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Über das Motiv eines Vergewaltigers

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18.08.2004
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Über das Motiv eines Vergewaltigers

Letzte Worte eines Vergewaltigers

Vor ungefähr einem Jahr habe ich über Nacht ungewollt eine gewisse Berühmtheit erlangt. Ich habe etwas getan, was an Grausamkeit die Vorstellungskraft der meisten Menschen übersteigt: Ich habe ein Mädchen sexuell missbraucht und ermordet. Alle hässlichen Einzelheiten habe ich dem Gericht mitgeteilt, das mich zum Tode verurteilt hat. Ich möchte hier öffentlich die Frage beantworten, die mir nun so oft verzweifelt, als Vorwurf, ohne eine Antwort zu erwarten, unter Tränen oder mit bitterem Hass gestellt worden ist: Warum hast du das getan?

Meine Handlungen werden in dem Augenblick, in dem ich sie ausführe, etwas Unumstößliches, sind nicht wieder zurückzunehmen. Sie sind die Verkörperung meiner selbst als Individuum im Weltgeist oder der Weltgeschichte, welche den Rahmen meiner Möglichkeiten perfekt ausschöpfen sollte; das war für mich das Lebensziel. Dabei kam es nicht darauf an, dieses Ziel zu erreichen, mir war durchaus bewusst, dass Perfektion ein abstrakter Begriff ist, der, wenn man ihn zu Ende abstrahiert, vielleicht auf Gott hinausläuft, sondern nur den unbedingten Willen, alles dafür zu tun. Das übersteigt die menschliche Kraft, meine zumindest, bei Weitem.

Der Zeitpunkt, von dem ab ich perfekt sein wollte, nenne ich hier "Einzählen". Vorher gab es dafür kein Wort für mich, es war wie ein ewiges Geheimnis, schon immer in meiner Erinnerung, die, abgesehen von bruchstückhaften Eindrücken, etwa bei meinem neunten Lebensjahr beginnt. Ich suchte dafür immer einen besonderen Moment, am besten mit einer gewissen Symbolik, zur Not aber auch einen, dessen Reiz die alltägliche Trostlosigkeit ausmachte und fing an: 1 – 2, das Ideal ins Bewusstsein rufend, dann explosionsartig schnell 1-2-3-4. Das alles lief nur in meinem Innern ab, jemand, der mich beobachtet hätte, hätte höchstens eine kurze Weggetretenheit wahrgenommen. Sobald aber die 4 zu Ende gedacht worden war, erlebte ich eine kleine Wiedergeburt. Ich begann damit gedanklich ein neues Leben, das zwar von meiner wirklichen Vergangenheit genährt wurde, aber alle Verantwortung dafür, im Guten wie im Schlechten, innerlich von sich wies. Das bedeutete ein reines, neues Gewissen. Von nun an sollte mein Körper, der meine momentane Vorstellung der Perfektion in die Tat umzusetzen hatte, von meinem Willen, und der wiederum von der Vernunft beherrscht werden. Diese Vorstellung konnte sich ändern, das tat sie im Laufe meines Lebens reichlich, solange meine Triebe sie nicht zu ihren Gunsten ummodelten, und ich mich dadurch selbst belog, sondern der Wille ungebrochen blieb. Das blieb er bloß nie. Ich zählte manchmal 20 Male am Tag ein, höchstens hielt ich eine Woche durch, immer überwältigten ihn Triebe, die meine Vernunft nicht wollte. Natürlich war meine Vergangenheit auch weiterhin Teil der Gegenwart, ich als Person bezog mich jedoch nur auf mein Leben nach der 4. Unmoralische Dinge, die ich davor getan hatte, konnte ich mit keinen Gründen rechtfertigen. Sollte man mir die gerechte Strafe geben, ich wollte sie mit größtmöglicher Perfektion meistern, die Zeit zurückdrehen konnte ich nicht.
Man kann sich vorstellen dass ich meinen Mitmenschen große Rätsel aufgab wenn ich von einem Moment auf den anderen ein neuer Mensch wurde, der im Großen und Ganzen natürlich derselbe blieb, nur von einer Willensstärke, produziert in meinen Gedanken, verlassen oder überfallen wurde.
Ohne das, man kann es auch meinen heiligen, undefinierten Sinn des Lebens nennen, hätte mir jeder Wille zum Leben gefehlt. Ich habe nie verstanden, wie meine Mitmenschen sich zur Hälfte um sich und was sie verkörpern und zur anderen um ihre Triebe kümmern konnten. Triebe sind für mich ein genusssüchtiger Wille des Körpers, den die Vernunft verbietet. Man kann es eigentlich damit auf den Punkt bringen, dass ich nie meine Triebe in Schranken weisen, sondern nur bedingungslos verbieten oder rücksichtslos ausleben konnte. Ist das Konsequenz oder Idiotie? Manchmal erschien es mir wie ein psychologischer Komplex, manchmal wie etwas, mit dem ich eben deswegen zu kämpfen habe, weil nur ich jemals dieses Besondere erfahren werde, auf das ich die ganze Zeit zu warten schien, und das vielleicht auch nur dann eintreten würde, wenn ich einmal nicht mehr einzählen müsste.

