine (miss)glückende Zirkusnummer.

 

Hallo Friedrichard,

sterblichkeit ist jetzt die zweite Vermutung, die erste war Steuerung Blickdicht. so sitzen und bewegen sich da jetzt vier gescheiterte und weiterhin scheiternde Menschenklone in deiner Interpretation der Geschichte, eine vierfach vervielfältigte Renata, die schlussendlich vom hohen Herrn im Himmel geholt wird, wenn ich den Verweis auf des Gevatters Dienstherrn in deinem Sinne richtig nachvollziehe.
das mit deeer felenden interpunktion erscheint mir schwer voll sinn dass ich da nicht selbst drauf kam zeigt wie schlimm es wirklich um mich steht habe ich doch vor kurzm dem Meyer Clemens sein Stein gelseesn und mich übr diesen halb angepasstn stream of consciousniousss geärgert entweder macht man so was richtich oder gar nich dacht ich und dann mach ichs selbst so halb. du hast mich durchscuaht ich gestehe meine schuld und harre meiner strafe. habe zum letzte weichnachten übrigens so eine schöne suhrkamp ausgabe vom alden dabliner als geschenk bekommen als ich die das erste mal zu lesen in angriff nahm musstn die seiten von einander getrennt werden bei jedem umblättern das war schön so ein kleines ritual bei jeder seite und es ist ja auch viel schatziges verborgen da das daher ist's ne schöne form der präsentation dachte ich und denke ich noch.
danke für den rückruf trotz zeitmangels dabei klingt auflösung eigentlich so nach selbstgänger aber das ist uneigentlich etwas schlimmes mit arbeit verbundenes meistens weil wir kleinbürger so sammelwütig sind. wünsche auch ein schönes wochenende haben zu werden und sieh einer an mit zirkus, da werden wir später hinpilgern heute abend und ich werde zur akrobatin sagen sitzt dein outfit? dies ist dein auftritt! und sie knutschen und niemand wird wissen dass ich meinen koolen satz. bis bald jedenfalls.

Hallo Anakreon, danke für deine freundlich formulierten Gedanken zum Text. ich schätze den Geist dahinter wie ich ihn ahne. Revolte gegen was? ist eine berechtigte Stichfrage. ich klage an! die Vorgängergenerationen die uns diese beschissen eingerichtete Gesellschaft und sich zugrunde richtende Welt hinterließen und selbst so butterweich wurden dass man an ihnen nicht mal mehr sich reiben kann verdammte Axt. j'accuse! ich habe keine Ahnung ich weiß es doch nicht das wisst ihr ja. nur dass ich diese Milieustudien faszinierend finde und deswegen den Nutten und Junkies und Pennern hinterhersteige und ihnen Geld für ihre Geschichten biete und mich dabei wahrscheinlich übers Ohr hauen lasse weil sich so was ja schnell rumspricht und jeder ein paar Euronen gebrauchen kann und ich mglw nix erforsche außer fiktive Landschaften. aber ich halte mich für einen der ihren für einen geborenen Außenseiter auch wenn sie mich nicht als zugehörig anerkennen sondern in mir eher wahlweise einen möglichen Kunden oder Zivilpolizisten zu sehen behaupten. und indem ich sie erforsche erforsche ich mich. und dich gleich mit. weil wir haben das ja alle in uns. ich tue das für uns sozusagen. und wenn ich nicht gestorben bin werde ich es auch nächstes jahr noch tun. :D

heute kein Aufschrei, ich simuliere einfach einen Satz lang das Verhalten eines erwachsenen Mannes und danke für deinen Kommentar.

Moinsen offshore,

auch dir sei gedankt für deinen kritischen Kommentar, ich werde bei Gelegenheit kleinliche Revanche üben.
das sei mal dahingestellt schreibst du und ich bin versucht es dabei zu belassen. es ist schon schlimm seine Lebenszeit mit Schreiben zu verschwenden, übers Schreiben zu schreiben scheint mir eine wesentlich bescheuertere Art sein die begrenzte Lebenszeit zu verwenden, aber ich habe mich ja einst daran gewöhnt und es macht ja auch Spaß bisweilen. wozu ich was schreiben will ist dein statement zum ausgearbeiteten Dahinschwadronieren, zur überlegt dekonstruierten Sprache usw. wenn ich das auf den Text hier übertrage und zur möglichen Aussage zusammenstürzender Sprachstrukturen, dann sehe ich eine sich selbst widersprechende Textfigur, was als Aussage über die beschriebene Welt durchaus als passend erscheint (mir). kein flow tut weh, aber das ist ja nur so weil es wahr sein könnte und das zu wissen wäre ja gut weil ich drauf achten kann es in Zukunft flowen zu lassen.
die von dir beanstandeten Textstellen sind beschädigt keine Frage.

wünsche ein angenehmes Wochenende,
Kubus

 

Da bin ich denn nochema',

lieber Kubus,

wat allet ei'm beim Ausräumn und Zerdeppe'n det Mobilja's durch'e Bi'ne jeht, is' schon denkwyrdich, besonners, wenn'er Äägeitz wg. de

strblchkt
in ei'm Wo't packt. Und weil Frau Lei, dat Lorchen schon genannt is' kommt'ne landschaftl. Konstruktion nur noch in Frage, womitet zwo Variationen zusätzlich gibt, nämlich
strobelichkeit, in nhd. strub(b)elichkeit (hört man doch struwwelig raus, oder?, wie beim Herrn Kopp, Peter). Son sind's nun mit sterblichkeit drei ...

Gruß und schönen Restsonntag aus Walden von

Seume nebst. Friedel

 

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