Was ist neu

Serie A Sitcom - Pilotfolge

Mitglied
Beitritt
06.09.2014
Beiträge
10

A Sitcom - Pilotfolge

Zunächst ein Geständnis:
Ich hab‘ vergessen, ob ich ein indischer oder ein afrikanischer Elefant bin. Ich weiß, das ist mehr als peinlich, besonders bei dem guten Gedächtnis, das Elefanten nachgesagt wird. Wobei ich Ihnen garantieren kann, dass dieses Vorurteil stark übertrieben ist, aber das ist ein anderes Thema.
In jedem Fall ist mein Name Elefanten-Man und ich bin ein kleiner sprechender Elefant, der auf zwei Beinen geht –also eigentlich genau wie Benjamin Blümchen, nun da ich so drüber nachdenke; trotzdem, vergleichen Sie mich bitte niemals mit Benjamin Blümchen, da hört für mich der Spaß auf!
Ich verbrachte den größten Teil meines Lebens im Kölner Zoo, nachdem man mich als Kind grausam meiner Heimat (wo auch immer das gewesen sein mag) entrissen hatte. Eines Tages kam irgendein gelangweilter Milliardär auf die Idee, mir das Sprechen beizubringen. Und da es physisch gar nicht möglich ist, einem Elefanten das Sprechen beizubringen, hat das entsprechend lang gedauert. Aber Wie-auch-immer-er-hieß (hab‘ ich vergessen) gab nicht auf, es brachte ihn an den Rand seiner Kräfte, aber mit seinem letzten Atemzug (und der Hilfe von Hypnose und einigen kieferchirurgischen Maßnahmen) schaffte er es schließlich.
Aber da meine lächerliche Pieps-Stimme (wie Micky Maus oder so) den Besuchern des Zoos auf Dauer uninteressant wurde, fragte man mich schließlich, ob ich nicht als Maskottchen und zugleich Erzähler einer Sitcom fungieren wolle. Ich willigte ein und man bot mir zuerst an, mich mit Erdnüssen zu bezahlen. Und in der Tat ist die Freude meiner Spezies an Erdnüssen auch an mir nicht ganz spurlos vorübergegangen. Aber erstens sagte mein Agent: ‘Working for peanuts is all very fine, but I can show you a better time!’ (ja, der gute Markus; er ist so ein extremer Beatles-Fan, dass es zuweilen schon unangenehm wird…). Da ich kein Englisch kann, hab‘ ich keine Ahnung, was das bedeutet, aber es endete darin, dass ich einen richtigen Arbeitsvertrag erhielt. Gut, ich verdiene jährlich nicht mehr als ein Ein-Euro-Jobber, aber wenigstens kann ich selbst bestimmen, für was ich das Geld ausgebe. Denn ich bin ein starker Raucher (auch etwas, worin ich mich meines Wissens von Benjamin Blümchen unterscheide –ich gebe zu, dass ich auch hoffe, meine Stimme möge auf diese Weise ein bisschen tiefer und sexier werden, hat aber bisher noch nicht geklappt!) und genieße auch des Öfteren Mal ‘nen ordentlichen Schnaps und so weiter. Das wäre der zweite Grund, warum mir Geld lieber ist als Erdnüsse.
Doch genug von mir, kommen wir zur Sitcom:

Professor Horatio Müller war gerade auf Wohnungssuche, nachdem er seinen Job als Chemiker an der TH Frankfurt verloren hatte (irgendwelche Spießer waren der Meinung, er sei geisteskrank, worüber sowohl er als auch sein ständiger Weggefährte, sein kleiner Finger, den er ‚Hugo‘ getauft hatte, sich zutiefst empörten)
„Verdammt, Hugo“, sagte er, „was tun wir jetzt?“ Da fiel sein Blick beim Zeitungsstand auf eine kleine Anzeige: ‚Mitbewohner für Vierer-WG gesucht. Heiße Schnalle bevorzugt. Verdammt Hans, was diktierst Du dem Mann da für’n Scheiß? Ist ja gut, Karolin, also: Es ist egal, wer oder was Sie sind, wir sind wirklich erbärmlich, brauchen dringend einen Mitbewohner und können uns die Wohnung sonst nicht mehr leisten (selbst jetzt ja schon kaum), so jetzt zufrieden?‘
Da fasste Müller seinen neuesten genialen Plan, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Doch dazu komme ich noch.