Das Gefühl der absoluten Reinheit ist beseelend. Das Gefühl der Freiheit vor dem Einzählen ist überwältigend. Es ist egal, was man tut, wenn man im nächsten Moment seine Vergangenheit verwerfen wird. Es gibt keine beengende Moral, nur noch absolute Handlungsfreiheit. Prüfen Sie sich selbst ob das bei Ihnen auch auf Lustbefriedigung (nicht nur im sexuellen Sinne) hinausläuft. Für mich hat dieses Gefühl ausgereicht, einen unschuldigen Menschen zu töten.

Ich kann Ihnen versichern, dass ich den Sachverhalt so wahrheitsgetreu wie möglich geschildert habe. Es ist in der Vergangenheit geschrieben, weil ich mit meinem Leben abgeschlossen habe und zum stoischen, subjektiven Analytiker meines kranken Ichs, das es nicht mehr gibt, geworden bin. Ansonsten hätte mich die Todesangst schon umgebracht. Ich wollte nie etwas entschuldigen; das ist keine Verteidigungsrede, mein verdientes Ende steht fest, sondern der nüchterne Versuch, meine Tat begreiflich zu machen.

 

Hallo Fragor!

Erst einmal herzlich willkommen auf kg.de! :)

Leider gefällt mir Deine Geschichte aber überhaupt nicht. Du stellst den Protagonisten dar, als hätte er sich völlig allein da hinentwickelt, in der Realität funktioniert das aber anders. So sehe ich die Geschichte nicht als seltsam, sondern als unglaubwürdig.

Obendrein sind etliche Fehler drin, hauptsächlich in der Groß- und Kleinschreibung, die ich hier nicht aufzähle.

Weiters würde ich hier, beim erstmaligen Auftauchen das "Einzählen" in Anführungszeichen schreiben, ich dachte nämlich erst, es sollte ein falsch geschriebenes "einzeln" sein:
"Der Zeitpunkt von dem ab ich perfekt sein wollte nenne ich hier Einzählen."

"wenn ich von einem Moment auf den anderen ein anderer Mensch wurde,"
- normalerweise sollte Dir so eine Wortwiederholung selbst auffallen, und sie ist ja auch gar nicht schwer zu umgehen, wenn Du z.B. entweder "von einem Moment auf den nächsten" oder "ein neuer Mensch" verwendest

"man es auch meinen heiligen, undefinierten Sinn des Lebens nennen."
- hier fehlt wohl ein "könnte"

"Ich kann sie versichern"
- Wenn das ein Versicherungsvertreter sagt, ist es richtig, hier heißt es aber "Ich kann Ihnen versichern"

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo

Vielen Dank für deine Kritik. Die Rechtschreib- und Stilfehler werde ich bei Gelegenheit verbessern.
Wie entwickelt man sich denn deiner Meinung nach in der Realität "da hin"? Das genau finde ich ist das Seltsame an meinem Text: Der Protagonist kommt durch seinen eigenen Gedankenkomplex, der für ihn unmöglich mitzuteilen gewesen ist, in die beschriebene Situation.