Schalten wir zunächst auf die WG: Hans, ein dunkelhaariger Mann mit einer exorbitanten Menge Gel in denselben (den Haaren mein ich), saß vor dem Fernseher. Auf der Couch neben ihm machte Vanessa gerade ihre Yoga-Übungen. Vanessa war der Inbegriff eines ‚Hippie-Mädels‘ und dementsprechend hatte sie auch die Wohnung eingerichtet. Auch betrieb sie in Köln einen kleinen Bioladen und liebte es, die anderen wegen ihrer ungesunden Ernährung oder ihres kapitalistischen Lebenswandels zu belehren.
Da betrat Karolin das Zimmer. Sie war wesentlich kleiner als Vanessa, hatte lange, schwarze, glatte Haare (die sich extrem von Vanessas krausen Wuschelhaaren unterschieden) und trug dunkle Klamotten (im krassen Gegensatz zu Vanessas bunter ‚Hippie-Kleidung‘), welche dezent in die Gothic-Richtung gingen.
„Wie findet ihr das?“, fragte sie, sich direkt vor den Fernseher stellend, „‘Romeo, oh Romeo‘…“
„Karolin“, sagte Hans, „Du weißt, ich liebe Deinen Anblick, aber könntest Du bitte woanders proben, es gibt hier Leute, die wollen fernsehen…“ Er deutete auf sich.
„Klar Hans“, gab Karolin, die Augen verdrehend, zurück, „dass Du fernsiehst ist natürlich tausendmal wichtiger als mein Job!“
„Oh bitte“, spottete Hans, „Du hattest zwei Rollenangebote in drei Jahren! Ich hab‘ wenigstens ein geregeltes Einkommen!“
„Genau Hans“. Vanessa mischte sich ein: „Drei Euro Fünfzig die Stunde als Kartenabreißer im Kino!“
-„Du brauchst Dich gar nicht einzumischen, Vanessa!“ Hans äffte sie nach: „‘Ich erhöhe aus sozialen Gründen nie die Preise meines Bioladens und zahle meinen Angestellten viel zu viel!‘“
„Ich glaube eben an einen sozial gerechten Erfolgskurs meines Geschäfts“, gab Vanessa ruhig zurück, ohne von ihren Übungen abzulassen.
„Genau“, sagte Hans, „Und an Aliens!“
-„Für wie blöd hältst Du mich überhaupt? Ich glaub‘ doch nicht an Aliens!“
-„Ich weiß, Vanessa! Nur an die Geister vergangener Jahrhunderte, die durch’s Zimmer schweben, was natürlich viel rationaler ist!“
Das fand Vanessa nun nicht mehr so lustig. Erschrocken hörte sie mit Yoga auf und blickte sich nervös um.
„Psst“, sagte sie, „die hören Dich doch!“ Sie stand auf und zündete ein Räucherstäbchen an, mit dem sie Hans vor dem Gesicht herumwedelte. Dieser begann, genau so laut wie aufgesetzt zu husten. Karolin hatte derweil dem Streitgespräch der beiden gar keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt, sondern war nach wie vor mit ihrem Text beschäftigt:
„Romeo, oh Romeo“, fuhr sie nun laut fort, „Bitte bestelle mir Schuhe bei Schuhbestellando, denn sonst muss ich sterben! Schuhbestellando – Weil frau eben weiß, was frau will!“
In diesem Moment klingelte es an der Tür. Da Hans und Vanessa nicht die geringsten Anstalten machten, hinzugehen, rang sich Karolin schließlich widerwillig durch; da sie die Hauptmieterin war, nahmen die anderen wohl wie selbstverständlich an, dass sie für den Empfang des Bewerbers (jedenfalls vermutete sie mal, dass er an der Tür war –obwohl es natürlich auch Sven sein konnte) zuständig war. Das konnte man zwar auch anders sehen, aber das half jetzt auch nichts.
„Vergiss unsere Abmachung nicht, Karolin!“, ermahnte Hans sie noch. „Kein Flirten mit dem neuen Mitbewohner! Das darf nur unser Blumenmädchen hier, Du bist für mich reserviert!“ Er spitze affig seinen Mund und machte ein ‚Kussgeräusch‘. Vanessa wedelte ihm empört eine Extra-Ladung Rauch ins Gesicht, aber Hans hatte das Interesse, sich darüber künstlich aufzuregen, schon verloren und bemerkte es gar nicht.
„Hans“, sagte Karolin“, „ich hoffe Du nimmst das jetzt nicht irgendwie persönlich oder so, aber ich würde mit Dir nicht mal schlafen, wenn wir beide uns als einzige Überlebende einer Epidemie unter der Erde zusammen in einem vier Quadratmeter großen Bunker ein Bett teilen müssten und unsere einzige Nahrungsquelle ein zurückgelassener Medizinschrank voller Aphrodisiaka wäre!“
„Karolin“, sagte Hans mitleidig, „Du hast offensichtlich keinen Sinn für Realität!“ Dann kehrte ein überhebliches Grinsen auf sein Gesicht zurück: „Aber sei nicht traurig, da steh‘ ich drauf!“ Er zwinkerte ihr schelmisch zu, worauf Karolin stöhnte, die Augen verdrehte und sich zur Tür begab.
Draußen stand Professor Horatio Müller, der sich vorstellte, indem er ihr erst seinen Vornamen nannte und sie dann darauf hinwies, sie dürfe ihn aber gern ‚Professor Müller‘ nennen.
„Ich sah ihre Anzeige in der Zeitung“, sagte er dann, „und da meine finanzielle Situation zurzeit, sagen wir, zu wünschen übrig lässt, wäre es, nun ja, zweckmäßig wenn ich mir die Miete teilen könnte, mit... Menschen…“
„Mein Name ist Karolin Weber“, sagte Karolin irritiert und hielt Müller zögerlich die Hand zum Schütteln hin.
„Schön, schön“, sagte Müller dann, „dann kann ich ja jetzt einziehen!“ Er ging einfach an ihr vorbei in die Wohnung.
„Äh, Moment mal kurz“, sagte Karolin.
„Oh, ähm“, erklärte Müller, als ihm auffiel, dass Karolin das zu schnell ging, „ich versichere Ihnen, ich bin ein unaufdringlicher Wohnungsgenosse! Die meiste Zeit verbringe ich in meinem Zimmer mit…geheimnisvollen Aktivitäten, daher mache ich so gut wie keine Unordnung. Naja, zumindest nicht in den…gemeinschaftliche geteilten… Räumen. Mein Zimmer selbst könnte natürlich schon hin und wieder einen irritierenden Geruch ausströmen, aber das ist wenn nur von kurzer Dauer und... ich lüfte auch und entsorge die chemischen Abfäll… äh, was ich eigentlich sagen will: Ich sauge regelmäßig Staub…“
„Das, äh, freut mich zu hören“, war alles, was Karolin hervorbringen konnte. In diesem Moment betraten Hans und Vanessa den Flur und beäugten Müller verblüfft.
„Das ist Professor…Möller!“, erklärte Karolin.
„Hi Leute!“ Sven, ein guter Freund der drei, der selbst nicht in der WG wohnte, kam zur immer noch offenen Haustür herein. Sven war ein alter Schulfreund von Hans und der Einzige der vier, der tatsächlich Geld hatte. Er hing öfter mal in der WG ab, nicht zuletzt auch, weil er ein Auge auf Vanessa geworfen hatte (aber dazu kommen wir noch).
„Ich weiß“, sagte Sven, nachdem die anderen (außer Müller) ihn zurück-gegrüßt hatten, „ich hatte gesagt, ich komme um drei, aber Ihr wisst ja, dass ich mich noch mit Barbara Babler, der Anwältin meines Vaters, treffen musste und wenn die Frau erstmal zu reden angefangen hat, muss man in der Regel ‘ne Stunde mehr draufschlagen…“
„Mensch Sven“, sagte Hans, „ist Dein Vater immer noch nicht draußen?“
-„Immer noch? Die haben ihn doch vor ‘ner Woche erst verhaftet und Du weißt, wie lange sich solche Gerichtsverhandlungen hinziehen können! Außerdem wäre da noch das nebensächliche Detail, dass mein Vater tatsächlich schuldig ist…“
„Moment“, sagte Vanessa besorgt, „bist Du sicher?“
„Vanessa“, entgegnete Sven kopfschüttelnd, „Er hat vor uns Kindern immer mit seinem Versicherungsbetrug geprahlt! Er wollte uns immer beibringen, dass Versicherungsbetrug das Beste sei, was man tun könne! Die einzige Gutenachtgeschichte, die er uns erzählt hat, war eine selbstausgedachte Fabel über einen Emu und einen Hund und die Moral der Geschichte war, dass man möglichst viele Versicherungen betrügen soll! Nee, also ich werde seine Firma wohl noch für ‘ne Weile leiten müssen!“
„Ist doch cool!“, gab Hans zu bedenken, „ich schlage vor, dass Du Dir als Erstes ‘nen eigenen Hubschrauber kaufst!“
-„Warum sollte ich mir ‘nen eigenen Hubschrauber kaufen, Hans?“
-„Warum solltest Du Dir keinen Hubschrauber kaufen, Sven?“
-„Also gut, ich werde mir eventuell ‘nen eigenen Hubschrauber kaufen! Hat sonst noch jemand ‘nen Tipp für mich?“
„Ich hab einen“, sagte Vanessa, „tu’s nicht Sven: Werde keiner von denen, die ein großes, kaltherziges Unternehmen leiten! Entscheide Dich für ein bescheidenes, wohltätiges Leben!“
Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass Sven nicht gerade der Willensstärkste war.
„OK“, sagte er, „dann werd‘ ich die Firma verkaufen!“
„Was?!?“, empörte sich Hans, „und auf Deinen eigenen Hubschrauber verzichten, bist Du verrückt?“
„Was nützt ein Hubschrauber“, predigte Vanessa, „wenn man Schaden an seiner Seele nimmt?“
Sven war verwirrt; er wollte Vanessa beeindrucken, war aber nicht sicher, ob nicht in diesem Fall eher Hans Recht haben könnte. Andererseits: Wann hätte Hans jemals Recht gehabt?
„Ihr macht mich beide wahnsinnig“, entfuhr es ihm schließlich, „lasst mich doch einfach mal selbst entscheiden!“
„Sven“, sagte Hans, ihn eindringlich an der Schulter packend, „ich will Dir nicht zu nahe treten, aber sich so leicht verunsichern zu lassen ist nicht gerade eine Qualität einer Führungskraft. Ich würde sagen, Du lässt Dich jetzt von niemandem mehr beeinflussen und behältst die Firma, hm?“
-„Du hast ja Recht, Hans!“
-„Na also, geht doch!“ Verschmitzt grinsend knuffte Hans Sven kameradschaftlich gegen die Brust.
„Ich könnte jetzt versuchen, ihn wieder in die andere Richtung zu manipulieren“, bemerkte Vanessa, „aber das hab‘ ich nicht nötig, sonst wär‘ ich ja so wie Du, Hans!“
„Gute Einstellung“, sagte Hans mit einem Sarkasmus, der Vanessa entging.
Während Karolin dieser Diskussion gefolgt war, ohne dass sie etwas Konstruktives dazu hätte beitragen können, hatte Müller gar nicht erst zugehört, sich stattdessen in der Wohnung umgeblickt, beziehungsweise Hugo beobachtet. Er bemerkte jetzt aber, dass sie zu einer Art Abschluss gekommen waren und sah seine Chance, sich unbemerkt zum Mitbewohner zu machen.
„Gut, gut!“, rief er aus, „ich würde sagen, wir sehen uns dann beim Mittagessen!“
Doch als er schon im Begriff war, die Treppe rauf zu gehen, stoppte Karolin ihn.
„Halt!“, rief sie. Müller hielt an und zuckte zusammen. „Verdammt“, dachte er, „um ein Haar…“
„Sie wissen doch noch gar nicht, wo ihr Zimmer ist!“, sagte Karolin. Müller atmete innerlich auf. Er hatte es also geschafft: In dem ganzen Sven-Getue hatten alle vergessen, dass er, Müller, sich eigentlich nur um die Wohnung bewarb und noch gar nicht klar war, ob die anderen drei ihn als Mitbewohner akzeptierten.

Karolin zeigte also Müller sein Zimmer (es war zuvor ungenutzt gewesen, bis Vanessa eines Tages mal nachrechnete und bemerkte, dass Karolin, Hans und sie sich die Wohnung allein gar nicht leisten konnten; da erst war Karolin aufgefallen, dass sie ihre Miete aus Versehen von Hans‘ Konto abgehoben hatte; der wiederum hatte nicht bemerkt, dass sein Konto überzogen wurde, weil ihm beim Versuch, eine Frau durch seinen Charme dazu zu bringen, ihm Geld zu schenken, stattdessen von dieser die Bankkarte geklaut worden war).
„Die anderen und ich gehen jetzt ins McGuffins, unsere Stammkneipe!“, sagte Karolin dann, „wollen Sie vielleicht mitkommen, Herr Professor?“
-„Nein danke, meine Liebe, aber sie könnten mir eine Schachtel Erdnüsse mitbringen, wenn es nicht zu viel Umstände macht! Legen Sie sie einfach vor die Tür und klopfen sie, sagen wir, sechzehn mal schnell, sechzehn mal langsam und dann noch vier Takte im Dreivierteltakt mit jeweils zwei Viertelschlägen und zwei Triolen, dann weiß ich Bescheid!“
„OK“, war alles, was Karolin dazu einfiel.
„Viel Spaß bei dieser gängigen Form der sozialen Interaktion!“, rief Müller ihr noch hinterher, „und essen Sie nicht zu viel Lurch-Fleisch, das ist nicht sicher im Moment!“
„Nun zum vertrackten Plan, Hugo!“, sagte er dann, als sie außer Hörweite war.
„Unsere drei Freunde –vielleicht auch vier, ich muss sagen, dieser absurde Sven-Charakter hat vielleicht Potential- ich werde sie verstrahlen! Und zwar mit Hilfe dieses Mini-Atomreaktors!“ Er deutete auf einen erbärmlich aussehenden selbstgebastelten Metallkasten. „Und ich bin mir fast sicher, dass die atomare Strahlung sie nicht töten wird! Professor Crack Followitz hat fundiert beschrieben, das diese spezielle Miniatomstrahlung mit der richtigen Kalibrierung etwas bei den Probanden auslösen wird, was vergleichbar ist mit Superkräften! Egal ob sie stark werden, aus ihren Augen Laser schießen können, oder eine bizarre Form von Heuschnupfen entwickeln! Ausgestattet mit diesen Kräften werden sie die Menschheit in meinem Namen versklaven!“ Er lachte vergnügt.
„Doch ich muss sichergehen“, fuhr er dann fort, „dass sie auch auf meiner Seite sind! Ich wünschte, ich hätte noch meine geliebte Hypnosepistole, aber ich kann sie hier nirgendwo finden! Sie muss beim Umzug abhandengekommen sein! Ich werde wohl oder übel Zeit mit Ihnen verbringen und ihre jämmerlichen Bedürfnisse erfüllen müssen. Es muss sein Hugo, damit sie mich lieben. Meine Intelligenz ist erhaben und meine Technologie überlegen. Und weißt wonach das riecht? Es ist süße Geruch der Weltherrschaft!“