 

Hallo Fragor!

Wie entwickelt man sich denn deiner Meinung nach in der Realität "da hin"?

Das wäre ein bisschen zu ausführlich zu erörtern, aber grundsätzlich wird niemand gewalttätig, dem nicht selbst Gewalt angetan worden ist. Es gibt aber da verschiedene Wege, die zum gleichen Ziel führen.

Wenn man eine Geschichte zu so einem Thema schreibt, gehört meiner Meinung nach schon ein bisschen Recherche dazu. So gibst Du eigentlich nur Deinem Unverständnis des Themas Ausdruck.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Eine gewisse Art der Gewalt hat mein Protagonist ja erfahren: Die Selbstversklavung seiner Triebe durch seinen Perfektionismus.

Ich habe mich zugegebenermaßen kein bißchen mit den Motiven wirklicher Vergewaltiger beschäftigt (würde mich aber schon interessieren wenn jemand einen guten Link hat), kann mir aber kaum vorstellen dass Psychologen den Mord für ein kurzes Glücksgefühl, nur durch Gewalterlebnisse einwandfrei erklären können.

 

wegen zahlreicher Großkleinschreibungs- und Kommafehler verschoben ins KorrekturCenter
Ich schlage vor, die Geschichte hinterher nicht wieder nach Seltsam zurück zu verschieben, sondern nach Gesellschaft, da es sich um eine nicht weiter seltsame Crime-Story handelt.

 

Aus dem KC nach Gesellschaft verschoben
Hi Fragor,

ehrlich gesagt, konnte ich mit deiner Geschichte nicht viel anfangen. Das Motiv des Vergewaltigers hat sich mir nicht erschlossen, vielleicht ist es in den viel zu langen Sätzen untergegangen...

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo
Ich bin bisher nur auf ähnliche Kritiken wie deine gestoßen. Der Schwerpunkt liegt (neben meinen mangelnden schriftstellerischen Fähigkeiten) auf der Vergewaltigung. Zugegebenermaßen nicht zu Unrecht, da sich ja auch der Titel darauf bezieht. Mir war dabei allerdings die Darstellung des Gedankenkomplexes, der in seiner radikalen Umsetzung zu völliger Gewissenlosigkeit und nur als Gipfel zur Vergewaltigung führt, viel wichtiger und hätte als Vergehen also auch etwas anderes nehmen können. Das Nachempfinden der Gefühle ist dabei, wie ich finde, zuviel verlangt, ein Nachvollziehen reicht schon.


"...und der Titel ändert sich in jedem Denkenden zu: „Über das Motiv eines unbegabten Schriftstellers“"

Damit, dass du mich für so unbegabt und den Text für bestürzende und peinliche Effekthascherei hältst, magst du Recht haben. Du zeigst aber keine Größe dabei es mir so zu sagen. Vielleicht verstehe ich auch nur den Sinn nicht.

 

Hallo jo
Kannst du mir genauer sagen was du nicht verstehst oder ist dir der Gesamtzusammenhang nicht klar?

Hallo Marius
Ich will und könnte es wahrscheinlich auch nicht, meine Sätze leserlicher und den Charakter des Vergewaltigers symphatischer erscheinen zu lassen um den Leser für ihn "zu öffnen". Gleichzeitig habe ich das Gefühl dass von sich aus niemand bereit ist sich in ihn hinein zuversetzen, besonders wenn er keine Entschuldigungen wie eigenes Leiden vorbringen kann, sondern vorgibt logisch gedacht zu haben. Ich finde das Thema immer noch gut, man sollte nur vielleicht anders darüber schreiben.