„Sei froh, dass wir uns getrennt haben, so hast auch Du mehr Freiheiten“. Karolin traute ihren Augen nicht als sie die SMS las. Aber Simon hatte das tatsächlich geschrieben. Sie war außer sich. Er hatte keine Lust gehabt, sich an sie zu binden (ob er damit wirklich glücklich war, war ja noch ein anderes Thema; vielleicht schrieb er das ja nur, weil er seine Entscheidung eigentlich längst bereute und sich jetzt im Nachhinein rechtfertigen wollte) und für sie war das keine Freiheit, sondern Einsamkeit. Sie weinte.
„Ich wünschte!“, entfuhr es ihr dann, „ich würde mehr Rollenangebote bekommen! Und ich wünschte, ich würde ‘nen Freund finden, der nicht so’n Arsch ist!“
„Und so soll es auch geschehen!“, sagte da plötzlich jemand. Sie blickte auf (sie saß auf ihrem Bett) und da stand Müller.
„Was tun Sie hier, Herr Professor?“, fragte sie erstaunt.
„Ich konnte nicht umhin, zu bemerken, dass Du einige Probleme hast!“, sagte Müller.
„Ach, sagen Sie bloß!“, antwortete Karolin sarkastisch. „Haben Sie etwa gelauscht?“, fiel ihr dann auf.
„Äh“, sagte Müller, „nein, nein, ich hatte lediglich gerade zufällig in meinem Zimmer mein neues magnesiumbetriebenes Langstrecken-Stethoskop getestet!“.
-„Und wie kommt es dann, dass Sie schon vor mir standen, kaum hatte ich das gesagt?“
-„Äh, das lag daran, dass ich ebenfalls gerade zufällig dabei war, meine neuen motorisierten Flip-Flops mit Lichtgeschwindigkeits-Funktion zu testen, die mich zufällig innerhalb einer Sekunde direkt vor Dein Bett brachten!“
Er zeigte auf seine Schuhe. Karolin konnte da nichts Besonderes erkennen, aber diese moderne Technik sah ja heutzutage oft sehr dezent aus (ohne dass man sie so direkt als ‚Technik‘ erkennen konnte, mit Schrauben, Drähten usw.), also gab sie es mal dran, weiter nachzufragen.
„Trotzdem“, sagte sie, „versteh‘ ich nicht so ganz, wie Sie mir helfen wollen, bei allem Respekt, Herr Professor!“
„Ganz einfach!“, sagte Müller, „indem ich Roboter entwickle, die der Erfüllung Deiner sehnlichsten Herzenswünsche dienen! Dieser hier zum Beispiel wird Dein Persönlichkeitsprofil abscannen und einen geeigneten männlichen Gegenpart für Dich finden!“ Er holte eine Fernbedienung aus seiner Hosentasche, drückte auf einen Knopf und unter seltsamen metallischen Geräuschen betrat unbeholfenen Schrittes ein Roboter das Zimmer, der nun allerdings überhaupt nicht dezent aussah, sondern bei dem die Schrauben und Drähte überall herausstanden. Er sah aus wie ein typischer Science-Fiction-Klischee-Roboter aus den Achtzigern.
„Ja, aber“, sagte Karolin, „da kann ich ja auch gleich auf ‘ne Internet-Dating-Site gehen!“
„Falsch“, sagte Müller, „denn der Roboter wird einen kompletten Avatar von Dir erstellen und ihn mit einem kompletten Avatar des Mannes, der am ehesten zu Deinem Profil passt, für eine Zeit ausgehen lassen. Dann wird sich zeigen, ob ihr zueinander passt!“
„Hm“, sagte Karolin, „das hört sich tatsächlich gut an! Aber warum helfen Sie mir?“
„Dafür sind Mitbewohner doch da!“, sagte Müller, „außerdem hatte ich das Gefühl, mein Verhalten beim Einzug sei Euch ein bisschen seltsam vorgekommen! Das ist mir unangenehm und ich möchte das wiedergutmachen!“
„Also gut!“, sagte Karolin, „und was wollen Sie für meine Schauspiel-Karriere tun?“
„Dafür baue ich dann auch wieder einen entsprechenden Roboter“, sagte Müller, „aber alles zu seiner Zeit! Lass uns zunächst mal diesen hier verwenden!“
Er suchte mit den Augen auf der Fernbedienung herum.
„Das müsste der richtige Knopf sein!“, sagte er schließlich und drückte.
Der Roboter zückte eine Pistole, richtete sie auf Karolin und schoss. Karolin kippte hinten um und war tot.
Für einen kurzen Moment war Müller sprachlos.
„Eine solche Fehlfunktion ist noch nie vorgekommen!“, sagte er dann. Er untersuchte die Fernbedienung noch einmal genau: „Oh nein, das ist die falsche Fernbedienung! Das ist die vom Erschießungs-Roboter!“

„Verflucht, Hugo, das wollte ich nicht!“, sagte er bedrückt auf Karolins Beerdigung, während er auf Hans, Vanessa und Sven starrte, wie sie traurig um Karolins Grab herumstanden.

Ein paar Tage später stand Müller wieder nachdenklich in seinem Zimmer:
„Hugo, das ist eine bittere Niederlage! Nur noch drei Rekruten übrig! In Zukunft ist mehr Besonnenheit angebracht!“
In diesem Moment kam Hans ins Zimmer gestürmt. Er hatte die Hände zu einem absolut lächerlichen „Karateschlag“ ausgestreckt und sprang auf Müller zu, stolperte aber dann und landete ächzend und stöhnend der Länge nach vor Müller.
„Was, äh, sollte das werden?“, fragte Müller.
-„Ich hab‘ versucht, Sie zu attackieren!“
-„Ja, äh, warum?“
Hans stand auf: „Ich hab‘ Ihr finsteres Spiel durchschaut Müller, ich weiß, was Sie vorhaben!“
-„Hans, manchmal weiß nicht mal ich, was ich als nächstes vorhabe!“
Hans hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte, daher sagte er nun etwas, das eigentlich überhaupt keinen Sinn ergab:
„Äh, sparen Sie sich das Geschleime, Müller!“
Müller blickte ihn einfach nur an, ohne irgendwie zu reagieren.
„Sie haben Karolin getötet“, erklärte Hans dann, „so dass Sie anschließend noch jeden anderen von uns töten können! Aber mir können Sie nicht so leicht etwas vormachen, denn ich bin hinter diesen genauso genialen wie durchtriebenen Plan gekommen und bin jetzt hier, um Sie zu stoppen!“
-„Wollen Sie nicht lieber meiner geheimen Superarmee beitreten?“
-„Ob ich Ihrer…? Warum fragen Sie das? Die Frage ergibt doch in dem Kontext überhaupt keinen Sinn! Ich war gerade noch im Begriff, sie umzubringen oder wenigstens an die Polizei auszuliefern, da werd‘ ich ja wohl offensichtlich nicht Ihrer „geheimen Superarmee“ beitreten, was auch immer das sein soll…“
„Verflucht“, sagte Müller zu sich, „es scheint, als wäre mein Plan… wohl gut, aber noch nicht ganz clever genug. Ich werde es wohl mir geschicktem Einschmeicheln versuchen müssen… Hans!“ Hans blickte ihn erwartungsvoll an. „Hat Ihnen eigentlich schonmal jemand gesagt, wie unglaublich gut Sie heute aussehen?“
„Was?“, sagte Hans, „was reden Sie denn jetzt für wirres Zeug daher?“
„Ich meine“, sagte Müller, „sie haben… die Haare heute extrem schön…“
„Also ich weiß nicht, was das jetzt werden soll, Müller“, sagte Hans, „und ich will es auch gar nicht wissen! Aber jetzt werde ich Ihnen das Handwerk legen und zwar… oh Ironie des Schicksals… mit Hilfe Ihrer eigenen Waffe!“
Damit meinte er eine seltendämlich aussehende rosa Pistole, die er plötzlich in einer Ecke von Müllers Zimmer entdeckt hatte und jetzt gegen Müller hielt.
„Das ist meine Hypnosepistole!“, rief Müller erfreut aus.
„Praktisch!“, sagte Hans, „damit kann ich allen Beteiligten jede Menge Stress ersparen!“
Er drückte ab und der Pistole entfuhr ein kurzes, elektronisches Geräusch. Dann ließ Hans plötzlich den Arm sinken und verharrte regungslos; sein Blick war leer und ausdruckslos geworden.
„Ich hätte vielleicht erwähnen sollen“, erläuterte Müller schelmisch lächelnd, „dass sie nach hinten losgeht. Ich weiß, Hugo, man könnte meinen das sei ein geschickt ausgetüftelter Plan zur Täuschung meiner Feinde, aber die Wahrheit ist, es ist nur ein Konstruktionsfehler… Egal! Hans, mein willenloser Diener, wirst Du Dich, sobald Du Superkräfte hast, meiner geheimen Armee anschließen?“
„Ja, Meister!“, skandierte Hans emotionslos.
„Hervorragend“, freute sich Müller. Er nahm Hans die Hypnose-Pistole aus der Hand und blickte sie liebevoll an.
„Ach meine süße Hypnose-Pistole“, säuselte er, „ich hab‘ Dich vermisst! Du vereinfachst die ganze Sache natürlich enorm!“

Vanessa lag auf der Couch und las ein Buch über gesunde Ernährung. Sven tigerte derweil unruhig um sie herum.
„Was macht eigentlich Hans?“, fragte er schließlich.
„Keine Ahnung“, sagte Vanessa, „was Hans halt so macht… willst Du das wirklich so genau wissen?“
„Wenn Du so fragst“, sagte Sven erschaudernd, „eigentlich nicht! Und Müller?“
-„Keine Ahnung, Sven! Sag mal, warum hängst Du eigentlich immer ausgerechnet an meinem freien Tag hier rum und weißt dann aber eigentlich gar nicht so wirklich, was Du mit Dir anfangen sollst?“
-„Ähm, ich, ähm, muss mal auf die Toilette!“ Hastig verließ er das Zimmer.
„‘Vanessa‘“, sagte er im Flur zu sich, als Vanessa außer Hörweite war, „‘willst Du auf ein Date mit mir gehen?‘ ‚Vanessa, ich wollte Dich fragen, ob Du… eventuell Interesse hättest…‘ arrgh, das wird nichts… ‚Hey Baby, Du willst es doch auch!‘ Ach nein! Verdammt Sven, warum fällt Dir das so schwer?“
Plötzlich stand Müller vor ihm.
„Herr Professor?“, entfuhr es Sven.
Müller richtete seine Hypnose-Pistole auf sich selbst und drückte ab. Auf Svens Gesicht entstand derselbe leere Ausdruck wie zuvor auf Hans‘ Gesicht.