 

hallo
Warum würdest du ein anderes Vergehen wählen? Weil es noch schlimmere Assoziationen weckt als nur Mord?
Das hätte den Nachteil dass man erst einen momentanen Lustzustand erfinden müsste, der dem Täter durch den Mord ermöglicht wird. Ein Racheakt wäre unpassend und alles andere erfordert ein besonderes Fetisch.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fragor

Ich habe nicht alle Kommentare gelesen, das ging mir zu lang ;) Trotzdem will ich etwas Schreiben zu Deiner Geschichte.

Ich suchte eine Geschichte hier und stiess dabei zu fällig auf Deine.
Da ich mich sehr mit Vergewaltigung und Missbrauch beschäftigt habe, hat mich Deine Geschichte natürlich interessiert. Ich hoffte allerdings, es ginge nicht darum, Vergewaltigungen zu rechtfertigen... und ich wurde nicht enttäuscht.

Ich finde Deine Geschichte gar nicht mal so schlecht, Rechtschreibe- und Grammatikfehler mag sie vielleicht haben, aber wenn ich eine Geschichte lese, dann sind die nebensächlich für mich. Der Inhalt ist das Wichtigste.

Hingegen suggeriert Dein Titel etwas, was die Geschichte nicht hält und zwar: Über das Motiv zu erzählen. Du erzählst (respektive: der Protagonist erzählt) über die "Umstände", die zu der Tat führten, über das, was die Tat auslöste - aber ist das das Motiv? Meiner Meinung nach nicht.

Ob Du Recht hast oder nicht, das kann und will ich nicht beurteilen. Natürlich gibt es Untersuchungen und Vermutungen darüber, wer wie zu einem Vergewaltiger/einer Vergewaltigerin wird, aber wieso sollte nicht auch richtig sein, was Du schreibst? Ausserdem erhebst Du ja nicht den Anspruch - wenn ich das richtig mitbekommen habe - DEN Grund dafür gefunden zu haben, dass es Vergewaltigungen gibt.

Deine Geschichte beschreibt eine ganz andere Sicht auf das Thema, als es solche Geschichten normalerweise tun, aber sie ist nicht darauf aus, des Lesers Sympathien zum Täter hinzureissen (ich benutze absichtlich dieses Wort) und das gefällt mir.

Liebe Grüsse
DyingOrDead

 

Vielen Dank für die erste postive Reaktion.

Im Fremdwörterbuch steht unter Motiv: Beweggrund, Antrieb, Ursache, Zweck, Leitgedanke. Es stimmt, dass das alles nur zur Hälfte zutrifft. Deswegen werde ich die Überschrift in "Letzte Worte eines Vergewaltigers" ändern.

Ich habe auf keinen Fall den Anspruch erhoben die Ursache aller Vergewaltigungen gefunden zu haben. Ich habe versucht eine Erklärung dafür zu geben, wie jemand für einen kurzen Lustzustand bewusst alle seine Werte aufgibt (und sie gegebenenfalls im nächsten Augenblick in neuer Frische wieder aufnimmt). Wahrscheinlich gab es noch nie eine Vergewaltigung deswegen, aber sie ist das äusserstre Extrem das ich mir vorstellen kann.

 

Hi Fragor

Nichts zu danken ;)

Klingt - für mich - schon besser :)

Ja, das war mir auch bewusst, dass Du das nicht hast und genau das schätze ich auch.

Du hast eine heikle Erklärung gegeben, aber eine, die durchaus richtig sein könnte, ob uns das nun gefällt oder nicht (mir gefällt's nicht), es gibt keine Monster und wir sind alle Menschen. Vergewaltiger sind natürlich von der schlimmsten "Sorte" von Menschen, die es gibt, aber sie haben nicht keine Werte - was ihre Taten kein bisschen (!) besser macht (nur damit Ihr mich nicht falsch versteht). (Gut dargestellt ist dieses Thema im Film "Im toten Winkel", wo Hitler's Sekretärin berichtet...)

 

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