„Hervorragend, Hugo!“, sagte Müller, auf den hypnotisierten Hans und den hypnotisierten Sven blickend, die er zwischenzeitig in der Abstellkammer untergebracht hatte, „jetzt fehlt uns nur noch eine!“

„Vanessa, oh Vanessa!“, rief er, sich überall in der Wohnung umsehend. Auch ‚Hugo‘, das heißt die beunruhigende hohe Stimme, mit der Müller immer als Hugo mit sich selbst kommunizierte, rief einmal kurz: „Vanessa!“
„Wo steckt sie nur?“, fragte Müller.

Müller war erschöpft. Er hatte das ganze Haus nach Vanessa abgesucht. Wo konnte sie sein? Hatte sie die Wohnung verlassen, während er Sven in die Abstellkammer gebracht hatte? Kaum möglich, dann hätte er die Tür gehört. Doch er brauchte eine Pause. Er würde in sein Zimmer gehen, sich beim Schnüffeln an einer Dose Schwefel entspannen und später noch einmal nach Vanessa sehen. Wie freute er sich jetzt auf die traute Gemütlichkeit seiner Messgeräte, Reagenzgläser und Mini-Reaktoren und jenes beruhigende Gefühl der Unbehelligt-Seins (im wahrsten Sinne des Wortes), das ihm die Dunkelheit seines Zimmers brachte.
Sehnsüchtig ausatmend öffnete er die Tür…und fiel fast in Ohnmacht: All seine wunderschönen Chemie-Accessoires waren verschwunden, stattdessen war das Zimmer mit Blumen zugestellt und mit Teppichen verhangen. Das Brett, das er vors Fenster genagelt hatte, war weg, so dass hellstes Tageslicht hereinströmte. Einer von Müllers Robotern war noch zu erkennen, doch hatte ihm jemand ein grünes Tuch mit orangen Blüten über den Kopf gehängt. In der Mitte von all dem stand keine Geringere als unsere Vanessa und war gerade damit beschäftigt, dem Totenschädel, den Müller zu Dekorationszwecken auf seinen Schreibtisch gelegt hatte (die strenge Wissenschaftlichkeit dieses anatomischen Gegenstands erinnerte ihn an die Zuversicht spendende Neutralität seiner Berufung), einen lustigen Sonnenhut aus Stroh aufzusetzen.
„Was zum…?!?“, platzte es aus Müller heraus.
„Oh“, sagte Vanessa, „Herr Professor! Ich wollte sie eigentlich damit überraschen, dass ich die Ausstrahlung Ihres Zimmers deutlich verbessert habe! Ich musste ein paar von den hässlichen alten Gerätschaften wegwerfen, aber ich denke das Ergebnis kann sich sehen lassen, hier gucken Sie mal!“
„Was?!?“, konnte Müller nur noch hervorbringen. Vanessa missdeutete das als Sprachlosigkeit aus Freude.
„Es ist kaum zu fassen, nicht wahr?“, sagte sie stolz.
„Aber“, stammelte Müller und versuchte, sich wieder ein wenig zu fangen, „unter den Dingen, die Du… entsorgtest… befand sich da auch ein kleiner rechteckiger Metallkasten, der ein bisschen so aussah wie ein Mini-Atomreaktor, mit dem man Menschen Superkräfte verleihen kann?“
„Ja…nein“ Vanessa suchte auf dem Boden. „Moment, hier ist er ja!“ Sie hatte den Reaktor gesehen, hob ihn auf, wollte ihn Müller hinreichen… und ließ ihn prompt wieder auf den Boden knallen. „Huch!“ rief sie aus.
„Gib das her!“, fuhr Müller sie an, „das ist kein Spielzeug!“
Er stellte den Reaktor von Vanessa weg und bemerkte zu spät, dass ihm bei dieser hastigen Bewegung seine Hypnosepistole aus der Tasche gefallen war.
„Sie haben da Ihr…Utensil verloren, Herr Professor!“, sagte Vanessa und hob die Pistole auf.
„Gib es mir, ich brauche das!“, schäumte Müller
„Was ist das?“, fragte Vanessa.
Für einen kurzen Moment überlegte Müller, was er wohl am klügsten sagte, dann hatte er eine Idee:
„Das ist eine… Besserwisser-Pistole“, sagte er, „zur Vermittlung von Wissen. Ich dachte, da Du mein Zimmer so schön gestaltet hast, mit all den schönen Blumen und Bildern und Teppichen und dem ganzen wunderschönen Krempel könnt‘ ich Dich belohnen und Dir etwas von meinem Wissen weiterreichen!“
„Wow, cool!“, sagte Vanessa entzückt, „kann ich das selber einfach so machen? Ich drück hier drauf ja?“
„Nein“, schrie Müller entsetzt, „das funktioniert in die andere Rich…“
Zu spät: Vanessa hatte die Pistole gegen sich selbst gerichtet und abgedrückt und jetzt war es Müller, dessen Gesicht ausdruckslos wurde und dessen Arme unmotiviert herunterbaumelten. Interessanterweise wurde in diesem Moment die Hypnose von Hans und Sven wieder aufgehoben. Die Pistole funktionierte so, wenn der Urheber selbst hypnotisiert wurde.
„Huch, was ist denn jetzt?“, fragte Vanessa beunruhigt, „Herr Professor! Herr Professor? Es tut mir Leid, ich…hab ich was falsch gemacht?“
Müller reagierte nicht.
„Hier, ich geb‘ Ihnen ihre Pistole wieder!“, sagte sie. Müller nahm die Pistole einfach wortlos an sich.
„Tja“, sagte Vanessa, „und jetzt?“

„Zum Glück ist alles gut ausgegangen!“ Hans saß mit Sven und Vanessa am Esszimmertisch. Plötzlich schluckte er trocken: „Naja, außer für Karolin!“
„Was heißt hier bitte gut ausgegangen?“ Vanessa hatte keine Ahnung, was Hans meinte. „Als ob irgendeine Bedrohung bestanden hätte“, sagte sie kopfschüttelnd.
„Verdammt nochmal, begreift Ihr beiden das denn nicht?“, empörte sich Hans, „Müller ist ein bösartiges Genie, er hat Karolin getötet!“
„Das mit Karolin war ein Unfall“, belehrte ihn Vanessa, „ich war auch etwas skeptisch mit Müller, ich meine, er züchtet auf dem Balkon Gespenstheuschrecken und singt ihnen jeden Abend „Hallelujah“ vor, aber: bösartig? Er ist seit Tagen echt lieb und hilfsbereit, bei allem worum ich ihn bitte!“
„Na, weil ich ihn doch hypnotisiert habe!“, sagte Hans
-„Was?“
„Ich habe Müller hypnotisiert“, erklärte Hans, „mit seiner eigenen Hypnosepistole. Gut, danach stand ich plötzlich neben Sven und hatte eine merkwürdige Gedächtnislücke, aber…darum geht es hier doch gar nicht!“
„Ernsthaft, Hans?“, lachte Sven, „Hypnosepistole?“
„Verdammt nochmal!“, regte Hans sich auf.
„Ist ja gut, Hans“, versuchte Sven, ihn zu beruhigen, „gut, ich erinnere mich daran, wie Müller in meiner Nähe eine merkwürdige Pistole benutzt hat und danach stand ich plötzlich neben Hans in einem völlig anderen Raum und erinnerte mich an nichts anderes, so als hätte ich unter Hypnose gestanden, aber das kann gar nicht sein, weil Müller die Pistole nämlich gegen sich selbst gerichtet hatte!“
„Und Du hattest nicht das Bedürfnis, später nochmal irgendwie herauszufinden, was das zu bedeuten hatte Sven?!?“, fragte Hans fassungslos.
„Naja“, sagte Sven, „ich nahm an er wollte vielleicht Selbstmord begehen, aber es stellte sich ja heraus, dass er das nicht getan hatte, damit war für mich die Sache erledigt…“
„Also, das gibt’s doch überhaupt nicht!“, sagte Hans kopfschüttelnd.
„Schau“, warf Vanessa ein, „wir vermissen Karolin auch, Hans…
-„Das hat doch nichts mit Karolin zu tun…ähm, na gut, vielleicht ein bisschen doch…“ Seufzend blickte Hans auf ein Foto Karolins, das sie zum Andenken auf den Tisch gestellt hatten: „Ich wünschte, ich hätte ihr zu Lebzeiten noch gesagt, was ich für sie empfinde… ich meine richtig gesagt, nicht durch einen dieser bescheuerten Macho-Sprüche, die gar nicht so gedacht waren, dass man sie irgendwie wirklich ernst nehmen müsste…“
„Ich fasse es nicht“, sagte Sven, „Hans, Du hast doch nicht etwa eine persönliche Wandlung durchgemacht?“
„Ach was!“ Das wollte Hans dann doch nicht zugeben. „Und überhaupt“, sagte er, „was soll’s, Karolin ist weg und kommt nicht wieder, so ist das eben im Leben: Es ist nun mal real und keine Serie oder sowas!“
„Soll das heißen“, fragte Vanessa, „in Serien kommen Leute zurück, die gestorben waren?“
„Manchmal schon!“, fiel Sven auf, „Zum Beispiel in South Park; Kenny stirbt in jeder Episode und ist in jeder darauffolgenden wieder mit von der Partie als wäre gar nichts passiert!“
„Stimmt“, ergänzte Hans, „und Hans Maulwurf bei den Simpsons ist auch schon zigmal gestorben…“
„Das mag ja alles sein“, seufzte Vanessa, „aber wie Du selber schon so treffend bemerkt hast, Hans, ist das hier eben nunmal keine Serie…Punkt! Wer macht den Abwasch?“
„Äh, ich muss noch“, sagte Hans sofort. Dann überlegte er, was es eigentlich sei, das er noch müsse. „…schlafen!“, sagte er schließlich und machte, dass er davon kam. Vanessa verdrehte die Augen.
„Sven?“, fragte sie dann.
„Nein, ich muss Dir jetzt mal ernsthaft was sagen, Vanessa!“, gab Sven zur Antwort, „Jetzt ist mal Schluss damit, ich kann Dir nicht immer nur jeden Wunsch von den Lippen ablesen, nur weil Du die tollste Frau bist, die mir jemals begegnet ist…“
„Ich kann Dir nicht folgen…“, sagte Vanessa irritiert. Ich sollte erwähnen, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, dass Sven auf sie stand. Offensichtlich erschien ihr das, zu Svens großem Frust, so abwegig, dass sie nicht einmal auf die Idee kam, dass es eventuell so sein könnte.
Hans kam zurückgelaufen (das konnte er sich nicht entgehen lassen): „Ich fasse es nicht!“, zog er Sven mit dessen eigenen Worten auf, „Sven, Du hast doch nicht etwa eine persönliche Wandlung durchgemacht!“
„Das könnte Dir so passen!“, motzte Sven zurück, „ich mach den Abwasch!“
Hans grinste still vor sich hin.
„Ist gut Sven, ich kann auch den Abwasch machen“, sagte Vanessa.
„Nein, ich mache ihn!“ Sven war trotzig geworden.
„Nein, ist gut, wirklich…“, sagte Vanessa
-„Nein…“

Und so stritten sie noch den ganzen Nachmittag weiter, ohne dass jemand den Abwasch machte. Im Flur aber stand Professor Horatio Müller und starrte ins Nichts. Er war immer noch hypnotisiert, doch: Das galt nicht für Hugo.
„Herr Professor?“, fragte er mit seiner seltsamen hohen Stimme (also eigentlich war es ja Müller selbst; sehen Sie, Müller war hypnotisiert, allerdings war der Hugo-Teil seiner Persönlichkeit nicht mit-hypnotisiert worden; ich weiß, das macht keinen Sinn, aber was kümmert’s mich, ich bin nur der Erzähler!).
„Hm“, sagte ‚Hugo‘, „anscheinend haben Sie den Professor hypnotisiert! Aber mich, Hugo, haben sie nicht hypnotisiert! Ich werde einen Weg finden, den Professor aufzuwecken und dann werden wir die Weltherrschaft an uns reißen!“ Er lachte ein lautes, zuversichtliches Lachen…

Tja, meine lieben Freunde, was war das nicht wieder für eine tolle Folge! Doch wie wird es weitergehen? Werden Rass und Rochel zusammenkommen? Werden Phoebe und Monica…hä? Ein Hotel Garni auf Magrathea eröffnen? Nein wirklich, so steht’s hier: ‚Ein Hotel Garni auf Magrathea eröffnen!‘ Tut mir Leid, ich schreib‘ den Scheiß nicht, ich les‘ nur die Zettel ab, welche die Programmdirektion mir vorsetzt…
Nun, niemand wird es je erfahren! Ich bin Elefanten-Man und gebe zurück ans Studio!

ENDE

 

Hallo John,

Willkommen hier bei den Wortkriegern. Ich hoffe, Du hast Spass hier :)

So ganz ohne Kommentar bei einem Debüt ist ja auch "gemein". Daher kommentiere ich das mal.

Zunächst ein Geständnis:
Ich habe die Folge der Sitcom nicht gelesen, sondern habe es nur durch die Rahmenhandlung geschafft.

Die ersten beiden Sätze, wo man mitbekommt, dass einen ein Elefant zuquatscht, fand ich richtig gut - da dachte - hey! das kann "aberwitzig" werden.

In jedem Fall ist mein Name Elefanten-Man...
Ab da ging es für mich bergab. Das er keinen "echten" Namen hat, hatte mich richtig enttäuscht, so nach dem Motto: Oh - der Autor gibt dem Protagónisten nicht mal nen witzigen Namen, das ist ja einfallslos.

Der Vergleich mit Benjamin Blümchen. mhm - naja. Ich weiss wer es ist, aber ich habe noch nie eine Folge Benjamin Blümchen gesehen. Ich fand den Vergleich überfüssig.

Die Erklärung, wo er herkommt, wie er sprechen lernt, kam so "dokumentarisch" rüber. An sich ja ok, aber die Unterhaltung fehlte mir. Humor - Science fiction - egal in welche Richtung. Mir war es zu "realistisch" erzählt (um nicht "langweilig" zu sagen).
Letztendlich ging mir die Freude am Lesen verloren und ich habe "immerhin" bis zum Ende der Rahmenhandlung weitergelesen. Aber ich hatte durch diese Einleitung einfach keine Lust weiterzulesen.
(Vielleicht ging mir seine Pieps-Stimme ja auch auf den Wecker :) )

Sorry, klingt jetzt nicht so toll.

Also die Idee des sprechenden Elefanten ist schon witzig - da kann man doch skuril weitermachen. Vielleicht mehr Geschichte erzählen und weniger erklären (warum ein Elefant spricht ist doch eigentlich wurst, oder? Du erklärst ja auch nicht, wie er sich mit den Pfoten ne Zigarette anmacht :D )

Vielleicht ist die Sitcom-Folge ja besser. Dann wärs aber vielleicht auch besser, die Rahmenhandlung wegzulassen?

Gruss
pantoholli

 

Hi, ja auf jeden Fall schonmal danke für den Kommentar (hatte mich schon gefragt, wann mal jemand was schreibt ;) ). Ich sollte dazu sagen, dass die Idee auf einer "tatsächlichen" Sitcom basiert, bei der ich auch schon teilweise einzelne Episoden in Dialog-Form aufgeschrieben hatte, die ich und ein paar Bekannte auch teilweise schon gedreht hatten. Elefanten-Man war da ursprünglich gar nicht drin, ich kam aber dann irgendwann auf die Idee, ihn (d.h. mich selbst in einem lächerlichen Elefanten-Kostüm, hihi) als eine Figur einzubauen, die immer mal zwischendurch auftaucht und Dinge "erklärt" (wobei 'erklärt' sehr bewusst in Anführungszeichen gesetzt ist). Die Idee dabei ist eine Parodie auf die Art, wie z.B. das Phantasialand oder sowas durch irgendwelche bescheuerten "Maskottchen" in Tier-Form die Kinder "abholt" und sowas. In dem Sinne machte sein (absichtlich!) einfallsloser Name durchaus einen Sinn. Diese ganze "Entstehungsgeschichte" (oder der Vegleich mit Benjamin Blümchen) ist hier dann auch durchaus als Verarsche gemeint. Allerdings gibt es mir schon zu denken, dass das ggf. vielleicht einfach nicht rüberkommt. Ich kam halt auf die Idee, die Sache in "Buchform" rüberzubringen und dachte, dass es da durchaus sinnvoll sei, Elefanten-Man als Erzähler zu verwenden. Kann aber natürlich sein, dass ich durch den Anfang falsche Erwartungen wecke. Also, da das ja eine Serie ist, folgen ja schon noch ein paar Episoden (vielleicht auch noch ein paar mehr, mal sehen). Und Elefanten-Man wird da sowieso in den Hintergrund treten, zumal mir eh nicht besonders viele Elefanten-Geschichten einfallen werden, das hört dann irgendwann auf. Für die zweite Folge hab' ich noch 'ne lustige, danach war's das eigentlich schon fast.
D.h. ich warte jetzt erstmal noch ein bisschen und lass die Folge vorerst (!) wie sie ist und konzentrier' mich lieber erstmal auf die weiteren, dann seh ich mal...

Auf jeden Fall danke nochmal für den gutgemeinten und hilfreichen Kommentar!

Gruß

John

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom